Cael
Ich atmete tief durch, als Ilea ihre Augen öffnete, nachdem Drasil seine Magie gewirkt hatte. Eigentlich vertraute ich niemandem so schnell die Sicherheit meiner Liebsten an, aber wenn Ilea plötzlich das Bewusstsein verlor, musste ich sofort an den Dämon aus der Traumwelt denken. An das, was er Ilea angetan hatte. Mich schauderte es bei dem bloßen Gedanken daran, doch äußerlich ließ ich mir nichts anmerken. Vor allem Ilea zuliebe. In ihrem Blick sah ich tiefe Unruhe flackern, deshalb wollte ich sie mit einem Lächeln besänftigen. >Dein Geist war nur kurz überfordert. Nichts Dramatisches.< sagte ich aufmunternd und legte ihr dabei eine Hand an die Wange. Wenigstens sah sie nicht mehr so blass aus. >Am besten du öffnest deine Gabe erst, wenn es sicher für dich ist.< Da diese Bibliothek aus Wissen und Erlebnissen bestand, sollte Ilea lieber ihren Geist schützen, anstatt nochmal ohnmächtig zu werden. Jetzt, wo wir endlich an einem ruhigen, warmen Ort waren, sollten wir das zu unserem Vorteil nutzen.
Imesha
Ilea wirkte zunächst verwirrt und angespannt wegen der unerwarteten Ohnmacht, aber da es ihr nun gut ging, brauchten wir uns keine Sorgen mehr zu machen. Mein Blick wanderte zurück zu Drasil, der ruhig dastand und zu Roselyn schaute, der er bislang keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. >Ich muss gestehen, dass ich über deine Anwesenheit überrascht bin. Nach allem, was passiert ist, habe ich damit gerechnet, dass du deinen Frieden gefunden hast, aber nun bist du hier. Verbunden mit ihr.< Er sah bedeutungsvoll zu Ilea. >Manche Schicksale sind sogar über den Tod hinaus miteinander verwoben.< Diesmal traf sein ernster Blick mich. Ich wusste nicht, ob ich seine Worte persönlich nehmen sollte. Oder warum er ausgerechnet mich ansah. Der Moment währte allerdings nicht lange, denn Drasil lenkte seine Aufmerksamkeit zurück auf Ryu. >Die Stadt, nach der ihr sucht, ist keine, die auf normalem Wege zu erreichen ist. Man findet sie nicht auf einer Karte. Sie ist für niemanden sichtbar. Wie meine Bibliothek. Nur ist diese Stadt... lebendig. Sie wandert. Und sie ist es, die Magi zu sich führt. Nicht ihr findet sie, sondern sie findet euch.<
Ich schluckte schwer. Eine lebendige Stadt? Wie genau sollte ich das verstehen? Bewegte sie sich auf Füßen oder hatte das etwas mit Magie zu tun? Während neue Fragen sich in meinem Kopf formten, fuhr Drasil unbeirrt fort. >Ihr dürft euch in der Bibliothek gerne umsehen, nach weiteren Informationen suchen, aber ich empfehle euch nur aus guter Absicht das Wissen zu nutzen. Wenn ich merke, dass ihr mit dem Wissen Schlechtes anrichten wollt, werde ich eure Erinnerungen löschen und euch direkt in den Schneesturm befördern.< Letzteres knurrte er sogar leise, weshalb ich sofort nickte, um ihm zu zeigen, dass ich seine Regeln verstanden hatte.