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401

19.12.2020, 21:53

Ryu

Ich goss gerade einer der Ehrengäste neuen Wein, als die dunkle Stimme des Kaisers erklang. Er rief nach Imesha und gehorsam kam sie elegant auf die Gruppe zu. Als das Glas voll war, zog ich mich geräuschlos zurück und war dennoch in der Nähe, um mehr nachzufüllen. Was hatte der Kaiser mit Imesha vor? Sie schien mehr als nur eine Rikugun taisa zu sein. Welche weitere Stellung außer den militärischen Rang besetzte sie noch? Denn an diesem Abend war sie die Tänzerin auf der Bühne. Es gefiel mir nicht, wie die Männer sie ansahen als sei sie bloß ein Vieh auf dem Marktplatz. In meiner Heimat hätten wir solchen Respektlosigkeit nicht geduldet, denn Frauen waren keine Objekte.

Ilea

Ich konnte nicht sofort einschlafen. Das Erlebnis mit der Kaiserwache und der gestrige Angriff von dem Yokai hallte in meinem Inneren nach. Dann war da auch das Gespräch mit Cael. Es wühlte mich auf, was er über die Trauernde gesagt hatten, die noch nicht loslassen konnten und damit den Verstorbene seelischen Leid zufügte. Besonders schlimm fand er, wenn es um Trauernde ging, sie es wussten und trotzdem noch nicht loslassen konnten. Ich hatte den bitteren Zug um seinem Mund bemerkt. Wie würde er reagieren, wenn er das mit Mattwei erfuhr? Ich wälzte mich unruhig hin und her bis ich schließlich wieder auf der Seite lag. Die schwere Last auf meinem Brustkorb nahm mir beinahe das Atem. Ich war eine schreckliche Miko, das war nicht von der Hand abzuweisen. Auch wenn Mattwei normal erschien, dürfte ich mich nicht weiter an ihm klammern. Nicht, wenn ich eine Miko sein wollte. Aber der Gedanke ihn endgültig zu verlieren tat so furchtbar weh. Ich zog die Beine dicht an mich heran, um die Arme darum zu schlingen. Mir wurde entsetzlich kalt, sie kam von Innen.


402

19.12.2020, 22:10

Cael

Da ich auf meinen besten Freund warten wollte, blieb ich wach und nahm die Gitarre an mich, um weiter an meinen neuesten Liedern zu arbeiten. Ivoli und Egon gesellten sich zu mir, um den Melodien zu lauschen und mir Rückmeldung zu geben. Auch Tiere hatten Geschmack, was Musik betraf. Anhand ihrer Reaktion konnte man ablesen, ob ihnen das Lied gefiel oder nicht. Sie nahmen die Klänge sogar viel intensiver wahr als wir Menschen. Das hing mit ihrer Sensibilität für Töne zusammen.
Zuerst schrieb ich an dem Lied weiter, was am besten meine jetzige Situation in dieser Welt beschrieb. Es ging um das Gefühl als ein völlig Fremder unterwegs zu sein. Nicht wissend, wohin die Reise als Nächstes ging. Während andere Tagebücher schrieben, verewigte ich meine Erlebnisse in Liedern und konnte sie damit auch besser verarbeiten.

Imesha

Ich blieb vor dem Kaiser stehen, ging so anmutig wie möglich auf die Knie und senkte den Blick. Vor seinen Gästen musste ich eben die demütige Künstlerin mimen, obwohl sich alles in mir dagegen sträubte. Es kostete mich große Beherrschung, ihm nicht die Finger abzubeißen, als er daraufhin mein Kinn umfasste und mein Gesicht anhob. Sein dunkler Blick bohrte sich in meinen. Ich schluckte schwer. Zwang mich dazu ruhig ein- und auszuatmen. >Ist sie nicht wundervoll?< säuselte er mit falschem Stolz in der Stimme. Seine Gäste merkten jedoch nichts davon, sondern stimmten ihm bejahend, ja fast schon schwärmend zu.
Einer von ihnen wagte es sogar zu fragen, ob er mich berühren durfte. Wenn es nach mir ginge, hätte ich ihm einen Tritt in die Weichteile verpasst. Er sollte seine Finger bei sich behalten. Nur hatte ich in dieser Situation nichts zu sagen. Kaiser Odas Wort stand über meinem. >Sei so freundlich und reiche ihm deine Hand, Imesha. Immerhin ist Nando-san unser Ehrengast.< Das war keine Bitte, es war mehr ein Befehl. Ich fügte mich kommentarlos meinem Schicksal, streckte meine Hand aus und hielt dabei den Blick gesenkt. Wenig später schlossen sich raue Finger um die meinen. Sie waren leicht verschwitzt. Ekelhaft. In Gedanken war ich schon auf dem Weg in den Baderaum, um meine Hand gründlich zu säubern. Leider steckte ich noch hier fest und musste diese fremden Finger erdulden, die bis zu meinem Unterarm wanderten. >Perfekt. Alles an ihr ist perfekt.<
>Ja, das ist sie.< bestätigte Kaiser Oda schlicht lächelnd. >Aber sie ist nicht zu haben. Sie gehört nur zu mir.< fügte er hinzu. Der Mann verstand sofort, was damit gemeint war und ich durfte meine Hand wieder zurückziehen. Es hatte mal eine Zeit gegeben, da hatte der Kaiser mich in die Räume seiner Gäste geschickt. Mittlerweile musste ich das nicht mehr tun, aber frei blieb ich dennoch nicht. Er hatte es selbs gesagt. Ich war sein Besitz.
>Du kannst jetzt gehen, Imesha.<
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403

19.12.2020, 22:37

Ryu

Mir wurde schlecht. So richtig schlecht. Ich hatte mich immer für einen friedliebender Typ gehalten, doch in diesem Moment spürte ich eine unbändige Lust den Krug auf den Kopf des Kaisers einzuschlagen. Ich wollte ihm Schmerzen bereiten. Ich wollte Imesha vor ihm beschützen. Aber ich tat nichts, sondern beherrschte mich und in diesem Moment hasste ich mich so sehr wie noch nie. Ich spielte weiter die Rolle eines Dieners und nach gefühlte Ewigkeit wurde endlich das Fest beendet. Erst als der Kaiser und die Gäste mit ein paar Mädchen sich zurückzogen, durften die Bediensteten sich verstreuen. Ich musste nicht aufräumen, da ich nur eingesprungen war. Normalerweise hätte ich meine Hilfe angeboten, aber ich musste raus aus diesem giftigen Saal. Shin brachte mich zurück zum Kammer, wo ich wieder meine Sachen anziehen konnte. Der Mann, der bei den Diener das Sagen hatte, erschien: "Sie haben sich nicht schlecht gemacht. Jetzt weiß ich, wo ich jederzeit Ersatz finden kann." "Was ist mit meinem Lohn?", ich merkte selbst, dass mein Ton schärfer geworden war. Aber nach alldem was ich gesehen hatte, fiel mir jetzt schwer weiterhin die freundliche Fassade zu halten. "Dein Lohn war es beim Fest bedienen zu dürfen. Nicht Jeder durfte dem Kaiser und seine Gäste dienen. Es ist also eine Ehre gewesen", antwortete er listig. Ich starrte ihn an und kurz zuckten meine Fingern. "Von Ehre werde ich nicht satt", erwiderte ich und beherrschte meine Wut. Etwas Kaltes trat in seine Augen: "Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie sich angeregt mit Rikugun taisa Imesha unterhalten haben. Wenn der hochverehrte Kaiser erfährt, dass Sie sie angerührt haben, wird er sehr erbost sein." "Ich habe sie nicht angerührt", entgegnete ich ruhig. "Niemand wird das Gegenteil beweisen und als einfacher Archivgehilfen sind Sie austauschbar", ich verstand seine Drohung. "Ich danke Ihnen für die ehrenvolle Aufgabe", ich musste mein Spott zurückhalten, nickte knapp und verließ den Hof. Erst als ich die Palastmauer hinter mir hatte und Niemand auf der Straße war, trat ich kräftig gegen ein Hauswand um meine Wut und Machtlosigkeit Platz zu machen.

Ilea

Mein Kopf lag auf seinem Schoß, während er mit meinem Haar spielte und verträumt zum blauen Himmel schaute: "Wenn wir die geheimnisvolle Stadt finden, dann haben wir eine bessere Zukunft und wir werden allesamt stark genug sein, um Kaiser Oda zum Fall zu bringen. Die grausame Herrschaft wäre endlich vorüber und du könntest zu meiner Frau werden." Meine Wangen röteten sich leicht und die Zukunftsbilder wurden in meinem Kopf lebendig: "Das wäre wundervoll." Er sah mir lächelnd herunter und seine andere Hand tanzte munter in der Luft: "Und wir werden ein Dutzend Kinder haben." Ich lachte: "Bloß nicht. Ein oder zwei Kinder genügen mir." Das Lächeln wurde zu einem schiefen Grinsen: "Und ich werde für dich in der geheimnisvolle Stadt das schönste Haus mit einem Laden und riesigen Garten kaufen. In der Nähe ist dann der Gasthof deines Vaters. Wie klingt es?" "Traumhaft. Den Laden würden wir dann blau anstreichen", leuchteten meine Augen. "Nicht rosa?", neckte er mich. "Dann würden sich die Männer nicht wagen mein Laden zu betreten", wieder lachte ich und es kitzelte in meinem Brustkorb. "Von mir aus können sie fernbleiben. Du gehörst nur zu mir!", er beugte sich zu mir und küsste mich. Unser Traum würde wahr werden.


404

19.12.2020, 22:52

Cael

Irgendwann begann ich mir doch ein wenig Sorgen um Ryu zu machen. Er war immer noch nicht zurückgekehrt und langsam wurde es richtig spät. Musste er etwa Überstunden machen? Bereits an seinem zweiten Tag? Hoffentlich nicht, denn das wäre wirklich übertrieben. Dass er gut auf sich aufpassen konnte, daran zweifelte ich nicht, aber es könnte gut möglich sein, dass ihm etwas anderes dazwischengekommen war. Sollte ich vielleicht Ivoli losschicken, um nach ihm zu suchen? Allerdings wollte ich ihn keiner Gefahr aussetzen. Bei all den Schatten, die sich in den Straßen trieben, konnte auch ein Geisterführer wie er in eine Falle gelockt werden. Hin-und hergerissen sah ich die beiden Tierwesen vor mir an. >Eine Stunde. Ich gebe ihm eine Stunde, sonst suche ich ihn auf meine Weise.< Hieß so viel wie, dass ich ihn mit Magie aufsuchen würde.

Imesha

Ich schaffte es bis in den Nebenraum, ohne einen Anfall zu bekommen und diesen ekelhaften Männern die Augen auszukratzen. Gleichzeitig breitete sich die Kälte in meiner Brust aus, die mir teils den Atem nahm. Kaiser Odas Worte, seine dunkle Stimme, seine Finger auf meiner Haut... Jedes Mal brach etwas in mir auseinander und mir kam es vor, als würden sich die Wände auf mich zubewegen. Immer weiter und weiter, bis ich befürchtete zerquetscht zu werden.
>O Imesha, du hast so wundervoll getanzt. Dich zu sehen, wie du da hoch oben deine Leidenschaft auslebst, das-< Ohne Hinako aussprechen zu lassen, rauschte ich an ihr vorbei nach draußen und brachte zwischen diesen Leuten im Saal und mir so viel Abstand wie möglich. Das Herz in meiner Brust hämmerte wild gegen die Rippen. Ich atmete schwerer, während meine Füße mich den breiten Flur entlang zur großen Eingangstür führten, hinter der mich kalte, beißende Luft erwartete. Nur in meinem Umhang gehüllt und barfuß eilte ich die mit Neuschnee bedeckten Treppen runter. Ich hatte meine Schuhe vergessen. Verdammt. Trotzdem kehrte ich nicht um, sondern ging weiter, stapfte durch den Schnee, folgte dem Pfad zu den Palastgärten. Dabei versuchte ich an etwas Heiteres zu denken, an irgendetwas Schönes. Nichts half. Nicht einmal die Kälte, die an meinen Füßen hinaufkroch und mich zum Zittern brachte. Da war nur der Drang wegzulaufen. Oder wegzufliegen. Egal wie, Hauptsache weit weg, wo ich wieder frei atmen konnte. Nicht wie jetzt, wo jeder Atemzug anstrengend war.
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405

19.12.2020, 23:00

Ryu

Es war absolut nicht befriedigend gegen eine Hauswand zu treten, denn das änderte nichts an der Situation. Fahrig fuhr ich mit beiden Händen durch das Haar und starrte in die Dunkelheit, dabei dachte ich an Imesha. Ich hatte mal gehört, dass manche Menschen aufgrund eines Traumas verstummten und das, was ich gesehen hatte, ließ mich vermuten, was sie erdulden musste. Mir wurde wieder schlecht und ich hatte ein lebhaftes Bild vor mir wie ich dem Kaiser die Kehle aufschlitzte. Diese gewalttätige Ader kannte ich nicht von mir, selbst nicht mal wenn ich meinen temperamentvollen Moment hatte. Aber ich konnte hier nicht ewig in der Eiseskälte verharren und somit machte ich mich auf dem Weg zum Gasthaus. Es war längst nach Mitternacht, als ich nach oben in das Zimmer schlich und Cael mit seiner Gitarre wach auf seiner Matte entdeckte. Es hätte mich nicht gewundert ihn schlafen mit seinem Instrument zu sehen. Erschöpft ließ ich mich auf meine Matte sinken und Egon krabbelte sofort zu mir, um sich auf meinem Bein gemütlich zu machen: "Tut mir leid, dass ich so spät gekommen bin. Es ist was dazwischen gekommen und es gab keine Zeit eine Nachricht zu schicken."


406

19.12.2020, 23:12

Cael

Den Geistern sei Dank kam Ryu doch noch zurück. Nach Mitternacht, was echt spät war für einen einzigen Arbeitstag. Völlig ermattet setzte er sich hin und wirkte irgendwie... wütend. Ich runzelte die Stirn, legte die Gitarre beiseite und drehte mich im Sitzen zu ihm herum. >Was ist passiert? Du siehst aus, als würdest du gerne jemanden verprügeln? Ist es dieser Archivar?< Gut möglich, dass er einfach nur müde war, aber nach all den Jahren kannte ich ihn gut genug, um zwischen den Zeilen seinen Ärger herauszulesen.

Imesha

Eigentlich hatte ich zum vereisten See gehen wollen, doch plötzlich fand ich mich an einem ganz anderen Ort wieder. Einem, der mir endgültig den Atem nahm. Warum war ich hier? Warum hatte mich mein Unterbewusstsein zu den Grabsteinen gebracht, die mir den Boden unter den Füßen wegrissen? Ein Haufen Schnee lag zwar auf ihnen, aber ich wusste genau, dass sie es waren. Sumire und Motaro. Diesmal war es nicht die Kälte, die mir Tränen in die Augen trieb, sondern der Schmerz des Verlustes. Offenbar hatte ich wieder eine dieser Phasen, wo ich keinen Tag lang überlebte, ohne mental zusammenzubrechen. Es geschahen zu viele Dinge auf einmal. Zu viele Gedanken. Zu viele Gefühle. Zu viel, zu viel, zu viel.
Schluchzend sank ich auf die Knie und begann weinend den Schnee von den Grabsteinen zu entfernen. Ich wollte die Namen sehen. Ich wollte sie sehen, sie berühren und jeden Schwung der Schrift mit dem Finger nachzeichnen. Als könnte ich damit einen lebendigen Teil von ihnen anfassen, der nicht wirklich da war. Trotzdem... Es war das Einzige, was sich in diesem Moment richtig anfühlte. Was mir ein wenig Halt gab, wenn alles andere um mich herum zu zerbrechen drohte. Ich bildete mir einfach ein, Sumire und Motaro wären hier und würden mich trösten. Mich in den Arm nehmen und halten. Ich sehnte mich so sehr nach der Wärme ihrer Umarmung, dass ich laut aufschluchzte.
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407

19.12.2020, 23:20

Ryu

Tief atmete ich durch und wusste gar nicht wo ich eigentlich anfangen sollte. Da waren noch so viele Eindrücke, neue Informationen und die tobende Gefühle in mir. Aber dann fing ich einfach von dem Tag zu erzählen, es sprudelte aus mir heraus. Ich erzählte ihm von der Arbeit im Archiv. Von Imesha. Von den Leuten, die ich begegnet war. Von dem Fest und von dem Kaiser. Da begann meine Stimme zu stocken bis sie vor neu aufwallender Wut zitterte. "Ich war kurz davor den Krug auf sein Kopf einzuschlagen, wie er sie behandelt hatte...es war einfach widerlich und ich....ich habe einfach nichts getan", meine Schultern sackten in die Tiefe und ich rieb frustriert über meinem Gesicht.


408

19.12.2020, 23:39

Cael

Als wäre ein Damm gebrochen, begann Ryu mir von seinen Erlebnissen im Palast zu erzählen. Es war mehr als erwartet. Dass die Leute dort hinterlistig waren und nur darauf warteten, dem anderen ein Messer in den Rücken zu rammen, damit hatte ich gerechnet, aber dass er schon heute auf den Kaiser treffen würde und ihm gleich einen Krug auf den Kopf einschlagen wollte, nun ja... da hatte ich offensichtlich einiges verpasst. Letztendlich verstand ich seine Wut. Verstand die Hilflosigkeit, die er momentan empfand. An seiner Stelle würde es mich ebenfalls frustrieren jemandem helfen zu wollen, der ungerecht behandelt wurde, es aber nicht tun durfte, weil ich mir damit zu viel Ärger aufhalste. Nur hatte ich diese Regel bereits gebrochen. >Ich habe heute beinahe einen Wachmann getötet. Er wollte sich an Ilea vergreifen, aber Ivoli hat mich rechtzeitig gewarnt, sodass ich ihn davon abhalten konnte. Ich hatte ihn fest im Griff. Hals im Schwitzkasten. Er bekam keine Luft, mir war es aber egal.< Seufzend fuhr ich mir durchs Haar. >Ich war bereit für sie töten, Ryu. Ich habe nicht nachgedacht und damit unsere Mission gefährdet. Aber wir sind halt nicht... kaltherzig. Wir stehen für das Gute ein und wollen das Richtige tun.<

Imesha

Irgendwann spürte ich meine Glieder nicht mehr. Innen und außen, alles war taub. War ich bei den Grabsteinen eingeschlafen? Oder in Ohnmacht gefallen? Träge öffnete ich die Augen und bemerkte, dass die Welt schwankte. Der Nachthimmel war direkt über mir, aber auch ein Gesicht. Sorge lag in den warmen, braunen Augen, als sie auf mich hinabblickten. Ich erkannte ihn sofort und spürte neue Tränen aufsteigen. Dabei müssten sie längst versiegt sein. Ich hatte für einen Tag genug geheult.
Ruko drückte mich fester an sich, während er mich zurück zum Palast trug. Zurück in das Gefängnis, das mich mehr und mehr erstickte. Ich wollte ihn darum bitten, einen ganz anderen Weg einzuschlagen, doch meine Lippen blieben versiegelt. >Es tut mir leid, dass ich nicht früher bei dir sein konnte. Heute Nacht bleibe ich bei dir, wenn du es wünscht. Ich ertrage es nicht, dich so zu sehen.< brachte Ruko mit Kummer in der Stimme hervor. Es war zu gefährlich ihn in meinem Zimmer schlafen zu lassen, trotzdem nickte ich schwach. Ich wollte nicht allein sein.
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409

19.12.2020, 23:50

Ryu

Ich war nicht der Einzige, der eine solche Last mit sich herumtrug. Cael erzählte mir ebenfalls was in meiner Abwesenheit geschehen war und wenn ich ehrlich war, vermutlich hätte ich ebenfalls nicht anders reagiert. Langsam nickte ich: "Wir haben geahnt, dass die Mission für uns nicht einfach wird. Aber ich hätte niemals gedacht, dass sie so verdammt schwer ist und dass die Zustände hier furchtbar schlimm sind. Und ich habe das ungute Gefühl, dass es erst der Anfang ist." Kurz schwieg ich und dachte über die letzten Tagen nach. Wir waren fast eine Woche hier und hatten schon viel erlebt. Vor allem viel Schlechtes. "Aber wird werden nicht aufgeben. Wir gehen weiter an unsere Grenzen. Diese Menschen brauchen unsere Hilfe und egal wieviel es uns abverlangen wird, wir müssen für sie da sein. Wir werden einen Weg finden diese grausame Herrschaft zu beenden", neue Entschlossenheit flammte in mir auf. Wir mochten jetzt nicht viel ausrichten können und diese Machtlosigkeit zerrte an unsere Nerven, aber es würde der Tag kommen, wo wir mit aller Macht zurückschlagen konnten. Ich beugte mich nach vorne, um nach Cael Schulter zu packen: "Wir werden das durchstehen und unser Bestes tun." Dann lehnte ich mich wieder zurück und konnte ein Gähnen nicht unterdrücken: "Der Tag hat mich fertig gemacht. Kaum zu glauben, dass ich trotz alldem ans Schlafen denken kann."


410

20.12.2020, 00:01

Cael

Ich seufzte schwer. Ryu hatte recht. Momentan konnten wir nicht viel ausrichten. Wir waren erst eine Woche hier, wir standen noch am Anfang. Wer wusste schon, was uns morgen erwartete? Hier konnte man sich nie auf etwas mit absoluter Gewissheit einstellen. Dauernd passierte etwas anderes, meistens schlechter Natur. Dennoch durften wir das oberste Ziel nicht aus den Augen verlieren. Unser Wille musste bestehen bleiben, egal, was noch auf uns zukam. Da war ich einer Meinung mit ihm.
>Am Ende des Tages bin ich echt froh, dass diese große Mission uns beiden aufgetragen wurde. Dir vertraue ich am meisten und zusammen können wir ganz schön unschlagbar sein.< sagte ich motivierter als zuvor. Wie Ryu legte auch ich mich hin. Wir beide waren müde vom langen Tag. >Ruhen wir uns jetzt aus. Morgen wird hoffentlich ein besserer Tag.<
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411

20.12.2020, 00:11

Ryu

"Ganz bestimmt, jedenfalls der morgigen Abend. Da hast du ja deinen Auftritt und kannst vielleicht damit Ilea beeindrucken", zwinkerte ich ihm kurz zu, um ein wenig die Stimmung aufzulockern. Mit schweren Gedanken konnte man nicht gut schlafen. Unerwartet schlief ich ziemlich schnell und traumlos ein, sodass ich erst am frühen Morgen wieder wach wurde. Trotz der kurze Nacht war ich einigermaßen ausgeruht und ging ins Baderaum, um mich gründlich zu waschen. Ich hatte noch etwas Zeit, bevor ich wieder aufbrechen musste. Ich spürte den Widerwillen, aber für unsere Mission würde ich weiter diese Arbeit durchziehen. Ich war an der Quelle und da durfte ich jetzt nicht aufgeben. Ich fragte mich, ob ich heute wieder Imesha sehen würde. Vielleicht konnte zwischen uns eine Freundschaft entwickeln, jedenfalls spürte ich den Wunsch für sie da sein zu wollen. Ihr irgendwie helfen zu können.

Ilea

Benommen wachte ich am nächsten Morgen auf und die schöne Erinnerung begann zu verblassen, zurückblieb das Gefühl von Leere. Ich berührte die Armbänder. Sie waren ein Geschenk von Mattwei gewesen, er hatte das weiße Armband getragen. Ich konnte in den Armbänder die viele gemeinsame Erinnerungen spüren und ich spürte das Verlangen mich in ihnen verlieren zu wollen. Doch in diesem Moment wurde der Shoji beiseite geschoben und Makoto Sobo kam mit einem Tablett herein. Ich richtete mich sitzend auf: "Guten Morgen. Du hättest mir kein Frühstück bringen müssen, ich wäre jetzt aufgestanden." "Guten Morgen, Liebes. Das kommt nicht in Frage. Du wirst dich bis heute Abend ausruhen, damit du dabei sein kannst", sie sah mich streng an. "Aber ihr braucht bei der Vorbereitungen Unterstützung und es gibt viele andere Dinge zu tun", widersprach ich ihr. "Ilea, wir schaffen es schon. Jetzt solltest du mal an dich denken. Es nützt uns nicht, wenn du krank wirst und jetzt isst!", sie tätschelte meinen Arm, als sie den Tablett neben mir abstellte.


412

20.12.2020, 00:29

Cael

Als ich mich auf die Seite drehte und meinen Arm ausstreckte, schlug ich versehentlich gegen meine Gitarre, die einen disharmonischen Klang von sich gab. Das weckte mich aus meinem traumlosen Schlaf. Blinzelnd öffnete ich die Augen, gähnte und rollte mich zurück auf den Rücken. Keine Ahnung, wie früh es war, aber Ryu schien schon auf den Beinen zu sein, weil er mal wieder zum Palast gehen musste. Nach dem aufreibenden Abend gestern fand er noch die Kraft und Muße hinzugehen. Durchhaltevermögen hatte er immer schon besessen.
Erinnerungen des letzten Tages prasselten auf mich ein. Es waren ganz schön viele. Schlechte und gute. Wie würde es wohl heute sein? Ich freute mich jetzt schon auf den Abend und hoffte, dass einige Gäste kommen würden, um meiner Musik zu lauschen. Dafür musste ich allerdings mehr Werbung machen. Am besten in der Stadt, in verschiedenen Gebieten. Ansonsten würde niemand wissen, dass der Gasthof einen musikalischen Abend anbot. Vielleicht konnte ich auch noch ein paar Kraniche mehr basteln. Zeit dafür hatte ich, weil meine Wunden noch nicht gänzlich verheilt waren.

Imesha

Benommen blinzelte ich ins dämmrige Licht des Morgens. Ich fühlte mich wie durchgekaut und ausgespuckt. Mir war irgendwie schlecht und ich registrierte erst verspätet, dass ich nicht alleine im Zimmer war. Ruko schlief neben mir auf seiner eigenen Matte. Normalerweise müsste er längst wieder auf der Arbeit sein, doch er war bei mir geblieben. Die ganze Nacht lang und jetzt auch. Es bedeutete mir wahnsinnig viel, dass er das für mich tat, obwohl er damit unsere Beziehung zueinander riskierte. Man wusste nie, ob man gerade von irgendjemandem ausspioniert wurde. Hier gab es genügend Verräter, die auf den richtigen Moment warteten.
Trotzdem wollte ich mir nicht gleich am Morgen die Laune verderben lassen, sondern genoss es einen Menschen neben mir zu haben, der mir viel bedeutete. Ich streckte meine Hand nach ihm aus, berührte seinen Unterarm und griff schließlich nach seiner Hand, um sie zu halten. In diesem Moment fühlte ich mich wie ein Kind, das Zuwendung brauchte und ich war froh, dass Ruko es zuließ. Bestimmt war er durch die Berührung wach geworden, seine Augen blieben aber geschlossen. Ein Lächeln zupfte an meinen Lippen.
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413

20.12.2020, 00:39

Ryu

Das Bad war eine Wohltat, besonders an den wohlduftende Kräuter hatte ich einen Gefallen gefunden. Ich sollte mal Ilea danach fragen, denn ich war mir sicher, dass es ihr Werk war und vielleicht konnte ich dadurch sie näher kennehernen. Sie war Cael wichtig und als bester Freund wollte ich mich natürlich mit ihr gut verstehen. Nach dem Bad ging ich angezogen wieder in das Zimmer und sah, dass mein bester Freund gerade aufgewacht war. "Wollen wir kurz zusammen frühstücken, bevor ich aufbrechen muss?", fragte ich ihn und fütterte Egon. Besorgt stellte ich fest, dass das Gefäß mit den Insekten leer war. Ich musste unterwegs unbedingt ein paar Insekten finden. Vielleicht fand ich welche im Archiv, solche trockene Orte waren für manche Insekten ein idealer Ort.

Ilea

Gemeinsam frühstückten wir und ich erfuhr, dass Otōsan naher kurz in die Kaiserstadt gehen würde, um ein paar Erledigungen zu machen. Unter Anderem wollte er die Aushänge verteilen, damit wir auch Gäste bekamen. Währenddessen würde Makoto Sobo viele ihrer berühmten Mochis machen, damit die Gäste auch eine Nachspeise bekamen. Aber ich würde nicht den ganzen Tag untätig auf der Matte sein. Ich würde es nicht verlassen, wie ich es Makoto Sobo versprochen hatte, aber meine Hände waren gesund genug um weitere Kranichen zu basteln. Fieber hatte ich nicht mehr, den hatte ich zum Glück überwinden. Ich spürte nur noch die innere Erschöpfung.


Gehe offline, gute Nacht :)


414

20.12.2020, 00:51

Gute Nacht *_*

Cael

Wenig später kam Ryu fertig gekleidet ins Zimmer und fütterte Egon. Dabei stellte er fest, dass wir weitere Insekten für den kleinen Kerl finden musste, damit er nicht verhungerte. Ich würde heute Ausschau nach welchen halten, immerhin war er mir genauso wichtig wie Ivoli. >Ja, gerne. Zusammen zu frühstücken, ist in der Familie wichtig.< willigte ich lächelnd ein. Schnell zog ich mir etwas Frisches über und folgte ihm daraufhin nach unten, wo Gawain bereits die ersten Teller auf dem Tisch abstellte. Dieser Mann war wie ein gut funktionierendes Uhrwerk. Er verpasste keine Minute und erledigte seine Aufgaben ziemlich schnell. Dass dabei keine Qualität verlorenging, bewies, dass er sein Handwerk in der Küche sehr gut kannte. Allein beim Anblick des Essens lief mir das Wasser im Mund zusammen. Es war ein tolles Gefühl umsorgt zu werden. >Guten Morgen.< begrüßte ich ihn freundlich, ehe ich mich mit knurrendem Magen hinsetzte.

Imesha

Zwischendurch hatte ich meine Augen wieder geschlossen in der Hoffnung, dass dieser Morgen länger andauerte als die letzten. Ich wollte die angenehme Gesellschaft auskosten und so lange in meinem Zimmer bleiben wie nur möglich. Gestern, bei den Grabsteinen, hatte ich einen Augenblick lang an Rukos Angebot gedacht. An seinen Vorschlag mich hier rauszuschleusen und mich an einen weit entfernten Ort zu bringen. Solange es aber nicht die geheimnisumwobene Stadt war, blieb ich nicht sicher. Der Kaiser würde mich finden und das hatte mich die Idee abzuhauen schnell verwerfen lassen. Außerdem wollte ich Rukos Leben nicht gefährden. Denn wenn er mir half auszubrechen, wäre das Hochverrat und das wurde mit dem Tod bestraft. Einen weiteren Verlust konnte ich nicht ertragen. Es würde mich endgültig vernichten. Lieber lag ich hier, mit ihm neben mir und tat so, als wäre das normal. Als wäre das mein Alltag.
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415

20.12.2020, 17:09

Ryu

Gawain war schon längst auf den Beinen und hatte uns ein köstliches, reichhaltiges Frühstück gezaubert. "Guten Morgen", erwiderte er unseren Gruß mit einem Lächeln, aber seine Augen wirkten bekümmert. Ich vermutete es lag daran, was gestern beinahe Ilea widerfahren war, wäre Cael nicht rechtzeitig erschienen. Er liebte seine Tochter, das sah man ihn an und ich konnte mir vorstellen, dass er sich Vorwürfe machte. "Ryu, ich werde dich in die Stadt begleiten. Ich muss ein paar Erledigungen machen", wandte Gawain sich an mich und ich antwortete lächelnd: "Dann wird der Weg in die Stadt nicht langweilig sein." Jetzt drehte er sich zu Cael: "Darf ich dich um einen Gefallen bitten? Würdest du solange auf die Frauen aufpassen bis ich wieder da bin? Mir ist es wohler, wenn sie nicht in diese unruhige Zeiten alleine sind und du hast bewiesen, dass du dich zu verteidigen weißt." Ich wusste bereits schon die Antwort von Cael, denn er würde niemals eine solche Bitte abschlagen. Schon gar nicht, wenn Ilea ihm was bedeutete.

Ilea

Ich schaute aus dem Fenster, die Vorhänge wurden von Sobo Makoto beiseite geschoben ehe sie mein Zimmer verlassen hatte. Sie wollte jetzt mit den Vorbereitungen beginnen. Draußen war der Himmel gräulich blau, jedoch sah es nicht nach neuem Schneefall aus. Das wäre gut, denn das Wetter spielte heute Abend ebenfalls eine Rolle. Bei starkem Schneefall würden die Gäste kaum hierher wagen. Ich runzelte leicht mit der Stirn, man müsste eigentlich den Weg von Eingang zu der Brücke und die Brücke selbst frei schaufeln. Außerdem die leerstehende Ställe für mögliche Pferde der Gäste bereit stellen. Dennoch durfte ich das Bett nicht verlassen und ich konzentrierte mich auf das Papier, das auf meinem Schoß lag. Ich begann die ersten Falten zu machen, aber die Gedanken begannen abzuschweifen.


416

20.12.2020, 17:42

Cael

Ich sah von meinem leckeren Essen auf und nickte ernst. >Betrachte es als erledigt. Die beiden sind in guten Händen, ich passe auf.< willigte ich sofort ein. Gerade wenn es um diese Familie ging, würde ich mein Bestmögliches tun, um sie vor dem Übel da draußen zu bewahren. Außerdem konnte ich mich dann in aller Ruhe für den Auftritt vorbereiten und den Frauen bei den Vorbereitungen helfen.
Der Vater wirkte zufrieden und bedankte sich. Um ihn machte ich mir zwar weniger Sorgen, aber ich hoffte, dass ihm sein Bein bei dem Wetter keine allzu großen Probleme bereitete. Ryu würde ihn zumindest ein Stück weit begleiten. >Das Frühstück ist übrigens sehr köstlich. Wie immer.< fügte ich noch hinzu und aß hungrig weiter. Bis heute Abend müssten meine Wunden verheilt sein, denn ich wollte nicht länger dieses Ziehen bei jeder kleinsten Bewegung spüren. Ich spielte bereits mit dem Gedanken mich mit ein wenig Magie zu heilen. Aus der Geisterwelt.

Imesha

Leider hielt der Morgen nicht lange an. Ruko wachte auf und drehte sich auf die Seite, um mich anzusehen. Ein sorgenvoller Ausdruck trat in sein Gesicht und in seinen Augen las ich leichte Frustration. >Du wärst fast zu Tode erfroren, Imesha. Das kannst du doch nicht machen. Mir gingen die schlimmsten Dinge durch den Kopf, während ich nach dir gesucht habe. Was ist passiert?<
Bekümmert senkte ich den Blick. Gleichzeitig verspürte ich ein schlechtes Gewissen, weil er wegen mir bestimmt noch mehr Sorgenfalten bekam. Er hatte genügend in seinem Leben, da wollte ich nicht eine weitere Last sein. >Das Fest... ich hab dort getanzt. Der Kaiser hat mich zu sich geholt und... Einer der Gäste durfte mich berühren.< erzählte ich ihm mit heiserer Stimme, während sich mein Magen verkrampfte. Rukos Hand umschloss die meine fester. Er rückte näher und legte die andere auf meine Wange. >Es tut mir leid, dass das schlechte Erinnerungen geweckt hat. Soll ich dich heute aus dem Dienst nehmen? Du könntest in den Palastgarten oder in die Stadt gehen, um auf andere Gedanken zu kommen.<
Ich dachte kurz nach. >Ja, bitte.<
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417

20.12.2020, 21:07

Ryu

"Oh ja", stimmte ich Cael zu und aß den letzten Krümmel auf: "Jetzt muss ich aufbrechen. Wir sehen uns später." Ich legte kurz die Hand auf die Schulter meines besten Freundes und dann brach ich gemeinsam mit Gawain auf. Da ich noch sehr gut im Zeit lag, störte es mich nicht langsamer zu gehen. Es war für Gawain bestimmt nicht einfach mit den Gehstock durch den Schnee zu stampfen und ich nahm mir vor, demnächst das Grundstück ein wenig vom Schnee zu befreien, damit er sich wenigsten dort freier bewegen konnte. "Darf ich dich fragen, was du nun genau arbeitest?", erkundigte er sich und es war eine ganz normale Neugierde, die aus ihm sprach. Bislang hatten wir gar nicht das Gespräch über meine Arbeit vertieftet, er hatte bloß erfahren, dass ich bei meiner Suche Erfolg hatte. "Ich bin Archivgehilfen am Palasthof", antwortete ich ihm: "Es ist eine gute Bezahlung und ich war schon immer wissensbegierig." Ein kurzer Schatten huschte über seinem Gesicht: "Ich denke, ich kann zu dir offen sein. Ich habe gesehen, dass du und Cael ein gutes Herz besitzt, auch wenn ihr eure Geheimnisse habt. Sei vorsichtig wenn du dort arbeitest und überlege gut wem du dort vertrauen willst, besonders weil du ein Magi bist. Der Glanz kann Vieles vertuschen." "Danke für deine Sorge, ich gebe auf mich Acht", versicherte ich ihm. Leicht nickte er und wirkte gedankenverloren, sodass wir schweigsam weiter nebeneinander gingen bis wir die Stadt erreichten. Dort trennten sich unsere Wege, da wir in unterschiedliche Richtungen gingen. Mit gemischten Gefühlen erreichte ich das Palasttor und nach einem tiefen Atemzug schlüpfte ich in die Rolle des Archivgehilfen.

Ilea

"Du bist ja wieder wach", erschien wie aus dem Nichts der weibliche Geist und setzte sich vor mich im Schneidersitz hin: "Du warst gestern vor dem Gasthaus einfach zusammengeklappt. Was war los?" Ich legte den Kranich im Korb zu Caels Kraniche und griff nach einem neuen Papier: "Mir war nicht wohl gewesen, doch heute geht es mir besser." "Hm", sie rieb sich am Kinn und beugte sich dann leicht vor: "Sag mal, hast du jetzt gelernt wie du mir helfen kannst meine Erinnerungen wiederzufinden und mich schließlich ins Jenseits zu schicken? Ich meine du nimmst jetzt doch Unterricht bei den knackigen Kerl." "So weit sind wir noch nicht. Aber ich habe schon Einiges über die Geisterwelt erfahren dürfen", antwortete ich ihr und schaute auf: "Du hast vor Kurzem erzählt, dass du wahrscheinlich vor unsere Zeit gelebt hast. Dabei werden Seelen nach einem Jahr oder früher zu Schatten, weil sie sich nach einer Weile zu sehr nach dem Leben verzehren. Wie kann es sein, dass du kein Schatten bist?" "Tja, ich bin wohl was Besonderes", grinste sie breit. "Oder es liegt an deine fehlende Erinnerungen", vermutete ich und in mir keimte eine Idee: "Kannst du mir deine Hand reichen? Ich möchte ausprobieren, ob ich vielleicht eine Erinnerung von dir sehen kann. Bei den Menschen, Gegenstände oder gar Tiere funktioniert es bei einer Berührung."


418

21.12.2020, 10:03

Cael

Nach dem Frühstück räumte ich alles ab, da Gawain und Ryu bereits gegangen waren. Schon faszinierend, wie schnell man sich an gewisse Dinge gewöhnte. Obwohl man uns gleich zu Anfang mit Misstrauen begegnet war, vertraute uns der Herr des Hauses die Sicherheit seiner Familie an. Ich fühlte mich geehrt, dass dem so war und würde mir mit den Vorbereitungen für heute Abend Mühe geben. Draußen schneite es nicht, weshalb ich kurzerhand beschloss den Schnee wegzuräumen, was ich eigentlich gestern hatte machen wollen.
Um das zu tun, zog ich mir erst warme Kleidung über und suchte anschließend nach einer Schaufel, die ich in einem Abstellraum neben der Küche fand. Damit bewaffnet ging ich nach draußen und sah die Berge aus Schnee an. Wegen meiner Wunden würde ich es langsamer angehen als sonst, aber die Arbeit musste auf jeden Fall erledigt werden. Ivoli kam zu mir geflogen, um mir währenddessen Gesellschaft zu leisten und so schaufelte ich Stück für Stück den Weg frei.

Imesha

Obwohl ich mir normalerweise keinen freien Tag gönnte, um keinen Unmut bei anderen Leuten zu wecken, war ich an einem Punkt angekommen, wo ich dringend Zeit für mich brauchte. Wenigstens für einen Tag. Ideal wäre es für längere Zeit die Stadt zu verlassen, aber das war bloß Wunschdenken. Es reichte, wenn Ruko mich heute aus dem Plan nahm. Das war besser als gar nichts.
Er war längst zu seiner Arbeit aufgebrochen, hatte mir aber versprochen im Laufe des Tages nochmal nach mir zu sehen. Mich gestern fast erfroren bei den Grabsteinen vorzufinden, belastete ihn und das tat mir leid. Manchmal vergaß ich, dass auch er unter dem Verlust von Sumire und Motaro litt. Ich wollte ihm keinen weiteren Kummer bereiten, indem ich ihm das Gefühl gab ich sei die Nächste. Aus diesem Grund tat ich mir selbst etwas Gutes und trank zuerst einen beruhigenden Tee, den ich von der freundlichen jungen Frau gekauft hatte. Ich erinnerte mich sehr gut an die weißgoldenen Fäden ihrer Magie und fragte mich, was genau in ihr schlummerte. Hauptsache, ich beschäftigte meine Gedanken mit belanglosen Themen, anstatt an gestern Abend zu denken.
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21.12.2020, 19:56

Ryu

"Hier ist eine Liste, die Sie in der Stadt zu erledigen haben und hier ist die Tasche mit den Schriftrollen, den Sie austragen sollen. Die hochangesehene Herrschaften erwartet bereits sehnsüchtig auf die Schriftstücke", empfing mich Gojo-sama und drückte mir ein vollgeschriebenes Blatt Papier samt der beladende Tasche in die Hände. Ein freundliches Guten Morgen kam ihm nicht in den Sinn. "Es wird sofort erledigt, Gojo-sama", antwortete ich und verneigte leicht mein Haupt. Es kam mir gelegen außerhalb des Archiv zu arbeiten. Langsam musste ich mir die nächste Schritte überlegen, vor alldem was gestern gewesen. Bis jetzt war ich Imesha noch nicht über dem Weg gelaufen und ich hoffte sie heute noch sehen zu können, um sicherzugehen, dass es ihr einigermaßen gut ging. Ich verließ wieder das Archiv und ging auf dem Hof eine kleine Gruppe von Menschen vorbei. Vorne lief der ältere Mann von gestern, der mich als den Ersatz für den verletzten Diener erkoren hatte und hinterging mich was das Lohn betraf auf eine widerliche Art. Ich schenkte der Gruppe keine Beachtung. "Man hat Ihnen wohl keine Manieren beigebracht", ertönte die kalte Stimme des Mannes und innerlich stöhnte ich auf. Was wollte er jetzt von mir? Ich drehte mich um und schenkte ihm ein höfliches, aber kühles Lächeln: "Verzeih, ich bin in Eile." Direkt hinter ihm stand Zhaou und machte eine komische Miene, die fast verzweifelt aussah. Irgendwas verpasste ich anscheinend. "Sie scheinen nicht so wissen wer ich bin", trat der Mann mir näher. "Ich bin recht neu hier und bisweilen war ich nur im Archiv gewesen. Da werde ich mir nicht alle Namen vom Palast merken können, deren Gesichter ich nicht kenne", antwortete ich. "Ich bin Meister Li, für dieses Mal lasse ich Ihre Respektlosigkeit durchgehen. Doch beim nächsten Mal haben Sie sich vor einer hochrangige Person zu verneigen, verstanden?", sein Blick war kalt wie Eis. "Verstanden, Meister Li", verneigte ich mich kurz und dachte endlich gegen zu können. Aber da hielt er mich erneuert auf: "Sie sind auf dem Fest den Hofdamen aufgefallen. Ihr macht in der Tat einen stattlichen Eindruck und diese Augen sind auffallend. Als Geisha fehlt Ihnen die nötige Ausbildung und Sie sehen auch nicht aus, als könnten Sie Einer der verschiedene Künste beherrschen. Dennoch scheinen Sie einigermaßen intelligent zu sein und anregende Gespräche wird den Hofdamen unterhalten, da wird der Mangel an künstlerische Fähigkeiten verschmerzt werden. Sie erhalten ein höheres Lohn, als die Jetzige und und Sie werden von Gojo-san freigestellt, wenn Sie gerufen werden." Bei den heiligen Vulkan, was passierte hier gerade? "Wenn ich Recht verstehe, wollen Sie mir eine zweite Arbeit anbieten, indem ich Hofdamen mit meiner Anwesenheit unterhalte?", hakte ich nach. "Exakt", antwortete er. "Ich danke Ihnen für das Angebot, aber ich bin mit meiner jetzige Arbeit ganz zufrieden und strebe nicht nach Reichtum", lehnte ich es entschieden ab. "Ich denke, Sie werden es bis morgen anders überlegt haben. Es wäre doch ein Jammer wenn Sie ihre Stelle verlieren würden und dann als mittelloser Mann in der Stadt gar keine Arbeit mehr finden, nicht wahr? Als bedeutungsloser Waise aufgewachsen und ohne ein eigenes Heim wäre das wohl ein herber Schicksalsschlag", er veränderte nicht den einzigen Ton in seiner Stimme, dennoch nahm ich die unterschwellige Drohung wahr. Mein Blut in den Adern wurde warm, aber mein aufgesetztes Lächeln wackelte keine Sekunde: "Ich empfehle mich. Guten Tag, Meister Li." Ich verneigte mich respektvoll und ging ohne zu schnell zu eilen zum Palasttor.

Ilea

Schweratmend blieb ich an der Lichtung des dunklen Waldes stehen und spürte, wie meine Feinde sich mir näherten. Mir blieb nicht mehr viel Zeit und ich wusste es gab keinen Ausweg mehr für mich. Meine Hände ballte sich zu Fäuste. Maïwenn hatte es in ihre Träume gesehen und als Mitglied der mächtige Rōtasu-Familie irrte sie sich nie. Ich blickte zum Himmel, wo die Sterne funkelten und ich kannte jede Einzelne von ihnen. Die Zeit war gekommen. Um die verborgene Stadt und die geheime Organisation zu beschützen, musste ich jetzt diesen Schritt wagen. Maïwenn und ich hatten damals Vorkehrungen beschlossen, wenn dieser Tag kommen sollte. Kurz schloss ich einen Augenblick meine Augen, das hier würde mein Ende sein. Aber ich würde zurückkehren und mich an Kaiser Oda für den Tod des alten Kaisers rächen. Angeblich war er an der unbekannte Seuche gestorben, die damals im Palast kursierte und bis auf den neuen Kaiser hatte Niemand aus der kaiserliche Stammbaum es überlebt. Ich glaubte nicht an diese Geschichte. Meine Augen öffneten sich wieder, ich hob flach meine Hand an und rief nach meinem Buch. Die grüne Steine meines Armbandes begannen hell zu funkeln und direkt vor mir erschien schwebend das magische Buch. "Ich Roselyn Arabella Sugiyama befehlige dir als dein Master dich zu öffnen!", forderte ich das Buch auf und wie durch eine Zauberhand öffnete sich die leeren Seiten. "Apparent Criculos! (Erscheine Zirkel)", auf der leere Seite erschien grünliche Linie, die sich miteinander verbanden und zu einem mit Runen verzierten Stern wurde. Ich ließ meine Hand nach oben schweben und der Zirkel kam aus dem Buch heraus. Als ich die Hand senkte, verfestigte sich der Zirkel am Boden und war an seine Größe gewachsen, sodass ich in seiner Mitte stand. Von meinem Hals riss ich den jadegrünen Stein in Form einer Kranich. Ich war bereit.


420

21.12.2020, 23:39

Cael

Eine Weile später begann ich beim Schneeschippen zu singen und vergaß somit die harte Arbeit sowie das leichte Ziepen unter den Verbänden. Ich passte selbstverständlich auf, dass ich keine abrupten Bewegungen machte und hörte jetzt schon die tadelnden Stimmen der Frauen. Dass ich keinen einzigen Tag stillsitzen konnte. Es sei denn ich hielt eine Gitarre in der Hand oder wie jetzt den hölzernen Griff der Schaufel, während ich meine neuen Lieder zum Besten gab. Hier war sowieso niemand anwesend. Ich war für mich allein und vertrieb mir mit der körperlichen Arbeit die Zeit. Dadurch blieb ich fit, denn das war mir ebenfalls sehr wichtig.
Ich schaffte es die Hälfte des Weges bis zu den Stadttoren zu räumen, dann legte ich eine atemlose Pause ein. Keine Ahnung, wie lange ich dafür gebraucht hatte, aber das Ergebnis ließ sich sehen. Die andere Hälfte würde ich genauso gut säubern, sodass niemand Probleme haben würde den Gasthof zu erreichen. Da ich nebenbei meinen Gesang übte, erledigte ich zwei Aufgaben auf einmal. Was für ein schlaues Kerlchen ich doch war, dachte ich schmunzelnd und setzte die Arbeit fort.

Imesha

In einfachem Gewand verließ ich zwei Stunden später mein Zimmer, um mich zuerst zu waschen und all die Erinnerungen an gestern Abend von meiner Haut zu schrubben. Die neue Hautcreme nahm ich ebenfalls mit, denn ich wollte ihre Wirkung testen. Wenn sie mich zufriedenstellen sollte, würde ich mir definitiv mehr Nachschub holen. Seit einigen Minuten spielte ich zudem mit dem Gedanken nach Überresten vom Fest zu suchen und sie in meinem Zimmer zu bunkern. Nach größeren Festen blieb immer etwas übrig, was ich später den Armen geben konnte. Das war der ideale Zeitpunkt. Leider hatte ich vergessen Ruko danach zu fragen, aber er würde bestimmt selbst auf die Idee kommen.
Ein kleiner Abstecher in die Küche stand somit als Nächstes auf dem Plan, weil ich dort zwar auffiel, mich aber niemand infrage stellte. Es war durchaus vorgekommen, dass sich Rebellen als Küchenpersonal ausgaben, um Essen zu vergiften. Da war es nicht unüblich, wenn ich dort mal eine Runde drehte. Manchmal brachte meine Position Vorteile mit sich, aber der Preis, den ich dafür tagtäglich zahlte, war einfach zu hoch. Gestern war mir das wieder sehr bewusst geworden und ich wollte es dringend vermeiden erneut in dieses dunkle, endlose Loch zu fallen. Einige Stellen an meinem Körper fühlten sich immer noch unterkühlt an.
Ich trocknete meinen Körper sorgfältig ab und cremte mich anschließend ein. Ein sanfter Duft stieg in meine Nase. Ich atmete ihn tief ein.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
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