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04.08.2020, 00:18

Hanabi

Überrascht zuckte ich zusammen, als er plötzlich an mir zu knabbern begann. Als Hase war man es eben nicht gewohnt von einem Wolf zärtlich angeknabbert zu werden. Wie ein leckeres Häppchen. Ich schmunzelte in Gedanken und genoss die süße Aufmerksamkeit. Fenrir sorgte stets dafür, dass es mir gut ging und es mir an nichts mangelte. Das liebte ich so sehr an ihm.
Ich kuschelte mich dichter an ihn, während meine Ohren lässig zuckten. Die verschiedensten Geräusche drangen in mein Gehör. Besonders das sanfte Meeresrauschen. Wie friedlich doch dieser Morgen begann, aber dabei würde es nicht bleiben. So viel stand fest. Ich konnte nämlich hören, dass auch Taiga sowie Malevor aufgestanden waren. Wie es meiner Freundin wohl ging?
Seufzend rieb ich meine Nase in sein dichtes Fell. Mein halbes Gesicht verschwand darin.

Malevor

Es war ungewohnt sie nicht dauernd plappern zu hören. Sie wählte ihre Worte mit Bedacht aus. Das war eigentlich meine Art, aber nach dieser Erfahrung... Bevor meine Gedanken wieder eine düstere Reaktion in mir hervorriefen, nickte ich langsam und stand auf. Dass sie nicht einfach selbst das Bad aufsuchte und eventuell jemand anderes nach dem Weg fragte, sagte viel über ihren Zustand aus. Sie vertraute niemandem mehr. Nur mir. Das war ja ganz schön und so, ein echter Liebesbeweis, aber das machte mich kein bisschen glücklich.
Vor dem Bad blieb ich stehen. >Ich warte draußen auf dich. Lass dir ruhig Zeit.<
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04.08.2020, 08:06

Taiga

Ich schlüpfte in den Raum hinein, zu dem Malevor mich geführt hatte und wenig später stand ich vor einem Spiegel. Die blasse Frau dort drinnen sah fremd aus, alles an ihr wirkte farblos und matt. Beinahe leer. Als würde sie gar nicht richtig leben. Dann waren da noch die rote Male. An den Arme. An den Beine. Bis zum Anfang des Halses und unter dem Kleid war noch mehr davon. Diese Frau war ich. Es war mein Spiegelbild. Mit einem Kloß in den Hals berührte ich die kalte Oberfläche und ein Zittern durchlief meinem Körper. Dann wandte ich mich von dem Spiegel ab, weil ich mein eigenes Bild nicht mehr ertrug. Als ich die Tür öffnete, sah ich zu Malevor auf: "Was wenn sie mich nicht reparieren können oder was wenn ein Teil von mir kaputt bleibt? Könntest du mich trotzdem mögen, so wie ich jetzt bin oder wirst du in mir nur das Verlorene sehen?"

Fenrir

Mein Schwanz begann leicht zu klopfen, als sie sich enger an mich schmiegte, nachdem sie die kurze Überraschung überwunden hatte. Ich spürte ihre kleine, feuchte Nase in meinem Fell und Wärme sammelte sich in meinem Brustkorb. Ich knabberte weiter an ihr weiches Fell, um nicht in die Versuchung zu kommen sie abzuschlecken. Das wäre wahrscheinlich zu viel des Guten. Ihr Fell roch wie ihr duftendes Haar, nämlich nach Frühling und Nacht. Noch genoss ich die Zweisamkeit am Morgen, doch ich wusste bald mussten wir uns dem Tag entgegen stellen.



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04.08.2020, 12:01

Hanabi

Mmmh, dieses Anknabbern war entspannender als erwartet. Ich genoss es, wie er sich um mich kümmerte und könnte ich als Hase lächeln, würde ich genau das tun. Das war doch mal ein schöner Start in den Tag. Hoffentlich hielt das Schöne etwas länger an, bevor die Realität mit aller Kraft zurückschlug. Daran wollte ich wirklich nicht denken. Das hier war viel besser. Wenn du so weitermachst, schlafe ich wieder ein, sprach ich in Fenrirs Gedanken. Dann hielt ich kurz inne und fügte seufzend hinzu: Heute Nacht haben mich zum Glück keine seltsamen Träume oder Visionen geplagt. Silia meinte, dass ich entweder zum Geburtsort oder Sterbeplatz von Alita muss. Dort wird sich vermutlich alles klären. Aber ich... ich bin trotzdem sehr verwirrt. Und irgendwie macht mir das Ganze Angst.
Da war sie wieder. Diese Unruhe in meinem Magen.

Malevor

Während Taiga im Bad war, blieb ich an der Tür stehen und lehnte mich mit vor der Brust verschränkten Armen gegen die Wand. Allerlei Gedanken quälten mich bereits früh morgens. Einerseits wollte ich die Animagi so schnell wie möglich geheilt sehen, andererseits wurde das Biest in mir zunehmend rastloser. Diese Art Dunkelheit ließ sich nicht auf ewig unterdrücken. Früher oder später musste ich mich auf die Jagd machen. Ich musste Cyrill finden und ihn töten. Rache mochte Taiga nicht viel bringen, mir hingegen schon. Sein Blut an meinen Händen würde mir tiefe Genugtuung bereiten. Und ich würde ein Zeichen für alle anderen Dunkelgeborenen setzen, die es wagten nochmal Hand an meine Familie anzulegen.
Die Tür öffnete sich kurze Zeit später und hinaus trat eine nachdenkliche, unsichere Taiga. Ihre Fragen lösten Kummer in meiner Brust aus. Ich erinnerte mich dasselbe zu ihr gesagt zu haben. Damals vor unserem Streit. >Ich werde immer das Verlorene sehen, wenn es verloren bleibt, Taiga. Es wird mich nämlich stets daran erinnern, dass ich nicht fähig war dich davor zu bewahren.< gestand ich offen. >Aber...< Ich schlang die Arme um ihre Taille und drückte sie sanft an mich. >...ich würde dich nie im Stich lassen. Kaputt oder nicht, ich bleibe bei dir. Du hast immerzu an mich geglaubt und mich akzeptiert wie ich bin. Natürlich will ich dasselbe für dich tun.<
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04.08.2020, 14:48

Taiga

Bei seine ersten Worte verkrampfte ich mich und spürte das Brennen in meine Augen. Doch dann zog Malevor mich in seine Arme und die nächsten Worte ließ mich vor Erleichterung laut aufkeuchen. Er würde bei mir bleiben, egal ob die Behandlung mich heilen konnte oder nicht. Und ich konnte es akzeptieren, dass er dennoch das Verlorene in mir sah, wenn etwas in mir verloren blieb. Plötzlich hörte ich ein Knurren und wenige Sekunden begriff ich, dass mein Magen solche Geräusche machte. "Ich habe Hunger", stellte ich fest und war verblüfft wie sowas Normales selbst bei jemand Kaputten passierte.

Fenrir

Ich musste schmunzeln und dann wurde ich wieder ernster, als sie das Thema ansprach. Sobald es Taiga besser geht, werden wir zuerst den Sterbeort aufsuchen und dann Hana'yei. Wir können es nicht leisten die Warnung deiner Schöpferin zu ignorieren. Wenigsten sie scheint sich darum zu scheren, was mit ihren Kindern geschieht, antwortete ich ihr und dachte finster an Taigas Schöpferin. Sie war auch Silias Schöpferin und hatte sie sich nicht damals ebenfalls aus allem rausgehalten? Aber wehe man wurde ihr gegenüber unartig, dann meldete sie sich. Ich hob den Kopf und lauschte, es scheint, dass die Anderen auch wach werden. Lass uns schon mal den Frühstück vorbereiten.


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04.08.2020, 17:50

Hanabi

Hm, da hatte er schon irgendwie recht. Meine Schöpferin kümmerte sich tatsächlich um mein Wohlbefinden und das obwohl sie das nicht tun musste. Die meisten Schöpfer waren eben so. Nur Malevors und Fenris Erzeuger schien der Schlimmste von allen zu sein. Es sollte verboten sein, jemandem so viel Macht zu geben, der dieses Übel in die Welt freisetzte. Das war einfach nicht fair. Ja... ich lasse dann alles auf mich zukommen. Eine andere Wahl hatte ich sowieso nicht. Ich wollte wissen, was es mit meinem Geist auf sich hatte und ob Alita und ich dieselbe Person waren. Gleichzeitig fürchtete ich mich vor der Wahrheit. Es ging immer mit großer Veränderung einher. Würde ich dieselbe Hanabi sein wie zuvor, wenn ich mich an das letzte Leben erinnerte? Was erwartete mich nach der großen Enthüllung?
Ich verwandelte mich zurück in meine halbmenschliche Gestalt und streckte mich. >Dann lass uns Frühstück machen.<

Malevor

Ich streichelte behutsam ihren Rücken und küsste sie auf den Scheitel. Es musste sehr verwirrend sein jetzt in ihrem Körper zu stecken. Alles war ganz neu und fremd. Unter anderen Umständen tat ein Neuanfang normalerweise gut. So wie anfangs bei mir - bis mein Schöpfer sich gemeldet und alles kaputt gemacht hatte. Bevor wieder die Wut hochkochte, löste ich mich von der Umarmung und lächelte Taiga leicht an. >Dass du Hunger verspürst, ist ein positives Zeichen. Besser als gar nichts.<
Mit einer Hand an ihrem Rücken führte ich sie den Flur entlang zu den Treppen, die nach unten in den Wohnbereich führten. Ich hörte Geräusche aus der Küche. Die anderen waren ebenfalls wach geworden. >Hanabi ist deine Freundin. Ihr habt euch ständig Schwesterfreundinnen genannt. Sie ist eine sehr liebe Animagi. Vor ihr brauchst du dich nicht fürchten. Genauso wenig vor meinem Bruder, auch wenn er meist grimmig wirkt. Dich hat er schon lange akzeptiert. Du bist Teil unseres Rudels.< erklärte ich ihr ruhig.
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04.08.2020, 19:22

Taiga

Ich entspannte mich allmählich, seine Nähe hatte eine starke beruhigende Wirkung auf mich. Ich ließ mich von Malevor nach unten führen und wir erreichten einen großen Raum, in dem man vermutlich gemeinsam zusammen saß. Aus dem Nebenraum hörte ich Geräusche und durch die offene Wand sah ich dort zwei Gestalten. Der Mann mit den gelben Augen, der sich gestern als der Bruder von Malevor vorgestellt hatte und eine kleine, junge Frau. Ich glaubte sie saß gestern mit am Bett. Mein Blick wanderte wieder zu Malevor. Schwesterfreundin. Das Wort klang schön. Es klang nach einer tiefe Freundschaft und ich konnte mich nicht daran erinnern. Das musste für sie auch nicht einfach sein, ich war nicht alleine betroffen. Rudel. Ein Wort der Familie und ebenfalls Freundschaft ausdrückte. Vor allem Zusammenhalt. Wir waren anscheinend eine Gemeinschaft.

Fenrir

Ich verwandelte mich ebenfalls in die halbmenschliche Gestalt zurück und half Hanabi dabei das Frühstück zu vorbereiten. Ich hörte Schritte auf der Treppe und erkannte sie sofort. Dennoch schaute ich nicht auf, sondern machte einfach weiter und holte das Geschirr heraus. Ich entschied mich, dass wir draußen auf der Terrasse aßen. Das war für Taiga vielleicht etwas entspannter. Immerhin waren da noch der Schattenmagier und seine Ehefrau. Wieder hörte ich oben Schritte, sie machten sich anscheinend auf dem Weg zu uns. Kurz grüßte ich mein Bruder und Taiga, als ich an ihnen vorbeiging, um nach draußen zu gelangen.


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05.08.2020, 10:47

Hanabi

Meine Ohren zuckten kurz, als ich nahende Schritte hörte. Irgendwie war ich nervös. Weil ich nicht einschätzen konnte, wie Taiga sich mir gegenüber verhalten würde und was ich überhaupt tun sollte. Sie umarmen schon mal gar nicht. Ihre gestrige Reaktion hatte genug gezeigt. Und während ich mir den Kopf zerbrach, beschloss Fenrir sie kaum zu beachten und trug die ersten Sachen nach draußen.
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und drehte den Kopf in die Richtung der beiden. >Guten Morgen. Wir frühstücken auf der Veranda. Dort ist es bestimmt schön am frühen Morgen.< teilte ich ihnen mit und schnappte mir den Teller mit den kleinen Brötchen sowie Besteck. Dann verließ auch ich die Küche. Nicht zu wissen, wie ich mich verhalten sollte, machte mich unsicher. Dabei wäre mir nichts lieber als meine Freundin fest zu umarmen. Beinahe drohte ich wieder in Tränen auszubrechen, doch ich riss mich zusammen.

Malevor

Taiga sagte nichts dazu und das war weniger als je zuvor. Es stimmte mich traurig, sie nicht mehr wild plappern zu hören. Ich hatte nie ein Problem damit gehabt, hatte diese Seite an ihr sogar sehr gemocht. Weil sie dann voller Leben war, aber jetzt... Mein Blick fiel auf das andere Pärchen. Fenrir trug die ersten Sachen nach draußen und auch Hanabi folgte ihm wenige Sekunden später. Sie schien ebenfalls überfordert zu sein. Und mir war aufgefallen, dass auch etwas anderes sie belastete. Immerhin hatte sie mit Sury unter vier Augen gesprochen. Das entging mir natürlich nicht.
Trotzdem konnte ich mich da nicht einmischen, denn Taiga gehörte zu meiner obersten Priorität. Ich reichte ihr ein paar Sachen, schnappte mir selber welche und führte sie nach draußen. Dort, wo wir gestern zu Abend gegessen hatten. Gut gelaunt. Friedlich. Sorgenfrei. Ich erinnerte mich sogar an das Bild, das Taiga hatte malen wollen. Uns alle in Tierkostümen. Hoffentlich würde dieses Bild irgenwann das Licht der Welt erblicken.
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05.08.2020, 13:34

Taiga

Sie gingen hinaus und als Malevor ein paar Sachen in meine Hände drückte, gingen wir ebenfalls hinaus. Auf der Veranda konnte man das Meer sehen und das weite Blau wirkte beruhigend, wie sein rhythmisches Rauschen. Ich stellte die Sachen auf dem Tisch ab und setzte mich neben Malevor hin. Erst jetzt bemerkte ich bei den Anderen die tierische Zügen. Die junge Frau mit den blauen Haaren hatte Hasenohren und der Bruder von Malevor Wolfsohren. Sie schienen ein Paar zu sein, obwohl sie äußerlich nicht gegensätzlicher hätte sein können und gleichzeitig passte das Bild irgendwie. "Guten Morgen", ertönte eine andere männliche Stimme. Ich hatte ihn gestern flüchtig gesehen und neben ihm stand eine schwangere Frau mit weißem Haar. Sie hatte mit am Bett gesessen. Ich glaubte zu gehörte zu den Personen, die mich heilen wollte. "Ich bin Kenai und das ist meine Ehefrau Jenaya", lächelte mich der Mann freundlich an. Seine Augen sahen wie goldene Glassplittern aus. Und die Vorstellung, als würden wir uns erst kennenlernen, half mir ein wenig mit der Situation zurechtzukommen. "Ich bin Taiga", sagte ich leise und senkte den Blick. Kenai nickte und setzte sich mit seiner Frau an dem Tisch: "Ihr habt schon gedeckt. Dann übernehme ich naher das Aufräumen. Ich wünsche euch einen guten Appetit."

Fenrir

Ich wusste, dass es für Hanabi nicht einfach war. Sie vermisste ihre Schwesterfreundin und es war wirklich ungewohnt die beiden Frauen nicht fröhlich gemeinsam plappern zu hören. Zum Beispiel jetzt würden ihnen tausend Themen einfallen oder wie man den heutigen Tag verbringen könnte. Durch die Entführung hatte sich alles verändert. "Haut rein", nickte ich zustimmend, als Kenai uns einen guten Appetit wünschte und langte zu. Kurz linste ich zu meiner Gefährtin, sie wirkte gefasster. Vielleicht sollten wir über einem Thema sprechen, das Taiga vor dem Überfall gefallen hätte. Vielleicht kam sie aus sich heraus. Ich hatte keine Ahnung wie man mit traumatisierten Personen umging. Immerhin gehörte ich zu den Personen, die früher Traumas bei Anderen ausgelöst hatte.


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05.08.2020, 14:28

Hanabi

Als auch das andere Paar auftauchte, war die Runde komplett. Ich fragte mich, ob Silia ihren menschlichen Eltern bereits alles erzählt hatte. Würden sie uns irgendwie helfen können? Was war ihre Meinung zu dem Ganzen? Außerdem... konnten wir auf dieser Insel bleiben und damit womöglich den Frieden stören? Ich wollte nicht, dass die Menschen wegen unserer Probleme in etwas hineingezogen wurden, von dem sie kein Teil waren. Sollte es nämlich wirklich zu heftigen Kämpfen kommen, reichte ein kleiner Platz nicht. Diese Insel mochte groß sein, aber nicht groß genug für die Macht eines Animagi. Noch immer spürte ich die unterdrückte finstere Energie, die von Malevor ausging. Als Hase reagierte ich besonders empfindlich auf die Energie eines Jägers. Und Malevor wollte Blut fließen sehen. Es strömte ihm aus jeder Pore.
>Mein Mann und ich sind aus Ocamma.< begann plötzlich Jenaya zu sprechen. Sie sah zu Taiga, lächelte offen. >Wir führen ein Theater und leben etwas abgeschieden im Wald. Es ist sehr friedlich dort. Unser Sohn Cael hält uns ganz schön auf Trab und diese beiden...< Sie streichelte ihren Bauch. >...können es auch kaum erwarten die Welt zu stürmen. Ich schätze in einer Woche ist es so weit.<

Malevor

Wir saßen alle miteinander am Tisch, wie damals in Ocamma. Nur unter anderen Umständen. Es fühlte sich falsch an so zu tun, als würden wir uns zum ersten Mal kennenlernen, aber etwas anderes blieb uns nicht übrig. Hauptsache, wir überforderten Taiga nicht. Solange sie nicht das Bedürfnis hatte aufzuspringen und wegzurennen, war alles gut. Außer bei mir. In mir tobten die Gewalten, als wäre ein Krieg ausgebrochen. Es kostete mich einiges an Selbstbeherrschung ruhig zu bleiben. Entspannt zu essen. Kauen. Schlucken. Trinken. All das kostete mich mehr Kraft als sonst. Deshalb war ich froh, als Jenaya das Gespräch eröffnete und Taiga Geschichten aus Ocamma erzählte. Geschichten, die sie auswendig kennen sollte.
>Hanabi, die Kette, die du trägst, hat dir Fenrir gekauft. Du hast sie in der Stadt am Schaufenster gesehen, nicht wahr?< Wie aufs Stichwort sah die Animagi auf und nickte lächelnd. Ihre Finger berührten den Schmuck. Dann sah die Lichtgeborene zu mir.
>Ihr seid auch nicht mit leeren Händen zurückgekommen.<
Ich verstand, worauf sie hinauswollte und stieß ein leises Seufzen aus. Mir wäre es lieber, wir würden das Thema erst gar nicht ankratzen. Trotzdem sah ich Taiga an. Vielleicht erinnerte sie sich, vielleicht auch nicht. >Du hast viele Kleider anprobiert. Und schließlich habe ich eines gewählt, das du dir dann auch gekauft hast. Du... hast es ziemlich oft getragen.< Ich räusperte mich, sah zurück auf meinen Teller und aß weiter.
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05.08.2020, 18:58

Taiga

Geschichten stürmten auf mich ein und ich hielt mein Blick gesenkt. Mein Kopf wurde von den vielen neuen Informationen ganz schwindelig und ich hatte das verdächtige Gefühl, als müsste ich diese Geschichten eigentlich kennen. Aber ich erinnerte mich nicht. Sie bemühten sich durch Erzählungen um mich und zeigten mir dass ich ihnen wichtig war, dass sie auf ihre Art versuchten mir zu helfen. Aber gleichzeitig setzte mich ihr Mühen unter Druck und der Gedanke ich würde doch am Ende alle enttäuschen war niederschmetternd. Und dann kam schon der Punkt. Ich konnte mich nicht an das Kleid erinnern, das mir anscheinend etwas bedeutet hatte. Unter dem Tisch ballte ich meine zitternde Hände zu Fäusten und mich überkam das heftige Bedürfnis laut zu schreien vor lauter Frustration. Ich spürte sogar das Verlangen etwas kaputt machen zu wollen. Stattdessen schluckte ich den Klumpen in meinem Hals hinunter und griff unbewusst nach einem Glas mit einer goldflüssigen Inhalt. Das klebrige Zeug schmeckte süß und schmolz auf meiner Zunge dahin. Der Geschmack war irgendwie vertraut, tröstlich und beruhigte meine vibrierende Nerven. Es gab mir ein warmes Gefühl und ich schloss meine Augen. Honig. Ich mochte Honig.

Fenrir

Jenaya erzählte Geschichten über Ocamma und Hanabi stieg mit ein. Sie versuchten auf unverfängliche Weise irgendwelche Erinnerungen in Taiga zu wecken. Von außen hin wirkte ich als würde mich nur das Essen interessieren, aber insgeheim beobachtete ich aufmerksam Taiga. Etwas braute in ihr zusammen, ich konnte die wachsende Dunkelheit riechen. Aber sie gab diese Gefühle nicht nach, sondern schien sie einfach zu unterdrücken und begann stattdessen zu essen. Sie hatte Honig gewählt. Bewusst oder unbewusst? Jedenfalls schien sie plötzlich ruhiger zu werden und zog sich in ihrem Inneren zurück. Kurz huschte mein Blick zu meinem Bruder. Mir war seine Mordsstimmung natürlich nicht entgangen, aber für sie riss er sich zusammen. Plötzlich hörte ich ein Schniefen und sah, dass Taiga anfing zu weinen, gleichzeitig begann sie gierig den Honig zu essen, als hätte sie seit Jahren nichts mehr gegessen. Mit einem feuchten Blick schaute sie zu meinem Bruder hoch: "Wer ist Amaya?"


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05.08.2020, 19:19

Hanabi

Da Taiga keine richtige Reaktion auf unsere Erzählungen zeigte, verstummte ich irgendwann und ich verspürte auch gar keinen Appetit mehr. Ich trank nur ein paar Schlucke Orangensaft. Es machte mich seelisch fertig, dass meine Freundin sich nicht mehr an mich erinnerte. Das beinhaltete auch all die wichtigen Gespräche, die wir geführt hatten. Gespräche über die beiden Brüder, als wir unseren Gefühlen noch nicht ganz klar waren. Wie wir uns ständig in allem unterstützt hatten. Das alles... war weg.
Ich wünschte, ich könnte mit ihr über die Sache mit Alita sprechen. Dass ich sehr wahrscheinlich ihre Reinkarnation war und ich keine Ahnung hatte, wie ich damit umgehen sollte. Was wäre ihr Rat? Wie würde sie meine Situation beurteilen? Wieder verspürte ich das Bedürfnis zu weinen, doch Taiga kam mir zuvor. Sie schluchzte und stopfte sich dabei Honig in den Mund. Diese Vorliebe hatte sie zumindest nicht verloren.

Malevor

Wie erwartet, hatte es keinerlei Effekt über die Vergangenheit zu sprechen. Es war ein Wunder an sich, dass Taiga überhaupt einen Teil von sich bewahrt hatte und den wollte ich am Leben erhalten. Egal, was es mich kostete. Deshalb beschloss ich das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken, als sie spontan nach dem Honig griff und ich zu essen begann. Ich zog die Brauen zusammen. Spürte ein Brennen in der Brust.
>Das ist deine Schwester. Eine Bären-Animagi. Sie lebt in Hana'yei. Du hast sehr viel von ihr gelernt. Wie den Respekt beim Jagen.< beantwortete ich ihre Frage und wischte ihr mit dem Daumen sanft die Tränen von den Wangen fort. Von mir aus konnte sie den ganzen Honig haben, solange sie diese Gefühle zum Vorschein brachte. >Vermisst du sie? Willst du sie sehen?<
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05.08.2020, 20:04

Taiga

Der Name Amaya schwebte in meinem Kopf herum und weckte in mir eine tiefe Sehnsucht nach dieser Person. Ich schluckte einen weiteren Löffeln Honig hinunter und sog jedes Wort von Malevor in mich auf, als er mich aufklärte wer die Person war. Sie war meine Schwester. Stumm nickte ich. Ich wollte sie sehen. Unbedingt. Etwas in mir drängte dazu meine Schwester treffen zu müssen. Wieder stopfte ich einen Löffeln Honig in meinem Mund, während die Tränen unaufhaltsam über meine Wangen rollten. Dann stellte ich den Glas weg und schlang meine Arme um Malevors Hals, dabei drückte ich mein Gesicht an seiner Schulter. Ich brauchte seine Nähe, um mich wieder beruhigen zu können.

Fenrir

Sanft legte ich eine Hand auf die Hand meiner Gefährtin, denn ich spürte, dass sie innerlich aufgelöst war. Zeit. Wir brauchten Zeit und genau das fehlte uns. Doch dann horchte ich auf, als Taiga plötzlich einen Namen sagte. Ich hatte ihn schon mal gehört und Malevor klärte schnell auf wer diese Amaya war. Ich sah Hanabi an. Das war doch ein gutes Zeichen, wenn Taiga sich an diesen Namen erinnerte. Vielleicht bedeutete es, dass sie sich auch bald an andere Dinge erinnerte und vor allem an uns.


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05.08.2020, 23:58

Hanabi

Sie erinnerte sich an ihre Schwester. Vielleicht nicht an alles, aber es gab ihr das Bedürfnis diese Person zu sehen. Ich war Amaya nie begegnet. Schade, dass wir uns unter diesen Umständen kennenlernen würden. Aber schlimmer war, wie sie es wohl aufnehmen würde, wenn sie sah, was ihrer Schwester zugestoßen war. Wie konnte eine einzige Entführung bloß so viel kaputt machen? Wir alle hatten das nicht verdient, besonders nicht Taiga. Nicht sie.
>Natürlich bringe ich dich zu ihr.< sagte Malevor sanft, während er ihr übers Haar strich. Obwohl ihn eine Mordslust umgab, schaffte er es sehr zärtlich zu ihr zu sein. >Aber ich möchte, dass Jenaya erst etwas für deinen Geist tut, um zu verhindern, dass sich dein Zustand verschlimmert.< fügte er für uns alle hörbar hinzu. Ich verstand seine Sorge. Die Dringlichkeit seiner Bitte. Wir alle wollten nur das Beste für Taiga. Zu einem späteren Zeitpunkt würde ich ihr das Abenteuerbuch geben. Jetzt war es zu früh.

Malevor

Es tat mir weh sie so zu sehen, aber es freute mich ein wenig, dass sie zu ihrer Schwester wollte. Dass es eine andere wichtige Person in ihrem Leben gab, zu der sie eine Verbindung spürte. Nicht nur mich allein. Das war ein kleiner Fortschritt. Trotzdem musste der größte Schaden in ihrem Inneren behandelt werden. Wunden mussten gepflegt werden, bevor sie eiterten und den ganzen Körper infizierten, sodass eine Heilung kaum mehr möglich war.
Jenaya warf ihrem Mann einen vielversprechenden Blick zu. Er hatte ein scheinbar wichtiges Buch mitgebracht und das würde er gleich holen. >Sobald das erledigt ist, bringe ich dich sofort zu deiner Schwester. Versprochen. Wir können auch hier draußen bleiben, wenn du dich wohler fühlst. Es muss kein geschlossener Raum sein.< Nachdem die Folter in einer finsteren Höhle stattgefunden hatte, bezweifelte ich, dass ein kleiner Raum das richtige für sie war.
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06.08.2020, 08:59

Taiga

Seine Nähe war wohltuend und die Tränen versiegten, ich hatte mich wieder einigermaßen in den Griff. Malevor würde mich zu meiner Schwester bringen, nachdem ich behandelt wurde. Mit dieser Bedingung konnte ich leben, denn ich wollte nicht noch kaputter gehen. "Draußen", antwortete ich ihm sofort leise: "Und ich möchte, dass die Anderen nicht dabei sind." Ich würde mich wie ein Ausstellungsstück fühlen, wenn alle mich dabei beobachteten, wie Jenaya mich heilte. Nur Malevor durfte bleiben, weil ich ihn brauchte. Er war mein Halt in diese verwirrte Welt. Meine Sicherheit. Langsam löste ich mich von ihm und wischte mir das Gesicht trocken. Vielleicht würde ich bald nicht mehr oft weinen.

Fenrir

Mit meinem feinem Gehör konnte ich Taigas Antwort hören und daher erhob ich mich, dabei sah ich meine Gefährtin an: "Lass uns den Tisch abräumen und dann gehen wir in der Nähe ein bisschen am Strand spazieren." Das würde ihr vielleicht guttun und außerdem konnten wir weiter darüber sprechen, was mit ihrer Seele war. Das durften wir nicht aus den Augen lassen. Der Schattenmagier war mittlerweile reingegangen, um etwas zu holen. Auch wenn er gesagt hatte er würde das Aufräumen übernehmen, entschied ich mich es selbst zu tun. Diese kleine Familie hatten mir gezeigt wie man die Gäste behandelte und sie waren ja sozusagen Gäste. Oman, ich entwickelte mich allmählich zu einem zahmen Wolf.


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06.08.2020, 10:36

Hanabi

Ich hörte das, was Taiga zu Malevor sagte und spürte sogleich einen Stich im Herzen. Nicht mehr in ihrer Nähe willkommen zu sein, war sehr verletzend, auch wenn ich größtenteils verstand, dass ihr das alles immer noch zu viel war. Trotzdem... es fühlte sich falsch an, mich wie eine Fremde zu benehmen, den Tisch abzuräumen und sie zurückzulassen. Diese kleine Tätigkeit reichte einfach nicht aus, mich auf andere Gedanken zu bringen. Deshalb hoffte ich, dass der Spaziergang mir helfen würde mit allem besser zurechtzukommen.
Gedankenverloren wusch ich das Geschirr und die Teller sauber, stellte sie zum Trocknen ab und hörte, wie Kenai die Treppen hinunterkam und nach draußen verschwand. Was auch immer Jenaya vorhatte, ich hoffte, es half Taiga weiter. >Ich wäre dann bereit.< wandte ich mich an meinen Gefährten. Dabei griff ich nach seiner Hand. Seine Wärme hatte nach wie vor eine beruhigende Wirkung auf mich.

Malevor

Obwohl sie leise sprach, saßen Animagi am Tisch, deshalb verstanden Hanabi und Fenrir die Botschaft. In diesem Moment hasste ich Cyrill und meinen Schöpfer noch mehr, denn sie waren der Grund dafür, dass Taiga sich an die beiden nicht mehr erinnerte. Wäre sie nicht zerbrochen, würde sie weder ihre Schwesterfreundin noch Fenrir gehen lassen. Wir waren ein Rudel, verdammt, eine Familie. Mir entwich fast ein dunkles Knurren bei dem Frust, der sich erneut in mir aufbaute, doch dann erschien der Schattenmagier und lenkte meine Aufmerksamkeit auf das Buch in seinen Händen. Es sah ziemlich schlicht aus. Nichts Besonderes.
Jenaya nahm es dankend entgegen, öffnete es und blätterte darin herum, bis sie das fand, wonach sie gesucht hatte. Sie las es sich konzentriert durch. Schürzte die Lippen. >Hmmm, das müsste klappen.< murmelte sie mit Blick auf das Buch, dann auf Taiga. >Am besten du legst dich hin. Dann ist der Energiefluss in dir offen und leichter für mich zu beeinflussen.< Sie klappte das Buch wieder zu und legte es auf dem Tisch ab.
>Was ich gleich tun werde, ist nicht schmerzhaft. Du musst dir deinen Geist wie ein zerbrochenes Glas vorstellen. Manche Scherben sind größer als der Rest, deshalb benutzt man sie als Basis beim Zusammenkleben aller Teile. Dasselbe Prinzip gilt für einen Geist. Im ersten Schritt werde ich die größtenteils unversehrten Teile herausfischen und sie aneinanderkleben, damit sie nicht auch noch kaputt gehen. Anschließend werde ich die größeren Teile dazupflegen, bis man metaphorisch gesehen den Ursprung der Form wieder gut erkennen kann. Der Rest liegt dann allerdings bei dir.< Ihr Blick wurde weich. >So wie bei einem wieder zusammengesetzten Glas werden die Narben für immer bleiben. Genauso wie kleine Lücken. Scherben, die verlorenengegangen oder so klein sind, dass sie nicht mehr in das Ganze passen. Diese Lücken kannst du natürlich mit neuen Erinnerungen heilen. Bis du irgendwann deinen Geist wieder befüllen kannst, ohne dass dabei etwas verlorengeht.<
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06.08.2020, 14:11

Taiga

"Wenn du mich brauchst, sag Bescheid", wandte sich Kenai an seine Ehefrau und ging schließlich ins Haus. Obwohl ich es nicht laut gesagt hatte, schien alle mitbekommen zu haben, dass ich momentan noch nicht so viel Nähe von Fremden ertrug. Denn das waren sie gerade. Fremde. Ich erinnerte mich nicht an unsere gemeinsame Geschichten, ich hatte sogar ihren Namen vergessen. Ich hörte Jenaya zu, denn so hieß diese Frau, die mir helfen sollte. "Werde ich mich dann mehr erinnern können, wenn du mich zusammenklebst? Auch an die schlechten Erinnerungen?", ich verknotete meine Fingern ineinander. Ich wusste nicht, ob ich wirklich bereit war für die Erinnerungen und ich meinte damit nicht nur die Schlechten. Dabei ging es doch darum mein altes Selbst zurückzuholen. Tief atmete ich ein und legte mich auf dem Tisch hin, denn der Boden sah nicht unbedingt gemütlich aus. Meine Hand suchte nach Malevors Hand, ich brauchte seinen Halt.

Fenrir

Nach dem Aufräumen machten wir uns auf dem Weg zum Strand. Es hatte Hanabi getroffen wie eine Fremde behandelt zu werden. "Sie wird sich wieder an dich erinnern. Du wirst nicht zu den verlorene Teile gehören und wenn die Heilung anschlägt, wird sie sich langsam wieder erinnern. Ihr verwirrter Geist braucht nur etwas Zeit und wenn die Zeit gekommen ist, kannst du für sie da sein", versuchte ich sie zu beruhigen und drückte sanft ihre Hand: "Aber erstmal müssen wir uns auch um dich kümmern. Wir müssen herausfinden ob dieser Krater der Ort ist, wovon deine Schöpferin gesprochen hatte. Vielleicht sollten wir dorthin reisen, wenn Malevor mit Taiga nach Hana'yei geht. Momentan müssen wir uns wohl aufteilen, wir könnten noch Kenai mitnehmen. Der scheint für ein Mensch ein fähiger Kerl zu sein."


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06.08.2020, 16:43

Hanabi

Fenrir verstand sofort, dass es mir wegen der Sache mit Taiga nicht gut ging. Mittlerweile konnte er in mir lesen wie in einem Buch. Irgendwie war das ein schönes Gefühl. Dass ich keine Worte brauchte, um mich mit ihm zu verständigen. Das nahm mir viel von dem Stress. Und ich hoffte wirklich, dass die Heilung von Jenaya weiterhalf. Ich vermisste meine Schwesterfreundin. Sehr sogar. >Was dann wohl aus ihrem Auftrag wird... Ihre Schöpferin hätte sie warnen oder beschützen sollen. Wie sonst soll sie die letzten zwei Auserwählten inspirieren?< Warum ausgerechnet meine Schöpferin sich um mein Schicksal sorgte, verstand ich nicht. Hing es von der jeweiligen Gottheit ab, inwiefern sie sich in unser Leben einmischte? Warum schickte sie mich an einen Ort, damit ich dort Antworten fand? Ich hätte genauso gut ahnungslos bleiben können.
>Du hast recht. Wir sollten hingehen. Je früher sich die Sache klärt, desto besser. Kenai kann von mir aus mitkommen, wenn es für ihn in Ordnung ist seine Ehefrau zurückzulassen. Immerhin ist sie hochschwanger. Da will er vielleicht nicht für zu lange Zeit fort sein.<

Malevor

Es war eine berechtigte Frage, ob auch die schlechten Erinnerungen wieder an die Oberfläche treten würden und so sehr ich ihr dieses Leid ersparen wollte, gehörten Wunden und Narben zu einem vollständigen Geist dazu. Jenaya trat näher zu ihr, klappte das Buch neben ihr auf und setzte ein aufmunterndes Lächeln auf. >Nun ja, anfangs wird es sich seltsam anfühlen. So als würdest du zum ersten Mal nach langer Zeit wieder gehen können. So haben es mir zumindest andere Patienten mal beschrieben. Aber mit der Zeit werden die zusammengefügten Teile wieder Sinn machen. Dann hast du vollen Zugriff auf deine Erinnerungen. Ohne, dass sie dir fremd vorkommen. Das ist die Hauptsache.<
Die Lichtgeborene berührte Taiga sanft an den Oberarmen, kurz an der Brust, an der Stirn und sogar ihre Schienbeine. Reine Energie sammelte sich um uns herum, während ich Taigas Hand hielt. Ich würde sie nicht loslassen. Erst dann, wenn sie es selbst tat. >Du kannst die Augen schließen oder sie offen lassen, wie du möchtest. Es fühlt sich aber entspannender an, wenn du sie geschlossen hältst.< Das war das erste Mal, dass ich sah, wie das Dritte Auge sich öffnete. Jenayas nachtblaue Augen begannen in einem mystischen Licht zu leuchten und lauter verschiedener Magiesymbole erschienen überall dort, wo sie zuvor Taiga berührt hatte. Sie wirkte, als wäre sie längst in einer anderen Welt, als würde jemand mit ihr sprechen und wir konnten nichts davon hören. Faszinierend.
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06.08.2020, 20:00

Taiga

Ich schloss meine Augen und spürte ihre sanfte Energie auf meinem Körper, die langsam in meinem Inneren hineinging. Sie war hell und wirkte einladend, überhaupt nicht beunruhigend. Dennoch machte es mich nervös und Malevors Hand gab mir die Sicherheit, sodass ich nicht gleich wieder aufsprang. Ich wollte versuchen es länger auszuhalten. Da war wieder dieser Nebel und einige Stellen fingen an zu lichten, sodass ich ein paar lebendige Bilder erhaschen konnte, aber noch nicht daran greifen konnte. Dann gab es einige dunkle Nebelstellen und auch sie begannen ein wenig durchsichtiger zu werden. Instinktiv wandte ich mich davon ab und spürte ein kalter Schauder. Dahinter lag das Grauen und ich konnte den unsichtbaren Blick spüren. Nein. Ich war noch nicht bereit diese Art von Bilder zu sehen. Dann erschien direkt vor mir ein Bild. Ich war dort in einem wunderschönen, blauen Kleid und Malevor war auch da. Er wirkte jünger. War das etwa die Geschichte mit dem Kleid?

Fenrir

"Sie könnte bestimmt solange im Schloss sein und ist dort wahrscheinlich gut aufgehoben. Natürlich schaffe ich auch alleine dich zu beschützen, aber ich dachte momentan schadet mehr Personen nicht und mit ihm komme ich etwas klar. Wir würden auch nicht lange fortbleiben, zumindest ist das mein Ziel", ich fuhr mit der Hand durch das Haar: "Ich bin zwar mächtig, aber nicht allmächtig und wir sind an einem Punkt angelangt, wo mein Bruder und ich unseren Stolz runterschlucken müssen. Ihr Frauen seid uns wichtig, deswegen überwinden wir uns und suchen nach Hilfe, denn alleine schaffen wir nicht unseren Schöpfer aufzuhalten. Es ist frustrierend und ich hasse es auf Hilfen von Anderen angewiesen zu sein, aber ich werde niemals dein Leben wegen falschen Stolz auf dem Spiel setzen."


1 359

06.08.2020, 20:39

Hanabi

Damit hatte er auch recht. Mochten beide Brüder noch so mächtig sein, irgendwo erreichten sie ihre Grenzen und waren auf die Hilfe anderer angewiesen. Ich selbst kannte das nicht anders. Die Arbeit mit den Sternen hatte mich genau das gelehrt. Hilfe zu erbitten und zu akzeptieren, gehörte zum Leben dazu. Man konnte und musste nicht alles allein schaffen.
Ich drückte sanft Fenrirs Hand und lächelte ihn liebevoll an. >Für mich bleibst du zwar der stärkste Mann überhaupt, aber gegen Unterstützung habe ich nichts einzuwenden. Ich möchte nicht, dass dich derselbe Frust auffrisst wie es bei deinem Bruder gerade der Fall ist.< Ein Schatten huschte über mein Gesicht. >Glaubst du er... naja... wird sich noch länger beherrschen können? Es muss schwer sein die eigene Natur ständig unterdrücken zu müssen...< fragte ich vorsichtig. Nicht nur um Taiga machte ich mir Sorgen, auch um Malevor. Wir alle waren immerhin eine Familie.

Malevor

Anhand des Drucks ihrer Hand spürte ich, wie sie diese ganze Prozedur aufnahm. Ob es sie zu sehr stresste oder es einigermaßen in Ordnung war. Jenaya nahm sich alle Zeit der Welt, während sie den Zauber ausführte, der sehr kompliziert aussah. All diese magischen Symbole und kleinen Zirkel glichen mehr dem Chaos. So musste es wahrscheinlich auch in mir aussehen. Niemand war für mich da gewesen, um mich mit dieser Sanftmut zusammenzusetzen. Mein Glas sah bestimmt nicht so aus wie vor der Verdammnis. Es sah ganz fürchterlich aus, total schief und seltsam geformt. Trotzdem hatte ich bis gestern ein echt gutes Leben geführt. Mal von den Angriffen ganz abgesehen.
Aber Taiga. Taiga hatte die Chance geheilt zu werden und das war immens wichtig. Als Dunkelgeborener war man für solch ein Schicksal gewappnet, eine Lichtgeborene wie sie eher nicht. >Das machst du sehr gut, Taiga. Bleib entspannt. Du musst dir die ganzen Teile nicht ansehen, besonders nicht die mit düsteren Erinnerungen. Beachte nur das große Ganze. Versuch deinen Geist zu sehen, der sich langsam zusammensetzt. Wie schön Vollkommenheit sein kann.< sprach Jenaya sanft und diesmal klang es, als würden drei weitere Stimmen aus ihr sprechen. War das die Zwischenwelt, zu der sie Kontakt hatte?
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07.08.2020, 20:51

Taiga

Vollkommenheit? Mein Körper begann sich zu verkrampfen und flatternd öffneten sich meine Augen. Das Licht der Sonne blendete ich und ich starrte den blauen Himmel über mir an, während meine Atmung schneller wurde. Ich war verwirrt. Hatte sie eben mich nicht als ein zerbrochenes Glas bezeichnet, das zwar zusammengesetzt werden konnte, aber dennoch Narben gab? Wie konnte sie dann von Vollkommenheit sprechen? Das passte nicht zusammen. "Ich will jetzt zu Amaya", presste ich hervor und Tränen brannten in meine Augen. Ich versuchte die fremde Energie aus meinem Körper zu stoßen. Ich wollte es nicht mehr. Es war genug.

Fenrir

"Wäre ich an seiner Stelle hätte ich längst die Kontrolle verloren. Wenn es um Selbstbeherrschung geht, ist er da von uns Beiden der Stärkere. Aber lange wird er es nicht aushalten, seine Dunkelheit musst gestillt werden und in diesem Fall...naja, du kannst dir bestimmt denken wonach seine Dunkelheit lechzt. Wenn diese Seite von uns wach wird, ist es nicht einfach auf die Dauer sie zu unterdrücken. Wir müssen unseren dunklen Drang nachgeben, um diese Art von Energie loszuwerden. Tun wir das nicht, werden wir irgendwann für Jeden in der Umgebung gefährlich, weil das Dunkle in uns stärker wird und die Kontrolle übernimmt. Also er muss auf jeden Fall bald den Dampf ablassen", antwortete ich ihr und fuhr erbarmungslos fort: "Der Bastard bekommt das, was er verdient hat."