Macht nichts, bei PN hast du ja geschrieben, dass sie Tänzerin ist
Kyle:
Meine Beine fühlen sich, nach der 8-Stunden-Schicht schwer wie Blei an und ich lasse einen erleichternen Seufzer raus, als ich endlich Zuhause die Schuhe abstreife. Noch etwas gequält laufe ich durch den Flur zur Küche, um mir ein Wasser aus dem Kühlschrank zu holen. Kieran schläft beim eingeschalteten Fernseher auf der Couch. In der Tür stehend trinke ich mein Wasser und beobachte ihn mit einem leichten Lächeln. Mein Bruder ist bereits 20 Jahre alt und doch kommt es mir so vor, als wäre er nicht älter als 5 und so benimmt er sich manchmal. Er ist wirklich hübsch, soweit ich es unparteiisch beurteilen kann, aber ich bin seine Schwester und für mich ist es sowieso der Beste, obwohl er mir manchmal auf die Nerven geht.
Ich stelle die Flasche wieder weg und gehe zu ihm. Leicht verwuschele ich sein Haar und decke ihn zu. Ich will schon schlafen gehen, als ich den Brief auf dem Tisch liegen sehe. Kurz überlege ich, ob ich es tatsächlich tun soll, immerhin hat er auch ein Anrecht auf Privatsphäre, doch meine Neugier überwiegt. Schnell huschen meine Augen über die Zeilen und werden immer größer. Eine Vorladung vom Gericht zu einem Termin wegen Körperverletzung und Kieran ist der Beschuldigte. Der Termin war bereits gestern und er war da den ganzen Tag Zuhause. Mein Herz schlägt ganz schnell in meiner Brust, zum einen bin ich wahnsinnig wütend, dass er so eine ernste Sache leicht auf die Schulter nimmt und auch besorgt, weil ich nicht weiß, welche Konsequenzen ihm jetzt drohen. Und er, ich sehe in sein friedliches Gesicht, schläft hier einfach seelenruhig.
"Kieran!" - brühle ich.
Kieran:
Ein lauter Schrei, ganz nah an meinem Ohr reißt mich aus dem Schlaf. Erschrocken reiße ich die Augen auf und setze mich schnell hin. Kyla steht vor mir und ihr Gesicht ist vor Wut zu einer Grimmase verzehrt und ihr ihren Händen sehe ich auch schon den Grund für ihre Gemütslage.
"Das gehört mir." - trotze ich und nehme ihr das Schreiben aus den Händen. Etwas angesäuert bin ich, da sie ihre Nase schon wieder in meine Angelegenheiten steckt. Egal wie viel sie für mich tut, sie hat kein Recht darauf meine Privatsphäre zu stören.
"Ein Gerichtstermin?" - sie erwartete Antworten.
"Ja." - ich zucke mit den Schultern.
"Gestern?" - erneut sieht sie mich fragend an.
"Ja. Ich wusste gar nichts davon. Lisa hat mir das Schreiben erst jetzt vorbeigebracht." - gestehe ich ihr.
"Hast du bei Gericht angerufen? Hast du die Angelegenheit geklärt?" - sie bombandiert mich mit Fragen, auf die ich nicht antworten kann und will, also schüttele ich nur mit dem Kopf. "Du musst dich darum kümmern. Es geht um eine eventuelle Haftstrafe. Und Körperverletzung?" - erneut dieser fragende Blick.
"Ich möchte nicht darüber sprechen." - sage ich nur leise. "Und ich werde mich morgen darum kümmern." - verspreche ich ihr.