Sie sind nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: RockundLiebe Forum. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

281

05.12.2020, 23:42

Ilea

Ich konnte Mattwei nicht entdecken und zuckte überrascht zusammen, als stattdessen eine andere Person erschien. Die Enttäuschung überrollte mich, aber ich verbarg sie tief in meinem Inneren. Ich ließ meine Hand über die Köpfe der Weizen gleiten, sie waren weich wie in meiner Vorstellung. "Dieser Ort....es ist....also ich nenne sie Traumwelt. Ich bin manchmal hier, wenn ich schlafe", antwortete ich zögernd, denn es fühlte sich an als würde ich ihm mein persönlichste Geheimnis erzählen. "Ich wusste nicht, dass dieser Ort auch mit der Geisterwelt verbunden ist", unruhig glitt mein Blick über dem Feld. Was wenn Mattwei plötzlich auftauchte und mich mit einem Mann sah? Er könnte vielleicht die Situation missverstehen. "Wie kehren wir wieder in unsere echte Welt zurück? Ich werde müde", ich sah Sensei wieder an. Er sollte nicht hier sein, das war falsch.


282

06.12.2020, 00:01

Cael

Sie umging eine klare Antwort. Ich merkte es an ihrem Zögern. Natürlich hatte sie ihre Geheimnisse und dieser Ort gehörte wohl dazu. Ich war nicht blöd. Ich spürte, wenn ich irgendwo nicht willkommen war. Deshalb widersprach ich nicht und drehte mich um, damit ich die Leiter hinuntersteigen konnte. >Verschwinden ist einfach. Du konzentrierst dich auf das Zimmer, in dem unsere Körper sitzen und Ivoli macht den Rest.< beantwortete ich ihre Frage. Sie wollte weg. Das verstand ich. Niemand sollte sich hier gefangen fühlen.
Wir landeten wieder im Innenraum der Hütte und mit einem Lächeln sah ich Ilea vor meinen Augen verschwinden. Ivoli hatte sie zurück in die reale Welt geführt. Ich folgte ihr wenige Sekunden später, nachdem ich einen letzten Blick auf die Hütte geworfen hatte und nahm daraufhin einen tiefen Atemzug. Ich öffnete die Augen und sah mich Ilea gegenüber sitzen. >Wie war der Unterricht für dich?<
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

283

06.12.2020, 00:08

Ilea

Es war nicht schwer sich auf das Zimmer zu konzentrieren, denn ich kannte es seit Jahren und ich spürte ein Ziepen, dann ein leichter Lufthauch und als ich ein wenig benommen meine Augen öffnete, war ich wieder zurück in der echte Welt. Gegenüber mir saß Sensei und seine Lippen bewegten sich, diesmal konnte ich keinen Ton hören. Ich konnte mich nicht mal genau an seinem Klang erinnern, weil es sich noch nicht bei mir eingeprägt hatte. "Sehr lehrreich. Ich habe schon viel über die Geisterwelt erfahren. Vielen Dank für den Unterricht", ich verneigte mich vor ihm und als ich mich aufrichtete, rieb ich müde meine Augen. Ich war wirklich erschöpft geworden und die Kerze war auch schon fast heruntergebrannt. Mein Körper fühlte sich merkwürdig schwer an, fast schon ungewohnt. Vielleicht war es normal nach der außenkörperliche Erfahrung. "Ich sollte mich jetzt zurückziehen, es ist spät geworden. Gute Nacht, Sensei", ich erhob mich.


Gehe offline, gute Nacht :)


284

06.12.2020, 00:25

Cael

Ilea sah erschöpft aus. Es war gut, dass sie den Unterricht rechtzeitig beendet hatte, denn manchmal vergaß man, dass der Geist mit einem Körper verbunden war. Und dieser hatte Bedürfnisse. Vor allem Schlaf. Auch ich bemerkte eine leichte Erschöpfung, nur war ich an diese Umstände gewöhnt. Die Zwischenwelt war mir fast so vertraut wie die reale. >Falls du morgen Abend zu müde bist, müssen wir den Unterricht nicht gleich fortsetzen. Gerade am Anfang ist das sehr fordernd für den Geist, also kannst du mir jederzeit offen sagen, ob du dich bereit fühlst oder nicht.< sagte ich noch zu ihr, bevor ich mich ebenfalls erhob und die Sitzkissen wegräumte.
>Dir auch eine gute Nacht. Schlaf gut.< Ich lächelte ihr nach und hoffte, dass diese Erfahrung etwas in ihr bewirkt hatte. Eine Veränderung zu mehr Offenheit und Mut für Neues. Das waren Attribute, die einer Miko sehr weiterhalfen. Jedenfalls traf das auf mich und meine bisherigen Erfahrungen zu. Außerdem... wünschte ich, dass sie mich durch den Unterricht besser kennenlernte und nicht davon ausging, dass ich zu jenen Leuten gehörte, die andere für ihr Anderssein verurteilten. Es war kein schönes Gefühl missverstanden zu werden. Dieses Misstrauen in dieser Welt lag mir schwer genug im Magen.
Nachdenklich begab ich mich zurück in mein Zimmer, wo Ryu bereits schlief. Es tat gut ihn zu sehen, ihn in meiner Nähe zu haben. Er bedeutete Zuhause und Wärme und ermöglichte mir damit mich in dieser Kälte zu entspannen. Diesmal schaffte ich es auch ohne Musik einzuschlafen.

Gute Nacht:D
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

285

06.12.2020, 11:44

Ryu

Ich wachte noch vor dem Morgengrauen auf, da ich gestern Abend rechtzeitig ins Bett gegangen war. Um nicht Cael zu wecken, stand ich leise auf und nahm ein paar Kleider in den Arm. Ich hatte die ganze Nacht traumlos durchgeschlafen und nun spürte ich die neue Kraft in mir. Bevor ich in den Baderaum ging, legte ich ein paar tote Insekten in einer Ecke, damit Egon sie nach dem Aufstehen verspeisen konnte. Zwar waren ihm Lebendige lieber, jedoch bestand weniger die Gefahr, dass die Insekten irgendwo verschwanden und vielleicht dem Gasthaus Ärger machen könnten. Nach einem erfrischender Bad ging ich hinunter und entdeckte Licht aus der Küche. Gawain war bereits auf die Beine. Machte der Mann nie Pausen? Nicht mal als Prinz arbeitete ich durchgehend, sondern gönnte mir auch Pausen. Es brachte nämlich nicht bis zum Umfallen zu arbeiten, dann würde man viel länger ausbleiben. Aber wegen der kritische Lage in diesem Land schienen die Menschen bis zur Erschöpfung arbeiten zu müssen, um überhaupt durchzukommen. Selbst wenn das Gasthaus fast leer stand. "Guten Morgen", grüßte ich Gawain. "Guten Morgen, Ryu", erschien er im Türrahmen: "Frühstück ist gleich fertig und ich habe für dich ein Bentō, damit du zu deiner Mittagspause etwas zu Essen hast." "Das wäre doch nicht nötig", entgegnete ich. "Natürlich ist es nötig. Taro hat auch für eure Kost gezahlt und die sollt ihr bekommen", antwortete er und ich merkte, dass ich wohl nicht widersprechen sollte. "Dann nehme ich es dankbar an", lächelte ich und setzte mich diesmal an dem kleinen Tisch, um mein Frühstück zu essen. "Kannst du Cael Bescheid geben, dass ich schon mich auf dem Weg zur Arbeit gemacht habe?", bat ich Gawain nach der Mahlzeit und Dieser nickte, dann reichte er mir einen Beutel, in dem sich mein Bentō befand. Dann ging ich in die Kälte hinaus, in der noch die Nachtluft lag.

Ilea

Noch einmal verneigte ich mich respektvoll vor ihm, um mich dann zurückziehen. Als ich endlich in meinem Zimmer war, legte ich mich gleich müde auf meine Matte und zog die Decke hoch bis zu meine kalte Nase. Der Weg zwischen Haupthaus und Wohntrakt mochte kurz sein, aber die Kälte da draußen konnte dennoch unerbittlich sein. Ich starrte in die Dunkelheit, wusste nicht wie ich all den neuen Gedanken einordnen sollte und ich wusste auch nicht, was ich gerade empfand. Ich war nach diese einschneidenden Erfahrungen immer noch viel zu aufgewühlt und ich spürte, dass meine kleine Welt, die ich erschaffen hatte, sich langsam veränderte. Ich war mir nicht sicher, ob mir diese Veränderungen gefielen oder wie weit ich gehen würde. Es gab eine Zeit, da wäre ich voller Neugier und Mut in das neue Abenteuer gestürzt. Aber nachdem was mit Mattwei geschehen war, war ich nicht mehr Dieselbe. Schmerz wallte in meinem Brustkorb auf und ich fragte mich warum ich ihn nicht heute dort gesehen hatte. Er war doch an diese Traumwelt gebunden, was meine unbeabsichtigte Schuld gewesen war. Trotz den niedergeschlagene Gedanken schlief schnell ein und träumte von wirren Sachen.


286

06.12.2020, 13:49

Cael

Im Schlaf murmelnd drehte ich mich auf die Seite und stieß mit dem Gesicht auf etwas Flauschiges. Ich hörte ein Gurren. Dann ein Rascheln von Federn. Träge öffnete ich ein Auge. Auf den ersten Blick sah ich nichts, aber der fluffige Körper bewegte sich und vor mir erschien Ivolis Gesicht. Seine runden Augen blickten mich hellwach an. >Dir auch nen guten Morgen.< brummte ich halb ins Kissen. Obwohl ich tief und fest geschlafen hatte, fühlte ich mich dennoch ziemlich müde. Ob es an der Reise in die Geisterwelt lag? Hatte ich mich doch zu sehr verausgabt?
Ich hob leicht den Kopf an und sah, dass mein bester Freund fehlte. Entweder er frühstückte gerade oder er war bereits zu seiner Arbeit aufgebrochen. Egon hingegen schlief noch auf seinem Kissen. Süßes Kerlchen. Gähnend richtete ich mich langsam auf und streckte die Arme über den Kopf. Mehrere Wirbel in meinem Rücken knacksten. Ivoli klackerte mit dem Schnabel. Er lachte mich tatsächlich aus.
>Da ist aber jemand sehr gut gelaunt.< bemerkte ich schmunzelnd. Ich griff mir den Reiserucksack, in dem meine Kleidung verstaut lag und zog mir frische Sachen. Die Hose saß locker auf der Hüfte, genauso das Oberteil mit den langen Ärmeln. Trotz der Kälte draußen würde ich mich beim morgendlichen Laufen schnell aufwärmen. Ich brauchte das. Ganz besonders, wenn ich dermaßen träge aufwachte. Da musste frische Energie her. >Na los, du kommst mit!< forderte ich meinen Gefährten auf und begab mich nach unten, wo ich Gawain hinter der Theke vorfand. Leckere Gerüche schwebten in der Luft.
>Guten Morgen! Ich bin für eine Weile draußen. Komme bald wieder zurück!< informierte ich ihn, als er ebenso rief: >Ryu ist bereits zur Arbeit aufgebrochen. Dein Frühstück wartet auf dem Tisch. Lass es nicht kalt werden.<
Fast hätte ich gelacht. Das hätte genauso gut meine Mutter sagen können. Ein kleiner Stich durchfuhr mein Herz bei dem Gedanken an meine Familie, doch ich schüttelte diese Empfindung fort und trat hinaus in den kühlen Morgen. Einige Sonnenstrahlen hatten sich durch die dicke Wolkendecke geschlichen und brachten den vielen Schnee zum Funkeln. Ich atmete die frische Luft ein und lief los.

Imesha

Als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete, fühlte ich diese Leere in mir, die ich immer dann empfand, wenn ich zuvor die Grabsteine besucht hatte. Nur hatte diese Leere nichts mit dem Tod von Sumire und Motaro zu tun. Es lag an dem, was gestern Abend passiert war. Eigentlich müsste ich froh sein, dass Kaiser Oda mich in letzter Zeit seltener zu sich rief, trotzdem war es jedes Mal das Gleiche. Ich fühlte mich... elendig.
Mit einem schweren Seufzen krabbelte ich aus dem Bett zum Shoji, hinter dem ich einen Blick auf den Garten im Innenhof erhaschen konnte. Leise schob ich ihn zur Seite. Kalte Luft strömte direkt in mein Zimmer und kroch unter meine leichte Schlafbekleidung. Mich überkam eine Gänsehaut. Überall. Bis zu den Zehen. Trotzdem kletterte ich nicht zurück in mein Bett, sondern blieb neben dem Rahmen hocken und betrachtete das weiße Wunder. Es hatte wohl über Nacht noch mehr geschneit. Die Äste der Bäume sahen aus, als könnten sie das weiße Gewicht kaum mehr tragen. Ich fühlte mit ihnen.
Eine Weile lang saß ich bloß da, mit starrem Blick und steifen Gliedern, bis mir dann doch zu kalt wurde und ich den Shoji wieder schloss. Zunächst brauchte ich einen Tee, um in den Tag zu starten. Frühstück würde ich mir dann im Anschluss besorgen.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

287

06.12.2020, 16:13

Ryu

Der Schnee lag immer noch hoch, aber es schneite nicht und es war auch nicht windig. Atemwolken bildete sich vor meinem Mund, mein Körper wurde vom zügigen Gehen warm und nach eine Weile erreichte ich die Kaiserstadt. Einige Menschen waren bereits um diese Uhrzeit auf die Beinen, Menschen die zu jede Stunde arbeiten mussten. Andere schienen gerade von einer nächtliche Arbeit heimzukommen. Als ich das gehobene Viertel erreichte, wirkte es geradezu noch verschlafen. Die Unterschiede zwischen Vierteln wurden wieder deutlicher. Ich kam beim Palasttor an und durch den Erlaubnisschein kam ich schnell rein, auch wenn man mir keine freundliche Blicke zuwarf. Auf dem Palasthof herrschte wieder mehr Leben, hauptsächlich schienen es nur Bedienstete zu sein. Freundlich grüßte ich sie, Einige erwiderten es überrascht und Andere wiederum liefen wortlos eilig an mir vorbei, als wollten sie es nicht wagen mit mir ein paar Worte zu tauschen. Aber vielleicht konnte ich dennoch ein paar Kontakte knüpfen, um so an Informationen ranzukommen. Ich kam mir wie ein geheimer Späher vor. Der Gang zum Archiv war ruhig und nicht besucht. "Guten Morgen, Gojo-sama", begrüßte ich den Mann, der gerade die Doppeltür öffnete. Anscheinend war er ebenfalls erst gekommen. Er schaute über die Schulter: "Sie sind früh dran." "Lieber zu früh, als zu spät würde ich meinen", lächelte ich leicht. "Es heißt aber nicht, dass sie früher entlassen werden, nur weil sie früher angekommen sind", fügte er hinzu. Was für ein herzlicher Mensch.

Ilea

Benommen wachte ich langsam auf, als das Licht meine Nase kitzelte. Ich fühlte mich noch in den wirren Träumen gefangen und versuchte sie von mir abzustreifen. Mein Nachtgewand war klamm und ich spürte ein leichtes Pochen hinter meiner Stirn. Ich war nicht ausgeruht, wie ich es sein sollte. Dennoch stand ich auf, denn ein arbeitsreicher Tag wartete auf mich. In dem kleinen Baderaum wusch ich mich sauber und zog mir was Frisches an. Diesmal war es ein grüner Kimono mit weiße Kraniche. Ein grüner Band hielt das offenes Haar nach hinten und die Schleife rückte ich auf die rechte Seite meines Kopfes. Etwas in mir widerstrebte es wieder einen strengen Knoten zu tragen. Es mochte bei anderen Frauen sie unauffälliger machen, doch bei mir fiel es wegen meiner Haarfarbe auf. Nach einer kurze Mahlzeit ging ich hinüber ins Haupthaus. Otōsan war bestimmt schon in der Küche und ich vermutete Sobo Makoto war in unseren kleinen Gebetshaus. Ich ging in meinem kleinen Laden, ich wollte heute noch meine Arbeit schaffen, um endlich die neue Produkte in das Armenviertel zu bringen. Bei dieser Kälte würden sie es dringend brauchen.


288

06.12.2020, 16:43

Cael

In regelmäßigen Abständen atmete ich beim Laufen ein und wieder aus. Immer im Rhythmus. Meine Stiefel sanken tief in den Schnee, je weiter ich mich vom Gasthaus entfernte und die Kälte klammerte sich an mir hartnäckig fest. Etwas wärmende Magie würde nicht schaden, aber ich verzichtete auf das Risiko. Ich kam auch so klar. Durch die viele Bewegung wurde mir allmählich wärmer, sodass ich meinen Weg fortsetzen konnte, ohne zum Eiszapfen zu werden. Dabei schaute ich mich interessiert umher. Betrachtete die ländliche Weite und die weiße Grenze am Horizont. Ob dahinter mehr Dörfer lagen? Oder größere Städte? Mussten Ryu und ich früher oder später diesen Ort verlassen, um mehr über Valaris herauszufinden? Ich bezweifelte, dass alle Antworten hier zu finden waren. Das wäre zu einfach. Außerdem gab es diese geheimnisumwobene Stadt, von der uns Taro erzählt hatte. Wir sollten sie suchen, nur hatten wir leider keine Hinweise.
Ich machte einen großen Bogen ums Gelände, beschleunigte meinen Gang und sprintete die letzten Meter bis vor die Tür, wo ich schlitternd zum Stehen kam. Mein Brustkorb hob und senkte sich schwer. Ich atmete hörbar aus. Puh... das war ein guter Morgenlauf gewesen. Ich dehnte noch kurz meine Muskeln und ging anschließend hinein ins Warme. Der Duft nach Essen hing noch in der Luft, darum folgte ich der Spur bis zum Frühstück, das brav auf mich wartete. >Danke, Gawain!< rief ich in die Küche und erntete bloß ein Brummen. Bestimmt war er wieder anderweitig beschäftigt. Ivoli setzte sich derweil auf meinen Kopf und gurrte vor sich hin. >Schade, dass du davon nichts essen kannst. Du verpasst was, mein Lieber.< Hungrig begann ich zu essen.

Imesha

Nach dem Tee und dem ausgiebigen Frühstück fühlte ich mich ein wenig besser. Nicht mehr so steif und... verloren. Oder aber ich spielte mir selbst etwas vor. Auch gut möglich. Gerade als ich meinen Kimono an der Taille festzurrte, klopfte es an der Tür und ich zuckte kaum merklich zusammen. Ein Bote des Kaisers konnte es nicht sein. Nicht um diese Uhrzeit. Ich atmete ein paar Mal tief durch, bis ich Rukos Stimme vernahm. >Imesha... ich bin es. Darf ich reinkommen?<
Da ich nicht vorhatte zu antworten, öffnete ich ihm gleich die Tür und sah in sein ernstes und zugleich mitfühlendes Gesicht. In seinen warmen Augen lag Sorge. >Als ich erfahren habe, dass du gestern bei Kaiser Oda warst, bin ich sofort gekommen.< Ich ließ ihn eintreten. Sein Blick lag weiterhin auf mir. >Wie geht es dir? Hat er dir wehgetan?< Giftige Schärfe schlich sich in seine Stimme und ich zweifelte keine Sekunde daran, dass Ruko auf der Stelle zum Kaiser gehen und ihm die Kehle aufschlitzen würde. Wenn er es könnte... Ich wollte ihm die Hilflosigkeit nehmen und schüttelte langsam den Kopf. Keine Schmerzen. Das entsprach sogar der Wahrheit.
Mein Gefühlsvater atmete erleichtert aus. Er trat auf mich zu und schloss mich fest in seine Arme. Umarmungen fühlten sich gut an. Sie machten alles erträglicher. Ich entspannte mich ein wenig. >Es tut mir weh, dich so zu sehen... Ich wünschte, ich könnte dir die Last nehmen. Und ich biete es dir immer und immer wieder an, Imesha.< Er machte eine bedeutungsvolle Pause. >Wenn du deine Sachen packen und verschwinden möchtest, tue ich das auf der Stelle und sorge dafür, dass dich niemand findet. Du musst es nur sagen!<
O ja... es wäre so einfach zu verschwinden. Ich war gut darin. Mich unsichtbar zu machen, war eine meiner besten Fähigkeiten. Nur würde sie mir in Hinblick auf den Kaiser überhaupt nicht helfen. Er würde mich finden. Und seine Strafe würde furchtbar sein. Das hatte er oftmals unter Beweis gestellt. Wieder schüttelte ich den Kopf, diesmal resigniert.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

289

06.12.2020, 18:08

Ryu

"Ich erkläre Ihnen jetzt die Regeln des Archivs, woran sich auch die Besuchern halten müssen", wandte sich Gojo-sama zu mir und deutete auf eine Wand, wo anscheinend eine Liste von Regeln hing. Er begann jeden einzelnen Punkt zu erklären und welche Konsequenzen die Besucher bei Verstoß erfahren. Für meinem Geschmack waren einige Regeln übertrieben. Es würde mich nicht wundern, wenn deswegen der Archiv nicht oft besucht wurde. Er deutete auf eine große Kiste mit viele Schriftrollen, die sorgfältig im Inneren lag. Sie wurden durch Stroh ausgepolstert. "Es ist eine neue Lieferung, deine Aufgabe wird es sein sie einzusortieren. Derweilen bin ich nebenan", er deutete auf die verbotene Abteilung: "Ich wünsche nur bei Notfälle gestört zu werden. Meine Aufgabe ist überaus wichtig." Kühl musterte er mich als sei ich etwas Niedriges. Ich würde gerne wissen, wie er reagiert hätte, wenn er erführe, dass ich ein Prinz aus einer andere Welt war. Ich neigte leicht den Kopf: "Ich mache mich gleich an die Arbeit."

Ilea

Der Schaffungsraum war eingehüllt von Düfte und feuchte Wärme. Als meine Arbeit sich immer mehr zu entfalten begann, begann ich die verschiedene Substanzen in verschiedene Gefäße zu füllen. Dann säuberte ich den Raum. Es war wichtig den Raum immer sauber zu halten, damit sich nichts vermischte oder Schmutz in den Produkte kam. Zufrieden stemmte ich die Hände gegen die Hüfte. Ich fand es schon immer spannend aus den Pflanzen etwas zu erschaffen und herauszufinden was ihre Gaben waren. Ich konnte damit etwas Gutes bewirken ohne Magie wirken zu müssen. Mein Blick glitt noch einmal durch den Raum, ehe ich in den Ladenteil ging. Nachdenklich musterte ich die Regale, die niemals leer geworden war und wenn es so weiter ging, würden ich irgendwann die Waren wegwerfen müssen, weil die Wirkung nach bestimmter Zeit nachließ. Ein deprimierender Gedanke bei der viel Mühe und vor allem ein großer Verlust für die Pflanzen. Ich fuhr kurz mit der Zunge über die Lippen und dann griff ich entschlossen nach einem großen Tragekorb für den Rücken. Nach und nach begann ich ihn zu füllen, beschützte die verschiedene Gefäße mit Stoffe und Stroh. Dann ging ich mit ihm in den Speiseraum und entdeckte Sensei. "Guten Morgen Sensei", begrüßte ich vor ihn verneigend und suchte Otōsan auf: "Ich werde in die Kaiserstadt gehen, ich weiß nicht wie lange ich wegbleibe. Ich möchte versuchen die Waren vor Ort zu verkaufen."


290

06.12.2020, 20:03

Cael

Ich spülte das Essen mit Wasser runter und horchte auf, als plötzlich Ilea mit einem Korb am Rücken erschien. Ihr grüner Kimono stand ihr ausgezeichnet. Ich mochte es, wie sie ihr Haar heute trug und starrte sie wohl etwas zu lange an. >Guten Morgen.< erwiderte ich lächelnd. Ich sah kurz an mir hinab und wieder zu ihr. >Wenn du möchtest, kann ich dich begleiten. Ich muss sowieso in die Stadt, um hoffentlich eine Arbeit zu finden.< schlug ich vor.
Ich würde auch meine Gitarre mitnehmen und damit versuchen etwas Geld auf der Straße zu verdienen. Die Leute in Valaris brauchten echte Unterhaltung, schöne Musik. Vielleicht heiterte sie das auf. Ich hatte zu viele Kinder im Armenviertel gesehen, die dort hungrig lebten und denen würde ich gerne einen Teil meines Verdienstes geben. Um wenigstens etwas Gutes zu bewirken.

Imesha

Ruko schaffte es mich weitgehend zu beruhigen, sodass ich den neuen Tag mit etwas Energie beginnen konnte. Er erzählte mir von weiteren Rebellenangriffen im östlichen Teil der Stadt und dass man versucht hatte die Schiffe am Hafen anzuzünden. Das war mir völlig entgangen. Wenn man nicht im Dienst war... wobei, ich hatte nicht nichts getan. Schnell verdrängte ich die aufkeimenden Erinnerungen an gestern Abend und atmete tief durch. Ich musste mich auf das Heute konzentrieren.
>Fühlst du dich bereit für die Arbeit? Ich kann dich auch krank melden.< versuchte Ruko mir gut zuzureden. Er wollte das Beste für mich, das wusste ich zu schätzen, aber mich in meinem Zimmer zu verstecken, war keine Option für mich. Stattdessen straffte ich entschlossen den hohen Zopf, zu dem ich mein Haar gebunden hatte und sah ihn ernst an. Er verstand. Seufzte schwer. >Melde dich, falls du doch eine Auszeit benötigst. Ich bin für dich da.< Sein väterliches Lächeln löste Wärme in meiner Brust aus. Ich lächelte leicht zurück. >Heute wirst du im Haupttrakt gebraucht. Bleib wachsam. Und bringe die hier bitte zurück ins Archiv. Das waren Schriften zu Dämonen, die ich aktualisiert habe.< Er griff an die langen Gefäße, die an seinem Gürtelbund hingen und drückte sie mir in die Hände. Ich nickte, ehe weitere Wärme in meine Brust strömte, als er mir einen Kuss auf die Stirn gab. >Wir sehen uns dann heute Abend.<
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

291

07.12.2020, 18:45

Ryu

Gojo-sama zog sich in verbotener Raum zurück und kurz sah ich nachdenklich die Tür an. Was sich wohl dahinter befand? Bestimmt besondere Schriftrollen und vielleicht waren genau diese Schriftrollen, die Cael und ich brauchten um weiterzukommen. Aber zuerst machte ich mich an die Arbeit und ich pfiff eine leise Melodie, während ich anfing die ersten Schriftrollen einzusortieren. Einige von ihnen klangen sogar interessant, wie zum Beispiel wie diese Stadt aufgebaut wurde. Bestimmt durfte ich in der Pause ein wenig lesen. Jede kleinste Information über Valaris war wertvoll. Ich ging in den nächsten Gang und kletterte auf einem Hocker, um das oberste Regal erreichen zu können. Die Regalen reichten beinahe zur Decke.

Ilea

Etwas war seltsam in seinem Blick, doch als er lächelte wirkte Sensei wie immer. Ich sah eine Bewegung aus meinem Augenwinkel. Es war Otōsan und seine Lippen begannen sich zu bewegen: "Das ist eine ausgezeichnete Idee. Dann habe ich weniger Sorgen. In letzter Zeit kommt es häufiger zu Unruhen." Da ich ihm nicht mehr Sorgen bereiten wollte, leistete ich keinen Widerstand und antwortete: "In Ordnung. Ich hole schnell mein Mantel." Ich setzte die Korb kurz ab, flüchtete im Nebengebäude und kehrte wenig später zurück. Ich trug auch wieder den Schal und er bedeckte beinahe mein ganzes Gesicht. "Wenn Ihr bereit seid, können wir jetzt aufbrechen", sagte ich zu Sensei.


292

07.12.2020, 19:06

Cael

Den Geistern sei Dank gab es sorgenvolle Väter. Ich bezweifelte, dass Ilea mein Angebot angenommen hätte sie zu begleiten, weil sie bereits letztes Mal alleine aufbrechen wollte. Selbstständige, unabhängige Frau und so... Ihr Vater hatte allerdings allen Grund zur Sorge, wenn man sich mal die Leute ansah, die in einigen Vierteln in den Gassen nur auf die Chance ihres Lebens warteten an Geld oder Essen zu gelangen. Ilea war ein gefundenes Fressen für sie.
Da ich in meiner jetzigen Kleidung geschwitzt hatte, zog ich mich schnell in meinem Zimmer um und traf Ilea wieder unten. Fast hätte ich mir bei Ihrem Anblick in die geschlossene Faust gebissen. Sie trug meinen Schal... meinen Schal. Das stellte viele Dinge auf einmal mit mir an. Ich musste mich schwer zusammenreißen, um sie völlig unschuldig anzulächeln. >Bin bereit.<

Imesha

Nachdem Ruko gegangen war, hatte ich meinen Kimono hochgerafft, um meine Waffen mit einem festen Band an beide Oberschenkel anzubringen. Man wusste nie, ob man während des Wachdienstes zu solchen Mitteln greifen musste. Sicher ist sicher. Ich war für jede Situation gewappnet, auch wenn in den meisten Fällen nie etwas Großartiges passierte. In die Nähe des Kaisers zu gelangen, war für Außenstehende, Rebellen und sogar Dämonen beinahe unmöglich. Die Magie im Palast konnte nur von den größten Talenten gebrochen werden. Und es gab nicht viele von ihnen. Dafür hatte Kaiser Oda gesorgt.
Ich verließ das Zimmer und machte mich zuerst auf den Weg ins Archiv, um die Schriftrollen abzugeben. Natürlich ließ ich es mir nicht entgehen und rollte eine von ihnen auseinander, weil es mich interessierte, was Ruko hineingeschrieben hatte. Für mich als Jägerin waren diese Informationen sowieso wichtig. Was die Dämonen betraf, lernten wir mit jedem Aufeinandertreffen dazu. Es gab zu viele verschiedene Arten von ihnen. Ich vertiefte mich sofort in das Geschriebene und fand nebenbei problemlos den Weg zur Doppeltür. Mit dem Ellbogen drückte ich die Klinke runter und schob das schwere Holz mit der Schulter auf, während ich einen Absatz zum dritten Mal las. Einäugiger Yokai... Diese Art war mir neu. Ich runzelte die Stirn, las konzentriert weiter und blieb mit der Schriftrolle mitten im Raum stehen.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

293

07.12.2020, 19:25

Ryu

Hinter mir hörte ich die Tür öffnen, sie knarzte dabei leise und ich wettete darauf, dass Goja-sama sie nicht ölte, um genau zu wissen wer eingetreten war. Jedenfalls konnte ich es mir bei diesem Mann mit den strengen Regeln gut vorstellen. Leichtfüßig sprang ich vom Hocker, ging aus dem Gang aus Regalen hinaus und schaute um die Ecke. Es war die junge Frau mit den faszinierende Augen. Sie war in eine Schriftrolle vertieftet und der Anblick erinnerte mich an meine jüngste Schwester Cue, die man oft mit der Nase in einem Buch stecken sah. "Guten Morgen", begrüßte ich sie schon Weitem, um sie nicht erschrecken und ging auf sie zu. In einem angemessner Abstand blieb ich mit einem freundliches Lächeln stehen und verneigte mich leicht vor ihr: "Darf ich mich vorstellen? Ich bin Ryu, der neue Archivgehilfen. Wenn Sie Fragen oder Wünsche haben, dürfen Sie sich auch an mich wenden."

Ilea

Draußen schneite es nicht, aber die Kälte blieb und meine Nase tauchte tiefer in den warmen Stoff des Schals. Dabei erhaschte ich den besonderen Duft, der langsam schwächer wurde und ich erinnerte mich, dass ich diesen Duft auch an ihm gerochen hatte, als er mich getragen hatte. Ob es sein eigener Duft war? Meine Wangen erröteten sich bei diese Gedanken, denn sie waren viel zu intim. Und eine Welle vom schlechten Gewissen überrollte mich, als ich an Mattwei dachte. Um mich aus diese Verwirrungen zu befreien, fragte ich Sensei: "Habt ihr eine Familie? Ihr habt traurig ausgeschaut, als Ihr gestern von eurer Heimat sprach. Verzeih mir, wenn die Frage zu persönlich ist. Ihr müsst selbstverständlich nicht antworten."


294

07.12.2020, 19:51

Cael

Zum Glück schneite es nicht wieder, sodass wir einigermaßen gut vorankamen. Wegen des hohen Schnees, den niemand zur Seite schaufelte, war es eben lästig vorwärts zu kommen, weshalb ich mir vornahm im Laufe des Tages einen Weg zum Viertel frei zu schaufeln. Wie sonst sollten Gäste ihren Weg hierher finden? Sobald sie all den Schnee liegen sahen, würden sie sich die Mühe bestimmt nicht machen. Das wäre echt schade.
Ileas Frage lenkte mich von meinen Gedanken ab. Es überraschte mich, dass sie etwas Persönliches von mir wissen wollte. Bislang wahrte sie stets diese höfliche Distanz. Umso mehr freute ich mich über ihr Interesse. Vielleicht wurde sie ja doch warm mit mir. >Ich habe meine Eltern und zwei Schwestern. Sie sind Zwillinge. Jünger als ich. Reden ohne Ende und sind extrem neugierig. Neugier liegt in der Familie.< beantwortete ich offen die Frage. >Und Kunst. Vor allem Musik.< fügte ich lächelnd hinzu. Deshalb trug ich die Gitarre an meinem Rücken. Musik würde mir bestimmt dabei helfen einen Platz in dieser Stadt zu finden. Sie gab mir immer Hoffnung, neue Kraft weiterzumachen. Wenn man damit aufwuchs, wurde Musik zu einer Art Lebenselixier.
>Und du bist Einzelkind... nehme ich an?< Ich hoffte inständig, dass sie keinen Bruder oder Schwester verloren hatte. Ich wollte keine schlimmen Wunden aufreißen und erwartete auch keine offene Antwort wie meine. Ich respektierte Ileas Distanz.

Imesha

Es näherten sich mir Schritte. Sie gehörten allerdings nicht zu Gojo-sama, sondern zu dem Fremden, den ich anscheinend öfters sehen würde. Ich ließ die Schriftrolle langsam sinken, musterte ihn kurz von unten bis oben und neigte zum Gruß den Kopf. Anschließend hielt ich ihm die drei Schriftrollen hin und deutete mit einer auf die Tür, hinter der sich das verborgene Wissen von Valaris befand. Das, was ich in den Händen hielt, war für uns Jäger gedacht und von großer Bedeutung. Deshalb gehörte es in den noch privateren Bereich des Archivs. Ich bezweifelte, dass dieser Mann mit dem interessanten Namen Zugang zu diesen Schriften hatte. Aber vielleicht verschaffte er sich das Vertrauen von Gojo-sama. Wer wusste schon, warum er hier war? Ich traute ihm nicht, aber meine Neugier blieb bestehen. Und die leise Hoffnung, dass er aus der magischen Stadt kam. Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt.
Es wäre freundlicher von mir, ihm auch meinen Namen zu nennen, aber da ich sehr vorsichtig im Umgang mit neuen Gesichtern war, beließ ich es bei einem höflichen Lächeln. Dabei entging mir das kräftige Grün in seinen Augen nicht. Von allen Leuten, die ich in meinem gesamten Leben getroffen hatte, besaß keiner einen so ausdrucksstarken Blick wie er. Von den speziellen magischen Fäden ganz abgesehen. Zu gerne würde ich ihn näher studieren, aber die Pflicht rief.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

295

07.12.2020, 20:09

Ryu

Sie antwortete nicht, sondern nutzte ihr Körper als Sprache. Vielleicht war sie stumm. Ich blickte auf die Schriftrollen und konnte das Wort Dämon entziffern. Das weckte sofort mein Interesse, was ich aber verborgen hielt. "Gojo-sama befindet sich im privaten Archiv", informierte ich sie. Ich selbst durfte den Raum nicht betreten, aber sie anscheinend schon. Was bedeutete, dass sie vielleicht am Palasthof eine besondere Stellung innehielt. "Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag", respektvoll verneigte ich mich wieder vor ihr, um sie nicht aufzuhalten. Ich ging wieder in den Gang, wo ich die Kiste mit den Schriftrollen zurückgelassen hatte und setzte meine Arbeit fort. Die Neugier juckte auf meiner Haut, doch ich hielt mich noch zurück. Es wäre nicht klug jetzt schon ein wenig herum zu schnüffeln, wo ich noch für alle Gesichter nur ein Fremder war. Jetzt waren sie alle noch aufmerksam, aber wenn sie sich an meinem Gesicht gewöhnten, würden ihre Wachsamkeit ein wenig nachlassen und ich konnte vielleicht bei Einige das Vertrauen gewinnen. Insbesondere das Vertrauen von Gojo-sama.

Ilea

Zwillinge waren in Valaris eine Seltenheit und ich versuchte mir zwei ähnliche Mädchen vorzustellen, die ein wenig wie Sensei aussahen. Sie waren bestimmt wunderschöne Mädchen. Es überraschte mich nicht mehr als er von der Musik sprach, denn ich hatte früh gemerkt, dass es für ihn eine besondere Rolle im Leben spielte. "Das klingt nach einer wundervolle Familie", antwortete ich darauf und schwieg bei seiner Frage einen Moment. Es wäre Recht ihm auch etwas von meiner Familie zu erzählen. "Ich bin ein Einzelkind", bestätigte ich seine Vermutung: "Ich habe nur Otōsan und Sobo Makoto. Sie ist zwar nicht blutsverwandt mit uns, aber dennoch gehört sie zur Familie." Gedankenverloren sah ich über die weiße Landschaft, sah die deutliche Umrisse der Kaiserstadt: "Meine Mutter ist fortgegangen, als ich vier Jahre alt war. Seitdem haben wir nichts mehr von ihr gehört. Otōsan glaubt, dass sie ihrer Bestimmung folgen musste." Meine Lippen wurden schmal und meine Schritte wurden schneller. Es gab Wunden, die niemals verheilten. Meine Mutter war eine solche Wunde. Bis heute konnte ich nicht verstehen, warum sie gegen ihre Familie entschieden hatte.


296

07.12.2020, 20:26

Cael

Wärme bildete sich in meiner Brust bei der Vorstellung wie meine Familie ihr Beisammensein genoss und lachte. Ja, sie war wundervoll und ich vermisste sie. Als Ilea zu sprechen begann, konzentrierte ich mich auf ihre Worte und spürte wie die Wärme ein wenig verflog. Ihre Mutter hatte sie also verlassen. Ein schweres Schicksal. Ich sah die schmerzhaften Fragen und Erinnerungen auf ihre Seele drücken. Eine Wunde, die sich nie schloss, sondern oftmals blutete. Da ich im Theater viele Menschen und ihre Geschichten kennengelernt hatte, war es nicht das erste Mal, dass ich von Eltern hörte, die einen anderen Weg gewählt hatten. Dahinter lagen viele Gründe verborgen. Alle völlig unterschiedlich. Was in ihrem Fall mit Bestimmung gemeint war, wusste ich nicht, aber Ilea wahrscheinlich noch weniger.
Ich würde sie gerne umarmen und tröstende Worte sagen, doch für ein Kind, das seine Mutter vermisste, gab es kein Heilmittel. Nur die Mutter selbst... im besten Fall. >Danke für deine Offenheit. Und das mit deiner Mutter tut mir sehr leid.< sagte ich bloß und hielt mit ihr Schritt. Es waren die starken Gefühle, die sie vorantrieben. >Jedenfalls finde ich deinen Vater und Makoto sehr sympathisch. Sie sind tolle Menschen. Genau wie du.<

Imesha

Mit gestrafften Schultern verließ ich das Archiv wieder und verdrängte alle Gedanken an den Mann namens Ryu. Mit der Zeit würde ich mehr über ihn erfahren, so viel stand fest. Im Moment musste ich aber die brave Wächterin spielen und darauf achten, dass niemand Unbefugtes diesen Bereich des Palastes erreichte. Eine der langweiligsten Aufgaben überhaupt. Manchmal hoffte ich sogar auf einen Überfall, um meine Zeit sinnvoller zu nutzen, aber das war dann mit viel Aufräumen und Reden verbunden. Berichte gab ich zwar meistens schriftlich ab, doch das hing von den Leuten ab, die den Palast stürmten. Handelte es sich um Rebellen oder Dämonen musste ich sofort handeln und mündlichen Bericht erstatten. Fürs Schreiben hatte ich dann sowieso keine Zeit.
Wie erwartet passierte in der ersten Stunde absolut nichts. Ich wanderte umher, beobachtete die Menschen, an denen ich vorbeiging und sang im Kopf eine Melodie, die gegen Langeweile half. Außerdem war sie mir vertraut. Sumire hatte sie oft gesungen.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

297

07.12.2020, 20:50

Ryu

Wenig später verließ die junge Frau das Archiv und als ich die Kiste leer fand, war weder Gojo-sama aus dem privaten Raum gekommen, noch war ein weiterer Besucher gekommen. Auf dem imposanten Schreibtisch entdeckte ich ein paar unerledigte Arbeiten. Es schien, als hätte Gojo-sama versucht ein paar Schriftrollen zu verdoppeln, da die Tinte der Originalen deutlich verblasst waren und somit schwer zu lesen. Ich setzte mich am Schreibtisch hin und entdeckte im Schublade unbenutzte Schriftrollen. Ich würde eine Schriftrolle nachschreiben und so Gojo-sama beweisen, dass ich eigenständig arbeiten konnte. In der Originale handelte es sich über Pandas. Sofort wurde mein Interesse geweckt und trotz der schwer lesbare Schrift, verschlang ich den neuen Inhalt. Sie wurden in zwei Arten geteilt, es gab die großen Pandas. Sie sahen wie weiße Bären mit schwarze Flecken aus und die kleinen oder auch genannt als die roten Pandas besaßen ein katzenähnliches Erscheinungsbild. Die zwei Bilder waren sehr schwach dargestellt, aber mit viel Mühe konnte ich sie vielleicht nachzeichnen.

Ilea

Sensei ging wieder neben mir und instinktiv drehte ich mein Kopf zu ihm um, mittlerweile konnte ich gut ahnen, wann er zu sprechen begann. Ich spürte die Enge in meiner Kehle und atmete tief ein bis mein Hals sich wieder freier anfühlte. Es war eine Weile her als ich zuletzt wegen meiner Mutter geweint hatte. Irgendwann hatte ich versucht sie zu vergessen, doch manchmal spürte ich das kleine verwirrte Kind in mir, das von der Mutter einfach verlassen wurde. "Sie sind die wichtigsten Menschen in meinem Leben", antwortete ich ernst und wir näherten uns dem Tor: "Und es gibt keine bessere Menschen, als sie." Jetzt wurde mein Blick weicher und ich spürte die Wärme in meinem Brustkorb. Ohne sie wäre ich längst verloren gewesen. Wir hatten das Tor durchquert und kamen dem Marktplatz näher: "Es wäre in Ordnung, wenn unsere Wege sich trennen. Wir können uns später wieder am Marktplatz treffen. In etwa zwei Stunden? Sie sollen sich nicht verpflichtet fühlen auf mich Acht geben zu müssen und ich möchte ungern Sie in ihrer wichtige Aufgabe aufhalten."

Gehe offline, gute Nacht:)


298

07.12.2020, 21:02

Cael

Sie sprach von den beiden wie von meiner eigenen Familie sprach. Mit viel Wärme und Liebe. Es freute mich, dass sie die beiden in ihrem Leben hatte und sie sich auf sie verlassen konnte. In einer Familie war das sehr wichtig. Besonders als großer Bruder hatte ich mich stets verpflichtet gefühlt auf meine Schwestern gut aufzupassen, deshalb zögerte ich, als Ilea vorschlug uns zu trennen. Sie lag richtig mit der Annahme, dass ich auf sie aufpassen wollte, gleichzeitig wusste ich, dass sie all die Jahre zuvor auch ohne mich ausgekommen war. Außerdem wollte ich nicht zu aufdringlich sein und ihr jeglichen Raum zum Atmen nehmen. Ich gehörte zu den Leuten, die gerne in Gesellschaft waren und einen ständig berührten, aber in Valaris gingen die Menschen ganz anders miteinander um. Reservierter und beinahe kalt. Für Ilea gewöhnlicher Alltag.
Ich seufzte leise und nickte. >In Ordnung. Zwei Stunden. Das sollte reichen.< Gern hätte ich sie zum Abschied umarmt, doch auch dieses Bedürfnis schluckte ich hinunter und hob stattdessen die Hand. Erst würde ich zur Vermittlungsstelle gehen und dann meine Zeit mit Straßenmusik vertreiben.

Imesha

Am Haupteingang blieb ich stehen und spähte hinaus auf den offenen Platz. Wieder wurde Ware hineinstransportiert, begutachtet und von mehreren Dienern ins Innere des Palastes gebracht. Sie rauschten an mir vorbei, als wäre ein Yokai hinter ihnen her. Kaiser Oda gehörte eben zu den ungeduldigen Leuten. Ihn ließ man lieber nicht warten, selbst wenn es sich um Dinge handelte, die man sich auch später anschauen konnte. Innerlich verdrehte ich die Augen und erstarrte im selben Moment, weil ich instinktiv an gestern Abend denken musste. Ich hasste es, wie mir das Erlebte dermaßen unter die Haut ging. Der kühle, leere Teil in mir sollte mich eigentlich davor schützen. Mich vergessen lassen. Nur war das meistens leider ein Wunsch ins Nichts.
Mit vor der Brust verschränkten Armen beobachtete ich zwei Männer, die eine große hölzerne Truhe trugen, auf der viele Symbole und Schriftzeichen eingraviert waren. Von allen Gegenständen erweckte diese Truhe die größte Neugier in mir. Ein magischer Blick darauf reichte, um zu erkennen, dass sich darin eine besondere Magie versteckte. Wahrscheinlich ein altes Artefakt. Ich würde zu gerne hineinsehen, doch da waren die beiden Männer bereits um die Ecke verschwunden. Schade, schade.

Gute Nacht *_*
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

299

08.12.2020, 18:27

Ryu

Nach eine Weile wurde es leichter die Texte abzuschreiben, meine Augen hatten sich an den verblassten Wörter gewöhnt und ich war völlig gefangen in diese fremde Tierwelt, dass ich erst durch ein lautes Räuspern aufschaute. Normalerweise spürte ich gleich, wenn sie Jemand mir näherte, aber sobald ich in diese Welt eintauchte, konnte ich alles um mich herum vergessen. Gojo-sama sah mich streng an: "Was tun Sie da?" "Ich war zeitig mit der Sortierung fertig gewesen und habe diese Arbeiten auf dem Tisch liegen gesehen. Ich dachte, ich entlaste Sie, damit sie sich den wichtigen Aufgaben widmen können", erklärte ich. Er beugte sich über dem Tisch und musterte kritisch die Kopie. "Hm, hm", er rieb seinen Kinn: "Nun denn, Sie haben eine ordentliche Schrift. Das wird fortan Ihre weitere Aufgabe sein und wenn Sie damit fertig sind, legen sie die Originalen in der Kiste. Sie werden später in einem verschlossener Schrank aufbewahrt, um möglichen Schäden zu vermeiden. Sie können jetzt ihre Mittagspause machen. Sie haben eine Stunde freie Zeit, danach sind Sie pünktlich wieder hier und können das Archiv entstauben."

Ilea

Ein plötzlicher Impuls ließ mich nach ihm rufen: "Warten Sie einen Moment." Ich trat auf Sensei zu, griff nach seinem Handgelenk und zog zeitgleich den Band von meinem Kopf. "Sobo Makoto erzählte mir mal, dass Grün für Glück, Hoffnung und Neuanfang steht", wickelte ich vorsichtig das Band um seinem Handgelenk und verknotete es mit einer kleine Schleife: "Vielleicht wird es Euch Glück bringen. Ich wünsche Ihnen Erfolg, Sensei." Schnell ließ ich wieder die Hand los, als mich die Verlegenheit überkam und hastig verschwand ich in der Menschenmenge. Was war in mich gefahren? Bestimmt war ich ihm jetzt nahe getreten und vielleicht würde er mich naher rügen für mein unangebrachtes Verhalten. Als Sensei durfte er das. Und ein solcher kindischer Einfall hatte ich seit Jahren nicht mehr gehabt.


300

08.12.2020, 19:19

Cael

Wieder einmal schaffte es Ilea mich völlig aus dem Konzept zu bringen. Ich fand keine Worte, als sie ihr grünes Haarband nahm, um es mir ums Handgelenk zu binden. Grün für Glück. Das war in meiner Welt genauso. Aber dass sie sich extra die Mühe machte und gleich davoneilte, zwang mein Herz in die Knie. Ich starrte das Band wie ein Bekloppter an und wusste nicht, wie ich diese Geste interpretieren sollte. Außer dass sie tatsächlich mich zu mögen schien. Warum sonst sollte sie mir dieses aufmerksame Geschenk machen?
Diese Schlussfolgerung ließ mich so breit grinsen, dass meine Wangen fast rissen. Ich stolzierte voller Elan in das Vermittlungsgeschäft, trat an die Wand mit den vielen Aushängen und nahm zwei davon ab. Ilea würde mir zweifellos Glück bringen, da wollte ich gleich doppelten Einsatz zeigen. Immer noch breit grinsend legte ich dem grimmigen Vermittler die Zettel auf den Tresen. >Ein neuer Tag, eine neue Chance. Wie sieht's aus? So einen motivierten Arbeiter wie mich finden Sie selten.<
>Mmh mmh.< brummte er bloß ohne den Ansatz eines Lächelns. Er nahm die zwei Zettel in die Hand, sah sie sich abwechselnd an und sagte dasselbe wie gestern. >Mal sehen, ob die Motivation sich lohnt. Komm in ein paar Stunden wieder.<
Da ich mir von ihm bestimmt nicht die Laune verderben ließ, hob ich die Hand zum Abschied und trat wieder hinaus ins Freie. Ich spürte den Knoten um mein Handgelenk und beschloss mir einen guten Platz zum Musizieren auszusuchen. Ich würde einen phänomenalen Auftritt hinlegen.

Imesha

Hin und wieder wechselte ich meinen Standort, damit ich in Bewegung blieb und alles im Blick behielt. Bislang gab es keine Auffälligkeiten. Alles wie immer. Güter wurden zum Tor gefahren, von den Wachen geprüft und-
Laute Stimmen drangen bis zu mir vor. Ich sah, dass es am Haupteingang Probleme gab und wartete auf meinen Einsatz. Eigentlich musste ich nur eingreifen, wenn Magie ins Spiel kam, doch ich sah keine besonderen Fäden, die sich mit Energie aufluden. Stattdessen beschwerte sich ein Händler über irgendetwas. Lautstark. Was für ein Stimmorgan! Manchmal fragte ich mich, ob ich meine Stimme mal verlieren würde, wenn ich weiterhin selten sprach. Vielleicht verlernte mein Körper es ja. Wer wusste das schon. Ich würde mich zwar gerne reden hören, kannte aber das Risiko, das damit einherging und ließ es lieber bleiben.
Das Gezeter ging weiter und wilde Gesten dabei genutzt. Irgendwie amüsant. Entspannt stieg ich die vielen Treppen hinab und beobachtete weiter das rege Treiben, bis mein Blick eine kaum merkliche Veränderung in meinem Umfeld vernahm. Die Fäden... sie hatten für einen kleinen Moment gezittert.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove