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17.09.2022, 22:01

Ryu

Innerlich war ich angespannt, während die Sekunden sich ausdehnten und Cael meine Argumente wog. Ich wusste, dass er in diesem Zustand nicht klar denken konnte und dass seine Schattenseite die dunklen Gefühle wecken konnte. Daher nahm ich sein misstrauischer Blick auch nicht persönlich, ich wusste, dass er tief in seinem Herzen mir vertraute. Nur in diesem Zustand war es für ihm einfach schwerer sich daran zu erinnern, besonders wenn er glaubte eine geliebte Person vor alles und jeden beschützen zu müssen. Meine Argumente gewannen und ich war erleichtert, dass er meine Nähe und auch die Nähe von Imesha zuließ. Sofort folgte ich ihm, um dafür zu sorgen, dass der Weg frei blieb. Ohne einem Zwischenfall erreichten wir nach gefühlte Ewigkeit und ich konnte mich ein wenig mehr entspannen. Dieser Raum würde Cael vielleicht ein sicheres Gefühl geben. Wie versprochen blieb ich in der Nähe der Tür und lehnte mich sitzend an der Wand ab. Ich wank Imesha zu mir, damit sie sich neben mir hinsetzen konnte.

Ilea

Dunkelheit. Schwärzer als die dunkelste Winternacht ohne Sterne. Und eine Stille, die mich erdrückte. Es war hier nichts. Es gab nichts. Ich war alleine. Ganz alleine und diese greifbare Einsamkeit lähmte mich. Hatte ich es nicht geschafft? Ich konnte mich nicht erinnern. Da waren so viele uralte Erinnerungen in meinem Kopf und schon der Gedanke an ihnen fühlte sich an, als würde ich jeden Moment endgültig den Verstand verlieren. Ich schlang die Arme fest um meinem Körper, um irgendwas zu spüren und begann zu wippen. Es war so dunkel. So still. So leer. War ich tot? Heftig schüttelte ich den Kopf. Nein. Nein. Nein. Cael wartete auf mich. Und ich wollte zu ihm zurück. Doch ich konnte mich nicht bewegen. Ich war in diesem Nichts gefangen. Ich wollte schreien, doch kein Laut verließ meine Lippen. Ich wollte weinen, doch keine Träne verließ meine Augen. Ich fühlte mich klein, bedeutungslos und vergessen in diese endlose Schwärze. War ich für immer hier gefangen? Alleine mit meine Gedanken? Alleine mit meine Gefühlen? Alleine mit all den Erinnerungen, die nicht nur mir gehörten? Ich wollte hysterisch auflachen, wie eine Wahnsinnige an meine Haare ziehen und gleichzeitig mich wie ein wütendes Kind um mich werfen. Aber mein Körper blieb regungslos. Mein Körper....ich konnte ich ihn nicht fühlen. Ich wusste nicht mal, ob ich noch ein Körper besaß. War ich nur ein Geist? Eine Seele? Oder nur die Stimme meines Seins? Nicht daran denken. Sonst würde ich wirklich noch wahnsinnig werden. Ich musste mich konzentrieren. Ich musste einen Weg zu Cael finden. Ich hatte es ihm versprochen. Meine Seele würde ihn überall finden, selbst in 100 Jahren. Selbst in den vielen Welten, die vielleicht noch existierten. Cael. Ich versuchte mich an ihm zu erinnern, versuchte mich durch all die fremden Erinnerung durchzudrängen, um an meine eigene Erinnerungen zu gelangen. Da war er. Mein geliebter Cael. Ich klammerte mich an diesem Bild. Klammerte mich an sein warmes Lächeln, an seine leuchtende Augen und an seine wunderbare Stimme. Klammerte mich an seine Liebe. Er war mein Licht. Das Licht, was ich an diesem furchtbaren Ort brauchte, um nicht mich selbst zu verlieren. Ein Zucken. Ich hatte ein Zucken gespürt. Ich....ich konnte mich bewegen! Ich stand auf. Zumindest glaubte ich, dass ich stand. Vielleicht schwebte ich auch wie ein Geist. Das Bild flackerte, ich schweifte langsam an und sofort konzentrierte ich mich auf den geliebten Menschen. Ich durfte ihn nicht verlieren. Niemals. Ich bewegte mich. Bewegte durch das Nichts. Und plötzlich kamen die Schmerzen. Es war als würden unsichtbaren Händen an mir reißen, um Stücke von mir gewaltsam zu nehmen. Es fühlte sich an, als würde ich in jeden Moment in tausende Splittern zerspringen. Und da war die Erkenntnis. Genau von diesem Moment hatte ich geträumt. Ich fiel auf die Knien und diesmal hörte ich mein Schrei.


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18.09.2022, 13:44

Cael

Sobald ich Fuß in unser Zimmer setzte, steuerte ich direkt das Bett an und ignorierte Ivolis aufgeregtes Zwitschern. Da ich nicht mehr in der Bibliothek war, konnte ich ihn wieder sehen und spüren. Besonders seine Sorge um Ilea. Und um mich. Allerdings war mein Wohlbefinden in dieser tragischen Situation von niedriger Priorität. Hier ging es um Ileas Leben. Alles andere war nachrangig. Erst musste sie ihren Weg zu ihrem Körper, zurück zu mir, finden. Deswegen würde ich dafür sorgen, dass es ihr an nichts mangelte, um ihre Rückkehr so einfach wie möglich zu gestalten. Dazu gehörte die Kälte zu vertreiben, die wie eine zweite Haut an ihr haftete. Das bereitete mir mehr Magenschmerzen, als ich mir anmerken ließ.
Ohne sie aus den Augen zu lassen, bettete ich sie sanft auf die weiche Matratze und errichtete daraufhin eine Schutzbarriere aus Licht und Schatten, die Ilea wie ein geräumiger Kokon umschloss. Anschließend glitt ich problemlos hindurch und rutschte dicht an das Kopfende des Bettes, während ich mein Oberteil auszog. Körperwärme war effektiver als sie bloß unter einem Haufen Decken zu begraben. Dadurch würde sie mir auch näher sein. Vielleicht spürte sie das. Irgendwie. Wo auch immer sie sich gerade befand. Seit sie in meinen Armen zusammengebrochen war, hatte sie sich kein bisschen gerührt. Sie atmete nicht mal. Es war, als hätte man bei ihr die Zeit angehalten. Fragte sich nur, wie lange dieser Zustand halten würde. Ich wollte mir diese Frage eigentlich nicht stellen, doch die schmerzhafte Verzweiflung, die in mir wütete, ließ keine schönen Gedanken zu. Nur blinde Sorge. Nackte Angst.
Behutsam, so als könnte sie jeden Moment in meinen Händen zerbrechen, zog ich sie an meine Brust und deckte uns beide gut zu. Ihre eiskalte Haut auf meiner warmen hätte keinen stärkeren Kontrast bilden können. Ich atmete schwer aus, Lider gesenkt, den Blick auf ihre vertrauten, jedoch starren Gesichtszüge gerichtet. >Lumina... bitte.< flüsterte ich an ihrer Stirn, ehe ich dort einen zarten Kuss hauchte.

Imesha

Ich holte die anderen ein und ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Stille legte sich über uns. Keine der angenehmen Sorte. Während Cael meine immer noch bewusstlose Freundin zu Bett brachte, setzte sich Ryu wie versprochen an die Wand gelehnt hin. Ich folgte seinem Beispiel. Etwas anderes konnte ich momentan nicht tun, egal wie sehr mich das frustrierte. Trotzdem arbeitete es in meinem Kopf so viel wie nie zuvor. Immerhin ging es hier um Ileas Leben. Ich wollte nicht hinnehmen, dass ihr Schicksal darin bestand in völliger Einsamkeit zu verenden. Das war zu grausam. Selbst für die unberechenbaren Launen der Kami. Es musste mehr geben, als bloß Wache zu stehen für etwas oder jemanden, der ihr in diesem Zustand schaden wollte. Was nicht passieren würde, wenn ich all die Hingabe sah, mit der Cael sich um Ilea kümmerte. Selbst in seiner dunkelsten Stunde blieb er ihr treu. Er war da, Geist und Körper, und das war mehr, als manch ein anderer hätte tun können. Neue Tränen brannten in meinen Augen, aber ich schluckte sie schnell hinunter. Dafür war später noch Zeit.
Meine Hand zitterte leicht, als ich meine Finger zwischen Ryus schob, um Halt zu finden. Ich hatte es nicht einmal geschafft mich meinen eigenen Dämonen zu stellen, da passierte dieser Schrecken, der sicherlich seine Narben hinterlassen würde. Eine weitere Stimme für finstere Albträume. Nichtsdestotrotz musste ich wachsamer denn je bleiben.
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18.09.2022, 18:57

Ryu

In meinem Brustkorb zog sich zusammen, als mein bester Freund sich mit voller Hingabe um seine große Liebe kümmerte. Es war ein schmerzhafter Anblick, dass Ilea bisher sich nicht gerührt hatte und ich hoffte sie konnte seine Nähe spüren, egal wo sie jetzt sein mochte. Wir waren auf jeden Fall für sie da und für Cael. Ich spürte die Finger von Cael und ich umschloss sanft ihre Hand. Auch für sie war es schwer. Wir machten beide große Sorgen um unsere Freunde. Ich drückte sanft zu, wollte ihr Zuversicht schenken. Ilea war stark, sie würde es schaffen, daran mussten wir glauben.

Ilea

In dem blinden Schmerz war noch ein kleiner Verstand in meinem Kopf erhalten und erinnerte mich daran, was mir damalige Traumversion erzählt hatte. Ich krümmte mich zusammen und wünschte diese Schmerzen würden endlich aufhören. Ich wünschte....nein, soweit durfte ich nicht denken. Dann würde ich mich aufgeben und das konnte ich meinem Geliebten nicht antun. Was hatte mein Traumversion erzählt? Geistführer! Herz! Aber wie? Wo? Diese Schmerzen. Ich konnte kaum atmen. Atmete ich überhaupt in diesem Zustand? Schwer keuchte ich auf, als etwas sich in meinem Inneren grub. Als wollte dieses etwas aus mir nehmen, was wichtig war. Was....mein Kern meines Seins war. Nein. Ich durfte das nicht zulassen. Etwas Blaues leuchtete am Augenwinkel auf. Ein Schmetterling. Immer wieder hatte ich diese Schmetterlinge gesehen und in gleichen Moment sie vergessen. Ich durfte sie nicht wieder vergessen. Sie bedeuteten etwas. Ein Zeichen? Es kostete mich ganze Kraft mich wieder aufzurichten und dann folgte ich unter all die Qualen ihnen. Als sie mir nah genug waren, berührte ich die Flügel und plötzlich stolperte ich in eine Welt voller Farben. Starke Arme umschlossen mich, ein vertrauter Duft stieg in meine Nase und als ich aufschaute, traten die Tränen in meine Augen. Vergessen waren die Schmerzen. "Cael!", schluchzte ich laut auf: "Ich habe dich so sehr vermisst." Doch dann verblasste seine Gestalt. Es war nur eine Erinnerung.


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19.09.2022, 15:20

Cael

Sekunden fühlten sich wie Minuten an. Eine Minute wie eine Stunde. Es war Folter. Ich schwankte zwischen Hoffnung und purer Verzweiflung. Schwankte zwischen dem Bedürfnis zusammenzubrechen oder das Chaos in mir zu entfesseln. Gleichzeitig musste ich mir in Erinnerung rufen, dass Ileas leerer Körper Feinde anlocken könnte und ich deshalb klar bei Verstand bleiben musste. Egal wie schwer das für mich war. Nicht einmal in meinen schlimmsten Albträumen hatte ich mich in einer Situation wie dieser gesehen. Nicht zu wissen, ob die Frau in meinen Armen jemals wieder lächeln würde, würde mich bis an mein Lebensende verfolgen. Es würde unheilbare Wunden hinterlassen. Nicht einmal Zeit selbst würde daran etwas ändern. Meine Eltern, Ryus Eltern, unsere Familien... Sie waren das beste Beispiel dafür. Selbst in Zeiten des Friedens blieben die Schatten der Vergangenheit nahe an der Gegenwart. Lauernd, wartend, bis sich eine Lücke öffnete, um einen zu überfallen. Das zeigte sich oft in instinktiven Bewegungen, wie wenn mein Vater an seine Hüfte fasste, zu einer Waffe, die nicht mehr da war, sobald ein Geräusch zu laut, zu plötzlich im Haus erklang. Oder wenn meine Mutter mitten in der Nacht Tee kochte, weil die Erinnerung an die Amnitoren sie wieder heimgesucht hatten. Oder wenn Ryus Bruder, Zen, sich in seinem Zimmer einsperrte, da ihn sein altes Ich zu verfolgen schien und er Angst vor sich selbst bekam. Diese Schatten wurde man nicht los. Man lernte mit ihnen zu leben. Ich hatte bislang mit anderen Schatten zu leben gelernt, aber das hier... das hier traf mich unvorbereitet. Kein Training der Welt, nicht einmal das der Animagi hätte mich stark genug machen können, um die Qualen zu ertragen, die ich innerlich und im Stillen litt.

Imesha

Obwohl ich mir selbst keinen Gefallen damit tat, wanderte mein Blick immer wieder zu Ileas zugedecktem Körper zurück, der die ganze Zeit von Cael gehalten wurde. Jedes Mal, wenn ich keine Veränderung entdeckte, spürte ich einen Stich in der Brust und sah wieder weg. Ich verstand nicht, was genau passiert war und wie es sein konnte, dass Ileas Geist irgendwo umherwanderte, fern von ihrem Leib. Wie überlebte man das? Wie lange konnte ihr Körper in dieser Starre bleiben, bevor ernste Konsequenzen folgten? Zwar war ich keine professionelle Heilerin, um absolut sicher zu sein, aber ein Körper ohne Seele konnte auf Dauer nicht funktionieren. Seelen reisten weiter, so viel wusste ich, aber ein menschlicher Körper... so zerbrechlich, so einfach zu zerstören. Das wiederum war etwas, dass ich aus eigener Erfahrung wusste. Ich erwiderte Ryus Händedruck etwas fester als beabsichtigt und stieß einen schweren Seufzer aus. >Diese Warterei macht mich noch verrückt.< Ob die Ratsmitglieder sich in diesem Moment berieten? Suchten sie nach einer Lösung? Nach irgendeinem Hilfsmittel, das Ilea retten könnte? Was hatte ihre Mutter noch gesehen? Würde sie eine weitere Vision empfangen? Eine, die mehr half als riskierte?
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19.09.2022, 22:16

Ryu

Ihr Händedruck war fest, als hätte sie Angst ich würde sie wieder loslassen. "Mich auch", flüsterte ich und strich beruhigend mit dem Daumen über ihrem Handrücken. Mein Blick wanderte hinüber zum Bett, bislang hatte sich die Lage nicht verändert und leider konnten wir nur warten. Und hoffen. Es war zermürbend nicht mehr tun zu können, einfach hilflos zuschauen zu müssen und höchstens dafür zu sorgen, dass keine Gefahren von außen kam. Das war immerhin ein wenig etwas, wogegen wir was unternehmen konnten. Aber natürlich sollte keine Gefahren von außen kommen. Das hier war genug Kopfzerbrechen und sorgenvolle Stunden.

Ilea

Unsere Körper waren noch warm von der geteilte Liebe und ich schmiegte mich an ihm. Doch als ich aus dem Augenwinkel ein Schmetterling sah, erinnerte ich mich. Erinnerte mich, dass das hier nur eine Illusion war. Eine längst vergangene Erinnerung. Wieder einmal. Mittlerweile war ich müde geworden all die glücklichen Erinnerungen mit Cael zu zählen, in denen ich jedes Mal eingefangen wurde. Nur die Schmetterlinge, die ich stetig folgte, holten mich aus dieser Traumwelt heraus. Ohne sie wäre ich längst verloren in all diesen Erinnerungen. Und es tat so weh. Ich war voll von tiefer Traurigkeit und Sehnsüchte. Ertrug diese Illusionen nicht mehr, denn sie brachten mir nicht den echten Cael. Immer wieder wurden sie mir aufgezwungen und eine größere Folter gab es für mich nicht. Ich wünschte mir die anderen Schmerzen herbei, jenen Schmerzen, die mich glauben gelassen hatten ich würde wie ein Glas zersplittern. Ich war müde. Ich war innerlich zerrissen. Und ich fühlte mich längst nicht mehr ganz. Benommen blinzelte ich, als ich sah wie die Schmetterlinge sich an einer Stelle sammelten. Ein Ei? Ich kniete mich hin und berührte zaghaft das blauschimmerndes Ei. Bei meiner Berührung bekam es plötzlich Risse und erschrocken zog ich meine Hand zurück. Die Eierschalen fielen zum Boden und lösten sich im Nichts auf. Einen Moment vergaß ich meinen Kummer und die Schmerzen, als ich das ungewöhnliche Geschöpf entdeckte. Es ähnelte einer Katze und doch war es keine. Das Fell war Grün wie eine Wiese, der Unterleib hingegen war wolkenweiß und mottenartigen Flügel ragten aus dem Rücken. Bis zum Ende hin wurden sie bräunlicher mit feinen Mustern. Die Ohren waren groß und breit, liefen am Ende aber spitz zu wie bei einer Katze. Honigfarbene Augen blinzelten mich vertrauensselig an, während es sich auf seine sechs kleine Beine aufrichtete und der buschige Schwanz schien freudig zu zucken. Dann begann es um mich zu fliegen und hinterließ eine Spur aus Licht. "Bist du....bist du mein Geistführer?", fragte ich zögerlich. Das Wesen flog zu mir und stupste mit seiner Nase gegen Meiner. Dann flog es wieder von mir fort und zuckte auffordernd mit dem Schwanz, als wollte es, dass ich ihm folgte. Ich erinnerte mich wieder an dem Traum. Es würde mich zum Herz führen, hatte mein Ich gesagt. Also folgte ich dem Wesen und diesmal lauerten keine Erinnerungen oder Schmerzen auf mich. Stattdessen schien es immer heller zu werden und Hoffnung regte sich in meinem Brustkorb. Ich musste mehrmals blinzeln, als es zu hell wurde und ich entdeckte eine leuchtende Kugel, die die Größe einer Perle hatte. Aufgeregt zirpte das Wesen und sah mich auffordernd an. Instinktiv berührte ich die Perle und Wärme durchströmte mich. Sie brachte mir die fehlende Stücke zurück, die mir genommen wurde und immer mehr wurde ich wieder zu einem Ganzem. Ich konnte wieder spüren. Meinen Körper spüren. Und ließ mich von dem Licht vollständig einhüllen...

Benommen und verwirrt öffnete ich die Augen, dabei schnappte ich laut nach Luft. Unter meinem Körper spürte ich die Matratze und ich war an einem nackten Oberkörper gedrückt. Die Wärme kam mir augenblicklich vertraut vor. Ich drehte mein Kopf um und merkte wie steif sich mein Nacken anfühlte. Cael. Das war sein Gesicht. Wieder. Ich war wieder in eine Erinnerung gefangen, auch wenn diese Erinnerung sich besonders echt anfühlte. Tränen sammelte sich in meine Augen, brannten auf meine Wangen. Wut mischte sich unter die Traurigkeit. "Es ist genug!", ich stieß den Körper von mir weg. Ich hatte es nicht geschafft. Oder dieses Licht war bloß eine Illusion, wie das Wesen. Ein Wunschdenken. Doch die Erinnerung wollte nicht verblassen. Mein Körper fühlte sich schwer an, als ich mich hektisch aufrichtete. Diese Erinnerung kam mir nicht bekannt vor. Etwas war anders. Bitter lachte ich auf: "Sehr geschickt. Jetzt versucht ihr mit etwas Anderem!" Mein Hals fühlte sich trocken an, die Stimme kratzte in meiner Kehle und mir war schwummerig. Aufeinmal erschien das Wesen, zirpte aufgeregt. "Du bist nur das Produkt meiner hoffnungslose Fantasie!", murmelte ich. Und dann begann ich verzweifelt zu schluchzen, vergrub mein Gesicht in die Händen. Ich wollte einfach nur nach Hause. Zu Cael. Zu meine Freunde. Zu meinem Vater.


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20.09.2022, 14:09

Cael

Irgendwann hatte ich die Augen geschlossen, um nicht mehr in ihr starres Gesicht blicken zu müssen. Länger ertrug ich den Anblick nicht. Es war so falsch. So, so falsch. Diese fürchterliche Kälte blieb weiterhin an ihr haften, meine Wärme schien nicht genug zu sein. Ich versuchte es mit meinem Licht, aber auch das zeigte keine Wirkung. Scharfe Klauen legten sich um mein Herz, während ich in Gedanken jeden unserer gemeinsamen Momente durchlebte. Von unserer ersten Begegnung bis hin zu unseren verschlungenen Körpern am Morgen. Ich versuchte mich damit an das letzte bisschen Hoffnung zu klammern. An den letzten Funken Leben, der irgendwo in ihr kämpfte.
Unwillkürlich drückte ich sie fester an mich, verzweifelt, ängstlich, unendlich traurig. Tränen brannten hinter meinen Augen. Ich atmete zittrig ein und zuckte kaum merklich zusammen, als Ivoli plötzlich ein hohes Fiepen von sich gab. Zuerst dachte ich, man würde uns angreifen, meine Muskeln spannten sich an, ich war bereit zur Abwehr, doch da regte sich der Körper in meinen Armen und starr vor Schock sah ich in Ileas glasige Augen. Sie... sie war zurück. Sie... sie hatte es geschafft. Meine Gedanken überschlugen sich, während sie mich von sich stieß und bitter auflachte. Ich verstand kein Wort, das sie sagte, verstand auch nicht, woher ihre Verzweiflung kam. Warum sie schluchzte, warum sie weinte. Sie war hier. In dieser Welt. Bei mir.
Als mir das richtig bewusst wurde, flüsterte ich erstickt ihren Namen und streckte meine Arme nach ihr aus. Mein Körper bebte von all den Emotionen, die ich hatte zurückdrängen müssen, um die Kontrolle zu behalten. Jetzt konnte ich endlich erleichtert aufatmen, ihre wiederkehrende Wärme spüren, die Weichheit ihrer Haut, das kräftige Pochen in ihrer Brust, einfach alles. Meine Sicht verschwamm, als ich eine Hand an ihren Hinterkopf legte und sie mit der anderen an mich presste.

Imesha

Ich wünschte, ich wäre stärker. Oder belesener. Ich wünschte, ich könnte Drasil kontaktieren und ihn um Hilfe bitten. Jemand wie er musste doch einen Weg kennen, wie Ilea zurück zu ihrem Körper finden konnte. Wo auch immer sie sein mochte. Hilflos zu warten, war einfach keine Option für mich. Ich musste etwas tun. Ich musste mich bewegen. Meine Geduld hing an einem seidenen Faden und je länger ich am Boden saß, desto ruheloser wurde ich. >Ich... ich muss mir die Beine vertreten.< sagte ich an Ryu gewandt, als ich seine Hand losließ und mich aufrichtete. Ein Kribbeln setzte ein. Ich hatte definitiv zu lange gesessen. Tief durchatmend fuhr ich mir mit beiden Händen durchs Haar, auch etwas, das ich in letzter Zeit häufiger getan hatte, bis mein Blick zurück zum Paar wanderte. Eigentlich sollte ich mir den schmerzlichen Anblick ersparen, doch dieser Moment zahlte sich aus. Fast glaubte ich meinen eigenen Augen nicht. Ilea, sie... Ihr Körper... sie lebte. Sie bewegte sich. Sie atmete. Sie zeigte Gefühle. Tränen der Erleichterung traten in meine Augen. Ich legte eine Hand an meine zitternden Lippen, während ich dabei zusah, wie Cael sie schluchzend an sich drückte. Die beiden brauchten diese Wiedervereinigung. Brauchten kurz Zeit für sich, obwohl ich am liebsten zu meiner besten Freundin eilen und sie fest umarmen wollte. Stattdessen gab ich mich mit der flutenden Erleichterung zufrieden sie wieder am Leben zu sehen.
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20.09.2022, 19:03

Ryu

Die Zeit dehnte sich immer mehr aus und meine Hoffnung begann allmählich zu wanken. Denn es war kein so gutes Zeichen, wenn die Seele so lange außerhalb ihres Körpers war. Der Weg zurück würde immer schwerer werden, jedenfalls hatte Caels Mutter es einmal erzählt. Imesha stand auf und ich verstand diese Ruhelosigkeit. Diese Hilflosigkeit und der verzweifelte Wunsch irgendwas tun zu können. Ich fühlte es ebenfalls. Ich hasste es meinen besten Freund leiden zu sehen und ich hasste es Ilea leiden zu sehen. Menschen, die mir wichtig waren, sollten gut gehen. Doch dann blinzelte ich überrascht und blinzelte noch einmal. Ilea hatte sich aufgerichtet. Sie war aufgewacht! Und mein Herz zerriss beinahe wie Cael sie schluchzend an sich zog. Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals, abrupt stand ich auf und zog voller Erleichterung an mich. Die quälende Zeit der Ungewissheit war endlich vorüber. Ilea war zurück.

Ilea

Ich spürte Arme um meinem Körper und augenblicklich versteifte ich mich. Der Körper fühlte sich zu echt an und noch nie zuvor hatte ich Cael schluchzen gehört. Eine perfekte Illusion, man könnte glauben als sei ich wirklich zurückgekehrt. Doch war ich es wirklich? Oder war es eine hinterhältige Prüfung, die ich bestehen musste, um nicht in dieser Illusion gefangen zu sein? Der Gedanke sie könnte sich so fortwährend wiederholen, wie es einmal bei Mattwei war, ließ mein Herz rasen und am Liebsten wollte ich aufschreien. Erneuert stieß ich ihn von mir weg: "Du bist nicht echt." Meine Stimme zitterte und klang heiser von den Schluchzern. Ich begann zu frösteln, als ich unbeholfen aus dem warmen Bett kletterte. Meine Beine knickten vor Schwäche ein, kaum berührten die Füße den Boden. Diesmal konnte ich den frustrierten Schrei nicht unterdrücken und wie ein Kind in einem Wutanfall boxte ich in den Boden, wobei die Knöcheln sofort anfingen wehzutun. Gehetzt sah ich mich um, während das Wesen immer noch aufgeregt um mich flattere und scheinbar versuchte mir was zu sagen. Doch meine Gedanken und Gefühle waren zu durcheinander. Und ich traute ihnen nicht mehr. Ich traute nicht mehr meinen eigenen Verstand und mein eigenes Herz. Dort hinten war die Tür! Vielleicht musste ich durch sie gehen und hätte es endlich geschafft. Als Wächter standen natürlich meine beste Freunde. "Das Schicksal ist ein grausames Miststück", murmelte ich aus tiefem Bitternis. Etwas war in mir gebrochen und ich wusste nicht, ob es jemals wieder heilen würde. Schweratmend rappelte ich mich auf und diesmal konnte ich stehen. Zielstrebig ging ich eilig auf die Tür zu. "Ilea?", wachsam musterte mich Ryu mit Sorge in den Augen. "Sehr gut getroffen", murmelte ich und schaute zu Imesha hinüber. Ihre Augen wirkten gerötet. "Auch deine Illusion ist mit der Echte identisch. Aber glaubt ja nicht, dass ich darauf hereinfallen werde! Und es reicht, dass ihr mit meine Erinnerungen herumspielt. Ich habe alles gegeben, sogar mein Leben auf dem Spiel gesetzt und ich verlange nichts dafür, außer zu meine Liebsten zurückzukehren. Ich habe dieses verdammtes Schicksal akzeptiert, aber dennoch foltert ihr mich! Das ist euer Dank?!", am Ende brüllte ich die Wächter an. Da war so viel Wut in mir, wie ich sie noch nie zuvor gespürt hatte und dann fühlte ich es. Meine Magie. Prickelnd, wartend und lauernd. Mein Blick wurde leer: "Jetzt werde ich eure Spielregeln ändern. Ihr habt vergessen, dass ich die Hüterin der Erinnerungen bin." Nie hatte ich meine Gabe auf diese Art nutzen wollen, aber es wurde mir keine Wahl gelassen. Und sie sollten all das fühlen, was ich fühlen musste, als sie mit meine Erinnerungen gespielt hatten. Ich war keine Spielfigur!


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21.09.2022, 13:23

Cael

Der Moment der Wiedervereinigung währte nicht lange. Ich war zu verwirrt, zu aufgelöst, um schnell zu reagieren, als sie mich erneut von sich stieß und die Flucht ergriff. Dabei konnte sie sich kaum auf den Beinen halten. Erst da bemerkte ich auch die andere Präsenz im Raum. Ein Wesen wie Ivoli. Sie teilten dieselbe Energie. Die der Zwischenwelt. Und dieses Wesen versuchte auf Ilea einzureden, so wie es Ivoli manchmal tat. Seine Anwesenheit würde ich später hinterfragen, denn zuerst musste ich Ilea helfen. Sie wirkte verloren. Verloren, verzweifelt und frustriert. Gefühle, die mich während der gesamten Warterei innerlich zerfressen hatten. Ihr fehlte die Klarheit, die Bestätigung, dass all das hier real war. So interpretierte ich ihre von Wut und Enttäuschung getränkten Worte. Das war eine ganz neue Seite an ihr, aber keine, die mich sie weniger lieben ließ. Gerade jetzt brauchte sie mehr denn je von diesem warmen Gefühl, bevor sie etwas tat, was sie später absolut bereuen würde. Ihre Magie prickelte gefährlich in der Luft.
Ich schloss eilig zu ihr auf und packte nach ihrem Handgelenk, unvorbereitet, als ein scharfer Schmerz in meinen Kopf schoss. Zischend sog ich Luft zwischen die Zähne. Wegen meiner Sorge um sie hatte ich die inneren Schilde nicht hochgefahren und jetzt bekam ich die Nachteile ihrer Magie zu schmecken. Es fühlte sich an, als würde man mein Gehirn mit Bildern und Stimmen grillen. War es das, was Ilea jedes Mal durchmachte, wenn sie sich auf die Erinnerungen anderer einließ? Beinahe hätte ich sie wieder losgelassen, aber nur beinahe... Stattdessen drehte ich sie zu mir um und küsste sie. Fest. Mit Nachdruck. Dann sanfter, zärtlicher. >Fühlt sich das unecht an, lumina?< Ich suchte nach dem Licht in ihren Augen. >Du hast ein starkes Herz. Und darin wohnt keine Wut, wie du sie gerade empfindest. Und auch keine Furcht.< Mein Licht sprang in Funken über ihre Hand, die ich weiterhin in meiner hielt. Der Schmerz in meinem Kopf ließ nach. >Du hast dein Versprechen eingehalten, Ilea. Du bist hier. Wirklich hier.<

Imesha

Offenbar hatte ich mich zu früh gefreut, denn Ilea schien zu glauben am falschen Ort zu sein. Konnte man ihr das verübeln? Wir hatten keine Ahnung, was ihre Seele alles hatte ertragen müssen, bis sie zurück zu ihrem Körper gefunden hatte. Trotzdem schockierte mich die Intensität ihrer Wut, ihrer tiefen Verzweiflung. Sie brüllte mehr, als dass sie sprach, aber das, was sie sagte, tat mir weh. Für sie. Weil man mit ihren geliebten Erinnerungen gespielt hatte und das war eine Qual, die niemand durchleiden sollte. Vor allem keine Ilea. Sie ließ uns nicht einmal zu Wort kommen, so sicher war sie, dass wir nur Trugbilder einer nicht enden wollenden Fantasie waren. Ihre Wut war greifbar. Ich brauchte keine magische Sicht, um zu erkennen, dass sie im Begriff war ihre Magie gegen uns anzuwenden, aber mir würde nie in den Sinn zu kommen sie deswegen anzugreifen. Schutz suchen? Ja. Aber das erledigte Cael für uns, als er ihr in die Quere kam und hoffentlich zu ihr durchdrang. Unter anderen Umständen hätte ich den Blick abgewandt, um ihnen etwas Privatsphäre zu gönnen, aber ich musste wissen, ob er sie erreicht hatte und sie zur Ruhe kam.
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2 289

21.09.2022, 16:40

Ryu

Instinktiv verstärkte ich meine innere Schutzbarriere und mein Kopf suchte schnell nach einem Zauber, der uns alle schütze ohne Jemanden zu schaden. Mir war bewusst, dass Ilea es nicht absichtlich tat und scheinbar immer noch an diesem Ort gefangen war, wo sie gewesen war. Sie schien nicht zu realisieren, dass sie wieder zurück war und es erschauderte mich, dass man so mit ihre Erinnerungen gespielt hatte, obwohl sie sich ohne Widerstand ihrem Schicksal ergeben hatte. Aber mir war auch bewusst gewesen, dass es Spuren bei ihr hinterlassen würde. Ich wollte schon meine Arme heben, da kam Cael dazwischen und ich hielt inne. Wägte die Situation aufmerksam ab.

Ilea

Ich zuckte zusammen als Jemand nach meinem Handgelenk griff und meine Magie sprang auf diesem Menschen über. Ehe ich reagieren konnte, wurde ich umgedreht und Lippen pressten sich fest auf Meinen. Der Kuss fühlte sich warm an, wie ich sie aus meine Erinnerungen kannte. Und doch schien dieser Kuss all die Erinnerungen verblassen zu lassen, die ich ganze Zeit durchlebt hatte. Er fühlte sich echter an. Und ich hatte vergessen, wie sein Kuss schmeckte. Noch mehr Gedanken, Gefühlen und abertausende Erinnerungen, die teilweise nicht meins waren, wirbelten in meinem Inneren durcheinander. Ich blinzelte verwirrt und war gleichzeitig benommen. Ich versuchte mich auf das Blau seiner Augen zu konzentrieren, auf die feine goldene Ringe um die Pupillen. Ich versuchte die Worte zu begreifen, suchte in ihnen nach der Wahrheit oder nach einer Lüge. Unsicher hob ich eine Hand, berührte sein Gesicht und meine Magie zog sich zurück. Ich könnte einfach in seine Erinnerungen schauen, um herauszufinden wie viel Wahres in seinem Wesen steckte. Aber wenn Cael wirklich der Echte war, würde es sich anfühlen, als würde ich ihn nicht mehr vertrauen. Und damit würde man mir etwas ganz Wichtiges nehmen. "Ich...ich habe es geschafft? Ich bin wieder bei dir?", fragte ich leise.


2 290

21.09.2022, 17:20

Cael

Ihre Magie knisterte noch in meinem Körper, besonders in meinem Kopf, aber den Großteil hatte ich mit meiner mentalen Barriere abgeblockt, nachdem der Kuss sie aus ihrer Konzentration gerissen hatte. Das Licht kehrte in ihren Augen zurück. Nur das zählte. Sie glaubte meinen Worten und berührte mich, als hätte sie Angst sich doch zu irren. Das brach mir das Herz. Zum gefühlt tausendsten Mal an diesem grausamen Tag. Er gehörte mit Abstand zu den schlimmsten meines Lebens und dabei hatte die Sonne erst vor kurzem den höchsten Punkt am Himmel erreicht. Ich könnte Ilea jetzt ins Bett bringen und bis morgen schlafen. Nur damit dieser Tag endlich vorbei war.
>Ja, ja du bist wieder bei mir. Du hast es geschafft.< erwiderte ich ebenso leise und schluckte gegen den Kloß in meinem Hals an. Ich führte ihre Hand an meine Lippen, küsste die wunden Knöchel und wiederholte den Vorgang mit ihrer anderen Hand. Wenn ich nur daran dachte, mit welcher Wut und Verzweiflung sie auf diesen Boden eingeschlagen hatte, da brach mir das Herz gleich noch einmal.

Imesha

Zum zweiten Mal an diesem Tag spürte ich tiefe Erleichterung. Ihre besondere Beziehung zueinander war in Momenten wie diesen unbeschreiblich. Sie hätte weiterhin toben, weiterhin zweifeln können, aber sein bedingungsloses Vertrauen und seine Nähe hatten sie rechtzeitig erreicht. Es war schön mit anzusehen, wie sie eine Hürde nach der anderen meisterten. Auf ihre hingebungsvolle Art und Weise, die Menschen wie mich sentimental werden ließ. Es wäre der perfekte Moment, um den Tränen von vorhin freien Lauf zu lassen, doch zuerst wollte ich diese lästige Hilflosigkeit abschütteln und Eis für Ileas Knöchel holen. Wie in unserem Zimmer gab es auch hier einen Tisch mit erfrischenden Getränken, darunter einen kleinen Krug mit Eis, aus dem ich eine Handvoll herausfischte und in ein Leinentuch wickelte. Damit kehrte ich zu dem Pärchen zurück. >Beinahe hätte ich meine einzige beste Freundin verloren. Ich bin froh, dass das nicht passiert ist.< sagte ich mit belegter Stimme und hielt ihr das kalte Bündel hin. >Wirklich froh.<
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21.09.2022, 19:23

Ryu

Ilea schien sich ein wenig zu beruhigen, was bewies wie stark die Bindung zwischen den Beiden war. Dennoch bedeutete es nicht, dass der Schmerz vergessen war. Er war in den Gesichter der beiden geschrieben, sie hatten eine emotionale Hölle durchlebt und auch die tiefe Erschöpfung flackerte in den Augen. Imesha begann sich zu regen, sie wollte etwas tun. Helfen. Ich kannte dieses Gefühl, auch ich war ein Jemand, der nicht einfach tatenlos dastehen konnte. In diesem Moment jedoch gab es nichts womit ich helfen konnte. Außer weiter dafür zu sorgen, dass keine unerwünschte Besucher kamen.

Ilea

Langsam nickte ich und wiederholte stumm seine Worte. Ich hatte es geschafft. Es fühlte sich nach dieser Tortur so unwirklich an. Meine Finger fühlten sich in seiner Hand kalt an und erst jetzt bemerkte ich das Brennen meiner Knöcheln. Sie waren gerötet, leicht geschwollen und die Haut oberflächig aufgerissen. Ich brauchte einen Moment bis ich mich erinnerte woher die Verletzung kam. Es stammte von meiner blinder Wut und der allfressende Verzweiflung. Ich zuckte zusammen, als eine weitere Gestalt kam. Blinzelnd sah ich Imesha an, dann auf das eingewickeltes Eis. Wenn Cael echt war, dann waren auch Imesha und Ryu echt. Eine erschütterndes Erkenntnis machte sich in mir breit. "Ich...ich wollte nicht...ich", mein ganzer Körper begann zu beben und brachten auch meine Zähne zu klappern. Beine hätte ich etwas Unverzeihliches getan. Beinahe, hätte ich meine engsten Freunde in eine Hölle aus schlimmsten Erinnerungen geschickt. Schlimmer als jeden Albtraum. Und ich hätte viel mehr getan, nur etwas zurückzubezahlen, was mir angetan wurde.


2 292

21.09.2022, 19:47

Cael

Sie beruhigte sich und das wiederum beruhigte mich. Der emotionale Sturm war vorüber. Ich konnte endlich frei aufatmen. Licht und Schatten fanden ihre Balance wieder. Vielleicht würde ich mich trotzdem schlafen legen, zusammen mit Ilea. Das war alles zu viel gewesen. Zu viel Aufregung. Zu viel Stress. Zu viel Fühlen. Mein Blick wanderte zu Imesha, die mit einem Bündel aus Eis herantrat und es Ilea reichte. Ich erinnerte mich an meine Dunkelheit, an mein Misstrauen in der Bibliothek. Und ich war froh Ryus Hilfe angenommen zu haben, denn ihre Anwesenheit hatte mir mehr Kraft gegeben, als mir bewusst gewesen war. Kurz sah ich zu meinem besten Freund und ließ ihn mit einem kleinen Lächeln wissen, dass ich dankbar für ihn und seine bedingungslose Unterstützung war. Auf ihn war stets Verlass.
Im selben Moment schloss Imesha Ilea in ihre Arme, als diese zu stammeln begann. Sie hatte wohl erkannt, was beinahe passiert wäre. So, wie ich sie kannte, würde sie sich das sehr zu Herzen nehmen, auch wenn niemand von uns sie keine Sekunde lang dafür verurteilte. Sie hatte heute genug durchgemacht. Das sollte für ein Leben reichen.

Imesha

Bevor ihre Gedanken in den Abgrund stürzten, überwand ich die Distanz zwischen uns und umarmte sie ganz fest. Das hatte ich die ganze Zeit tun wollen. Sicherstellen, dass sie wirklich am Leben war. Dass ich meine beste Freundin nicht verloren hatte. Diesmal gewannen die Tränen und ich ließ sie zu. >Tu das nicht. Mach dich nicht für etwas verantwortlich, was nicht passiert ist.< schniefte ich an ihrer Schulter. Das Eis klirrte im Bündel, als ich meine Hand bewegte und zurücktrat, um es sanft auf ihre verletzten Knöchel zu drücken. Es tat gut nützlich zu sein. Es tat gut meiner Freundin zu helfen, anstatt hilflos zu warten. >Ich hätte es nicht ertragen noch jemanden zu verlieren, der mir wichtig ist. Nur das allein zählt für mich, Ilea. Nur das.< fügte ich mehrmals blinzelnd hinzu, weil die Tränen mir die Sicht auf sie nahmen.
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2 293

21.09.2022, 20:42

Ryu

Ich spürte den Blick meines besten Freundes und nickte ihm leicht zu. Er konnte immer auf mich zählen und so war es auch umgekehrt, selbst in unsere dunkelste Stunde. Das war immer so gewesen und so würde es immer bleiben. "Imesha hat Recht, es gibt nichts zu verzeihen, denn es ist nichts passiert und wir wissen, dass du uns niemals absichtlich wehtun wirst", bekräftigte ich Imeshas Worte. Ich konnte mir vorstellen, wie erschrocken Ilea darüber war, was vorhin gewesen war. Aber sie hatte sich in einem Ausnahmezustand befunden und ich hatte keine einzige Sekunde etwas Böses von ihr gedacht. Wir alle waren schon in Situationen gewesen, wo wir einfach keine Kontrolle über uns mehr hatten, weil andere Mächte im Spiel waren. Davon konnte Cael ein Lied singen. "Das Wichtigste ist jetzt, dass du wieder zu Kräften kommst", fügte ich sanft hinzu.

Ilea

Imesha verzieh mir und als ihr die Tränen kamen, kamen meine Tränen ebenfalls. Ich erwiderte ihre Umarmung und auch Ryus Worte erreichten mich. Die Wärme der Freundschaft tat meiner verwundete Seele gut, linderte ein wenig den Schmerz. Aber tiefe Spuren dieses Erlebnisse würden bleiben und es war noch nicht alles gut. Nur in diesem Moment war es in Ordnung, weil ich wieder bei meine liebste Menschen waren. Weil das hier wirklich die echte Welt war und weil hier die Farben lebten. die Kühle war für meine Knöcheln eine Wohltat und ich schenkte ihr ein dankbares Nicken. "Ich möchte euch auch nicht verlieren", flüsterte ich und dachte an die Einsamkeit. An die Dunkelheit. An die Leere. Dann überrollte mich eine tiefe Erschöpfung, als hätte ich seit Tagen nicht mehr geschlafen. "Ich...ich muss mich hinlegen, ich bin so müde", meine Stimme wurde heiser: "Danke, dass ihr bei mir ward und mich nicht aufgegeben habt." Dann schwieg ich einen Moment, ehe ich fortfuhr: "Ich kann heute die Anderen nicht sehen." Plötzlicher Schmerz schoss durch meinem Kopf und ich fasste leise stöhnend an meiner Stirn. Eine Erinnerung. Eine Erinnerung von eine längst vergangene Zeit, die nicht meine war. Mein Herz begann schneller zu klopfen, ich wollte nicht wieder in diesem Meer stürzen. Wollte nicht wieder orientierungslos durch die Wellen schwimmen ohne einen Felsen, an dem ich klammern könnte. Ich wollte nicht die Wirklichkeit aus den Augen verlieren. Abrupt drehte ich mich um und klammerte mich an Cael fest: "Halte mich bitte so fest wie du kannst, ich.....ich will in der Gegenwart bleiben."


2 294

21.09.2022, 21:08

Cael

Ich stimmte unseren Freunden zu. Sie würde ihnen nie absichtlich schaden. Ilea war keine Person, die verletzte. Es lag nicht in ihrer Natur und dafür liebte ich sie. Aber ich wusste, dass diese Einstellung an Grenzen stieß und an diese war sie in der Zwischenwelt oder wo auch immer sie gewesen war, gestoßen. Ich wollte mir nicht ausmalen, was genau sie dort erlebt hatte. Das würde mich nur wütend machen. Sehr, sehr wütend. Und da ich kein Gesicht vor Augen hatte, in das ich gnadenlos einschlagen konnte, würde ich dieses Gefühl für eine andere Situation aufbewahren müssen. Im Moment wollte ich für Ilea da sein. Sie brauchte mich. Und ich brauchte sie.
>Wir sorgen dafür, dass euch für den Rest des Tages niemand stört.< versicherte Imesha ernst. Sie wischte sich mit dem Handrücken die feuchten Wangen trocken. >Ruht euch gut aus. Falls ihr später Hunger bekommt, können Ryu und ich euch etwas aufs Zimmer bringen. Das ist gar kein Problem. Hauptsache, wir können helfen.< Bei dem Angebot schenkte ich Imesha ein warmes Lächeln. >Das wäre sehr nett, danke.<
Ich schlang meine Arme fest um Ilea, als sie sich daraufhin an mich klammerte und drückte ihr einen Kuss aufs Haar. >Nichts lieber als das. Loslassen ist keine Option mehr.<

Imesha

Da Ilea und Cael sich zurückziehen wollten, verabschiedete ich mich mit einem knappen Nicken und drehte mich zu Ryu um, der in der Nähe der Tür geblieben war. Man hatte uns wie vereinbart in Ruhe gelassen. Gut. Eine Lösung für Ileas Zustand hatten die anderen demnach nicht gefunden, aber sie würden sich bestimmt über die Nachricht freuen, dass Ilea es aus eigener Kraft geschafft hatte. Diese junge Frau überraschte mich immer wieder. Ich war stolz darauf ihre beste Freundin zu sein. Ich bewunderte Menschen, die weiterkämpften, selbst wenn es aussichtslos erschien. Sie inspirierten mich.
>Ich schlage vor, wir geben den anderen Bescheid und gehen dann etwas essen. Jetzt, wo das Schlimmste überstanden ist, habe ich das Gefühl mein Magen frisst sich selbst auf.< sagte ich, nachdem wir das Zimmer verlassen hatten und die Tür ins Schloss fiel. Erst dann bemerkte ich, dass das Chaos, das Ryu in seiner Eile hinterlassen hatte, bereinigt war. Alle Bücher standen dort, wo sie hingehörten. Keine Pflanzenreste am Boden. Dem Baum fehlte es auch an nichts. Man hatte wohl in der Zwischenzeit aufgeräumt.
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2 295

22.09.2022, 20:30

Ryu

Im Flur sah es wieder aufgeräumt aus, obwohl der Chaos mir verschuldet war. Ich hätte es selbst beseitigt und ich fühlte mich verlegen, dass Andere es für mich getan hatten. "Ja, ich habe auch schon einen Loch im Bauch", nickte ich zustimmend. Mittlerweile gab es bestimmt schon Mittagessen. "Und du hast Recht, dass wir den Anderen Bescheid geben sollten. Auch wenn alles aus dem Ruder geraten ist, schienen sie sich doch Sorgen gemacht zu haben", fügte ich hinzu und dachte daran, was die Hohepriesterin uns erzählt hatte. Ja, Zeit war etwas kompliziertes und ich wollte nicht wissen wie es war ständig in die Zukunft blicken zu müssen und die richtige Entscheidungen zu treffen. Dennoch....hätte es nicht anders laufen können?

Ilea

Die feste Umarmung half mir mich auf die Gegenwart zu konzentrieren und mich nicht wieder in eine Erinnerung zu verlieren. Ich hörte, wie unsere Freunde gingen und dann waren wir alleine. Als die Erinnerung allmählich verblasste und ich mir der Wirklichkeit sicher war, löste ich mich ein wenig von Cael. Erst da bemerkte ich wieder das Wesen, dass um Ivoli herumschwirrte. "Eine letzte Frage noch, bevor mir die Augen zufallen: Kannst du das Wesen dort hinten auch sehen? Ich glaube es ist ein Geistfrüher, wie Ivoli, wenn es nicht meiner Fantasy entsprungen ist", unsicher sah ich Cael an.


2 296

22.09.2022, 21:24

Cael

Allmählich entspannte sie sich in meinen Armen und richtete ihren Blick auf etwas hinter mir. Erst da fiel mir wieder das andere Wesen ein, das wie aus dem Nichts erschienen war. Gemeinsam mit Ilea. Ich nickte langsam. >Ja, ich sehe es. Es strahlt dieselbe Energie wie Ivoli aus, also muss es ein Geistführer sein. Hast du ihn in der anderen Welt gefunden? Anders kann ich mir sein Erscheinen nämlich nicht erklären.< Da Geisterführer kein Geschlecht besaßen, musste ich mich zumindest nicht fragen, ob es männlich oder weiblich war. Das Äußere allein war einzigartig. So etwas hatte ich nie zuvor gesehen, auch nicht in den wenigen Büchern, die das Thema Geistführer behandelten. Man wusste leider nicht viel über sie. Vor allem nicht in meiner Welt. Mir war auch gar nicht in den Sinn gekommen in Drasils Bibliothek nach weiteren Informationen zu suchen, da Ivoli fester Bestandteil meines Lebens war und ich keine Fragen mehr hegte.

Imesha

Ich erinnerte mich an die Gesichter der Ratsmitglieder zurück und stimmte Ryu im Stillen zu. Sie hatten sich wirklich Sorgen gemacht. Und hatten sich genauso hilflos gefühlt wie wir, so viel stand fest. Trotzdem hätten die Dinge anders laufen müssen. Ich war gespannt auf die Gründe, die die Hohepriesterin vorgebracht hatte, um ihr Handeln zu erklären. Ich schrieb ihr keine allzu schlechten Absichten zu. Sie wirkte nicht wie eine bösartige Person, aber selbst gute Menschen begingen gravierende Fehler, die anderen Leid zufügten.
Wir steuerten direkt auf den Saal zu, da uns sonst kein anderer Treffpunkt einfiel, an dem sich alle versammelt haben könnten. Offenbar lagen wir wichtig, denn uns kam Anesh mit eiligen Schritten entgegen. Sie schaffte es immer wieder genau dann aufzutauchen, wenn wir einen von ihnen suchten. >Bis auf Tanbana und Haku sind alle im Saal, ihr dürft gerne rein. Es ist eine große Erleichterung zu wissen, dass Ilea es geschafft hat.< Bevor ich sie fragen konnte, woher sie das wusste, sah sie uns über ihre Schulter hinweg an. >Ihr würdet nicht händchenhaltend und in aller Ruhe unterwegs sein, hätte sie es nicht geschafft... Wir sehen uns später.< Mit diesen Worten verschwand sie hinter der nächsten Tür.
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2 297

25.09.2022, 11:48

Ryu

Als wir auf den Ratsaal zusteuerten, kam uns Anesh entgegen und informierte, dass ein paar Ratsmitglieder schon dort anwesend waren. Ich vermutete sie hatten bereits vorher über den Vorfall gesprochen oder noch nicht, das konnte natürlich auch sein. Vielleicht hatte sich die Hohepriesterin erst erholen müssen, denn sie schien für etwas ihre Jugend eingebüßt zu haben. Es erinnerte mich an Caels Mutter, die ihre Erinnerungen eingebüßt hatte, als sie das Leben meines Vaters rettete und Seines mit die meiner Mutter verband. Ob etwas Ähnliches geschehen war? Anesh verschwand wieder, um vermutlich die Anderen zu holen und wir traten ein.

Ilea

"Er hat mir geholfen in diese Welt zurückzukehren. Ohne ihn....", ich schwieg, konnte die Worte nicht über die Lippen bringen. Die Wunden, die mir dieser Ort beigebracht hatte, saßen tief. "Ich bin müde, so müde", wiederholte ich und spürte die Erschöpfung in jede einzelnen Partikel meines Körpers. Aber auch meine Seele war unendlich müde, wie mein Kopf. Ich löste mich und ging beinahe schlafwandlerisch auf das Bett zu. Es war mir egal, ob ich noch Kleidungen trug, ob ich vielleicht schmutzig war. Ich wollte mich einfach nur hinlegen. Noch nie hatte ich ein solch starkes Bedürfnis nach einem Bett verspürt. Kaum lag ich, schlief ich auch schon ein. Ich hatte nicht mal die Zeit gehabt mich zuzudecken.


2 298

25.09.2022, 13:55

Cael

Bevor ich sie um mehr Details bitten konnte, wich alle Energie aus ihr. Sie schleppte sich zum Bett, während ich darauf achtete, dass sie nicht über ihre eigenen Füße stolperte und deckte sie zu, sobald sie ruhig dalag und prompt einschlief. Nach allem, was vorgefallen war, wunderte mich ihre Müdigkeit nicht. Trotz der vielen Fragen, die noch weiter in meinem Kopf herumgeisterten, brauchte ich ebenfalls eine Portion Schlaf. Bevor ich mich allerdings zu ihr legte, wandte ich mich an den Geisterführer, der sich mit Ivoli vertraut machte. >Vielen Dank, dass du ihr geholfen hast.< Wie auch immer er zu ihr gefunden hatte, ich war unendlich dankbar dafür. Diese Art von Begegnungen waren fürs Leben, sie geschahen nicht durch Zufall. Wenn Ilea wieder bei Kräften war, würden wir die Unterhaltung fortsetzen, um mehr Klarheit zu schaffen. Hauptsache, das Schlimmste war überstanden.
Jetzt konnte ich endlich Ruhe finden, mit Ilea in meinen Armen, die wieder atmete und ihre eigene Wärme ausstrahlte. Sie war hier. Bei mir. Sie hatte es geschafft. Die pure Verzweiflung war verflogen, nur träge Erschöpfung blieb. Ich schloss die Augen und atmete tief aus.

Imesha

Wir betraten den Saal und mir fiel als Erstes auf, dass niemand auf den thronähnlichen Stühlen saß, sondern alle in der Mitte versammelt dastanden und sich angeregt miteinander unterhielten. Amara registrierte unser Kommen. Sie drehte sich mit einem hoffnungsvollen Ausdruck um und atmete erleichtert aus, bevor ich überhaupt zu Wort kam. >Hat sie es geschafft? Geht es ihr gut?< Ehrliche Sorge schwang in ihrer Stimme mit. Auch Rakurai beendete sein Gespräch mit der Hohepriesterin und sah erwartungsvoll zu uns.
>Ja, sie ist wieder zurück und ruht sich jetzt aus. Es war... intensiv.< Ein besseres Wort fiel mir nicht ein, um Ileas rohe Wut und Verzweiflung zu beschreiben, aber sie mussten nicht alles wissen. Immerhin hatten sie bestimmt eine ganze Reihe an Geheimnissen, in die sie uns nicht eingeweiht hatten, darum sah ich keinen Grund alles offenzulegen. Rakurai murmelte etwas vor sich hin, während Amara einen vielversprechenden Blick mit Ileas Mutter wechselte. >Danke für die Auskunft. Das sind äußerst erfreuliche Nachrichten und wir sind für jede Hilfe zu haben. Was auch immer sie braucht, wir tun unser Bestmögliches, um sie zu unterstützen.<
Eine bissige Bemerkung lag mir auf der Zunge, aber ich schluckte sie hinunter, weil die Sorge um meine beste Freundin immer noch nicht gänzlich verflogen war. Außerdem hatte ich Hunger. Ich war nicht in der besten Laune.
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2 299

04.10.2022, 17:47

Ryu

Die Ratsmitglieder standen im Raum und schienen sich angeregt zu unterhalten. Ich musste nicht raten, um welches Thema es ging. Es war allen anzusehen. Als sie uns bemerkten, verebbte das Stimmengewirr und sorgenvolle Augen musterten uns. Imesha gab eine kurze Antwort, auch ich hätte nicht anders geantwortet. Nach der heutige Sache wollte ich ein wenig Abstand von Ihnen nehmen, aber dabei würde ich darauf achten nicht das Ziel aus den Augen zu verlieren. In dieser Sache brauchten wir uns. Ich spürte, dass der nächste Satz Imesha nicht gefiel und ich verstand sie. Meine Arme verschränkte sich vor dem Brustkorb und ernst musterte ich jeden einzelnen bis mein Blick auf Ileas Mutter blieb: "Wir brauchen eine Erklärung. Das was in der Bibliothek gesagt wurde, reicht nicht und es war zu....aufwühlend um alles verstehen zu können. Ich habe teilweise nicht viel davon mitbekommen." Sie nickte langsam, schien in sich zu horchen und antwortete schließlich: "Jetzt kann ich euch allen mein drastisches Handeln erklären. Ilea wusste bereits, was ihr bevorstand, jedoch hatten wir den Abend gewählt. Aber heute Morgen erhielt ich plötzlich eine erschreckende Vision, die uns in wenige Stunden alle in große Lebensgefahr gebracht hätte, hätte wir das Ritual nicht früher durchgeführt. Ich musste diese Entscheidung treffen, um einen größeren Schaden abzuwenden. Ich weiß, es ist schwer zu verstehen. Besonders weil es auch um eure Freundin Ilea geht und sie auch auf ein großes Risiko eingegangen ist. Es ist womöglich auch schwer zu glauben, dass ich mein Bestes getan habe, um dieses Risiko möglichst zu schwächen." Erschöpfung zeichnete sich in ihrem Gesicht und die Augen wirkten durch das silbrigeres Haar dunkler: "Der Kaiser hat die dunkle Miko gefunden, eine Legende ist zum Leben erwacht. Er besitzt wie Ilea und ich auch eine besondere Gabe." "Er?", hakte ich sofort nach, weil in dieser Welt bisher keine männliche Mikos außer Cael gab, während in unsere Welt nur seine Mutter und er ein Miko war. Sie nickte: "Nanashi, der Namenlose."


2 300

05.10.2022, 15:38

Cael

Ich stand wieder vor der schwarzen, zuckenden Masse aus der Schattenwelt. Eine Erinnerung. Trotzdem fühlte es sich an, als wäre ich gerade dort. Das Licht in mir flackerte unruhig, während ich ein paar Schritte nach hinten machte, um dieser übermächtigen Präsenz auszuweichen. Sie war nicht außerordentlich böse. Ich spürte nicht dieselben finsteren Schwingungen, wie wenn ein Dämon vor mir stehen würde. Es war eine andere Art von Schwärze. Damals war mir das nicht aufgefallen, da ich sofort in den Überlebensmodus gewechselt war, doch jetzt nahm ich andere Details wahr. Die roten Blitze, Schattenblitze, fühlten sich vertrauter an. Wie meine eigenen, wie die meines Vaters. Auch die Schatten bewegten sich weniger bedrohlich und mehr in rhythmischer Einheit. Das war im Normalfall sehr untypisch, da sie im Chaos lebten. Außerdem fehlte das schmerzhafte Hämmern in meinem Schädel. Kein Kreischen, kein verrücktes Stimmengewirr. Nur… Rauschen? Oder doch heiseres Flüstern? Ich versuchte mich zu konzentrierten und wagte einen Schritt vorwärts. Da war etwas Seltsames in der Mitte der Masse. Es bewegte sich anders als der Rest. Hatte ich das damals übersehen? Oder war es dieses Etwas, das mich gepackt und gebrandmarkt hatte?

Imesha

Diesmal bekamen wir endlich eine Antwort von der Hohepriesterin und was sie zu sagen hatte, war alles andere als beruhigend. Ich erinnerte mich nicht daran, dass der Kaiser aktiv nach einer dunklen Miko gesucht hatte. Davon hätte ich in irgendeiner Art und Weise erfahren. Allerdings wäre es auch nicht das erste Mal, dass die Jäger-Elite nicht in alles eingeweiht wurde. Das Lügennetz des Kaisers war undurchschaubar. Nur er allein hatte alle Fäden in der Hand. Genau das machte ihn so gefährlich. Dass er nun einen begabten Miko an seiner Seite hatte, bereitete mir große Sorge. Ein weiterer Feind, der nicht zu unterschätzen war. >Ist bekannt, welche Gabe er besitzt oder ist das unmöglich herauszufinden?< fragte ich die Hohepriesterin direkt. Da sie nun willens war zu reden, wollte ich alles Mögliche in Erfahrung bringen. Jede Information konnte hilfreich sein. Wir durften nicht dauernd Oda hinterherhinken, sondern mussten uns selbst einen Vorsprung verschaffen. Egal wie.
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