Hanabi
Stimmt. Fenrir liebte den Wald, weil er sich darin austoben konnte. Ich hoffte für ihn, dass es in Aradon viel Platz zum Herumrennen gab und vielleicht würde er mich wieder in seiner Wolfsgestalt mit auf eine wilde Reise nehmen. Letztes Mal hatte ich den Ritt sehr genossen, auch wenn es mich anfangs überwältigt hatte. Nur um dann zum ersten Mal von seinem Blutdurst zu erfahren. Kaum zu glauben, dass das nur wenige Tage zurücklag. Die Zeit verging viel zu schnell...
>Eine wunderschöne Aussicht, freundliche Menschen, leckeres Essen und hoffentlich neue Freundschaften.< zählte ich an meinen Fingern auf. >O, und Andenken. Ich möchte von jedem Ort, den wir besuchen ein Andenken mitnehmen. Das ist meine Art, mich an die Erlebnisse zu erinnern.< fügte ich lächelnd hinzu und sah zu seinen Lippen, weil er sich in die untere biss. Das tat er immer, wenn ihm ungezogene Gedanken kamen. Ich strich mir eine Strähne hinters Ohr und versuchte nicht daran zu denken, zu was dieser Mund fähig war. War es überhaupt normal, dass man in einer Beziehung an nichts anderes mehr denken konnte, als... nun ja... als nur im Bett zu sein? Oder war das bloß am Anfang so? >Wenn du möchtest, können wir eine Runde spazieren gehen. Jetzt ist es noch nicht so warm draußen.<
Malevor
Auch ohne frische Luft vibrierte sie voller Energie. Dennoch schien sie der Spaziergang doppelt so stark zu motivieren, darum sagte ich nichts, sondern genoss die Gesellschaft und die noch milden Temperaturen. Es war noch früh genug, dass die Hitze der Sonne erträglich war und durch die großen Segel wurden Schatten aufs Deck geworfen, in denen ich meine Zuflucht fand. Meine Begleiterin hingegen spazierte im sonnigen Teil des Decks. Gewohnheit einer Licht-Animagi. Immer zum Licht hin. Die kleine Brise mit der salzigen Note des Meeres rundete den angenehmen Spaziergang ab, bis Taiga plötzlich Reißaus nahm. An mir konnte es jedenfalls nicht liegen, denn ich hatte weder etwas gesagt noch getan. Warum also hatte sie es eilig?
Ich beschleunigte meinen Schritt, um zu ihr aufzuschließen und entdeckte sie bei dem Mann, den ich gestern mit der Stille markiert hatte. Natürlich war ihr dieser Kerl nicht entgangen. Offenbar hatte das etwas mit ihrer Magie zu tun, sonst wäre sie nicht auf sein Bild oder dergleichen aufmerksam geworden. Er verhielt sich zurückhaltend und so tief in den Schatten, dass kaum einer ihn richtig wahrnahm. Wenn man nichts mehr zu verlieren hatte, strahlte man genau das aus. Ein tiefes, schwarzes Loch, aus dem es kein Entrinnen gab. In der Ewigen Verdammnis hatte ich genau so gedacht, aber heute stand ich hier. Wie durch ein Wunder. Aber dieser Mann... er war nicht gut für Taiga. Schon wie er sie ansah, missfiel mir und ich ahnte, dass sie nicht lockerlassen würde. In dieser Hinsicht war sie wie Sury. Für jedes Herzenslicht gab es Hoffnung. Allerdings funktionierte die Dunkelheit nicht immer nach diesem Prinzip. Das war reines Wunschdenken. >Tu, was er sagt. Es gibt hier nichts zu sehen.< meinte ich in ernstem Tonfall, als ich meine Hand um Taigas Oberarm schloss. Ich zog sie näher zu mir und bedeutete ihr mit einem Nicken, dass wir weitergehen sollten. Diesen Mann würden wir morgen sowieso nie wieder sehen.