Cyrill

Okaaaay... Für wie alt hielt sie uns denn? Für sechzehn? Ich war über 21, konnte also Alkohol trinken, wann ich wollte und in dem Zimmer eines anderen sein, so lange ich wollte. Klar, als Gast hatte man die Regeln des Gastgebers zu befolgen, aber das ließ mich aus allen Wolken fallen.
Nora sah mich total perplex an und auch Victor verzog missmutig das Gesicht. Wir verstanden uns ohne Worte, lächelten alle aber wie auf Knopfdruck. Später würden wir uns dann zusammensetzen und darüber reden. Jetzt erst waren unsere Zimmer dran.
Ich ging voraus, direkt in meines und schaute mich genaustens um. Guter erster Eindruck, hier würde ich recht gut meine private Zeit verbringen können. Mit einem Seufzen stellte ich den Koffer neben das Bett und stellte mich vors Fenster. Das erste, was ich tat, sobald ich mein Zimmer betrat, war das Fenster zu öffnen. Ich brauchte frische Luft und hier gab es reichlich davon.
Entspannt schloss ich die Augen, atmete tief ein und dann wieder aus.

Cyrill

Nachdem ich mich etwas eingelebt hatte, verspürte ich den Drang mich noch mehr umzusehen. Nora war bestimmt total im Auspacken vertieft und Victor im Beantworten seiner Nachrichten. Ich jedoch brauchte etwas Zeit für mich. Und vielleicht würde ich meine Mutter anrufen.
Gemächlichen Schrittes ging ich genau den Weg, den wir genommen hatten, zurück und trat an die frische Luft hinaus. In meinen Gedanken versunken tapste ich über die Wiesen, bis zu dem Zaun, hinter dem sich die Pferde befanden.
Ich setzte mich auf das harte Holz, strich darüber und genoss den Ausblick. Die Natur, wie oft bekam ich sie schon zu sehen? Kaum noch, wenn ich ehrlich war. Nur wenn ich auf diesen Veranstaltungen zu Verbesserung unserer Umwelt war. Hier jedoch war ich in diesem Moment frei von jeder Verantwortung. Fern dieser Paparazzi.
> Hey Mom, wir sind angekommen! Es ist ganz schön hier, das Wetter ist super und die Leute sind ganz ok. Wie normale Menschen eben sind, du weißt, was ich meine. Ich hoffe, dass es dir gut geht. Ruf mich an, wenn du das abhörst!< sprach ich auf ihre Mailbox und steckte das Handy wieder ein.

Cyrill

Es war ja schon unhöflich genug sich von hinten an jemanden ranzuschleichen, aber dann auf freundlich zu tun... Ich hatte eher den Eindruck gehabt, als wäre sie nicht froh darüber das ganze Filmteam hier zu haben. Selbst wenn wir was Gutes für die Ranch taten.
Seufzend drehte ich den Kopf zu ihr um und nahm die Sonnenbrille ab. Eine Angewohnheit von mir, wenn ich in der Öffentlichkeit war. > Nicht oft!< beantwortete ich ihre Frage und musterte den Hengst. > Aber er hier ist ein Prachtexemplar!< meinte ich ernst und lächelte leicht.

Okidoke, war da schon weg XD

Cyrill

Mit hochgezogener Augenbraue sah ich ihr hinterher. Sie fühlte sich ziemlich sicher hier, was ich ihr aber nicht verübeln konnte. Immerhin lebte sie hier und kannte sich am besten aus. Aber das mit dem Wildpferd war mir nicht neu... Früher hatte ich mal auf einem gesessen, aber das Vieh hatte mich auf den Boden geschleudert und fast zu Tode getrampelt. Eigentlich müsste ich ja Angst haben, aber wenn man in einer Familie mit Halbgeschwistern und einem Vater, der alles poppte, was Brüste hatte, lebte... Nun ja, das härtete einen gewissermaßen ab.
Seufzend sah ich wieder auf mein Handy, aber meine Mutter hatte immer noch nicht angerufen. Komisch! Aber vielleicht war sie auch gerade in der Sauna.

Wie gehts dir ;)

Cyrill

Da ich nicht gewusst hatte, wie ich die restlichen Minuten verbringen sollte, war ich wieder in mein Zimmer zurück gegangen und hatte mir Stift und Zeichenblock geholt. Damit hatte ich mich wieder auf den Zaun gesetzt, um etwas zu zeichnen.
In letzter Zeit hatte ich nicht viel Zeit dafür, aber hier in dieser Umgebung überflutete mich fast die Inspiration. Meine Hand flog über das Papier, ich sog jedes Detail der Koppel mit den Pferden in mich auf und ehe ich mich versah, begann ich den schwarzen Hengst zu malen. Bei ihm gab ich mir sehr viel Mühe! Doch etwas fehlte mir. Eine Weile überlegte ich, während ich mit dem Bleistift an mein Kinn tippte und dann huschte ein Lächeln über mein Gesicht.
Ich radierte die Seiten des Hengstes etwas aus und dort zeichnete ich die Beine einer Reiterin. Wie sie in Freiheit über die Wiese im Vollgalopp ritt und mit dem Pferd eins war. Wie ein eingespieltes Team.

Cyrill

Als Victor mich von hinten überrascht hatte, hätte ich beinahe den Block fallen lassen. > Hey Mann, bist du schon wieder am Zeichnen?< grinste er und ich hob eine Augenbraue. > Schon wieder? Das ist das erste Mal seit dem Shooting fürs TeenMagazine!<
Er hob beide Augenbrauen. > Verdammt, die Zeit vergeht so schnell...< murmelte er und fuhr sich grinsend durchs dichte, schwarze Haar. Die anderen kamen auch und sahen sich neugierig um, bis unser Babysitter auftauchte.
Sie strahlte richtig und erinnerte mich an die Zeichnung. Ein Lächeln huschte über meine Lippen und wieder zog ich mir meine Sonnenbrille an, weil mich die Sonne blendete.
> Na klar kommen wir mit!< sagte Victor gut gelaunt und ich sprang vom Zaun runter, klemmte den Block zwischen Arm und Taille.

Cyrill

Kurz huschte mein Blick zu ihr und ich nickte. > Ja, nicht oft, aber wenn ich Zeit habe sehr gerne!< erwiderte ich ehrlich und fuhr mir durchs Haar. Die Sonne konnte wirklich unbarmherzig auf der Haut brennen, aber zum Glück gehörte ich zu den Leuten, die nicht leicht einen Sonnenbrand bekamen. Nora schon, aber die hatte sich bestens vorbereitet. Genau wie Victor.
> Außer reiten.. Hast du auch andere Hobbys?< fragte ich sie, weil ich nicht unhöflich sein wollte. Immerhin war sie nett genug uns herumzuführen.

Cyrill

Ich kniff die Augen zusammen und sah ihr nach. Sie schien die Menschen auch recht gut zu können, aber es war immer noch meine Entscheidung, zu wem ich nett sein wollte und zu wem nicht. Aber wenn es sie so störte, dann konnte ich sie auch komplett ignorieren, wenn es nicht gerade nötig war mit ihr zu sprechen.
> Also ich auf jeden Fall!< stimmte Victor sofort zu, was mich nicht überraschte. Der Kerl wollte alles ausprobieren. Ich eigentlich auch, aber mein Trauma blieb ein Trauma. > Ich schau dir dabei zu und brüll dich an, wie ein Teenie!< grinste ich breit und stupste ihn in die Seite, was ihn auflachen ließ. > Soso, du willst also ein Kind von mir?< scherzte er und brachte mich zum Lachen. > Glaub mir, so oft, wie ich das gehört habe, müsste ich den ganzen Staat Texas bevölkern!< grinste ich schief und Nora verdrehte die Augen. > Reißt euch mal zusammen, alle Teenies sind so drauf!< Amüsiert hob ich eine Augenbraue. > Warum so mies gelaunt?< zwinkerte ich ihr zu und legte den freien Arm um ihre Schultern, was sie zuließ. > Ich bin nicht mies gelaunt, mir macht das Pferd da in der Box Angst. Der große Braune. Werde ich nicht den reiten müssen?< Diesmal wandte sie sich an Claire.

Cyrill

Nora entspannte sich etwas bei ihren Worten und ich lächelte sie aufmunternd an, um sie dann loszulassen. Mein Handy summte in meiner Hosentasche und ich entschuldigte mich für einen Moment.
Ich verließ den Stall, lehnte mich gegen die Wand und nahm ab. > Hey Mom!< begrüßte ich sie, bevor sie sprechen konnte und freudig begann sie mir von ihrer Shoppingtour zu erzählen. > Hast du also Spaß gehabt?< fragte ich sie mit einem Lächeln auf den Lippen und versuchte nicht besorgt zu klingen. > Aber natürlich, du weißt wie sehr wir Frauen das Shoppen lieben!< meinte sie entzückt und diese Worte aus ihrem Mund zu hören entspannten mich. > Freut mich das zu hören. Uns werden gerade die Pferde gezeigt, es ist wirklich sehr schön hier. Schade, dass du nicht dabei bist!< meinte ich ehrlich und sie seufzte. Oh Mann, ich hatte sie nicht traurig machen wollen. > Keine Sorge, ich werde noch vorbeischauen, aber ich muss mich noch um die Papiere kümmern!<
Als sie die Papiere erwähnte, ballte ich die Hände zu Fäusten und versuchte nicht wütend zu werden. Dieser Mistkerl von Vater hatte meiner Mutter das Herz in tausend Teile zerbrochen, wofür ich ihn hasste. Aber er war mein Vater, was sollte ich schon gegen ihn tun... > Ruf mich an, wenn du es brauchst!< sagte ich bloß und dann verabschiedeten wir uns.
Eine Weile lang sah ich mein Handy an und mit einem aufgesetzten Lächeln, das sowieso perfekt saß, kehrte ich zu den anderen zurück.

Cyrill

Während ich ihr zuhörte und die Pferde musterte, wagte ich es eines zu streicheln. Da kam auch schon Claire zu mir und etwas verdutzt musterte ich sie. Warum hatte sie das Gefühl ich bräuchte jemanden zum Reden? Mir ging es wunderbar, irgendwie. Ich war gespannt, was noch auf uns zukommen würde.
Kurz fiel mein Blick auf das Pferd, das ich gerade streichelte und ich wunderte mich, dass es mich nicht biss oder sonst was tat. Also machte ich diese neue Erfahrung und neigte den Kopf zur Seite. Ich hatte wirklich Lust das ebenfalls zu zeichnen, aber mein Pieper auf meinem Handy zeigte mir an, dass es Zeit war in die Maske zu gehen.