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30.12.2020, 22:35

Ryu

"Gegen Liebeskummer ist das einziges Heilrezept die Zeit und eine gute Portion Ablenkung, damit man nicht immer an den Kummer denken muss", antwortete ich ihm mit einem mitfühlender Blick und fügte hinzu: "Und Alkohol hilft überhaupt nicht. Er mag einen Moment dich alles vergessen lassen, doch danach fühlst du dich noch elendiger. Ich hatte es einmal ausprobiert. Es ist eindeutig ein schlechter Weg." An diese dunkle Stunde erinnerte ich mich nicht gerne, da hatte ich begriffen, dass sich etwas ändern musste. Dass ich nicht ewig mit Kummer im Herzen tragen konnte. Ich deutete auf ein kleines Geschäft: "Ich glaube dort wird Süßigkeiten oder Ähnliches angeboten. Vielleicht heiter dich das ein wenig auf. Ich hatte damals literweise meine heiße Schokolade getrunken."

Ilea

Es bereitete mir beinahe körperliche Schmerzen hier zu stehen und nicht Funken nicht zu spüren, den ich hier immer verspürte, wenn ich meiner Beschäftigung nachging. Diese Leidenschaft blieb aus, als hätte man über das Feuer Wasser gegossen und jetzt war das Holz zu feucht, um nochmals angezündet zu werden. Kraftlos ließ ich mich auf dem Stuhl sinken und stützte mich mit den Arme auf dem Tisch ab. Ich fühlte die große Leere in mir. Ein tiefes, dunkles Loch. Aus dem Augenwinkel nahm ich plötzlich Bewegung war. Als ich in die Ecke schaute, entdeckte ich etwas sich Kleines bewegen. Die Glieder ließen mich an eine sehr große Spinne denken. Doch dann kam es aus der Ecke und es war eine schwarze Kugel mit zottigen Haaren oder Fell. Es hatte ganz dünne Beine und Arme wie eine Spinne. Aus große Augen sah das Wesen mich an.


562

30.12.2020, 22:49

Cael

Das Sprichwort kannte ich: Zeit heilt alle Wunden. Nur wüsste ich zu gerne, wie lange es dauerte, bis meine Wunden heilten. Ich mochte diesen Zustand nicht. Ich ging mir damit selbst auf die Nerven, weil ich mich anders kannte. Man könnte fast meinen, ich fühlte mich in meiner eigenen Haut unwohl und das war mir wirklich noch nie passiert. Dabei vereinte ich sowohl Dunkelheit als auch Licht in mir. Gerade ich müsste wissen, wie man die Balance zwischen diesen Gegensätzen aufrechterhielt, aber niemand hatte mir das Handbuch über die Liebe in die Hand gedrückt. In dem Bereich gab es weder Warnschilder noch Heilzauber.
Vielleicht hatte Ryu recht und es war Süßes, das mir dabei helfen würde meinen Frust loszuwerden. Wenn es ihm damals geholfen hatte, warum nicht auch mir? >Na gut, ich probiere alles, damit ich mich endlich besser fühle.< willigte ich ein und folgte ihm ins duftende Geschäft.

Imesha

Je näher ich dem Gasthaus kam, desto bildlicher sah ich den Abend vor mir, als ich hier gesessen und unfassbar guter Musik zugehört hatte. Ich erinnerte mich an das leckere Essen, an den guten Tee, an die lachenden Gesichter der Gäste und wie einige von ihnen unbeschwert tanzten. Egal, ob es gut aussah oder nicht. Es war ein schöner Abend gewesen, bis mein Fund alles zunichte gemacht hatte. So war es in meinem Leben. Sobald ich nur einen Hauch Gutes für mich entdeckte, machte ich es mir selbst kaputt oder äußere Umstände sorgten dafür, dass ich es verlor. Dass es mir in unerreichbare Weite entglitt. Wie gut, dass das bald ein Ende fand.
Ich stieg die wenigen Treppen hinauf zur Haupteingangstür und trat nach einem tiefen Atemzug ein. Da ich Ryu im Archiv vermutete, dürfte ich ihm nicht über den Weg laufen. So war es gewollt. Ich war hauptsächlich wegen der jungen Frau hier und hoffte, dass sie mein Geschenk ohne Protest annahm. Wäre ich ihr doch früher begegnet, dann hätte ich zum einen mehr helfen können und zum anderen hätte ich mehr von ihren Produkten getestet. Es stand außer Frage, dass sie großes Talent besaß. Wie der blonde Musiker, der hier ebenfalls hauste. Als ich aber ins Innere trat, erschreckte es mich fast schon, dass niemand hier war. Kein Gast, keine Wärme, keine Musik, keine lachenden Gesichter. Es kam mir vor, als wäre der Abend damals gar nicht passiert, sondern nur das Produkt meiner Fantasie.
Da ich wusste, wo sich das Geschäft befand, brauchte ich nicht nach dem Weg fragen, sondern steuerte direkt auf den offenen Türbogen zu, hinter dem ich vertraute Gerüche wahrnahm. Mehr Kräuter.
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563

30.12.2020, 23:03

Ryu

Wir betraten das Geschäft und der süße Duft benebelte beinahe meine Sinnen. Ich selber aß nicht wirklich Süßigkeiten, außer meine meine Würzschokolade zum Trinken. Aber hier gab es bislang keine Schokolade, also musste mein Getränk auf meine Heimkehr warten. Dennoch wollte ich schauen, ob ich hier trotzdem etwas für mich fand, was nicht allzu süß war. "Da hinten werden Mochi angeboten", deutete ich auf eine Ecke: "Die haben dir doch gut geschmeckt." Ich entdeckte in eine andere Ecke eine Schale mit unterschiedlichen Kugeln. Ich wandte mich an eine Verkäuferin: "Entschuldigen Sie, ich hätte gerne welche davon." "Welche Sorten wünschen Sie sich, mein Herr?", fragte sie. "Wie viel kostet ein Stück?", erkundigte ich mich. Als sie mir den Preis nannte, dachte ich kurz nach und entschied mich: "Ich nehme jeweils zwei." Danach durfte ich nicht mehr ausgeben, für Notfälle brauchte ich auch Geld.

Ilea

Sein Körper zitterte kurz und er schien schwarzen Staub auszustoßen, es schien als hätte das Wesen geniest. Ein Rußmännchen. Jetzt erinnerte ich mich an dem Namen und die Geschichten über ihnen. Sie waren Geistwesen und waren so scheu, dass sie sich vor aller Augen unsichtbar machten. Sie wohnten am Liebsten in verlassene Häuser oder in Dachböden, dabei hinterließen sie manchmal Spuren von Ruß. Sie konnten sehr stark sein, auch wenn man es nicht ihnen ansah. Es waren harmlose Wesen, die Niemanden schadeten. Plötzlich verschwand der kleine Rußmännchen und ich war wieder alleine. Da fiel mir auf wie einsam ich mich fühlte.


564

30.12.2020, 23:17

Cael

Er sagte Mochi, ich gehorchte. Von Anfang an hatte ich diese Spezialität gemocht, also schadete es nicht, wenn ich mir einen kleinen Vorrat kaufte. Selbstverständlich achtete ich darauf, dass ich nicht zu viel Geld ausgab, denn das, was in meinem Beutel war, hatte ich mir hart erarbeitet. Und das trotz Liebeskummers. Ich entschied mich für fünf Stück, da ich das guten Gewissens bezahlen konnte. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Ryu ebenfalls fündig wurde. Der Einkaufstrip mit ihm tat mir zugegebenermaßen gut und ich war ihm sehr dankbar für seine Gesellschaft. Selbst in harten Zeiten wie diesen war er wie ein Fels in der Brandung. Hoffentlich hatte er damals dasselbe empfunden, nachdem man ihm das Herz gebrochen und ich diese Rolle übernommen hatte. >Leider kann ich mir nichts mehr leisten... Wir können trotzdem noch ein wenig spazieren und dann zurück ins Gasthaus gehen.< Früher oder später würde ich Ilea noch über den Weg laufen. Sie konnte sich nicht ewig verstecken und ich mich vor meinen eigenen Gefühlen auch nicht.

Imesha

Etwas zögerlich betrat ich den kleinen Laden, denn mir entging die seltsame Spannung in der Luft nicht. Ganz schwach nahm ich die weißgoldenen Fäden wahr, die die junge Frau umgaben und heute fiel mir auf, dass sie nicht so stark schimmerten wie sonst. Müdigkeit? Ihr Gesicht wirkte jedenfalls ziemlich blass und leichte Schatten waren unter ihren Augen zu erkennen. Sah ich auch so aus? Ehrlich gesagt, hatte ich keinen einzigen Blick in den Spiegel geworfen, seit ich heute Morgen meine Liste fleißig abarbeitete.
Hoffentlich störte ich sie nicht. Ich wollte niemandem Umstände bereiten. Würde sie aber nichts verkaufen wollen, wäre sie allerdings nicht hier... Mit einem höflichen Lächeln trat ich an den Tresen heran und legte das dicke Bündel Kräuter hin. Dann zog ich meinen Schreibblock hervor und zeigte ihr die beschriebene Seite: Guten Tag. Ich möchte Ihnen gerne diese Kräuter schenken. Da morgen das Neujahrsfest ist, will ich einigen Leuten etwas Gutes tun und da ist mir Ihr Laden in den Sinn gekommen. Bitte nehmen Sie das Geschenk an. Ich verlange natürlich nichts als Gegenleistung.
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565

30.12.2020, 23:31

Ryu

"Mehr kann ich mir auch nicht leisten", stimmte ich ihm zu. In unsere Heimat hatten wir den Luxus genossen niemals Geldsorgen zu haben, aber wir waren noch nie verschwenderisch gewesen. Unsere Eltern hatten dafür gesorgt, dass wir bodenständig blieben und dass man auch etwas geben musste, wenn man was nahm. Ich schaute zum Himmel: "Vielleicht sollten wir jetzt zurückkehren. Ich spüre einen kalten Wind aufziehen und das könnte etwas ungemütlich werden." Auch wenn ich nicht meine Magie benutzte, so war die Luft ein Teil von mir und ich konnte sie spüren. Die Luftbändiger konnten am Besten das Wetter vorausahnen.

Ilea

Eine fremde Aura machte sich bemerkbar und ich hob den Kopf an. Ich hatte nicht mit einem Kunden gerechnet und ich erkannte die junge Frau, auch wenn sie ermattet wirkte. Ich spürte bei ihr eine tiefe Traurigkeit. In ihrem Leben gab es nicht viel Hoffnung. Mein Blick glitt zu dem Bündel aus kostbaren Kräuter. Sie wollte mir wieder was spenden. Ein großzügiges Geschenk. "Das ist zu viel. Das alles hier ist zu viel", ich schüttelte den Kopf, sprang auf und stürmte aus dem Laden. Ich beachtete das besorgtes Gesicht meines Vaters nicht, sondern rannte aus dem Gasthaus. Die Kälte fühlte sich wie ein Schlag an und mit falscher Kleidung drang sie sofort in meine Knochen hinein. Dennoch stampfte ich weiter durch den hohen Schnee im Garten und schweratmend betrat ich das kleine Gebetshaus. Ich wusste nicht was ich hier tat, vielleicht wurde mein Geist allmählich verwirrt. Ich sank vor den Statuen auf die Knien: "Was soll ich tun? Ich....ich...ich weiß einfach nicht mehr weiter." Es kam keine Antwort.


566

30.12.2020, 23:44

Cael

Wenn Ryu Veränderungen in der Luft wahrnahm, dann setzte ich mein vollstes Vertrauen in ihn. Ich war nicht scharf darauf beim Spazieren zu erfrieren, darum protestierte ich nicht, sondern machte mich mit ihm auf den Weg zurück zum Gasthaus. Ich fragte mich, ob Ilea ihr Zimmer verlassen hatte. Wenn Ryu uns beide mit aufs Fest nehmen wollte, dann musste sie zurück zu den Lebenden finden. Heute oder spätestens morgen. Es machte mich wahnsinnig, wie sehr ich mich um sie sorgte. Mehr um sie, als um mich selbst. War das normal? Sollte ich Ryu danach fragen? Nur wollte ich ihn nicht ständig mit meinem Drama belästigen, darum behielt ich diese Fragen letztendlich für mich. Vielleicht fand ich selbst irgendwann eine Antwort darauf.

Imesha

Ich zuckte leicht zusammen, weil ich mit solch einem Ausbruch nicht gerechnet hatte. Sie suchte das Weite, als hätte ihr mein Geschenk wehgetan. Irgendwie wusste ich nicht, ob ich mich deswegen schlecht fühlen sollte. War das alles zu viel des Guten? Freuten sich die Menschen nicht darüber, wenn man ihnen etwas schenkte? Im Armenviertel wirkten alle immer so dankbar und erleichtert, wenn Ruko und ich unsere Sachen verteilten, deshalb stand ich ziemlich verwirrt da. Ich hatte es nicht einmal geschafft, ihr den verpackten Ring zu geben, damit sie ihn später Ryu weiterreichen konnte.
Naja... Mir blieb nichts anderes übrig als die Kräuter auf dem Tresen zu lassen und das andere Bündel jemand anderem zu überreichen. Es gab noch eine Theke und zwar im Speisesaal. Vielleicht war der ältere Herr oder die Großmutter zugegen, auch wenn gerade kein Betrieb herrschte. >Kann ich Ihnen weiterhelfen?< Es war der ältere Herr, der mich entdeckte. Er wollte so freundlich wie möglich wirken, aber ich vermutete, dass er sich Sorgen um seine Tochter machte, die einfach abgehauen war. Das war ihm sicherlich nicht entgangen. Aus diesem Grund wollte ich ihm nicht noch mehr Zeit rauben. Ich legte das kleine Bündel auf den Tresen und zeigte ihm die Seite: Bitte geben Sie das, Ryu-san. Er muss nicht wissen, dass das von mir ist.
Mit einem schlichten Nicken nahm er es an.
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567

30.12.2020, 23:58

Ryu

Cael war schweigsamer als sonst, aber das war in Ordnung. Ich hoffte wirklich, dass das Fest morgen ihn ein wenig aufmuntern konnte. Vielleicht würde Ilea ebenfalls mitkommen. Natürlich war es nicht förderlich für den Liebeskummer, aber ich merkte, dass er dennoch sich Sorgen um sie machte und was auch immer da zwischen ihnen stand, sie brauchten eine Aussprache. Mit Kida hatte ich mich auch ausgesprochen, auch wenn es geschmerzt hatte, hatte es dennoch gut getan. In der Ferne sah man bereits das Gasthaus. "Schade, dass ich nur zwei Personen mitnehmen darf. Ansonsten hätte ich auch Gawain und Makoto eingeladen. Vielleicht gehen sie zum Fest in der Stadt, sie sollten sich auch eine freie Zeit gönnen", meinte ich.

Ilea

Stumm starrten die Statuen mich an, man sagte, dass der Kaiser die Götter aus Valaris vertrieben hatte. Vielleicht stimmte das. Vielleicht war er so mächtig. Oder ich hatte aufgehört die Götter zu spüren. Vielleicht war ich auch in Ungnade gefallen, weil ich mich nicht wie eine Miko verhielt. Meine Schultern sackten in die Tiefe und ich senkte niedergeschlagen den Kopf. Eine innere Kälte machte sich breit und ich spürte wie das dunkle Loch in mir größer wurde. Eines Tages würde es mich noch verschlingen. War das mein Schicksal?

Gehe offline, gute Nacht :)


568

31.12.2020, 00:14

Cael

Stimmt. Gawain und Makoto hätte es auch verdient mal abzuschalten und nicht dauernd zu arbeiten. Ganz besonders Gawain. Manchmal fragte ich mich, ob der Mann überhaupt schlief. Wenn ich schlafen ging, war er wach und wenn ich wach wurde, war er bereits auf den Beinen und hatte schon Frühstück zubereitet. Vielleicht bedeutete ihm die Arbeit im Gasthaus genauso viel wie Musik für mich. >Wenn wir morgen losziehen und sie sind immer noch am Arbeiten, locken wir sie schon irgendwie aus dem Haus.< sagte ich leicht schmunzelnd.
Wir erreichten das Stadttor und zu meiner Überraschung sah ich weiter hinten eine verhüllte Gestalt das Gasthaus verlassen. Aufgrund der letzten Angriffe von Yokais oder bösartigen Rebellen war ich übervorsichtig, was vermummte Gestalten betraf, aber wäre etwas Schlimmes passiert, hätte mich Ivoli sofort gewarnt. Ich hoffte, dass es sich bei der Person um einen Gast handelte. Jeder Verdienst war besser als keiner.

Imesha

Ich verbeugte mich dankbar lächelnd und verließ daraufhin das Gasthaus. Kurz dachte ich an die junge Frau zurück, die überstürzt ihren eigenen Laden verlassen hatte und ich fragte mich, ob sie etwas schwer belastete. Warum sonst hatte sie so heftig reagiert? Gleichgesinnte erkannten sich untereinander. Trug sie solche vernarbten Wunden wie ich? Litt sie unter der Oberfläche? Wenigstens lebte sie fernab vom Palast, hatte ihre Familie um sich herum und konnte ihr Talent frei ausleben. Aber vielleicht reichte das nicht... Man glaubte, man hatte es gut, doch es kam immer anders als erwartet.
Schwer seufzend hob ich den Kopf und zog ruckartig die Kapuze tiefer ins Gesicht, als ich zwei sehr bekannte Gestalten entdeckte. Arbeiteten die beiden nicht? Warum musste ich ausgerechnet jetzt ihnen über den Weg laufen? Hoffentlich erkannten sie mich nicht oder ignorierten mich einfach, wie es alle anderen auch taten. Ich lauschte bloß dem knirschenden Schnee unter meinen Schuhsohlen und zählte die Sekunden, bis ich die Männer mit gesenktem Haupt erreichte und zügig an ihnen vorbeiging.

Gute Nacht *_*
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569

31.12.2020, 14:13

Ryu

Eine verhüllte Gestalt verließ das Gasthaus und ich wurde aufmerksam. Doch die Gestalt ging an uns vorbei und schien keine Bedrohung zu sein. Dennoch kam mir die Bewegung vertraut vor, aber ich konnte nicht sagen woher. Ich nickte bloß grüßend der Gestalt zu. Als wir hineingingen, sah ich sofort, dass Gawain aufgewühlt wirkte. "War das eben ein Gast gewesen?", erkundigte ich mich. "Nein, eigentlich eine Kundin für Ilea. Aber Ilea ist einfach in den Garten gestürmt. Ich sollte nach ihr schauen", antwortete Gawain und deutete auf ein kleines Bündel auf dem Tresen: "Eine Lieferung für dich." Überrascht zog ich ein Augenbraue hoch. Von einer Lieferung wusste ich nichts und misstrauisch beäugte ich das Bündel. "Oh, verdammt. Der Eintopf!", Gawain rannte in die Küche und jetzt nahm ich den verbrannten Geruch wahr. Der Mann war eindeutig am Ende mit seiner Nerven, denn bislang hatte er nie was anbrennen lassen. "Du weiß, ich würde dich nicht darum bitten. Aber kannst du nach Ilea schauen? Von uns hattest du bis jetzt den besseren Zugang zu ihr. Ich kümmere mich solange um Gawain, er braucht dringend eine Pause", wandte ich mich an meinem besten Freund.

Ilea

Mit dem Rücken lehnte ich mich an der Wand an und zog die Beine dicht an meinem Körper. Ich spürte nicht nur die innere Kälte, sondern auch die Winterkälte von draußen. Das Gebetshaus war ein kühler Ort. Aber ich fand nicht die Kraft mich zu erheben und zurück in das Gasthaus zu gehen. Ich hatte geglaubt schon sehr tief gefallen zu sein, doch der Fall ging viel tiefer. Es war als wäre das dunkle Loch in mir endlos. Ich schaffte es nicht mich aus meinen negativen Gefühlen zu befreien und irgendwo etwas Gutes zu sehen. Ich ließ die Stirn auf meine Knien sinken und atmete tief ein. Ich war müde und wollte einfach schlafen. Doch in der Kälte einzuschlafen war gefährlich. Was passierte mit einer Seele einer Miko, die sich verloren hatte? Würde sie auch zu einem traurigen Schatten werden? Oder würde sie zu einem Dämon werden? Ich erschauderte.


570

31.12.2020, 15:08

Cael

Eine Kundin für Ilea? Und sie war einfach abgehauen? Das sah ihr ganz und gar nicht ähnlich. Sie legte großen Wert auf eine zufriedene Kundschaft und ging meist in ihrem Element auf, aber wenn sie nicht einmal das tun konnte, musste es ihr richtig miserabel gehen. Es tat mir seelisch weh das zu hören. >Schon gut, ich gehe zu ihr.< Ich wollte sowieso mit eigenen Augen sehen, in welchem Zustand sie war und ob ich etwas für sie tun konnte. Da spielten meine eigenen Bedürfnisse keine Rolle mehr. Mir ging es einzig und allein um sie.
Ich warf einen kurzen Blick auf das Bündel, das man für Ryu hinterlassen hatte und hoffte, dass das keine schlechte Nachricht beinhaltete. Wir durchlebten momentan genug Chaos. >Bis später.< sagte ich noch, ehe ich mich direkt in den Garten begab, wo ich nicht lange nach Ilea suchen musste. Ihr Anblick riss gefühlt mein Herz entzwei. Wie konnte man bloß so viel Schmerz für jemanden empfinden, den man erst seit kurzem kannte? Sie saß in einem kleinen Haus, wo man scheinbar betete. So wirkte es jedenfalls auf mich. Irgendwie einem Tempel ähnlich. Etwas unschlüssig trat ich ein, denn ich wusste nicht, ob das erlaubt war, doch meine Sorge um Ilea überwog jede Vorsicht. Ihre Haltung, ihre gesamte Ausstrahlung sprach von tiefem Leid.
Um sie nicht zu erschrecken, ging ich vor ihr in die Hocke und legte sanft eine Hand auf ihre Schulter, die andere berührte sie seitlich am Kopf. Ihre Haut fühlte sich kalt an. Sie fror bestimmt und trotzdem blieb sie hier. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich mit belegter Stimme ihren Namen sagte, auch wenn sie mich nicht hörte.

Imesha

Ich atmete erleichtert aus, als keiner von beiden mich erkannte und mich auch nicht aufhielt. Ablenkungen dieser Art konnte ich nicht gebrauchen. Wir hatten uns seit letztem Mal sowieso nichts zu sagen. Ich musste mich einfach auf meine nächsten Aufgaben konzentrieren und sie noch vor morgen erledigen, damit ich den Tag ein wenig genießen konnte. Zum Teil fragte ich mich, wieso ich mich überhaupt leichter fühlte, während ich diese Liste abarbeitete... da lastete plötzlich kein so heftiger Druck auf mir. Ob es daran lag, dass meine Zeit hier begrenzt war und ich es wusste? Hätte ich das schon viel früher tun sollen? Dann hätte ich mir jedenfalls sehr viel Kummer und Leid erspart. Nur eine einzige Sache tat mir weh.
Dass Ruko nichts davon wusste.
Umso mehr Wert würde ich später auf das Verfassen des Briefes an ihn legen. Das war würde die letzte Aufgabe an diesem Tag sein.
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31.12.2020, 15:49

Ryu

Ich sah kurz meinem besten Freund nach und griff nach dem kleinen Bündel. Es fühlte sich leicht an. Ich steckte es in der Hosentasche, ich würde es später mit Cael öffnen. Ich hoffte es war keine Drohung oder Ähnliches. Zuerst würde ich mich um Gawain kümmern und ging in die Küche. Der Eintopf roch stark verbrannt und er versuchte den Geruch durch geöffnetes Fenster loszuwerden, dabei kratzte er energisch das Angebranntes heraus. "Lass mich das bitte machen. Wenn du es mir erlaubst, mache ich hier alles sauber und du machst eine Pause", bat ich ihm. "Ich muss für das Abendessen kochen", meinte er. "Erwartest du heute Gäste oder morgen?", erkundigte ich mich. Er schüttelte mit einem schweren Seufzer den Kopf: "Nein, die Besucher von außerhalb werden sich in der Stadt quartieren. Es ist zwar teurerer, aber sie wären näher am Fest." "Dann hast du ab jetzt Pause. Cael und ich sind auch mit "kalten", einfache Gerichte zufrieden. Und es wäre für Makoto und dich bestimmt gut, wenn ihr morgen auf das Stadtfest geht. Dafür ist man nie alt und ihr braucht bestimmt auch mal eine Abwechslung", sanft nahm ich ihm den angebrannten Topf ab: "Wann hast du zuletzt richtig durchgeschlafen? Oder dir ein ausgiebiges Bad gegönnt?"

Ilea

Ich zuckte zusammen, als ich eine Berührung spürte und verwirrt schaute ich auf. Meine Augen weiteten sich, als ich Cael erkannte und ich senkte beschämt den Blick. Was wollte er von mir? Ich hatte nicht den bitteren Zug um seinem Mund vergessen, als er damals von einer Hintergebliebene gesprochen hatte, die sich nicht von der Seele einer geliebten Person lösen konnte, obwohl sie wusste dass es der Seele Kummer bereitete. Ich war wie diese Hintergebliebene und er sah mich jetzt bestimmt anders an. Seine Hand an meinem Kopf fühlte sich warm an und ich begann zu frösteln. In meinem Hals bildete sich ein Kloß und ich spürte das Brennen meiner Augen, auch wenn ich keine Träne verlor. Zögernd beugte ich mich vor und dann fiel mein Körper schwer gegen Caels Brustkorb. Ich schloss die Augen, als ich sein Duft einatmete.


572

31.12.2020, 16:58

Cael

Ich verstand nicht, warum sie mir nicht in die Augen sehen konnte, denn sobald sie mich erkannte, senkte sie den Blick. Nicht genügend Zeit, um am Ausdruck in ihrem Gesicht zu erkennen, was ihr gerade durch den Kopf ging. In meiner Brust fühlte es sich eng an. Ich wollte etwas sagen, aber Kommunikation wäre jetzt sowieso unmöglich, weil sie unerwartet ihren Körper gegen meinen lehnte. Das reichte mir. Ich musste nicht wissen, welche Gedanken ihren Kopf fluteten oder jedes einzelne ihrer Gefühle benennen. Dieser Mensch brauchte mich und das allein zählte.
Ohne zu zögern schlang ich meine Arme fest um sie und setzte mich mit dem Hintern auf den kalten Boden, während ich die Beine anwinkelte und sie dazwischen positionierte. Ich wollte die Kälte vertreiben, die auf ihr lag und die sie bestimmt in ihrem Inneren empfand. In ruhigen Bewegungen begann ich dann ihren Rücken zu streicheln und drückte ihr unwillkürlich einen Kuss ins Haar. Es roch frisch gewaschen, aber mehr nach ihr. Irgendwie hatte ich diesen Geruch sehr vermisst. Wie alles an ihr. Besonders das Gefühl sie in meiner Nähe zu haben.

Imesha

Während ich mich dem Palast näherte, zog ich den Zettel mit der Liste aus der Seitentasche meines Mantels und überflog die einzelnen Punkte. Wie es aussah, hatte ich einiges erledigt und das binnen kürzester Zeit. Somit verlief alles nach Plan. Nur ein paar Aufgaben hatte ich noch zu erledigen.

- ins Archiv gehen und an den Regalen entlangspazieren
- eine Weile auf dem Eis tanzen und neue Ideen umsetzen, bis sie einwandfrei klappen
- mein Hab und Gut an die Menschen im Armenviertel verteilen
- Ruko einen Brief schreiben

Da Ryu nicht im Archiv war, konnte ich diesen Punkt als Nächstes in Angriff nehmen. Dabei war es mir egal, ob Gojo-sama gute Laune hatte oder nicht. Unsere Zankereien, sie... hatten gut getan. Mich abgelenkt. Vor allem aber ging es mir um die Schätze darin. Um den Geruch und das Gefühl des Papiers zwischen meinen Fingern.
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573

01.01.2021, 11:47

Ryu

Schwer seufzte Gawain und fuhr sich durch das Haar, das ein Stück länger geworden war. Er gehörte zu den wenigen Männer, die ihr Haar kurz trugen. "Ich weiß nicht wie ich dir danken soll", sagte er schließlich. Leicht schüttelte ich den Kopf: "Du muss mir nichts danken. Wir sind Freunde und da ist man füreinander da. Jetzt geh dich entspannen. Deine Küche ist in guten Händen", mittlerweile konnte ich mich als Putzprofi zählen, da ich das Archiv immer sauber halten musste. In den letzten Tagen hatte mir sogar eine Dienerin, die zufällig etwas für Jemanden eine Schriftolle abholen musste, ein paar hilfreiche Tricks gezeigt wie man zum Beispiel hartnäckige Flecken auf dem Boden los wurde. Sie hatte nämlich mein verzweifelter Putzversuch bemerkt und bekam mit mir Mitleid. Gawain verließ die Küche und ich hoffte, er würde sich endlich erholen. Ich legte mein Mantel ab, krempelte die Ärmel hoch und kümmerte mich erst um den angebrannten Topf. Das Fenster ließ ich geöffnet, auch wenn es ziemlich kalt geworden war. Aber ein verbrannter Geruch konnte sonst hartnäckig in den Wände bleiben und das wollte ich vermeiden.

Ilea

Als seine Arme sich um meinem Körper legten, presste ich mich an seinem Brustkorb und klammerte mich an dem Mantel, während ich mein Gesicht in die Stelle unterhalb seines Halses drückte. Er war warm und ich spürte wie mein Körper langsam auftaute. Sein angenehmer Duft beruhigte mich. Die Umarmung war anders, als bei Otōsan und Sobo Makoto. Bei ihnen war es ein Gefühl von Zuhause. Auch bei Cael spürte ich die Geborgenheit, Sicherheit und Wärme, gleichzeitig war da noch ein anderes Gefühl. Es fühlte sich an, als würde er ein Teil von seiner Kraft mir geben. Jetzt merkte ich, dass ich die ganze Zeit eigentlich Cael gebraucht hatte, aber in meiner tiefem Kummer hatte ich ihn von mir gestoßen. Nicht erkannt, dass er vielleicht das Licht war, das ich in der Dunkelheit suchte. Es war immer von ihm ein Art Leuchten ausgegangen, er war voller positive Energie und seine Offenheit verleitete Einem dazu ihm alles anvertrauen zu wollen. "Ich....ich weiß nicht mehr weiter", mein Hals fühlte sich trocken und eng an. Es war eine Weile her, wann ich zuletzt mit meiner Stimme gesprochen hatte. "Nach jedem weiteren Jahr tut es nur mehr weh und....seit ich jetzt weiß, dass mein Kummer ihm Leid verursachen könnte und er sogar vielleicht zum Schatten werden kann, fühle ich mich schrecklich. Ich habe dich bestimmt als Schülerin enttäuscht, weil ich als Miko immer wieder vom Weg komme. Ich bin eine furchtbare Miko", ich klammerte mich fester an ihm: "Kein Wunder, dass ich keine Bindung zu den Götter spüre."


574

01.01.2021, 13:30

Cael

Sie klammerte sich an mich, als würde sie verzweifelt an etwas festhalten wollen, das ihr zu schnell entglitt. Für einen kurzen Moment hatte ich geglaubt, ich würde eine unsichtbare Grenze überschreiten, wenn ich ihr so nahe war, aber sie ließ es zu und zeigte damit, dass sie einen Freund brauchte. Ich streichelte weiter ihren Rücken und versuchte mich nur auf sie allein zu konzentrieren. Nicht auf meine Gefühle und was das hier für mich bedeutete. Das war ziemlich schwer, weil Ilea mir so nahe war und damit auch ihr schmerzlicher Verlust. Ihre Worte taten allerdings mehr weh. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass sie sich Vorwürfe machte. Und das nur, weil ich ihr von den Konsequenzen einer toten geliebten Person und ihrer erzwungenen Bindung erzählt hatte. Das hatte sie sich wohl sehr zu Herzen genommen und geglaubt, ich würde sie dafür verurteilen.
Ungläubig dreinblickend nahm ich ihr Gesicht in meine Hände und brachte sie dazu mich anzusehen, weil sie mich sonst nicht verstand. >Du bist eine Miko, ja, aber vergiss nicht, dass du auch ein Mensch bist. Ein Mensch mit Gefühlen. Ich kenne den Kummer nicht, den du empfindest. Ich musste nie eine geliebte Person auf solch tragische Weise verlieren.< sagte ich voller Inbrunst. >Dass du keine Bindung zu den Göttern spürst, liegt allein daran, dass du keine zu dir selbst hast. Um die Geisterwelt zu verstehen, musst du dich selbst verstehen. Ich habe nie gesagt, das sei einfach, besonders dann nicht, wenn man solch tiefen Schmerz durchlebt wie du.< Meine Gesichtszüge wurden weicher. >Du bist keine schlechte Miko, Ilea. Du bist eine junge Frau, die sich verirrt hat und das Licht vor lauter Dunkelheit nicht sieht. Es ist aber in dir. Die ganze Zeit schon.<

Imesha

Als ich das Archiv betrat, begrüßte mich willkommene Stille. Gojo-sama gab bloß ein abfälliges Schnauben von sich, weil er meine Anwesenheit nach wie vor nicht erwünschte, aber das war mir wie immer herzlich egal. Ich spielte mit dem Gedanken irgendetwas zu ihm zu sagen, zum ersten und letzten Mal, entschied mich jedoch weiterhin für die Stille. So sollte ich ihm in Erinnerung bleiben. Oder er freute sich über mein Verschwinden und führte ein Tänzchen auf. Alles war möglich. Zu schade, dass ich seine Reaktion nicht sehen würde.
Ich spazierte von Regal zu Regal, berührte die Schriften, wenn er gerade nicht hinsah und zog einige heraus, um sie einfach in der Hand zu halten. Zu spüren, an welchen Stellen das Papier leichter einknickte, weil es dort am häufigsten beim Lesen geneigt wurde. Der vertraute Geruch weckte ebenfalls ein wohlig warmes Gefühl in mir. Mir fiel auf, dass ich in all den Jahren sehr viel Zeit mit dem Wissen hier verbracht hatte. Entweder wegen der Arbeit oder aus persönlichem Interesse. Manchmal hatte ich nur die Ablenkung gebraucht. Heute war es ein Abschied und dafür nahm ich mir die Zeit. Ob Gojo-sama es duldete oder nicht.
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575

01.01.2021, 14:20

Ryu

Nach eine Weile glänzte die Küche vor Sauberkeit und der Topf hatte ebenfalls seinen alten Glanz zurückerhalten. Cael war noch nicht zurückgekehrt, also bedeutete es, dass er noch bei Ilea war. Ich nahm an, dass es ein gutes Zeichen war. Jedenfalls hoffte ich es. Und vielleicht würde Ilea mir eines Tages erzählen, was genau los war. Jedenfalls konnte man Cael immer vertrauen, er wusste, wann er nicht weitererzählen durfte und da es anscheinend nichts mit unsere Mission zu tun hatte, würde er auch nicht dieses Vertrauen verletzen. Einen besseren Freund konnte man nicht haben. Mein Blick wanderte zum Mantel, wo in dessen Tasche sich das kleine Bündel befand. Ich war neugierig und misstrauisch zugleich, aber ich hatte mir festgenommen ihn erst mit meinem besten Freund zu öffnen. Für alle Fälle. Jetzt wanderte meine Augen durch die Küche. Ich war kein kochtalentierter Mensch, aber einfache kalte Gerichte zusammenzustellen bekam ich selbst hin. Ich musste einfach nur nach Essen suchen, die man auch ohne warm zu meichen verspeisen konnte. Zum Beispiel Brot oder Ähnliches.

Ilea

Warme Hände umfassten mein Gesicht und ich konnte nicht mehr den Blick ausweichen. Mein Herz klopfte unruhig im Brustkorb aus Angst, was es in seine Augen entdecken konnte. Seine Lippen bewegten sich langsamer als sonst, als wollte er sichergehen, dass ich auch jedes Wort verstand, was er mir zu sagen hatte. Plötzlich verschwamm sich meine Sicht und nach drei Jahren gelangten all die unterdrückten Tränen in die Freiheit. Ich hatte es mir verboten. Ich hatte fest geglaubt, dass ich nicht das Recht dazu hatte zu weinen. Ich hatte in mir die Schuldige an dem furchtbaren Unglück gefunden, auch wenn ein vernünftiger Verstand es anders sehen würde. Es würde sagen, die Gesetze seien daran Schuld und die, die diese grausame Gesetze gemacht hatten. Aber die Trauer ließ Einem nicht vernünftig denken. Und da ich zu jenen Menschen gehören, die nicht die Schuld in Anderen suchten, hatte ich die Schuld auf mich genommen. Mein Körper bebte und zuckte gleichzeitig, der Kloß in meinem Hals tat weh. Stoßerweise stieß ich die Luft aus und presste mein Gesicht wieder an seinem Brustkorb, während ich endlich den Kummer seine Tränen erlaubte.


576

01.01.2021, 14:50

Cael

Sobald ihre Augen zu schimmern begannen, fürchtete ich etwas Falsches gesagt oder zu tief in ihren Wunden gegraben zu haben, doch das Schluchzen, das folgte, klang wie ein Befreiungsschlag. Sie suchte wieder Schutz in meinen Armen, während ihr Körper wegen der aufgestauten Trauer stark bebte. Ich umarmte sie fest, um ihr das Gefühl zu geben, dass sie nicht auseinanderfiel, wenn sie sich dem großen Schmerz hingab. Ich war für sie da. Und ich litt mit ihr. Wenn jemand so herzzerreißend weinte wie sie, wurde ein Mann wie ich sofort schwach. Meine eigenen Augen brannten und ich spürte erste Tränen meine Wangen hinabrollen. In meinem Elternhaus hatte es nie eine Rolle gespielt, ob Mann oder Frau weinte. Das war kein Zeichen von Schwäche und ich hatte mich deswegen auch nie geschämt, wenn mich bewegende Momente zu Tränen rührten. Wie in diesem Fall. Es stimmte, dass ich nicht ansatzweise Ileas Kummer nachvollziehen konnte, aber indem sie ihrer Trauer freien Lauf ließ, bekam ich die geballte Emotionsladung ab und trauerte instinktiv mit ihr. Dabei streichelte ich beruhigend ihren Rücken und ließ ihr alle Zeit der Welt sich von der Kälte zu befreien, die so lange in ihr geherrscht hatte. Selbst wenn ich hier draußen erfrieren wollte, würde ich sie kein bisschen loslassen, bis sie bereit dazu war selbst aufzustehen. Aus eigener Kraft.

Imesha

Bevor ich zu lange im Archiv verweilte und Gojo-sama mich mit seinem genervten Auftreten doch noch verärgerte, ließ ich den Raum voller Wissen zurück und beschloss mich der nächsten Aufgabe zu widmen. Dem Eistanz. Einerseits würde ich fürs Fest morgen fleißig üben, andererseits wollte ich einfach mal loslassen, an nichts denken und die kleine Freiheit genießen. Die Sachen für die Armen würde ich wie gewohnt erst am späten Abend verteilen, wenn es leichter war die Palastmauern unentdeckt zu verlassen und die Menschen in dem Viertel sowieso erst um diese Zeit positive Überraschungen erwarteten. Sie wussten, dass Ruko und ich nicht immer Zeit und Ressourcen hatten, um sie täglich zu beliefern, aber sie freuten sich jedes Mal aufs Neue, wenn wir vorbeischauten. Natürlich blieben unsere Gesichter verborgen, was sicherer für alle war. Je weniger sie wussten, desto besser. Dann liefen sie nicht Gefahr qualvoll verhört zu werden, sollte jemand ausplaudern, dass es zwei Menschen gab, die die benachteiligten Personen versorgten. Aber wenn ich erst fort war... Was würde Ruko tun? Ich wollte nicht, dass er mit dieser guten Tat aufhörte und ich wollte nicht für seinen Kummer verantwortlich sein, aber... Aber ich hatte für nichts mehr die Kraft weiterzumachen. Hier in Valaris zu bleiben, glich einer Folter und ich ließ das nicht länger mit mir machen. Morgen würde ich meine Ketten sprengen und endlich frei sein.
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577

01.01.2021, 15:09

Ryu

Zufrieden sah ich meine "Beute" an und begann im Speisesaal den Tisch zu decken. Dabei gab ich mir besonders Mühe, dass es gemütlich aussah. Die Familie in diesem Gasthaus verdienten einen erholsamen Abend, wo sie einmal ihre Sorgen vergessen konnten. Jedenfalls erhoffte ich es mir. Ich hatte tatsächlich sowas wie ein Brot entdeckt, dann Gemüse und Obst, die man roh essen konnte. Und geräucherten Fleisch und Fisch, die man auch in kaltem Zustand essen konnte. Außerdem hart gekochten Eier. Sowas wie Käse hatte ich nicht gefunden, mir fiel auf, dass hier kaum Milchprodukte zu sich genommen wurde. Jetzt begann ich den grünen Tee zu kochen. Dadurch dass ich an dem musikalischen Abend bei der Bedingung geholfen hatte, hatte ich einmal zugesehen wie man diesen Tee kochte. Mir war nie klar gewesen, dass jede Teesorte eine andere Ziehzeit besaß und man musste sogar bei den Temperaturen achten.

Ilea

Es war als wäre meine Seele ein See aus Tränen und wo ein Damm gebrochen war, strömten sie unaufhaltbar wie ein Wasserfall den Abhang hinunter. Meine Augen und Wangen brannten von den Tränen und ich schmeckte den Salz in ihnen. Ich weinte bis der letzte Tropfen von dem See vergossen wurde und eine tiefe Erschöpfung ergriff mich. Mein Brustkorb füllte sich mit viel Luft und stieß es einmal kraftvoll aus, das drückende Gefühl wurde leichter. Ich war immer noch traurig, aber ich hatte nicht mehr das Gefühl von der Verzweiflung verschlungen zu werden. Es war als wurde ein Teil meines Kummers erlöst und den restlichen Teil könnte ich jetzt besser ertragen. Müde blieb ich noch eine Weile in Caels Arme und spürte sein Herzschlagen an meiner Wange. Es hatte was Tröstende den rhythmischen Herzschlag zu spüren. Doch dann löste ich mich langsam von ihm, als der tränenfeuchte Stoff meines Mantels kalt wurde und zuerst sah ich den nassen Fleck. Ich wollte mich dafür entschuldigen, aber als ich sein Gesicht erblickte, verstummte die Entschuldigung auf meine Lippen. Caels Augen waren gerötet und ich sah das feuchte Glänzen auf seine Wangen. Er....er hatte mit mir geweint. Ich war nicht in meinem Kummer alleine gewesen. Etwas in mir regte sich, ich konnte es nicht benennen, es fühlte sich an, als würde mein Herz zögernd wieder aufstehen. Ich hob meinen Arm und mit dem Ärmel tupfte ich vorsichtig seine Wangen trocken.


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01.01.2021, 15:30

Und auch hier nochmal FROHES NEUES JAHR *_*

Cael

Ich schniefte leise und lauschte Ileas Atemzügen, die langsam ruhiger wurden. Ihr Körper bebte nicht mehr so stark und sie fühlte sich ganz weich in meinen Armen an. Als hätte sie keine Kraft mehr irgendetwas zu tun. Das war die übliche Erschöpfung nach einer Flut aus Tränen und es erleichterte mich, dass sie diesen Sturm gut überstanden hatte. Es tat gut loszulassen. Sich auch mal dem Schmerz hinzugeben. Noch besser war es, wenn jemand da war, der einem wieder beim Aufstehen half.
Als sie sich zurücklehnte, sah es aus, als wollte sie etwas sagen, doch dann entdeckte sie wohl die Spuren meiner eigenen Tränen, die sie sogleich mit ihrem Ärmel trocken tupfte. Ein leichtes kleines Lachen entfloh meinen Lippen. Ich hob meine Hände, legte sie an ihre Wangen und wischte mit dem Daumen die letzten ihrer Tränen fort. >Du bist hier diejenige, die trauert, nicht ich.< Sanft lächelte ich sie an. Diese kleine Aufmerksamkeit bewies mal wieder, dass sie das Herz am richtigen Fleck hatte und ich hoffte, dass sie irgendwann das sah, was ich in ihr sah. Selbst wenn ihr Herz nicht für mich schlagen sollte, wollte ich nur das Beste für sie. Im Leben konnte man nicht alles haben und ich würde damit zurechtkommen. Das wusste ich jetzt.

Imesha

Wie gewohnt packte ich meine Sachen zusammen und brach zum See auf. Ich musste mich nicht fragen, ob man die Überreste des Flussdämons in den Abgrund des anderen Sees gestoßen hatte. Das gehörte zum Berufsbild dazu. Möglichst alle Spuren verschwinden lassen und nur das Wichtigste mitnehmen. Vielleicht hatte jemand aus der Elite Schuppen oder dergleichen gesammelt, weil sie wertvolle Informationen beinhalten könnten. Meistens kümmerte sich Ruko darum, dass alle Schriften zu Dämonen aktuell gehalten wurden und das wiederum erinnerte mich daran, dass ich die eine Schriftrolle ins Archiv zurückbringen musste. Bei all dem Trubel in meinem Kopf hatte ich das völlig vergessen.
Am Ufer des vereisten Sees angekommen, zog ich meine Schlittschuhe an und glitt sofort aufs Eis. Die vertraute Umgebung ließ mich entspannter aufatmen. Hier konnte ich tun und lassen, was ich wollte.
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579

01.01.2021, 15:46

Dir auch ein Frohes neues Jahr ^_^

Ryu

Gawain kehrte mit Makoto zurück und ich fand, dass er wieder gefasster wirkte. Außerdem sah er frischer aus, nicht mehr wie ein gebeugter, alter Mann. Er sah aus, als hätte er sich einen Bad und ein kleines Nickerchen gegönnt. Sowas konnte Wunder wirken. Auch Makoto wirkte ein wenig ruhiger, nicht allzu sehr besorgt seit ich mit der Einladung gekommen war. "Das sieht fein gedeckt aus, Danke, mein Junge", tätschelte die alte Frau meine Wange großmütterlich und sofort musste ich an meine eigene Großmutter denken. Die Beiden hätten Freundinnen sein können. "Ist Ilea immer noch draußen?", Gawain sah wieder besorgt aus. "Ja, aber sie ist nicht alleine und ich glaube sie haben viel zu reden", antwortete ich ihm. "Ich mag dein Freund. Er tut Ilea gut, besonders weil er selbst ein Miko ist. Und ich bin nicht blind, ich sehe wie sehr er meine Tochter mag", offenbarte er und ich musterte ihn aufmerksam, ob er damit einverstanden war oder nicht. Er bemerkte meinen Blick: "Ich stimme zu, dass ich ein überfürsorglicher Vater bin, aber ich versuche Ilea ihre Freiheiten zu lassen. Was mir einzig wichtig ist, dass ihr Herz nicht erneuert verletzt wird. Aber mir scheint dein Freund ist ein vernünftiger Mensch. Ihr Beide habt mein Vertrauen." "Und das schätzen wir sehr", antwortete ich ihm aufrichtig und gleichzeitig hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil wir der Familie viele Dinge verheimlichen mussten, um sie nicht in Gefahr zu bringen.

Ilea

Es verwirrte mich, dass er plötzlich lachte. Aber das war in Ordnung, denn sein Lachen erhellte den Raum und ich hatte das Gefühl mein Inneren bekam ein wenig von diesem Licht ab. Jetzt wischte er selbst meine Tränen fort, es fühlte sich sehr vertraut an und beinahe intim. "Es ist dunkel geworden", stellte ich mit einem Blick nach draußen fest und dann merkte ich wie mein Magen sich schmerzhaft zusammenzog: "Und ich glaube ich habe Hunger bekommen. Wir sollten ins Gasthaus gehen. Kannst du mir bitte beim Aufstehen helfen? Mir wird von der Bewegung noch ein bisschen schwindelig." Verlegen senkte ich den Blick. Vom vielen Liegen musste sich mein Körper wieder daran gewöhnen wieder in Bewegung zu sein.


580

01.01.2021, 15:59

Bin gespannt, was dieses Jahr für uns bereithält :D

Cael

Auch mein Blick glitt nach draußen und ich nickte langsam. Der Tag war schneller verflogen als erwartet. Ich war froh, dass Ilea es geschafft hatte ihr Zimmer zu verlassen und dass ich etwas entspannte Zeit mit meinem besten Freund in der Stadt verbracht hatte. Nach schlechten Zeiten folgten gute. So war es schon immer gewesen. >Essen klingt gut. Ich habe ebenfalls großen Hunger bekommen.< stimmte ich ihr zu und half ihr beim Aufstehen. Nachdem sie lange Zeit im Bett geblieben war, überraschte es nicht, dass sie noch nicht sicher auf den Beinen war. Mein Hintern war jedenfalls eingefroren, genau wie meine Gelenke, die leicht protestierten, weil ich so lange in derselben Stellung gesessen hatte.
Dann griff ich in meinen Mantel hinein und hielt Ilea den hübschen Haarkamm hin, bevor ich vergaß, dass ich ihn ihr für morgen geben wollte. Vielleicht munterte sie das noch mehr auf. >Ich habe es dir fürs Neujahrsfest gekauft. Ich hoffe, es gefällt dir.<

Imesha

Es tat unfassbar gut mich auf dem Eis zu bewegen, kleine Runden zu drehen, in die Höhe zu springen und jedes Mal sicher zu landen. Oftmals probierte ich neue Kunststücke aus, die mir manchmal spontan einfielen und die ich morgen einbauen könnte. Ich war gespannt auf das fertige Lied, welches Hinako währenddessen singen würde und wusste mit absoluter Sicherheit, dass es mir gefallen würde. Da wir zum Teil zusammen daran gearbeitet hatten, spürte ich die Melodie bereits im Blut und konnte mich darauf einstellen. Im Moment wollte ich aber nicht an die Bedeutung dahinter denken. Es würde mich nur traurig machen oder mich erneut in das tiefe Loch stürzen, das mich mehr und mehr verschlang.
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