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08.12.2018, 19:09

Jadis


Ich schaute auf, als mich Ardan bezüglich des Essens ansprach und ich erwiderte darauf: "Mir ist in Klaren, dass Eure Küche flexibel sein kann. Aber wie gesagt ich möchte Euch keine Umständen bereiten, da unsere Anwesenheit überraschend kam. Zudem bin ich in den letzten Monaten oft auf Missionsreisen, da kann ich mir keine hohe Ansprüche und Zimperlichkeiten bei Essen erlauben. Entweder nehme ich das Angebot an, selbst wenn es mir nicht mundet und habe ein sättigender Magen oder lehne es ab, muss aber dafür in Kauf nehmen vielleicht hungrig ins Bett gehen zu müssen." Das war keine Lüge, wir hatten sogar auf einer unsere Reisen tagelang fast nur Fisch gegessen. Naja, wie gesagt, es gab einige Nahrungsmitteln die ich verweigerte und lieber hungrig ins Bett ging, wobei ein Stück Brot fand man immer. Leicht nickte ich ich schließlich, das gehörte eben zu einem Königsdasein dazu. Mein Vater musste auch viele Besprechungen und Papierkram erledigen. Etwas, was mir in der Zukunft auch vorliegen würde. Als Leoras Gedenkfeier angesprochen wurde, wurde somit das Gerücht über ihren Tod bestätigt. Ihr Tod berührte mich mehr, als der Tod seines Vaters. Meine Stimme wurde wärmer und verlor an Distanz: "Das mit Leora tut mir leid. Leider hatte ich sie nur kurz kennenlernen können, doch damals hatte ich für ihren Anmut und Eleganz bewundert. Sie schien vor allem die netteste Person gewesen zu sein, sie hatte vor Ruhe und Sanftmut ausgestrahlt." Sie war auch die Einzige, die weder hinterlistige oder betrügerisch gewesen war, noch beleidigend. "Da Ihr scheinbar viel von ihr hält, wäre es eine Ehre, dass Ihr der Gedenkfeier beiwohnt. Ich glaube sie hat Sie gemocht wie man eine Fremde mögen kann", sprach Zaneri weiter. "Ich möchte eine solche intime Gedenkfeier nicht stören", ich warf einen schnellen Blick zu Ardan. Mir war aufgefallen, dass er nicht darüber reden wollte. Die flammengoldene Augen waren dunkler geworden und er starrte regelrecht sein Essen an, um uns nicht ansehen zu müssen.

Kenai


Der Pixie flog auf die Königin zu und setzte sich auf ihrer Hand, sein Staub glitzerte rötlich: "Jawohl, ich will zu den größten Feen gehören! Zuerst wird man zwar eine Nimmerfee, aber wenn man seine wahre Gabe findet und die Aufgaben einer Nimmerfee gut erfüllt, verwandelt man sich in die vorbestimmte Fee." Offensichtlich gab es bei den Feen ebenfalls eine Rangordnung oder Entwicklungsstufen. "Jetzt weiß ich, warum Jenaya so hübsch aussieht. Die Schönheit hat sie wohl von ihrer Mutter", seine Mundwinkeln waren nach oben gezogen und man sah die kleine spitze Eckzähne. "Der König hingegen scheint etwas brummig zu sein", fügte er hinzu und dann begannen seine Flügeln zu flattern. Er flog zu den Brötchen: "Sie duften sooo gut. Wie Butterblumen und Honigtau!" Er stürzte sich auf ein Brötchen und mit einem Ächzen zog er in die Höhe: "Uff, ist das schwer. Der ist ja größer als ich. Kann Jemand mir helfen?"



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08.12.2018, 20:01

Ardan

Ich wollte nicht an Leora erinnert werden. Ich wollte nicht an sie denken. Nicht vor all den Leuten. Sie sollten aufhören, über sie zu reden, als würden sie sie kennen, denn niemand tat das in diesem Raum. Nur ich. Wir beide hatten eine Verbindung gehabt, die mit nichts anderem zu vergleichen war und zu wissen, dass sie nicht mehr an meiner Seite saß, zerstörte mich aufs Neue.
Trotzdem musste ich mir eingestehen, dass Jadis' nette Worte besänftigend waren. Sie hatte Leora richtig beschrieben. Dinge hervorgehoben, die meine Schwester ausgezeichnet hatten. Wenn sie hier wäre... Alles würde anders laufen. Ich wäre anders. Mein gesamtes Leben wäre so viel besser. Erträglicher. Vielleicht sogar ruhiger.
Aber wie immer überlebte das Böse irgendwie. In diesem Fall war es meine Halbschwester Zaneri. Wie so oft fragte ich mich, warum nicht sie gestorben war. Warum Leora? Auf Zaneri hätte ich problemlos verzichten können. Sie mischte sich in Dinge ein, die sie nichts angingen, so wie sie es jetzt tat. Es war nicht ihre Aufgabe, Gäste zu einer solch wichtigen Veranstaltung einzuladen. Es war meine. Ich war der König dieses Reiches, verdammt.
Ich atmete einmal tief durch, um den Groll ihr gegenüber zu schmälern und sah auf. >Nein, Ihr seid natürlich eingeladen. Leora hätte es nicht anders gewollt. Diese Feier ist für alle Anwesenden, niemand wird ausgeschlossen.<

Jenaya

Meine Mutter lachte entzückt, als Yun unsere Schönheit betonte. Der kleine Mann hatte ausgezeichnete Manieren, auch wenn er daraufhin meinen Vater leicht beleidigt hatte. Doch er nahm es einfach hin. Vater war für gewöhnlich ein ruhiger, nachdenklicher Mann, da würde er sich nicht von einem Pixie aus der Ruhe bringen lassen.
Ich griff nach dem Brötchen, das Yun zu tragen versuchte und schnitt es auf. Dann legte ich die Hälften auf einen sauberen Teller neben meinem. >Hier, jetzt hast du es leichter.<
>Und wie lautet nochmal dein Auftrag?< hakte Vater nach und sah dabei ernst zu Yun. Wenn es um die Familie ging, konnte er sehr übervorsichtig sein. Manchmal nervte das, aber ich nahm es ihm nicht übel. Dennoch... Das Gespräch über Kenai mussten wir dringend führen. Ich hoffte, dass ich nichts erfuhr, was mein Vertrauen in meine Eltern erschüttern würde. Das würde ich nur schwer ertragen.
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08.12.2018, 22:01

Jadis


Ich spürte, dass es ihm nicht gefiel, dass Zaneri diese Einladung ausgesprochen hatte und statt mir zuzustimmen, lud er meine Gefährten und mich offiziell ein. Da es sich um Leoras Gedenkfeier handelte, konnte ich nicht respektlos sein und diese zeremonielle Einladung abschlagen. "Dann werden wir erscheinen und sie würdigen", antwortete ich darauf. Die Mahlzeit wurde schnell beendet und es herrschte eine unangenehme Stille. "Wenn Ihr erlaubt, würden wir uns jetzt zurückziehen", wandte ich mich erneuert an Ardan und faltete die Serviette zusammen, um den Stoff auf den leeren Teller zu legen. Ich wollte gerne noch ein wenig durch den Garten spazieren gehen und meine Gedanken nachhängen. Vielleicht wollte Gilbert mir dabei ein wenig Gesellschaft leisten, ich würde ich naher fragen.

Kenai


Meine Augen verfolgten ohne Glanz jede Bewegung der Personen, die am Tisch saßen und mein gutes Gehör nahm jedes Wort in sich auf. Die aufgenommen Worte wurden in meinem Kopf bewertet, war mir als wichtige Information erschien für den Schutz der Prinzessin behielt ich und alles anderes Unwichtige verdrängte ich. Der Pixie schien sich schnell eingelebt zu haben, vielleicht war es seine Natur. Aufeinmal erinnerte ich mich über eine Geschichte, die die Prinzessin mal vorgelesen hatte. Dort waren diese geflügelte Winzlinge beschrieben worden. Äußere Merkmale der Pixies waren zu Einem die kleine Körpergröße, Yun war gerade mal so groß wie meine Hand, sowie die spitz zulaufende Ohren, die spitze Eckzähne und natürlich die Flügeln, die wie die eines Libellen aussahen. Ich erinnerte mich nicht, dass darüber geschrieben wurde, dass sie einen Stein auf ihrer Stirn hatten, der Funktionen besaß. Zudem verstreuten sie glitzernder Staub, was sich Feenstaub nannte. Nun, es wurde nicht beschrieben, dass ihr Staub scheinbar anhand ihrer starker Emotionen die Farben wechseln konnten. Jedenfalls konnten sie angeblich dadurch fliegen. In der Geschichte wurden die Pixies mit Irrwische verwechselt, daher bekamen sie in einige Mythen keinen guten Ruf und galten als kleine Rabauken. Mit den neuere Informationen von Yun, wusste ich jetzt, dass die Pixies aus der Zwischenwelt kamen, wie er es nannte. Die Zwischenwelt war ein Ort zwischen der Welt der Lebende und der Welt der Toten. Jedenfalls schien ein Pixie ein paar Fähigkeiten zu besitzen, Yun behauptete meine Gefühle und Erinnerungen in seinem Stein speichern zu können, wodurch er etwas meine Gedanken lesen konnte. Also war nicht nur das Fliegen seien Fähigkeit und bei Erfüllen seiner Aufgabe konnte er zu einem Fee aufsteigen. Dann gab es auch Geschichten über Feen, die die Prinzessin vorgelesen hatte. Darüber gab es verschiedene Versionen. Nach Wortlaut von den Pixie, besaßen Feen Flügeln, wie die einer Schmetterling. Nach seinem gestrigen Ausruf, existierten unter den Feen Jahreszeitenfeen. Zudem sprach er eben von Nimmerfee, scheinbar eine nicht voll entwickelte Fee. In den Geschichten und nach seine Worte besaßen Feen magische Fähigkeiten. Feen galten als glücksbringende Wesen, jedenfalls aus den Geschichten. "Danke", der Pixie stellte sich auf den Teller und drückte auf die Hälfte des Brötchen: "Das könnte glatt auch ein Bett sein. Ziemlich bequem." Dann riss er ein großes Stück von den Inneren des Brötchens und stopfte sie in den Mund. "Isch...soll.....Prinscheschin....helf'n.....Kenai....zu einem Menschen zu maschen....und seine Seele....beschütz'n....Schattenmagie isch zu hoch....sonst....Ungleichgewischt in der Zwischenwelt....dann passchiert ein grosches Drama und so....", schmatzte Yun und leckte sich über die Lippen. Dann schluckte er und fixierte den König mit seinem Blick: "Ich habe seine Herz-Rune gesehen. Sie besteht aus drei Teile, eine davon ist die Verbindung zu der Prinzessin. Der zweite Teil bedeutet, dass seine Seele in seinem toten Körper zurückgerufen wurde und dadurch ist seine Seele in den Körper zersplittert. Der dritte Teil hält die Seelenstücke in seinem Körper fest, ohne dieses Symbol wäre er sonst tot und seine Seele hätte den Fluss Styx überquert, um ins Jenseits zu gelangen. Mit dieser Art von Magie hätte ihr Menschen nicht spielen dürfen."


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09.12.2018, 03:09

Ardan

Die Stimmung war etwas komisch, aber ich unternahm nichts dagegen. Meine Gedanken kreisten um Leora, wie sie es immer taten, wenn sie oft erwähnt wurde und ganz besonders, wenn der Gedenktag näherkam. Kaum zu glauben, wie schnell ein Jahr vorüberging und der Schmerz derselbe war. Welcher Mistkerl hatte die ach so tolle Weisheit verbreitet, Zeit heile alle Wunden? Das stimmte nämlich nicht. In meinem Fall galt das Gegenteil. Mit jedem Jahr tat es mehr und mehr weh.
Ich schaute kurz zu Jadis und nickte einverstanden. >Fühlt Euch frei zu tun, was Ihr möchtet.< Mehr hatte ich nicht zu sagen. Ich war sowieso gleich mit meinem Mahl fertig und da ich es nicht länger in Zaneris giftiger Gesellschaft aushielt, rückte ich den Stuhl zurück und stand auf. Sofort wurden die Teller abgeräumt.
Ich wandte mich ab und verließ eiligen Schrittes den Speisesaal. Im Moment wollte ich allein sein. Nein, für den Rest des Abends und bis morgen Früh wollte ich meine Ruhe haben. Vielleicht könnte ich gleich ins Bett gehen und damit den düsteren Gedanken entgehen, die sich in meinem Kopf einnisten wollten. Ja, das klang nach einer guten Idee.
Der heutige Tag war für mich gelaufen.

Jenaya

Das mit dem Ungleichgewicht in der Zwischenwelt verstand ich immer noch nicht, doch ich vertraute den Worten dieses Pixies. Warum sonst hätte man ihn mit dieser wichtigen Aufgabe betraut? Es musste die Wahrheit sein. Und genau das bereitete mir Sorgen. Unwillkürlich drehte ich den Kopf in Kenais Richtung und erstarrte, als Yun weitersprach und eine Sache offenbarte, die ich nach all den Jahren zum ersten Mal hörte.
Ich spürte regelrecht, wie mein Herz zum Stillstand kam und über seinen eigenen Rhythmus stolperte. Meine Augen weiteten sich. Kälte kroch in mir hoch, als ich zu meinen Eltern schaute, die überrascht und schockiert zugleich dreinblickten. Sie hatten es gewusst. Sie hatten es gewusst und mir nichts davon gesagt! Sie hatten es gewusst und dennoch ein solch grausames Experiment durchgeführt. Und wofür? Um mich zu schützen... Dass ich nicht lache.
Die Stimmung kippte von einer Sekunde zur nächsten. Das lag hauptsächlich an mir. Meine linke Hand begann zu zittern, was defintiv ein schlechtes Zeichen war. Selbst meine Lippen zitterten. Da steckten Worte in meinem Mund, die sich nach draußen drängen wollten und entgegen meiner sonst ruhigen Natur ließ ich es geschehen. >Wie konntet ihr das tun? Wie konntet ihr einen toten Jungen den Frieden nehmen? Dafür gibt es KEINE Entschuldigung.<
>Kleines, bitte, lass es uns in aller Ruhe erklären...< versuchte mein Vater sich zu erklären, während er zur Beschwichtigung eine Hand hob. Meine Mutter hingegen senkte den Blick.
Ich schlug mit der flachen, zittrigen Hand auf den Tisch. Etwas, was ich nie zuvor getan hatte. Geschirr und Teller klirrten unheilvoll, mein Glas mit Wasser fiel um und wurde vom teuren Tuch aufgesogen. Das kalte Gefühl in mir, das Grummeln in meinem Magen wurde stärker. >Ich habe alles erwartet, aber nicht das. Das ist grausam. Das ist falsch. Das ist unmenschlich.<
Meine Stimme wurde zunehmend lauter. Tränen brannten in meinen Augen. >Wie konntet ihr das seiner Seele antun? Egal, welch schrecklichen Tod er erlitten haben könnte, ihr hattet nicht das Recht, euch das zunutze zu machen! Schon gar nicht für mich! Habt ihr je darüber nachgedacht, was das für mich bedeutet?<
Ich hatte das Gefühl, als müsste ich gleich explodieren. Diesmal regte sich meine Mutter. Sorge lag in ihrem Blick und sie streckte ihre Hand nach mir aus. >Kleines, bitte, beruhige dich. Wir erklären dir, wie es dazu kam, aber lass uns zuerst ausreden. Bitte. Reg dich nicht so sehr auf, das tut dir nicht gut.<
>Das tut mir nicht gut!?< rief ich aufgebracht aus. Ich warf die Hände in die Luft und zuckte augenblicklich zusammen, als das Buntglas über unseren Körper gefährlich zu vibrieren begann. Die Luft um mich herum lud sich auf. Ein heißkaltes Prickeln lag auf meiner Haut. Ich war kurz davor, die Kontrolle über meine Magie zu verlieren. >Nach all den Jahren erfahre ich, dass Kenai ein toter Junge war, bevor er zu einer Waffe wurde und das alles wegen diesem grausaumen Zauber! Zersplitterte Seele... Allein das auszusprechen, erfüllt mich mit Ekel!<
Mein Herz schmerzte. >Wie konntet ihr ihm das antun? Wie konntet ihr das MIR antun?< Ein trockenes Schluchzen entrang meiner Kehle, während es mir schwerer fiel, meine Magie zu beherrschen.
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225

09.12.2018, 10:52

Jadis

Es war nicht zu übersehen, dass Ardan auf die Gesellschaft keine Lust mehr hatte und ich fragte mich, wie sehr ihn der Tod seiner älterer Schwester getroffen hatte. Denn die geschwisterliche Liebe der Beiden hatten damals trotz seines betrügerischen Verhalten aufrichtig gewirkt, so wie es bei Jade und mir war. Ardan beendete die Mahlzeit und wir lösten uns auf. In Gang fragte ich Gilbert: „Hast du Lust auf einen Spaziergang in den Garten?“ Er lächelte mich warm an: „Natürlich.“ „Möchtest du mitkommen?“, wandte ich an meine beste Freundin Inej. „Damit ich mir eurer Schwärmerei mir antun muss? Nein, Danke. Ich bin vorhin den Berater alleine begegnet und habe ihn zu einem Schach-Duell herausgefordert“, sie grinste und ihre Augen funkelten. Ich zog ein Augenbraue hoch: „Sei nett zu ihm, Inej.“ „Ich bin doch immer nett“, sie zeigte ihre weiße Zähne: „Außerdem kann ich vielleicht ihm ein paar Informationen entlocken.“ „Na dann, viel Spaß“, schmunzelte ich. Mit Schachspielen konnte ich nicht viel anfangen, aber es war Inejs Leidenschaft und ich hatte oft gegen sie verloren. Sehr oft. Diese Frau konnte man nichts in dem Gesicht lesen und ehe man sich versah, wurde der eigene König geschlagen. Deswegen hatte ich sie auch eingestellt. Sie besaß einen klaren, kühlen Kopf und hatte ein Händchen für Strategien. Außerdem war sie nach ihrer Mutter die beste Windreiterin, die ich kannte. Unsere Wege trennten sich, mit Gilbert ging ich in Richtung Garten, während Inej die Bibliothek aufsuchte. Draußen war es schon dämmerig geworden, dennoch war es sehr warm. Ich konnte mich an die Temperaturen immer noch nicht gewöhnen. Vor allem fehlte mir hier der Wind, ich spürte nicht mal eine kleine Brise. Es war als würde die Hitze alles verschlucken. In den wilden Garten entdeckte ich Niemanden und schob meine Hand in Gilberts Hand. Sie war warm und sanft drückte er meine Hand. „Geht es dir gut?“, erkundigte er sich. „Ja, warum?“, ich unterdrückte ein Seufzer. Diese Frage stellte er mir ziemlich oft, seitdem wir hier waren. „Ich habe das Gefühl, dass…..naja, dass du dich ein wenig von mir entfernst“, er wählte die Worte vorsichtig. Ich blieb stehen und sah in seine himmelblaue Augen an: „Wie kommst du darauf? Ich bin und bleibe an deiner Seite.“ „Weil ich denke, dass dir in Wirklichkeit nicht gut geht und dir die Begegnung mit Ardan doch nahe geht, als du es zugibst. Jadis, ich kenne dich seit meiner Kindheit und ich merke doch, wenn etwas nicht stimmt“, erklärte er: „Sei bitte zu dir selbst ehrlich, es ist nicht gut alles runterzuschlucken. Ich bin für dich da, vergiss das bitte nicht. Ich kann dich auffangen, wenn du wankst.“ Da war wieder dieses Gefühl ein zerbrechliches Glas zu sein und ich mochte dieses Gefühl nicht. Ich wollte nicht schwach sein, nie mehr. „Ich komme damit zurecht, wirklich. Hör bitte auf darüber dir Sorgen zu machen. Es geht mir gut“, wie oft hatte ich schon diesen Satz in den letzten Tagen gesagt? Warum glaubte mir Gilbert nicht? „In Ordnung“, seufzte er und dann stellte er mir eine Frage, die mir völlig den Wind aus den Segeln nahm: „Warst du mit ihn in der Badehalle gewesen?“ Perplex sah ich ihn an: „Wie kommst du darauf?“ „Ich habe mitbekommen wie eine Dienerin dich in die Badehalle gebracht habe und von einem anderen Diener kam es mir zu Ohren, dass um diese Zeit immer Ardan seinen Bad genehmigt.“ „Ich habe nicht gewusst, dass er um diese Zeit sich einen Bad nimmt. Man hat mir gesagt, dass das Bad frei wäre und dementsprechend war ich überrascht gewesen, dass es doch nicht so war. Ardan hatte das Bad verlassen und es mir überlassen“, antwortete ich ihm ehrlich. Das er halbnackt war, ließ ich aus und auch welche unpassende Reaktionen sein Anblick in mir ausgelöst hatte. Und das ich selber halbnackt gewesen war. Ich spürte die Hitze in meine Wangen und wandte mein Blick von Gilbert ab. Ich ging weiter. „Werden wir morgen wirklich auf der Gedenkfeier erscheinen?“, ich war froh, dass er das Thema wechselte. Aber er brauchte auch nicht an mir zu zweifeln, es war ja nichts passiert und ich würde Gilbert niemals hintergehen. „Ja, alles Anderes wäre von uns respektlos und da Leora uns nie was angetan hat, verdient sie es von uns gewürdigt zu werden“, antwortete ich ihm. Mittlerweile war es dunkel geworden und somit kehrten wir in das Schloss zurück. Wie am Vortag schlüpfte ich in seinem Zimmer und später lagen wir aneinander gekuschelt in seinem Bett. In seine Arme konnte ich am Besten schlafen und es war einfacher mit den Albträume klar zu kommen.

Kenai

Die Stimmung schien sich zu verändern, auch wenn mir nicht klar war, warum Aufregung herrschte. Der Yun sprach davon, dass ich eigentlich tot hätte sein müssen, aber zurück in das Leben gerufen wurde und somit war meine sogenannte Seele zersplittert. All das zu hören löste keine Reaktion in mir aus, ich nahm es gleichgültig hin. Jedoch schien die Prinzessin diese Nachricht aufzuwühlen. Ihre linke Hand begann zu zittern, ein Zeichen, dass ihre Magie außer Kontrolle geraten könnte. Sie schlug mit der Hand auf dem Tisch und dieses lautes Verhalten war ungewöhnlich. Ihre Stimme hob sich mehr an. Es schien immer noch um meine Seele zu gehen. Über uns vibrierte das Buntglas. Ihre Magie war kurz davon außer Kontrolle zu geraten und das bedeutete ich musste sie beschützen, bevor die Magie Schaden an ihr richten konnte. In wenige Schritte stand ich direkt hinter der Prinzessin, meine Arme schlangen um ihren Körper und ich zog sie an mich hoch. Die Fingerspitzen, die nicht von den Handschuhe bedeckt waren, berührten die Haut ihrer Handgelenke. „Ich beschütze Euch“, sagte ich monoton. Der Pixie flog aufgeregt über uns und verlor wieder dabei viel glitzernder Staub. „Wie kann man das erklären? Bei den hässlichen Kobolden und furzende Riesen, wisst ihr überhaupt was mit einer zersplitterte Seele passiert, wenn sie in diesem Zustand den Körper verlässt?! Sie kann nicht den Styx überqueren, um wieder geboren zu werden und verteilt sich überall. Dann wird sie angreifbar für die dunkle Energie und wird zu einem verlorener Schattenwesen. Die zersplitterte Seele kann nicht mal ein grollender Geist werden!“ Der König begann zu sprechen: „Das wissen wir. Jenaya, beruhige dich bitte. Ich werde dir jetzt alles erklären. Wir haben nicht seine Seele zurückgerufen, dieses verbotenes Werk hatte ein Anderer gemacht. Jedoch hatten wir seine Seele in seinem Körper versiegelt, damit die Seelensplitter nicht Opfer der dunkle Energie wird und zu einem verlorener Schattenwesen wird. Sie war schon bereits zersplittert gewesen. In einem normalen Fall sind lebendige Waffen Menschen die freiwillig ihr altes Leben aufgeben wollen, die Gründe hierfür sind verschieden und diese Menschen sind auch volljährig, um solche Entscheidungen mit vollem Gewissen treffen zu können. Deswegen gibt es auch von ihnen nicht viele. Kenai ist der jüngste lebendige Waffe, die jemals gegeben hat und der Erste, der vorher tot gewesen war. In unsere Welt gibt es Wissenschaftler, die vom Weg abgekommen sind und fragwürdige Praxis durchführen, oft sind es Experimente mit dunkler Energie, dämonische und verbotene Magie. Ich habe eine Spezialtruppe aufgestellt, damit diese gefährliche Menschen gefunden werden können und in Gewahrsam genommen werden. Bei einer Mission hatten sie Kenai nahe an der Grenze in einem Versteck gefunden, er wurde da schon zurückgerufen und war aufgrund seines Zustandes einem Wahnsinn verfallen. Sie hatten ihn durch Magie bändigen können. Ein Wissenschaftler konnte ebenfalls gefangen genommen werden und bei einem Verhör erfuhren wir über dieses grausames Werk. Es war kein Zufall gewesen, dass der Zirkus Reavstone’s Zauberland, der damals in Ceris aufgeführt hatte, überfallen geworden war. Einer von ihnen waren bei der Vorstellung gewesen, sie suchten nach magische Produkte, wie sie es nannten. Dort wurde Kenai von ihnen zum ersten Mal gesichtet. Die Schattenmagie ist keine weit verbreitete Magie und enthält noch viele Geheimnisse. Das machte ihn interessant und er schien was Besonderes gewesen zu sein, da sein Vater nicht zu einem wissenschaftliches Opfer geworden war. Zu diesem Zeitpunkt experimentierten sie mit dieser verbotene Magie, aber hatten bislang Misserfolge gehabt und sie glaubten Kenai könnte der Schlüssel sein. Sie arbeiteten mit ein paar Dämonen zusammen und so wurde der Zirkus überfallen. Nach mehrere Nachforschungen musste es ein grausames Blutbad gewesen sein und Kenai selbst hatte den Angriff nicht überlebt. Die Einzelheiten möchte ich dir ersparen. Diese Wissenschaftlern hatten tatsächlich geschafft seine Seele zurückzurufen und nahmen es in Kauf, dass seine Seele dabei zersplitterte. Sie wollten nur seine Schattenmagie und ihn für ihre dunkle Zwecke zu eine Marionette machen. Jedoch waren sie nicht auf seinen Wahnsinn vorbereitet gewesen und der Wissenschaftler, den wir in Gewahrsam genommen hatten, war der einzig Überlebender. Ein paar Soldaten meiner Spezialtruppe hatten leider auch ihr Leben verloren. Die Schattenmagie war völlig außer Kontrolle gewesen und es hätte schlimme Folgen gegeben, wenn Kenai nicht aufgehalten werden konnte. Man brachte ihn in unseren Labor, durch die Versieglung konnten wir seinen unkontrollierbaren Wahnsinn erstmal stoppen. Aber es wäre eine Frage der Zeit, wann es wieder ausbricht und deswegen hatte ich die schwere Entscheidung getroffen ihn zu einer lebendige Waffe zu machen und ihn an dich zu binden, da es bislang keine Lösung gab wie seine zersplitterte Seele gerettet werden kann. So wurde er….die beste Waffe, die jemals erschaffen wurde. Zusätzlich heilten wir seine schwere Verletzungen, aber auch da lasse ich jetzt die Details aus.“


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09.12.2018, 20:02

Ardan

In meinem Schlafgemach angekommen, bereitete ich mich auf meine wohlverdiente Nachtruhe vor und musterte die beiden Truhen auf meiner Kommode. In der einen lagen wertvolle Erinnerungsstücke, in der anderen das Überbleibsel von Gefühlen. Egal, was ich tat, ich bekam Jadis einfach nicht aus meinem Kopf. In den letzten Jahren war es zwar ein wenig einfacher geworden, weiterzumachen, ohne an sie denken zu müssen, doch ich hatte sie nie vergessen. Wie sollte das auch möglich sein? Mein ganzes Dasein war auf sie geprägt. Sie war meine andere Hälfte. Eine Quelle noch größerer Kraft.
Aber ich konnte sie nicht haben, obwohl ich mir sehnlichst wünschte, sie in meine Arme schließen zu können. Und dass sie morgen bei der Gedenkfeier dabei sein würde, machte es mir ebenfalls schwer. Leora hatte sie gemocht. Sie hatte sich damals nicht nur für mich eingesetzt, sondern auch für Jadis. Für uns beide. Leider wusste Jadis nichts davon, sie kannte den wahren Grund meines Aktes damals nicht, aber ich brachte es nicht über mich, ihr die Wahrheit zu erzählen. Dafür war es zu spät. Ich wollte ihre Welt nicht noch einmal erschüttern. Außerdem war sie nun mit Gilbert zusammen... Da durfte ich mich nicht einmischen. Er war besser für sie.
Schwer seufzend legte ich mich ins Bett, hing meinen quälenden Gedanken nach und schaffte es erst nach ein paar Stunden, in einen tiefen Schlaf zu fallen.

Jenaya

Ich spürte, wie jemand hinter mich trat, mich umarmte und in die Höhe zog. Ich wusste, wessen Arme das waren, ich wusste, wessen Fingerspitzen meine Haut berührten. Ob ich mich wehrte oder nicht, gegen den Sog, den er auf mich ausübte, konnte ich nichts anrichten. Meine Magie wanderte direkt in ihn, beruhigte sich, kam wieder ins Gleichgewicht. Selbst mein Herz schlug nicht mehr zu schnell in Brust, sondern nahm ein angenehmeres Tempo an.
Währenddesse lauschte ich der Erzählung meines Vaters und konnte nicht fassen, was ich zu hören bekam. Natürlich hatte ich viel zu schnell viel zu heftig reagiert, ohne die beiden ausreden zu lassen, doch man konnte mir das nicht verübeln. Kenai war mir immens wichtig. Ich wollte nur das Beste für ihn und zu hören, wie man mit seiner Seele Spielchen getrieben hatte, verletzte mich zutiefst. Tief genug, dass mein Herz ebenfalls in tausend Splitter zersprang. Dämonen hatten ihm also dieses Schicksal erteilt. Sie hatten mit ihm experimentiert, um seine Schattenmagie für sich zu gewinnen. Diese Kreaturen, diese widerlichen Gefolgsleute des Dunklen Lords erregten Übelkeit in mir. Sie hatten so viel Leid über unser friedliches Land gebracht und nun das.
Da ich mich wieder unter Kontrolle hatte, löste ich mich von Kenai und ließ mich auf meinen Platz sinken. Meine linke Hand zitterte noch leicht, ein leichter Nachhall meines Beinaheausbruchs. >Es tut mir leid für meine vorschnelle Reaktion.< murmelte ich niedergeschlagen und senkte den Blick.
>Das alles ist einfach zu.... schrecklich.< Wieder brannten Tränen in meinen Augen.
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09.12.2018, 20:23

Jadis


Blinzelnd öffnete ich langsam die Augen, als die Sonne meine Nase kitzelte und leise murmelnd wollte ich mich enger an Gilbert kuscheln, als ich nur eine Stelle fand. Verwirrt setzte ich mich auf und sah, wie er gerade sein Gesicht wusch. "Guten Morgen", begrüßte ich ihn. "Guten Morgen", er nahm einen Tuch, trocknete sein Gesicht und schenkte mir ein Lächeln. "Ich glaube wir haben noch ein bisschen Zeit, lass uns ein wenig kuscheln", ich neigte mein Kopf zur Seite, mein Haar floss über die Schulter und lächelte ihn voller Zärtlichkeit an. Ich sehnte mich nach seine Nähe. Nach seine Wärme. "Ich wollte ein wenig trainieren gehen, bevor wir zum Frühstück gehen", antwortete er jedoch und gab mir nur einen Kuss auf die Stirn. Wieder wies er mich zurück. Es war, als wäre es ihn unbehaglich hier in diesem Reich mit mir die Zweisamkeit zu genießen. Aber vielleicht übertrieb ich. "Macht das, man kann nicht genug trainieren", zwang ich mich zu einem Lächeln und dann war ich alleine. Obwohl es wieder warm war, war es mir innerlich kalt. Ich zog mich an und verließ den Raum, um den plötzlichen Gefühl von Einsamkeit zu entkommen. Um diese Zeit schlief Inej bestimmt noch, da war wir uns ähnlich. Wobei ich heute frühzeitig aufgewacht war. Ziellos wanderte ich also durch die etliche Gänge und war vollständig in meine Gedanken versunken.

Kenai


Der König sprach über mein altes Leben, das ich einst geführt haben sollte. Beziehungsweise erzählte er die Situation, wie es dazu kam, dass ich zu eine lebendige Waffe wurde. Somit schloss sich die Lücke von den Geschehnis, das der alte Mann erzählt hatte. Das war also danach mit mir passiert. Nichts regte sich in meinem Inneren. Keine Erinnerungen. Keine Emotionen. Es war als würde der König über eine andere Person sprechen, statt über mich. Die Prinzessin beruhigte sich etwas, als ich ihre Magie absorbierte und spürte das Summen meiner Magiequelle. Sie weitete sich aus. Die Prinzessin schien es mitzunehmen, was meinem alten Leben passiert war. Der Pixie sank auf meine Schulter und tätschelte gegen meine Wange: "Mannomann, da sieht Aschenputtels Leben rosiger aus. Diese verfluchte Dämonen, sie sind schlimmer als alte durchgedrehte Hexen!" Dann schwieg der Pixie einen Moment und sagte: "Und es gibt noch was, er trinkt Abends etwas, was er als einen Schlaftrunk glaubt. Aber die Wahrheit ist, dass dieses Elixier die Träume unterdrückt und somit verschlingt seine Dunkelheit die Träume. Zudem wird seine Schattenmagie aktiviert und lockt die Schatten negativer Energie des Schlosses an. Wenn es so weiter geht, wird er bald die Kontrolle über die Schatten verlieren und das bedeutete Chaos. Also, warum muss er dieses Zeug trinken?!" Der Pixie verschränkte die Arme vor dem Brustkorb.


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09.12.2018, 20:38

Ardan

Meine Morgenroutine bestand zunächst aus Frühstück in meinem Zimmer, Durchlesen von dringenden Papieren, die ich anschließend unterschreiben musste und einem knappen Gespräch mit Raja, der ebenfalls früh auf den Beinen sein musste, weil wir den ganzen Haushalt gemeinsam schmissen. Ich war wirklich dankbar dafür, ihn an meiner Seite zu haben. Er war loyal und ehrgeizig.
>Freust du dich schon auf den Auftritt deiner Frau?< fragte ich ihn lächelnd, als ich mir den dunkelroten Umhang um die Schultern legte und in meine flachen Schuhe schlüpfte. In ihnen war es am gemütlichsten, anstatt in meinen schweren Stiefeln. Die brauchte ich nur zum Kämpfen.
Raja seufzte verliebt. >Wie kann ich mich nicht auf Freesia freuen? Sie ist die schönste Frau überhaupt!<
Dagegen hatte ich etwas einzuwenden, doch ich behielt den Kommentar für mich. Wir liebten verschiedene Frauen, also war es verständlich, dass sich unsere idealen Frauenbilder unterschieden. Dennoch freute ich mich für Raja, dass er nach all den Jahren immer noch glücklich verheiratet war. Freesia und er passten sehr gut zusammen.
Er öffnete mir die Tür und ich trat als Erstes in den Flur hinaus. Heute war es ein wenig wärmer auf der Insel. Ein guter Tag. Ich fragte mich, wie es unseren Gästen damit ging, denn nicht viele ertrugen dieses zu warme Wetter auf langer Dauer. Es ließ sie schwindelig fühlen, kraftlos. Hoffentlich meldeten sie sich, sollte es ihnen zu unangenehm sein. Wir hatten Mittel und Wege den Aufenthalt zu erfrischen.

Jenaya

Hörte dieser ganze Mist denn nie auf? Das wurde ja immer schlimmer. Gerade, als ich dabei war, diese düstere Vergangenheit zu schlucken, warf der Pixie die nächste Bombe in den Raumd und es wurde wieder augenblicklich still. Aber diesmal schwiegen meine Eltern nicht, sondern warfen sich ehrlich verwirrte Blicke zu.
Vater schüttelte den Kopf. >Es soll auch nur ein Schlaftrunk sein, nichts weiter. Wir haben dem Elixier nichts anderes zugefügt. Das ist mehr als eigenartig.< Er grübelte in Gedanken.
>Dann soll er den Schlaftrunk erstmal nicht mehr zu sich nehmen.< warf Mutter ernst ein und sah mich ernst an. >Später solltest du ihn von seinem Überschuss an Magie befreien. Es erscheint mir, als hätte er inzwischen genug in sich gesammelt.<
Ich atmete tief ein. Tief aus. Nickte. Selbstverständlich würde ich dafür, dass Kenai sein normales Gleichgewicht fand. Ich wollte nicht, dass es ihm schlecht ging. Vor allem nicht wegen mir und dieses dämlichen Schlaftrunks, von dem ich auch nichts gewusst hatte. Was wusste ich eigentlich über Kenai? Rein gar nichts...
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09.12.2018, 20:54

Jadis


Das Pochen hinter meiner Stirn war zurückgekehrt und ich hatte wieder das Gefühl nur Hitze einzuatmen. Ich blieb an einem Fenster stehen, das offen stand und bemerkte, dass man von hier aus den Blick auf die Kampffläche vor dem Garten hatte. Dort war Gilbert und trainierte. Selbst von hier konnte ich sehen, wie konzentriert seine Miene war. In diesem Zustand konnte ihn nichts ablenken, nicht mal ich. Ich stützte mich am Fensterbrett und mich überkam ein Gefühl, dass er plötzlich mir weit entfernt war. Als könnte ich Gilbert nicht festhalten. Ich rieb fröstelnd meine Arme, was war los mit mir? Was war los mit uns? Tief atmete ich ein. Nur noch einen Tag und dann konnten wir endlich zurück nach Aradon. Dann würde alles wieder wie vorher werden. Die Kopfschmerzen wurden stärker und ich kniff meine Augen zu. Dabei setzte ich mich auf dem Boden und rieb massierend meine Schläfen. Die Wand an meinem Rücken fühlte sich auf meinem erhitzten Körper kühlend an. Ich legte meine Wange an die kalte Steine der Wand. Schon viel besser. Erleichtert seufzte ich leise. Diese Nebenwirkungen waren wirklich lästig und konnten meine Sinne beeinträchtigen.

Kenai


Es kam wieder die Sprache auf das Schlaftrunk, den ich mir schon immer eingenommen hatte. Anscheinend wurde etwas in den Schlaftrunk beigefügt, was nicht hingehörte und es schien etwas mit meiner Schattenmagie auszulösen. Die Königin verlangte, dass ich es nicht mehr zu mir nehmen sollte. Da es einem Befehl gleichkam und die Prinzessin dem zustimmte, musste ich diesem Befehl Folge leisten. "Das wäre eine gute Idee. Er hat sehr viel Magie angesammelt", bestätigte Yun die Königin, als er auf meinem Brustkorb starrte. Dann flog er zurück zu dem Brötchen und begann daran weiter zu essen: "Also gibt es noch etwas, was wir wissen sollten? Wo wir jetzt dabei sind alle Karten offen zu legen. Jeder Hinweis kann uns helfen, Kenai zu einem Menschen zu machen."


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09.12.2018, 21:10

Ardan

Ich unterhielt mich mit Raja über die bevorstehende Gedenkfeier, denn obwohl ich ungern an Leora dachte, so musste das Fest gut vorbereitet werden. Wir klärten ab, wer welche Dinge erledigen musste und welche kleineren Aufgaben an wen übertragen werden konnten. Natürlich wäre es einfacher, jedes Jahr dasselbe Fest zu planen, aber das wollte ich nicht. Jedes Jahr musste etwas Besonderes sein.
>Prinzessin Jadis?< sagte Raja auf einmal und blieb stehen.
Ich sah von der Liste in meinen Händen auf und erblickte Jadis auf dem Boden. Sie lehnte sich gegen die Wand. Ihrem Gesicht zu urteilen, ging es ihr nicht wirklich gut. Ich kannte diesen Ausdruck. Das, was ich befürchtet hatte, war eingetreten. Nicht überraschend.
>Wenn Ihr nach einer Erfrischung sucht, kann ich eine Kutsche vorbereiten, die Euch zum Strand fährt. Dort ist deutlich frischer und das kalte Wasser wird Eure Lebensgeister wecken.< bot ich ihr freundlich an. >Das würde auch Eurer Mannschaft sicherlich gut tun.<
Raja warf mir einen überraschten Seitenblick zu. Mir war klar, dass ich ihr gerade ein großzügiges Angebot gemacht hatte, denn ich schlug es nicht nur für sie vor, sondern auch für ihre Mannschaft. Allerdings war heute ein besonderer Tag und da konnte ich Ausnahmen machen. Ihre Mannschaft hatte sich bislang an unsere Regeln gehalten und das wusste ich als König zu schätzen. So oder so würden sie alle morgen abreisen, was machten da schon ein paar Stunden an unserem schönen Strand aus?

Jenaya

Ich nahm nicht mehr am Gespräch teil, denn ich war immer noch schwer damit beschäftigt, alle Informationen zu speichern. Zu verdauen. Ständig sah ich Bilder vor meinem geistigen Auge. Bilder, in denen Kenai als Junge verfolgt, gefoltert, getötet und zu einem kaputten Nichts wurde. Wie hässliche Fratzen ihm Angst bereiteten, wie er nach seiner Mutter schrie, wie er sich vor Schmerzen wand und krümmte... Mein drittes Auge war mal wieder dabei, Dinge anzuzapfen, die in der Vergangenheit lagen, darum schaltete ich es sofort ab. Ich konnte mir keinen weiteren Ausbruch leisten. Kenai hatte genug für mich getan. Nachher würde ich ihn von der ganzen Magie befreien.
>Nein, es gibt keine weiteren Geheimnisse, was ihn betrifft.< meinte Vater. >Und wir wissen ehrlich gesagt nicht, wie wir ihm überhaupt noch helfen sollen. Damals haben wir alles in unserer Macht Stehende getan. Und heute... Um ehrlich zu sein, haben wir schon lange nicht mehr nach einer Lösung gesucht. Er und Jenaya, die beiden kommen bislang gut klar und das hat uns nie Grund zur Sorge gegeben.<
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09.12.2018, 21:25

Jadis


Ich hörte die Schritte zu spät, erst als ich angesprochen wurde, blickte ich auf und stand sofort auf. Vor Ardan wollte ich keine Schwäche zeigen. Er glaubte, dass mein Zustand etwas mit der Hitze zu tun hatte und somit würde ich ihn in diesem Glauben lassen. Vermutlich wurden die Nebenwirkungen des Zaubertrankes durch die Hitze verstärkt, ansonsten würde ich nicht so oft pochende Schmerzen hinter meiner Stirn spüren. Der freundliche Ton in seiner Stimme irritierte mich, jedoch ließ ich das nicht anmerken. "Vielen Dank für Eure Großzügigkeit", bedankte ich mich mich höflich und förmlich sogleich. "Jedoch habe ich für solche Freizeit keine Zeit, nach dem Frühstück möchte ich wieder in die Stadt aufbrechen und mit Eure Bewohnern reden", lehnte ich das attraktive Angebot ab. Es war eine Weile her gewesen, dass ich zuletzt geschwommen war. Aber ich durfte das Ziel nicht aus den Augen verlieren. "Sollten wir gut vorankommen, werde ich vielleicht auf das Angebot zurückgreifen", fügte ich hinzu.

Kenai


"Hmm....Die Beiden sind also kompatibel und soweit ich es verstehe, ist Jenaya für Kenai der Anker in der lebende Welt", grübelte das kleine geflügelte Wesen und dann klatschte er in die Hände: "So, dann wollen wir anfangen Kenai Menschlichkeit zu verpassen. Da liegt einige Arbeit vor uns. Aber ich schätze, vorher muss er die überschüssige Energie loswerden. Ich spüre sie schon in meinem Astrastein vibrieren. Wir wollen ja nicht, dass er platzt wie ein Kürbis." Mittlerweile stand ich wieder an der Tür, wo ich den besten Überblick hatte. Die zusätzliche Magie hatte sich in meinem Körper weiter ausgedehnt und ich spürte sie bis in meine Fingerspitzen. Sie summte und vibrierte sogleich.


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09.12.2018, 21:38

Ardan

Immer das Ziel vor Augen behalten. Nicht schlecht. Beeindruckend sogar. Aus ihr war eine gute Anführerin geworden. Ich fragte mich, wie weit sie wohl gehen wollte. Wie viel sie zu kämpfen bereit war. Ihre Stärke reizte mich und weckte erneut ein sehnsüchtiges Ziehen in der Brust.
Ich nickte einverstanden. >Das Angebot steht für heute.< sagte ich noch einmal, ehe ich mit Raja an der Seite weiterging und mich auf die Liste konzentrierte. Hauptsache, ich gab dem Drängen nicht nach, mich nach Jadis umzudrehen. Diese Schwäche durfte ich nicht zulassen. Ich musste mich ebenfalls auf wichtige Dinge konzentrieren. Es stand viel bevor für heute. Außerdem wollte ich Zen wieder einen Besuch abstatten. Nicht, dass er sich zu Tode langweilte und auszubrechen versuchte, auch wenn er mittlerweile die Regeln gut kannte und sie auch einhielt. Trotzdem fragte ich mich, wie er es letztes Mal geschafft hatte, die Runen zu brechen und zu fliehen. Leider war es mir nicht möglich gewesen, Nachforschungen zu betreiben. In letzter Zeit hatte ich wirklich viel um die Ohren.

Jenaya

Yun war echt motiviert, Worte in Taten umzusetzen. Ich wünschte, ich könnte genauso euphorisch mit der Situation umgehen, aber das war nicht so leicht. Meine Sorge um Kenai war viel zu groß, dasselbe galt auch für meine Hilflosigkeit. Alles schön und gut, ich war Kenais Anker, aber was bedeutete das? Was musste ich tun? Welche Aufgaben trug das mit sich? Wie musste ich mich fortan verhalten? Fragen über Fragen und keine Antworten in Sicht. Meine Eltern gaben ja zu, keine Lösung gefunden zu haben und sie waren schlaue Köpfchen. Sie fanden für fast jedes Problem eine Lösung, aber für Kenai hatten sie bislang keine gefunden.
Das half mir nicht unbedingt weiter. Aber eines konnte ich hier und jetzt tun. Kenais Gleichgewicht wiederherstellen. >Wir reden später weiter.< sagte ich an meine Eltern gewandt, tupfte mir mit einer Serviette die Krümel von den Lippen und erhob mich. Ich wünschte, meine Brüder wären hier. Ihre Kommentare brachten mich immer zum Lachen, auch in Situationen wie diese. Ob es ihnen gut ging? Ich hoffte, sie schrieben mir bald, was mich wiederum daran erinnerte, Prinzessin Jadis zu antworten.
>Lass uns in den Wald reiten.< meinte ich zu Kenai, als ich an ihm vorbei durch die geöffneten Türen trat und mich auf den Weg zu den Stallungen machte.
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10.12.2018, 07:46

Jadis

Kurz sah ich Ardan nach, er ging aufrecht wie ein stolzer König und gleichzeitig erzählte sein muskulöser Rücken von viele harte Trainings für Kämpfe, die er geführte hatte. Ich konnte ihn immer noch nicht richtig einschätzen was für ein König er war. Doch ich konnte erkennen, dass er für sein Reich bereit war durch ein See aus Blut zu waten, wenn es darum ging es zu beschützen. Ich ging in den Speisesaal, dort waren schon Inej und Gilbert. Ansonsten gab es nur das Personal, anscheinend waren wir heute unter uns. „Also nach dem Frühstück gehen wir gleich in die Stadt?“, kam die Windreiterin gleich zum Punkt. Ich nickte: „Ja. Wir haben noch nicht die andere Stadtteile erkundigt und diesmal müssen wir richtig überzeugend sein, sodass sie einfach uns zustimmen müssen. Wie war eigentlich das Schachspiel gewesen?“ „Ich habe verloren“, Inejs Gesicht wirkte düster. Ein seltener Anblick. Mein Mundwinkel zuckte: „Soso, dann hast du einen ebenbürtigen Schachgegner gefunden.“ „Ich hasse es zu verlieren“, gestand sie: „Dieser Mann hat mich mit meine eigene Tricks geschlagen! Raffiniert. Leider konnte ich ihm nicht mal ein paar Informationen entlocken, der ist verschwiegener als ein stummer Mensch.“ Ein paar Informationen über das Schloss wäre nicht schlecht gewesen, aber wir würden es auch so schaffen. Nach dem Frühstück brachen wir mit der Kutsche auf und natürlich begleitete uns wieder Jemand. Diesmal ein Wache. Wir besuchten einen anderen belebten Stadtteil und wie gestern verschaffte ich mir auf Augenhöhe Gehör. Jede Generation wurde angesprochen und ich griff jedes aktuelles Thema auf, dass sie berührte oder interessierte, um sie in meine Ansprache einzubinden. Dadurch wirkte die nahende Bedrohung persönlicher und die Menschen zeigten darauf mehr Reaktionen, als wenn man allgemein über die Bedrohung sprach, die an alle gerichtet waren. Wie gestern hörten sie mir aufmerksam zu, öffneten sich mir und dachten über meine Worte nach. Aber gleichzeitig fühlten sie sich genug beschützt und in Sicherheit. Ich begann wie geplant meine Methode zu verändern, indem ich ihren König in meine Ansprache einbaute und achtete stets darauf ihn nicht in einem schlechten Licht darzustellen. Ansonsten würde ich die Menschen verlieren. Dann besuchten wir den nächsten Stadtteil und so ging es weiter bis ich mich wieder auf den Marktplatz wiederfand. Dort fand ich heraus, dass es hier ein Volksrat gab wie in Aradon und nach ein paar Nachfragen fand ich heraus, wer in diesem Rat saß. Ich fand auch heraus, wo sie sich derzeit fand und zu meinem Glück waren alle in den Bürgerhaus versammelt. Nach weitere Nachfragen wurde ich schließlich zum Bürgerhaus geführt, da der Wache den Standort nicht preisgeben wollte. Scheinbar sollte er uns nicht helfen. Er war wohl nur als Aufpasser da. Der Rat bestand aus ältere Menschen, aber sie waren nicht zu alt, um sich zu sehr an die alte Zeiten zu klammern und nur in eine Richtung denken zu können. Ich straffte meine Schultern, mein Blick war fest und selbstsicher trug ich mein Anliegen vor. Hier musste ich selbstbewusst auftreten, die Rolle der Prinzessin annehmen und gleichzeitig auch die der Kämpferin, um ernst genommen werden zu können. In meiner Stimme lag viel Leidenschaft, in meine Augen loderte das Feuer meiner Kampfwillen und ich war mit vollem Herzen bei der Sache. Ich musste diese Menschen überzeugen. Unbedingt. Ich sprach alle Themen an, die den Bewohnern berührten und schilderte die Gefahren, die diese genannten Themen bedrohen konnten. Ich sprach auch über ihren König, über seine unerschütterliche Stärke und merkte vorsichtig an, dass trotz dieser Stärke auch mal schwächen konnte. Besonders bei eine solche große starke Bedrohung brauchte man manchmal Unterstützung, es war keine Schande wenn man etwas nicht alleine schaffte und ich erklärte, dass deswegen die Reiche sich verbündeten, da man gemeinsam viel stärker war. Ich erklärte auch, was dieser Bündnis bedeutete, nämlich dass es sich wirklich nur um das Bündnis geht, um als Verbündete gemeinsam zu kämpfen und sich gegenseitig zu unterstützen, aber dann auch mit vollem Einsatz. Nach den Sieg gegen die Bedrohung kann dieser Bündnis wieder aufgelöst werden, wer sich das wünschte. Das war das Besondere bei diesem Vertrag. Aber in Krisensituationen erforderte es auch an besondere Maßnahmen. Mein Mund war ganz trocken gewesen von den langen Reden und der Rat hatte mir tatsächlich ohne unterbrechen mir zugehört. Das war gut, oder? Gespannt wartete ich, während sie leise murmelten und dann wandte sich ein Mann an mich, neutral antwortete er mir: „Ich danke Ihnen. Wir werden uns beraten und morgen Mittag unseren König unsere Entscheidung berichten.“ Hm. War das ein schlechtes oder gutes Zeichen? Jedenfalls schienen die Menschen hier nicht schnelle Entscheidungen treffen zu können. Jedenfalls wusste ich jetzt, dass ich für heute nichts mehr tun konnte. Mittlerweile war auch später Mittag geworden, nur noch ein paar Stunden und dann war die Gedenkfeier. „Ich denke, wir haben uns jetzt eine kleine Auszeit verdient. Der König hat uns eingeladen, dass wir mit unsere Mannschaft am Strand baden können“, wandte ich an meine treuen Gefährten. „Gegen eine Abkühlung hätte ich nichts, hier ist es heißer als in einer Wüste“, antwortete Inej. Ich wandte mich an den Wache: „Würden sie uns zum Schiff fahren und dann uns den Strand zeigen? Der König hat uns angeboten, an einem Strand uns abkühlen zu dürfen.“

Kenai

Die Prinzessin erhob sich von ihrem Stuhl und ging Richtung Ausgang. „Zu Befehl“, antwortete ich ihr mit der gleichbleibende Stimme und folgte ihr wie ein Schatten. Ihr Haar wippte ein wenig bei jeden Schritt, den sie machte und dadurch verströmte sie ihren Duft. Lavendel. Der Abstand zu ihr wurde geringer und tief atmete ich ein. Lavendel. Ich spürte die Wärme in meinem Brustkorb. Lavendel. „Er wird gerade gruselig, er denkt die ganze Zeit nur an Lavendel. Was heißt das bei ihm?“, flatterte der Pixie zu der Prinzessin und warf einen Blicke zu mir rüber: „Jedenfalls scheint es eine positive Reaktion in ihm hervorzurufen. Er empfindet Herzenswärme, wenn er an Lavendel denkt.“ Wir erreichten den Ausgang des Schlosses und liefen über den Hof zu den Stallungen. Der Stallmeister und ein anderer Stallbursche empfing uns: „Wir werden sofort eure Pferde aufsatteln.“ Wieder schien er zu wissen, was die Prinzessin sich wünschte. Doch das war wohl offensichtlich, wie erwähnt war sie dann nur hier wenn sie einen Ausritt machen wollte. Am Himmel entdeckte ich keine Wolke und es schien die Sonne. Für die Prinzessin ein guter Tag für einen Ausritt. Sie war keiner Gefahr ausgesetzt, um sich erkälten zu können, was bei manche Menschen bei schlechtem Wetter wie Regen so war. Ich war nicht in der Lage eine Erkältung zu holen. Daher war mir jedes Wetterverhältnis gleichgültig, ich konnte mich jederzeit auf veränderte Wetterlage einstellen.


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10.12.2018, 17:58

Ardan

Nachdem ich mit Raja weitere Einzelheiten zur Gedenkfeier geklärt hatte, begab ich mich in den Konferenzsaal, denn dort würde ich mich mit den Generälen und hohen Sicherheitskräften des Reiches ausgiebig unterhalten. Pläne mussten bis ins kleinste Detail wiederholt ausgearbeitet und besprochen werden. Niemand durfte auch nur einen kleinen Fehler begehen, sonst waren wir aufgeschmissen. Wir hatten uns nicht all die Jahre für nichts vorbereitet. Das ließ ich nicht zu. Aber auf meine Leute war stets Verlass. Sie standen voller Leidenschaft hinter dem, was wir vorhatten und ich war stolz auf jeden einzelnen. Sowohl Frauen als auch Männer saßen in den höheren Rängen. Unterschiede aufgrund des Geschlechts gab es in meinem Reich nicht. Vater hatte es anders gehandhabt, aber als ich an die Macht gelangt war, hatte ich das gleich geändert. Einigen war das missfallen, aber als König setzte man sich durch. Ich überließ jedem die Wahl, jederzeit das Königreich zu verlassen und wenn dies geschah, durfte man nur unter besonderen Umständen wieder zurückkehren. Mochte ja sein, dass mein Volk das A und O meiner Herrschaft war, doch ich hatte hier keinen paradiesischen Zoo erschaffen, in dem jeder so leben konnte, wie er wollte. Nein. Hier war mein Teil eines großen Ganzen und wenn man nicht gescheit arbeitete, sah man keinen Nutzen darin, diese Person weiterhin in den eigenen Kreisen zu behalten. Nichtstun war demzufolge ein Tabu.
Darum führte ich auch diverse Verhandlungen, um die Leute auf Trab zu halten. Wir teilten viele Ideen, bauten Neues oder Altes in unsere Pläne ein und verbrachten Stunden damit, unsere Strategie zu verfeinern. Um ehrlich zu sein, war ich mit dem heutigen Stand mehr als zufrieden. Manchmal wurden meine Erwartungen sogar übertroffen und das zeugte von der Intelligenz meiner Leute. Ohne sie wäre Ignulae schwach.
Nach der intensiven Konferenz nahm ich den zweiten Tagesordnungspunkt auf. Zen. Der arme Junge hatte lange genug auf meinen Besuch gewartet, darum ging ich zügigen Schrittes in sein Zimmer, um nach dem Rechten zu sehen. Zum Glück ging es ihm bestens und er hatte sein ganzes Frühstück gegessen.
>Bereit für einen kleinen Ausflug?< fragte ich ihn lächelnd und hielt ihm meine Hand hin.
Er griff sofort danach, Augen neugierig funkelnd. >Wohin gehen wir?<
>Ich muss kurz ins Amphitheater und dort ein paar Dinge besprechen für die Gedenkfeier. Fühlst du dich wohl dabei, mit mehreren Leuten an einem Ort zu sein?< Es konnte durchaus vorkommen, dass viele Menschen ihn unruhig machten. Das wollte ich natürlich vermeiden. Ihm sollte es an nichts mangeln.
Zen schüttelte entschieden den Kopf. >Heute ist ein wichtiger Tag. Ich möchte überall dabei sein.<
>Danke, kleiner Mann.< Mit der freien Hand strubbelte ich ihm durchs aschblonde Haar, ehe ich uns beide mittels eines grünen Steins direkt ins Amphitheater teleportierte. Ich wollte ihm eine lange Fahrt durch die Stadt wirklich nicht antun, auch wenn er meinte, er wäre für all den Trubel bereit. Als Erwachsener konnte ich besser einschätzen, was gut für ihn war.
Kaum erschienen wir auf der großen Bühne, wurden wir sogleich von Schauspielern, Tänzerinnen und Sängern begrüßt. Sie hatten bereits in den frühen Morgenstunden mit den ganzen Vorbereitungen begonnen und ich staunte nicht schlecht über die feine Dekoration des Theaters. Man hatte viel Liebe in die Details gesteckt, so wie es Leora gern gehabt hätte. Kurz spürte ich einen schmerzhaften Druck in der Brust, doch er verflog, als eine wunderschöne Frau in sehr knapper Bekleidung auf uns zukam.
Freesia. Rajas Ehefrau und die Frau, die ich aus jahrelanger Sklaverei befreit hatte. Inzwischen waren dreineinhalb Jahre vergangen. Das Bild damals war mit dem heutigen Bild von ihr nicht mehr zu vergleichen. Sie war aufgeblüht wie eine Wüstenrose. Ihr breites Lächeln steckte andere Menschen sofort an. Selbst mich.
>Mahajal Ardan, es freut mich, dich endlich wiederzusehen. Es ist schon eine Weile her.< Sie nahm meine Hand in ihre beiden sanften Hände und hauchte einen Kuss darauf. Leider wollte sie nicht damit aufhören, mir nach all der Zeit für ihre Rettung auf diese Weise zu danken. >Wie geht es dir?<
>Wie es mir eben geht, wenn ich an meine Schwester erinnert werde. Schlecht. Aber ich halte das schon durch. Ich will einfach nur, dass das Fest wunderbar wird, damit ich für heute ein Stück weit mehr Frieden mit mir selbst schließen kann.<
In ihren türkisfarbenen Augen konnte ich Verständnis und Sorge erkennen. Sie nickte. Dann fiel ihr Blick auf Zen und erneut tauchte dieses einnehmende Lächeln auf. Sie beugte sich vor. >Zen. Dich habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht es dir? Du bist ganz schön gewachsen!<
>G-gut. Mir geht e-es gut.< stammelte er ein wenig überfordert und bekam rote Wangen. Ich lachte innerlich. Schöne, knapp bekleidete Frauen machten ihn in dem Alter also nervös. Gut zu wissen.
Freesia schmunzelte. >Das freut mich zu hören. Wirst du heute Abend wieder bei Ardan sein und zuschauen?<
>J-ja.< Er biss sich auf die Unterlippe. >Tanzt du heute?< fragte er schüchtern.
>Aber natürlich. Wir alle haben uns sehr gut vorbereitet und wir hoffen, dass das Fest ein voller Erfolg wird.<
Ich lächelte zufrieden und strubbelte Zen wieder durchs Haar, damit er sich entspannte. Auch wenn niemand wirklich an seine Anwesenheit gewöhnt war, fühlten sich alle sicher genug, weil ich anwesend war. Freesia hingegen hatte keinerlei Angst vor ihm. Als Sklavin hatte sie bereits schlimme Dinge erlebt, darum fühlte sie mit dem Kleinen mit.

Jenaya

Oh. Lavendel. Ich hatte nicht gewusst, dass das Herzenswärme in Kenai auslöste. Das war zumindest etwas, das meine Stimmung hob. >Er mag meinen Duft. Da ich meine Bäder immer mit Lavendel nehme, dufte ich danach und ich weiß nicht so recht warum, aber es... beruhigt ihn irgendwie.< Wenn ich an all die Momente zurückdachte, hatte er den Eindruck gemacht, als würde es ihn entspannen, wenn er an mir roch. So wie ich immer entspannt war, sobald ich in seiner Nähe war.
Ich stieg auf meine gesattelte Schneeflocke und gab ein Klickgeräusch von mir, das sie in Gang setzte. Wir nahmen denselben Weg wie gestern Abend, jedoch würden wir nicht zu den Vier Wasserfällen reiten, sondern zu der Stelle, wo Kenai üblicherweise trainierte. Dieser Ort sprach von unzähligen Übungen und dort konnte er sich am besten gehen lassen, weil die schützende Magie den Schaden gering hielt. Einige Bereiche des Reiches waren nämlich von genügend Energie umgeben, die wie eine Art Schutz funktionierte.
Während dem schnellen Ritt spürte ich Yuns kleine Gestalt auf meiner Schulter und musste ein Kichern unterdrücken, weil seine Libellenflügel meine sensible Haut am Hals streiften, wenn er sie kurz bewegte. Er war wirklich süß. Zum Knuddeln. Aber ich musste mich zusammenreißen. Yun war kein Kuscheltier.
Wir erreichten Kenais Übungsort, nachdem wir den Waldeingang passiert hatten und etwas tiefer in das dunkle Grün geritten waren. Hier roch es genau so, wie Kenai auch stets duftete. Wald, Moos, Farne, feuchte Baumrinde... Ein besonderer Duft für mich.
Ich stieg problemlos ab und brachte mein Haar wieder in Ordnung. >Da wären wir.<
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10.12.2018, 18:21

Hallihallo :)

Jadis

Als wir am Hafen angelangten, sprang ich bereits aus der Kutsche, kaum war er stehengeblieben. In schnelle Schritte stand ich schon auf meinem Schiff, umringt von meiner Mannschaft und lachte über ihre freudige Begrüßung. Sie respektierten mich und nahmen mich ernst, in mir sahen sie keine schwache "Prinzesschen" wie am Anfang. Ich hatte ihnen bewiesen, was ich konnte und dass ich durchaus in der Lage war einem einen Tritt in den Hintern zu geben, wenn Derjenige sich daneben benahm. Bis auf Inej war meine Mannschaft allesamt männlich. In der Schiffsbranche waren Frauen noch wenig besetzt und zusätzlich besaßen diese Männer Kampferfahrungen, da sie davor ehemalige Kriegern gewesen waren. "Ich habe gute Nachrichten, wir können an einem Strand uns entspannen und uns abkühlen", breitbeinig stand ich und stemmte meine Arme in die Hüfte. Die Männer jubelten und klopfte mir auf die Schultern. Jetzt konnten sie was Anderes sehen als nur Schiff und den Hafen. Und bei dieser Hitze klangen meine Worte bestimmt wie eine Erlösung. In der königliche Kajüte zog ich meine Badesachen an, die anders geschnitten waren, als die von gestern. Sie bedeckten mehr mein Körper, von Oberkörper über den Bauch bis zu den Oberschenkel. Mit einem Band band ich mein Haar zu einem Zopf, dann zog ich mir eine halbkurze Leinenhose an und dazu ein luftiges Leinenhemd. Ich war fertig. Auf dem Deck wurde ich bereits von meiner Mannschaft erwartet und der Wache des Schlosses führte uns zu Fuß zu dem Strand, wovon Ardan gesprochen hatte. Ich blinzelte in der Sonne und beinahe blendete mich der Sand, der sich vor uns erstreckte wie eine helle Wüste. Doch weiter hinten sah ich das Dunkelblau in den Licht funkeln, wie tausende Diamanten. Und keine einzige Seele bis auf uns war hier. Es war ein kleines Stück Paradies. Ich zog die Stiefeln aus und meine nackte Füße versanken in den weichen Sand. Ein herrliches Gefühl. Die Männer bis auf Gilbert und der Kapitän rissen freudig grölend die Kleidungen bis auf die Unterhosen vom Leib und rannten auf das rauschende Meer dazu. Ausgelassen lachte ich und eilig befreite ich mich ebenfalls von den lästigen Kleidungen. Diesen Spaß würde ich mir nicht entgehen lassen. Hin und wieder gönnte ich mir solche schöne Momente. Jubelnd lief ich ebenfalls los und keuchte überrascht auf, als das kalte Wasser mich traf. Ein herrliches Gefühl!

Kenai

"Das sollten wir uns merken. Falls eine Situation kommt, wo er beruhigt werden muss, kann vielleicht dein Duft ihn helfen", Yun hatte sich auf ihre Schulter hingesetzt. Wir kamen an der Waldgrenze an und ritten den kleinen Pfad entlang, der uns zu der Waldlichtung führen würde, wo ich oft trainierte oder die Prinzessin das Kämpfen unterrichtete. Der Weg lag nicht weit entfernt und somit befanden wir uns schnell an der Waldlichtung. Ich stieg ab und als die Prinzessin ebenfalls abstieg, band ich die Pferde in einem sicheren Bereich an die Bäume fest, damit sie uns nicht abhanden kamen. Yun flatterte überall herum und hinterließ glitzernder Staub: "Oh, das gefällt mir. Wenn man jetzt nicht auf die Kampfspuren schaut, sieht es wie ein verzauberter Ort aus." Er setzte sich auf einem Ast hin, wo er anscheinend den besten Überblick hatte. Ich ging auf die Prinzessin zu und stand direkt vor ihr. Sie musste mir einen Kuss geben, damit die gebündelte Energie, die ich von ihr absorbiert hatte, freigesetzt werden konnte.


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10.12.2018, 18:36

Federleeee :D Na wie gehts?

Ardan

Freesia führte uns zum Direktor des Theaters, der mich und Zen höflich grüßte. Seit vielen Jahren führte er die kreative Truppe des Reiches, jedoch hatte er zu Zeiten meines Vaters nicht oft die Chance erhalten, sein und das Können seiner Leute unter Beweis zu stellen. Im Gegensatz zu meinem Vater hatte ich schon immer Gefallen an Theaterstücken und Tanzaufführungen gefunden. Nichts, was ein Prinz hätte mögen sollen, aber Leora hatte mich bereits als kleinen Jungen in die farbenfrohe Welt der Kunst eingeführt. Ich würde dieses Geschenk nie außer Acht lassen. Es würde weiter bestehen, immer ein Teil von Ignulae sein.
Darum lag es mir am Herzen, dass die Aufführung all die Punkte erfüllte, die ihr wichtig gewesen wären. Magie, Tanz, eine emotionale Geschichte, mitreißende Spektakel... Sie hatte all das geliebt.
>Was denkt Ihr, Mahajal? Ist das zu Eurer Zufriedenheit?< erkundigte sich der Direktor mit einem erwartungsvollen Ausdruck in seinem vom hohen Alter gezeichneten Gesicht.
Ich dachte nicht lange darüber nach. >Natürlich. Bislang habt ihr gute Arbeit geleistet, heute wird das nicht anders sein. Vielen Dank!<
>Wir haben Prinzessin Leora zutiefst verehrt. Das ist das Mindeste, was wir für sie tun können.< meinte er traurig lächelnd.
Wieder das schmerzhafte Pochen in der Brust. Ich schluckte den Kloß im Hals hinunter und spürte, wie Zen näher an mich rückte. >Danke.< Ich schaute zurück zu Freesia, die mich aufmerksam musterte und nickte ihr zu. >Ich bin schon auf deinen Auftritt gespannt. Heute haben wir ausnahmsweise Gäste in unseren Reihen, also erwarte ich, dass du sie verzauberst.<
Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu. >Ich hatte noch nie einen schlechten Auftritt.<
Das stimmte. Raja würden bestimmt wieder die Augen ausfallen, wenn er seine Frau auf der Bühne tanzen sah. Wenn es um sie ging, dachte und handelte er wie ein treudoofer Hund, aber das sah ich ihm nach. Ich freute mich nach wie vor für die beiden. Dass sie sich gefunden hatten und innig liebten.
>Lass uns zurück ins Schloss gehen, etwas essen und uns für die Feier fertig machen, in Ordnung?< wandte ich mich an Zen, der stumm all die Menschen bei ihrer Arbeit beobachtete. In seinen roten Augen lag ein sehnsuchtsvoller Glanz. Gemischt mit einem traurigen Zug um den Mund. Ich wusste, was das zu bedeuten hatte. Er sehnte sich nach Normalität, nach einem durchschnittlichen Leben, so wie ich es hier und da tat. Unsterblichkeit mochte für viele ein Geschenk sein, aber für mich stellte das mehr einen unschönen Fluch dar.
Zen drehte den Kopf zu mir und nickte einverstanden.

Jenaya

Ich empfand diesen Ort nicht unbedingt als magisch, weil ich all die Wunden sah, die Kenai mit seiner dunklen Magie hinterlassen hatte. Zwar versuchte ich darüber hinwegzusehen, doch das fiel mir schwer. Seit ich das dritte Auge besaß, sah ich die Welt ganz anders. Ich hörte das Gewisper zwischen Blättern, Stimmen aus einer anderen Welt. Einer Welt, aus der Yun kam. Ich sollte ihn später mal danach fragen... Wie es in seiner Heimat aussah und wie es sich dort leben ließ.
Als Kenai sich direkt vor mich stellte, kam mein Gedankengang sofort zum Stillstand. Mein Herz begann augenblicklich schneller zu schlagen. Für Kenai mochte ein Kuss nichts Besonderes sein, für mich allerdings schon. Es kostete mich große Überwindung, mich nicht den Gefühlen hinzugeben, die in mir tobten, wenn ich auf seine geschwungenen Lippen sah. Wie konnte ein Mann überhaupt so schöne Lippen haben? Das war einfach nicht fair! Kenai war nicht fair für mein armes Herz.
Tief durchatmend straffte ich die Schultern und wappnete mich gegen das Kribbeln, das einsetzen würde, sobald ich ihn küsste. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und überwand die geringe Distanz, bis meine Lippen die seinen berührten. Weich, warm und süß. Besser konnte ich seine Lippen nicht beschreiben. Magie begann zwischen unseren Mündern zu pulsieren. Ich spürte, wie ich das Schloss öffnete, das ihm erlaubte, seine überschüssige Energie loszuwerden und löste mich wieder von ihm. So gern ich den Kuss länger hinausgezögert hätte, durfte ich das nicht. Das wäre zu egoistisch von mir...
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10.12.2018, 19:04

Ganz gut, aber Montagsmüdigkeit und dir selbst?:D

Jadis


das Salz prickelte auf meiner Haut, als ich einige Zügen schwamm und gewöhnte mich an die Kälte. Gilbert blieb als Einziger am Strandufer, er konnte schwimmen. Aber Schwimmen war etwas was er nicht als Spaß bezeichnete und sein wachsamer Blick ließ deuten, dass er jetzt nicht seine Rolle als Leibwächter verlassen wollte. Manchmal war er wirklich zu ernst und zu vernünftig. Aber hin und wieder konnte ich ihm die lockere Seite entlocken. Plötzlich bekam ich einen Wasserspritzer im Gesicht. Meine Leute wussten, ab wann sie bei mir Spaß erlauben durften. "Das bekommt ihr zurück!", drohte ich spielerisch und machte mich auf die Jagd nach ihnen. Es endete in einem unkontrollierten Wasserschlacht. Nur Inej hielt sich da zurück, da es für ihren Geschmack zu kindisch war. Nach eine Weile mussten wir das erfrischende Wasser wieder verlassen. Es wurde langsam Abends und ich hatte die Einladung zur Gedenkfeier nicht vergessen. Ich fragte mich, wie sie aussehen mochte. Jedes Land besaß ein anderes Kultur, auch zu Gedenk- und Trauerfeier. "Deine Lippen sind blau", bemerkte Gilbert und runzelte die Stirn. Dann legte er seinen Umhang um meine Schulter. "Mir wird gleich wieder warm, selbst am Abend scheint die Hitze hier nicht weichen zu wollen", antwortete ich ihm unbesorgt. Meine pochende Kopfschmerzen waren wie weggeblasen. Der Strand war definitiv eine gute Idee gewesen und meine Mannschaft wirkte auch entspannt. Leider mussten sie zurück zum Schiff und schnell schaute ich bei Feena vorbei. Sie war eindeutig beleidigt und begrüßte mich kaum. Leise seufzte ich und versprach ihr: "Wenn wir Morgen abreisen, können wir ein paar Flüge machen. In Ordnung?" Sie schnaubte und mit schwerem Herzen verließ ich sie. Die Kutsche wartete bereits auf Inej, Gilbert, den Wache und mich. Sie brachte uns zurück in das Schloss und in meinem Gemach angekommen entdeckte ich das Stoffbündel auf das Bett. Ich wettete, dass die Prinzessin Zaneri wieder mich beschenken wollte. Aus ihr war ich bis jetzt nicht schlau geworden, aber ich wusste, dass man bei ihr wachsam sein musste.

Kenai


Aus dem Ast hörte ich ein Husten, als die Prinzessin ihre Lippen auf Meine legte. "M-moment mal: Du muss ihn küssen, damit er diese gebündelte Energie freisetzen kann?", stammelte der Pixie, als die Prinzessin sich wieder von mir löste. Ihre Lippen waren weich wie ein Kissen. Und ich spürte die knisternde Magie. "Und der dämliche Trottel vergleicht den Kuss mit einem Kissen", stöhnte Yun: "Also Romantik kennt er definitiv nicht. Da muss ich ihm einige Balladen beibringen. Man kann doch nicht einfach ein Kuss mit einem Kissen vergleichen! Also wirklich." Ich trat einige Schritte von ihr zurück und murmelte tonlos, als ich nach den Knauf griff: "Schattenwert erwache." Die rötliche Klinge erschien lautlos aus dem schwarzem Knauf und ich spürte die Magie in der Klinge vibrieren. Schattenflammen tänzelten um meinem Körper herum. Meine Hände hielten den Knauf fester und ich wählte den bereits angeschlagener Baum aus. die Spitze richtete sich auf ihn, dann ließ ich die entfesselte Kraft los und ich spürte das starke Prickeln in meinem Brustkorb, wo die Magiequelle war. Die rote Schattenblitze jagten sich auf den Baum zu und es ertönte einen lauten Knall, als sie ihn trafen. Tiefe Risse zogen sich durch den Baum und ganz langsam kippte er nach hinten um. Da ich wusste was als Nächstes passierte, stemmten sich meine Füße fester in den Boden und mein Schwert fing den übrig gebliebener roter Schattenblitz auf, der direkt zu mir zurückkam. Nach langen und vielen Trainings hatte ich verstanden, dass ich diesem Schattenblitz nicht ausweichen konnte und somit stellte ich mich ihm entgegen. Durch das Schwert schoss er direkt in meinem Körper hinein. Von außen zeigte ich keine Regung. Durch die viele Übungen schaffte ich aufrecht stehen zu bleiben, obwohl diese immense Kraft mich in die Knien zwingen wollte. Es kostete mir gerade viel Kraft nicht ein paar Schritte nach hinten zu weichen. Mein Gesicht war in der Kapuze verschwunden, sodass die Schweißperlen in meinem Nacken und auf meiner Stirn nicht gesehen werden konnte. Ich ließ die Klinge des Schwertes zurückfahren und steckte den Knauf weg. Dann kam sie. Die Dunkelheit, sie kroch in meinem Inneren nach oben und berührte die Stelle in meinem Brustkorb. Kein einziger Gesichtsmuskel zuckte, als der unerträgliche Schmerz in meinem Brustkorb brannte. du gehörst nicht hierher. Du bist nicht ein Teil der Lebende. Ich schrie qualvoll auf, aber dieser Schrei konnte Niemand hören. Es war ein stummer Schrei. Die Nackenhaaren wurden feucht und das Zittern meiner Fingern wurden von den Handschuhe verborgen. Die Ketten wand sich immer fester um mich, doch ich gab nicht nach. Ich hatte geschworen nicht wieder dieser Schwäche zu erlegen, nicht vor der Prinzessin. Ich musste sie beschützen und allein dieser Gedanke schien mir genug Kraft zu geben, um diesen brennender Schmerz ertragen zu können. DU BIST NICHT EIN TEIL DER LEBENDE. DU GEHÖRST NICHT HIERHER. DU BIST TOT. TOT. TOT. Diesmal war die Stimme lauter. Diesmal erstickte ich an der Dunkelheit. Aber ich sagte nichts, obwohl ich glaubte innerlich zu verbluten. Dieser Schmerz. Er war noch intensiver als sonst. Er wollte mich verschlingen, mich vernichten. "Prinzessin! Etwas stimmt mit ihm nicht! Er....er verliert sich in der Dunkelheit!", kreischte der Pixie.


238

10.12.2018, 19:25

Ach ja, bin auch Opfer der Montagsmüdigkeit XD

Ardan

Ich ließ Zen kein einziges Mal aus den Augen. Selbst wenn wir meistens allein unterwegs waren, behielt ich ihn stets im Blick, um bei der kleinsten Veränderung seiner Aura rechtzeitig zu reagieren. Mittlerweile beherrschte er sich ganz gut, doch man konnte einen Obscurus wie ihn nicht wirklich einschätzen. Er selbst hatte keine vollkommene Kontrolle über sich und sein von Emotionen getriebenes Handeln. Nichtsdestotrotz war ich sehr stolz auf ihn.
Im Speisesaal aßen wir gemeinsam etwas Sättigendes, sodass wir keinen großen Hunger während des Festes bekamen. Dort würde es natürlich festliches Essen geben, aber da die Feier bis in die frühen Morgenstunden andauerte, musste ich gut genährt sein. Zen würde spätestens gegen Mitternacht zurück in sein Zimmer gehen, denn er benötigte viel Schlaf. Er freute sich sehr darauf, Thales und Azuria wiederzusehen. Sie hatten uns schon lange keinen persönlichen Besuch abgestattet, weil sie selbst viel um die Ohren hatten, doch aufgrund der Besonderheit des Tages würden sie kommen.
Ich musste zugeben, dass ich mich auch sehr über ihre Gesellschaft freute. Sie waren gute Freunde und ihre Unterstützung war mir mehr als willkommen. Ob Jadis Anwesenheit einen Unterschied machte? Würde es ruhiger in mir aussehen, wenn ich während der Feierlichkeiten Blickkontakt zwischen uns herstellte? Ich wusste es nicht. Ich konnte mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, was ihr durch den Kopf ging, wenn sie mich sah. Hass? Abscheu? Rachegelüste? Mitleid?
>Seid Ihr bereit fürs Umziehen, Majahal?< meldete sich eine Dienerin zu Wort, als man die leeren Teller forttrug.
Ich bejahte und erhob mich mit Zen, der gleich nach meiner Hand griff, die ich sofort umschloss. Wir beide wurden in feinste Kleidung gesteckt, die von dunklen Rottönen und Gold dominiert wurde und ich spürte die Schwere jeder einzelnen Schicht. Nur durch einen eingefassten Zauber erlitt ich keinen Hitzeschlag. So behielt ich meine normale Körpertemperatur bei. Dasselbe galt für Zen. In seinem Aufzug sah er wirklich wie ein kleiner Mann aus.
>Bereit?< fragte ich ihn abwartend.
Er zupfte an den Enden seines Leinenhemdes und verzog den Mund zu einem ehrlichen Lächeln. >Nur, wenn du es auch bist.<
Für dieses Fest war ich nie vollends bereit, aber ich musste das durchziehen. Für Leora. Einzig und allein für meine verlorene Schwester, die mein Herz davor bewahrt hatte, in tiefe Dunkelheit zu fallen.

Jenaya

Ich war nicht oft mit ihm hier, eher selten, aber ihm dabei zuzusehen, wie er diese geballte Ladung an Psion losließ, war beinahe überwältigend. Beängstigend. Da schlängelte sich dermaßen viel Dunkelheit um ihn herum, dass ich mir ernsthaft Sorgen über sein Urteilsvermögen machte. Wie konnte er brav jeden Befehl ausführen, wenn in ihm genug dunkle Energie steckte, die er sich für seine eigenen Zwecke zunutze machen konnte? Ich begriff es nicht. Dennoch war ich froh, dass er bei uns blieb. Dass er sich an unsere Regeln hielt und auf uns hörte.
Nach allem, was wir bereits durchlebt hatten, blieb ich sein fühlendes Herz. Die Bedeutung in seinen Worten. Ich hatte dieses Versprechen nie vergessen und würde es auch nie.
Aber der Anblick, der sich mir bot, die gekreischten Worte des Pixies versetzten mich in Panik um das, was ich in Kenai finden wollte. Menschlichkeit. Normalität. Ein wertvolles, normales Leben. Hätte Yun nichts gesagt, wäre mir gar nicht aufgefallen, was gerade in Kenai passierte. Dadurch, dass ich mein drittes Auge nur in besonderen Angelegenheiten öffnete, nahm ich die Veränderungen überhaupt nicht wahr. Ich hatte einfach nicht gesehen, welche Schmerzen er gerade erlitt.
>Kenai!< rief ich erschrocken aus und eilte sofort zu ihm. Adrenalin rauschte durch meine Adern, als ich mein drittes Auge öffnete und dem Licht in mir erlaubte, die Welt um mich herum in einen bläulichen Schein zu tauchen. Die Sicht meiner Augen veränderte sich, nahm die Welt anders wahr. Und was ich erblickte, schockierte mich zutiefst.
Reine, schwarze Energie, eine geballte Ladung an Psion versuchte ihn von seinem Innersten heraus zu zerstören. Alles lag in Splittern. Ein heilloses Chaos, das mich vor Trauer und Kummer fast ersticken ließ. Ich griff nach ihm, ich streckte meine Hände nach Kenai aus und ignorierte das scharfe Brennen der dunklen Magie, das wie ein dämonisches Tier auf meine reine, helle Energie reagierte. In diesem Moment begann ich instinktiv zu handeln. Es gab kein Handbuch, das die nächsten Schritte beschrieb. Ich selbst war eines.
Ohne weitere wertvolle Zeit zu verschwenden, öffnete ich Kenais Leinenhemd, sodass seine Brust freilag und legte beide Hände auf die tätowierten Symbole, die in ungewöhnlicher Farbe aufleuchteten. Mit konzentrierte Miene und vor Magie leuchtenden Augen fixierte ich die betroffenen Stellen und begann den Schaden zu reparieren, den die Dunkelheit verursachte. Ich reinigte ihn. Ich nahm das dunkle Psion auf und wandelte es in mein reines Psios um. So lange, bis ich ihn von der Schwärze befreit hatte und ich von ihm ablassen konnte.
Ich hatte nicht gemerkt, wie schwer mein Atem mittlerweile ging und ich wollte Kenai am liebsten einige Dinge an den Kopf werfen, ihn wütend anfunkeln, ihm eine schallende Ohrfeige dafür verpassen, dass er mir all die Zeit etwas vorgemacht hatte. Wie konnte er bloß diesen Schmerz in sich tragen und mir nichts davon sagen? Warum? >Kenai, du...<
Leider war ich nicht in der Lage, meinem Frust Platz zu machen, denn mich verließen die Kräfte und mein Bewusstsein verabschiedete sich.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
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239

10.12.2018, 19:49

Der schwerste Tag in der Woche XD Und dann wird es leichter bis man wieder das Wochenende vor der Tür hat :D

Jadis


Es war ein in rotes schlicht gehaltenes Kleid, das noch geschlossener war als das vorherige Kleid. Doch diesmal verstand ich es, dass es sich auf einer Gedenkfeier nicht gehörte sich freizügig zu kleiden. Es wäre respektlos und ich wollte den Toten gegenüber niemals respektlos erscheinen. Ich zog es mir an, nachdem ich mich von den Salz auf der Haut abgewaschen hatte. Da Gilbert, Inej und ich nicht wussten wo die Feier stattfinden würden, beschlossen wir vor der Tür des Speisesaal zu waren. Dieser Gang schien ein Hauptgang zu sein und somit würden wir auf jeden Fall Jemanden begegnen, der uns zu der Gedenkfeier führen konnte. Selbst Inej und Gilbert hatten Kleidungen erhalten, die meinem Kleid ähnelten. Ich war überrascht, dass ich Traurigkeit spürte, als ich an Leora dachte. Den frühen Tod hatte sie wirklich nicht verdient und ich wünschte Niemanden den Tod. Kurz strich Gilbert an meinem Hand entlang, er wollte mich aufmuntern und ich war dankbar für seine Gestik. Es bedeutete, das zwischen uns doch alles in Ordnung war und ich vermutlich wegen der Hitze zu viel unnötig nachgedacht hatte.

Kenai


Ich kämpfte gegen meinem Körper, er war kurz davor sich der Dunkelheit zu ergeben und auf dem Boden zu fallen, wie beim ersten Mal. Dieser Schmerz dauerte länger an als gewöhnlich und schien mich entzweit reißen zu wollen. Meine Lippen wurden zu eine schmale Linie und blass, weil ich sie fest zusammenpresste. Der Schrei schnürte mir die Kehle zu. Ich blinzelte, es schien immer dunkler zu werden und die Stimme hämmerte weiter auf mich ein. Zeigte mir das, was die Wahrheit war. Du bist tot. Du gehörst nicht hierher. Du bist nicht ein Teil der Lebende. Eine Wahrheit, die ich nie hinterfragt hatte was es zu bedeuten hatte. Die ich immer ignoriert hatte. Doch jetzt war es anders. Jetzt kannte ich die Geschichte über meinem alten Leben und in diesem Moment verstand ich, was alles zu bedeuten hatte. Was man mir versucht hatte zu sagen. Ohne diese Herzrune würde ich nicht leben. Sie war mehr als nur der Schwachpunkt, sie sorgte für meine Existenz, die scheinbar nicht existieren durfte. Ich war eigentlich tot. Ich gehörte nicht in dieser Welt und deswegen quälte mich die Dunkelheit, weil sie es wusste. Plötzlich stand die Prinzessin vor mir, ihre Augen waren nebelig. Sie setzte ihre drittes Auge ein. Ich blieb bewegungsunfähig, als ihre Hände mein Hemd öffnete. Ich spürte ihre Hände. Diesmal konnte ich das Geräusch nicht ersticken. Es war kein lauter Schrei, sondern ein gequältes Stöhnen als wäre ein Tier von einem Pfeil getroffen wurde und rang nun mit seinem Leben. Aufeinmal wurde es ganz warm und ich spürte ein helles Leuchten in meinem Inneren. Es linderte den Schmerz, es nahm ihn weg und verdrängte die Dunkelheit. Die Stimme wurde leiser. Ich wankte. Doch als die Prinzessin bewusstlos wurde, konnte ich sie auffangen und kniete mich hin, da meine Beine an Kraft verlor. Ich presste sie fest an meinem Körper. Der Pixie flog aufgeregt über uns und sein glitzernder Staub war dunkelrot: "Wir müssen sie zurück ins Schloss bringen!" Ich presste den Körper fester an mich. "Hallo? Hörst du mich?!", wedelte Yun mit den Arme vor mir. Ich sah ihn nicht. Ich sah nur die Prinzessin. Meinetwegen wurde sie bewusstlos. Ich hatte sie nicht beschützt. Diesmal war ich die Bedrohung gewesen. "Wach auf", sagte ich und ließ sie kein einziges Mal los.


240

10.12.2018, 20:08

Eben... das ist echt traurig XD Wie ist das Wetter so?

Ardan

Wie erwartet, hatten sich bereits einige Leute im Amphitheater versammelt. Reihe für Reihe war besetzt, angeregte Gespräche füllten die Stille in mir, während ich mit Zen an meiner Seite zu unserem für uns angedachten Platz spazierte. Wir saßen mittig in einem abgetrennten Bereich der Zuschauerreihen. Über uns eine aus verzierten Vorhängen zusammengebastelte Überdachung und tiefrote, große Sitzkissen, die sehr einladend wirkten. Links von mir würde Thales sitzen und rechts von mir war Azurias Platz. Zaneri und Raja hatten ihre Plätze direkt hinter mir auf gepolsterten Stühlen, sodass sie über unsere Köpfe hinweg das Spektakel verfolgen konnten.
Selbstverständlich gehörten unsere Gäste ebenfalls zu den höheren Kreisen, darum hatte man für Jadis einen weiteren Platz neben Azuria hergerichtet, während Gilbert und Inej neben Raja sitzen durften. Niemand sollte ausgeschlossen werden.
Bislang gab es keine Spur von meinen guten Freunden, aber die beiden erschienen sowieso immer kurz vor Beginn. Bestimmt stritten sie sich auf dem Weg hierher. Das wäre keine große Überraschung.
Mit dem Blick auf die hübsch dekorierte Bühne gerichtet, setzte ich mich im Schneidersitz hin und machte es mir auf dem weichen Kissen so gemütlich wie möglich. Anschließend öffnete ich die Arme und ließ Zen in meinem Schoß plumpsen. Als mein besonderer Schützling hatte er eben einen besonderen Platz. Was die Waisenkinder betraf, hatte man wie jedes Jahr einen Bereich in den ersten Reihen vorbereitet, sodass sie das Geschehen direkt vor Augen hatten. Natürlich durften auch andere Kinder dort Platz nehmen, wenn ihre Eltern das erlaubten. Ihnen sollte es möglich sein, in die Welt des Theaters eintauchen zu können. So wie ich es gerne als Kind getan hatte. Ich war mehr als gespannt, was sich die Gruppe dieses Mal ausgedacht hatte.
>Darf ich nachher eine Schokokugel essen?< fragte Zen mich mit großen, bittenden Augen. Hier und da wanderte Personal mit Tabletts umher, auf denen leckere Köstlichkeiten serviert wurden und ich konnte die Schokokugeln ausmachen, die Zen bestimmt ins Auge gefallen waren.
Ich lächelte schief. >Nur zwei, mehr nicht.<
Raja trat hinter mich und beugte sich zu uns vor. >Unsere Gäste sind auf dem Weg, sowohl Prinzessin Jadis als auch die beiden königlichen Hoheiten.<
>Sehr gut. Ist sonst alles in Ordnung? Läuft alles nach Plan.<
Er klopfte mir auf die Schulter. >Wir haben zu fähige Leute, um irgendetwas an diesem Tag zu versauen.<
Da hatte er recht.

Jenaya

Ich wanderte in einem komischen Land aus Nichts umher. Anfangs hatte ich nicht die "andere" Welt nicht verstanden, aber nach all der Zeit verstand ich nun, dass die Zwischenwelt ihr Gesicht sehr oft änderte. Ob das aus reinem Schutz geschah, wusste ich nicht, doch dieses Bild, das sich mir bot, gefiel mir nicht. Hier war es dunkler als sonst. Einsamer. Zu einsam. Mir fröstelte es und das dünne Nachtkleid, das ich trug, half mir nicht dabei, warm zu werden. Auch nicht, als ich mir über die Arme zu reiben begann.
Kleine Wölkchen bildeten sich vor meinem Mund, wenn ich ausatmete. Die einzige Bewegung in diesem weiten Land aus Nichts. Unter meinen nackten Füßen lag eine Mischung aus aufgewirbelter Erde und Grasbüscheln. Sie dämpften die Geräusche meiner Schritte. Ich irrte umher, wusste nicht, in welche Richtung ich gehen sollte, bis sich die Wölkchen aus meinem Mund sich zu einer größeren Wolke formte. Ein dichter Nebel, der sich sekündlich verformte.
Wie gebannt starrte ich die bewegliche Masse an und blieb wie angewurzelt stehen. Kleine Lichtfäden tanzten im Nebel. Dunkle und helle Strahlen. Sie zeigten Bilder, eigenartige Karikaturen von Figuren, die mir mehr und mehr bekannt vorkamen. Ich sah ein spitzes Zelt, Tiere besonderer Art, lachende Gesichter, ein Zuhause, eine Familie, einen Jungen... Die Wolke wurde dunkler. Schatten drangen in das Bild. Schatten in Form von missgestalteten Kreaturen, die ein Blutbad veranstalteten. Seele für Seele verlor sich in der Dunkelheit, bis nichts mehr übrig war. Alles lag in Schutt und Asche und Blut. So viel Blut. So viel Rot.
Mir wurde noch kälter und ein Zittern durchfuhr mich. Da war wieder dieser Junge. Sein Mund war zu einem gequälten Schrei aufgerissen, Angst, Kummer, Verzweiflung lagen in seinem Blick und verwandelten ihn in ein noch dunkleres Etwas. Es wurde größer, der Schrei lauter, der Boden unter meinen Füßen vibrierte unheilvoll und gab plötzlich nach.
Ich schnappte erschrocken nach Luft, griff ins Nichts, suchte nach Halt und riss im nächsten Moment die Augen auf. Das dritte Auge schloss sich. Mein Herz raste, so auch meine Gedanken.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
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