Sie sind nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: RockundLiebe Forum. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

441

22.12.2020, 22:54

Ryu

Gesättigt lehnte ich in der Bank zurück, kippte den Kopf in den Nacken und blinzelte nachdenklich den graublauen Himmel an. Sonnenschein schien hier nicht oft zu geben, was schade war. Es würde mehr die Schönheit des Winters zeigen, so wie in Fjerda aus meiner Heimat. Doch dieser Ort war nicht immer schön gewesen, denn dort hatte durch einen Fluch immer währender Wintersturm gegeben. Aber meine Mutter hatte diesen Fluch besiegen können, als sie den mächtigen Eisriesen niederrang. Dort hatte sie auch ihre wahre Kraft als Harpyie gefunden. Jetzt war dieses Winterland wunderschön geworden, aber immer noch verdammt kalt. Ich spürte die Sehnsucht nach meiner Welt. Nach meiner Heimat. Nach den Menschen dort.

Ilea

Ich starrte auf unsere Hände, als er nach Meiner griff und mich nach oben in dem Zimmer führte. Es fühlte sich warm und vertraut an, gleichzeitig war es noch etwas befremdlich weil unsere Freundschaft noch frisch war. Dennoch zog ich ihm meine Hand nicht zurück, als Freunde war daran bestimmt nicht unschicklich. Vage erinnerte ich mich an solche vertrauliche Momente. Die meisten solcher Momente hatte ich mit Mattwei erlebt und unsere Nähe waren auf eine noch intimere Ebene gewesen. Wir waren wieder in dem Zimmer, wo ich zum ersten Mal in die Geisterwelt geführt wurde. Überrascht sah ich Cael an. Wir konnten auf Energie von dieser Welt zurückgreifen und auf diese Weise heilen? "Bitte zeige es mir", beugte ich mich leicht zu ihm und Interesse flackerte in meine Augen auf. Heilung war ein Thema, das mir schon immer am Herzen lag. "Kann man damit auch Andere helfen?", fragte ich ihn sogleich.


442

22.12.2020, 23:06

Cael

Ich hatte mir bereits gedacht, dass sie das Thema stark interessierte. Immerhin kannte sie sich in der Heilkunde ziemlich gut aus und setzte alles daran mit ihrem Wissen anderen zu helfen. Das bewunderte ich sehr an ihr. Aus diesem Grund wollte ich meine Erfahrung mit ihr teilen, auch wenn sie gleich enttäuschen musste. >Ja und Nein. Dich selbst kannst du problemlos heilen, ohne dass jemand das bemerkt. Wenn du aber andere heilen möchtest, macht sich das in deinem Umfeld bemerkbar. Wäre Magie allerdings erlaubt, stehen dir die Türen natürlich offen und dann kannst du größeres Leid heilen.< Ivoli gurrte zustimmend.
Ich hob mein Oberteil an, um die Wunde an meiner Leiste freizulegen und nahm vorsichtig den Verband ab. So war es einfacher die Heilung durchzuführen. Ohne störenden Stoff. Die vernähte Wunde sah im Gegensatz zu gestern besser aus, trotzdem wies sie eine Rötung auf, die womöglich dieses unangenehme Ziepen auslöste. >Um deinen Körper zu heilen, musst du selbstverständlich Kontakt zur anderen Welt herstellen. Ähnlich wie beim letzten Mal. Es erfordert aber viel Übung, da es passieren kann, dass man trotzdem hinüberwechselt.< Lächelnd hielt ich ihr meine Hand hin und deutete auf Ivoli, der immer noch auf meinem Kopf saß. >An meiner Hand wirst du spüren, wie viel Magie ich wirke und solange schaust du in Ivolis Augen. Er wird dir zu verstehen geben, in welchem Zustand dein Geist sein muss, damit die Heilung stattfinden kann.<

Imesha

Der Schnee lag etwas höher als sonst, aber der vereiste See lag zumindest frei. Darauf konnte ich gut laufen. Ich legte meine Sachen wie letztes Mal auf dem Gesteinsbrocken ab und zog gerade meinen Umhang aus, als ich weiter hinten eine vertraute Gestalt entdeckte. Meine Hand zuckte und wollte schnell nach meinen Sachen greifen, nur hielt ich erneut inne. Würde er mir hinterher spionieren, wäre er nach mir hier aufgetaucht. Nun saß er allerdings schon auf der Bank und verbrachte wohl dort seine Mittagspause, weil ich von hier aus sehen konnte, dass er sein eigenes Bento mitgebracht hatte.
Mein Instinkt riet mir stets vorsichtig bei Fremden zu sein. Mittlerweile kannte ich zwar seinen Namen und wenige private Informationen, aber das machte ihn lange nicht zu dem Menschen, der er vorgab zu sein. Es verwirrte mich, dass er mich irgendwie verwirrte. Und das machte absolut keinen Sinn. Ich konnte bloß darüber den Kopf schütteln, meine Schuhe wechseln und seine Anwesenheit ignorierend aufs Eis gehen. Von ihm würde ich mir meine freie Auszeit auf dem See nicht nehmen lassen. Zugegeben... wäre er einer der schmierigen Kerle aus der höheren Schicht gewesen, hätte ich meine Sachen gepackt und wäre verschwunden. Was sagte das wohl über ihn aus? Und über mich? War er doch harmloser als gedacht?
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

443

22.12.2020, 23:15

Ryu

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Bewegung und ich drehte mein Kopf in diese Richtung. Sofort erkannte ich Imesha mit den Schlittschuhe. Sie wollte wieder auf dem Eis und da sie mich hier oben bestimmt gesehen hatte, konnte ich weiter sitzen ohne ihr das Gefühl zu geben ich würde spionieren. Es war nicht wie beim letzten Mal, wo ich sie zufällig entdeckt hatte und das in einem intimen Moment. Dieses Bild wie sie zusammengebrochen war, hatte ich nicht vergessen. Umso beeindruckender fand ich, wie sie in sich die Stärke gefunden hatte wieder aufzustehen. Ich legte mein Arm über die Rückenlehne der Bank, drehte mein Körper ein wenig zum See und beobachtete sie neugierig. Welche Eiskunststücke würde ich heute zu sehen bekommen?

Ilea

"Oh", ich spürte die Enttäuschung, denn ich hatte gehofft ich könnte mit dieser Art von Heilung den Anderen unauffällig helfen. Jedoch war die Gefahr groß dabei entdeckt zu werden, aber anders schien es bei der Selbstheilung. Doch auch das war ein wichtiges Wissen für den Fall sollte ich mal ernsthaft verletzt sein und musste mir selbst helfen. Mein Blick fiel auf die Verletzung, die Wunde war zwar gut verschlossen, jedoch gefiel mir die Rötung nicht. Sie war gereizt und normalerweise würde ich sowas gleich behandeln. "Das klingt kompliziert", stellte ich fest und ergriff nach seiner warme Hand, während meine Augen sich aufmerksam auf Ivoli richteten.


444

22.12.2020, 23:34

Cael

Ich schmunzelte. >Ist es auch.< bestätigte ich ihre Worte, ehe ich meine Augen schloss und ein paar Mal ruhig ein- und wieder ausatmete. Eine entspannte Atmung war sehr wichtig, wenn man Energie aus der anderen Welt nutzen wollte, denn nur ein entspannter Körper und Geist konnte kleine Wunder bewirken. Ich spürte bereits das vertraute Ziehen in der Brust, dort, wo mein Talisman unter der Haut leicht zu pulsieren begann. Im Geiste griff ich danach, umschloss die lebendige Magie und begann sie Stück für Stück aus dem Kern zu lösen. Man musste es sich vorstellen, als hätte man eine Rolle Garn, aus dem man einen losen Faden zog und ihn in eine bestimmte Richtung legte. In meinem Fall führte ich die Magie direkt zu meinen Wunden an Schulter und Leiste. Dadurch verteilte sich die Energie in meinem Körper und floss ruhig wie meine Atmung.
Allmählich machte sich ein sanftes Prickeln bemerkbar und ich wusste sofort, dass die Heilung einsetzte. Von innen nach außen.

Imesha

Nach der zweiten lockeren Runde auf dem Eis vergaß ich beinahe, dass ich einen Beobachter hatte. Hier draußen konnte ich mich schnell von allem lösen. Ich konnte einfach Ich sein und das bisschen Freiheit genießen, das ich bei jeder Bewegung empfand. Mir war zudem nicht nach einem entspannten, ruhigen Lauf, sondern nach mehr Spannung, um meine unterbewusste Wut an die Oberfläche zu drängen. Ich musste das, was sich seit einigen Tagen in mir aufgestaut hatte, loslassen und mich austoben. Dabei war es mir egal, ob einige der Kunststücke elegant oder schön aussahen. An meiner Technik konnte ich auch ein anderes Mal arbeiten.
Jetzt ging es mir nur darum der inneren Frustration Raum zu geben. Ich glitt über das Eis, als wäre es das Normalste der Welt. Drehte mich auf der Stelle, ging langsam mit nach vorn ausgestrecktem Bein in die Hocke, während ich schneller und schneller wurde. Dann richtete ich mich wieder auf, lehnte den Oberkörper ein Stück zurück und fixierte eine Wolke im Himmel. Dabei drehte ich mich weiter, bis ich abrupt innehielt und fließend zur nächsten Technik wechselte. Den Sprüngen. Erst einfache, dann zweifache. Die Landung saß jedes Mal und diese kleinen Erfolgserlebnisse bauten mich auf. Mein Körper wurde wärmer, die Bewegungen leichter und endlich fühlte ich, wie die schlechte Energie Stück für Stück aus mir vertrieben wurde.

Eistanz
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

445

22.12.2020, 23:46

Ryu

Wie beim letztem Mal beeindruckte sie mich mit ihrer Fähigkeit auf dem Eis tanzen zu können, doch dieses Mal wirkten die Bewegungen ein weniger wütender. Wilder. Als müsste sie angestaute Gefühle loswerden, indem sie in diesem Tanz hinein fließen ließ. Und trotzdem wirkte es einzigartig schön. Ich konnte meine Augen kaum von ihr abwenden und diesmal wirkte der Zauber, denn das hier tat sie aus freiem Willen. Sie war eine faszinierende Frau. Ich würde mich gerade mal auf dem Eis halten können, aber all diese Drehungen und Sprünge würden mich ganz schnell auf dem Boden bringen.

Ilea

Seine Hand wurde wärmer und ich hatte das Gefühl seine Magie zu spüren. Die Schwingungen wurden stärker und meine eigene Magie schien darauf zu reagieren. Aber ich ließ Ivoli nicht aus den Augen, auch wenn die Versuchung groß war auf die Verletzung zu schauen, um zu sehen ob die Selbstheilung wirklich klappte. Die Augen des Geistführer wurden heller und von seiner Knospe kam ein sanftes Schimmern. Ich spürte, dass man die Balance zwischen Körper und Geist finden musste, um diese Kunst vollführen zu können. Jetzt siegte meine Neugier, als die Schwingungen wieder ruhiger wurde und ich warf einen Blick auf die Verletzung. "Sie ist verschwunden!", stellte ich fest und ohne nachzudenken fuhr ich fasziniert die Stelle nach, wo vorhin noch die gerötete Wunde gewesen war. Das war eine völlig neue Art der Heilkunst. "Ich möchte es auch versuchen", ich sah Cael an: "Aber dafür muss ich verletzt sein. Richtig?" Vielleicht konnte ich mich ganz leicht etwas in den Finger schneiden.


446

23.12.2020, 00:00

Cael

Als ich die Augen öffnete und die Magie in mir zur Ruhe kam, spürte ich schon Ileas zarte Finger auf meiner verheilten Haut und widerstand dem Drang sie auf die Stelle zu drücken, damit ich ihre Berührung länger genießen konnte. Faszinierend, wie schnell meine Gedanken von Sensei auf Verehrer umschalteten. In ihrer Nähe kam ich ganz schön aus dem Gleichgewicht. Da konnte ich von Glück sprechen, dass ich noch nichts Unangebrachtes ausgeplappert hatte, obwohl diese Worte auf meiner Seele brannten.
Ich zog eine Braue in die Höhe und verschränkte die Arme vor der Brust. >Man kann die Grundzüge dieser Heilung erlernen, aber um sie perfekt zu beherrschen, muss man tatsächlich verletzt sein, damit man das Ergebnis auch sehen kann. Allerdings würde ich dir von selbstverletzenden Ideen abraten. Zum einen, weil mich dein Vater enthaupten würde. Selbst bei einem kleinen Kratzer. Und zum anderen, weil du noch nicht bereit dazu bist. Erst musst du die Geisterwelt näher kennenlernen, verstehen, wie sie funktioniert und wie du ihre Energie für dich nutzen kannst. Danach ist es dir möglich dich problemlos zu heilen. Ich wollte es dir nur zeigen.<

Imesha

Keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, aber am Ende der "wilden" Phase war ich einigermaßen aus der Puste. Zum Ausklang glitt ich entspannt eine ganze Runde übers Eis, lockerte dabei die Schultern, schüttelte die Beine, Arme und ließ den Nacken langsam kreisen. Dann kam ich am Ufer zum Stehen und beugte mich zu meinen Sachen vor, die immer noch auf dem Gestein lagen, wo sie wegen des Schnees nicht nass wurden. Das Wetter spielte zum Glück mit. Es hatte bis jetzt kein einziges Mal geschneit. Mal eine schöne Abwechslung. Trotzdem schaffte es die Sonne nicht die Decke aus Wolken zu vertreiben. Sie klebten fest am Himmel. Hellgraue Fetzen.
Ich trank einen großen Schluck von meinem mitgebrachten Tee und fuhr mir mit der anderen Hand durch das vom Wind zerzauste Haar. Hoffentlich hatten sich in meinen Locken keine widerspenstigen Knoten gebildet. Sie waren wirklich lästig zum Entfernen.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

447

23.12.2020, 00:14

Ryu

Ich wäre gerne zu ihr gegangen, doch meine Pause war um und außerdem wirkte sie, als würde sie gerne alleine sein. Diesen Wunsch respektierte ich, denn es war nicht meine Art andere Menschen zu bedrängen wenn es nicht sein musste. Ich erschuf lieber Vertrauen und gab ihnen das Gefühl mir gegenüber offen sein zu können. Ich wank nur kurz und kehrte zurück in das Archiv. Diesmal bekam ich Schreibaufgaben und konzentriert saß ich an meinem Schreibtisch. Es kamen nur wenige Besucher, denen ich helfen konnte. Dafür zeigte sich Gojo-sama häufiger im Archiv, um mich anscheinend zu kontrollieren. Jedenfalls kam es mir so vor. Kurz vorm Feierabend wandte ich mich an ihn: "Darf ich die Schriftrollen ebenfalls ausleihen?" Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, sodass es wie eine buschige Linie aussah: "Sie dürfen mit den Schriftollen nicht das Gelände verlassen. Aber ich erlaube Ihnen sie in der Pause lesen zu dürfen." Aha. Die Adelige durften die Schriftollen in ihrem Haus lesen, obwohl das außerhalb des Gelände war. Hier wurden wieder die Rollen klar aufgeteilt. "Ich danke Ihnen", verneigte ich mich dennoch vor ihm.

Ilea

"Schade", antwortete ich leicht enttäuscht, denn ich hätte diese Kunst gerne sofort ausprobiert. Aber ich würde auf mein Sensei hören und keine übereilte Ideen umsetzen. Noch einmal sah ich die Stelle an. Es war nicht mal eine Narbe zurückgeblieben. Die Haut war glatt, als hätte niemals dort eine Verletzung gegeben. Da bemerkte ich, dass er muskulös aufgebaut war. Sie zeichnete unter seiner Haut, jedoch nicht überdeutlich. Ich dachte daran wie er gegen den Yokai und Kaiserwachen gekämpft hatte. Er musste viel trainieren, um stark zu sein und er hatte eindeutig einige Kampftechniken erlernt. "Bist du wegen heute Abend aufgeregt? Es muss bestimmt eine Herausforderung sein vor all den Menschen zu singen oder macht dich sowas nicht nervös?", stellte ich ihm eine persönliche Frage.


Gehe offline, gute Nacht:)


448

23.12.2020, 00:28

Cael

Da ich sie leider nicht dazu auffordern konnte mich nochmal zu betatschen, zupfte ich mein Oberteil zurecht und setzte mich etwas gemütlicher hin. Ihre neugierige Frage freute mich, denn ich erzählte ihr gerne mehr von mir, weil wir dadurch mehr Nähe zueinander aufbauten. Vor allem sprach sie genau das Thema an, wofür ich tagtäglich blutete. Aus Leidenschaft natürlich.
Ich beugte mich ein Stück weit zu ihr vor und lächelte schief. >Aufregung gehört zum Künstlerdasein dazu. Man gewöhnt sich aber mit der Zeit an das Gefühl und weiß es richtig einzusetzen. Aus meiner Aufregung wird dann häufig Spaß und Freude. Ganz besonders, wenn ich sehe, dass ich genau das in den Zuschauern wecke.< beantwortete ich offen ihre Frage. >Ich weiß nicht, wie es mit dir und deinem Geschäft ist, aber Musik spielt eine sehr bedeutende Rolle in meinem Leben. Seit ich denken kann, halte ich eine Gitarre in der Hand. Manchmal schlafe ich sogar damit, das ist gar nicht so unüblich bei mir. Es ist einfach so, dass... dass Musik mir hilft ich selbst zu sein. Sie ist das Sprachrohr für meine innere Stimme.< versuchte ich ihr so verständlich wie möglich zu erklären.

Imesha

Kurz huschte mein Blick zur Bank, auf der Ryu eben noch gesessen hatte. Anstatt mich wieder in ein Gespräch zu verwickeln, hatte er mir meinen Freiraum gelassen und das war wieder etwas, das mich völlig verwirrte. Was für ein Typ Mann war er bloß? Führte er etwas im Schilde? Wollte er sich mit diesem Verhalten mein Vertrauen erschleichen? Wenn das nämlich der Fall, spielte er seine Rolle ziemlich gut. Ich nahm mir fest vor weiterhin wachsam zu bleiben, denn ich konnte es gar nicht gebrauchen ihm Zutritt in mein Leben zu verschaffen, wenn ich es all die Jahre zuvor auch nicht getan hatte. An meinen Vorsätzen hielt ich fest.
Vielleicht war es keine so gute Idee zum Gasthaus zu gehen, selbst wenn ich musikalische Abende wirklich mochte, aber ich hatte noch etwas Zeit zum Überlegen. Ich würde mich einfach spontan entscheiden, nachdem ich ein paar weitere Runde auf dem Eis gedreht hatte.

Gute Nacht *_*
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

449

23.12.2020, 12:29

Ryu

Endlich war es Feierabend, heute war der Tag schnell vorübergegangen und das obwohl ich jetzt nichts Aufregendes getan hatte. Ich war einfach gut beschäftigt gewesen. Als ich das Palasttor verließ, sprang ein Schatten mir in den Weg und überrascht sah ich Shin an: "Hallo, Shin. Alles in Ordnung?" Der Jüngling wirkte ein wenig nervös: "Darf ich Sie ein Stück begleiten?" "Natürlich", lächelte ich ihn freundlich an. Er musste ungefähr im Alter meiner jüngste Schwester Cue sein, vielleicht war er sogar ein bisschen jünger. Schweigsam folgte mir Shin und ich fragte mich, was er von mir wollte. "Ich habe mitbekommen was sich auf dem Hof mit Meister Li zugetragen hatte", platzte aus ihm heraus und erschrocken sah er um sich, ehe er seine Stimme senkte: "Ich mische in solche Dingen nicht ein. Aber Sie waren gestern sehr freundlich zu mir und deswegen möchte ich Ihnen einen Rat geben. Nehmen Sie die Stellung an, es ist nicht so schlimm die Damen zu unterhalten. Manchmal kann es langweilig sein, aber Sie wären auf der sichere Seite. Meister Li sollte man nicht verärgern und er gehört zum Kaisers engsten Kreis." Ich zog ein Augenbraue hoch: "Wirst du dafür bezahlt es mir zu sagen?" "Nein!", schüttelte er energisch den Kopf: "Niemand hat mich dazu aufgemuntert." "Wenn ich darauf eingehe, fehlt es nicht mehr weit bis er mir sagt ich könne auch mein Körper verkaufen", schnaubte ich. "Ah, darüber müssen Sie sich keine Sorgen machen. Uns ist es verboten die Hofdamen zu berühren. Es sind immerhin Töchter aus hohem Adelsgeschlecht und ihre Familien hofft, dass sie eines Tages zu kaiserlichen Harem auserwählt werden. Das höchstes Ziel dieser Frauen ist natürlich die Hauptfrau zu werden, also als Kaiserin an seiner Seite zu sein und den ersten männlichen Erben hervorzubringen", erklärte er es eilig und seine Stimme wurde noch leiser: "Aber bislang zeigt er keine Interesse an Verbindungen. Er lässt sich höchstens nur von auserwählten Kurtisanen unterhalten und die darf natürlich auch Niemand berühren." Das waren neue Informationen und mir völlig fremd. Es kam mir wie vor, als würden die Frauen auf dem Markt verkauft werden. "Ich werde darüber nachdenken", sagte ich zu Shin und drückte seine Schulter. Der Halbwüchsige nickte und verabschiedete sich von mir.

Ilea

Aufeinmal war er mir nah und ich konnte beinahe sein Atem auf meinem Gesicht spüren. Aber ich fühlte mich nicht unwohl, was bedeutet, dass unsere Freundschaft sich langsam vertieftet. Würde ich ihm nicht Vertrauen entgegenbringen, dann wäre mir eine solche Nähe eine Grenzüberschreitung. Jetzt aber hing ich aufmerksam an seine Lippen, um kein einziges Wort zu verpassen. Die Musik war seine Leidenschaft, ein Bestandteil seines Lebens. Das sah ich in seine leuchtende Augen, in seinem begeisterten Lächeln und wie er versuchte die Worte bildlich zu erzählen, was die Musik für ihm bedeutete. Und er ließ mich ein Stück in seine Welt ein. "Sicherlich findest du es bedauerlich, dass ich mich in diesem Bereich nicht bewege, wo es zu deinem Leben gehört", merkte ich an und seit Langem spürte ich den Verlust deutlich. Heute Abend würden wir in verschiedene Welten sein. "Wie dem auch sei, ich sollte langsam hinuntergehen und bei den letzten Vorbereitungen helfen", meinte ich schließlich.


450

23.12.2020, 13:30

Cael

Mein Herz zog sich zusammen, als sie das sagte. Zu Beginn hatte es mich tatsächlich aus der Bahn geworfen, dass sie taub war und dass ich meine Leidenschaft nicht richtig mit ihr teilen konnte, aber Gefühle basierten auf mehr als ein paar Interessen. Ich mochte Ilea. Sehr sogar. Und mir gefiel es, wie ich mich in ihrer Nähe fühlte. Nur leider konnte ich ihr das nicht sagen, weil ich in ihrem Augen ein Freund war und diese Person wollte ich ihr nicht nehmen. Sie lernte wieder zu vertrauen und das war etwas sehr Kostbares.
Bevor sie ging, griff ich mit beiden Händen nach ihrer Hand in drückte sie sanft. >Musik findet immer einen Weg in dein Herz. Du musst sie nicht hören, um zu wissen, dass sie da ist. Man spürt sie einfach.< Mit einem kleinen Lächeln half ich ihr auf die Füße und ließ sie wieder los. Langsam wurde es zur Gewohnheit, dass ich sie ständig berührte ohne zu fragen. Hoffentlich blieb sie nachsichtig mit mir. >Ich helfe natürlich mit. Zusammen sind wir schneller fertig.<

Imesha

Nach geraumer Zeit fühlte ich mich deutlich besser. Ich war den Frust und die Wut größtenteils los und konnte freier aufatmen. Meine Muskeln waren von all der Bewegung ganz warm und da ich geschwitzt hatte, würde ich direkt im Anschluss baden gehen. Ich wollte heute Abend nicht unangenehm riechen. Offenbar zog es mich doch ins Gasthaus, was nicht an Ryu lag. Ihn würde ich auch so näher kennenlernen können. Mir ging es einzig und allein um die musikalische Unterhaltung. Genau. Ein entspannter Abend nur für mich allein.
In Gedanken summend legte ich zuerst all meine Sachen in meinem Zimmer ab, ehe ich in den Baderaum ging, wo sich gerade zwei junge Frauen unterhielten. Hofdamen. Sie stoppten kurz, als sie mich sahen und setzten ihr Gespräch unbeirrt fort. Die Worte, die ich aufschnappte, bewiesen, dass es ein Thema war, das mich-. Jetzt war ich diejenige, die aufhorchte, als ich ins Wasser glitt. Zuerst dachte ich, ich hätte mich verhört, aber es ging tatsächlich um Ryu. Sie bezeichneten ihn als den neuen Archivarsgehilfen mit den faszinierenden Augen und attraktiven Gesichtszügen. Mal wieder typisch weibliches Getratsche. Sie hatten ja sonst nichts Besseres zu tun.
Augenrollend wusch ich meinen Körper, während ich den beiden aufmerksam zuhörte. Es könnte sein, dass sie vielleicht etwas wussten, das ich noch nicht in Erfahrung gebracht hatte. Und es stimmte. Ein schwerer Kloß legte sich in meinem Magen. Man hatte Ryu vorgeschlagen für die Hofdamen zu dienen. Die Kernseife in meiner Hand rutschte aus meinen Händen und fiel plumpsend ins Wasser, während es in meinen Ohren rauschte. Obwohl ich Ryus wahren Absichten misstraute, schätzte ich ihn als jemanden ein, der sich nicht für solche Dinge gerne ausnutzen ließ. Wäre er ein Aufreißer, hätte er sich längst an den hübschen Bediensteten vergriffen. Ich vermutete, dass man sein Potenzial als Spielzeug für die Hofdamen erkannt hatte und nun wollten sie ihn für sich haben. Diese Leute machten mich krank. Immer wieder.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

451

23.12.2020, 18:33

Ryu

Der Landweg zum Gasthaus wurde frei geschaufelt, denn jetzt konnte man viel leichter zum Haus gehen und ich vermutete stark, dass es Caels Werk gewesen war. Er hatte wie ich die gleichen Gedanken gehabt. Und da es bis jetzt immer noch nicht schneite, würden vielleicht ein paar Gäste kommen. Jedenfalls wünschte ich mir das für die Familie. Sie hatten es verdient. Drinnen roch es fantastisch, aus der Küche hörte ich lautes Brutzeln und geschäftige Geräusche. Bestimmt zauberte Gawain die besten Mahlzeiten, die er jemals gekocht hatte, um die Gäste zu verführen. Mein Blick glitt durch den Speisesaal und dann wanderte er zu der Decke. Es waren die Kleinigkeiten, die den Raum verändert hatten. Die Tische standen anders und die bunten, eleganten Kranichen aus Papier "schwebten" unter der Decke. Es sah großartig aus. Und mit Musik würde es perfekt werden. Der Gedanke an den bevorstehender Abend hob eindeutig meine Laune und ich ging in die Küche: "Ich bin wieder da und ich möchte dir gerne meine Hilfe anbieten. Ich könnte beim Bedienen helfen, wenn Cael mich für die musikalische Unterhaltung nicht braucht." Kurz hob der Mann den Kopf, dachte einen Moment nach und nickte schließlich: "Das wäre wirklich eine große Hilfe, falls wir viele Gäste bekommen." "Hier mein Junge, probier mal!", Makoto kam zu mir und hielt mir ein Löffel entgegen. Artig probierte ich es und hob den Daumen: "Köstlich. Ich gehe nach Cael suchen."

Ilea

Musik konnte man auf eine andere Art wahrnehmen? Einen kurzen Augenblick dachte ich über die Worte nach. Vielleicht hatte er Recht und vielleicht konnte ich die Musik so wahrnehmen, wie ich meine Stimme wahrnahm. Musik erzeugte bestimmt auch Schwingungen und Vibrationen in der Umgebung. Daran hatte ich nie gedacht. Gemeinsam gingen wir hinunter und ich sah, dass Ryu-san ebenfalls da war. Kurz verneigte ich mich vor ihn: "Hallo, Ryu-san." "Hallo, Ilea", lächelte er mich freundlich an und plötzlich musste ich an seinem Drachenzeichnung auf dem Rücken denken. Das hatte ich beinahe bei all der Aufregung in den letzten Tagen vergessen. Ich musste herausfinden, was es zu bedeuten hat. Aber jetzt stand etwas Wichtigeres vor der Tür. Ich schaute in die Küche hinein: "Braucht ihr Hilfe?" Sobo Makoto kam zu mir: "Wir haben alles in Griff. Geh du dich umziehen, junge Menschen sollten bei einem solchen Abend sich hübsch kleiden. Es wäre ansonsten eine Verschwendung der Jugend."


452

23.12.2020, 20:14

Cael

Wie erwartet, war alles voll im Gange und die letzten Vorbereitungen wurden erledigt. Ich verschwand schnell nach oben, um mir frische Kleidung überzuziehen, weil die jetzige ein wenig nach Schweiß roch. Die harte Arbeit draußen hatte sich demnach gelohnt, immerhin musste ich weiterhin fit bleiben. Da jetzt auch die Wunden geheilt waren, konnte ich mich endlich frei bewegen. Ich hätte früher auf die Idee kommen sollen, aber irgendwie hatte ich mich an die Regeln dieser Welt halten wollen. Das würde ich nicht nochmal tun. Lieber war ich gesund und munter unterwegs.
Ivoli flog indes Kreise über meinem Kopf und freute sich genauso sehr auf den Abend wie ich. Er mochte Feste und die gute Laune, die dann herrschte. Ich ging auch kurz ins Bad, um mich zu erfrischen und brachte mein sonst zerzaustes Haar in Ordnung. Ein guter erster Eindruck war wichtig in diesem Beruf. Anschließend trat ich hinaus auf den Flur und kam Ryu entgegen, der zum Glück früher fertig war. Nicht wie letztes Mal bis nach Mitternacht. >Da ist er ja, der Mann, der alles kann.< grinste ich ihn an und zog ihn sogleich in eine feste, brüderliche Umarmung. So wie ich hin und wieder körperliche Nähe brauchte, war ich mir sicher, dass er ebenso empfand. Wir waren beide in sehr liebevollen Familien aufgewachsen.
Ich tätschelte seinen Rücken und machte dann einen Schritt nach hinten. >Wie wars heute? Wieder stressig?<

Imesha

Um nicht erneut in ein tiefes Loch gerissen zu werden, schaltete ich in Gedanken ab und hörte gar nicht mehr hin. Es sollte mich auch nicht interessieren, welche Aufgaben Ryu erledigen musste. Ich kannte diesen Mann kaum. Er war einer von vielen in diesem Palast, nur sein Aussehen war völlig anders. Wie es bei mir der Fall war. Keine große Sache.
Schrubbend entfernte ich den Schweiß von meiner Haut, von oben bis zwischen die Zehen, ehe ich zur Tinktur für mein Haar griff. Diese Fülle brauchte jeden Tag ausgiebige Zuwendung. Mittlerweile hatte das sogar eine meditative Wirkung auf mich. Wiederholt fuhr ich mit den Fingern durch mein Haar, löste dabei ein paar kleine Knoten und wusch es dann aus. Die beiden Frauen waren vor wenigen Minuten gegangen, weshalb ich den gesamten Raum endlich für mich alleine hatte. Nur gelegentliches Plätschern war zu hören, als ich später aufstand und mich gründlich abtrocknete. Diese Routine gehörte zu den guten in diesem Palast. Ich wünschte, ich könnte wie die Hofdamen jeden Tag tun und lassen, was ich wollte, aber dann müsste ich Interesse an Kaiser Oda zeigen und das würde ich nicht mal im Tod tun. Keine Ahnung, wie sie dieses Monster attraktiv finden konnten. In meinen Augen war er schlichtweg abstoßend. Da blieb ich lieber seine kämpfende Sklavin.
Angemessen verhüllt ging ich in mein Zimmer zurück und wählte einen meiner neuen Kimonos aus: den Homongi-Kimono. Für Besuche aller Art ideal und nur mit Mustern an der rechten Schulter und unterhalb des obis platziert. In diesem Fall waren es hübsche rosafarbene Pfingstrosen. Meine Lieblingsblumen. Passend dazu floss unterhalb des obis der Stoff in einem zarten hellen Pastellton, der durch das Schwarz oberhalb meiner Taille sehr gut zur Geltung kam. Ich war sehr froh über diesen Kauf. Es traf genau meinen Geschmack. Kurz hatte ich Bedenken, dass ich damit zu stark auffiel, aber ich wollte mir die Möglichkeit es zu tragen nicht entgehen lassen. Es war nicht so, dass ich befürchtete ausgeraubt zu werden. Ich kam schon alleine klar. Ich wollte bloß einen angenehmen Abend mit Musik genießen.
Als ich gerade den letzten Knoten festzog, klopfte es an der Tür. Rukos Stimme ertönte. Ich ließ ihn mit einem kleinen Lächeln herein und freute mich über seine positive Reaktion. Erstaunt sah er mich von Kopf bis Fuß an. >Dir tut der freie Tag sehr gut. Sieh dich an! Du siehst atemberaubend aus.< sagte er mit Stolz in der Stimme. Dann wurde sein Blick neugierig. >Gibt es einen Grund für diesen Aufzug?<
Ich räusperte mich, um meiner Stimme Platz zu machen. >Ich gehe zum Gasthaus am Rande der Stadt. Der Kranichhof. Heute Abend soll es dort Musik und Tanz geben.< Dass ausgerechnet Ryu mich eingeladen hatte, erzählte ich nicht. Das spielte sowieso keine Rolle. Ich ging nicht wegen ihm hin, sondern wegen mir.
>Das klingt nach einem guten Plan. Genieße den Abend und pass gut auf dich auf. Ich wünschte, ich könnte dich begleiten, aber du weißt, in welchem Zustand der Palast ist, sobald neue Gäste eintreffen. Nur Stress.< Er seufzte schwer. Weil ich ihm etwas Gutes tun wollte, umarmte ich ihn fest und zeigte mit dem Finger kurz zum Teppich. Das Versteck war ihm bekannt. Sein Gesicht erhellte sich und er erwiderte die Umarmung. >Bis morgen dann, Imesha.< Zum Abschied küsste er mich auf die Stirn.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

453

23.12.2020, 20:52

Ryu

Ich ging ebenfalls nach oben, um mich umzuziehen und begegnete Cael wieder im Flur, wo wir und diesmal ordentlich begrüßten. "Heute durfte ich den Boten spielen. War aber eine angenehme Abwechslung gewesen, du weiß ja, dass ich manchmal die Bewegung brauche", antwortete ich ihm und fuhr mit der Hand durch das Haar: "Aber es gibt ein kleines Problem. Ich habe dir doch erzählt, dass ich gestern einen verletzten Diener ersetzt habe. Und dieser Kerl, der für die Dienerschaft verantwortlich war, mir keinen Lohn geben wollte und indirekt gedroht hatte? Nun, ich bin ihm wieder begegnet und wenn ich jetzt nicht nebenbei mich um die gelangweilte Hofdamen kümmere, werde ich meine Arbeit verlieren und keine einzige andere Arbeit in dieser Stadt finden." Meine Augen blitzten verärgert auf: "Meister Li ist hinterhältig und zudem hatte ich erfahren, dass er zum Kaisers engsten Kreis gehört."

Ilea

In meinem Zimmer angekommen, schaute ich in meinem Schrank hinein und mein Blick glitt über die verschiedene Kimonos. Einige waren sehr schlicht, andere wiederum strahlten vor Farben. Bei dem letzten Kimono hielt ich inne und meine Finger strich über den Stoff. Früher war es mein liebstes Kimono gewesen, ich hatte ihn stets zu besondere Anlässe getragen bis zu jenem Tag, als ich Mattwei verlor. Vielleicht war die Zeit gekommen es wieder zu tragen, auch wenn daran viele Erinnerungen gebunden waren, die schmerzhaft sein konnten. Ich holte ihn heraus und nach dem Waschen zog ich ihn mir an. Es war hauptsächlich rosafarben, meine Lieblingsfarbe. Weit oben fing es mit hellem Rosa an, sodass es beinahe weiß aussah und die Farbe vertiefet sich Richtung nach unten, sodass es am Ende beinahe rot war. Verziert wurde das Kimono von zarte, weiße Sakurablüten und im hellen Bereich waren sie ein wenig rosiger. Der Obi um meine Taille war ebenfalls in Rosa gehalten mit einer große Schleife auf der Rückseite. Ich flocht mein Haar ein wenig seitlich, damit es über meine Schulter fallen konnte und auf der andere Kopfseite steckte ich eine blütenbesetzten Haarkamm in das Haar. Ich zog mir noch die weiße Tabi ( knöchelhohen Socken mit abgeteilten großem Zeh) und die Zori (Zehenstegsandalen) mit den roten Bänder an.


454

23.12.2020, 21:09

Cael

Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als ich das hörte. Man wollte ihn dazu zwingen die Hofdamen zu unterhalten. Wie abgedreht waren die Leute im Palast eigentlich und was hatte dieser Meister Li gegen meinen besten Freund? Ich kannte ihn von Kindesbeinen an und wusste, dass er sich nichts hatte zuschulden kommen lassen, um sich in diese Lage zu bringen. Er spielte fair, aber dort ging es wohl anders zu. Ich an seiner Stelle wäre genauso wütend über diese Forderung. >Was willst du tun? Willst du das Angebot annehmen? Spontan fällt mir nämlich leider keine gute Lösung ein... Würden wir jemanden kennen, der über Meister Li steht, könnte derjenige dich in Schutz nehmen, aber diese Kontakte haben wir nicht. Nicht in dieser Welt.< grummelte ich gegen Ende. Es missfiel mir Ryu nicht helfen zu können. Ich wollte nicht, dass man ihn ausnutzte.

Imesha

Da es abends ziemlich kalt wurde, wählte ich einen Mantel, der knapp bis zum Boden reichte und mit Schafsfell gefüllt war. Darin eingehüllt war ich sicher vor der Kälte und niemand konnte erahnen, was ich darunter trug. Ich zog die Kapuze bis über die Stirn und ließ dabei das Haar unterm Stoff verschwinden. Je weniger man von mir sah, desto besser. Ich fiel dann nicht auf.
Wachsam spähte ich in den Flur hinaus, als ich den Shoji so leise wie möglich zur Seite schob und atmete leise aus. Keine Bediensteten. Keine Gäste. Sehr gut. Ich nutzte den günstigen Moment, schloss den Shoji hinter mir und machte mich schnell auf den Weg nach draußen, indem ich einen kleinen Umweg machte, wo am wenigsten Leute unterwegs waren. Besonders zu später Stunde. Wie erwartet, begegnete ich niemandem und gelangte problemlos zum Seitenausgang des Palastes. Dort müsste ich den Wächtern eigentlich mein Gesicht zeigen, aber weil ich keine Spuren meines kleinen Ausflugs hinterlassen wollte, setzte ich Magie ein, um mich vor ihren Augen zu verstecken. Unsichtbar wie ich nun war, eilte ich an ihnen vorbei und löste den Zauber erst auf, als ich das Armenviertel erreichte.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

455

23.12.2020, 21:20

Ryu

Ich seufzte schwer: "Mir wird nicht anderes übrig bleiben, wenn ich die Arbeit nicht verlieren möchte. Ich kann nur darauf hoffen, dass ich nicht oft gerufen werde, denn ich kann mir besseres vorstellen als die Damen bei Laune zu halten. Der einzige Vorteil ist es wohl, dass ich mehr tiefere Einblicke im Palast bekommen und vielleicht aus der Adelsschicht an wichtige Informationen komme. Und ich muss versuchen Meister Li möglichst zu vermeiden, damit er nicht wieder auf die Idee kommt mir wieder zu drohen." Dann schüttelte ich den Kopf: "Dort trieft es nur vor Intrigant und Machthunger. Aber lassen wir uns jetzt nicht die Laune verderben, heute hast du einen großen Auftritt." Aufeinmal hörte ich von unten neue Geräusche. Es klang nach mehrere Füßen und Stimmen. Mein Mundwinkel zuckte kurz: "Scheinbar haben wir Gäste bekommen."

Ilea

ich ging in das Haupthaus zurück, wo Sobo Makoto bereits die ersten Gäste begrüßte und auch wenn es noch wenige waren, erleichterte mich dennoch der Anblick. Der Abend hatte erst angefangen. Ich ging zu den Gäste hinüber, verneigte mich tief vor ihnen und führte sie zu dem Tisch, wo ich die ersten Bestellung aufnahm. Sie wollten erstmal nur trinken. Otōsan wirkte entspannter, als in den letzten Tagen und schien sich über die neue Gäste zu freuen. Wenn sie munter waren, bekamen wir vielleicht auch noch großzügiges Trinkgeld. Auf jeden Fall würde ich mein Laden geöffnet lassen für den Fall, dass Jemand sich auch dafür interessierte. Unser Gasthaus war was Besonderes und das sollte Jeder fühlen dürfen.


456

23.12.2020, 21:34

Cael

Ich war mit dieser Wendung der Dinge unzufrieden, aber da ihm keine Wahl gelassen wurde, konnte ich auch nichts für ihn tun. Noch nicht jedenfalls. Früher oder später würden die Umstände in dieser Stadt uns nicht mehr unterdrücken. Deshalb waren wir ja hier. Um eine positive Veränderung zu bewirken. Angefangen mit etwas Musik in einem gemütlichen Gasthaus, wo man gutes Essen bekam und freundlich bedient wurde. >Ich hole schnell meine Gitarre, dann komme ich runter.< sagte ich zu Ryu. Es gab keinen genauen Ablauf für den Abend, aber ich war durchaus in der Lage für mehrere Stunden die Menschen zu unterhalten. Selbst wenn mir die Lieder ausgehen sollten, konnte ich nur mit meinem Instrument sehr kreativ sein. Hauptsache, die Leute hatten Spaß dabei und wagten es zu tanzen.

Imesha

Meine Augen huschten wachsam hin und her. Die Straßen wirkten wie ausgestorben. Alle versteckten sich in ihren Häusern, weil sie immer noch von den Angriffen der Yokai traumatisiert waren. Andere wiederum litten wegen der Kälte und blieben in der "Wärme" ihrer Häuser. Nur konnten sich die meisten leider kein Feuerholz leisten. Ich entdeckte nur die üblichen zwielichtigen Gestalten, die sich in den Gassen aufhielten. Immer nur Unsinn und Verbrechen im Kopf. Ich wäre leichte Beute für sie, aber keiner von ihnen kam auf mich zu. Schlaue Entscheidung. Selbst in dieser Aufmachung konnte ich Männer verprügeln. Ich hatte vor langer Zeit meinen Respekt vor ihnen verloren - bis auf Ruko natürlich.
Als ich das Stadttor erreichte, fiel mir auf, dass jemand den Weg freigeschaufelt hatte, denn ich musste keine großen Schritte machen, um dem vielen Schnee zu entgehen. Man hatte sich gut vorbereitet. Weiter hinten sah ich schon zwei Silhouetten, die im Gasthaus verschwanden. Gäste. Die letzten beiden Male, als ich hier geschäftlich unterwegs gewesen war, hatte es keine Gäste gegeben. Nicht mal welche, die hier übernachtet hatten. Außer Ryu und der andere Mann mit den seltsamen Fäden. Wie lange würden sie hier wohl bleiben?
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

457

23.12.2020, 21:44

Ryu

"Bis gleich", nickte ich ihm zu und ging hinunter, um zu helfen. Tatsächlich waren ein paar Gäste gekommen, zwar noch in überschaubaren Zahl, aber sowas konnte sich schnell ändern. Außerdem war jeder Gast ein willkommener Gast für dieses Haus. Ilea hatte schon angefangen sie zu bedienen und sie sah heute sehr hübsch aus. Hoffentlich konnte sich Cael noch konzentrieren, wenn er sie so sah. Ich begrüßte die Gäste respektvoll und stellte mich vor, wie es Ilea am Anfang getan hatte, als Cael und ich hier ankamen. "Wir haben gehört es gäbe hier auch eine musikalische Unterhaltung", bemerkte ein Gast. "Ja, unser Musiker ist gleich soweit und ihre Ohren kommen dann zum Genuss", antwortete ich lächelnd.

Ilea

Immer wieder linste ich zu der Treppe, denn von dort aus würde Cael kommen. Obwohl ich keine Vorstellung gab, spürte ich ein aufgeregtes Kribbeln in meinem Bauch und das war ein Gefühl, das ich längst vergessen hatte. Aufregung kannte ich nur in negative Verbindung. Das was ich jetzt spürte, konnte man durchaus mit Nervosität vergleichen, aber es fühlte sich gut an. Als ob gleich was Wunderbares geschah. Wieder spürte ich einen Luftzug und ich sah wie Sobo Makoto die nächsten Gäste begrüßte.


458

23.12.2020, 22:01

Cael

Mit der Gitarre im Arm blieb ich mitten im Raum stehen, schloss die Augen und atmete tief durch. Um mich herum ertönte das Flügelschlagen von Ivoli, aber ich konzentrierte mich ausschließlich auf die leichte Aufregung, die sich allmählich in mir aufbaute. Es war ein gutes Gefühl. Ich liebte die prickelnde Energie vor einem Auftritt. Zwar kannte mich keiner in diesem Raum dort unten, es würde niemand meinen Namen rufen, niemand klatschen, bevor ich die erste Saite berührte. Diese Anonymität brachte eine neue Aufregung mit sich. Keine unsichere Nervosität. So empfand ich nicht mehr. Musik zu machen war wie Atmen für mich. Ich tat es einfach.
>Die strahlendsten Farben erfüllen meinen Kopf. Eine Million Träume halten mich wach.< flüsterte ich vor mich hin und lächelte sanft. Ich war mit diesem Lied aufgewachsen. Meine Eltern hatten es mir jede Nacht vorgesungen. Es erdete mich wie kein anderes Lied. >Los geht's!< grinste ich dann meinen Gefährten an und machte mich auf den Weg nach unten.

Imesha

Je näher ich dem Eingang kam, desto bemerkbarer machte sich der Knoten in meinem Magen. Ob es Nervosität war oder Unwohlsein... keine Ahnung. Ich erinnerte mich nicht an das letzte Mal, als ich mir einen Abend wie diesen außerhalb der Palastmauern gegönnt hatte. Traurig, dass mir diese Art von Interaktion fremd vorkam. Nur gab es in der Stadt keine gescheiten Feierlichkeiten, wo es mal nicht von hochrangigen Edelleuten wimmelte, die nur Unsinn quatschten. Hier allerdings erwartete ich mehr normale Menschen. Leute, die eine gute Zeit haben wollten. Das erhoffte ich mir von meinem Besuch.
Ein kurzer Blick über die Schulter, um sicherzustellen, dass mich niemand beobachtete und erst dann wagte ich es einzutreten. Angenehme Wärme und leckere Düfte schlugen mir entgegen. Es hatten sich tatsächlich einige Gäste zusammengefunden. Sie alle suchten wohl Zuflucht vorm harten Alltag und winterlichen Kälte. Aufmerksam glitt mein Blick umher, bis er an der jungen Frau hängenblieb, bei der ich vor kurzem Tee gekauft hatte. Sie war scheinbar die Bedienung des Abends.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

459

23.12.2020, 22:13

Ryu

Mein bester Freund erschien und ich entdeckte das verdächtige Funkeln in seine Augen, die besonders vor dem Auftritt glänzten. Es war das jenen Funken, der mir sagte, dass dieser Abend unvergesslich werden würde. Musik war für ihn mehr als nur eine Leidenschaft, es war ein Teil seines Lebens und weil es so war, konnten die Zuhörer es spüren. Sie würden diesen Moment nicht vergessen können, denn Cael hatte dann etwas durch seine Musik in ihren Herzen zurückgelassen. Ich ging zum nächsten Tisch, wo die neuere Gäste waren und nahm ihre Bestellung auf. Sie wollten schon etwas speisen und wie konnte es anders sein, sie wollten den berühmten Ramen aus dem Kranichhof probieren. Diese Spezialität schien wohl in aller Munde zu sein. Ein kalter Luftzug streifte kurz mein Nacken und ich drehte mich neugierig um. Ilea nahm gerade einen Mantel einer Frau ab. Nicht irgendeine Frau, sondern Imesha. War sie schon zuvor sehr schön, war sie jetzt überwältigend schön.

Ilea

Ich ging zu dem neuen Gast, verneigte mich vor ihr und hieß sie willkommen. Dann nahm ich ihr den Mantel und erkannte das Gesicht wieder. Imesha. "Möchten Sie sich zu den Anderen setzen oder bevorzugen sie eher ein ruhigen Platz? Wir haben noch einen kleinen Tisch frei", erkundigte ich mich bei ihr. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Cael mit seiner Gitarre heruntergekommen war. "Wie es scheint kommen Sie genau zu rechten Zeit, gleich wird die musikalische Unterhaltung beginnen", lächelte ich sie höflich an, wobei es sich ein wenig nach mehr echtem Lächeln anfühlte. Dabei sah ich, dass sie sehr schön gekleidet war. Besonders die Pfingstrosen gefielen mir.


460

23.12.2020, 22:31

Cael

Zu meiner Überraschung hatten sich bereits einige Gäste versammelt. Ich freute mich sehr darüber und hoffte, dass die Familie guten Gewinn machte, um es durch den harten Winter zu schaffen. Ryu half ihnen, indem er als weitere Bedienung fungierte und Ilea... Bei den heiligen Geistern, hätte ich doch bloß nicht in ihre Richtung geschaut. Ich liebeskranker Vollidiot rammte mit der Hüfte den nächststehenden Tisch und blamierte mich sogleich vor den Leuten, die dort saßen. Zum Glück waren einige von ihnen Frauen. Sie lachten verhalten mit der Hand vor den Lippen und erröteten. Na immerhin war ich nicht der Einzige, der Wärme in den Wangen spürte.
Ich schenkte ihn ein entschuldigendes Lächeln und ging zur Wand, wo ein einzelner hoher Hocker stand. Von hier aus hatte ich den perfekten Ausblick auf die gesamte Kundschaft. Und Ilea. Die rosa Farbtöne standen ihr ausgezeichnet, dass die ebenso hübsche Frau neben ihr verblasste. Ich hatte nur Augen für die blonde Schönheit, die mein Herz im Sturm erobert hatte. Ivoli war es, der mich zum Glück von meiner Schwärmerei befreite, als er Platz auf meinem Kopf nahm. Nach kurzem Räuspern erhob ich die Stimme, um damit Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen: >Vielen herzlichen Dank, dass ihr gekommen seid. Mein Name ist Cael und ich freue mich sehr, euch heute mit meiner Musik zu dienen. Tanzen ist natürlich erwünscht.< Lächelnd brachte ich die Gitarre in Position und begann zu spielen.

1. Lied

Imesha

Ich dankte ihr mit einem Nicken, als sie mir den Mantel abnahm, um ihn einem Haken aufzuhängen. Das war sehr umsichtig von ihr. Zwar gehörte das zur Etikette, aber das Lächeln, das sie mir schenkte, war mehr wert als das, welches man in den höheren Kreis bekam. Es war ehrlich. Bei ihrer Frage musste ich nicht lange überlegen, denn auch wenn ich mich auf etwas Neues einlassen wollte, waren zu viele Menschen unangenehm für mich. Aufmerksamkeit bekam ich im Palast zu Genüge. Aus diesem Grund deutete ich auf eine ruhigere Ecke, wo nicht viele Leute saßen.
Anschließend glitt mein Blick zum Musiker, der nun erschienen war und ich erkannte ihn sofort als denjenigen, der wie Ryu faszinierende Fäden besaß. Er wirkte wie das komplette Gegenteil von ihm. Hellere Haut, blondes Haar, etwas schlanker von der Statur her und irgendwie... lebensfroher. Nur die strahlenden Augen erinnerten mich an Ryu. Vielleicht lag es an ihrer besonderen Magie, dass sie von innen heraus strahlten. Als mich die junge Frau dann zum Tisch führte, ertönten die ersten Klänge und ich war erstaunt, wie gut er spielte. Nur dass sein Gesang noch viel besser war.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove