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17.12.2020, 21:23

Ryu

Einen Moment wirkte ihr Blick abwesend, als wäre sie in eine Erinnerung gefangen. Aber dann verschwand schnell der Ausdruck von ihrem Gesicht, sodass ich mir nicht sicher war, ob ich es mir eingebildet hatte. Sie zog ihr Schreibblock hervor und diesmal begann sie was aufzuschreiben. "Du...ich meine Sie kennen sich mit Riesensalamander aus?", wieder überraschte sie mich und unbewusst trat ich ihr einen Schritt näher, während meine Augen anfingen aufgeregt zu funkeln: "Ich habe gelesen, dass sie in klaren, kühle Flüsse und Bäche zu finden sind, wenn man Glück hat. Haben Sie schon ein solches Wesen gesehen?"

Ilea

Ich spürte, dass Jemand in mein Zimmer trat. Es war Otōsan mit der Medizin und ich nahm ein paar Schlücke von der bittere Flüssigkeit. Als ich wieder im Kissen sank, schloss ich erschöpft meine Augen. Otōsan strich über meinem Haar und verließ das Zimmer, um mir die Ruhe zu geben. Ein Rütteln weckte mich aus dem unruhigen Dämmerschlaf und diesmal war es Sobo Makoto. Tiefe Furchen der Sorgen waren im Stirn zu sehen: "Ich werde naher für dich beten und Cael hat nach dir gefragt. Der Bursche sorgt sich um dich und möchte dir einen Besuch erstatten." Cael sollte mich nicht so sehen. Nicht an die Matte gefesselt. "Lass ihn kommen. Ich habe euch Beide beobachtet. Er scheint dir gut zu tun", sanft strich sie eine Haarsträhne aus meinem verschwitzten Gesicht: "Lass dich nicht in die Dunkelheit ziehen. Er könnte das Licht sein, das du brauchst." "Er kann kommen, wenn er Ivoli mitbringt", meine Hand bewegte sich kraftlos in der Luft. "Ich werde euch Teegebäck machen", sie verließ das Zimmer.


382

17.12.2020, 21:40

Cael

Anfangs hatte ich Schwierigkeiten das Papier richtig zu falten, doch mit der Zeit kam die Erinnerung an die einzelnen Schritte zurück und ich schaffte es den ersten Kranich zu basteln. Er sah nicht besonders gut aus. Trotzdem machte ich fleißig weiter und hielt damit meine Gedanken in Schach. Lieber dachte ich an meine Finger, die Papier sorgfältig falteten, als an das, was im Armenviertel geschehen war und wie es wohl Ilea ging. Hin und wieder bemerkte ich Gawain, der in der Küche arbeitete, irgendetwas hinter die Theke räumte und später dann Makoto, die ebenfalls in die Küche ging.
So sehr ich sie darum bitten wollte, nach Ilea sehen zu dürfen, hielt ich mich zurück und bastelte weiter. Ivoli saß währenddessen auf meinem Kopf, beobachtete mich und schenkte mir die Gesellschaft, die ich brauchte. Mehr und mehr Kraniche in den verschiedensten Farben und Größen sammelten sich in einem kleinen Korb, bis plötzlich Sobo Makoto erschien. >Du warst ganz schön fleißig.< bemerkte sie lächelnd. >Möchtest du zu Ilea? Ich habe für euch beide Teegebäck zubereitet.<
Erleichtert nickte ich. >Ja, gerne. Und danke für das Gebäck.< Den Korb mit den Kranichen nahm ich auf jeden Fall mit, denn ich wollte ihr zeigen, was ich bisher geschafft hatte. Makoto ging vor, öffnete den Shoji zu Ileas Zimmer und als ich hinter ihr eintrat, fiel mein Blick sofort auf ihre Gestalt am Boden. Sie sah aus, als hätte sie Fieber. Ihre Wangen waren gerötet und die Stirn glänzte. Die Sorge um sie kehrte mit voller Wucht zurück.
Ich setzte mich neben sie hin und musterte sie eingehend. >Kann ich etwas für dich tun?<

Imesha

Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen ihm mein Wissen über die Tierwelt zu offenbaren. Er wirkte überrascht darüber und kam mir näher, was ich seiner Begeisterung zuschrieb. Ich hatte zwei Möglichkeiten: Entweder ich verneinte oder ich führte das Gespräch fort. Klug wäre es die Distanz zu wahren, nachdem mich die Erinnerung von Sumire völlig unvorbereitet getroffen hatte. Das, was mich jedoch zurückhielt, war die Vorahnung, dass ich mir nachher den Kopf darüber zerbrechen würde. Allein mit meinen Gedanken zu bleiben, war keine gute Option. Jedenfalls nicht jetzt, wo Sumires Leuchten in den Augen zu präsent war. Ganz besonders, wenn der Mann vor mir ähnlich ausdrucksstarke grüne Augen besaß.
Ich starrte auf die unbeschriebene Seite vor mir, zögerte und schrieb weiter: Ja, ich habe sie früher sehr oft gesehen. Manchmal auch gefüttert. Es gibt sie aber nicht mehr. Der Kaiser hat sie jagen lassen. Ihr Fleisch gilt hier als Delikatesse.
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383

17.12.2020, 21:57

Ryu

Entgeistert starrte ich sie an und las nochmals die Worte: "Aber man kann doch nicht eine ganze Art aufessen! Das stört das Gleichgewicht der Natur." Wut funkelte in meine Augen und ich spürte wie mein Blut warm wurde. Als ich das merkte, atmete ich tief durch und versuchte die temperamentvolle Seite von mir unter Kontrolle zu bringen. Ich hatte nichts dagegen, dass die Menschen Fleisch aßen und ich ja selber Fleisch. Aber es galt es in Maßen zu essen und nicht mehr zu töten, als es nötig war. Und eine Art nur für den Genuss auszulöschen war barbarisch. Fahrig fuhr ich durch das Haar: "Vielleicht hat doch Einer überlebt. Tiere können sehr zäh sein und sich gut verstecken."

Ilea

Mir war unglaublich warm und ich hoffte die Medizin würde bald wirken. Ich hatte die Seite gewechselt und so konnte ich sehen, wie der Shoji beiseite geschoben wurde. Es war Cael und er setzte sich neben mir hin. Ich setzte mich schwerfällig auf und strich ein paar verschwitzte Haarsträhnen hinter meinem Ohr. Ich sah bestimmt fürchterlich aus. Ich schüttelte leicht den Kopf und sah auf meine Hände, die im Schoß lagen. Dann saß plötzlich Ivoli auf meinem Schoß und sah mich aus seinen treuen Augen an. Als er mich an mich schmiegte, legte ich zaghaft meine Arme um ihn und drückte ihn schließlich fest an mich. Mein Gesicht verschwand in seine weiche Federn und ich spürte den Kloß in meiner Kehle.


384

17.12.2020, 22:18

Cael

Trotz ihres jetzigen Zustandes schlug mein Herz ein wenig schneller, als sie sich aufrichtete und ihr das Haar über die Schultern fiel. In meinen Augen blieb sie wunderschön und ich wünschte, ich könnte ihr helfen, aber offenbar besaß ich nichts, was sie brauchte. Nur Ivoli, den sie fest an sich drückte. So langsam beneidete ich meinen Gefährten, der mehr in ihr auslöste, als ich mir zu träumen wagte. Möglicherweise war meine Anwesenheit doch zu viel für sie.
Ich sah den gefüllten Korb in meinem Schoß an und stellte ihn neben ihr ab. >Sie sind nicht so gut geworden wie deine, aber ich hoffe, sie gefallen dir.< sagte ich in sanftem Tonfall und stand langsam auf. Mir war klar, dass sie das nicht gehört hatte, doch ich wollte das mal gesagt haben. Beim Aufstehen spürte ich wieder das leichte Ziepen an der Seite und fasste kurz an die Stelle. Besser ich passte auf diese fiese Wunde an der Leiste auf, indem ich keine ruckartigen Bewegungen mehr machte.
>Bleib bei ihr.< flüsterte ich meinem Gefährten zu und schob den Shoji beiseite. Ich wollte etwas gegen die Hilflosigkeit tun, die mir nach wie vor schwer im Magen lag. Viellecht sollte ich etwas mehr basteln. Es war noch Papier übrig.

Imesha

Ich senkte die Hand mit dem Schreibblock und neigte den Kopf leicht zur Seite. Wut zeichnete seine Gesichtszüge, ein neuer Ausdruck, den ich mir einprägte, weil er sich sonst sehr gefasst und höflich gab. Offenbar lag ihm viel an Tieren. Er hoffte sogar, dass Riesensalamander überlebt haben könnten und auch wenn ich seiner Meinung war, sollten sie sich bis in alle Ewigkeit verstecken, um nicht Kaiser Oda in die Hände zu fallen. Er machte vor nichts Halt, wenn er eine seiner Launen hatte.
Kurz dachte ich nach, setzte den Stift wieder ans Papier und begann Punkte zu setzen, die auf den ersten Blick keinen Sinn ergaben. Ich fügte etwas schriftlich hinzu, riss die Seite aus dem Block und hielt sie ihm hin: Das ist das Sternbild des Riesensalamanders. Er wird nie wirklich aussterben.
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Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »talia« (17.12.2020, 22:29)


385

17.12.2020, 22:36

Ryu

Diesmal wirkte es, als wollte sie etwas zeichnen. Wobei es viel mehr nach Punkte aussahen, als sie mir den Block zeigte. Doch dann ergaben die Punkte einen Sinn, als ich die Worte las. Mein Blick wurde sanft: "Wer als Sternbild verewigt wurde, wird für immer weiterleben. Kennen Sie sich allgemein mit Sternbilder aus oder nur zufällig?" In dieser Frau steckte wirklich viele Überraschungen. Vieler ihrer Facetten, von denen ich einen kurz Blick erhascht hatte, schienen auf den ersten Blick nicht zusammenzugehören, doch bei längeren Hinsehen ergab es ein faszinierendes Bild. "Was ist hier los?", polterte plötzlich eine Stimme und ich schaute auf. Gojo-sama war rot im Gesicht und musterte mich zutiefst missbilligend an, als hätte ich die Schriftrollen in Stücke gerissen. Das musste wohl sein berühmter anstehender Wutanfall sein. "Wir haben uns ein wenig über ein Thema ausgetauscht, damit ich unserer Besucherin die passende Schriftrolle zu dem Thema geben kann. Ich dachte es wäre klug die Interesse der Besucher gut zu kennen. Es wäre doch schade, wenn sie enttäuscht von einem Thema sind, die ihre Erwartungen nicht entsprochen haben und das würde das Archiv vielleicht im falschen Licht rücken", antwortete ich mit einem freundlichen Lächeln: "Das Archiv ist ein Ort des reichen Wissens und genauso sollte er gewürdigt werden."

Ilea

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Cael einen Korb neben mir stellte und dann stand er auf. Er wollte wieder gehen. Ihm war anscheinend mein Zustand unangenehm und vielleicht bereitete ich ihm zu viele Probleme, dass er sich mit der Freundschaft anders überlegte. Meinetwegen wurde er gestern verletzt und heute hatte er meinetwegen beinahe einen Mann getötet. Dann fühlte er sich noch verpflichtet uns helfen zu müssen. Da wäre es kein Wunder, wenn es ihm langsam alles zu viel wurde. "Es tut mir leid, dass ich dich oft in eine unangenehme Lage gebracht habe. Ich kann es....ich kann es verstehen, wenn du die Freundschaft brechen willst. Aber bitte bleibe noch mein Sensei, ich möchte wirklich mehr über die Geisterwelt wissen", mein Hals kratzte, als ich sprach und ich hob den Kopf, damit ich die Antwort von seine Lippen lesen konnte.


Gehe offline, gute Nacht :)


386

17.12.2020, 23:05

Gute Nacht *_*

Cael

Überrascht hielt ich inne, als Ileas kratzige Stimme ertönte. Ich drehte mich zu ihr um und schloss den Shoji wieder, weil ich kaum glauben konnte, was für einen Unsinn sie von sich gab. Das lag bestimmt am Fieber, oder? Obwohl ich mir vorgenommen hatte keine ruckartigen Bewegungen zu machen, saß ich in Windeseile wieder neben ihr und griff nach ihrer Hand, weil ich nicht mehr widerstehen konnte. Ich musste sie halten, bevor sie mir in noch mehr Unsinn entglitt. >Was sagst du denn da? Du bist doch nicht für die Ungerechtigkeit in dieser Stadt verantwortlich. Wieso sollte ich dir das vorhalten?< Ungläubig schüttelte ich den Kopf. >Ich weiß nicht, wie die Leute hier Freundschaft definieren, aber wo ich herkomme, halten Freunde besonders in schweren, turbulenten Zeiten zusammen. Sie halten einander, wenn man zu zerbrechen droht und genau das möchte ich für dich tun. Ich war bereit einen Mann umzubringen. Um dich zu beschützen.< Mein Griff um ihre Hand wurde bei der Erinnerung ein wenig fester. Schwer atmete ich aus. >Du bist mir wichtig, Ilea. Ich bin kein gefühlskalter Mann, der das einfach abschalten kann.<

Imesha

Ein komisches Gefühl machte sich in meinem Magen breit, als sein Blick sich veränderte. Mir gefiel diese neue Wendung nicht. Es war, als würde ich mich auf unsicherem Grund bewegen. Wenn ich auf dem Eis tanzte, hoffte zwar ein Teil von mir, dass es unter mir brach, aber das hier... das hier war anders. Ich wollte gerade eine knappe Antwort aufschreiben, da donnerte Gojo-samas Stimme durch den Saal. Mir klingelte es beinahe in den Ohren bei seinem kräftigen Organ.
Wieder einmal gab sich Ryu beherrscht und formulierte seine Antwort so, dass man eigentlich nichts dagegen einwenden konnte. Nicht aus der Sicht eines Arbeitgebers, der gute Beratung zu schätzen wissen sollte. Hier ging es allerdings um mich. Um meine Anwesenheit im Archiv und dass sein Gehilfe sich mit mir unterhielt. Nur das hatte ihn gereizt. Dessen war ich mir absolut sicher. Meine Vermutung bestätigte sich in der nächsten Sekunde, als sein wütender Blick zu mir glitt. >Du führst doch sonst keine Gespräche, da kannst du gleich dir die nächsten Schriftrollen nehmen und verschwinden.< Dann sah er Ryu an. >Gute Beratung ist wichtig, aber diese Frau kennt sich hier leider gut genug aus, dass sie eine Beratung nicht nötig hat. Das wäre bloß Zeitverschwendung.<
Zeitverschwendung? Ich? Leicht angenervt zog ich eine Braue in die Höhe, während ich meinen Schreibblock samt Stift in meinem Kimono verstaute und nach den Schriftrollen griff, die auf Augenhöhe neben mir im Regal lagen. Dass ich mich hier bestens auskannte, ja, damit lag er völlig richtig, aber mich als Zeitverschwendung zu bezeichnen, reizte mich. Ich trat auf den alten Mann zu, der mir stur ins Gesicht sah und drückte ihm das eine Ende einer Schriftrolle in die Brust. Die erste Warnung seit langem. Plötzlich war er nicht mehr so redselig, sondern blieb stumm, während er innerlich kochte.
Mein Blick wanderte zu Ryu zurück, ich nickte zum Abschied und verließ daraufhin das Archiv. Mein Abgang passte zeitlich in meinem Tagesplan. Ich musste mich für den Auftritt fertig machen.
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18.12.2020, 09:59

Ryu

Ich musste mich zwingen meine Augenbrauen nicht hochziehen zu lassen, als Gojo-sama sich über Imesha aufregte. Mir war schon an einem anderen Tag die Spannung zwischen ihnen aufgefallen und ich dachte es läge daran, dass sie sich nicht in die Rolle der Frau fügte, die sich Valaris vorstellte. Aber es steckte noch mehr dahinter und die Frage war was. Als Imesha auf ihn zutrat, wirkte Gojo-sama plötzlich kleinlaut und in den wütende Augen mischte sich etwas sowas wie Furcht. Vielleicht lag es daran, dass er sich erinnerte welche Stellung sie hier am Palast hatte. Um eine militärische Ausbildung zu haben, musste man bestimmte Fähigkeiten besitzen und wenn sie hier als Frau eine solche Stellung geschafft hatte, dann war sie bestimmt beeindruckend. Ich erwiderte das Nicken des Abschieds. "Du wirst den Boden fegen und wischen, falls die hochverehrte Gäste sich das Archiv anschauen wollen", fauchte mich Gojo-sama an, was wohl meine Strafe sein sollte. Diesmal verschwand er nicht im Nebenraum, sondern saß am Schreibtisch und machte Papierarbeit. Dabei spürte ich immer wieder seinen Blick, während ich den Boden sauber machte. Innerlich verdrehte ich die Augen über sein theatralisches Verhalten. Ich würde mich nicht von ihm verbieten lassen mit wem ich reden durfte und mit wem nicht.

Ilea

Aufeinmal war Cael wieder bei mir und ergriff nach meine Hände. Wäre er mir nicht vertrauter geworden, hätte ich sofort meine Hände zurückgezogen. Seine Lippen bewegten sich ein wenig schneller, weil er aufgeregt war und dennoch konnte ich seine Worte folgen, da mein Kopf ein wenig klarer geworden war. Ich senkte den Blick und musterte unsere Hände. Eine solche Art von Freundschaft war in eine solche Zeit selten geworden. Ich hatte damals im Dorf die bittere Erfahrung machen müssen, dass eine Freundschaft durch Verrat enden konnte, wenn es um das eigenes Überleben ging. Seitdem wusste ich, warum ich mein wahres Ich verbergen musste. Von Anfang an hatte Otōsan es mir eingebläut und ich hatte als junges Mädchen bis zu jenem Tag nie wirklich verstanden, jedoch mich daran gehalten. Ich begann seine Hände zu studieren. Die Finger waren wirklich schlank wie die eines Künstlers, warm und überraschend weich. Aber ich hatte auch gesehen wie viel Kraft sich in diese Hände verbarg. Diese Hände wollten mich beschützen. Ich drehte seine Hände um und musterte die Linien der beiden Handflächen. Vage erinnerte ich mich, dass meine Mutter die Kunst des Handlesens beherrschte. Für mich jedoch waren es bloß Linien, weil ich nicht in diese geheimnisvolle Kunst eingeweiht wurde. Aber etwas sagte mir, dass in seiner Linie ganz groß die Treue stehen würde. Ich sah Cael an: "Ich möchte nicht, dass dir meinetwegen etwas geschieht. Ich...." Wieder senkte ich den Blick: "Ich habe Angst verletzt zu werden. Außen hin mag ich unberührt wirken und oft fühlt sich in mir kalt an, als wäre der Winter bei mir eingezogen. Aber tief in mir drinnen gibt etwas, was immer noch verletzt werden kann. Deswegen darfst du mir niemals Versprechungen machen und du muss auf dich Acht geben. Ich kann es nicht ertragen Jemanden zu verlieren, der mir wichtig ist."


388

18.12.2020, 16:20

Cael

Da war sie wieder. Die sanfte Wärme in meiner Brust. Mir gefiel es, wie sie meine Hände studierte und sich in aller Ruhe die Zeit dafür nahm. Obwohl es nur meine Hände waren, kam es mir vor, als versuchte sie mehr über mich zu erfahren. Sie konnte mich fast alles fragen, aber stattdessen gestand sie mir, welche Angst in ihr schlummerte und dass sie sich um mich sorgte. Es bedeutete mir viel, dass sie sich mir trotz allem öffnete und freute mich gleichzeitig über den Fortschritt zwischen uns beiden. Ich war ihr doch nicht so egal wie erwartet.
Lächelnd drückte ich ihre Hände und formulierte die nächsten Worte mit Bedacht. >Einverstanden. Keine Versprechungen, außer dass ich dein Freund bleibe, egal, was kommt. Und ich passe schon auf mich auf. Ich bin stärker als du denkst.< Letzteres sagte ich mit einem kleinen Grinsen. >Im Gegenzug möchte ich aber auch, dass du vorsichtig bleibst und weniger allein durch die Gegend spazierst. Offenbar gibt es da draußen mehr Übel als sonst.<

Imesha

Für den Auftritt benötigte ich deutlich weniger Kleidung, da ich mich frei bewegen wollte, damit die Bewegungen graziler und fließender wirkten. Es diente auch zur Ablenkung. Je mehr Haut man zeigte, desto aufmerksamer wurde der Zuschauer. Besonders Männer. Das letzte Fest war eine Weile her und ich hoffte, dass nicht allzu viele Leute anwesend sein würden. Wegen der Kälte würde der Abend zumindest im Großen Saal stattfinden, sodass ich keine Erkältung riskierte, wobei das bei mir eher selten der Fall war.
Als die Kleidung perfekt saß, kämmte ich mein Haar und band es zu einem hohen Zopf zusammen. Anschließend cremte ich meine Haut ein, von Kopf bis Fuß. Ein blumiger Duft breitete sich in der Luft aus, den ich tief inhalierte. Obwohl ich Blumen mit Sumire und ihrem Tod verband, brauchte ich hin und wieder diese Erinnerung. Die tiefe Verbundenheit, die ich einst empfunden hatte. Sie gab mir Kraft und Zuversicht. Ich wünschte, Sumire könnte dabei sein und mir zuschauen, aber das war leider nicht möglich. Ich würde ihr Lachen und ihren wilden Applaus nie mehr hören. Schwer schluckend schlüpfte ich in meine Schuhe mit dünnen Sohlen und atmete tief durch.
Mir wäre es lieber den Abend in den Palastgärten zu verbringen. Nur rief die Pflicht und der musste ich nachgehen.
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389

18.12.2020, 19:47

Ryu

Putzen gehörte definitiv nicht zu meiner Lieblingsbeschäftigung und daher war ich in meiner Heimat über den Luxus froh gewesen, dass es Bedienstete gab, die mein Zimmer putzten. Nur mein Arbeitsraum blieb für ihnen Tabu, da machte ich es selber ordentlich. Ich wollte nicht, dass man versehentlich meine Forschungen durcheinander brachte. Nach dem stundenlangen Putzen, es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, hatte ich endlich Feierabend. Gojo-sama schenkte mir zum Abschied sein eisiger Blick. Anscheinend war er noch immer wütend darüber, dass ich mich mit Imesha unterhalten hatte. Was meiner Meinung sehr kindisch war. Sein Problem mit ihr war nicht mein Problem und bislang fand ich die junge Frau vollkommen in Ordnung. Und faszinierend. Draußen leuchteten die Laternen, wodurch die Dekorationen noch festlicher wirkte und Musik schwebte über dem Palasthof. Das würde Cael gefallen. Viele Bediensteten huschten umher, hier kam man wohl nie zur Ruhe. Ein Aufschrei durchschnitt die kalte Abendluft und ich entdeckte eine kleine versammelte Gruppe, die durcheinander riefen. Neugierig kam ich ihnen näher und sah ein Mann auf dem Boden, der an seinem Fuß fasste und sein Gesicht vor Schmerz verzogen hatte. Aus den aufgeregten Stimmen nahm ich heraus, dass er über dem glatten Boden ausgerutscht war und nun sein Fuß verstaucht hatte. "Haltet ein!", rief eine herrische Stimme und ein älterer Mann erschien. Stirnrunzelnd sah er den Verletzten an: "Du bist wohl nicht mehr in der Lage deine Aufgaben nachzugehen." Dann fiel sein Blick auf mich: "Sie da. Wer sind Sie?" "Ich bin Ryu, der Gehilfen von Gojo-sama aus dem Archiv", stellte ich mich vor. "Nun, Sie werden jetzt an seiner Stelle treten. Sie werden wohl die Gäste bedienen können, nicht wahr?", streng sah er mich an. Er war ein Mann, der kein Widerspruch duldete. Er war gewöhnt, dass man seinem Befehl folgte. "Nur wenn ich dafür einen Lohn erhalte", antwortete ich kühn. Seine Augen wurden kurz schmal und knapp nickte er: "Nach dem Fest solltet ihr euren Lohn erhalten. Ihr braucht andere Kleidung. Hm, Ihr seid ein sehr stattlicher Mann, aber da wird man schon was finden können. Shin!" Ein Jugendlicher kam zur Vorschein: "Kleide ihn ein und weise ihn in seine Aufgaben ein. Los! Das Fest beginnt in jeden Augenblick und der Kaiser wünscht sich einen reibungslosen Abend!"

Ilea

Dass er stark war, hatte ich bereits bei dem Kampf gegen den Yokai erfahren. Dennoch konnten selbst die Stärksten fallen. Aber es beruhigte mich ein wenig, dass er auf sich Acht geben würde. "Ich gebe mir Mühe", antwortete ich ihm und wurde bedrückt: "Seit einem Monat sind die Zustände schlimmer geworden. Es war davor nicht rosig gewesen, aber in letzter Zeit wird es allmählich zum Alltag. Ich habe das Gefühl, dass die Welt aus dem Gleichgewicht geraten ist und das viele Menschen mehr anfällig für dunkle Gedanken werden. Und dann haben wir natürlich noch das Problem mit den Yokais." Den Kaiser erwähnte ich natürlich nicht, obwohl er einer der Hauptursache der Probleme war. Dann schüttelte ich leicht den Kopf: "Genug von den bedrückende Gedanken. Der Erlebnis heute genügt." Kurz erschauderte ich, dennoch merkte ich, dass es mir ein wenig besser ging. Mein Gesicht glühte nicht mehr so heiß, die Medizin schien zu wirken und Cael ließ mich den Winter in meinem Herzen vergessen. Besonders die Wärme seiner Hände hatte was Tröstende. Mein Blick fiel auf dem Korb. "Du hast weiter die Kraniche gebastelt", stellte ich erstaunt fest und nur eine Hand löste sich von Seiner, um nach einem Kranich zu greifen: "Sie sind wunderschön geworden." Der Kranich in meiner Hand mochte nicht perfekt sein, aber das war gleichgültig. Die Gestik wusste ich viel mehr zu schätzen: "Danke."


390

18.12.2020, 20:21

Cael

Ihre Worte erinnerten mich an das, was Taro Ryu und mir vor seinem Tod erzählt hatte. Dass Valaris dem Untergang geweiht war und sich die Angriffe der Yokai häuften. Die Zwischenwelt war, soweit ich wusste, noch intakt, aber das konnte sich ganz schnell ändern, wenn die Dinge weiterhin so liefen. Ich musste nach und nach dafür sorgen, dass die verlorenen Seelen zumindest ihren Weg ins Jenseits fanden, um nicht weiter negative Energie in diese Realität zu bringen. Das würde ich dann Ilea lehren, denn diese Aufgabe war eine der wichtigsten als Miko. Für eine reine Balance zu sorgen.
Erst jetzt bemerkte sie den Korb gefüllt mit Kranichen und griff mit einer Hand nach einem Exemplar. Ihr Kompliment machte mich irgendwie verlegen. Ich lächelte schief und rieb mir den Nacken. >Danke. Es war für meine Verhältnisse ganz schön aufwendig, aber es freut mich, dass sie dir gefallen. Dann hat sich die Mühe gelohnt.< Da ihre andere Hand noch in meiner lag, beließ ich es dabei, weil ich diesen kostbaren Moment so lange wie möglich hinauszögern wollte. Endlich durfte ich sie länger als ein paar Sekunden berühren. Ich genoss das Gefühl ihrer schlanken Finger an meinen. Es fühlte sich... richtig an.

Imesha

In einem Umhang verhüllt, damit ich nicht auf dem Weg dauernd begafft wurde, begab ich mich direkt zum Großen Saal, wo Kaiser Oda die meiste Zeit verbrachte. Hier empfing er neue wichtige Ware oder wie heute ehrenvolle Gäste. Dem stetigen Gemurmel der Bediensteten zufolge wusste ich, dass sie bereits eingetroffen waren und zunächst in ihre für sie hergerichteten Räumlichkeiten gebracht wurden, bis das Fest begann. Mir war das recht, denn ich wollte noch den Ablauf des Abends mit dem Rest der Gruppe klären. Wir waren in überschaubarer Anzahl und ich entdeckte die meisten in einer Ecke des Raums, wo sie sich bereits angeregt unterhielten.
Für mich waren hauptsächlich die Sängerin und Musiker von Bedeutung, denn mit ihrer Unterstützung wurde der Auftritt erst richtig gut. Deshalb stellte ich mich zu Hinako, die in einem sehr winterlich gefärbten Kimono und hochgesteckter Frisur ganz hübsch aussah. Ihre Lippen waren rot gefärbt und auch ihre Wangen zierte leichte Röte. Als beste Sängerin des Palastes musste sie eben perfekt auftreten. >Imesha-san, wie schön, dich zu sehen. Bist du bereit für den Tanz?<
Von allen Mitgliedern der Gruppe war sie die Einzige, die ernsthaft versuchte mit mir ins Gespräch zu kommen. Sie gab sich viel Mühe und manchmal fühlte ich mich ein klein wenig schlecht, weil ich sie jedes Mal aufs Neue von mir stieß. Trotzdem hielt ich eisern an meinem Vorsatz fest und beantwortete ihre Frage mit einem freundlichen Lächeln und Nicken. Sie erwiderte das Lächeln und im Gegensatz zu mir erreichte es ihre Augen. >Ich habe es fast vermisst, dich tanzen zu sehen. Du kannst das so wundervoll.<
Sie war wirklich zu nett... Rein aus Höflichkeit neigte ich dankbar den Kopf und tippte mir gegen den Kehlkopf, um ihr dasselbe Kompliment fürs Singen mitzuteilen. Sie verstand und ihr Lächeln wurde breiter.
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18.12.2020, 22:16

Ryu

An die geliehene Kleidung konnte ich mich nicht ganz gewöhnen, es war eine Mischung aus Morgenmantel und Kleid in schlichte Farben. Von Shin erfuhr ich, dass dem Kaiser besonders an Festen die Traditionen wichtig war, das bedeutete auch passende Kleider. Ich war mir sicher, dass der Kaiser nur traditionelle Dinge herauspickte, die zu seine Vorstellungen passten. Zum Glück war mein Haar nicht lang, ansonsten müsste ich eine merkwürdige Knotenfrisur auf dem Kopf tragen, wie es Shin tat. Er führte mich durch schmale Gänge, die für die Dienstboten gedacht waren und durch eine schmale Nebentür kamen wir in einem prunkvollen, großen Saal. Hier würde also das Fest für die Ehrengäste stattfinden. Shin führte mich zu eine Gruppe von Bediensteten und wandte an mich: "Du wirst Getränke ausschenken. Das ist die leichteste Aufgabe. Sorge dafür, dass die Becher stetig unauffällig gefüllt sind. Die Gäste sollen in heitere Stimmung sein." Leicht zog ich eine Augenbraue hoch, es klang als beabsichtige der Kaiser seine Gäste betrunken zu machen. "Das wir mir ein Leichtes sein", antwortete ich darauf. "Und rede nur, wenn du angesprochen wirst und sehe ja nicht in ihre Augen. Es sind hochverehrte Gäste, wir müssen uns demütigend verhalten!", bläute mich der Jüngere ein: "Ansonsten kannst du ausgepeitscht werden." In seinem ernsten Gesicht sah ich, dass es kein schlechter Scherz war.

Ilea

"Mit der Übung wird es dir irgendwann leichter fallen", munterte ich ihn auf und spürte allmählich die Erschöpfung vom langen Sitzen. Ohne seine Hand loszulassen, ließ ich mein Kopf wieder in das Kissen sinken. Dass ich länger seine Hand hielt, mochte vielleicht eine Grenze überschreiten, sogar bei einem Freund. Aber ich konnte mich nicht von der Wärme loslassen, sie beruhigte meine aufwühlende Seele. "Leider können wir nicht den Unterricht fortsetzen, jedenfalls nicht praktisch. Magst du dafür mehr über die Geisterwelt zu erzählen? Was hast du bereits erlebt und gesehen? Was für Gaben als Miko besitzt du? Und....was kannst du als Magi?", ich war selbst von mir überrascht wie neugierig ich geworden war und dass viele Fragen in meinem Kopf herum schwirrten. Ich hatte in den letzten Jahren diese Natur zurückgehalten, doch jetzt brach sie aus mir heraus.


392

18.12.2020, 23:07

Cael

Heute würde der praktische Unterricht definitiv ausfallen. Ilea war nicht fit genug dafür, denn auch wenn sie inzwischen gesünder wirkte, war sie völlig erschöpft. Ob es an der Magie lag, die sie bei diesem Wachmann angewendet hatte? Oder gab es tiefergehende Gründe für ihre Schwäche? Ich wollte wissen, was mit ihr los war, doch ich verwarf die Fragen schnell, weil nicht einmal Gawain oder Makoto etwas gesagt hatten. Es lag an Ilea, ob sie mehr verraten wollte oder nicht. Und es sollte reichen, dass sie mich hier haben wollte und noch meine Hand hielt. Dabei hatte sie keine Ahnung, was das mit mir anstellte und wie warm es inzwischen in meiner Brust war.
Mit angemessenem Abstand legte ich mich neben sie auf den Boden und drückte sanft ihre Hand. Mein Blick war derweil an die hübsch verzierte Decke gerichtet. >Seit ich denken kann, rede ich mit Geistern und lerne durch sie die Welt mit anderen Augen zu sehen. Besonders, was den Tod betrifft. Mit diesem Thema habe ich mich schon als Kind befasst, obwohl meine Eltern das nicht wollten. Sie wünschten sich eine unbeschwerte Kindheit für mich, aber meine Verbindung zur Geisterwelt war zu stark und ich verstand sehr schnell die Bedeutung meiner Gabe.< Erinnerungen zogen an meinem geistigen Auge vorbei. Manche blasser als andere. >Was als Miko wirklich wichtig ist, ist die Balance zwischen den Welten zu bewahren. Dafür zu sorgen, dass die Toten ihren Weg finden und sich nicht in der lebenden Welt verlieren. Geister, die zu lange auf unserer Seite bleiben, werden zu Schatten und das ist ein natürlicher Vorgang, dem sich niemand widersetzen kann. Nur die Dauer variiert. Manche werden innerhalb weniger Tage zu Schatten, andere erst nach ein paar Monaten. Kein Geist lebt länger als ein Jahr, ohne den Verstand zu verlieren. Dafür ist die Sehnsucht wieder wirklich leben zu dürfen zu groß. Wir können es uns kaum vorstellen, wie es ist, tot zu sein und jeden Tag zuzusehen, wie Menschen normales Essen genießen, wie sie Spaß miteinander haben oder wie warm sich eine Umarmung anfühlt. Diese Sehnsucht wird zu Neid und dann folgt eine Spirale aus dunklen Gedanken, die sie letztendlich zu einem Schatten macht. Im Allgemeinen ist eher bekannt, dass es ab diesem Tiefpunkt keine Rettung mehr gibt, doch dem ist nicht so. Ist der Schatten ziemlich jung, kann man ihn mittels eines sehr... intimen Rituals reinigen. Mit "intim" meine ich, dass man sich auf eine spezielle Weise verletzlich zeigt, um das letzte Stück Reinheit im Schatten zu berühren. Meistens handelt es sich dabei um eine Kernerinnerung. Irgendein Moment, der das Leben dieses Menschen am stärksten geprägt hat. Sei es ein Familienausflug, das erste Haustier, der erste Kuss oder das erste eigene Kind. Als Miko rufst du diese Erinnerung hervor und wirst dabei selbst von den damit verbundenen Emotionen beinahe überrannt. Man fühlt und leidet mit. Es ist... unbeschreiblich.<
Ich drehte den Kopf zu ihr herum und lächelte leicht. >Diesen Prozess habe ich etliche Male durchgeführt und jedes Mal kommt es mir vor, als wäre es zu viel. Als könnte ich all die fremden Gefühle nicht mehr ertragen, aber... Dieser Moment, wenn sie von diesem reinen Licht umgeben sind und sie dich... voller Dankbarkeit ansehen, dann... dann hat sich die Mühe gelohnt. Dann weißt du, dass... dass du etwas Gutes getan hast. Die beste Währung für harte Arbeit. Tiefe Dankbarkeit.<

Imesha

Die anderen besprachen den genauen Ablauf des Abends und wie es schien, würde ich zweimal auftreten. Einmal direkt nach Hinakos erstem Gesang und dann kurz vor Ende. Schade, dass ich nicht früher verschwinden konnte, aber gleichzeitig wunderte es mich nicht, dass ich bis zum Schluss bleiben musste. Kaiser Oda erwartete nicht nur Unterhaltung von mir, sondern auch meinen Einsatz als Spionin, wenn es hieß, die neuen Gäste auszuhorchen, sobald der teure Alkohol Wirkung zeigte. Ein typischer Abend im Palast.
Ich ließ den Blick entspannt durch den Großen Saal umherschweifen und war mal wieder erstaunt über die Kreativität und den Fleiß der Bediensteten. Sie hatten sich diesmal mit all den Laternen, Girlanden und bunten Blumenbestecken sehr viel Mühe gemacht. In der Mitte war ein kreisrunder markierter Bereich, der die Bühne darstellte und ringsum waren die gemütlichen Kissen und Tische verteilt, auf denen später die hochrangigen Leute sitzen würden. Allen voran Kaiser Oda. Er saß mittig direkt vor der Bühne. Der perfekte Blick auf jeden Künstler. Ihm durfte ja nichts entgehen. Schon jetzt spürte ich seinen dunklen Blick auf mir und wäre am liebsten ins Bad geflüchtet, um meine Haut wund zu schrubben. Aber das war bloß meine eigene Fantasie, die mir wieder Stress bereitete und den konnte ich nicht gebrauchen.
>Lass uns in das Nebenzimmer gehen. Die Gäste sind auf dem Weg.< sagte Hinako zu mir, als die ersten Leute sich in Bewegung setzten. Zur gegebenen Zeit würden wir die Bühne betreten.
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19.12.2020, 12:02

Ryu

In der Gruppe kam plötzlich Bewegung als die große Tür aufschwang und der Kaiser bekam eine Gestalt. An ihm war nichts Sanftes oder Warmes, nichts Herzliches. Alles an ihm wirkte hart, unnachgiebig und finster. Aus jeder Pore schien er absolute Macht auszuströmen und obwohl der große Saal wirklich riesig war, wirkte der Raum plötzlich viel kleiner. In eine fließende Bewegung setzte er sich auf seinem Platz und erst dann nahmen die Gäste ebenfalls ihre Plätze ein. Shin warf mir ein vielsagender Blick und wirkte nicht mehr selbstbewusst wie vorhin. Es war ein Zeichen, dass ich den teuren Wein, dessen unanständiger Preis glatt eine ganze Familie aus dem Armenviertel versorgen konnte, ausschenken sollte. Ich griff nach dem kunstvollen Tablett, auf denen der reichlich verzierten Weinkrug und ebenso kunstvolle Gläser standen. Ich senkte den Blick, ließ meine Gestalt ein wenig kleiner wirken und ging zu den Gäste. Hinter ihnen standen ihre unauffällige Kammerdienern mit unbewegte Miene und sie würden erst den Wein kosten, ehe der Kaiser und die Gäste davon tranken. Shin hatte mir erzählt, dass man so die Giftanschläge vorbeugte. Dass dafür bereitwillig andere Menschen geopfert wurde, war denen gleichgültig. Ein rundlicher Mann ging auf die "Bühne", um anscheinend das Fest einzuläuten. Soweit ich es wusste, sollte es gleich eine musikalische Unterhaltung geben.

Ilea

Ich hatte mein Kopf zu ihm gedreht, damit ich seine Lippen lesen konnte. Von der Seite zu lesen war immer ein bisschen schwieriger, doch bei Cael fiel es mir überraschend leicht. Bei seiner Erzählung überfiel mich das schlechte Gewissen, weil ich nicht meiner Bestimmung als Miko nachgegangen war, so groß war meine Furcht gewesen. Dabei wusste ich, dass ein Gleichgewicht zwischen der Geisterwelt und unsere Welt bestehen musste. Cael war ein besserer Miko als ich, er ging der wichtigste Aufgabe einer Miko nach, trotz den Gefahren vielleicht entdeckt werden zu können. Wovon ich wiederum nicht wusste, war das Reinigungsritual für die verlorene Seelen und dass die Kernerinnerungen dieser Seele eine entscheidende Rolle spielten. Hatte ich vielleicht deswegen diese spezielle Gabe? Konnte ich sie auch für die Seelen nutzen? Ich musste an den weiblichen Geist ohne Erinnerungen denken. Was mich irritierte war, dass sie glaubte vor unsere Zeit gelebt zu haben und das bedeutete sie müsste da auch gestorben sein. Also war es mehr als ein Jahr, warum war sie nicht zu einem Schatten geworden? Lag es an den verlorene Erinnerungen? "Ich habe einmal ein Geist beim Hinübergehen geholfen", gestand ich ihm: "Es war nach einem Monat nachdem meine Mutter uns verlassen hatte. Ich war mit Sobo Makoto im Wald Pilze sammeln gewesen, als ich plötzlich Jemand weinen hörte. Es war ein Mädchen, sie war ungefähr in meinem Alter gewesen. Es war die kleine Mimi gewesen, die ich eine Weile nicht mehr gesehen hatte. Ich hatte sie gefragt, was sie hätte und sie antwortete mir sie fände den Weg nach Hause nicht mehr. Also hatte ich ihr gesagt, Sobo Makoto und ich würden sie heimbringen. Ich hatte nicht verstanden, warum Sobo Makoto plötzlich traurig wurde oder warum die kleine Mimi seltsam "geschimmert" hatte. Wir brachten sie zu dem Haus, in dem sie gewohnt hatte und plötzlich war die Tür in einem Art Licht eingetaucht. Also so ähnlich wie dieser "Riss" in der Geisterwelt. Ich weiß noch, wie die kleine Mimi sagte: "Danke, dass du mich heimgebracht hast. Jetzt kann ich Abschied nehmen." Sie ging in diesem Licht und dann war es alles wieder normal, nur das sie verschwunden war. Als kleines Kind dachte ich mir dabei nicht viel. Erst als am Abend mir Otōsan erklärte, dass ich eine Miko war. Jahren später erfuhr ich, was ihr zugestoßen war. Sie war mit ein paar größeren Kinder auf Pilzsuche gewesen und war dabei verloren gegangen. Erst einen Tag später fand man sie endlich. Sie war tödlich gestürzt."


394

19.12.2020, 12:59

Cael

Hoffentlich hatte ich Ilea mit all den Informationen nicht erschlagen. Wenn es um die Geisterwelt ging, konnte ich stundenlang darüber reden, da es einen großen Teil meines Lebens ausmachte. Ilea wirkte jedoch nicht überfordert, sondern gestand mir die nächste Sache aus ihrer Vergangenheit. Ich sog jedes einzelne Wort in mich auf, stellte sie mir als kleines Mädchen vor, das unwissentlich einem Geist dabei geholfen hatte seinen Weg zu finden. So war es mir damals auch ergangen und ich fand es schön diese Erfahrung mit jemandem teilen zu können.
>Manche Schicksale treffen einen sehr hart, vor allem wenn es um Kinder geht.< Ich senkte den Blick auf unsere Hände und widerstand dem Drang unsere Finger miteinander zu verschränken. >Manchmal passiert es, dass Geister nicht auf die andere Seite übertreten können, weil ihre Liebsten es nicht zulassen. Der Schmerz des Verlustes und der Wunsch an ihnen festzuhalten, egal wie, bindet die Seele an unsere Realität. Anketten trifft es eigentlich sogar besser.< Ernst sah ich Ilea an. >Gerade eine Mutter, die ihr Kind verliert, würde alles tun, um es zurückzuholen. Dadurch bindet sie den Geist ihres Kindes an ihren Schmerz, ihren Kummer und später vielleicht ihre Wut auf die Ordnung der Dinge. Anfangs tut der Geist alles, um den Kummer mit seiner Präsenz zu mildern, aber sie wissen nicht, dass sie damit permanent die negative Energie der Trauernden in sich aufnehmen. Folglich werden sie relativ schnell zu verbitterten Seelen und das wiederum macht sie zu Schatten. Es ist zwar verständlich, dass man seine Liebsten nicht gehen lassen möchte, aber noch schlimmer ist es, wenn man wüsste, welchen Schaden man anrichtet, wenn man denjenigen nicht gehen lässt. Oftmals sind es genau diese Fälle, die ich in meiner Heimat löste und es erforderte sehr viel Feingefühl dem trauernden Menschen genau das zu erklären. Viele wollten das gar nicht hören. Ich wurde teils aus den Häusern rausgeschmissen und durfte zusehen, wie die Geister litten und schließlich zu Schatten wurden.< Ein bitterer Zug legte sich um meinen Mund. >Eines musst du dir merken, Ilea. In der Welt der Geister darfst du nichts erzwingen. Du darfst nie gegen die Regeln spielen, sonst baust du einen Widerstand auf, der dich heftig treffen kann. Meine Mutter, sie...< Ich seufzte schwer und fuhr mir mit der anderen Hand durchs Haar. Auch wenn ich es selbst nicht erlebt hatte, fühlte ich mich bei dem bloßen Gedanken daran schrecklich. >Sie rettete das Leben eines Mannes, der eigentlich hätte sterben sollen. Damit brach sie das größte Tabu. Und sie bezahlte den Preis mit ihren Erinnerungen. Bis zu ihrem 14. Lebensjahr erinnert sie sich an nichts mehr und es kann sein, dass ihr einige noch gestohlen werden. Die Rechnung ist nicht beglichen, egal wie intensiv ich an einer Lösung gearbeitet habe, sie vergisst das ein oder andere, was mir jedes Mal aufs Neue das Herz bricht. Sie ist die herzlichste Person, die ich kenne, aber das spielt in der Zwischenwelt keine Rolle. Die Amnitoren finden einen immer wieder.< Unbewusst hielt ich Ileas Hand fester und atmete schwer aus. Ich hatte lange Zeit dieses Thema verdrängt und mit niemandem mehr darüber geredet. Es wunderte mich selbst, dass ich ausgerechnet jetzt davon erzählte.

Imesha

Im Nebenraum herrschte angespannte Stimmung, da das Eintreffen des Kaisers nicht unbemerkt blieb. Er trug diese drückende Aura mit sich, dass jeder um ihn herum den Schwanz einzog und Platz machte. Dann ertönte die Stimme des Leiters, der uns durch den festlichen Abend führen würde und ein kleiner Applaus folgte. Nun war es Zeit für Hinakos ersten Gesangsauftritt, der von einer koto begleitet wurde - eine mit 13 Saiten bespannte Wölbbrettzither, die wunderbare Klänge von sich gab. Vorausgesetzt man besaß Talent dafür, was bei diesen Leuten hier der Fall war. Einige von ihnen übten mehrere Stunden am Tag, so wie ich manchmal draußen am See.
Diesmal lag zwar kein Eis unter meinen Füßen, aber um zu tanzen, benötigte ich bloß Musik. Nichts weiter. Während andere sich mit ihrer Stimme oder irgendwelchen Instrumenten ausdrückten, tat ich es mit meinem ganzen Körper. Deshalb war ich auch nicht aufgeregt. Ich machte das nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal. Wäre jemand im Publikum, dem ich diesen Tanz widmen wollte, wäre ich eventuell nervös. Ich vermutete dasselbe bei Hinako, deren Gesang jede Ecke des Saals erreichte und einem unter die Haut ging. Sie war zu recht die beste Sängerin in diesem Land, deshalb wunderte es keinen, dass ausgerechnet der Kaiser sie wie seine kostbare Nachtigall behandelte. Ihr lagen die Leute zu Füßen, niemand redete schlecht über sie. Nicht wie es bei mir der Fall war. Nur wenn ich tanzte, sah man mich mit anderen Augen, doch trafen sie im Flur auf mich, wandten sie den Blick ab oder nannten mich wie Zhaou seltsam.
Als der nächste Programmpunkt verkündet wurde, ging ein Ruck durch meinen Körper und ich ließ alle sinnlosen Gedanken hinter mir. Ließ sie zurück im Nebenraum, um in eine neue Rolle zu schlüpfen. Die der leidenschaftlichen Tänzerin. Kurz schaute ich zu Hinako, die nun am Rande der Bühne stand und mir mit einem freundlichen Lächeln zunickte, welches ich höflich erwiderte. Dann bezog ich Stellung, wartete auf ihren Einsatz und ließ meinen Körper sprechen.

Der Tanz
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395

19.12.2020, 14:29

Ryu

Als ich die funkelnde Gläser möglichst geräuschlos eingoss, erschienen die Musikanten und begannen zu spielen, während eine hübsche Sängerin die Zuhörer mit ihrer klangvolle Stimme verzauberte. Unauffällig zog ich mich nach hinten zurück, jederzeit bereit neu einzuschenken und in diesem Moment erschien die Tänzerin auf der Bühne. Nicht irgendeine Tänzerin. Es war Imesha. In den freizügigen Kleider hätte ich sie beinahe nicht erkannt. Wie auf dem Eis bewegte sie sich voller Anmut und Leidenschaft. Auf eine intensive Weise drückte sie die Gefühle der Musik aus. Es war als würde sie die Musik verkörpern. Imesha war unglaublich und hatte mich mit diese neue Facette erneuert überrascht. Dann bemerkte ich die gierige Blicke der Männer, als wäre sie bloß ein Vergnügungsobjekt. Ein bitterer Geschmack machte sich in meinem Mund bemerkbar. Obwohl Imesha leidenschaftlich tanzte, fragte ich mich ob sie es von sich aus tat und gerne sich luftig kleidete oder ob sie aufgrund ihres Talent und ihrer Schönheit dazu gezwungen wurde. Dieser Gedanke stahl den Zauber, dem ich einen Moment erlegen war. Immer wieder goss ich unauffällig die Gläser nach, sobald der Wein über die Hälfte getrunken wurde. Der Kaiser saß ganz in meiner Nähe und wurde nur von einer ausgewählten Person bedient. Wie er da saß, als könnte ihm nichts anhaben. Als sei er allmächtig. Dabei war Jemand im Raum der seine grausame Herrschaftsform beenden wollte. Aber ich handelte nicht impulsiv, sondern konzentrierte mich auf meine Aufgabe. Es gab einen Grund warum er mächtig war und ein mächtiger Mann besaß eine Gruppe von Anhänger, die sein Leben beschützten. Auch wenn das Fest von außen hin gelassen wirkte und die Bedienstete harmlos, selbst die Kaiserwachen an der Tür, so wurde ich nicht das Gefühl los, dass Jeder genau von unsichtbaren Augen beobachtet wurde. Ein falscher Tritt und es konnte vielleicht das Leben kosten.

Ilea

Mir wurde heiß und kalt zugleich, während das Blut in meine Ohren wild rauschte. Mein Magen zog sich zusammen, während mein Herz wild zu pochen begann. Ich musste an Mattwei denken. Nein, er wirkte ganz normal. Selbst nach den Jahren und vielleicht war es bei einer Miko anders, vielleicht gab es einen besonderen Schutz für ihn. Und die Traumwelt, in der ich ihn irgendwie geschickt hatte und er es seitdem nicht verlassen konnte, war nicht meine Absicht gewesen. Als ich ihn verlor und sah wie seine Seele die Welt verlassen wollte, hatte ich blind in meinem Schmerz nach ihn gegriffen. Ich war noch nicht bereit gewesen mich von ihm zu verabschieden und plötzlich war die Traumwelt erschienen. Mein Mund wurde trocken. Es fiel mir schwer mich weiter auf Cael zu konzentrieren. Er erzählte etwas von seiner Mutter. Was sie getan hatte und dass sie seitdem einen hohen Preis zahlen musste. Amnitoren klangen nach Wesen, die ich nicht kennenlernen wollte und ich war mir nicht mal sicher ob ich den Namen richtig verstanden hatte. Ich schluckte und versuchte meine Unruhe zu bändigen: "Das mit deiner Mutter tut mir leid. Vielleicht....vielleicht kann ich ihr eines Tages irgendwie helfen, wo meine Gabe was mit Erinnerungen zu tun hat." Ich sah ihm an, dass ihm dieses Thema belastete. Es war offensichtlich wie sehr er seine Mutter liebte und sich deswegen wünschte, dass es ihr gut ging.


396

19.12.2020, 15:30

Cael

Ilea wirkte etwas verstört von meiner Erzählung. Vielleicht war das Thema doch zu schwer für den Anfang. Schwer zu verdauen. Ich wollte sie nicht mit meiner Geschichte bedrücken und wollte das Thema wechseln, als ihre folgenden Worte mich tief berührten. Dass sie mir ihre Hilfe anbot, bewies, dass sie das Herz am richtigen Fleck trug. Trotz der Kälte, die sie in sich fühlte, war sie bereit zu helfen. Ich wünschte ich könnte sie jetzt in den Arm nehmen und halten, aber leider hatte ich nicht das Recht dazu. Das wäre unangebracht. >Danke, das weiß ich sehr zu schätzen.< lächelte ich sie warm an.
Eine entspannte Stille legte sich zwischen uns und ich suchte nach einem etwas leichteren Thema. >Du hast mich gefragt, was ich sonst als Magi kann. Da ich nicht alles vorwegnehmen möchte, um ein spannender Charakter zu bleiben...< ich grinste...>verrate ich dir bloß, dass ich Gespräche aus fernen Orten belauschen kann und dass meine Schutzbarriere die beste ist, die es gibt. Ich kenne niemand anderen, der eine mehrschichtige Barriere kreieren kann. Sie hat außerdem die Form einer geöffneten Lotusblüte.< erzählte ich ihr stolz.

Imesha

Jedes Mal, wenn ich tanzte, vergaß ich alles um mich herum. Hinakos wundervoller Gesang ermöglichte es mir in der Musik aufzugehen und ihren Worten Ausdruck zu verleihen. Ich flog teilweise über dem Boden und spürte den Wunsch mir Flügel wachsen zu lassen und einfach abzuhauen. Freiheit... Ich sehnte mich danach. Ich wollte hoch hinaus und all diese Menschen hinter mir lassen.
Aber als ich schwungvoll auf den Knien landete, mich passend zur Musik bewegte, wurden mir die durchdringenden Blicke der Anwesenden bewusst und wie einige von ihnen mich am liebsten berühren wollten. Diesen gierigen Ausdruck kannte ich nur zu gut. Ich fühlte ihre Augen an jeder nackten Stelle meines Körpers haften und sah, wie der Kaiser mir wohlwollend zunickte. Es könnte mir nicht egaler sein, was er von meinem Auftritt hielt. Trotzdem war es gut für mich, wenn er zufrieden war. Dann verschaffte ich mir damit etwas Frieden und er ließ mich für längere Zeit in Ruhe.
Ich verbeugte mich vor den neuen Gästen, erkannte jedes einzelne Gesicht und entdeckte durch Zufall eine Person, mit der ich am wenigsten gerechnet hatte. Wie kam er hier rein? Was wollte er hier? Der Applaus verklang und ich erinnerte mich daran, dass ich die Bühne verlassen musste. Trotzdem ging mir nicht aus dem Kopf, warum Ryu beim Fest aushalf. Das gehörte nicht zu seinen Aufgaben. War er wegen der Gäste hier? Oder wegen des Kaisers?
Im Nebenraum wurde ich sogleich mit Komplimenten überhäuft, doch ich hörte nur mit halbem Ohr zu. Die Rädchen in meinem Kopf hatten sich in Bewegung gesetzt. Die Spionin war geweckt.
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397

19.12.2020, 19:05

Ryu

Ich spielte die Rolle als unterwürfigen, namenloser Diener, der für den sündhaft teuren Wein zuständig war und allmählich wurden die Gäste immer heiterer. Besonders nach der Tanzvorstellung waren sie sehr zugänglich geworden. Ich fragte mich wer diese Gäste waren und was für ein Ziel der Kaiser verfolgte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er aus Freundlichkeit für seine Gäste dieses Fest veranstaltete. Aus meiner Heimat wäre solch ein Willkommengruß nicht ungewöhnlich, aber hier am Hof steckte hinter jeder Sache ein Ziel. Ich vermutete stark, dass hier um politische Vorteile für den Kaiser ging. Ich hörte überall hin. Schnappte hier und dort ein paar Sachen auf. Es saßen hier nämlich noch andere Adelige oder "hochangesehene" Persönlichkeiten, die zum Palasthof gehörten und Einige kamen aus dem wohlerhabene Viertel, die die große "Ehre" besaßen am Fest teilnehmen zu dürfen. Zwischen den Adeligen tänzelten ein paar wunderschöne Frauen mit freizügige Kleider und neben mir schenkten noch drei weitere Männer alkoholische Getränke aus. All der Prunk, die heitere Stimmung und Großzügigkeit war ein billiger Schein, der auf meinem Magen schlug. Aber meine neutrale Miene rutschte nicht eine Sekunde lang.

Ilea

Ich versuchte das erdrückende Gefühl in meinem Brustkorb zu verdrängen und mein Blick blieb an seine Lippen haften. Ich glaubte er versuchte ein wenig witzig zu sein, damit das Gespräch wieder entspannter wurde und verriet mir dann, wozu er als Magi fähig war. Jedenfalls einen Teil davon. Mit diese Fähigkeiten verblüffte mich Cael schon wieder: "Ich weiß, das Magis neben elementare Fähigkeiten noch eine spezielle Gabe haben können. Aber dass du gleich mehrere Gaben hast, das hätte ich niemals vermutet. Du muss ein sehr starker Magi sein, ich weiß, dass der Geist und der Körper gemeinsam stark sein müssen, um eine solche große Kraft beherrschen zu können." Dann schwieg ich einen Moment, denn ich dachte über die Lotusblüte nach und ich musste meine Hand von ihm lösen: "Siehst du das Hennatattoo? In Wirklichkeit dient es nicht als Körperschmuck, sondern als Versteck. Wenn du genau hinschaust, wirst du das rote Mal in Form einer Lotusblüte erkennen können." Ich deutete auf die Stelle: "Ich stamme aus einer alter Blutlinie der Rōtasu-Familie (Lotus-....). Die Vorfahren meiner Mutter waren mächtige, bekannte Mikos gewesen. Personen aus alte Zeiten können sich noch daran erinnern und dieses Mal ist das Erben unserer Blutlinie. Lotus hat demnach bei uns eine große Bedeutung. Dass du auch das Zeichen trägst bedeutet, dass du ein mächtiger Miko bist. Kein Wunder, dass du so eine enge Bindung zu der Geisterwelt besitzt." Ich spürte wie die Müdigkeit sich in meinem Geist schlich, daher sagte ich: "Wir sollten uns ausruhen. Wenn du morgen Abend auftreten möchtest, solltest du dich jetzt erholen. Deine Verletzungen sind noch nicht ganz verheilt. Danke, dass du gekommen bist."


398

19.12.2020, 20:37

Cael

Erstaunt sah ich Ilea an, als sie plötzlich ihre Hand aus meiner nahm, um mir ihr Hennatatto genauer zu zeigen. Mir war es schon beim ersten Mal aufgefallen, aber es wäre wieder mal unangebracht gewesen direkt danach zu fragen oder ihre Hand in meine zu nehmen, um sie näher zu studieren. Dass sie es mir von sich aus zeigte, bedeutete mir sowieso viel mehr, weshalb ich ihr aufmerksam zuhörte. Wie es schien, schlummerte tatsächlich sehr große Kraft in ihr, wenn sie einer traditionellen, altbekannten Miko-Familie entstammte und der Lotus so eine Art Wahrzeichen für sie war. Witzig, wie das Leben manchmal genau die Leute zusammenbrachte, die plötzlich ganz viele Gemeinsamkeiten hatten. Es konnte kein Zufall sein, dass meine Schutzbarriere ausgerechnet die Gestalt einer Lotusblüte trug und Ileas Hennatattoo genau das verbarg. Jetzt erkannte ich auch die sanften Linien, die die Blüte darstellten. >Das ist ein sehr schönes Hennatattoo mit einer wunderbaren Bedeutung.< sagte ich lächelnd und nickte daraufhin. >Heute war ein turbulenter Tag, wir haben uns beide ein gutes Schläfchen verdient. Und es hat mir wirklich gefallen, wie offen wir über diese Dinge sprechen konnten. Ich... genieße es mit dir Zeit zu verbringen.<
Immer noch lächelnd stand ich schließlich auf und beugte mich vor, um nur kurz ihre Decke an den Füßen zu richten. >Nicht, dass dir bei Nacht zu kalt wird.< Ich blieb dann mit der Hand am Türrahmen stehen, während ihr Anblick wieder innige Wärme in mir auslöste. >Gute Nacht, Ilea.<

Imesha

Ich versuchte durch einen Spalt in den Großen Saal zu spicken, aber leider musste dauernd jemand ein- und ausgehen, dass ich es schließlich aufgab. Vielleicht bildete ich mir zu viel ein. Ryu half bestimmt aus, weil man ihn damit beauftragt hatte. Hin und wieder kam es vor, dass nicht genügend Personal vorhanden war. Seine Anwesenheit konnte durchaus viele Gründe haben. Wäre er nämlich mit kriminellen Hintergedanken hier hereinspaziert, wäre es dem Kaiser sofort aufgefallen. Er merkte sofort, wenn ihm jemand die Kehle aufschlitzen wollte, darum kannte er meine wahren Gefühle ihm gegenüber, machte sich aber nichts draus, weil er es mehr genoss trotzdem die Macht über mich zu haben. Elendiger Mistkerl!
Tief durchatmend verdrängte ich den aufkeimenden Hass auf diesen Mann und meditierte in einer ruhigeren Ecke des Raums, um mich auf meinen letzten Auftritt vorzubereiten. Die letzten Aufführungen waren noch aufregender, noch bunter und fantastischer. Inzwischen war fast jeder Gast einigermaßen betrunken genug, um politische Geheimnisse zu verraten, wenn die richtige Person danach fragte. Es wurden viele Zungen gelockert. Und wenn dann noch hübsche Frauen für sie tanzten, fiel fast jede Mauer eines Mannes in sich zusammen. Genau diese Schwachpunkte nutzte Kaiser Oda zu seinen Gunsten aus. Er spielte den großzügigen Gastgeber und wurde reich mit Informationen belohnt. Wir alle spionierten für ihn.
Einer der Bediensteten gab mir wenig später das Zeichen für meinen Einsatz. Im Großen Saal wurden gerade die meisten Lichter gelöscht, sodass eine mystische Stimmung entstand, in der ich nun auftreten würde. Meine Augen gewöhnten sich schnell an die veränderten Lichtverhältnisse, als ich in anderer Kleidung die Bühne betrat und nach dem reißfesten, dunklen Stoff griff, der an der Decke befestigt war. Eine Tänzerin wie ich strebte immer danach Neues auszuprobieren und diese Kunst hatte ich erst vor einem halben Jahr für mich entdeckt. Da sah man wieder, wie sehr es mich gen Himmel zog. Immer höher, immer weiter weg. Ich spannte die Muskeln an, zog mich am Stoff hoch und wickelte meine Füße so darin ein, dass ich einen guten Halt fand. Dann erklang Hinakos bezaubernde Stimme und ich ließ los.

Der Tanz Teil 2
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399

19.12.2020, 21:10

Ryu

Die Zungen wurden nach jedem Glas lockerer und ich erhaschte beim Vorbeigehen mehr interessante Informationen, als zu Anfang. Es waren nicht mehr nur oberflächige Gespräche. Geschickt entlockte die hübschen Mädchen ein paar Dinge aus dem Mund der Adelige ohne dass sie es merkten, die für den Kaiser interessant sein konnte. Ich hatte wohl Recht gehabt, dass es hier um ein politisches Ziel ging. Selbst der Kaiser schien seine Ehrengäste etwas hervorzulocken ohne dabei aufzufallen. Hier waren Intrigen am Hof wie aus einem schlechten Roman. Imesha erschien erneuert auf der Bühne, diesmal in eine andere Kleidung und an der Decke hing einen Stoff. Man hatte das Licht gedämmt, um eine geheimnisvolle oder sinnliche Atmosphäre zu schaffen. Kurz huschte meine Augen zu der junge Frau und beinahe hätte ich es vergessen artig weiter die Gläser zu füllen. Diesmal war der Tanz ruhiger, aber dafür sinnlicher so wie die Stimme der Sängerin. Sie spielte alle ihre weibliche Reize aus und zog die Männer vollkommen in ihrem Bann. Auch ich spürte diesen Bann, aber der Gedanke, dass Imesha vielleicht dazu gezwungen wurde, zerstörte den Zauber. Es war widerlich auf diese Art ein solches Talent auszunutzen. Sie sollte nach ihrem freien Willen ihr Talent ausleben.

Ilea

"Ich....ich fand es auch angenehm mit dir zu reden. Es ist schön einen Freund zu haben, wo man sich nicht verstecken muss", es war ein großer Schritt für mich das offen zuzugeben. Es bedeutete, dass ich ihm langsam mein Vertrauen schenkte und ich war damit außerhalb der Familie in den letzten Jahren sehr sparsam gewesen. Und er schien selbst mir Vertrauen entgegenzubringen. Er mochte ungewöhnlich offen sein, aber ich glaubte, die Dinge, die er mir erzählt hatte, würde er nicht Jedem erzählen und damit meinte ich andere Gleichgesinnten. Ich würde niemals sein Vertrauen benutzten, dazu gehörte auch, dass ich nicht unerlaubt in seine Erinnerungen eindrang. Ich kannte die Grenzen und überschritt sie nur, wenn es notwendig war. Als Cael meine Füße zudeckte, wurde es in meinem Herz seltsam warm. Es war ein anderes Gefühl von Jemanden umsorgt zu werden, der kein Familienmitglied war. "Gute Nacht", erwiderte ich und zog die Decke bis zu meine Nase. Ich hatte schon immer halbversteckt geschlafen, früher als Kind hatte es mir Geborgenheit und Sicherheit gegeben, jetzt war es einfach Gewohnheit.


400

19.12.2020, 21:33

Cael

Ileas Worte spielten sich in einer Endlosschleife in meinem Kopf ab. Sie betrachtete mich als Freund und vertraute mir mehr und mehr an. Über diesen positiven Fortschritt hätte ich am liebsten gleich ein Tänzchen aufgeführt, doch meinen Wunden würde das sicherlich nicht gefallen. Schade, dass Ryu noch nicht da war, denn mit ihm würde ich gerne über all das reden, was sich gestern und heute ereignet hatte. Angefangen beim Angriff der Yokai bis zum angenehmen Gespräch mit Ilea. Ich freute mich sehr über ihre Offenheit und dass ich heute ihre Hand halten durfte. Die sanfte Wärme ihrer Hand war in meinen Fingern noch spürbar. Oftmals hatte ich mich bei dem Verlangen erwischt, in ihr schönes Haar zu greifen, ihre Wange zu streicheln und schließlich meine Lippen auf ihre zu legen. Die Sehnsucht nach einem Kuss wurde fast übermächtig, wenn ich sie lange ansah. Ich musste künftig vorsichtiger sein und an meiner Selbstbeherrschung arbeiten, bevor ich etwas tat, was sie von mir stoßen könnte. Auch wenn ich mir mehr erhoffte, wollte ich die bestehende Freundschaft zwischen uns nicht kaputt machen. Dafür bedeutete sie mir inzwischen viel zu viel.

Imesha

Diesmal verließ ich die Bühne nicht sofort. Hinako hingegen schon. Ich blieb ein Weilchen länger in der Luft hängen, bewegte mich langsam, grazil und elegant, dass vor allem die Männer nicht die Augen von mir abwenden konnten. Allein ein Blick von mir genügte und sie hingen an mir wie kleine Kinder, die das Ende einer spannenden Geschichte hören wollten. Egal, was ich tat, ihre Augen folgten mir, während die anderen Bediensteten dafür sorgten, dass sie in guter Stimmung blieben und Dinge ausplauderten, die sie unter normalen Umständen für sich behalten würden. Es war irgendwie schade, dass niemand hier war, um sich die Künste der einzelnen Talente anzuschauen und daran Freude zu empfinden. Das alles hier war bloß ein intrigantes Spiel und ich war leider ein Teil davon.
Ich genoss es zwar meine Leidenschaft ausüben zu dürfen, aber es würde mir deutlich mehr Spaß bereiten, wenn ich dabei frei wählen durfte, wo ich auftreten wollte. Gerade im Winter zog es mich trotz der Kälte nach draußen. Hinaus auf den See. Ich wollte den Wind in meinem Haar spüren, das Prickeln, wenn ich einen Sprung nach dem nächsten wagte. Hier drin war ich nicht so frei wie draußen. Nichtsdestotrotz drehte ich weiter meine Runden in der Luft und suchte in der Menge nach Ryu, der nach wie vor Gläser füllte und dabei demütig auftrat. Ganz untypisch für ihn, aber überlebenswichtig, wenn man im selben Raum wie der Kaiser war. Zu schade, dass ich nicht schlau aus ihm wurde. Er hatte etwas an sich, das ich schwer greifen konnte und seine besonderen Fäden belebten die Neugier in mir. Als ich aber merkte, wie lange ich ihn schon beobachtete, wandte ich schnell den Blick ab und glitt zurück zu Boden. Für heute hatte ich genug gearbeitet. Dachte ich jedenfalls...
>Imesha.< ertönte die tiefe Stimme des Kaisers. Ich wünschte, ich könnte so tun, als hätte ich ihn bei dem Geräuschpegel nicht gehört, doch er wusste genau, dass ich ihn sehr wohl gehört hatte. Mein Magen verkrampfte sich, in meiner Brust wurde es kalt. Mit aufgesetzter Maske drehte ich mich zu ihm herum und folgte seiner stummen Aufforderung zu ihm zu gehen. Neben ihm saßen die Gäste des Abends, sie alle wirkten höchst interessiert an mir. Ich schluckte das bange Gefühl runter und näherte mich der Gruppe.
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