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12.08.2023, 20:24

Ryu


Rauchschwaden verdichtete die Umgebung wie Nebel und ich erblickte das glutrote Meer, aus dem sich Ahi erhob. "Folge deinem Instinkt. Folge deinem Drachenherz. Lass dein menschliches Verstand nicht reden und deine Seele einzwängen. Spüre den Drachen in dir", seine glühende Augen sahen mich intensiv an und sein großer Kopf beugte sich zu mir. Als seine Nüstern mein Brustkorb berührte, begann mein Herz lichterloh zu brennen. Laut keuchte ich auf, spürte ein Beben in meinem Körper und die Magie pulsierte in mir. Hitze durchströmte mich und meine Seele erinnerte sich an das Gefühl von Freiheit, als ich zum ersten Mal als Drache flog.


Ilea


Es war als würde die Kälte nach mir greifen und ich musste den Impuls unterdrücken das Buch loszulassen. In meinem Nacken begann es unangenehm zu kribbeln, während meine Sicht allmählich verschwamm. Flüsternde Worte waren in meine Ohren zu hören und ich spürte die Erinnerungen herankommen, wie Wasser mit einer ölige Schicht. Es fühlte sich bedrohlich an. Es war wie eine Warnung, doch ich war bereit in die dunkle Vergangenheit von Nanashi einzutauchen. Seine vollständige Geschichte zu erfahren.


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17.08.2023, 13:10

Cael

Beim Ausliefern der Kisten verging die Zeit wie im Flug. Ich bekam mit, wie Gasträume weiter ausgebaut wurden, damit mehr Leute darin Platz fanden. Proviant wurde verteilt. Man half sich gegenseitig bei kleineren Verletzungen und manche hielten sich weinend im Arm, weil der Verlust noch zu frisch, zu groß war. Besonders diese Schicksale lasteten schwer auf mir. Ich wünschte, ich könnte ihnen den Kummer nehmen, aber solche Fähigkeiten hatte ich nicht.
Es gibt keine Welt, in der der Tod nicht existiert. Was geschaffen wird, zerfällt irgendwann. Nur auf diese Weise ist ein Neuanfang möglich, kommentierte Skira die aktuelle Situation. Wenn sie das so formulierte, fragte ich mich, warum sie nach all der Zeit überhaupt existierte. Hätte sie nicht auch zerfallen müssen? Für einen Neuanfang? Sie lachte leise. Guter Punkt, und so falsch liegst du damit nicht. Dein Aufgang ist mein Untergang. Das ist mir recht so. Hauptsache, du erfüllst deine neuen Pflichten und gibst nicht auf halber Strecke auf. Wie du gleich sehen wirst, schleichen sich die Schatten bereits in die Herzen der Geflüchteten. Aus tiefer Reue. Aus Schmerz. Aus Hass und Wut. Wenn du für einen Moment innehältst, wirst du die dunkle, wachsende Energie spüren.
Ich stellte die Kiste mit den Medikamenten vorsichtig auf dem Tisch ab und runzelte die Stirn. Neben dem hektischen Treiben um mich herum vernahm ich erst leise, dann lauter, verzerrte Schattenstimmen. Anders als vor meinem Bund mit Skira konnte ich jedes ihrer Worte verstehen. Ihr Klagen. Ihr Bedauern. Die Rachegelüste.

Imesha

Als ich die Boote erreichte, fiel mir erst dann der Schaden auf. Bei dem Chaos gestern hatte ich nur Augen für meine Freundin gehabt. Und meine Gedanken waren ständig um das Verschwinden von Cael gekreist. Jetzt aber sah ich, dass durch die Explosion einige Schäden entstanden waren, um die sich Amara und einige andere Magi kümmerten. Ich schritt auf meine Tante zu, die gerade einen kompliziert aussehenden Schutzzauber webte und machte mich mit einem Räuspern bemerkbar.
Sie hielt mit den Händen in der Luft inne. >Oh, Imesha, gut dich zu sehen. Magst du mir kurz hierbei helfen? Mir fehlen noch die letzten Fäden.<
>Natürlich.< Da ich meine magische Sicht bereits geöffnet hatte, wusste ich, welche verbliebenen Fäden sie meinte und setzte dort an. Es war nicht das erste Mal, dass wir zusammen an einem Zauber arbeiteten. Auf diese Weise hatte ich viel übers Magieweben gelernt und mit jemand anderem machte es manchmal sogar viel Spaß. Und es lenkte gut ab.
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27.08.2023, 13:34

Ryu

Die Knochen bersten, mein Körper streckte sich, die Muskeln dehnten sich, die Haupt platzte und meine Flügel breitete sich aus. Die Drachenmagie pulsierte in mir heiß, das Blut in meine Adern verwandelte sich in Lavaflüsse und aus meiner Nase stieg Rauchschwaden. Die Sicht verschwamm und wurde im nächsten Moment so scharf, sodass ich die Struktur eines einzelnes Grashalmes klar erkennen konnte. Ich hörte die Geräusche aus der Ferne ganz nah, ich spürte die Magie auf meine Drachenschuppen, die in der Sonne funkelten wie Edelsteine, tanzen. Ich nahm jeden einzelne Duftnote in der Luft wahr. Energie vibrierte in mir und ich stieß in animalische Freude ein Drachengebrüll aus. Meine Krallen vergruben sich in die Erde, der Sand knirschten zwischen ihnen. Mein Schwanz peitschte zischend in der Luft, schien den Wind teilen zu wollen. Ich reckte mein Hals in die Höhe, Macht durchströmte mich und berauschte mich. Ich war mehr. So viel mehr. Und ich war frei. Endlich frei.

Ilea

Ich lief über das taubedeckten Gras und vor mir erstreckte sich ein fremdes Dorf, deren Häuser aus noch ältere Zeit stammte. Ein junger Mann lehnte sich an dem Stamm einer prächtige Sakura und beim zweiten Hinsehen erkannte ich Nanashi. Es war seine Aura, die anders wirkte. Nicht so finster, wie heute. Und doch spürte ich einen Hauch Schatten auf seiner Aura. Seine dunkle Augen besaßen einen fiebrigen Glanz, als er in eine Richtung schaute. Doch ich sah nichts, was er sah. "Sayo!", eine ältere Priesterin schritt auf ihn zu. Ein Namen der bedeutete, dass man in der Nacht geboren wurde. "Der Unterricht ist nicht vorüber! Du bist respektlos zu deiner Sensei und zu unsere Kamis!", entzündet sich die ältere Frau. Nanashi, nein, Sayo drehte sich zu ihr um: "Ich habe alles gelernt und mehr lässt du mich nicht beibringen. Ihr erzählt mir nichts über die dunkle Mächte. Über die verborgene Reiche in der Zwischenwelt. Wie der ganze Körper in dieser Welt reisen kann."


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31.08.2023, 15:22

Cael

All das stumme Leid wog schwer in meinem Herzen, aber ich konnte momentan nichts weiter tun als dort zu helfen, wo ich gebraucht wurde. Ich verlor jegliches Zeitgefühl, dachte zwischendurch oft an Ilea und an das, was sie vorhatte, und auch an meine Freunde, die ebenfalls mit ihren eigenen Hürden zu kämpfen hatten. Es war eine herausfordernde Zeit für uns alle. Meine Eltern pflegten immer zu sagen, dass hinter solchen Hürden Größe und Stärke warteten. Das, was den Charakter formte. Ich musste zugeben, dass sich seit meiner Zeit in dieser Welt einiges geändert hatte. Auch in mir.
>Cael? Bist du das?< Der Klang der vertrauten Stimme ließ mich innehalten. Ich drehte mich um und lächelte erleichtert. Misaki. Ihr ging es gut. In ihren Augen las ich viele vergossene Tränen, aber mich strahlte sie an und ließ sich fest in den Arm nehmen. Es tat gut sie zu sehen.

Imesha

Nachdem der Großteil erledigt war, ließ ich die Hände zufrieden sinken und sah zu Amara. Sie prüfte die letzten Boote, unterhielt sich kurz mit den anderen Magi und kehrte zu mir zurück. >Danke für deine Hilfe. Das hat uns die Arbeit sehr erleichtert.< sagte sie mit einem warmen Lächeln. Für mich war es selbstverständlich, dass ich mitgeholfen hatte. Ich nahm ihre netten Worte nickend zur Kenntnis. >Ich habe vorhin mit Rakurai gesprochen. Er wird mir das Biestflüstern beibringen.< erzählte ich ihr von meinem Vorhaben. Zuerst wirkte sie überrascht, dann huschte Verständnis über ihr Gesicht.
>Er ist ein sehr guter Lehrer, du wirst viel von ihm lernen können. Und ich denke, dass dich das dem Wesen deines Vaters näherbringen wird. Er war ein großartiger Mann. Genau wie du das bist.< Sie drückte sanft meinen Oberarm und runzelte daraufhin irritiert die Stirn. Im selben Moment spürte auch ich die Veränderung in der Luft. In der Magie. Dieses Gefühl… es kam mir sehr bekannt vor. All die Fäden, sie pulsierten vor Energie und summten harmonisch. >Ich glaube, ich… ich muss zu Ryu.<
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12.09.2023, 14:34

Ryu

Der Wind trug meine Flügeln, gehorchte mir und ich sah die Welt so mit einer Klarheit, die mir mit meine menschlichen Augen nicht möglich war. Trotz der Höhe sah die Konturen des verstorbenes Baum klar, als würde ich noch vor ihm stehen. Auch meine Ohren nahmen Geräusche wahr, für die meine menschliche Ohren nicht fähig war. Obwohl ich über dem Tempel und dem verstorbener Baum flog, einige Metern von der Stadt entfernt, konnte ich dennoch von dort aus die Geräusche wahrnehmen. In all den Klängen hörte ich auch die Stimmen der Menschen, die für mich ein unverständliches Flüstern war. Ich spürte jede einzelne Muskeln in meinem Körper, die Hitze in meine Lungen und das Feuer in meinem Herz. Ich spürte mein Körper und ich spürte die Welt um mich herum.

Ilea

Es war mitten in der Nacht und wir befanden uns in einem dichten Wald. Soya saß in einem Steinkreis und in jedem Stein war ein Symbol gezeichnet. Drei Schalen lagen vor ihm. Eine Schale gefüllt mit Sand, der brannte. Eine Schale mit Wasser, das blutrot war. Eine Schale mit einem Stück Knochen, der ebenfalls von Symbolen verziert wurde. Soya begann in eine fremde Sprache zu reden. So alt wie die Welt selbst. So alt wie die Magie in ihrer ursprünglichste Form. Gänsehaut überkam mich, als die Steine zu schimmern begannen. Das hier fühlte sich falsch an. Nicht richtig. Gefährlich. "Soya, nicht!", rief Jemand. Doch die Person kam nicht weiter, sie hielt wie erstarrt inne. Die Zeit hielt inne. Doch Soya murmelte weiter die Worte in der stille Welt und ein Nebel kam. Vor ihn öffnete sich flackernd ein Portal.


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26.09.2023, 11:43

Cael

Zu meiner Erleichterung erzählte mir Misaki, dass niemandem in ihrer Familie etwas zugestoßen war. Allerdings hatte es Freunde von ihr erwischt und das wog schwer. Ich ließ sie trauern, zog sie nochmal in eine feste Umarmung. Tabito gesellte sich wenig später zu uns, er war auch ein guter Freund von Misaki. Die beiden begannen über die Verstorbenen zu sprechen und da ich sie selbst nicht gekannt hatte, zog ich mich zurück und half wieder dort weiter, wo Hilfe benötigt wurde. Ich fühlte mich besser damit etwas zu tun, anstatt hilflos an eine Wand zu starren und darauf zu hoffen, dass sich von selbst Probleme auflösten. Skira hatte sich erneut zurückgezogen, aber ihre Worte von vorhin verfolgten mich eine ganze Weile. Genau die Schwere der Schatten in meiner Umgebung.

Imesha

Noch ehe ich den vereinbarten Treffpunkt erreichte, stieg eine majestätische Gestalt in die Lüfte und ich wusste sofort, dass es sich dabei um Ryu handelte. Er hatte es geschafft sich in einen Drachen zu verwandeln. Ganz allein. War das ein gutes Zeichen? Konnte er dieses starke Wesen in sich selbst besser kontrollieren? Da war immer noch die Sorge, dass er davonflog, immer weiter weg, bis ich ihn nicht mehr erreichen konnte. Aber das war eine Angst, die ich unter Kontrolle bringen musste. Hier ging es auch um Vertrauen und ich vertraute Ryu mehr als irgendjemand anderem in diesem Leben.
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