Jadis
Das Licht war ihr Freund, es gehorchte ihr wie der Wind mir gehorchte. Sie war eine Sonnentochter. Ihre Arme umschlangen meine Mitte und ich strich sanft über ihrem Kopf: „Du muss nicht schnell wachsen, Silia. Mit jeder Entwicklungsstufe falten sich deine Fähigkeiten nach und nach aus. Manchmal muss man dabei geduldig bleiben und das ist auch gut so, denn dann kannst du in Ruhe die bereits vorhandene Fähigkeiten ausprobieren und an ihnen arbeiten.“ Dann musste ich lächeln: „Bestimmt gibt es irgendwo Fleisch. Ich vermute das Schloss hat eine Küche und wenn wir sie finden, können wir freundlich fragen ob sie etwas für uns haben.“ Ich griff nach ihre Hand, die noch klein war und bot Zen meine andere Hand an, die er gerne annahm. Ich freute mich darüber, denn ich wusste nur zu gut, dass schon bei den zehnjährigen Jungen anfing manche Dinge peinlich zu werden, wie zum Beispiel die Zuneigungsbekundung der Mutter in der Öffentlichkeit. Das hatte ich bei Jade deutlich mitbekommen. Aber Zen war ohne eine Mutter aufgewachsen und deswegen suchte er auch meine Nähe, um fühlen zu können wie es war eine Mutter zu haben. Wir verließen den Raum und suchten nach der Küche, dabei fragte ich einen Bediensteten danach. Eilig erklärte sie mir den Weg, ehe sie davoneilte. Sie schien in heller Aufregung zu sein und sprach vor sich hin von einem Licht. Ich konnte mir denken, welches Licht gemeint war und schaute auf meine Tochter herab. Ich malte mir das Gesichtsausdruck von Ardan aus, wenn er erfuhr, dass es Silia gewesen war, die dieses Licht gerufen hatte.
Kenai
Ich folgte seinem Blick und erblickte die schwebende Insel. Mein Körper spannte sich an, als ich bis hierher diese helle Energie spüren konnte. Die Dunkelheit zog sich auf dem Schiff zurück, als hätte sie sich verbrannt und aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie die Spitze des Schiffes sich in schwarze Ascheflocken verwandelte. „Das Schiff ist eine Illusion! Es löst sich auf!“, sagte der Pixie, der wieder fliegen konnte und Jenaya mit goldene Glitzerstaub berieselte. Das Schiff begann zu schwanken, als die Wellen stärker wurden. Etwas war im Wasser. „Schick Nagi zurück!“, befahl Akela in der schwarze Mauer, die pulsieren zu schien. Plötzlich wurde das Wasser ruhig. Ich sah wieder zu der Insel: „Das war das Ding.“ „Welches Ding?“, Akela sah mich wieder an. „Sie nennen sie Sonnenfuchs oder Animagi“, antwortete ich: „Es ist zu hell. Ich mag das Ding nicht.“ „Soso“, murmelte er: „Das ist interessant.“ „Kapitän, wir müssen los“, es war die Schwarzmagierin, die aus der schwarze Schattenmauer kam. „Tja, ihr habt heute euren Glückstag“, mein großer Bruder ging zu der Schattenmauer. Dann blieb er einen Moment stehen, schnipste mit dem Finger und ohne mich anzusehen warf er mir etwas entgegen. Ich fing es auf und hielt eine große Bronzemünze. In der Mitte war ein Rabenkopf zu erkennen, das Auge funkelte lila und um ihn herum in einem Kreis waren Mustern. Sie sahen ein wenig wie Runen aus. „Lass ihn kreiseln und ich werde erscheinen. Tue es in der Nacht und vorzugsweise auf dem Meer. Ich werde merken, wenn man mir eine Falle aufstellen will. Also lass es sein oder ihr werdet es bitter bereuen. Da wird die Sense von diesem König da hinten ein nichts sein.“
Dann war er verschwunden und das Schiff begann sich mehr aufzulösen. Ich griff nach Jenaya und zog sie auf dem Fluggerät.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Feder« (09.03.2019, 20:00)