Ardan
Ihre Worte hätten auch anders ausfallen können. Wie reagierte man schon, wenn einem gesagt wurde, man hätte den eigenen Vater getötet? Tyrann hin oder her, viele, fast alle, würden mit verurteilenden Blicken die Tat bestrafen. Man würde als Monster beschimpft werden. Ich wusste nicht, wie mein Volk reagieren würde, sollte es je die Wahrheit erfahren. Hoffentlich niemals. Von ihnen verstoßen zu werden, würde ich einfach nicht ertragen.
Als Jadis mich an sich zog, spürte ich ein verräterisches Brennen in den Augen. Reaktionen wie diese rief nur sie in mir hervor. Bei ihr konnte ich mich einfach fallen lassen, auch wenn mir dieses Geständnis Angst bereitet hatte. Ich wusste nicht, ob es noch mehr gab, das sie mir sagen wollte, aber mit einem Punkt blieb sie im Recht. Ich tat mir selbst leid, weil ich diese Tat hatte vollbringen müssen. Ich allein musste damit leben, niemand anderes. Und auch wenn ich mich nicht zu rechtfertigen brauchte, gab es Details, die sie kennen musste. Ich wollte Jadis die volle Tragweite meiner Entscheidung näherbringen, denn sie war die einzige Person auf dieser verfluchten Welt, der ich mein Leben anvertraute.
>Glaub mir, ich habe jahrelang damit gehadert ihn einfach auf die traditionelle Art zu stürzen, einzusperren und dort verrotten zu lassen. Doch als ich eine Sache erfuhr, die er mir am Tage der Übergabe der Sense an mich beichtete, sah ich keinen anderen Ausweg als dieses Monster abzuschlachten.< Nun war es pure Eiseskälte, die aus mir sprach. >Du erinnerst dich bestimmt daran, als ich dir vom Tod meiner Mutter bei meiner Geburt erzählte... Und als ich im Rahmen meiner Ausbildung nächtelang hinterm Vulkan überleben musste, während ihre Gestalt mich verfolgte. Wie sie auf mich zeigte und mich als verflucht bezeichnete.< Schmerz huschte über mein Gesicht, als ich daran zurückdachte. Manchmal fragte ich mich, ob meine Mutter überhaupt fähig gewesen war mich zu lieben. >Das alles hatte einen für meinen Vater simplen Grund. Er überreichte mir die Sense und erzählte mir von dem Experiment... Als er nämlich erfuhr, dass meine Mutter einen Sohn zur Welt bringen würde, sah er es als Chance jemanden zu kreieren, der ein Imperium erschaffen könnte. Was tat er also?< Ich schnaubte verächtlich. >Er besorgte sich Blut und Asche eines verstorbenen dämonischen Drachens. Frag mich nicht, wie er an das Zeug kam, er lebte nicht lange genug, um es mir zu verraten... Tja, damit führte er Versuche durch und injizierte meiner Mutter während der Schwangerschaft mehrmals die Proben. Wenn sie schlief. Sie wusste nichts davon, weil er ahnte, dass sie sich strikt dagegen wehren würde. Also tat er es heimlich. Er tat das alles seinem ungeborenen Kind an. Seinem Sohn. Mir. Ich war sein Kind, sein eigen Fleisch und Blut, und er hat das alles getan, nur um jemanden aufzuziehen, der ihm den Weg zu Ruhm und Macht ebnete.< Ein freudloses Lachen erstickte die nächsten Worte. >Allein die Vorstellung, wie meine Mutter gelitten haben musste... mit einem halbdämonischen Kind im Bauch, nichts ahnend, warum ich von ihrem Leben zehrte... Sie, sie starb wegen mir. Weil mein Vater mich zu diesem Monster gemacht hat.< Ich flüsterte kraftlos die letzten Worte. Das Brennen in meinen Augen ließ nach und schuf Platz für die Leere, die ich damals und noch heute dabei empfand. Purer Schmerz quetschte mir das Herz in der Brust. Ich atmete zittrig aus, meine Schultern bebten. >Da ist nur Asche unter meinen Füßen, egal wie viel ich gehe, laufe, renne... Ich habe Angst irgendwann die Kontrolle über alles zu verlieren. Über mich und das, was in mir schlummert.< presste ich gebrochen hervor. >Es tut mir so unendlich leid... Ich habe dich und diese Kinder einfach nicht verdient. Ihr seid von so viel Güte und Gutem umgeben, dass ich immer das Gefühl haben werde nie gut genug zu sein.<
Jenaya
Kenai gefiel es. Das sah ich ihm an. Die Art, wie er den Kopf zurücklegte und mich aus gesenkten Lidern beobachtete, bereitete mir Gänsehaut und fachte die Leidenschaft in mir nur noch mehr an. Ich wollte ihm genauso Wonne bereiten wie er mir. Ein Geben und Nehmen. Ich achtete darauf Bewegungen zu wiederholen, die ihm sichtlich gefielen und war überrascht, wie viel Gefallen ich selbst darin fand. Es war intensiv, besonders im warmen Wasser, das teils aus der Wanne schwappte. Ab einem gewissen Punkt begannen meine Schenkel zu zittern, weil es anstrengender war als gedacht, doch Kenai stützte mich, wodurch wir beide dem Höhepunkt deutlich näherkamen.
Er presste sein Gesicht zwischen meine Brüste. Sein feuchtwarmer Atem streifte die Haut und löste weitere Schauder aus. Dann übermannte mich die Erlösung und ich gab mich dem Gefühl völlig hin. In seinen Armen, die er fest um mich geschlungen hatte. Keuchend und mit bebendem Körper ließ ich den intimen Moment ausklingen. Das Kribbeln ließ allmählich nach. >Ich liebe dich.< hauchte ich zärtlich und küsste ihn ins feuchte Haar. Ein seliges Lächeln legte sich auf meine Lippen. >Hätte nicht gedacht, wie süchtig das irgendwie macht.< stellte ich leicht verlegen fest.