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16.12.2020, 19:18

Ryu

Ich konzentrierte mich wieder auf meine Schreibaufgabe und beendete nach eine Weile den letzten Satz der Legende. Dann reckte ich mich und hörte ein erlösendes Knacken in meinem Rücken. Mein Blick glitt zu dem verschlossener Raum, was machte dort Gojo-sama? Den Schlüssel zu diesem Raum trug er immer bei sich, das hieß, ich könnte ihn nicht mal betreten, wenn er mal das Archiv verließ. Es sei den ich lernte, wie man einen Schloss knackte. Akela hätte es mir bestimmt beibringen können, dieser Mann hatte eine Truhe voller Tricks. Ich holte einen Staubwedel und machte mich daran wieder die Regale zu entstauben. Ich brauchte jetzt ein wenig Bewegung. Wieder wurde die Tür geöffnet und diesmal kamen drei Personen herein. Nach ihrer Kleider zu urteilen waren sie keine Diener. Vielleicht waren sie höher gestellte Bedienstete im anderen Bereich. Ich ging zu ihnen und begrüßte sie, dabei stellte ich mich auch vor. Dabei fand ich heraus, dass sie in der Verwaltung des Palast tätig waren. Sie brauchten meine Hilfe nicht, denn anscheinend wussten sie, wo sie was finden konnten. Aus dem Gesprächsfetzen fand ich heraus, dass der ganze Palast festlich geschmückt wurde. Es würden Adeligen zu Besuch kommen und ein Fest sollte sie empfangen.

Ilea

Er wollte mir wieder mit den Kranichen helfen? Das war wirklich sehr freundlich von ihm und diese Tätigkeit konnte ich ihm erlauben, da sie im Sitzen verrichtet wurde und seine Hände gesund waren. Ein verdächtiges Leuchten schlich sich in meine Augen: "Oh, das wäre wunderbar. Ich werde gut auf ihn Acht geben, damit du dir keine Sorgen um ihn machen muss." Ivoli schien der Idee auch zu gefallen, denn er setzte sich auf meiner Schulter und schmiegte sich an mich. Ich spürte wieder die Wärme in meinem Brustkorb und seit Langem war mir auch etwas leicht um das Herz. Meine düstere Gedanken schienen heute still zu sein. "Jetzt muss ich aber wirklich los", verabschiedete ich mich von Cael und huschte nach unten. In meinem Laden machte ich Halt, um ein paar Sachen einzupacken und dann ging ich in die Küche. Bestimmt hatten Kits Mutter und seine Schwester kaum etwas zu essen. "Es gefällt mir nicht, dass du alleine in das Armenviertel gehst. Der Angriff ist nicht mal einen ganzen Tag gewesen", äußerte Otōsan seine Bedenken: "Ich sollte lieber gehen." "Die Kälte tut deinem Bein nicht gut und du hast wegen morgen noch viel zu vorbereiten. Ich bin auch nicht alleine. Ich bin in Begleitung von einem Seelenführer aus der Geisterwelt. Er ist Caels treuer Gefährten", widersprach ich ihm. Fahrig fuhr er mit der Hand durch das Haar und er wirkte müde: "Manchmal bist du stur wie ein Esel." "Und du machst dir zu viele Sorgen. Ich verspreche ich bin in einer Stunde da", küsste ich auf seine Wange und bevor er noch etwas einwenden konnte, lief ich bereits los.


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16.12.2020, 19:45

Cael

Mir entging die Freude in ihren Augen nicht, als sie zustimmte Ivoli mitzunehmen. Nicht sie würde auf ihn aufpassen, sondern er auf sie. Nur so konnte ich sie reinen Gewissens gehen lassen, während da draußen all die Gefahren lauerten, die ich aus meiner Heimat nicht kannte. Hier musste man Tag für Tag auf einen Kampf vorbereitet sein. Leider ohne Magie. Dass ich keine anwenden durfte, störte mich gewaltig. Nur deshalb hatte ich diesen Schaden angenommen, andernfalls wäre der Kampf ganz anders ausgegangen. Ich hätte diesem Yokai gezeigt, wozu ein Mann wie ich fähig war.
Mir wurde deutlich bewusst, dass ich nach meiner vollständigen Genesung heimlich trainieren musste, um beim nächsten Mal unverletzt einen Sieg zu erringen. Waffen wie Ryu trug ich nicht bei mir. Meine Waffen bestanden nämlich aus reiner Magie, die ich direkt aus der Geisterwelt zog. Entweder ich kaufte mir demnächst ordentliche Schwerter oder ich musste mir etwas anderes einfallen lassen. Nochmal ließ ich mich nicht in diesem Maße verletzen.

Imesha

Während ich meinen Posten kein einziges Mal verließ, wurde fleißig weitergearbeitet, bis das Tempo merklich nachließ und einige Diener bereits den Platz verließen, um sich anderen Aufgaben zu widmen. In der Küche musste beispielsweise großes Chaos herrschen. Auch in der Gerüchteküche. Wenn es etwas gab, was die hier Arbeitenden gerne taten, dann lästern. Jeder stellte die wildesten Vermutungen an, wer die drei Gäste waren, die uns noch heute mit ihrer Anwesenheit beehren würden. Es fielen einige Namen, die ich allesamt aus den Schriften kannte und doch lagen sie häufig falsch. Als Elitemitglied war mir sehr wohl bewusst, wen wir erwarteten. Immerhin hatte ich mich Voraus über sie alle informiert. Das gehörte zu meinen Aufgaben dazu.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie nun die letzten Diener den prunkvoll geschmückten Eingang verließen und ich mir ihr Getratsche nicht mehr antun musste. Überall hingen Girlanden in den verschiedensten Rot- und Goldtönen. Die Farben des Kaisers. Kleine Laternen sorgten für funkelnde Beleuchtung, sobald die Sonne ihren Tiefpunkt erreichte und die vielen Blumen vollendeten das Gesamtbild. Ein süßer Duft hing in der Luft, den ich tief einatmete. Sumire hätte all das gefallen...
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16.12.2020, 20:15

Ryu

Nachdem die Besucher mit ausgeliehene Schriftrollen das Archiv verließen, kam Gojo-sama aus seinem "Versteck" und schickte mich in die Pause. Ich nahm mein Bentō und vor der Tür erwartete mich bereits der Kammerdiener von vorhin. Der Flur hatte sich völlig verwandelt, überall hingen Girlanden aus rot und gold. Ich mochte diese Farben, denn sie erinnerten mich an meine Heimat. "Na, wie ist es ein Gehilfen von Gojo-sama zu sein?", ein spöttischer Zug lag um den Mundwinkel von Zhaou. Da wollte Jemand wohl ein wenig lästern oder mich aushorchen. "Nach zwei Tagen kann ich nicht viel sagen, aber bislang gefällt mir die Arbeit", antwortete ich daher neutral. "Er hatte also noch nicht seinen berühmten Tobsuchtsanfall bekommen? Das wird noch auf dich zukommen. Er ist ein unerträglicher Mann", meinte er. Ich zuckte unbestimmt mit der Schulter und lenkte auf ein anderes Thema: "Wer ist denn dein Herr?" Wir gingen gerade über dem Palasthof, der Speisesaal für die Dienerschaft schien in einem anderen Gebäude zu sein. "Ah, das ist der hochverehrter Meister Li", er machte wieder dieses wichtiges Gesicht. Der Name sagte mir natürlich nicht, aber ich gab mich nicht der Blöße. Wir näherten uns dem anderen Gebäude und da fiel mein Blick auf Imesha.

Ilea

Die furchtbare Nacht hatte ich nicht vergessen, doch ich hatte in den letzten Jahren gelernt schreckliche Ereignisse zu verdrängen. Manchmal tauchten die erschreckende Bilder in meinem Kopf wie aus dem Nichts auf und verwandelten sich in Albträume, die mein Körper zum Zittern brachte. Aber in den meisten Momente schaffte ich es mich zu kontrollieren und mich nicht der Schwäche hinzugeben. In diese Zeiten durfte man nicht am Boden liegen bleiben, man musste gleich am nächsten Tag weitermachen, um zu überleben. Und da solche Angriffe zum Alltag gehörte, lernte man irgendwie damit umzugehen. Das war die traurige Wahrheit. Ich war froh, dass Ivoli mich begleitete. Ich hätte nicht offen zugegeben, dass ich nervös wurde je näher ich dem Viertel kam, wo die Nacht zu einem Albtraum geworden war. Ich atmete tief ein und ging entschlossen durch das Armenviertel. Es sah jetzt nach den Angriffen noch verwüsteter aus und Niemand würde sich darum kümmern. Ich konzentrierte mich auf meinem Weg und beachtete die Schatten in den schmalen Seitengassen nicht. Ich nannte sie immer verlorene Seelen. Endlich erreichte ich das herunterkommende Haus, in dem Kit und seine kleine Familie in zwei gemietete Zimmer wohnten. Ich klopfte an der morsche Tür und der Vermieter öffnete sie mir: "Was?!" "Ich möchte zu Mei Sono." "Sie ist oben", er schlurfte wieder in sein Zimmer. Ich ging die Treppe hoch und ein muffiger Geruch stieg in meine Nase. Irgendwo schimmelte es hier.


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16.12.2020, 20:34

Cael

Bevor ich mir mehr Gedanken um Waffen und Kämpfe machte, kehrte ich zu meiner Lieblingsbeschäftigung zurück: dem Musikmachen. Ich setzte mich auf meine Schlafmatte, nahm meine Gitarre wieder in die Hand und setzte das Lied fort, an dem ich vorhin gearbeitet hatte. Ich überlegte schon die ganze Zeit, in welcher Sprache ich singen sollte, denn ich fühlte mich mit meiner eigenen selbstverständlich wohler. Mit der neuen musste ich noch warm werden, bevor ich anfing an Texten herumzubasteln. Oder aber ich verzichtete vorerst aufs Singen, wobei... Das wollte ich auch wieder nicht. Mir machte das Singen genauso viel Spaß wie das Gitarrespielen selbst.
Nachdenklich zupfte ich planlos an den Saiten, suchte nach der Melodie, die irgendwo in mir verborgen lag und spinnte die Harmonie der Noten weiter. Musizieren war für mich so einfach wie Atmen. Ich tat es ohne groß zu überlegen. Darum kam ich ganz gut mit den Liedern voran und freute mich schon auf den Abend morgen, wenn ich sie präsentieren durfte.

Imesha

Ich wollte mich gerade abwenden und in eine andere Richtung gehen, da bemerkte ich zwei Personen, die mir entgegenkamen. Männer. Einer davon größer als der andere, kräftigere Statur und dunkles Haar. Ryu. Wir liefen uns ziemlich oft über den Weg. Dabei gab ich mir nicht mal Mühe ihn auszuspionieren. Momentan hatte ich leider zu viel zu tun. Trotzdem würde ich ihn im Auge behalten, solange er hier arbeitete. Wie es schien, hatte er bereits den ersten Kontakt geknüpft. Zhaou. Kammerdiener von Meister Li. Einer von vielen, die gerne über andere lästerten. Wenn Ryu an Informationen gelangen wollte, dann über ihn. Absicht oder Glücksfall?
Als wir aneinander vorbeigingen, nickte ich beiden höflich zu und verdrehte die Augen, weil Zhaou keine zwei Sekunden aushielt, um Ryu mit seinem Wissen zu beeindrucken. >Das ist rikugun taisa (Oberst) Imesha. Eine der sehr wenigen Frauen mit militärischem Rang. Sie redet mit niemandem, aber es gibt das Gerücht, dass sie sehr wohl sprechen kann. Kaum einer weiß, was in ihr vorgeht.< Er machte eine dramatische Pause. >Ich finde sie seltsam.<
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365

16.12.2020, 20:59

Ryu

Ich brauchte ihn gar nicht nach ihr zu fragen, denn er tat es von alleine und jetzt wusste ich was für eine Stellung sie hier am Palast hatte. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass sie einen militärischen Rang innewohnte. Nicht, dass ich ihr das nicht zugetraut hätte, denn in meiner Heimat gab es auch Frauen die eine Kampfausbildung hatten und man es aufgrund einiger Erscheinungsbilder nicht sofort vermuten würde. Was mich überraschte war, dass der Kaiser sich von einer Frau beschützen ließ, wo die Frauen hier nicht sonderlich gut behandelt wurden. Ich neigte leicht den Kopf: "Wir haben schon die Bekanntschaft gemacht und mit mir hat sie geredet. Sprache wird nicht nur durch unsere Stimme ausgedrückt und manchmal ist Schweigen Gold. Daran ist nichts Seltsames. Seltsam wäre es, wenn sie plötzlich grün werden würde, eine rote Nase bekäme, sich zu einer Kugel aufbläht und dabei quakt wie ein Frosch. Aber dies ist ja zum Glück nicht der Fall." Ich zwinkerte ihr kurz zu, während der Kammerdiener mich halb entsetzt und halb verstört ansah. Cael und ich hatten früher manchmal dieses Spiel gespielt, wir hatten uns die lustigsten Wesen ausgedacht und Cael hatte sie sogar gezeichnet.

Ilea

Mei öffnete mir mit furchtsamen Augen die Tür und ich sah die Erleichterung, als sie mich erkannte. Doch die tiefe Furchen der Sorgen wichen nicht von ihrer Stirn. Obwohl sie keine alte Frau war, sah wie eine alte Frau aus. Gebeugt von dem schweren Schicksal. Sie ließ mich in den kalten Raum eintreten. Es war eine kleine Küche mit einem Waschzuber in einer Ecke. Das andere kleine Zimmer diente als Schlafbereich. Ein Mädchen mit verfilzten Haar kam auf mich zu und schlang die magere Arme um mich. "Hallo Nori", strich ich über ihr Haar und sah ihre Mutter an: "Macht dir keine Sorgen um Kit. Er ist bei uns im Gasthaus und erholt sich von dem Angriff." Ihre Augen wurden wässerig: "Danke. Dieser Lausbub bringt mich noch ins Grab. Leider kann ich dir nichts anbieten." Sie versuchte das Chaos in Ordnung zu bringen. "Das macht nichts. Ich habe was für euch mitgebracht", ich stellte den Korb auf dem wackeligen Tisch ab: "Ihr könnt euch immer an uns wenden, wenn ihr Hilfe braucht. Bitte vergiss das nicht." "Du bist ein liebes Mädchen", sie strich über meine Wange. Ihre Finger fühlten sich rau von der schwere Arbeit an.


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16.12.2020, 21:13

Cael

Irgendwann hatte sich Egon auf mein Knie gesetzt, um mir beim Gitarrespielen Gesellschaft zu leisten. Ihm gefiel die musikalische Unterhaltung, darum spielte ich ein Weilchen länger, bis ich beschloss eine kreative Pause einzulegen. Es war gut, wenn man sich hin und wieder eine Auszeit gönnte. Manchmal bekam man dadurch bessere Ideen. Oder man nutzte die Zeit, um sich zu erfrischen. Eine Dusche klang genau richtig, besonders nach dem Überfall gestern und all dem Dreck, der an mir haftete. Man sah mir das alles zwar nicht an, aber ich fühlte mich schmutzig.
>Ich bin gleich wieder zurück.< lächelte ich Egon an, der wieder zurück zu Ryus Schlafplatz ging und sich aufs Kissen rollte. Das kleine Kerlchen war wirklich niedlich. Genau wie Ivoli. Ich hoffte, ihm und Ilea ging es gut und dass sie niemandem begegneten, der ihnen schaden wollte. Im schlimmsten Fall würde mich mein Gefährte sowieso benachrichtigen. Wunden hin oder her, ich würde alles stehen und liegen lassen. Da bislang nichts passiert war, konnte ich mich zumindest in aller Ruhe gründlich waschen. Das tat unfassbar gut.

Imesha

Eigentlich wollte ich nicht bis zum Ende lauschen, aber mich interessierte Ryus Reaktion. Da er von außen kam und sich neu im Palast einlebte, konnte ich viel über seinen Charakter lernen, wenn er mit anderen Arbeitern unterwegs war. Die meisten fügten sich ziemlich schnell. Lachten und lästerten mit, doch zu meiner Überraschung tat er das nicht. Er machte stattdessen einen Witz. Und zwinkerte mir zu, als bestünde eine Verbindung zwischen uns. Was aber nicht der Fall war. Ich wurde mit niemandem warm. Auch nicht mit ihm. Hier im Palast war Vertrauen eine Seltenheit und da ich es tatsächlich bevorzugte allein zu sein, ging ich kommentarlos weiter und ließ die Männer zurück. Mir war es sowieso egal, was die Belegschaft von mir dachte. Solange sie ihre Distanz zu mir wahrten, war alles in bester Ordnung.
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367

16.12.2020, 21:25

Ryu

Imesha ging nicht darauf ein und ging mit einer kühle Fassade weiter. Da ich mich mittlerweile an diese distanziertes Verhalten in Valaris gewöhnt hatte, störte es mich nicht stark. Es war nichts Persönliches. "Bist du verrückt?", raunte Zhaou zu mir, als wir ein Gebäude betreten. "Nicht, dass ich es wüsste", antwortete ich und schaute interessiert um mich herum. Auch hier wurde festlich geschmückt und diesmal duftete der Flur nach Essen. "Wenn sie es als eine Beleidigung aufgefasst hat, hätte sie dir die Kehle durchgeschnitten", antwortete er dramatisch. Ich zog ein Augenbraue hoch: "Ich denke sie kann gut einschätzen, was ein harmloser Witz oder eine Beleidigung ist. Hier ist also der Speisesaal für die Bedienstete?" "Jawohl", er ging durch eine offene Tür, wo ich laute Stimmen hörte. An mehrere lange Tische saßen Menschen und aßen in einem schnellen Tempo, als hätten sie nicht viel Zeit.

Ilea

Ich blieb kurz bei Kits Familie und wäre länger geblieben, doch ich hatte Otōsan das Versprechen gegeben in einer Stunde wieder da zu sein. Und ich hielt an meinem Wort. Der Zustand, in dem die Familie leben musste, machte mich jedes Mal traurig und ich wünschte mir, ich könnte für sie viel mehr tun. Doch auch ich besaß kein goldener Esel. Aber ein paar Münzen hatte ich in dem Korb versteckt, die Mei später finden würde. Ansonsten hätte sie es niemals angenommen. Aber sie brauchte bestimmt das Geld für die Miete und andere Sachen. Ich verließ das muffige Haus und ging rasch die matschige Straße hoch. Hier sollte man nie lange an einer Stelle verweilen. Ein Kaiserwache kam mir entgegen und als er vor mir anhielt, begann mein Herz unruhig zu klopfen. Ich hatte nichts getan, was seine Aufmerksamkeit erregen hätte können. Ich schaute auf, aber achtete darauf den Kopf gesenkt zu halten. Er umfasste mein Kinn und hob mein Köpf höher an: "Du bist ein hübsches Mädchen, willst du ein paar Münzen mehr verdienen?" Sein gieriger Blick ließ mein Blut zu Eis gefrieren.


368

16.12.2020, 21:47

Cael

Nach der Dusche fühlte ich mich deutlich entspannter. Mir gefiel die Einrichtung im Baderaum und dass man hier alles hatte, was man fürs Waschen benötigte. Ich achtete darauf den Raum sauber und ordentlich zu hinterlassen, ehe ich dann ins Zimmer ging, wo Egon weiterhin auf Ryus Kissen lag und meine Gitarre nur darauf wartete wieder benutzt zu werden. Vorher rubbelte ich aber mein Haar mit einem Handtuch trocken, schlüpfte in frische Kleidung und setzte mich erst dann hin.
>So, jetzt geht's weiter.< sagte ich zu mir selbst und summte die Melodie vor mich hin, während ich den leisen Gesang mit der Gitarre begleitete. Langsam nahm das Lied Gestalt an, es wurde eine Geschichte daraus, die erzählt werden wollte und-
Meine Hand verrutschte. Ich horchte auf und fasste mir an die Brust. Die darin gespeicherte Magie regte sich plötzlich. Schwingungen aus der Zwischenwelt, vertraut, da sie zu Ivoli gehörten. Hatte ich mir das bloß eingebildet? Angespannt legte ich die Gitarre beiseite und stand auf. Wenn Ivoli nach mir rief, dann nur, wenn es ernst war.

Imesha

Ich machte meinen Rundgang, beobachtete alles und jeden und stellte absolut nichts Merkwürdiges fest. Ein gutes Zeichen. Niemand plante einen Anschlag, aber das konnte sich im Laufe des Tages sowieso ändern. Im hinteren Bereich des Haupthauses wurden die Zimmer hergerichtet, in denen die Gäste nächtigen würden, wie erwartet konnte man die Küche nicht betreteten, es sei denn man wollte angeschrien oder niedergetrampelt werden und vorne positionierten sich die ersten Wachen in traditioneller Kleidung, um ein präsentables Bild abzugeben. Somit verlief alles nach Plan.
Nach zwei Rundgängen begab ich mich zurück zum Haupteingang und starrte über die Palastmauern hinweg zum blassen Horizont. Bislang waren keine fremden Fäden zu sehen. Unsere Ehrengäste waren wohl noch auf dem Weg und verspäteten sich. Bei dem harten Winter war das zu erwarten. Das gab den Dienern genügend Zeit, um alles Weitere zu erledigen und ich konnte mich für meinen kleinen Auftritt am Abend herrichten.
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16.12.2020, 22:13

Ryu

Der Speisesaal war ein Ort für Klatsch und Tratsch, eine brodelnde Gerüchteküche. Mir schwirrten schon der Kopf von lauter Namen. Dennoch sog ich all die Informationen in mich auf und würde sie heute Abend in meine Gedanken sortieren. Besonders das Fest war das Gesprächsthema Nummer 1. Es kamen anscheinend drei hochangesehene Adelige. Das weckte meine Neugier. Was für eine Rolle spielten sie für den Kaiser? Aber mich interessierte auch die Informationen über den Kaiser. Über ihn wurde nur im geflüsterten Ton gesprochen, Niemand wagte es was Schlechtes über ihn zu erzählen. Vielleicht gab es unter ihnen Jemanden, der sie anschwärzen könnte. Ich blieb schweigsam und aß mein mitgebrachtes Essen. Auf einige Fragen antwortete ich höflich, aber wurde nicht persönlich. Es war eine Rolle, die ich spielen musste. Nach der Pause kehrte ich zurück an meinem Arbeitsplatz und bemerkte die Stille des Archivs, nachdem ich in einem lauten Saal gewesen war.

Ilea

Ich riss mich aus meine inneren Erstarrung und sagte deutlich: "Ich bin nicht interessiert. Bitte lassen Sie mich weitergehen." Ich trat ein paar Schritte zurück, um mich von seiner Hand lösen zu können. Ich hielt den Blick gesenkt, um ihn nicht zu provozieren, aber meine Haltung blieb deutlich, um ihm kein falsches Signal zu schicken. Ich wusste, dass ich mich in eine brenzlige Situation befand. Die meisten Frauen in dem Armenviertel hatten einen solchen Übergriff von solchen Männer erlebt und waren seitdem gebrochene Gestalten. Und Männer in höheren Postionen nutzten ihre Macht aus, weil Niemand ihnen Einhalt gebot. Es wurde weggeschaut. Aber ich wollte nicht so enden. Ich ging schleunig an ihm vorbei und da griff er wieder nach mir. Ich reagierte schnell. Otōsan hatte mir die Kunst der Selbstverteidigung beigebracht. Zu meinem Unglück war es hier aber ein Kaiserwache, aber vielleicht konnte ich den Überraschungsmoment nutzen. Nicht jede Frau war in der Lage sich zu wehren. Ich schaffte es mich von seinem Griff zu befreien, weil er mit meiner Wehr nicht gerechnet hatte und lief diesmal los. Ich konnte ihn hinter mir spüren und ich wurde noch schneller. Ich musste aus dem Armenviertel schaffen. Woanders könnte er auffallen. Ein Ruck ging durch meinem Körper, als ich nach hinten gezogen wurde und diesmal schlangen Arme fest um meinem Körper. Ich zappelte wild, als er mich in eine Seitengasse schleppte. Ich schrie nicht, denn Niemand würde mich hören und es hätte mir mehr Kraft gekostet. Stattdessen senkte ich den Kopf und biss kräftig in seinem Arm. Ich stürzte zum Boden und drehte mich hektisch um, um meinem Gegner sehen zu können. Wut loderte in seine Augen und ich kroch rückwärts nach hinten. Da packte nach meinem Fußgelenk und zog mich an sich heran. Ich versuchte mit den anderen Fuß nach ihm zu treten und meine Hände glitten über dem Boden. Ich fasste nach etwas und dachte nicht lange nach. Ich schlug mit dem Gegenstand gegen seine Schläfe, als er zu mir hinunterbeugte. Wieder konnte ich mich löse, krabbelte eilig von ihm weg und stand stolpernd auf. Ich rannte tiefer in die Gasse bis plötzlich eine Mauer mir den Weg versperrte. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Ich durfte jetzt nicht in Panik verfallen. Mein Nacken kribbelte. Er kam. Und ich konnte seine Wut spüren. Ein wütender Mann am war am Gefährlichsten.


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16.12.2020, 22:46

Cael

Da! Schon wieder. Diesmal war es keine Einbildung, sondern ein eindeutiges Warnsignal. Bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, stürzte ich in den Flur hinaus, die Treppen runter und drückte die Tür dermaßen kräftig auf, dass sie beinahe aus den Angeln flog. Mir war es egal, dass ich in den Hausschuhen durch teilweise kniehohen Schnee rannte. Wenn es um die Menschen ging, die mir viel bedeuteten, würde ich sogar nackt durch Wind und Wetter rennen, solange ich rechtzeitig bei ihnen ankam. Ivoli hatte mir nicht aus Spaß dieses Signal geschickt. Ilea schwebte in Gefahr und es gab nichts anderes, was gerade Priorität hatte.
Wie ein Wahnsinniger eilte ich auf das Stadttor zu. Nur in dünnem Oberteil und locker sitzender Hose. Die Kälte biss sich an mir fest, aber ich drängte dieses Empfinden zurück und beschleunigte mein Tempo. Hier und da rutschte ich beinahe aus, weil der Boden zu uneben und glatt war, doch auch das hinderte mich nicht daran der Spur meines Gefährten zu folgen, die in das Viertel führte, wo nur seltsame Gestalten verkehrten. Hier war der Anteil der verlorenen Seelen besonders hoch, was meine Angst um Ilea weiter verstärkte. Yokai? Ein Überfall? Die schlimmsten Szenarien spielten sich im Schnelldurchlauf in meinem Kopf ab, bis ich endlich Ivolis vertraute Gestalt entdeckte. Die Knospe an seinem Schwanz flackerte unruhig. Er verschwand daraufhin in eine Seitengasse, ich folgte ihm und hielt abrupt inne. Ich registrierte Ilea mit zerzausten Kleidern vor einer Mauer stehend, Panik in ihrem Blick und einen fremden Mann, der die Kleidung eines Wachen trug und sich ihr bedrohlich näherte. Ab da sah ich nur Rot. Blinde Wut erfasste mich, wild und tobend wie ich sie nie zuvor erlebt hatte. Meine Kampfinstinkte übernahmen die Kontrolle. Ich ließ keine Sekunde verstreichen, da raste ich bereits auf den Kerl zu, der sich alarmiert zu mir drehte, jedoch eine gehörige Portion Schnee ins Gesicht geschleudert bekam, sodass er kurz die Orientierung verlor. Diesen unbedachten Moment nutzte ich, um ihm meine Faust mit voller Wucht zwischen die Rippen zu rammen, wodurch er keuchend nach vorne klappte und ich ihn in die Mangel nehmen konnte. Seinen Hals zwischen Elle und Oberarm eingeklemmt, drückte ich ihm prompt die Luft ab und spielte mit dem gefährlichen Gedanken ihn hier und jetzt zu erledigen. Es widersprach all meinen Prinzipien, aber ein Mann wie er... Er hatte sich an Ilea vergreifen wollen. Sie war bestimmt nicht das erste Opfer. Er hatte sicherlich vielen Frauen geschadet, ihnen unwiderruflichen Schaden zugefügt. Der Mann versuchte sich zappelnd aus meinem Griff zu lösen, japste nach Luft, wurde rot im Gesicht, während ich kein bisschen lockerließ. Diese unbändige Wut auf dieses elendige Stück Mensch setzte meine Vernunft aus, bis Ivoli in meinem Blickfeld erschien und mich regelrecht anschrie.
Schweratmend und wie vom Blitz getroffen, ließ ich von dem Mann ab, der bewusstlos zu Boden fiel. Ich stolperte ein paar Schritte zurück, spürte mein Herz wild in der Brust pochen. Meine Hand zitterte, weil mir allmählich bewusst wurde, was ich beinahe getan hätte. Aus Wut. Aus Rache. Für Ilea. Ilea... Mein Kopf ruckte nach oben und mein Blick fand den ihren. >Hat er dich... dich verletzt?<

Imesha

Nach ein paar Stunden fand der Schichtwechsel statt. Mina übernahm die restliche Tageszeit, sodass ich wieder in mein Zimmer verschwinden konnte, um kurz zur Ruhe zu kommen. Das tat ich mit einer Tasse Tee mit Blick auf den kleinen Garten im Innenhof. Ohne meine tägliche Dosis ruhiger Meditation würde ich den Abend sonst nicht überstehen. Ich dachte an all die Fremden, an ihre Blicke, an Kaiser Oda... Nichts wäre mir lieber als draußen in der Freiheit zu tanzen, weil ich dann das Gefühl hatte, als könnte ich jederzeit das Weite suchen. Eingesperrt in einem Raum, während alle Augen auf mir lagen und sich die Leute die verschiedensten Dinge vorstellten, besonders Männer... nein... das mochte ich ganz und gar nicht. Mina vielleicht, ich hingegen nicht.
Meine Gedanken wanderten zu Ryu. An unsere kurze Begegnung heute Morgen und zur Mittagszeit. Aus ihm wurde ich leider nicht schlau. Ich wusste nicht, ob er wie die anderen Männer war, aber das würde sich mit der Zeit zeigen.
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371

16.12.2020, 23:18

Ryu

Ich setzte mich wieder an dem Schreibtisch, um wieder ein paar beschädigte Originalen abzuschreiben. Diesmal ging es um die Geschichte der Währung. Ein trockenes Thema, denn im Grunde ähnelte sie auch den Geschichten der Währungen meiner Welt. Am Anfang hatte es nur den Tauschhandel gegeben bis Irgendwer die Idee kam Münzen zu erschaffen, damit auch Dinge gekauft werden konnte, wenn man gerade nicht was Passendes zum Tauschen hatte. Dann kamen die unterschiedliche Werte der Waren und schließlich eroberte die Münzen die Welt. Aber in meiner Welt waren dennoch der frühere Tauschhandel noch möglich, wenn der Gegenüber sich darauf einlassen wollte. In Valaris schien die Münzen eine große Rolle zu spielen und dass es im Ungleichgewicht war, hatte Cael und ich bereits am Anfang gemerkt. Vor allem diese komische Steuererhöhungen und Preisanstiege der Waren hatte überhaupt keine wirtschaftliche Stabilität. Diese extreme Grenze zwischen Armut und Reichtum war schrecklich.

Ilea

Ich spürte das Kribbeln in meine Füße, wie meine Atmung sich beschleunigte und mir schwindelig wurde. Mein Körper begann zu zittern, als ich mich umdrehte und mich an der Mauer presste. Meine Kraft schwand langsam dahin, je näher er kam. Kalter Schweiß bildete sich im Nacken und in meinem Kopf wurde es leer. Ich wusste nicht mehr wie ich mich wehren sollte, die Panik gewann die Oberhand. Plötzlich wurde er nach hinten gerissen und geschockt starrte ich Cael an, wie er den Mann verprügelte. Es war anders als gestern, als er gegen den Yokai gekämpft hatte. Das hier war viel roher und ich erkannte ihm kaum wieder. Ich sah wie er ihn würgte und nicht von ihm abließ, als wollte er ihn töten bis Ivoli zu ihm kam. Ich starrte ihn an, konnte mich kaum regen und obwohl sich seine Lippen bewegten, verstand ich nichts. das Kribbeln in meine Füße kroch immer höher und ich hörte ein Rauschen in meinem Kopf. Am Rand meines Sichtfelds wurde es langsam schwarz. Atme! Ich schnappte nach Luft, die eisige Luft kratze in meine Lunge und ein Zittern durchlief mich. Das Zittern wurde immer stärker bis meine Zähne schmerzhaft aufeinander schlugen. Ich schlang meine Arme fest um mich, um mein Körper zu beruhigen und sah Cael verzweifelt an, als könnte er mir die Kontrolle über meinem Körper zurückbringen.


Gehe offline, gute Nacht:)


372

16.12.2020, 23:30

Gute Nacht *_*

Cael

Es zerriss mich innerlich sie so zu sehen. Sie sah mich, gleichzeitig aber auch nicht. Ein Teil von mir fürchtete sich, sie könnte vor mir Angst haben, weil ich diesen Mann beinahe umgebracht hätte. Vor ihren Augen. Ich selbst konnte kaum glauben, zu was ich fähig war, wenn es das Wohl von Ilea betraf. Um ehrlich zu sein, hatte ich mir nie groß Gedanken darüber machen müssen, ob ich für meine Familie und engsten Freunde töten würde. Und ich wollte mir selbst keine Antwort darauf geben, denn im Moment war es wichtiger, dass ich Ilea zurück nach Hause brachte.
Sie zitterte am ganzen Körper, obwohl sie mehr Kleidung trug als ich und ihr Blick traf mich tief. Stärker als der Hieb meiner eigenen Faust. Nur kurz sah ich zum Mann am Boden, ehe ich dann zu Ilea ging, sehr bedacht darauf, ob sie vor mir zurückschreckte oder nicht. Sie wirkte verzweifelt, immer noch panisch. In ihrer unmittelbaren Nähe realisierte ich zudem, dass ihre Atmung außer Kontrolle war. Sie erlitt gerade einen Panikanfall. >Ilea.< Mit fester Stimme umfasste ich ihr Gesicht und zwang sie zu mir aufzusehen. Ihre Pupillen waren geweitet. >Ich bin da. Er kann dir nichts tun. Du bist in Sicherheit.< versicherte ich ihr. Eine Hand wanderte zu ihrer, die völlig verkrampft war und sich in ihren Arm krallte. Ich umschloss sie sanft. >Lass mich dich nach Hause bringen.<

Imesha

Als ich mich aufrichtete, stieß ich ein leises Seufzen aus. Entweder ich übte für meinen Auftritt heute Abend oder ich brachte die Schriftrollen zurück, die ich mal wieder in Rekordzeit studiert hatte. Das wäre der perfekte Vorwand, um ins Archiv zu gehen und dort auf Ryu zu treffen. Ich fragte mich, was Gojo-sama inzwischen von ihm hielt, da er fast alles und jeden verabscheute. Außer den Archivbestand, alte Herrscher und Kaiser Oda. Nur das respektierte er. Meistens kündigten die Leute bereits nach einem Arbeitstag bei ihm, aber dieser Ryu schien eine dicke Haut zu tragen, wenn er seine Launen kommentarlos hinnahm. Oder er hatte ihn noch nicht richtig wütend erlebt. Manchmal passierte es, dass er mit dem falschen Fuß aufstand und seine schlechte Laune wie Scharfgeschütze um sich warf. Das war eben seine Art. Mich verfluchte er dauernd, sobald ich seine heiligen Räume betrat, aber er überschritt nie diese eine Grenze, hinter der ich auf ihn wartete. Lauernd und gefährlich. Er war sich meines Titels mehr als bewusst. Wie viele andere Leute auch. Nur wusste niemand, dass ich gleichzeitig zur Elite gehörte. Die Elite blieb nach außen ein Geheimnis. Des Kaisers stärkste Waffe.
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373

17.12.2020, 10:47

Ryu

Endlich hatte ich dieses Schriftstück fertig und ich lehnte ihm Stuhl zurück, um mein Nacken zu kreisen. Meine Augen wanderten zum verschlossener Raum, wo Gojo-sama sich zurückgezogen hatte. Er schien weitgehend meine Fähigkeiten anerkennen, denn ich glaubte kaum, dass er sich ansonsten oft zurückziehen würde. Die Tür war keine Shoji, sondern eine richtige Tür zum Verschließen. Der Schloss sah gewöhnlich aus, also war es vielleicht gar nicht schwer ihn zu knacken, sollte Goto-sama mal das Archiv verlassen. Es wirkte, als würde er hier leben, was ich aber nicht glaubte. Da ich für heute alle meine Aufgaben verrichtet hatte, stand ich auf und gingen zwischen den Regalen. Jetzt hatte ich die Zeit mir die verschiedene Themen genauer anzuschauen. Vielleicht stieß ich auf etwas. was meine Interesse wecken könnte.

Ilea

Ich starrte ihn mit geweiteten Pupillen an, als Cael auf mich zukam und dann spürte ich die Wärme seiner Hände auf meine Wangen. Der Griff war nicht fest, sondern behutsam als hätte er Angst ich könnte sonst wie ein Glas zerbrechen. Dann spürte ich, wie eine Hand sich vorsichtig um meine schloss. Seine Lippen bewegten sich langsamer, formten überdeutlich die Worte und es dauerte bis sie mich erreichten. Ich erschauderte kalt, lehnte mein Stirn an seinem gesunden Schulter und schloss einen Moment die Augen. In meiner Kehle steckte ein dicker Kloß fest, aber die brennende Augen blieben trocken. Wenn ich mich dieser Schwäche hingab, hätte ich verloren. Tief atmete ich ein und ein angenehmer Duft stieg in meine Nase. Sein Duft. Er hatte mich beschützt und hatte dafür sein Leben riskiert. Sobald der Kaiserwache wieder aufwachte und sich an unsere Gesichtern erinnerte, würde besonders Cael was Furchtbares widerfahren. Es würde nicht bloß bei einer Gefängnisstrafe bleiben. Die Gesetze waren hart. Dunkle Erinnerungen griffen mit ihre kalte Fingern nach mir. Erinnerungen an einem anderen Mann, der mich beschützen wollte und dafür hatte sein Leben büßen müssen, weil dadurch sein wahres Ich aufgedeckt wurde. Und das gleiche würde mit Cael passieren. Sie würden herausfinden, was er in Wirklichkeit war und dann.....Ich löste mich schweratmend von Cael: "Ich lasse es nicht zu!" Abrupt drehte ich mich zu dem Kaiserwachen um, der immer noch bewusstlos war und alles in mir widerstrebte es sein Stirn zu berühren. Es gab noch etwas was ich mit meiner besondere Gabe tun konnte. Ich konnte Herrin über die Erinnerungen werden. Obwohl mein Körper immer noch zitterte, biss ich meine Zähne fest zusammen und tauchte in die Erinnerungen dieses Mannes ein. Am Liebsten hätte ich mich sofort von ihm losgemacht, als seine dunkle Erinnerungen auf mich einstürmten. Sie waren allesamt verdorben. Er war durch und durch ein schlechter Mann. Ich versuchte nicht dort genau hinzuschauen, mich nicht von diesem unheilvollen Sog mitreißen zu lassen. Dan fand ich die Erinnerungen nach denen ich suchte. Ich sah mein Gesicht, las dabei all seine schmutzige Gedanken und Gefühle. Mein Magen zog sich krampfhaft zusammen. Schweiß sammelte sich auf meiner Stirn, als ich mich darauf konzentrierte mein Gesicht verblassen zu lassen. Er würde sich nur an eine Frau erinnern, die er bedrängen wollte, aber er würde sich nicht an meinem Gesicht erinnern. Die Szenen zogen sich an mir vorbei und mein Herz wand sich qualvoll. Dann erschien das Bild, wo ich ihm mit etwas auf dem Kopf geschlagen hatte. Die Erinnerungen danach riss ich an mich. Ich ließ Cael vollkommen verschwinden. Er würde glauben der Schlag hätte ihm hart getroffen und die Frau konnte so ihm entkommen. Er würde Niemanden davon erzählen, so groß wäre für ihn der Schmach. Dann ließ ich ihn endlich los. "Du bist jetzt in Sicherheit. Lass uns gehen", ich sah Cael erschöpft an. Ein solcher Eingriff kostete viel Energie. Es war etwas, womit man nicht leichtfertig umgehen sollte. Mit Erinnerungen der Anderen zu spielen war falsch, aber ich hatte keinen anderen Ausweg gesehen. Ich hatte nur das Nötigste getan, aber selbst dafür musste ich den Preis bezahlen.


374

17.12.2020, 12:32

Cael

Sie zuckte nicht vor mir zurück, was mich sehr erleichterte, auch wenn ich mir gleichzeitig große Sorgen um ihren Zustand machte. Ihre Panik war greifbar. Drückende Spannung lag in der Luft, weshalb ich nicht wusste, wie ich mich zu verhalten hatte. Körperliche Nähe wäre bestimmt falsch. Die Menschen umarmten sich hier nicht. Dabei wollte ich für Ilea da sein, aber die Situation überforderte mich. Wäre sie eine meiner Schwestern hätte ich sie ohne Bedenken in eine feste Umarmung gezogen, deshalb überraschte es mich, als sie von sich aus Nähe suchte. Nur hielt der Moment leider zu kurz an. Sie löste sich abrupt von mir und beugte sich zu dem Mann vor, um etwas zu tun, das ich verspätet verstand. Erinnerungen. Sie pfuschte in seinen Gedanken herum, denn ihre folgenden Worte ließen genau darauf schließen, bevor sie dann uns zum Aufbruch drängte. Je länger wir hier mit einem bewusstlosen Wächter standen, desto größer die Chance erwischt zu werden.
Mir lagen einige Fragen auf der Zunge, aber ich behielt sie zunächst für mich. Dafür war später noch Zeit. Ich griff nach Ileas Hand und führte sie aus diesem schrecklichen Viertel, während Ivoli vor uns herflog. Er hatte sich ein wenig beruhigt. Was mich betraf, war zu viel los in meinem Kopf. Außerdem bemerkte ich ein schmerzhaftes Stechen in der Leiste und vermutete, dass die Wunde sich wieder geöffnet hatte. Der Verband wurde an der Stelle feucht und leicht warm. Verdammt. Dabei hatte ich mir heute vorgenommen ausnahmsweise brav daheim zu bleiben. Ich trug immer noch die Hausschuhe und spürte allmählich die eisige Kälte, die meine Zehen ganz taub werden ließ. Doppelt verdammt...

Imesha

Da ich sowieso nichts Besseres zu tun hatte, nahm ich kurzerhand die Schriftrollen an mich und machte mich damit auf den Weg ins Archiv. Ich hatte im Anschluss noch genügend Zeit, um mich umzuziehen und mit der Gruppe für die Unterhaltung zu treffen. Zwar trat ich selten mit mehreren Leuten auf, aber es war gut, wenn wir im Voraus den Ablauf des Abends besprachen, um möglichen Problemen vorzubeugen. Kaiser Oda legte großen Wert auf einen reibungslosen Verlauf der einzelnen Auftritte. Sie dienten hauptsächlich zur Ablenkung der Gäste, um sie in scheinbar belanglose Gespräche zu verwickeln und sie mit Alkohol zu versorgen. Lockere Zungen redeten mehr. Fügte man reizende Frauen ins Bild hinzu, wurden sie noch redseliger. Deshalb auch der Einsatz von Mina und mir, obwohl wir bereits zwei Berufe ausübten. Man könnte meinen, wir arbeiteten mehr als der General Ruko selbst. Da ich aber seinen Arbeitsplan gut kannte, wusste ich, wie hart er tatsächlich arbeitete. Die nächtlichen Ausflüge mal ausgenommen.
Ich erreichte das Archiv wenige Minuten später und drückte die Tür mit der Schulter auf. Das schwere Holz knarzte dabei leise, sodass es einem unmöglich war unbemerkt einzutreten. Deshalb reparierte Gojo-sama die Tür nicht. Dem Mann durfte ja nichts entgehen. Zu meiner Überraschung fand ich nicht ihn, sondern Ryu vor, dem er offenbar diesen Bereich des Archivs vollständig überließ. Sieh an, sieh an.
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375

17.12.2020, 14:24

Ryu

Ich blieb bei dem Regal über die Tier- und Pflanzenwelt stecken. Es gab zahlreiche Tierarten und Einige davon waren mir unbekannt, wie die Makaken (Primaten/Affen), dessen Gattung wiederum 23 Arten umfasst. Andere wiederum besaßen Ähnlichkeiten mit den Tierwesen aus meiner Welt wie der Sikahirsch. Mir fiel natürlich auf, dass hier keine mythische Tierwesen aufgelistet waren, die in irgendeiner Form eine Verbindung zu Magie besaßen. Aber dann lenkte mich eine Schriftrolle ab, wo es um die Riesensalamander ging. Sofort sog ich dieses neues Wissen in mich auf und meine Augen begannen zu leuchten wie bei einem Kind, dass tolle Geschenke zum Geburtstag bekam. Leider hatte Egon keine Ähnlichkeit mit diesem Wesen, denn er zählte zu den mythischen Wesen und Wasser würde niemals sein Heimatort werden. Dennoch war es spannend über den Riesensalamander mehr zu erfahren. Zum Beispiel hatte der Entdecker herausgefunden, dass dieses Wesen einen ausgezeichneten Tast- und Geruchssinn besaß, da er ein schlechtes Sehvermögen besaß. Ein Geräusch ließ mich aufschauen und ich entdeckte Imesha, denn von ihr aus hatte ich den Blick zur Tür. Ich rollte vorsichtig die Schriftrolle zusammen und schob ihn zurück zu seinem Platz. Ich ging mit einem freundlichen Lächeln auf sie zu: "Kann ich Ihnen behilflich sein?"

Ilea

Als er nach meiner Hand Griff und mich durch das Viertel führte, spürte ich die Leere in mir. Das dunkle Loch in meinem Brustkorb war größer gewachsen und ich spürte wie er mich in sich sog. Ich nahm von der Außenwelt nichts mehr wahr bis ich das Gasthaus erblickte. Da erwachte ich aus meinem betäubender Zustand und sah einen Moment Cael verwirrt an. Erst jetzt bemerkte ich seine Aufmachung. Er war nur in leichter Kleider und trug die Hausschuhe, zudem entdeckte ich die dunkle Stelle an seiner Leiste. Die Wunde hatte sich aufgerissen. "Du wirst dir noch den Tod holen", ich wollte ihn nach greifen, doch irgendwas stimmte nicht mit mir. Aus dem Augenwinkel nahm ich noch wahr wie die Tür aufgerissen wurde und dann wurde alles schwarz um mich.


376

17.12.2020, 17:32

Cael

Wir erreichten das Gasthaus in dem Moment, als sich die Tür schwungvoll öffnete und Gawain alarmiert auf uns zukam. Da registrierte ich die Schwäche in Ileas Griff und wie ihre Augen nach hinten rollten. Trotz des stechenden Schmerzes in der Leiste reagierte ich blitzschnell. Sie fiel direkt in meine Arme, sodass ich sie gleich hochheben und mit fest zusammengebissenen Zähnen ins warme Innere tragen konnte. Diesmal machte ich mit den Schuhen alles dreckig, aber das war wohl das kleinste Übel. Gawain war außer sich vor Sorge, murmelte irgendwas vor sich hin und führte mich in ihr Zimmer, damit ich sie auf ihre Matte legen konnte. Wieder meldete sich das Stechen meiner Wunde, doch ich ignorierte sie. Ilea nach nur wenigen Tagen erneut bewusstlos liegen zu sehen, weckte die Angst in mir, es könnte mein Fehler sein. Dass Ryu und ich hier lebten, zog vielleicht das Übel an. Ich wusste es nicht mit Sicherheit, aber es fühlte sich ganz danach an. Als ob die letzten Ereignisse zum Alltag dieser Familie gehörten... das konnte unmöglich der Fall sein.
Frustriert starrte ich zu Boden und merkte erst verspätet, dass mir jemand eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. Es war Makoto. >Du bist so schnell aus dem Haus gerannt, dass wir dachten ein Yokai wäre hinter dir her... Was ist denn passiert?< Sorge vertiefte ihre Falten und Gawain wirkte, als wollte er Dinge zerschlagen. Beide sahen mich erwartungsvoll an. Ich wollte ihnen die Bilder ersparen, die sich in ihrer Fantasie einnisten würden, aber ich schuldete ihnen eine Erklärung. Immerhin ging es hier um Ilea. Also berichtete ich ihnen von dem Vorfall und dass Ilea etwas mit dem Wachmann getan hatte, was vielleicht der Auslöser für ihre Ohnmacht sein könnte. Vater und Großmutter wechselten daraufhin einen vielversprechenden Blick, sagten jedoch nichts dazu. Zu gerne wollte ich sie fragen, warum Ilea dauernd ohnmächtig wurde, doch ich verstand, dass man als Familie Geheimnisse trug, die Außenstehende nicht wissen sollten oder durften. Ich wünschte nur, ich könnte irgendwie helfen.
Seufzend stand ich auf und wollte gehen, da hielt mich Gawain an der gesunden Schulter zurück. >Du blutest. Lass Makoto deine Wunde versorgen, ich bleibe solange bei meiner Tochter.< Da ich nichts dagegen einzuwenden hatte, nickte ich einverstanden und verließ gemeinsam mit Makoto das Zimmer. Ein schwerer Stein lag mir im Magen. Tonnenschwer.

Imesha

Er trat hinter einem Regal hervor und war ganz der höfliche Archivarsgehilfe. Es störte mich ein klein wenig, dass er inzwischen wusste, welche Stellung ich im Palast bezog, während ich über ihn kaum etwas wusste. Nur seinen Wohnort, seinen Namen und seine jetzige Arbeit. Ich brauchte mehr Informationen, um herauszufinden, was für ein Kerl er wirklich war und ob er ein falsches Spiel trieb. Allerdings war es schwer mein Misstrauen aufrechtzuerhalten, wenn er einem mit solch offenem Blick begegnete. Als gäbe es keine Sorgen, die ihn belasteten. Vielleicht war das der Grund, warum er mir suspekt war. Hier in Valaris gab es keine zufriedenen Menschen und trotzdem strahlte er genau das aus. Zufriedenheit.
Ich unterbrach meinen Gedankenfluss, indem ich ihm die Schriftrollen hinhielt, die ich nicht mehr benötigte. Mit den Augen schaute ich zu den Regalen, falls er meine Geste nicht verstanden hatte. Für die nächsten Tage würde ich mir dann neuen Lesestoff suchen, denn die Geschichte dieses Landes war sehr umfangreich. Ich hatte nicht annähernd genug gelesen, um sie vollends zu verstehen.
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377

17.12.2020, 19:32

Ryu

Ich nahm die Schriftrollen entgegen und antwortete auf ihre Geste: "Nur zu. Sie scheinen sich hier auszukennen und falls Sie doch meine Hilfe brauchen, sagen Sie einfach mir Bescheid." Ich lächelte sie noch einmal an und warf einen interessierten Blick auf die Schriftrollen. Es waren Geschichten über Valaris, ein Thema dem ich mich auch näher widmen wollte. Ich wusste über Valaris noch viel zu wenig. Ich begann die ersten Schriftrollen einzusortieren, deren Schubläden in der Nähe des Regals war, wovor Imesha stand. "Sie scheinen eine belesene Person zu sein. Ist es nicht faszinierend wie viele Geschichten es gibt? Und manche davon sind vor unsere Zeit geschrieben geworden", versuchte ich ein Gespräch anzufangen, denn ich wollte sie näher kennenlernen. Von allen Personen im Palast war sie am Interessantesten.

Ilea

Blinzelnd öffnete ich die Augen als eine Blüte meine Wange kitzelte und ich sah über mir die blütenvolle Äste der Sakura. Dann erblickte ich ein Gesicht, welcher zu mir gebeugt war. "Mattwei, du lebst", lächelte ich und genoss das zarte Streicheln auf meine andere Wange. Sein Blick wurde traurig und stumm schüttelte er den Kopf. Mein Lächeln verblasste, als ich mich erinnerte wo wir waren. Wir waren in der Traumwelt und Mattwei war vor langer Zeit gestorben. Nur seine Seele war in dieser Welt, während seine Hülle längst zur Erde geworden war. "Du muss mehr auf dich Acht geben, Ilea-chan", er küsste auf mein Stirn. "Ich musste es tun. Ich konnte dich schon nicht retten....", ich stockte und ein Zittern durchlief mich. Sein Blick wurde unendlich weich: "Wenn du es könntest, würdest du dich selbst opfern, um Anderen zu helfen. Besonders Diejenigen, die dir am Herzen liegen. Nicht wahr?" Ich antwortete darauf nicht, denn er kannte die Antwort. "Ich kenne Niemand, der so ein großes Herz wie du hast und doch ist es vor vieler Augen gut verborgen", fuhr er fort und seine Finger glitten sanft über meinem Hals. Wohlige Wärme erfüllte mich und ich wollte für immer hier sein. Bei Mattwei. Er hielt inne: "Du muss jetzt gehen." "Ich möchte bei dir bleiben", erwiderte ich und es schmerzte mich jedes Mal, dass er mich fortschickte. "Ich weiß, Ilea-chan. Aber du weiß ebenso, dass du nicht hier lange verweilen solltest. Aber bald gibt es eine Möglichkeit wie wir zusammenbleiben können und ich kann dich beschützen. Du brauchst diesen Mann nicht, du muss nur herausfinden wie ich die Traumwelt verlassen kann", er beugte sich tiefer und küsste mich.


378

17.12.2020, 20:05

Cael

Eine Wunde zum zweiten Mal zu behandeln tat mehr weh als beim ersten Mal. Ich musste mich sehr zusammenreißen, um nicht mitten in der Behandlung aufzustehen und das Blut einfach fließen zu lassen. Vor allem das Desinfektionsmittel brannte wie Feuer, war aber sehr wichtig, damit Makoto Nadel und Faden ohne Bedenken einsetzen konnte. Kommentarlos ließ ich das alles über mich ergehen, während meine Gedanken ständig um Ilea und meinen Gewaltakt kreisten. Ich hätte diesen Mann getötet, wäre Ivoli nicht erschienen. So viel stand fest. Ob ich es mir eingestehen wollte oder nicht, es entsprach der Wahrheit. Offenbar war ich zu einem Mord fähig, wenn man jemanden verletzte, der mir wichtig war. Damit wäre auch die Frage geklärt, ob ich für meine Familie und Freunde dasselbe tun würde. Selbstverständlich. Sie waren mir ebenso wichtig. Nur setzte mir diese Erkenntnis zu, weil ich als Miko eine ganz andere Beziehung zum Tod pflegte und daher das Leben sehr viel mehr schätzen sollte. Machte mich diese Bereitschaft zu einem schlechten Menschen? Konnte ich das mit meinen goldenen Prinzipien vereinbaren?
>Danke, dass du Ilea erneut vor einem größeren Übel bewahrt hast. Es bedeutet mir und Gawain sehr viel, dass es jemanden gibt, der sie beschützt, wenn wir es nicht können.< In ihren Augen bildeten sich Tränen und das schwere Gewicht in meinem Magen wurde ein wenig leichter. Wenn sie wüsste, wie viel mir Ilea inzwischen bedeutete... Manchmal konnte ich es selbst kaum fassen, wie mein Herz von einem Moment auf den anderen beschlossen hatte sich permanent an einen Menschen zu binden, den ich kaum kannte. Ich wusste nichts über ihre Narben, ihre Träume, ihre Wünsche... geschweige denn, warum sie so leicht in Ohnmacht fiel. War sie krank? Oder lagen die Gründe wo anders? Ich seufzte schwer und gleichzeitig zwang ich mich zu einem warmen Lächeln. >Für dich und Gawain würde ich dasselbe tun.< Und das war die reine Wahrheit.

Imesha

Er verstand und nahm die Schriftrollen an sich, sodass ich mich den Regalen widmen konnte, in denen es mehr über die Geschichte von Valaris zu lesen gab. Lange blieb ich nicht allein, denn Ryu gesellte sich gleich zu mir, um das Offensichtliche auszusprechen. Natürlich war es fantastisch wie vielfältig die Geschichte eines Landes sein konnte und dass die Leute früh begonnen hatten alles niederzuschreiben. Ohne sie wüssten wir kaum etwas über die Vergangenheit. Für mich unvorstellbar. Als belesene Person, wie Ryu richtig erkannt hatte, legte ich viel Wert auf das Wissen vor unserer Zeit, darum nickte ich zustimmend. Währenddessen glitt mein Blick über die Sammlung direkt vor mir, weil ich hier die Fortsetzung vermutete. Wäre ich nicht bereits für den Kaiser tätig, hätte ich gerne im Archiv gearbeitet, aber Gojo-sama hätte das bestimmt zu verhindern gewusst. Dieses alte Fossil... Es wunderte mich, wie viel Zeit er mittlerweile im verborgenen Teil des Archivs arbeitete. Vielleicht genoss er es keine Menschen mehr sehen zu müssen. Da waren ihm staubige Schriften lieber.
Ich lenkte meine Aufmerksamkeit zurück auf den groß gewachsenen Mann neben mir und musterte ihn neugierig. Mit der Hand deutete ich auf die Schriftrollen vor uns und zurück zu ihm, während ich die andere auf meine Brust legte. Hoffentlich verstand er die Frage, worüber er sich gerne informierte. Man ist, was man liest. Das hatte ich von Ruko gelernt.
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379

17.12.2020, 20:38

Ryu

Ich spürte ihren neugierigen Blick und etwas flackerte kurz in meinem Brustkorb auf. Ihre Hand begann sich zu bewegen und ich schenkte ihr meine volle Aufmerksamkeit. Wenn ich es richtig verstand, wollte Imesha wissen welche Themen mich interessierte. Ich ließ mein Blick über die Schriftrollen gleiten und verschränkte die Arme hinter meinem Rücken, während ein leichtes Lächeln meine Lippen umspielte: "Ich interessiere mich für viele Themen, vor allem die Tierwelt. Es ist so spannend Dinge über andere Lebewesen zu erfahren und von ihnen zu lernen. Ich hatte soeben etwas über den Riesensalamander gelesen. Er hat einen ausgezeichneten Geruchs- und Tastsinn, sodass das schlechte Sehvermögen eine geringe Rolle spielt. Aber am Interessantesten ist die Wirbelsäule, die Wirbeln sind ausgehöhlt.....oh, Verzeihung. Ich habe mich hinreißen lassen." Schief grinste ich und kratzte am Hinterkopf.

Ilea

Benommen öffnete ich langsam meine Augen und verschwommen erblickte ich die Decke meines Zimmers. Dass es meine Decke war, erkannte ich durch das kunstvolle Gemälde, die Sobo Makoto einst gemalt hatte. Mein Gesicht fühlte sich heiß an und ich atmete schwer. Ein besorgtes Gesicht tauchte auf, es war Otōsan und seine Hände begannen in der Luft zu tanzen: "Cael hat uns erzählt was passiert war. Von nun an wirst du nicht mehr alleine in die Kaiserstadt gehen, die Zeiten sind viel zu gefährlich geworden. Ich könnte mir niemals verzeihen, wenn...." Er hielt inne, ließ die Hände sinken und rang um Fassung. Ich hob meine Hand und legte sie auf seine Hand. Er gab sich die Schuld, was geschehen war, doch es war meine Entscheidung gewesen alleine zu gehen. Seine Schultern bebten kurz und der Schmerz in seine Augen ließ mein Herz schwer werden. Ich hatte ihm Kummer bereitet. Dann legte er die Hand auf meine Stirn und sein Blick war voller Sorge: "Du hast Fieber. Ich hole sofort die Medizin. Ich bin gleich wieder da." Ich rollte mich auf die Seite, als er das Zimmer verließ und zog die Decke bis zu meine Nase. Regungslos starrte ich ins Nichts.


380

17.12.2020, 21:06

Cael

Als Makoto den Faden durchschnitt und mir sorgfältig einen neuen Verband anlegte, bedankte ich mich herzlich bei ihr und bewegte probeweise den Oberkörper. Der Verband saß perfekt. Sobo Makoto winkte lächelnd ab. >Nichts zu danken. Du hast in den letzten Tag viel Gutes getan.< Hatte ich das? Irgendwie kam es mir vor, als wäre ich ein Versager, weil ich es nicht einmal geschafft hatte eine Arbeit zu finden. Es mochte sein, dass ich kein Problem damit hatte mit Musik auf der Straße Geld zu verdienen, aber... keine Ahnung... mir ging immer noch zu viel durch den Kopf.
>Darf ich Ilea sehen?< Mir entschlüpfte die Frage, bevor ich sie zurückhalten konnte. Ich wollte keinen falschen Eindruck erwecken, auch wenn für mich klar war, dass ich mich sehr stark um ihr Wohlergehen sorgte. Makotos Lächeln vertiefte sich leicht, ehe sie mich nach draußen in den Flur begleitete. >Lass mich zuerst nach ihr sehen und wenn sie möchte, hole ich dich später dazu.<
>Na gut, ich bin dann im Speisesaal.< Mir war eingefallen, dass ich mehr tun konnte als bloß wartend herumzusitzen. Ilea wollte bis morgen Kraniche basteln und da sie es momentan nicht konnte, würde ich das übernehmen. Ich war zwar lange nicht so talentiert wie sie, aber vielleicht erfreute sie die Geste.

Imesha

Dass er sich für viele Themen interessierte, bedeutete, dass er wissbegierig war, was wiederum kein Beweis für schlechte Absichten war. Besonders nicht dann, wenn er dermaßen leidenschaftlich von Riesensalamandern erzählte. Er log nicht. Ihm gefiel die Tierwelt tatsächlich und ich spürte eine Erinnerung in der Ecke meines Gedächtnisses, die sich mit aller Macht nach vorne drängte.

>Ime, Ime! Was ist das da hinten?< Die zierliche Hand packte nach meiner, während ich gut überlegte, welche Blumen ich pflücken sollte, um Sumire einen schönen Kranz zu basteln. Sie liebte Blumenschmuck, aber noch mehr liebte sie es mich mit Fragen zu löchern.
Lächelnd folgte ich ihrem Blick. Weiter hinten saß ein Häschen mit Hirschgeweih. Es stellte sich auf die Hinterbeine, schnupperte in die Luft und zuckte auf niedliche Weise mit den Ohren. Wir blieben nicht unbemerkt, aber der Hase blieb. Von uns ging keine Gefahr aus. >Das ist ein shikagi. Sie sind sehr scheu und vorsichtig. Man traut es ihnen nicht zu, aber trotz ihrer Vorsicht beschützen sie mit ihrem Geweih Kleintiere vor Fressfeinden.<
Sumires jadegrüne Augen leuchteten auf. Begeistert sah sie zwischen mir und dem Hasen hin und her. >Ich mag shikagi.<


Schnell verdrängte ich die verloren geglaubte Erinnerung und hoffte, dass meine Maske nicht verrutscht war. Wenn ich an Sumire oder Motaro dachte, wurde ich verletzlich und das konnte ich mir bei einem Fremden nicht leisten. Schnell suchte ich nach einer Ablenkung, als mir einfiel, dass er gerade von Riesensalamandern gesprochen hatte. Auch wenn ich kein längeres Gespräch führen wollte, zog ich meinen Schreibblock mitsamt Kohlestift hervor. Meine Finger flogen regelrecht über das Papier, bis ich ihm die beschriebene Seite zeigte: Die Wirbel sind vorne und hinten ausgehöhlt. Sie sind außerdem nachtaktiv.
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