Jap

Es war wie in einem unwirklichen Traum, den man nicht richtig wahrnahm und benommen sah ich zu, wie Igor die Kerle fertigmachte. "Nein", schüttelte ich den Kopf: "Nein, er würde das nicht tun. Nicht wie Mama." Tränen rannen über meine Wangen, meine Beine bekamen einen Schwächeanfall und knickten ein. "Nein", meine Arme umschlangen meinen Körper und der Schmerz bohrte sich tief in meinem Herz.

"Ich brauche die "Hilfe" von einem herzlosen Arschloch nicht, ich will Ihnen nichts schuldig sein!", fauchte ich, als er dies sagte und drehte mein Gesicht weg, als neue Tränen sich in meine Augen sammelten. Wieder hatte es einen kurzen Moment gegeben, wo ich dachte er wäre nett, aber ich würde nicht auf ihn hereinfallen. "Und ich werde nicht tanzen! Wozu auch? Ich schulde Ihnen rein gar nichts!", fügte ich leise hinzu mit erstickte Stimme. Ich hatte alles verloren, meine Familie, meine Ausbildung, mein Leben, meine Zukunft. Das konnte er mir doch einfach nicht nehmen. Das war unmenschlich!

Bei seinem Schrei zuckte ich zusammen, doch bei seine Worte wurde ich wütend und es übertrumpfte die schmerzhafte Traurigkeit, von der ich wusste, dass sie nicht schnell vergehen würde: "Ein Leben schenken? Luxus? Hast du dich jemals Mal zugehört oder ist dir überhaupt bewusst, was du da tust, was du den Menschen antust? Nein, dass hier ist kein Luxus, ich bin eine Gefangene, die dir gehorchen muss und in den Käfig sitzt! Und mag sein, dass mein Leben in den Viertel nicht prickelnd war, aber ich hatte Pläne gehabt, ich war in der Ausbildung gewesen und kurz vor der Prüfung, das war meine Chance gewesen und du hast sie mir genommen, auch meine Freiheit. Du tust dich auf den Tollen, aber das bist du nicht, deine Peitsche-Zucker-Spiel widert mich an, auch die rührende Geschichten, die du nur zu deine Zwecke missbrauchst. Du solltest dich schämen und nicht wundern wenn du eines Tages einsam als alter Mann stirbst, denn so wird keiner dich mögen, dich nur aus Furcht anbeten und dir unterwürfig sein bis deine Macht zusammenbricht und sie nicht mehr halten kann."

"Ich kenne die Welt da draußen genug und mein Vater würde nicht um mich spielen, das hätte er nicht getan, er baut zwar Mist, aber er ist nicht skrupellos. Und du hättest ja mich einfach gehen lassen können oder gar einfach sein lassen können mich zu holen, wenn du es angeblich überhaupt nicht wolltest, ich hätte die Schulden irgendwie abgezahlt, aber davon wolltest du ja nichts wissen! Und was die Arbeit anbelangt, du behandelst mich wie eine Sklave und ich verdiene nichts, da ging mir bei der Nebenjob in Fast-Food-Restaurant besser, obwohl dort die Arbeitsverhältnisse nicht ganz so dolle waren, aber da hatte ich Wenigsten neben meiner Ausbildungsgeld was zusätzlich verdient und ja, ich bin verdammt wütend auf dich zu Recht, denn wie du mich behandelst ist nicht menschenwürdig, ich erinnere dich daran, dass du von mir verlangst hast, auf Schöße fremder Männer sitzen zu müssen und somit muss du genau wissen, dass das für eine Frau demütigend ist, aber du wirst nicht mein Wille brechen. Ich komme hier raus, zwar stehe ich jetzt im Nichts, aber die dunkle Wolken ziehen auch weiter", am Ende wurde meine Stimme brüchig, mit zittrige Fingern versuchte ich den Gurt zu öffnen, doch durch den verschwommener Blick bekam ich das irgendwie nicht hin.

Seine Worte halfen mir nicht gerade weiter und auch die Wut von ihn nicht, eigentlich hasste ich es, wenn Menschen auf mich sauer waren, weil ich gar nicht wollte, dass sie wegen mir sich ärgerten. Aber das hier war eine Ausnahmesituation. Doch plötzlich zog er mich in seine Arme, für einen Moment erstarrte ich, wie gesagt Nähe von Männer behagten mir nicht mehr, doch dann konnte ich einfach nicht mehr. Aus meiner Kehle entrann das Schluchzen, wie eine Ertrinkende klammerte ich mich an ihn, von dem ich mich fernhalten wollte und bekam gleichzeitig einen Schluckauf vom Weinen. "Warum...warum", wimmerte ich und der Schmerz kehrte zurück. "Ich...ich habe Alles getan, um keine Last zu sein....aber das bin ich, immer eine Last...", schluchzte ich weiter: "Ich kann einfach nicht mehr." Ausgerechnet bei ihn ließ ich meine Hülle fallen, ausgerechnet bei ihn zeigte ich mein Inneren. Tiefer konnte ich wirklich nicht fallen.

Es verwirrte mich, dass er plötzlich so nett zu mir war und mitfühlend war, war es wieder ein Trick von ihn? Er verunsicherte mich und ich wusste nicht, ob ich überhaupt ihn vertrauen durfte. Aber für diesen Tag nahm ich seinen Trost an, sonst würde der Kummer mich verrückt machen. "Okay", wisperte ich leise und vergrub mein Gesicht in seinem Brustkorb, mir fiel auf, dass er gut duftet. Männlich, aber nicht streng oder zu parfümiert, genau richtig.

Ich wischte über das Gesicht, bestimmt gab ich jetzt ein fürchterliches Bild ab: Zerzauste Haar, gerötete Augen und ebenfalls die Wange und die Nasenspitze. Schüchtern nickte ich, als mein Magen bei seiner Frage anfing zu knurren: "Ja, habe ich." Dann löste ich mich verlegen aus seine Arme und setzte mich wieder richtig hin. Er hatte gelächelt, zwar sah es ziemlich schief aus, als würde es ihm nicht leichtfallen zu lächeln. Ob er ohne Lächeln auf die Welt gekommen war? Verwirrt schüttelte ich die Gedanken von mir fort.

"Ja, das ist okay", nuschelte ich und bekam rote Wangen: "Ich war noch nie in einem richtigen Restaurant gewesen..." Verlegen musterte ich meine Fingern, weil es mir peinlich war. Aber wenn man kaum Geld und Zeit hatte, konnte man auch solche Orte nicht besuchen. Was ich höchsten kannte war Fast-Food-Restaurants und kleine Cafés.

"Hm", brachte ich hervor, attraktiv fand ich mich nicht sonderlich, vor Allem mit den Schneidezahnlücke. Und ob ich Jemanden kennenlernen wollte, wusste ich nicht. Jetzt noch nicht. Allein der Gedanke einen Mann küssen zu müssen, ließ mich versteifen und das bedeutete, dass ich noch meinen traumatischen Erlebnis nicht verarbeitet hatte.

Ich wollte es nicht sagen, da kam ich mir so schmutzig vor, auch wenn er es nicht geschafft hatte und ich konnte manchmal noch diese dreckige, gewaltsame Händen spüren. "Ich nehme eine Pizza", murmelte ich schüchtern: "Danke." Dann blickte ich mich in den Restaurant um.