Die Serie scheint gut zu sein
Chastity Ruth
Ich stand mitten im Nirgendwo, umgeben von einem verlassenen Wald. Keine Vögel, keine Menschen. Überall lagen Blätter herum, es schien Herbst zu sein. Ein eisiger Wind rauschte plötzlich an mir vorbei und ich verschränkte die Arme, um mich an meine Jacke zu klammern. Die Blätter flogen davon. Als es wieder ganz ruhig wurde, drehte ich mich um meine eigene Achse und in der entgegengesetzten Richtung, sah ich etwas Eigenartiges: Schnee. Es schneite? Kleine Schneeflocken wurden in meine Richtung umhergewirbelt, doch kaum waren sie in der Lichtung, auf der ich stand, schmolzen sie dahin. Als gäbe es eine Abgrenzung zwischen dem eigentlich warmen Ort, auf dem ich mich befand und dem schneebedeckten Teil des Waldes. Unsicher machte ich einen Schritt, und dann einen weiteren. Während ich mich der Grenze immer mehr näherte, begann mein Herz schneller zu klopfen. Ich bekam eine Gänsehaut. Was geschah hier? Nur noch ein Schritt und ich würde mit den dünnen Stiefeln die weiße Decke betreten. Kurz zögerte ich, dann… „Ruth!“ Erschrocken sah ich nach vorne, wo Annette stand. „Annette? Wo sind wir?“ Mit aufkommendem Mut wollte ich zu ihr – aber es ging nicht. Als wäre plötzlich eine Mauer zwischen uns. Sie fror. Sie musste dringend zu mir, zu dem warmen Ort. „Annette, komm hierhin! Du frierst!“ Sie fing an, zu rennen. Und plötzlich kreischte sie auf. Hinter ihr erblickte ich drei Fremde, deren Gesichter durch ihre dunklen Kapuzen verdeckt wurden. Ihre Umhänge flatterten. Was passierte hier?! „Ich kann nicht kommen, Annette! Du muss kommen!“, verzweifelt stemmte ich mich gegen die unsichtbare Wand, es brachte nichts. Meine Schwester wurde zurückgezogen. Atemlos legte ich meine Hände auf die Mauer, die nun schimmerte. „Annette!“, rief ich verzweifelt, als man sie festhielt und meine kleine Schwester nicht fliehen konnte. Etwas blitzte auf. „Annette!!!“, schrie ich panisch, doch es war zu spät. Das Rot schlängelte sich durch das blendende Weiß. Schluchzend hämmerte ich gegen die Wand und wollte zu ihr, aber die Wand wich nicht von der Stelle. Ich musste ihr helfen! Ich musste meiner kleinen Schwester helfen! „Du darfst nicht hierher kommen!“, hörte ich plötzlich eine drängende, ernste Stimme sagen. Hinter mir tauchte eine Frau auf und sah mich aus ihrem zerbrechlichen Blick an. „Helfen Sie mir, ich flehe Sie an, bitte, helfen Sie mir!“ Sie sah mich bedauernd an. „Komme niemals hierhin, Mädchen. Niemals! Hörst du mich? Sonst werden schlimme Dinge passieren.“ „Bitte, helfen Sie mir!“, sagte ich und wurde panisch. Ihr Blick wurde plötzlich stark, die alte Dame fasste ihren Gehstock fester. „Egal, was passiert. Du darfst nicht zu diesem Ort kommen. Vergiss‘ das nicht. Auch nicht für den Jungen.“
Ängstlich wachte ich auf und hätte beinahe aufgeschrien. Hektisch schlug ich die Decke zur Seite und eilte aus meinem Zimmer, um zu Annettes Zimmer zu eilen. Kaum hatte ich die Tür geöffnet, fand ich sie unversehrt in ihrem Bett vor. Sie schlief und schien entspannt. Doch sie wachte wegen den Geräuschen, die ich gemacht hatte, auf und blinzelte mich verwirrt an. „Ruth?“, sagte ich sie und sah mich müde an. Ich ging schnellen Schrittes zu ihr und zog sie in meine Arme. „Ruth, was ist denn los?“, sagte sie und wurde etwas wacher. Ich strich ihr über den Kopf. „Ich hatte einen Alptraum, es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.“ „Hey, eigentlich bist du die ältere Schwester und ich müsste zu dir kommen, wenn ich einen schlechten Traum hätte“, ich merkte, dass sie grinste und atmete erleichtert aus. Es war nur ein Traum gewesen. Nur ein Traum. Ihr ging es gut.