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301

08.12.2020, 19:51

Ryu

Ich griff nach meinem Beutel, den mir Gawain mitgegeben hatte und entschied mich auf dem Palasthof meine Mahlzeit einzunehmen. Die Kälte wurde mich nicht stören, außerdem nach eine solche konzentrierte Aufgabe würde frische Luft gut tun und der hauptsächlichen Grund war, dass der Palasthof einer der zentralen Versammlungspunkte war. Das kannte ich aus meiner Heimat. Um diese Zeit schien jetzt viel mehr los zu sein, als vor ein paar Stunden. Es wurden anscheinend ein paar Waren eingeliefert. Ich setzte mich auf eine freie Bank hin und ließ mein Blick wie zufällig über dem Hof gleiten. Bediensteten liefen umher, Händler wurden misstrauisch von den Kaiserwachen beäugt und dann wurde es am Haupteingang unruhig. Ich öffnete mein Beutel und es war ein Art hölzerner Kasten, worauf die Stäbchen lagen. Ich machte einen gleichgültigen Gesichtsausdruck, als meine Augen zum Haupteingang wanderten. Als ich den Kasten öffnete, befand sich dadrinnen Essen in verschiedene Fächer. Dann gab es noch im Beutel ein Gefäß mit dazugehörige Soße. Es sah köstlich aus.

Ilea

Mein Herz beruhigte sich allmählich, als ich den Markplatz erreichte und ich strich ein paar zerzauste Haarsträhnen hinter meinem Ohr. Meine warmen Wangen kühlten sich langsam ab und ich atmete tief ein. Ich konnte mir naher Sorgen machen. Vielleicht war ich ihm doch nicht aufdringlich erschienen. Der Marktplatz war bereits gut besucht und ich ließ meine Augen über dem Platz gleiten. Einen Stand konnte ich mir nicht leisten und außerdem waren alle bereits besetzt. Aber ich hatte ja den Korb auf meinem Rücken, ich konnte auf eine andere Weise meine Waren verkaufen. Ich musste nur Aufmerksamkeit auf mich ziehen, auch wenn es nicht unbedingt meine Stärke war. All in den letzten Jahren hatte ich genau das Gegenteil getan. Ich räusperte mich, spürte die Stimmbänder zittern und holte tief Luft, um laut zu werden.


302

08.12.2020, 21:26

Cael

Ich suchte mir einen Platz im gehobenen Viertel aus, denn hier gab es Leute, die vielleicht die ein oder andere Goldmünze hergaben, wenn meine Musik sie erreichte. Das hoffte ich zumindest. Straßenmusik war in meiner Heimat und in vielen anderen Gegenden üblich, weshalb ich wertvolle Erfahrungen besaß, die mir in dieser Situation halfen. Beispielsweise den Mut vor Fremden zu singen. Für mein erstes Stück hatte ich allerdings etwas anderes geplant. Ich würde nicht gleich singen, sondern erst mein Talent im Gitarrespielen zeigen. Als Einstieg in eine musikalische Welt.
Um kein Geschäft zu stören, stellte ich mich an eine Ecke zu einer schmalen Gasse hin und griff nach der Gitarre an meinem Rücken. Mit geübten Handgriffen stimmte ich sie, lauschte den vertrauten Klängen. Dann hob ich den Blick und entdeckte das ein oder andere neugierig auf mich gerichtete Augenpaar. Besonders das weibliche Geschlecht zeigte Interesse, was mir hoffentlich auch bald Geld einbrachte. Ich lächelte die potenzielle Kundschaft an, brachte die Gitarre in Position und begann endlich zu spielen. Jeder Faser meines Körpers summte mit. Musik war wie Magie für mich. Ich wirkte sie mittels der Gitarre in meinen Händen, formte Melodien, webte Zauber, die die Zuschauer in den Bann zog. Dabei vergaß ich die Welt um mich herum. Es gab nur die Musik und mich.

Imesha

Aufmerksam weitete ich meine Sinne und schritt weiter über den Platz. Mein Augenmerk lag auf den seltsamen Schwingungen in der Luft. Entweder hatte sich ein magisches Wesen bewegt oder jemand hatte ein wenig Magie gewirkt. Die Frage war nur... für was? Andere Jäger hätten an meiner Stelle sofort die Fährte aufgenommen, um denjenigen zur Strecke zu bringen, aber ich war da weitaus friedlicher gesinnt. Ich respektierte die Magie und kannte ihren Nutzen für die meisten Menschen. Gerade die Heilkunst war sehr wichtig und blieb trotzdem ein Luxus für die Reichen. Diese Umstände machten mich innerlich krank. Ich schämte mich für das, was aus Valaris und ihren Leuten geworden war.
Grimmig dreinblickend verschränkte ich die Arme vor der Brust und versteckte dabei die Hände in den Ärmeln meines Kimonos. Hätte jetzt jemand einen Angriff gestartet, wäre das kein guter Aufzug, um zu kämpfen, aber genau für solche Zwecke trug ich die eng anliegende Kleidung darunter, die ich bei meiner Jagd auf Yokai brauchte. Nur in dieser Situation war sie nicht nötig. Falscher Alarm.
Stattdessen nahm ich eine ganz andere Schwingung war. Die des Mannes namens Ryu. Er befand sich in der Nähe, weiter hinten im Hof auf einer Bank sitzend. Offenbar genoss er seine Mittagspause, während ich keine freie Minute hatte. Kurz blieb mein Blick an ihm hängen, bevor ich mich wieder den anderen Menschen auf dem Hof widmete.
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303

09.12.2020, 18:29

Ryu

Zum Glück konnte ich mittlerweile geschickter mit den Stäbchen umgehen, denn es wäre klug hier möglichst unauffällig zu sein. Mein Erscheinungsbild erregte bestimmt genug Aufmerksamkeit, denn nicht viele Männer schienen so groß wie ich zu sein oder hatten farbige Augen. Am Haupteingang schien wieder Ruhe einzukehren und doch wollte ich mich noch nicht von dem Anblick losreißen. Als ich meine Augen ein wenig wandern ließ, entdeckte ich den Grund. Es war die Frau von heute Morgen. Sie beobachtete die Menschen und zwar auf eine aufmerksame Art. Als würde sie über dem Hof wachen. Vielleicht hatte sie hier am Hof eine hohe Stellung. Ich konzentrierte mich wieder auf mein Essen, um nicht aufzufallen. Meine Pause war schon gleich um. Eine weibliche Bedienstete ging an mir vorbei, doch dann hielt sie inne und drehte ihr Körper halb zu mir um. Ich schaute auf. Sie hatte ein hübsches Gesicht und in ihrem Blick las ich eindeutig Interesse an meiner Person. Ich nickte ihr bloß freundlich zu und unterbrach den Augenkontakt. Natürlich könnte ich auf ein harmloses Schäkerei eingehen und so heimlich neue Informationen sammeln, aber das war nicht meine Art. Wenn eine Frau mich nicht persönlich interessierte, näherte ich mich nicht auf diese Weise der Frau. Alles Anderes kam mir wie ein falsches Spiel vor. Ich würde eher versuchen sie in eine belanglose Unterhaltung einzubinden, um auf diese Art an Informationen zu kommen. Aber die Gefahr bestand dadrinnen, dass trügerische Hoffnungen in der Frau geweckt werden konnte und ich zählte mich nicht zu den Herzensbrechern. Jedenfalls versuchte ich es möglichst zu vermeiden. Die Bedienstete sah ein wenig enttäuscht aus, aber sie ging weiter.

Ilea

Ich lief seit einer halbe Stunde auf dem Marktplatz herum und versuchte Kunden anzulocken. Doch sie liefen eilig an mir vorbei, zeigten nicht die einzigste Spur von Interesse. Mittlerweile waren meine Füße kalt geworden, vielleicht sollte ich heute Abend versuchen die Schuhe nochmals auszubessern, wie im letzten Monat. Ich widerstand den Drang meine kalte, rote Nase in den Schal zu vergraben, denn dann würde die Leute mich nicht verstehen können. Ich musste mir eine andere Strategie ausdenken und kurzerhand holte ich aus dem Korb ein Gefäß mit Duftwasser. Vielleicht wurden die Kunden durch eine Duftprobe zugänglicher. Wenn die Duftprobe sie überzeugten, würden sie vielleicht einer meiner Produkte kaufen. Mir war natürlich bewusst, dass viele Menschen sich keine Produkte für Körperpflege leisten können, die nicht aus einfachen Seifen bestand. Aber vielleicht hatte ich dennoch Glück, denn ich verkaufte sie nicht übermenschlich teuer, auch wenn dadrinnen viel Arbeit steckte. Erneuert lief ich über den Platz, versuchte meinen neuen Plan umzusetzen. Mittlerweile waren mehr Menschen da und es wurde langsam eng. Ein plötzlicher Stoß führte dazu, dass ich meine Probe verlor und sie auf dem Boden in Scherben zersprang. Mit einem schweren Aufheben und Absenken meines Brustkorbes hockte ich mich hin, um die Scherben aufzusammeln.


304

09.12.2020, 19:15

Cael

Trotz der Kälte bewegten sich meine Finger geschickt über die Saiten der Gitarre. Inzwischen kümmerte es mich nicht, ob ich gerade mit meiner Musik Geld verdiente oder nicht. Mir reichte es, wenn manche Leute stehenblieben, um mir zuzuhören. Die Gruppe Frauen, die ich schon vorher gesehen hatte, war immer noch da und mir entging ihr verhaltenes Getuschel nicht. Diese Reaktion kannte ich. Und ich nutzte das aus, um ihnen ein charmantes Lächeln zuzuwerfen. Das wirkte bei den Frauen ziemlich gut. Auch hier in Valaris.
Ich wechselte zum nächsten Lied und beobachtete all die Menschen, die ihren Alltag lebten. Es war faszinierend zu sehen, welche Person neugierig zu mir hinübersah und welche sich lieber anderen Dingen widmete. Entweder sie hatten Probleme, die schwerer lasteten als alles andere im Leben oder sie waren innerlich zu Eis erstarrt. Musik erreichte jeden. Wenigstens ein kleines Bisschen. Nur schienen manche Leute ihren Funken verloren zu haben. Vielleicht half es ihnen ja, wenn ich hier des Öfteren spielte. Eine Veränderung würde Valaris wirklich gut tun.

Imesha

Langsam erreichte ich das Ende meiner Geduld, weil absolut nichts Spannendes passierte. Andere Kollegen hatten stets ihre Geschichten auf Lager, die sie dann lautstark bei den Übungseinheiten mit dem Rest teilten, aber bis auf meine nächtlichen Ausflüge, die hin und wieder stattfanden, unternahm ich nicht viel. Wirklich frustrierend. Es musste nicht die Welt untergehen, um diese Unruhe in mir zu besänftigen. Nur etwas Neues. Wie dieser Kerl auf der Bank, der seelenruhig sein Mittagessen zu sich nahm und ihm offenbar alles egal war. Fassade? Ein unschuldiger Mann? Oder raffiniert? Ich wusste zu wenig, um ein Urteil über ihn zu fällen und es war äußerst traurig, dass ausgerechnet er das Spannendste an meiner Schicht heute war.
Es gab bloß wieder Unstimmigkeiten vorne am Tor, was mich entnervt die Augen rollen ließ. Bei solchen Sachen brauchte man mich nicht, aber dann ging das Gebrüll in Gewalt über, sodass die Wachen zu ihren Waffen greifen mussten. Ich beobachtete das Geschehen, sah, wie ein Mann mittleren Alters zu Boden gerungen wurde und man ihm die Hände hinterm Rücken fesselte. Offenbar hatte er irgendwelche Regeln gebrochen. Wieder nichts Neues. Das passierte gefühlt drei Mal am Tag. Bei den strengen Gesetzen des Kaisers kein Wunder.
Da die Sache erledigt war, entspannte ich mich wieder und streckte die Arme überm Kopf. Heute Nacht hatte ich ziemlich schlecht geschlafen, jetzt beschwerten sich meine Gelenke, als wäre ich eine alte Frau. Zugeben... manchmal fühlte ich mich wie eine. Besonders an Tagen wie diesen.
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305

09.12.2020, 19:47

Ryu

Meine Pause war um, als erneuert Unruhe am Haupteingang aufkam und flüchtig sah ich, wie ein Mann mit Gewalt festgenommen wurde. Ich kannte die Sachlage nicht, aber dass die Kaiserwachen so grob mit Jemanden umging, bedeutete nur, dass die Politik hier gewaltig schief lief. Ich packte meine Sachen ein und entdeckte ein kleiner Vogel auf dem Boden. Aufmerksam musterte er mich aus seinen dunklen Augen, die Flügeln bereit auszubreiten bei einer Spur von Gefahr. Sein Körper sah mager aus und im Holzkasten waren noch Krümmel von meiner Mahlzeit. Leise gab ich von mir zwitschernde Geräusche, hockte mich ganz langsam hin und verteilte die Krümmel auf dem Boden vor mir. Regungslos blieb ich in der Hocke bis der Vogel es wagte sich mir zu nähern, um hastig die Krümmel aufzupiksen und dann davon flog. Kurz blickte ich ihm nach, danach beeilte ich mich pünktlich in Archiv zu sein. Ich wollte nicht schon am ersten Tag einen schlechten Eindruck machen.

Ilea

Ein schwacher Schatten fiel über mich und ich blickte auf. Es war eine junge, gut gekleidete Frau und sie lächelte freundlich: "Der Duft schmeichelt angenehm meine Nase. Mögen Sie mir sagen, ob ein solche wundervolles Duftwasser noch zu haben ist?" Ich richtete mich auf und bemerkte die elegante Kleidung, die sie trug. Bereits die gut ausgedrückte Worte hatten sie verraten. Sie war eine Frau von gutem Stand. Ich nickte schlicht und holte aus dem Korb eine neue kleine Phiole mit dem Duftwasser: "Der Hauptkomponent ist der Duft einer Jasminblüte." "Ich möchte so eine Phiole. Es ist hinreißend", meinte die edle Dame. Ich nannte ihr den Preis und sie war überrascht, wie "günstig" es war. Sie wollte gleich wissen, wie oft ich hier meine Produkte verkaufte und ich erzählte ihr von dem kleinen Laden im Gasthaus. Als sie ging, standen plötzlich ein paar andere Kunden bei mir. Die edle Dame war den Anderen aufgefallen und jetzt wollten sie das, was sie bei mir gekauft hatte. Diesmal schienen die Scherben mir Glück gebracht zu haben.


306

09.12.2020, 20:06

Cael

Die Sache mit der Musik und mir war, dass ich schnell die Zeit vergaß. Erst als meine Füße vom vielen Stehen allmählich kalt wurden, beendete ich meinen Auftritt und lächelte zufrieden. Ich hatte tatsächlich etwas Geld verdient. Zwei Goldmünzen von der Gruppe Frauen, die daraufhin in ein Geschäft mit Bekleidung verschwunden waren und dann ein paar weitere Münzen von Passanten, die wahrscheinlich ihr Kleingeld hatten loswerden wollen. Mir war es recht. Ich konnte mit allem etwas anfangen.
Mit der Gitarre am Rücken begab ich mich dann auf direktem Wege zum Vermittlungsgeschäft, um hoffentlich positive Neuigkeiten zu erfahren. Ich wurde allerdings eines Besseren belehrt, denn schon wieder erwarteten mich Absagen. Für zwei einfache Arbeiten... Warum klappte es nicht? Lag es an meinem Aussehen? Das machte mich schon etwas stutzig. Trotzdem blieb ich optimistisch gelaunt und verabschiedete mich von dem grimmig aussehenden Vermittler, dem ich vielleicht auf die Nerven ging. Mir egal. Ich würde es solange versuchen, bis ich Erfolg hatte. Außerdem ging ich nicht mit völlig leeren Händen zurück zum Gasthaus. Ileas Band hatte mir ja doch Glück gebracht und ich konnte es kaum erwarten sie zu sehen.

Imesha

Es ging nun etwas ruhiger zu am Palasttor, denn die gewaltvolle Aktion hatte den anderen Händlern Angst bereitet. Sie würden sich fortan brav verhalten, also konnte ich mich wieder anderen Dingen widmen, beziehungsweise einer Person. Ich sah noch, wie dieser Ryu in die Hocke ging, um ein Vögelchen zu füttern und dann zurück in den Palast eilte. Seine Mittagspause war wohl rum.
Ich sah ihm nachdenklich nach und betrachtete erneut den kleinen Vogel, der die Reste sekundenschnell verschlang. Zu dieser Jahreszeit gab es kaum etwas zu essen für die Tierwelt. Entweder sie erlagen der Kälte oder dem Hunger. Oder sie wurden von uns Menschen gejagt. Nur nicht von mir. Ich aß kein Fleisch. Dafür besaß ich eine zu enge Bindung zu Tieren. Umso mehr Rätsel gab mir der Fremde, weil ich niemanden kannte, der so großzügig mit einem kleinen Vogel umgehen würde. Außer Ruko, den ich aber nicht dazuzählte. Er hatte das Herz am rechten Fleck, das war schon länger bekannt und er war auch derjenige, der den Armen half. Ob ich ihn nach Ryu fragen sollte? Wenn jemand sich über die Leute, die im Palast arbeiteten, gut informieren konnte, dann mein Gefühlsvater.
Hm... diesen Gedanken merkte ich mir mal.
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307

09.12.2020, 20:18

Ryu

Gojo-sama schien wieder in dem Nebenraum zu sein und es war schade, dass ich bislang keinen einzigen Blick im Inneren erhaschen konnte. Aber da ich hoffentlich hier eine Weile arbeiten würde, bekam ich vielleicht in der Zukunft eine Chance dazu. Aber jetzt musste ich das Archiv entstauben und mit einem Staubwedel bewaffnet ging ich durch die Regale. Das war eine unbeliebte Beschäftigung, aber ich tröstete mich damit, dass ich mich dadurch mit dem System der Schriftrollen vertrauter machte. Immerhin stand für jedes Regal ein bestimmtes Thema, wie ich aus meiner Heimat in einer Bibliothek kannte. Ich fragte mich, ob Gojo-sama vor mir alleine das Archiv entstaubt hatte, doch ich konnte es mir nicht vorstellen. Bestimmt hatte er einer der Palastdiener dazu beordert.

Ilea

Mein Korb wurde nicht leer, aber ein paar Produkte konnte ich verkaufen und mein Beutel für die Münzen fühlte sich ein wenig schwerer an. Wäre ich der edle Dame nicht gestoßen, dann hätte ich mit leeren Hände nach Hause gehen müssen. Der Himmel wurde ein wenig dämmerig, denn im Winter blieb der Tag oft nicht lange hell. Es sah danach aus, als würde bald wieder schneien. Plötzlich spürte ich eine vertraute Schwingung und wie von selbst fanden meine Augen seine Gestalt. Er überragte den meisten jungen Männer auf und fiel mit sein helles Haar auf. Doch am Meisten fiel er mit seiner Ausstrahlung auf. Trotz in der finstere Zeit war er voller positive Energie und das ließ ihn wie ein heller Stern in der dunkle Nacht wirken. Ich ging auf ihn zu und bemerkte das Band, den er immer noch trug. Ich war ihm nicht aufdringlich gewesen und erleichtert atmete ich auf. "Hallo, Sensei. Hatten Sie Erfolg gehabt?", erwartungsvoll sah ich ihn an.


308

09.12.2020, 20:35

Cael

Es reichte nach der hübschesten Frau in der Menge Ausschau zu halten und schon landeten meine Augen auf Ilea. Ihre Wangen und Nase waren von der Kälte gerötet. Wie niedlich! Ich wollte sie am liebsten in die Arme ziehen, unterdrückte jedoch das starke Bedürfnis und lächelte sie stattdessen erfreut an. Sie hielt einen kleinen Beutel in den Händen. Darin vermutete ich Geld. >Offenbar hatten wir beide etwas Erfolg heute. Eine Arbeit habe ich zwar leider nicht gefunden, dafür aber mit meiner Musik Geld verdient.< erzählte ich ihr und deutete auf den leicht gefüllten Beutel, der an meinem Gürtel hing. >Ich nehme mir vor an verschiedenen Orten in der Stadt zu spielen, dann mache ich auf meine Musik aufmerksam und locke die Leute ins Gasthaus.< fuhr ich grinsend fort. Ich tippte mir mit dem Zeigefinger an die Schläfe.
>Schlau, nicht wahr?<

Imesha

Nach gefühlt zwanzig Stunden endete meine Schicht am späten Nachmittag und ich konnte endlich zurück in mein Zimmer, um die Kampfkleidung unter meinem Kimono auszuziehen. Sie hatte mich zwar warm gehalten, aber es gestaltete sich schwer mit mehreren Schichten Kleidung sich flüssig zu bewegen. Außerdem bedeutete es, dass ich den restlichen Tag nach meinen Vorlieben gestalten konnte. Seit heute Morgen zog es mich aufs Eis, deshalb zögerte ich keine Sekunde länger und packte meine Sachen, die ich fürs Eistanzen benötigte. Auf diese Weise konnte ich am besten abschalten.
Mit dem vollgestopften Gepäck im Arm verließ ich kurzerhand mein Zimmer und machte mich auf direktem Wege zu den Palastgärten. Ich bezweifelte, dass ich dort jemanden antreffen würde. Um diese Zeit und bei diesen Temperaturen gab es kaum Besucher. Was wirklich schade war, denn die Landschaft war atemberaubend. Besonders mit all dem weißen funkelnden Schnee.
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309

09.12.2020, 20:54

Ryu

Mittlerweile zählte ich nicht mehr wie oft ich niesen musste, meine Nase kribbelte ständig von dem Staub. Wenn Cael mich so sah, würde er mich bestimmt aufziehen. Mein Mundwinkel zuckte bereits bei den ausgedachten Kommentaren, die er äußern würde. Am späten Nachmittag war ich mit dem Putzen endlich fertig und Gojo-sama inspizierte alles ganz genau. Er benutzte sogar ein sauberes Taschentuch, um herauszufinden ob noch Staub daran klebte. Kein einfacher Mann, aber ich kam damit zurecht. Ich behielt mein höfliches Lächeln, nahm sein misstrauischer Blick nicht zu Herzen und wurde für den heutigen Tag entlassen. Mit Lohn in der Tasche verließ ich gut gelaunt das Archiv. Im Großen und Ganzen war es ein erfolgreicher Tag gewesen. Auf dem Palasthof fiel mir ein schmaler Weg auf, der vorhin mir nicht aufgefallen war. Es weckte meine Neugier und entspannt ging ich dorthin. Die Kaiserwachen reagierten nicht, also war es für mich kein verbotener Weg. Das was vor mir lag, hätte ich niemals erwartet. Wie konnte solche schöne Gärten einem schrecklichen Kaiser gehören? Auch wenn die Bäume nicht mehr ihre Blätter trugen, so war die Schönheit dieser Flecken Natur unverkennbar. Hier zeigte der Schnee seine andere Seite. Zeigte sich in seiner voller Pracht. Weiter hinten entdeckte ich eine Gestalt und sie ähnelte stark der Frau, der ich heute Morgen begegnet war.

Ilea

Meine Augen glitten zu seinem Beutel und ich war überrascht, dass er mit Musik Geld verdienen konnte. Dann war er bestimmt ein sehr talentierter Künstler, jedoch würden meine Ohren es niemals erfahren und daher konnte ich es nur vermuten. "Wenn Eurer Musik die Menschen zu unserem Gasthaus führt, wäre es wundervoll", nickte ich und mein Blick glitt zufällig zu dem Obststand. Wieder spürte ich einen plötzlichen Impuls: "Warten Sie einen Moment." Ich eilte zum Obststand und kehrte wenig später mit einer Orange zurück. Scheu lächelte ich Sensei an: "Lass uns unseren kleinen Erfolg feiern. Ich kenne einen Platz, wo wir die Orange teilen können." Mein Beutel fühlte sich wieder leichter an, aber ich bereute diese Entscheidung nicht. Entschlossen ging ich los, verließ den Marktplatz und durch ein paar kleine Gassen gelangte ich zu dem Brunnenplatz. "Zu wärmere Zeiten ist es hier ein gut besuchter Ort", erzählte ich Sensei und deutete auf dem imposanten Brunnen, dessen Wasser zugefroren war: "Wollen wir uns dort hinsetzen und die Orange genießen?"


Gehe offline, gute Nacht :)


310

09.12.2020, 21:24

Gute Nacht *_*

Cael

In meiner Brust wurde es schlagartig wärmer, als sie kurz verschwand und daraufhin mit einer Orange zurückkam. Ich musste nicht nach dem Preis fragen, um zu wissen, dass diese Frucht ziemlich teuer war und trotzdem hatte sie ihr hart verdientes Geld ausgegeben. Für uns beide. Sie wollte die Orange tatsächlich mit mir teilen. Verdammt... sie machte es mir wirklich schwer die Finger von ihr zu lassen. Sie und ihr schimmerndes goldenes Haar, ihre süße Stupsnase, die geröteten Wangen und ihre einladenden Lippen. Zur Wärme gesellte sich mein polterndes Herz dazu, während ich die Frau vor mir einsog wie frische Luft an einem sonnigen Morgen.
Ich wollte ein Lied für sie schreiben. Es kribbelte bereits in meinen Fingern nach meiner Gitarre zu greifen und loszulegen, aber zuerst wollte ich mit ihr gemeinsam diese Orange essen. >Sehr gerne, vielen Dank!< Breit lächelnd setzte ich mich mit ihr hin und wartete, bis sie die Frucht geschält hatte und mir eine Hälfte reichte. Da ich Orangen aus meiner Heimat kannte, wusste ich, was mich erwartete und biss voller Genuss ins saftige Fleisch. Mmh ja... fantastischer Geschmack! >Echt schade, dass sie so teuer sind. Ich könnte jeden Tag davon essen.< seufzte ich sehnsüchtig. Meine Hälfte hatte ich ziemlich schnell verschlungen.

Imesha

Ich ließ meinen Blick umherschweifen und atmete tief die Freiheit dieses Ortes ein. Trotz der Kälte, die meine Lungen füllte, fühlte ich mich wohl hier und zog in Gedanken summend meinen schweren Umhang aus. Ich legte ihn auf einem großen Steinblock neben mir ab, nachdem ich den Schnee mit einer Hand entfernt hatte. So wurde er nicht nass, während ich auf dem Eis war. Aus dem großen Beutel fischte ich anschließend meinen Schal heraus, band ihn mir um und wechselte zuletzt die Schuhe. Inzwischen hatte ich überall am Körper Gänsehaut, da meine Arme und Beine größtenteils freilagen. Das änderte sich aber schnell, sobald ich problemlos aufs Eis glitt und zunächst ein paar Runden zum Aufwärmen drehte. Mit jeder Bewegung, jedem weiteren Atemzug wurde mir wärmer. Meine Gedanken kamen endlich zum Stillstand und ich konnte mich ausschließlich aufs Eistanzen einlassen. Die ersten Melodien spielten sich in meinem Kopf ab. Sanfte Klänge, denen ich mich anpasste. Ich stellte mir vor, wie Sumire und Motaro mich lautstark anfeuerten, während ich für all die fremden Menschen eistanzte. Sie waren hier, um mich zu sehen. Sie wollten mit mir das Neujahrsfest feiern. Wollten in eine andere Welt entführt werden. In eine Welt, die ich mir vorstellte und darstellte.

https://www.youtube.com/watch?v=LrsH9vWq0Xg&list=WL&index=56
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311

10.12.2020, 19:13

Ryu

Sie verschwand hinter verschneite Büsche und einen Moment zögerte ich. Ich wollte nicht als aufdringlichen Mann erscheinen, doch meine Neugier war viel größer. Ich wollte wissen, was eine Frau wie sie in dieser einsame Landschaft tat. Denn trotz der Schönheit, die der Winter preisgab, war hier einen Hauch von Einsamkeit zu spüren. Ich ging den rutschigen Pfad hinunter und als ich die Stelle erreichte, wo die Fremde verschwunden war, entdeckte den zugefrorene See. Mein Blick blieb sofort an der Frau haften, die auf dem Eis tanzte. Es war als würde sie wie eine anmutige Fee über dem Eis schweben. Ich hatte einige außergewöhnliche Tänzer gesehen, die auf eine besondere Weise tanzten und Einem vollkommen in den Bann zog. Aber das hier war der außergewöhnlichsten und ausdrucksstärksten Tanz, den ich jemals gesehen hatte. Jede fließende Bewegung von ihr fesselte mich und die Gefühle, die sich in diesem unglaublichen Tanz widerspiegelten, berührten mich tief. Das war mehr als nur eine Leidenschaft, es war eine vollkommene Hingabe zu dieser Kunstform, wie ich es bei Cael mit seiner Musik kannte.

Ilea

Zuerst atmete ich die Hälfte meiner Orange ein, denn ich liebte nicht nur den Geschmack, sondern auch seinen Duft. Dann verstauchte ich die Schalen in einem sauberen Taschentuch, denn sie konnten verwertet werden und es wäre eine Verschwendung sie einfach wegzuwerfen. Schließlich genoss ich den ersten Biss der saftige Frucht. Ich mochte das Spiel zwischen süß und sauer. Diese erfrischende Orange war perfekt, es hatte genau die Reifegrad wie ich es am Liebsten aß. Meine Augen linsten zu Sensei hinüber, denn instinktiv spürte ich, dass er mit mir sprach. "Wäre es möglich würde ich immer Orangen essen und nie mehr was Anderes", antwortete ich und fuhr mit der Zunge über meine Lippen, die von dem Saft ein wenig klebrig geworden waren: "Wenn die Sonne ein Geschmack besäße, würde sie genauso schmecken. Und wenn man im Winter eine Orange isst, dann wird es Einem weniger kalt, weil man sich an die Sonne erinnert."


312

10.12.2020, 19:53

Cael

Damit gab Ilea zu, dass sie eine große Schwäche für Orangen hatte. Ich merkte mir das. Sollte ich mehr Geld verdienen und einiges ansparen, würde ich ihr einen ganzen Korb für sie kaufen. Jedes Lächeln von ihr war kostbar und ich wollte derjenige sein, der es ihr aufs Gesicht zauberte. Egal wie. Egal, was es mich kostete. Sie war es mir wert.
Ich lächelte sie warm an. >Wie die Sonne schmecken könnte, darüber habe ich mir ehrlich gesagt nie Gedanken gemacht. Aber deine Vermutung passt sehr gut. Orangen bedeuten für mich Sommer und Sommer bedeutet Sonne.< Mein Lächeln wurde breiter. >Hast du schon mal einen Früchtekuchen gegessen? Der meiner Mutter ist der Beste, den es gibt und da sind auch Orangenschnitten enthalten.<
Ich dachte gerne daran zurück und vermisste all die heimischen Köstlichkeiten, die ich gewohnt war. Schade, dass ich all mein Proviant bereits auf der langen Reise verspeist hatte, sonst hätte ich Ilea ein Stück Heimat zeigen können.

Imesha

Mit wild klopfendem Herzen kam ich zum Stehen und fasste mir an die Brust. Bilder der Vergangenheit zogen an meinem geistigen Auge vorbei. Szenen, wie eine große Menge Zuschauer applaudierte, Jubel, frohes Lachen der Kinder und dann zwei euphorische Personen, die ganz vorne standen und mich feierten. Ihre Augen strahlten, ihre Freude sprang auf mich über und plötzlich brach alles zusammen. Ich fiel auf die Knie und schlug einmal mit der Faust aufs Eis. Ein stummer Schrei auf meinen Lippen. Meine Augen brannten. In meinen Schläfen pochte es und meine Faust schnellte mehrmals hintereinander auf den harten kalten Untergrund. Das Eis blieb intakt, während in mir all die Scherben frische Wunden aufrissen. Ich schluchzte auf. Weinte Tränen, die in mir feststeckten.
Nur das Blut an meiner Hand weckte mich aus der Qual, die mich wie aus dem Nichts gepackt und heftig durchgeschüttelt hatte. Jedes Mal, wenn ich aufs Eis glitt, riskierte ich genau das. All die kostbaren Momente waren ein Segen, aber auch gleichzeitig ein Fluch. Ich liebte es zu tanzen, ich liebte es auf dem Eis zu sein. Doch der Schmerz... Dieser allumfassende Schmerz machte mich an Tagen wie diesen völlig fertig.
Zittrig atmend hob ich die verletzte Hand und betrachtete die Schürfwunden an meinen Fingern. Es tat nicht weh. Nicht wirklich. In mir drin schmerzte es mehr.
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313

10.12.2020, 20:46

Ryu

Der Zauber brach, als sie plötzlich auf die Knien fiel und mit der Faust auf das Eis einschlug. In ihrem Gesicht stand ein unausgesprochener Schmerz und ich fühlte mich wie ein Eindringling. Dieser Kummer war nicht für Fremde wie mich bestimmt. Sie glaubte mit ihrem Schmerz alleine zu sein und ich hatte das Gefühl, dass sie sich nur deswegen so zeigte. Leise zog ich mich zurück, auch wenn ihr Schluchzen den Wunsch in mir weckte sie zu trösten. Es verfolgte mich den ganzen Weg und auch das Bild, wie sie verzweifelt auf dem Eis sank, wurde ich nicht los. Sie war so verletzlich gewesen, sodass ich sie vor allem Übel beschützen wollte. Tief atmete ich ein und befand mich wieder auf dem Palasthof, den ich jetzt endgültig verließ. Es war Zeit zurück in das Gasthaus zu gehen, da die Wolken immer dunkler wurden und ich konnte in der Luft den bevorstehender Schneefall riechen.

Ilea

Ich runzelte mit der Stirn und schüttelte schließlich den Kopf: "Ich habe noch nie von einem Früchtebrot gehört. Vielleicht könnt Ihr uns zeigen, wie man ihn bäckt? Otōsan wäre erfreut ein neues Rezept kennenzulernen. Bloß müssten wir auf die Orangen verzichten." Ich bedauerte das, denn es klang verlocken ein unbekanntes Gebäck mit Orangen zu probieren. Ich schaute zum Himmel: "Jetzt sollten wir aufbrechen. Es wird kälter, das bedeutet bald wird es wieder schneien und Sie sollten mich nicht wieder tragen müssen." Verlegen sah ich ihn an und mir fiel etwas ein: "Oh, ich werde Ihnen natürlich Ihr Schal zurückgegeben. Ich war vorhin so dreist und hatte ihn einfach wieder ausgeliehen ohne zu fragen. Sie brauchen ihn bestimmt bald dringend, wenn Sie draußen Musik machen." Ich wurde noch verlegener, besonders weil ich merkte, dass ich ihm gar nicht den Schal zurückgeben wollte.


314

10.12.2020, 21:35

Cael

Ich wusste nicht, was ich getan hatte, damit sie verlegen wurde, aber es gefiel mir. Es gefiel mir, wie die Röte sich in ihren Wangen vertiefte. Sie war zum Niederknien. Ich vergaß beinahe ihre Worte und schüttelte die Schwärmerei fort, um konzentriert zu bleiben. >Du kannst den Schal behalten. Ich habe zwei andere im Gepäck.< Dass sie meinen Schal fortan öfters tragen könnte, stimmte mich mehr als zufrieden. Außerdem hatte ich selbst nicht vor ihr Haarband zurückzugeben. Es würde mir Glück bringen. Daran bestand kein Zweifel.
Ich stand auf und sah sie lächelnd an. >Außerdem darfst du mich gerne duzen. Ich bin vielleicht dein Sensei, aber in meiner Heimat wären wir längst Freunde.< Auch wenn ich die höfliche Distanz akzeptierte, die sie zu mir hielt, wollte ich sie dennoch wissen lassen, dass ich sie gern in meinem Leben hatte. Wenn sie trotzdem eher distanziert bleiben wollte, war mir das auch recht. Manche Leute brauchten länger zum Auftauen und für Ilea besaß ich genügend Geduld.

Imesha

Als ich mich einigermaßen beruhigt hatte, fror ich am ganzen Körper und meine Hand zitterte von all den Fausthieben. Ich eilte zu meinen warmen Sachen, zog mich um und atmete tief ein und aus. Mit aller Gewalt schob ich die Erinnerungen an damals in das dunkle Loch meines Gedächtnisses und hoffte, dass mich auf lange Sicht kein mentaler Untergang wie heute überfiel. Ich hatte mich auf offenem Gelände verletzlich gezeigt und das durfte ich keinesfalls wiederholen. Was, wenn mich jemand gesehen hatte? Was, wenn genau zu dem Zeitpunkt ein Überfall stattfand? Vielleicht sogar auf mich? Da draußen lauerten überall Gefahren.
Warm eingepackt kehrte ich schnurstracks in mein Zimmer zurück. Was ich jetzt brauchte, war eine Kanne Tee. Beruhigungstee. Damit sollte ich den restlichen Tag überleben können. Heute Abend erwartete mich nämlich eine wichtige Besprechung unter uns Jägern und auch wenn ich ungern dabei war, musste ich erscheinen. Ruko würde zumindest anwesend sein. Seine Gesellschaft machte alles erträglicher.
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315

11.12.2020, 19:07

Ryu

Meine Hände waren tief in den Taschen meines Mantels vergraben und den Kragen hatte ich hochgeschlagen, um den kalten Wind nicht im Nacken spüren zu müssen. Sobald ich über den Tag nachdachte, über meine neue Arbeit, wanderten meine Gedanken jedes Mal zu der junge Frau zurück. Es ließ mich einfach nicht los. Etwas an ihr hatte mich berührt und ich musste wissen wer sie war. Vielleicht konnte ich ihr irgendwie helfen. Das gehobene Viertel war jetzt belebter, als in der frühe Morgenstunde. Der Glanz hätte mich vielleicht beeindruckt, wäre ich nicht vorher in den ärmlichen Viertel gewesen, als Cael und ich zum ersten Mal hier waren. Ich wollte einfach schnell durch das Viertel gehen, doch dann entdeckte ich die Katze vom Vortag. Sie schlich aus der schmale Gasse, in dem sie gestern verschwunden war. Wieder wirkten die Augen zu aufmerksam für ein Tier und als sie davon trabte, blieb ich bei der schmale Gasse stehen. Ich ging in die Knien und tat so, als müsste ich mein Schuh neu richten. Dabei glitt meine Augen unauffällig in die schmale Gasse hinein. Ich wusste nicht was ich erwartet hatte, aber nicht, dass es ziemlich gewöhnlich aussah und weiter hinten schien eine Sackgasse zu sein. Ich stand auf und ging weiter.

Ilea

"Danke, der Schal ist wunderbar", bedankte ich mich aufrichtig und stand mit ihm auf. Dann sah ich ihn überrascht an. Freunde? Gegen das plötzliche warme Gefühl in meinem Brustkorb konnte ich nicht ankämpfen, es fühlte sich wie bei Ivoli an. Seit ich vor ein paar Jahren mit meiner Familie hierher gezogen war, hatte ich keine neue Freunde gefunden und schon im Dorf, in der ich einst gelebt hatte, hatte ich wenig Freunde gehabt. Kit zählte ich als ein Freund und sah in ihm sowas wie ein Bruder, jedoch war unsere Freundschaft anders. Ich konnte mich ihm nicht öffnen, es lag nicht daran, dass ich ihm nicht vertrauen würde. Ich wollte ihn vor meine Geheimnisse schützen und durch seinem Lebensumstand hatte er es schon schwer genug. Natürlich fiel ein großer Teil von mir schwer Vertrauen in andere Personen zu fassen, das wollte ich nicht verleugnen. Aber jetzt merkte ich, dass es mir ein wenig fehlte ein Freund zu haben, wo ich mich nicht verbergen musste. Wo ich einfach ich sein durfte. Vielleicht.....vielleicht sollte ich ihm eine Chance geben und über meinem Schatten springen. "Dann ist das Geschenk des Bands von einer Freundin und nicht von einer Schülerin. Es wird Ihnen....ich meine dir mehr Glück bringen", mein Blick wurde zaghaft.


316

11.12.2020, 23:18

Cael

Bei den Vier Wasserfällen... Ich war Ilea hilflos ausgeliefert. Dass sie das mit der Freundschaft unerwartet schnell akzeptierte und mich duzte, zwang mich beinahe in die Knie. Hatte mein Vater dasselbe empfunden, als er realisierte, dass er Gefühle hat? Dass sie besonders bei meiner Mutter sehr stark waren? War es das, was Ryu für seine erste Liebe empfunden hatte? Ich erinnerte mich gut an seine Beziehung. Wie sie ihn verändert hatte. Passierte dasselbe mit mir? Anders ließ es sich nicht erklären. Ich war noch nie verliebt gewesen. Nicht mal ein bisschen.
Es war für mich wie ein Schock, dass es mich ausgerechnet in einer anderen Welt traf und obwohl Ilea nicht annähernd dieselben Gefühle für mich hegte, reichte mir das. Vorerst jedenfalls. Ich wusste nicht so recht, was ich mit alldem anfangen sollte, aber allein Zeit mit ihr zu verbringen, fühlte sich richtig an.
Kurz sah ich das Haarband an meinem Handgelenk an, dann Ilea. >Danke! Ich werde dein Geschenk in Ehren halten.< grinste ich sie an. Wir erreichten wenig später das Gasthaus und ich spürte, dass Ryu noch nicht zurück war. Obwohl wir hier keine Magie anwenden durften, wusste ich trotzdem, ob er in der Nähe war oder nicht. Das war der brüderliche Bund, der über Magie hinausging. Er hatte bestimmt großen Hunger, wenn er nach einem langen Arbeitstag zurückkehrte. Mir ging es zumindest so. Die Orange hatte meinen Appetit mehr angeregt, denn kaum wechselte ich die Schuhe, meldete sich mein Magen mit einem leisen Knurren. >Möchtest du nach dem Abendessen mit dem Unterricht weitermachen?<

Imesha

Der Beruhigungstee half mir. Jedes Mal, wenn ich mir vornahm diesen Laden aufzusuchen, in dem diese Kräuter verkauft wurden, vergaß ich es dann doch, aber ich nahm mir fest vor morgen im Laufe des Tages dort vorbeizuschauen. Ich brauchte mehr von diesem Tee und wollte nicht ständig in die Küche rennen, um das in Auftrag zu geben. So verwöhnt war ich nun auch wieder nicht. Ich konnte mir meine Sachen selbst holen. Winter hin oder her. Die Kälte machte mir nicht wirklich etwas aus, sonst würde ich nicht Eistanzen. Man könnte meinen, ich sei eine Warmblüterin. Und trotzdem saß ich hier und trank heißen Tee, um die Kälte in mir zu vertreiben. Naja... Diese Kälte hatte zugegeben mehr mit meinem Gefühlszustand zu tun und es machte mich unruhig, dass ich vorhin dermaßen zusammengebrochen war. Mehr getroffen hatte mich allerdings die Tatsache, wie einsam ich mich im Nachhinein gefühlt hatte. Ruko mochte wie ein Vater für mich sein, aber er war nicht immer da. Er kannte nicht alle meine Schattenseiten und... Schuld daran trug ich. Wem spielte ich was vor? Natürlich fühlte ich mich einsam. Wenn man sich niemandem mehr öffnete, blieb man nur sich selbst überlassen. Damit musste ich wohl oder übel klarkommen in dieser verkorksten, grausamen Welt.
Genau diese Welt rief mich zu sich, denn das nächste Läuten der Glocken erinnerte mich daran, dass es Zeit für die Besprechung wurde.
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317

12.12.2020, 09:59

Ryu

Ein Reiter galoppierte an mir vorbei und das war auf dem einsamen Weg zum Gasthaus ein ungewöhnlicher Anblick für mich. In den letzten Tagen war ich sonst Niemand auf diesem Weg begegnet und ich sah dem Reiter nach, wie er immer kleiner wurde. Vielleicht machte er Halt am Gasthaus, um dort zu speisen? Aber dann würde er es nicht so eilig haben, selbst bei dieser Kälte. Es hatte auch nicht nach einem gemütlichen Galopp ausgesehen. Meine Schritte wurden schneller, denn es wurde langsam dunkler und ich wollte gerne ins Warmen des gemütlichen Gasthaus sein. Außerdem war Cael bestimmt schon neugierig wie mein erster Arbeitstag gelaufen war und ich wollte ihm unbedingt von der Frau erzählen, die immer noch in meinem Hinterkopf spuckte. Es ließ mich einfach nicht los. Und es war lange her, dass eine unbekannte Frau hartnäckig in meine Gedanken blieb. Eigentlich war es zuletzt bei Kida gewesen. Die wenigen kurzweiligen Beziehungen nach ihr waren nie weiter in die Tiefe gegangen. Die Leidenschaft war leider schnell wieder abgeflaut und ich hatte es jedes Mal bedauert. Ich suchte nicht verzweifelt nach Liebe, aber ich war auch keine Person für Liebschaften für eine Nacht. Ich erreichte das Gasthaus und entdeckte das dunkle Pferd, welches vorhin an mir vorbei geprescht war. Die Zügel waren an einem Balken festgebunden, das Pferd atmete schwer und schwitzte stark. Verärgert schnalzte ich mit der Zunge. Egal wie eilig der Reiter haben mochte, er hatte nichts davon wenn er sein Pferd unterkühlen ließ. Außerdem mochte ich es nicht, wenn man Tiere nicht respektvoll behandelte. Ich zog den Schal von meinem Hals und begann das feuchte Fell trocken zu schrubben. "Keine Sorge, mein Guter. Ich kümmere mich um dich", murmelte ich monoton. Ein gleichmäßiger Klang konnte die Nervosität eines Tiers nehmen.

Ilea

Wohlige Wärme empfing mich, als wir das Gasthaus betraten und ich spürte das leichte Kribbeln in meine erfrorene Nase, als langsam in ihr das Leben zurückkehrte. Ich nickte: "Ja. Ich habe noch viel zu lernen und nachdem ich gestern den ersten Schritt gewagt habe, wird es vielleicht naher für mich leichter sein." Wir wechselten die Schuhe und aus der Küche strömten bereits köstliche Düfte heraus. "Es duftet nach Gyōza ( mit Fleisch oder Gemüse gefüllten Teigtaschen ). Die kann Otōsan auch besonders gut und sind nach seinem Ramen früher auch beliebt gewesen. Sie gehören zu einer meiner liebsten Speisen, wobei ich eigentlich alles mag, was Otōsan kocht", erzählte ich meinem neuen Freund und hängte mein Mantel auf. Ein kalter Windstoß wehte herein, als abrupt die Tür geöffnet wurde und ein Mann trat mit gehetzten Blick herein. Sofort zog sich mein Magen vor Unwohl zusammen, besonders als sein Blick auf mich fiel: "Sind Sie Ilea Daaè?" Misstrauisch nickte ich: "Wer möchte das wissen?" "Kommen Sie", er packte einfach meinem Arm und in diesem Moment erschien Otōsan. Streng sah er den Fremden an: "Lassen Sie auf der Stelle meine Tochter los und sagen Sie mir, was Sie von ihr wollen!" "Kit hat mich nach ihr geschickt. Er ist verletzt", nervös leckte der Mann über seine Lippen. Meine Augen weiteten sich und ich griff nach dem Mantel: "Bringen Sie mich zu ihm."


318

12.12.2020, 10:52

Cael

Ich freute mich auf das lecker duftende Abendessen, aber noch mehr freute ich mich auf die gemeinsame Zeit mit Ilea. Es machte viel mehr Spaß mit jemand anderes die Zwischenwelt zu erkunden und vielleicht entdeckten wir heute einen neuen Ort, wo ich ihr mehr erzählen konnte. Außerdem würde ich sie schon bald lehren müssen, wie man verlorene Seelen reinigte. Das war besonders im Armenviertel dringend nötig, bevor sie sich in dunkle Schatten verwandelten und zur bösen Seite wechselten. Denn dann gab es kein Zurück mehr für sie.
Meine Gedanken wurden unterbrochen, als plötzlich ein Fremder schwer atmend auftauchte und nach Ilea packte. Ich reagierte instinktiv, als meine Hand vorschnellte und seinen Arm grob packte. Im Hintergrund hörte ich Gawain das sagen, was ich gerade dachte. Finger weg von Ilea. >Woher sollen wir wissen, dass du sie nicht wo anders hinbringst? Du bist ihr fremd und ich kenne dich auch nicht.< sagte ich warnend. Mein Blick fiel auf Ilea. >Wenn du wirklich mitgehen möchtest, komme ich mit. Das ist sicherer.< Bestimmt war ihr Vater da einer Meinung mit mir.

Imesha

Ich schleppte mich regelrecht zur Versammlung im Kleinen Saal und wäre am liebsten gleich wieder in mein Zimmer zurückgekehrt. Fast alle waren anwesend und saßen an einem kreisrunden Tisch. Ich entdeckte Mina, die völlig desinteressiert ihre langen feuerroten Nägel betrachtete, Kenji, der mit seinem massigen Körper zwei Sitzplätze einnahm und sich durchs kurz geschnittene schwarze Haar fuhr, Shou, wie er seelenruhig seinen Tee trank und in seinem beinahe komplett weißen Aufzug völlig blass wirkte und zuletzt Iska, dessen durchdringender schwarzer Blick auf mich fiel und er keine Miene verzog. Ich missachtete sie alle. Mit ihnen in einem Raum zu sitzen war schlimmer als mit Giftschlangen in kompletter Finsternis zu kuscheln. Das täte ich lieber als hier zu sein. Hoffentlich stieß Ruko schnell zu uns, weil ich nicht reden wollte und die anderen Jäger das einfach nicht kapierten. Wobei... sie verstanden es, aber es interessierte sie nicht. Für sie war es ein netter Zeitvertreib mir auf die Nerven zu gehen, bis mir der Geduldsfaden riss und ich mein Tabu brach.
Heute ging es mir mies genug, da brauchte ich nicht auch noch respektlose Kollegen um mich herum. Keine zehn Sekunden vergingen, da hob Mina den Kopf und musterte mich abfällig. >Du warst gestern mit Kaiser Oda beschäftigt, habe ich gehört. Ich verstehe wirklich nicht, was er an dir findet... Du hast absolut nichts zu bieten.< Es war Neid, der aus ihr sprach und es könnte mich nicht weniger interessieren, was sie über mich dachte. Von mir aus konnte sie Kaiser Oda ganz für sich allein haben. Das wäre das größte Geschenk für mich. Ich verdrehte bloß die Augen und schenkte mir Tee ein.
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12.12.2020, 14:38

Ryu

"So, nun bist du trocken. Ich gehe rein und schaue nach deinem Reiter. Wenn er länger fortbleibt, sorge ich dafür, dass du in den Stall kommst", ich klopfte auf dem kräftigen Hals und trat schließlich ein. Weit kam ich nicht, denn vor mir stand ein Mann. Vermutlich der Reiter und er wurde von Cael festgehalten. Der Mann wiederum ließ gerade Ilea los, nach dessen Arm er anscheinend gegriffen hatte. Und oben stand Gawain mit eine finstere Miene, sein Blick galt eindeutig dem Fremden. Sofort spannte ich mich an und schnappte die Worte von meinem besten Freund auf. "Ich komme auch mit", ich wusste nicht was vorgefallen war, aber es schien nicht zu schaden, wenn Ilea und Cael mehr Verstärkung bekamen. Meine Arme verschränkten sich vor dem Brustkorb, während ich den bleich werdender Mann beobachtete. "Wenn Kit verletzt ist, muss ich zu ihm. Er braucht meine Hilfe", sagte Ilea und ihr Blick hüpfte von der Person zu Person, als versuchte sie Herrin über der Situation zu werden. Ihr Vater machte eine seltsame Handbewegung, aber das schien ihre Aufmerksamkeit zu erregen. "Ich lasse dich nur gehen, wenn Cael und Ryu dich begleiten. Ansonsten wirst du hierbleiben. Wenn ich es könnte, würde ich dich selbst begleiten. Aber bei dieser Kälte macht mein Bein leider nicht mit. Wenn ich nach einer Stunde nichts mehr von euch höre, mache ich mich auf die Suche nach euch", sagte Gawain und sah den Fremden bedrohlich an: "In der Küche habe ich gelernt mit den Messer sehr gut umzugehen, also seien Sie gewarnt." Der Fremde wurde noch blasser und nickte stumm.

Ilea

Der Mann ließ mich los und unbewusst war ich meinem Sensei näher gerückt. In diesem Moment erschien auch Ryu-sama und wollte mich ebenfalls begleiten. Otōsan hätte mich niemals mit ihnen losziehen lassen, würde er den beiden Magis nicht vertrauen. Wenn es um mich ging, setzte er alles daran, dass mir möglichst kein Unheil geschah. Dennoch ließ er mir genügend Freiheiten, denn ihm war auch wichtig, dass ich eigene Entscheidungen traf. "Ich hole noch schnell ein paar Sachen", ich stürmte schnell in meinem Laden hinein und packte hastig notwendige Heilmitteln und Werkzeuge ein. Ich nahm nur Heilmitteln, die fast für jede Verletzung einsetzbar war. Immerhin wusste ich nicht, um was es sich für eine Verletzung handelte. Ich dachte auch an Alkohol für Reinigung, denn sauberes Wasser oder Ähnliches würde ich nicht im Armenviertel finden können. Ich kehrte mit dem Korb zurück: "Wir können aufbrechen." "Ich habe nur ein Pferd. Zu Fuß wären wir zu langsam und er könnte dann verbluten", der gehetzte Blick in den Augen des Mannes kehrte zurück. Ryu-sama regte sich und die Lippen bewegten sich: "Dann reiten Cael und Ilea vor, während ich Sie zu Fuß begleite. Sie müssen nur sagen, wo Kit sich jetzt befindet." Er nannte die Adresse, es war nicht Kit's Wohnstelle, aber ich kannte die Ecke. Sie befand sich auch im Armenviertel.


320

12.12.2020, 15:09

Cael

Ryu erschien und mit ihm kam die Forderung des Vaters, dass wir Ilea gemeinsam begleiteten. Dagegen hatte ich nichts einzuwenden. Ich ließ den Fremden los, er nannte uns die Adresse und sobald Ilea einen Korb mit Heilmitteln gefüllt hatte, verließen wir das Gasthaus. Aufgrund der aktuellen Situation hatte ich keine Zeit meinen besten Freund nach seinem Arbeitstag zu fragen, aber das holten wir später nach. Im Moment war es wichtiger diesem Kit zu helfen, der offenbar in Lebensgefahr schwebte.
Ich half Ilea auf das Pferd zu steigen, reichte ihr die Zügel und schwang mich anschließend hinter sie auf den Rücken des Reittiers. Inzwischen war es deutlich kälter geworden, darum schlug ich meinen Kragen hoch und rückte näher an Ilea heran. Unter anderen Umständen hätte ich ihren Körper an meinem überdeutlich wahrgenommen, doch meine Gedanken kreisten eher um das, was uns erwartete. Bevor wir losritten, nickte ich Ryu kurz zu. Wir würden uns nachher sehen. Zu Fuß könnte er zwar locker mithalten, aber da Magie verboten war, konnten wir nicht unmenschlich schnell rennen. Leider. Das Pferd gab sein Bestes und führte uns durch den leichten Schneefall und den fast leblosen Straßen des Armenviertels. Ich kannte den Ort nicht, wo Kit sich gerade befand, Ilea hingegen schon. Sie gab die Richtung an, während ich die Zügel hielt und das Pferd lenkte. Besser als wenn meine Hände irgendwo an ihrem Körper lagen, denn das hätte mich garantiert abgelenkt.

Imesha

Endlich trat Ruko ein und setzte sich an seinem üblichen Platz - mit dem Gesicht zur Tür. Rechts von mir. Mein Körper entspannte sich und ich setzte mich etwas aufrechter hin. Mit der Teetasse in der Hand betrachtete ich die Landkarte, die er mittig auf dem Tisch ausrollte und daraufhin kleine schwarze Figuren an diversen Stellen verteilte. Schwarz bedeutete Dämonen. Rot stand für Rebellen. Da er keine roten verwendete, hieß es, dass wir keine Angriffe zu befürchten hatten. Vorerst. Was die Yokai betraf, sah die Lage schlechter aus. Sie rückten näher. In kleinen Gruppen. Es gab aber auch ein paar einzelne Kämpfer, Kategorie 4 und 5. Die fünfte Kategorie bereitete mir gleich Kopfweh, denn sie bedeuteten am meisten Ärger.
Dass sie es bis zum ländlichen äußersten Ring der Kaiserstadt geschafft hatten, war besorgniserregend. Ihr Ziel war der Kaiser, wer sonst, gleichzeitig zögerten sie nicht und hinterließen eine fürchterliche Schneise aus Chaos und Blut. Unschuldiges Blut. Meine Hände verkrampften sich um die Teetasse.
Ruko blickte ernst in die Runde. >Wie ihr seht, ist die Lage binnen kürzester Zeit gefährlich geworden. Für uns alle. Die Yokai sind auf dem Vormarsch. Etwas hat ihren Blutdurst geweckt und sie dazu gebracht sich zusammenzuschließen. Das ist ein großes Problem.< Er fuhr sich übers bärtige Kinn. >Wir müssen die einzelnen Gruppen ausschalten, bevor sie sich vermehren. Das ist zunächst die oberste Priorität. Um die Kategorie 5 kümmern wir uns, wenn wir mehr Informationen erhalten. Die Späher sind bereits losgeschickt worden.<
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