Ja, war ganz gut eigentlich
Calden
Fast hätte ich mein schrill klingendes Handy nicht gehört, so laut war die Musik. Ich stand auf und nahm den Anruf entgegen. Der Anrufer war Anonym. "Scheiße, Calden", mein Gesicht versteinerte sich. Diese Stimme kannte ich noch zu gut und ich hatte gehofft sie nie wieder hören zu müssen. Auf der anderen Seite der Leitung befand sich Joshua, ein ehemaliger Kumpel aus Zeiten, die ich längst aus meinem Kopf verbannen wollte.
"Was willst du", so kühl war meine Stimme lange nicht mehr gewesen, wie in diesem Moment.
"Ich weiß, ich hab dir versprochen... fuck", ich hörte im Hintergrund laute Geräusche und mir fiel auch seine Stimme auf. Er war zu gedröhnt. Mit was auch immer.
"Ich weiß, du wolltest nie wieder was von mir hören, aber ich brauch deine Hilfe", sagte er. "Kannst du vergessen", meine Hand wurde zu einer Faust.
"Die Bullen kommen und nehmen uns hier alle fest, kannst du mich nicht...", er stoppte wieder, seine Stimme wurde zunehmend nervöser.
"Genau da gehört ihr auch hin", meine Hand fing an zu zittern, während ich die Finger in meine Handfläche drückte. Ich hasste diesen Clan, diese Gang, diese Gruppe oder was auch immer sie zu sein schien. Ich hasste ihre Existenz und sie büßten so viel. Der Gedanke von Rache war schon längst verschwunden, ich hatte mich mit der kalten Realität abgefunden. Doch dieser Anruf brachte alles wieder hervor. Die Erinnerungen an diese dunkle und grauenvolle Zeit. "Halte mich aus deinem Mist raus", waren meine letzten Worte, bevor ich auflegte. Ich war nie Teil dieser Gang gewesen, doch Joshua war dort hineingezogen worden. Er war kein Freund mehr, denn genau er war Schuld für diese dunklen Erinnerungen, die nun wieder vor meinem inneren Auge auftauchten. Ich versuchte mich zu kontrollieren, doch meine Faust landete in der Wand. "Fuck", sagte ich laut und öffnete die Hand. Sie zitterte immer noch und meine Fingerkuppen fingen an zu pochen.