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10.02.2021, 20:54

Cael

Ich suchte nach ähnlichen Pflanzen, die ich für Ilea pflücken konnte, doch dann erschien plötzlich Roselyn und was sie zu sagen hatte, ließ das Blut in meinen Adern gefrieren. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich den Geist an. Das Gasthaus stand in Flammen!? Gawain war entführt worden? Und Makoto... Dass sie den Satz nicht beendete, löste ein Gefühl in mir aus, das ich nie zuvor empfunden hatte. Ilea reagierte als Erstes. Sie ließ alles fallen, rannte los und ich folgte ihr Sekunden später. Mein Herz trommelte wild gegen die Rippen. Jeder Atemzug brannte in meiner Lunge, weil die Luft so kalt war und die Nachricht mich zutiefst erschüttert hatte. Das konnte nicht wirklich passiert sein. Ich glaubte das nicht. Ich musste es mit eigenen Augen...
sehen.
Dunkelgrauer Rauch stieg in chaotischen Wirbeln hoch in die Luft, als ich den Zustand des Hauses erblickte. Wir hatten inzwischen die Lichtung erreicht. Rotgelbe Flammen fraßen sich wie hungrige Geister durch das Holz, zerstörten alles, was sich im Weg befand. Ich hatte das Gefühl nicht mehr atmen zu können und doch fand ich die Kraft weiterzurennen. Ivoli flog voraus, denn er spürte Makotos Seele. Sie war... Sie war wirklich... Ich schaffte es nicht den Gedanken fortzuführen. Stattdessen zwang ich mich dazu nach Gefahren Ausschau zu halten.

Imesha

Ich kraulte Egons Kopf, nachdem er sich sattgefressen hatte. Den Rest der Insekten verstaute ich in einem kleinen Behältnis, damit er sich an anderen Tagen davon ernähren konnte. Im Winter war es für Wesen wie ihn schwer nahrhafte Kost zu finden. >Das wäre alles.< lächelte ich meinen kleinen Freund an. Dann veränderte sich schlagartig die Stimmung und all die Härchen auf meiner Haut richteten sich auf. Gefahr! Ich wirbelte herum und sah wie Ilea losrannte. Cael ihr hinterher. Zeit für Fragen gab es keine. Momente wie diese hatte ich zu oft durchlebt. Außerdem sah ich bereits dicke Rauchwolken in der Luft und wusste sogleich, dass uns etwas Schlimmes bevorstand.
Mein Körper erinnerte sich schnell an all das Training der letzten Jahre. Auch wenn ich seit Neujahr kein einziges Mal gekämpft hatte, war ich mehr als bereit das Heim zu verteidigen, welches mich beschützt und warmgehalten hatte. Dazu gehörten alle Personen, die darin lebten.
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10.02.2021, 21:23

Ryu

Nach der Pause ging ich zurück ins Archiv und Gojo-sama schien immer noch nicht aufgetaucht zu sein. Das war mehr als nur merkwürdig. Plötzlich stieß die Tür auf und Shin, den ich in letzter Zeit selten gesehen, kam aufgeregt herein. "Was ist los?", fragte ich ihn sofort. Nervös blickte er um sich, als er feststelle, dass wir alleine waren, flüsterte er hastig: "Der Wirt vom Gasthaus, in dem du gelebt hast, wurde wegen Hochverrat gefangen genommen und zum Gefängnis der Stille gebracht, wo kein Gefangener mehr den Ort verlässt. Und angeblich soll seine Tochter eine Hexte sein, sie scheint auf der Flucht zu sein und man fahndet nach ihr! Wenn sie herausfinden, dass du mit ihnen unter einem Dach gelebt hast, werden sie dich verhören!" Das Blut in meine Adern gefror zu Eis, das konnte nur ein übler Scherz. Aber in seine Augen las ich die Wahrheit. Ich dachte nicht nach. Es war mir egal, ob ich mich mit meiner Reaktion verriet. Ich rannte aus dem Archiv. Rannte durch den Flur. Rannte über dem Hof. Und durchquerte den Palasttor ohne mich von den Wachen aufhalten zu lassen. Meine Füße wurden immer schneller. Ich nahm nicht mehr wahr, wie ich durch die Stadt rannte und dann sah ich in der Ferne die Flammen. Hier mitten auf dem einsamen Landweg griff ich nach meiner Magie und der Wind beschleunigte mein Tempo. Schlitternd blieb ich vor dem Gasthaus stehen und diesmal packte ich nach meine andere Magie. Sie summte laut in meinem Herz und ich befahl die Flammen: "Verschwinde!" In der nächste Sekunde war das Feuer erloschen und das Gasthaus wurde nicht weiter zerstört. Erst dann drehte ich mich schweratmend um und was ich da sah, nahm mir jegliche Luft aus den Lungen.

Ilea

Feuer. Das Haupthaus stand in Flammen. Es wurde zu einem lebendigen Albtraum. Auf dem Pfad zwischen der Brücke und dem Haupthaus lag eine Gestalt, die im Schnee ganz verloren wirkte. Nein! Ich spürte das pure Entsetzen. "SOBO!", meine Kehle brannte, als die Stimmbänder sich überspannten und ich stürzte mich auf die Gestalt. Ihre Augen, die sonst immer mit Wärme gefüllt waren, waren jetzt kalt. Nein! Ich schüttelte sie. Schrie. Und mein Herz starb mit einem Stück immer mehr. "Ilea", erleichtert rang ich nach Luft und starrte auf ihr Gesicht. Ihre Lippen hatten sich nicht bewegt. "Ilea", langsam hob ich den Kopf und der Schmerz nahm mir die Luft. "Nein! Nein! Nein! Du darfst nicht sterben!", schrie ich sie an und wollte nach ihr greifen, doch als Seele war sie nicht zu fassen: "I-ich brauche dich!" Ich konnte nicht mehr atmen. Alles tat weh. Meine Augen brannten. Meine Kehle brannten. Schlimmer als die verfluchten Flammen, die mein Zuhause zerstörten. "Mein liebes Kind", traurig sah sie mich an und blickte auf ihre leblose Gestalt: "Du muss jetzt stark sein, Ilea. Packe die notwendigsten Sachen ein und finde die Stadt der Wunder. Noch wirst du dein Vater nicht retten können, nicht dort, wo sie ihn bringen werden. Aber ich werde über ihn wachen, so gut wie ich es kann. Mein Tod war ein unglücklicher Sturzunfall, als ich versuchte die Männer davon abzuhalten deinen Vater mitzunehmen. Ich habe nicht lange leiden müssen." Sie drehte sie zu Jemanden um: "Euch wird nicht viel Zeit bleiben. Sie werden nach ihr suchen und dann werden sie bestimmt auch herausfinden wer ihr seid. Cael, bitte beschütze Ilea, ich vertraue dir ihr Leben an. Sie wird dich mehr als je brauchen. In meiner Rocktasche befindet sich mein kleiner Talisman. Nimm ihn an dich und überreiche es Ilea, wenn sie sich bereit fühlt."


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10.02.2021, 21:49

Cael

Sobo Makoto lag im Schnee zwischen Brücke und Haupthaus. Für sie kam jede Hilfe zu spät. Ich spürte es bis in die Knochen. Festzustellen, dass eine liebe Person wie sie auf solch tragische Weise gehen musste, machte mich fertig. Ich starrte ihren Körper, dann ihren Geist an. Ileas Schluchzen übertönte die Zerstörung ihres Heims durch die Flammen, die noch weiter wüteten. Unfähig etwas zu tun, stand ich einfach nur da und spürte Tränen in meinen Augen brennen. Ich könnte Makotos Seele zurück in ihren Körper zwingen. Ich könnte das Ritual durchführen, das einst Ryus Vater gerettet hatte. Nur der Preis... der verdammte Preis war zu hoch! Als sie mich darum bat Ilea mit meinem Leben zu beschützen, nickte ich stumm, während Tränen über meine Wangen flossen.
Ivoli umkreiste ihre Gestalt und gurrte beruhigend, denn auch wenn Sobo Makoto die Tatsache akzeptierte, dass sie nun tot war, musste es sie dennoch erschreckt haben. Schniefend kniete ich mich neben Ilea, griff in Makotos Rocktasche und nahm den Talisman an mich, den ich ebenfalls mit meinem Leben beschützen würde. Gleichzeitig bemerkte ich, dass das Feuer so schnell erlosch wie es ausgebrochen war. Aus dem Augenwinkel vernahm ich eine vertraute Aura und sah tief erschüttert meinen besten Freund an. Heute war mit Abstand der schlimmste Tag, den ich in Valaris erlebt hatte.

Imesha

Ich registrierte die am Boden liegende Gestalt schon von Weitem und spürte ich einen heftigen Stich in der Brust. Das Leben in Valaris bewies mal wieder, dass es immer nur die Falschen bestrafte. Sobo Makoto war tot, ich hörte es an Ileas Schreien. An ihre gequälten Laute wie die der magischen Wesen vor einer Woche. Diesen Anblick, diese Situation ertrug ich nicht, darum tat ich das, was ich am besten konnte. Ich folgte der Spur der Leute, die das hier getan hatten und würde zumindest einen von ihnen ins Grab bringen. Durch Rache erschuf man keine Gerechtigkeit, aber ich ließ mir den Moment der Genugtuung nicht entgehen. Nicht nach allem, was ich durchgemacht hatte und was nun dieser Familie widerfahren war. Blut musste vergossen werden. Nur nicht das meine.
Da ich ganz genau wusste wie Assassinen arbeiteten, war mir von Anfang an klar, dass sie nicht durch das Stadttor geflohen waren. Sie hatten einen abgelegenen Weg gewählt. Etwas außerhalb der Stadtmauern. Ihre Spuren waren teilweise noch im Schnee zu sehen... Amateure. Ich rannte schneller, ließ mich nicht von den Schneebergen aufhalten, sondern weitete meine Sinne und machte zwei der Übeltäter ausfindig. Durch den Ring war ich nach wie vor unsichtbar für Magiesucher. Für Leute wie sie blieb ich eine unschuldige Frau. Einer von ihnen bemerkte mich, denn sonst war breit und weit keiner zu sehen. Er war maskiert, verhüllt in komplett schwarzer Kleidung. Genau wie sein Partner. Sie sahen die Gefahr, die ich darstellte, nicht kommen. Sie erkannten auch nicht mein Gesicht, denn ich bewegte mich schnell genug, um dem ersten die Waffen aus den Händen zu schlagen und ihm mit einer seiner Klingen die Kehle aufzuschlitzen. Rotes Blut spritzte in den weißen Schnee. Ich wirbelte herum, duckte mich, warf das zweite Messer in den Oberschenkel des zweiten Mannes und stürzte mich anschließend auf ihn. Die ersten Sekunden wehrte er mich gut ab, doch meinem Kehlkopfschlag konnte er nicht rechtzeitig ausweichen. Röchelnd schnappte er nach Luft, stolperte ein paar Schritte nach hinten. Diesen Moment nutzte ich aus, um ihm seitlich ins Knie zu treten. Das Knacken, das folgte, ließ ihn brüllend zu Boden stürzen. Prompt hatte ich die nächste Klinge in der Hand und drückte sie ihm mit der scharfen Kante gegen den Hals. Ich sah ihm eiskalt in die Augen. >Wer hat den Befehl erteilt?<
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964

10.02.2021, 22:11

Ryu

Makoto war....tot. Dieser Gedanke lähmte mich und ich spürte wie mein Herz zusammengequetscht wurde. Das war nicht gerecht. Sie war ein herzensguter Mensch gewesen, die trotz ihres hohen Alter, noch viele Jahren vor sich gehabt hätte. Ich schluckte schwer und ballte meine Hände zu Fäuste. Gawain war in der Gefangenschaft und sie tot. Ich hatte ihnen nicht helfen können. In Caels Gesicht sah ich die gleiche Verzweiflung, die ich spürte. Wieder schluckte ich schwer, als Ilea erneuert schrie. Sie war am Boden zerstört. Man hatte ihr einfach alles genommen, was ihr wichtig war. Ihr Vater. Ihre Großmutter. Und ihr Zuhause. Ich presste meine Lippen hart aufeinander und das Blut in meine Adern brodelte. Es verlangte nach Vergeltung. Man hatte einfach das Leben dieser warmherzige Familie zerstört. Egon kam auf mich zu gekrabbelt. Imesha! Ich drehte mich umher und entdeckte eine Gestalt in der Ferne, die immer weiter davonlief. Was?! Sofort nahm ich die Verfolgung auf. Ich glaubte nicht, dass sie heimlich flüchtete. Aber der Gedanke, dass sie vielleicht alleine auf die Suche nach den Tätern machte, beruhigte mich keinesfalls. Sie sollte jetzt nichts Dummes tun. Der Verlust von Makoto war schon viel zu viel. Die Entführung von Gawain war zu viel.

Ilea

"Ilea, ich muss jetzt zu deinem Vater gehen. Ich möchte, dass du weiß, dass es zu meine glücklichsten Stunden gehörte einen Teil von eurer Familie sein zu dürfen. Es war mir eine Ehre deine Großmutter sein zu dürfen, auch wenn wir nicht vom gleichen Blut stammen und wo immer du sein wirst, in deinem Herzen werde ich dir weiterhin da sein. Es war das Schönste für mich gewesen zu beobachten wie du als kleines Mädchen zu eine junge, wunderschöne Frau herangewachsen bist. Ich hätte gerne in der Zukunft meine Urenkelkinder gesehen. Ilea, ich glaube an dich und glaube an deine Zukunft. Bis bald, mein Kind", ihre Seele begann zu verblassen und ich schrie erneuert auf. Ich hatte das Gefühl meine Stimmbänder würden reißen. Ich warf mich auf ihre regungslose Gestalt, klammerte mich fest daran und mein Körper bebte unkontrolliert. Ich wollte sagen, dass sie mich nicht verlassen durfte, doch die Worte erstarben auf meine Lippen, denn sie durfte nicht so enden wie Mattwei. Ich wusste nur Eines: Sie hätte nicht sterben dürfen. Man hatte ihr Leben einfach gewaltsam genommen. Man hatte sie einfach hier liegen gelassen, wo man sie vielleicht hätte retten können. "Pa....PA!", ruckartig sprang ich auf. Als Kind hatte ich diesen Kosenamen für mein Vater benutzt, als ich noch nicht richtig sprechen konnte. Ich rannte auf der Brücke und dann versagten mir alle Kräften.


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10.02.2021, 22:22

Cael

Ryu sagte nichts. In seinem Blick las ich nämlich alles, was ich gerade empfand. Tiefe Trauer, Verzweiflung, Schock, unbändige Wut. Viel zu viel auf einmal. Als sich dann noch Makoto verabschiedete, riss mein Herz noch weiter auf. Es war nicht bereit jemanden gehen zu lassen, der mir wichtig war. Meine Familie, besonders die Animagi hatten mich davor gewarnt, dass der Tod einen stark veränderte. Dass man dagegen machtlos war, wenn es dazu kam. Jetzt erfuhr ich am eigenen Leib, wie genau sich das anfühlte. Mit Worten ließ sich das nicht beschreiben. Es war unmöglich.
Ilea schrie auf, ihr Kummer traf mich beinahe tiefer als Makotos Tod selbst. Trotz meiner verschwommenen Sicht eilte ich ihr hinterher, als sie losrannte, aber sie kam sowieso nicht weit. Sie stürzte zu Boden. Ich fiel neben ihr auf die Knie, zog sie in meine Arme und hielt sie fest. Obwohl ich selbst das Geschehene kaum verarbeiten konnte, war das Bedürfnis für Ilea da zu sein sehr viel stärker.

Imesha

Er antwortete nicht sofort, also drückte ich die Klinge tiefer ins Fleisch, bis etwas Blut hervorquoll und ihn ein Zittern durchlief. Ich erwartete eigentlich keine Antwort, denn Leute wie er wurden zu kalten Mördern ausgebildet, die ihre Mission über ihr eigenes Leben stellten. Trotzdem... manchmal erwischte man das schwache Glied unter ihnen. >Sprich, dann töte ich dich schnell. Schweige, dann lasse ich dich langsam verbluten.< verlangte ich mit eiserner Stimme. Innerlich kochte ich vor Wut, weil er der Grund war, warum Menschen wie Ilea litten und jegliche Hoffnung verloren. Meine Hoffnung hatte man mir schon vor langer Zeit genommen, aber Ilea... ihre unschuldige Familie... Meine andere Hand in seinem Nacken packte fester zu, während ich das Messer dort ansetzte, wo es wehtat, es aber nicht seinen sofortigen Tod bedeutete. In seinen dunklen Augen blitzte Erkenntnis auf. Seine folgenden Worte klangen gepresst. >Du... lebst.<
>Und du nicht mehr lange, also beantworte die Frage!< zischte ich wütender als vor ein paar Sekunden. Ich war froh Egon vor dem Gasthaus abgesetzt zu haben, denn das hier, dieses Ich von mir, sollte er nicht sehen. Das war nicht die echte Imesha, sondern die Elitejägerin, die viel Blut vergossen hatte und tötete, als wäre es das Normalste auf der Welt. >Er... sucht nach dir...< Sein Mundwinkel zuckte. Selbstgefällig. Offenbar hatte er geglaubt mich damit zu schockieren, nur kannte er mich nicht gut genug, um das anzunehmen. Ich schnaubte bloß verächtlich, bewegte die bewaffnete Hand und schnitt ihm die Kehle durch. Nicht mal einen langsamen Tod war er wert. Reine Zeitverschwendung.
Mit einem bitteren Zug um den Mund musterte ich die beiden toten Männer. Sie hatten mir zwar nicht verraten, wer sie beauftragt hatte, aber jetzt wusste ich zumindest, dass Kaiser Oda meinen plötzlichen Tod nicht abgekauft hatte. Er suchte nach mir. Gut. Mit dieser Gewissheit konnte ich arbeiten.
Ich hörte etwas hinter mir, reagierte aus Instinkt und wirbelte mit dem Messer in der Hand herum, nur um im Wurf innezuhalten. Kein Feind. Ryu. Er hatte mich gesehen, er war gekommen. Reglos starrte ich ihn an und ließ die Hand langsam sinken. In Situationen wie diesen gab es nichts zu sagen. Was zu meinen Füßen lag, sprach für sich.
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10.02.2021, 22:42

Ryu

Imesha war schnell und verschwand einen Moment aus meinem Sichtfeld, doch ich war genauso schnell. Und ich kam zu spät. Der Schnee vor ihre fuße färbte sich dunkelrot und die vermummte Gestalten starrten blicklos zum Himmel. Ich zuckte nicht mal mit der Wimper, als Imesha sich zu mir drehte und beinahe die Waffe nach mir geworfen hätte. Das hier war ein Teil von Imesha, die ich nicht so gut kannte. Das war der dunkle Teil von ihr, zu dem sie gemacht wurde. Zu einer Waffe. Entschlossen ging ich auf sie zu und zog sie einfach fest in meine Arme. Ich schaute nicht zu den aufgeschlitzten Toten hin. Für mich war Töten keine Lösung, es war nur der letzte Ausweg, wenn alles Andere scheiterte und das Leben in Gefahr war. Ja, der Halbdämon durstete nach Rache und würde ich ihn seinen freien Lauf lassen, hätte ich mich wahrscheinlich auch Jagd auf sie gemacht. Aber ich wusste, das war der falsche Weg. Dennoch verurteilte ich Imesha nicht. Sie hatte viel zu lange in der Dunkelheit des grausamen Kaisers gelebt. Meine Stimme klang heiser: "Wir müssen zurück und unsere Sachen zusammenpacken, jedenfalls was davon übrig geblieben ist. Es wird nicht lange dauern bis sie nach uns suchen, sie fahnden bereits nach Ilea. Sobald wir in Sicherheit sind, müssen wir uns überlegen wie wir Gawain retten können." Obwohl ich um Makotos Tod trauern wollte, musste ich dieses Gefühl nach hinten schieben, um jetzt Derjenigen zu beschützen, die noch lebten.

Ilea

Arme umschlossen mich, aber ich war wie betäubt. Da war nur die tiefe Dunkelheit. Die bittere Kälte. Der Abgrund. Ich fiel, immer tiefer. Mein Blick glitt in die Leere und mein Körper lag kraftlos in Caels Arme. Meine Hand stieß gegen einem Gegenstand im Schnee und als meine Augen aus Reflex dorthin schauten, brach erneuert etwas in mir. Meine Hand zitterte als ich den Gehstock meines Vaters umfasste und ihn dann fest an meinem Brustkorb drückte. Jetzt kamen die Tränen. Ich schluchzte. Ich schrie. Ich wehrte mich gegen die Umarmung. Ich sank wieder kraftlos gegen Caels Brustkorb. Und dann endlich stürzte die Schwärze über mich herein und sie kam für meinen unendlichen Schmerz wie eine Erlösung vor.


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10.02.2021, 22:58

Cael

Stumm liefen mir Tränen über die Wangen. Auch wenn ich versuchte so stark wie möglich zu sein, scheiterte ich zum Teil daran. Ilea fühlte sich unglaublich kraftlos in meinen Armen an. Erst als sie den Gehstock ihres Vaters im Schnee fand, wehrte sie sich gegen mich, aber selbst dann ließ ich sie nicht los, sondern hielt sie fest. Ich hielt sie fest, als würde mein eigenes Leben davon abhängen. Noch nie zuvor hatte ich so viel Schmerz auf einmal empfunden. Mein Liebeskummer war mir schon schlimm vorgekommen, aber das hier... das hier übertraf alles.
Ich spürte, wie Ilea in sich zusammensank. Wie sie den Kampf gegen den Verlustschmerz verlor. Schniefend hob ich sie auf meine Arme und führte sie in das Haus hinein, das gar kein Haus mehr war. Mehr als die Hälfte lag in Schutt und Asche. Ich musste bei Verstand bleiben und dafür sorgen, dass wir von hier verschwanden, bevor noch mehr Leute ausgesandt wurden, um Ilea zu finden. Sie würden aber kläglich scheitern. Solange ich atmete, würde ihr niemand mehr schaden. Nur über meine Leiche.

Imesha

Mit allem hatte ich gerechnet, nur nicht hiermit. Eine Umarmung. Ryu umarmte mich. Unter anderen Umständen hätte ich das nie zugelassen. Nicht von einem Mann. Aber das hier... das hier war... anders. Mir glitt das Messer aus der Hand. Es fiel dumpf in den rot gefleckten Schnee. Die Augen hatte ich gen Horizont gerichtet. Dort, wo die letzten Rauchschwaden in die Höhe stiegen. Dort, wo das echte Grauen stattgefunden hatte. Diese beiden Assassinen... das war das kleinere Übel. Zittrig holte ich Luft, keine Ahnung, warum ich mich plötzlich nicht mehr unter Kontrolle hatte oder warum seine Umarmung mich dermaßen aus dem Konzept brachte. Er hatte mich gesehen. Er hatte gesehen, zu was ich fähig war und trotzdem tat er... das hier. Dieses Umarmen.
Seine Worte erreichten mich etwas verspätet. Mein Körper reagierte schneller. Ich löste mich aus seinen Armen, sah ein letztes Mal zu den beiden Leichen und wieder hoch in Ryus Gesicht. >Gawain kann nur gerettet werden, wenn Kaiser Oda tot ist. Wo er jetzt ist, wird ihm niemand helfen können. Selbst wenn ich dort noch gearbeitet hätte, wäre mir das nicht möglich gewesen.< beschrieb ich ihm den Ernst der Lage. >Wir müssen fliehen. Das ist momentan die einzige Option, die uns bleibt.<
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10.02.2021, 23:12

Ryu

Ich hörte wie das Messer dumpf auf dem Boden fiel und sie zittrig die Luft einatmete. Imesha war kein Unmensch und ich würde niemals sie als ein Unmensch sehen. Sie hatte einfach viel zu viel in ihrem Leben unbeschreibliche Dingen durchmachen müssen und Gewalt war in ihrem Leben vermutlich immer die einzige Antwort gewesen. Sie löste sich aus meiner Umarmung und ich fuhr fahrig mit der Hand durch das Haar. Tief atmete ich ein, auch wenn ich eher laut fluchen wollte. Aber ich musste mich beherrschen. Ich musste beim klaren Verstand bleiben bis wir alle in Sicherheit waren. "Dann werden wir fliehen", antwortete ich gepresst und meine Augen verdunkelten sich: "Und wir werden zurückkommen, wenn es soweit ist." Es war ein Versprechen. Die Machenschaften des Kaisers würde sein Ende bekommen. Ich griff nach ihrer Hand und lief los. Vermutlich war das ihr jetzt zu viel Nähe. Aber ich konnte es nicht anders. Auch ich brauchte einen Halt. Ich musste den roten Nebel zurückdrängen.

Ilea

"Hier bist du in Sicherheit. Bei mir wirst du keine Schmerzen spüren", sagte die Stimme. Keine Schmerzen. "Nie wieder", fuhr die Stimme fort und strich über meinem Haar. Nie wieder. "Schlaf weiter, ich wache über dich. Niemand wird sich dir nähern und dir wehtun", erneuert spürte ich die Berührung auf meinem Haar. Etwas stimmte nicht, aber ich war so müde. Unendlich müde. "Cael, bitte halt mich fest", flüsterte ich schwach. "Ich bin nicht Cael", die Stimme wurde eisig. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, versuchte die Hand wegzuschieben. "Schlaf, Ilea-chan", meine Hand wurde nach unten gedrückt. Ich wollte nach Cael fragen. Aber ich war so müde. Ich schloss die Augen zu und die Dunkelheit hüllte mich wie ein Kokon ein.


969

10.02.2021, 23:29

Gehe offline, gute Nacht *_*

Cael

Da ich keine bequeme Stelle für Ilea fand, musste ich sie wohl oder übel auf einem Tisch ablegen, der überraschenderweise noch heil war. Meinen Mantel zog ich aus, damit er ihr als Kissen diente. Sie sollte wenigstens ein bisschen gemütlich liegen. Anschließend rannte ich in die obere Etage. Ein Dach gab es kaum noch. Die Zimmer lagen offen. Vieles war verloren. Dort, wo wir zusammen die Nächte verbracht hatten, war nichts mehr zu finden. Alles verbrannt. Weiter hinten, im anderen Zimmer, entdeckte ich die Sachen von Ryu und mir, darunter meine Gitarre... der Hals zerbrochen. Ein weiterer Riss in meinem Herzen. Meine zerbrochene Gitarre war das perfekte Abbild, wie ich mich gerade innerlich fühlte. Ich sammelte alles ein, was noch halbwegs nützlich war und brachte es anschließend nach unten. Ileas Geist schien noch fort zu sein. Keine Ahnung, in welcher Welt sich ihr Bewusstsein gerade befand, aber solange sie keine Schmerzen verspürte, war mir das vorerst recht. Sie schützte sich selbst, das war normal.

Imesha

Ich wusste, dass meine Worte nicht das waren, was er hören wollte, aber bestünde nur der Hauch einer Chance Gawain zu befreien, hätte ich mehr gewagt als bloß zwei Assassinen zu töten. Ohne ihn und seine Familie wäre ich nicht mehr am Leben. Ich schuldete diesem Mann genauso viel wie allen anderen auch. Sie mussten fort von hier. Fort von dieser Stadt. Besonders Ilea. Wer hatte sie verpfiffen? Wer hatte sie Magie wirken sehen? Das war eigentlich unmöglich. Wir alle hatten gut aufgepasst.
Plötzlich griff Ryu nach meiner Hand und zog mich hinter sich her. Ich stolperte zuerst, fing mich schnell wieder und rannte mit. Der Druck seiner Hand war anders als sonst. In ihm herrschte große Anspannung. Die Fäden um ihn herum vibrierten stark. Magie wollte befreit werden, ihr Unwesen treiben. Oftmals hatte ich mich gefragt, wie Ryu wohl kämpfte. Was für ein Krieger er war. Trotz des Feuers, das in ihm schlummerte, blieb er bei Sinnen und das sagte zumindest etwas über seine Stärke aus. Er war nicht nur gut in Strategien, er konnte auch einen kühlen Kopf bewahren. Für eine Flucht brauchte man diese Eigenschaften. Sorge bereiteten mir dann die anderen beiden. Ilea und Cael.
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970

10.02.2021, 23:39

Gute Nacht :)

Ryu

Wir erreichten das halbabgebranntes Gasthaus und als ich erneuert die leblose Gestalt von Makoto sah, zog mein Herz sich erneuert zusammen. "Wir können sie nicht so liegen lassen", meine Stimme war immer noch heiser vor unterdrückten Emotionen. Egon sah zu uns hinüber, denn er war bei ihr geblieben. Ich hatte nämlich nicht gewollt, dass er mir folgte. "Das hast du gut gemacht. Komm her, Kleiner. Ab in die Tasche", Egon kam zu mir und kletterte auf meine Hand, als ich zu ihm bückte. Ich ließ in meiner Tasche gleiten, wo er es warm haben würde. Dann ging ich zu Makoto und hob sie auf meine Arme. Ich umrundete das Haus und fand mich im Garten wieder. Manchmal hatte ich Makoto in das kleine Gebetshaus gehen gesehen. In der Nähe des kleinen Gebetshaus war auch ein Baum. Ich glaubte dort würde ihr der Platz für die letzte Ruhe gefallen. Wieder schlucke ich hart und legte sie behutsam im Schnee ab und schloss ihre Augen. "Macht dir keine Sorgen, wir kümmern uns um Ilea und wir werden auch bald Gawain retten", murmelte ich, falls ihr Geist uns noch hören konnte. Sie sollte nicht hier in der Welt der Lebende gefangen sein. Sie sollte nicht zu den verlorene Seelen gehören. Ich ging zu dem Stall hinüber und fand dort eine Schaufel, dann ging ich zu dem Baum wo ich anfing ein Grab zu buddeln.


971

11.02.2021, 13:32

Imesha

Es fiel mir außerordentlich schwer Makoto anzusehen. Ihren Leichnam. Der Verlust traf mich härter als erwartet und ich war nicht bereit dafür mich damit zu befassen, sonst fürchtete ich wieder den Verstand zu verlieren. Ryu hingegen war stark genug sie in den Garten zu bringen, um sie dort zu begraben. Ein guter Ort. Aber auch einer, der mit dem heutigen Tag in Verbindung stand. Cael fand ich im Speisesaal vor. Er wühlte durch Taschen, die er noch retten konnte, während Ilea bewusstlos auf einem Tisch lag. Ihr Zustand hatte sich drastisch verschlechtert. Ihre Fäden wirbelten völlig durcheinander, einige schwärzer als zuvor. Es wäre richtig Cael das zu sagen, aber so wie er gerade drauf war, würde er es nicht verkraften. Außerdem mussten wir unsere Flucht so schnell wie möglich durchziehen. Bald würden mehr Palastwachen erscheinen. Sie hatten Ilea noch nicht geschnappt. >Zieh sie um. Am besten deine Kleidung. Ihr Geruch darf nicht nachverfolgt werden.<
Völlig perplex starrte mich Cael an. Offenbar hatte er mich erstens nicht bemerkt, zweitens kapierte er meine Aufforderung nicht. >Sie soll deine Kleidung tragen, um die Duftspur zu verwischen. Glaub mir! Das ist wichtig!< setzte ich mit Nachdruck hinterher, als ich auch schon an ihm vorbeieilte und in die Küche ging. Alles, was als Waffe genutzt werden konnte, schmiss ich in einen Korb hinein, dazu noch ein paar Tücher, Essstäbchen und andere Kleinigkeiten, die sich als nützlich erweisen könnten. Anschließend rannte ich in Ileas Laden, dessen Anblick mich beinahe ins Stolpern brachte. Fast nichts hatte das Feuer überstanden. Alles war... zerstört. Ihre Mühe umsonst. Neue Wut kochte in mir hoch, aber ich drückte sie nieder und suchte alle Heilsalben und Kräuter zusammen, die in passablem Zustand waren. Besser als gar nichts.

Cael

Meine Gedanken rasten. Ich wusste nicht, was ich als Nächstes tun sollte und fühlte mich dermaßen überfordert, dass ich einigermaßen dankbar für Imeshas Aufforderung war. Auch wenn sie zuerst keinen Sinn für mich ergab. Außerdem wollte ich Ilea in ihrem jetzigen Zustand nicht umziehen. Das wäre nicht richtig. Was, wenn sie aufwachte und mich dabei erwischte wie ich sie ohne Erlaubnis berührte? Wo steckte Ryu überhaupt? Unruhe erfasste mich, während ich ein geeignetes Oberteil und eine Hose heraussuchte, die Ilea tragen könnte. Trotzdem wagte ich es nicht sie auszuziehen. In diesem Moment kehrte Imesha mit einem gefüllten Korb zurück, schob mich bestimmend beiseite und übernahm die Aufgabe, für die ich einfach nicht den Mut fand. Das war das erste Mal, dass ich nichts mit mir anzufangen wusste. >Du stehst unter Schock.< sagte sie nüchtern. >Atme tief durch! Pack alles in Rucksäcke und mach dich für eine große Reise bereit. Du wirst Ilea tragen müssen, wenn sie nicht bald aufwacht.<
Aus Gründen des Respekts sah ich nicht hin, wie Imesha meine Freundin umzog und dabei so schnell handelte, dass ich ihre Bewegungen kaum nachverfolgen konnte. Hatte sie das etwa schon mal gemacht? Irgendwie war ich erleichtert eine Person wie sie in einer Situation wie dieser an der Seite zu haben. Ihre gefasste Ausstrahlung beruhigte ein wenig meine Nerven.
>Ryu ist übrigens draußen im Garten. Er begräbt Makoto.<
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972

11.02.2021, 14:12

Ryu

Der Boden war hart und in meine Hände vibrierte es. Ich hätte meine Magie nutzen können, aber da ich vorhin schon gewagt hatte die Magie zu nutzen, unterließ ich es. Ich durfte unser Glück nicht herausfordern, sonst waren unsere Feinde schneller da, als wir es glaubten. Die Muskeln in meine Arme spannten sich an und endlich brach der Boden unter meiner Wucht auf. Ich floss all meine Wut, Verzweiflung, Machtlosigkeit und Trauer in dieser Tätigkeit hinein. Dadurch kam ich rasch voran und schweratmend hatte ich das Grab tief genug gegraben, um Makoto sanft hineinlegen zu können. Ich versuchte zu ignorieren wie kalt ihre Haut geworden war, wie weiß sie geworden war und dass sie nicht mehr sie war. Ich zog mir meinen Mantel aus, es gab bestimmt irgendwo noch ein Ersatzmantel und bedeckte ihren Körper, damit sie es warm hatte. Ein völlig unlogischer Gedanke, aber ich hätte es nicht ertragen sie so in dieser Kälte zu vergraben. Dann huschten meine Augen über das Grundstück und ich entdeckte tatsächlich ein paar weiße Blumen, die der Winter anscheinend nichts anhaben konnte. Rasch pflückte sie und legte sie auf dem bedeckten Brustkorb. Dann schüttete ich die Erde auf dem Körper. Es war als könnte ich selbst das Gewicht der Erde auf meinem Brustkorb spüren und ich rang immer schwerer nach Luft. Ich hörte nicht auf bis das Grab verschlossen war. Ein Zittern durchlief mich, ich ballte meine Fäuste schmerzhaft zusammen und atmete tief durch. Jetzt durfte ich nicht schwach werden. Ich musste funktionieren. Eines Tages würde ich ein Volk führen, da durfte ich nicht wanken, wenn ich gebraucht wurde. Ich ging zum Stamm des Baums, hob einen spitzen Stein auf und begann zu schnitzen:
Makoto
Die Seele des Gasthaus.
Sie wird weiter in unsere Herzen leben.
Einen Moment legte ich die Hand auf die Schrift und stieß ein stummes Gebet aus. Dann ging ich ins Gasthaus ohne nach hinten zu blicken. Drinnen herrschte Chaos und Zerstörung. Viele Bereiche konnten nicht gerettet werden. Aber ich entdeckte meinen Reisesack in einem tadellosen Zustand. Imesha schien im Laden zu sein und Cael war bei Ilea, die bewusstlos auf dem Tisch lag. Mein bester Freund sah völlig fertig aus und vollkommen orientierungslos. "Ich gehe rüber ins Wohnhaus und schaue nach, ob dort ein paar Dingen gibt, die wir gebrauchen können. Du schaust hinter dem Tresen, ob dort sich das Geld befindet", ich kam mir wie ein skrupelloser Räuber vor und erschauderte innerlich. Wir waren in einer Notlage und sie verlangte besondere Maßnahmen zu ergreifen. Und ich war mir sicher, Gawain und Makoto hätten es gewollt, wenn das für das Überleben von Ilea bedeutete. Wenn wir die Sachen nicht an uns nahmen, würden es fremde, gierige Plünderer tun. Ich wartete nicht auf eine Antwort ab, sondern stürzte mich mit meinem Reisesack ins Nebengebäude. Es war äußerlich unversehrt, weil es keine direkte Verbindung zum Haupthaus gehabt hatte. Aber hier wurde offensichtlich herumgewühlt. Sie hatten nach Beweise gesucht. Wieder atmete ich tief ein und ging strategisch voran. Zuerst die kleine private Küche. Wir brauchten jedes Proviant, das wir kriegen konnte. Vor allem haltbares Proviant. Dann ein paar nützliche Kleidungsstücke oder Decken, damit wir draußen überleben konnten, wenn wir keinen warmen Unterschlupf fanden. Ich schob das Unbehagen beiseite, als ich in den privaten Gemächer eindrang. Meine Gedanken ratterten jeden einzelnen Überlebensregel hinunter, die man Cael und mir eingehämmert hatten. Keine persönliche Dingen mitnehmen, sie waren nur Last und konnten Einem verraten. Nur Dingen mitnehmen, die Geld einbringen konnten, aber nicht zu wertvolle Dingen, das würde Verdacht erregen. Einige meiner eigene persönliche Sachen hatte ich unerkenntlich zerstört. Es waren Sachen, die uns nicht viel weiterbringen konnten, so hatte ich für die neue nützliche Sachen Platz. Nur das Buch meiner jüngere Schwester konnte ich nicht zerstören. In Gawains Zimmer hatte ich durch Zufall ein Versteck entdeckt, wo drinnen sich ein schlankes Schwert und ein Bogen verborgen hatten. Instinktiv nahm ich sie mit und kehrte zurück ins Haupthaus: "Seid ihr fertig?"


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11.02.2021, 15:09

Cael

Mal hatte ich das Gefühl, als würde die Zeit stillstehen, dann plötzlich raste sie weiter, gefühlt an mir vorbei und ließ mich eiskalt zurück. Imesha hatte Ilea erfolgreich umgezogen. Meine Kleidung war ihr an einigen Stellen zu groß, aber mit Knoten und einem Gürtel konnte man scheinbar Wunder vollbringen. Es stand außer Frage, dass Imesha das nicht zum ersten Mal tat, denn anstatt beim Packen zu helfen, flitzte sie mit Ileas Klamotten davon und kam einige Augenblicke mit ihnen am Leib tragend zurück. Irritiert sah ich sie an. Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
>Ich werde eine falsche Fährte legen.< meinte sie ernst, als auch schon Ryu auftauchte. Wie er es übers Herz gebracht hatte Makoto zu vergraben, war mir ein Rätsel, aber ich war froh, dass er es getan hatte. Sie hatte ein Begräbnis verdient. Dann aber kehrte mein Blick zurück zu Imesha. Ich verstand ihren Plan nicht, weil er ziemlich gefährlich klang. Hatte sie etwa vor alleine davonzulaufen? War sie verrückt geworden?

Imesha

Ob ich verrückt geworden war? Caels Gesichtsausdruck sagte genau das aus. Allgemein war dieser Mann leicht zu lesen, darum erklärte ich ihm und Ryu schnell den Plan, weil wir nicht länger zögern durften. >Spürhunde. Man wird sie auf Ilea ansetzen. Magie wird bei einfachen Magi nicht eingesetzt, sonst haben wir ein noch größeres Problem. Aus diesem Grund werde ich eine falsche Fährte legen. Ich kenne mich im Gebiet aus. Ich habe jahrelang die Landkarten von Valaris studiert, also habe ich die besten Chancen die Kämpfer in die Irre zu führen.< Langsam gewöhnte ich mich daran viel zu sprechen, aber ich wünschte die Umstände wären anders. Da fiel mir ein, dass ich eine Sache noch finden musste falls sie das Feuer überstanden hatte. >Geht schon mal raus, ich komme gleich nach.<
Bevor irgendjemand etwas einwenden konnte, stürmte ich ins obere Stockwerk und direkt in mein Zimmer, welches nicht mehr als Zimmer bezeichnet werden konnte. Alles außer Acht lassend ging ich neben dem Bett in die Hocke, bekam eine lose Stelle im Holzboden zu fassen und zog sie hoch. Ein Geheimversteck für meinen Schreibblock. Zum Glück war es noch da. Unversehrt. Niemand hatte es gefunden. Ich nahm es eilig in die Hand und verließ das Zimmer wieder, um mich einem Leben auf der Flucht zu stellen. Wenn Ruko bloß wüsste...
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11.02.2021, 16:25

Ryu

Mein Gesicht wurde eine Spur blass, als Imesha uns von ihrer Idee erzählte. Eine lebensgefährliche Idee, denn sie könnte dabei erwischt werden. Aber sie schien entschlossen zu sein es umzusetzen, egal was wir davon hielten. Und würde ich jetzt mit klarem Verstand denken, wusste ich, dass es strategisch ein kluger Schachzug war, trotz den Risiken. Ich schluckte hart und bevor Cael oder ich etwas sagen konnte, stürmte Imesha einfach davon. Für sie war es eine beschlossene Sache. Ich ballte die Hände zu Fäuste und schloss einen Moment die Augen, dann verdrängte ich all die Gefühle tief in meinem Inneren. Wir mussten fliehen. Alles Anderes kam später. "Wir müssen Ilea auf deinem Rücken stabilisieren, damit auch deine Arme frei sind", wandte ich mich an Cael. Aus meinem Reisesack holte ich eine Decke hervor und riss sie in lange Streifen, dann griff ich nach dem Gehstock, der neben Ilea lag. Ich versuchte jetzt nicht an Gawain zu denken. Ich versuchte nicht daran zu denken, was sie mit ihn machten. "Nimm sie jetzt auf dem Huckepack, damit ich sie fixieren kann. Danach schauen wir, ob wir noch einen Rucksack daran basteln können. Dann wäre ihr Rücken notfalls geschützt. Du bist stark genug, um Beides tragen zu können", ich merkte selbst wie meine Stimme sachlich klang. In diesem Moment funktionierte ich einfach nur.


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11.02.2021, 17:22

Cael

Weder Ryu noch ich konnten ihrer gefährlichen Idee widersprechen. Sie eilte davon und ließ uns zurück. Manchmal verstand ich wirklich nicht, wie ihr Verstand funktionierte, aber sie lebte länger in dieser kranken Welt als wir, demnach mussten wir darauf vertrauen, dass sie wusste, was sie tat. Untätig blieben wir sowieso nicht. Ryu plante weiter und wies mich an Ilea Huckepack zu nehmen, was ich im Anschluss tat. Sie fühlte sich leicht an, zerbrechlich. Allmählich machte ich mir Sorgen um ihren Zustand, denn sie war nicht mal für ein paar Sekunden wach geworden. Trotzdem würde ich vorerst nichts versuchen, weil uns einfach die Zeit fehlte. Ryu band sie bereits an mir fest. Ziemlich umständlich, aber es erfüllte seinen Zweck. Das mit dem Rucksack erwies sich hingegen als kompliziert. Er brauchte mehrere Anläufe, um ihn an Ilea und indirekt an mir zu befestigen. Schließlich klappte es einigermaßen gut und ich stieß die angestaute Luft aus. Ich hatte nicht mal gemerkt, dass ich den Atem angehalten hatte. Dieser Stress machte mich noch wahnsinnig. Es war eine Sache Situationen wie diese in der Theorie zu hören, aber eine ganz andere, wenn man sie hautnah miterlebte.
Probehalber ging ich ein paar Schritte vorwärts, zur Seite, nach hinten, leicht in die Hocke... alles hielt. Weder Ilea noch der Rucksack rutschten ab. >Passt.< sagte ich an meinen besten Freund gewandt. Auch er war gefasster drauf als ich, gleichzeitig wusste ich, dass es in seinem Inneren anders aussah. Wir waren all das hier nicht gewohnt.

Imesha

Als ich in den Speisesaal zurückkehrte, sah ich, dass sie Ilea und einen Rucksack an Cael festgebunden hatten. Eine sehr gute Idee. Freie Hände konnte man auf der Flucht immer gut gebrauchen. Vor allem in Gefahrensituationen. >Folgt mir hinaus.< sagte ich knapp an die beiden gerichtet und schnappte mir im Vorbeigehen meinen eigenen Rucksack mit all den Sachen, die ich vorhin zusammengesucht hatte. Langsam wurde ich nervös, denn wir befanden uns schon viel zu lange an diesem Ort.
Kalte Luft schlug mir entgegen, dazu der Geruch nach verbranntem Holz. Ich brachte es nicht übers Herz mir nochmal das Gasthaus anzusehen, beziehungsweise was davon übrig war. Darum richtete ich meinen Blick gen Horizont. Unser Fluchtweg. >Von hier aus sieht man zwar nicht viel, aber ihr müsst geradeaus dem schmalen Pfad folgen. Nur geradeaus, das ist ganz wichtig. Ihr werdet irgendwann ein Dorf in der Ferne erblicken und kurz zuvor einen Fluss, der zum Teil Richtung Dorf fließt, während der andere Teil in einem Stück Wald verschwindet. Diesen Weg wählt ihr. Auf keinen Fall dürft ihr euch dem Dorf nähern. Niemand darf euch sehen!< sagte ich eindringlich. >Folgt dem Fluss durch den Wald. Es wird kein einfacher Weg sein, weil er dicht bewachsen ist, aber das schafft ihr schon. Nach einigen Stunden endet der Fluss in einem größeren See, der von hohen Bergen umgeben ist. Ihr erkennt ihn an seiner hellblauen Farbe, sehr untypisch für normale Gewässer. Dort wartet ihr auf mich. Ich vermute wir sehen uns erst nach Einbruch der Nacht wieder.< Einzeln sah ich die beiden an, ernst und gefasst. >Fragen?<
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11.02.2021, 18:29

Ryu

Es dauerte etwas bis die Deckenstreifen und der Stock so saßen, sodass Ilea sicher an Caels Rücken fixiert war. Und es dauerte ein paar weitere Versuche bis der Rucksack ebenfalls saß. Ich spürte wie die Zeit in unserem Nacken saß. Langsam hatten wir sie schon zu weit ausgedehnt, wir mussten jetzt aufbrechen. Imesha kehrte zurück und erläuterte den nächsten Teil ihre Plans, während wir hinausgingen. Mit einem düsteren Blick trat ich auf sie zu: "Ich kann dich nicht von deinem riskanten Plan abhalten, deswegen werde ich jetzt dich nicht aufhalten. Ich habe keine Fragen, sondern eine Bitte: Komm bitte heil zu uns zurück, wir brauchen dich als eine Freundin." Ich hob meine Hand und schob eine Haarsträhne hinter ihrem Ohr. Es war ein unbewusster Impuls gewesen. "Wir sehen uns heute Nacht, wir werden auf dich warten", ich drehte mich abrupt um und ging den Weg weiter, den sie uns gewiesen hatte. Ich schaute nicht zurück. Zu einem wollte ich das Gasthaus in guter Erinnerung behalten und zum Anderen hätte ich vielleicht doch versucht Imesha von ihrem Plan abzuhalten.


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12.02.2021, 00:04

Imesha

Dass Cael nichts zu sagen hatte, überraschte mich nicht. Der Kerl war überfordert, also niemand mit einer tragischen Vergangenheit. Ryu hingegen gab sich gefasster, auch wenn ich in seinem Blick mehr Gefühle registriere. Er versteckte sie ziemlich gut. Warum ich immer noch nicht schlau aus ihm wurde, würde mich wohl eine Weile lang beschäftigen. Genau wie meine nicht vorhandene Reaktion, als er auf mich zutrat und plötzlich eine lose Strähne hinter mein Ohr schob. Eine freundschaftliche Geste, oder? Ich hatte Cael schon des Öfteren dabei beobachtet, wie er das gerne bei Ilea tat.
>Mir wird nichts passieren. Ich habe mich jahrelang auf eine Situation wie diese vorbereitet.< versicherte ich ihm. Zwar mochte er mich an meinem schlimmsten Lebensabschnitt erlebt haben, aber wenn ich kämpfte, dann richtig. Dann konnte mich nichts und niemand aufhalten. Dadurch, dass man Ileas Zuhause zerstört, ihren Vater entführt, Makoto getötet hatte und Kaiser Oda tatsächlich noch nach mir suchte, war etwas in mir entfacht, das mich lebendig fühlen ließ. Lebendiger als je zuvor. Wir würden auf der Flucht sein, ja, aber gleichzeitig wartete endlose Freiheit auf uns. Jahrelang hatte ich davon geträumt dieses Gefängnis zu verlassen.
Ich warf den beiden Männern einen letzten Blick zu, ließ keine weitere Sekunde verstreichen und rannte los. Je schneller ich vorankam, desto besser. Ein großer Vorsprung war für mich nur von Vorteil, zumal ein weiter Weg auf mich wartete. Die letzten Wochen hatte ich mich nur ausgeruht und nun war die Zeit gekommen meinen Körper bis über seine Grenzen hinaus zu fordern.

Cael

Ryu verabschiedete sie mit seiner für ihn typischen diplomatischen Art, doch die kleine Geste mit ihrer Strähne entging mir nicht. Selbst in Situationen wie diesen waren wir machtlos gegen die Gefühle, die der andere in uns weckte. So ging es mir mit Ilea, die nach wie vor... schlief. Anders ließ sich ihr Zustand nicht beschreiben. Nach dieser traumatischen Erfahrung war das normal, oder? Ich machte mir Sorgen um sie, Sorgen um uns alle. Würde Imeshas Plan aufgehen? Würde sie den weiten Weg alleine schaffen? Sie hatte mit solch einer Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit gesprochen, dass ich ihr augenblicklich jedes Wort geglaubt hatte. Gerade heute zeigte sie uns eine Seite, die mich tief beeindruckte. Ohne ihr Wissen hätten Ryu und ich blind eine Richtung gewählt und vielleicht in die nächste Falle getappt. >Solltest du es wirklich schaffen diese Frau für dich zu gewinnen, wird das die größte Eroberung deines Lebens sein.< sagte ich zu ihm, während wir zügigen Schrittes die Stadt hinter uns ließen. Kaum zu glauben, wie viel sich an einem einzigen Tag ereignen konnte, dass man gezwungen war sein Zuhause zu verlassen. Eine Fügung des Schicksals? Oder bloß das Ergebnis eines finsteren Systems? Vielleicht spielte beides eine Rolle in dem großen Ganzen.
Wichtiger war, dass wir Imeshas Route folgten ohne in Gefahr zu geraten. Wir hatten einen echt weiten Weg vor uns und das bei solchen Wetterbedingungen.
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12.02.2021, 13:04

Ryu

Ich steckte meine Hände tief in die Taschen und spürte wie Egon in einer Tasche tröstend meine Fingern ableckte. Er war der beste Tiergefährten, den ich mir wünschen konnte. "Sie wird sich nicht erobern lassen, daher lasse ich es vornherein sein. Sie hat bestimmt die Nase voll von den Männer, die sie sich ihr nähern. Da muss ich jetzt auch nicht mit sabbernde Zunge ihr hinterher hecheln, schlechte Erinnerungen in ihr wecken und die Freundschaft kaputt machen, die gerade erst entsteht", antwortete ich düster und wachsam nahm ich jedes Details der Umgebung wahr. Wir durften uns jetzt keine Fehlern erlauben bis wir wirklich in Sicherheit waren. Dann wanderten meine Augen zu der bewusstlose Gestalt auf dem Rücken meines besten Freundes: "Ihr Zustand macht mir ehrlich gesagt etwas Sorgen. Du solltest, wenn wir an unserem Ziel sind, ihr Geist untersuchen. Ich meine....ihr ging es vorher nicht so gut und wir wissen nicht, wie sehr dieses traumatisches Erlebnis auf ihrem angeschlagener Zustand auswirkt." Ich runzelte besorgt die Stirn und konzentrierte mich auf unserem Weg: "Und es kommt nicht in meinem Kopf hinein, wie alles dazu kommen konnte. Wir waren vorsichtig gewesen. Aber was mich verwirrt, ist dass Gawain anscheinend ihr Ziel gewesen war. Ich meine, sie hätten mich am Palasthof sofort verhaftet, aber das haben sie nicht getan. Ich wurde von Shin gewarnt, dass ich eventuell verhört werden würden. Nur meine Flucht hat mich jetzt verraten. Ich frage mich, ob dahinter ein aqgekackerter Plan steckte oder ob Gawain ebenfalls gefährliche Geheimnisse besaß, außer dass seine Tochter eine Miko ist. War er....war er heute irgendwie anders gewesen?"

Ilea


Die Sonne schien warm herab auf mich, während ich mitten im Kräuterbeet saß, um das Unkraut aus dem Boden zu zupfen. Blinzelnd schaute ich zum klaren Himmel rauf und bemerkte irritiert einen Art Riss. "Ilea", rief eine vertraute Stimme nach meinem Namen. Als ich wieder blinzelte, war der Riss verschwunden. Ich schaute zu der kleine Terrasse, Mattwei lehnte sich gegen das Gelände und grinste mich breit an. Ich klopfte den Schmutz von meine Hände und hielt inne. "Komm rein, Ilea. Das Mittagessen ist fertig und Makoto hat wieder ihre berühmten Motchis gemacht", sagte er. Etwas stimmte nicht, ich konnte seine Stimme hören, aber....meine Hände hoben sich in die Luft und dann klatschten sie. Kein Geräusch. Was....was war hier los? Die Härchen richtete sich in meinem Nacken auf und aus einem unbestimmten Grund sah ich wieder zum Himmel rauf. Da war wieder der Riss. Und plötzlich verschwand die Welt, als Mattwei vor mir stand und flüsterte: "Schlaf jetzt."


Die Sonne schien warm herab auf mich, während ich mitten im Kräuterbeet saß, um das Unkraut aus dem Boden zu zupfen. Blinzelnd schaute ich zum klaren Himmel rauf und bemerkte irritiert einen Art Riss. Jemand berührte mich an der Schulter und als ich wieder blinzelte, war der Riss verschwunden. Ich schaute zu der Gestalt, die mich berührt hatte und Mattwei grinste mich breit an: Komm rein, Ilea. Das Mittagessen ist fertig und Makoto hat wieder ihre berühmten Motchis gemacht." Seine Lippen bewegten sich lautlos, doch ich konnte sie mühelos lesen. Wer lange nicht hören konnte, lernte wie man dennoch die Anderen verstehen konnte. Ich klopfte den Schmutz von meine Hände und erhob mich. Mattwei bot mir sein Arm an und ich hakte mich bei ihm ein. Wir gingen auf die Terrasse, wo ich durch das kleine Küchenfenster Otōsan sehen konnte. Wir traten ein und der Tisch war nur für vier Personen gedeckt. Etwas stimmte nicht. Etwas sagte mir, dass hier noch mehr Personen sein sollten. "Wo ist....wo ist Cael?", Panik ergriff mich. "Schlaf jetzt", murmelte eine Stimme in meinem Ohr und die Welt verschwamm.



ie Sonne schien warm herab auf mich, während ich mitten im Kräuterbeet saß, um das Unkraut aus dem Boden zu zupfen. Blinzelnd schaute ich zum klaren Himmel rauf und bemerkte irritiert einen Art Riss. Jemand berührte mich an der Schulter und als ich wieder blinzelte, war der Riss verschwunden. Ich schaute zu der Gestalt, die mich berührt hatte und Mattwei grinste mich breit an: Komm rein, Ilea. Das Mittagessen ist fertig und Makoto hat wieder ihre berühmten Motchis gemacht." Seine Lippen bewegten sich lautlos, doch ich konnte sie mühelos lesen. Wer lange nicht hören konnte, lernte wie man dennoch die Anderen verstehen konnte. Ich klopfte den Schmutz von meine Hände und erhob mich. Dann hielt ich zögernd inne. Warum kam mir das alles vertraut vor? Als....als hätte ich schon einmal diesen Erlebnis gehabt.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Feder« (12.02.2021, 13:21)


979

12.02.2021, 16:46

Cael

Was Imesha betraf, schien Ryu nicht gerne über das Thema Romanze zu sprechen, also ließ ich es bleiben, weil er ein erwachsener Mann war, der seine eigenen Entscheidungen treffen konnte. Mein Auf und Ab mit Ilea hatte ihm bestimmt nicht als gutes Vorbild gedient. Auch wenn wir letztendlich zueinandergefunden hatten. Nur mussten wir jetzt die nächsten Hürden meistern und diesmal waren sie auf den ersten Blick unüberwindbar. Besonders Ileas Zustand machte mir zu schaffen. Selbst Ryu machte sich inzwischen große Sorgen und das bereitete mir erst recht Magenschmerzen. >Wenn ich könnte, würde ich parallel in ihren Geist eintauchen, aber das kann ich nicht. Ich hab das Gefühl, dass uns irgendjemand erwischt. Wie du, denke ich mir auch, dass es völlig unmöglich erscheint etwas getan zu haben, dass Gawain und Ilea dadurch in Gefahr geraten sind. Es will einfach nicht in meinen Kopf...< sagte ich frustriert. Der hohe Schnee, die eisige Kälte und der Stress in meinem Nacken machten mir allmählich ganz schön zu schaffen. Von einem Moment auf den anderen mussten wir flüchten. Wie verarbeitete man das? >Gawain erschien mir normal wie immer. Er kam aus der Stadt, hat Ilea, Imesha und mich auf dem Weg nach draußen getroffen und uns gesagt, er würde uns etwas Leckeres kochen. Nichts Auffälliges.< Steckte mehr dahinter? Hatten Ryu und ich etwas Offensichtliches übersehen? Es stand außer Frage, dass Gawains Vergangenheit ganz schön turbulent gewesen war, aber warum er ausgerechnet heute in Gewahrsam genommen worden war... keine Ahnung. Ich wusste nicht mal, wohin genau uns Imeshas Route führte. Ich wusste nicht, wie wir die geheimnisvolle Stadt finden sollten, wenn wir keinerlei Hinweise besaßen. Ich wusste nicht, was mit Ilea los war und ob in ihr gerade Dinge passierten, vor denen ich sie nicht beschützen konnte. Mir war das alles... zu viel.

Imesha

Winter war keine gute Zeit für eine Flucht. Man kam weder schnell voran noch konnte man bestimmte Wege finden, die ohne Schnee viel einfacher zu registrieren wären. Ich musste mich sehr konzentrieren, um nicht vom Weg abzukommen. Gleichzeitig achtete ich penibelst genau auf meine Umgebung, damit mir keine Gefahr in den Rücken fiel. Man wusste nie, von welcher Seite ein Feind auftauchen könnte. Alles war möglich. Lieber war ich vorsichtig, anstatt überrascht zu werden. Ich war zumindest ein gutes Stück vorangekommen und entdeckte weiter hinten ein vertrautes Stück dicht bewachsenes Land, wo ich absichtlich durch nackte Gebüsche sprang, um Stofffetzen für die falsche Fährte zu hinterlassen. Nur mein Haar ließ ich zusammengebunden in meiner Kapuze verschwinden, weil Ileas Haar blond und meines eben dunkel war. Es wäre dumm von mir solche Spuren zu legen. Je länger man mich verfolgte, desto besser für die anderen.
Hoffentlich ging es ihnen trotz der Umstände einigermaßen gut. Ich hatte das Gefühl, dass sie keine Ahnung hatten, was Flucht wirklich bedeutete. Wie das Leben sich binnen weniger Sekunden auf den Kopf stellen konnte und man plötzlich im Dunkeln nach dem Licht suchte. Vielleicht war das der Grund, warum in mir das Bedürfnis aufgekommen war diesen riskanten Weg zu nehmen, damit sie eine Chance zum Überleben hatten. Sie hatten mein Leben gerettet. Sie hatten sich um mich gekümmert. Es war das Mindeste, dass ich ihnen auf diese Weise half, selbst wenn man mich erwischte. Hatte ich nächtelang große Angst gehabt geschnappt zu werden, war mir das jetzt seltsamerweise egal. Hauptsache, Ryu, Cael und Ilea schafften es zum vereinbarten Treffpunkt. Mehr wollte ich nicht.
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12.02.2021, 18:26

Ryu

"Wir werden die genauere Umständen herausfinden. Zuerst müssen wir uns in Sicherheit bringen und dann kannst du dich um Ilea kümmern", auch Cael schien nichts aufgefallen zu sein, was zu der Gefangennahme und zum Tod geführt hatte. Der Weg schien unendlich lang zu sein und wir achteten darauf nicht bewohnten Teil nicht zu nahe zu kommen, um nicht entdeckt zu werden. Dann kam die Abzweigung, wovon Imesha geredet hatte. Kurz atmete ich auf, als wir in den Wald hineingingen und ein wenig Anspannung fiel von mir ab. Dennoch gab ich mich noch nicht der Illusion hin, dass wir jetzt schon in Sicherheit waren. Aber dieser Wald bot uns Deckung an und kaum ein Mensch würde bei dieser Kälte um die Stunde sich im Wald herumirren. Bald würde Abends werden. Wir waren vermutlich schon einige Stunden gelaufen, aber würden keinen Rast machen. Das harte Training mit Malevor und Fenrir zahlte sich aus. Wir folgten dem Fluss und die Gegend war wirklich dicht bewachsen, aber Imesha hatte Recht: Wir schafften es. Wir kletterten über etliche fallende Baumstämme und feuchte große Steine, stemmten uns den steilen erhöhten Ebenen hoch und durchkämmten die dicht wachsende Büsche. Den Fluss behielten wir stetig im Blick.

Ilea

Die Sonne schien warm herab auf mich, während ich mitten im Kräuterbeet saß, um das Unkraut aus dem Boden zu zupfen. Blinzelnd schaute ich zum klaren Himmel rauf und bemerkte irritiert einen Art Riss. Jemand berührte mich an der Schulter und als ich wieder blinzelte, war der Riss verschwunden. Ich schaute zu der Gestalt, die mich berührt hatte und Mattwei grinste mich breit an: Komm rein, Ilea. Das Mittagessen ist fertig und Makoto hat wieder ihre berühmten Motchis gemacht." Seine Lippen bewegten sich lautlos, doch ich konnte sie mühelos lesen. Wer lange nicht hören konnte, lernte wie man dennoch die Anderen verstehen konnte. Ich klopfte den Schmutz von meine Hände und erhob mich. Mattwei bot mir sein Arm an und ich hakte mich bei ihm ein. Wir gingen auf die Terrasse, wo ich durch das kleine Küchenfenster Otōsan sehen konnte. Wir traten ein und der Tisch war nur für vier Personen gedeckt. Wir setzten uns alle hin. Es passierte schon wieder. Es war nicht nur ein Gefühl. Ich hatte diesen Ablauf schon mehrmals durchlebt und wusste voraus, was gleich als Nächstes geschah. Es war als wäre ich in einer Erinnerung gefangen, die sich wiederholte und sobald ich anders handelte, verfiel ich in dem seltsamen Schlaf und es fing von vorne an. Nein. Es war keine Erinnerung. Etwas war hier anders. Es fühlte sich wie eine Illusion eines anderen Lebens an, das ich geführt hätte, wäre mein Weg nicht anders gelaufen. Aber wie sah mein echtes Leben dann aus? "Was ist hier los?", platzte ich mitten in das Gespräch, das ich gefühlt zum Hundertsten mal gehört hatte. Mattwei drehte sich um und ich wusste, dass er gleich die unheilvolle Worte aussprach. "Mattwei! Bitte!", rief ich verzweifelt. "Ich beschütze dich nur, Ilea. Lass es zu und du wirst ein schönes Leben haben", antwortete er und strich zärtlich über meine Wange. Irgendwas an dieser Gestik machte mir Angst. Ich war nur eine Figur in meiner Geschichte, aber ich war nicht mein eigener Autor und musste mich seinem Willen beugen. Der Autor hier war Mattwei. Tränen traten in mir Augen, als er sagte: "Schlaf jetzt."