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31.08.2021, 15:20

Cael

Roselyn erinnerte sich leider nicht an mehr aus ihrer Vergangenheit, aber sie hegte denselben Verdacht wie ich. Dass es einen Grund geben musste, warum sie ausgerechnet im Gasthaus aufgetaucht war - direkt vor Ilea. Ob es etwas mit ihrer Mutter zu tun hatte, war fraglich, doch auch das traute ich dieser Frau zu, nachdem sie ihrer eigenen Tochter dazu geraten hatte das große Ganze im Blick zu behalten und dafür ihr Herz zu verleugnen. Diese Worte ließen mich nicht los. Ich verstand sie nicht. Ilea musste es genauso ergehen. Sie wirkte kurz überfordert von der Wendung der Dinge. Trotzdem machte sie keinen Schritt zurück, sondern vorwärts. Ebenfalls eine Eigenschaft, die ich an ihr bewunderte und liebte. Sie mochte zurückhaltend und zierlich wirken, aber sie war viel mehr als das. Sie war eine Kämpferin wie wir alle.

Imesha

> Ich glaube, dass es einen Zusammenhang zwischen deinen Erinnerungslücken und Kaiser Oda gibt. Es muss dunkle Magie sein, die das bewirkt hat. Bei mir ist es genauso.< offenbarte ich mit unterdrückter Frustration. Wieder daran erinnert zu werden, dass ich keine Ahnung hatte, woher ich kam und wer meine Eltern gewesen waren, belastete mich. So musste sich Roselyn fühlen. >Wenn ihr es schafft, diese verborgenen Erinnerungen zurück ins Leben zu rufen, wäre ich euch sehr verbunden, wenn ihr es auch bei mir versucht. Ich… ich brauche mehr Klarheit.<
Ich sah kurz in die Runde, atmete tief durch und erhob mich dann mit einem schwerfälligen Seufzer, um Geschirr sowie Reste des Frühstücks zusammenzuräumen. Auch wenn uns der Feind nicht direkt im Nacken saß, lief uns die Zeit davon. Wir konnten nicht ewig hierbleiben. Ich wollte und musste etwas Sinnvolles tun.
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1 662

31.08.2021, 18:59

Ryu

Ich runzelte mit der Stirn, als der Verdacht aufkam, dass vielleicht sogar Kaiser Oda hinter den Gedächtnisverlust steckte. Auch Imesha litt darunter und ich wusste diesem Mann war eine solche Tat zuzutrauen. Für eine solche Tat musste er auf dunkle Magie zurückgreifen, jedenfalls wäre es in unsere Welt eine Form von dunkler oder verbotene Magie, weil man der Seele etwas wegnahm. Als Imesha aufstand, stand ich ebenfalls auf und half ihr. Es bedrückte sie sich nicht mehr an ihre Familie erinnern zu können und ich wünschte ich könnte ihr da helfen, aber leider konnte ich es nicht. Hoffentlich würde Ilea dann ihr helfen können, wenn sie es bei Roselyn geschafft hatte.

Ilea

Ich blickte Imesha nach und mein Herz wurde einen Moment schwer. Nichts um der Welt würde ich meine Familie vergessen wollen, selbst wenn es schmerzliche Erinnerungen gab wie der Tod von Sobo Makoto. Umso mehr würde ich mich bemühen, Roselyns Erinnerung zurückzuholen, damit ich auch die Erinnerungen von Imesha zurückholen konnte. Es war mein persönlicher Wunsch ihr dieses Geschenk zu machen, damit sie endlich wusste, wer ihre Familie gewesen war. Wo ihre Wurzeln waren. "Lass uns bitte in den Garten gehen, ich kann mich dort besser entspannen und dann fällt mir die Magie einfacher", wandte ich mich an den Geist.


1 663

01.09.2021, 14:52

Cael

Ich blickte Imesha mitfühlend hinterher. Die Vorstellung meine Familie vergessen zu haben, war absolut schrecklich. Es erinnerte mich an die Gedächtnislücken, an das magisch verzauberte graue Haar meiner Mutter. Nicht nur Amnitoren, sondern dunkle Magie selbst konnte so etwas bewirken. Wenn weder Roselyn noch Imesha sich an wichtige Ereignisse aus ihrer Vergangenheit erinnern konnten, dann war die Ursache magischer Natur. Ein unmenschlicher Akt. Damit raubte man dem Opfer ein Stück Identität. Umso größer war die Hoffnung, dass Ileas besondere Gabe der Schlüssel für diese Art Fluch war. Dass sie es schaffte all die Lücken zu füllen. Oder zumindest den Großteil davon.
Um das zu testen, begaben wir uns wieder nach draußen an die frische Luft. Diesmal hoffte ich, dass Roselyn nicht wieder die Kontrolle über sich selbst verlor. Wer wusste schon, welch Erinnerungen sich noch in ihr versteckten. >Kommst du gut allein zurecht oder soll ich dich mit reiner Energie versorgen?< fragte ich Ilea, als wir das ruhige Örtchen mit der Bank erreichten. Meine Gedanken wanderten ungewollt zu unserer intimen Zweisamkeit, die wir hier genossen hatten, aber ich drängte die aufkeimenden Gefühle schnell wieder zurück. Falscher Zeitpunkt dafür.

Imesha

In der Küche angekommen, räumte ich alles zurück, nachdem ich Geschirr und Besteck gut gespült hatte und hielt damit meine Gedanken davon ab wieder um das eine belastende Thema dauerhaft zu kreisen. Manchmal war ich zu erschöpft, um mich damit zu befassen. Meine einzige Hoffnung galt allein Ilea, die es vielleicht schaffen könnte verborgene Erinnerungen ins Licht zu rücken. Auch wenn ein Teil von mir sich vor der Wahrheit fürchtete, wollte ich sie dennoch erfahren. >Ich werde zunächst nach Büchern Ausschau halten, die mir erklären können, wie meine Magie funktioniert und was es damit auf sich hat. Danach schließe ich mich der Suche nach der magischen Stadt an.< sagte ich an Ryu gewandt, auch wenn er das bereits wusste. Wir hatten in meinem Zimmer kurz darüber gesprochen. Falls ich nicht fündig wurde, konnte ich immer noch Drasil danach befragen. Immerhin hatte er uns seine Hilfe angeboten.
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1 664

01.09.2021, 18:49

Ryu

Ich nickte, darüber hatten wir uns kurz unterhalten und ich würde sie gerne dabei unterstützen ihre Magie mehr in Erfahrung zu bringen. Aber mein Gefühl sagte mir, dass Imesha erstmal alleine auf die Suche gehen musste. Die eigene Magie besser verstehen zu wollen, bedeutete gleichzeitig auch den Weg zu sich finden und das war ein wichtiger Prozess, besonders für sie. Wenn sie um meine Hilfe bat, würde ich sie natürlich tatkräftig unterstützen. "Wenn du mich brauchst, sage mir Bescheid", beugte ich mich zu ihr und hauchte einen kleinen Kuss auf ihre Wange: "Wir sehen uns später." Wir mochten im gleichen Raum sein, aber ich vermutete unsere Wege würden uns erstmal zu verschiedene Regalen führen. Ich verschwand zwischen ein paar Regalen und ließ mein Blick über die Buchrücken gleiten. Später würde ich mehr über die Drachen lesen, doch zuerst wollte ich wissen was mit der magische Stadt auf sich hatte.

Ilea

Draußen kitzelte die Sonne meine Nase und meine Haut wärmte sich unter ihrem Licht. Ein sommerlicher Duft lag in der Luft und ich glaubte Orangen riechen zu können. Wir erreichten den stillen Ort und die Erinnerung daran ließ mich erröten. Zum Glück fiel es Roselyn nicht auf oder sie besaß diesmal Taktgefühl. Ich sah Cael an, als seine Lippen sich bewegten. "Ich glaube, ich schaffe es alleine", antwortete ich ihm und nahm seine Hand: "Geh ruhig nach deine Antworten suchen. Wenn ich dich brauche, rufe ich nach Ivoli. In Ordnung?" Ich wollte nicht, dass Cael von mir abgehalten wurde nach wichtige Informationen zu suchen. Ich wusste nicht wie lange es dauern würde die verlorene Erinnerungen zu finden und wir mussten jede kostbare Sekunde nutzen, denn ich hatte das Gefühl, dass uns langsam die Zeit davonging.


1 665

02.09.2021, 16:28

Cael

Obwohl ich sie mehr als gern in meiner Nähe hatte, wusste ich, dass sie ihren Raum brauchte, um Aufgaben wie diese auf eigene Weise zu bewältigen. Ich zweifelte nicht an ihren Fähigkeiten. Sie würde es bestimmt schaffen weitere Erinnerungen ans Licht zu bringen. >In Ordnung, dann bleibt Ivoli bei dir.< willigte ich ein und küsste sie zum Abschied auf die Wange. Anschließend ließ ich die beiden Frauen alleine und machte mich auf den Weg zurück in die Bibliothek. Mittlerweile war mir die Umgebung ziemlich vertraut, trotz der vergleichsweise kurzen Zeit, die wir hier bislang verbracht hatten. Man fühlte sich einfach wohl und willkommen. Vielleicht war das einer der Gründe, warum man sich nicht verirrte. Selbst bei Nacht war ich mir sicher, dass man sich gut zurechtfand, aber da würde Chiku sowieso zur Stelle sein. Immerhin war das alles sein und Drasils Revier.
Mich begrüßte die kühle, frische Luft im Untergrund, dicht vermischt mit dem Geruch nach alten Schriftstücken und Büchern. Jedes Mal fühlte ich mich in Ocammas Palastbibliothek zurückversetzt. An die wandhohen Regale, die vielen spannenden Geschichten und neuesten Forschungen der Akademie. Allerdings fand sich dort nicht dasselbe Wissen wie hier. Hier gab es mehr… mehr Geheimnisse zum Lüften. Ganz besonders dieses Tagebuch, das ich gestern gefunden hatte und weiterlesen würde. Irgendwie ließ es mich nicht los.

Imesha

Sein unschuldiger Kuss hinterließ ein Prickeln auf meiner Wange, das mich ein wenig besser fühlen ließ. Ich räumte die restlichen Sachen weg, atmete tief durch und begab mich in die Hallen des Wissens. Diesmal dachte ich nicht zu viel nach, sondern folgte Drasils Rat. Nämlich, dass die Bibliothek mich zu der richtigen Stelle führen würde, nach der ich unbewusst oder bewusst suchte. Da mein Verlangen nach Antworten zu meiner Vergangenheit und meiner Familie enorm war, vertraute ich darauf, dass ich nicht wie gestern herumirren würde. Heute war mein Wille klarer. Ich spürte es. Ich spürte es daran, wie die Magie in der Luft sich veränderte und neue Fäden gesponnen wurden. Sie folgten neuen Wegen zwischen den Regalen, wanden sich um die Ecken und zupften an meinem Geist. Ohne zu zögern, setzte ich mich in Bewegung und hielt dabei an den wenigen Erinnerungen fest, die mir meine Träume in den letzten Nächten offenbart hatten. Sie waren es, die mich nun führten.
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1 666

02.09.2021, 20:27

Ryu

Ich hatte das Gefühl immer mehr in das Inneren der Bibliothek zu gelangen, als würde ich mich in einem Labyrinth verirren und nicht den Ausweg finden. Statt nach draußen zu gelangen, verlief ich mich immer mehr in den verschlungene Wege. Doch diesmal waren es etliche Bücher, Schriftrollen und Gegenstände aus eine andere Zeit. So viel Wissen, sie verlangten erforscht zu werden und doch waren sie nicht das, wonach ich suchte. Musste nicht ein Gefühl aufkommen, dass mich zu den Bücher führte, nach denen ich suchte? Gestern hatte mich doch auch eine unsichtbare Kraft geführt. Aus dem Augenwinkel nahm ich ein leichtes Schimmern wahr, ein kaum wahrnehmbares Vibrieren in der Luft. Mein Körper drehte sich halb zu dem Regal und auf dem ersten Blick bemerkte ich nicht Auffälliges, bis meine Augen an einem verlaufenes Gegenstand haften blieb. Auch wenn es nicht mehr schimmerte, so spürte ich dort dieses Pulsieren. Es zog mich an. Meine Finger reckten sich danach und als ich den Gegenstand berührte, war es als würde ich meine Hand in einem Feuer tauchen. "Bruder."

Ilea

Einen Augenblick sah ich Cael hinterher, spürte das Sehnen in meinem Brustkorb und es fiel mir schwer von diesem Anblick loszureißen. Roselyn sah mich mit funkelnde Augen an: "Dich hat es echt schwer erwischt." Ihre Bemerkung ließ meine Wangen warm werden und ich strich verlegen eine Haarsträhne hinter meinem Ohr: "Lass uns beginnen. Fühlst du dich bereit?" "Ich bin immer bereit. Ich werde euch nicht in Stich lassen", das amüsierte Funkeln verschwand aus ihrem Blick und eine willensstarke Entschlossenheit trat stattdessen in ihre Augen. Ich bewunderte sie. Sie besaß eine innere Kraft, nach der ich auch strebte. Von ihr konnte ich auch viel lernen. "Lass uns ins Gras setzen, damit unsere Körper den Kontakt zur Erde spürt", ich sank auf dem weichen Gras und Roselyn saß mir gegenüber, während Ivoli sich in der Nähe gemütlich machte. "Reicht mir deine Hände", bat ich den Geist und als wir uns berührten, schloss ich meine Augen. Diesmal fiel es mir leicht in ihrem Inneren einzutauchen, unsere Verbindung war über Nacht noch stärker geworden.


1 667

03.09.2021, 16:24

Cael

Da ich das Tagebuch am Tag zuvor auf dem Tisch liegengelassen hatte, musste ich es nicht im Regal suchen. Daneben lag noch das andere Buch, durch das Ilea und ich gemeinsam geblättert hatten. Auch das Thema interessierte mich stark, da das Thema Miko mich genauso betraf wie das von diesem Schattenmagier. Die Reise eines Wanderers. Warum das Tagebuch ausgerechnet diesen Titel trug, würde ich vielleicht im Laufe der beschriebenen Ereignisse verstehen. Vorausgesetzt ich verstand jedes einzelne Wort, da die alte Schrift relativ schwer zu entziffern war.
Nichtsdestotrotz setzte ich mich hin und setzte dort an, wo ich gestern aufgehört hatte. Bislang war nichts Besonderes passiert, außer dass der- oder diejenige ein Dorf nach dem anderen bereiste, immer in Gesellschaft der Schatten, die teilweise schreckliche Dinge flüsterten und ein großes Übel prophezeiten. Wie die Person es schaffte dabei einen klaren Kopf zu behalten, weckte großen Respekt in mir. Aus eigener Erfahrung wusste ich, wie einfach es für Schatten war, jede einzelne Schwachstelle in der Seele auszumachen, um sie direkt anzugreifen. Sei es mit dunkler Energie oder messerscharfen Worten, beides konnte einen wahnsinnig machen.

Verirrte Kinderseelen sind wie Blütenknospen. Sie erwarten im Frühling zu blühen, aber so manch tragisches Schicksal reißt sie aus dem natürlichen Kreislauf und so finden sie sich zurück im Alles und im Nichts. Im Dazwischen. Das Nichts will ihre Reinheit verschlingen, das Alles heißt sie herzlich willkommen. Im Dazwischen irren sie umher, bis sie mir begegnen und um Hilfe bitten. Ich helfe, wo ich kann, möchte verhindern, dass die Schatten über sie herfallen wie wildgewordene Tiere. Für sie ist es zu spät. Eine Rückkehr in den Kreislauf ist unmöglich. Die Energie hingegen bleibt bestehen. Nur wohin damit? Es ist zu gefährlich sie sich zunutze zu machen. Aber wenn ich es nicht tue, wer dann? Wer soll ihre klagenden Schreie zum Verstummen bringen? Wer sonst soll sie kontrollieren? Wie sonst sollen wir vom Übel erfahren, das naht?

Imesha

Zu meiner Überraschung brachte mich die Magie nicht an ein Regal, sondern zu einer unscheinbaren Leseecke, die es gestern noch nicht gegeben hatte. Oder sie war mir einfach nicht aufgefallen. Leicht irritiert schaute ich mich um, fühlte nach, ob dieses Zupfen mich doch in eine andere Richtung führen wollte, aber da war nichts. Es war eher so, als wäre ich an meinem Ziel angelangt. Hm… Der gepolsterte breite Sessel sah zumindest ziemlich gemütlich aus. Er lud förmlich dazu ein sich hinzulegen und ein gutes, interessantes Buch zu lesen. Nur gab es keins, das meine Aufmerksamkeit erregte. Weder auf dem niedrigen Beistelltisch noch im kleinen Regal direkt daneben. Mein Blick blieb kurz an den Landschaftsmalereien hängen, die die Wände verzierten und erst da vernahm ich wieder das magische Zupfen. Als meine Augen nach oben wanderten, wurde das Gefühl stetig stärker, bis ich den Kopf so weit in den Nacken gelegt hatte, dass ich direkt die Decke anstarrte. Was ich dort sah, machte mich wirklich sprachlos.
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1 668

04.09.2021, 16:04

Ryu

Ich stand auf einer breiten Säule, dessen glatter Boden wie Marmor aussah. Das Rot erinnerte mich stark an die Farbe meines Drachenschuppen und das Gold sah wie zuckende Blitze aus. Das Weiß hingegen wirkte wie Wolken, die sich mit den anderen beiden Farben teils verschmolz. Mein Blick hob sich, die Umgebung war in Nebel eingetaucht. Ich konnte nicht sehen, was sich unten befand und wie hoch ich auf der Säule stand. Doch mein Gefühl sagte mir, dass ich lieber nicht runterspringen sollte. Ich hob weiter den Kopf und erblickte gleich drei Monde. Es gab den vertrauten, grauen Mond mit seinem silbrigen Licht. Aber es gab auch einen blutroten mit ein paar dunkelgelbe Nuancen und ein blauschimmernder Mond. Die Sterne funkelten hell und auf dem zweiten Blick erkannte ich, dass sie Formen ergaben. Die meisten Formen sahen aus wie...."Drachen", murmelte ich und in diesem Moment fegte ein Wind durch die Gegend, dabei vernahm ich ein Flüstern. Nein. Mehrere Flüstern. "Wo bin ich?", fragte ich laut. War das hier vielleicht die Zwischenwelt? Aber nein, ich konnte nicht in die Zwischenwelt reisen und ich war auch nicht durch einem geheimnisvollen Portal in die Zwischenwelt, die die Feen erschaffen hatten, gegangen. In Valaris gab es keine Feen. Wieder ein Geräusch. Es klang nach mehrere schlagende Flügeln und mein Körper spannte sich an. Ich war nicht mehr alleine. Die Luft vibrierte vor Magie und ich spürte die Präsenz uralter Mächte. Der Nebel begann sich leicht zu lichten, offenbarten mehr Marmorsäulen in verschiedene Farben und sie waren nicht verlassen. Mein Atem stockte, während mein Verstand versuchte den Anblick vor mir zu begreifen.

Ilea

Ich befand mich im Zentrum, wie ich den Ort der Erinnerungen nannte. Es war der Ort, wo ich gestern Roselyn gefunden hatte und ihr die Erinnerungen an ihre verstorbene Schwester zurückgebracht hatte. Die Bilder ihrer Erinnerungen flossen an mir vorbei. Erinnerungen, die jetzt in ihrem Geist erweckt wurden. Normalerweise wurde ich bei Berührung in eine spontane Erinnerung gezogen, an denen die stärkste Emotion haftete oder wenn es nicht vor langer Zeit geschehen war. Es sei denn ich suchte nach etwas, wie jetzt. Ich ließ die Bilder an mir vorbeifließen, widerstand ihren starken Sog. Ich musste viel tiefer in die Vergangenheit eintauchen. Die Bilder wurden langsamer, begannen immer mehr zu flackern und dann zu verblassen. Dann war nur die Dunkelheit. Blind tastete ich mich voran und stieß plötzlich gegen eine unsichtbare Barriere. Ich fröstelte, als ich dunkle chwingungen spürte. Diese Barriere war anders, als die Barrieren in Roselyn zuvor. Es erinnerte mich an die Barriere in meinem eigene Geist, als ich verflucht gewesen war. Dunkle Magie. Ich hob meine Hand und legte sie an der Barriere. Als hätte mich ein Blitz getroffen, wurde ich fortgestoßen und konnte mich einen Moment nicht mehr regen. Meine Gestalt begann zu flackern und ich musste mich konzentrieren nicht den Ort zu verlassen.


1 669

07.09.2021, 11:01

Cael

Es ist viel Zeit vergangen. Sehr viel Zeit. Während sich alles um mich herum verändert, bleibe ich bestehen wie die Flüsse, die in den Ozean münden. Blaue Orte wie diese sind etwas Besonderes. Sie sind vielfältig, sie haben viele Gesichter und ihre Launen sind unberechenbar. Wie das Leben. Wie die Geister. Wie ihre Schatten. Es gibt sie inzwischen überall. In jedem Dorf, in jeder Großstadt, in jeder verborgenen Höhle… Wo die Menschen leben, ist ihre Vergangenheit nicht weit. Albträume bei Nacht, weinende Kinder, zwielichtige Gestalten in den Gassen und dunkles Blut, das hier und da vergossen wird. Die Gewalt hat zugenommen. Der Durst nach Macht. Egal was ich tue, egal wie viele Geister ich rette, die Zahl der Schatten wächst und wächst und wächst. Das Gefüge wird früher oder später kippen. Ich allein kann keine ganze Welt tragen. Meine Seele würde zerbersten und sie hat bereits tiefe Risse bekommen. An manchen Tagen kaum spürbar, an anderen die reinste Qual. Es wäre einfach sich dem Flüstern hinzugeben. Die geballte Energie der Schatten ist ein endloser Quell an Magie. Dunkler Magie. Ich kann sie verstehen, ich kann sie führen, aber was ich verlieren werde, ist ein zu hoher Preis.

Dieser Abschnitt ließ mich alles andere als kalt. Mitzuerleben wie jemand Gutes verrichtete und dauernd der Dunkelheit ausgesetzt wurde, bis solche Zweifel aufkamen, war schrecklich. Ich fragte mich, ob diese Person jemals eine Familie gehabt hatte. Bisher war niemand erwähnt worden. Keine Mutter, kein Vater, keine Geschwister und keine große Liebe. Nur ein einsamer Jemand, der durch die Weltgeschichte spazierte. Wenn ich nämlich einige für mich bekannte Ereignisse zeitlich einordnete, hatte dieser Jemand rund zweihundert Jahre gelebt. Von meinem Onkel wusste ich, dass es Wege gab das eigene Leben zu verlängern und jung zu bleiben. Er selbst hatte diese Magie für sich genutzt. Aber zweihundert Jahre? Sollte das nicht eher unmöglich sein?
Dann fiel mir die Geschichte vom König und Helden Thales ein. Die, die mir Tante Silia mal erzählt hatte. Er hatte Dinge über das Wesen der Magie gewusst, für die es noch heute keine Erklärung gab. Niemand wusste, wie er es geschafft hatte sein Leben um Jahrhunderte zu verlängern, aber wer dieses Tagebuch geschrieben hatte, gehörte definitiv zur anderen Sorte Magier. Mittlerweile war ich mir sehr sicher, dass es sich um Schattenmagie handelte, nur in ihrer reinsten Form, wie ich sie nicht kannte. Im Leben lernte man wirklich nie aus.

Imesha

Ich betrachtete das Deckengemälde voller Ehrfurcht, während mich meine Beine zum großen Sessel führten, auf den ich mich dann langsam setzte. All die lebendigen Farben, die Muster und Gestalten berührten etwas tief in mir. Es fühlte sich an wie einer dieser bedeutungsschweren Momente, wenn das Leben plötzlich Sinn ergab. Ich bekam den Sinn zwar nicht zu fassen, aber ich wusste, dass das hier sehr wichtig war. In dieser Bibliothek blieb nichts dem Zufall überlassen. Das gab es hier nicht. Diese Bilder mussten eine Antwort auf das sein, was ich mich seit geraumer Zeit fragte. Dass das etwas mit Drachen zu tun hatte, traf mich völlig unvorbereitet. Sie flogen kreuz und quer am Himmel, große, kleine, gefiederte, schlangenähnliche sowie majestätische Kreaturen. Atemberaubend schön. Einzigartig. So… echt. Es kam mir vor, als würden sie sich bewegen und mit ihnen die puderweißen Wolken. Ich meinte sanften Wind auf meiner Haut spüren zu können. Diverse Gerüche kitzelten in meiner Nase. Das Kribbeln von Freiheit im Bauch.
Ohne den Blick von diesen fantastischen Bildern zu lösen, legte ich mich hin und öffnete mich der summenden Magie in mir. Allerlei Farben explodierten vor meinen Augen. Ich schnappte überwältigt nach Luft, meine Finger klammerten sich am weichen Polster zu meinen Seiten fest. Mir blieb keine Zeit irgendwelche Gedanken zu formulieren. Sie wurden in die Ferne fortgetragen. Direkt zu den Drachen über mir, deren magische Fäden ich nun sehen konnte. In den schillerndsten Farbtönen und dermaßen eng miteinander vernetzt, dass ich nicht wusste, wo die Magie begann und wo sie endete. Sie alle bildeten eine Einheit und doch blieben sie einzigartig. Ich wollte am liebsten nach ihnen greifen, sie berühren, sie verstehen… Wie bei Chiku spürte ich eine tiefe Verbundenheit, die ich mir einfach nicht erklären konnte.
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07.09.2021, 19:32

Ryu

Sieben Drachen in unterschiedlichen Größen, Ausprägungen und Farben standen auf den Säulen, als wären sie ihr Podest. Die Säulen standen in einem Art Kreis und auf der höchste Säule, stand auch der größte Drachen, dessen Blick mich durchbohrte und mich beinahe in die Knien zwang. Mir fiel auf, dass sie alle leicht schimmerten, was mich an Roselyns geisterhafte Gestalt erinnerte. Waren sie auch Geister? "Ein Erdling!" "In ihm fließt das Blut von unserem verschwundener Bruder." "Freund oder Feind?" "Definitiv ein Feind!" "Lass mich ihn auffressen! Anders hat dieser Wurm es nicht verdient!" "Was hat ein Erdling hier zu suchen?" "Ist unser Hort in Gefahr?""Es hat ein Grund, dass er hier ist. Vielleicht hat er eine Botschaft von unserem Bruder." "Der Erdling könnte ein Auserwählter unseres Bruders sein." Die Stimmen ließen wie grollender Donner die Luft vibrieren und gleichzeitig waren sie klangvoll. Außer der Größte bewegten sie sich unruhig, dabei raschelten die Flügel leise wie Blätter und die intensive Blicke ließen mich vollkommen nackt fühlen. Im Hintergrund hörte ich noch ein Wispern in der Luft. Leises Geflüster, verborgen in dem Nebel. "RUHE!", der größte Drache breitete seine silbrige Flügel majestätisch aus und richtete sich in seine volle Größe aus. Schlagartig wurde es so still, dass man ein Nadel fallen hören könnte. Seine leuchtend, lilafarbene Augen fixierten mich und alles in mir schien zu erstarren. In diesem Moment wusste ich nicht mal, ob ich atmete. Sein Hals senkte sich, der mächtige Kopf kam mir immer näher und die uralte Macht, die von ihm ausging, erdrückte mich. Es kostete meine ganze Kraft auf meine Beine stehen zu bleiben. Heißer Atem wehte mir ins Gesicht, so heißt wie die flirrende Luft in der Wüste, die in der lodernde Sonne badete. "Erdling, nenn mir deinen Namen!", die Stimme klang alt. So unendlich alt. "Ich bin Ryu. Ryu Thyell-Herondale."

Ilea

Ich richtete mich wieder auf, als meine Gestalt sich wieder fester anfühlte und entschlossen trat ich an die Barriere. Ich würde jetzt nicht aufgeben. Roselyn hatte um meine Hilfe gebeten und die wollte ich ihr nicht verwehren. "Ich bin Ilea, die Hüterin. Du wirst dich mir beugen und Einlass gewähren. Denn dir steht nicht das Recht die Erinnerungen einzusperren, unheilige Magie!", ich kämpfte gegen die dunkle Kraft an und die Lotusblüte auf meinem Handrücken begann zu leuchten. Ich konnte in der Barriere ein Zucken spüren, als wollte sie vor meinem Licht weichen. Tief atmete ich ein und dann ließ ich meine Magie frei durch mich fließen. Immer mehr Licht brach aus meiner Hand heraus und schlängelte sich über die Barriere bis eine große Lotusblüte auf der Barriere leuchtete und einen Symbol freigab, der die Barriere hielt. Ich musste es brechen, damit ich zu der Erinnerung gelangte.


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08.09.2021, 14:10

Cael

Ich rieb mir die Stirn, denn dahinter vernahm ich leider ein allzu vertrautes Pochen. Entweder ich hatte zu konzentriert gelesen oder das alles ging mir viel zu nah. Vielleicht war es sogar beides. Seufzend klappte ich das Buch zu. Die restlichen Einträge würde ich später lesen. Viel war sowieso nicht übrig. Ich vermutete ein schlechtes Ende, wünschte mir aber ein gutes. Wäre es irgendeine fiktive Geschichte, würde es mich zumindest nicht so aufwühlen, aber ich wusste, dass das alles echt war. Jeder einzelne Satz war zum Greifen nah. Als hätte ich alles selbst erlebt. Die vielen Reisen, die flüsternden Schatten, die steigenden Sterbezahlen, die verirrten Geister und das drohende Unheil.
Ein kalter Schauder erfasste mich. Ein Teil von mir wollte das Ende dieses Tagebuchs lieber in der Dunkelheit zurücklassen. Mir war allerdings bewusst, dass ich es nicht durch Zufall gefunden hatte. Es gab einen Grund, warum ich es aus dem Regal gezogen hatte. Nachdenklich und mit gemischten Gefühlen betrachtete ich wieder den schmalen Einband. Es war schade, dass kein Autorenname zu lesen war. Nichts deutete auf die Identität der Person hin. Vielleicht fand ich es am Ende heraus. Vielleicht auch nicht. Keine Ahnung, was mir lieber wäre.

Imesha

Dass mein ganzes Sein auf dieses eine Deckengemälde fixiert war, merkte ich erst, als sich jemand mit einem tiefen Räuspern ankündigte. Ich zuckte kaum merklich zusammen, überrascht, dass Drasil plötzlich vor mir stand. Seine sturmgrauen Augen folgten meinem Blick nach oben, nur ganz kurz, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich lenkte. >Wie ich sehe, hast du den richtigen Ort gefunden, um nach Antworten zu suchen. Ein atemberaubend schönes Gemälde, nicht wahr?<
>Ja… das ist es. Trotzdem verstehe ich nicht, was ich damit anfangen soll. Ich meine… Drachen? Ist das nicht eher etwas für Ryu?< fragte ich irritiert. Da es seltsam war liegen zu bleiben, während der Halb-Yokai stand, setzte ich mich auf und sah ihn erwartungsvoll an. Er hatte offenbar mit meiner Frage gerechnet, denn seine Mundwinkel hoben sich leicht. Das Weiß seiner messerscharfen Zähne blitzte auf. >Mach dir um ihn keine Sorgen. Er wird den Weg zu den Drachen sehr schnell finden.< Mit dieser Antwort konnte ich nicht viel anfangen, aber seine Zuversicht genügte mir. Nachher würde ich Ryu sowieso sehen, dann konnten wir uns austauschen.
>Du hast gesagt, dass meine Eltern zwar nicht mehr am Leben sind, andere Verwandte hingegen schon. Wen hast du damit gemeint?<
>Die Schwester deiner Mutter, deine Tante, und ihre Kinder. Sie sind ungefähr in deinem Alter. Und dann noch der beste Freund deines Vaters. Ihr seid nicht blutsverwandt, aber er gehört trotzdem zur Familie. Du wirst es verstehen, wenn du ihre Geschichten hörst.< sagte Drasil in ruhigem Tonfall. Dass er ausnahmsweise nicht in Rätseln sprach, wusste ich zu schätzen, denn mir war es wichtig mehr über die Menschen zu erfahren, die einst Teil meines Lebens gewesen waren. Ob Drasil sie schon mal persönlich kennengelernt hatte?
>Wie soll ich mir ihre Geschichten anhören, wenn ich nicht weiß, wo sie leben? Ich kenne nicht mal ihre Namen…< gab ich zu bedenken und spürte erneut Frustration in mir aufsteigen. Drasil schüttelte langsam den Kopf. >Die Antworten sind größtenteils in dir verborgen. Du kennst sie alle. Und du wirst dich an sie erinnern. Es ist kein Zufall, dass eine Miko in dein Leben getreten ist. Ihr alle seid aus vielerlei Gründen miteinander verbunden. So wie die Drachen über deinem Kopf.<
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1 672

09.09.2021, 20:17

Ryu

Wieder erschollen die Stimmen, wie ein nährkommendes Gewitter und einziger Flügelschlag des silbrig-weißen Drachens genügte, um für Stille zu sorgen. "Du trägst den Namen eines Drachens und du trägst den Namen eines Verdammten", seine weiße Zähne blitzten auf. Lang und scharf. Er könnte mich mit einem einzigen Bissen verschlingen. "Meine Eltern gaben mir den Namen Ryu, weil ich vom heiligen Baum meiner Heimat auserwählt wurde und durch meine Adern halbdämonisches Drachenblut fließt. Ich trage ihn mit Ehre", antwortete ich mit eine feste Stimme. Seine Nüstern blähten sich auf und sog dann die Luft bis sie an meine Kleider zerrten: "Ich kann die Anderen leicht in deinem Blut riechen. Der Verlorene. Die leidende Brüder und Schwestern. Dein Vorfahre hat ein namenloses Verbrechen begangen und du glaubst du seist von unserem Bruder Ahi auserwählt, der in deinem Blut bebt? Dass du würdig bist diesen stolzen Namen zu tragen?" Er musste den Erzeuger meines Vaters meinen, denn einen anderen Reim konnte ich mir daraus nicht machen. Mein Vater hatte früher oft die Präsenz von zwei Drachen in seinem Inneren gespürt, die gegensätzlich gewesen waren. Ob sie gemeint waren? Und was bedeutete der Verlorene? Vielleicht die dämonische Seite? Ich ging auf einem Knie und senkte mein Kopf: "Es tut mir leid, welches Schicksal eure Brüder und Schwestern ereilt waren. Ich kann nicht rückgängig machen, was geschehen ist und ich gebe mein Wort den Namen in Ehren zu halten, damit eurer Bruder den Seelenfrieden finden kann. Der Vorfahre, der die grausame Tat begangen hatte, ist schon seit vielen Jahren vor meiner Geburt zu Asche geworden. Mein Vater trifft nicht die Schuld, denn wie eure Brüder und der Schwestern wurde er Opfer eines furchtbaren Verbrechens. Es ist eine traurige Wahrheit, dass dieser Verbrecher sein eigener Vater gewesen war. Doch wir sind nicht wie dieser Mann, wir handeln danach, was uns richtig erscheint, wir beschützen die, die wir lieben und würdigen die Magie, die uns gegeben wurde. Der Name Thyell hat eine neue Bedeutung gewonnen und ist nicht mehr der Name eines Verdammten. Und tief in meinem Inneren weiß ich, dass das Erben, das ich erhielt, Schicksal ist. Am Tag meiner Taufe hat eurer Bruder zu mir gesprochen und noch heute erinnere ich mich, wie er zu mir sagte: „Einst wurde ich gezwungen mich zu binden, doch heute wähle ich dich mit freiem Willen. In dir schlägt das Herz eines Drachens, Wairua (=Seelenverwandter).“ Ich hob wieder den Kopf und in meine Augen loderte der Blick eines Drachens. Ich spürte die Magie, die in meinem Blut bebte. Sie war ein Teil von mir und ich war ein Teil von ihr, es war ein unzertrennbarer Band. Die Luft vibrierte. Ich hörte ein Zischen, ein Grummeln, ein Brummen, ein Knistern und undeutliches Geflüster. Der Kopf des silbrig-weißen Drachen näherte sich mir und seine ausstrahlende Macht nahm mir das Atem. Hitze schlug mir entgegen und dann berührten mich die Nüstern am Stirn. Ich riss meine Augen weit auf, in mir brannte ein Feuer lichterloh, so hell wie noch nie zuvor und meine Knochen fühlten sich an, als würden sie schmelzen. Bilder rasten vor meine innere Augen vorbei, Schmerz zuckte immer wieder durch meinem Kopf und als ich glaubte, meine Sinnen würden allmählich verschwinden, löste sich der Drache von mir. Benommen schwankte ich, fand irgendwie mein Gleichgewicht zurück und versuchte mich weiter auf den zitternde Beine zu halten. Meine Seele fühlte sich noch entblößter an, als zuvor. Der Drache hatte bis in den tiefsten Winkel meines Seins geschaut, ihm war nichts verborgen geblieben. Kannte meine Geheimnisse, meine Gedanken, meine Gefühle, meine Erinnerungen. Er wusste, wer ich war. Welche Seele in mir ruhte. Und sein Blick ging noch viel tiefer, er hatte den Geist seines Bruders gesehen und seine Geschichte gelesen. „Er spricht die Wahrheit“, lautete das Urteil des großen Drachens und breitete dabei seine Flügel aus: „Ahi, möget unser Bruder ewig am Himmel leuchten, hat den Erdling zu seinem Wairua auserwählt. In ihm schlägt das Herz eines Drachens, heiße unseren neuen Bruder willkommen.“ Alle Drachen breitete ihre Flügel aus und gaben von sich einen melodischen Brummen, das mein Herz laut Pochen ließ. Das Blut brodelte heiß in meine Adern. „Wairua Ahi, ich schicke dich in deine Welt zurück. Dieser Ort ist nicht für Sterbliche geformt. Brauchst du uns in deine größte Not, so rufe nach uns und wir werden dir die Kraft geben. Doch bedenke, es wird dich verzehren, so handle weise. Suchst du Rat, bitte um Einlass und wir werden ihn dir gewähren. Doch bedenke jeder Besuch kann für dich schwerer werden wieder zurückkehren zu wollen. Möget Ahi über dich wachen, Erdling.“ Luft mit einem süßen Duft strich über meinem Gesicht und alles um mich herum begann sich zu verschwimmen….

Benommen öffnete ich meine Augen und hatte das Gefühl viele Jahren fort gewesen zu sein, aber gleichzeitig waren nur Sekunden vergangen. Ich lag nicht auf dem Boden, wie ich es vermutet hatte, sondern stand immer noch direkt vor dem Regal und meine Hand vor mir ausstreckend. Aber meine Hand umschloss keinen verlaufenen Gegenstand, er war weg. Stattdessen brannte mein Unterarm und als ich ihn umdrehte, sah ich unter meiner Haut etwas Goldenes schlängeln. Als es zur Ruhe kam, offenbarte es sich als einen schlangenähnlichen Drachen, der sich in der Nähe des Handgelenks wie ein Armband um meinem Arm gewunden hatte. Ich betastete die Stelle, es fühlte sich unnatürlich glatt an. Als hätte Jemand flüssiges Gold direkt unter meiner Haut injiziert. Dann nahm ich die Hitze in meinem Körper wahr. Sie wütet in mir, brachte mein Blut zum brodelnd und meine Magie summte stärker als sonst. Auf meinem Rücken fühlte es sich an, als würde das Tattoo sich bewegen, als würde es lebendig werden. Das Licht in der Umgebung stach in meine Augen, ließ leuchtende Punkte vor mir tanzen und ich kniff meine Augen leicht zusammen. Vor mich hintastend verließ ich die Bibliothek und meine Füße trugen mich unbewusst in meinem Zimmer. Ich fragte mich nicht, warum es abgedunkelt war, sondern entkleidete mich und warf die Decke auf dem Boden. Nackt wie ich war ließ ich mich bäuchlings auf den kühlen Laken des Bettes fallen und augenblicklich versank ich in einem tiefen Schlaf.

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09.09.2021, 20:19

Ilea

All meine Sinnen waren auf dem Siegel konzentriert und ich tauchte tiefer in meiner Magie hinein. Mein Haar begann zu schweben, obwohl kein Wind wehte und die feine Härchen richtete sich auf meine Arme auf, als näherte sich eine Gewitterwolke. Meine Hand war vollkommen im strahlendes Licht eingetaucht und dann berührte ich den Siegel. Ich brauchte keine Worte. Meine Magie war mit meine Gefühlen und Gedanken verbunden. Der Siegel bekam Risse bis er schließlich brach und die dunkle Barriere in Scherben auf mich herabregnete. Doch dann wurde mein ganzer Körper von meinem Licht eingetaucht und die Scherben verwandelte sich in schimmernde Blütenblätter, die sich sanft auflösten. Ich konnte es kaum glauben, dass ich es alleine geschafft hatte und als ich stolz lächeln wollte, packte mich plötzlich ein heftiger Sog. Er riss mich in seinem Inneren und stieß mich beinahe gewaltsam in eine andere Zeit…

Roselyns Erinnerung

Wenn meine Mutter mich hier erwischte, würde sie mir die Ohren langziehen. Sie hatte mir mehrmals eingetrichtert, dass ich nicht nachts herumwandern sollte, weil es sich für ein Mädchen nicht geschickte. Aber ich mochte die Bibliothek des Palast am Liebsten zu der Nachtstunde, wenn alles still wurde und man glaubte der Raum des Wissens gehörte Einem ganz alleine. Endlich hatte ich das Buch mit den komplizierten Zaubersprüche gefunden. Ich wollte meinem Vater beweisen, dass ich schon für die höhere Klasse bereit war. Es war mir schon immer leicht gefallen Zauberworte auszusprechen und sie umzusetzen. Worte, besonders Namen, hatten Macht und das war meine Fähigkeit. Ich konnte den Worte Macht schenken. Außerdem wollte ich einmal meine ältere Schwester Nesrin übertrumpfen, die schon in ihrem Alter als überragend galt. Wenigsten einmal in meinem Leben. Ich war nicht neidisch oder so, ich bewunderte sie sogar. Aber manchmal wollte ich auch die Bessere sein. War halt ein Schwesterding. Ein Geräusch. Sofort schlug ich das Buch zu, schob es zurück an seinem Platz und löschte das Licht. Gut, dass ich schon längst die Verschleierung beherrschte. So konnte ich mich und meine Aura verbergen. Ich hatte nämlich keine Lust auf Standpauke und schon allein der Gedanke daran ließ meine Augen rollen. Es aber kein Wache, Nesrin oder meine Eltern. Es war Oda. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und unterdrückte einen kalten Schauder. In seiner Nähe wurde es mir immer kalt und meine Instinkte riefen mir ich sollte vor ihm fliehen. Etwas stimmte mit diesem unheimlichen Kerl nicht. Und was machte er zu dieser Nachtstunde in der Bibliothek? Ich meinte, ich hatte ihn bisher nie hier herumlungern gesehen. Außerdem sah es ziemlich verdächtig aus, wie er aufmerksam umschaute, als wollte er sichergehen, dass er alleine war. Obwohl mir meine innere Stimme sagte, ich sollte verschwinden, wo ich noch die Chance hatte, war meine unverbesserliche Neugier viel zu groß. In ausreichender Abstand, man wusste ja nie, wann der Zauber einem versagte, folgte ich ihm. Seine Lampe leuchtete sehr schwach, er wollte definitiv nicht entdeckt werden. Oda ging durch den ganzen Raum bis er vor einer Wand stand und ihn anstarrte. Fast hätte ich einen enttäuschten Geräusch von mir gemacht. Von einem unheimlichen Kerl, der scheinbar was im Schilde führte, hatte ich mehr erwartet, als das Bild an der Wand zu bewundern. Aber dann legte er eine Hand auf einem Stein und murmelte fremde Worte. Diesmal fröstelte ich stärker. Schwarze Magie. Das hier fühlte sich nach schwarze Magie an. Das war verboten und gefährlich. Aber im Palast durfte sowas nicht geben! Das würde der ehrwürdige Kaiser niemals zulassen! Der Boden bebte und mit großen Augen sah ich, wie sich ein Teil des Bodens öffnete. Eine geheime Treppe! Oda verschwand im Loch und bevor ich vernünftig wurde, folgte ich ihm schnell, bevor der Boden sich wieder verschloss. Es war stockduster und mein Herz raste. Das hier fühlte sich falsch an. Alles fühlte sich falsch an. Als dürfte dieser Ort nicht geben. Etwas Unheilvolles war hier. Und obwohl mir die Beine schlotterten, ging ich den dunklen Gang weiter bis ich einen Raum erreichte. Oda stand vor einem mächtigen Spiegel mit schwarzem Rahmen und bei seinem Anblick erstarrte ich vor Angst, die mich plötzlich befiel. Etwas ganz Dunkles ging von diesem Gegenstand aus. Etwas, was niemals an die Oberfläche durfte. „Ich rufe dich, o, mächtiger Herrscher der Dunkelheit!“, dröhnte die Stimme von Oda. In seinem Gesicht lag etwas, was mein Herz stocken ließ. Da war was Finsteres in seine leblose Augen und ein unstillbarer Hunger. „Ich habe schon auf dich gewartet, Menschensohn mit den Herz des schwarzen Drachens“, eine Gestalt erschien auf der Spiegelfläche und in diesem Moment vergaß ich meine Deckung. Ein Schrei zerriss die Stille, es war meine eigene Stimme. Glühende Augen eines Ungeheuers sahen mich an und alles wurde schwarz….


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10.09.2021, 11:43

Cael

Ich ließ das Buch auf dem Tisch liegen und stand auf, um mir die Beine zu vertreten. Ob Ilea es inzwischen geschafft hatte Roselyns Erinnerungen zu wecken? Hatten sie weitere wichtige Informationen gefunden? Auch wenn ich Ivoli fragen könnte, wie der Stand der Dinge war, so wollte ich die Neuigkeiten von den beiden Frauen hören. Hauptsache, Ilea schwebte nicht in Gefahr und behielt die Kontrolle über die Situation. In fremde Erinnerungen hinabzutauchen, klang zumindest nicht nach einem Spaziergang. Es war mit Risiken verbunden, wie alles, was den eigenen Geist und den von anderen betraf. Wenn dann noch böse Energien oder finstere Schatten involviert waren… das machte das Ganze überaus gefährlicher. Ileas Traumdämon hatte mir damals genug Sorgen bereitet. Manchmal fühlte es sich an wie gestern, als ich gegen ihn gekämpft hatte, um Ilea dabei zu helfen Abschied von ihrer ersten Liebe zu nehmen. Möge seine Seele nun in Frieden ruhen.
In den letzten Wochen war wirklich viel passiert. Mehr als in meinen fünfundzwanzig Jahren. Wenn wir irgendwann in meine Welt zurückreisten, würde es mich eine gefühlte Ewigkeit kosten meiner Familie Bericht zu erstatten. Bis dahin würde nämlich noch mehr passieren, so viel stand fest. Hoffentlich mehr Gutes als Schlechtes. Wie die Zeit hier in der Bibliothek. Sie gehörte definitiv zu den guten Zeiten.

Imesha

Ich sah wieder hinauf zur Decke und musterte die Drachen nachdenklich. >Wurde das Bild von jemandem gemalt oder ist es auf magische Weise erschienen?< Es war erstaunlich, wie lebendig die Farben wirkten und wie eng die Fäden miteinander verwoben waren. Dadurch wirkte das Deckengemälde mehr wie ein Teppich aus bewegten Bildern. Je länger mein Blick darauf verweilte, desto schwerer wurde es mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Selbst meine jahrelang antrainierte Wachsamkeit ließ nach. Nur so ließ sich Drasils unbemerktes Auftauchen erklären.
>Weder noch. Es war ein Geschenk deiner Familie, von deiner Mutter, um genau zu sein. Es ist knapp ein Jahrtausend alt. Älter als ich.<
Diese klare Antwort riss mich tatsächlich vom Bild los. Ich sah Drasil aus großen Augen an. >Meine Mutter hat es dir geschenkt?<
>Nicht mir, sondern der Bibliothek. Eine wertvolle Spende, um das darin verborgene Wissen sicher zu verwahren. Ich vermute, dass du aus eigener Erfahrung weißt, wie machthungrig der Mensch heutzutage ist und welch dunklen Wege beschritten werden, um seine Ziele zu erreichen. Aus diesem Grund befindet sich dieser Schatz genau hier.< Ich konnte die Bedeutung seiner Worte tief in mir spüren. Als wüsste ich, wovon er sprach. Als könnte ich ihm erklären, warum dieses Bild so bedeutsam war, dass es ein Geheimnis bleiben musste. Sah ich es vielleicht nicht zum ersten Mal? Spürte ich deswegen dieses aufgeregte Kribbeln?
>Kannst du… kannst du mir mehr von meiner Mutter erzählen? Oder von meinem Vater?<
Drasils sturmgraue Augen wurden eine Spur dunkler, er stieß einen tiefen Seufzer aus. >Es liegt nicht an mir dir mehr über sie zu erzählen. Das überlasse ich deiner Familie. Ich kann dir lediglich dabei helfen, deine eigene Magie besser zu verstehen.< Ein Stich der Enttäuschung durchfuhr mich. Ich hätte lieber mehr über meine Eltern erfahren. Sie waren mir wichtiger als meine Magie, ich vermisste sie und wollte mich ihnen näher fühlen.
>Ich weiß, dass das schwer für dich ist. Und dass du dich verloren fühlst. Aber du wirst deine Antworten finden, das versichere ich dir.< sagte der Halb-Yokai sanft, während ich das Brennen in meinen Augen unterdrückte. Ich hatte jetzt keine Zeit für einen weiteren emotionalen Ausbruch. Ich musste alles in Erfahrung bringen, was mir in irgendeiner Art und Weise helfen könnte. >Dann verrate mir bitte, welche Magie in mir schlummert und was die Tätowierung an meinem Nacken zu bedeuten hat.< Unbewusst fasste ich an die Stelle, auf der Suche nach einer Unebenheit oder einem vertrauten Stechen, doch ich fühlte nur Haut und den Ansatz meines Haares. Es pulsierte keine Magie dort. Bevor wir diesen Ort gefunden hatten, hatte es sich auf die unbequemste Weise bemerkbar gemacht, doch seit Tagen… nichts mehr.
Jetzt nahm Drasil doch neben mir Platz und zeigte mit seinem klauenbesetzten Zeigefinger an die Decke. Zurück zum Geschenk meiner Mutter. >Du siehst die Magie in ihrer reinsten Form. Fäden, die in ständiger Bewegung sind. Einige sind lose, andere sind enger miteinander verknüpft. Sie unterscheiden sich auch farblich voneinander. Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass jede Farbe eine Bedeutung hat. Rot steht beispielsweise für…<
>Feuermagie.< beendete ich seinen Satz. >Oder für magisch versiegelte Versprechen.< fügte Drasil mit einem kleinen Schmunzeln hinzu. >Der Farbton ist aussagekräftiger. Genau wie das Muster, wenn mehrere Fäden miteinander verknüpft sind.< Er neigte leicht den Kopf, diesmal mit einem Funkeln in seinen Augen. >An welche Handwerkskunst erinnert es dich, wenn du große gewebte Flächen siehst?<
Ich runzelte nachdenklich die Stirn und suchte in meinem Gedächtnis nach einer passenden Erinnerung. >Hm… vorhin dachte ich an einen Teppich. Ans Weben.<
>Das hast du richtig erkannt. In vielen Kulturen würde man deine Art als Magieweber bezeichnen. Das ist deine Begabung. Wie beim Weben stehen dir die Materialien zur Verfügung, um etwas nach deiner Vorstellung zu erschaffen. Sei es ein einfacher Zauber, ein Schwur oder ein Fluch. Dir steht die Welt der Magie völlig offen. Und die Drachen waren die Ersten, die diese Kunst perfektioniert haben.<
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10.09.2021, 20:11

Ryu

Vor mir waberte ein Meer aus flüssigem Feuer und meine Lunge brannte von der Hitze. Ich stand auf einer pechschwarzen Steinplatte, geformt von dem Lava. Die feurige Landschaft war in Dunst eingetaucht, sodass ich nicht erkennen konnte wo ich mich befand. Vielleicht war ich in einem Vulkan oder in einer Lavalandschaft, wo keine Menschenseele lebte. Vor mir begann sich die rot glühende Oberfläche zu wölben und zäh rann das Lava von dem erscheinender Körper hinunter. Es überraschte mich, dass es ein Drache war und als die flammengoldene Augen mich mit einer Intensität anblickten, wusste ich instinktiv es war Ahi. Der Drache, der mich auserwählt hatte. Sein imposanter und dennoch schlanker Körper ließ mein Kopf leicht in den Nacken sinken, die Schuppen glänzten wie tiefrote Rubine und die gefiederte Flügel ragten majestätisch in die Höhe. Da würde jede Harpyie neidisch werden. Die Krallen seiner Vorderbeine, die mich ein wenig an scharfen Krallen eines Raubvogels erinnerten, rammten in die Kante der Steinplatte und Rauchfaden kringelte aus seine Nüstern. Ich fragte mich ob es Zufall war, dass er meinem Tattoo auf meinem Rücken ähnlich aussah und ob das Harpyieblut in meine Adern ebenfalls eine kleine Rolle spielte. Eines stand fest, er war wunderschön und furchteinflößend zugleich. Ein ungezähmtes Wesen, das man niemals in Gefangenschaft nehmen durfte.Es würde einem Frevel gleichkommen. "Ahi", flüsterte ich seinen Namen in voller Ehrfurcht. Er senkte sein Kopf, zwei dünnen flammengoldene Hörner ragten über dem Hinterkopf aus und an beiden Seiten waren stachelige, überstehende Haut, die mich an Flossen erinnerte. Auf der Stirn waren feinen zahnartigen, flammengoldene Stacheln und sie wurden größer, je weiter sie nach hinten gingen. Nur die Rückenmitte, wo sich die zwei Flügel aufeinander trafen, waren frei von den Stacheln und zum schlangenähnlichen Schwanz hin wurden sie wieder kleiner. Die Schwanzspitze sah wie eine lodernde Flamme aus und nur aus näheren Hinsehen sah man, dass es haarigen Bestandteile besaß. Sein heißer Atem strich über meinem Gesicht und ich legte eine Hand auf seine warme Nasenspitze. "Wairua", ertönte eine tiefe, melodiöse Stimme in meinem Kopf und ich konnte die enge Verbindung zwischen uns spüren.

Ilea

Keuchend riss ich meine Augen weit auf, als ich zurück in meinem Körper taumelte und dann begann er unkontrolliert zu zittern. Ich konnte immer noch den bösen Blick auf mir spüren, als hätte er auch mich sehen können. Was natürlich nicht sein konnte. Ich konnte immer noch diese Dunkelheit fühlen, deren Finsternis Einem zum Ersticken drohte. Ich spürte den Schrecken tief in meine Knochen. Er war der Albtraum aller Albträume. Er war das personifizierte Böse. Bleich starrte ich Roselyn an. Sie sah aschfahl aus und in ihrem Gesicht stand das Entsetzen geschrieben. Sie hatte ihre Arme um den Körper geschlungen, als würde sie frieren. Geister konnte nicht frieren. Aber die Kälte kam auch nicht von außen. "I-ivoli, Cael", brach ich hervor und versuchte tief einzuatmen, denn meine Kehle fühlte sich viel zu eng an. Es war eine furchtbare Entdeckung und verzweifelt fragte ich mich, ob wir überhaupt eine Chance gegen dieses Wesen hatten mit dem Kaiser Oda sich verbündet hatte. Ich hatte seine Macht gespürt. Sie war älter als alles anderes was ich bisher kannte und stärker als alle Dämonen zusammen.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Feder« (10.09.2021, 23:21)


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11.09.2021, 13:21

Cael

Gerade als ich mich setzen wollte, um das Tagebuch weiterzulesen, spürte ich ein vertrautes Ziepen in meinem Geist und Ivolis Ruf. Schneller als für einen normalen Menschen möglich eilte ich los, rannte an den Regalreihen vorbei und durch den unterirdischen Tunnel hinaus ins Freie. Zum Glück war der Ort, wo sich die beiden Frauen befanden, ganz in der Nähe. Ich brauchte nicht lange, um sie zu erreichen. >Was ist passiert?< rief ich alarmiert.
Ilea und Roselyn standen sich gegenüber, Schock stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Schock und... Panik. Mein erster Impuls war Ilea direkt in meine Arme zu ziehen, doch Ivoli riet mir mich zunächst um Roselyns erstarrtes Wesen zu kümmern. Sie schien zu frieren. Ich dachte nicht lange nach. Reine Magie floss aus meinem Zentrum in den rechten Arm, sammelte sich in meiner Hand und dann berührte ich ihren Geist an der Stirn. >Du bist hier, nicht dort. Sieh ins Licht, nicht in die Schatten.< wies ich sie mit ernster Stimme an.
Anschließend glitt mein Blick zu Ilea. Ich machte mir Sorgen, denn was ich in ihren geweiteten Augen sah, gefiel mir nicht. >Was hast du gesehen?<

Imesha

Magieweber... Es war ein seltsames Gefühl endlich einen Namen für das zu haben, wozu ich fähig war. Dass es sich um Magie handelte, die von Drachen stammte, erstaunte mich allerdings am meisten. Ich hatte meine Fähigkeiten nie für etwas Besonderes gehalten. Sie hatten mir in vielerlei Hinsicht geholfen, mehr nicht. >Willst du mir damit etwa sagen, dass meine Magie so alt ist wie die Drachen?< Ehrfurcht schwang in meiner Stimme mit. Mein Verstand hatte Schwierigkeiten diesen Gedanken zu greifen und festzuhalten. Er war zu surreal. Zu... groß.
Drasil lehnte sich entspannt zurück und sah mich direkt an. >Ja. Die Drachen waren es, die diese Magie auserwählten Menschen beigebracht haben. Daraus ging eine neue Kultur, ein neues Volk hervor. Es herrschte tiefes Vertrauen zwischen Drache und Magi, aber wie die Geschichte dieses Landes dich gelehrt hat, geht nicht alles gut aus.< Ich konnte Bedauern heraushören, vielleicht sogar bittere Enttäuschung. Mehr als einmal hatte ich mich gefragt, wer Drasils Eltern gewesen waren. Ob die Geschichte seiner Familie ebenfalls weit in die Vergangenheit zurückreichte. Ich selbst konnte immer noch kaum glauben, was er mir gerade offenbart hatte. Eine Zeit, in der Drachen und Menschen friedvoll zusammengelebt hatten. >Was ist passiert?< fragte ich vorsichtig.
>Machthunger und Verrat. Es ist immer dieselbe Gier, die in den Schatten lauert und auf den richtigen Moment wartet, um den Frieden zu zerstören.< Er schüttelte langsam den Kopf. >Versteh mich nicht falsch. Nicht nur vereinzelte Magi tragen die Schuld an dem, was damals schiefgelaufen ist. Auch Drachen haben Fehler begangen. Sie sind nicht unfehlbar wie die meisten glauben. Die Dunkelheit kann alles und jeden befallen.<
>Ist das der Grund, warum sie endgültig verschwunden sind?< Ich dachte an das, was Ryu mir mal erzählt hatte. Dass die Drachen sich einen anderen Ort ausgesucht hatten, um dort ein neues Leben zu beginnen. Fernab jeder Zivilisation. Nur für sich allein. Es musste etwas wirklich Schlimmes passiert sein, um sie zu dieser Entscheidung zu treiben.
>Ich vermute ja. Leider gibt es kaum Hinweise darauf, was genau vorgefallen ist. Die Drachen haben sehr gute Arbeit geleistet absolut nichts zu hinterlassen... bis auf ein paar Ausnahmen. Nicht alle konnten und wollten ihre Verbündeten zurücklassen. Einige von ihnen liebten ihren Menschen zu sehr, um einfach so zu verschwinden. Auf diese Weise blieb ihre gemeinsame Zeit erhalten. Magieweber überlebten. Die Magie, die heute in deinen Adern fließt.<
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1 677

11.09.2021, 22:48

Ryu

"Es ist lange her, als ich meinen wahren Namen hörte. Die Erdlinge nannten mich Phönix", er hob seinen Kopf und einen Moment schien sein Blick in die Ferne zu streifen. Währenddessen verarbeitete mein Kopf die neue Information. Man hatte ihn Phönix genannt? Nach dem mythischen Feuervogel? Ich musterte seine Gestalt, aus der Ferne würde man ihn tatsächlich für ein brennendes Vogel halten können. Der Phönix war eine uralte Legende, es gab nie Beweise, ob er existierte oder nicht. Es gab nur den Glauben, wie in den vielen mythischen Dingen. Konnte es sein, dass vor mir der Phönix aus den Sagen stand? Für den Forscher in mir wäre es eine unglaubliche Entdeckung. Aber etwas in seinem Blick ließ mich zögern ihn danach zu fragen, stattdessen fragte ich: "Wo sind wir hier?" "Es ist der Ort in dir, an dem sich unsere Seelen treffen. An dem sich unsere Magie eins wird", antwortete Ahi. Ich ließ meine Augen über die feurige Landschaft gleiten. Dieser Ort existierte in meinem Inneren? Vielleicht war das hier die Quelle meiner Feuermagie. Der eigene Geist konnte eine Welt sein. "Wenn du Seelen sagst, wo ist dein Körper? Wie kam es zu dieser Verbindung? Hat es mit meinem Vater zu tun? Ich erinnere mich, dass die zwei Drachengeister in ihm anderen Namen tragen", erkundigte ich mich. Ich wollte es verstehen und ich wollte es wissen, was mein Vorfahre damals getan hatte. Ein Grollen kam aus dem tiefen Inneren des Drachens und seine Augen glühten, erinnerten mich daran, dass er ein ungezähmtes Wesen war. "Mein Körper liegt versteinert in Ketten an einem Ort. Ich bin weder tot, noch lebendig. Doch an jenem Tag, als du den göttlichen Segen erhieltest, spürte ich den Wind und es trug mein Geist zu dir. In deine Seele erkannte ich mich selbst und ich erwählte dich. Mein Geist kann in dir wohnen und ohne mich würdest du nicht als Drachen wandeln können, du hättest nur die Fähigkeiten erhalten. Einen Drachengeist kann man nicht vererben, man wird auserwählt oder durch einen schmutzigen Ritual an einem Körper gebunden wie es bei deinem Vater getan wurde." An seine Flanken erschienen plötzlichen Flammen, züngelte sich an seinem Körper entlang: "Mein Bruder musste unendliche Qualen durchlitten haben. Doch der Andere war längst ein Verlorener, sein verdorbenes Herz hätte niemals in eine unschuldige Seele versiegelt werden dürfen. Das ist widernatürlich. Und ohne mein Bruder wäre dein Vater wie seine Mutter gestorben und seine Seele zersplittert." Ich schluckte schwer. Es gab Grenzen und Gesetze, die uns die Natur setzte. Doch mein Vorfahre wollte den Allmächtigen spielen und hatte durch sein krankhaftes Experiment ein großes Verbrechen begangen. Sein Machtgier hatte nicht mal vor sein eigenes Fleisch und Blut Halt gemacht, das nicht mal geboren wurde und schon gar nicht vor heiligen Wesen wie Drachen. "Und was ist dir widerfahren? Ich habe immer wieder diesen einen Traum, wie du zurück in meine Welt geflogen warst, um den Ruf eines Mädchens zu folgen", erzählte ich es ihm. Die Flammen erloschen und da war ein tiefer Schmerz in seine Augen. "Ich habe einen Wunsch, Wairua. Wenn du deine Aufgabe, die dir das Schicksal ausgesucht hat, erfüllt hast, befreie meinem Körper aus seiner Gefangenschaft. Dann kann mein Geist endlich zu den Gestirne fliegen, wo mich meine verstorbene Brüder und Schwestern empfangen werden. Und wo ich endlich wieder an der Seite von meiner Kaiwhiwhi (=Gegenstück) weilen kann", den letzten Satz sprach er leise und voller Sehnsucht. Es war nicht die Antwort auf meine Frage und ich respektierte es. In diesem Moment wirkte der Drache plötzlich sehr alt und sehr einsam. "Ich gebe dir mein Wort", ich hatte den anderen Drachen versprochen, dass ich dafür sorgte, dass Ahi seinen Seelenfrieden fand und ich wollte dieses Versprechen halten. "Ich habe immer geglaubt Drachen seien unsterblich", gestand ich ihm schließlich. "Wir können ein langes Leben führen, ein Leben, dass jedes anderen Leben überdauern kann und eure Vorstellung von Unsterblichkeit ist. Unser Makutu (=Magie) ist eine unerschöpfliche Quelle. Aber es bedeutet nicht, dass wir unverwundbar sind. Was verwundbar macht, das kann auch verletzen oder töten."

Ilea

Auch ich schlang jetzt die Arme um meinem Körper und schaffte nicht das entsetzliches Bild aus meinem Kopf zu bannen. Diese glühende Augen, in denen bodenlose Finsternis lauerte, ließen mich nicht los. Ich nahm nicht wahr, dass Cael erschien und erst als er mich ansah, während seine reine Magie noch in der Luft vibrierte, wurde mir seine Anwesenheit bewusst. Ich öffnete den Mund, schloss ihn wieder und rang dann nach Luft. Wie konnte ich es in Worte fassen? Stumm schüttelte ich den Kopf und bedeckte verzweifelt mein Gesicht in Händen. Stattdessen antwortete Roselyns zitternde Stimme: "Kaiser Oda hat sich mit eine dunkle Macht verbündet, den er Herrscher der Dunkelheit nannte. Es ist mehr als nur eine dämonische Kreatur, es ist das abgrundtiefe Böse und bodenlose Finsternis, der Albtraum aller Albträume. Wenn dieses Wesen in die Welt gesetzt wird, wird das unser Untergang sein. Und....als es sprach.....sprach er Kaiser Oda als Menschensohn mit dem schwarzen Drachenherz an."


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12.09.2021, 13:44

Cael

Ilea brachte kein Wort heraus und das schürte die Sorge in mir. Sie verhielt sich, als fürchtete sie sich das zu beschreiben, was sie gesehen hatte, deshalb war ich froh, dass zumindest Roselyn es schaffte Licht ins Dunkle zu bringen. Natürlich gefiel mir nicht, was sie mir berichtete. Ganz und gar nicht. Kaiser Oda und das personifizierte Böse? Ein Mensch mit dem dunklen Herz eines Drachen? Das klang nach dem sicheren Ende dieser Welt. Nach dem Krieg, den meine Eltern geführt und nur mit Hilfe der Animagi gewonnen hatten. Animagi, die es hier nicht gab. Wenn das, was die beiden Frauen gesehen hatten, tatsächlich der Wahrheit entsprach, hatten Ryu und ich eine unmögliche Aufgabe übertragen bekommen. Wir waren stärker als so manch einer vermutete, stark genug, um ganze Städte auszulöschen, aber unbesiegbar waren wir schon mal nicht. Auch wir hatten unsere Grenzen. Wir würden mehr Hilfe benötigen als bloß das kleine Grüppchen, das wir waren. >Zunächst ist es wichtig die Ruhe zu bewahren. Dem größten Übel in die Augen zu blicken, erschüttert einen bis in die Knochen, aber momentan sind wir in Sicherheit und uns geht es gut.< erinnerte ich die beiden. Man durfte sich in solchen Momenten nicht der Panik hingeben. Daraus ließen sich keine Lösungen formen.
Ich senkte meine Hand und betrachtete Roselyn kurz, um sicherzugehen, dass ihre Gestalt wieder normal wirkte. Ohne Flimmern, ohne Zittern. Dann widmete ich mich Ilea, indem ich vor sie trat und sie schützend in meine Arme zog. Ich wollte ihr die Spannung vom Schock nehmen.

Imesha

Ich ließ die neuen Informationen langsam in meinen Geist einsickern und blickte auf meine ineinander verschränkten Finger hinab. Es hatte also einige Drachen gegeben, die ihren Bund mit ihren auserwählten Menschen als wichtiger empfunden hatten, als sie zu verlassen. Wie fühlte es sich wohl an solch einen Bund einzugehen? Wie wurde dieser geschlossen? Gab es diese Verbindung überhaupt noch?
>Deine Mutter war eine Magieweberin, von ihr hast du diese einzigartige Kunst erlernt. Leider gibt es inzwischen nur sehr wenige, die sie beherrschen, deshalb ist es wichtig, dass du dieses Erbe am Leben erhältst. Nicht jeder Nachwuchs besitzt die nötigen Voraussetzungen, um Magie zu weben. Es passiert sogar eher selten, dass man damit geboren wird ohne einen Bund mit einem Drachen eingegangen zu sein. Deshalb gelten Magieweber als fast ausgestorben.<
Ich schluckte schwer. Meine Mutter hatte mir diese Magie vererbt. Das Einzige, was mir offenbar von ihr geblieben war. >Das ist eine ganz schön große Verantwortung für jemanden wie mich. Ich weiß nicht, ob... ich das schaffe.<
Drasil schüttelte ernst dreinblickend den Kopf. >Sei dir versichert, dass jede Faser deines Seins mehr als bereit ist dein volles Potenzial zu entfalten. Die Tätowierung ist der erste Schritt. Sie ist der Beweis dafür, dass deine Kräfte erweckt werden wollen. Das Symbol bedeutet nichts weiter als die Vereinigung aller magischen Elemente. Alles ist miteinander verknüpft und du stehst im Zentrum, dazu fähig die Stränge zu halten und Neues zu erschaffen, wenn du dich eingehend damit befasst.< Er erhob sich vom Platz neben mir, griff in die Innentasche seines Umhangs hinein und hielt mir anschließend eine Schriftrolle hin, die mit einem hellroten Band zusammengehalten wurde. >Diese Bibliothek besitzt nur dieses eine Schriftstück, das dir helfen wird das Magieweben besser zu verstehen. Es sind auch einige Beispiele darin enthalten. Auch wenn du gelernt hast vorsichtig mit deiner Magie umzugehen, so zögere nicht länger. Dies ist ein guter Ort, um dich neu zu entdecken. Teste deine Fähigkeiten, sei mutig.<
Ich atmete zittrig aus, während ich die Schriftrolle wie einen kostbaren Schatz zwischen meinen Händen hielt. Mein Herz klopfte etwas aufgeregt. Mehrere Gefühle tobten in mir. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich mehr über mich und die Geheimnisse dieser Welt erfahren, dass ich das erstmal in aller Ruhe verarbeiten musste. Ich wollte nicht voreilig handeln. Ich musste vernünftig an die Sache herangehen. Und ich wollte mit Ryu darüber reden. Ich wollte seine Meinung dazu hören.
>Er ist in seinem Zimmer.< beantwortete Drasil meine unausgesprochene Frage. Ich sah ihn irritiert an. Konnte er etwa meine Gedanken hören? >Eure Begegnung war kein Zufall. Dass du, eine Magieweberin, einen Mann mit dem Herzen eines Drachens getroffen hast, ist eine festgeschriebene Gegenwart und Zukunft. Ihr habt etwas Besonderes, dafür muss man kein Hellseher sein, um das zu erkennen.<
Diesmal klopfte mein Herz aus einem ganz anderem Grund. Ich wollte etwas erwidern, fand aber nicht die richtigen Worte. Stattdessen nickte ich langsam und stand ebenfalls auf. Jetzt wollte ich erst recht nach Ryu sehen.
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12.09.2021, 14:29

Ryu

Die Hitze begann in der Luft zu flirren, immer mehr Dunst stieg von dem brodelnder Lava und mein Blick verschwamm allmählich. "Dein Geist ist erschöpft, ruhe dich aus. Ich sehe viele Fragen in deine Augen, aber sorge dich nicht, du wirst deine Antworten finden. Jedoch bleiben manche Geheimnisse in ihrer Verborgenheit. Noch Eines, Wairua: finde deine Kaiwhiwhi und deine wahre Kraft wird sich dir offenbaren. Wir werden uns wiedersehen", verabschiedete sich der Drache und bevor ich noch etwas entgegen konnte, verschwand mein Geist von diesem Ort. Ich sank erneuert in einem tiefen Schlaf.

Ilea

Starke Arme legten sich um mich und ein vertrauter Duft stieg in meine Nase. Wärme hüllte mich ein, erinnerte mich daran, dass nicht nur die Kälte gab. Ich schmiegte mich enger an seinem Körper, der mir Schutz anbot und vergrub mein Gesicht in den weichen Stoff. Sein Herzschlagen hinter den Rippen spüren zu können, beruhigte mich. Dort war Leben. Mein verkrampfter Körper entspannte sich allmählich und ich bekam wieder Luft. Das Gesicht dieses Wesen war immer noch in meinem Kopf präsent, aber sein glühender Blick schien nicht mehr tief in meine Seele blicken zu können und ich war nicht mehr alleine diesem Schrecken ausgeliefert. Cael war bei mir und wenn er bei mir war, hatte ich oft das Gefühl alles würde irgendwie wieder gut werden, ganz gleich wie aussichtslos eine Situation erscheinen mochte. Er gab mir immer Hoffnung, zeigte mir, dass selbst in der dunkelste Ecke ein Lichtstreifen geben kann. Wieder atmete ich tief ein und dann hob ich langsam den Kopf, um Cael anzusehen. Nach diesem Erlebnis war es schön in einem Gesicht zu blicken, das wie die Sonne strahlen konnte.


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12.09.2021, 18:37

Cael

Sie entspannte sich in meinen Armen, was ein gutes Zeichen war. Besser sie fand Ruhe, anstatt in Panik zu geraten und sich den wildesten Fantasien hinzugeben. Natürlich war es schwer der Angst Einhalt zu gebieten, aber umgeben von den richtigen Menschen, konnte man damit leichter umgehen als völlig allein. In Roselyns Fall hatte auch etwas reine Energie nicht geschadet. Immerhin war sie ein Geist, der leicht anfällig für dunkle Energien war. Bei den noch Lebenden war es weitaus komplizierter.
Als Ilea den Kopf in den Nacken legte und sich unsere Blicke trafen, lächelte ich sie sanft an. Dann küsste ich sie zärtlich auf die Stirn. >Wir bereden nachher, was genau vorgefallen ist. Zusammen mit den anderen. Selbst wenn Kaiser Oda unbesiegbarer erscheint, werden wir eine Lösung finden. Für jedes absolut Böse gibt es das absolut Gute, um es zu bekämpfen. So war es in meiner Welt und auch in einer anderen. Das Gute hat letzten Endes immer gesiegt.< Damit wollte ich nicht nur ihr, sondern auch mir selbst Hoffnung machen. Ich war kein angstfreier Mensch. Ich wusste, was Risiken bedeuteten, besonders seit ich in Valaris lebte. Hier geschahen leider viele schlimme Dinge.

Imesha

Erst als ich den Flur erreichte, fiel mir auf, dass ich die Schriftrolle immer noch in der Hand hielt. Eigentlich hatte Drasil uns angewiesen alles im großen Saal zurückzulassen, aber ich war dermaßen in Gedanken versunken gewesen, dass ich kurz zögerte. Er hätte mich vom Gehen abgehalten, oder nicht? Durfte ich die einzige Schriftrolle mitnehmen, die es zum Thema Magieweben gab? Ich seufzte leise, schüttelte über mich selbst den Kopf und klopfte zaghaft an Ryus Tür. Wenige Sekunden später schlüpfte Egon unter den Türrahmen hindurch und sah mit großen Augen zu mir hoch. Durch die Verbindung zu ihm erfuhr ich, dass Ryu tief und fest schlief. Wenn es nach ihm ginge, durfte ich eintreten, aber dem Kleinen gehörte das Zimmer nicht.
Wieder zögerte ich. Es überraschte mich selbst, wie sehr ich mich danach sehnte den Mann hinter der Tür zu sehen. Irgendwie beruhigte er mich... Er brachte das Chaos in mir zum Verstummen oder lenkte mich mit seiner bloßen Präsenz ab. Ein kurzer Blick würde dann wohl nicht schaden, oder? Egon kletterte indes an mir hoch und machte es sich auf meiner Schulter bequem. Er gurrte als Aufforderung, dass ich reingehen sollte. Was für ein freches Kerlchen! Meine Mundwinkel zuckten. Vielleicht machte ich mir zu viele Gedanken. Ryu würde es bestimmt nicht stören, wenn ich nach ihm sah. Bisher hatte er sich immer gefreut, wenn ich Nähe zu ihm gesucht hatte.
Dieser Gedanke brachte mich dazu doch noch die Tür einen Spaltbreit zu öffnen. Ich neigte den Kopf zur Seite, spähte hinein und riss die Augen auf.
Oh.
Er war nackt.
Wieso war er nackt?
Aus Höflichkeit wollte ich die Tür schnell wieder schließen, da kam mir der unsinnige Gedanke er könnte eventuell frieren. Darüber hätte ich am liebsten gelacht. Ryu und frieren? Er war ein wandelndes Lagerfeuer. Die letzte Person, der kalt werden würde, wenn man sie zurück in die eisigen Berge aussetzte. Trotzdem schlüpfte ich mit wild klopfendem Herzen ins Zimmer hinein, schloss die Tür, als würde ich etwas Verbotenes tun und schlich mich zum großen Bett, um nach der Decke zu greifen. Die ganze Zeit über diskutierte ich mit mir selbst, warum ich nicht einfach den Mann in Ruhe schlafen ließ. Den nackten Mann.
Immer wieder schielte ich zu seinem stattlichen Körper, zu den definierten Rückenmuskeln, den starken Armen und... einem wirklich hübschen Hintern. Sofort schoss Hitze in meine Wangen. Das ging nun wirklich zu weit. Ich bedeckte die untere Hälfte seines Körpers, weil ihm doch zu warm werden könnte und schluckte trocken. Egon gab ein Geräusch von sich, das sehr belustigt klang und kletterte wieder herunter, um zurück zu seinem Feuer zu gehen. Er hatte gewusst, dass Ryu nackt war und mich trotzdem dazu gedrängt reinzukommen. Soso. Das würde ich mir merken.
Meine Augen wanderten erneut zu Ryu. Er schlief immer noch ruhig. Seine sonst markanten Gesichtszüge wirkten weicher und ein paar längere Haarsträhnen hingen ihm ins Gesicht. Unwillkürlich streckte ich meine freie Hand nach ihm aus und strich die Strähnen vorsichtig zur Seite. Ein Lächeln zupfte an meinen Lippen. Am liebsten würde ich mich zu ihm legen, aber dafür fand ich doch nicht den Mut. Ich wollte nichts Unangebrachtes tun. Stattdessen beugte ich mich vor, hauchte einen Kuss auf seine Wange und schaffte leise Abstand zwischen uns, um ihn nicht zu wecken.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
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