Irene
Ich sehe zu Charlie rüber, sage aber nichts dazu. Sie weiß nichts von dem Vorfall und das soll auch so bleiben. Wir fahren eine Weile herum, aber Junior ist nirgends zu sehen. Schließlich fährt Charlie rechts ran und sieht mich verzweifelt an. "Ich könnte immer noch versuchen ihn anzurufen." schlage ich vor. Ihre Antwort nicht abwartend, zücke ich mein Handy und wähle seine Nummer. Vermutlich wird er nicht hingehen, aber einen Versuch ist es Wert.

Junior
Irgendwann finde ich mich am See wieder. Da wo wir im Sommer immer zum schwimmen gehen. Ich tigere am Ufer unruhig auf und ab. Was soll ich jetzt machen? Wo soll ich hin? Ich muss mit Charlie sprechen! Aber Chris wird das nicht zulassen.
Meine Grübeleien werden unterbrochen durch das Klingeln meines Handys und ich ziehe es aus meiner Hosentasche. Es ist Irene. Ich starre auf das Display, nicht sicher was ich tun soll. Dann gehe ich schließlich ran. "Was?"

Junior
Und es ist nicht Irene. Es ist Charlie. Ich bleibe sofort stehen, als ich ihre Stimme höre und presse das Handy fester ans Ohr. "Ich...Ich bin am See..." sage ich schließlich. Ihre Stimme zu hören bewirkt genau zwei Dinge. Erstens, dass ich sie unbedingt sehen will. Zweitens, dass meine Wut nur stärker wird, weil die Angst sie an diesen Kerl zu verlieren so unglaublich groß ist und ich das einfach nicht dulden kann. Nicht Charlie und nicht an ihn. Sie gehört mir verdammt nochmal!

Irene
Ich bin überrascht, als mein Bruder so schnell abhebt und sehe zu Charlie. Ich warte bis sie aufgelegt hat, ehe ich sie ansehe und sage. "Fahr du alleine zum See. Ich werde zu Mason und Oscar ins Krankenhaus schauen." sage ich. "Lass mich einfach an der Hauptstraße vorne raus, von da ist es nicht mehr weit." denn Charlie und mein Bruder müssen jetzt alleine miteinander sprechen.

Irene
Ich sehe zu ihr rüber und lese in ihrem Blick, dass sie mich eher gerne dabei gehabt hätte. "Nein." seufze ich und zucke mit den Schultern. "Aber lass mich fahren. Du siehst unglaublich fertig aus." ich mustere sie besorgt. "Vielleicht ist es wirklich schlauer wenn ich auch mitfahre." denn ich weiß nicht wozu mein Bruder noch fähig ist, nachdem was passiert ist. Ich kann meinen eigenen Bruder nicht mehr wirklich einschätzen. Das macht mir Angst.


Junior
Ich stecke mein Handy wieder weg und mache mich wieder daran unruhig am See auf und ab zu tigern, wobei ich immer wieder Blicke zur Straße werfe. Ich hab keine Ahnung was jetzt passieren wird oder wie Charlie reagieren wird. Aber ich werde ihr alles sagen was dieser Kerl zu mir gesagt hat und dann wird sie einsehen müssen, dass ich Recht hatte und sie wird ihn rausschmeißen müssen. Auf einmal werde ich wieder etwas ruhiger. Es wird alles gut werden, wenn Charlie erstmal hier ist.

Irene
Wir fahren schweigend die Strecke zum See. Nicht einmal 10 Minuten später kommen wir an und steigen aus dem Wagen. Junior sitzt an einem der Felsen am Ufer. Als er uns sieht, steht er sofort auf und kommt auf uns zu. Ich beschließe mich noch im Hintergrund zu halten. Auch wenn der Anblick meines Bruders in diesem Zustand mir verdammte Sorgen macht. Ich will ihn am liebsten schütteln und sagen "Du bist nicht wie Vater!" aber die Wahrheit ist, dass ich mir dessen nicht mehr so sicher bin. Scheint so als würde sich das kaputte Gen von Jay durch unsere gesamte, kleine, kaputte Familie ziehen.


Junior
Ich warte nicht lange, da fahren Charlie und Irene vor. Sie steigen aus, doch mein Blick gilt nur Charlie. Sie zu sehen bestätigt mich nur nochmal darin, was ich eh schon weiß. Ich liebe sie! Und ich werde alles tun um sie nicht zu verlieren!
"Charlie..." murmle ich, stehe von meinem Stein auf und gehe auf sie zu. Ich lächle sie leicht an. "Ich... ich bin froh, dass du da bist."

Junior
Ich weiß ein paar Minuten lang nicht was ich sagen soll und es scheint ihr genauso zu gehen. Wir stehen am Ufer des Sees und ich werfe ihr immer wieder kurze Blicke zu. Jedes mal kocht die Wut erneut in mir hoch. Sie bedeutet mir zu viel als dass ich sie verlieren könnte. Schließlich ergreift sie das Wort und ich hebe überrascht meine Augenbrauen. "Wieso?" frage ich und kann jetzt kaum mehr die Wut in meiner Stimme unterdrücken. Nicht Wut auf sie, sondern auf Oscar. Darauf, was er angerichtet hat. "Weil ich Recht hatte! Oscar will dich mir wegnehmen!"

Junior
"Muss es nicht." sage ich sofort auf ihre Aussage hin, ignoriere ihre erste Ansage und nehme ihre Hand in meine. "Charlie. Wir schicken Oscar einfach weg, sehen ihn nie wieder und dann wird alles so wie Früher." lächle ich leicht, wobei die Wut über Oscar noch immer in meinem Bauch brodelt, aber Wut bringt mich jetzt hier nicht weiter.

Junior
"Charlie! Charlie warte!" laufe ich ihr sofort nach und packe sie am Arm, in meiner Wut etwas fester als ich eigentlich beabsichtigt hatte. "Warte!" mein Ton ist eine Mischung aus Verzweiflung und glühend heißer Wut. Wie kann sie Oscar mehr glauben schenken als mir. "Oscar ist das Problem! Ich liebe dich, Charlie! Bitte du musst mir glauben!" meine Gedanken überschlagen sich und so reihe ich einfach sinnlos aneinander was mir gerade durch den Kopf schießt. Aber ich will und kann sie auf keinen Fall verlieren!

Irene
Ich beobachte die ganze Szene zwischen den Beiden, bereit jederzeit einzuschreiten. Zuerst scheint es so als würden die Beiden wirklich miteinander reden, aber schnell eskaliert das Ganze und als Junior Charlie am Arm packt, stoße ich mich sofort vom Wagen ab und gehe ein paar Schritte auf sie zu. "Hey!" will ich schon rufen, aber Charlie scheint das Ganze noch im Griff zu haben. Ich starre meinen Bruder an, der Charlie mit einer Mischung aus Wut, Panik und Verzweiflung ansieht und kann nicht glauben wie ähnlich er Jay in diesem Moment ist.

Junior
"Ich dachte ich liebe dich auch, aber anscheinend war das nur eine Fantasie..." sieht Charlie mich verletzt an und ich bleibe sofort stehen. Ich spüre wie irgendwas in mir drin zerbricht und wie die Wut unkontrolliert durch meinen Körper strömt. Aber noch schlimmer als das ist der Schmerz über diese Worte. "Charlie..." sage ich und merke selbst wie unglaublich schwach und leise meine Stimme klingt. Ich kann nicht glauben was sie da gerade eben gesagt hat. Sie liebt mich doch, das hat sie immer gesagt, das hab ich immer gewusst... Aber in ihrem Blick lese ich jetzt etwas anderes... .

Junior
Ich bin ein paar Augenblicke lang wie erstarrt, während ich ihr dabei zusehe wie sie zu meiner Schwester geht, diese ihr ins Auto hilft, selbst einsteigt und dann losfährt. Da kommt wieder Leben in mich und ich stolpere vorwärts. "Charlie!" rufe ich und renne dem Auto hinterher. "CHARLIE!" ich brülle jetzt schon fast. In meiner Stimme liegt eine Mischung aus Schmerz und Wut und ich weiß, dass ich mich absolut wahnsinnig anhöre. So als hätte ich meinen Verstand verloren. "CHARLIE!" doch das Auto hält nicht an und ich bremse schließlich ab und bleibe stehen während ich dem Auto nach sehe.


Irene
Ich verfrachte Charlie ins Auto und werfe meinem Bruder noch einen kurzen Blick zu. Und der Blick den er auf seinem Gesicht hat bricht mir beinahe das Herz. Doch ich muss mich jetzt erstmal um Charlie kümmern. Dann kann ich sehen wie es ihm geht. Also steige ich in den Wagen und fahre los. Im Rückspiegel sehe ich, wie mein Bruder sich aus seiner Schockstarre löst und losrennt. Sofort drücke ich noch mehr aufs Gas und beschleunige den Wagen. Denn auch wenn das eindeutig mein Bruder ist, der da hinter dem Wagen her rennt, so steht er in diesem Moment meinem Vater in Wahnsinn, Wut und Gefährlichkeit in Nichts nach.

Irene
Ich sehe im Rückspiegel wie mein Bruder stehen bleibt und schnell kleiner wird während ich die Straße entlang fahre. Ich werfe Charlie einen kurzen Blick zu und spüre selbst wie sich ein dicker Kloß in meinem Hals bildet. Ich liebe meinen Bruder aber was hat er angerichtet?
"Du brauchst jetzt erstmal einen Drink." sage ich und steuere den Wagen durch die Stadt. Ich versuche so normal wie möglich zu klingen, denn es bringt nichts, wenn wir Beide komplett am Rad drehen. Aber irgendwie will mir das nicht so ganz gelingen. "Du hast das Richtige getan Charlie." füge ich leise hinzu. "Es tut mir wirklich leid was da eben passiert ist."

Junior
Ich starre dem Auto nach noch lange nachdem es hinter der nächsten Kurve verschwunden ist. Ich hab keine Ahnung was ich zuerst denken soll, was ich fühlen soll oder was ich tun soll. Alles ist ein einziges Chaos. Alles was mir im Moment bleibt ist einfach da zu stehen zu starren und zu hoffen, dass das alles hier nur ein dummer Alptraum ist. Dass ich bald aufwachen werde und feststelle, dass Oscar gar nicht existiert, dass Charlie noch bei mir ist und dass alles was heute passiert ist, gar nie wirklich passierte.
Aber schließlich muss ich einsehen, dass Charlie mich gerade eben verlassen hat und dass das hier real ist.
Ich tigere unruhig auf und ab, ohne zu wissen was ich tun soll. Ich ziehe mein Handy aus meiner Hosentasche, durchsuche meine Kontakte doch finde niemanden den ich jetzt anrufen könnte. Nicht einmal meine Schwester ist mir geblieben....