Chastity Ruth

"Fliegen ist deutlich cooler", bestätigte ich lächelnd und Mrs. Growline stemmte ihre Hand an die Hüfte. "Ihr beiden heckt doch etwas aus, nicht wahr?", fragte sie uns aus zusammen gekniffenen Augen und schürzte ihre Lippen. "Nichts da! Ihr wisst, wie meine Regel lautet: Vor dem Essen wird nicht genascht." Sie schüttelte lächelnd ihren Kopf und rührte die Suppe um. Flora lächelte errötet und schaute dann zu Christopher hinüber: "Es gibt einen Mamorkuchen, Kokus-Plätzchen und Cookies."

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Flora errötete heftiger und begann zu stammeln: "Ähh, ich weiß nicht, äh, Mrs. Growline... sie fände das bestimmt nicht so gut", sie schaute zu der älteren Dame, die zustimmend ihr Kinn reckte. Flora holte leise Luft und sagte: "Aber vielleicht... Wären fünf Plätzchen in Ordnung?" Mrs. Growline setzte zum Protestieren an, doch da sprang ich ein: "Bei fünf Plätzchen wären nur noch drei übrig, wenn jeder von uns beiden einen essen würde. Dann würden wir uns erneut jeweils einen geben, bis nur noch einer übrig bleiben würde. Und bis dahin ist das Abendessen sicher fertig." Natürlich würde ich nicht naschen, aber Mrs. Growline merkte, dass ich einen kläglichen Versuch startete, Christopher und Flora zu unterstützten. Seufzend gab sie nach: "Ihr macht mich noch wahnsinnig. Drei gegen Einen, pah."

Gehe offline, schönen Abend noch

Chastity Ruth

Das hieß, dass ich ihn ab jetzt Naschkatze nennen würde. Grinsend schaute ich ihm nach und wandte mich dann zu Mrs. Growline, als diese grummelte: "Also wirklich, mehr als zwanzig Jahre schon bin ich hier als Köchin tätig. Immer..." Während Mrs. Growline sich beschwerte, kicherten Flora und ich und sie sah überrascht zu uns. "Ach, Mrs. Growline", sagte ich versöhnlich, "Sie wissen, wie gerne Christopher Sie hat. Aber er hat nun mal eine Schwäche für Süßigkeiten..." Flora und ich begannen wieder zu lachen und sie schaute uns verdutzt an, ehe sie seufzte. "Was mache ich nur mit euch..", sagte sie, jedoch war ihr Ton sanft und ich wusste, dass sie uns nicht mehr böse war.

Chastity Ruth

Wir unterhielten uns noch eine Weile und wie immer brachte Mrs. Growline und alle zum Lachen. Auch Mrs. Seerose gesellte sich zu uns. Ich merkte, wie sehr ich es vermisst hatte, mit den Ansässigen im Schloss und meiner Familie gemeinsam Zeit zu verbringen. In meiner Kindheit hatten wir das oft getan, es hätte jeden Tag ein neues Abenteuer im Schloss gegeben. Das Schloss war lebhaft gewesen. Jetzt fühlte es sich so an, als wäre es in einer Art Eisstarre.
Nachdenklich und etwas traurig verließ ich die Küche wieder. Irgendwann würde alles wieder gut werden. Ich war fest davon überzeugt.

Chastity Ruth

Auf meinem Weg zu meinem Zimmer blieb mein Blick kurz an Christophers Zimmertür hängen und ich entschied kurzerhand, anzuklopfen. Vielleicht war er ja schon in sein Zimmer gegangen und ich konnte ihn die kleine Keksbox bringen, die Mrs. Growline mir mitgegeben hatte. Leise klopfte ich an und fragte: "Christopher? Bist du hier?"

Chastity Ruth

Überrascht hörte ich seinen Worten zu und mein Blick wurde wehmütig, ehe ich mich zusammenriss und ein kleines Lächeln sich auf meine Lippen legte. "Vielleicht haben sie von all deinen Problemen gewusst und waren da, um dich zu beschützen. Vielleicht haben sie dir mehr zugehört, als du es angenommen hast. Und vielleicht wollten sie nie, dass du in dieser Situation bist." Meine Arme schlangen sich sanft um seinem Oberkörper und ich versteckte mein Gesicht an seiner Brust, als Tränen in meinem Augen schimmerten. "Ich verspreche dir, dass wir eine Lösung für die Probleme finden werden, Christopher", sagte ich sanft und überzeugt.

Chastity Ruth

Mein Herz machte einen Schritt, als er mir einen sanften Kuss auf das Haar gab und ich lächelte beflügelt. Ich hörte seine geflüsterten Worte und schloss für einen Moment wieder meine Augen. Dann lehnte ich mich etwas nach hinten, um ihn anzuschauen. "Und dann werde ich dich jede erdenkliche Minute damit nerven, mir ein Lied von dir vorzusingen", sagte ich scherzend und küsste ihn sanft. "Aber vielleicht reicht auch nur ein Kuss, ich überlege es mir noch." Meine Wangen nahmen einen rötlichen Ton an.

Chastity Ruth

Es war wie der Sänger und das Instrument, das er spielte. Oder wie der Künstler und sein Pinsel. So empfand ich es, mit Christopher zusammen zu sein. Es war ein berauschendes Gefühl, seine warme Haut auf meiner zu spüren und zu wissen, was wir füreinander empfanden. Mein Herz klopfte wieder einmal wild in meiner Brust und jedes Mal fragte ich mich, wie es trotzdem funktionierte. Meine Hände legten sich auf seinen Nacken und ich massierte ihn ganz sanft. In den nächsten Stunden störte uns keiner.

Chastity Ruth

Inzwischen war ich davon überzeugt, dass das Handy bald gefunden werden musste. Das Video war der einzige Beweis, den ich für Mrs. Corrafaces willentliches Verschwinden hatte. Und wenn sie das Handy zerstört hatte? Dorian vermutete, dass dies der Fall sein könnte, während Hayden sagte, sie würden eine Suche wagen und mir Bescheid sagen. Aber dies hatte leider auch nichts gebracht, sie hatten nichts gefunden.
Die Zeit wurde knapper. Irgendwo ließ mich die Befürchtung nicht los, dass sie meine Familie und alle Personen in diesem Schloss angreifen würden. Und Christopher... er war in großer Gefahr. Was immer sie von ihm wollte... sie würde über Leichen gehen, um es zu bekommen. Ich machte mir große Sorgen. Im Laufe des Nachmittags besuchte ich Christopher in der Bibliothek und brachte ihm eine Tasse Tee, da er den ganzen Tag nach etwas forschte. Anschließend lief ich in das Atelier und versuchte mich etwas zu beruhigen, um zu entscheiden, was ich tun sollte. Doch ich konnte nicht zeichnen, meine Gedanken liefen immer wieder auf dasselbe hinaus und ich legte seufzend den Pinsel ab. Übermüdet wischte ich mir über die Stirn, verwischte dabei leicht Farbe und wischte deshalb meine Hände an dem Kittel ab. Nachdenklich stützte ich mein Gesicht auf meiner Hand ab.
"Ruth." Mein Blick schnellte hoch. Er? Was machte er hier? Und wie war er hier herein gekommen? Sofort erinnerte ich mich an Dorians Worte. Wenn es stimmte...? War Brodan dann hier, um seine Rache zu nehmen? "Du hast etwas verloren... Richtig?" Er holte ein rechteckiges, silbernes Gerät aus seiner Jackentasche. M-Mein Handy? Überrascht stand ich auf und sah es mit großen Augen an. "Woher hast du es?", fragte ich ihn verwirrt und wartete aufgeregt seine Antwort ab. "Das ist egal. Ich bin zu dem... Schlossgelände zurückgekehrt. Und an dem Brunnen habe ich es gefunden. Ein besonders schlauer Wächter hat versucht, es zu versenken, aber der Brunnen war an dem Abend geleert worden. Das Display ist beschädigt, aber auf die Speicherkarte sollte das keine Auswirkungen gehabt haben." Mein Herz setzte für einen Augenblick auf. "Warum... hast du mir das gebracht?" "Meinst du, ob ich das Video gesehen habe oder warum ich dir die Wahrheit sage? Nach dem Video... habe ich es verstanden. Meine Mutter war alles andere als unschuldig und ich kann die Schuld nicht... auf dir sitzen lassen. Wir sind... schließlich Kindheitsfreunde. Ich kann nicht über die Wahrheit schweigen." Es entstand eine kurze Stille, bis ich ein leises "Danke" herausbrachte. "Werde glücklich, Ruth. Meine Familie und ich... wir haben deine Familie schon zu lange beschattet. Es gibt Dinge, von denen du nichts weißt. Irgendwann wirst du davon erfahren. Ich hoffe nur, dass wir Freunde bleiben können." Er drehte sich um und wollte gehen, blieb jedoch noch kurz stehen. "Sage deinem Freund, dass er gut auf dich aufzupassen hat. Sonst zeige ich dem Singv... sonst zeige ich ihm, was er davon hat. Ach... und meine Beleidigungen nehme ich zu Teilen zurück, es könnte sein, dass es mir Leid tut. Aber er soll sich nichts darauf einbilden!"