Vielleicht hätte ich mir nicht vornehmen sollen Linos die Meinung zu geigen, wenn er wieder mal etwas total kindisches tat, das andere Leuten um ihn herum verletzte. Keine 5 Minuten später, ich hatte gerade die Augen wieder geöffnet, hatte er jemand anderen ein Bein gestellt. Kaum war ich aufgesprungen um Linos meine Meinung mitzuteilen, klingelte die Schulglocke das Pausenende an. Ich wartete kurz bis meine Freunde vorgingen und war doch etwas erleichtert, als Linos Freunde vorgingen. Er wollte wahrscheinlich noch die Sonne genießen. Doch an Genuss war schon lange nicht mehr zu denken.
"Was denkst du eigentlich wer du bist?! Falls du es noch nicht bemerkt hast - Es gibt noch andere Menschen auf dieser Welt als nur dich! Und im Gegensatz zu dir haben die Gefühle du Prolet! Deine Familie tut mir schrecklich leid! Kein Wunder, dass deine Mutter abgehauen ist, wenn du zu Hause genauso arrogant bist, wie du es hier zu deinen Freunden bist!", das "Freunde" sagte ich mit soviel Abfälligkeit, dass ich von mir selbst überrascht war. Meine Stimme war laut, klar deutlich und nicht im Entferntesten Unsicher. Dafür, dass ich zum ersten Mal überhaupt in der Schule laut gewesen war, war das doch schon ganz gut!

Das war doch wohl die Höhe!
Ich rannte ihm entrüstet hinterher und hielt ihn am Ärmel seines T Shirts fest.
"Jetzt hör mal zu, ja? Nur weil du dir einbildest, der coolst uns schönste Junge an dieser Schule zu sein, hast du noch lange nicht das Recht dazu andere Menschen, die etwas Besseres als du sind, runterzumachen, damit du dich besser fühlst, als du bist! Du bist so ein ... Kotzbrocken! Und ich habe keine schlechte Laune, aber wenn du nicht verkraften kannst, dass deine Mutter euch verlassen hat, weil ihr nicht gut genug für sie wahrt, dann lasse das gefälligst nicht an anderen aus! Fick doch so viele Mädchen, wie du willst, aber hör endlich auf andere derart zu belästigen!"

"Als ob ich sowas ekelhaftes und gefühlloses wie dich anfassen würde! Wovon träumst du noch nachts, außer von nackten Frauen! Ich werde garantiert nicht wegen sowas wie dir weinen, vor allem nicht, wenn du dir einbildest, dass du sooooo wichtig wärst! Du denkst doch auch nur, dass du Gott wärst! Das bist du aber nicht, du bist nicht einmal ein richtiger Mensch, du kannst ja nicht einmal LIEBEN! Vielleicht solltest du das Wort mal googeln, damit du auch weißt, wovon ich spreche! Denken ist ja nicht so bei dir!", schrie ich ihm so laut hinterher, dass er es noch ganz eindeutig hatte hören können. Ich war so wütend, dass ich jede Warnung vor ihn in den Wind schlug.

Ich war von mir selbst überrascht gewesen, wie laut ich geschrien hatte und vor allem, dass mir dieser Vorfall nicht einmal besonders nahe ging. Eigentlich machte ich mir normalerweise immer Gedanken, warum wer was gesagt hatte, aber heute war das nicht so. Ich ging mit Jo, einem ziemlich beliebten Jungen der sogar ein sehr hohes Ansehen beim Football hatte, lachend ins Klassenzimmer. Eigentlich war er in einer ganz anderen Klasse, aber nachdem wir uns auf dem Flur begegnet waren, hatte er darauf bestanden mich zum Klassenzimmer zu begleiten. Sehr netter und vor allem gut aussehender Junge! Er gehörte zu den heißesten Typen auf dieser Schule.
"Da wären wir.", meinte er lächelnd.
"Danke, dass du mich begleitet hast.", zwinkerte ich ihm zu. Zum 2 Mal starrten mich heute alle an. Ungewöhnlich. Nur weil Jo da war?! Es war mir etwas unangenehm, denn ich mochte es nicht im Mittelpunkt zu stehen. Dann nahm Jo meine Hand und führte sie zu seinem Mund. Er würde doch wohl nicht....! Oh Gott! Er tat es. Er hauchte einen Kuss auf meinen Handrücken, eine Geste die gar nicht zu ihm passte. Errötend senkte ich den Blick. Er grinste mich an und ließ meine Hand los, kurz darauf war er weg und Nick saß neben mir.

"Jo ist eigentlich voll ok!", verteidigte ich ihn in der nächsten Pause. Luise hatte ihm die ganze Zeit böse Blicke zugeworfen.
"Linos ist 1000 Mal schlimmer als Jo! er ist großkotzig, arrogant und..."
"Heiß? Gut aussehend? Gut im Bett?", vervollständigte Luise. Fragend sah ich sie an. Ich hatte Linos mit Jo verglichen, gerade weil er in unserer Nähe stand und wir nicht gerade leise redeten. Alle wussten, wie sehr er Jo verabscheute.
"Was?!", fragte ich sie perplex.
"Tu nicht so, als wüsstest du das nicht. Du fandest ihn selbst eine Zeit toll. Ein ziemlich lange Zeit, wenn du mich fragst.", lachte Luise. Leider stimmte das wirklich. Es gab eine ziemlich lange Zeit, ganze 3 Jahre, die ich total in ihn verschossen war. Davon wusste er natürlich nichts, nur einige seiner Freunde, die mir aber versprochen hatten nichts zu sagen. Hoffentlich hatte er das letzte nicht mitbekommen. Luise war zwar etwas leiser geworden, aber man konnte ja nie wissen. Böse starrte ich sie an. Was war heute nur für ein beschissener Tag?! Ich wurde rot. Ja, diese Phase der Verliebtheit in Linos war nicht gerade eine, auf die ich besonders stolz war.

Ich war erleichtert, als ich aus dem Schulgebäude trat und wusste, dass der heutige Tag beendet war. Fröhlich stieg ich in meinen alten Käfer, den ich vor dem Schwimmbad noch zur Reperatur bringen musste. Gestern hatte ich dazu keine Zeit mehr gehabt. Erst am Samstag war ich mit ihm liegengeblieben und war heilfroh gewesen, als ich Hilfe von einem netten Mann bekommen hatte, der das Problem notdürftig beseitigt hatte. Doch auf halber Strecke blieb ich auch heute liegen. Mein armer Käfer machte noch ein paar Geräusche und dann blieb er stumm. Da war nichts zu machen. Verloren sah ich mich um.
Dann sah ich Linos auf dem Bürgersteig entlang schlendern. HILFE! Hilflos sah ich mich um, und dann genau in die Augen von ihm. Oh Gott!

Ich dachte gar nicht daran die Autoscheibe herunter zu lassen! Diesen Sieg würde ich ihm nicht gönnen. Ich stieg aus meinen Wagen, drängte mich an Linos vorbei, der mich belagerte wie eine Schweißfliege und öffnete die rauchende Motorhaube. Oje! Und jetzt? Verunsichert sah ich mir zum ersten Mal das Innere des Wagens an. Automatisch fuhr mein Blick zu Linos. Ich musste aussehen wie ein Reh, das seine Beute ansah.. Wie peinlich. Ich wurde rot.

"Ich verschönere hier gar nichts.. Außerdem hast DU mich auf die Palme gebracht, weil du so herzlos warst! Trotz der Gefahr, dass du mir alles vollkotzt: Danke. Ich war gerade auf dem Weg zur Werkstatt...", murmelte ich. Ob er das auch Mitleid gemacht hatte, weil er gehört hatte, dass ich lange auf ihn stand?
"Trotzdem hättest du es nicht aus Mitleid machen müssen.", fügte ich noch leiser hinzu und wurde wieder rot. Ich konnte gar nicht glauben, wie scheiße dieser Tag war.

Da hatte ich mich schon bedankt und dann das. Ich stieg in den Wagen ein und betete, dass er laufen würde. Und er tat es tatsächlich! Verblüfft fuhr ich langsam neben Linos her. Ich hatte keine Ahnung warum, oder was mich geritten hatte, aber ich fragte:
"Soll ich dich mitnehmen?" und lächelte ihn an.


*ich muss mal off ja? :* Bin heute Abend oder spätestens morgen wieder da *

"Tssss...! Dann eben nicht!", sagte ich beleidigt und fuhr weiter.
"Da will man einmal nett sein und dann sowas! Nie wieder! Sei nie wieder nett zu einem Arschloch!", sagte ich zu mir selbst, während ich versuchte die Kupplung richtig zu schalten. Er hatte Recht. Sie klemmte wirklich. Dass ich Selbstgespräche führte, während er mich noch hören konnte war mir reichlich egal. Sollte er das doch hören!

Doch noch ein bisschen da heute Konnte es kaum erwarten weiterzuschreiben Suchtmäßig