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23.11.2020, 19:18

Ryu

Ich verließ den Baderaum wieder, denn ich hatte mich schon an meiner Waschschale erfrischt und hatte auch noch keinen unangenehmen Körpergeruch. Ich vermutete der andere Badebereich war für die Frauen gedacht. Dabei fiel mir erst gerade auf, dass die Gäste von gestern ausschließlich Männer gewesen waren. Ausnahmen bildete nur die Tochter des Wirts und die ältere Frau, die anscheinend auch zu der Familie gehörte. Bestimmt die Großmutter. Wiederum hatte ich keine Ehefrau gesehen, aber ich würde nicht danach fragen, weil es eine zu persönliche Frage war. Ich ging hinunter und im Speisesaal waren jetzt doch ein paar Gäste. Noch weniger als von gestern. Aus der Küche hörte ich schon geschäftige Geräusche und ich spürte Cael in der Nähe. Er musste in diesem Nebenraum sein, wo gestern die junge Frau verschwunden war. Ich runzelte leicht mit der Stirn. Ihm hatte anscheinend die hübsche Frau sehr angetan und sein gestriges Verhalten erinnerte mich an mich, als ich mich damals Hals über Kopf in Kida verliebt hatte. Ich wollte meinem besten Freund nichts vorschreiben, aber wir mussten vorsichtig bleiben und durften uns nicht zu etwas hinreißen lassen, das böse enden könnte. Ich hatte die Warnungen nicht vergessen.

Ilea

Cael. Ich wusste nicht wie die Buchstaben betont werden, denn ich hatte noch nie von einem solchen Namen gehört und daher musste ich versuchen Instinktiv ihn auszusprechen. Seltsamerweise ließ mich der Name an den Himmel denken. Außerdem war mir aufgefallen, dass er sein Nachname nicht erwähnte. Ein Teil von mir wurde misstrauisch. Entweder hatte er was zu verbergen oder wollte nicht gefunden werden. Auch sein Reisegefährten besaß einen ungewöhnlichen Namen und ließ mich an einem Drachen denken. Er schien Interesse an meinem Laden zu haben und wollte noch nicht gehen. Sein Blick war ungewöhnlich offen, jedenfalls war ich nicht einem solchen Menschen begegnet. "Ich würde es nicht als Medizin bezeichnen, ich bin keine Heilerin. Jedoch enthalten einige Waren heilwirkende Fähigkeiten und können die Genesung eines Kranken unterstützen", äußerte ich mich vorsichtig: "Hauptsächlich dienen meine Waren für das seelischen Wohl." Weibliche Heiler wurden oftmals gering geschätzt und daher nannte ich mich auch nicht als eine Heilerin, zudem fehlten mir da die tieferen Erfahrungen in der Heilkunde."Möchten Sie einen Tee probieren, Cael-sama?", fragte ich ihn.


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23.11.2020, 19:42

Cael

Der Klang ihrer Stimme wurde nicht wärmer, aber sie begegnete mir zumindest nicht mit Argwohn. Sie war bloß vorsichtig. Besonders als sie das, was sie hier tat, nicht als Medizinkunde betitelte. Denn genau darum ging es hier. In einer Stadt der Forschung aufzuwachsen, schulte das Auge und nur am Geruch der Kräuter erkannte ich, dass sie sich auf jeden Fall damit auskannte. Auch, welche Wirkung die einzelnen Zutaten besaßen. Ich verstand nicht, warum sie das Wort Heilerin nicht in den Mund nahm, hakte aber nicht nach. Das wäre von meiner Seite aus zu forsch. Es reichte, dass sie mir Tee anbot, auch wenn mich das "sama" nach meinem Namen kurz irritierte. Glaubte ich der Übersetzung, bedeutete das so viel wie höchstverehrter Kunde. Interessant. Die Sprache in Valaris war einzigartig. Genau wie Ilea.
Ich wollte ihr Angebot sofort annehmen, spürte aber im selben Augenblick die Präsenz meines besten Freundes. Mir war sehr wohl bewusst, was ich hier tat und wieder einmal zogen zwei Seiten in mir an verschiedenen Strängen. Leider gewann die Vernunft. >Vielen Dank für das Angebot! Ich werde deinen Tee ein anderes Mal probieren.<
Mit einem höflichen Nicken und offenen Lächeln verabschiedete ich mich von ihr, verharrte kurz am Türrahmen und ging dann schnell weiter. Fast wäre ich doch geblieben, aber es gab Wichtigeres zu tun.
>Guten Morgen, Ryu.< begrüßte ich ihn, als ich ihn sogleich entdeckte. >Ich habe meinen Morgenlauf noch nicht gemacht. Möchtest du mitkommen? Danach könnten wir frühstücken und wie besprochen die Stadt näher erkunden.<

Imesha

Nach dem Frühstück zog ich mich warm an, nur nicht mit schweren Stoffen, weil ich für das, was ich als Nächstes vorhatte frei beweglich sein musste. Ich wählte zudem helle Farben, damit ich besser mit der schneebedeckten Umgebung verschmolz, auch wenn das wiederum meine dunklere Haut betonte und ich das sonst ungern tat. Mir gefielen die interessierten, gierigen Blicke mancher Männer nicht. Als wäre ich eine exotische, gar verbotene Frucht, die dem Kaiser gehörte. Natürlich ließ ich sie alle an mir abprallen, doch etwas Respekt erwartete ich schon von meinem Gegenüber. Nur suchte man Respekt vergebens... Selten gab es Ausnahmen.
Ich schnappte mir noch meine Eisschuhe, packte sie in einen dafür geeigneten Beutel und verließ das Zimmer unbemerkt Richtung Außengelände. Hinter den Palastmauern, in entgegengesetzter Richtung zur Innenstadt, führten einige Pfade zu wunderschönen Gärten, die von Bergen umgeben waren. Im Frühling wimmelte es dort von blühenden Sakura-Bäumen. Es war jedes Mal ein wunderbarer Anblick. Doch der Winter zeigte dort ebenfalls seine schöne Seite. Wenn alles schneebedeckt und die kleinen Seen zugefroren waren. Genau dort lag mein Ziel. Abgeschieden vom Trubel im Palast und in der Ruhe der Natur. Vielleicht begegnete ich auch der ein oder anderen wilden Kreatur. Es gab nicht zwar nicht viele von ihnen, die sich in die Nähe der Stadt trauten, aber manchmal hatte ich Glück.
Zügigen Schrittes folgte ich dem üblichen Pfad und genoss das Knirschen von Schnee unter meinen Sohlen. Anders als bei den ärmeren Leuten besaß ich das Privileg Schuhe zu tragen, die nicht nass wurden und der Kälte trotzten. Doch meine Eisschuhe waren besonderer als das. Es gab sehr wenige davon, weil sich kaum einer aufs Eis traute. Zu groß war die Angst, dass das Eis unter dem eigenen Gewicht brach und man vom Wasser verschluckt wurde. Außerdem war das Laufen auf Eis eine seltene Kunst, die mir aber im Blut lag und das obwohl ich keine Ahnung hatte warum. An meine Kindheit erinnerte ich mich kaum. Trotzdem vermutete ich, dass mir das irgendjemand gezeigt hatte: Eistanzen.
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23.11.2020, 20:00

Ryu

Cael kam aus dem Nebenraum und brachte einen kleinen wohlduftende Luftzug mit sich. Jetzt wurde ich selber neugierig, was sich in diesem Raum verbarg. "Guten Morgen, Cael", erwiderte ich den Gruß und meine Augen begannen vor Tatendrang zu glänzen: "Da sage ich nicht nein, ich war noch nicht in Bewegung gewesen. Solltest du irgendwelche Insekten sehen, bitte fange sie ein." Ich musste nicht erklären, warum ich Insekten brauchte. Er würde so verstehen, dass mein Tiergefährten seinen Futter benötigte. Am Besten ein ausreichendes Vorrat, auch wenn mir zuwider war tote Insekten zu trocknen. Aber dann gäbe es weniger das Problem im tiefsten Winter Insekten zu finden und gleichzeitig herauszufinden ob sie verzehrbar waren. Wir verließen das Gebäude und die eisige Luft ließ einen Moment meine Lunge erstarren, doch dann gewöhnte ich mich schnell an die Kälte. Wie meiner Mutter besaß ich die seltene Harpyie-Fähigkeit das Eis zu beherrschen.

Ilea

Er lehnte das Angebot ab und verließ daraufhin den Laden zu. Ich ließ die Schultern ein wenig sacken, mir war nicht bewusst gewesen wie innerlich ich angespannt gewesen war. Mein Blick glitt durch den Laden und ich sah es jetzt aus seinem Laden. Ich sollte wohl die Seifen, Parfüms, Öle und Salben für die Schönheit mehr in den Vordergrund rücken. Meine Heilmitteln waren scheinbar zu auffällig und ein Anderer hätte vielleicht nachgehakt, mir unangenehme Fragen gestellt. Es war nicht verboten als Frau in der Kräuterheilkunde zu wandern, aber es war in der Gesellschaft verpönt und eine Frau wurde gleich als schuldig gesehen, sollte ein Heilmittel nicht wirken und der Kranke starb an seinem Leiden. Dann glaubte man, sie hätte Gift gebraut und wäre zu unwissend für ein solches Werk. Aber ein männlicher Heiler wurde respektiert, selbst bei seinen Fehler und konnte in der Heilkunde hoch hinaufsteigen. Ich nahm den Korb und ging zu Otōsan: "Ich mache auf dem Weg zum Marktplatz." "Es gefällt mir nicht dich alleine ziehen zu lassen. Zurzeit hört man von mehrere Übergriffe", sorgte er sich. "Ich achte auf mich. Bis später", entschlossen ging ich mein Mantel holen, die mich ein wenig wärmen würde.


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23.11.2020, 20:17

Cael

Es wunderte mich nicht, dass er ebenfalls mitlaufen wollte. Wir beide mochten es in Bewegung zu sein. Lange konnten wir nicht auf unseren Hintern sitzen bleiben. Außerdem benötigte er einen Essensvorrat für Egon. Daran hatte ich gar nicht gedacht, weil mein Gefährte ohne Nahrung zurechtkam. Als Geisterwesen war das eben unnötig. Egon hingegen war ein lebendiges Feuerwesen und der Winter nicht unbedingt seine liebste Jahreszeit. Aber er war hart im Nehmen, genau wie sein Gefährte.
Draußen erwartete uns die eisig bittere Kälte wie am Vortag, doch da ich mich gut eingepackt hatte, blieb ich angenehm warm. Ryu und ich verfielen sogleich in einen zügigeren Laufschritt. Wir ließen das Gasthaus hinter uns und steuerten die ländliche Gegend an. Dort, wo sich kaum Menschen aufhielten und wir unter uns waren. Außerdem war es gut möglich, dass wir hier mehr Erfolg mit Insekten oder dergleichen hatten. Hoffentlich waren wir damit erfolgreich, denn bislang konnte ich nichts Essbares entdecken.

Imesha

Ich atmete die frische Berg- und Gartenluft tief ein, als ich mein Ziel erreichte. Die zugefrorenen Seen, die mit Schnee bedeckten Bäume und der wunderschöne Gebetstempel weiter hinten auf einer Anhöhe boten ein malerisches Gesamtbild. Hier fühlte ich mich wesentlich besser als in meinen eigenen vier Wänden. Hier kam ich der Freiheit näher, selbst wenn mein größter Wunsch das Fliegen war. Hätte ich Flügel, würde ich keine Sekunde zögern, sie spreizen und in den Himmel emporsteigen. Weit, weit weg von hier.
Am Ufer eines vereisten Sees, legte ich meine Sachen ab, wechselte die Schuhe und prüfte den Stand auf den scharfen Kufen. So nannte sich die schmale, vorn hochgebogene Schiene unterm Schuh, die es mir ermöglichte über Schnee und Eis zu gleiten. Da ich kein Problem mit meinem Gleichgewicht hatte, zog ich noch schnell meinen Umhang aus, ehe ich mich aufs Eis traute. Mit einem Schlag war jeglicher emotionale Ballast vergessen. Nun gab es ausschließlich das Eis und mich. Ich schaltete meinen Kopf aus und ließ einfach los.
Zuerst drehte ich eine große Runde, dann eine weitere, um mich aufzuwärmen. Die eisige Luft in meinen Lungen störte mich dabei kaum. Ich gewöhnte mich daran und lauschte nur dem Kratzen der Kufen auf dem Eis. Mit jedem Schritt wurden meine Bewegungen allmählich fließender, mein Körper kannte die ungewöhnliche Art des Gleitens in- und auswendig. Es war wie eine andere Sprache der Fortbewegung. Rechts, links, rechts, links, Drehung, Wende, rechts, links... immer in fließendem Übergang.
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125

23.11.2020, 20:33

Ryu

Wir begannen sofort zu laufen und entfernten uns von dem Gasthaus, auch von der Stadt. Die Umgebung wurde ländlicher und ich hatte das Gefühl wir wären die einzigen Lebewesen auf dieser Welt. Hier schien der Schnee weniger matschig zu sein, als in der Stadt und funkelte in den schwachen Sonnenlicht. Der feuchtkalte Nebel hatte sich etwas zurückgezogen, aber ein feiner Dunst blieb. Durch das Laufen merkte ich überhaupt nicht von der Kälte und bislang fand ich keine Insekten, nicht mal in den Verstecke, wo sich solche kleine Wesen verstecken würden. Vielleicht musste ich mein Glück im Gasthaus finden, Spinnen und Fliegen müssten doch wenigsten geben. Jedenfalls solche ähnliche Insekten, sie konnten auch im Winter wach sein, wenn auch träge. Umso einfacher wäre das Einfangen. "Du magst sie, oder?", gestern hatte ich mich auf seinen Wunsch hin zurückgehalten, weil er wie ein Liebestrottel gewesen war. Doch jetzt wollte ich wissen, ob es einfach nur eine Anziehungskraft war, die wieder verfliegen würde oder nicht.

Ilea

Ich zog mein Mantel enger um meinem Körper und ging in einem schnellen Schritt, um nicht auszukühlen. Meine Füße fühlten sich bereits eisig an, das Innenleben war ausgetreten. Aber die Schuhe schützten noch mich vor der Nässe und das musste genügen. Für wärmere, neue Schuhe konnte ich mir nicht leisten. Das bisschen Gewinn, den ich in meinem Laden machte, floß in das Gasthaus hinein. Egal wie oft Otōsan sich dagegen wehrte, ich wollte es so. Natürlich legte ich ein oder zwei Münzen zurück, um Rücklagen in Notsituationen zu haben wie es Otōsan tat. Auf diese Weise hatte er vor ein paar Jahren unser Gasthaus kaufen können und durch die Unterstützung von Sobo Makoto. Meine Nase wurde kalt und ich wusste, sie war rot. Mein Magen krampfte sich immer mehr zusammen, je näher ich der Kaiserstadt kam und dann ging ich bereits durch das Tor, beäugt von finster dreinschauende Kaiserwachen. Schon am frühen Morgen waren überall geschäftige Menschen und viele von ihnen schlugen den gleichen Weg ein. Ich senkte gleich den Kopf, um keine Aufmerksamkeit auf mich zu erregen und gleichzeitig achtete ich darauf nicht unterwürfig zu wirken. Jedes kleinste Verhalten zählte. Ein falscher Tritt und die Parasiten kamen.


Gehe offline, gute Nacht :)


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23.11.2020, 20:53

Gute Nacht :D

Cael

Durch das Laufen breitete sich die Wärme bis in meine Zehen aus und ich dankte Taiga in Gedanken für die festen Schuhe, durch die kein Schnee ins Innere drang. Sie hatte Ryu und mich gut eingedeckt, was Kleidung betraf. Ganz im Gegensatz zu den Leuten, die wir im Armenviertel gesehen hatten. Es beschäftigte mich, wie dieser Kaiser dermaßen achtlos mit seinem Volk umging. Wie konnte man bloß so herzlos sein? So ignorant? Ich würde ihn zu gerne kennenlernen und-
Ich stolperte über meine eigenen Füße, fing mich jedoch schnell wieder. Mit dieser Frage hatte ich so gar nicht gerechnet. Vor allem nicht an das Bild von Ilea vor meinem geistigen Auge. Aus einem Instinkt heraus wollte ich verneinen und es auf körperliche Anziehung schieben, aber... mich selbst zu belügen, lag nicht in meinem Sinn. Deshalb zuckte ich bloß mit den Schultern. >Weiß nicht... ich kenne sie ja gar nicht, aber... sie hat etwas an sich.< Das war die Wahrheit. Sie zweimal gesehen zu haben, bedeutete nicht viel, auch wenn es sich nach mehr anfühlte. Ihr allerdings schien meine Anwesenheit nicht gleichgültiger zu sein. Nach all meiner Erfahrung mit Frauen hatte ich einiges gelernt. Natürlich blieb das weibliche Geschlecht weiterhin ein Rätsel, aber... gleichwertiges Interesse war spürbar. >Wird schon vergehen. Denke ich.< fügte ich hinzu und konzentrierte mich wieder auf den Weg vor uns. Weiter hinten entdeckte ich eine mehr hügelige Landschaft. Vielleicht hatten wir dort mehr Glück.

Imesha

Nach einer Weile wagte ich es mit Sprüngen. Anfangs hatte ich große Schwierigkeiten gehabt auf dem richtigen Fuß und im richtigen Moment zu landen, aber inzwischen beherrschte ich Sprünge mit mehrfachen Umdrehungen. Das Gefühl zu so etwas fähig zu sein, erfüllte mich jedes Mal mit Stolz. Nur zu besonderen Anlässen zeigte ich mein Können auf dem Eis, wenn Kaiser Oda dies verlangte. Sehr wahrscheinlich würde es demnächst genau diese Art von Fest geben. Der Kaiser ließ sich Gelegenheiten wie diese nicht entgehen. Angeben konnte er wie ein Meister.
Aber das spielte jetzt keine Rolle. Ich gab mich stattdessen dem Eis hin. Der Spannung in meinen Muskeln, als ich zum Sprung ansetzte und gleichzeitig angemessenen Schwung in meine Umdrehung legte, während ich die Arme vor der Brust verschränkte. Es waren nur Sekunden. Sekunden, in denen ich flog und im Moment lebte. Dann landete ich aufrecht und mit ausgestrecktem Bein auf dem Eis, das kein bisschen brach. Es hielt meinem Gewicht stand. Mühelos glitt ich weiter, wurde schneller und blieb an einer Stelle stehen, wo ich mich um meine eigene Achse drehte. Drehte und drehte und drehte, bis alles vor meinen Augen verschwamm und ich befreit den Kopf in den Nacken legte.
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24.11.2020, 17:35

Ryu

Kurz zog ich eine Augenbraue hoch, als er bei meiner Frage stolperte. Aber er fing sich gleich wieder und ich nickte langsam. Vielleicht war es wirklich nur eine spontane Anziehungskraft, wobei die Wirtstochter hingehen kein gleiches Interesse zeigte. Ich ging nicht mehr auf das Thema ein, wie gesagt ich würde niemals Cael etwas vorschreiben und er wusste selbst, dass wir in dieser Welt einfach vorsichtiger sein mussten. Auch bei einer mögliche Romanze. Aber unter diesen Umständen würde ich selbst nicht nach einer Frau Ausschau halten. Wären wir in unsere Welt, wäre die Sache ein wenig leichter. Die Landschaft wurde hügeliger und wir liefen an weitere merkwürdige Pflanzen vorbei. Dann erschien zwischen den Hügeln eine Ansammlung von grünen, stockartigen Pflanzen, die weit nach oben reichten und erst ganz oben waren Blätter zu erkennen. Anscheinend war es sowas wie ein Wald. "Lass uns ein Stück dort hineingehen. Vielleicht liegt dort Laub und da werden wir eher Insekten finden", schlug ich vor und trabte zu den ersten seltsamen Bäume. Aus der Nähe sah die Rinde ungewöhnlich glatt aus und hatte in Abständen dunkle Ringe um den "Stamm" herum. Tatsächlich gab es Laub und selbst die Blätter sahen anders aus. Schmal und spitz zulaufend. Ich hatte Glück, ich konnte ein paar käferartige Insekten finden und steckte sie in meiner Tasche. Es störte mich nicht die Krabbeltiere anzufassen. Danach machten wir uns auf dem Rückweg. Meine Muskeln waren mittlerweile vom Laufen ganz warm geworden und auf angenehme Art gedehnt. "Ein kleiner Wettlauf gefällig?", grinste ich herausfordernde mein besten Freund an, als ich das Gasthaus in der Ferne erblickte.

Ilea

Ich ging noch nicht auf dem Marktplatz, sondern schlüpfte unauffällig in eine schmale Gasse hinein. Zuerst würde ich das Armenviertel besuchen und da war es besser möglichst wenig Hab und Gut bei sich zu tragen. In einem solchen Viertel konnte es durchaus gefährlich werden, denn die bittere Armut konnte in manche Menschen die schlechteste Seite wecken. Auch waren die Kaiserwachen dort zu den Menschen roher. Ich würde nicht alleine durch das trostloses Viertel streifen, denn am Ende der Gasse wartete bereits Kit auf mich. Im letzten Jahr war er plötzlich verzweifelt im Gasthaus erschienen, als er hörte, dass ich heilwirkende Mitteln herstellte.Seine Mutter und er konnten keinen Heiler bezahlen, dessen Medizin meist unerhört teuer war und hatte bei mir auf Barmherzigkeit gehofft. Ich hatte den Jungen, der erst gerade erwachsen wurde und doch schon so viel im Leben erlebt hatte, nicht abweisen. Seine kleine Schwester war schwer erkrankt gewesen und es war ein Kampf gegen die Krankheit gewesen, aber ich hatte es geschafft ihn zu besiegen. Kit wollte seine "Schuld" bei mir abarbeiten, aber das kam für mich nicht in Frage. Mein Herz mochte kalt und leer sein, aber ein Teil von meiner Güte hatte ich nicht verloren. Ich wollte helfen, wenigsten ein bisschen. Und gegen meinem Willen hatte Kit einen Platz in meine Welt gefunden, der kecke Junge hatte einfach die Hintertür genommen und war sowas wie ein kleiner Bruder für mich geworden. Otōsan hatte ihm Hilfe angeboten, doch Kit meinte er wollte seine Last nicht auf uns übertragen und wir bräuchten selbst unser Geld, damit wir nicht auf der Straße landeten. Außerdem schien Kit mit Dingen zu tun haben, in denen er uns nicht hineinziehen wollte. Ich hatte ihn mehrmals zur Vorsicht ermahnt, denn ich wollte nicht, dass er irgendwelche Schwierigkeiten bekam.


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24.11.2020, 18:55

Cael

An einem etwas abgelegenen Ort wurden wir endlich fündig und sammelten genügend Nahrung für Egon ein. Da der kleine Feuersalamander mir wichtig war, wollte ich natürlich helfen und dafür sorgen, dass es ihm an nichts mangelte. Eine Zeit lang hatte ich sogar damit gehadert, ob ich Ivoli mitnehmen sollte, weil nicht ganz klar war, ob er in einer neuen Welt weiterhin Energie aus der Geisterwelt beziehen konnte. Ob er dafür kompatibel war. Bislang zeigte er kein kränkliches Verhalten und ich hoffte, dass es dabei blieb.
Als Ryu mich zu einem Wettlaufen herausforderte, grinste ich breit, nickte und eilte zusammen mit ihm los. Was Schnelligkeit betraf, waren wir beide auf Augenhöhe, aber es kam durchaus vor, dass einer von uns doch gewann. Heute schien Ryu der schnellere von uns beiden zu sein und ich konnte ausnahmsweise damit leben. Es lag bestimmt am Schnee. >Nächstes Mal bin ich dann der Gewinner.< neckte ich meinen besten Freund, als wir das warme Innere des Gasthauses betraten. Ob Ilea noch in ihrem kleinen Laden war? Zu gerne würde ich wieder vorbeischauen, aber das wäre viel zu aufdringlich. Ich kannte die Grenzen. Und ich wollte Ilea keinen Grund geben mir aus dem Weg gehen zu müssen. Deshalb steuerte ich direkt die Theke an, um das Frühstück des Tages zu bestellen, weil ich nach dem Lauf dringend Energie benötigte. Vor allem für den bevorstehenden langen Tag. >Du kannst solange hochgehen, ich warte am Tisch auf dich.< sagte ich zu Ryu, damit er seinem Gefährten zu essen geben konnte, ehe die Krabbelviecher aus seiner Kleidung herauskrochen.

Imesha

Ich verlor jegliches Zeitgefühl und bemerkte die Dauer meines Aufenthalts erst, als meine Finger von der Kälte steif wurden. Hastig überquerte ich den zugefrorenen See und griff zuerst nach den Schuhen, um sie zu wechseln. Anschließend packte ich mich warm ein und kehrte gemächlichen Schrittes in den Palast zurück. Auf den Fluren ging es inzwischen geschäftiger zu als vor meinem kleinen Ausflug, was sicherlich an den Gästen lag, die ihr Frühstück in ihre Zimmer beorderten. Verwöhntes Pack... rührten keinen Finger und genossen es von oben bis unten gepudert zu werden. Ekelhaft diese Leute! Da draußen starben täglich Menschen und hier hatten sie Probleme all das bereitgestellte Essen zu verdrücken.
Grimmig dreinblickend schob ich den Shoji mit etwas mehr Schwung hinter mir zu. Holz auf Holz mit einem lauten Knall. Ich warf meine Sachen in die dafür vorgesehene Ecke und ließ mich im Schneidersitz auf den Boden plumpsen. Mein tiefes Seufzen hallte durch den Raum. Heute war wieder ein sehr demotivierender Tag.
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24.11.2020, 19:22

Ryu

Mit einem Siegesgefühl ging ich gut gelaunt nach oben und suchte in meiner Reisesack nach einem Gefäß, wo ich die Krabbeltiere verstauchen konnte. Sie waren aus ihrem tiefen Schlaf erwacht und begann wild herum zu krabbeln. Neugierig kam Egon schnüffeln herangeschlichen und ich betrachtete einen Moment die Insekten. Sie sahen nicht giftig aus und außerdem besaß der Feuersalamander wie jedes Tierwesen einen natürlichen Instinkt. Sie wussten meistens was sie essen durften und was nicht. "Na, hast du Appetit auf valarische Insekten?", fragte ich ihn mit einem schiefen Lächeln. Egon ließ die Zunge hervor huschen und ich legte ein paar schillernde Käfer auf dem Boden. Sie krabbelten sofort davon, aber sie konnten meinem Tiergefährten nicht entkommen. Ich ging wieder hinunter und setzte mich zu Cael: "Es scheint ihm zu schmecken und jetzt muss mein Hunger gestillt werden." In diesem Moment erschien der Wirt selbst und brachte uns ein reichhaltiges Frühstück. Wie der gestrige Ramen wirkte alles frisch und knackig mit den exotischen Gewürze.

Ilea

Diesmal senkte ich den Blick aus einem anderen Grund, es lag an den schemenhaften Gestalten, die beinahe einem Schatten ähnelten. Es waren ruhelose Seelen, die noch nicht ihren Frieden gefunden hatten, weil ihnen zu viel Unrechtes widerfahren waren. Ich spürte das Ziepen in meinem Inneren, hörte in meinem Kopf ihr Wehklagen und spürte ihren Schmerz. Mein Kopf begann zu schmerzen und dennoch tat ich so, als sei ich ein gewöhnlicher Mensch. Kit brachte mich zu den Menschen, die am Atärksten krank waren und so gut wie ich es konnte, behandelte ich sie. Leider konnte ich nicht Jeden helfen. Leider reichte meine Mitteln nicht für alle aus. Dennoch wurde ich mit Dankbarkeit empfangen. Die bittere Armut zu sehen war keine leichte Kost. Ich konnte nicht mehr tun, mir war die Händen gebunden. Das traurige Schicksal dieser Menschen erinnerte mich stets an mein eigenes dunkles Schicksal. Aber wenigsten konnte ich ihnen ein wenig helfen, darauf musste ich mich beruhen. Kit blieb die ganze Zeit an meiner Seite, um mich zu beschützen. Er verhielt sich wie ein großer Bruder, obwohl ich hier die Ältere war. Ich spürte einen Moment Wärme in meinem Brustkorb.


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24.11.2020, 19:41

Cael

Ryu kam rechtzeitig zu Tisch, als uns das Frühstück serviert wurde. Gawain wünschte uns bloß einen guten Appetit und verzog sich daraufhin zurück hinter die Theke. Auch andere Gäste speisten am Tisch, aber im Vergleich zu gestern waren es weniger Leute. Ich fragte mich, was man tun könnte, um mehr Gäste anzulocken... Mein erster Gedanke war natürlich eine musikalische Unterhaltung, doch ich wusste nicht, ob das im Sinne des Inhabers war. Schön wäre es jedenfalls. Musik verband Menschen. Sie war eine Sprache, die alle verstanden. Gleichzeitig fragte ich mich, warum ich mich da überhaupt einmischen wollte. Ich hatte nicht das Recht dazu und auch nicht das Gefühl, als wären wir zu hundert Prozent willkommen. Ryu und ich wurden eher geduldet. In Momenten wie diesen vermisste ich dann doch meine quirlige, laute Familie.
>Das Essen mag ich schon mal... es ist anders, aber echt gut.< sagte ich zu Ryu. Meine Portion hatte ich binnen kürzester Zeit verschlungen und ich fühlte mich deutlich energiegeladener als zuvor. >Bereit für unseren Ausflug?<

Imesha

Lange hielt ich es in meinem Zimmer nicht aus. Manchmal nahm ich mir zwar die Zeit und las in alten Schriften der Palastbibliothek, aber heute war mir nicht danach. Bevor ich noch weiter in meine eigene Depression verfiel, bewegte ich mich lieber und ignorierte alles und jeden, der meinen Weg kreuzte. Die Frühstückszeit war längst vorbei, aber die Diener eilten immer noch hin und her, um die Wünsche unserer Ehrengäste zu erfüllen. Meinetwegen konnten sie an einem Keks ersticken. Mit diesen Leuten kam ich kein bisschen klar und es gefiel mir nicht, wie einige von uns behandelt wurden und das auch noch geduldet wurde. Für Kaiser Oda waren wir nichts weiter als Marionetten in seinem großen Plan die gesamte Welt und die Grenzen dahinter an sich zu reißen.
Was für ein Träumer!
Er musste vorsichtig bleiben, denn er durfte nicht vergessen, dass die Magi aus der sagenumwobenen Stadt nicht tatenlos zusahen wie alles zerstört wurde. Nur passierte bislang nichts und ich verzweifelte an der Hoffnung, ob es jemanden da draußen gab, der uns helfen könnte.
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24.11.2020, 20:02

Ryu

Mittlerweile konnte ich ein wenig geschickter mit den Essstäbchen umgehen, aber bis es elegant aussah wie bei den anderen Gäste, würde wohl noch dauern. Zustimmend nickte ich: "Es schmeckt wirklich gut." Ein weiterer Grund warum es mich wunderte, dass hier wenige Gäste gab. Gutes Essen lockte doch jeden Magen an und der Wirt machte sich wirklich Mühe, er schien immer frisch zu kochen. "Und wie", meine Augen begannen abenteuerlustig zu funkeln. Es war Zeit die Kaiserstadt ein wenig kennenzulernen und die Atmosphäre einzusaugen. Außerdem mussten wir herausfinden wie wir am Besten vorgehen wollten. Beziehungsweise wie wir Valaris retten konnten. Nach unserem Frühstück brachen wir auf. Der Fußweg zur Kaiserstadt dauerte ungefähr eine halbe Stunde, auch wenn sie gut zu sehen war. Mit einem Reittier wäre man wahrscheinlich schneller unterwegs und wenn der Weg durch den Winter nicht beschwerlich wäre. Aber ich fand es war ein guter Abstand. Weit genug um sich zurückziehen zu können, aber nicht zu abgelegen, damit man rasch in die Stadt kam. Wir passierten durch ein Tor und die Wachen dort musterten uns misstrauisch aus ihrem grimmigen Gesicht. Das wirkte nicht gerade einladend, jedoch schienen wir nicht verdächtigt genug zu sein, denn sie ließen uns kommentarlos durchgehen. "Wollen wir uns unter den Menschen mischen?", fragte ich Cael. Wenn wir unter vielen Menschen waren, würden wir weniger auffallen und gleichzeitig konnten wir mehr die aktuelle Situation in Erfahrung bringen.

Ilea

Nach eine Weile brachte mich Kit zu der schmale Gasse zurück und wir verabschiedeten uns: "Deine neue Gäste schulden mir ein Ramen, also sehen wir uns bestimmt bald wieder." Er hatte mir von der Begegnung erzählt und es war nur ein kleiner Teil vom Ganzen, das noch im Nebel lag. Doch ich wollte gar nicht wissen, warum die Magis genau hier waren, Hauptsache sie verschwanden bald wieder. Diesmal steuerte ich direkt auf dem großen Marktplatz zu und sah bereits, dass dort ein reges Treiben herrschte. Ich spürte die Verspannung in meine Schulterblätter. Ich mochte solche große Ansammlungen von Menschen nicht, denn in solche Situationen hatte ich nicht die Kontrolle und meine Sinnen wurden überflutet, sodass sie manchmal mir keine große Stütze für ein fehlendes Sinnesorgan waren. Ein weiteres Geheimnis, denn ich in mir trug und wovon nur mein engster Kreis wusste. Es würde bei der Entdeckung mich nicht in Gefahr bringen, dennoch konnte man auch diese Schwäche ausnutzen und mich demütigen. Ich ging zuerst zu dem Fischstand, denn je später es wurde, desto mehr verloren sie an Frische und es blieben nur die unbeliebte Fische zurück.


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24.11.2020, 20:22

Cael

Gleich als Erstes fiel mir auf, wie uns die Bürger misstrauisch musterten, während wir uns tiefer in die Menge wagten. Ich wüsste zu gerne, wann und wieso die Menschen niemandem vertrauten und vermutete, dass der Kaiser keine kleine Rolle dabei spielte. Die Art und Weise wie man regierte, spiegelte sich im Volk wieder, deshalb ging es uns daheim sehr viel besser als hier. Zustände wie diese wären ein Skandal. Deshalb würde es für uns nicht leicht werden die Dinge zu berichtigen. Wir waren bloß zu zweit. So viel ich von mir selbst hielt, ich war weder ein Held noch ein Heiliger. Auf der Bühne konnte ich hingegen alles sein, nur war die Realität eine andere. Man musste hart für sich und andere arbeiten.
>Ja, besser wir tauchen unter.< stimmte ich meinem besten Freund zu. Ich mochte die Blicke der Leute nicht, aber vor allem nahm ich die ersten Schatten wahr, die in jeder Ecke und in jeder Seitengasse ihr Leid beklagten, was dazu führte, dass ich mich richtig schlecht fühlte. All die Qualen, all die verlorenen Hoffnungen... schrecklich. Es würde mich eine Lebenszeit kosten, um sie alle von ihrer Pein zu befreien und in das andere Reich zu führen. >Es wimmelt hier nur von verlorenen Seelen. Das... das habe ich nie zuvor erlebt.< Ich sagte das leise genug, dass nur Ryu es hörte. Hier durfte ja niemand wissen, dass man besonders war.

Imesha

Ich zog den Umhang enger um mich und sorgte dafür, dass mein Gesicht in den Schatten meiner Kapuze lag. Knirschenden Schrittes passierte ich die ersten Tore, dann die nächsten, bis ich schließlich im reicheren Viertel gelangte, wo es munter und fröhlich zuging. Trotz der bitteren Kälte. Die Leute trugen genügend warme Sachen, um keine Angst vor Frostbeulen zu haben und sie verkehrten gut gelaunt auf den schneebedeckten Straßen. Hier und da betraten sie die Geschäfte, unterstützten die Reichen, die das Geld sowieso für sinnlose Dinge verprassten und wechselten dann ihren Standort. Eine endlose Kette aus Geld.
Es juckte mir in den Fingern in die ein oder andere Tasche zu greifen, um die hungrigen Mäuler zu bedienen, die all das nötig hatten. Warme Kleidung, Essen, vor allem Medizin. Gerade Letzteres war ein teures Gut, das sich kaum einer leisten konnte. Ebenfalls eine glorreiche Idee des Kaisers, um diejenigen gesund zu sehen, die an oberster Stelle der Hierarchie standen. Wut lag wie heiße Kohlen in meinem Magen, wenn ich daran dachte, wie viele Leben man mit der heutigen Medizin retten könnte, wenn sie bloß frei zugänglich und billiger wäre. Oder wenn man einfach Magie nutzen könnte, um zu helfen. Selten griff ich darauf zurück, aber es hatte Momente gegeben, da war ich schwach und leichtsinnig geworden.
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24.11.2020, 20:39

Ryu

Es fühlte sich nicht gut an dauernd misstrauisch beäugt zu werden, als wäre man ein Verbrecher. Aus meiner Heimat kannte ich es nicht, natürlich ging es dort nicht immer perfekt zu, aber es wurde immer friedliche Lösungen gefunden, wenn es ein Problem gab. Vor allem konnte mein Volk sich immer auf meine Eltern und auf die Königsfamilie verlassen, sie konnten darauf vertrauen, dass wir uns darum bemühten, dass es ihnen gut ging. Hier war es nicht der Fall. Es wirkte viel mehr, als würde das Volk von ihrem Kaiser ausgebeutet werden. Meine Augen verdüsterten sich einen Moment, als ich die geraunte Worte von Cael hörte: "Das klingt gar nicht gut." Es schmeckte bitter diese Worte zu hören und ich wusste wie wichtig auch das Gleichgewicht der Zwischenwelt war, denn sie beeinflusste auch die lebendige Welt.

Ilea

Feilschen war anstrengend. Es war wie ein Kampf. Otōsan hatte es mir vor ein paar Jahren gezeigt wie es ging und als Frau musste ich besonders eisern sein, denn viele Händler glaubten Frauen besäßen wenig Kopf und könnten ausgetrickst werden. Aber das war nicht das Kraftzehrendes, es war das schnelle Bewegen der Lippen. Jeder Händler sprach schnell, um Zeit zu sparen und es kostete all meine ganze Konzentration die Worte zu entwirren, sodass ich alles anderes ausblenden musste. Ich versuchte gerade den letzten frischen Lachsfisch zu ergattern, er war ideal für Sushi oder natürlich für ein anderes Fischgericht. Von allen Fischarten war er im Geschmack am Mildesten und wenig fettig. Mein Brustkorb hob und senkte sich schwer, als ich endlich zu einem guten Preis den Fisch bekam. Jetzt konnte ich zu den andere Stände gehen, dabei fiel mir der Stand mit den Orangen auf. Mein Blick wurde sehnsüchtig, denn ich hatte schon als Kind sehr gerne Orangen gegessen. Doch schon damals gehörten sie zu den teueren Sorten und jetzt mit den häufigen Steuererhöhungen in den letzten Monaten war sie ein hohes Gut geworden. Zuletzt hatte ich die kostbare Frucht an meinem Geburtstag gegessen.


134

24.11.2020, 20:57

Cael

Es kostete mich viel Energie all die Seelen zu ignorieren, die so offensichtlich nach Hilfe riefen. Nur konnte ich ihnen hier und jetzt nicht helfen. Es war helllichter Tag und umgeben von all den Menschen würde ich sowieso keine Magie anwenden, um mich nicht zu verraten. Selbst wenn es mir das Herz brach. Ich war froh Ivoli im Zimmer gelassen zu haben, denn das kleine Kerlchen hätte einen Zustand wie diesen kaputt gemacht. Er war den verlorenen Seelen verbundener als ich. Dabei fiel mir ein, dass wir Taros seelische Überreste verteilen mussten. Je eher, desto besser. Und das an einem schönen, friedlichen Ort. Nicht hier in der Stadt, wo die anderen Seelen sich auf ihn stürzen würden wie wilde Tiere.
Ich schaute mich aufmerksam um und versuchte nur den Bürgern Beachtung zu schenken, die lauthals miteinander Geschäfte führten. Da ich die Währung hier nicht kannte, wusste ich leider nicht, wie viel man für bestimmte Dinge verlangte, aber so heftig wie die Leute feilschten, so hoch mussten die Preise sein. Wieder ein Beweis dafür, dass sie von ihrem Kaiser ausgebeutet wurden.
>Wir müssen uns überlegen wie wir am besten an Geld kommen... ich vermute, dass wir im gehobenen Viertel mehr Glück haben werden. Nicht zuletzt, weil ich das Geld dieser Leute wirklich nicht verdienen möchte. Sie besitzen selbst zu wenig.< dachte ich laut nach und blieb an einem Stand stehen, wo hübsche Fächer verkauft wurden. Sie alle waren detailreich bemalt, besonders mit dem Motiv des Kirschblütenbaumes oder des Lotus. Gerade der Lotus sprach mich an. Zu schade, dass ich mir den nicht leisten konnte.

Imesha

Ohne ein Ziel vor Augen durchstreifte ich die Straßen der Schönen und Reichen, bis ich das Tor zum Armenviertel erreichte. Erst gestern Abend hatte ich hier Gutes verrichtet und nun, am Tag, sah ich, dass nichts davon zu sehen war. Das Leid blieb. Die Magie verlor und verknotete sich, unmöglich zu entwirren. Außerdem verlor sie an Farbe und das stimmte mich traurig. War die Magie erst vollständig verschwunden, würde Valaris aufhören zu existieren. Dieses Wissen war die reine Wahrheit, auch wenn der Kaiser meist nur den Kopf schüttelte und die Worte eines einst weisen Magiers abwinkte. Diese tragische Geschichte des alten Mannes kannte ich von Ruko. Er war damals ein junger General gewesen und hatte bis heute zu viele schreckliche Dinge gesehen. Genau wie ich.
Die Lautstärke und der Gestank in diesem Viertel waren somit keine Überraschung für mich. Und auch wenn ich lieber umkehren und die Augen verschließen wollte, blieb ich hier und ließ alles auf mich wirken.
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24.11.2020, 21:21

Ryu

Ich spürte wie es ihm mitnahm und ich wünschte wir könnten den Seelen helfen, aber in diesem Moment waren wir leider machtlos. Ich unterdrückte den Impuls ihm tröstend die Schulter zu drücken, weil mir auffiel wie distanziert sich die Menschen verhielten und niemand zeigte offen freundschaftliche Gefühle oder Ähnliches. Da wollte ich kein Aufsehen erregen. Ich ließ mein Blick über die Stände gleiten, wir waren auf einem Markplatz gekommen und überall wurden Zahlen geschrieen. Die Kunden versuchten zu feilschen und fletschten die Zähne, wenn Einer es wagte ihrer Beute zu nähern. Es war kein fröhlicher, bunter Ort wie die Marktplätze in unsere Welt. Es wurde hier auch kaum private Gespräche geführt, denn die meisten Menschen wirkten auch hier gehetzt, nicht nur im Armenviertel. Wir blieben an einem Stand des Marktplatzrandes stehen. "Da bin ich ganz deiner Meinung", versicherte ich Cael. Diese Menschen hier hatte genug durchleiden müssen, da mussten wir auch noch nicht das bisschen Geld von ihnen wegnehmen. Würden die Münzen nicht anders aussehen, hätten wir unser Geld mitnehmen können und den Ärmeren davon was abgegeben. "Lass uns herausfinden, wo der gehobener Viertel ist", murmelte ich. Es wäre gut, wenn wir einen groben Plan von der Stadt hätten.

Ilea

Ich war stehengeblieben und stand auch Niemanden im Weg, dennoch spürte ich einen Stoß von hinten. Ich hatte die nähernde Präsenz nicht gespürt, meine Sinnen waren überreizt und bei den vielen Menschen hier war es schwer die Auren aufeinander zu halten. Ich stolperte und landete in eine schmutzige Pfütze. Mein Kleider sog sich sofort voll und ich spürte bereits die Kälte durch den Stoff kriechen.Ich blickte auf und erkannte sofort, dass vor mir ein edler Mann stand. Seine Kleider verrieten ihm. Sein Diener neben ihm sah mich blitzende Augen an und sein Kopf wurde rot vor Wut: "Entschuldige dich bei meinem Herrn!" Seine dünnen, langen Schnurrbart zitterten. Sein Herr musterte mich von oben herab ab und etwas in mir, was ich lange für tot glaubte, rebellierte. Ich erhob mich und straffte meine Schultern: "Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen. Ihr seid es, der in mir gelaufen war und jetzt ist mein Hab und Gut beschädigt. Ich bitte um Wiedergutmachung." Was tue ich da? Bin ich von guten Geister verlassen? Der Blick des Edelmannes wurde kalt wie Eis bei meiner Unverfrorenheit, er zog sein Handschuh aus und reichte es seinem Diener. Dieser nahm es entgegen und schlug damit mir ins Gesicht. Schließlich spuckte er vor meine Füße und die Beiden gingen fort. Mein Körper zitterte vor tiefster Demütigung und meine Wange brannte noch von dem Handschuh. Ich schluckte einen dicken Kloß hinunter und bückte mich zu meinem Korb. Der Fisch war rausgefallen und lag im Dreck.

Gehe offline, gute Nacht :)


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24.11.2020, 21:45

Cael

Ich warf den schönen Fächern einen letzten Blick zu und folgte Ryu aus dem Gedränge. Wenn wir das gehobene Viertel erreichen wollten, mussten wir auf jeden Fall den Marktplatz verlassen. Dank unserer Größe war es zum Glück einfach über die Köpfe der anderen hinweg zu schauen und so konnten wir uns an den Gebäuden orientieren, ob wir in die richtige Richtung gingen. Je prunkvoller die Dächer, desto näher kamen wir unserem Ziel. Die Menschen waren vergleichsweise besser gekleidet und unterhielten sich in angemessener Lautstärke. Einige von ihnen lachten sogar. Ein seltener Klang an diesem Ort, aber nicht weniger falsch. Auch in diesem Gelächter fehlte die Melodie, die Gelassenheit und Wärme. Kein Wunder, dass alle mit Misstrauen ihre Häuser verließen. Wer nicht einmal aus tiefstem Herzen lachen konnte, war keine große Hilfe.
Immerhin wurden wir nicht wie im Armenviertel zu Boden gestarrt. Hier wurden wir eher ignoriert oder die ein oder andere Frau versteckte ihr halbes Gesicht hinter einem kunstvollen Fächer. Diese Blicke hingegen kannte ich zu gut. Diese Neugier. Schade, dass Ilea kein einziges Mal interessiert gewirkt hatte... Ich hoffte wirklich, dass diese Anziehung von kurzer Dauer war, denn der Gedanke an sie erwärmte mich und das war ein Problem. Leider.
>Die Geschäfte hier laufen definitiv besser. Man braucht sich nur die Kleidung der Leute anzusehen.< Mein Blick fiel auf ein einen Laden, in dem offenbar Tee verkauft wurde. Etliche Leute standen davor und warteten, bis sie an der Reihe waren. Ob Ilea jemals so viel Kundschaft erlebt hatte?

Imesha

Nun gut, allmählich bereute ich es hierher gekommen zu sein. Der Umgang mancher Leute machte mich krank und ich wollte einfach bloß weg, um dieses dunkle Gefühl in mir unter Kontrolle zu halten, weil es auszubrechen drohte. Erst recht, als ich sah wie ein edel gekleideter Mann einer unschuldigen Frau ins Gesicht schlug und ihr dann noch respektlos vor die Füße spuckte. Wären hier nicht so viele Menschen, wäre ich diesem Mann gefolgt und hätte ihn kastriert. Ohne zu zögern. Manch einer legte ein Verhalten an den Tag, dass mir davon schlecht wurde. Aber es waren auch die Armen, die nichts taten, sondern diese Szene völlig ignorierten. Mit so einer Einstellung funktionierte kein Wandel in der Gesellschaft.
Ehe ich es mir anders überlegen konnte, ging ich auf die Frau zu und zog dabei die Kapuze tiefer ins Gesicht. Ich beugte mich vor, sammelte die restlichen Sachen ein, die zum Glück keinen Dreck abbekommen hatten und hielt ihr sie hin. Der Fisch war jedenfalls hinüber. Teuer für eine junge Frau wie sie. Ich griff mit der anderen Hand in meine kleine Beuteltasche und reichte ihr drei Goldmünzen, für die sie besseren Fisch aushandeln konnte. Und vielleicht das ein oder andere Extra. Da mein Angebot unmissverständlich klar war, sagte ich nichts, sondern wartete darauf, dass sie sich die Sachen nahm und verschwand. Das reichte mir.

Gute Nacht:)
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25.11.2020, 17:26

Ryu

Die Viertel war das vollkommen Gegenteil von dem Viertel, aus dem wir gerade kamen und dem Armenviertel. Die prunkvolle Gebäuden strahlten in ihren Farben und wären wir gestern zuerst hier gelandet, dann wäre ich beeindruckt gewesen. Aber jetzt hatte es einen schalen Nachgeschmack. Die Wege waren gut gepflegt, nicht mal matschiger Schnee lag hier. Die Bewohner hier sahen gesünder aus, nicht verhärmte und von der Armut gebeugt. Trotz ihrer scheinbare Fröhlichkeit war auch bei ihnen eine unterschwellige Anspannung zu spüren. Hier schien viel Schein zu geben. Meine Augen glitten zu einem Geschäft, der viele Luxusgüter anbot und die man in solcher Zeit gar nicht brauchte. "Das stimmt. Es ist wirklich ein starker Gegensatz. Es würde mich interessieren, ob die Steuererhöhungen heimlich in Klassen aufgeteilt werden. Wenn ich die Gespräche von den Händler im Gasthaus richtig vernommen habe, scheinen die Reichen reicher zu werden und die Armen ärmer", flüsterte ich ihm zu, denn diese Worte waren nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.

Ilea

Ich wollte mich gerade zum Fisch bücken, als eine verhüllte Gestalt erschien und mein Blick wurde wachsam. Die öffentliche Demütigung reichte mir vollkommen für den Tag aus, da wollte ich keine weitere Unannehmlichkeit erleben. Aber dann half mir die verhüllte Gestalt mein Einkauf einzuräumen und reichte mir den Korb. Der Fisch war eindeutig nicht mehr zu retten. Ich wollte mich für die überraschende Hilfe bedanken, da gab sie mir einfach Münzen. Goldmünzen. Unsere Finger berührten sich und ich wurde in einem Sog aus Erinnerungsstücke gezogen. Da waren zwei Gräber, worauf rote Tsubaki-Blüten lagen. Da war ein älterer Mann, der für sie wie ein Vater war. Da war die Dunkelheit der Nacht und die blasse Gesichter mit den dankbaren Augen. Da war das feste Eis unter ihre Füße, wie sie hoch sprang, als wollte sie springen. Da war ein Name. Ihr Name. Imesha. Ruhig zog ich meine Hand zurück, als ich sie um die Münzen schloss. Sie sollte nicht wissen, dass ihre verhüllte Gestalt keinen Schutz vor mir bot. Einen Moment war ich gewillt ihr die wertvolle Goldmünzen zurückzugeben und sie zu bitten dem ärmeren Volk zu geben, als mir einfiel, dass ich es für meine Heilmitteln gebrauchen könnte. Mit den Goldmünzen könnte ich kostbare Kräuter beschaffen, die nicht in meinem Garten wuchsen. Goldmünzen mochten vielleicht eine Weile den nagender Hunger stillen, aber nicht mal ein satter Magen konnte immer die Krankheiten besiegen. Durch die letzte Erinnerungsszene, nämlich unsere Begegnung vor ein paar Sekunden, wusste ich, dass sie auch kein Wort gesprochen hatte. Ich verneige mich tief vor ihr, um ihr meinen großen Respekt zu zollen: "Haben Sie vielen Dank, ich werde es weise nutzen."


138

25.11.2020, 20:34

Cael

Unter anderen Umständen hätte es mir gefallen in diesem Viertel unterwegs zu sein. Die Stimmung war viel besser. Hier lauerten auch nicht so viele verlorene Seelen hinter jeder Ecke, aber jede einzelne lag mir schwer im Magen, denn die gesamte Stadt war voll von ihnen. Es würde eine Ewigkeit dauern ihr schlechtes Gewissen zu bereinigen, damit sie in die andere Welt übertreten konnten. Bislang hatte ich mein Drittes Auge nicht geöffnet, um in die Zwischenwelt von Valaris zu blicken, aber ich würde das bald nachholen. Vielleicht verbargen sich dort Hinweise, wie Ryu und ich vorgehen mussten, um diesen Menschen zu helfen und das Gleichgewicht wiederherzustellen.
Außerdem sollten wir schnellstmöglich in Erfahrung bringen, wie der Riss zustandegekommen war. Dafür benötigte man spezielle Magie und sehr, sehr viel Energie, um so etwas zu erreichen. >Ich bin mir sicher, dass hier nur die Reichen profitieren. Es steht ihnen ins Gesicht geschrieben, dass ihnen alles andere außer sich selbst egal ist. Vielleicht gibt es die ein oder andere Ausnahme, aber allein wie sie reden... ich höre keine Ehrlichkeit heraus.< Wir passierten eine Gruppe junger Leute, die heiter auflachten und dann einen Stand mit leckeren Häppchen, für die Goldmünzen ausgetauscht wurden. Gold. Für ein Häppchen... Das sollte wohl ein Witz sein.
>Die Münzen sind aus Gold oder aus Kupfer, soweit ich erkennen kann. Und sie sagen Yen dazu. Das muss die Währung sein.<

Imesha

Als sich unsere Hände berührten, sah ich weißgoldene Fäden aus ihren Fingerspitzen hinausschießen, die sich um mein Handgelenk wanden und leicht tänzelten. Selten hatte ich eine so schöne Magiefarbe bei einem Menschen gesehen. Einer besonderen Magi wie sie es offenbar war. Sie lebte gefährlich. Wie alle Magi in Valaris. Dann ließ sie von mir ab und nahm die Goldmünzen an. Die weißgoldenen Fäden zogen sich zurück, versteckten sich tief in ihr drin und ballten sich zu einem Knoten zusammen. Auch ein bekanntes Phänomen unter Magi. Sie hätte mein Angebot verweigern können, aber wenn sie in diesem Armenviertel unterwegs war, brauchte sie das Geld sehr dringend.
Es war höflich von ihr sich tief zu verbeugen, doch das musste meinetwegen nicht sein. Ich hatte nichts getan, was ihr auf Dauer helfen könnte. Trotzdem wusste ich es zu schätzen und neigte respektvoll den Kopf. Frauen wie sie wurden mit genügend Missachtung und Ungerechtigkeit behandelt, da fühlte ich mit ihr mit.
Und hier trennten sich unsere Wege, bevor andere Leute auf meine Großzügigkeit aufmerksam wurden und sich an meine Fersen hefteten, um etwas vom Gold zu bekommen, das ich an mir trug. Ich hatte immer Geld dabei, wenn ich in die Stadt ging. Für Fälle wie diese. Wenn ich schon nicht mein Gesicht zeigen konnte, dann meinen guten Willen.
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139

26.11.2020, 17:17

Ryu

Aus dem Gesprächsfetzen der Leute war mir auch aufgefallen, dass sie nur für sich interessierten und nicht den Gedanken an die Notleidende verschwendeten. Bestimmt gab es ein paar Ausnahmen, wie Cael es sagte, aber sie schienen im Unterzahl zu sein. Der Kaiser spaltete sein Volk innerhalb und ich verstand dahinter den Sinn nicht. Diese Art von Regierung war mir fremd, nichts war gerecht und es wurde nicht im Interesse des gesamten Volkes gehandelt. Wenn meine Eltern das hier sehen würden, sie hätten sie einen Plan geschmiedet ihn zu stürzen, wenn er mit sich nicht reden ließ und dafür gesorgt, dass das Volk einen besseren Kaiser bekam, der für sie da war. Ich rümpfte leicht mit der Nase, als ich sah wie viel ein kleines Häppchen kostete. Das konnten sie doch nicht ernst meinen. "Von Material her scheinen die Münzen nicht viel anders zu sein, nur die Prägungen sind anders und der Name ihrer Währung", fügte ich seiner Beobachtung hinzu: "Ich schätze wir werden schnell den Dreh rauskriegen mit dieser Art von Währung umzugehen. Das ist schon mal erleichternd. Jetzt müssten wir herausfinden, ob wir hier eine Arbeit finden können. In diesem Viertel wäre es vermutlich lohnenswert, wenn sie schon für ein Häppchen das Geld aus dem Fenster werfen. Aber vermutlich müssen wir einen Eindruck hinterlassen, um hier eine Arbeit zu finden", stellte ich leise die Überlegungen an und meine Augen glitten weiterhin aufmerksam zu den Geschäfte: "Mit deiner Musik und Theatererfahrung kommst du bestimmt hier gut aus. Ich meine, das da hinten kann man nicht wirklich als Musik bezeichnen." Ich deutete auf eine kleine Gruppe Musikanten, deren andersartige Musik nach einem Trauermarsch klang. Aber es wurde anscheinend hier Musik gespielt, wenn auch nur wenig. Also würde es für Cael kein Problem werden.

Ilea

Kurz schaute ich ihre Gestalt nach und war froh über den kurzen Abschied. Es haftete keine pflichtvollen Erwartungen daran. Dennoch hatte ich ein seltsames Gefühl, dass es nicht bei unsere erste Begegnung bleiben würden. Ich schüttelte dieses Gefühl von mir ab und ging zurück zum Fischstand. Der Händler war misstrauisch, als ich plötzlich mit mehr Münzen kam, aber er gierte nach den Yens und würde es nicht abschlagen. Ich nahm einen frischeren und besseren Fisch. Ich mochte den Fischhändler nicht, er war ein ausgefuchster Mann. Aber nicht alle Händler waren wie er, zum Beispiel war der Obsthändler ein freundlicher, nachgiebiger Mann und er versuchte gar nicht beim Feilschen seinen Preis zu erhöhen. Als ich an dem Obststand erneuert vorbeiging, widerstand ich der Versuchung mir eine Orange zu kaufen. Ich hatte mein Wort gegeben die großzügige Spende weise zu nutzen. Da ich alles hatte, was ich auf dem Marktplatz brauchte, verließ ich den Ort und suchte einen Kräuterladen auf. Es war einer der wenige Flecken, die ich in der Kaiserstadt mochte. Für mich war der Laden wie eine andere Welt und die geheimnisvolle Düfte ließen mich an fantasievolle Orte denken, die man aus Geschichten kannte. Und jedes Mal fühlte es sich an, als würde die Zeit stehenbleiben. Es war faszinierend, wie viele Pflanzen mit besondere Wirkungen wuchsen. Es gab sogar Pflanzenarten, die ich noch nicht kannte. Ich widerstand dem Drang den Laden leer zu kaufen, sondern suchte mir ein paar wertvolle Kräuter und Tinkturen aus, die besonders als heilsam galten. Die restliche Spende würde ich zurücklegen für die Notfälle. Es wäre ein Fehler gleich alles auszugeben. Meine Wange brannte mittlerweile nicht mehr von dem Handschuh und man würde es auch nichts sehen. Die Demütigung war größer gewesen, als der Schmerz. Es ging auch nicht darum Gewalt an Anderen auszuüben. Der Edelmann wollte mich öffentlich bloßstellen, um mich auf meinem Platz in dieser Welt hinzuweisen und natürlich um seine Macht zu demonstrieren. Ich hatte nicht das Recht gehabt ihm vorlaut zu werden.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Feder« (26.11.2020, 17:23)


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26.11.2020, 18:01

Cael

Das mit der Währung würden wir definitiv schnell lernen. Geld hatte in jeder Welt dieselbe Funktion. Wir mussten nur herausfinden, welchen Wert welche Münze besaß und welche Preise den Markt bestimmten. Dabei sollten wir darauf achten, dass es in vielen Bereichen große Unterschiede zwischen Armen- und Reichenviertel gab. Diese Häppchen waren das beste Beispiel dafür, auch wenn sie appetitanregend aussahen. Letzten Endes war das einfach eine Frechheit. Vor allem den ärmeren Leuten gegenüber, die sich nicht einmal eine gescheite Mahlzeit leisten konnten.
Deshalb war das Thema Arbeit ganz wichtig für Ryu und mich. Um an gutes Geld zu gelangen, wäre es von Vorteil in diesem Viertel Aufmerksamkeit auf sich ziehen und dafür gut entlohnt zu werden. Sein Vorschlag mit der Musik war schon mal nicht schlecht. Ich hatte das Krächzen der Instrumente aus drei Straßenblöcken Entfernung gehört. Mir schmerzten die Ohren bei den schrecklichen Klängen. Wie konnte man das eigene Instrument derart hassen? Oder es missverstehen? Eine Schande. >Nächstes Mal bringe ich meine Gitarre mit und versuche mein Glück. Vielleicht weckt meine Musik etwas Leben in diesen Puppen.< Das war die treffendste Beschreibung für die reichen Bürger. Puppen mit Masken. Falsches Lächeln. Steife Bewegungen. Diesen Leuten fehlte auf jeden Fall der Spaß.
>Glaubst du Gawain wäre für die Idee offen, wenn ich im Gasthaus spiele? Das würde den Gästen sicherlich gefallen... Auf diese Weise könnten wir uns bei ihm bedanken. Was meinst du?<

Imesha

Ich ließ das Armenviertel hinter mir und kehrte zurück in die Welt der Reichen und Schönen. Keine Verbesserung in meinen Augen. Diese Leute waren mir zuwider. Von hier stammte auch dieser Edelherr, der die junge Frau von vorhin geohrfeigt hatte. Er konnte wirklich froh sein, dass helllichter Tag war. Spät abends garantierte ich für nichts. Frauenfeindliches Verhalten überschritt eine Grenze, vor der ich nicht so einfach meine Augen verschließen konnte. Trotz Rukos Warnung, dass ich in dieser Hinsicht meine Selbstkontrolle stärken sollte. Pff... Selbstkontrolle. Die meisten hier mussten daran arbeiten, besonders wenn ihr Gegenüber der unteren Bevölkerungsschicht angehörte.
Schnellen Schrittes ging ich an all den schicken Geschäften vorbei und schenkte niemandem Beachtung. Ich wich jeder Person aus, die mir im Weg war und beschleunigte meinen Gang, als zwei tiefe Gongs durch die Straßen hallten. Der Palast gab die Zeit an, jetzt Mittagszeit, und wie es schien würde ich es noch rechtzeitig zur Kampfschule schaffen. Jeden Tag um dieselbe Uhrzeit trafen wir uns auf dem offenen Platz hinterm Hauptpalast und feilten an unseren Techniken. Eine geschlossene Veranstaltung für Jäger sowie Assassinnen des Kaisers.
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