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11.11.2019, 17:04

Akela

Mein Kopf war zum Boden gesenkt und ausdruckslos starte ich die unbekannte Symbole, die mich umkreisten. Elfenmagie. Eine Magie mit der ich kaum mich beschäftigt hatte, da diese Magie vollkommen anders war, als alle andere Magieformen. Ich wusste nicht wie lange ich an diese Ketten hing, die mich an diesem Ort aus Finsternis band. Sie reichten bis tief in meinem Inneren. Fenrir hatte in meinem Körper Verrat begannen, als er mich in diesem einen Monat in den Nächte kontrollieren konnte. Er hatte den Elfen bei ihrem hinterhältigen Plan unterstützt und als Gegenleistung hatten sie auf meinem Körper einen Zauber des Seelentauschs belegt. Es wurde an dem Tag aktiviert, als Thales ermordet wurde und ich hatte lange gegen die aufsteigende Dunkelheit gekämpft, aber letztendlich verloren. Das gebrochenes Herz hatte mich geschwächt und diesen Moment hatte Fenrir ausgenutzt. Silia. Ich vermisste sie. Ich vermisste ihr warmes Licht. Aber sie würde mich hier nicht finden können, diese Finsternis war zu dunkel für ihr Licht. Ich war blind in eine Falle getappt und vielleicht hatte ich all das hier verdient. Ein Lachen ertönte und Fenrirs Gestalt erschien vor mir. „Es ist wahrlich ein großer Triumph dich besiegt zu sehen. Du hättest niemals gegen mich gewinnen können, auch wenn ich zugeben muss, dass deine Seele sich als sehr hartnäckig erwies. Besonders als die Sonnenfüchsin in deinem Leben erschien“, sein Finger legte sich unter meinem Kinn und hob mein Kopf an. Ich blickte in seine gelbglühende Augen und bemerkte, dass die Pupillen sich verändert hatten. Um der Schwärze herum war ein blutroter Ring. „Heute ist es soweit, ich werde in deinem Körper aufwachen und du wirst hier an diesem Ort gebunden bleiben. Und nach all den vielen Jahren ist es wieder Blutmond. Zuletzt war es an dem Tag meiner Verbannung gewesen. Ich habe auf diesen Tag gewartet, denn am Blutmond bin ich ein sehr mächtiges Wesen. Mächtig wie ein Gott“, ein grausames Lächeln erschien in seinem Gesicht. Und dann ließ er mich hier alleine in der Finsternis und den Albträume. Ich konnte rein gar nichts tun. Nicht mal Jemanden warnen. Ich war in diesem Fluch gefangen. Verdammt, ich hatte geglaubt durch Silia könnte ich ein anderes Ende bekommen. Ein besseres Ende als das hier.

Fenrir

Ich hinterließ seine schillernde Seele hinter mir. Seine Gestalt begann langsam zu verschwimmen, ich hatte die Bindung zu seiner Hülle erfolgreich gekappt und wenn die Seele nicht mehr direkt mit ihrem Körper verbunden war, wurde ihr Umriss unklarer. Es hatte mich kein bisschen gewundert, dass seine Seele silbrig schimmerte wie das Mondlicht und sich mit goldene Funken wie Sternstaub vermischte, als ich das Ritual des Seelentausch durchführte. Von Anfang an war mir klar gewesen, dass er nicht nur ein Nachfahren von Tyr, den ersten Schattenmagier war, sondern dass er die Wiedergeburt von Tyr war. Deswegen hatte die Mondgöttin ihn auserwählt. Bis jetzt hatte dieser Kerl seine wahre Macht noch nicht entdeckt, nicht mal als er den dunklen Gott mit der Sonnenfüchins besiegte, wo sich seine Macht gezeigt hatte. Doch jetzt war es zu spät dafür, denn sein Körper gehörte mir endgültig und somit konnte er sich mir nicht mehr im Weg stellen. Meine Augen schlugen auf und ich zertrümmerte die Muschel, in der ich mich befand. Meine Augen funkelten belustigt, als ich den schockierten Blick von Calypso sah. Sie kam zu spät. „Nein“, hauchte sie entsetzt. Genussvoll leckte ich über meine Lippen: „Und dann kam der böse, große Wolf aus seinem Versteck und verschlang sie.“ Ihr Schrei war wie Musik in meine Ohren und ihr unsterbliches Blut rauschte durch meine Adern. Der Ursprung ihrer Quelle der ewige Jugend war ihr Herz gewesen. Die Insel begann zu beben und Trümmer fielen auf dem Boden. Gleichgültig stieg ich über die Leiche und stellte mich vor dem magischen Spiegel. Teilweise war noch das Aussehen des Schattenmagier geblieben, doch einige Wolfszügen waren hinzugekommen. Aber nicht mehr lange und ich würde meine alte Gestalt wiederbekommen, sobald ich mein ganzes Sein aus der Verbannung befreit hatte. Mit dem Spiegel verschwand ich von der Insel, die bald nicht mehr existieren würde, da sie an ihre Herrscherin gebunden war. Ich erschien direkt vor Cassandra auf dem Schiff und sie ging vor mir auf die Knien: „Mein Herrscher, es ist alles vorbereitet. Wir können mit dem Ritual beginnen.“ Ich schaute nach oben, wo selbst im Schattenreich der Blutmond zu sehen war. Mein Blut pochte und ich spürte wie meine Macht zunehmend stärker wurde. Mit meinem ganzen Sein würde ich noch viel mächtiger sein und die Sonne verschlingen können. Ich stellte den Spiegel in der Mitte des Zirkels. Sie würde als eine Hintertür zur Unterwelt dienen, denn in der Verdammnis befand sich meine andere Hälfte. Mein lang geschmiedeter Plan ging in seine Erfüllung. Mit meine krallenbesetzte Fingern strich ich über den Kopf der intrigante Schwarzmagierin und ich sagte: „Dann bekommst du jetzt deine Belohnung.“ In ihre Augen trat ein gieriger Glanz, sie glaubte wohl Akelas Seele zu bekommen. Menschen waren dumm. Meine Reißzähne packten nach ihrer Kehle und gurgelnd riss sie ihre Augen weit auf bis das Lebenslicht aus ihnen erlisch. Ihre Magie konnte überhaupt nichts gegen mich anrichten, ich verschlang sie als wäre sie Luft zum Atmen. „Ich sagte, du bekommst das, was du verdienst. Und was wäre passender als ein Verrat an die Verräterin?“, meinte ich gleichgültig und beugte mich zu ihr: „Keine Sorge, dein Tod wird mir einen guten Dienst erweisen. Dieses Ritual kann nur mit einer Seele bezahlt werden.“ Mit ihrem Blut schrieb ich ein paar Runen auf dem Spiegel.


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11.11.2019, 19:23

Ardan

Wenige Stunden Schlaf und Trauer ließen das Gleichgewicht in mir stark schwanken. Ich war launischer als sonst. Ich verspürte den Drang irgendetwas oder jemanden zu zerschlagen. Ich wollte diese negative Energie loswerden. Sie setzte mir zu. Sie machte mich noch wahnsinnig. Manchmal fragte ich mich, ob der rote Mond seinen Teil beitrug. Blutmond. Das Sinnbild für nahendes Böse. Ein schlechtes Omen. Die dämonische Seite in mir war stärker als sonst, darum vermutete ich, dass der nächste Kampf schon sehr bald stattfinden würde. Vielleicht sogar der letzte. Das hoffte ich jedenfalls. Der Krieg musste bald enden. Länger hielt ich es hier nicht aus. In diesem düsteren, toten Gebiet.
Plötzlich sprang Jadis auf die Füße und riss mich damit aus meinen dunklen Gedanken. Dass sie daraufhin Silias Namen schrie, konnte nur eines bedeuten. Unsere Tochter war zurück. Mein Herz machte einen Satz. Dann noch einen. Ich eilte meiner Frau hinterher und als ich Silia wohlbehalten in ihren Armen entdeckte, erfasste mich eine tiefe Erleichterung sowie Freude. Ihr ging es gut. Sie strahlte wieder. Unser Licht war zurückgekehrt. >O Silia...< flüsterte ich mit belegter Stimme, ehe ich meine Arme um die beiden Frauen legte und sie fest drückte. Meine Familie, ohne diese Familie hätte ich schon längst den Verstand verloren.
>Ich bin wieder da.< sagte Silia mit einem warmen Lächeln. Ihre Augen funkelten voller Leben, doch mir entging der kleine Schatten darin nicht. Der Schatten, den wir alle in uns trugen, seit Thales von uns gegangen war. Eine frische Wunde, die noch heilen musste. Ich drückte sie ein wenig fester. >Ja, du bist wieder da. Ein Lichtblick in dieser schweren Zeit.<
>Thales ist hier... Er ist bei uns und wird weiterkämpfen.< Nun klang ihre Stimme etwas zittriger als vorher, aber die Wärme blieb. >Wo ist sein Körper? Habt ihr ihn schon bestattet?<
Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich an seine Leiche dachte. An das bleiche Gesicht und die geschlossenen Augen. An Azurias Tränen, ihre kummervollen Schreie. All das hatte mich kaum schlafen lassen. >Deine Schwester hat ihn in sein Reich gebracht. Azuria ist bei ihm.<
Sie senkte den Blick. >Das wird ihn freuen. Ich hoffe, ich komme dazu mit Azuria zu reden, denn es gibt einiges, was ich ihr von ihm ausrichten soll.<
>Das wirst du, aber zunächst einmal möchte ich erfahren, ob es dir wirklich gut geht. Du hast viel durchgemacht.< Ich löste meine Arme von den beiden, damit sie wieder Freiraum hatten. Silia schaute uns abwechselnd an. Ihr Lächeln erlosch. >Nicht nur ich habe viel durchgemacht. Euch geht es auch nicht gut. Trotzdem geht die Sonne jeden Tag aufs Neue auf. Zeit zum Trauern bleibt uns leider nicht.< seufzte sie. >Außerdem...< ihr Blick glitt zum Himmel. Zum rot gefärbten Mond, >...bald ist es soweit. Bald bricht ein großer Kampf aus. Ich kann meine dunklen Gefährten spüren... Mal... Fen...< Ihre Augen weiteten sich. >Wo ist Akela?<

Jenaya

Seit Alita Thales und Azuria mitgenommen hatte und Kenai und ich wieder ins andere Lager zurückgekehrt waren, spürte ich eine tiefe Unruhe in mir. Eine böse Vorahnung. Zwar hatte ich es geschafft, ein paar Stunden zu schlagen, doch dieses Gefühl ließ nicht locker. Selbst unser Kind bewegte sich ständig, als würde es ausbrechen wollen. Oder kämpfen. Ein kleiner Kämpfer, dachte ich mit einem schwachen Lächeln. Als werdende Mutter wünschte ich mir nichts sehnlicher als eine friedvolle Zukunft für unseren Sohn, doch die Zukunft blieb ungewiss. Selbst wenn wir diesen Krieg gewannen, konnte uns niemand versichern, dass nicht wieder einer ausbrechen würde. Ich machte mir Sorgen. Nun verstand ich meine Mutter so viel besser. Sie hatte sich auch stets um mich und meine Brüder gesorgt.
Seufzend streichelte ich meinen Bauch, als plötzlich der Mondelf auftauchte und Kenai um Hilfe bat. Ich hörte sie miteinander reden. Es ging um Cerberus. Der Blutmond stellte eine große Gefahr für ihn dar. Wieder einmal tat mir der Junge sehr leid. Von einem Blutdurst zum nächsten. Ich wünschte, ich hätte sofort eine Lösung parat, doch mir fiel beim besten Willen nichts ein. Keine Heilkräuter, kein helfender Zauber... nichts.
Ich richtete mich langsam auf und stieß einen tiefen Atemzug aus. In letzter Zeit strengte mich jede Bewegung mehr als sonst an. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass der Blutmond auch auf mich Einfluss ausübte. Vielleicht war das der Ursprung meiner Unsicherheit, vielleicht-
Ein scharfer Schmerz in meinem Kopf ließ mich schwer aufkeuchen. Ich fasste mir an die Schläfe. Bilder und verzerrte Stimmen fluteten meine Gedanken. Zu viel auf einmal. Da waren glühende Bernsteine. Pechschwarz glänzende Schuppen. Schwarze Augen, unendlich tief. Ich hörte ein animalisches Grollen, das Kratzen von scharfen Krallen und ein wildes Heulen. Es echote. Dann spürte ich ein heftiges Hämmern in meinem Kopf. Aus den Geräuschen wurden Stimmen. Ein einheitliches Singen. Oder murmelten sie? Es waren Worte, die ich kaum verstand. Ein Gebet? Eine Zauberformel? Oder eine... Beschwörung!? Begleitet wurde der Gesang vom pulsierenden Rot des Mondes. Er strahlte am Nachthimmel, er verschluckte jedes Licht, kein Stern war mehr zu sehen. Dunkelroter Nebel schob sich vor den Mond und die Welt wurde noch finsterer.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
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11.11.2019, 21:19

Jadis

Ihr Sonnenduft einzuatmen war wie ein Schlag in meinem Magen, so sehr hatte ich meine Tochter vermisst und drückte sie noch fester an mich. Tränen brannten in meine Augen und ich hielt sie nicht auf, als sie heiß über meine Wangen rannen. Sie lebte. Natürlich wusste ich vorher, dass sie lebte, dennoch hatte mich die Ungewissheit über ihr Wohlergehen zermürbt. Vor lauter Sorgen wäre ich in den letzten Tage beinahe verrückt geworden und gleichzeitig war mein Herz schwer vor Trauer gewesen. Es gehörte zu einer meine schlimmste Zeit, die ich niemals wieder nochmals erleben wollte. Ich konnte das kräftige Pochen ihres Herzens spüren, hörte wie die Lunge sich voller Energie mit Luft füllte und sie wieder ausstieß. Ihr Körper strahlte wieder Wärme aus, die noch vor Kurzem gefehlt hatte. Sie pulsierte vor Leben und ich konnte beinahe ihre summende Magie spüren. Ardan gesellte sich zu uns und umarmte uns. Seit Thales in sein Reich gebracht wurde, war er Stunde für Stunde ruheloser gewesen und seine Launen wankten schlimmer als ein Schiff auf hoher See. Manchmal konnte ich seine hilflose Wut auf die Ungerechtigkeit spüren. Ich hatte Verständnis, denn der Verlust um einen guten Freund war groß und ich wusste man durchlebte die verschiedenste Emotionen, wenn man trauerte. Ich stand ihm bei, versuchte ihn abzulenken und in besonders launische Momente, hatte ich mich entschieden ihn einen Augenblick alleine zu lassen, damit er in Ruhe seine Gedanken ordnen konnte. In dieser Zeit kümmerte ich mich um unsere Leute, die trotz des großen Verlustes eine neue Kraft gewonnen hatten. Ich spürte wie ihr Willen wieder eisern wurde und sie für Thales den Sieg holen wollten. Sein Tod hatte jeden zutiefst bewegt. Ich stattete auch beim Krankenlager Besuch und zum Glück hatte man endlich ein Heilmittel für die unbekannte Krankheit gefunden. Die Verletzen hingegen wurden immer gesünder und konnten bald wieder kämpfen. Zudem waren unsere Provianten wieder aufgefüllt, sodass unsere Mahlzeiten ein wenig Abwechslung bekam. Doch allein diese kleine Abwechslung ließ unsere mutigen Kämpfer hoffnungsvoller werden. Wir mussten dafür sorgen, dass sie ihre neu gewonnene Energie nicht wieder schnell verlor und ihre Seelen erneuert müde wurde. Dann hatte ich außerdem mit Ardan über den Verrat der Elfen gesprochen, wie wir damit umgehen sollten, da wir nicht wussten, ob noch mehr Verräter im Orden des Lichts gab. Wir entschieden zuerst auf die Antwort meines Vaters zu warten, da er zu allen direkten Kontakt hatte. Bislang war noch keine Antwort zurückgekommen, jedoch war es in dieser Kriegszeit nicht ungewöhnlich. Und dann war dieser Blutmond, der mich unruhig werden ließ und ich glaubte Ardan ging es ebenfalls nicht anders. Ich löste mich ein langsam von Silia, um sie betrachten zu können. Ihre Haut sah viel gesünder aus, die Augen glänzten lebendig trotz die trauernde Schatten in ihnen. Es würde dauern bis wir uns alle von Thales Tod weitgehend erholen konnten. Ihre Stimme zitterte leicht, als sie davon sprach, dass er bei ihr war. Sofort drückte ich sie wieder und küsste auf ihr weiches Haar. Selbst das Haar hatte wieder seine kraftvolle Farbe bekommen. Dann lösten wir uns alle voneinander und ich musterte unsere Tochter eingehend, um mir nichts entgehen zu lassen. Ich hatte sie unglaublich vermisst und ich hatte das Gefühl ein wichtiger Teil meines Herzens war zurückgekehrt. Das Lächeln erlosch auf ihre Lippen, als sie den Mond ansprach. Ihre dunkle Gefährten…..das war wirklich nicht gut. „Macht dir keine Sorgen um ihn. Kenai hat uns erzählt, dass Calypso ihn bei sich aufgenommen hat und sich um ihn kümmern wird. Er war am jenem Tag völlig durch den Wind gewesen. Er wird bestimmt bald zurückkommen, wenn er erfährt, dass du wieder da bist“, wollte ich sie beruhigen. An den dunklen Kapitän hatte ich ehrlich gesagt nicht viel gedacht, nur durch Zufall hatte Kenai uns davon berichtet, als er sagte er würde mit Jenaya zurück zum anderen Lager kehren.

Kenai

Cerberus ging es nicht gut und es hatte mit diesem roten Mond zu tun, den der Mondelf Blutmond nannte. Dieser Blutmond schien eine eigene Magie zu besitzen und eine große Wirkung auf die Wölfe zu haben. Und darunter litt jetzt Ceberus. Ich wollte den Mondelf noch mehr Fragen zu diesem Blutmond stellen und gleichzeitig sofort zu den jungen Werwolf gehen, um ihn zu helfen. Doch dann hörte ich hinter mir ein schmerzvolles Keuchen und ich drehte mich sofort um. Ich hatte gemerkt, dass es ihr in letzter Zeit nicht gut ging und sie unruhig wirkte. Es schien nicht nur mit der Trauer zu tun haben, sondern auch mit diesem Mond. Der Zeitpunkt würde passen und selbst ich spürte, dass etwas großes Dunkles auf uns zukam. Meine Schattenmagie pulsierte wieder stärker. Jenaya hielt sich an ihrer Schläfe und ihre abendblaue Augen wirkte verschleiert. Ich wusste sofort was es zu bedeuten hatte, ihr drittes Auge empfing etwas und was es auch immer war, es bereitete ihr Schmerzen. Ich eilte zu ihr, spürte das drängende Bedürfnis sie beschützen zu müssen und zog sie fest in meine Arme. „Jenaya, komm zurück“, sagte ich mit eine eindringliche Stimme und meine Schatten hüllten sie ein wie ein zweites Kleidungsstück, um sie von der andere Welt abzuschirmen. Jede Aufregung konnte schlecht für unser Baby sein, besonders seit sie sich nicht mehr gut fühlte. Und außerdem wusste ich nicht, ob dort sich unsichtbare Gefahren versteckten, wie es manchmal geschehen war. Hinter mir hörte ich ein qualvolles Schreien, dass in einem animalischen Grollen hinüberging. Cerberus! Boyd spannte sich an: „Ich bleibe bei deiner Frau und kümmere mich um sie. Ich kenne mich ein wenig mit der Zwischenwelt aus, ihr wird nichts passieren. Du muss Cerberus helfen. Als Schattenmagier bist du in der Lage den Schleierzauber anzuwenden, wie du es jetzt bei deiner Frau getan hast. Damit kannst du ihn von dem Bann des Blutmondes lösen. Du muss aber seine Werwolfsseite in seinem Körper versiegeln, sodass er bis Ende des Blutmondes nicht in der Lage ist sich zu verwandeln. Es ist ein komplizierter und kraftzehrender Zauber. Basil wird es dir erklären, sie hat Akela dabei manchmal geholfen, wenn es keine andere Lösung gab und zudem kennt sie sich mit Kreaturen aus.“ Ich zögerte, denn ich ließ ungern Jenaya alleine in diesem Zustand. Doch als Cerberus erneuert brüllte, küsste ich sie rasch: „Ich vertraue Boyd. Du bist bei ihm sicher.“


Fenrir

Wie aus der weite Ferne hörte ich ein gewaltiger Donner und das schwarzes Meer begann unruhig zu werden. Anscheinend hatte Neptun seine tote, treue Untertanin gefunden und sinnt nach Rache. Wenn selbst das Meer im Schattenreich sich aufbauschte, dann waren die Meere in der Wirklichkeit gewaltige stürmische Wellen, die viele Länder überschwemmen konnte. Der Zorn eines Meergott konnte erbarmungslos sein und jedes Schiff auf der hohe See würde jetzt gnadenlos untergehen. Doch das kümmerte mich nicht, dieser Chaos gab mir nur noch mehr Zeit. Worte aus einer vergessene Zeit verließen meine Lippen und der Zirkel, in dem ich stand begann rötlich zu pulsieren. Er nahm sich das frische Blut in sich auf und als ich die letzte Worte aussprach, schoss aus dem Spiegel eine geisterhafte Kette. Der Haken verschwand im Körper der Toten und riss die kreischende Seele aus ihm heraus. Ausdruckslos sah ich zu, wie die Seele von der Schwarzmagierin verschwand und der Spiegel begann sich zu verändern. Er zeigte mir ein Tor aus Knochen und ich betrat in das schwarze Inneren. Vor langer Zeit war ich schon einmal in der Unterwelt gewesen, damals war es mit meinem Bruder Mal gewesen. Die Unterwelt teilte sich in verschiedene Reiche auf und grenzte nahe an Jenseits, wie die Zwischenwelt es tat. Durch den Fluss Nyx war die Zwischenwelt und die Unterwelt miteinander verbunden. Dennoch konnte man nicht von dort aus hierher gelangen oder andersherum. Sie waren wie Gegenpole. Wie Sonne und Mond. Wie Tag und Nacht. Wie Ebbe und Flut. Der Boden war grau und staubig, eine leere Wüste. Keine Sonne. Keine Hitze. Keine Kälte. Kein Leben. Dennoch täuschte ich mich nicht von dieses Bild, denn irgendwo verbargen sich die Wächter dieser Unterwelt. Und sie würde bald Jagd auf mich machen, denn Leben hatte hier nichts zu suchen. Hier war das Reich der Toten, die Hölle und das Verdammnis. Hier kamen die Sünder der Seelen, die nicht in ihrem Tod Reue zeigte oder so befleckt waren, um von Nxy gereinigt werden zu können, sodass sie ihre Strafe absitzen mussten. Hier herrschte der Totengott mit seine Untertanen mit völlig andere Gesetze.

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Feder« (11.11.2019, 21:28)


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11.11.2019, 21:54

Ardan

Silia wirkte nicht ganz überzeugt. Sie machte sich Sorgen um Akela, das sah man ihr an. Der Name Calypso schien ihr etwas zu sagen, denn sie stellte keine weiteren Fragen, sondern dachte nach. >Was habe ich verpasst?< Wieder schaute sie uns abwechselnd an.
Die Anspannung kehrte in meinen Körper zurück. Ich sprach nicht gerne über das, was sich in letzter Zeit ereignet hatte, aber sie musste den neuesten Stand der Dinge kennen. >Wir warten noch auf eine Antwort, ob es noch mehr Verräter im Orden des Lichts gibt. Einige Männer sowie Frauen wurden vor einigen Stunden ausgesandt, um sich das besonders gefährliche Gebiet anzuschauen. Dort, wo wir kein Blut vergießen sollten... Unseren Kranken geht es besser, der Wille der Soldaten ist zurück und ansonsten machen wir uns alle Sorgen wegen des Blutmondes.< Um ehrlich zu sein, hatte ich gerade mit dem Blutmond nicht gerechnet. Mein Vater hatte damals großen Wert auf äußere Einflüsse gelegt, wenn es darum gegangen war, irgendwo zuzuschlagen. Man wusste nie, was sich einem in den Weg stellen konnte, darum hatte er stets saubere Vorarbeit geleistet. Dieses Wissen hatte ich mir ebenfalls angeeignet, aber in keiner meiner Berechnungen war der Blutmond eine bedeutungsvolle Variable gewesen. Mir war das völlig entgangen. Oder der Dunkle Lord hatte da seine Finger im Spiel. Zuzutrauen wäre es ihm.
>Kann ich irgendwo helfen? Muss jemand geheilt werden?< fragte Silia hilfsbereit. Ich sah zu Jadis. Von uns beiden hatte sie im Lager viel mehr mit angepackt, während ich mich in unserer Höhle verkrochen hatte. Das mir einzugestehen, fühlte sich schrecklich an, aber nichts war schrecklicher als das, was ich verarbeiten musste.

Jenaya

Vage nahm ich die reale, wirkliche Stimme von Kenai wahr. Das lag auch nur daran, weil sich seine Dunkelheit wie ein schützender Mantel um mich legte und die Stimmen dadurch leiser wurden. Trotzdem waren sie da. Sie waren präsenter denn je. Es war, als müsste ich hinhören, als müsste ich hinsehen. Mein Drittes Auge hatte schon lange nicht mehr so aktiv pulsiert. Zahllose Eindrücke prasselten wie schwerer Regen auf mich ein. Ich bekam mit, wie mein Mann mich auf die Lippen küsste, dann verschwand seine Dunkelheit und ich wurde zurück in das Wirrwarr der Zwischenwelt geschleudert. Kälte kroch meine Füße hinauf. Ich erschauderte.
Dann spürte ich wieder jemanden in meiner Nähe. Eine ruhige Präsenz. Sie kam mir bekannt vor. Warme Finger berührten mich an der Stirn. Eine seltsame Energie durchfloss mich und vertrieb die Kälte. >Konzentriere dich auf den stärksten Fluss. Auf das, was dir dringend gezeigt werden muss. Gib dem Drang nach. Folge dem Fluss.< sprach die tiefe, klare Stimme. Sie beruhigte mich irgendwie. Ich nahm kleinere Atemzüge, um meinen rasenden Puls unter Kontrolle zu bringen. Währenddessen folgte ich dem Rat der warmen Stimme. Ich begab mich tiefer in den wilden Strudel. Die Konturen der Bilder wurden schärfer. Ich entdeckte einen schwarzen Stern in einem von Fackeln erleuchteten Boden, um den verhüllte Personen an dessen Strahlenspitzen standen. Sie alle besaßen eine erdrückende Aura, viel negatives Psion. Der kuppelförmige Raum war erfüllt von ihrem Gesang, düster und angsteinflößend. Auch wenn mir ihre Worte fremd waren, wusste ich instinktiv, dass sie sich einer finsteren Sprache bedienten. Böse Worte, eine böse Beschwörung. Der Boden unter ihren Füßen bebte. Er bebte so stark, dass die Decke ihnen auf den Kopf fallen müsste. Nichts dergleichen geschah. Da war bloß das kräftige, animalische Grollen. Es klang wie eine gewaltige Kreatur, die aus einem tiefen Schlaf erwachte. Ich bekam Gänsehaut. Eine uralte Angst machte sich in meiner Brust breit. Ich konnte diese Angst schwer greifen, aber sie war da. Sie war da und ich fühlte mich unwohl dabei.
Plötzlich verschwand das Bild und ich tauchte in den Boden hinein. Vorbei am schwarzen Stern. Dunkles Blut. Es war keine Farbe, sondern Blut. Blut, das diese Leute vergossen hatten. Bevor ich mir mehr Gedanken darüber machen konnte, folgte ich bereits dem Sog in eine noch erdrückendere Welt. Sie war kälter und gleichzeitig stand die Luft in Flammen. Geisterhafte Gestalten huschten umher. Sie flüsterten. Sie stießen scharfzüngige Warnungen aus. Sie galten nicht mir, sondern einem Eindringling. Das Gleichgewicht geriet aus den Fugen. Alles drehte sich. Trotzdem hörte ich das qualvolle Schreien von Toten. Es waren ihre Qualen, die die Luft in Brand setzten und es war ihr Tod, der die Kälte verbreitete. Ein schrecklicher Ort, den ich unbedingt verlassen wollte. Allerdings führte mich das Dritte Auge weiter. Es zwang mich zu sehen. Und was ich entdeckte, raubte mir den Atem.
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12.11.2019, 17:41

Jadis

Ich sah an ihr an, dass sie sich weiterhin um den dunklen Kapitän Sorgen machte und ich erinnerte mich vage wie verzweifelt er selbst gewesen war, als er uns Silia gebracht hatte. Ein Mann würde nicht verzweifeln, wenn er die Frau nicht lieben würde. Einen eindeutigeren Beweis hätte es nicht geben können. Er schien unsere Tochter tatsächlich ohne Hintergedanken zu lieben, auch wenn es schwer zu glauben war. Ich hoffte wir würden bald alle zu einem klärendes Gespräch kommen, denn ich wollte nicht, dass Silia sich hin und her gerissen fühlte. Wir mussten alle gemeinsam eine Lösung finden, wie man friedlich miteinander zurechtkam. Das Leben war viel zu kurz um ein langes Groll zu hegen. Er mochte in der Vergangenheit einen dunklen Ruf haben, aber jetzt schien er sich wirklich zu bemühen ein besserer Mensch zu werden. Ich war bereit ihm eine zweite Chance zu geben, wie ich Ardan eine zweite Chance gegeben hatte. Silia wollte wissen, was ihr entgangen war, als sie genesen konnte und augenblicklich begann ich wie mein Gemahl mich anzuspannen. „Im Krankenlager gibt noch ein paar Verletzten, die kurz davor sind zu genesen, aber es wäre hilfreich, wenn sie heute schon geheilt sind. Und vielleicht kannst du bei den Heilern mit der unbekannte Krankheit, wovon Einige befallen sind, unterstützen. Sie haben ein Mittel gefunden, wie sie die Krankheit stoppen können, jedoch dauert der Heilungsprozess. Die Krankheit scheint wie ein Gift zu arbeiten und ist nicht ansteckend. Wir kennen die Vorraussetzungen nicht, die Heilern meinen es könnte sowas wie ein Virus sein“, antwortete ich.

Kenai

Ich folgte dem unhörbaren Schrei, den der junge Werwolf von sich stieß. Er war in seinem kleinen Zelt und war in Ketten gelegt wurden. Sein Körper bebte stark und die Haut glühte ungesund, als hätte er hohes Fieber. Seine Augen rollten wild hin und her. Die Röte seiner Augen hatten sich verändert, es war nicht mehr wie ein klarer Rubinstein, sondern blutrot wie der Blutmond selbst. Wenn man genau in die Pupillen schaute, sah man tatsächlich den Mond in ihnen widerspiegeln, obwohl das Zelt die Aussicht zum wolkenverhangener Himmel bedeckte. Alle, die hier von der Mannschaft da waren, waren anwesend. „Ich habe es mit einem starken Beruhigungsmittel versucht, aber das scheint nicht zu wirken“, sagte der Alchemist, der jeden Stoff entwickeln konnte. Meistens waren es tödliche Stoffe, wie explosivartigen Pulver. Cerberus warf sich gegen die Ketten, stöhnte schmerzvoll und hechelte stark. Seine Eckzähne wirkten viel länger und dicker als gewöhnlich, selbst die untere Eckzähne schienen zu wachsen. Boyd hatte gesagt er würde sich in eine Wolfsbestie verwandeln, wenn man es nicht stoppte. Ich erinnerte mich, wie Akela mir erzählte, dass sein Werwolfsvater aus einem Experiment stammte, wo man Wolfsdämonen und Menschen miteinander verband durch verbotene Magie, um aus ihnen sowas wie Waffen zu machen. So wie ich zu einer Waffe wurde bis ich meine Menschlichkeit wiederfand. Das Ergebnis war, dass sie neue blutrünstige, unkontrollierbare Kreaturen geschaffen hatten und sie alle getötet hatten. Einige konnten jedoch fliehen. Doch nicht jeder war so. Cerberus war nicht so. In ihm steckte noch genug Mensch, vielleicht weil er eine menschliche Mutter hatte. Dieser Blutmond konnte es aber vielleicht ändern. Es schien diese dämonische Seite in ihm zu rufen wie ein böser Fluch. Ich kniete mich zu dem Jungen und legte meine Hand auf seine heiße Stirn: „Cerberus, ich werde dich retten. Ich lasse nicht zu, dass man dir deine Seele nimmt. Du bist keine Bestie. Du bist ein guter Junge.“ Seine Wangen waren feucht von den Tränen, er musste große Qualen haben. „Basil, ich brauche dich gleich als eine Unterstützung. Boyd meint du weiß wie man seine wölfische Seite in ihm versiegeln kann bis der Blutmond vorüber ist. Es ist mir egal, wie viel Kraft es mir kosten wird. Ich will ihm helfen“, sagte ich voller Entschlossenheit und meine Schatten deckten den jungen Werwolf ein. Meine Dunkelheit würde ihn vor der Welt abschirmen. Der Blutmond in seine Pupillen verblassten und das Beben seines Körpers schien weniger zu werden. Er packte nach meiner Hand und ich zuckte nicht, als die Krallen sich in meiner Hand gruben: „A-Akela.“ Ihm schien das Sprechen schwerzufallen. „Macht dir keine Sorgen, er kommt bestimmt bald. Jetzt kümmern wir uns erstmal um dich“, beruhigte ich ihn. Verzweifelt schüttelte er den Kopf, keuchte schwer auf und presste heiser die Worte aus: „Akela. W-weg. Kette.“ Ich verstand nicht, was Cerberus meinte. Doch Kaz schien es zu verstehen und sagte düster: „Der Stein in seinem Halsband ist erloschen. Das ist die Verbindung zu seinem Alpha und der Stein erlischt nur, wenn sein Alpha den Pakt aufgelöst hat oder…..tot ist.“

Fenrir

Die Asche verschmolz sich mit dem grauen Boden und ich ging weiter durch den Regen aus Asche. Die ersten Wächter hatten mich gefunden, doch ich kannte ihre Schwachstellen. Es waren niedrige Wächter gewesen mit denen ich mich aufnehmen konnte. In dieser Blutmond konnte ich jedoch fast mit jeden aufnehmen, obwohl ich nur aus eine Hälfte bestand. Doch mit meine andere Hälfte konnte ich mich gegen viel größere Mächte auflehnen. Meine Wolfsohren zuckten und träge lächelte ich, der Herrscher der Unterwelt bequemte sich mich aufzusuchen. Mein Aufenthalt blieb nicht lange verborgen, bald würde er mich auftreffen. In der Ferne erblickte ich den Fluss Styx, bis hierher spürte ich seine Magie. Nur Seelen Verstorbener konnten den Fluss überqueren, nachdem sie vom Wasser gereinigt wurden. Angeblich konnte ein Lebender durch das Baden in diesem Fluss unsterblich werden, wenn der Fluss Derjenigen gut gesinnt war, ansonsten war es giftig für jeden Lebende, ganz gleich von welcher Herkunft. Selbst die Götter wagten es nicht. Wenn sie ihren heiligen Eid bei ihrem Namen schworen und Dieses brach, so wurden sie für neun Jahren stumm. Milchiger Nebel schien am Fluss entlang zu kriechen, der Nebel der Vergessenheit. Plötzlich begann es in meinem Brustkorb zu pochen und meine Augen glommen auf. Ich war der Verdammnis nahe, ich konnte meine andere Seelenhälfte spüren. Das Reich verbarg sich irgendwo hier in der endlose, leere Wüste. Erneuert zuckten meine Ohren und ich stieß die Luft aus: „Ich kann dich spüren. Ich bin ein Animagi, somit kann ich göttliche Präsens spüren.“ Vor mir veränderte sich die Luft und die verhüllte Gestalt wurde sichtbar. In seiner Hand hielt er einen einen rundgeformten Stab und in der Spirale am Ende war ein besonderer Kristall. „Du bist unerlaubt in die Unterwelt eingedrungen, Fenrir, der Verschlinger und das Nichts“, er tippte mit dem Stab auf dem Boden und Säulen schossen in die Höhe. Unter mir erzitterte der Boden und ein Säule brachte mich in die Höhe. Unter uns wurde es pechschwarz und ich hörte die kreischende Schreie der Sünder. Dort war wohl die Hölle. Unbeeindruckt musterte ich den Unterweltgott: „Ich kenne deine Gesetze. Du darfst nicht töten und du kannst mich auch nicht verdammen oder in die Hölle schicken, weil ich mit eine andere Seele eng verbunden bin. Du muss das Gesetz des Gleichgewichts folgen und diese Seele gehört weder in die Verdammnis, noch in der Hölle. Deine Seelenmagie wird dir nicht weiterhelfen, denn ich würde diese Seele auf der Stelle ins Nichts verdammen und es bedeutet, dass sie niemals wieder widergeboren werden kann. Das würde dem Schicksal nicht schmecken, immerhin ist diese Seele etwas Besonderes und du würdest dich nicht mit dem Schicksal anlegen wollen. Nicht wahr?“ „Du warst schon immer ein gerissener Wolf, Fenrir“, antwortete er ruhig. Ich zuckte mit der Schulter: „Ihr habt alle mich immer unterschätzt, weil mein Bruder der Stärkere gewesen war. Aber in seinem Schatten hatte ich meine eigene Fähigkeiten entwickelt. Und ich weiß, dass das hier nur eine Illusion ist.“ Ich trat nach vorne und stürzte nicht in die Tiefe, wo die Hölle brüllte. Wir waren wieder in der leere Wüste.


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12.11.2019, 18:42

Ardan

Das mit dem Virus stellte nach wie vor ein Rätsel für mich dar. Es hatte wie aus dem Nichts unsere Soldaten befallen, aber wie es sich übertrug, konnte niemand so genau sagen. Sonst wären wir alle krank geworden. Zwar war ich froh, dass die Heiler ein Gegenmittel gefunden hatten, doch um eine Krankheit endgültig besiegen zu können, musste man deren Ursprung kennen. Die Quelle des Übels. Es würde mich nicht wundern, wenn irgendwelche Dämonen dahintersteckten. Eigentlich wäre das Viellas Spezialgebiet gewesen, doch sie war tot und somit konnte sie nicht dafür verantwortlich sein. Vielleicht hatte aber jemand in ihrem Namen weitergearbeitet. Zuzutrauen wäre es diesem Abschaum.
Silia runzelte die Stirn, ihre Ohren zuckten unruhig. >In Ordnung, dann helfe ich diesen Leuten.< beschloss sie ernst. Hinter ihr erschien Envar. Seine Augen leuchteten auf eine seltsame Weise. Als hätte jemand ein Licht in ihnen entzündet. >Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Die Dunkelheit holt zum finalen Schlag aus. Ihr müsst euch jetzt bereitmachen und aufbrechen. Unsere Brüder werden schon sehr bald auferstehen. Dann zählt jede Sekunde.<
Unruhe packte mich. Das hörte sich gar nicht gut an. Unsere Leute waren noch nicht von ihrer Reise zurück, aber wenn Envar dazu drängte, dass wir zügig das Lager abbauen sollten, mussten wir seinem Rat folgen. Ich misstraute ihm nicht. Ganz im Gegenteil... Er hatte eine besondere Beziehung zur Zeit und wusste, was sich in unserer Zukunft abspielen könnte. Er wusste es und durfte uns nicht zu sehr helfen. Das war bestimmt nicht leicht für ihn. Auch nicht für uns, denn wir waren den Lösungen so nahe und doch so fern. Manchmal wünschte ich, ich könnte einfach in seinen Kopf eindringen und mir die Antworten holen, die ich haben wollte. Alles wäre deutlich einfacher.
Silia spannte sich an. >Ich kann sie spüren. Fen mehr als Mal. Das bereitet mir große Sorgen, denn wenn Fen zunehmend an Macht gewinnt, bedeutet das, dass...< Sie vollendete den Satz nicht. Schmerz huschte über ihr Gesicht. Ihre Gedanken waren bei Akela. Sie sorgte sich um ihn. Sie fürchtete, ihn an Fenrir zu verlieren, was ich absolut nachvollziehen konnte. Mir würde es an ihrer Stelle nicht anders ergehen. Ich zog sie in meine Arme und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. >Probleme sind da, um sie zu lösen. Wir werden einen Weg finden, ihn und alle anderen zu retten.<
Auch wenn noch Spannungen zwischen dem Piraten und uns Eltern herrschten, wollte ich das Beste für Silia. Sie liebte ihn und darum mussten wir ihre Hoffnung nähren, sie am Leben halten und ihr Kraft geben.
Sie lächelte mich dankbar an. >Ja... ich werde nicht zulassen, dass noch jemand stirbt, der mir immens wichtig ist.< Sie murmelte noch etwas, aber es war zu leise gewesen. >Dann gehe ich schnell die Kranken heilen, während alle anderen das Lager abbauen.<

Jenaya

Schwärze, da war eine alles verschlingende Schwärze. Die Gestalt ließ sich von nichts und niemandem abhalten. Sie wollte zu ihrer anderen Hälfte gelangen. Ich sah den dünnen Faden, der die beiden Hälften miteinander verband. Sie sehnten sich nach Vollkommenheit. Nach Macht, nach Stärke, nach... Rache. Die Energie, die von dieser Person ausging, war durch und durch verdorben. Nur das kleine, fast unscheinbare Licht stach hervor. Es war silbern. Silbern wie der Mond. Es lebte, aber es verlor zunehmend an Glanz. Es tat mir leid. Ich wollte dem Licht helfen, doch das Dritte Auge reiste sofort weiter. Es brachte mich fort von diesem fürchterlichen Ort. Stattdessen fand ich mich in einer eingestürzten Höhle wieder. Scherben lagen am Boden. Ein Spiegel. An ihnen haftete Blut. Göttliches Blut. Dann sah ich Teile des zerrissenen Körpers und mir gefror das Blut in den Adern. Angst erfasste mich. Ekel stieg in mir hoch. Was für ein fürchterlicher Anblick!
Außerhalb der Höhle war das Chaos ausgebrochen. Wellen schlugen gegen den Stein. Das Meer grollte. Es war wütend. Es wollte sich für den Mord rächen. Ich hörte die donnernde Stimme des Gottes. Er war erzürnt. Er trauerte um den Verlust. Ich fühlte mit ihm und schnappte nach Luft, als dann die Verbindung plötzlich abbrach und ich zurück in die Realität fand. Das Hämmern hörte endlich auf. Selbst die vielen Stimmen verstummten. >Du hast es geschafft, sehr gut.< lobte mich die warme Stimme.
Es war nicht Kenai, sondern Boyd. Er nahm seine Finger von meiner Stirn. Sie hatten an den Spitzen seltsam geglüht. Eine freundliche Energie. >Was hast du gesehen?< wollte er wissen.
Ich blinzelte zu Boden, atmete tief durch und legte beide Hände auf meinen Bauch. Aus einem Instinkt heraus wollte ich mein Kind schützen. Es vor diesen bösen Bildern bewahren, die ich gesehen hatte. >Uns steht Schreckliches bevor. Schlimmer, als uns bewusst ist.< Meine Stimme zitterte. >Wir brauchen jedes Glück, jedes Wunder dieser Welt, um den Kampf zu überstehen.<
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2 347

12.11.2019, 19:31

Jadis

Silia war voller Entschlossenheit, diesen Tatendrang schien sie von uns zu haben. Wenn wir ruhelos waren, mussten wir etwas tun. Envar erschien und seine angedeutete Warnung gefiel mir überhaupt nicht. Ein kalter Schauder erfasste mich und mein Herz pochte schneller, als ich spürte wie die Zeit uns zwischen den Fingern rann. Tief atmete ich ein und nickte ernst. Wir würden schnell möglichst das Lager abbauen, auch wenn unsere Leute noch nicht zurückgekehrt waren. Dann spannte sich Silia an und ich sah den Schmerz in ihre Augen. „Dein Vater hat Recht, wir finden einen Weg ihn zu retten“, bekräftigte ich Ardan. Ich würde nicht zulassen, dass Silia ein weitere Person verlor, den sie liebte. Der Verlust um Thales war groß genug und es war schon eine Bürde genug gegen Mal anzutreten, dem sie einst ihr Herz in einem anderen Leben verschenkt hatte. Sie selbst war dazu entschlossen es nicht zuzulassen, dass ihr noch mehr wichtige Personen genommen wurde. Nachdem sie gegangen war, sagte ich zu Ardan: „Ich gehe zum hinteren Teil und du kümmerst dich um den vorderen Teil.“ Auf diese Weise konnten wir schnell die neue Nachricht verbreiten und die Leute würden sofort abbauen, weil sie dann wissen würde, was es zu bedeuten hatte.

Kenai

Mein Körper erstarrte und meine Augen rissen sich weit auf. Nein. Das durfte nicht sein. Akela war nicht tot, das würde ich doch spüren können. Oder? „Kenai, lass es nicht zu, dass deine Emotionen dich jetzt übermannen. Wir wissen es nicht mit Sicherheit. Du muss dich jetzt um Cerberus kümmern, auch wenn Kapitän es niemals zugegeben hat, war er immer sein Schützling gewesen. Er würde es nicht wollen, dass Cerberus dieser Magie verfällt. Danach werden wir uns auf die Suche nach deinem Bruder machen. Wir werden unseren Kapitän finden“, sprach Seruel mich eindringlich an. Ich blinzelte, versuchte die laute Stimmen in meinem Kopf zum Schweigen zu bringen und das wildschlagendes Herz in meinem Brustkorb zu beruhigen. Ich verdrängte die aufwallende Gefühle, ein Gemisch aus Angst und Schmerz. „Basil, sag mir, was ich jetzt tun muss“, ich hatte die Kontrolle über mich zurückerlangt. Seruel hatte Recht, der Werwolf war für mein großer Bruder wichtig und deswegen musste ich ihn beschützen. Außerdem war er auch mein Freund. Er gehörte zur Familie. „Lege deine Hand auf seinem Brustkorb“, sagte die blondhaarige Frau, die Kreaturen beschwören und kontrollieren konnte. Dieses Mal funkelte die grüne Augen nicht wahnsinnig, wie sonst. Es wirkte klar wie sonst nie. Ich legte meine Hand auf dem Brustkorb, der sich schnell hob und senkte. „Es ist ein Versiegelungformel, die der Kapitän selbst kreiert hatte mithilfe meines Wissens über bestimmte Beschwörungen von Kreaturen. Seine Schattenmagie ist beeindruckend, mächtiger als Deines“, erzählte sie und ich sah die Faszination in ihrem Gesicht. Dann konzentrierte sie sich wieder: „Du muss mir jetzt nachsprechen. Es ist die alte Schattensprache, die in Vergessenheit geraten ist, als man nach euch jagte und somit nicht eurer ganzes Potenzial ausschöpfen könnt. Und mache auch meine Bewegungen nach, die du auf seinem Brustkorb ausführen muss.“

Fenrir

„Und du bist überheblich geblieben“, fügte er hinzu: „In der Unterwelt ist Niemand in der Lage seine Magie wirken lassen zu können. Demnach kann ich dich in Gewahrsam nehmen bis man über dich richtet ohne dass die Seele, die du gefangen hältst, zu Schaden kommt.“ Er wollte gerade wieder mit den Stab tippen, als er mein unheilvolles Grinsen sah. Ich hatte gewusst, dass er es sagen würde und ich kostete diesen Moment aus meine Triumphkarte auszupacken: „Eines hast du vergessen, vermutlich weil du alt bist. Dieser Körper hat sich noch nicht gänzlich verändert, er trägt immer noch das göttliche Mal auf der Stirn. Und wenn ich mich nicht irre, hast du auf Wunsch der Mondgöttin einen einmaligen Schutzzauber in den Mal gewebt, damit er als Lebendiger in der Unterwelt nicht zu Schaden kommt, falls er sich dort verirrt. Du kannst diesen Körper und somit mich nicht berühren. Ich hätte deine Wächter auch nicht töten müssen, aber ein bisschen Spaß muss ja sein.“ Meine Augen begannen gefährlich zu funkeln: „Und ich brauche keine Magie, damit sie meinen Ruf folgen und außerdem habe ich natürlich vorher mich vorbereitet, bevor ich hierher gekommen bin.“ „Was hast du getan, Bastard?“, der Boden begann zu beben und tiefe Risse durchzogen die Wüste, als ich den Zorn des Totengottes weckte. „Entscheide dich, entweder du kümmerst dich um die Hölle, bevor sie gänzlich ausbricht oder um mich“, säuselte ich: „Tick, Tack, tick, Tack. Die Zeit läuft dir davon.“ Es krachte laut wie ein Donner, doch kein Blitz zuckte an der Oberfläche. Denn einen Himmel existierte hier nicht. Der Sieg rauschte durch meine Adern, einen Totengott musste man überlisten. Denn ihn zu vernichten war dumm, da es unmöglich war. Das Leben und der Tod gehörte zum festgesetzten Gesetze der Natur. Er hatte jetzt keine andere Möglichkeit, denn meine Schattenwölfe waren gerade dabei die Sünder aus der Hölle zu befreien. Der Blutmond war auch die Nacht der Toten.


2 348

12.11.2019, 20:27

Ardan

Silia eilte los. Wir mussten schnell handeln. Ich nickte Jadis zu und machte mich sofort an die Arbeit. Keine Zeit für Selbstmitleid und Trauer. All das musste weit nach hinten in meinem Geist zurückgedrängt werden. Es durfte mich nicht in meinem jetzigen Handeln behindern. Uns stand eine gewaltige Aufgabe bevor. >Alles zusammenpacken!< rief ich durch die Gegend. >Wir ziehen los!<
Niemand stellte Fragen. Warum auch? Jeder spürte, dass mit dem Blutmond auch die Gefahr näherkam. Sie alle waren bereit ihren schlimmsten Feinden gegenüberzutreten und das würden sie. Der Dunkle Lord hatte seine besten Schachfiguren für die letzte Runde behalten und nun würden wir sehen, gegen wen wir uns behaupten mussten. Gerade was den Schwarzen Stern betraf, gab es nicht viele Informationen, doch was auch kommen mochte, wir würden jeden einzelnen Hohedämon auslöschen. Und schließlich den Dunklen Lord. Dieser Mann hatte lange genug regiert. Die Zeit war gekommen, ihn vom Thron zu stoßen.
Mit einem leisen Pfiff gab ich Cain Bescheid zu mir zu kommen. Er hatte sich die letzten Tage tiefer ins feindliche Gebiet vorgewagt, da er als schwarzer Wolf kam auffiel. Zum Glück war ihm nichts passiert, aber etwas Sinnvolles hatte er auch nicht herausgefunden. Leider. Nun mussten wir zusehen, dass wir das Lager schnellstmöglich verließen und zum letzten Kampfplatz gelangten. Alle waren bereit. Alle kannten den Plan. Ich vertraute darauf, dass wir es schaffen würden den Krieg zu gewinnen. Trotz der Angst, die sich seit Thales' Tod in meinem Herzen eingenistet hatte.

Jenaya

Boyd wirkte sehr besorgt, genau wie ich. Ich hatte ihm alles erzählt, was ich mit dem Dritten Auge gesehen hatte und ich bat ihn darum, diese schreckliche Nachricht an alle anderen weiterzugeben. Ich konnte das nicht tun. Ich wollte nicht noch einmal diese angsteinflößenden Momente durchleben. Ein einziges Bild reichte und ich bekam Gänsehaut. Wenigstens war die Kälte verschwunden.
Der Mondelf stand fest entschlossen auf, Hände zu Fäusten geballt. >Ich werde zu den anderen gehen und es ihnen gleich sagen. Wir dürfen nicht damit warten. Dieses Wissen ist sehr wichtig.<
Dagegen hatte ich nichts einzuwenden. Am Zelteingang blieb er kurz stehen und sah über die Schulter zu mir. >Kann ich dich allein lassen?<
>Natürlich, mir geht es besser, ich-< Mir blieben die Worte im Halse stecken, denn der unerwartete Schmerz raubte mir den Atem. Alles in mir verkrampfte sich. Ich öffnete den Mund und stieß eine Mischung aus Schreien und Keuchen aus. Boyd war sofort zur Stelle. Er kniete sich vor mich hin und sah mich alarmiert an. >Was ist? Das Baby?<
Die Lippen fest zusammengepresst, nickte ich. Alles, was ich denken konnte, war, dass es viel zu früh für diese Art Schmerz war. Waren das Wehen? Oder einfache Krämpfe? O nein, das fühlte sich nicht normal an. Schweratmend beugte ich mich vor, umarmte meinen Bauch, doch die Position machte alles noch schlimmer. Ich wimmerte. Bei den Vier Wasserfällen, was waren das für Qualen? >Hör mir zu, konzentriere dich!< hörte ich Boyd rufen. Er war lauter geworden, denn das wilde Rauschen in meinen Ohren verdrängte alle anderen Geräusche. >Du musst mir nachatmen. Konzentriere dich auf meine Atmung. Tu es mir gleich.< sagte er eindringlich. Er umfasste meine Oberarme, damit ich zur Ruhe kam und nicht unruhig hin- und herschwankte.
Meine Augen suchten nach seinen Lippen. Ich fand sie. Ich sah, wie er eigenartige Atemgeräusche von sich gab und befolgte seine Anweisungen. Flacher atmen, nur auf die Atmung achten. Ein tiefer Luftzug, hecheln, durch den Mund ausatmen. Mir kam es vor wie ein Kampf. Ein Kampf zwischen Kontrolle und Schmerz. All die Meditation musste sich auszahlen. Ich musste zur Ruhe kommen, ich musste tief-
Die nächste Schmerzwelle trieb mir Tränen in die Augen. Ich kam aus dem Takt, ich atmete viel zu schnell. Boyd versuchte mich zu beruhigen, doch meine Gedanken kreisten allein um das Kind. Um meinen Sohn. Etwas stimmte nicht. Es war zu früh und diese Schmerzen, sie... sie waren anders als erwartet. Sie waren nicht so wie Mama sie beschrieben hatte. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Angst um mein Kind. >Hilfe... ich... mein Sohn...< schluchzte ich auf.
Die Luft um uns herum veränderte sich. Ein kalter Windzug brachte den Stoff des Zelteingangs zum Flattern. Wenig später trat Envar ein. In seinen Augen glomm ein Licht. Es lenkte mich kurz ab, doch die Schmerzen wurden stetig schlimmer und ich verlor mich wieder. >Trete zur Seite, Mondelf. Hole mir etwas, das aus Eisen besteht. Je reiner, desto besser. Und Wasser. Einen Eimer voll Wasser, bitte.<
>E-Envar...< presste ich hervor. Ich kniff die Augen zusammen und ließ mich von ihm zurück auf die Matratze drücken. Irgendetwas Weiches stützte meinen Rücken, was vorher nicht dort gewesen war und die neue Liegeposition dämpfte den Schmerz ein wenig. Ich schaffte einen tiefen Atemzug durch die Nase. >Ich bin hier, Prinzessin. Ich werde dir helfen. Wir Lichtgeborenen halten zusammen, schon vergessen?< Seine Stimme war unendlich weich. Weich wie das polsterartige Ding hinter mir. Irgendwie wurde mir schwindlig. Das lag bestimmt an den Schmerzen.
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12.11.2019, 21:38

Jadis
Meine Stimme wurde von dem Wind verstärkt, als ich den Leute zurief sofort zusammenzupacken und sich für die Weiterreise fertig zu machen. Sie stellten keine Fragen, weil sie die kommende Gefahr spürten und begannen eilig, aber sorgfältig zu packen. Ich stürmte zu den Windreitern und Harpyien, um ihnen mit unsere Reittiere zu helfen. Der Donnervogel sah mich aus seine klugen Augen an und ich konnte seine Stimme in meinem Kopf wispern hören. Einen Moment fühlte ich mich wie in einem Trance versetzt, ehe ich blinzelnd die Augen wieder öffnete. Ich schaute zum grauen Himmel hinauf, wo der Blutmond stark schimmerte. Dann wurde mein Blick entschlossen, egal was kommen mochte, egal wie groß die Gefahr, wir würden es schaffen. Wir mussten es schaffen. Ich würde nicht zulassen, dass wir noch mehr Verluste erlitten.

Kenai
Die Schattenmagie in mir pochte wild und rausche durch meine Adern, die Luft um mich herum schien sich aufzuladen. Fremde Worte verließen meine Lippen, Worte, die klangen als stammen sie aus einem weit entfernten Reich. Beinahe wie in einem Trance begannen mein Finger unsichtbare Symbole auf dem Brustkorb zu zeichnen, als ich die Bewegungen von Basil ahmte. Es erschienen breite blauschimmernde "Bänder", in denen sich die dunkelblaue Symbolen und gesagte rötliche Worte wiederfanden. Sie kreisten um Cerberus herum bis sie ihn gänzlich einwickelten. Meine Lippen bewegten sich weiter, ich spürte die Bedeutung der Worte, auch wenn ich noch nie die Schattensprache gesprochen hatte. Es fühlte sich seltsam vertraut an, als hätte ich sie einst gekannt. Plötzlich konnte ich in den Werwolf seinen zähnefletschender Wolf sehen und die Mustern in den fremdartige Bänder begannen silbern zu schimmern. Sie drangen in den Körper hinein und wurden zu einem Käfig, in der Wolf sich nun befand. Ein Symbol am Käfig war das Schloss. Als ich die letzte Bewegung machte und die letzte Worte aussprach, spürte ich einen starken Sog. Aufeinmal schwand mir die Kraft und vollkommen ausgelaugt kippte ich zur Seite. Benommen bemerkte ich, dass Jemand mich auffing.

Fenrir
Das Pochen in mir wurde stärker und ich hielt inne, neigte dabei leicht den Kopf. Auf dem ersten Blick war immer noch nichts zu erkennen, doch die Verdammnis musste nahe sein. Ich veränderte den Blickwinkel und entdeckte eine scharfe Kante, die sich der Umgebung angepasst hatte. Ich tastete mich an der Kante entlang und schlüpfte in den verborgener Riss, der mich in die Verdammnis führte. Der Ort war wie meine Dimension Nichts oder es war meine Vorstellung von Verdammnis ewig in der Dunkelheit zu verharren. Die Hölle entsprach auch der Vorstellung der Sünder, dort wurden ihnen die schlimmsten Taten, den sie begangen hatten, gezeigt. Immer wieder. Und auch ihre schlimmsten Albträume. Aber wie das ganze genau wirklich funktionierte, wusste ich nicht. Die Hölle hatte ich mit meinem Bruder nicht betreten. Meine Ohren zuckten und dann hielt ich inne. "Da bist du ja", flüsterte ich vor einem Tor aus Sonnenerz mit der Rune der Verbannung. Hinter diesem verschlossener Tor spürte ich meine andere Hälfte. Meine Sinnen begannen zu vibrieren, als ich mich dem Tor näherte und ihre unerträgliche Hitze spürte, die mich versengen könnte. Doch nichts konnte mich aufhalten.


2 350

14.11.2019, 00:32

Ardan

Ein schwarzer Schatten erschien über unseren Köpfen und landete direkt vor meinen Füßen. Cains Schnauze berührte mich am Kopf, er beschnupperte mich, tauchte ein in meinen Geist und spürte, wie es mir momentan ging. Als ich durch das Fell an seiner Flanke strich, hieß ich die angenehme Wärme seines Feuers willkommen. Ein vertrautes Gefühl. Ich drückte mich vom Boden ab und schwang mich auf seinen Rücken. Durch die erhöhte Position konnte ich die Soldaten besser sehen und sie mich besser hören. Mir ging sehr viel durch den Kopf und zum ersten Mal fragte ich mich, ob ich die richtigen Worte parat hatte, um sie in den finalen Kampf zu führen. Normalerweise sprach ich aus tiefstem Herzen, doch der darin verborgene Schmerz machte es mir schwer alles klar zu sehen.
Ich atmete tief durch und suchte in der Menge nach Jadis. Sie war bei den Harpyien. Bei Feena. Ihre Gestalt schenkte mir etwas Frieden. Dann erblickte ich Silias sonniges Haar und der Druck auf mir wurde zunehmend leichter.
Nach kurzem Räuspern öffnete ich den Mund und fand meine Stimme als König wieder. Als König, als Kämpfer, als Freund und als Vater. All diese Rollen verschmolzen zu einem Menschen, der ich war und als solcher sprach ich zu all diesen Leuten, um ihnen Mut zu machen und ihnen Hoffnung auf eine bessere Welt zu geben.

Jenaya

Wahrscheinlich war ich für wenige Sekunden bewusstlos gewesen, denn als ich die Augen öffnete, stand Boyd plötzlich wieder im Zelt. Er stellte einen Eimer Wasser neben der Pritsche ab und musterte mich besorgt, während Envar mich an den Schultern packte und in eine aufrechte Position zwang. >Das wird wieder wehtun, aber du musst durchhalten! Du musst für dein Kind stark bleiben.< sagte er eindringlich.
Ich sog zittrig Luft ein. Durch die aufrechte Position kehrten die höllischen Schmerzen zurück. Nichts wäre mir lieber als mich zusammenzurollen und die Augen zu schließen. Dieser Schmerz sollte aufhören, es war nicht zu ertragen. Doch Envar erinnerte mich daran, dass es nicht nur um mich ging, sondern um meinen Sohn. Ich musste ihn beschützen. Ich musste seinetwegen bei Verstand bleiben, egal wie verrückt mich diese Qual machte. Die Lippen fest zusammengepresst, nickte ich entschlossen. Vor Anstrengung schwitzte ich bereits.
Der Bergkater nahm mich nun an den Händen und bat mich mit nackten Füßen ins Wasser zu steigen. Ich folgte seiner Bitte ohne Fragen zu stellen. Er wusste, was er tat und ich vertraute darauf, dass er mir helfen würde das zu überstehen. Dann griff er nach dem Dolch, das Boyd ihm hinhielt und beschnüffelte es kurz. >Reines Eisen... sehr gut. Damit kann ich arbeiten.<
Eine Sekunde später fügte er sich eine tiefe Schnittwunde an der Handfläche zu. Das war das erste Mal, dass ich sein Blut sah. Es war rot wie das unsere, doch darin war ein bläuliches Schimmern, fast weiß. Eisblau. Es schimmerte. Es war auf eine schräge Art wunderschön. Er tauchte die blutende Hand in das Wasser und ich verzog das Gesicht. Meine Füße in Blut zu baden, war nicht gerade das, was ich mir vorgestellt hatte, aber ich beschwerte mich nicht. Die nächste Schmerzwelle erfasste mich. Dank Boyds Hilfe klappte ich nicht zusammen, sondern stand weiterhin aufrecht.
Envar begann Worte in einer fremden Sprache zu sprechen und malte dabei Kreise im Wasser. Anschließend legte er den Dolch flach auf die sich bewegende Wasseroberfläche und zu meinem Erstaunen tauchte die Klinge nicht unter. Stattdessen rotierte sie, als sei sie ein Kompass. Wie gebannt starrte ich darauf. Wohin würde der Dolch zeigen? Was hatte das zu bedeuten? Wie sollte mir das helfen? Das Drehen wurde schneller, das Silber der Klinge nahm eine rotblaue Farbe an und wurde plötzlich wärmer. Ein eigenartiges Gefühl machte sich neben den Schmerzen in mir breit. Als würde etwas in mich greifen und suchen. >Man hat euch beide verflucht. Ein sehr hartnäckiger Zauber. Er hat sich tief eingenistet und ist nun wegen des Blutmondes wie eine Krankheit ausgebrochen.< erklärte der Animagi ernst. Sein Blick war fest auf den Dolch gerichtet. >Hiermit werde ich den Fluch in deinem Körper ausfindig machen und brechen, bevor er stärker wird und Wurzeln in eure Geister schlägt.<
>Ein Fluch? Wie soll das passiert sein?< sprach Boyd die Fragen aus, die in meinem Kopf kreisten. Jetzt war ich noch besorgter als zuvor. Mein Sohn... Ihm durfte nichts passieren. Hoffentlich hatte der Fluch ihm nicht ernsthaft geschadet.
Envar blieb weiterhin konzentriert. >Dieser Fluch benötigt keinen direkten Kontakt. Es funktioniert wie eine Beschwörung. Schwärzer als reine schwarze Magie. Ich tippe auf Hohedämon. Nur sie sind stark und gerissen genug einen Fluch wie diesen zu konstruieren und diesen unbemerkt in jemandes Körper zu pflanzen.< Der Dolch drehte sich weiter. >Eigentlich hätte das nicht passieren dürfen, aber vor einer Stunde hat jemand eine völlig falsche Entscheidung getroffen und damit deine und die Zukunft deines Kindes stark beeinflusst. Ich berichtige es.<
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14.11.2019, 19:09

Jadis

Die Hippogreife waren bereit, sodass ich mein Blick herumschweifen ließ bis er Ardan erfasste. In diesem Moment erhob sich seine Stimme und seine Klang wanderte kraftvoll durch das Lager. Jedes Wort erreichte die Herzen unserer Leute, nisteten sich dort ein und ich spürte wie sie noch entschlossener wurden. Ardan war ganz der König, doch nicht nur. Er verkörperte all das, was er war und immer sein würde. Genau das überzeugte den Menschen, denn er war wie sie. Auch er hatte eine Familie und Freunde, auch er erlitt Verluste und besaß Gefühle. Ich bahnte mir einen Weg zu ihm und als ich mich neben meinem Gemahl hinstellte, griff ich nach seiner warme Hand und drückte sie. Gemeinsam würden wir bis zum Ende kämpfen. Das Bild, was wir ihnen scheinbar gaben, schien den Willen der Menschen weiter zu stärken. Sie wurden schnell fertig mit dem packen, das hatte wir mit der Zeit lernen müssen. Ehe ich mich versah, befand ich mich bereits mit Ardan und Silia an der Front unseren Zuges. Es war nicht unsere Art uns feige hinter unsere Leute zu verstecken und sie zuerst auf Vorhut zu schicken. Da wir sie führten, war es auch unsere Verantwortung an der vorderste Reihe zu sein und den Weg zu leiten. Ich saß auf Feena, mit erhobener Kopf und neuen Kampfwillen. Immer wurden wurden wir gebrochen, doch jedes Mal standen wir von unsere Asche auf.

Kenai

„Alles in Ordnung?“, fragte mich Seruel und ich musste ein paar Mal blinzeln bis ich ihn klar sehen konnte. „Ja“, antwortete ich und stützte mich auf ihm, als ich mich schwerfällig aufrichtete. Mir war schwindelig, das Zelt schien zu schwanken wie ein Schiff auf hoher See. Und ich war müde, als hätte man mir die ganze Energie ausgesaugt. Mein Blick fiel auf Cerberus, er schien jetzt tief zu schlafen und wirkte viel ruhiger als vorher. „Habe ich es geschafft?“, fragte ich. „Ja“, nickte Kaz: „Er ist außer Gefahr.“ Erleichtert ließ ich die Schultern sinken, Cerberus wurde nicht zu einem monströsen Wolf werden. Dann blieben meine Augen an seinem goldener Halsband hängen, dessen Stein schwarz geworden war, wo er sonst immer rubinrot gewesen war. Mein Magen zog sich zusammen und plötzlich wurde es mir schlecht. Rechtzeitig stolperte ich nach draußen, um mich hinter einem Felsen zu übergeben. Kalter Schweiß klebte in meinem Nacken. Mein Körper reagierte ungewöhnlich stark auf den Energieverlust und durch die Angst um mein großen Bruder hatte die Reaktion verstärkt. Ich musste zu Jenaya. Vielleicht fand sie doch heraus, wie man Calypso kontaktierten. Oder ich musste die Mannschaft zwingen mich an diesem Ort zu bringen, obwohl sie meinten, nur der Kapitän konnte sie alle dorthin führen und sie selbst konnten es alleine nicht. Es musste einen Weg geben. Akela durfte nicht tot sein! Ich erreichte unser Zelt und stürzte hinein. Meine Augen weiteten sich: „Was ist los?“ Jenaya stand in einem Eimer mit Wasser, das sich blutrot verfärbte. Eine neue Angst packte mich. War sie verletzt? War unser Baby verletzt?

Akela

„Ich bin A….ich bin….“, murmelte ich vor mich hin und stockte, als ich mich nicht an meinem Namen erinnerte. Aber ich musste einen Namen haben, da war eine helle Stimme in meinem Kopf, die nach mir rief. Sie rief meinen Namen. Ich versuchte danach zu greifen, doch es entwich mir. „Ich bin A…Ak….Ty….“, stieß ich verzweifelt hervor und zerrte an den Ketten, auch wenn es aussichtslos war. Wer war ich? Wie lange war ich in dieser Dunkelheit gefangen, sodass ich es vergessen hatte? Vor meine innere Augen tauchte ein Bild von einer wunderschöne Frau auf, halb Mensch, halb Fuchs. „Silia“, sagte ich leise. Ich wusste, dass es ihr Name sein musste und ich wusste, dass sie für mich in meinem Leben eine wichtige Bedeutung hatte. War sie eine Schwester? Nein. Dafür war das Gefühl in mir viel zu stark. Eine Freundin? Meine Geliebte? Gefährtin. Dieses Wort fühlte sich richtig an. Gefährtin. „Akela“, flüsterte Silia und beugte sich zu mir, um einen Kuss auf meine Lippen zu hauchen. Akela. Ich war Akela. „Ich will dich nicht vergessen“, meine Stimme war gedämpft und ich versuchte mich an den Kuss zu erinnern. Warm. Er war immer warm gewesen, als würde Sonnenstrahlen mich berühren. Süß. Er hatte süß und leicht geschmeckt, wie Sahne. Ich mochte Sahne. Meine Arme umschlangen die Fantasiegestalt. Sie hatte nach Orangenblüten geduftet und ihre Augen waren die Sonne selbst. Mir wurde warm und die tiefe Dunkelheit um mich herum kam mir ein weniger dunkel vor. Solange sie noch in meine Gedanken existierte, war ich noch nicht gänzlich verschwunden. „Bleib bei mir“, sagte ich zu dem Bild und ich wünschte mir ich könnte sie berühren. Wenn ich eines Tages hier rauskam, wollte ich sie finden. Silia. Immer wieder flüsterte ich ihr Namen, während ich mein Eigener wieder vergaß.


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14.11.2019, 19:33

Fenrir

Das Schloss in der Mitte des Tors war eine in Mondlicht geschriebene Rune und ich spürte die summende Kraft der Mondmagie, die sich mit der Sonnenmagie vereint hatte. Es gab natürlich noch einen weiteren Bannzauber von mächtigen Götter, da sie sich sichergehen wollten, dass meine andere Hälfte nicht ausbrechen konnte. Immerhin war ich in meine volle Gestalt fähig gar Götter verschlingen zu können. Ich war mit meiner zunehmende Macht gewachsen. Meine Haut blätterte sich bereits von der sengende Hitze, doch sie heilte auch wieder, denn in meine Adern floß das Blut eines unsterblichen Herzens. Ein netter Nebeneffekt, denn ursprünglich hatte ich dieses Herz verschlungen, damit dieser Körper für die Aufnahme meiner andere Seelenhälfte überleben konnte. Ich brauchte ja einen starken Körper. Leicht neigte ich mein Kopf zur Seite und rief nach der Seele, die ich in den Fluch gefangen hielt. Wenn ich Kräfte der Anderen in mich aufnahm, konnte ich teilweise ihre Fähigkeiten erlernen, wie die von der Schwarzmagierin. Ihr Marionettenzauber war einfach zu erlernen, sie selbst war zu schwach gewesen auch die Seelen kontrollieren zu können, ich hingegen besaß die nötige Stärke. An eine Kette gebunden erschien Akela in seiner silbrige Gestalt und wie Mondlicht erhellte er den dunklen Ort. Ich musterte ihn, sein schwarzgesplitterte Auge war silbrig geworden. Das wahre Erben von Tyr, das Schattenauge. Das Geschenk von der Mondgöttin Luna an ihrem Helden. „Öffne das Tor“, verlangte ich von ihm. Ich allein konnte es nich tun, die Zauber hielt mich davon ab. Aber er jedoch war in der Lage. Ein weiterer Grund seine Seele lang genug am Leben zu erhalten bis ich ihn meinem Bruder als Willkommensgeschenk überreicht hatte. Er näherte sich dem Tor und dann stoppte er. Ich bemerkte wie er benommen den Kopf schüttelte und seine Augen wirkten klarer: „Nein….“ Selbst in diesem Zustand besaß er den eisernen Willen, doch früher oder später musste er meinem Befehl folgen. Je länger er diesen Zwang widerstand, desto schmerzhafter wurde es für ihm. „Öffne das Tor“, knurrte ich gefährlich. Es bereitete mir ein großes Vergnügen ihn immer wieder zu brechen, denn letztendlich war er bloß ein Mensch und somit zu schwach gegen höhere Mächte. Seine Hand zitterte, doch er verlor den Kampf und berührte das Schloss. Das Tor wurde gleißend hell und ein ohrenbetäubendes Knall ertönte. Triumphierend grinste ich, als das Tor sich öffnete und ein Schauder rann durch meinem Körper, denn ich spürte ganz nah meine andere Seelenhälfte.


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15.11.2019, 18:55

Ardan

In der Ferne gab es nichts als tiefe, verschlungene Schluchten, mehr trockenes, flaches Land sowie schwarze Bergketten, die sich in den düsteren Nachthimmel erhoben. Der Blutmond stand dabei über allem. Ein böses Omen. Ein Zeichen, dass wir schon bald unseren schlimmsten Erzfeinden gegenüberstehen würden. Spannung lag in der Luft, aber auch endgültige Entschlossenheit. Frauen und Männer, aus verschiedenen Nationen, folgten uns ins Ungewisse. Niemand konnte vorhersagen, was uns auf dem Schlachtfeld erwartete. Welchen Dämonen wir uns stellen mussten.
Ich schaute zu Jadis, die neben mir auf Feena ritt, dann zu Silia, die gedankenverloren mit uns Schritt hielt und schließlich zurück nach vorne. Obwohl ich vorhin eine tolle Rede geschwungen hatte, tobte weiterhin das Chaos in mir. Thales' Tod machte mir immer noch schwer zu schaffen und ich sorgte mich um meine Liebsten. Lange Zeit hatte ich mich genau für diesen finalen Kampf vorbereitet, mich bereit gefühlt, darin meine Bestimmung gesehen und nun gab es Leute in meinem Leben, die ich unter keinen Umständen verlieren wollte. Mir war es egal gewesen, mein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, aber das zählte nicht mehr. Ich konnte nicht mit diesem unfairen Gedanken kämpfen. Auch mein Tod würde mehr Menschen verletzen, als mir vor einiger Zeit bewusst gewesen war.
>Bist du bereit?< fragte ich Jadis nach einer Weile.

Jenaya

Während meine Gedanken um die Sicherheit meines Sohnes kreisten, sorgte Envar dafür, dass der Fluch sich nicht weiter ausbreitete und mehr Schaden anrichtete. Boyd konnte nichts tun, aber er empfing Kenai, der einige Zeit später ins Zelt stürmte. Mein Blick schoss zu ihm, Tränen sammelten sich in meinen Augen. Was gerade passierte, konnte ich ihm nicht erklären, denn der Schmerz raubte mir den Atem. Zum Glück übernahm Boyd das Sprechen.
Ich musste mich an Envars Schultern festhalten, um mit meinen zittrigen Beinen im Wasser stehen zu bleiben. Seinen Körper umgab eine starke, eisblaue Aura, die meine umhüllte und vor äußeren Einflüssen abschottete. Es fühlte sich an, als hätte er meinen Geist in einen Kokon gesteckt. >Nur noch ein bisschen gedulden.< murmelte er konzentriert. >Der Fluch sitzt...< Als mich die nächste Schmerzwelle erfasste, packte er plötzlich den Dolch, erhob sich und schnitt mir blitzschnell in den linken Unterarm. Ich hatte nicht einmal Zeit zu begreifen, was gerade passiert war, da nahm ich ein höllisches Brennen wahr, das sich genau an dieser Stellte sammelte. Envar hörte nicht auf, eigenartige Sätze in dieser fremden Sprache zu formulieren, er machte unerbittlich weiter, drückte auf die offene Wunde und brachte ein schwarzes Etwas zum Vorschein. Es sah aus wie die ekelhafteste Made, die ich je in meinem Leben erblickt hatte. Fast wurde mir schwarz vor Augen, als mir bewusst wurde, dass dieses Ding in meinem Körper gewesen war. Envar sei Dank, überlebte es nicht. Er zerstörte das Ding mit bloßer Hand, bis nichts davon übrig war. >Der Fluch ist gebrochen.<

Silia

Je mehr Zeit verging, desto unwohler fühlte ich mich. Etwas stimmte nicht und damit meinte ich nicht den Blutmond. Das seltsame Ziehen in meiner Brust bereitete mir nämlich große Sorgen. Es lag weder an den Herzenslichtern noch an meiner emotionalen Verfassung. Es lag daran, dass das Gleichgewicht in dieser Welt stärker zur Dunkelheit kippte. Der Friede war mehr denn je gefährdet. Ich spürte es in den gefährlichen Schwingungen unter unseren Füßen. Normalerweise flog ich über den Köpfen aller, aber wir wollten nicht das Risiko eingehen frühzeitig entdeckt zu werden. Darum waren wir alle zu Fuß unterwegs, während die geflügelten Wesen uns über den Wolken folgten, die ihnen Sichtschutz boten.
Ich schnupperte in der Luft, um herauszufinden wie groß die Gefahr wirklich war und erschauderte abermals. Verbrannte Asche. Dämonisches Fleisch. Schwarze Magie. Frisches Blut... Aus einem Impuls heraus griff ich nach der Perle, die mir Akela geschenkt und die ich kein einziges Mal abgenommen hatte. Laut meiner Schwester befand er sich in der Obhut von Calypso, doch ich hatte den Verdacht, dass dem nicht so war. Fenrirs Präsenz, sie wurde stetig stärker, drückender. Mit jeder Faser meines Körpers konnte ich das nahende Übel wahrnehmen. Fenrir war dabei zu erwachen und Alita setzte alles daran ihn ausfindig zu machen. Als Animagi, die den Raum beherrschte, war sie die beste Option, um ihn schnellstmöglich zu finden. Und sobald das passierte, würde sie mich zu sich rufen. Akela durfte nicht verletzt werden. Er musste Fenrir überleben. Er durfte ihm nicht zum Opfer fallen. Nicht auf diese Weise. Nicht so.
Hinter meinen Augen brannte es. Diese Hilflosigkeit machte mich wahnsinnig, zumal ich nicht wusste, wie ich Akela retten sollte. Fen und er waren aneinander gebunden, doch sobald er seine andere Hälfte in die Finger bekam, war's das für meinen Schattenwolf. Fenrir würde ihn ohne zu zögern vernichten. Diesen Gedanken ertrug ich nicht. Ich hatte erst Thales verloren, meinen besten Freund... Akela zu verlieren, würde mich... es würde...
Mein Griff um die Perle wurde fester. Ein warmes Licht flackerte in meinem Herzen auf und erinnerte mich daran, dass es für alles eine Lösung gab. Man musste diesen beschwerlichen Weg nur finden, ihn tapfer gehen und das erwünschte Ziel erreichen. Was auch kommen mochte, ich würde mein Herz nicht noch einmal aufs Spiel setzen. In diesem Leben würde ich alles anders machen.

Alita

Eins musste man uns Animagi lassen. Wir mochten noch so stark, gerissen und beinahe schon allmächtig sein, aber dennoch trugen wir Makel. Unscheinbar, fast so, als wären sie gar nicht real. Sie waren es. Man musste nur genau hinsehen. Konzentrierter hinhören. Auf diese Weise suchte ich nach Fen, der es irgendwie geschafft hatte aus seinem Gefängnis auszubrechen. Der Raum verschob sich. Die Balance geriet durcheinander. Das hatte nur eines zu bedeuten. Er stand kurz davor sich seinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen. Die Wiedervereinigung seiner Hälften und die darauffolgende Zerstörungswut. Er würde nicht aufhören, bis sein Hunger gestillt war. Bis er einen Punkt erreichte, wo es nichts mehr zu holen gab. Allein daran zu denken, machte mich zugegebenermaßen traurig. Damals hatten wir alle großen Spaß in der unendlichen Weite unserer Felder gehabt. Wir waren alle eine Familie gewesen, trotz unserer gewaltigen Unterschiede.
Seufzend lauschte ich der Erde, die sich vor Schmerz und Kummer wand. Sie litt unter den Qualen ihrer Kinder. Pflanzen, Tiere, Menschen... Es zerriss mir das Herz zuzuhören und die Wunden nicht gleich heilen zu können. Trotzdem blieb ich konzentriert und suchte nach dem besten Weg, der mich direkt zu Fenrir führen würde. Zu meinem Missfallen dauerte es länger als erwartet, doch meine Geduld erwies sich als richtig. Ich hielt den roten Faden in der Hand. Zweimal zuckte ich mit den Ohren und fand mich an einem Ort wieder, den ich selten betreten hatte. Es war ein schrecklicher Ort, er schüchterte mich ein. Am liebsten wäre ich wieder verschwunden, doch die Zeit drängte. Ich konnte mir keine Fehler leisten. Ich musste mein Bestes geben und mehr tun als beim letzten Mal.
Kurz holte ich tief Luft, ehe ich wieder mit den Ohren zuckte und tiefer in das Labyrinth der Unterwelt fand. Was ich dort sah, jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Ich fröstelte. Mit einem hängenden Ohr trat ich zögerlich näher. Meine erhobene Hand hielt mitten in der Bewegung inne. Fen... bitte... tu das nicht...
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15.11.2019, 21:15

Jadis

Hinter mir hörte ich die leise Schritte unserer Leute, die zu einem einheitlichen Stampfen wurde. Sie wussten, wie sie sich in einem gefährlichen, unbekannten Gebiet bewegen mussten, um nicht aufzufallen. Flüge wurde erstmal verboten, damit wir nicht frühzeitig entdeckt wurden. Bestimmt wurden wir erwartet, dennoch konnten wir vielleicht doch ein wenig sie überraschen. Noch waren unsere Trumpfkarten nicht ausgeschöpft, auch wenn sie mager geworden war. Ich spürte Ardans Blick und mein Kopf drehte sich in seine Richtung. „Ich bin bereit, wenn du es bist“, antwortete ich mit eine feste Stimmung. Es hätte sich nichts daran geändert, ich würde immer an seiner Seite sein, auch im Kampf. Wir gingen gemeinsam diesen Weg, denn wir waren miteinander tief verbunden. Unsere Seelen waren für ein Leben miteinander verschmolzen. Natürlich hatte ich Angst und es war keine Schande Angst zu haben, denn sie konnte Einem in manche Situationen beschützen. Doch ich überwand diese Angst für etwas Größeres. Für eine friedvolle Zukunft und für eine Zukunft mit meine Familie. Dieser Gedanke schenkte mir den Mut, den ich in den Kämpfe brauchte und Ardan stärkte jedes Mal meinen Willen, wenn er drohte zu brechen.

Kenai

Boyd hielt mich auf und ließ mich nicht zu Jenaya. Wäre ich nicht geschwächt, hätte ich ihn vermutlich überwältigen können. Meine Augen rissen weit auf, als er mir erzählte, was passiert war. Ein Fluch plagte meine Gefährtin und unseren Ungeborenes? Eine Welle aus Schuldgefühl durchspülte mich, weil ich es nicht gemerkt hatte. Ich hatte die Beiden nicht davor beschützen können und jetzt hatten sie Schmerzen. Als Envar in den Unterarm von Jenaya schnitt und ihr Blut floss, brüllte ich laut auf. Neuer Kraftschub packte mich und ich konnte den Mondelfen beiseite stoßen. In wenige Schritte war ich bei Jenaya und wollte mit meine Faust in das Gesicht von Envar schlagen. Erst ich das schwarzes Ding sah, stoppte ich mein Vorhaben und angespannt starrte ich ihn an. Ich presste meine Lippen fest zusammen, als er sagte der Fluch sei gebrochen und packte nach Jenayas Arm. Mit einem finsteren Blick musterte ich den Schnitt und sagte barsch: „Ich werde deinen Arm verbinden.“ Ich hatte sie nicht beschützen können. Ich hatte unseren Kind nicht beschützen können. Und ich konnte nicht mein Bruder beschützen. Meine Miene wurde verschlossen, während mein Herz brannte und schweigsam suchte ich nach etwas, womit ich die kleine Wunde verarzten konnte. Meine Gedanken rasten, die Gefühle in mir tobten wild und meine Schattenmagie begann unruhig zu pulsieren.

Fenrir

Ich drängte mich an den schmerzkrümmender Akela vorbei, dessen Schimmer etwas blasser geworden war. Ein Teil seiner Energie wurde aufgesaugt. „Macht bloß nicht schlapp, ich bin noch nicht fertig mit dir“, knurrte ich und betrat das Inneren. Da war meine andere Seelenhälfte. Gefangen in den ewigen Eis. Obwohl sie in einem tiefen Schlaf versetzt wurde, spürte ich meine vibrierende Macht. Ich würde nach all den Jahrhunderten endlich vollständig sein und dann würde meine Rache endlos sein. Meine Wolfsohren zuckten leicht und ich drehte mich zu der Gestalt um. „Alita, du hättest nicht herkommen sollen“, meine Stimme war kalt und mein Blick wurde hart: „Es ist zu spät. Ihr habt den bösen Wolf erschaffen.“ Ich konnte niemals verzeihen, was meinem Bruder angetan wurde und dass sie mich an diesem Ort verbannt hatten. Hätte ich nicht rechtzeitig einen Teil von mir gelöst, dann würde ich wahrscheinlich bis in aller Ewigkeit an diesem Ort verdammt gewesen. Ich näherte mich einen Schritt dem Eisblock, sah in ihn den schwarzen Umriss, der ich einst gewesen war. Ich werde kommen und dich befreien, Bruder. Dann werden wir gemeinsam an Derjenigen rächen, die uns das hier angetan hatten. Die Dunkelheit in mir war finsterer als die sternlose Nacht. Für mich gab es keinen Weg zurück. Ich zuckte mit den Finger und Akela erschien neben mir. „Wenn du versuchst mich aufzuhalten, wird er endgültig sterben und nicht wiedergeboren werden können, da er an diesem Fluch gebunden ist. Bist du für dieses Opfer bereit? Würdest du das tun können, was deine Schwester getan hatte?“, wisperte ich und lächelte grausam, als die schimmernde Seele schreiend auf die Knien fiel. „Aber vielleicht bist du bereit, das zu tun, weil wir beide wissen, dass Akela so oder so sterben wird. Dennoch rate ich dir dich nicht mit mir anzulegen, denn ich beherrsche auch eine Dimension und das Nichts ist kein Ort für dich. Ein Ort, wo weder Raum, noch Zeit gibt. Und ich werde dich dorthin schicken, wenn du mich aufhalten willst. Meine Gnade ist nicht endlos“, meine glühende Augen richteten sich auf Alita. Sie würde ich als Einzige verschonen, aber wenn sie sich mir im Weg stellte, würde ich kein Erbarmen zeigen. „Los, breche das Eis auf“, befahl ich der Seele. Denn auch das Eis wurde von einem Zauber belegt, der mich wegstoßen würde.

Akela

Der brennender Schmerz raubte mir beinahe den Verstand und ich fragte mich, ob ich in der Hölle gelandet war. War ich in meinem Leben ein schlechter Mensch gewesen? Wenn ja, dann hatte ich vermutlich als das hier verdient. Ein neuer Befehl zwang mich auf die Füße zu stellen und mich zu diesem Eisblock zu bewegen. Dort drinnen war etwas, was nicht hinausdurfte. Ich konnte die dunkle Macht spüren, es ließ ein Auge von mir pochen. Ich stemmte mich gegen den unsichtbaren Befehl. Dieser Wolfsmensch kontrollierte mich und ich wurde das Gefühl nicht los, dass sein Körper einst meins gewesen war. Jedenfalls was von ihm übrig geblieben war, denn ich war mir irgendwie sicher, dass ich nicht zur Hälfte ein Wolf gewesen war. Mein Blick schoss zu der andere Gestalt, die plötzlich erschienen war. Sie schien zur Hälfte auch ein Tier zu sein. Animagi. Ich blinzelte, als das Wort in meinem Kopf auftauchte. Ich keuchte laut auf, als eine neue Schmerzwelle mich überrollte, weil ich versuchte mich dem Befehl zu verweigern. Lange würde ich es nicht aushalten. Die Kette schnürte enger um mich. Dann stand ich vor diesem Eisblock und konnte den unsichtbaren Zauber sehen. Es waren Runen, deren Sprache ich nicht kannte und aus einem fernen Ort stammen musste. Dennoch konnte ich es verstehen, wie bei diesem Schloss. Es war wie bei einem zerteiltes Bild, die man nur richtig zusammenfügen musste bis es sich ein Ganzes ergab.


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16.11.2019, 03:31

Ardan

Bereit, wenn ich es war. Gute Antwort. Niemand von uns war wirklich bereit für einen schrecklichen Kamp, der viele Leben kosten könnte und doch spürte ich tiefe Entschlossenheit in mir. Wenn ich schon mein ganzes Leben lang darauf getrimmt worden war, ein unanfechtbarer Herrscher zu werden, dann war der Moment gekommen, genau das unter Beweis zu stellen. All die Höhen und Tiefen, besonders die Tiefen, hatten mich hierher geführt und trotz schmerzlicher Verluste war ich mehr denn je auf den Sieg unseres Kampfes aus. Ein Sieg für den Frieden. Für eine bessere Welt mit einer besseren Zukunft für die Kinder. Vor allem meine eigenen.
>Ich bin bereit.< versicherte ich Jadis voller Inbrunst. Im Hintergrund vernahm ich das monotone Stampfen unserer Soldaten und spürte dieselbe Entschlossenheit. Sie waren ebenfalls bereit.

Jenaya

Envar zuckte nicht mal mit der Wimper, als Kenai zu mir stürmte und dabei war ihn mit Gewalt von mir loszureißen. Es geschah viel zu schnell und ich war froh, dass er innegehalten hatte, damit der Animagi den Fluch brechen konnte. Mir war klar, dass Kenai aus Instinkt handelte. Er wollte das Kind und mich beschützen. So wie ich selbst unseren Sohn beschützen wollte. Und ich wusste anhand seiner Miene, dass er sich Vorwürfe machte. Mittlerweile kannte ich ihn besser als ich mich selbst. So gern ich ihn besänftigen wollte, fühlte ich mich momentan zu schwach, um auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen.
Ich ließ mich zurück auf die Pritsche sinken, verschwitzt und immer noch leicht schwindlig, während Envar seine Finger über die Schnittwunde legte und sie mittels Magie schloss. >Diesen Fluch hätte niemand von uns bemerkt, Jenaya selbst hat es nicht gespürt. Es ist hohe schwarze Magie.< sagte Envar an Kenai gerichtet, der offenbar nach Verbandszeug suchte. Ich schloss die Augen, weil ich mich wieder völlig entkräftet fühlte. Schlaf klang plötzlich sehr verlockend. >Den beiden geht es gut, auch dem Baby. Aber ich rate dir sie von hier fortzubringen. Ganz weit weg. Am besten zurück in euer Zuhause, dort, wo die Vier Wasserfälle sind. Die Geister werden sie in ihre Obhut nehmen und ihre Präsenz verschleiern, sodass niemand sie ausfindig machen kann.<
Von hier fortgehen? Jetzt, wo mich so viele Menschen brauchten? Der finale Kampf fand bald statt und es standen uns schreckliche Dinge bevor. Warum sollte ich den Rückzug antreten und-
>Wenn du bleibst, stirbt euer Sohn.< sagte Envar mit solch ernster Stimme, dass mir das Herz stehenblieb. Zu hören, dass man Gefahr lief sein eigenes Kind zu verlieren, war lauter als ein Warnschuss. Ich riss die Augen auf und starrte den Animagi geschockt an. >Hast du es gesehen?< fragte ich mit zittriger Stimme.
Envar antwortete zunächst nicht, doch dann nickte er ganz leicht. Indem er meine Frage mit einem kaum merklichen Ja bestätigte, mischte er sich aktiv in den Verlauf des Zeitgeschehens ein. Eine Regel, die er nicht brechen durfte und trotzdem hatte er es für uns getan. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Tränen der Dankbarkeit. Einmal, weil er den Fluch gebrochen hatte und nun weil er dafür sorgte, dass ich mit meinem ungeborenen Sohn dem Tod nicht direkt in die Arme lief. Ein zaghaftes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. >Für manche Sterblichen ist es wert die obersten Gebote zu missachten. Meine Schwester hat es vorgemacht.<
Ich schniefte berührt. >Danke.<
>Und jetzt verschwindet. Je eher, desto besser.<

Alita

Nun sank auch mein anderes Ohr traurig herab. Natürlich hörte er nicht auf mich. Er war von seinem Hass auf die Ungerechtigkeit, die ihm damals widerfahren war, zerfressen. Wir Animagi vergaßen in unseren vielen Leben so einiges, aber Momente wie diese blieben immer im Herzen. Je stärker das Gefühl, desto länger blieb es an unserer unsterblichen Seele haften. In seinem Fall waren es Gefühle der Rache. Damals hätte er mir nämlich nie damit angedroht, mich in die Dimension des Nichts zu schicken. Er wusste, wie viel Angst mir das bereitete. Ein Raum, der kein Raum war. Ein Ort, wo ich völlig blind sein würde. Eine erschreckende Vorstellung, die mir auch jetzt Gänsehaut bescherte.
Ich rieb mir über die fröstelnden Arme und sah, wie er Akela weiter quälte, als sei er nichts weiter als eine Marionette. Ein Spielzeug, mit dem er tun und lassen konnte, was er wollte. Früher hatte ich den Sterblichen nicht viel Bedeutung beigemessen. Sie waren in meinen Augen nichts Besonderes, viel zu fehlerhaft, aber zu sehen, wie rein ihre Liebe war, wenn sie sich gänzlich in jemand anderes verloren, das war... weltbewegend. Und dieser Mann liebte meine Schwester über alles. Selbst in diesem Zustand war ich mir sicher, dass er den letzten Funken seines Geistes aufgeben würde, um Silia vor jeglicher Gefahr zu beschützen. Wenn man jemanden liebte, dann beschützte man diese Person.
Wir sind eine Familie, Fen! Was damals geschehen ist, ist unumkehrbar, aber warum willst du weiterhin den dunklen Weg beschreiten, wenn es einen besseren gibt? Den, der uns alle wieder zusammenführt, so wie damals. Ich verstehe deinen Hass, ich verstehe, warum du das alles tust und warum du dich für deinen Bruder rächen willst, aber wart ihr beide nicht diejenigen, die sich nach dem Licht gesehnt haben? Nach etwas Gutem? Nach zweimaligem Zucken mit den Ohren tauchte ich zwischen ihm und dem Eisblock auf. Akela schwebte einige Meter über mir, denn er war momentan als Einziger in der Lage Fenris Hälfte aus diesem Eis zu befreien. Ich breitete die Arme demonstrativ aus. Mal und du, euch hatte man erschaffen, damit ihr Schlechtes tut, aber so wolltet ihr nicht sein. Nicht, als ihr Envar, mich und Sury kennengelernt habt. Ihr wolltet mit uns Spaß haben und auf eine gesunde Weise die Balance in der Welt aufrechterhalten. Ohne tragische Grausamkeiten. Bedeutet dir das etwa gar nichts mehr? Die guten Zeiten? Für mich ist es nicht schlimm, dass du wieder vollständig sein willst. Ich will es für dich. Weil es richtig ist. Weil du genug gelitten hast. Aber ich möchte nicht, dass du deine neu erlangte Freiheit dazu ausnutzt, das zu tun, was du damals eben nicht tun wolltest. Der Böse sein. Überwältigt von meinen eigenen Emotionen begann meine Unterlippe zu zittern. Fen... ich bitte dich! Verlass den finsteren Pfad, lass uns deinen Bruder retten und kehren wir alle zurück nach Hause. Dort gehören wir alle hin. Zusammen. Bitte.
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16.11.2019, 20:45

Jadis

Schlicht nickte ich, denn eine andere Antwort hätte ich von ihm nicht erwartet. Wir waren zu weit gekommen, um umkehren zu können und außerdem hatten wir hohe Ziele, die uns antrieben weiterzumachen. Wir würden nicht einfach ergeben, nicht alldem was der Krieg uns angetan hatte. Meine Haltung wurde gerader, als ich meine Schultern straffte und in die Weite vor uns blickte. Wir hatten die Schlucht verlassen und marschierten über das offene Gelände, das hier und dort von scharfe Felsen verziert wurde. Doch weiter hinten konnte ich die Umrisse der Gebirge erkennen. Ich schaute zu meiner Tochter hinüber. War sie bereit für diesen Kampf? War sie bereit dem Mann wieder Einhalt gebieten zu müssen, den sie einst geliebt hatte? Ich wünschte ich könnte ihr diese schwere Bürde nehmen, wusste jedoch, dass dieser Weg für sie unvermeidlich war. Manchmal spielte das Schicksal ein grausames Spiel.

Kenai

Ich ließ die Verbandsachen fallen, als Envar die Wunde mit seiner Magie heilte und starrte ihn ausdruckslos an. Ich hätte es trotzdem spüren sollen, es war meine Aufgabe gewesen die Beide zu beschützen. Mein Körper spannte sich augenblicklich an, als er sagte unser Baby würde sterben, wenn sie hier blieben. Ich musste sie wegbringen. Nach Ocamma. Zu diese Wasserfälle, wie Envar es gesagt hatte. Er meinte dort wären sie in Sicherheit. Sofort rannte ich zu Jenaya, riss sie in meine Arme und benutzte den Teleportationstein, der uns nach Ocamma bringen sollte. Ich konnte kaum klare Gedanken fassen, geschweige denn irgendein Wort an Envar richten. Ich sah gerade nur die unsichtbare Gefahr. Mein Herz klopfte schnell in dem Brustkorb und in der nächste Sekunde rauschte etwas im Hintergrund. Wir waren bei den vier Wasserfälle, ich setzte Jenaya vorsichtig in das weiche Gras ab und dann lief ich forschend über die Wiese. Ich musste kontrollieren, ob wir wirklich hier in Sicherheit waren und Niemand anderes hier war. Unser Baby war in Gefahr. Es würde sterben, wenn wir nicht aufpassten. Ich musste unser Baby beschützen. Meine Augen suchten hektisch jeden kleinsten Winkel ab und meine Hand zuckte immer wieder zu meine Waffen. Die Schattenmagie in mir pulsierte stärker, meine Atmung wurde schwerer. Gefahr. Ich musste die Gefahr bannen. Unser Baby. Jenaya. Sie durften nicht sterben. Ohne sie....ohne sie konnte ich nicht leben.

Fenrir

„Du verstehst rein gar nichts“, knurrte ich und trat ihr einen Schritt näher, selbst in dieser Gestalt reichte sie mir kaum bis zum Kinn. Sie war schon immer ein Winzling gewesen. „Du bist eine schlechte Lügnerin geblieben“, stellte ich trocken fest, während meine Augen vor unbändigen Zorn glühten: „Wir sind keine Familie, du hast mich genauso verraten wie deine verlogene Schwester. Glaube ja nicht ich hätte es vergessen, wie du es einfach zugelassen hast und mich angesehen hast, als wäre ich ein Monster. Außerdem wissen wir beide, dass Mal und ich niemals zurückkehren können. Also spar dir dein Atem, du tust das hier nicht für mich. Es wäre eine mal besser gewesen wir hätten euch niemals kennengelernt oder wären einfach unserem Instinkt euch zu töten gefolgt. Weiß du wen ich getötet hätte?“ Ich beugte mich zu ihrem weißen Ohr, während ich den Nachhall des Schmerzes über den Verrat spürte: „Dich. Du beherrscht den Raum und ich das Nichts. Wir sind wie zwei abstoßende Magnete. Ich kann deine Angst riechen, du hast dich immer vor diesen Teil von mir gefürchtet. Nicht wahr?“ Damals hätte ich sie jedoch vor jede Gefahr beschützt, selbst wenn es mein eigenes Leben gekostet hätte. Als Mal und Sury mit den Truteln beschäftigt waren, nachdem Gefährten geworden waren, hatte ich die meiste Zeit mit Alita und Envar verbracht. Besonders mit Alita. Obwohl wir uns damals schon länger kannten, war sie immer noch schüchtern gewesen und ich hatte mir zur Aufgabe gemacht es zu ändern. Ich lehnte mich zurück, sogar noch vor Kurzem hatte ich sie beschützen wollen und Akela gewarnt sie nicht anzurühren. „Lass mich raten, man hat dich in den Glauben zu mir geschickt dein unschuldiger Blick würde wieder bei mir wirken“, kühl musterte ich sie.


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17.11.2019, 16:29

Ardan

Es war ein langer Marsch. Das Gebiet erstreckte sich über mehrere Felder, auf denen man Dutzende Reiche hätte errichten können. All das Land hier... verdorben. Was für eine Verschwendung. Ich nahm mir fest vor, dass wenn der Krieg erst einmal vorbei und gewonnen war, wir uns dieses Land zunutze machten. Es gab genügend Magie, um der Erde neues Leben zu schenken. Dann würde sich niemand mehr fürchten hierher zu kommen. Ein neuer friedlicher Lebensort.
>Ich spüre sie.< sagte Silia plötzlich. Ihre Augen waren auf den Horizont fixiert. Dort, wo die Gebirgskette den halben Himmel einnahm. Ich fragte mich, ob dahinter noch mehr unbewohnte und tote Gebiete lagen. Niemand wusste das. Es stand auf keiner Karte geschrieben. >Die Hohedämonen. Sie erwarten uns. Sie sind anders als die anderen. Viel stärker. Sie stehen mit ihren Truppen bereit. Ich kann nicht genau sagen, wie viele es sind, aber zahlenmäßig sind sie uns deutlich überlegen.< Wieder machte sie eine Pause, in der sie konzentriert die Stirn runzelte. Ihre Augen leuchteten leicht auf, die Ohren zuckten. >Dunkle Krieger, Bestien, Schwarzmagier... alle sind vertreten. Ich kann sie hören. Sie summen. Sie stampfen. Sie sind bereit.<

Jenaya

Ich hatte nicht einmal Zeit tief Luft zu holen, da riss mich Kenai an sich und brachte uns fort vom Lager. Neben dem Schwindel, der kurz einsetzte, nahm ich das vertraute Rauschen von Wasserfällen wahr. Zuhause. Mein erster Gedanke. Kenai setzte mich im Gras ab, das unglaublich vermisst hatte. Hinzu kamen die Gerüche, das Zwitschen von Vögeln, das Plätschern im Wasser, der frische Wind, der die Blätter in den Baumkronen zum Rascheln brachte... Hier existierte Leben, wahre, reine Magie. Ein starker Kontrast zum Toten Land der Dämonen. Mir kamen fast die Tränen, weil ich meine Heimat so lange nicht mehr gesehen, gerochen und geschmeckt hatte. Selbst die Luft schmeckte nach Freiheit. Trotzdem frustrierte es mich, nicht mehr in der Lage zu sein meine Freunde im Kampf zu unterstützen. Ich wollte ihnen helfen, ihnen beistehen und meine Fähigkeiten für das Gute einsetzen. Aber ich war schon lange nicht mehr nur für mein eigenes Leben verantwortlich. Da gab es unseren Sohn, den wir unter allen Umständen beschützen mussten. Und wenn Envar meinte, dass ich im Krieg nichts zu suchen hatte, dann nahm ich ihn beim Wort.
>Kenai, komm zurück.< rief ich nach meinem Liebsten. Mir war klar, dass er gerade völlig durch den Wind war. Das wäre ich an seiner Stelle auch. Immerhin hatte ich eine Zeit lang einen Fluch in mir getragen, den ich selbst nicht bemerkt hatte, bis er seine Wirkung entfaltete. Das würde ich noch verarbeiten müssen, aber im Moment wollte ich bloß in Kenais Armen liegen und zur Ruhe kommen. Meine Gedanken sortieren und überlegen, ob ich vielleicht von hier aus Gutes tun konnte. Ich gab ungern auf.

Alita

Ich zuckte zusammen, als er sich zu mir vorbeugte und ihm der Zorn aus jeder Pore hinausströmte. Auch wenn das hier nicht sein eigener Körper war, sah ich in den wölfischen Zügen den Fen, den wir alle damals kennengelernt hatten. Ja, ich hatte Angst vor ihm gehabt. Immer. Selbst jetzt. Es war ein Instinkt. Der Wolf und der Hase. Von Natur aus würde man meinen, dass ich das perfekte Mahl für ihn war. Seine leichte Beute. Ja, es war nicht einfach gewesen Mal und Fen in unsere Familie zu integrieren, aber ihre Mühe hatte sich gelohnt. Wir waren wirklich gut miteinander ausgekommen. Zwei von uns sogar ziemlich gut. Malevor und Sury. Nie im Leben hätte ich mit ihrem tragischen Ende gerechnet. Nur Envar allein hatte es kommen sehen.
Ob du es glaubst oder nicht, ich habe dich nicht absichtlich verraten. Ich hatte Angst. Ich stand unter Schock. Was zwischen Sury und Mal vorgefallen ist, ist nicht gänzlich ihre Schuld, weißt du... Sie hat ihre Pflicht erfüllt, die er selbst unterstützt hat. Damit sage ich nicht, dass ich zu hundert Prozent dahinter stand. O nein... Aber dann hast du die Beherrschung verloren. Du hast versucht meine Schwester zu töten, die in ihrem Herzen bereits tot war. Ihr alle seid völlig verrückt geworden. Was hätte ich tun sollen? Mich einmischen? Ich hätte niemals eine Chance gehabt... Beschämt senkte ich den Blick. Es war kein Geheimnis, dass ich von uns allen die schwächste Animagi war. Schwach im Sinne von Kämpfen, aber auch in vielen anderen Angelegenheiten. Niemand, nicht einmal meine eigenen Geschwister wussten, wie ich damals wirklich empfunden hatte. Dass ich mir insgeheim wünschte, ich wäre ein wenig mehr wie meine Schwester. Stark, wunderschön, entschlossen und mutig. Es war keine Überraschung, dass beide Brüder Gefühle für sie entwickelt hatten und trotzdem hatte ich die leise Hoffnung gehegt, Fen würde mehr als nur eine kleine Schwester, die es zu beschützen galt, in mir sehen. Vor allem nachdem feststand, dass Sury Mal liebte und nicht ihn. Es hatte mich insgeheim sehr gefreut, mehr Zeit mit ihm zu verbringen, trotz meiner Schüchternheit und der wölfischen Gefahr, die stets von ihm ausging. Aber als dann alles in die Brüche ging, verlor ich meine Richtung. Ich war wütend, weil Sury Mal in die Verdammnis geschickt hatte. Ich war traurig, weil meine große Schwester plötzlich ganz schwach wurde. Ich war verängstigt, weil Fenrir sein wahres Wesen zeigte und ich nichts damit anzufangen wusste. Ich war nie wirklich stark gewesen und manchmal fragte ich mich, warum meine Mutter mich überhaupt erschaffen hatte. Der Raum brauchte mich genauso wenig wie ich ihn. Und doch existierte ich.
Als mein Blick erneut auf Akela fiel, spürte ich ein seltsames Ziehen in der Brust. Sury hatte es mir mal beschrieben. Sehnsucht. Tiefe Sehnsucht. Ich sah zurück zu Fenrir, in den dunklen Abgrund seiner Augen und ließ langsam die Arme sinken. Ja, Sury hat mich vorgeschickt, weil ich bekanntlich die einzige Person bin, die alles und jeden ausfindig machen kann. Sie hat mich darum gebeten, sie sofort zu rufen, sobald ich dich finde, aber ich werde es nicht tun. Ich werde stattdessen das tun, was ich für richtig halte. Obwohl mich der Fluchtinstinkt packte, blieb ich an Ort und Stelle stehen und gab mir einen Ruck. Ich hatte mir nach dem Drama damals geschworen, in Situationen wie diesen nicht mehr davonzurennen. Ich musste mich daran halten. Ich musste mir selbst etwas beweisen.
Nimm mich, nicht ihn. Ich weiß, du willst Akelas Seele für deinen Bruder opfern, aber meine Seele ist so viel wertvoller als seine. Ich habe meine Worte von vorhin ernst gemeint. Nicht nur du, auch dein Bruder, ihr beide habt genug gelitten. Nimm meine Kraft, rette ihn und tut, was ihr für richtig hält. Dafür möchte ich, dass du Akela von deinem Fluch befreist, damit er an Surys Seite zurückkehren kann. Ich würde es nicht ertragen, sollte meine Schwester wieder einmal ihr Herz verlieren. Ich möchte nur das Beste für euch alle und du hast es selbst gesagt... Wenn du die Wahl hättest, würdest du mich töten. Es gibt also keinen Grund für dich Nein zu sagen. Du bekommst deine Rache und eine Macht, die viel größer ist als seine. Mir klopfte das Herz bis zum Hals, als ich diesen Entschluss fasste. Dieses Angebot mochte verrückt klingen, aber es fühlte sich dennoch richtig an. Meine Schwester würde ihren Liebsten zurückbekommen und gleichzeitig würde ich Fenrir helfen. Was mich betraf, würde man mich sowieso ersetzen. So funktionierte das bei uns Animagi. Nur hoffte ich, dass Mutter die nächste Animagi, die den Raum beherrschen würde, mit mehr Stärken segnete. Ihr sollte es besser ergehen als mir. Tu es, Fen. Es ist in Ordnung, bat ich ihn mit einem zaghaften Lächeln.
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17.11.2019, 20:27

Jadis

Ich hielt kurz inne, als Silia plötzlich sagte sie könnte sie spüren. Meine Augen verfolgten ihr Blick, doch ich sah nichts als nur das karge Land und die Felsen. Dennoch wenn ich aufmerksam lauschte spürte ich die Gefahr, die von den Gebirge ausging. Und in den Wind vernahm ich das leise Geräusche von Stampfen und Summen, wovon Silia gerade sprach. Gänsehaut überzog meinem Körper und kalt erschauderte. Es klang unheimlich und bedrohlich, dennoch verlor ich meinen Mut nicht. Ganz gleich welchem Feind wir gegenüber stehen würden. Tief atmete ich ein und nickte entschlossen: "Und von uns sind auch alle vertreten. Wir werden ihnen zeigen, was es bedeutet, wenn man von uns das stehlt, was uns wichtig ist." Bald würden wir mit unsere anderen Truppen aufeinander treffen und uns zu einem großen Heer verwandeln.

Kenai

Das Blut rauschte immer noch wild durch meine Adern, während meine Magie unruhig summte. Hier schien keine Bedrohung zu geben, doch ich konnte dem Frieden nicht trauen. Nicht nach alldem was wir in den Kämpfe erlebt hatten und daher errichtete ich einen unsichtbaren Schutzwall aus Dunkelheit um uns herum, der das Verschleiern unsere Anwesenheit unterstützte. Mein Kopf ruckte in ihre Richtung, als Jenaya nach mir rief und in nächste Sekunde stand ich bei ihr. Forschend sah ich sie an und tastete an ihrem Körper entlang auf der Suche nach Verletzungen oder weitere verborgene Flüche. "Ist was mit unserem Baby?", sagte ich rau und mein Körper spannte sich zum Zerreißen an. Meine Hände zitterten, als sie sich auf dem runden Bauch legten. Unserem Baby durfte nicht geschehen, ich musste ihn beschützen. Er war unser Wunder. Die Verzweiflung übermannte mich beinahe, ich spürte den Druck hinter meine Augen und etwas Schweres lastete auf meinem Herz. "Ich werde euch mit meinem Leben beschützen. Ihr seid bei mir sicher. Das glaubst du doch mir, oder?", voller Schmerz sah ich Jenaya wieder an.

Fenrir

Neuer Zorn durchströmte mich, als sie mich an jenem Tag erinnerte. Ich war zu spät gekommen, als es eskalierte und ich den zerreißendes Band zu meinem Bruder gespürt hatte. Als ich angekommen war, wurde er bereits von Sury getötet und dann hatte ich nur noch diesen dunklen Hass in mir gespürt. Sie hatte ihn mir weggenommen, ich hatte keine Chance gehabt ihn zu beschützen. Und bis heute glaubte ich nicht, dass mein Bruder es gewollt hatte, dass sie ihn vernichtete. Das war eine Lüge, er hätte mir doch davon erzählt! Mein Gesicht verzerrte sich vor Wut und die Augen wurden zu Schlitzen. Diese Sache um Pflichten war nur bloße Ausrede, Sury hatte eine Wahl gehabt. Ich würde es ihr niemals verzeihen können. Verächtlich schnaubte ich über die Feigheit von Sury, weil sie Alita vorgeschickt hatte. Alita überraschte mich mit ihrem Angebot und einen Moment vergaß ich den wutvollen Hass. Sie wollte bereitwillig mir ihre Seele geben und als Gegenleistung sollte Akela in die Freiheit gelangen? Die Seele einer Animagi war tatsächlich um Einiges wertvoller und selbst als Seele noch sehr machtvoll. Besonders wenn ich dessen Magie verschlang. Sie wollte sich tatsächlich opfern, das sah ich in ihre Augen. Und dann lächelte sie mich zaghaft an. Etwas in meinem Brustkorb krampfte sich zusammen und ich presste meine Lippen fest zusammen. "Nein, ich bin nicht daran interessiert. Es ist viel wirkungsvoller ihn zu nehmen. Er ist der Mann, mit dem deine Schwester meinem Bruder betrügt", neuer Zorn glomm in meine Augen auf: "Sie hatte es versprochen ihm ewig zur Seite zu stehen. Nur aus diesem Grund hatte ich ihre Entscheidung akzeptiert, weil das Glück meines Bruders wichtiger war, als mein Eigenes. Ihr hält sie alle für eine Heilige, aber das ist sie nicht. Sie hat mein Bruder in das Unglück gestürzt!" Ich kehrte ihr den Rücken zu und mein Zorn traf die Seele, er krümmte sich vor Schmerz zusammen. "Jetzt verschwinde Alita", ich schaute über die Schulter: "Ich will dich nicht töten müssen." Einen Moment schwieg ich, als vergessene Bilder in meinem Kopf auftauchte: "Vor langer Zeit wollte ich dein Held sein." Aber anders als bei ihrer Schwester war ich nicht mehr töricht gewesen mich von solche Gefühle hinreißen zu lassen. Ich hatte mich damit genügt ihre Freundschaft besitzen zu dürfen. Ich wusste damals, dass ich niemals jemandes Gefährten sein würde. Und was wollte schon ein süßes, schüchterne Häschen von einem dunklen, bösen Wolf? Verärgert über das Geständnis und über die alte Erinnerungen, knurrte ich Akela an: "Na los, erledige deine Aufgabe und hör auf dich zu wehren. Ansonsten wirst du einen viel größeren Schmerz erdulden müssen!" Ich hasste diesen Mann und tief in meinem Inneren wusste ich auch, dass auch in mir der Neid war, dass so ein kaputter, schwacher Mensch das bekam, was auch Mal bekommen hatte. Diese besondere Verbindung zu Jemanden.


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17.11.2019, 21:17

Ardan

Erst, als ich meine Sinne mittels Magie schärfte, hörte und sah ich dasselbe wie Silia. Man wartete auf uns. Sie griffen nicht an, sondern feuerten sich gegenseitig an. Ich konnte mir vorstellen, wie ihr Blut in Wallung geriet, wenn sie nur daran dachten uns das Fleisch von den Knochen zu reißen. Wie wilde Bestien es eben taten. Aber davon würden wir uns nicht einschüchtern lassen. Wir selbst trugen das Feuer in unseren Herzen. Wir hatten nicht monatelang gekämpft, um gerade den wichtigsten aller Schlachten zu verlieren. Hier würden wir bis zum Äußersten gehen... und noch viel weiter.
Die Drachen in meinem Geist würden mir ihre Macht verleihen und mich mit allen Mitteln unterstützen. Selbst meine dämonische Seite würde ich im schlimmsten Fall zum Leben erwecken und alles zerfetzen, was sich mir in den Weg stellte. Ich durfte nichts unversucht lassen. Viele Leben standen auf dem Spiel. Sie alle legten ihre Hoffnung in uns. Sie sehnten sich den Frieden genauso sehr herbei wie wir.
>Ihre Späher haben uns bereits entdeckt. Wir brauchen uns nicht mehr zu verstecken.< meinte Silia ernst und legte sich ihre Maske an, die an einer Stelle leicht eingerissen war. Der Kampf nach Thales' Tod hatte diesen Sprung verursacht. Unsere Herzen sahen bestimmt genauso aus. >Dann können unsere geflügelten Truppen ihre Position einnehmen.< sagte ich an Jadis gewandt.

Jenaya

Kenais innere Anspannung war greifbar. In seinen Augen lag ein Schmerz, der mich tief traf. Warum gab er sich die Schuld für etwas, was wir alle nicht hatten kommen sehen? Bis auf Envar natürlich, aber er zählte nicht, weil er im Gegensatz zu uns allen ein Animagi war, der die Zeit beherrschte. Nur er hatte es in seiner Vision gesehen. Mein eigenes Drittes Auge hatte dabei versagt, meinen Sohn zu beschützen. Auch ich fühlte mich miserabel deswegen. >Kenai, wir sind nicht allmächtig. Wir sind immer noch Menschen. Wir machen Fehler. Wir sehen nicht alles. Wir fühlen nicht alles. Und das ist in Ordnung so. Ich bin einfach nur froh, dass alles nochmal gut gegangen ist und dass es unserem Sohn gut geht. Ihm ist nichts widerfahren. Er ist bei bester Gesundheit.< sagte ich sanft, während ich nach seinen Händen griff, um sie zärtlich lächelnd zu drücken. >Du bist mein Ein und Alles. Natürlich vertraue ich dir. Ich würde ohne zu zögern mein Leben für dich aufgeben, aber wir tragen nun die Verantwortung für unser Kind, das uns beide braucht. Also tun wir unser Bestes und überleben gemeinsam. Einverstanden?<

Alita

Es überraschte mich nicht, dass er weiterhin blind vor Wut war und nur das Schlechte in meiner Schwester sah. Er glaubte tatsächlich, dass nur weil sie Akela liebte, sie für Mal nichts mehr empfand. Das war gelogen. Ganz im Gegenteil. Sie liebt Mal, daran hat sich nichts geändert. Und für wen hältst du dich, dass du bestimmen kannst, ob es richtig oder falsch ist, wieder neue Hoffnung zu schöpfen und sich neu zu verlieben? Wir führen ein langes Leben, Fen! Während du diese lange Zeit damit verbracht hast, deine Rachepläne zu schmieden, hat Sury mit ihrem gebrochenen Herzen zu kämpfen gehabt. Es ist nicht so, dass sie lächelnd und tanzend über die Wiesen gehüpft ist. Sie so zu sehen, hatte mich damals ziemlich fertig gemacht. Meine Schwester... sonst so stark und strahlend, plötzlich schwach und matt. Auch wenn ich sie stets um viele Dinge beneidet hatte, so etwas hätte ich ihr nie gewünscht, um mich besser zu fühlen. Ich dachte nicht schlecht über andere, ich konnte es nicht. Entweder ich blieb neutral oder ich versuchte das Gute zu sehen.
Meine Ohren zuckten in die Höhe, als ich Fens letzte Worte mitbekam. Er hatte mein Held sein wollen... Um ehrlich zu sein, war er das auch gewesen. Er hatte mir immer geholfen, ganz besonders mit meiner Schüchternheit. Manchmal hatte er mir sogar mit Absicht Angst eingejagt, um mich abzuhärten, selbst wenn die meisten Male nach hinten losgegangen waren. Ich war wirklich schreckhaft. Auch jetzt. Trotzdem gab ich nicht so schnell auf, ich durfte es nicht noch einmal vermasseln. Um unseren alten Zeiten willen, bitte erfülle mir den Wunsch und nimm das Angebot an. Nimm mich und lass Akela frei. Er trägt überhaupt keine Schuld an dem ganzen Drama. Warum soll er dafür büßen? Er ist ein unschuldiger Sterblicher, gesegnet von der Mondgöttin. Erzürne sie bitte nicht. Mein freiwilliges Opfer wird dich nichts kosten. Meine Schöpferin wird sich nicht einmischen, weil es meine eigene Entscheidung war.
Ich unterdrückte das Zittern in meinem Inneren und wagte einen Schritt vorwärts, um nach seinen Fingern zu greifen. Sie waren krallenbesetzt. Er könnte mich damit schwer verletzen, aber ich schluckte die Angst hinunter. Nicht aufgeben, sprach ich mir selbst Mut zu. Schließlich berührte ich ihn und es überraschte mich, dass mir dabei die Tränen kamen. Du musst nicht mehr allein sein, weißt du... Nimm meine Hilfe an. Bitte.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

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17.11.2019, 22:08

Jadis

Meine Miene wurde starr, sie hatten uns also schon entdeckt und daher war es wirklich sinnlos aus einem Versteck heraus sie zu überwältigen. Außerdem wenn wir sie spüren konnten, so konnten sie uns genauso spüren. Immerhin waren unter ihnen mächtige Wesen anwesend. Ich sah Ardan an: "In Ordnung. Ich werde mich bei ihnen eingliedern." Ich klopfte am Hals meiner treue Tiergefährtin und Feena schnaubte leise. Ich spürte wie ihre Muskeln sich anspannten, sie war für den nächsten Kampf bereit. Sie hatte mich bis hierher begleitet und würde weiter an meiner Seite sein, obwohl sie die freie Entscheidung gehabt hatte. Aber sie wollte mit mir das hier gemeinsam durchstehen, denn uns verband eine besondere Verbindung. Ihre Flügeln entfaltete sich und wir stießen uns in die Luft, dabei gab ich den Windreitern und Harpyien das Zeichen.

Kenai

Meine Atmung wurde ruhiger und die Magie in mir rauschte nicht mehr wild durch den Körper. Langsam lockerten sich die angespannten Muskeln. Ihre Worte beruhigten mich und in meinem Herzen wurde es ein wenig leichter, auch wenn die Sorge blieb. Doch unserem Sohn schien erstmal gut zu gehen. "Einverstanden", flüsterte ich und zog sie schließlich ganz in meine Arme. Fest drückte ich Jenaya an mich und vergrub meine Nase in ihr duftendes Haar. Unserem Sohn ging es gut, ich musste jetzt keine Gefahr eliminieren. Jetzt konnte ich mir die Gedanken an Akela erlauben. "Mein Bruder....er ist weg", meine Stimme war leise: "Ich habe Angst, dass er tot sein könnte." Jetzt spürte ich die Tränen in meine Augen: "Ich will meine Familie nicht verlieren. Nicht nochmals." Dabei umfasste ich alle Personen, die mir wichtig waren. Jenaya. Unser Baby. Mein Bruder. Unsere Freunde. Yun hatten wir bereits verloren.

Fenrir

Ich zuckte zusammen, als Alita plötzlich nach meiner Hand griff und weiter darauf beharrte ihr Opfer anzunehmen. Langsam drehte ich mich zu ihr um, wodurch Akela eine Verschnaufpause war, weil ich jetzt auf sie konzentriert war. Tränen schimmerte in ihre Augen, während ihr Angst in meine Nase stach und ihr kleiner Körper sichtbar bebte. Dennoch stand sie hier und wollte mir ihre Seele verkaufen. Obwohl sie ein Angsthase war, hatte sie dennoch eine Art Mut in ihrem Herzen besessen, die nicht Jeder sah. Wie in diesem Moment zeigte sie, dass sie Größe besaß. Auf ihre ganz eigene Weise strahlte sie an diesem dunklen Ort. Etwas regte sich in mir, was lange vergessen wurde. Ich beugte mich zu ihrem Hals, meine tödliche Eckzähne berührten leicht die Haut. Ich konnte ihr ein schnelles Ende bereiten und mir dann das einfach nehmen, was sie mir bereitwillig anbot. Denn der Wunsch meine andere Hälfte zu befreien war größer, als die Seele voller Rachegelüst auszubeuten. Bei jeden Anderen hätte ich es skrupellos getan, selbst bei Sury. Bei ihr stieß ich auf einen Widerstand in mir, womit ich nicht gerechnet hatte. Ich konnte es nicht. Ich konnte mein Häschen nicht töten. Plötzlich glühte ein unbeschreiblicher Schmerz in meinem Körper auf und brüllend fiel ich auf die Knien. Ich fasste an meinem Brustkorb und spürte Nässe. Das war unmöglich, ich hatte dafür gesorgt, dass dieser Körper unsterblich wurde!

Akela

Ich blinzelte und schien einen Moment bewusstlos gewesen zu sein. Ich konnte mich nicht mehr erinnern. Nur noch an diesem Schmerz und dass der Wolfsmann mit einem Hasenmädchen gesprochen hatte. Sury. Immer wieder fiel dieser Name und ich hatte eine vertraute Wärme in mir vernommen. Sury. Silia. Ja. Sie waren die gleiche Person. Sie war eine Sonnenfüchsin mit vielen Leben. Ich erinnerte mich. Der Eisblock vor mir summte immer noch stark und es fehlte nicht mehr viel bis ich diesen Zauber gebrochen hatte. Der Gedanke an die Frau aus meine Erinnerung hatte mir geholfen mich weiter dagegen zu wehren und dabei schien das Hasenmädchen den Wolfsmann so abzulenken, dass seine Kontrolle über mich schwächer wurde. Plötzlich riss mich die Kette zurück zu den Wolfsmann, als er auf dem Boden fiel. Ich konnte den Fluch sehen an dem ich gebunden war und meine Augen weiteten sich überrascht. Der Fluch löste sich auf und mein Körper rief nach mir! Wie Gift würde dieser Wolfsmann aus meinem Körper fließen. Doch was hatte den Fluch gebrochen? Bilderfetzen tauchten in meinem Kopf aus. Das Hasenmädchen. Es musste an ihr legen. Und dann fand ich den Grund. Weil er sie nicht opfern wollte, weil er sie liebte, hatte er somit sein eigener Untergang geschrieben. Das hatte den Fluch gebrochen. Kein Wunder, dass ich niemals eine Lösung finden konnte, um ihn wieder loszuwerden. Das war ja beinahe wie in einem Märchen. So banal und gleichzeitig bedeutend. Und irgendwie empfand ich für den Wolfsmann Mitleid, ich glaubte ich war ihm ähnlich gewesen bis ich diese Frau getroffen hatte. Wieder durchfluteten mich Erinnerungen und ich sah das Hasenmädchen an: "Ich weiß, wie du ihn retten kannst ohne das eine Seele geopfert werden muss. Aber wenn wir es tun, muss du die Verantwortung für ihn tragen und dafür sorgen, dass er Niemanden schadet. Ansonsten werde ich ihn töten."


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