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26.06.2019, 20:46

Hihi, okay :D Jep, aber in der kommende Nacht wird es kühler^^

Akela


Ich bemerkte ihre Präsenz und das Häschen ging mir ein wenig auf die Nerven. Glaubte sie etwa, ich wäre jetzt so blöd und würde die Sonnenfüchsin auffressen? Das Kratzen meines Kohlestiftes wurde energisch auf dem Papier. Dann hallte die Stimme des Häschen in meinem Kopf, es klang nach einem jungen Mädchen. Finster sah ich sie an: "Ich habe nie gesagt, dass sie sich in meine Sachen einmischen soll. Sie tut es einfach. " Ich richtete mich auf, das Buch wurde beinahe in meiner Hand zerdrückt: "Ich habe es nötig von einem Hasen angelogen zu werden." Meine Stimme wurde hart: "Sag ihr, dass die Abmachung hinfällig ist. Ich kann mich auf eine andere Weise mich entsorgen, wenn es soweit ist. Ich brauche Niemanden. Ihr seid jetzt mich los, das ist doch, was ihr in Wirklichkeit wollt." Dann verließ ich wütend das Zelt, den überraschender Laut der Wachen ignorierte ich. In den nächsten Moment war ich in meiner Kajüte meines Schiffes. Hier war Niemand, außer Nagi in den tiefen Gewässer. Hier hatte ich meine Ruhe. Ich knallte das Buch auf dem Tisch und es schlug genau die Seiten auf, wo ich noch eben gezeichnet hatte. Ein Bild von meinem erbärmlichen Traum. Ich hasste diesen Traum. Finster starrte ich darauf. Es war genau die Szene wo ich auf ihrem Schoß lag und sie durch meinem Haar strich. Sie war die leuchtende Gestalt in Farben und ich war bloß nur Dunkelheit. Bitter lachte ich auf. Sie würde von mir angeekelt sein, wenn sie mein geheimste Begehren herausfand, das ich nicht mal mir eingestehen wollte.

Danke, wünsche dir einen schönen Tag :)


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27.06.2019, 03:17

Alita

Ich stutzte, als der Pirat aus der Haut fuhr und dann plötzlich davonrauschte. Was für eine Abmachung? Wieso wollte er sein eigenes Leben beenden? Und was hatte meine Schwester damit zu tun? Mein Blick fiel auf Silia, als könnte sie mir gleich diese Fragen beantworten, doch im Moment war sie dazu nicht in der Lage. Warum dieser Mensch vor seiner eigenen Wahrheit floh, verstand ich nicht. Die Wahrheit holte einen immer ein. Mal zu früh, mal zu spät. In seinem Fall befürchtete ich, dass er bis zum Ende verloren bleiben würde.
Jetzt verstand ich auch, warum meine Schwester so verzweifelt wirkte, wenn es um ihn ging. Sie hatte zwar sein Herzenslicht gerettet, aber dieser Mensch hielt an seiner Dunkelheit fest, weil sie scheinbar das Einzige war, was sich kontrollieren ließ. Alles, was darüber hinaus existierte, machte ihm wohl Angst. Warum musste Suryaka bloß immer ihr Herz an die Männer verlieren, die sie letztendlich nicht greifen konnte? Damals hatte sie sich vor Malevors Macht gefürchtet, er war ihr natürlicher Feind gewesen und dennoch hatte sie sich trotz ihrer Angst in ihn verliebt. Nun liebte sie einen Menschen, der lieber davonlief, als sich dieser Liebe zu stellen. Kompliziert... Darum machten Menschen alles so unfassbar kompliziert.
Ich rutschte etwas näher zu meiner Schwester und begann ihr sanft über den Kopf zu streicheln. Was auch immer auf uns zukam, ich würde sie davor bewahren, wieder in tiefem Kummer zu versinken. Diesmal war sie nicht allein auf sich gestellt. Sie hatte ihre Familie und menschliche Freunde gefunden. Auf uns alle war Verlass.

Silia

Jedes Mal, wenn ich aus diesem Zustand zurück in die Realität kehrte, fühlte es sich an, als würde ich nach Monaten wieder zu Atem kommen. Ich durchbrach die Barriere, die mich beschützt hatte und blinzelte mehrmals, damit die Farben und das Licht zurück in meine Augen kehrten. Noch bevor ich mich aufrichten konnte, schob sich ein Gesicht vor meines und ich erkannte meine jüngere Schwester an ihrem hellrosa Haar. Ihre Ohren zuckten. Sie schien sich zu freuen.
>Wie lange war ich weg?< murmelte ich, während auch meine Stimme an mehr Kraft gewann. Wärme flutete mich. Die Energie kehrte zurück und belebte meinen ganzen Körper. Ich fühlte mich deutlich besser. Auch seelisch ging es mir einigermaßen besser, auch wenn mein Herz wie ein verwundetes Tier am Boden lag und vor sich hin lebte. Alita runzelte die Stirn, dann hörte ich ihre helle Stimme in meinem Kopf. Viele, viele Stunden. Jetzt ist es nach Mittag. Das Essen hast du verpasst. Soll ich dir trotzdem etwas bringen?
Ich schüttelte den Kopf. >Nein, schon gut. Ich möchte raus in die Sonne.< Dass es sogar an einem Ort wie diesem Sonnenschein gab, zeigte, dass das Licht immer einen Weg fand in die Dunkelheit einzudringen. Wir hatten gestern Nacht einen bedeutenden Sieg errungen und auch wenn es mir viel abverlangt hatte, freute ich mich darüber. Ein Hohedämon weniger. Eine Sorge weniger. Man musste die Dinge eben positiv sehen.
Als ich mich aufrichtete, bemerkte ich, dass mein Haar sich seltsam schwer anfühlte. Ich sah an mir hinab und zog eine Braue in die Höhe. >Hast du sie mir geflochten?< fragte ich meine Schwester, die leicht errötete und mehrmals nickte. Ich fuhr mit den Fingern sanft über die schönen Blüten, lächelte dankbar. Das sah wirklich sehr hübsch aus. Sie hatte offenbar die ganze Zeit über mich gewacht. Dafür war ich ihr noch dankbarer als für die geflochtenen Zöpfe. Besser gelaunt warf ich sie mir über die Schultern und trat hinaus ins Freie. Es überraschte mich, zwei Wachen dort stehen zu sehen. Als sie mich bemerkten, machten sie große Augen und traten respektvoll zur Seite. Sie neigten den Kopf. >Fräulein Silia, es freut uns, dass es Euch wieder besser geht. Wir haben uns Sorgen um Euer Wohlergehen gemacht.<
Aus ihnen sprach Ehrlichkeit. Sie sagten das nicht nur aus Höflichkeit. Ich lächelte beide Männer an. >Keine Sorge. Es braucht schon mehr, um mich für lange Zeit vom Kampffeld zu vertreiben. Ich danke euch für euren Schutz. Das bedeutet mir sehr viel.< Einer von ihnen wurde rot und wagte es nicht, mir direkt in die Augen zu sehen. Schüchtern also. Wie süß.
Schmunzelnd und mit Alita an meiner Seite spazierte ich einen Pfad entlang, der zur Mitte des Lagers führte. Dort hatte ich nämlich schon von Weitem einen Rotkopf entdeckt. Thales gestikulierte wild mit den Armen, während seine Generäle konzentriert dreinblickend um ihn herumstanden. Es überraschte mich nicht, dass ich sofort nach Akela Ausschau hielt, doch er war nicht da. Mir wurde es schwer ums Herz, denn ich fragte mich, ob er überhaupt mitbekommen hatte, dass ich eine Weile lang verschwunden war. Wahrscheinlich nicht. Keine Sonnenfüchsin, die ihn ungefragt betatschte und ihm gegen seinen Willen helfen wollte. Ein trockenes Lächeln huschte über mein Gesicht. Nach meiner schrecklichen Erfahrung mit dem Hohedämon hatte ich meine Lektion gelernt. Manche Dinge ließen sich eben nicht ändern.
O, bevor ich es vergesse... Der Pirat hat eure Abmachung aufgelöst. Er wird einen anderen Weg finden, sein Leben zu beenden. Er war kurz da, als du geschlafen hast, ist aber sofort wieder verschwunden, als ich ihn mit seinen Gefühlen konfrontiert habe.
Ich stolperte und fiel beinahe hin. Peinlich, aber nicht verwunderlich, weil diese Worte mich kurz aus dem Konzept gebracht hatten. Akela hatte mich also doch besucht? Und die Abmachung für nichtig erklärt? Wieso denn das? >Was hast du ihm gesagt?<
Dass er dir einfach sagen soll, dass er dich mag. Aber aus einem unerfindlichen Grund hat er angenommen, dass ich lüge und dass wir nur sein endgültiges Verschwinden herbeisehnen. Ein ziemlich dummer Mensch, wenn du mich fragst. Ich verstehe nicht, wie man sich ständig im Kreis drehen kann, ohne dass einem schwindlig wird...
Mein Blick wurde trüb, als ich das hörte. So war das also. Er glaubte nach wie vor nicht an das Gute in anderen. >Sein Selbsthass steht ihm im Weg.< flüsterte ich und setzte meinen Weg fort. Was half es schon, diesen Kerl aufzusuchen und vom Gegenteil zu überzeugen? Er würde sowieso nicht zuhören. Er nannte mich nicht einmal beim Namen, da erhoffte ich mir einfach nicht mehr viel. Eigentlich erhoffte ich mir gar nichts mehr. Wahrscheinlich hatte er mich nur besucht, damit wir quitt waren. Ich hatte ihn von seinen Schmerzen befreit, er leistete mir etwas Gesellschaft. Mehr lief da nicht. Das sah ich jetzt ein.
Bevor ich die aufgeregt plappernde Gruppe erreichte, hielt mich meine Schwester am Handgelenk fest und zwang mich dazu, in ihre funkelnden kupferfarbenen Augen zu sehen. Sie wirkte sehr ernst. Fest entschlossen. Ich sorge dafür, dass wenigstens einer deiner Wünsche erfüllt wird. Wenn du schon diese eine Sache nicht haben kannst, dann werden Envar und ich einen Weg finden, wie du diese Welt bereisen und mit deinem Gesang verzaubern kannst. Du hast das mehr als verdient, Schwesterherz. Und manche Menschen hier... Sie schaute zur Gruppe hin, zu Thales wohlgemerkt und lächelte. Sie wollen stärker werden, damit du nicht so viel Gewicht mit dir herumtragen musst. Du darfst nicht vergessen, dass Herzenslichter immer ihren Weg zu dir finden werden. Sie sind für dich da und leuchten für dich.
Ihre schönen Worte trieben mir Tränen in die Augen, doch ich schluckte sie schnell hinunter. Ich wusste es wirklich zu schätzen, dass sie mit dieser Leidenschaft für mein Wohl sorgen wollte. Da fühlte sich mein Herz nicht mehr so verwundbar wie zuvor. >Danke, Alita. Ich hab dich unglaublich lieb.< sagte ich sanft und beugte mich vor, um sie fest zu drücken. Sie roch nach endloser Wiese und Zuhause.
>Sonnenschein! Da bist du endlich! Dein Schönheitsschlaf hat aber lange gedauert!< rief Thales mir zu und winkte uns breit grinsend zu sich. Auch die anderen Männer der Runde blickten zu mir und wirkten erleichtert mich wohlbehalten zu sehen. Ich spürte, wie sich der leere Teil meines Herzens mit einer anderen Form von Liebe füllte. >Da will man einmal einen gesunden Schlaf genießen und schon vermisst ihr mich.< lachte ich heiter auf.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
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28.06.2019, 19:20

Jadis

Der Tornado stürmte direkt in den Wasserstrudel, der die Ruinen freigelegt hatte. Dadurch peitschte das Wasser wild auf und wir mussten den meterhohen Wellen ausweichen. Es erschienen noch mehr Wasserstrudels und kleinere Wirbelstürme, die sich ebenfalls auf die Wasserstrudels stürzten. Der Wind pfiff laut in meine Ohren, sodass ich nicht mal das wilde Rauschen des Meers hören konnte und meine Haut prickelte unangenehm von dem schneidender Wind. Meine Augen weiteten sich, als ich sah wie die gewaltige Wirbelstürme sich zurück in den Himmel zogen und dabei die Ruinen, sowie riesige Brocken in die Höhe zogen. Der große Tornado begann zu leuchten und die andere Brocken schienen von ihm angezogen zu fühlen, denn sie schoss direkt in seinem Inneren, wo die Ruine in seiner Mitte schwebte. Ein gewaltiger Donner war zu hören und geblendet von dem plötzlichen gleißendes Licht drehte ich mich von den überwältigender und sogleich beängstigender Anblick ab. Eine heftige Druckwelle erfasste mich und schleuderte mich direkt in die stürmische Wellen. Sie rissen an mich, zogen mich in ihre Tiefe und verzweifelt ruderte ich mit den Arme. Immer mehr Wasser drang in meine Lungen hinein. Ich wusste nicht mehr wo oben und wo unten war. Ein schlimmer Traum wurde wahr. Aufeinmal packte etwas nach mir und keuchend spuckte ich das Wasser aus, als ich endlich wieder an der Oberfläche war. Ich klammerte mich an Daisuke, rang zitternd nach der frische Luft und bemerkte, dass das Meer wieder ruhiger geworden war als wäre nichts geschehen. Selbst der pfeifender Wind hatte sich gelegt und klar spiegelte sich die sternreiche Nacht in den Wasser. Langsam hob ich benommen den Kopf und meine Augen wurden ganz groß. Das hier war Magie. Eine urnatürliche Magie. Direkt über uns schwebte eine riesige Insel in seiner voller Pracht, als hätte er nicht aus Einzelteile bestanden. Von ihm aus ging eine Anziehungskraft aus und ich wollte am Liebsten zu der Insel fliegen. Das musste sie sein. Númenor. Der Heimatort der Harpyien. „Geht es dir gut?“, fragte mich Daisuke besorgt und ich sah ihn an. Er sah durchnässt aus, wie ich es selber sein musste und obwohl wir beinahe ertrunken wären, strahlte ich ihn an: „Ja, es geht mir gut.“ Wir stiegen aus dem Wasser und flogen hoch hinaus zu der Insel bis wir über ihr schwebten. Feena kam wiehernd zu uns, ich war froh zu sehen, dass es ihr anscheinend gut ging. Wir erreichten die Insel und was ich dort sah, nahm mir das Atem. Meine Augen wurden feucht vor tiefster Rührung, während mein Herz schneller schlug. Die Insel wirkte gebirgig und es gab in der sattgrüne Landschaft Vertiefungen, die man gerade noch als flache Täler bezeichnen konnte. An einer Stelle säumten sich meterhohe Bäume zu einem blickdichten Wald. Hier und Dort ragten riesige Steinbögen aus der Erde, als wollten sie Tore darstellen. Bewachsene Felsbrocken schwebten seelenruhig über die Insel. Einige waren durch dicke schwere Lianen verbunden. Selbst aus der Ferne entdeckte ich ein paar Pflanzen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte und in der Nacht leuchteten sie in seltsame Farbtönen. Fasziniert entdeckte ich eine Gruppe von Hügeln in unterschiedlichste Größen, sie waren ausgehöhlt wie eine Schale und der Sternenhimmel spiegelte sich im Wasser, was sich drinnen befand. Von der oberste „Hügelschale“stürzte ein Wasserfall in die nächst niedrigste „Hügelschale“ und so ging es weiter bis der Wasserfall den Fluss am Boden erreichte. Solche Art von Seen hatte ich bislang nicht gesehen und sie erinnerten mich an einem Springbrunnen. Doch das Eindrucksvollste war das Zentrum dieser Insel. Meine Mutter hatte nie beschrieben, was für einen majestätischen Berg Nùmenor hatte. Spiralförmig hob sich der weißliche Berg über die Landschaft und reckte sich gen zum Himmel, als wollte er es berühren. Die Form erinnerte mich stark an einem Wirbelwind. An der Spitze befand sich die kleine Tempelstadt. „Wunderschön“, murmelte Daisuke und ergriff meine Hand, um sie zu drücken. Es war dieses Mal kein Gestik seiner Liebe. Er wollte damit ausdrücken, dass wir endlich unsere Heimatinsel Númenor gefunden hatten. Sie war kein Märchen mehr, sondern war wahr geworden. „Bereit?“, fragte er mich schließlich und ich antwortete: „Bereit.“
Als wir uns den mächtigen Berg näherten, sah ich, dass die Landschaft um den Bergfuß herum eher sandig, als sattgrün war. Es wirkte wie eine kleine Wüste mit Dünen oder eher ein Strand, denn die Temperaturen waren mild. Aus der Nähe wirkte der Berg sehr einschüchternd und ich musste den Kopf in den Nacken legen, um überhaupt die Spitze erkennen zu können. Sie war plattenförmig und wie Äste ragten einige Bergteile aus der Platte hervor. Um auf den Berg zu gelangen, musste man fliegen. Es gab keine Treppen und man konnte auch nicht hinaufklettern. Woraus immer auch der Berg bestehen mochte, das Material wirkte spiegelglatt. Wir breiteten erneuert unsere Flügeln aus und stießen in die Höhe, dabei merkte ich, dass es kühler wurde. Aber die Luft war herrlich. So unglaublich klar, dass mir davon schwindelig wurde. Endlich erreichten wir die kleine Tempelstadt und landete auf dem Vorsprung, der wohl als eine Art Eingang darstellen sollte. Hier gab es auch einen Steinbogen, dieses Mal in Form einer Feder. Auf der rechte Seite wurde der Luftgott Aiolos und auf der linke Seite die Luftgöttin Aer eingemeißelt. Direkt in der Mitte auf der obere Seite, also zwischen den Federspitzen, thronte ein Donnervogel, als würde er wachen. Wir gingen die Treppe hoch und liefen dabei an die kuppelförmigen Ruinen vorbei, die einst bewohnt gewesen sein mussten. In meinem Herz wurde es schwer, denn nicht alle Spuren der Zerstörungen war verschwunden. Außerdem fiel mir erst jetzt die Stille auf, als existierte hier kein einziges Lebewesen. Vermutlich war es auch so, wo die Insel zerstört jahrelang im Meer versunken war und erst jetzt wieder zum neuen Leben erwachte. Die Treppe entdeckte und standen vor einem gleichen Steintor, wie unten. Als wir durch ihn gingen, spürte ich ein Kribbeln in meinem Nacken und aufgeregt begann mein Herz schneller zu schlagen. Endlich standen wir vor dem Tempel und ich hatte ihn mir völlig anders vorgestellt. Vor dem Gebäude waren zwei kleine, silbrige Türme mit jeweils einem bläulich leuchtender Symbol. Nahe am unteren Teil glänzten goldene Flügeln. Statt Dächer, thronte auf ihnen Statuen in Form eines Hippogreifes. Das Gebäude selbst war keine Kuppel wie die Ruinen. Stattdessen dehnte er sich horizontal aus und der große Eingang glich einem Schlüsselloch. Die Dachsparren der zwei aufeinander stehende blaue Dächer, der Obere war der Kleinere, waren geschwungen und die Ecken der Dächer liefen spitz zu in Richtung Himmel. Auf den obersten Dach befand sich wieder die Statue des Donnervogels. Wir betraten das Inneren und es wirkte noch stiller. Auf beiden Seite reihten sich marmorweiße Säulen, die sich wie der Berg in die Höhe wirbelten bis die die hohe Decke berührten. Und die Decke war ein wahres Kunstwerk. Der Hintergrund war blau wie ein klarer Himmel und genau in der Mitte befand sich die Luftgöttin und der Windgott. Über ihnen war der Donnervogel mit ausgebreitete Flügeln. Sie wurden von goldene, silberne und schneeweiße Federn eingekreist. Danach kamen die Windgeister, ich erkannte sie sofort. Sie waren um den Kreis so aufgestellt, als würden sie ihren jeweiligen Himmelsrichtung zeigen wollen. Zu ihnen gesellten sich noch Symbole wie Schneeflocken, Pusteblumen, Blütenblätter und Herbstblätter.Dann kamen Harpyien, Harpyia, Hippogreif und sogar Pegasus. Und überall versteckten sich kleine Geschichten in diese überwältigende Gemälde. Ich kam kaum raus aus den Staunen und beinahe vergaß ich, warum wir eigentlich hier waren. Wie konnte man einen solchen Ort bloß zerstören? Diese Feinde waren kaltherzig gewesen. Wir gingen weiter bis wir eine Halle erreichte, die der Mittelpunkt dieses Tempels sein musste. In der Mitte des Bodens entdeckte ich die kreisförmigen Musterungen und ich wusste, dass es die Steinplatte gewesen sein musste. Sowohl das Loch, als auch das Herz war nicht zu sehen. Stattdessen war dort ein Bild eines Kranichs zu erkennen. Ich bemerkte auch, dass die Decke hier ein anderes Bild darstellte und es schien sich von Nachthimmel zu handeln. Denn ganz klar war der Sternzeichen Kranich zu erkennen. Anscheinend spielte der Kranich eine größere Rolle, als ich gedacht hatte. Denn statt wirbelnde Säulen gab es weitere Statuen, nämlich in Form des Kranichs mit ausgebreitete Flügeln. Vorne auf einem Podest stand nur die Luftgöttin Aer und ihre Hände waren offen zum Himmel gerichtet, als würde sie etwas empfangen. Direkt vor ihr war eine Vertiefung. „Das ist die Taufwanne“, raunte Daisuke zu mir: „Dort erhält man den Segen der Luftgöttin Aer.“


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28.06.2019, 19:21

Akela

Ich riss ein paar Bücher aus den Regale, um zu arbeiten. Ich konnte klarer denken, wenn ich beschäftigt war und verdrängte die Gedanken an die Sonnenfüchsin. Es würde ein paar kleine Planänderungen geben, doch sie waren nicht gravierend. Eingehend begann ich die Bücher zu studieren, die meisten von ihnen waren vergessene Bücher oder gar verbotene Bücher. Ich machte mir Notizen, verwarf einige Lösungsmöglichkeiten und entwickelte neue Strategien bis ich zufrieden mit meinem Ergebnis war. Zudem hatte ich noch meine selbst entwickelte Heilmethode niedergeschrieben, mit der ich das Leben des „Bruders“der Sonnenfüchsin erhaltet hatte. Nicht Jeder konnte diese sensible Behandlung durchführen, denn man musste die hohe Kunst der Schattenmagie beherrschen. Ich griff nach einem Kohlestift, um die Schritte auch bildlich darzustellen. Meine Gestalt blieb eine namenlose Schattengestalt ohne Gesicht. Die andere Details waren wichtiger und ich zeichnete sie sehr präzise. Bei dieser Behandlung durfte man sich keinen einzigen Fehler erlauben, nicht mal den kleinsten. Es waren ein paar Stunden vergangen als ich von meine Forschungen und Niederschrift aufschaute. Ich stellte sorgfältig die Bücher an ihrem Platz und nahm meine Niederschrift mit, als ich mich zurück ins Lager begab. Zielstrebig ging ich auf den König der Quellen zu und meine Miene verfinsterte sich, als ich sah, dass die Sonnenfüchsin sich in seiner Nähe befand. Die Beiden waren wohl ganz Dicke geworden und es würde mich nicht wundern, wenn zwischen ihnen etwas lief. „Ich will mit dir sprechen“, sah ich den König feindselig an und reichte ihm ein formelles Papier, was ich ebenfalls angefertigt hatte: „Für die Unterstützung meiner Mannschaft gibt es eine einzige Bedingung: Wenn der Krieg gewonnen wird, wird meiner Mannschaft die absolute Freiheit zugesprochen und sie werden nicht für die Missetaten in ihrer Vergangenheit belangt. Was sie in der Zukunft tun, liegt in ihre Hände. Jedoch werdet ihr höchstwahrscheinlich nie mehr was von ihnen hören, denn sie interessieren sich nicht für kleindenkende Menschen. Ich will einen königlichen Siegel haben, der sie freispricht.“ Ich wusste, dass ihre Verbündetet unter Anderem das Orden des Lichts waren und dort waren ein paar Länder, auf denen einige meiner Leute eine Höchststrafe erwartete. Sie könnten sie einfordern, wenn wir uns durch den Krieg zusammentrafen und das würde ich verhindern, komme was es wollte. Ich hielt an meinem Versprechen, die ich meiner Mannschaft gegeben hatte. Dann wandte ich mich kurz an die Sonnenfüchsin und tonlos sagte ich: „Es passt, dass ich dich zufällig hier bei ihm treffe. Sicherlich hast du es gehört, aber ich erwähne es nochmals, alles Geschäftliches zwischen uns ist jetzt nichtig. Und ich meine alles. Du hast für mich keine Verwendung mehr.Damit deutete ich an, dass auch die Sache mit Kenai sie nichts mehr anging. Ich würde mich alleine darum kümmern, ganz gleich welche Risiken ich für mich eingehen musste. „Hier, die Heilmethode. Somit bin ich dir rein gar nichts mehr schuldig, Silia“, ich drückte die Niederschrift in ihre Hand und knurrte: „Dieses mal sage ich es ganz klar und deutlich: Halte dich von mir fern und kümmere dich um dein eigenes Kram. Ich lasse mir Einiges über mich sagen und mache die Drecksarbeit, aber ich habe keine Zeit dafür, dass man mir irgendwelche Schuld in die Schuhe schiebt für deinen Zustand, für die ich nicht verantwortlich bin. Kapiert?“ Ich stieß die angestaute Luft aus und grimmig riss ich den Armband von meinem Handgelenk, um ihn ihr zu reichen: „Den solltest du eher deinem neuen Liebhaber schenken, Silia. Viel Spaß auf eurer Hochzeit.“ Mein Blick wurde noch feindseliger, als ich mich an den König wandte: „Ich bin großzügig und gebe dir bis heute Abend Zeit das Papier zu unterzeichnen.“ Die Worte fauchte ich eher, als sie sachlich auszusprechen. Aber der Gedanke die Beiden hatten was miteinander, machte mich unmöglich klar zu denken und das zerfressendes Gefühl meldete sich zurück. Ich war so erbärmlich und trotzdem war ich rasend vor Eifersucht. Dieser verfluchter Grinsebacke bekam all das, was ich nicht bekommen konnte. Sie würde immer ein tabu sein und unerreichbar bleiben wie die Sonne. Sie würde nie mich so ansehen, wie sie ihn ansah. Sie würde mich niemals anlächeln, wie sie es bei ihm tat. Sie würde niemals den dunklen Teil in mir akzeptieren mit den ich geboren war. Mit geballte Fäuste drehte ich mich um und marschierte los. Ich war so erbärmlich. So erbärmlich, dass ich mein Leben für sie in der dunkle Festung geopfert hätte.


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28.06.2019, 20:38

Silia

Die Männer führten ein Gespräch darüber, was dieser Sieg zu bedeuten hatte und wohin wir als Nächstes gehen mussten. Wir hatten großes Glück diesen Ort für uns erobert zu haben, denn von hier aus ließe sich das feindliche Gebiet besser auskundschaften. Außerdem erfuhr ich, dass bald auch der Orden des Lichts aufkreuzen würde, um unseren Leuten endlich die Unterstützung zu geben, die sie verdienten. Sie alle hatten bislang verbissen und tapfer gekämpft. Zeit, dass auch andere Völker endlich ihren Hintern bewegten.
Plötzlich veränderte sich die Stimmung in der Luft und ich spürte sofort, wer auf unsere Gruppe zukam. Obwohl ich mir selbst eingeredet hatte, es langsam angehen zu lassen, hielt mein Herz nicht viel von Regeln, sondern schlug schneller bei seinem Anblick. Es würde wohl eine Weile dauern, bis ich das unter Kontrolle bekam. Wie erwartet, begrüßte er mich nicht, sondern kam gleich zur Sache und reichte Thales ein Formular, das er unterschreiben sollte. Freiheit für seine Mannschaft. Ein Beweis dafür, dass ihm seine Leute doch nicht so egal waren. Fast musste ich darüber lächeln, doch dann wandte er sich an mich und die Art, wie er mit mir sprach, verunsicherte mich. Wieso fuhr er mich so an? Ich hatte ihm absolut nichts getan, doch seine Worte hätten nicht tiefer in meine Brust stoßen können. Erst recht, als er das Armband auszog und es mir in die Hand drückte. In diesem Moment brach mein Herz endgültig. Ich starrte mein Geschenk an ihn an, als könnte ich nicht glauben, dass er es mir zurückgegeben hatte. Einfach so. Er wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Er wollte nicht einmal, dass ich ihm mit seinem Bruder half. Er sprach davon, mir nichts mehr schuldig zu sein und das verstand ich noch weniger. Welche Schuld? Warum sagte er das alles? Hatte ich etwas verpasst? Das Loch in meinem Herzen wurde größer. Mir kam es vor, als würde man mir jegliche Luft rauben. Ich spürte Alitas zierliche Hand auf meinem Unterarm, doch ich reagierte nicht darauf. Mehrere Augenpaare lagen auf mir. Ich fühlte mich unglaublich unwohl. Zutiefst verletzt, verzweifelt.
Worte... Mir fehlten die Worte. Er ließ mir nicht einmal Zeit etwas zu sagen, denn er wandte sich von mir ab und stapfte davon. So als könnte er es kaum erwarten von mir wegzukommen. Als das Brennen in meinen Augen einsetzte, umschloss ich das Armband fester und verließ eiligen Schrittes die Gruppe. Ich ertrug ihre Blicke nicht. Ich ertrug das dumpfe Pochen in meiner Brust nicht. Tränen verschleierten mir die Sicht, während ich den Kopf gesenkt hielt, weil ich niemandem zeigen wollte, wie sehr ich litt. Das leise Schluchzen konnte ich mir aber nicht verwehren. Es kämpfte sich aus meiner Kehle frei und wurde unbeherrschter, je größer die Distanz zum Lager wuchs. Genau wie die Distanz zu Akela.

Thales

Da hatten wir einmal eine gute Zeit und schon passierte das nächste Drama. Mannomann, hätte ich gewusst, was die Zusammenarbeit mit dem Piraten hervorrufen würde, hätte ich ihn bei Ardan gelassen. Ob es meinem Freund gepasst hätte oder nicht. Dort wäre nämlich das hier nicht passiert. Dass er von mir ein königliches Siegel forderte, mit dem seine Mannschaft von jeglicher Last freigesprochen wurde, war ganz schön frech von ihm. Er legte es so aus, als hätte ich keine Wahl, aber die hatte ich. Da mochte seine Truppe noch so stark sein, wir würden den Krieg auch ohne ihn gewinnen können, aber ich verstand die Botschaft. Mir Bedenkzeit zu geben, war sowieso lachhaft. Das Schicksal seiner Leute ging mich nicht wirklich etwas an, aber bislang hatten sie nichts getan, was mir Magengrummeln bereitete, darum spielte ich mit dem Gedanken das Ding einfach zu unterschreiben - bis...
Ja, bis er sich Silia gegenüber wie das größte Arschloch überhaupt verhielt. Ich duldete ziemlich viel in meinem Leben und versuchte immer den Humor in jeder Situation zu finden, aber das hier... das hier ging eindeutig zu weit. Zu sehen, wie etwas in Silia brach, machte mich so unfassbar wütend, dass ich diesem Mistkerl hinterhereilte, ihm den Weg abschnitt und ihn fest am Kragen packte, sodass er mir ins Gesicht sehen musste. >Kleindenker? Du hältst uns für Kleindenker? Ist das so? Das einzige kleindenkende Hirn, das ich sehe, bist du. Du allein. Wie kannst du es wagen, so mit Silia umzugehen? Was stimmt mit dir nicht?< schnauzte ich ihn und packte fester zu. >Sie hat dir bis jetzt keinen einzigen Grund geliefert, ihr zu misstrauen und ihr gegenüber ein Arschloch zu sein und siehe da... Es scheint dir wohl immer noch großen Spaß zu machen, sie grundlos zu verletzen und von dir zu stoßen.<
Ich wirbelte uns herum, sodass er in die Richtung blicken konnte, in der Silia zu sehen war wie sie eiligen Schrittes das Lager verließ. >Wie sieht das für dich aus? Sieht das wie Freude aus? Wie Erleichterung? Hochgezogene Schultern, gesenkter Kopf, angelegte Ohren und eine zutiefst erschütterte Ausstrahlung... Sieht sie aus, als hätte ihr gefallen, was du gerade für einen Mist abgezogen hast?<
Diesmal knurrte ich. Und ich schüttelte ihn. Vielleicht musste man diesen erkalteten Idioten fest genug schütteln, damit sein Herz zurück an seinen Platz hüpfen konnte. >Du hast sie von dir gestoßen, als sie einfach nur Teil deines Lebens sein wollte und das hat ihr letztendlich das Herz gebrochen. Ich hoffe, du wirst in deinem kleindenkenden Hirn irgendwann einsehen, dass du gerade den schlimmsten Fehler deines Lebens begangen hast, indem du sie gehen lässt, nachdem sie dir stets zur Seite stand und auf dich gewartet hat.<
Angewidert stieß ich ihn dann von mir, weil es für ihn anscheinend keine Hoffnung mehr gab. Selbst mit Hohedämonen kam man besser klar als mit dieser widersprüchlichen Person. >Du hast recht, wenn du annimmst, sie sei zu gut für dich. Sie ist es auch. Du hast bislang nichts weiter getan als sie schlecht zu behandeln, anstatt einfach mal zu versuchen ihr ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Du allein trägst Schuld an deinem Übel.<
Ich zog das Formular hervor, zauberte einen Stift herbei, unterschrieb und warf es ihm vor die Füße. >Glückwunsch, hier hast du den Freifahrtschein für deine Kollegen. Wenigstens eine gute Tat in deinem Leben, vor der du nicht davonläufst.< Noch einmal sah ich ihn wütend an, ehe ich den Kopf schüttelte und an ihm vorbei zurück zu meinen Leuten ging. Fehlte nur noch, dass ich ihm den Mittelfinger zeigte, aber selbst das verdiente er in meinen Augen nicht mehr. Er hatte meiner besten Freundin das Herz gebrochen. Für mich war er hiermit offiziell gestorben. Sollte er sein Leben wegschmeißen, mir egal. Ohne ihn war Silia besser dran. Der Kerl würde sich nie ändern.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
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1 826

28.06.2019, 21:05

Akela


Ich kam nicht weit, hinter mir spürte ich die Präsenz des Königs und unerlaubt packte er mich. Wie ich Berührungen Anderer hasste. Dauernd mussten diese Menschen Einem anfassen. Ich war so wütend, dass meine Muskeln ganz starr wurden und ich erstmal keine Reaktion zeigte. Meine Augen wurden bei jedes Wort schmaler und dann wirbelte er mich herum. Der sollte endlich seine Flossen von mir nehmen, ansonsten garantierte ich für nichts. Ich sah in ihre Richtung und verstand nicht, was er meinte. Das alles was er sagte war eine verfluchte Lüge. Warum sollte Jemand mit mir ein Leben teilen wollen? Ich hob langsam die Formular auf und bebte vor tiefer Zorn. Natürlich. Natürlich war ich immer der Böse. Besonders seit diese Sonnenfüchsin aufgetaucht, die alle in Schutz nehmen. In einem Schattensprung war ich bei der Sonnenfüchsin, denn ich ließ dieses Spiel nicht auf mich sitzen. "Was soll der Scheiß?", knurrte ich sie an: "Macht dir etwa Spaß mit mir zu spielen? Vielleicht habe ich es verdient, aber ich habe es verdammt nochmals leid! Ich wünschte du hättest mich niemals aus dem Abgrund gezogen, dann wäre ich immer noch ein kalter Fisch und würde keine unmögliche Träume haben. Ich habe es unendlich satt immer wieder von Jemanden zu träumen, den ich niemals haben kann. Du willst angeblich ein Teil meines Lebens sein? Tze, du wirst niemals die Dunkelheit in mir akzeptieren, du willst bloß nur das Herzlicht. Du könntest doch niemals einen Monster wie mich mögen! Also warum diese ganze Vorstellung? Zuerst flirtest du mit diesem Kerl und jetzt benimmst du dich plötzlich als hätte ich dir in irgendeine Form dein Herz gebrochen. Warum zum Teufel tust du mir das an?!" Ich riss das Zeichenbuch aus meinem Frack und riss die Seiten heraus, worauf sie zu sehen war. "Hier, die kannst du alle haben. Dann kannst du dich mit deine Freunde über den erbärmlichen Piraten lustig machen", meine Stimme wurde plötzlich ganz rau und das letzte Bild schwebte vor ihre Füße. Es war eine Kussszene zwischen uns Beiden. Aufeinmal fühlte ich mich kraftlos und meine Schultern sackten in die Tiefe. Ich senkte den Blick und etwas pochte schmerzhaft in meinem Brustkorb: "Würdest du jemals mich küssen wollen?"


1 827

28.06.2019, 21:31

Silia

Ich kämpfte mich unter Tränen über den Hügel zur flachen, verbrannten Landschaft, auf der zuvor die dämonische Festung gestanden hatte. Meine Schwester hatte mir folgen wollen, aber ich hatte sie darum gebeten, mich vorerst allein zu lassen, weil ich mich selbst auffangen wollte. Das hier war mein Kampf. Meiner allein. Ich musste mir erlauben das zu fühlen, denn wenn ich es nicht tat, würde ich es in mich hineinfressen und das würde alles umso schlimmer machen. Einerseits machte es mich unfassbar wütend, wie er mit mir umgegangen war. Ich wollte ihn dafür zur Rede stellen und ihn genauso stark verletzen. Ich wollte, dass er fühlte, was ich im Moment fühlte, aber... anderseits verletzte ich Herzenslichter nicht. Es lag nicht in meiner Natur einen Menschen mit Worten oder gar Taten zu verletzen. Da nahm ich die Verletzung einfach hin und lebte weiter. Besonders Akela wollte ich nicht verletzen, auch wenn er mir gerade das Herz gebrochen hatte. Mir war nicht klar gewesen, wie sehr ich ihn eigentlich mochte und das obwohl ich immer geglaubt hatte, Malevor wäre der einzige für mich. Für immer und ewig. Ja, ich fühlte mich noch schlecht deswegen, aber es war nun mal passiert und das eben schien wohl meine Strafe zu sein. Vielleicht bestraften mich die Götter, weil ich damals gegen so viele Regeln verstoßen hatte, indem ich meinem natürlichen Feind verfiel und beinahe ihre Pläne durchkreuzt hätte... War das wieder so eine Art Bestrafung? Würde man mir nie eine friedliche Liebe gönnen? Sah so meine ewigwährende Existenz aus?
Schluchzend wischte ich mir mit dem Handballen über die Augen und versuchte tief durchzuatmen. Einfach atmen. An nichts anderes denken. Auch so eine Sache, die mir Malevor in meinen schlimmsten Albträumen beigebracht hatte. Wenn einem die Welt auf den Kopf fiel... einfach weiteratmen. Das verlernte man nicht, selbst wenn jegliche Hoffnung verloren war. Ich blinzelte mehrmals, schniefte und blieb mitten auf der schwarzen Asche stehen. Dann veränderte sich wieder die Umgebung und ich stieß innerlich einen Fluch aus. Nicht er schon wieder! Konnte er mich nicht in Ruhe lassen? Nach allem was passiert war, war ich nun diejenige, die seine Nähe nicht ertrug. Trotzdem hörte ich ihm zu, denn ich wollte ihn endlich verstehen. Ich wollte verstehen, warum er so... so... so zu mir war.
Als er daraufhin ein Buch aus dem Frack zog und wahllos Seiten rausriss, starrte ich auf die Bilder, als wären sie nicht real. Da waren so viele Bilder von mir. In allen möglichen Szenarien. Manchmal sogar mit ihm. Und eines sogar, wo wir uns küssten. Ich verstand das nicht. Hatte ich vorgehabt ihn endlich zu verstehen, war ich verwirrter als zuvor. Schniefend wischte ich mir über die feuchten Augen und straffte die Schultern. Dann griff ich mir in den Ausschnitt hinein und zog das Papier hervor, das ich die ganze Zeit über bei mir getragen hatte. Das mich auf meinen Reisen begleitet und mir Hoffnung gegeben hatte. Ich hielt es ihm hin. >Ich bin nicht diejenige, die mit den Gefühlen anderer spielt. Ich bin zu jedem nett, besonders zu denen, die mich in ihr Leben lassen und mich nicht wie eine Sonnenfüchsin behandeln. So wie du es getan hast. Ich bin auch eine Frau. Mit Gefühlen. Ich liebe das Leben, ich liebe die Herzenslichter, um die ich mich kümmere und ich sehe nicht, wo das Problem liegt, dass ich deines dazuzähle. Herzenslichter bilden den Kern eines Wesens. Sie sind der Spiegel der Seele. Das, was man in den Augen des anderen funkeln sieht.<
Meine Stimme zitterte, weil mich die Emotionen fluteten. >Dass du dich für ein Monster hältst, dass du glaubst, deine Dunkelheit wäre ein Problem für mich... das alles kommt von dir, nicht von mir. Falls es dir entgangen sein sollte, war ich mit jemandem wie Fenrir befreundet. Ich war mit seinem Bruder zusammen. Es gibt schöne Formen von Dunkelheit und deine habe ich nie als hässlich angesehen, du selbst redest dir das ein. Nicht ich.< Langsam trockneten meine Tränen auf den Wangen und ich schniefte ein letztes Mal. Dass er von mir wissen wollte, ob ich ihn je küssen wollen würde, war das Verletzlichste, was er mich je gefragt hatte. Und auch wenn mein Herz weiterhin schmerzte, antwortete ich ihm ehrlich: >Und ja... ich würde dich küssen. Ja, ich würde dich gerne berühren. Ja, ich würde gern auch dein schwarzes, verfluchtes Auge sehen. Ja, ich würde gern mehr über dich erfahren und herausfinden, wie man dir endlich ein Lächeln entlocken kann, ein echtes. Ja, ich würde sehr viel für dich tun...<
Ich wandte den Blick ab, denn das offen zuzugeben, war gar nicht so leicht wie gedacht. Dennoch... Ich war froh es gesagt zu haben. Vielleicht glaubte er mir dann, dass das kein dummes Spiel war, dass er selbst in seinen Gedanken erfunden hatte. >Aber...< Ich trat einen Schritt zurück, dann einen weiteren. >...im Moment ist mir das Ganze zu viel. Was du mir vorhin an den Kopf geworfen hast, wie... wie du mich siehst und all die Vorwürfe...< Jetzt spürte ich nun doch wieder ein Brennen in den Augen, erst recht, als mein Blick erneut auf die vielen Bilder fiel. Ich schüttelte langsam den Kopf. >Ich... ich bin überfordert und es... es tut weh.<
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1 828

28.06.2019, 21:49

Akela


Bei jedes Wort begann die Pupille meines goldenes Auge immer mehr zu weiten und es fühlte sich an, als würde Jemand eine Schlinge um meinem Hals legen, nur um sie fest zuzuziehen. Das konnte nicht wahr sein. Nicht in der Wirklichkeit, in der ich tagein und tagaus leben musste. Das Schicksal meinte niemals mit mir gut, schon gar nicht in Sachen Liebe. Ich hatte für meine frühere Naivität und Gutgläubigkeit hart büßen müssen. Verwirrt schüttelte ich de Kopf und die Schatten begannen laut zu kreischen. Ich stolperte ein paar Schritte nach hinten. Ich war nie wert gewesen geliebt zu werden. Ich brachte Verderben. Hart schluckte ich. In mir war alles durcheinander geraten, ich wusste nicht was ich denken und fühlen sollte. Der Schmerz in meinem Brustkorb existierte immer noch, dabei hatte ich geglaubt, dass mein Herz längst tot war nach alldem, was es durchmachen musste. Ich sank auf die Knien und begann mit zittrige Hände die Bilder aufzusammeln. Schwer atmete ich und ich spürte einen seltsamen Druck hinter meine Augen. Dabei bemerkte ich das Bild in meiner Hand, was sie mir gegeben hatte und ich erst jetzt richtig wahrnahm. Das allererstes Bild von ihr. Dann tropfte der Regen darauf und irritiert stellte ich fest, dass ich selber nicht nass wurde bis ich feststellte, dass ich der Regen war. Beschämt wischte ich mir über die Wangen.


1 829

28.06.2019, 22:04

Silia

Ich wartete auf irgendeine Reaktion. Auf Worte. Auf harsche Worte. Aber sie kamen nicht. Zum allerersten Mal erlebte ich Akela völlig sprachlos. Er ging in die Knie und begann mit zittrigen Händen die Bilder einzusammeln, von deren Existenz ich bis heute nicht gewusst hatte. Er hatte mich in all der Zeit in feinstem Detail gezeichnet. Neben seinem Talent sah ich aber auch die verborgenen Gefühle dahinter und es schmerzte mich, dass er sich seiner eigenen Wahrheit nicht gestellt hatte. Stattdessen hatte er sie versteckt. Vor mir. Vor sich selbst...
Dann bemerkte ich die Tränen, die sich nun auch aus seinen Augen lösten und das schmerzte fast noch mehr als all die schrecklichen Worte, die er mir je ins Gesicht gefaucht hatte. Schniefend ging ich vor ihm in die Hocke, umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und schob dabei seine Augenklappe nach oben, damit ich ihn endlich in seiner vollen Pracht sehen konnte. Sein ganzes, wahres Ich. >Ich werde es nie bereuen, dich aus dem dunklen Abgrund gezogen zu haben und ich werde mein Wort halten, dass ich für dich da sein werde, wenn du mich brauchst. Du hast viel durchgemacht, das verstehe ich... das habe ich von Anfang an verstanden. Es tut mir leid, dass ich deine Grenzen stets missachtet habe, wenn ich dir helfen wollte und es tut mir leid, dass ich sie auch jetzt wieder überschritten habe.< Damit meinte ich seine Augenklappe. Die Tiefe seines schwarzen Auges war unendlich, aber ich sah nichts Grausames darin. Ich kannte meine Albträume. Ich kannte meine Ängste. Ich hatte damit zu leben gelernt.
Obwohl ich im Moment nicht bereit war, ihm mehr als diese Worte zu geben, lächelte ich ihn sanft an, ließ von seinen Wangen ab und griff nach dem Armband, das ich zuvor auf dem Boden abgelegt hatte, um ihn anzufassen. Ein trauriger Ausdruck huschte über mein Gesicht, dann legte ich das Armband vor ihm ab. >Es war für dich gedacht, ich habe keine Verwendung dafür. Und dafür auch nicht mehr.< Damit brachte ich die Münze zum Vorschein, die ich ebenfalls stets bei mir getragen hatte und legte sie ebenfalls vor ihm ab.
Ich erhob mich, lächelte ihn noch einmal an und ging. Endlich hatten wir die Karten offen auf den Tisch gelegt. Jetzt ging das Leben weiter. Es wartete nicht.
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1 830

28.06.2019, 22:18

Akela


Benommen blinzelte ich als aufeinmal weiche Hände sich auf meine Wangen legte und mein Gesicht anhob. Sie schob die Augenklappe nach oben und sah mich direkt an, wie sonst es keiner tat. Diese weiche Fingern auf meiner Haut. Leise keuchte ich auf und erschauderte. Diese sanfte Berührung. Diese Wärme. Dann lächelte sie mich an. Ich starrte sie an und fühlte mich ganz komisch. Ihre Fingern lösten sich von meine Wangen und ich blickte auf die Gegenstände herab. Ich berührte das Armband und sah wieder zu ihrer Gestalt auf. Sie ging. Meine Hand streckte sich nach ihr aus und griff ins Leere. Mir versagte die Stimme, als ich nach ihrem Namen rufen wollte. Ich hatte sie verloren. Schicksalsergebend richtete ich mich schwerfällig auf mit den Bilder in meine Hände. Dann ließ ich sie im Wind los, als eine Brise aufkam und ich nahm nur das Armband mit, als ich zurück in meinem Lager kehrte.


1 831

28.06.2019, 22:28

Silia

Mit jedem Schritt fiel es mir schwerer den Kummer im Herzen zu kontrollieren, aber ich würde es schon hinkriegen. Es war zu viel passiert und ich wusste nicht, ob es richtig für mich war, mich auf ihn einzulassen, zumal er bestimmt immer noch drauf und dran war, sich selbst das Leben zu nehmen. Er hatte eine Entscheidung getroffen. Er hatte entschieden fortan die Dinge allein zu regeln und ich sah ein, dass ich kein Mitspracherecht mehr hatte. Thales behielt recht. Man konnte jemandem nicht helfen, der sich nicht helfen lassen wollte. Aber ich wünschte es mir für Akela. Ich hoffte, er fand zu sich selbst, zu seinem wahren Ich zurück. Er war mir wichtig und ich wollte, dass es ihm gut ging.
Gleichzeitig musste ich jedoch auch auf mich Acht geben. Auf meine Bedürfnisse. Auf meine Angst, mich in etwas hineinzusteigern, das man mir dann sowieso nehmen würde. Auf die ein oder andere Weise. Er hatte mich nicht einmal aufgehalten, als ich aufgestanden und gegangen war, also hatte ich mit meiner Vermutung richtig gelegen. Oder er brauchte Zeit. So wie ich. Zeit, Wunden zu heilen. Meine pochten schmerzhaft, mehr und mehr, aber ich vergaß nicht zu atmen. Auch nicht, als ich zurück im Lager ankam und die Besprechung längst vorüber war. Ich ging schnurstracks in mein Zelt und entdeckte Alita, die im Schneidersitz auf mich gewartet hatte. Sie sah mich voller Wärme an und diesmal erlaubte ich es mir Schwäche zu zeigen. Bei meiner Familie konnte ich das.
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1 832

28.06.2019, 22:45

Akela


Ich teleportierte mich in meinem Zelt, denn ich wollte kein einziges Gesicht in dieser verdammte Welt sehen. Ich zog den Eingang / Ausgang zu und legte mich auf das Feldbett hin. Mein Blick war leer als ich die Decke anstarrte und ich den stumpfen Schmerz in meinem Brustkorb spürte. Mein ganzes Leben schien nur aus Schmerz jeglicher Art zu bestehen, die Schlimmsten waren diese Schmerzen, die mich überrollten. Ich legte einen Arm quer über meine Augen und versuchte mich zu erinnern, wie man atmete. Niemand der ein solches Leben führen musste, wie ich es tat, konnte mich verstehen. Nicht wirklich, sie konnte höchstens nur ansatzweise ahnen, was für einen Höllentrip ich hinter mir hatte und was vermutlich mir noch bevorstand. Ich hatte mich vor ihr entblößt und sie war gegangen. Es überraschte mich nicht. Ich war für Frauen nicht der Art Typ für Lebensende. Ich konnte nicht mehr der Mensch sein, den ich vor Rakka gewesen war. Meine Augen schlossen sich. Ich musste mich auf meine Aufgabe konzentrieren und wenn ich ihn erfüllt hatte, konnte ich dann sterben. Und ich hoffte ich würde endlich meinen Frieden finden, wenn ich ihn schon nicht in dieser Welt finden konnte. Man würde mich nicht sonderlich vermissen, dafür hatte ich gesorgt. Und sie würde mich eines Tages auch vergessen. Jemanden finden, der besser war. Nicht so kaputt wie ich, der nur zerstören konnte. In meine Hände blieb nichts heil. Und ich hatte mit Meisterleistung geschafft sie von mir zu vertreiben und ich spürte kein bisschen Zufriedenheit. Aber dann war sie wenigsten vor mir sicher. Verdammt, hätte ich gewusst, dass sie mich küssen würde, dann....ja, was dann? Hätten wir überhaupt eine Chance gehabt es zu versuchen? Tief atmete ich aus und verharrte in der Einsamkeit, der immer mich begleiten würde.


1 833

28.06.2019, 22:56

Silia

Alita wusste, dass keine Worte der Welt mir jetzt helfen könnten, darum blieb sie still und strich mir einfach durchs Haar, das immer noch geflochten war und nach frisch gepflückten Wildblumen duftete. Ich seufzte schwer, hielt die Augen geschlossen und sah wieder Akelas Gesicht vor mir. Wie gebrochen er gewirkt hatte. So verloren. Und dann all die Bilder. Es war unbegreiflich, dass er das alles gezeichnet hatte. Besonders die Bilder, auf denen wir beide zu sehen waren. Dabei hatte ich bemerkt, wie stark er mich hervorgehoben, aber sich selbst in den Schatten gelassen hatte. Das machte mich zugegebenermaßen traurig, weil er so wenig von sich hielt. Sich nicht für würdig genug hielt an meiner Seite zu bestehen. Was machte man bloß mit einem Menschen wie ihm? Obwohl er mich zuvor sehr verletzt hatte, machte ich mir Sorgen um ihn. Wollte ihm nach wie vor helfen. Ihm zeigen, dass das Leben mehr zu bieten hatte als die Dunkelheit, in der er so lange gelebt hatte. Aber ich wusste nicht wie, und ich wusste auch nicht, ob ich mir letzten Endes nicht selbst ein Grab schaufelte. Ein weiteres, eines direkt neben meiner Liebe zu Malevor.
Ich vergrub mein Gesicht tiefer in das weiche Kissen, das meine Schwester auf ihren Schoß platziert hatte und seufzte noch einmal ganz schwer. Warum verdammt nochmal hatte er mich einfach gehen lassen? Warum wollte er mich nicht festhalten wie ich ihn? Ich schüttelte diese Fragen fort und versuchte mit aller Macht an etwas anderes zu denken. Vergeblich. Mein ganzer Kopf war mit Bildern von ihm gefüllt, darum gab ich auf und ließ es zu.
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1 834

28.06.2019, 23:05

Akela


"Akela?", ertönte hinter dem Zelt eine bekannte Stimme und mit eine bleierne Stimme antwortete ich: "Verschwinde, Kenai." "Dir geht es nicht gut, ich fühle es. Ich mache mir Sorgen", er verschwand natürlich nicht. "Es geht mir Bestens. Geh meditieren, es ist wichtig, dass du deine Kernerinnerungen bekommst", ich hatte nicht mal die Kraft ihn anzublaffen und drehte mich auf die Seite. Um ehrlich zu sein ging es mir nie "Bestens". Und ich stieß ihn immer wieder von mir weg, um ihn vor mir zu beschützen. Er sollte nicht wie ich werden, egal was für hässliche Dinge ich an seinem Kopf geworfen hatte. Es war meine Art gewesen ihn für die Welt stark zu machen. Ich konnte mich nicht anders verhalten, ich wusste nicht mehr, wie man sich "normal" verhielt. In meinem Kopf wurden die Schatten lauter. Diese Gedanken frustrierten mich, zeitlang hatte mich überhaupt sowas nicht gekümmert. Ich war vollkommen überzeugt von meiner Monstrosität gewesen und dann tauchte eine Sonnenfüchsin auf, um zu sagen, dass ich kein verfluchter Monster war. Wenn ich nicht mal das war, dann war ich ein nichts. "Silia", flüsterte ich den Namen wie eine verbotene Frucht.

Gehe offline, wünsche dir einen schönen Tag :)


1 835

28.06.2019, 23:30

Gute Nacht :*

Silia

Eine Weile später schob jemand den Zeltvorhang zur Seite und ein verschmitzt grinsender Thales erschien. Warum er grinste, verstand ich nicht, aber es tat gut jemanden zu sehen, der sich nicht so fühlte wie ich. Ich zog Energie aus seiner positiven Art und setzte mich auf, als er hineinkam. Er musterte mich eingehend. >Wie ich sehe, habt ihr euch ausgesprochen. Dachte ich mir, nachdem ich ihn in die Mangel genommen habe. Da ihr beide hier nicht nackt herumliegt, nehme ich an, dass die Sache zwischen euch vorbei ist?<
Ich wich seinem intensiven Blick aus und begann an einem meiner Zöpfe zu spielen. >Scheint so. Er hat gegen Ende nichts mehr gesagt. Gar nichts. Auch als ich aufgestanden und gegangen bin, hat er kein Wort von sich gegeben...<
>Naja... vielleicht war er so baff vom Anblick deines knackigen Hinterns, dass sein Sprachvermögen den Geist aufgegeben hat.<
Auch wenn das ganz und gar nicht witzig war, zuckte mein Mundwinkel. Thales konnte selbst mit unangebrachten Witzen durchkommen. Einfach, weil es zu seiner erfrischenden Art passte. Er rutschte näher zu mir, nahm mich fest in den Arm und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. >Hör zu... Wir Männer... wir sind dumm. Vor allem, wenn es um die Liebe geht. Nimm deinen Vater als Beispiel. Anstatt Jadis von Anfang an zu erklären, dass sein Vater ein mieses Arschloch ist, hat er ihr das Herz gebrochen und sie zehn Jahre lang glauben lassen, er wäre das größte auf der Welt.< Er rollte theatralisch mit den Augen und fuhr munter fort. >Dann findet er sie wieder und anstatt ihr gleich reinen Wein einzuschenken, weil er sich ihrer unwürdig hält, streitet er sich lieber mit ihr, weil sie angeblich total heiß aussieht, wenn sie auf ihn sauer ist. Erst, als er fast in ihren Armen verreckt, erkennt er, wie dumm er war, sich die ganze Zeit einzureden, sie wäre besser ohne ihn dran und schwupps... sie rettet ihm das Leben und erst dann geht es bergauf für die beiden. Ziemlich dramatisch und unnötig, wenn du mich fragst.<
So ausführlich hatte ich die Geschichte meiner Eltern nicht gehört. Das alles hatte sich also abgespielt, bevor die beiden zueinander gefunden hatten? Ich runzelte die Stirn und dachte an all die schönen Momente, die meine Eltern seit meinem Erscheinen miteinander teilten. Wie sie sich ansahen, wie sehr sie aneinander hingen. Sie trennten sich ungern voneinander und plötzlich machte das alles Sinn. Sie wollten die verlorene Zeit wiedergutmachen. Sie beide wollten die düstere Vergangenheit mit schönen, starken Erinnerungen überdecken. Deshalb war ihre Liebe so schön. Weil sie nicht aufgaben.
>Und was hat das jetzt mit Akela und mir zu tun?< murmelte ich irritiert. Akela und mich verband keine gemeinsame Vergangenheit. Wir hatten nie gut miteinander kommunizieren können. Bis heute. Heute hatten wir endlich die Wahrheit ausgesprochen.
Thales zuckte mit den Schultern. >Nur, dass der Kerl genauso auf Drama steht wie dein Vater. Ich mag ihn nicht mehr, seitdem er dich so krass abserviert hat und da interessiert es mich auch nicht, wie schwer sein Leben war. Rajas Ehefrau, Freesia, sie war bereits als Kind als Sklavin gehalten worden und war in einem unmenschlichen Zustand, als wir sie fanden. Und heute? Nach Höhen und Tiefen hat sie eingesehen, dass selbst Fälle wie sie ein Leben nach dem Leben haben und nun ist sie glücklich. Akela könnte das auch haben, aber wie ich bereits sagte... Wir Männer sind dumm. Ich gehöre dazu und ich bin nicht stolz drauf, aber ich arbeite daran. Jeden Tag.<
>Ich will ihm helfen, aber ich habe Angst...< flüsterte ich. >Ich habe Angst wieder jemanden zu verlieren, der mir immens wichtig ist.<
>Haben wir das nicht alle? Deine Mutter trägt Ardans Leben in ihren Händen, aber sie kämpft trotzdem an der Front mit. Wohl wissend, dass eine falsche Bewegung ihr Leben und das deines Vaters kosten könnte. Na wenn das keine wahre Stärke ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter...<
Daran hatte ich nicht gedacht. Und es stimmte. Meine Mutter war an meinen Vater gebunden, so wie er an sie und trotz aller Hürden nahmen sie jedes Risiko hin. Sie fielen und standen gemeinsam wieder auf. Nachdenklich rieb ich mir über das Brustbein, hinter dem ich noch den Schmerz von vorhin wahrnahm. >Was rätst du mir?<
>Gar nichts. Ich wollte nur altkluge Sprüche lostreten und wie es aussieht, zeigen sie Wirkung.< grinste Thales verschlagen. >Wie gesagt... Ich werde den Kerl nicht vermissen, sollte er von der Bildfläche verschwinden, aber für dich hoffe ich, dass es doch noch ein gutes Ende geben wird. Er soll ruhig auf Knien vor dir rumrutschen, ansonsten gebe ich ihm meinen Segen nicht und dein Vater erst recht nicht. Im auf Knien rumrutschen ist er sowieso ein König. Da kann er das besser bewerten.< Letzteres ließ mich leise lachen. Es war immer wieder lustig, wie er über meinen Vater herzog. Er durfte das ja auch. Sie waren beste Freunde und unter besten Freunden tat man das ab und an.
Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter und lächelte leicht. >Danke... mir geht es jetzt irgendwie besser.<
>Immer wieder gern, Sonnenschein.<
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1 836

30.06.2019, 20:11

Akela

„Heute ist kein guter Tag, was?“, mein Vater setzte sich neben mir hin und wir beobachteten beide das weite, goldene Feld. Die Gersten wiegten sanft im Wind hin und her, sodass man das leises Rauschen wahrnehmen konnte, das mich ein wenig an das Meer erinnerte. Da ich meinem Vater nichts vormachen konnte, weil er ein Schattenmagier war, antwortete ich: „Nein. Die Schatten sind wieder in meinem Kopf lauter geworden.“ Seine schwielige Hand legte sich kurz auf meiner Schulter: „Dein letzter Anfall ist schon eine Weile her. Vielleicht bedeutet es, dass deine Kraft kontrollierter wird.“ Schwach lächelte ich, ich glaubte ihm nicht, denn ich wusste, dass er nur mich beruhigen wollte. „Macht dir keine Sorgen wir finden einen Weg, wie du mit den Schattenauge umgehen kannst. Es mag sein, dass die andere Versuche fehlgeschlagen sind, aber wir dürfen nicht aufgeben“, mein Vater pflückte eine Gerste und schob sie zwischen in den Zähne, was bei ihm lässig aussah. Ich blickte wieder auf das Feld. Das Schattenauge war eine seltene „Gabe“ unter den Schattenmagiern, die Schattenmagie war mächtiger und vor allem ungezähmter. Eine höhere Form. Für mich war dieses Schattenauge kein Segen, ich empfand sie als ein Fluch. Vor zwei Jahren hätte ich beinahe mein kleiner Bruder Kenai schwer verletzt und bis heute konnte ich mir das nicht verzeihen. Und die Anfälle mochten in größeren Abstände auftreten, dafür waren sie umso stärker geworden. In diese Momente war ich eine Gefahr für Andere und nur mein Vater allein konnte mich ausschalten. Aber wie lange würde es noch gutgehen? „Akela?“, mein Vater klang besorgt und riss mich aus meine düstere Gedanken: „Hm?“ „Gib nicht die Hoffnung auf. Wir schaffen es“, eindringlich sah er in meine Augen. Für ihn zwang ich mich zu einem Lächeln und nickte: „Klar.“ Diese Lüge versteckte sich tief in meinem Inneren, wo er sie nicht entdecken konnte. Ich wollte nicht noch mehr eine Last für meine Familie werden, er gab sich sonst noch mehr die Schuld, dass ich das Schattenauge geerbt hatte. Zuletzt hatte es mein Urgroßvater. „Oh, das hätte ich glatt vergessen. Ich habe dir was aus der Stadt mitgebracht“, er reichte mir ein Kasten. Ich öffnete es und meine Augen weiteten sich: „Das war bestimmt teuer gewesen, dasGeld hättest du für die Reparatur gebraucht!“ „Macht dir darum keine Gedanken, du hast es dir verdient. Ich habe auch eine Leinenwand besorgt, sie steht in deinem Wagen“, meinte Vater. „Danke“, flüsterte ich und drückte den Kasten wie ein Schatz an mich. Drinnen befand sich ein paar Pinsel, die edel aussahen und Aquarellfarben. In meine Fingern juckten es sofort die Leinenwand in Farben einzutauchen. „Na los, tobe dich aus“, zwinkerte mein Vater mir zu und sagte beiläufig: „Mit deinem 18 Jahren bist du schon erwachsen und du solltest dir überlegen, ob du nicht lieber als Künstler arbeiten möchtest. Ich finde die Arbeit sollte nicht nur Geld einbringen, sondern auch Einem erfüllen können. Der Zirkus ist nicht deine Berufung. Akela, du hast das Recht, das machen zu dürfen, was dich glücklich macht.“

Schwerfällig stand ich auf und griff nach meinem mitgenommener Zeichenbuch. Emotionslos sah ich zu, wie es durch die Schattenflammen zu Staub zerfiel. Der Staub rieselte auf dem Boden und ich warf die Kohlestifte in eine Ecke. Ich hatte nicht dieses Recht, schon lange nicht mehr. Der Staub begann sich zu regen und formten sich zu Wörter, die aus meine Gedanken entsprungen waren. Ich hatte nicht die Musikmagie meiner Mutter geerbt, aber ich war in der Lage Texte für Lieder auszudenken. Das Lied Million Dreams hatte ich einst geschrieben und seitdem wurde es das Lied des Zirkus. Es wurde immer am Ende der Vorstellung gesungen. Mutter nannte mich manchmal ihr kleiner Poet. Ich verließ das Zelt und stellte fest, dass es mittlerweile Abend geworden. Cassandra kam auf mich zu und stemmte ihre Hände gegen die Hüfte: „Sieh Einer an, du lebst noch.“ Ich reichte ihr das Formular: „Eure Freisprechung, es ist königlich versiegelt. Also bewahre es gut auf.“ Überrascht zog sie ein Augenbraue hoch und verstauchte es in ihrer Tasche: „Was hast du jetzt vor?“ „Ich werde meditieren und will meine Ruhe haben“, antwortete ich kurzbündig und ging weiter bis ich das Lager hinter mir gelassen hatte. Als ich sicher war, dass Niemand in meiner Nähe war, malte ich ein paar uralte Runen auf und schnitt mit einem Dolch in meiner Hand. Blut tropfte auf die Rune und ich begann in eine fremde Sprache zu sprechen. Das göttliche Mal begann auf meiner Stirn zu brennen und wurde leuchtend sichtbar, in diesem Moment schimmert auch die Rune auf dem Boden. Eine starke Präsenz zwang mich auf die Knien und silbriger Nebel erschien flackernd über die Rune. „Du rufst mich, Auserwählter der Mondgöttin Luna?“, donnerte eine dunkle Stimme. Der Meergott Neptun, beziehungsweise ein Teil von ihm. Es war hier wie eine Gedankenübertragung. Denn wäre er wirklich hier, würde ich es höchstwahrscheinlich nicht überleben oder ein Anderer.

Die Wörter im Staub:
In my Blood - Shawn Mendes


1 837

01.07.2019, 08:02

Ardan

Bevor die Bestien die unterste Grenze des Gebirges erreichten, geschah das Wunder. Die Luft flimmerte plötzlich stärker als zuvor und dann geschah alles gleichzeitig. Einige der Viecher fielen gegrillt zu Boden, andere wiederum torkelten in Stücken den Hang hinab. Meine Augen weiteten sich vor Überraschung. Waren das eben meine Attacken gewesen? Alle auf einmal? Als ich in Envars Richtung blickte, grinste er mich triumphierend an.
>Überraschung gelungen?<
Ich war tatsächlich sprachlos. >Wie... wie hast du das angestellt?< fragte ich ehrlich beeindruckt und erntete ein Zwinkern. >Berufsgeheimnis.< war die einzige Antwort, die er mir gab, bevor er an Höhe gewann und mich dazu aufforderte, dasselbe noch einmal zu tun. Diesmal zögerte ich nicht. Ich stellte auch keine Fragen. Was auch immer er getan hatte, es hatte funktioniert und sämtliche Marionetten Viellas direkt in den Tod geschickt. Auch die Truppen schienen vom Spektakel positiv überrascht zu sein und stürzten sich mit Kampfgebrüll in den Krieg. Brennende Pfeile schossen über meinen Kopf hinweg, bohrten sich in das harte Fleisch des Feindes. Wie immer erschallten die ekelhaftesten Geräusche, wenn es richtig schmutzig wurde, aber davon ließ ich mich sowieso nicht ablenken. Ich war an all das hier gewöhnt. Die Macht in meiner Sense pulsierte zunehmend sehr intensiv und ich vermutete, dass Viella bald auftauchen würde, um mir wieder das Leben zu erschweren. Nur nicht heute. Heute würde ihr letztes Stündlein schlagen, dafür sorgte ich.
Gemeinsam mit Envar schossen wir auf die Welle aus dämonischen Bestien zu und fraßen uns mittels unserer verbündeten Magie durch die Reihen. Schwarzes Blut floss in Strömen den steilen Hang hinunter. Es stank gewaltig, da kam es dem ein oder anderen fast zum Kotzen. Ich wollte gar nicht wissen, was Viella ihnen zum Essen gab. Sicherlich nichts Schmackhaftes. Nicht zuletzt hatten wir auch mit dem Gift zu kämpfen, das die Kreaturen in sich trugen. Noch wusste ich nicht, ob es selbst an der frischen Luft effektiv blieb, doch ich sah, dass einige Soldaten dem Gift zum Opfer fielen. Viel zu schnell, wenn man mich fragte.
Ein Teil der Truppe weiter östlich hatte mit etwas mehr Bestien zu kämpfen, darum kam ich ihnen zur Hilfe und schwang meine Sense in tödlichen Bewegungen. Hier ein Scherenarm ab, hier ein paar giftige Schwänze, die wild am Boden zuckten. Dabei achtete ich peinlichst genau darauf, nicht von Blut oder irgendwelchen Extremitäten getroffen zu werden. Mit meinem Fluch hatte ich schon genügend Probleme, da sollte mir Gift gestohlen bleiben. Ich musste klar bei Verstand bleiben. Ich musste auf Viella warten und mir all die Energie für sie aufsparen. Bestimmt sah sie mir aus sicherer Entfernung dabei zu, wie ich ihre Haustiere zerstückelte und plante den nächsten diabolischen Schritt. Zuzutrauen wäre es ihr. Sie legte es immer darauf ein, perfekt aufzutreten und sich überheblich zu geben. Wahrscheinlich war ihr die Mitgliedschaft im Schwarzen Stern zu Kopf gestiegen. Hoffentlich so sehr, dass sie unvorsichtig wurde und ich das zu meinem Vorteil nutzen konnte. Überhebliche Dämonen waren weitaus einfacher zu besiegen als die stillen. Die stillen Feinde gehörten nämlich zur schlimmsten Sorte. Aus ihnen wurde man nie richtig schlau. Das machte sie extrem gefährlich.
Ich führte die nächste Attacke aus, die sich bis tief in den Berg fraß und fischte anschließend mit den roten Bändern meiner Sense nach weiteren Bestien, um sie in die Mangel zu nehmen. Ihre Scheren schafften es nicht den Stoff durchzuschneiden. Das wäre auch zu einfach gewesen. So blöd war ich nun wirklich nicht. Ich führte Angriffe nur dann aus, wenn ich mir sicher war, dass sie mindestens ein Ziel trafen und erledigten. So wie ich damals die Frostriesen zum Schmelzen gebracht hatte, grillte ich gleich zehn missgebildete Skorpione zu Asche und wandte mich der nächsten Gruppe zu. So ging es eine Weile lang weiter, bis ich endlich die mir leider vertraute Stimme von Viella hörte. Über uns allen erhaben, auf einer dunkelgrauen Wolke hockend und vor Belustigung aufblitzenden Augen. Bei Sakrazhue, wie sehr ich diese Frau hasste...
Sie kicherte hinter vorgehaltener Hand und schlug das eine Bein über das andere. Eine nervige Gewohnheit von ihr, denn von mir bekam sie keine Blumen. Sie verdiente es nicht einmal angesehen zu werden. >Da bist du ja.< knurrte ich wütend. >Spar dir jegliches Gelaber und lass uns die Sache ein für alle Mal beenden. Ich habe zu lange auf diesen Moment gewartet.<
>Nanana... Bist du sicher, dass du gegen mich kämpfen willst? Ich dachte eher an deine süße kleine Tochter. Sie ist mir mehr ebenbürtig als du. Letztes Mal hast du mich nämlich ganz schön gelangweilt.< säuselte sie und verzog ihre Lippen zu einem koketten Lächeln. Das lavendelfarbene Haar schwebte wie Nebel um ihre schlanke Gestalt herum und sollte sie wohl mystisch erscheinen lassen. Was für eine Witzfigur! Ich umfasste den Stab meiner Sense deutlich fester. >Keine Sorge. Diesmal werde ich dich bestens unterhalten, Miststück.< presste ich hervor.

Silia

Sowohl Alita als auch Thales gaben mir etwas Zeit all das Gefühlschaos sacken zu lassen, ehe ich mich bereit fühlte, den Tag neu anzupacken. Ich konnte es mir nicht leisten, meine Aufgaben aus den Augen zu verlieren, weil mein Herz nicht mitspielen wollte. So lief die Sache nicht. Die neue Motivation der Soldaten rührte mich zwar, aber ich wollte sie dennoch nichts ins Messer laufen lassen. Ich besaß die Macht sie vor dem Schlimmsten zu bewahren, darum durfte ich nicht aufhören weiter an mir zu arbeiten. Weiter zu wachsen.
>Lust auf ein Duell?< fragte mein rothaariger Freund mit einem herausfordernden Funkeln in den Augen. Er ging davon aus, dass ich sowieso wieder versagen würde, doch irgendwann würde ich den Sieg davontragen. Diesen Tag sehnte ich definitiv herbei, einfach um seinen Gesichtsausdruck zu sehen. Ich nickte einverstanden und richtete mich auf. Dabei griff ich nach meinem Schwert, das neben der Schlafmatte gelegen hatte.
Alita kam mit uns nach draußen. Wir begaben uns direkt aufs Feld aus Asche, da es hier sowieso nichts zu zerstören gab. Der ideale Ort zum Trainieren. Ich ging sofort in meine entschlossene Kampfhaltung über, hob das Schwert horizontal zum Boden an und fixierte Thales, der nur dämlich vor sich hin grinste.
>Ach, ich liebe unsere Schwertkämpfe. Da bekomme ich dieses Kribbeln im Bauch.< zwinkerte er mir zu.
Ich schmunzelte. >Wart's ab, bis ich dich besiege, dann verfliegt das Kribbeln ganz schnell.<
>Dann zeig mir doch, was du vom alten Herrn gelernt hast.<

Ach, ich liebe das Lied von Shawn *_*
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1 838

07.07.2019, 19:57

Jadis

„Meinst du, ich soll mich in die „Taufwanne“ stellen?“, fragte ich Daisuke. Wenn man dort den Segen der Luftgöttin Aer erhielt, bedeutete das vielleicht, dass ich dort auch das Erben empfing. Ich wusste nicht wie das Erben aussah, denn ich trug bereits den königlichen Armschmuck der Harpyie, das wie eine Krone darstellte. Daisuke schien einen Moment nachzudenken, ehe er antwortete: „Das wäre möglich. Ziehe deine Schuhe aus, damit das Heiligtum nicht verschmutzt wird.“ Ich schlüpfte aus meine schmutzige Stiefeln und spürte den kalten Stein des Bodens unter meine nackte Füße. Entschlossen schritt ich auf die „Taufwanne“ zu und bemerkte, dass der Rand von filigranen Mustern verziert wurde. Zudem sah das Inneren wie das Inneren einer Perle aus. Es fühlte sich glatt an, als ich mich hineinstellte. Über mir schwebte direkt die Hände der Luftgöttin Aer und erwartungsvoll hielt ich einen Augenblick die Luft an. Auch Daisuke sah mich voller Erwartung an und runzelte schließlich die Stirn, als nichts passierte: „Ich vermute wir müssen einen Zauber aussprechen oder Dergleichen.“ Meine aufkeimende Enttäuschung unterdrückte ich und meine Augen wanderten konzentriert durch den Raum. Vielleicht hatten wir etwas übersehen oder wir mussten nach der Luftgöttin rufen. Dann entdeckte ich die zwei kleine Löcher an den runden Torbogen, durch den wir gegangen waren. Dort waren ebenfalls Symbole eingraviert, die mir vertraut kamen. Verschwommene Bilder tauchten vor meine innere Augen auf und dann fiel es mir ein, woher sie mir vertraut vorkamen. Es ähnelte die der magische Tür, die sich hinter dem Efeu in meinem Schlossgarten versteckt hatte. Meine Mutter hatte durch einen besonderen Windzauber die Tür geöffnet und so mir über unsere Heimat erzählt. Aufgeregt erklärte ich Daisuke, was er zu tun hatte und hoffte, dass wir auf dem richtigen Weg lagen. Daisuke ließ seinen Wind in die Löcher blasen und sprach die Formen, an denen mich mich gar erinnern konnte. Irgendwo hörte ich ein Klicken und in gleichen Augenblick senkten sich die Flügeln der Kraniche an den Wände und ihre Schnäbel öffneten sich, während die Köpfe sich nach oben zum Sternbild richtete. Aus den Schnäbel schossen grelles Lichtstrahlen heraus und beleuchtete jeden einzelnen Stern. In der Luft summte Magie und ich glaubte die Aura des Herzens spüren zu können. Dann erklang aus der Ferne ein Vogelgesang, der nicht von dieser Welt sein konnte. Mit geweitete Augen sah ich, wie etwas Geisterhaftes sich vom Sternbild löste und ich konnte nicht ausmachen ob es ein Vogel oder eine Menschengestalt mit Flügeln war. Rauschend schwebte er direkt auf mich zu und ich duckte mich reflexartig, jedoch schien die Statue hinter mir das Ziel gewesen zu sein. Er verschwand in den Körper von Luftgöttin Aer. Ich glaubte ein leisen Atemzug hinter mir zu hören und die Mustern um die Taufwanne herum begannen aufzuleuchten. Um mich herum wurde die Luft lebendiger bis ein funkelnder Wirbelwind sichtbar wurde und ich mittendrin stand ohne von ihm berührt zu werden. Bist du bereit dein Erben anzunehmen, Windtochter?, flüsterte eine sanfte Stimme in meinem Kopf und mein ganzer Körper begann zu kribbeln, als er die fremde Macht spürte. Sie war nicht von dieser Welt. „Ja“, hauchte ich voller Ehrfurcht und mein Herz begann aufgeregt zu schlagen. Diese Stimme musste von der Luftgöttin Aer selbst gehören, anders konnte ich es mir nicht erklären. So sei es, wisperte sie und der Wirbelwind wurde zu einem Kokon, in dem ich gefangen war. Ich hatte keine Angst und schloss meine Augen, als das Funkeln immer heller wurde. Warme, reine Energie floß durch meinem Körper und füllte mich aus. Leise keuchte ich von der enorme Kraft auf und meine Augen rissen weit auf, als mein Kopf sich mit altem Wissen auffüllte, die jeder Windprinz oder jede Windprinzessin erhielt. Es fühlte sich berauschend an und als der göttliche Zauber von mir wich, fühlte ich mich wie neugeboren. „Deine Flügeln!“, rief Daisuke aus und kniete sich plötzlich vor mir hin, senkte dabei seinen Kopf: „Ich werde dir bis zu meinem Tod hingebungsvoll dienen, meine Windprinzessin.“ „Steh bitte auf“, diese plötzliche Demut machte mich verlegen und ich richtete meine Aufmerksamkeit auf meine Flügeln. Die Federn waren immer noch erdbraun, aber die Enden tauchten in einem sanften Goldton ein, was mich an Lichtschimmer erinnerte. Die zwei „Flügelstachel“ waren ebenfalls golden geworden. Und ich hatte das Gefühl, dass meine Flügeln ein kleines Stücken größer wirkte, jedenfalls spürte ich mehr Kraft in ihnen. Vorsichtig strich ich über die neue Feder am Enden, sie waren noch weicher geworden. Ich fragte mich, ob die neue Akzente Ardan gefiel. Mein Herz wurde schwer vor Sehnsucht und ich erinnerte mich an seinem Blick, als er mich zum ersten Mal in diese Gestalt gesehen hatte. Damals hatte ich diesen Blick nicht genießen können, aber jetzt wusste ich, dass er mich voller Bewunderung angestarrt hatte und er zeigte mir immer wieder, dass er auch diese Seite von mir abgöttisch liebte. Daisuke hatte sich mittlerweile aufgerichtet und seine Augen funkelten: „Lass mich bitte deinen Wächter sein.“ „Ich brauche keinen Aufpasser und außerdem habe ich Ardan“, war meine Antwort. „Keine Sorge, ich werde nicht aufdringlich sein und weiß, wann ich eingreifen muss“, ereiferte er sich. „Nein“, blieb ich bei meiner Antwort. „Du bist stur“, seufzte Daisuke Kopfschütteln und mein Mundwinkel zuckte leicht. Das hatte Jemand auch zu mir gesagt. „Komm, wir gehen nach draußen. Es wird Zeit Jemanden aufzuwecken“, meinte ich und hörte noch ganz klar die Botschaft der Luftgöttin in meinem Kopf. „Wen denn?“, erkundigte sich Daisuke neugierig. „Den Donnervogel“, in meine Stimme klang einen feierlichen Ton mit und ich spürte die Aufregung in meinem Bauch kribbeln. Er stolperte beinahe über seine eigene Füße: „Hast du gerade Donnervogel gesagt?! Er ist seit fast 200 Jahren nicht mehr erschienen!“ „Er erscheint nur, wenn er gebraucht wird und jetzt ist seine Zeit gekommen. Die Luftgöttin Aer hat mir gezeigt, wie ich ihn rufen kann“, wir verließen das stille Tempel und der Mond leuchtete klar in den Nachthimmel. Wir waren schon zu lange weg und ich wollte nicht noch länger wegbleiben. Meine Leute brauchten mich. Ardan brauchte mich. Feena schnaubte zu Begrüßung, denn sie hatte die ganze Zeit draußen auf uns gewartet und ihre bernsteinfarbene Augen sahen mich erwartungsvoll an. Ich griff nach der magische Windflöte und schloss meine Augen, um mich an die Melodien zu erinnern, die mir die Luftgöttin in meinem Kopf vorgespielt hatte.

Lied

Als die letzten Melodien verklangen, herrschte vollkommene Stille und aufeinmal erklang aus der Ferne ein Vogelschrei. Gleichzeitig richteten wir unsere Augen nach oben, als wir eine nähernde Präsenz wahrnahm und mich verschlug das Atem bei diese majestätische Schönheit. Der Donnervogel war riesig und in den Mondlicht schimmerte seine Federn leicht golden. Ein starker Windstoß kam auf, als er landete und ich bemerkte, wie Feena sich nach vorne beugte. Ein Zeichen tiefster Respekt und Unterordnung der Hippogreif. Der Donnervogel musterte uns mit wache Augen, die unglaublich intelligent wirkten und irgendwie alt, als hätte er schon viele Jahren gelebt. Das mythisches Wesen aus den Legenden war zum Leben erwacht.

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07.07.2019, 20:06

Akela

Ich hatte ihn nicht direkt gerufen, sondern darauf gepokert die Mondgöttin Luna zu erwischen. Aber anscheinend war sie beschäftigt, aber da es Nacht war, war es nicht wunderlich oder sie war immer noch beleidigt von meinem letzten Auftritt. Die Götter konnten ziemlich launisch werden, das hatte ich schnell erfahren müssen. Besonders bei dem Meergott Neptun, ihr Gefährten. Es schien ihm nicht sonderlich zu gefallen, dass sie mich zum ihrem „Helden“ auserwählt hatte. Wahrscheinlich weil ich nicht nach seiner Nase tanzte, mächtige Männer mochten mich nicht. „Ja“, ich richtete mich selbstbewusst auf und starrte nicht in den silbrigen Nebel, obwohl seine Macht mich wieder unterdrücken wollte: „Es ist alles ins Rollen gekommen, also betrachte ich meine Aufgabe als erledigt und das göttliche Mal kann von mir genommen werden.“ Aus der Ferne erklang ein wütendes Donner, vermutlich sein Werk, denn der Nebel zuckte hell wie Blitze: „Du wagst es uns zu sagen, was wir zu tun gedenken haben, Mensch? Du kannst deinem Schicksal nicht entrinnen, es ist genauso in der Prophezeiung verwoben wie die fünf Schicksale der Anderen.“ Meine Augen wurden schmal und mein Unterkiefer spannte sich an: „Davon habt ihr mir nicht erzählt.“ „Du warst nicht bereit den Ausmaß deines Schicksals zu kennen“, antwortete der Meergott Neptun. Meine Hände ballten sich zu Fäuste: „Ich passe. Ich habe genug mich zu eurem Hampelmann gemacht und erachte meinen Teil als erfüllt!“ Der Nebel begann wieder zornig zu zucken und seine Aura wurde erdrückend, sodass meine Knien anfing zu zittern. Ich kämpfte dagegen an und blieb mit aller Kraft stehen. „Dein Schicksal steht geschrieben, du wurdest von der Mondgöttin Luna auserwählt. Du trägst das Erben von den ersten Schattenmagier Tyr“, er meinte das Schattenauge und fuhr fort: „Du bist feige, Mensch. Du läufst vor deiner Bestimmung weg.“ „Feige? Ich? Was habe ich all in den Jahren getan?“, knurrte ich. „Du willst dem Leben entfliehen. Mut besitzen Derjenigen, die ihr Schicksal tragen können, ganz gleich wie schwer es ist. Folge deiner Bestimmung und zeige dich würdig, dann nehmen wir dir das Mal“, donnerte seine Stimme. Ich spürte große Lust ihn in seine Fresse zu hauen und tief atmete ich ein, ehe ich kalt fragte: „Und was soll das für eine verfluchte Prophezeiung sein, in der ich anscheinend ebenfalls eine Rolle spiele?!“ „Die Dunkelheit wird sich über die Welt ereilen und der schwarze Stern wird am Himmel stehen, wenn die sechs Strahlen sich nicht zu einem goldener Stern vereinen. Sie sind alle miteinander verbunden und ergeben sich aus drei Paare: Der Drache, der aus der Asche des Phönix erwacht und von Windprinzessin aus strahlendem Eis geküsst wird. Zwei Seelen in einem Leben. Der blaue Diamant mit dem weiten Blick verborgen in den Schatten ihres Wächters mit den goldene Augen. Zwei Seelen in ewiger Verbundenheit. Der Fuchs aus Licht und das Schattenauge aus Dunkelheit geboren. Zwei Seelen in gleichgewichtigen Einklang. Dann gibt es noch die zwei Säulen des Sterns, die Säule der Zeit und die Säule des Raums. Ihr seid in der Lage das Böse zu besiegen.“ Der Fuchs aus Licht und das Schattenauge aus Dunkelheit geboren. Zwei Seelen in gleichgewichtigen Einklang, diese Worte drangen tief in meinem Kopf ein und etwas zog sich in meinem Brustkorb zusammen. Damit konnte die Prophezeiung nicht mich gemeint haben. Die Sache zwischen Silia und mir war erledigt. Ich war nicht ihr Gegenstück, wir waren nicht in einem „ gleichgewichtigen Einklang“. Ich hatte sie vertrieben, aber wir hätten wahrscheinlich sowieso nie eine Chance gehabt. Ich hätte sowieso alles kaputt gemacht und da war noch eine andere Sache, wofür sie mich hassen würde. „Vermutlich gibt es irgendwo noch einer mit Schattenauge, denn ich bin es garantiert nicht“, erwiderte ich trocken, da ich kein Held war und drehte mich um. „Flieh nur, du wirst deinem Schicksal nicht entrinnen können, Schattenauge“, noch einmal donnerte es und ich spürte wie seine erdrückende Aura verschwand. In Gedanken versunken lief ich durch das Lager bis Kampfgeräusche in meine Ohren drangen. Ich blickte auf und entdeckte weiter hinten die Sonnenfüchsin mit den König kämpfen. Rasende Eifersucht rauschte durch meine Adern und fraß sich durch meinem Inneren, gleichzeitig spürte ich diesen Sog, der von ihr ausging. Meine Muskeln spannten sich an, damit sie mich nicht wie eine Sirene locken konnte. Es war ganz klar gewesen, dass sie mich nicht mehr wollte und ich konnte immer noch nicht begreifen, warum sie überhaupt jemals mich haben wollte. Ich sollte weitergehen, aber ich war selbstzerstörerisch und aus der schrumpelige Rosine in meinem Brustkorb tropfte das weinrote Blut. Ihre Bewegungen geschmeidig und ich spürte das Kribbeln in meine Fingern, jedoch hatte ich mir jetzt das Zeichnen abgeschworen. Stumm beobachtete ich sie weiter aus der Ferne und ich stellte fest, dass in meinem Bauch sich Hitze ansammelte. Das konnte nicht sein, bei mir hatte sich seit Jahren dort unten nichts mehr geregt. Ich war gar nicht mehr in der Lage Verlangen zu spüren und doch jetzt stand ich hier und wollte ihren Körper an Meinem spüren.


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07.07.2019, 20:18

Kenai

Ich ging abseits des Lagers, wo es ruhiger war und setzte mich auf dem staubigen Boden hin. Ich bemerkte, dass der Staub Asche war. Mein großer Bruder hatte wieder mich von sich fortgestoßen und die Schwarzmagerin hatte mir gesagt, man sollte ihn besser in Ruhe lassen. In mir herrschte Unruhe, denn es gefiel mir nicht, wie sich noch mehr Dunkelheit in seinem Inneren gesammelt hatte. Etwas war in den letzten Stunden geschehen und ich spürte, dass er Schmerzen hatte. Jedoch wollte Akela nicht darüber reden. Ich runzelte mit der Stirn, es war nicht gut, dass er alles alleine machte. Ich wusste nicht, wie ich sein Vertrauen gewinnen konnte. Ich sah zum schwarzen Himmel hinauf, dort funkelte keine Sterne. Ich mochte die Gegend hier nicht. Ein Bild tauchte vor meine innere Augen auf, es war die Landschaft von Ocamma und ich spürte ein seltsames Ziehen in meinem Brustkorb, als auch das vertraute Schloss auftauchte. Heimweh, dieses Gefühl nannte man Heimweh. Aber dort hatte ich keinen Platz mehr. Meine Schultern sackten in die Tiefe, als nun das Bild von Jenaya auftauchte. Ich würde sie immer vermissen, an manche Tagen konnte ich den Schmerz ertragen und manche Tage war es schwer. Mit meinem Finger berührte ich meine Lippen. Wann hatte ich sie zuletzt geküsst? Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern. Mein Herz begann schneller zu schlagen und mein Nacken kribbelte nervös. Was wenn ich auch ihr wunderschönes Gesicht vergessen würde? Ich wollte sie nicht mehr vergessen, auch wenn sie mein Herz gebrochen hatte. Das wurde in diesem Moment mir bewusst. Ich stand auf, um unruhig hin und her zu gehen. Ich musste Jenaya aufsuchen, ich musste wissen ob es ihr gut ging. Dieser König von den heiße Quellen hatte ganz bestimmt Kontakt zu der andere Gruppe. Also musste ich ihn fragen. Entschlossen kehrte ich ins Lager zurück, denn für das Meditieren konnte ich mich nicht konzentrieren. Mein Herz schlug immer noch schnell und manchmal stockte es. Meine Hände fühlten sich feucht an. Schmerz und Sehnsucht tobten in meinem Körper.
Jenaya. Jenaya. Jenaya.
Wie ein Gebet schwebte ihr Name in meinem Kopf und endlich fand ich den König. Er war auf dem provisorischen Trainingsplatz, wo er gegen die Sonnenfüchsin kämpfte. Auf der andere Seite spürte ich Jemanden und ich brauchte einen Moment bis ich seine Gestalt in der Dunkelheit entdecken konnte. Beinahe war er in den Schatten der Nacht unsichtbar. Mein großer Bruder schien mich nicht wahrzunehmen, sondern starrte die Sonnenfüchsin an. Dieser Blick bekam mir bekannt vor. Ich kannte dieses Gefühl, den ich in seine Augen las und mit einem Mal begriff ich, was mit ihm los war. Wie ich hatte er Herzschmerz und der Grund war die Sonnenfüchsin.