Ardan
Die Kleidung, die Raja mir durch den Zauberspiegel zur Verfügung gestellt hatte, passte hervorragend zur Feier. Ocammas Reichsfarben setzten sich hauptsächlich aus Blautönen zusammen, darum verzichtete ich selbstverständlich auf Rot und Schwarz. Die goldenen Akzente ließen sich allerdings auf meinem Umhang sehen. Er war in einem tiefen Mitternachtsblau und reichte mir bis zu den Kniekehlen. Der Rest war ebenfalls in dunklen Blautönen gehalten. Zwar störte mich das weiße seidene Halstuch, doch es gehörte zur Verkleidung dazu, darum behielt ich es an. Zusammen mit den schwarzen Stiefeln trug ich schließlich alles, was nötig war. Ich richtete noch mein Haar, stutzte den leichten Bart, der sich in den letzten Tagen gebildet hatte und erst dann verließ ich das Ankleidezimmer. Zen brauchte noch etwas Zeit.
Auch Jadis schien noch mit Umziehen beschäftigt zu sein, denn statt ihrer wunderschönen Gestalt erwartete mich eine andere Art von Schönheit. Strahlend wie Licht und nicht mit der kleinen Silia von vor einem Tag zu vergleichen. Ich musste mich daran gewöhnen, dass sie fortan eine junge Frau war. Eine äußerst hübsche, junge Frau. Sie hatte sich für etwas Gewagteres entschieden und auch wenn ich nicht wirklich damit einverstanden war, würde sie sowieso nicht auf mich hören. Das wusste ich. Jadis würde sich auch nicht gerne sagen lassen, was sie anzuziehen hatte. Dieser Gedanke ließ mich schmunzeln. Die verkleidete Sonnenfüchsin drehte sich einmal im Kreis und grinste mich breit an. >Und? Wie sehe ich darin aus?<
All die Seide und der durchsichtige Stoff an Taille und Beinen waren in warmen Gelbtönen gehalten. Passend zu ihrem Wesen. Sie wirkte wie ein wandelnder Sonnenaufgang. Oder Sonnenuntergang. Irgendwie beides. Ihr langes Haar trug sie offen, teils mit goldenem Schmuck versehen, und am Rücken oberhalb ihrer Hüfte war eine Öffnung für ihren Fuchsschwanz. Sie trug zudem mehrere orangegoldene Reife an Armen und Beinen, die bei jede ihrer Bewegungen leise klimperten. Im Großen und Ganzen ein hervorragendes Auftreten als Sonnenfüchsin. >Du siehst wunderbar aus. Perfekt. Ich bin sehr stolz auf dich.<
>Danke. Du siehst auch sehr stattlich aus. Mama wird sich nicht an dir sattsehen können. Und ich wette, dass es umgekehrt genauso sein wird.< lächelte sie und zwinkerte mir zu. Unsere beiden Köpfe drehten sich daraufhin zur Tür, die sich langsam öffnete und einen verkleideten Zen offenbarte. Er hatte sich ebenfalls für Blautöne entschieden. Und sie standen ihm gut. Dadurch kam sein aschblondes Haar gut zur Geltung. Das Rot seiner Augen sowieso. >Da ist unser kleiner Mann. Du siehst klasse aus.<
Er kam zu mir angelaufen und umarmte mich. Seine Augen funkelten freudig. >Das ist die erste großer Feier außerhalb von Ignulae. Ich werde einen neuen Ort sehen.<
>Ja, das wirst du. Es wird dir gefallen, da bin ich mir sicher. Alle Leute werden verkleidet sein. Das wird bestimmt sehr unterhaltsam sein.< Warum sich das Paar für einen Maskenball entschieden hatte, wusste ich nicht, aber vielleicht gehörte das eben zur Tradition. Auch für mich war es das erste Mal, dass ich Ocamma sehen würde. Ich war ehrlich gespannt und freute mich natürlich, dass die beiden den nächsten Schritt wagten. Sie hatten es sich redlich verdient.
Jadis kam nun ebenfalls aus dem Raum, aber sie trug wieder ihre normale Kleidung. Sie hatte das richtige Kleid gefunden. >Ich werde das hier tragen.< grinste Silia sie an und drehte sich ein weiteres Mal um ihre eigene Achse. >Was sagst du dazu?<
Juvio
Schmunzelnd legte ich Kenai eine Hand auf die Schulter. >Ich weiß, dass du dich nach ihr sehnst und sie tut das bestimmt auch, aber ihr müsst euch noch gedulden. Die Gäste empfangen wir, ihr tretet etwas später auf. Wenn du möchtest, kannst du stattdessen deine Familie aus dem Zirkus begrüßen. Vielleicht sind sie schon da.< schlug ich ihm vor, als Jaris uns das Zeichen gab ihm zu folgen. Scheinbar wurde es langsam wirklich Zeit nach unten zu gehen und die Gäste willkommen zu heißen. Sicherlich waren unsere Eltern bereits dabei jedem die Hand zu schütteln.