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241

02.12.2020, 18:43

Ryu

Ich stampfte durch den hohen Schnee, während die Schneeflocken sich in Eiskristalle verwandelten und meine Haut kribbeln ließ. Sobald ich im Gasthaus ankam, würde ich mir ein heißes Bad gönnen. Schon der Gedanke daran wurde mir wieder in dem eisigen Wind wärmer. Obwohl ich im Nirgendwo gerade alleine war, wagte ich nicht meine Magie anzuwenden. Außerdem hatte sich das harte Training bewahrt, denn wir hatten auch Kältezustände ohne Magie aushalten müssen. Meine Gedanken wanderten zu meiner Familie, ich begann sie zu vermissen und fragte mich, was sie gerade machten. Ich hoffte einfach, dass es ihnen gut ging solange ich wegblieb.

Ilea

In der Nähe seines Halses war der wundervoller Duft, den ich im Schal erhascht hatte, intensiver und ich erwischte mich bei den Gedanken meine Nase dort entlang streifen zu wollen. Verwirrt blinzelte ich ein paar Schneeflocken von meine Wimpern fort. Nach eine Weile kamen wir beim Gasthaus an. Er hatte mich den ganzen Weg ohne Pause getragen, als sei ich leichter als eine Blüte. Ich wusste nicht, ob Sensei etwas gesagt hatte, doch ich spürte wie sein Griff sich lockerte und er ein wenig in die Hocke ging, damit ich absteigen konnte. Ich glitt von seinem Rücken und verneigte mich kurz vor ihm: "Vielen Dank, Sensei." Wir gingen hinein und ich führte ihn zum Tisch, wo ich vorhin gefaltet hatte. "Jetzt werde ich Sie in die Kunst der Origami einweihen", meinte ich im gespielten Ernst.


242

02.12.2020, 19:17

Cael

Ich lächelte sie an und folgte ihr ins warme Innere. Dabei vergaß ich nicht meine Schuhe zu wechseln, weil ich vermeiden wollte, dass der ganze Schnee von draußen sich überall verteilte. Langsam fand ich sogar Gefallen an dieser Tradition. Sie ergab Sinn. Wie vieles andere auch. Tee zum Beispiel. Bei dem Wetter wunderte es mich, welch bedeutende Rolle Tee in diesem Land spielte. Gegen eine Tasse hätte ich nichts einzuwenden, doch Ileas Bereitschaft mir etwas beizubringen, war wichtiger.
>Dann bin ich dein aufmerksamer Schüler.< sagte ich schmunzelnd und nahm ihr gegenüber Platz am Tisch. Dort lagen bereits einige wunderschöne Papierkraniche in den verschiedensten Farben und Größen herum. Ilea stellte sich bereits nach wenigen Minuten als eine sehr geduldige Lehrerin heraus, der ich unheimlich gerne zuhörte. Ich mochte den Klang ihrer Stimme. Sie war ein wenig wärmer geworden. Vielleicht weil sie weniger Distanz zu mir wahrte, was mich ziemlich heiter stimmte. Ich folgte derweil brav ihren Anweisungen und stellte mich gar nicht so blöd an, wobei meine Kraniche lange nicht so großartig aussahen wie ihre.

Imesha

Irgendwann wurde ich träge vom vielen Nachdenken und legte mich hin. Bequeme Kleidung trug ich ja schon. Es war zwar viel zu früh für ein Nickerchen, zumal erst jetzt zu Abend dämmerte, aber wenn man den ganzen Tag nichts zu tun hatte, schlug einem das schon aufs Gemüt. Da reichte die Ablenkung durch den interessanten Fremden auch nicht aus, um mir den Tag zu retten. Wären Motaro und Sumire noch am Leben, sähe das natürlich anders aus. Sie brachten Farben und Licht in mein Leben... davon war kaum mehr etwas übrig. Vor allem nicht in tristen Momenten wie diesen. Niemand war hier. Niemand hielt meine Hand. Niemand erwärmte mein Innerstes und Hoffnung gab es keine.
Ich schloss die Augen und versuchte die deprimierenden Gedanken zum Verstummen zu bringen. Es gefiel mir nicht, in welche Richtung sich alles entwickelte, darum wandte ich den Blick davon ab und tat so, als hörte ich das alles nicht. Ich tat so, als wäre alles in Ordnung.
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02.12.2020, 19:30

Ryu

Endlich erreichte ich das Gasthaus und wohlige Wärme begrüßte mich, als ich das Inneren betrat. Es war zur Gewohnheit geworden die Schuhe gegen die Hausschuhe zu wechseln. Dann entdeckte ich mein besten Freund mit Ilea an einem Tisch. Sie schienen diese Papiervögel zu falten und Cael wirkte ziemlich glücklich. Ich hob kurz grüßend die Hand: "Ich komme gleich wieder." Ich wollte zuerst nach Egon schauen und ihm etwas zum Futtern geben. In Caels Zimmer entdeckte ich ihn an einer Wand krabbelnd und freudig kam er zu mir gehuscht. Ich hielt ihm meine Hand entgegen, sodass er darauf klettern konnte und als ich ihn anhob, kraulte ich sein kleinen Kopf: "Warst du brav gewesen?" Er gab von sich ein gurrendes Geräusch. "Du hast bestimmt Hunger", sofort streckte er die Zunge heraus und ich holte das Gefäß mit den Insekten. Gesättigt machte sich Egon auf meinem Kopfkissen gemütlich.

Ilea

Sensei erwies sich als einen aufmerksamen Schüler und ich musste kaum die Schritte wiederholen. Seine Kraniche waren zwar nicht perfekt gefaltet, doch das brauchte viel Übung und Zeit. Manch so Einer scheiterte an diese Herausforderung. Plötzlich kam ein kalter Luftzug und ich blickte auf. Es war Ryu-sama, er schien von seiner Prüfung gekommen zu sein. Sein Gesicht wirkte nicht niedergeschlagen, also bedeutete es vielleicht, dass es gut lief. "Wir hören für heute auf", wandte ich mich an Sensei: "Ihr wollt bestimmt euch mit eurem Freund unterhalten. Ich mache für euch ein Tee und bald gibt es schon Abendmahlzeit." Ich erhob mich und räumte vorsichtig die Kraniche in einem Korb. Als ich einer seiner Kraniche in der Hand hatte, entschlüpfte mir ein flüchtiges Lächeln: "Eure Hände sind geschickt. Noch ein bisschen fleißig üben und Ihr könnt mit den Erfahrene messen."


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02.12.2020, 19:46

Cael

Ich verlor jegliches Zeitgefühl, während ich einen Kranich nach dem anderen faltete. Es erforderte mehr Geschick als wenn ich Gitarre spielte, so viel stand fest. Trotzdem machte es mir Spaß und Ilea schien diese Tätigkeit ebenfalls zu entspannen. Ihre Gesichtszüge wirkten weicher. Als sie irgendwann aufblickte und ich Ryu in meinem Rücken spürte, räumte ich die Materialien beiseite und bedankte mich für den Unterricht. Dabei traf ihr kleines Lächeln direkt in mein Herz. Aber so richtig. Wie damals Malevor seinen Speer durch all meine magischen Schilde hindurchgeschleudert hatte, dass ich nur knapp davongekommen war. Genau das passierte mit mir, als Ileas Lippen dieses unvergessliche Lächeln bildeten, von dem ich mir sicher war, dass ich es heute in meinen Träumen sehen würde. Spätestens jetzt wurde mir unwiderruflich bewusst, dass das, was ich empfand über eine bloße Anziehungskraft hinaus reichte. All die Jahre zuvor hatten sich meine Bekanntschaften mit Frauen nie in etwas Tieferes entwickelt und siehe da... es brauchte eine völlig andere Welt, um mein Herz auf diese Weise zu öffnen. Ach verdammt...

Imesha

Eine Weile lang beschäftigten mich die düsteren Gedanken, doch schließlich gewann ich den Kampf gegen sie und fiel in einen ziemlich ruhelosen Abendschlaf. Nur Hunger oder ein Notfall würden mich jetzt noch wecken. Da beides nicht auftrat, blieb ich allein in meinem Zimmer, dick eingekuschelt in meine Decken und das Gesicht tief ins Kissen vergraben.
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245

02.12.2020, 20:13

Kon

Ryu

Ich ging wieder hinunter und Cael schien jetzt alleine am Tisch zu sein. Er wirkte ein bisschen neben der Spur und mein Mundwinkel zuckte leicht, als ich Platz nahm: "Du scheinst ja gut gelaunt zu sein. Also nehme ich an, dass du mit ihr die Zeit nett verbracht hast." Ilea kam aus der Küche, sie trug eine Teekanne und Kleinigkeiten zum Knabbern. Die Gasthäuser aus meiner Heimat konnten noch Einiges von diesem Gasthaus lernen. Natürlich waren sie auch gastfreundschaftlich, aber hier bekam man eine ganz besondere Aufmerksamkeit. "Danke", lächelte ich sie an. Sie nickte schlicht und kehrte in die Küche zurück, wo bereits Geräusche zu hören war. Anscheinend war Gawain wieder fleißig am Kochen. Auch Makoto kam in den Speisesaal und begann die Tafel zu putzen.

Ilea

Nachdem ich die Männer mit Kleinigkeiten versorgt hatte, half ich Otōsan bei der Abendmahlzeit. Heute sollte es Oden geben. Die Zutaten waren gekochte Eier, Daikon (Rettich), Gobōmaki (Große Klette), Kartoffeln und Konnyaku (Teufelszunge). Das Ganze wurde in einer Dashi-Brühe (Fischsud) mit Bonitoflocken ( getrockneter und geräucherter Fisch) gekocht. Zusätzlich gab es noch eine Miso, wo man sein Essen in die Paste tunken konnte. Das Gericht wurde fertig und ich deckte mit Sobo Makoto den Tisch. Wir würden mit den Männer wieder gemeinsam speisen. Diesmal war mein Unwillen nicht mehr so stark, wie am gestrigen Abend. Die Magis waren anständige Menschen und schienen ein gutes Herz zu haben. Natürlich bestand die Gefahr entdeckt zu werden, aber ich hatte eingesehen, dass immer überall Gefahren lauerten, selbst wenn man sich versteckte. Ich wollte nicht daran denken, was passieren würde wenn wir entdeckt wurden.


246

02.12.2020, 20:32

Cael

Als Ryu Platz nahm, verflogen meine Gedanken fürs Erste und ich entspannte mich wieder. >Es ist ganz schön unfair, wie leicht es dir fällt mich zu lesen.< erwiderte ich mit einem kleinen Schmunzeln. Daraufhin tauchte Ilea mit Tee und ein paar Kleinigkeiten auf. Sie und ihre Familie waren tolle Gastgeber. Kein Wunder fühlten Ryu und ich uns hier wohl. Andernfalls hätte ich meine Familie noch stärker vermisst. Die Liebe, die in diesen Laden floss, erinnerte mich an sie und das gab mir ein gutes Gefühl.
>Wie es scheint, hast du die Arbeit sicher. Das ist großartig! Morgen probiere ich es nochmal im Vermittlungsbüro, vielleicht habe ich dann mehr Glück. Ansonsten kann ich mich mal mit der Gitarre hinstellen und spielen. Wer weiß... vielleicht erwärmt meine Musik das ein oder andere erkaltete Bürgerherz.< sagte ich nach einem Schluck Tee. Die warme Flüssigkeit und der Geschmack taten echt gut. Ich freute mich schon aufs Abendessen.

Imesha

Kalte Luft nistete sich in meine Lungen ein, als ich zum nächsten großen Sprung ansetzte. Das Blut rauschte mir in den Ohren. Ich wurde schneller, schneller, glitt über das Eis wie ein Vogel durch die Luft und im richtigen Moment stieß ich mich vom gefrorenen Boden ab. Eine Umdrehung, zwei Umdrehungen, drei-
Ich hatte mich verschätzt, landete auf dem falschen Fuß und knickte zur Seite. Der Aufprall schmerzte weniger als mein enttäuschter Ehrgeiz. Schon seit Stunden probte ich diesen dreifachen Sprung, leider ohne Erfolg. Bald riss mir der letzte Geduldsfaden. Ich wollte nicht wieder scheitern. Immer, und immer wieder. Frustriert haute ich mit der Faust aufs dicke Eis unter mir und stand mit verkniffener Miene auf. Das hatte ebenfalls wehgetan... Ein Lachen ertönte. Heiter und amüsiert. Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, wer das war. Wäre es ein Fremder, hätte ich gleich das Weite gesucht, aber der junge Mann am Rand des Sees kannte mich viel zu gut. Und es passte mir nicht, dass er Zeuge meines mehrmaligen Scheiterns wurde. >Das Eis trägt bestimmt keine Schuld an deinem Versagen! Sieh es ein, du kannst es nicht!< rief er mir zu.
Ich stemmte die Hände in die Hüften und protestierte: >Müsstest du als Freund mir nicht gut zureden, anstatt die Hoffnung in mich zu verlieren? Natürlich schaffe ich den Sprung. Ich brauche nur mehr Übung.<
Das breite Lächeln, das er mir schenkte, könnte unter Umständen alles Eis schmelzen. >Hab nur deine Entschlossenheit getestet, Ime-chan!<
>So sollst du mich nicht nennen! Baka! (Idiot)<
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247

02.12.2020, 20:45

Ryu

"Wir kennen uns schon seit meiner Geburt, ich hatte viel Zeit gehabt dich bis in das Kleinste zu studieren", meine Augen funkelten amüsiert und ich lehnte mich ein wenig im Stuhl zurück. "Ich habe die Prüfung bestanden, sie war lächerlich gewesen. Mein Arbeitgeber ist definitiv kein Sonnenschein, aber ich werde damit zurechtkommen", antwortete ich ihm und nahm einen Schluck von dem Tee: "Deine Musik kann jedes Herz erreichen, diese Gabe liegt dir im Blut." Die Gabe hatte er von seinem Vater Kenai, er nannte es die Kunstmagie. Aus der Küche kam schon ein köstlicher Duft und jetzt wurde die Tafel gedeckt. Ich fand, dass Ilea ein wenig entspannter wirkte, als heute Morgen. "Komm, ihr Burschen. Es gibt Essen, ihr müsst ordentlich zulangen, wenn ihr euer Gewicht bei diesem Wetter nicht verlieren wollt", erschien Makoto an unseren kleinen Tisch. Als sie Cael ansah, wurde ihr Blick sehr weich und drückte ihm plötzlich die Hand: "Ich habe es gesehen. Du hast ihr ein kleines Lächeln gezaubert. Du weiß gar nicht, wie viel Gawain und mir das bedeuten..." Ihre Augen wurden wässerig und sie wedelte kurz mit der Hand: "Ah, jetzt werde ich in meinem Alter doch rührselig. Na, komm."

Ilea

Die Tafel war gedeckt und Sobo Makoto ging zu den Magis, um ihnen Bescheid zu sagen. Otōsan hatte den großen Keramiktopf mit den Oden auf dem Tisch gestellt, dazu gab es noch extra Stäbchen für das Servieren und eine Schöpflöffel. So konnte Jeder sich selbst die Mengen in seiner Schüssel auffüllen. Wären die Männer weiterhin einfach nur Gäste, hätten wir ihnen natürlich gefüllte Schüsseln serviert. Ich setzte mich auf dem selben Platz hin wie am gestrigen Abend.

Gehe offline, gute Nacht :)


248

02.12.2020, 21:05

Gute Nacht *_*

Cael

Es tat immer wieder gut solch aufbauenden Worte vom besten Freund zu hören. Dasselbe konnte ich nur zurückgeben. Wenn er meinte, dass sich sein Arbeitgeber wie ein kalter Winter verhielt, glaubte ich ihm das aufs Wort. Ryu hatte wie ich viele Menschen kennengelernt. Als Prinz hatte man da sowieso keine Wahl, so wie ich in meinem Gewerbe ständig neue Leute traf. Ich hoffte nur, dass er die Launen seines Arbeitgebers ertrug. Ryu mochte stets freundlich und zuvorkommend sein, aber er hatte auch das Temperament seines Vaters geerbt. Reizte man ihn zu sehr, weckte das den Drachen in ihm. Das passierte zwar selten, aber es passierte... Und in dieser Welt hatten wir nicht im Ansatz unsere Grenzen getestet. Da kam bestimmt noch einiges auf uns zu.
Deshalb bedeutete es mir viel, als plötzlich die Großmutter meine Hand nahm und sich bei mir für das Lächeln bedankte, das ich scheinbar auf Ileas Gesicht gezaubert hatte. Wärme explodierte in meiner Brust bei ihrer emotionalen Reaktion. Wäre ich nah am Wasser gebaut wie meine Schwestern oder Mama, hätte ich jetzt wohl auch Tränen der Rührung in den Augen. Ich schätzte ihre Meinung sehr. >Dann werde ich sie noch öfters zum Lächeln bringen, wenn es euch alle so glücklich macht.< sagte ich an Makoto gewandt, während wir sie zum Esstisch begleiteten. Es roch fantastisch und ich bekam sofort Hunger.

Imesha

Schweißgebadet wachte ich auf und setzte mich aufrecht. Mein Herz hämmerte wild gegen die Rippen. Erinnerungen... immer diese harmlosen Erinnerungen. Sie schnitten in mein Fleisch wie meine eigenen Dolche und schmerzten so sehr, dass mir die Luft wegblieb. Ich wollte an unbeschwerte Momente wie diese nicht zurückdenken. Zu wissen, dass ich dieses Lächeln nie wiedersehen würde, tat mir auf eine Weise weh, dass ich jegliche Kraft verlor. Ich fiel zurück aufs Bett, atmete zittrig ein. Kämpfte gegen das heitere Lachen, das in meinen Ohren klingelte. Sumire. Motaro. Die beiden waren für lange Zeit ein fester Bestandteil meines Lebens gewesen. Ich fragte mich noch heute, wie ich in der Lage war zu atmen. Wieso mein Herz noch schlug. Wieso das Eis unter mir nicht brach und mich verschluckte.
Ich fasste mir an die Kehle, spürte das starke Pochen unter meinen Fingerspitzen. Wie in jeder Meditation konzentrierte ich mich auf meine Atmung. Ein und aus. Ein und aus. Ein... und... aus. Bis die Panik verflog und mein Herz nicht drohte aus meiner Brust zu springen.
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249

03.12.2020, 20:29

Ryu

Dieser Oden schmeckte sehr gut und ich entwickelte langsam eine kleine Vorliebe für die exotische Gewürze dieser Küche. Ich brauchte die Paste nicht, um mein Essen nachzuwürzen. Während des Essen unterhielten wir uns angeregter, als gestern. Jeder erzählte etwas von seinem Tag und es fühlte sich ein bisschen wie Zuhause an. Gawain sprach von einer neue Gerichtskreation, die er bei der erste musikalische Unterhaltung einführen wollte. Makoto erzählte wie erfolgreich sie beim Gestalten der Aushänge war und würde uns ein paar aushändigen, damit wir sie in der Stadt verteilen konnte. Geplant war, dass der erste Abend in drei Tage stattfinden sollte. Ich redete von meiner zukünftige Arbeit, Cael erzählte von den Papierkraniche und Ilea schilderte uns die Situation aus dem Laden, wo Cael sie mit seinem schauspielerischen Talent gerettet hatte. Hierfür bekam er einen wohlwollender Blick ihres Vaters. Diese Abendmahl war viel gemütlicher als gestern, denn sie war persönlicher geworden und ich hatte das Gefühl, Cael und ich wurden jetzt in ihrem Kreis aufgenommen. "Das war mal wieder köstlich", lobte ich den Koch und half beim Abdecken, nachdem alle fertig geworden war.

Ilea

Es war ein schöner Abend, auch wenn ich noch ein wenig skeptisch gegenüber den Männer war. Aber ich merkte, dass sie einen Weg gefunden hatten einen Platz in meiner Welt zu finden, wie es Kit getan hatte. Von meiner Familie wurden sie längst aufgenommen. Der gesättigter Magen machte mich beinahe müde, aber ich vergaß nicht, dass Sensei gleich mich unterrichten würde. Ich sah ihn fragend an: "Ist es egal welchen Raum wir für den Unterricht nehmen? Dann könnten wir einer der leeren Räume nutzen, wenn Ruhe ein wichtiger Bestandteil ist." Ich hatte keine Vorstellung davon wie der Unterricht aussehen mochte. Ich kannte nur den Unterrichtsstil von Otōsan und von Sobo Makoto. Ich hoffte, der Sensei wäre genauso geduldig wie die Beiden. Aber ich konnte mir ihn auch nicht als einen strengen Sensei vorstellen. "Soll ich vorher noch einen belebender Tee kochen?", erkundigte ich mich noch, weil ich nicht wusste wie müde sein Geist selbst war.


250

03.12.2020, 21:27

Cael

Das Essen schmeckte hervorragend. Gawain kannte sein Handwerk bestens. Ich aß meine gesamte Portion auf und fühlte mich völlig geplättet von all dem Essen, das ich in mich hineingestopft hatte. Träge tätschelte ich meinen Bauch. Das war genügend Energie für den morgigen Tag und würde mich die Nacht lang von innen heraus wärmen.
Zufrieden lächelte ich in die Runde. Auch die Gespräche waren viel lockerer als zuvor und ich merkte, wie Ryu und ich mehr und mehr akzeptiert wurden. Außerdem vergaß ich Makotos Worte bezüglich Ileas Lächeln nicht. Ich würde es mir zur Aufgabe machen, sie öfters lächeln zu sehen. Vielleicht schon bei unserem ersten gemeinsamen Unterricht zum Thema Geisterwelt. Wie aufs Stichwort erschien mein treuer Gefährte Ivoli und setzte sich auf meine Schulter. Er gurrte leise. >Für heute hatte ich genug Tee, wir können gleich mit dem Unterricht beginnen. Am besten in aller Ruhe. Für den Anfang ist es einfacher so.< erwiderte ich entspannt und nickte Ryu kurz zu. Vielleicht sahen wir uns später, bevor er oder ich zu Bett gingen. Jetzt wollte ich mich erstmal als guten Sensei erweisen und war gespannt, wie weit ich mit Ilea kam. Ob sie dieselben Fähigkeiten aufwies wie ich. Gut möglich, dass Mikos ein wenig anders funktionierten als ich aus meiner Welt. >Fühlst du dich bereit?< fragte ich sie auf dem Weg in ein leeres Zimmer.

Imesha

Plötzlich klopfte es an meiner Tür und ich zuckte zusammen. Ich war dermaßen durcheinander von meinem Traum und der Reaktion darauf, dass ich gar nichts mehr um mich wahrnahm. Wer mochte das sein? Ruko erwartete ich nicht, also musste es jemand anderes sein. Schnell zog ich mir einen Mantel über, da ich bloß Schlafkleidung trug und viel Haut entblößt war. Anschließend schob ich den Shoji beiseite und erstarrte.
Ein fein gekleideter Diener. Ein Bote vom Kaiser. Das erkannte ich sofort an der steifen Haltung, dem kleinen Zopf am Kopf und das goldene eingenähte Emblem auf seiner Weste auf Brusthöhe. Mir wurde heiß und kalt zugleich. Ich ahnte, warum er hier war und fragte trotzdem: >Womit kann ich dienen?< Diese Worte kamen mir nur schwer über die Lippen. Ich sprach wirklich ungern.
Der junge Diener neigte höflich den Kopf, er trug ein schmallippiges Lächeln. >Der Kaiser bittet um Gesellschaft in seinem privaten Gemach. Unverzüglich.<
Ich spürte wie sich mein Griff am Holzrahmen verkrampfte. Gesellschaft. Des Kaisers Schlafzimmer. Unverzüglich. Entweder er hatte heute schlechte Laune oder ihm war langweilig. So wie es mir die ganze Zeit in diesem Palast erging. Ich wünschte, ich könnte verneinen und zurück in mein Bett kriechen, doch ich schaffte es das einzig Kluge zu erwidern: >Ich ziehe mich schnell um und werde da sein.< Mehr gab es nicht zu sagen. Der Bote verstand, neigte nochmal den Kopf und verschwand. Ich starrte den Boden zu meinen Füßen an, atmete tief ein... und wieder aus. Meine Augen schlossen sich, während ich dem starken Pochen in meiner Brust lauschte, und als ich sie wieder öffnete, übernahm eine andere Imesha die Kontrolle über meinen Körper.
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04.12.2020, 18:46

Ryu

Als Cael und Ilea nach oben gingen, wandte sich Makoto zu mir: "Bist du mit dem Brettspiel Shōgi vertraut?" "Leider nicht", schüttelte ich bedauernd den Kopf. Makoto klatschte in die Hände und beschloss: "Dann werde ich es dir beibringen. Setzt dich hin, ich hole das Brettspiel." Ich setzte mich an dem Tisch hin und war gespannt auf das Spiel. Hin und wieder mal spielte ich in meiner Heimat auch Brett- oder Kartenspiele, um mich geistig herauszufordern. Aber auch einfach zum Vergnügen. Manchmal ließ ich mich auch für Einsätze hinreißen, wenn es im Rahmen war. Makoto kehrte mit dem Brettspiel zurück und dann begann sie mir den Spielablauf zu erklären. Es erinnerte mich an Schachbrett, nur war diese Variante etwas anders. Dennoch verstand ich gleich, wie Shōgi funktionierte und war gespannt was für eine Spielerin die ältere Frau war.

Ilea

Ivoli erschien auf der Schulter von Sensei und ich spürte das Bedürfnis das besondere Wesen wieder an mich drücken zu wollen. Wir nahmen gleich den ersten Raum, als wir oben waren und ich antwortete ihm ehrlich: "Ich bin mir nicht sicher." Dann sorgte ich gleich für Licht und achtete dabei darauf, dass der Raum nicht zu hell erleuchtet wurde. Ich hatte das Gefühl gedämpftes Licht passte zu der Stimmung dieser Art von Unterrichtens. Dann setzte ich mich auf einem Sitzkissen hin und sah Sensei erwartungsvoll an. Dabei blieb ich ruhig sitzen und ließ nicht mal die aufsteigende Aufregung anmerken. Mit den Jahren hatte ich gelernt Gefühle zu kontrollieren und da es meistens in meinem Herz leer war, war es nicht schwer plötzliche Gefühlsregungen zu unterdrücken, damit Niemand sie an mir ablesen konnte.


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04.12.2020, 19:16

Cael

Sobald wir den Raum betraten, sorgte Ilea für ein wenig Licht, sodass eher eine gemütliche Atmosphäre herrschte. Ivoli flog derweil von meiner Schulter in die Mitte des Zimmers. Zwischen unseren Sitzkissen. Er war ebenfalls bereit für den ersten Unterricht, den ich zum Thema Geisterwelt geben würde. Ehrlich gesagt, hatte ich keinen blassen Schimmer, wie man am besten jemandem diese besondere Magie näherbrachte, aber manchmal half einem der Instinkt. Darauf hörte ich jetzt. >Erzähl mir zuerst, was du bislang über deine Fähigkeiten weißt. Oder ob du schon Magie gewirkt hast. Mit Erfolg oder nicht, das spielt vorerst keine Rolle. Dann kann ich besser einschätzen, womit wir beginnen können.<

Imesha

Mit gestrafften Schultern und erhobenem Kinn machte ich mich auf den Weg zum privaten Gemach des Kaisers. Es befand sich in der Nähe des Archivs, zugänglich hinter hohen schweren Doppeltüren, die stets mit Magie gesichert waren und ständig unter Beobachtung standen. Wer heute im Dienst war, wusste ich nicht, aber es war mir auch egal. So oder so wusste man innerhalb des kleinen Kreises, warum mich der Kaiser zu sich beorderte. Zwar war ich nicht die einzige Frau, die er zu sich holte, aber eine von zweien aus der Elite. Die andere Frau war eine Jägerin wie ich. Mina. Eine große, schlanke und sehr gehässige Frau mit langem, schwarzen Haar. Ich konnte sie bis aufs Blut nicht ausstehen und hoffte, sie nicht anzutreffen. Selten passierte es, dass er uns beide zurselben Zeit wünschte. Heute hatte ich nicht den Nerv für ihre nervige Art. Genauso wenig wie ich dem Kaiser begegnen wollte. Da langweilte ich mich lieber den restlichen Abend.
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04.12.2020, 19:36

Ryu

Ich war beeindruckt von der Frau, denn ihr Verstand war messerscharf und sie brachte meine Spielfiguren oft in schwierige Situationen. Das lag nicht nur daran, dass es für mich noch ein unbekanntes Brettspiel war. Die ältere Frau konnte strategisch denken und vermutlich wurde es in dieser Welt nicht gerne gesehen. In meine Welt hätte man ihr sofort verschiedene Angebote unterbreitet. Mir war diese auffällige Rollenverteilung in den letzten Tagen aufgefallen. Sicher gab es in meiner Welt auch eine Zeit, wo man den Frauen weniger zugetraut hatten, dennoch waren ihnen besser ergangen als die Frauen hier. Hier schienen sie völlig unterdrückt zu werden und mussten an noch strengere Regeln halten, als die Männer. Was völlig absurd war. Für mich war es ganz klar ein Machtmissbrauch. "Du grübelst zu viel über andere Dingen, Bursche", schlug Makoto wieder eine Figur von mir. "Entschuldige", lächelte ich schief: "Manchmal kommt mein Kopf nicht zur Ruhe." Sie schnalzte mit der Zunge: "Von zu viel Denken kann man krank werden. Der Geist braucht wie der Körper Erholung. Mediation ist da die beste Medizin."

Ilea

Der Seelenführer setzte sich zwischen Sensei und mir. Ich konnte es nicht widerstehen, ich beugte leicht zu ihm und strich über den weichen Kopf. Wieder spürte ich wie meine Energie auf ihn reagierte, als würde ich einen alten Freund begegnen. Ich lehnte mich zurück und meine Augen glitten zu den Lippen von Sensei. Jetzt musste ich mich auf den Unterricht konzentrieren, ich hatte ihm mein Wort gegeben eine strebsame Schülerin zu sein. "Als Miko habe ich die Bindung zu der Geisterwelt und ich weiß man nennt sie auch Zwischenwelt. Ich fand Geisterwelt schon immer passend, weil ich die Seelen der Verstorbene sehen und hören kann. Ich habe nicht oft die Kraft einer Miko genutzt, daher weiß ich nicht, was in mir schlummert. Und ich habe eine spezielle Gabe. Ich kann in die Vergangenheit blicken, beziehungsweise Erinnerungen von Gegenstände oder Menschen sehen. Je stärker ein Emotion an der Erinnerung gebunden ist, desto lebendiger wird das Bild und manchmal ist mein Geist für eine kurze Zeit in der Erinnerung gefangen. Ich nenne es dann Zeitreise."


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04.12.2020, 19:53

Cael

Erstaunt sah ich sie an. Von dieser Gabe hörte ich zum ersten Mal. In die Vergangenheit blicken zu können und damit indirekt in der Zeit zu reisen, zeugte von besonderer Magie, die in ihr schlummerte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass allen Mikos eine Gabe wie diese in die Wiege gelegt wurde. Nicht einmal ich beherrschte die Magie der Zeit. Dies blieb den Animagi überlassen. Es hatte mal einen Animagi der Zeit gegeben, aber er weilte leider nicht mehr unter den Lebenden. Ihn hätte es bestimmt interessiert, wie Ileas Magie funktionierte.
>Das ist eine beeindruckende Fähigkeit, Ilea. Ich kenne zwar niemanden, der das kann, was du kannst, aber ich werde mein Bestes geben, um dir die Kontrolle über diese Gabe zu lehren. Kontrolle ist nämlich sehr wichtig für uns. Sie sorgt dafür, dass wir in einer anderen Welt wandeln dürfen ohne uns selbst zu verlieren.< erzählte ich ihr ruhig und hielt ihr meine Hand hin. >Reich mir bitte deine Hand. Ich möchte zuerst herausfinden, ob du auf meine Energie genauso reagierst wie auf die von Ivoli.<

Imesha

Vor der majestätisch wirkenden Doppeltür blieb ich für einen kurzen Moment stehen. Atmete tief durch. Entspannte meine Gesichtszüge. Dann hob ich die Hand, umfasste den ringförmigen Türklopfer und ließ ihn viermal gegen das schwere Holz schlagen. Wenige Sekunden später öffneten sich die Türen wie durch Geisterhand und offenbarten einen breiten Flur, von dem mehrere kleinere Flure abzweigten. Hier begann das Spiel für diejenigen, die es schafften diesen Bereich unerlaubt zu betreten. Das Labyrinth. Es diente dazu den Verstand zu verwirren. Man glaubte schnell ein System zu erkennen, aber auch hier spielte Magie eine gewichtige Rolle und ließ unwillkommene Besucher dauerhaft in dieselbe Richtung laufen. Da ich diesen Ort zu gut kannte, wusste ich, wann ich abbiegen und wie viele Türen ich passieren musste, um mein Ziel zu erreichen: Eine Wand aus detailliert bemalten Shoji-Wänden, die eine wilde Szene auf einem Kriegsfeld zeigten. Der Kaiser auf seinem kräftigen Ross, welches auf Hinterbeinen stand und seine Feinde mit feurigem Blick verjagte. Um ihn herum lagen verletzte Leiber. Menschen. Einige andere stellten dämonische Kreaturen dar. Damit wollte er zeigen, dass sich ihm nichts und niemand in den Weg stellen konnte. Ob einfacher Mensch oder magische Kreatur, er riss alles nieder.
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04.12.2020, 20:09

Ryu

Ich unterdrückte ein Schmunzeln, weil mir diese Weisheit sehr vertraut vorkam. Makoto war nicht die Erste, die mir gesagt hatte ich müsste mal meinen Kopf leeren. Ich machte den nächsten Zug und konzentrierte mich dabei wieder ganz auf dem Spiel. Währenddessen brachte Gawain uns Tee und schlug das Angebot aus mitzuspielen. Er wollte sich früher hinlegen, weil ihm sein verletztes Bein bei dieser Kälte mehr Ärger machte. Ich fragte nicht nach, was geschehen war, denn ich war mir sicher er würde es Cael und mir erzählen, wenn er sich dazu bereit fühlte. Diese Freundschaft mit der Familie musste mit der Zeit und langsam aufbauendes Vertrauen gedeihen. Vielleicht....vielleicht konnten wir dann ihnen über unsere wahre Herkunft erzählen. Aber ich war mir noch nicht sicher, ob es eine gute Idee war. Jedoch wenn Ilea eine wichtige Rolle bei unserem Plan spielte, dann sollte es die ganze Familie erfahren. Ich würde später mit Cael darüber sprechen.

Ilea

"Meine.....Mutter kann in ihre Träume deuten, was möglicherweise in der Zukunft geschieht. Sie ist auch eine Miko und sie....hatte von eurer Kommen geträumt, damals war ich noch vier Jahre alt gewesen", zögerte ich mit dieser Wahrheit und betrachtete seine ausgestreckte Hand. Vorsichtig legte ich meine Hand in Seine. Sie war größer als meine Hand und er hatte schlanke Finger, wie die eines Künstlers. Und die Hand war warm, die Haut überraschend weich. Ich spürte wie meine Magie anfing in mir zu pulsieren und meine eigene Hand begann kurz zu schimmern, wie sie es bei Ivoli getan hatte. Das Gefühl mit seiner Magie verbunden zu sein war viel stärker als bei Ivoli. Dieses Gefühl verwirrte und verunsicherte mich zugleich. Ich widerstand dem Impuls meine Hand wieder zurückzuziehen.


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04.12.2020, 20:22

Cael

Wenn ihre Mutter in der Lage gewesen war in die Zukunft zu blicken, dann überraschte es nicht, dass ihre Tochter eine ähnliche Fähigkeit entwickelt hatte. Ich erinnerte mich an meine Träume vor der Abreise, an die blonde junge Frau, die Ilea gezeigt hatte, bevor wir uns überhaupt zum ersten Mal getroffen hatten. Vielleicht schlummerte in uns Mikos mehr als wir dachten. Mir war schon seit geraumer Zeit bewusst, dass ich nicht alles über unsere Beziehung zur Geisterwelt wusste. Unsere Rolle war genauso geheimnisvoll wie die Zwischenwelt selbst.
Als Ilea ihre Hand in meine legte, hätte ich am liebsten meine Finger um ihre geschlossen. Einfach um ihre Hand zu halten und das damit verbundene warme Gefühl zu genießen. Sie lag perfekt in meiner und das war keine Einbildung. Außerdem reagierte sie auf meine Magie mit einem sanften Schimmern, das mich zutiefst faszinierte. Es war unglaublich spannend jemanden wie mich näher kennenzulernen. >Da habe ich meine Antwort. Wir sind kompatibel, das ist gut. Damit können wir arbeiten.< sagte ich breit lächelnd. Mit Bedauern ließ ich ihre Hand wieder los. >Warst du schon mal in der Geisterwelt? Oder hast du bislang nur Geister in dieser Realität gesehen und gehört?<

Imesha

Diesmal klopfte ich nicht an. Das war nicht nötig. Meine Anwesenheit blieb nicht lange unbemerkt, als ein Shoji zur Seite glitt und mir Zutritt in das private Gemach des Kaisers gewährte. Zeit zum Zögern gab es keine mehr. Ich setzte einen Fuß vor den anderen, der Stoff meines Kimonos raschelte leicht bei jedem Schritt, während meine flachen Schuhe auf dem blutroten Teppich keine Geräusche verursachten. Links von mir befand sich das Bett des Kaisers, umrahmt von unzähligen Kissen in den verschiedensten Rot- und Goldtönen. Er saß nicht dort, sondern stand aufrecht auf der anderen Seite. Vor einem langen Tisch, dicht an die Wand gerückt und mit etlichen Dokumenten versehen. Er hielt zwei Papiere in der Hand, las konzentriert Zeile für Zeile und sagte zunächst nichts, als er mich aus dem Augenwinkel bemerkte.
Ich blieb trotzdem stehen. Die Hände vor der Brust und in meinen Ärmeln verschränkt. Dabei hielt ich den Blick gesenkt. Aus Respekt und erwarteter Demut. Sollte es sogar Stunden dauern, würde ich mich nicht von der Stelle bewegen, es sei denn er wünschte es.
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257

04.12.2020, 20:44

Ryu

"Das war eine tolle Partie gewesen. Ich würde gerne das Spiel bald wiederholen", lächelte ich Makoto an und es störte mich nicht verloren zu haben. Ich war noch nie ein schlechter Verlierer gewesen und akzeptierte gelassen auf eine Niederlage, denn letztendlich war es nur ein Spiel. Natürlich besaß ich auch den Ehrgeiz gewinnen zu wollen, ohne einen gewissen Ehrgeiz hatte man Anfang an verloren. "Fortan werden wir jeden Abend spielen bis du gegen mich geschlagen hast, Bursche", entschied Makoto und ich konnte es bei dem begeisterten Funkeln in ihre Augen nicht abschlagen. Wenn Cael jeden Abend Ilea Unterricht gab, sprach nichts dagegen zu dieser Zeit mit ihr eine Partie zu spielen. "Ich lerne schnell. Sei also lieber auf der Hut", grinste ich schief. "Na, wirst du etwa frech? Pass auf, dass ich dir nicht die Ohren langziehen muss", lachte sie.

Ilea

Als seine Hand sich von mir löste, kam ein irritierendes Gefühl hinzu. Eine kleine Regung in mir wollte nicht, dass die Wärme wieder verschwand. Aber ein großer Teil von mir war erleichtert darüber. Ich schüttelte den Kopf: "Ich habe sie nur in dieser Welt gesehen und ein paar andere Wesen aus der Geisterwelt. Zum Beispiel die Rußmännchen." die Rußmännchen waren kleine schwarze, lichtmeidende Wesen in Form von Kugeln mit großen Augen und sie besaßen dünne Glieder. Am Liebsten mochten sie dunkle Ecken oder verlassene Häuser. Besonders die Dachböden bevorzugten sie. Da sie sehr menschenscheu waren, machten sie sich lieber unsichtbar und waren nur durch die Augen einer Miko noch zu sehen. Aus einer Geschichte hatte ich gehört, dass sie zu schwarzem Staub zerfielen, wenn man die harmlose Wesen einfingen. Man nannte sie auch Staubgeister.


258

04.12.2020, 21:00

Cael

Rußmännchen. Davon hörte ich zum ersten Mal. Aber auch hier reichte mein Wissen nicht über alle Grenzen hinaus. Ich würde mit Ileas Hilfe ebenso viel Neues lernen. Für heute reichte es, wenn ich ihr die Welt zeigte, die sie bislang nicht mit eigenen Augen gesehen hatte. Das war der erste, wichtige Schritt. Außerdem wollte ich selbst sehen, ob die Zwischenwelt in Valaris meiner ähnelte. Funktionierte sie auf dieselbe Weise? Konnte ich dort meine Magie ausüben oder musste ich neue Gesetze erlernen? Es mochte Unterricht für Ilea sein, für mich allerdings auch.
>Schließe bitte die Augen. Das erleichtert dir den Übergang in die andere Welt. Da du das bislang nicht getan hast, führe ich dich dorthin. Du musst nur auf meine Stimme hören.< fuhr ich entspannt fort. Falls das nicht klappte, würde ich wieder ihre Hände nehmen müssen, aber ich wollte herausfinden, inwiefern sie ihre Magie nutzen konnte.

Imesha

Endlich wanderte seine Aufmerksamkeit von den Papieren zu mir. Er legte sie mit einem leisen Rascheln auf einem Stapel ab und musterte mich aus dunklen Augen. Sie wirkten in dem spärlichen Licht der sanft flackernden Laternen an den Wänden sehr düster. Wie zwei schwarze Löcher, die alles zu verschlucken drohten. Seine strengen, markanten Züge wirkten angespannt, weshalb ich ahnte, dass heute ein schlechter Tag für ihn war. Wie für mich auch.
>Knie nieder!< richtete er seine ersten Worte an mich. Wie die Dunkelheit in seinen Augen klang seine Stimme genauso finster. Tief und fordernd. Sein gesamtes Auftreten vermittelte Macht, Unnachgiebigkeit und Gewalt. Deshalb folgte ich seinem Befehl. Trotz des relativ engen Kimonos ging ich langsam auf die Knie, senkte das Haupt und wartete geduldig. Als ich das erste Mal hier kniete, hatte mein Herz damals wie verrückt in der Brust geschlagen. Aus Angst. Blanker Panik. Ich hatte mich davor gefürchtet, was dieser Mann mir antun könnte, ohne dass mir jemand zu Hilfe eilen würde. Nichts an ihm war sanft, besonders nicht gnädig. Er nahm sich das, was er wollte und momentan brauchte er die Kontrolle über mich. Über das, was ich in seinen Augen darstellte. Man gewöhnte sich mit der Zeit daran. An seine grobe Art. Nur das, was in meiner Seele zurückblieb, breitete sich aus wie eine tödliche Krankheit. Hier zu sein, auf Knien, machte mich krank und trotzdem klammerte ich mich an mein Leben, das mir geblieben war.

Kaiser Oda

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259

04.12.2020, 21:08

Ryu

Schmunzelnd wünschte ich ihr gute Nacht und ging leise nach oben in das Zimmer mit dem ich Cael teilte. Ich hatte gestern den Schlüssel zurückgegeben, mich störte es nicht mit meinem besten Freund ein Raum zu teilen und ihm genauso wenig. Außerdem wenn die musikalische Unterhaltung ein voller Erfolg werden würde, würden vielleicht doch ein paar Gäste, die sich hier einnisten wollten und da musste jeder Raum genutzt werden. Ich entkleidete mich, fuhr leise gähnend mit der Hand durch das Haar und legte mich schließlich auf der Matte hin. Dabei musste ich vorsichtig Egon beiseite schieben, um Platz auf dem Kissen zu haben. Im Tiefschlaf grunzte er, rollte sich noch enger ein.

Ilea

Mein ganzer Körper erstarrte als ich auf ein besonderes Problem stieß und mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich wusste nicht ob meine spezielle Gabe mir helfen konnte, wenn ich mit ihm in der Geisterwelt wandeln würde. Vielleicht verlief dort die Zeit anders oder es war sogar gefährlich dort die Fähigkeit zu nutzen. Meine Kehle wurde trocken und mein Herz begann schneller im Brustkorb zu schlagen. Meine Fingern verknoteten sich nervös ineinander und ich senkte den Blick. Er war mein Sensei und ich musste ihm bis zu gewissen Grad ehrlich sein, sonst konnte er mich nicht lehren. "Das....wird nicht funktionieren", die Kehle fühlte sich eng an und mein Gesicht fühlte sich plötzlich heiß an: "Ich kann nicht hören."


260

04.12.2020, 21:23

Cael

Zuerst dachte ich, sie wäre nervös wegen ihres ersten Ausflugs in die Zwischenwelt, doch dann gestand sie mir mit hochrotem Gesicht, dass sie nicht hören konnte. Völlig perplex starrte ich sie an. Sie... sie konnte nicht hören? Sie... sie war taub? All die Unterhaltungen, die wir geführt hatten... ihr aufmerksamer Blick... ihre sonst ruhige Art... das Missverständnis am ersten Abend, als ich ihr sagte, sie sei wunderschön... Plötzlich ergab alles Sinn. Auch die Tatsache, dass sie mit der Musik nichts anfangen konnte. Natürlich nicht. Sie konnte sie nicht hören.
In mir geriet etwas ins Schwanken bei dieser Offenbarung, doch ich riss mich schnell zusammen und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. >Tut mir leid, dass ich dich in diese Lage gebracht habe. Wir kennen uns nicht lange und mir das zu gestehen, ist sehr persönlich. Dafür danke ich dir. Für das Vertrauen.< sagte ich sanft. Ein Teil von mir fand es äußerst bezaubernd, dass sie... anders war. Der andere hingegen schwankte noch immer.
>Dann schlage ich vor, dass ich dich in die andere Welt führe.< Ich warf einen Blick auf Ivoli, der freudig mit dem Schwanz zu wedeln begann. Er spürte, was gleich kam. >Du darfst ihn gerne in den Arm nehmen. Durch ihn kann ich deinen Geist begleiten.< Irgendwie fühlte es sich nicht richtig an, sie wieder um ihre Hand zu bitten.

Imesha

Er trat auf mich zu, ich sah seine golden besetzte Schuhspitzen und den Saum seines schwarzen Hosenrocks. Dann spürte ich seine Finger an meinem Kinn, rau und mit festem Griff. Ich wurde gezwungen zu ihm aufzusehen. In diese schwarzen Löcher, die eigentlich Augen sein sollten. Es bestand kein Zweifel, dass in ihm kein menschliches Herz schlug. Man sah es direkt in seinem Blick, besonders als er sich zu mir vorbeugte und der Duft von getrockneten Kräutern in meine Nase stieg. Ein seltsamer Geruch für die Finsternis in ihm. Er müsste nach frisch vergossenem Blut riechen. Nach Pein und Schrecken. Vor meiner Zeit als Jägerin hatte ich das alles nicht gekannt, da war ich mir sicher, aber meine Zeit im Palast hatte mich gelehrt, dass selbst Gefühle wie Angst einen eigenen Duft besaßen. Er roch keine an mir, nicht mehr.
>Ich werde mich jetzt setzen und du dich ausziehen.< wies er mich an. >Langsam.< fügte er mit Nachdruck hinzu, ehe er mein Kinn losließ. Ich glaubte dort für die nächsten Tage ein Mal von ihm zu tragen. Dabei hatte er mich nicht allzu fest gepackt. Wieder senkte ich den Blick, nachdem ich knapp genickt hatte und wartete, bis er sich im Schneidersitz auf sein Bett setzte. Erst dann erhob ich mich und kehrte ihm langsam den Rücken zu. Er mochte das Bild, das ich ihm aus dieser Perspektive bot und verlangte meine Vorderansicht dann, wenn ich vollständig entkleidet war. Nichts Neues für mich.
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