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09.12.2022, 22:50

Ryu


Es war ein schönes Ritual, es ließ den Abschied weniger schmerzhaft erscheinen und ehrte den heiligen Baum, der anscheinend so viel für diesen Ort getan hatte. Die sanfte Musik war ein Trost und ließ die Herzen nicht allzu schwer wiegen. Dann stiegen langsam die Laternen in die Luft und sie tänzelte um dem Baum herum, ehe sie immer weiter hinaufstiegen. Die Musik erklang, die Priesterinnen sammelten sich erneuert zu einem Gebet und dann wurde für eine andere Gruppe Platz geschaffen. Ich legte den Arm um Imesha und zog sie dicht an mich.

Ilea


Das hier war ein schönes Ritual, traurig und schön zugleich. Wäre ich der Baum und wüsste, wie mein Tod geehrt würde, wäre ich von alldem hier gerührt gewesen. Es würde mir einen Frieden zu geben, dass ich es geschafft hatte mein Bestes zu geben. Und dass schien dieser besonderer Baum gemacht zu haben. Ich blickte den schwebende Laternen nach, während die Musik noch in mir nachhallte. Dann kam Veränderung auf, denn die Gruppen wechselten sich diesmal.


2 382

09.12.2022, 23:18

Cael

Ich wünschte, ich könnte diesen Abend irgendwie festhalten, um ihn meiner Familie zu zeigen. Sie hätten das alles hier geliebt. Die Gemeinschaft, die vielen Lichter, die Musik... Ich war sehr angetan davon und vergaß sogar meine eigenen Probleme, die Wunden des Tages. Im Moment zählten völlig andere Dinge und ich ließ mich darauf ein. Hieß die Veränderung des Geschehens willkommen. Diesmal trugen die Menschen kürzere Gewänder, weiß und tiefes Rot mit unterschiedlichen symmetrischen Mustern. Solche sah ich zum ersten Mal. Einige von ihnen hatten sogar Blumen um ihre Hand- und Fußgelenke gebunden. Sie waren barfuß und bewegten sich ganz anders als die Priesterinnen. Aus ihnen sprach eine andere Form von Stärke.
Amara trat vor, wechselte ein paar Worte mit der Hohepriesterin und bekam ein Instrument überreicht, das einer Harfe ähnelte. Eine Bogenharfe? Die gab es hier auch? Aus der Entfernung konnte ich nicht sehen, wie viele Saiten sie hatte, aber ich erkannte sie sofort am Klang. Es war ein für die Elfen typisches Instrument.

Einstiegslied

Imesha

Ich schluckte den plötzlichen Kloß in meinen Hals hinunter und starrte wie gebannt auf Amara, die offenbar das Spielen einer Kugo beherrschte. Nur die besten Musiker in den höchsten Kreisen waren in der Lage diesem Instrument solch schöne Klänge zu entlocken. Die Melodie drang in mein Herz und ein bittersüßes Gefühl stieg in mir hoch. Ein monotones Summen mischte sich dazu, das von den Männern und Frauen stammte, die deutlich mehr Haut zeigten und ihre eigenen trommelähnlichen Instrumente mitgebracht hatten. Und auch sie wussten sie richtig einzusetzen. Gegen Ende bekam ich sogar Gänsehaut, trotz Ryus Körperwärme.
Aus dem Augenwinkel bemerkte ich einen Mann in einem bodenlangen Gewand, das ebenso bestickt war wie das von Rakurai. Sie sprachen leise miteinander, dann neigte er respektvoll den Kopf und bahnte sich einen Weg zu Amara, die im Schein der Fackeln wunderschön aussah. Ihr Lied endete und damit verstummten alle weiteren Geräusche. Nur das Flackern von Feuer war noch zu hören. Der dunkelhäutige Mann stellte sich mittig vor den Baum, hob die Arme und richtete den Blick gen Nachthimmel. Mir war gar nicht aufgefallen, dass sich die Sonne längst verabschiedet hatte. Dann stieß er einen beinahe animalischen Laut aus, der mich bis ins Mark traf. Eine Stimme wie seine... so volltönend und kräftig. Sie war ganz anders als die von Cael

Rituallied

Ich erschauderte am ganzen Körper. Gleichzeitig kam Bewegung in die Gruppe, sie schlugen rhythmisch mit den Händen auf die Trommeln, die an ihren Hüften befestigt waren und tanzten mit einer rohen Wildheit, dass ich das Gefühl hatte mitmachen zu müssen. Funken tanzten bei jedem Schlag. Wie Feuer, das am Entzünden war. Mein Herz schlug einen Takt schneller, ich spürte den Rhythmus in jedem Winkel meines Körpers.

Bin dann mal offline, gute Nacht :sleeping:
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2 383

09.12.2022, 23:53

Ryu

Das Pulsieren des Eis in meinem Rücken wurde stärker, als sich die andere Melodien einsetzten und ich spürte wie die Nackenhaaren sich aufrichteten. Dann erschien ein Mann, der auf eine andere Weise zu singen begann und es war als würde mein Herz zum gleichen Takt schlagen. Vor meine innere Augen sah ich plötzlich schemenhaften Gestalten, die um den Baum standen und auf ihn herabblickten. Unbewusst drückte ich Imesha fester zu, als mir klar wurde, dass es die Seelen der Drachen sein mussten. Dann hüpften sie nacheinander in die Luft und um den Baum tanzend stiegen sie immer höher, während gleichzeitig funkelnde Regen hinab rieselten. Ich wusste nicht wer es noch sehen kann oder ob nur ich es sah, weil ich mit ihnen verbunden war. Es übte auf mich eine hypnotisierende Wirkung aus und trat einen Schritt nach vorne. Ich spürte sie überall. Die Drachenseelen. Die Drachen, die ins Nebelreich verschwunden waren. Und der Drache selbst in mir. In diesem Moment teilten wir alles, teilten den gemeinsamen Verlust. Wir waren ein gemeinsames schlagendes Herz. Tief atmete ich ein und schloss meine Augen. Ich spürte jede einzelne Flamme in den Laternen, spürte die Hitze der Fackeln und hörte den Wind flüstern. Als ich die Augen wieder öffnete waren sie verändert und aus jedes Licht des Feuers in dieser Umgebung stieg in glühende Funken in die Luft. All die Funken sammelten sich im Himmel zwischen all den Laternen und formten sich zu einem Drachen. Das Glühen wurde intensiver und verwandelte sich in einem geschmolzenes Gold. Ohne zu merken hatte ich Imesha von mir geschoben, während mein Körper vor Hitze brannte, an der man sich verbrennen konnte. Der goldener Drache tanzte den Tanz, die ich gesehen hatte über dem Baum und Funken um ihn herum wirbelten herum, verglühten ehe sie die Erde erreichten. Dann stieß der Drache eine Feuersbrunst aus und verschwand in den tanzende Flammen, um sich mit ihnen gemeinsam aufzulösen. Plötzlich verschwand alle Kräfte aus meinem Körper und ich kippte nach vorne um, während mein Geist bereits in die Schwärze tauchte.

Ilea

Gänsehaut verteilte sich auf meinem Körper, als sich eine andere Musik einsetzte. Dieses Gefühl, was die Musik in mir auslöste, war schwer zu beschreiben. Noch nie hatte ich ein solches Ritual und so viel Ehre erlebt. Plötzlich veränderte sich die Atmosphäre, wurde magiebeladender und ich sah, wie aus allen Flammen der Fackeln und gar im Himmel aus den Laternen Funken in die Luft stiegen. Atemlos beobachtete ich wie immer mehr erschienen und sich zu etwas Großem sammelten. Ich blinzelte, als ich die Form eines Drachens erkannte. Dann tauchten seine Schuppen in goldenes Farben auf und Ehrfurcht ergriff mich. Der goldene Drache stand für Glück und himmlische Kräfte, den Götter gleich. Er war die Freude und der Lichtbringende. Die Verbindung zwischen Himmel und Erde. E brachte die Hoffnung. Und er war der erste Drache. So wurde es in den Legenden geschrieben.

Gute Nacht :)


2 384

10.12.2022, 11:08

Cael

Diesmal erinnerte mich die Musik sehr stark an die von Ignulae. Ryus Heimat. Das Trommelschlagen, der leidenschaftliche Tanz und die kräftige Stimme des Sängers bewegten uns alle. Es kribbelte in meinen Fingern. Ich wollte mitspielen, mich mitreißen lassen, mich diesem intensiven Gefühl hingeben. Selbst Ivoli, der sich in unserer Nähe befand, wirkte aufgedrehter als sonst. Er gab klickende Laute von sich, was für seine Verhältnisse selten vorkam. Meine Augen folgten seiner Flugroute und da sah ich die vielen Funken sowie Lichter der Laternen, die sich zu einer lebendigen Masse vereinten. Mir klappte fast der Mund auf, als ich daraufhin einen goldenen Drachen erblickte. Er wirkte unfassbar real. Durch die Verbindung zu Ivoli spürte ich, dass außerweltliche Magie am Werk war. Reine Seelen. Ein weiter Ruf. Wir wurden Zeugen eines Wunders.

Imesha

Tief in meinem Herzen wusste ich, dass das die Musik war, die mich als Kind geprägt hatte. Mir fehlten zwar klare Bilder, aber mein Körper schien sich an den wilden Rausch zu erinnern. An die Freiheit beim Tanzen. Wie gebannt starrte ich auf die Männer und Frauen, die auf ihre eigene Weise den Baum ehrten und seinen Abschied weniger schmerzhaft gestalteten. Es war, als würden sie ihm Kraft für den nächsten Lebensabschnitt wünschen. Er galt nicht als tot. Er schien einfach weitergereist zu sein, in eine Welt, die unerreichbar für uns war. Ich schluckte die Emotionen hinunter, die mich zu übermannen drohten und blinzelte irritiert, als Ryu sich plötzlich von mir löste und nach vorne trat. Im selben Moment geschah etwas völlig Unbegreifliches.
Ein goldener Drache erschien inmitten des Laternenmeeres. Meine Augen weiteten sich bei seinem Anblick. Alle, die sich auch nur ein wenig mit Legenden auskannten, wussten, was das zu bedeuten hatte. Welch Ehre uns zuteilwurde. Die Menge um uns herum kniete sofort zu Boden, in ihren Gesichtern pure Ehrfurcht und glühende Hoffnung. Ich war zu erstarrt, um mich zu rühren und traf damit die richtige Entscheidung, weil nach dem Verschwinden des Drachens Ryu zusammenklappte. Cael und ich reagierten rechtzeitig und fingen ihn auf, bevor er sich verletzte. Allein hätte ich sein ganzes Gewicht nicht stützen können. >Es kann nicht gesund sein so oft in Ohnmacht zu fallen. Uns passiert das viel zu häufig.< murmelte ich kopfschüttelnd.
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2 385

11.12.2022, 20:52

Ile

Nach dem besonderen Ereignis brach plötzlich Ryu zusammen und zum Glück standen die Beiden in der Nähe, um ihn reflexartig aufzufangen. Ich bemerkte ein goldenes Schimmern, seine Aura hatte sich verändert und mir wurde bewusst wie klarer meine Sicht auf die zwischenweltlichen Dingen geworden ist. "Sein Geist scheint an einem anderen Ort zu sein, aber es geht ihm gut", sagte ich zu Imesha und Cael, als ein zuversichtliches Gefühl sich in mir meldete. "Aber wir sollten ihn trotzdem irgendwo bringen, wo er es warm und bequemer hat. Hier draußen könnte sein Körper sich abkühlen", bemerkte ich.

Ryu


"Nun kennst du unsere Geschichte. Ihre Geschichte. Und meine Geschichte", Dampf quoll aus seine Nüstern und die glühende Augen schienen sich bis in den tiefsten Winkel meiner Seele zu bohren. "Ja", antwortete ich den Drachen des Feuers und setzte mich auf eine schwarze Platte hin, während ich auf das Meer aus flüssigem Feuer starrte. Ahi breitete seine Flügel aus und Flammen tanzten auf ihnen. Hell lodernd und in Gold getränkt. Auf meinem Schoß ruhte das Drachenei. Überzogen von rubinroten Drachenschuppen, wie die Meinen und durchzogen von goldene Adern. Dadrinnen pulsierte die Magie voller Leben und wartete darauf eines Tages von mir erweckt zu werden. "Hätte ihr es nicht irgendwie verhindern können?", das Ei fühlte sich unter meine Hände warm an. "Vielleicht oder vielleicht auch nicht. Was geschehen ist geschehen, die Vergangenheit mag nicht zurückgedreht werden. Wir können nur aus ihr lernen und die Zukunft anders formen, während wir in der Gegenwart verweilen. Und am Ende sind wir genauso fühlende Wesen, deren Herzen einen anderen Weg einschlagen, als den Weg der Vernunft", antwortete Ahi und das Lava schwappte gegen seinem Körper, als er sich bewegte. "Ich hatte die ganze Zeit geglaubt der schwarze Drache wäre männlich", murmelte ich. "Dabei kann auch ein weibliches Herz so viel Zorn und Hass spüren, wenn ihr großes Leid zugefügt wurde", meinte der rote Drache.


2 386

12.12.2022, 19:21

3 Wochen später...

Cael

Ich umklammerte das Waschbecken fester, da ich das Gefühl hatte nicht mehr aufrecht stehen zu können. Mir schwirrte der Kopf. Schweiß tropfte von meinen Haarspitzen und hinter meinen geschlossenen Lidern brannte es. Genau wie in meiner Brust und in meiner verfluchten Hand. Seit ein paar Tagen hatte ich diese kleinen Phasen, in denen ich auseinanderfallen wollte. Wobei... explodieren traf es eher. Da war so viel aufgestaute Energie, so viel Ungleichgewicht, dass mir kotzübel wurde, während mir der Schädel brummte. Das harte Training in diesen fürs Kämpfen vorgesehen Räumlichkeiten half meistens, nur nicht immer. Heute Morgen hatte ich mich bestens gefühlt, gut ausgeschlafen, mit Ilea gekuschelt, entspannt in kleiner Runde gefrühstückt und dann auf zu den geplanten Unterrichtseinheiten, die uns stärker, schneller und schlauer machen sollten. Volles Programm. Erinnerte mich an Schule. Ans Studieren. Hatte Vor- und Nachteile. Trotzdem wusste ich das alles zu schätzen. Inzwischen hatten wir uns alle an den Alltag in Mahomashu einigermaßen gewöhnt, es herrschte nicht mehr derselbe Argwohn, dasselbe Misstrauen wie zu Beginn. Kein Drama seit diesem einen tragischen Tag. Zum Glück.
Nur lief nicht alles so reibungslos wie erhofft. Was mich betraf zumindest. Den anderen ging es soweit gut, es sei denn sie behielten ihre schwachen, irritierenden Momente für sich. Wie ich. Mir war bewusst, dass das dumm von mir war. Geheimnistuerei half niemandem von uns weiter, doch diese eine Sache... meine Schattenmagie, darüber konnte ich schwer mit jemandem reden. Weil keiner sie verstand. Weil keiner mir sagen konnte, wieso das Mal an meiner Hand plötzlich pochte, schmerzte und das zu den unterschiedlichsten Zeiten. Mit meinen Emotionen hatte das jedenfalls nichts zu tun. Diese Verbindung hatte ich aus eigener Beobachtung ausgeschlossen. Das Adrenalin beim Kämpfen löste selten eine Reaktion aus und meine Lichtmagie übte genauso wenig Einfluss darauf aus. Glaubte ich zumindest. Vielleicht hatte das alles auch mit den seltsamen Träumen zu tun. Wie damals mit Ilea. Derselbe Ort, dasselbe Geschehen und mittendrin meine Person, die ein Rätsel zu lösen versuchte. Bislang ging es immer um meine Erfahrung in der Schattenwelt. Als ich mit der schwarzen, von roten Blitzen durchzuckten Masse in Berührung kam. Es musste einen Zusammenhang geben, doch jedes Mal, wenn ich mich dem nähern wollte, wurde ich fortgerissen und ich wachte schweißgebadet auf. Dadurch hatte ich Ilea ein paar Mal geweckt und sie mit normalen Albträumen abspeisen müssen, allerdings würde ich das nicht länger für mich behalten können. Ich hasste es unehrlich zu sein. Es sprach gegen meinen Charakter, gegen meine Erziehung. Gleichzeitig wollte ich niemandem Sorge bereiten. Vor allem nicht Ilea, nicht nach all ihren Fortschritten. Jedes Lächeln war ein Gewinn und ich wollte kein Grund dafür sein, dass sie es aus Angst und Sorge wieder verlor.
Wenn ich dafür im Einzelbad neben den Trainingsräumen einen halben Zusammenbruch erleiden musste, so sei es. Ich ging da erst wieder raus, wenn ich klar bei Verstand war und das Brennen in meiner Hand nachließ. Wenn ich mich ausschließlich auf meine Atmung konzentrierte, wurde es ein wenig erträglicher, aber mich doppelt oder dreifach im Spiegel zu sehen, war wohl kein gutes Zeichen. Ich würde mich weiter in Geduld üben müssen. Immerhin vermisste mich da draußen noch niemand, weil meine Einheit eine weitere Stunde andauerte und ich mir ziemlich sicher war, dass Ilea und die anderen beiden gut beschäftigt waren. Hoffte ich zumindest.
Die nächste Schmerzwelle erfasste mich wie ein ausgewachsener Fenrir, der mich niedertrampelte. Ich unterdrückte ein Aufstöhnen und schluckte die aufsteigende Übelkeit hinunter. Im Hintergrund hörte ich zusätzlich Ivolis nervöses Flügelflattern, aber auch mein lieber Gefährte konnte mir nicht helfen. Wir waren beide ratlos.

Imesha

Ich betrachtete das Ergebnis aus allen möglichen Winkeln und lächelte mein Spiegelbild zufrieden an. Das sah doch schon viel besser aus als bei meinen ersten missglückten Versuchen. Da ich seit einiger Zeit mit dem Gedanken spielte mir die Haare kürzer schneiden zu lassen, hatte ich vor ein paar Tagen ganz zufällig mit Anesh darüber gesprochen, die mir dann andere Ideen geliefert hatte. Neue Frisuren, traditionell für die Magieweber-Frauen, elegant und einzigartig, ziemlich aufwendig, aber dafür sehr praktisch, wenn man sich viel bewegte. Heute Morgen hatte ich meine zwei Stunden Magieweben hinter mich gebracht, eine Stunde Meditation, Mittagessen in der Halle, wo sich auch alle anderen Gelehrten aufhielten und jetzt bereitete ich mich auf das längst überfällige Gespräch mit Amara und Rakurai vor. Noch verspürte ich keine herzflatternde Nervosität, aber ich vermutete, dass sich das spätestens dann änderte, wenn sie mir gegenübersaßen. Mein Wunsch, dass Ryu mich begleitete, hatte sich hingegen nicht geändert. Selbst wenn ich mich mittlerweile wohler fühlte, gut mit allen zurechtkam und viel über mich und meine Fähigkeiten dazugelernt hatte, machte mich meine verschollene Vergangenheit dennoch unsicher. Angst spielte auch eine gewichtige Rolle. Würde ich mich nach dem Gespräch wieder an alles erinnern können? Schöne sowie schlechte Momente? Freude und Schmerz? Allein der Gedanke an den Drachen mit den jadegrünen Augen, in denen das Leben erlosch, erschütterte mich zutiefst. Dieser Drache hatte mir einst sehr viel bedeutet. Das wusste ich auch ohne Erinnerungen. So wie ich Gewissheit besaß, dass meine Eltern mich bedingungslos geliebt hatten, auch wenn ich als Heranwachsende oftmals daran gezweifelt hatte. Jetzt nicht mehr. Mahomashu weckte tiefgreifende Gefühle in mir und das ließ sich nicht leugnen.
Tief luftholend straffte ich die Schultern, warf die geflochtenen Zöpfe zurück und gab mir einen mentalen Tritt. Ich hatte keine Zeit mehr zu verschwenden. Ryu müsste auch bald eintreffen, da auch er seinen ganz eigenen Stundenplan hatte und wir unsere gemeinsamen Treffen vorab vereinbaren mussten. Manchmal sahen wir uns nur morgens und dann erst wieder abends beim Essen. Anfangs war das komisch gewesen. Da floh man gemeinsam in die raue Wildnis, verbrachte jede freie Minute miteinander und dann holte uns ein anderer Alltag ein. Ähnlich wie im Palast. Da hatten wir uns auch unregelmäßig gesehen. Es erstaunte mich, wie lange wir uns schon kannten und was wir in der Zeit erlebt hatten. Die Imesha vom letzten Jahr war mit der heutigen kaum zu vergleichen. So wie meine Beziehung zu Ryu, Ilea und Cael. Und natürlich Egon, der mich gurrend begrüßte, als ich mich im Schneidersitz aufs Bett setzte und nach den goldenen Armreifen aus Drasils Sammlung griff. Auch darüber wollte ich mit Amara und Rakurai sprechen. >Sei froh, dass du dir über keine ernsten Dinge den kleinen Kopf zerbrechen musst.< sagte ich an den Feuersalamander gewandt, der unaufgefordert auf mein Knie kletterte und mich aus großen, treuen Augen anblinzelte. Sein süßer Anblick entlockte mir jedes Mal ein Lächeln.

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14.12.2022, 15:54

Ryu

Nach dem kleinen Ohnmachtsvorfall war es nicht nochmals passiert, stattdessen reiste mein Geist in dem Schlaf zu Ahi oder manchmal auch zu den anderen Drachen in der Nebelwelt, trotz all den Warnungen. Aber ich konnte nichts dagegen tun, es passierte einfach. Ich träumte auch vom Fliegen als Drachen. Nicht als Ahi aus den Erinnerungen, sondern ich hatte eine eigene vollständige Drachengestalt. Und wenn ich jedes Mal aufwachte spürte ich diese schmerzhafte Sehnsucht nach dieser Freiheit. Vielleicht lag es an dem Erben des heiligen Baumes, dass ich mich so fühlte. Das neue Mal auf meinem Rücken spürte ich mittlerweile nicht mehr, es war als wäre es schon immer dort gewesen. Ich öffnete die Tür des Zimmers, den Imesha und ich teilte. Mein Körper war immer noch warm vom Training, ich hatte mich vorhin dem körperlichen Fitness gewidmet. Mein Blick fiel sofort auf Imesha, die bestimmt schon auf mich wartete. Heute war es soweit. Ich blinzelte, hielt in der Bewegung inne und starrte sie an. Mein Blick glitt über ihrem Haar, musterte jede geflochtene Stelle und wanderte schließlich zu ihrem Gesicht. "Du siehst fantastisch aus. Die Friseur zeigt deine Stärke und Selbstbewusstsein. Und dein wunderschönes Gesicht kommt besonders zur Geltung", bewunderte ich sie offen und setzte mich wieder in Bewegung. In wenige Schritte war ich bei Imesha, umfasste ihr Gesicht und küsste sie: "Ich platze vor männlichen Stolz, dass ich der Mann sein darf, der an deine Seite ist."

Ilea

Drei Wochen waren seit dem Abschied von dem heilige Baum vergangen und manchmal fragte ich mich wohin die Zeit geronnen war. Sie war wie der Fluss, mal ruhig und stetig, doch dann plötzlich schnell dahinfließend und brausend. Gleich am nächsten Tag nach dem Abschiedsritual hatten wir uns alle wieder bei dem Ratsmitglieder versammelt, weil sie über unserem Training reden wollten. Und über die Prophezeiung. Mir war nicht bewusst gewesen, dass die Kami meinen Körper als Medium benutzt haben und somit war die Tortur doch nicht alles umsonst gewesen, wie ich es geglaubt hatte. Die fehlende Prophezeiung wurde ausgesprochen. Dennoch klang sie nicht beruhigend und war rätselhaft. Es klang, als wäre die Welt von Cael und Ryu auch in Gefahr. Als würde die Verbindung zwischen unsere Welten deren Welt schaden und dass diese Welt hier nicht mehr zu retten sei, weil sie bereits so verdorben war. Gleichzeitig schien es einen Weg zu geben den Kaiser und seine Schergen aufzuhalten, doch da kam der rätselhafte Teil. Ich seufzte schwer und schaute zu dem Buch hinüber. Bisher hatte ich es noch nicht angerührt, da war jedes Mal eine innere Mauer in mir, sobald ich es näherte und die Erinnerungen der Kamis waren mir jedes Mal zu überwältigend. Doch langsam lernte ich damit umzugehen, meine Gabe nach den Veränderungen besser zu kontrollieren. Da halfen mir die Mediationen mit meiner Mutter in dem Tempel, aber auch Aiko war mir eine große Hilfe. Doch manchmal gab es noch Momente wo ich mich verlor, wo ich nicht mehr klar zwischen Erinnerungen und Gegenwart unterscheiden konnte. Aber meine Mentalität wurde stabiler, ich machte nicht mehr Dinge, um mir die gegenwärtige Wirklichkeit zu beweisen.


2 388

14.12.2022, 16:37

Cael

Diesmal dauerte es ein wenig länger, bis der Anfall vorbei war. Der Schmerz in meiner Brust hallte nach, dort, wo ich den Talisman trug. Unsichtbar für andere, aber spürbar für mich, wenn er aktiviert wurde. All die überschüssige Energie sammelte sich darin und wurde stückweise verarbeitet. Meine Mutter hatte zu ihrer Zeit keinen solchen Talisman getragen. Stattdessen hatte die Schattenmagie meines Vaters dafür gesorgt, dass sie wegen des Dritten Auges keinen Schaden annahm. Dieses Problem hatte ich zum Glück nicht, aber vielleicht beeinflusste das schwarze Mal die Wirkung des Talismans. Das wäre denkbar. Eine weitere Vermutung.
Ich wischte mir mit dem Handrücken unter die Nase, als ich etwas Feuchtes spürte und starrte auf die dunkelroten Flecken. Blut. Das war neu. Schnell wusch ich es weg und ignorierte Ivolis sorgenvolles Fiepen. >Später…< murmelte ich nach einem letzten Blick in den Spiegel. Besser sah ich nicht aus, aber wenigstens konnte ich wieder klarer sehen. Ein letztes Mal tief Luft holen, dann kehrte ich zurück in den Trainingsraum und beschloss ein paar Runden locker zu laufen, anstatt mit voller Kraft durchzustarten. Ich sollte es nicht übertreiben, solange ich nicht wusste, warum ich diese Anfälle in letzter Zeit hatte.

Imesha

Lange musste ich nicht warten, da tauchte Ryu in seiner Trainingskleidung auf. Attraktiv wie eh und je. Bei seinem Anblick wurde mir schlagartig warm, bei seinen wundervollen Worten mischte sich ein Kribbeln im Bauch dazu. Ich mochte es, wenn seine Aufmerksamkeit auf mir lag und alles andere im Raum an Bedeutung verlor. Dieses Gefühl machte irgendwie süchtig. >Nie zu müde, um mir Komplimente zu machen.< lächelte ich nach dem süßen Kuss. Ich freute mich über die positive Rückmeldung, denn ich hatte mir wirklich große Mühe gegeben, dass die neue Frisur gut saß. >Möchtest du zuerst duschen, bevor wir Amara und Rakurai aufsuchen?<
Wir mussten uns nicht beeilen und es störte mich nicht das ernste Gespräch aufzuschieben. So oder so würde ich es führen, da machte eine Viertelstunde keinen großen Unterschied. Außerdem wollte ich das bisschen Zweisamkeit genießen und mir anhören, wie Ryus Tag bisher verlaufen war. Wir tauschten uns gerne aus und nahmen uns stets dafür die Zeit. Das war uns wichtig.
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2 389

16.12.2022, 20:06

Ryu


"Niemals", lächelte ich an ihre Lippen und löste mich langsam von mir: "Ja, eine kleine Erfrischung täte mir gut. Ich würde dich dazu einladen, aber das wäre schade um deine Friseur." Meine Augen funkelten und ich fuhr mit den Finger über die geflochtene Haare. "Ich bin gleich wieder da", ich küsste noch auf ihre Nasenspitze und verschwand im Bad. Unter der Dusche stellte ich wieder fest wie schnell die Zeit vergangen war und ich kaum glauben konnte, dass bereits seit jenem Abend 3 Wochen vergangen war. Als ich damals wieder aus meiner unfreiwillige Ohnmacht zu mir kam, hatte ich meine Freunde sofort von der tragische Geschichte der Drachen erzählt. Der schwarze Drache war von weiblicher Natur gewesen und die Nestschwester von Ahi, sie wurden von der selben Mutter gebrütet. Ausgewachsen wurde sie selbst Mutter, aber den Vater kannte man nicht, es sollte der goldene Drache sein. Selbst bei den Drachen war er eine Legende und sein Besuch galt als was ganz Besonderes. Demnach war ihr ungeschlüpftes Ei also eine Kostbarkeit. Eine Kostbarkeit, die in manche Menschen die Gier nach Macht und Ruhm weckte. Als sie auf die Jagd gehen musste, passten ihre menschliche Gefährten auf das Ei auf. Doch als sie zurückgekehrte lagen sie in ihrer Blutlachen und das Ei war verschwunden. Schmerz und Angst trieb sie in das nächste Menschendorf. In blinder Zorn wütete sie dort, doch ihr Ei fand sie nie mehr und der Hass fraß sich durch ihrem Herz bis etwas Dämonisches in ihr heranwuchs. Seitdem war das Gleichgewicht zwischen den Menschen und den Drachen aus den Fugen geraten. Die Drachen wurden nicht mehr verehrt, sondern wurden zu Gejagten und man fand auch heraus welche Macht in das Herz eines Drachen innewohnte. Immer wieder versuchten die Drachen den Frieden herzustellen, doch es schien wie ein Fluch zu sein, denn ein gemeinsames Zusammenleben war nicht mehr möglich gewesen. Nicht nachdem das Ei gestohlen wurde. Dann kam die Weltspaltung und die Drachen kehrten der Welt den Rücken zurück, weil sie ihre Heimat verloren haben. Jetzt lag all ihre Hoffnung und unerfüllte Träume in meine Hände, ich schien ein Bindeglied zwischen den Drachen und den Menschen zu sein.


Ilea


Ich löste mich von dem Anblick des Buches und mein Augen verharrten an dem Tisch, wo verschiedene Gefäße standen. Ich hatte in den freien Stunden begonnen mich wieder mehr meiner Heilkunst, Tees und Körperpflege zu widmen. Diese vertraute Tätigkeiten, die auch meine Leidenschaft war, erdete mich und zudem wollte ich gerne meine Heilkunst vertiefen. Sie konnte für uns alle hilfreich sein, besonders wenn ich lernte dabei auch meine Magie einzusetzen. Ich war realistisch genug, dass aus mir keine so geschickte Kämpferin wird, wie meine Freunde. Doch mich verteidigen konnte ich wenigsten und ich konnte meine Fähigkeiten auf eine andere Weise einsetzen. In einem Kampf wurden auch Menschen gebraucht, die Einem Energie gaben und die sich schnell um Verletzungen kümmern konnten. Natürlich würde ich auch nach einem Schwert greifen. Hier lernte ich auch mit verschiedene Waffen umzugehen. Aber durch Roselyn besaß ich ein Zauberbuch, dass eine große Unterstützung werden konnte.


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18.12.2022, 13:09

Cael

Völlig verdurstet vom langen, kräftezehrenden Training griff ich nach dem Krug mit Wasser und trank ihn bis zur Hälfte aus. Die Frische tat verdammt gut. Sie belebte mich von innen. Nach meinem Anfall im Bad fühlte ich mich deutlich besser und konnte endlich wieder normal funktionieren. Ich machte noch meine Dehnübungen, achtete auf eine gleichmäßige, tiefe Atmung und kam zur Ruhe. Keine Schmerzen, kein Schwindel. Guten Gewissens konnte ich das Training für heute beenden. Ich freute mich schon aufs Duschen.
Im Flur traf ich auf ein paar andere Gelehrte. Männer sowie Frauen in meinem Alter oder älter. Sie waren alle sehr freundlich. Respektvoll. Manchmal unterhielten wir uns kurz über dies und jenes; dadurch lernte ich die Bewohner Mahomashus näher kennen und konnte mir ein besseres Bild von ihnen machen. Im Vergleich zu den Bewohnern der Palaststadt kamen sie mir wie Heilige vor. Man begegnete seinem Gegenüber nicht direkt mit Misstrauen oder gab ruppige Worte von sich. Hier ging es zivilisierter zu. Wie in meiner Heimat. Das mochte ich.
Mein Weg führte ohne Umwege zur schwebenden Plattform, die mich zurück in die obersten Stockwerke brachte. Mir war immer noch warm von der vielen Bewegung. Ich wischte mir mit dem Handtuch den Schweiß vom Gesicht und widerstand oberkörperfrei herumzulaufen. Als liierter Mann wollte ich kein Aufsehen bei den Frauen erregen. Egal in welcher Welt man war, sie starrten einem immer hinterher. Ryu bildete da keine Ausnahme. Zwei attraktive Fremde aus einer anderen Welt sorgten bereits für genügend Gesprächsstoff. Schade für sie, dass ich die Frau fürs Leben gefunden hatte. Mein Glück, dass ich sie in unserem Zimmer vorfand, vertieft in ihrer Heilkunst. Verschiedenste Düfte hingen in der Luft, allesamt angenehm, blumig oder süß. >Woran arbeitest du heute?< fragte ich sie lächelnd, während ich meine durchgeschwitzten Sachen auszog und in den Wäschekorb warf.

Imesha

Ich konnte mir einen enttäuschten Seufzer nicht verkneifen. Vielleicht hätte ich mir einen anderen Tag für diese Frisur aussuchen sollen. Die Vorstellung, wie er jetzt nackt unter der Dusche stand und sich wusch... Meine Sucht nach Ryu nahm unkontrollierbare Ausmaße an. Musste wohl daran liegen, dass wir uns weniger oft sahen als sonst. Oder ich war unersättlicher, als ich offen zugeben wollte. Oder ich lenkte mich lieber ab, anstatt über ernste Dinge nachzudenken. Das passte gut zu mir.
Seufzend ließ ich mich zurück aufs Bett fallen, Arme über den Kopf gestreckt und die goldenen Reife neben mir liegend. Egon krabbelte derweil von meinem Knie hoch zu meinem Bauch. Dadurch, dass mein Oberteil hochgerutscht war, lag ein Streifen Haut frei und seine kleinen, warmen Tapser kitzelten mich. Ich lachte leise. >Du neckst genauso gern wie dein menschlicher Gefährte.< schmunzelte ich auf ihn hinab. Er sah mich bloß mit großen, unschuldigen Glubschern an.
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2 391

18.12.2022, 17:44

Ryu


Ich blieb nicht lange in der Dusche, weil ich noch die bisschen Zeit mit Imesha genießen wollte, ehe wir wieder los mussten. Durch die verschiedene Trainingspläne sahen wir uns oft tagsüber nicht, wie vorher. Auch meine Freunde sah ich weniger. Aber die gemeinsame Mahlzeiten am Abend blieb, das war zu unser wichtigen Ritual geworden. Da tauschten wir uns nicht nur aus, sondern genossen einfach die Gesellschaft. Frisch angezogen kehrte ich in das Zimmer zurück und musste schmunzeln, als ich Egon auf ihrem Bauch liegen sah. "Soll ich etwa eifersüchtig werden?", mein Mundwinkel zuckte und näherte mich dem Bett, um mich neben Imesha fallen zu lassen. Ich drehte mich zu ihr um, legte eine Hand auf ihre Wange und zog sie sanft zu meine Lippen. "Hmm, ich habe die Küsse vermisst. Beinahe konnte ich mich vorhin nicht auf das Training konzentrieren, weil ich nur daran denken konnte", seufzte ich wohlig. Dadurch, dass wir uns nicht am Tag oft sahen, hatte ich jedes Mal da Gefühl auf Imesha-Entzug zu sein. Ich sehnte mich noch mehr nach ihre Nähe. Nach den Küsse und Berührungen.

Ilea


Gedankenverloren vermischte ich ein paar Zutaten, die einen schnelleren Heilungsprozess anregen sollte. Besonders wenn ich sie bei Jemanden auftrug oder verabreichte und einen zusätzlichen verstärkender Zauber aussprach, der eine Verbindung zu den Pflanzen hat. Aber es genügte nicht einfach nur einen Zauber auszusprechen, denn jede Pflanze besaß ihre eigene Wirkung und dafür musste ich einen Zauber finden, der diese Wirkung stärken konnte. Besonders wenn ich die Pflanzen miteinander kombinierte und ein bestimmtes Nutzen daraus ziehen möchte. Da war Roselyn stets mir eine große Hilfe, ihr Wissen über verschiedene Zauberformeln waren erstaunlich. Ich machte ein paar Notizen in meinem Buch und zuckte zusammen, als eine Stimme erklang. Ich hatte Cael nicht kommen gehört und drehte mich um. "Oh", murmelte ich und starrte auf sein bloßem Oberkörper an. Seit dem Training waren die Linie der Muskeln seines stattlichen Körpers deutlicher zu sehen, aber ohne dabei zu viel auszusehen. Er hatte immer eine anziehende Wirkung auf mich gehabt und in letzter Zeit schien die Anziehungskraft stärker geworden zu sein. Vielleicht lag es daran, dass wir seit jenem Vorfall nicht mehr körperlich intim gewesen waren, weil mein Inneren sich nicht bereit gefühlt hatte. Aber seit ich immer mehr das Erlebnis verarbeitete, spürte ich dass ich mich wieder mehr öffnen konnte. Mit gerötete Wangen wanderten meine Augen langsam seinem Körper hinab, nahm die glänzende Haut wahr und fragte mich wie warm seine Haut sich unter meine Hände fühlen würde. Dann fiel mir seine Frage ein und meine Wangen wurden noch wärmer. "Ich....", räusperte ich mich verlegen und drehte mich zum Tisch zurück, um Cael nicht lange weiter anzustarren: "Ich möchte ein Heilmittel erstellen, der den Heilungsprozess verstärkt. Jeder Mensch besitzt eine natürliche Selbstheilung, je nach Anlagen und ob er auch Magie in sich trägt, dauert bei Jedem der Heilungsprozess unterschiedlich. Aber wenn ich diesen Prozess beschleunigen könnte und vielleicht sogar schon einen Zauber an den Mittel binden kann ohne es erst beim Verabreichen aussprechen zu können, könnten die Verletzten ohne meine Unterstützung als sofortige erste Hilfe es zu sich nehmen. Vielleicht hilft es dann, so lange durchzuhalten bis man sich um die Verletzung kümmern kann ohne dass es zu viele Tote kommt."


2 392

18.12.2022, 21:21

Cael

Natürlich entging mir ihre Verlegenheit nicht oder die Art, wie sich mich genauer in Augenschein nahm, doch ich interpretierte nicht zu viel hinein. Das war besser für meinen Blutdruck. Stattdessen konzentrierte ich mich nur auf ihre Worte und holte mir nebenbei frische Kleidung, um mich nach dem Duschen direkt anzuziehen. >Das ist eine wirklich gute Idee. Heilmittel, die sofort wirken, können über Leben und Tod entscheiden, besonders in Krisensituationen. Meine Mutter hat sich lange Zeit damit beschäftigt, sie hätte dir sicherlich geholfen. Leider ist mein Wissen in diesem Bereich begrenzt, da ich mich stets auf meine Selbstheilungskräfte oder auf die meiner Tante Silia verlassen konnte.< Vor allem in der extrem harten Ausbildung mit Malevor und Fenrir hatte ich ihre Heilkünste gebraucht, sonst hätte ich wohl oder übel einen Arm oder ein Bein permanent verloren. Die beiden waren mit Ryu und mir echt hart umgesprungen.
>Nach dem Duschen würde ich gerne in die Stadt gehen und mich dort unter die Leute mischen. Hast du Interesse? Oder steht noch etwas anderes auf deinem Plan?< fragte ich sie, als ich ihm Türrahmen zum Bad innehielt und zu ihr schaute.

Imesha

Ryu ließ nicht lange auf sich warten. Schade, dass er sich wieder vollständig eingekleidet hatte, aber gleichzeitig eine gute Idee, um nicht in Versuchung zu geraten. Ich spürte, wie Egon von meinem Bauch runterkletterte und sich ein anderes Plätzchen suchte. Im selben Moment legte sich Ryu zu mir, küsste mich und löste damit ein warmes Kribbeln in meinem Bauch aus. Bei seinen Worten musste ich unwillkürlich lächeln. >Freut mich zu hören, dass ich ein Dauergast in deinen Gedanken bin.< Ich küsste ihn zurück, seufzte entzückt. >Mir geht es so wie dir.< hauchte ich an seinen warmen Lippen. Egal, wie oft wir uns küssten, seien es auch Stunden, ich bekam nie genug davon. Es fühlte sich zu schön an ihm nahe zu sein. Seine Küsse und Berührungen hatten immer eine reinigende Wirkung auf mich. Durch ihn hatte mein Körper gelernt das alles zuzulassen und nicht gleich zu erstarren. Deshalb brauchte ich ihn beim Gespräch. Instinktiv wusste ich, dass es mir viel abverlangen würde.
Ich rutschte näher zu ihm, bis sich unsere Nasenspitzen fast berührten. >Wie war das Training? Warst du allein oder mit anderen?<
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2 393

19.12.2022, 20:37

Ryu


"Hmm, das gefällt mir", murmelte ich, denn ich war gerne auf diese Art in ihre Gedanken und schon tauchten vor meine innere Augen Bilder auf, was für reizvolle Gedanken sie noch hatte. Meine Hand glitt von ihrer Wange, über ihrem Hals hinunter über die Schulter und an der Seite entlang bis sie auf die warme, nackte Haut ihrer Hüfte lag. An den Fingerspitzen spürte ich den weichen Stoff ihres Oberteils. Unsere Nasenspitze berührten sich beinahe, als Imesha zu mir näher rutschte und mein Herz begann sich zu beschleunigen. "Ich hatte einen älteren Trainingspartner gehabt, der die Magie des Feuers beherrscht. Er wird hier als der Feuertänzer bezeichnet, denn er benutzt seine Magie als eine Kunstform. Ich weiß wie vielfältig und wunderschön Magie sein kann, dass in Magie viel Potenzial steckt. Ich habe früher manchmal auch aus Spaß ein bisschen mit der Feuermagie gespielt. Aber mit der Zeit habe ich immer mehr als praktisches Werkzeug genutzt und mich weniger ihrer Schönheit gewidmet. Am Anfang habe ich mich schon gefragt, wozu wir in dem Training die Feuerkunst brauchen. Am Ende wurde es mir klar, dass man daraus viel lernen kann, wie Konzentration, Beherrschung und Geduld. Außerdem sieht es schon eindrucksvoll aus, wenn Feuerwesen herumlaufen."

Ilea


"Mir reicht dein Vertrauen in meine Fähigkeiten", lächelte ich Cael warm an und spürte die Wärme bis in meinem Herz. Sein Glauben an mich motivierte mich immer wieder bei Misserfolge nicht aufzugeben, sondern mich einfach weiter auszuprobieren. Besonders nach jenem Vorfall musste ich wieder neu lernen mir selbst zu vertrauen und nicht an alles zu zweifeln, wenn etwas misslang. Diese Art von Unterstützung von ihm war wichtig für mich. Sollte ich Fragen zu bestimmten Heilungsverfahren, gab es hier Heiler oder Heilerinnen. Aber auch Bücher, die mich lehren konnten. "Ich habe den restlichen Tag frei", antwortete ich ihm: "Ich würde gerne mit dir in die Stadt gehen." Bis jetzt hatte ich immer noch nicht viel von der Stadt gesehen, obwohl ich oft zum Tempel ging oder dorthin ritt. Erneuert glitt mein Blick über seinem Körper und strich eine Haarsträhne hinter meinem Ohr, dann begann ich den Tischen zu räumen. Es war wichtig dafür zu sorgen, dass die Zutaten sich nicht versehentlich vermischten oder austrockneten.


2 394

20.12.2022, 14:47

Cael

Ich freute mich, dass sie mich begleiten wollte, denn in den letzten Wochen waren wir selten dazu gekommen zusammen die Stadt zu erkunden. Was mich betraf, hatte ich ziemlich viel Zeit darin investiert die Bürger Mahomashus kennenzulernen. Es gehörte zu meinem Wesen neue Kontakte zu knüpfen, mir ihre Geschichten anzuhören und von ihnen zu lernen - vor allem die Musik betreffend. In der Palaststadt war mir das wegen ihrer Verschlossenheit und ihres Misstrauens nicht möglich gewesen. Zwar hatte ich hier und da mal nette Auftritte erlebt, aber mehr auch nicht. Hier hingegen pulsierten die Straßen vor Leben, so wie ich es aus meiner Heimat kannte. Dort konnte ich mich gut ablenken. Von allem, was mich zurzeit belastete.
Während ich das kühle Wasser auf mich niederprasseln ließ, schob ich den Verband an meiner Hand zur Seite und betrachtete das tiefschwarze Mal, das sich kein bisschen verändert hatte. Es fühlte sich nur anders an. Ich ballte eine Faust, lockerte sie und runzelte die Stirn. Nichts... Seufzend richtete ich den Verband wieder und setzte meine Dusche in aller Ruhe fort, bis auch das erledigt war und ich in frische Kleidung schlüpfen konnte. Obwohl die Stadt weit oben im Himmel schwebte, war es nicht allzu kalt draußen, deshalb konnte man gut in lockerem Hemd und einfachem Schuhwerk herumlaufen. Vor dem Spiegel brachte ich noch mein länger gewordenes Haar in Ordnung, das ich vor ein paar Tagen an den Seiten hatte kürzer schneiden lassen. Dadurch wirkte ich zumindest nicht wie ein Wilder.
Zufrieden mit meiner Erscheinung verließ ich anschließend den Baderaum und suchte sogleich den kleinen, geflochtenen Korb auf der Kommode auf, da ich darin meine gefalteten Kraniche aufbewahrte. In den Meditationseinheiten mussten wir manchmal verschiedene Figuren falten. Zur Entspannung. Für die Konzentration. Ich erinnerte mich gut an die Zeit im Gasthaus, als Ilea mir zum ersten Mal Origami beigebracht hatte. Darüber musste ich lächeln. Ich steckte zwei Kraniche in verschiedenen Farben ein und wandte mich dann an Ilea. >Soll ich dir noch beim Aufräumen helfen oder bist du schon bereit?<

Imesha

Meine Haut kribbelte unter seinen Berührungen. Er wusste genau, wie empfänglich ich inzwischen dafür war und nutzte das aus. Wenn ich jetzt darauf einging, würden wir bis zum Abendessen im Zimmer bleiben. So viel stand fest. Ryu zu widerstehen, kam einem anstrengenden Selbstbeherrschungstraining gleich. Trotzdem ließ ich es mir nicht nehmen meine Hand auf seine Brust zu legen. Ich mochte es seinen kräftigen Herzschlag zu spüren. Besonders dann, wenn er sich meinetwegen beschleunigte. >Klingt, als müsstest du mir ein paar neue Tricks mit deiner Feuermagie zeigen.< sagte ich lächelnd, ehe ich meinen Kopf unter sein Kinn schob und mich eng an ihn schmiegte. Umarmungen wie diese waren wertvoll. Ich konnte einen ganzen Tag lang schlecht gelaunt sein, aber sobald ich gemütlich in seinen Armen lag, fühlte ich mich wie ausgewechselt. Diesen starken Einfluss hatte er auf mich. >Irgendwie habe ich Angst davor, was ich nachher erfahren werde. Ich habe dieses unbestimmte Gefühl, dass es kein einfaches Gespräch wird... Dinge, die mich tief erschüttern werden.< Seufzend schloss ich die Augen. >Aber... ich muss die Wahrheit erfahren. Alles, was sie wissen. Danke nochmal, dass du dabei bist und mich unterstützt.<
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2 395

22.12.2022, 16:40

Ryu


"Ich werde dir heute Abend zeigen, in der dunklere Umgebung sieht es eindrucksvoller aus", antwortete ich ihr lächelnd und dann wurde meine Miene mitfühlend: "Dafür muss du dich nicht bedanken, ich bin gerne für dich da und ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, dass es für dich kein einfaches Gespräch sein wird. Wie sehr das Gespräch dich schmerzen wird, du wirst nicht alleine sein. Ich werde dir den Halt geben, wenn du ihn brauchst." Sanft strich ich über ihrem Rücken und hoffte für sie, dass das Gespräch keine zu große Wunde aufriss. Aber es war wichtig für sie endlich die Wahrheit zu wissen, damit sie sich nicht jedes Mal fragen musste, was mit ihrer Vergangenheit war. Selbst wenn es eine schmerzvolle Vergangenheit war.

Ilea


"Ich bin fertig", wandte ich mich an Cael und hakte mich bei ihm ein. Als wir das Zimmer verließen, fragte ich ihn: "Wie war dein Training?" Manchmal hatte ich das Gefühl das Training erschöpfte ihn sehr, aber dann schenkte er mir jedes Mal ein zuversichtliches Lächeln und trieb damit meine Sorgen um ihn fort. Aiko und Ivoli begleiteten uns ebenfalls, denn sie flogen vor uns voraus und schienen sich dabei gegenseitig zu necken. Der Anblick entlockte mir ein Lächeln, ich freute mich für Ivoli, dass er einen Freund gefunden hat und auch Aiko hat sich gut in unsere Gruppe eingelebt. Ich war ihm für vieles dankbar, ohne ihn wäre ich wohl immer noch an diesem Ort gefangen.


2 396

23.12.2022, 13:34

Cael

Als sie auf das Training zu sprechen kam, musste ich mir verkneifen das Gesicht zu verziehen. Meine Gedanken wanderten sofort zum Anfall im Bad. An das Blut aus meiner Nase. Ich wollte nicht darüber sprechen. Nicht jetzt. Nicht später. Kleine Ausflüge wie heute waren mir wichtig und das am besten in positiver Stimmung. Natürlich war mir klar, dass ich mich fürs Verheimlichen rechtfertigte und dass das falsch war, aber ich würde ihr und den anderen beiden davon erzählen.
>Es war… anstrengend. Aber gut. Ich brauche die viele Bewegung.< antwortete ich wahrheitsgemäß und hielt ihr mit einer Hand die Tür auf, als wir das Treppenhaus verließen. Die schwebende Plattform stand bereit. >Wie geht es dir mit deinen Unterrichtseinheiten? Kommst du gut voran?<

Imesha

Ich stieß einen schweren Seufzer aus und dankte ihm trotzdem nochmal für seine Unterstützung. >Nach allem, was ich in meinem Leben durchgemacht habe, werde ich immer dankbar sein, wenn mir mal Gutes widerfährt. Du hast mir mehr geholfen, als dir wahrscheinlich bewusst ist. Mag sein, dass du mich für eine starke, eindrucksvolle Frau hältst, aber du kennst auch meine schlimmen Momente und das erfordert ebenfalls Stärke von dir. Nicht alle sind stark genug, sich selbst und andere durch einen Sturm zu manövrieren. Die meisten gehen.< Letzteres hatte ich oft bei anderen Menschen beobachtet. Wie schnell man andere im Stich ließ, sobald es zu brenzlig wurde oder man etwas Schlimmes befürchtete. Die Palaststadt und ihre Bewohner waren kein gutes Beispiel einer funktionierenden Gemeinschaft. In Mahomashu hingegen lief alles viel besser. Ich brauchte nur an das Abschiedsritual zu denken und empfand großen Respekt.
>So… genug melodramatisches Gerede.< Mit der Hand tätschelte ich seine Brust. >Je eher wir das Gespräch hinter uns bringen, desto weniger zerbreche ich mir den Kopf darüber.< Ich neigte den Kopf, drückte einen Kuss auf sein Kinn und setzte mich dann auf. Die Armreife durfte ich auch nicht vergessen. Das war mir in letzter Zeit zu oft passiert.
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2 397

23.12.2022, 19:02

Ryu


Ihre Worte rührten mich, gleichzeitig klangen sie auch traurig, weil sie diese Erfahrungen gesammelt hatte und ich hoffte ich würde weiterhin in der Zukunft für sie eine große Unterstützung sein. Dann tätschelte sie mein Brustkorb und ich spürte den Kuss auf meinem Kinn kitzeln. Ich erhob mich ebenfalls, ja, es war Zeit das Gespräch aufzusuchen. Dann würde Imesha endlich die Antworten wissen, auch wenn es vermutlich schmerzhafte Antworten waren. Ich richtete mein Haar schnell in Ordnung und strich mein Oberteil glatt. Egon kehrte zu uns zurück und musterte uns neugierig. "Möchtest du, dass er auch dich begleitet?", fragte ich Imesha mit einem warmen Lächeln. Manchmal fühlte es sich tröstlich an die Nähe eines Tiers zu spüren.

Ilea


"Ich mache dir nachher einen Tee, der dafür sorgt, dass deine Muskeln und dein Geist sich entspannen ", meinte ich entschlossen und es tat gut wieder auf diese Weise sich um die Menschen zu kümmern, besonders die mir nahestanden. "Mal Ja und mal nicht, das wechselt sich ab. Es ist nicht einfach mit den zusätzlichen Kraft der Kami umzugehen", antwortete ich ihm wahrheitsgemäß: "Beziehungsweise mit den Erinnerungen zu arbeiten. Aber gleichzeitig scheint meine Magie dadurch gewachsen zu sein und ich sehe das Potenzial in seiner Gesamtheit." Die schwebende Plattform brachte uns nach unten und mittlerweile hatte ich mich an dieses seltsame Gefühl gewöhnt.


2 398

25.12.2022, 12:41

Cael

Es freute mich, dass sie Fortschritte machte. Obwohl seit dem Vorfall nur drei Wochen vergangen waren, hatte sie sich viel Mühe gegeben zurück zu ihrer Normalität zu finden. Umso mehr wollte ich ihr alles zeigen, was ich in der Zeit für Kontakte geknüpft hatte. Sie daran teilhaben lassen.
Da ich mich in einigen Vierteln inzwischen gut auskannte, fiel es mir leicht die Orientierung beizubehalten und sie durch Haupt- sowie Nebenstraßen zu führen. Am späten Nachmittag ging es einigermaßen geschäftig zu, es waren viele Leute unterwegs. Die meisten tauschten ihre Ware, lockten Kunden in ihre Geschäfte, führten angeregte Gespräche oder man traf oft auf Kinder, die zusammen spielten und wild durcheinander rannten. Ich genoss das alles zutiefst. Je familiärer der Ort, desto wohler fühlte ich mich. In letzter Zeit hatte ich großes Heimweh verspürt und obwohl mir meistens die Musik half, brauchte ich mehr Ablenkung.
Dazu gehörte beispielsweise Misaki. Eine ältere, überaus freundliche Dame, die einen Obstladen führte. Ich besuchte sie oftmals nach meinem Morgenlauf, um mir entweder frisches Obst oder frisch gepressten Saft zu holen. Der beste der Stadt natürlich. >Gleich siehst du, woher ich all die leckeren Orangen herbekomme.< zwinkerte ich Ilea zu, während wir auf den hübsch dekorierten Stand zusteuerten. Im selben Moment tauchte Misaki in ihrer mit Obst bestickten Schürze auf. Sie trug einen geflochtenen Korb mit knackig roten Äpfel im Arm. Als sie mich erblickte, erhellte sich ihr Gesicht, das keinesfalls ihr Alter verriet. Sie sah um mindestens fünfzehn Jahre jünger aus als ihre stolzen sechzig. Selbst ihr dunkles Haar wurde nur von ein paar silbergrauen Strähnen durchzogen.
>Cael, wie schön, dich zu sehen! Und das noch in Begleitung.< Sie schenkte Ilea ein aufrichtiges Lächeln. >Das muss wohl deine Freundin sein, von der du so oft schwärmst. Wohl wahr, eine wunderschöne, junge Frau.< Stolz grinste ich besagte Frau an und drückte sanft ihre Hand.
>Es war an der Zeit, dass ihr euch mal kennenlernt. Immerhin liebt sie dein Obst genauso sehr wie ich.< Mit der freien Hand griff ich in meine Brusttasche und holte einen gefalteten Kranich hervor, auf dem ich in kleinen Lettern einen Witz niedergeschrieben hatte. Als ich ihn ihr hinhielt, nahm sie ihn dankend entgegen. >Ein fairer Tausch. In meinem Alter hält man sich mit Lachen jung, da reicht mir das als Bezahlung.< klärte sie Ilea auf und las sich die zwei Zeilen durch, ehe sie heiter loslachte. Wir hatten bereits in unseren ersten Gesprächen herausgefunden, dass unser Humor auf einer Wellenlänge war und da ich im Theater viele lustige Menschen getroffen hatte, kannte ich die ein oder andere unterhaltsame Anekdote.

Imesha

Ich schaute zu Egon und nickte lächelnd. >Natürlich darf er mitkommen. Ihr beide seid mir eine große Stütze!< Bevor wir das Zimmer verließen, hakte ich mich noch bei Ryu unter und atmete tief durch.
Jetzt oder nie.
Da heute keine Besprechungen im großen Kreis stattfanden, trafen wir uns im Ratssaal. Mir wäre ein kleinerer Raum lieber gewesen, es erschien mir privater und gemütlicher, aber am Raum sollte das Gespräch nicht scheitern. Obwohl man uns einige Male hierherbestellt hatte, hatte ich mir selten die Zeit genommen das Deckengewölbe näher zu betrachten. Mir waren nur die Gemälde in der untersten Reihe aufgefallen, die verschiedene Szenen in Mahomashus Landschaft zeigten. Die Farben strahlten eine Lebendigkeit aus, dass man hineingreifen wollte. So wie es bei den magischen Fäden der Fall war, wenn ich mich dieser Welt öffnete. Ich war inzwischen sehr viel besser darin geworden Muster zu erkennen, zu verstehen und direkt zu beeinflussen. Magieweben war sehr komplex, eine Technik, die man über Jahrzehnte hinweg verfeinern musste. Dass ich überhaupt in der Lage war dem Unterricht zu folgen, war wohl meinen Genen und meiner Neugier zu verdanken. Schon damals im Palast hatte ich heimlich geübt oder zumindest versucht zu verstehen, zu was ich eigentlich in der Lage war. Yokai zu verfolgen und außer Gefecht zu setzen, war mir in dieser Hinsicht von Anfang an leichtgefallen. Die Magie im Ring, den mir einst Motaro geschenkt hatte, so zu ändern, dass er den Besitzer unsichtbar und nicht aufspürbar machte, hatte mich hingegen mehr Mühe gekostet. Wenig Wissen, mehr Instinkt. Letzten Endes war mir dieses Experiment geglückt.
Amara hatte gestaunt, als ich ihr vorletzte Woche davon erzählt hatte. Ihrer Erfahrung nach konnten Magieweber ohne richtige Ausbildung nur simple Zauber herstellen oder verändern. Das Verschleiern von Magie gepaart mit Unsichtbarkeit gehörte bereits zu den fortgeschrittenen Möglichkeiten, die man erlernte. Offenbar hatte ich das Talent von meiner Mutter geerbt, aber ich vermutete, dass da noch mehr dahintersteckte. Nicht zuletzt trug ich nach wie vor die symbolische Tätowierung am Nacken, zu der ich sie ebenfalls befragen wollte, weil ich ähnliche Zeichnungen in den Handbüchern zum Magieweben entdeckt hatte. Nie jedoch exakt dasselbe Muster.
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2 399

27.12.2022, 18:39

Ryu


Egon kletterte sofort auf ihrer Schulter und schmiegte sich an ihrem Hals, als wüsste er, dass ihr etwas Schweres bevorstand. Ich spürte ihr Arm und gemeinsam verließen wir das Zimmer, um in den Ratsaal zu gehen. Als wir dort ankamen, hatte Imesha den ersten Teil geschafft und jetzt würde der schwerer Teil kommen. Mit der andere Hand drückte ich ihr Arm, um ihr weiterhin meinen Beistand zu zeigen. Ich würde die auffangen, wenn der Schmerz zu groß war und sie in die Knien zwang. Ich würde mit ihr gemeinsam diesen Schmerz teilen, damit sie nicht mit ihm alleine war. Ich würde sie so lange halten bis sie wieder das Gefühl bekam atmen zu können. Imesha hatte vorhin gesagt es sei eine Stärke, dass ich ihre schlimmen Momente kannte und trotzdem blieb. Für mich war es eine Selbstverständlichkeit, denn meine Eltern hatten mich das gelehrt. Wer es schaffte in den schlimmsten Momente zusammenzuhalten, bekam etwas Bedeutungsvolles. Eine besondere Stärke, die man nur zu zweit erhielt, wenn man gemeinsam jeden Sturm strotzte.

Ilea


Cael schien sich in der Stadt bereits auszukennen, als wäre er hier selbst der Bewohner. Ich hingegen hatte in meine freien Stunden nicht wirklich den Ort erforscht. Denn alleine mochte ich noch nicht gehen, meine Gabe war manchmal immer noch sehr empfänglich für Erinnerungen und es musste nicht mal eine Berührung sein, damit ich flüchtig in Jemanden schauen konnte. Durch die Berührung wurden die Bilder natürlich klarer und gezielter, weil dann eine Verbindung bestand. Cael führte mich zu einem hübschen Stand, wo das Obst in prächtigsten Farben eingekleidet war und in Kaiserstadt enorme Summen gekostet hätten. Bei seiner Bemerkung musste ich lächeln, er hatte nicht vergessen wie sehr ich die Orangen mochte. Eine ältere Frau gehörte dem Stand und mir gefiel ihre Schürze. Die Beiden schienen sich schon gut zu kennen und mir wurde klar, warum Cael sie mochte. Sie wirkte freundlich und hatte was großmütterliches an sich. Sie erinnerte mich ein wenig an meine Sobo und ich spürte den Sehnsucht nach ihr, aber der Schmerz um den Verlust war milder geworden. Bei ihre Worte errötete ich mich und gleichzeitig wärmte es mein Herz zu hören, dass Cael von mir schwärmte. "Ich bin Ilea", stellte ich mir vor: "Es freut mich auch Sie kennenzulernen." Neugierig musterte ich den Kranich und machte dann großen Augen, als es ein Tauschhandel offenbarte. So einfach war es hier in dieser Stadt und so unmöglich da draußen in der dunkle Welt. "Cael weiß, wie er Jemanden zum Lachen bringt. Als wir uns zum ersten Mal begegnete, hatte er mir mein Lachen zurückgebracht", antwortete ich ihr und ein liebesvolles Lächeln umspielte meine Lippen.


2 400

27.12.2022, 20:02

Cael

Ein Schuss direkt ins Herz. Dieses Lächeln. Bei den Vier Wasserfällen... Ich würde dafür töten. Wie ein dümmlicher Jugendlicher grinste ich breit und freute mich darüber, dass das erste Kennenlernen so gut verlief. Misaki entging meine Miene wohl nicht, denn sie schickte noch einen herzhaften Lacher hinterher. >Besser können zwei Herzen nicht zueinander passen. Junge Liebe wie eure ist wunderbar. Genießt sie und lasst euch von ihr leiten.<
Sie blickte lächelnd auf ihren gefüllten Korb hinab, dann auf die beladenen Kisten vor ihrem Geschäft. >Nehmt ruhig, was euer Herz begehrt. Heute Morgen habe ich eine frische Ladung Erdbeeren erhalten. Ihr dürft gerne probieren.< bot sie uns an, während sie den Apfelberg weiter zu bestücken begann. Ein sehr verlockendes Angebot. Ich schaute Ilea an. >Nach dir.<

Imesha

Vor lauter Grübelei wäre mir fast entgangen, wie sich die Seitentür öffnete, durch die die Ratsmitglieder ein- und ausgingen, wenn sie sich hier versammelten. Rakurai erschien als Erstes, dicht gefolgt von Amara in ihren feinen Gewändern mit bestickten goldenen Akzenten. Nur hatte sie diesmal auf Schminke verzichtet und trotzdem wirkte sie wie eine schöne Kriegerin. >Es freut mich, dass du beschlossen hast mit uns zu sprechen.< richtete sie das Wort direkt an mich. >Und danke Ryu für dein Kommen. Ich bin mir sicher, ihr werdet einiges aus diesem Gespräch lernen können. Wir werden versuchen so viele Lücken wie möglich zu füllen.<
Rakurai stimmte ihr nickend zu und bedeutete uns mit einer knappen Handbewegung Platz zu nehmen. Man hatte einen runden Tisch sowie vier Stühle inmitten des Saals hergerichtet. Tee, Wasser sowie süße oder salzige Knabbereien standen ebenfalls bereit. Wie erwartet bildete sich der erste nervöse Knoten in meinem Magen. Egal, wie oft ich mir eingeredet hatte emotional gefasst zu sein, ließ sich der gedankliche Tumult schwer bändigen. Umso dankbarer war ich für Ryus Anwesenheit, denn ich brauchte die Ruhe, die er ausstrahlte. Zu sitzen statt zu stehen, half auch.
>Möchtest du etwas Jasmintee?< erkundigte sich Rakurai, während er nach der gefüllten Kanne griff. Ich nickte mechanisch, sah zu, wie er meine Tasse bis knapp unterm Rand auffüllte und sich daraufhin selbst eingoss. >Bis vor kurzem habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, wie wir am besten anfangen, was überhaupt wichtig ist und welche Fragen du haben könntest, doch da man sich schlecht auf diese Art von Gespräch vorbereiten kann, fangen wir am besten ganz von vorne an.<
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