Hey hey
Ich muss leider wieder off, wünsche dir einen schönen Abend :*
Devante
Ich stieg die wenigen Treppen hinauf zum Eingang und schlug mit der Faust einmal gegen das stabile Holz. Nur zehn Sekunden später öffnete sich die Tür. Nicht durch das Personal, sondern durch zwei kleine Kinder - ein Mädchen und ein Junge. Sie sahen wie Geschwister aus, waren es vielleicht sogar.
Beide machten große Augen. > Wer du seien?< fragte der Junge. In diesem Moment tauchte Onodera auf, die Leiterin dieses Waisenheims.
> John, Kailey, geht zurück ins Spielzimmer. Das ist Devante. Er kommt ab und zu hierher und bringt Geschenke.< sagte sie in einem autoritären Tonfall. Sie wusste, wie man mit Kindern umging, denn sie gehorchten ihr aufs Wort, während sie meinem Beutel verstohlene Blicke zuwarfen. Jedes Kind liebte Geschenke. Sie bildeten da keine Ausnahme.
Ich trat lächelnd ein. > Ich hoffe, ich störe nicht.<
> Das tust du nie. Komm, die Kinder sind im Spielzimmer, sie werden sich freuen, dich zu sehen.< meinte sie freundlich und ging vor.
Idoya
Diesmal wählte ich einen ganz anderen Weg, einen, den ich zuvor nicht gerannt oder gegangen war. Ich wollte nicht noch mehr Überlebenden begegnen, denn das würde mich unwiderruflich in größte Gefahr bringen. Dieser Mann mit der Truhe, Salazar, er wollte meine Charta. Er wollte sie mir entreißen, um sie der Arcana zu geben. Wieso wunderte mich das nicht? Eine Sumpfgeborene war es nicht wert, solch eine mächtige Charta zu besitzen. Das hatte in seinen Augen gestanden. Die Unwürdigkeit Trägerin von Asterias zu sein.
Aber ich würde nicht klein beigeben. Wenn es um Asterias ging, würde ich kämpfen, auch wenn sie besser ausgebildet waren als ich. Doch ich hatte andere Mittel, um mich zu verteidigen, sollte es hart auf hart kommen. Das Meer war auf meiner Seite. Dort würde ich Zuflucht finden. Dort musste ich jetzt hin.
Ein lautes Kreischen ließ mich zusammenzucken. Also waren sie doch auf der Jagd. Ich hatte es gewusst. Ich war die ganze Zeit über in Gefahr gewesen. Spätestens in Althea hätte mich dieser Idiot ausgeliefert. Warum...
Er ist nicht das Problem, Idoya. Das war er nie. Er ist vertrauensvoller, als du denkst. Vertrau meinem Urteil.
Mir egal. Ich war auf der Flucht. Wegen wem? Wegen jemandem aus der Arcana. Ganz wie erwartet. Über mir zog ein Schatten vorbei, ich wusste, dass es dieser Falke war und stürzte geradewegs auf mich zu. Zu meinem Übel schien er an Größe zu gewinnen, besonders seine Krallen. Er wollte mich fangen, aber ich sprang zur Seite und nahm die Schmerzen in Kauf, die mich sofort überwältigten. Meine Wunden waren nicht gänzlich verheilt. Leider.
Ich sprang wieder auf die Füße, rannte weiter, rannte um mein Leben, rannte wie damals, als Mutter Shiva und mich davongejagt hatte. Bloß nicht weinen, bloß nicht weinen, ermahnte ich mich selbst. Im nächsten Moment durchbrach ich die Lichtung in einem großen Sprung. Der Anblick des Meeres war pure Erleichterung für mich, doch der Falke war schneller. Ehe ich mich versah, gruben sich seine Krallen in meinen Schultern. Eine Wunde riss dadurch auf. Vor Schmerz wurde ich fast ohnmächtig. Ich versuchte mich aus den tödlichen Krallen zu befreien, aber das machte meine Lage nur noch schlimmer. Ich war nichts weiter als ein Fisch in den Krallen eines Raubvogels. Und mein Henker war auf direktem Wege zu uns.