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04.04.2019, 19:48

Jenaya

Mein Herz klopfte wie verrückt und der Griff um den Blumenstrauß in meinen Händen wurde fester. Ich schwitzte. Ich war nervös. Ich musste mich beruhigen, aber ich schaffte es nicht. Der große Moment war gekommen. Der beste Tag meines Lebens wartete hinter diesen gewaltigen Türen, die sich langsam öffneten und eine wunderbare Kulisse offenbarten. Vertraute Gesichter blickten mir entgegen. Sie alle waren hier, um die Liebe zu feiern. Meine Liebe. Seine Liebe. Unsere Liebe.
Unwillkürlich musste ich lächeln, als ich seine vertraute Statur am Fuße der Treppe entdeckte. Er wartete. Aber er stand noch zu weit entfernt, als dass ich ihn hätte klar erkennen können. Wunderschöne Musik wurde gespielt, während ich den hübsch dekorierten Flur entlangging. In meiner Brust pochte es weiterhin sehr schnell und kräftig, doch je näher ich dem Mann meiner Träume näherkam, desto ruhiger wurde ich. Er war mein Ziel. Er war meine andere Hälfte. Ihn zum Mann zu nehmen, war die beste Entscheidung, die ich je getroffen hatte. Ich wollte seine Frau sein. Für immer.
Strahlend kam ich bei ihm an und der Schleier vor meinem Gesicht hinderte mich daran mehr als nur das Gold seiner Augen zu erkennen. Er würde es mir sowieso gleich abnehmen. Die Ringen warteten bereits darauf ausgetauscht zu werden. Ich lächelte glücklich, folgte ihm bis vor den Altar und stellte mich ihm gegenüber hin. Seine Hände ergriffen den Saum des Schleiers und zogen ihn mir langsam über den Kopf. Ich schloss die Augen, atmete tief durch und als ich sie öffnete, erstarrte ich. Alles erstarrte. Die Musik verklang. Laute Ausrufe fielen im Saal. Etwas zerbrach. Panisch blickte ich in das gesichtlose Gesicht von Kenai. Es, es war nicht mehr da. Nur die goldenen Augen blickten mich tiefgründig an. Die Splitter funkelten hell, aber alles andere an ihm verblasste.
Ich wollte meine Hände nach ihm ausstrecken und mich vergewissern, dass das alles nur ein dummer magischer Trick war, doch ich griff ins Nichts. Er war nicht real. Er verlor an Realität. Er verlor an Farbe. Er entwischte meinen Griffen, als bestünde er nur aus Luft und mein Herz ertrug das nicht länger. Es schrie. Ich schrie.


Ein Schluchzen erbebte in meiner Brust. Ich wehrte mich gegen diesen schrecklichen Traum und wand mich gegen die Kälte, die plötzlich Besitz von mir ergriff. >K-kenai.< flüsterte ich verzweifelt. Ich weinte, ich weinte, weil ich Angst hatte. >Geh nicht... bitte.< Ich verzog gequält das Gesicht. >Lass mich...n-n-nicht allein.<
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04.04.2019, 20:06

Kenai


Aufeinmal begann Jenaya sich zu regen und wand sich in meine Arme, ich musste sie fester halten. Sie weinte. In meinem Brustkorb schmerzte es. Alles in mir zog sich zusammen. "Ich bin hier", antwortete ich Jenaya und ging aus dem Wasser, weil sie zitterte. Sie sollte nicht erfrieren, nur das Fieber sollte verschwinden. Ich setzte mich auf dem Boden hin und hielt sie fest an mich. "Es tut mir leid", ich hatte wieder das Brennen in meine Augen: "Ich wollte dich nicht verletzen. Ich war traurig, ich war wütend und ich war verwirrt. Und ich....ich....ich will bei dir bleiben. Ich will dich beschützen, aber ich tue dir weh, wenn ich fühle. Ich wollte, dass der Tag gut wird. Ich wollte dich glücklich machen. Aber ich bin kaputt. Kaputte Dinge können nicht Andere glücklich machen, richtig?"


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04.04.2019, 20:17

Ach, ich hab heute nervige Regelschmerzen, aber jetzt sind sie vorerst besiegt hahaha

Jenaya

Kenai... Er war hier. Ich hörte ihn, ich hörte seine Stimme. Er war nicht mehr fort. Er hielt mich im Arm. Ich spürte seinen Körper an meinem und hätte vor Erleichterung fast aufgeheult. Schluchzend öffnete ich die Augen und blickte in seine. Weinte er etwa auch? >Du bist nicht kaputt.< war das erste, was ich schniefend hervorbrachte. Das Beben meines Körpers ließ allmählich nach, aber die Hitze in meinem Kopf blieb. Mir war so unerträglich warm. Doch das hier, Kenai bei mir zu haben, war so viel wichtiger. Ich würde jeden Schmerz der Welt ertragen, nur um bei ihm bleiben zu können.
>Du bist alles, was ich brauche. Ohne dich kann ich nicht atmen.< sagte ich unter Tränen. Ich hob meine geballte Faust und wollte ihn in die Brust schlagen, aber im jetzigen Zustand fühlte sich das für ihn bestimmt wie eine Streicheleinheit an. >Wieso hast du mich allein gelassen? Wieso bist du gegangen? Wieso?< schluchzte ich. >Wie kannst du bei mir bleiben wollen und dann einfach gehen?<
Ich holte nochmal aus, aber wieder war der Versuch ein ziemlich schwacher. Erschöpft blieb meine geschlossene Faust auf seiner Brust liegen. Mir fielen die Augen zu. Es war so anstrengend sie offen zu halten. >Zusammen...können wir...besser atmen.<
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04.04.2019, 20:32

Oman, der blöde Fluch - Da hilft nur gannnnz viel Schokolade XD

Kenai


Sie öffnete ihre Augen, sie wirkten glasig und waren rötlich von ihrem Weinen. Wieder spürte ich den Schmerzen in meinem Brustkorb, es brannte dort. Sie fand mich nicht kaputt. Sie wollte mich immer noch haben. Sie ballte ihre Hand und boxte mich. Jenaya fühlte sich schwach an. "Ich wollte dich beschützen. Wut ist schlecht, es fühlt sich....fast wie die Anfälle an. Deswegen bin ich gegangen. Dieses Gefühl ist gefährlich. Ich wollte nicht, dass das passiert wie bei den Anfälle. Ich habe dein Herz verletzt, es tut mir leid. Und mein Herz war auch verletzt. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich bin verwirrt. Ich will bei dir bleiben, ich will dich heiraten. Ich fühle Liebe", versuchte ich zu erklären. Ihre Augen schlossen sich wieder. "Du darfst nicht sterben! Bitte, bitte verlasse mich nicht", mein Herz schlug wieder schneller. "Ich bringe dich zu Königin. Königin weiß viel über Heilung." Mit diese Worte schaffte ich es uns auf das Pferd zu bringen und ritt eilig zum Schloss. In den Schloss wurde meine Stimme laut: "Königin! Ich brauche Königin! Ich brauche Königin!"


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04.04.2019, 20:47

Hahahah schön wärs XD

Jenaya

Anfälle... Wieso sprach er von Anfällen? Und warum vom Sterben? Ich starb nicht. Ich war einfach nur müde, erschöpft, schwach. Alles in mir brannte und gleichzeitig fühlte ich diese dumpfe Leere. Diese Leere. Wenn ich könnte, würde ich wieder weinen, aber selbst dazu fehlte mir die Kraft. Ich wollte nur schlafen. Ich wollte diesem Chaos entfliehen. Meine Ruhe haben. Mich heilen. Danach würde alles wieder gut sein, oder nicht?
Ich spürte, wie Kenai mich hochhob, wie sich die Welt wieder drehte und wie der Boden unter mir vibrierte. Was passierte gerade? Wohin brachte er mich? Mehr und mehr verlor ich mich in der süßen Dunkelheit und hieß sie willkommen. Hier ging es mir gut. Hier war ich in Sicherheit.

Juvio

Sollte ich Blumen pflücken oder es einfach sein lassen? Sie blühten nur um diese Zeit, also wäre es das Beste jetzt in den Garten zu gehen und sie mir zu holen. Leyla würden sie gefallen, da war ich mir sicher. Aber ich erinnerte mich an ihre Worte und wusste nicht so recht, ob ich es nicht doch lassen sollte. Gegen meinen großen Bruder hatte ich keine Chance und doch hasste ich ihn nicht dafür. Leider. Es wäre so viel einfacher für mich gewesen.
Als ich kopfschüttelnd zurück ins Schloss gehen wollte, hörte ich Kenai rufen. Seine Stimme. In ihr schwangen Emotionen mit, die mich im ersten Moment überraschten, doch als die Wachen vor den Türen laut "Prinzessin" riefen, wirbelte ich herum und rannte auf die kleine Gruppe zu. Zwei Männer machten sich bereits auf dem Weg ins Schlossinnere, als ich alarmiert bei ihnen ankam. Jenaya lag völlig durchnässt in Kenais Armen. Sie wirkte so bleich im Gesicht. Wie ein Geist. >Was ist...< Ich brach ab und starrte auf ihr Haar. Wenn ich mich recht erinnerte, war nur eine Strähne grau gewesen, nicht fast die gesamte linke Hälfte ihres Kopfes. Mir sank das Herz in die Hose. >Sie wurde wieder angegriffen.< Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
Ich sah Kenai an. >Folg mir!< Wohl wissend, in welchem Raum Mutter warten würde, eilte ich los. Ich wusste, dass Kenai mir gleich folgen würde. Wenn es um Jenaya ging, handelte er schnell, er zögerte nicht. Große Sorgen brauten sich wie dunkle Wolken über mir zusammen. Wie viel hatte meine Schwester diesmal verloren? Wen hatte sie vergessen? An wie viel erinnerte sie sich noch? Schadete es ihrem Geist dermaßen, dass ihr Körper das nicht mehr mitmachte? Könnte sie davon... sterben? Ich schüttelte darüber den Kopf. Nein. Sie war stärker als das hier. Sie war dazu auserwählt worden das dritte Auge zu tragen und das sollte schon was heißen.
Ich stürmte durch die offenen Türen in das private Krankenzimmer der königlichen Familie. Mutter trug ihr Nachtkleid und in ihren Augen spiegelte sich tiefe Sorge, sogar Angst. Sie winkte Kenai zum Bett heran. >Leg sie auf das Bett. Ich muss prüfen, in welchem Zustand sich ihr Geist gerade befindet.<
>Mutter, ihr Haar...<
Sie zog die Brauen zusammen. >Ich weiß... ich weiß.<
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04.04.2019, 20:56

Das hebt wenigsten die Laune an XD

Kenai


Es kamen viele Menschen, aber keine von ihnen war die Königin und ich presste dunkelknurrend Jenaya fester an mich. Niemand durfte sie anrühren. Ich musste sie beschützen. Sie riefen durcheinander. In meinem Kopf wurde das Stechen zu einem Pochen. Der jüngere Prinz erschien. Er war der Bruder von Jenaya. Ich folgte ihm und er brachte mich in einem Raum, wo die Königin war. Ich legte Jenaya auf das Bett. Sie war weiß im Gesicht. "Meine Schuld, meine Schuld, meine Schuld", mein Körper bebte und mein Atmen wurde immer schwerer. Unruhig lief ich durch den Raum. "Sie darf nicht sterben", murmelte ich und grub meine Fingern in mein Haar. Ich lehnte mein Kopf gegen die Wand und kniff meine Augen zusammen. Die Schatten kreischten. Sie zerrten an mich. Blut. Da war so viel Blut. Tote Augen. Keuchend riss ich meine Augen auf.


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04.04.2019, 21:05

Ja, das stimmt allerdings *_* Schokolade forever!

Juvio

Gestresst fuhr ich mir durchs Haar. Mehrmals. Es musste mittlerweile in alle Richtungen abstehen. Wie gebannt starrte ich meine geschwächte Schwester an. Wie sie friedlich dalag, während es in ihrem Inneren ganz anders aussah. Mutter führte ihre Hände in minimalem Abstand zu Jenayas Körper von ihrem Kopf bis zu ihren Füßen. Dabei leuchteten ihre Hände in einem sanften hellblauen Ton. Sie war äußerst konzentriert und wäre sie nicht meine Mutter, hätte ich der tiefen Furche in ihrer Stirn keinerlei Beachtung geschenkt. Doch sie war meine Mutter. Und ich wusste, was diese tiefe Furche zu bedeuten hatte.
Mein Herz krampfte sich zusammen, ich ballte die Hände zu Fäusten. Am liebsten wäre ich auf Kenai losgegangen, weil es seine verdammte Aufgabe war meine Schwester zu beschützen, doch dann sah ich den Ausdruck in seinem Gesicht und die wilde Wut erlosch. Er liebte sie. Er litt. So wie wir alle. Er hätte sie gerettet, wäre es ihm möglich gewesen. Aber Jenaya selbst hatte gesagt, es gäbe keinen Ausweg. Wenn das Ding kam, um die offene Rechnung zu begleichen, dann musste sie das über sich ergehen lassen. Verfluchte Bastarde! Wie konnte man ihr das bloß antun? Sie hatte ein Leben gerettet und jetzt nahm man ihr das, was sie im Kern ausmachte. Glückliche Erinnerungen, an denen sie festhalten konnte, wenn es ihr schlecht ging. Sie brauchte das. Sie brauchte die Sicherheit. Ich kannte sie.
Meine Augen brannten. >Wird sie wieder?<
>Sie schläft. Wie es aussieht, hat sie zuvor einen großen Teil ihrer Magie verloren. Ich vermute einen Überschuss, der sich plötzlich entladen und sie dadurch sehr verwundbar gemacht hat.< Sie strich Jenaya ein paar nasse Strähnen aus dem bleichen Gesicht und küsste sie sanft auf die Stirn. >Ihr Geist ist in Aufruhr. Die Lücke ist größer geworden. Es ist die Leere, die ihr zu schaffen macht. Aber sie wird das durchstehen. Wir unterstützen sie dabei.< Sie sah zu Kenai, der aussah, als würde er gleich durchdrehen. >Kenai, es ist nicht deine Schuld. Du kannst sie nicht vor alles und jedem beschützen. Solche Dinge passieren und sie wird nicht sterben. Wichtig ist, dass du jetzt für sie da bist. So schwer dir das im Moment fällt, du musst dich zusammenreißen. Für Jenaya. Sie braucht dich.<
Mutter trat zur Seite. >Setz dich zu ihr und halte ihre Hand. Ich werde solange einen Heiltee brauen. Juvio, du kommst mit mir mit. Ich benötige dabei deine Hilfe.<
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04.04.2019, 21:16

Yeah, Schokolade for forever :D

Kenai


Mein ganzer Körper spannte sich an, als ich die Frage des Prinzen hörte. Das Kreischen in meinem Kopf wurde lauter und ich sah das Blut. Sah Tote Augen. Tote blaue Augen. Ich zog an meine Haare. Dieses Gefühl in mir. Es machte mich....mich wahnsinnig. Mein Blick war gehetzt, als er zu der Königin schoss. Das Kreischen war fast zu laut, dass ich beinahe ihre Antwort nicht hören konnte. Sie schlief. Sie lebte. Sie hatte Magie verloren. Die Lücke war größer. Meine Augen waren dunkel, als die Königin mich ansprach. Es war nicht meine Schuld. Sie würde nicht sterben. Sie braucht mich. Ich stolperte zu Jenaya, fiel auf die Knien und griff nach ihrer Hand. Ich küsste auf die kalte Haut und schmiegte sie an meine Wange. Mein Blick war auf ihr Gesicht gerichtet. "Ich fühle Liebe, ich fühle immer Liebe. Ich will bei dir bleiben, bleib bei mir", flüsterte ich. Ich hörte auf das Kreischen der Schatten nicht hin. Jenaya brauchte mich. Auch wenn ich kein Licht war, war ihr meine Dunkelheit wichtig.


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04.04.2019, 21:29

Jenaya

> Hat dir die Geschichte gefallen?< fragte ich Kenai leicht lächelnd. Ich konnte mir zwar schon denken, was er antworten würde, aber das war mir egal. >Es sind nur Worte.< antwortete er monoton. Auch wenn ich diese Antwort erwartet hatte, schmerzte es mich. Es war wie ein Stich in meinem Herzen. Von seltsamer Trauer um sein altes Ich erfasst, strich ich erneut über die letzten Worte der Geschichte. > Nur Worte... < flüsterte ich...

Als ich um die nächste Ecke eilen wollte, tauchte plötzlich ein Schatten auf, eine Hand packte mich fest am Arm und riss mich in einen Wirbel aus dunklem Stoff. Ein Gewand. Der Geruch nach Wald umgab mich. Frische Luft. Ich begriff schnell, dass es Kenai sein musste, denn nach einem gemeinsamen Jahr mit ihm, reagierte mein Körper schneller auf ihn als mein Verstand. Instinktiv wusste ich, dass er es war und doch hörte ich nicht zu schreien auf... > Danke.< flüsterte ich und blickte direkt in seine gesplitterten Iriden. Mutter trug mich und die Distanz zwischen uns wuchs.

> Stark, bereit, unbesiegbar und mutig.< murmelte ich zu mir selbst, ehe ich fertig angezogen den Ankleideraum verließ und Richtung Tür steuerte. Die düsteren Gedanken verflogen sofort, als ich daran dachte, wer hinter diesen Türen auf mich wartete. Auf mich aufpasste. Mich beschützte.
Kenai. Meine dunkle Hälfte...


...

Benommen öffnete ich die Augen. Ich fühlte mich schwer. Schwerer als ein Felsen. Meine Sicht war verschwommen, ich konnte nicht klar erkennen, wo ich war, wo ich lag, wer mit mir im Raum war, wobei... Mir kam diese eine Wärme vertraut. Jemand hielt meine Hand. Geflüsterte Worte. Ich drehte den Kopf in die Richtung aus der diese Stimme. Diese warme Stimme, die mir Geborgenheit versprach. Kenai. Das war Kenai. Kenai war hier. Er war nicht verlorengegangen. Ich wusste, wer er war. Erinnerte mich an die Liebe zu ihm. Sie war noch da. Meine Hand in seiner spannte sich schlagartig an, ich atmete zittrig ein. >Heiraten... ich... will heiraten...< Wieso war meine Stimme bloß so heiser? >Ich will nicht... vergessen... Ich, ich... ich will dich nicht vergessen.< So etwas wie Angst legte sich um mein Herz, ich atmete schneller. >Ich liebe dich. Ich will das...nicht vergessen, denn wenn es passiert, gehst du... oder?< Verzweifelt klammerte ich mich an seiner Hand fest, die mich hielt, die mich davon abhielt den Verstand zu verlieren. Diese Leere machte mich verrückt. Ich wusste nicht, was ich verloren hatte. Wusste nicht, was mir fehlte. Ich hatte Angst. >Lässt du mich allein? Bitte... nicht.<
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04.04.2019, 21:39

Kenai


Sofort bemerkte ich die kleine Regung in ihrem Gesicht und konzentriert starrte ich Jenaya an bis sie endlich die abendblaue Augen öffnete. Der Blick war nicht tot. Sie lebte. Aber da war ein Schatten in ihre Augen. Ihre kleine Hand spannte sich in Meine an. Mein Herz schlug in meinem Brutkorb schneller. Sie wollte mich heiraten. Dann spürte ich diesen Druck in meinem Brustkorb. Mich vergessen? Sie durfte mich nicht vergessen. Sie war der Grund meines Menschseins. "Ich bleibe bei dir, immer. Ich erzähle dir Geschichten über dich. Geschichten über uns. Ich will dich nicht verlieren", ich legte mich neben ihr und zog sie in meine Arme: "Ich...ich habe Angst dich zu verlieren."


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04.04.2019, 21:48

Jenaya

Mehr Wärme, mehr Kenai. Ich hatte die Spannung in meinem Körper zuvor nicht bemerkt, aber jetzt ging es mir besser. Das Atmen fiel mir leichter, mein Herz schmerzte nicht mehr bei jedem Schlag. Es schlug friedlicher, beruhigter, aber die unterschwellige Angst blieb. Sie lauerte, sie wartete.
Ich drehte das Gesicht so, dass es an seinem Brustkorb verborgen lag. Sein vertrauter Duft stieg in meine Nase. Mehr Spannung ließ von mir ab. Ich zitterte nicht mehr. Ich atmete tief ein und wieder aus. Beruhigt von seinen Worten. Er würde nicht gehen. Er würde bleiben. Er würde mir sogar Geschichten erzählen. Mehr musste ich nicht wissen. >Du wirst mich nie verlieren. Selbst wenn...mein Kopf...vergisst, mein Herz... mein Herz wird es nicht.< Ich schmiegte mich enger an ihn. >Deine Stimme... sie wird mich immer erreichen.<
Und das wusste ich mit plötzlicher Gewissheit, als hätte man in mir einen Schalter umgelegt.

Juvio

Gemeinsam mit Mutter hatten wir den Heiltee recht schnell hergestellt. Zum Glück besaßen wir alle Zutaten, die dafür benötigt wurden und so kehrten wir zurück in das Zimmer, in dem Jenaya lag. Sie war wach. Kenai lag mit ihr im Bett und hielt sie fest im Arm. Sie wirkte verwirrt, panisch, wie im Delirium. Als hätte man ihr Drogen verabreicht. Dieser Anblick riss eine tiefe Wunde in mein Herz. Meine Schwester so zu sehen, war einfach nicht...normal. Sie war stets am Strahlen, eine gutmütige Person. Ein Schicksal wie dieses hatte sie nicht verdient. Ich wünschte, ich könnte jeden verdammten Amnitor aufsuchen und ihre Erinnerungen aus ihnen herausprügeln. Wenn es bloß so einfach wäre...
Mutter setzte sich zu Jenaya, hob ihren Kopf an und flößte ihr den Tee ein. Anfangs wehrte sie sich dagegen, doch anscheinend half ihr der Geruch dabei zu entspannen. Sie trank alles bis auf den letzten Schluck leer. >Heiraten.< flüsterte sie. >Feier. Ich will feiern.<
>Erst musst du wieder auf die Beine kommen, dann-<
>Feier!< Ihre Stimme klang fester, aber immer noch sehr schwach. Sie sah unserer Mutter direkt in die Augen. Tränen schimmerten in ihnen. >Mehr Erinnerungen... ich brauche mehr... Erinnerungen.<
Es war die Angst, die aus ihr sprach. Sie hatte Angst alles Wichtige zu verlieren und am Ende mit nichts dazustehen. Ich konnte mir nicht im Mindesten vorstellen, wie sie sich bei alldem fühlte. Wie es war Stück für Stück wertvolle Momente zu verlieren, wie Sand, der durch die Finger glitt. Wir wussten nicht mal, ob man sie ein weiteres Mal heimsuchen würde. Das machte die Situation umso unerträglicher.
Mutter seufzte schwer, sie wirkte um einige Jahre gealtert. Sanft strich sie ihr übers Haar. >Wenn es dein Wunsch ist, werden wir alles tun, um eine Feier auf die Beine zu stellen. So schnell wie möglich. Ab morgen hat das oberste Priorität, versprochen.<
Endlich huschte ein etwas entspannter Ausdruck über Jenayas Gesicht. Sie lächelte schwach. >Ja.<
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04.04.2019, 21:58

Kenai


Mein Körper entspannte sich ein wenig, als Jenaya das sagte. Meine Stimme würde sie erreichen. Ihr Herz würde mich nicht vergessen. Ich würde sie nicht verlieren. Ich würde nicht wieder alleine in der Dunkelheit sein. Sie würde immer mein Licht bleiben. Ich musste lernen die Gefühle in mir zu beherrschen, um Jenaya besser beschützen zu können. Ich wusste nur nicht, wie. Die Königin und der Prinz waren zurückgekommen und hatten den Heiltee mitgebracht. Jenaya trank den Tee. Dann sagte sie, sie wollte mich heiraten. Und sie wollte das Fest haben. Dann sagte die Königin ja und sie entspannte sich mehr in meine Arme. Ich küsste auf ihre Wange und vergrub meine Nase in ihrer Halsbeuge. Lavendel.


Gehe offline, wünsche dir einen schönen Tag :)


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04.04.2019, 22:13

Gute Nacht :D

Juvio

Es fiel mir schwer Jenaya allein zu lassen, auch wenn Kenai da war und er offenbar die einzige Person war, die sie im Moment dringend brauchte. Soweit ich es verstanden hatte, waren diesmal Erinnerungen an ihn verloren gegangen, darum bestand sie auf eine Feier, die schon bald stattfinden sollte. Wenn das wirklich ihr Wunsch war, würde ich zusammen mit den anderen alles dafür tun, dass sie bekam, wonach sie verlangte. Mehr glückliche Erinnerungen, das konnte sie haben.
Mutter gab auch mir einen Kuss auf den Kopf, denn sie wusste, dass ich genauso litt wie sie und Kenai und der Rest der Familie. Ich warf dem Paar auf dem Bett einen letzten besorgten Blick zu und wollte gehen, als mir etwas einfiel. >Morgen werde ich mit meinem Bruder Leute zusammentrommeln, um die Feier zu planen und alles zügig vorzubereiten. Du kannst solange bei Jenaya bleiben, ihr zur Seite stehen, aber falls dir etwas Wichtiges einfällt oder du etwas brauchst, zögere nicht und komm zu uns. In Zeiten wie diesen müssen wir zusammenhalten. Wir alle wollen, dass sie glücklich ist.< Ich hatte nicht vergessen, wie er beinahe den Verstand verloren hätte, als wir uns nicht sicher waren, wie es um Jenaya stand. Er würde alles für sie tun. Das machte ihn zu einem Teil dieser Familie, in die er einheiraten würde und in einer Familie hielt man zusammen.
Da ich nichts mehr zu sagen hatte, wandte ich mich ab, schloss leise die Tür hinter mir und begab mich in mein Gemach. Ich brauchte Schlaf und genug Energie für den morgigen Tag. Uns stand einiges bevor.
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05.04.2019, 17:19

Jadis

Am nächsten Morgen wurden wir von munteren Kinder geweckt, Silia war auf unserem Bett gesprungen und wünschte uns trällernd einen Guten Morgen. Zen hingegen war schüchtern hereingekommen, ehe er sich von seiner Schwester anstecken ließ und ebenfalls in das Bett kletterte. Das war wohl der normale Wahnsinn am Morgen, wenn man Kinder hatte. Ich erinnerte mich gut daran, dass ich selbst in das Bett meiner Eltern gekrochen war. Besonders wenn Ausflüge anstanden, dann hatte ich sie vor Aufregung geweckt und meist war das zu früh gewesen. Liebevoll begrüßte ich unsere Kinder und schickte sie in ihr Zimmer, damit sie ihre Gesichter abwaschen. Außerdem hatten Ardan und ich so ein bisschen Zeit, um richtig wach zu werden. Mir war aufgefallen, dass Silia wieder ein kleines Stück größer geworden war. Bedeutete es, dass sie bald einen Wachstumsschub bekam? Ich schob diese Gedanke beiseite. Nachdem wir uns alle angekleidet hatten und für den Tag bereit waren, genehmigten wir uns zuerst einen Frühstück. Dabei unterhielten wir uns mit meine Eltern und meinem Bruder. Ich erfuhr, dass Gilbert nachmittags kommen würde und dass dann wieder eine Sitzung stattfinden würde, damit wir seinen Bericht anhören konnten. Daher schlug ich nach dem Frühstück meiner kleine Familie vor die Stadt vormittags zu erkundigen. Die Kinder freuten sich darüber, was mein Herz warm werden ließ. Es bedeutete mir viel, dass sie sich in meiner Heimat wohl fühlten. Während Ardan und die Kinder auf der fliegende Kutsche mit den Pegasus flogen, saß ich auf meinem Hippogreif Feena. Erst als wir in der Stadt landete, setzte mich in der Kutsche dazu und Feena flog in den Wälder, um zu jagen. Die Bewohnern freuten sich mich zu sehen und wanken eifrig zu mir, während sie gleichzeitig Blüten in die Luft warfen. "Da hinten ist der Tempel, ich möchte gerne hineingehen und unser Segen holen", lächelte ich Ardan an.

Kenai

Ich hörte die Worte des Prinzen, jedoch reagierte ich nicht darauf und zog Jenaya dichter an mich. Sie war eingeschlafen, dieser Tee hatte ihr geholfen ruhig zu werden. Meine Augen blieben geöffnet und ich ließ sie kein einzigen Mal los. Sobald meine Augen sich schließen wollte, sah ich das viele Blut und die tote Augen. Ich spürte den Druck in meinem Brustkorb. Es fühlte sich in mir alles eng an. Angst. Dieses fremdes Gefühl nannte man Angst. Sie hielt mich die ganze Nacht wach. Ich musste Jenaya beschützen, wenn ich die Augen schloss, konnte dieses Wesen zurückkehren und sie mir wegnehmen. Dann war ich alleine in der Dunkelheit. Ohne sie würde alles dunkel werden. Ich wollte nicht dorthin zurück. Ich wollte bei Jenaya sein. In meinem Kopf waren die Gedanken durcheinander. Ich hörte viele Worte. Ich hörte viele Stimmen. Erst als der Tag heller wurde, entspannte sich mein Körper ein wenig und ich sah, dass Jenaya nicht mehr weiß aussah. Sie atmete und ich spürte ihr Herz schlagen.
Den ganzen Tag über folgte ich ihr Schritt und Tritt wie ein Schatten, ich wollte ihr auch bei ihrem Toilettengang begleiten. Aber das wollte sie nicht, sie meinte das wäre privat. Dann stand ich unruhig vor der verschlossene Tür und spürte wieder diese Angst in mir. Bei jede kleinste Geräusch griff ich nach meiner Waffe und stellte mich der womöglich Bedrohung entgegen, aber es war entweder nur ein Vorhang, der im Wind wehte oder ein erschrockener Bediensteter. Auch wenn man mir sagte, dass ich nicht die Schuld hatte, fühlte ich die Schuld in mir. Ich war weggegangen, weil ich glaubte sie vor meiner Wut zu beschützen und in Wahrheit wurde sie von den Feind angegriffen, den ich vertreiben hätte können. Es war also meine Schuld. Ich musste sie besser beschützen. Ich musste meine Gefühle beherrschen.
Ich nahm kaum wahr, wie die Vorbereitungen für das Fest begann. Ich war damit beschäftigt jeden Menschen, der mit Jenaya sprechen wollte, eingehend zu mustern und einzuschätzen ob er nun eine Bedrohung war. Bei Kleidermaß spannte sich mein Körper an und mein Atem wurde schwerer. Der Pixie versuchte die ganze Zeit mit mir die Atemübungen zu machen. Aber ich hörte nicht hin. Diese Nadeln und dieses Maßband konnte man als Waffen benutzen. Vielleicht war der Schneider das Wesen, das sich in einem menschlichen Körper versteckte. Meine Hand ruhte auf meine Waffe. Niemand durfte mir Jenaya wegnehmen.


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05.04.2019, 18:15

Ardan

Der Aufenthalt in Aradon könnte nicht besser sein. Neben meiner Verlobten aufzuwachen, von unseren Kindern bestürmt zu werden und dann einen Ausflug in die Stadt zu machen, gehörte zu einem für mich gelungenen Tag. Ich verschwendete keinen einzigen Gedanken an den Krieg, der außerhalb dieses Reiches herrschte. Hier waren wir sicher. Hier konnten wir uns einfach dem normalen Treiben anpassen und gemeinsam neue, schöne Erinnerungen schaffen.
Vor einiger Zeit hätte ich mir selbst ins Gesicht gelacht, wenn ich mein jetziges Ich gesehen hätte. Glücklich, mit einer Familie und der Liebe meines Lebens. So viel Glück auf einmal war ich gar nicht gewohnt. Ich befürchtete stets, dass das Tief mich bald einholen würde, aber bislang ließ sich nichts und niemand blicken. Wir waren für einen begrenzten Zeitraum frei.
Als wir in der Stadt ankamen, ließ ich meinen Blick neugierig umherschweifen. Es hatte sich einiges geändert. Nicht viel, aber das ein oder andere Detail fiel mir auf. An den Tempel erinnerte ich mich auch, aber heute sah ich ihn mit anderen Augen. Dort drin würde die Göttin entscheiden, ob ich würdig war die Windprinzessin zur Frau zu nehmen. Ich war ein klein wenig nervös. Ein wenig. >Muss ich mit reingehen?< fragte ich Jadis mit Blick auf unsere Kinder, die auf dem Vorplatz herumalberten. Sie genossen den Ausflug wie Kinder es eben taten. Aus tiefstem Herzen.

Jenaya

Am nächsten Morgen trug ich ständig das Gefühl mit mir herum, dass das, was gestern passiert war, nicht wirklich passiert war. Es fühlte sich viel zu surreal an. Erst der Antrag, dann der Streit, dann der Amnitor und meine vergessenen Erinnerungen. Zugegeben, ich war völlig durcheinander. Auch wenn die Vorbereitungen für die Hochzeit in vollem Gange war, wurde ich das unruhige Gefühl in der Brust nicht los. Kenai war ebenfalls nicht mehr derselbe. Bei jedem kleinsten Geräusch zuckte seine Hand zur Waffe, als fürchtete er die nächste Gefahr könnte sich auf mich stürzen. Ich wusste, dass er Angst hatte. Auch ich trug diese Angst, aber ich gab mir Mühe sie zu kontrollieren, denn vor mir lag etwas Schönes, auf das ich mich zutiefst freute. Kenais und meine Verlobungsfeier.
Wie versprochen planten alle eine wundervolle Feier, die schon morgen stattfinden sollte. Das gesamte Schloss war in Aufruhr. Überall eilte das Personal umher, in der Küche rumorte es schon seit den frühen Morgenstunden. Ich fühlte mich ein klein wenig schlecht, weil sie alle nur wegen uns die Mühe machten, aber gleichzeitig war ich ihnen unendlich dankbar für ihren Einsatz. Besonders den von meinen Brudern. Sie ließen sich nicht oft blicken, aber ich wusste, dass sie sich am meisten ins Zeug legten. Was sie genau planten, war mir nicht bekannt, aber ich hatte meinen jüngeren Bruder wissen lassen, dass auf dem Ball Masken erlaubt waren. Einfach um dem Ganzen eine romantisch verspielte Note zu geben, obwohl das nicht wirklich der Grund dafür war. Und ich hatte darauf bestanden, dass der Zirkus auftreten sollte. Für Kenai. Selbst wenn der Konflikt zwischen uns noch bestand, wollte ich ihn damit wissen lassen, dass mir seine Wünsche nicht egal waren. Natürlich wäre es mir lieber gewesen seinen Bruder dort zu lassen, wo auch immer er war, aber ich brachte einfach nicht die Kraft auf mich wieder deswegen zu streiten. Den ganzen Morgen über fühlte ich mich kraftloser als sonst, doch ich überspielte das mit dem Lächeln einer glücklichen Verlobten. Die Schatten versteckte ich. Die Leere drang nicht durch die Maske nach außen. Ich ließ mir auch nicht anmerken, dass die Bibliothek ein wehmütiges Gefühl in mir weckte, als wir daran vorbeigingen, weil der nächste Termin bevorstand.
Kenai folgte mir wie ein Leibwächter, stets bereit die Waffe zu zücken, aber ich wollte das nicht. Er war nicht mehr mein Leibwächter. Er war mein Verlobter. >Kenai, entspann dich. Es ist alles gut.< Ich griff nach seiner Hand, die seiner Waffe am nächsten war und drückte diese sanft. >Tu mir den Gefallen und geh zu meinem Bruder Juvio. Du musst die Schritte für den Verlobungstanz lernen. Ich werde solange von den Damen bis auf den kleinsten Zehnagel sauber geschrubbt. Danach sehen wir uns wieder.<
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05.04.2019, 21:50

Jadis


"Natürlich. Der Segen gilt nur dem Paar und nicht einzelnem Mensch", ich packte nach seinem Arm und zog ein Augenbraue hoch: "Du hast doch etwa keine Angst vor den Segen?" Dann rief ich zu den Kinder: "Ihr bleibt schon auf dem Vorplatz. Wir kommen gleich wieder!" Entschlossen betrat ich das Tempel und zog Ardan hinter mir her. Sofort empfing mich die Kühle und feierliche Ruhe. Irgendwo hallte murmelnde Gebete der Priester und Priesterinnen. Die Tempelwächter waren in ihre Umhänge verborgen und unauffällige nahe am Eingänge. Weiße Säulen mit goldene Flügeln hielten das Gebäude. Dann erreichten wir die Tempelhalle, wo nochmals sich die Statue von Göttin Aer befand und hinter ihr stand ein heiliges Wesen. Der Donnervogel. Ein mythisches Wesen aus unsere Legenden. Ein übergroßer Flügelwesen mit sechs Flügeln und einem Kopf, die eine Mischung aus Adler und Eule aussah. Zudem hatte es einen langen Schwanz, deren Ende mit lange Federn verziert wurde. Aus Legenden sollten die Federn beige sein mit goldbraunen und silberweißen Akzenten. Er war das göttliche Tiergefährten von Göttin Aer. In weiteren Abstand standen rechts und links von der Statue der Göttin jeweils ein Hippogreif. Ihre Himmelsboten. Ich kniete mich vor der Statue hin und als auch Ardan sich hinkniete, begann ich das Gebet zu murmeln: "Göttin Aer, möget der Wind meine Stimme zu dir tragen. Ich bitte dich um deinen Segen für unseren Bund des Lebens."

Kenai


Jenaya griff nach meiner Hand und sie entspannte sich ein wenig unter ihrer Berührung. Ich musterte sie eindringlich. Ich wollte nicht gehen. Ich wollte bei ihr bleiben. Aber ich wollte auch nicht ihren Wunsch abschlagen, sie sollte wieder glücklich werden. Ich hatte sie zum Weinen gebracht. Ich zog Jenaya in meine Arme und vergrub mein Gesicht an ihrem Hals. Ich atmete den vertrauten Duft ein und schloss einen Moment die Augen. Das Bild erschien wieder. Da war viel Blut. Da waren tote Augen. Sofort öffnete ich die Augen wieder und spürte wieder dieses Gefühl. Diese Angst. Diese tote Augen....ich wollte nicht wissen wem sie gehörten. Ich wollte nicht herausfinden, ob diese tote Augen Jenaya gehörte. Ich drückte meine Lippen fest auf ihre Lippen. Das Bild sollte verschwinden. Jenaya lebte. Es ging ihr gut. Warum verschwand dieses Gefühl nicht? Warum verschwand das Bild nicht? "Ich gehe jetzt zum Prinzen", löste ich mich langsam von ihr und verharrte einen Moment. In meinem Kopf war wieder dieses Stechen. Aber ich ließ mich davon nichts anmerken, Jenaya durfte sich keine Sorgen um mich machen. Sie sollte glücklich sein. Dann drehte ich mich um und suchte nach den Prinzen. Für mich war es nicht schwer Jemanden zu finden und somit stand ich wenig später direkt vor ihm: "Ich muss den Verlobungstanz lernen."





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05.04.2019, 22:12

Ardan

Ich schnaubte. Angst vor dem Segen? Ich? Ganz bestimmt nicht. Es war nur die Ehrfurcht, die ich besaß, denn gerade weil ich mit meinem Glauben an Sakrazhue großgeworden war, wusste ich, wie wichtig solche Segen im Grunde waren. Sie blickten bis tief in deine Seele hinein und die Vorstellung abgewiesen zu werden, beunruhigte mich eben. Das wäre nur ein weiterer Beweis dafür, dass ich doch nicht so rein war, wie ich zu hoffen glaubte. Naja, das war ich auch nicht, ich trug so einige Sünden mit mir herum, aber das hatte absolut nichts mit Jadis zu tun. Was sie betraf, würde ich alles tun.
Vor der Statue gingen wir beide in die Knie und ich senkte respektvoll den Kopf. Keine Ahnung, was gleich folgen würde, darum blieb ich still und wartete darauf, dass etwas geschah. Dass ich akzeptiert wurde und wir wenigstens diesen Segen erhielten. Dann fehlte nur ihr Vater und wir würden endlich heiraten können.

Jenaya

Plötzlich zog er mich in seine Arme und drückte mir einen festen Kuss auf die Lippen. Ich entspannte mich, weil es selbstverständlich war, dass ich in seiner Nähe loslassen konnte. Bei ihm fühlte ich mich am sichersten, am wohlsten. Aber ich schmeckte die Sorge aus ihm heraus. Etwas beschäftigte ihn, aber er sagte es mir nicht. Nach dem, was gestern passiert war, nahm ich es ihm nicht übel. Wir beide machten gerade eine Phase durch und wollten den anderen nicht damit belasten. Vielleicht lag da der Fehler, aber im Moment mussten wir unsere Wunden lecken und erst dann könnten wir in aller Ruhe darüber reden. Ich wollte reden. Ich wollte nicht, dass etwas zwischen uns war. So dunkel die Abgründe auch sein könnten, nur zusammen würden wir sie erforschen und daraus hinaussteigen können.
Mit einem leichten Lächeln sah ich ihm hinterher, ehe ich mich zu meinem Termin begab. Zeit, mich von oben bis unten polieren zu lassen. Morgen stand etwas Großes bevor und die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Jeder packte mit an. Die Liste mit den Gästen hatte ich zwischendurch überflogen und ich hoffte, dass Jadis und die anderen kurzfristig zusagen würden. Ich wusste, dass sie gerade daheim war und bestimmt ihre Zeit mit ihrer Familie genoss. Trotzdem würde ich mich sehr über ihre Anwesenheit und die ihrer Familie freuen. Außerdem... Ich würde mit ihr gern über ihre Beziehung zu Ardan sprechen. Vielleicht konnte sie mir einen guten Rat geben.

Juvio

>Etwas weiter rechts, ja... ein bisschen mehr... Perfekt!< Zufrieden klatschte ich in die Hände und staunte nicht schlecht. Jenaya würde die Dekoration aus ihren Lieblingsblumen sicherlich lieben. Sie hatte eine Schwäche für Blau, also konnten wir nicht damit falsch liegen. Kenai hatte sich die ganze Zeit über nicht gemeldet, daher vermutete ich, dass er nichts beisteuern wollte. Manchmal fragte ich mich, ob wir ihn einfach nicht interessierten. Für ihn gab es ausschließlich Jenaya und auch wenn mich das glücklich für sie machte, würde ich es mehr zu schätzen wissen, wenn er sich offener gab. Aber vielleicht war das in seinem jetzigen Zustand noch nicht möglich. Er war noch nicht vollständig ein Mensch. Er lernte noch dazu.
Die Türen gingen auf und völlig unerwartet tauchte ausgerechnet er auf. Ich zog eine Braue in die Höhe. Der Verlobungstanz, ja, stimmt. >Natürlich, der gehört zu unserer Tradition.<
Ich bat einen Diener darum die Tanzlehrerin herzuschicken, denn sie kannte sich damit am besten aus. Außerdem kannte sie das Lied, das gespielt wurde, in- und auswendig. Sie würde es auf dem Klavier spielen, das nun auf der Bühne und nicht mehr in der Ecke des Saals stand. >Wir bereiten zurzeit den Bankettsaal vor und da wollte ich dich sowieso fragen, ob dein Bruder kommt. Hast du ihn kontaktiert?<
Ich wusste nicht viel über den Kerl, ich hatte nicht einmal gewusst, dass überhaupt noch jemand aus Kenais Familie lebte, aber Jenaya hatte darauf bestanden, dass er eingeladen wurde, selbst wenn er ein Fremder war. Sie hatte irgendwie komisch dabei gewirkt, aber wenn sie nicht darüber reden wollte, dann war das ihr gutes Recht.
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06.04.2019, 13:39

Jadis


Bis auf unsere Atem war es vollkommen ruhig geworden und ich spürte den Ehrfurcht, der mich immer erfasste, wenn ich im Tempel war. Es herrschte hier eine besondere Atmosphäre, der Ort fühlte sich heilig. Eine milde Brise wehte plötzlich durch die Halle und ich konnte das leise, sanfte Flüstern des Windes hören. Ich hob den Kopf an und meine Augen weiteten sich. Wie sanfter Schnee fielen weißen und rosafarbene Blüten auf uns herab. "Danke für dein Segen Göttin Aer!", sprach ich aus tiefstem Herzen und meine Augen schimmerten vor Glück. "Wir haben ihren Segen, Ardan", ich griff nach seiner Hand und lächelte ihn selig an: "Unsere Ehe wird unter einem guten Stern stehen." Mit ihrer Segnung würde bestimmt mein Vater uns auch sein Segen geben. Es würde mir viel bedeutet, wenn er Ardan als meinen zukünftigen Ehemann akzeptierte.

Kenai


"Ich verstehe den Zweck des Tanzes nicht, aber es macht Jenaya glücklich", meinte ich, als der Prinz von einem Tanzlehrerin sprach. Dann fragte der Prinzen nach meinem Bruder und verständnislos sah ich ihn an. Mein Bruder kontaktieren? Ich durfte mein Bruder doch einladen? Das hatte ich nicht mitbekommen, weil ich darauf konzentriert war Jenaya zu beschützen. In meinem Brustkorb spürte ich Wärme. Ich durfte mein Bruder einladen und ich würde mich darum kümmern, dass er nicht was Dummes tat, so wie er mich abgehalten hatte etwas Dummes in Kapua zu tun. Ich weiß nicht wie man eine Einladung schreibt", antwortete ich: "Und ich weiß nicht, ob er antwortet. Er kommt oder er kommt nicht. "Ich verdrängte die Worte von Akela, als er sagte unsere Familie sei bedeutungslos. Und dass ich nicht sein Bruder war. "Ich will Onkel Seppel und Winona einladen. Sie sind auch Familie. Sie haben zum Zirkus gehört. Onkel Seppel ist Geschichtenerzähler und Winona kann singen. Sie sind am östlichen Dorfrand. Sie haben beim letzten Fest hier eine Vorstellung gemacht und dann habe ich erfahren, dass ich ein Leben hatte", sagte ich und plötzlich spürte ich wieder diese Wut in mir. Meine Hände ballten sich zu Fäuste: "Wären sie nicht gekommen, dann hätte ich nie erfahren, dass ich ein Mensch gewesen war. Dass ich von einer Mutter geboren wurde. Ihr habt alles geheimgehalten. Der König hat so getan, als sei ich erschaffen. Nur eine Waffe ohne Herz! Der König hat mein Menschsein weggenommen und meine Erinnerungen. Das macht mich wütend. Jenaya ist meine Familie. Akela ist meine Familie. Onkel Seppel und Winona sind meine Familie. Aber ihr seid nicht meine Familie. Ich weiß, dass ihr mich nur akzeptiert, weil Jenaya bei mir Liebe fühlt und mich heiraten will. Ich verstehe nicht viel, aber ein paar Menschensachen verstehe ich schon." Meine Atmung war schwer und wieder war dieses Pochen in meinem Kopf. Ich drehte mich um und ging unruhig durch den großen Raum.


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09.04.2019, 07:00

Jenaya

So langsam fühlte sich meine Haut ziemlich wund an. Baden, baden, schrubben, mit diversen Ölen massieren lassen, baden, Haare zurechtschneiden und und und. Meine Kopfschmerzen meldeten sich zurück, doch ich ließ alles brav über mich ergehen, denn ich wollte nicht nur innen, sondern auch nach außen hin strahlen. Leider würde ich mit den dunkelgrauen Strähnen wie eine halbe Großmutter aussehen, doch die junge Frau versprach mir eine Frisur, die mich in ein fabelhaftes Licht werfen würde. Ich hoffte darauf. Ich wollte Kenai umhauen. Ich wollte den morgigen Tag zu etwas Unvergesslichem machen. Eine Erinnerung, die man mir nicht einfach so entreißen konnte, denn ich würde sie tief in meinem Herzen verstauen, nicht in meinem Kopf. Mein Herz würde nicht vergessen. Nie. Jedes Mal, wenn ich mich anstrengte zurück in die Vergangenheit zu blicken, sah ich nichts als Schemen und vertraute Konturen, doch das meiste fehlte. Es schmerzte mich. Es lag wie ein schwerer Fels in meinem Magen, doch ich tat mein Bestes dieses Gefühl nicht siegen zu lassen. Was auch immer uns in der Zukunft erwartete, wir würden jede Hürde meistern. Dennoch...
Als ich wieder an der Bibliothek vorbeigehen musste, hielt ich inne. Ich starrte die Tür an, als würde sie gleich von selbst aufgehen, doch das tat sie nicht. Ich half nach. Ich trat ein. Ich atmete den vertrauten Geruch nach Büchern und Geschichten ein, aber mit jedem Schritt wurde das Gewicht auf meinem Herzen schwerer und schwerer. Tränen schossen mir in die Augen, als ich daraufhin das Buch erblickte, das noch auf dem Tisch lag. Ich wusste, warum es dort log. Ich erinnerte mich an den wundervollen Antrag, aber ich hatte vergessen, warum mir dieses Buch so wichtig war. Warum es mich gestern so tief berührt hatte. Schniefend strich ich mit den Fingern über den Einband, blätterte durch die ersten und letzten Seiten, las ein paar Zeilen, doch die Leere blieb. Ich nahm einen zittrigen Atemzug. Dann einen weiteren.
Mit kummervoll schlagendem Herzen setzte ich mich hin und drückte mir das Buch fest gegen die Brust. Als könnte ich seine Geschichte, seine Erinnerungen zurück in meinen Geist pressen. Natürlich funktionierte das nicht. Die Leere blieb leer. Mein Herz wurde schwer.

Juvio

Bevor ich überhaupt dazu kam auf seine ersten Aussagen einzugehen, wechselte seine Laune schlagartig. Er wirkte wütend. Unruhig. Seine Worte kamen überraschend und doch irgendwie nicht. Mir war nur nicht klar gewesen, welche Gedanken er uns gegenüber hegte und um ehrlich zu sein, war es schon kränkend. Ich ließ mir etwas Zeit mit der Antwort, denn ich wollte meine nächsten Worte mit Bedacht wählen. >Ja, du scheinst mehr und mehr vom Menschsein zu verstehen, aber wie du selbst sagst, musst du noch einiges lernen. Dazu gehört sich in die Lage anderer Menschen zu versetzen, um ihre Motive, ihr Denken nachzuvollziehen. Mit dem Finger auf jemanden zu zeigen und all die Schuld auf ihn abzuladen, ist einfach, ja. Aber es ist nicht richtig. Nicht mein Vater war es, der dich zu einer emotionslosen Puppe gemacht hat, sondern die Dämonen. Und siehst du neben dir andere lebendige Waffen? Natürlich nicht. Du warst die erste und letzte lebendige Waffe in diesem Haus. Niemand wusste so recht, wo deine Grenzen liegen, was passieren könnte, sollte man mehr in deine zersplitterte Seele eingreifen und so weiter... Du wurdest Jenaya zugeteilt, sie ist das Herzstück dieser Familie. Warum sollten wir sie in Gefahr bringen, indem wir in deinen menschlichen Teilen herumstochern, als könnten wir dir doch etwas entlocken? Du warst und bist immer noch unberechenbar. Du hattest dich gestern wegen Jenayas Zustand und deinen neu entdeckten Gefühlen kaum unter Kontrolle. Wie hätte man dich damals auf dein vergangenes Ich ansprechen sollen? Wir wollten einfach nicht das Risiko eingehen etwas falsch zu machen. Denn hättest du auch nur einen Anfall gehabt, der Jenaya oder jemand anderes schadet, wärst du längst nicht mehr hier.< Ich zuckte mit den Schultern und setzte ein freundliches Lächeln auf. >Es ist nicht so, dass wir uns nie für dich interessiert haben. Jeder von uns wusste einfach nicht, wie man mit jemandem wie dir umgehen soll. Deshalb haben wir einfach nichts gesagt, nichts getan. Jenaya hingegen hatte von Anfang an diese besondere Verbindung mit dir. Wir haben es nicht verstanden, aber jetzt verstehen wir es. Und wir freuen uns, dass ihr heiraten werdet, denn auch wenn du das Gefühl hast nicht dazuzugehören, du tust es. So viele Jahre unter einem Dach zu leben, gehen nicht spurlos an einem Menschen vorbei. Du gehörst dazu, ob du es willst oder nicht. Natürlich kannst du uns einfach den Rücken zukehren, aber ich spreche im Namen aller, dass es wirklich schade wäre. Du hast alte Familienmitglieder gefunden, mit denen du dich verbunden fühlst und sie sind mehr als willkommen hier in unserem Zuhause. Es gehört zum Lauf der Dinge, dass wenn zwei Liebende sich vermählen aus zwei Familien eine große wird. Glaubst du nicht, dass das besser ist als deine Version? Glaubst du nicht, es würde Jenaya und im Endeffekt euch beide glücklicher machen eine große Familie zu haben, auf die ihr euch jederzeit verlassen könnt?<
Als die Tanzlehrerin aufkreuzte, verstummte ich, atmete tief ein und sah ihn nochmals an. >Und wie man eine Einladung schreibt, kann ich dir gern zeigen. Das ist kein großer Aufwand.<
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09.04.2019, 07:07

Ardan

Zunächst geschah nichts und ich fürchtete schon nicht akzeptiert worden zu sein, doch dann nahm ich diesen erfrischenden, wundervollen Wind wahr, zu dem sich rosafarbene Blüten mischten. Wo kamen die plötzlich her? Jadis griff nach meiner Hand und ihr Glück sprang sofort auf mich über. Ich merkte wie meine Lippen sich zu einem breiten Lächeln formten. Wärme durchflutete mich, die jedoch sehr schnell in etwas Negatives umschlug.
Die Spannung in der Luft veränderte sich schlagartig. Ich spürte den Druck mit jeder Faser meines Körpers. Das dämonische Blut, das in meinen Adern floss, reagierte auf die düsteren Schwingungen, die ganz klar von draußen kamen. Laute Stimmen waren zu hören. Warnungen. Befehle wurden gebellt. Jemand schlug Alarm. Ein ungutes Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Ich vermutete Übles. Wir mussten schnell zu unseren Kindern.
>Silia, Zen, rein mit euch in den Tempel. Unter keinen Umständen dürft ihr das Gebäude verlassen. Habt ihr mich verstanden?< Eindringlich sah ich beide Kinder an, als Jadis und ich nach draußen stürmten und sie hinein in den Tempel scheuchten. Sie nahmen sich an die Hand und nickten willig. Silia schien etwas zögerlich zu wirken, doch sie rührte sich nicht vom Fleck. Ich schaute Jadis an, wohl wissend, dass sie mitkommen würde. Immerhin war das hier ihre Heimat, ihr Zuhause. Da blieb sie nicht tatenlos zurück. Worte waren daher unnötig.
Ich wirbelte herum und eilte erneut nach draußen, wo das Gewicht der Dunkelheit wie eine Lawine aus Felsen auf Aradon fiel. Die Härchen an meinen Armen richteten sich auf. Der Dämon in mir erwachte und zerrte an den Ketten, mit denen ich ihn unter Kontrolle behielt. Meine Vermutung traf direkt ins Schwarze. Diese Präsenz... diese starke Aura... Das war das Werk eines Hohedämons. Nicht eines lausigen Hohedämons wie der aus Larenvia, nein, dieser Hohedämon gehörte der Elite an. Ein Mitglied der Elite war tatsächlich nach Aradon gekommen und das traf mich dermaßen unvorbereitet, dass ich mir alles in Erinnerung rief, was ich über diese Dämonen wusste. Sollte der Feind auf die Zerstörung Aradons aus sein, würde ich das mit allen mir vorhandenen Mitteln verhindern. Ich würde nicht zulassen, dass Jadis' Zuhause von der Weltkarte gestrichen wurde. Eher starb ich.
Sämtliche Wachen hatten längst ihre Position bezogen und die Windreiter saßen kampfbereit auf ihren Flugtieren. So sehr ich auch an die Kraft jedes einzelnen glaubte, war ich nicht dumm genug anzunehmen, dass sie auch nur die geringste Chance gegen einen Elitedämon hatten. Für diesen Feind musste man mehr aufopfern als ein ganzes Heer.
Den dunklen Fleck am Himmel fixierend, pfiff ich meine Sense zu mir, die wenige Sekunden auf sich warten ließ. Wie ein Blitz kam sie angeschossen und landete mit einem kräftigen Summen in meiner ausgestreckten Hand. Ich atmete tief aus, als ich den Stab mit beiden Händen umfasste und in einen breiteren Stand wechselte. Uney te foria mazi me.
Der Unterschied zwischen meiner halbdämonischen Gestalt, wenn ich mit Jadis intim wurde und der, wenn ich dabei war einen ernsthaften Kampf zu führen, war der, dass ich die Ketten sprengte, die den Dämon in mir endgültig befreiten. Mein Blut kochte von dem Feuer, das dadurch entfacht wurde und jede einzelne Drachenschuppe mit reinem Psion füllte. In dieser Gestalt war ich mehr Dämon als menschlicher Magier. Mein Drachenschwanz schlug schwer auf dem Boden auf, als die Verwandlung vorüber war und ich die Macht spürte, die wie flüssiges Gold in meinen Adern floss. Zugegeben, ich liebte dieses Gefühl. Es war wie ein zweischneidiges Schwert. Genoss man die Macht zu sehr, wurde man zu ihrem Sklaven, ließ man sich aber nicht darauf ein, brachte sie einem nichts. Man musste stets die Balance halten. Nach all den Jahren stellte das kein Problem mehr für mich dar. Ich genoss es einfach in gesunder Menge.
Der dunkle Fleck am Himmel näherte sich mehr und mehr der Stadt, bis sich der schwarze Nebel weit genug auflöste, dass wir alle die Gestalt dahinter in ihrer Gänze erfassen konnten. Ein dunkles Knurren verließ meine Lippen. >Verdammt, nicht sie.< fluchte ich.
Wie aufs Stichwort breitete Viella die schlanken Arme aus und stieß ein glockenhelles Lachen aus. Das lange, lavendelfarbene Haar, das ihr bis zu den Füßen reichte, umgab sie wie ein mysteriöser Schleier und bedeckte die wichtigsten Stellen ihres sonst völlig nackten Körpers. Ihr Körper war der Inbegriff von Schönheit, sie besaß keinen einzigen Makel. Man könnte meinen, sie hätte die Gene einer Sirene und eines Engels, doch da lag so viel unermessliche Dunkelheit in ihr, dass ich mich nicht davon hatte täuschen lassen, als ich sie das erste Mal traf. Und nun war sie hier. Eine größere Bedrohung hätte der Dunkle Lord wirklich nicht schicken können.
Den Kiefer vor Anspannung zusammengepresst verfolgte ich sie in ihrer schwebenden Sitzposition. Es sah aus, als würde sie auf einer unsichtbaren Wolke sitzen, während sie die Arme lässig vor der Brust verschränkte. Sie ließ es sich nicht nehmen, mit ihren offensichtlichen Reizen zu spielen. Durch und durch eine manipulative Dämonin. >Wie schön! Da tauche ich unangekündigt auf und schon versammeln sich alle auf dem Hof, um mich zu begrüßen. Das ist doch mal ein netter Empfang.< zwitscherte sie amüsiert. >Und wie ich sehe, ist die Windprinzessin höchstpersönlich anwesend. Ich habe viel über dich gehört, Schätzchen.<
Sie hob die Hand und wickelte sich lasziv eine Strähne um den Finger, als ihr Blick dann auf mich fiel. Ihre Lippen verzogen sich zu einem wohlwollenden Lächeln. >Ardan Thyell.< schnurrte sie. >Lange nicht gesehen, König von Ignulae. Das letzte Mal, als wir uns trafen, warst du noch als Ascheprinz bekannt. Die Jahre stehen dir gut. Sehr gut sogar.<
Ich kniff die Augen zusammen und drückte mich daraufhin vom Boden ab, damit ich ihr in einem genügend großen Sicherheitsabstand auf Augenhöhe begegnen konnte. Dass sie auf mich hinabblickte, passte mir nämlich nicht. So war es mir definitiv lieber. Lächelnd neigte sie den Kopf und wechselte ihre Sitzposition. Sie wollte mich reizen, aber das zog bei mir nicht. Da konnte die Frau die Wiedergeburt einer Gottheit sein, für mich gab es nur eine Frau und diese wollte ich mit allen Mitteln vor dieser Dämonin beschützen. Jadis war noch nicht bereit es mit ihr aufzunehmen, sie hatte nicht einmal das Training mit dem Windgott begonnen. Ich umfasste den Stab meiner Sense fester, was Viella nicht entging.
>Awww, machst du dir etwa Sorgen, ich könnte diese Stadt mit einem einfachen Fingerschnipsen auslöschen?< Ihre silbervioletten Augen funkelten erfreut. >Wie schmeichelhaft.< Sie schaute hinab auf die Leute, die zum Kampf bereit waren und kicherte hinter vorgehaltener Hand. >Naivität kann so unterhaltsam sein, nicht wahr, Ardan? Bestimmt war es ein Schock für dich, als du einsehen musstest, dass Zaneri all die Jahre deinen Tod geplant hat. Sehr raffiniert, das muss man ihr lassen. Umso lustiger fand ich es, als wir ihr dann sagen mussten, dass ihr Plan nicht geglückt war. Naivität liegt wohl in der Familie.<
>Sag, warum du hier bist und lass den Quatsch. Mein Privatleben geht dich nichts an.< sagte ich trocken. Ich hoffte inständig, dass niemand versuchte einen Angriff aus dem Hinterhalt zu starten, denn wenn das geschah, würde Viella diese Stadt dem Erdboden gleichmachen. Selbst wenn ich es mit ihr aufnahm, könnte ich nicht für die Erhaltung der Stadt garantieren. Ein Kampf zwischen uns beiden hätte unvorstellbare Ausmaße. Sie alle mussten sich in Sicherheit bringen. Das war der einzig richtige Weg.
Viella senkte den Blick und musterte mich interessiert. >Wie ich sehe, ist dein Fluch intakt. Wir konnten uns nicht erklären, wie du es geschafft hast ihn zu umgehen, aber mir ist zu Ohren gekommen, dass ihr besondere Hilfe hattet. Darum werden wir uns auch noch kümmern, aber hier und jetzt...< Sie hob die Hand, eine zunächst normale Bewegung, doch ich wusste es besser. Hastig flog ich zur Seite und fing den schwarzen Blitz auf, der von meiner Sense verschluckt wurde. Dieser Angriff hatte Jadis gegolten. Das hatte ich im Bruchteil einer Sekunde in ihren Augen erkannt.
>Entschuldige, ich scheine aus der Übung gekommen zu sein... Ich war nur neugierig.< säuselte sie und setzte wieder dieses entzückte Lächeln auf, das mir mächtig auf die Nerven ging. Was für ein Spiel spielte sie? Die Spannung war kaum zu ertragen. >Wirklich interessant, wie nun ihr Leben über deines bestimmt.<
Mir gefror das Blut in den Adern. Wie hatte sie...?
>Also wirklich, Ardan Thyell. Für wie beschränkt hältst du mich denn? Gerade ich kenne mich mit Flüchen am besten aus und was zwischen euch beiden ist, könnte nicht klarer für meine erfahrenen Augen sein.< Sie seufzte theatralisch. >Was für ein rührender Zustand. Zwei Körper, aber nur ein Herz, das schlägt.<
Ich erwiderte darauf nichts. Was sollte ich schon sagen? Sie wusste Bescheid und das war bereits schlimm genug. Ihr bereitete das großen Spaß, mir allerdings nicht. Ich warf Jadis einen vielversprechenden Blick zu. Wir waren Partner. Wir zählten aufeinander. Darum wollte ich sie in diesem Moment nicht hier haben. Nicht, wenn die Gefahr bestand, dass Viella sie in die Finger bekam. Denn dann wären wir beide tot.

Viella

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