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04.10.2024, 20:57

Ryu


Stumm hörte ich ihn zu und dachte über seine Worte nach. Diese Welt hatte uns verändert und auch unsere neue Kräfte hatten uns verändert. "Ich weiß es ist beängstigend, vor allem weil wir durch diesem Kampf hier gezwungen wurden über unsere Grenzen hinauszugehen. Besonders die moralischen Grenzen. Wir haben alle Blut an unseren Händen kleben und wir werden weiter Dinge tun müssen, um das zu schützen zu können, was wichtig ist. Wir sind längst aus dem moralischen Bereich raus. Das einzig was nun zählt, dass wir uns nicht selbst verlieren und wirklich nur das tun, was wir tun müssen. Aber solange unser Herz und unsere Seele fühlen können, leiden können und wir nicht vergessen, was wir getan haben....immer noch wissen können, was richtig und was falsch ist...sind wir noch nicht verloren. Noch nicht in dieser Dunkelheit gefangen. Das ist was uns von der andere Seite unterscheidet. Wir werden ab jetzt hart trainieren, uns an unserer neue Grenzen bringen und herausfinden wie weit wir gehen können ohne uns zu verlieren", antwortete ich ihm ernst: "Es mag sein, dass du der Lichtblick für Ilea warst. Aber du vergisst, dass sie sich ebenfalls verändert hat. Ihr Bild von dir wird nicht anders sein, sie liebt dich. Vielleicht solltet ihr darüber reden."

Ilea


Einen Moment glaubte ich, dass sie nicht antworten wollte und das akzeptierte ich. Doch dann vertraute Imesha sich mir doch an und ich hörte ihr zu. Ich ließ ihre Worte auf mich einwirken, dachte über ihnen nach und mein Blick wanderte zum Fenster, als sie mir ebenfalls die gleiche Frage stellte. "Du hast Recht es ist sehr viel, besonders für die Seele. Manchmal bin ich überrascht nicht endgültig dem Wahnsinn verfallen zu sein", ich fuhr mit der Hand über meinem Arm: "Es ist nicht leicht. Aber der Wille für die Liebsten da zu sein und für sie zu kämpfen ist stärker. Es tut mir im Seele weh, sie leiden zu sehen." Ich dachte an meinem Vater und schluckte schwer. "Und diese neue Macht in mir, sie macht mir manchmal Angst. Dass ich euch entgleiten könnte und mich irgendwo verliere." Dann schwieg ich einen Moment und sah wieder Imesha an: "Und ich mache mir Sorgen um Cael. Ich habe Angst, dass er von mir Abstand nehmen wird. Ob bewusst oder unbewusst. Ich weiß, dass er mich immer beschützen möchte. Aber er kann mich nicht vor allem beschützen und dass soll er auch nicht. Es ist meine Aufgabe mich selbst beschützen zu können und mich nicht immer darauf zu verlassen, dass es Andere tun. Wir sollten uns alle gegenseitig beschützen und uns selbst."


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05.10.2024, 11:09

Cael

Ohne uns zu verlieren… ein gutes Stichwort. Skira hatte mir von Anfang an gesagt, dass ich moralisch besser dran war als sie und dass ich achtsam bleiben musste. Mit den richtigen Menschen an meiner Seite würde das funktionieren. Denn wenn ich mich verlieren sollte, würden sie die einzigen sein, die mir helfen konnten. Es half das zu wissen.
Was Ilea betraf, würde ich mit ihr sprechen müssen. Auch da hatte Ryu recht. Dieses Gespräch von mir zu schieben, machte mich sonst zum Feigling und das war ich kein bisschen.
>Es wäre eine große Erleichterung mal weniger kompliziert zu leben. Ich vermisse es Musik zu machen. Einfach zu singen und mit anderen Spaß zu haben. Ungezwungen zu sein. Ich hoffe, dass wir das irgendwann wieder tun können.< gestand ich ein Weilchen später. >Was ist mit dir? Belastet dich auch etwas?<

Imesha

Ihre Sorgen waren berechtigt. An ihrer Stelle würde ich dasselbe denken. Trotzdem entlockte sie mir wegen ihrer letzten Aussage ein Lächeln und ich ging vor ihr in die Hocke, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein. >Beschützt zu werden, ist in unserer Welt ein Geschenk. Das dürfen wir nicht vergessen. Durch Kaiser Oda konnten wir nie sicher sein, wer uns hintergeht. Wir haben beide gelernt zu misstrauen. Irgendwie zu überleben. Gutes zu hinterfragen.<
Ich griff nach ihren Händen und drückte sie sanft. >Jetzt bist du in der Position ebenfalls beschützen zu können und auch das ist ein Geschenk. So wie Cael alles tun würde, um jedes Übel von dir abzuwenden, bist du genauso bereit dasselbe für ihn, aber auch für andere zu tun. Vergiss nicht, welches Opfer du beinahe gebracht hättest. Und das auf Kosten deiner Liebe.<
Leicht lächelnd fuhr ich fort. >So wie du dir Sorgen machst, dass du uns wegen deiner neuen Kraft entgleiten könntest, macht sich Cael ähnliche Sorgen wegen seiner Kräfte. Er ist auch unsicher. Diese Unsicherheit kannst du ihm nehmen. Wenn jemand das kann, dann du.< 
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2 723

06.10.2024, 23:05

Ryu


"Ein wenig kompliziert ist sehr mild ausgedrückt. Ich wäre jetzt in meinem Studierzimmer, um Karten zu studieren und neue Wesen zu entdecken", murmelte ich und fuhr mit einer Hand durch das Haar. Es kam mir wie ein anderes Leben vor, dass ich dieser liebstes Freizeitbeschäftigung nachgegangen war: "Vielleicht können wir irgendwann all diesen Dingen mit leichteren Herzen wieder tun. Wenn alles das hier vorbei ist." Ich bin ziemlich wütend. Sie ist nicht mehr allverschlingend, aber noch da. Es ist nicht nur meine eigene Wut. Und hätte an jenem Tag beinahe die Kontrolle über meine dämonische Seite verloren", ich betrachtete meine Hände und drehte sie um. Auf meine Handflächen begannen Flammen hypnotisch zu tanzen, Magie kribbelte warm in meine Adern: "Der Rat hat mein Vertrauen verloren, zumindest der Anführer und selbst wenn du jetzt sagen wirst es war deine Entscheidung, er hat in meine Augen dich trotzdem in Stich gelassen. Er hat dein Selbstopfer zugelassen und hat dich feige zurückgelassen, statt dir beizustehen." Ich hob den Kopf und erstickte die Flammen in meiner Hand: "Sage jetzt nichts. Deine Worte werden mein Bild von ihm nichts ändern können. Er hat mir gezeigt, dass ich niemals zu dieser Sorte von Anführer gehören möchte, sollte ich eines Tages über Ingluae regieren. Jetzt verstehe ich unsere Eltern viel besser, warum sie damals immer wieder über ihre Grenzen hinausgegangen und an der vorderste Front waren. Sie haben nicht nur unsere Leute beschützt, sie standen auch ihnen zur Seite. Sie waren nicht Werkzeuge für höhere Zwecke gewesen. Mein Urteil mag hart klingen, aber in dieser Welt ist das Leben hart. Dir werde ich immer blind vertrauen, daran wird sich niemals was ändern."


Ilea


Ich schaute auf, als sie zu mir hockte und ihr Griff um meine Hände war sanft. Ich blinzelte, weil die Worte etwas mit meinem Herz machten und ich atmete leise tief ein. "Ich werde später mit ihm reden", antwortete ich ihr. "Danke für deine Worte", sagte ich mit einem leichten Lächeln und erwiderte den Druck ihrer Hände: "Ich bin jeden Tag dankbar, dass wir Freundinnen geworden sind. Auch wenn wir aus traurigen Gründen zusammengekommen sind, waren seitdem auch viele gute, wertvolle Momente entstanden und die möchte ich niemals vermissen." In all diesem Elend waren immer wieder kleine Lichtblicke und diese Lichtblicke nährte die Hoffnung. "Ich werde nach Cael schauen, unausgesprochene Dingen sollten möglichst zeitnah ausgesprochen werden. Sonst wird das Herz immer schwerer, das hat immer meine....", ich stockte und spürte den Verlust um meine Großmutter. Ich räusperte mich: "Und danach werde ich nach meinem Vater schauen."


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07.10.2024, 09:08

Cael

Ich musterte die tänzelnden Flammen auf seinen Handflächen. Sie hatten eine hypnotisierende Wirkung, während ich seinen ernsten Worten lauschte und mir meine eigene Meinung dazu bildete. An diesem fürchterlichen Tag hatten wir alle Schlimmes durchleben müssen. Kämpfe, Verluste, schwierige Entscheidungen. In meinen Augen hatte Rakurai nichts falsch gemacht. Ich hatte es so gewollt. Dass er ging. Dass ich keinen weiteren Tod miterleben musste, nachdem so viele an der Front auf grausame Weise umgekommen waren. Gleichzeitig verstand ich, wie das auf Ryu gewirkt haben musste. Es gab kein Richtig oder Falsch. Nicht im Krieg. Aus diesem Grund respektierte ich seinen Wunsch und behielt meine Meinung für mich.
Stattdessen fiel mir ein anderes, leider schwieriges Thema ein. >Willst du überhaupt regieren? Hat deine Erfahrung in dieser Welt irgendetwas an deinen Wünschen geändert?< fragte ich vorsichtig.

Imesha

In meiner Brust wurde es warm. Auch ich war sehr dankbar für unsere Freundschaft. Ilea hatte mir in einer besonders schwierigen Zeit geholfen, als ich niemand anderes in meiner Nähe geduldet hatte. Sie war sanftmütig und rein. Eigenschaften, die ich mehr gepflegt hätte, wäre ich nicht dazu erzogen worden eine Mörderin zu sein.
Der Gedanke an Sobo Makoto schmerzte Ilea und ich musste unwillkürlich an den Mann denken, der für mich einem Vater am nächsten war. Sobald ich nur an seinen Namen dachte, krampfte sich mein Herz zusammen. Nicht zu wissen, wie es ihm ging, ob er überhaupt lebte… Lieber verdrängte ich das alles. Und umso mehr freute es mich für meine Freundin, dass sie ihren Vater wieder bei sich hatte.
>Das klingt nach einem Plan. Wenn du irgendetwas brauchen solltest, melde dich. Ich werde solange mit Rakurai sprechen. Ich will das Erbe meines Vaters näher kennenlernen.< 
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2 725

07.10.2024, 18:08

Ryu


Es mochte sein, dass meine Meinung irgendwann sich änderte. Doch in diesem Moment blieb ich bei diesem Bild, die Wunde im Herzen war noch zu frisch. Ich lehnte mich seufzend zurück und dachte einen Augenblick über die Frage nach. "Nicht sofort, ich möchte vorher unsere Welt bereisen und mehr Erfahrungen sammeln. Und ich glaube mein Vater fühlt sich noch nicht ganz bereit, um jetzt schon in die Altersruhe zu gehen. Es ist ein Privileg, dass mir eine Möglichkeit gegeben werden kann, wenn ich mit meinen Eltern rede. Aber erstmal müssen wir diesen Kampf überstehen und danach schauen wie viel Schaden dadurch entstanden ist. Da werde ich natürlich helfen, dass alles wieder seine Ordnung hat", antwortete ich ihm: "Ich weiß, dass auserwählt nicht gleich bedeutet diesen Weg gehen zu müssen. Meine Eltern würden mich nicht dazu zwingen, selbst wenn der heilige Baum mich als Kronprinz auserwählt hat. Aber ich denke, ich werde diesen Weg gehen und auf meine eigene Weise ein König sein. Ich liebe mein Vater, aber durch seine Berühmtheit habe ich das Gefühl gehabt mich noch mehr beweisen zu müssen, dass ich diesen zukünftigen Titel auch verdiene. Aber jetzt ohne diesen gesellschaftlichen Druck lerne ich mich auf eine andere Weise kennen, besonders unter diesen harten Bedingungen in der wir uns befinden."

Ilea


Ich nickte und erhob mich: "Gut, dann suche ich Cael auf. Bevor es draußen zu dunkel wird." Gemeinsam verließen wir das Zimmer und Imesha ging in die andere Richtung, um Rakurai aufzusuchen. Ich würde Ryu Bescheid geben, wo sie war, damit er sich nicht sorgte. Vor der Zimmertür blieb ich stehen und klopfte zaghaft. Ich wollte nicht einfach hereinplatzen, falls sie sich in einer Unterhaltung befand. Auch sie hatten kaum private Zeit gehabt, um miteinander als Freunde zu reden. Und es war einiges passiert.


2 726

07.10.2024, 18:37

Cael

Offenbar hatte sich Ryu bereits Gedanken darüber gemacht, denn seine Antwort fiel durchdacht und ausführlich aus. In meinen Augen würde er ein guter König sein. Anders als sein Vater, ohne das abwertend zu meinen. Ich nickte seine Worte ab, stolz auf ihn und sein inneres Wachstum. Da wir zusammen aufgewachsen waren, hatten wir jeden Meilenstein des anderen miterlebt und oft gefeiert. Ich wollte auch in Zukunft keine bedeutenden Ereignisse mit ihm missen. Und das betraf auch unsere Familien. Wir hatten jetzt schon viel verpasst.
Bevor mich das wieder trüb stimmte, klopfte es an der Tür und ich wusste sofort, um wen es sich dabei handelte. Ich bedeutete Ryu sitzen zu bleiben und öffnete daraufhin die Tür. Ein kleines Lächeln zupfte an meinen Mundwinkeln. Ilea wirkte weder traumatisiert noch alarmiert. Das war schon mal ein gutes Zeichen. >Hat alles geklappt? Geht es dir gut?<

Imesha

Ich hatte keine Ahnung, wo ich Rakurai als Erstes aufsuchen sollte, da er überall in der Stadt sein könnte, darum steuerte ich zunächst den Ratssaal an, weil dort immer jemand anwesend war. Heute bildete wohl eine Ausnahme. Ich fand niemanden vor. Wäre zu leicht gewesen. Ich machte auf dem Absatz kehrt und beschloss das Gebäude über die schwebende Plattform zu verlassen. Gut möglich, dass er und die anderen Ratsmitglieder noch unterwegs waren. Es gab nach wie vor viel zu tun. Von den Verletzten mal ganz abgesehen. Eigentlich wollte ich mich nicht wieder unter die Leute mischen, aber da musste ich jetzt durch. Ich könnte zwar bis morgen warten und Rakurai dann in aller Ruhe und nach einer hoffentlich gesunden Portion Schlaf ausfragen, doch auch dafür fehlte mir die Geduld. Lieber klärte ich einige Dinge auf der Stelle. So wie Ilea mit Cael sprechen würde. Und wenn das erledigt war, wünschte ich mir nichts sehnlicher als neben Ryu einzuschlafen und dabei seine Hand zu halten. Dieser kitschige Gedanke wäre mir vor Monaten nie in den Sinn gekommen, jetzt fühlte es sich wie eine warme Umarmung an und die hatte ich bitter nötig.
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