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1

03.11.2015, 23:42

Memories of a broken heart - Raindrop & me

Huhu ^^

Hier mal wieder ein neues von mir und Raindrop :)

Viel Spaß beim lesen

Steckbriefvorlage:

Name:
Alter:
Charakter:
Stärken/Schwächen:
Informationen:
Mag/Nicht:
Aussehen:


Die Stadt in der das ganze Spielt (Crypto):





Der Staat Massachusetts:





Das Haus der Familie Miller:





Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!

2

03.11.2015, 23:57

Dominic Miller

Name: Dominic Peter Miller


Alter: 27


Charakter: Dominic ist ein sehr lebenslustiger Mensch, der das Herz am rechten Fleck hat. Er geht oft mal zu lange aus und schaut dabei zu tief ins Glas, aber wenn man ihn braucht ist er zur Stelle. Er ist abenteuerlustig und weltoffen. Durch das schlechte Verhältnis zu seiner Familie, speziell zu seinem Vater, ist er jedoch auch jemand der schnell wütend wird und sich immer selbst in Frage stellt. Nach seinem Aufenthalt im Kriegsgebiet Afghanistan, hat sich das alles noch verschlimmert.


Stärken/Schwächen: Muskelkraft, Humor, Intelligenz / ruhig mit seinem Gegenüber eine Diskussion führen --> sich erwachsen verhalten, seine Familie, seine schlechte Beziehung zu seinem Vater, seine Zeit bei der Army


Informationen: Als er 18 war, verließ er sein Elternhaus und seine Heimat für immer und ging zur Army, teils um endlich von seinem Vater wegzukommen, teils um ihn endlich stolz zu machen. Dabei verließ er seine damalige Freundin (siehe Raindrops Stecki); seine erste große Liebe. Was er nicht wusste: sie war schwanger. Jetzt nach fast 10 Jahren bei der Army kehrt er zurück, weil seine Mutter an Krebs verstorben ist. Da sie die einzige Person in seiner Familie war, mit der er sich nicht ständig gestritten hat, will er unbedingt zu ihrer Beerdigung. Er hat noch einen Bruder und eine kleine Schwester.


Mag/Nicht: einen ruhigen Abend mit Bier und ein paar Kumpels in seiner alten Bar, sein Auto, seine Mutter, seine Schwester, seine Freiheit, Ehrlichkeit / seinen Vater, teilweise seinen Bruder, Lügen, Verrat, den Krieg


Aussehen:

[/img]





seine Schwester Momo:
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Aeni« (06.11.2015, 20:53)


3

04.11.2015, 12:59

Name: Elisabeth "Beth" Miller geb. Bryson

Alter: 25

Charakter: Beth ist sehr zuvorkommen, jedoch kann sie auch ein Dickkopf sein, wenn sie sich etwas vorgenommen hat. Sie ist auch sehr vorsichtig mit dem Ungang mit den anderen Menschen und kann nicht so schnell Vertrauen fassen.

Stärken/Schwächen: Schlagfertigkeit, sehr nett / Umgang mit den Menschen (außer mit den Kindern), Vertrauen

Informationen: Beth war in der Schule ein aufgeweckter Cheerleader, doch es ändert sich alles, als Dominic fortging und sie alleine zurückließ (auch ihre Eltern starben, als sie noch klein war). Um sich an ihn zu rächen verschwieg sie ihm die Schwangerschaft und auch die Geburt der gemeinsamen Tochter. Jedoch gibt sie Sammy als die Tochter von Dominics Bruder Tom aus, mit dem sie verheiratet ist.
Als Dominic ging, wandt sie sich verzweifelt an ihn und er bat ihr an sie zur Frau zu nehmen und ihr Kind zu adoptieren, damit sie aus der sehr gläubigen Gemeinschaft nicht ausgestoßen wird.

Mag/Nicht:
ihren Job als Kindergärtnerin, ihre Tochter Sammy, ihren Mann, die Stadt /unerwartete Wendungen, Streit

Aussehen:



***Urlaub**** 8)

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Raindrop« (06.11.2015, 22:29)


4

04.11.2015, 13:04


Beths Tochter Samantha "Sammy" Miller 9 Jahre alt

Beth Ehemann Tomas "Tom" Miller, 32 Jahre
***Urlaub**** 8)

5

05.11.2015, 19:38

Beth:

Mein Blick schweift über die begrünte Wiese vor dem Haus und ich muss den Gedanken zulassen, dass ich als Gärtnerin doch nichts taugte. Schon unzählige Male habe ich versucht einpaar Blumen dort wachsen zu lassen, doch mein Vorhaben scheiterte und die Pflanzen gingen ein. Anscheinend gehöre ich zu den Menschen, die ohne den grünen Daumen zur Welt gekommen sind. Auch denke ich daran, dass der Rasen gemähnt werden muss und daran, dass ich mal wieder die Fenster putzen soll oder den Dachboden aufräumen. Doch mit diesen sinnlosen Gedanken versuche ich einen einzigen zu verdrängen, der jedoch stärker zu sein scheint.
Dominic wird morgen um diese Zeit Zuhause sein. Ich seuftze und streiche mir eine Strähne von der Stirn. Ich weiß nicht, ob ich bereit bin. Wir haben uns seit 10 Jahren nicht mehr gesehen und in dieser Zeit ist viel vorgefallen, was ich ihm verschwiegen habe. Es ist mir richtig vorgenommen, ihm vieles vorzuenthalten, vorallem weil ich nach 5 Jahren seiner Abwesenheit davon ausging, dass er seinem Zuhause gänzlich den Rücken gekehrt hat. Doch jetzt kommt er zurück und es wird bald der Tag kommen, an dem er Antworten von mir haben wollen wird. Aber ich ... ich bin nicht bereit für diesen Tag.
***Urlaub**** 8)

6

06.11.2015, 01:04

Dominic
"Komm, Buddie." ich sehe über meine Schulter auf meinen Schäferhund Buddie, der mich mit großen Augen und schief gelegtem Kopf mustert. "Komm. Ich weiß, ich will auch nicht weg hier, aber ich versprech dir, da wo wir hinfahren, gibt es ganz viele Flüsse in denen du baden kannst." er bellt einmal laut und schüttelt den Kopf. Dann, ganz langsam, erbarmt er sich und trottet in Schneckentempo auf mich zu. "Na also."
Ich hebe meine Sporttasche auf, lege sie mir über die Schulter und sehe mich noch ein letztes mal in meiner alten Wohnung um. Die einst roten Wände sind jetzt wieder weiß gestrichen. Die ganzen Bilder, die dort hingen, weggepackt. Die Möbel verkauft oder verschenkt, das wichtigste in meiner Sporttasche verschlossen.
Heute geht es zurück in meine Heimat. Ein kleines Städtchen Namens Crypto mitten in Massachusetts. Vor zehn Jahren - mit 18 - kehrte ich der Stadt den Rücken mit der festen Absicht nie wieder zurück zu kommen.
Doch jetzt geht es nicht anders. Meine Mutter Jules starb vor ein paar Tagen nach einem jahrelangen Kampf im Alter von 66 Jahren an Lungenkrebs. In drei Tagen ist die Beerdigung. Meine Mum ist einige der wenigen Personen in meiner Familie, der ich nahe stand. Deswegen muss ich auch zurück. Zumindest, bis die Trauerzeit vorbei ist. Nicht, weil ich es will, aber weil ich mich meiner Mutter gegenüber dazu verpflichtet fühle. All die Jahre bin ich nie zu Besuch gekommen. Irgendwann hat sie es auch aufgegeben zu fragen. Aber jetzt kann ich nicht länger davon laufen. Jetzt muss ich mich allem stellen.
Ich knipse das Licht aus und kehre meinem alten Leben den Rücken. Es wird Zeit. Heute Abend ist eine Andacht in der Kirche von Crypto für meine Mutter. Bis dahin ist es nicht mehr lang, und ich habe eine lange Fahrt vor mir. Von Springfield nach Crypto sind es mehrere Autostunden.
Ich sperre die Wohnung ab, laufe das Treppenhaus runter und trete ins helle Sonnenlicht. Geblendet schiebe ich meine Sonnenbrille auf die Nase und sehe mich nach Buddie um. "Na los." er bellt und wedelt mit dem Schwanz. Ich lächle, strubble ihm durchs Fell und schließe dann die Türe zu meinem alten Pick-up auf. Sofort springt er auf den Beifahrersitz und macht es sich bequem. Ich werfe die Tasche hinten rein und gehe um die Motorhaube herum um auf der Fahrerseite einzusteigen.
Das Auto war ein Geschenk von meinem Onkel Jerry zum 18. Seit dem fahre ich kein anderes Auto. Der alte Chevy ist mein Heiligtum, auch wenn er vollkommen verrostet und verbeult ist. Für mich gibt es kein schöneres Fahrzeug auf der Welt. Ich starte den Motor, der nach nur vier Anläufen anspringt und reihe mich in den Verkehr ein. Durch die offenen Fenster strömt warme Sommerluft ins Fahrzeug und Buddie hechelt zufrieden vor sich hin.
"Willst du ein bisschen Musik?"
Ich starte die CD und sofort erklingt Whiskey in the jar von Metallica. Buddie bellt zufrieden und ich nicke im Takt der Musik mit, während ich langsam durch den zähflüssigen Verkehr in der Stadt Richtung Highway schleiche. Von mir aus kann das alles noch länger dauern.
Ich will nicht zurück. Crypto war für mich nie Heimat. Es war für mich ein Gefängnis aus Gewalt, Hass und Zwängen. Als ich endlich fliehen konnte, war es das beste Gefühl auf der Welt. Endlich frei! Und jetzt muss ich wieder zurück.
Wenn dort wenigstens meine alten Freunde auf mich warten würden. Aber die meisten sind weggezogen.
Meine Gedanken switchen - wie so oft in den letzten Tagen - zu Beth. Ich frage mich ob sie noch dort ist. Beth war meine erste große Liebe, bis ich sie verlassen habe um zur Army zu gehen. Ist sie dort geblieben, in der Stadt, die wir beide nie gemocht haben? Ich bezweifle es. Ein Teil von mir wünscht sich sie wieder zu sehen, weil ich wissen muss, wie es ihr geht und ob sie mich noch dafür hasst, dass ich einfach gegangen bin. Ein Teil von mir hängt noch an ihr.
Ein lautes Hupen reist mich aus meinen Gedanken. Ich drehe den Kopf um nach der Ursache des Geräusches zu suchen. In einem schicken Porsche hinter mir sitzt ein alter Greis und drängelt. Er gestikuliert wild und man kann ihm seine Wut über den stockenden Verkehr deutlich ansehen. Ich schüttle den Kopf und grinse leicht. "Manche Menschen machen sich das Leben aber auch echt zum Problem." sage ich und Buddie bellt zustimmend.
"Na hoffentlich muss der nicht auch nach Crypto!"
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!

7

06.11.2015, 11:55

Beth:

Nach 10 langen Jahren ist meine Wut immer noch nicht abgeklungen und immer wenn ich an Dominic denken muss, habe ich das Gefühl, dass sie noch immer wächst und an Kraft gewinnt. Sein Verhalten kann ich ihm nicht einfach verziehen. Natürlich kann ich nachvollziehen, warum er damals gegangen ist. Immerhin wurde er von seinem Vater wie Dreck behandelt und früher oder später musste er seinem Elternhaus entfliehen. Aber keinen einzigen Gedanken hat er sicherlich daran verschwenden, wie es mir dabei ergehen würde. Immerhin hatte ich niemanden außer ihn. Meine Eltern sind gestorben, als ich noch ein KInd warf und dann bin ich im Waisenhaus aufgewachsen. Als wir uns damals auf der High School kennen gelernt haben, war er mein Anker und öfters haben wir darüber gesprochen zusammen durchzubrennen und irgendwo, wo uns keiner kannte, ein neues Leben anzufangen, zusammen. Er hat es mir sogar versprochen und jetzt weiß ich, dass ich mich nicht zu sehr darauf verlassen haben sollen. Aber ich habe ihn geliebt und ihm vertraut und er ist einfach in einer Nacht-und-Nebelaktion abgehauen und hat kein einziges Mal angerufen.
Ich bin so wütend, dass mir die Tränen kommen. Aber ich werde jetzt nicht weinen, zu sehr habe ich vor 10 Jahren getrauert. Schwer seufzend stelle ich meine Tasse in die Spülmaschine.
"Beth." - Toms Stimme holte mich aus meinen Gedanken. Schnell wische ich die verräterischen Tränen aus den Augenwinkeln und drehe mich zu ihm um. "Wo ist Sammy?" - will er wissen.
"Ich habe sie in die Schule geschickt." - sage ich und lächele traurig. "Die Sache ist sehr schwer für sie und etwas Normalität wird ihr bestimmt gut tun." - füge ich hinzu.
"Verstehe." - sagt er noch, kommt auf mich zu und legt seine Hände auf meine Schultern. "Wie geht es dir?"
"Gut." - sage ich und starre auf seine breite Brust. "Ich muss noch einiges vorbereiten." - erkläre ich ihm. "Deinen Anzug aus der Reinigung holen und mein Kleid." - zähle ich auf. "Dann muss ich noch beim Catering anrufen." - fahre ich fort.
"Ich danke dir." - sagt er leise und drückt mich an sich.
Ich atme seinen vertrauten Duft ein.
"Nicht dafür." - entgegne ich. Ich weiß, wie viel ihm seine Mutter bedeutet hat und wie sehr er und auch sein Vater um sie traueren und so habe ich beschlossen, die ganze Planung für die Beerdigung und drumherum zu übernehmen.
"Meine Mutter wäre sicherlich sehr stolz auf dich." - sagt er noch und gibt mir noch einen Kuss auf die Stirn. Ich lächle nur gequält auf diese Lüge. "Ich muss jetzt zu Vater." - verabschiedet er sich und verlässt das Haus.
Tom weiß es besser und trotzdem versucht er sich und auch mir einzureden, dass seine Mutter mich gemocht hat. In Wahrheit hat sie mich gehasst und machte mir ständig Vorwürfe. Zehn lange Jahre habe ich diese Schickane ertragen, um Sammys Willen.
***Urlaub**** 8)

8

06.11.2015, 14:27

Dominic
Die Fahrt zieht sich länger als gedacht. Ich fahre gute 2 Stunden bis ich schließlich das Schild am Rand des Highways entdecke auf dem in geschwungenen Buchstaben: Crypto steht. Mein Magen zieht sich zusammen und ich werfe einen Blick auf Buddie der sich im Fußraum zusammengerollt hat und schläft. "Willkommen zurück in der Hölle." murmle ich leise und biege vom Highway ab auf die kleine Straße.
Keine zehn Minuten später sehe ich die ersten Häuser und nach und nach breitet sich die Kleinstadt vor mir aus mit ihren roten Dächern und dem Fluss der mitten hindurch fließt. Die paar Menschen die auf den Straßen unterwegs sind, sehen auf als sie mein Auto kommen sehen. Mein Vater muss erzählt haben, dass ich wieder komme. Ich sehe aus dem Fenster und erkenne lauter bekannte Gesichter. Die Bürger der Gemeinde mustern mich alle mit gerunzelter Stirn und argwöhnischen Blicken. Ich fühle mich sofort eingeengt und wende meinen Blick ab. Von da an, sehe ich stur nach vorne und konzentriere mich auf den Weg. An der großen Kirche links, dann die kleine Gasse entlang und am Ende rechts. Dann ein paar Minuten den Feldweg entlang et voila. Das weiße Haus in dem ich aufgewachsen bin. Meine Brust schnürt sich unangenehm zusammen und ich schlucke. Die Hände am Lenkrad verkrampfen sich und ich sehe die Knöchel weiß hervortreten. "Na dann mal los." murmle ich zu Buddie der müde den Kopf hebt und mich fragend anschaut. "Keine Sorge, wir bleiben nicht lange hier." ich parke vor der Garage und ziehe die Handbremse an. Dann bleibe ich einen Moment so sitzen. Ich würde alles dafür geben jetzt nicht durch diese braune Eichentür laufen zu müssen. Mein Vater ist da drin. Mein Bruder ist da drin. Meine ganze Verwandtschaft. Alle. Und alle werden mich mit diesem vorwurfsvollen Blick anschauen. Ich schließe die Augen und atme ein paar mal tief durch. Ich habe Afghanistan überlebt. Ich werde das hier auch überleben. Ich ziehe den Schlüssel ab, öffne die Türe und springe aus dem Wagen. Der Kies unter meinen Füßen knirscht und sondert kleine Staubwolken ab. Ich schlage die Autotüre zu und gehe um den Wagen herum um Buddie die Türe auf zu machen. Er springt aus dem Wagen und sieht sich aufmerksam um. Dabei wedelt er mit dem Schwanz. Ich knie mich vor ihn hin und wuschle ihm durchs Fell. "Dich kann nichts so schnell aus der Fassung bringen, nicht wahr?" "Dominic?" hinter mir ertönt eine helle Frauenstimme. Ich erstarre, stehe langsam auf und drehe mich um. "Wir waren uns nicht sicher ob du kommen würdest." es ist meine kleine Schwester Momo. Eigentlich heißt sie Maja, aber weil sie als Kind der berühmten Momo aus dem Kinderbuch so ähnlich sah, hatte sie den Spitznamen weg. "Momo." sage ich und Buddie rennt freudig bellend auf sie zu. "Buddie! Hier her. Hör auf. Buddie!" rufe ich, doch er lässt sich davon nicht beirren und springt sie Schwanzwedelnd an. Sie lächelt und tätschelt ihm den Kopf. "Na. Du bist also Buddie? Du bist ja ein süßer.." "Er mag dich." sage ich und sie sieht wieder zu mir auf. Für einen Moment weiß keiner von uns beiden was er sagen soll. Wir haben uns zehn Jahre nicht mehr gesehen. Sie hat mir unzählige Briefe geschrieben. Als ich gegangen bin, war sie gerade mal 13. Sie hatte damals psychische Probleme. In ihren Briefen hat sie mich angefleht zurück zu kommen. Ich habe nie geantwortet, weil ich wusste, dass die Briefe ihr keinen Trost bringen würden und ich war einfach nicht stark genug die Verantwortung zu übernehmen. Sie sieht hübsch aus in ihrem schwarzen Kleid. Sie hat abgenommen und ist zu einer richtigen jungen Frau herangewachsen. "Du siehst gut aus." sage ich. "Danke. Du siehst schrecklich aus. Was hast du mit deinen Locken gemacht?" "Geschoren." sie nickt. "Du siehst nicht aus wie du. Du siehst aus wie ein Soldat." sie sieht mich mit einer Mischung aus Trauer und Vorwurf an, dann fügt sie hinzu: "Komm. Die anderen warten schon auf dich." damit dreht sie sich um und verschwindet wieder im Haus. Buddie folgt ihr sofort, doch ich bleibe noch einen Moment stehen. Eine Welle von Schuldgefühlen prasselt auf mich nieder. Ich habe sie im Stich gelassen. Das kann ich jetzt nie wieder gut machen.
Ich atme erneut tief durch. Da drin warten noch mehr Schuldgefühle und Anschuldigungen auf mich. Aber ich bin ja selbst daran schuld. Ich setze einen Fuß vor den anderen und folge meiner kleinen, erwachsenen Schwester in das verhasste Haus.
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!

9

06.11.2015, 20:25

Beth:

Da wir nur zwei Häuser von Toms Elternhaus entfernt wohnen, kann ich ihn dabei beobachten, wie er die Treppe runterläuft und die Straße entlang spaziert.
Und wieder bin ich alleine und wieder werde ich von den unangenehmen Gedanken überrollt. Ich frage mich, wie Dominic wohl aussieht und ob er sich verändert hat. Das letztere kann ich mir kaum vorstellen, er ist bestimmt immer noch so aufbrausend und ungeduldig, wie er schon damals gewesen ist. Ich muss leicht schmunzeln, als ich daran denken muss. Nein, er hat sich sicherlich nicht verändert.
Die nächsten Stunden vertreibe ich damit, mit dem Cateringservice das Menü für den Leichenschmaus auszuarbeiten und dann fahre ich noch in die Stadt und hole unsere Sache aus der Reinigung von Mr Lewrence, der mir seinen Beileid zum Ableber meiner Schwiegermutter ausspricht. Ich bedanke mich und hole auch Sammy von der Schule ab.
"Hey meine Süße." - begrüße ich sie, als sie auf den Beifahrersitz klettert. "Wie war die Schule?" - frage ich dann weiter und reihe mich wieder in den fließenden Verkehr ein.
"Na ja, alle fragen mich, ob sie die Oma nochmal sehen können." - beschwert sie sich.
"Tut mir leid." - sage ich dazu und bereue bereits meinen Entschluss, sie heute in die Schule geschickt zu haben. Kinder können sehr grausam sein.
"Du kannst ja nichts dafür." - meint sie nur und ich wundere mich, wie erwachsen sie sich in dieser Situation verhält.
Fünfzehn Minuten später sind wir schon Zuhause und legen unsere schwarzen Kleider an. Ich binde Sammys langes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und verziehre ihn mit einer schwarzen Schleife. Tom kommt nach Hause, um sich umzuziehen und als wir fertig sind, gehen wir rüber. Gerald, mein Schwiegervater sieht schwach aus und ich empfinde Mitleid mit ihm, was sich jedoch in Grenzen hält. Immerhin weiß ich auch, wie grausam er sein kann.
Wir sitzen gerade im Wohnzimmer und hier und dort kann man leise Gespräche holen. Momo, Toms kleine Schwester kommt rein.
"Schaut mal, wen ich mitgebracht habe." - verkündet sie und mir bleibt das Herz stehen.
***Urlaub**** 8)

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Raindrop« (06.11.2015, 21:31)


10

06.11.2015, 20:43

Dominic
Als ich die Türschwelle überschreite, höre ich Stimmengewirr aus dem Wohnbereich dringen. Meine Schwester steht im Türrahmen, mit dem Rücken zu mir. Ihre Stimme klingt zwar aufgeregt und fröhlich, doch ich höre den schneidenden Unterton heraus. Buddie ist schon im Raum verschwunden um neue Bekanntschaften zu schließen. Ich bleibe kurz stehen, weil mich die Angst packt. Noch kann ich zurück. Ich muss mich einfach nur umdrehen und aus dem Haus gehen, mich ins Auto setzen, zurück nach Springfield fahren und all das hinter mir lassen.
Momo dreht sich zu mir um und sieht mich direkt an. Ich weiß, dass sie weiß, was ich gerade denke. Sie schüttelt kaum merklich den Kopf und ihre Augen sind flehend. 'Geh bloß nicht, Nic!' sagen sie. Und da weiß ich, dass es kein zurück gibt. Ich kann nicht erneut fliehen. Diesmal muss ich mich erwachsen verhalten und mich allem stellen. Ich atme tief durch und mache die paar Schritte bis ins Wohnzimmer. Auf der Stelle ersterben alle Gespräche und die Blicke sind mir zugewandt. Sie sind alle da. Meine Cousinen und Cousins, meine Onkel und Tanten. Meine Oma Mütterlicher Seits. Meine Neffen und Nichten und da ganz am Rand in seinem alten Sessel sitzt mein Vater. Mein Blick bleibt kurz an ihm hängen, und auch er mustert mich. Ich nicke knapp und er sieht einfach wieder weg. Fröhlichere Begrüßung als erwartet. Immerhin beschimpft er mich nicht. Mein Blick schweift weiter durch den Raum auf der Suche nach dem letzten bekannten Gesicht. Tomas. Mein großer Bruder. Als ich ihn schließlich finde, weiten sich meine Augen. Neben ihm steht Beth. Ich hätte sie beinahe nicht erkannt, immerhin sind zehn Jahre vergangen und als ich sie das letzte mal gesehen habe, war sie fünfzehn.
Mein Herz verkrampft sich und mein Blick bleibt auf ihr liegen, bis eine laute, männliche Stimme mich aus meinen Gedanken reißt.
"Da bist du ja, Junge! Ist schon lange her!" es ist Onkel Jerry. Er trägt seine Army Uniform und seine Haare sind kurgeschoren, genau wie meine. Mit zwei großen Schritten hat er den Raum durchquert und gibt mir die Hand. "Wir waren uns nicht sicher ob du kommen würdest.." er sieht mich streng an, dann grinst er aber breit. "Und wie ich sehe, hast du Unterstützung dabei." er nickt Richtung Buddie, der gerade auf ein kleines Mädchen zugeht, die mir zuvor noch gar nicht aufgefallen ist. Sie hat lange blonde Haare und steht nahe bei Beth, jedoch halb im Schatten, sodass ich sie leicht übersehen konnte. "Buddie! Aus! Beifuß!" sage ich und sofort trottet er auf mich zu. Die anderen im Raum erholen sich langsam wieder von dem Schock meines Auftauchens und schon bald herrscht wieder das übliche Stimmengewirr. Ich unterhalte mich kurz mit Onkel Jerry, doch drängt es mich, meinem Bruder hallo zu sagen. Wir waren nie wirklich dick miteinander, aber er ist mein Bruder. Allein schon die Höflichkeit verlangt es. Also entschuldige ich mich bei Jerry und gehe an ihm vorbei auf Tomas und Beth zu.
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!

11

06.11.2015, 20:59

Beth:

Als Dominic den Raum betritt, ersterben die Gespräche und ich kann mein eigenes Herz laut und unruhig in meiner Brust schlagen hören. Jetzt weiß ich genau, dass ich für diese Begegnung nicht bereits bin und ich werde es sicherlich auch in 5o Jahren noch nicht sein. Schon unzählige Male habe ich überlegt, wie ich ihm entgegentreten und was ich ihm dann sagen würde, doch jetzt steht er da und in meinem Kopf herscht ein wirres Durcheinander. Eigentlich hat er es überhaupt nicht verdient, dass ich auch nur einen Gedanken an ihn verschwende, doch ein Teil in mir empfindet es ganz anders. Und auch dieser Teil fühlt sich sofort von ihm angezogen, lässt mich an die längst vergangenen Tage zurückdenken, an die Gespräche, die Küsse, die Berührungen. Ich schlucke schwer und suche nach Toms Hand. Er soll mir Halt geben und diese Erinnerungen verdrängen. Doch die Berührung seiner Hand hilft nicht.
Während Dominic sich mit Jerry unterhält, beobachte ich ihn verstohlen.
"Ich hole mir in der Küche etwas zu trinken." - sage ich rasch, als ich ihn auf uns zukommen sehe. Egal wie sehr ich mir einrede, dass ich nichts falsches getan habe, so kann ich es nicht. Ich kann nicht mit ihm reden und ihm in die Augen sehen. Ich habe Angst und so beschließe ich dem zu entfliehen. "Sammy, fragst du Großvater, ob er etwas benötigt?" - bitte ich sie, weil ich einfach nicht will, dass Dominic mit ihr ins Gespräch kommt.
"Aber ich möchte mit dem Hund spielen." - beschwert sie sich und sieht mich flehend an.
"Sammy." - sage ich mit Nachdruck, sie seufzt und tut das, was ich ihr aufgetragen habe. Währenddessen lasse ich Toms Hand los und verschwinde in der Küche, wo ich meinte Hände auf die Küchentheke lege und tief durchatme.
***Urlaub**** 8)

12

06.11.2015, 21:19

Dominic
Doch bevor ich bei den beiden ankomme, dreht sich Beth um und verschwindet in der Küche. Die kleine geht zu meinem Vater. Jetzt ist da nur noch Tomas. Ich komme vor ihm zum stehen und mustere ihn kurz, ebenso wie er mich mustert. "Tomas." sage ich schließlich. "Dominic." erwidert er und nickt knapp. "Alles klar?" ich nicke und stelle die höfliche Gegenfrage: "Und bei dir?" "Ja, uns geht es gut." "Uns?" ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Ja. Denen die du zurückgelassen hast bei deiner selbstsüchtigen Suche nach Freiheit. Keine Sorge. Die Welt hat sich auch ohne dich weiter gedreht. Wusstest du, dass Mutter kurz vor ihrem Tot nach dir verlangt hat? Sie wollte dich wenigstens ein letztes mal sehen. Und wo warst du? In Afghanistan. Einen Krieg führen, der dich nichts angeht." er sieht mich kalt an und seine harten Worte treffen mich mehr als mir lieb ist. "Okay.." sage ich und drehe mich um. "Schon verstanden." ich durchquere den Raum und will schon durch den Türrahmen treten, als sich mir jemand in den Weg stellt. "Bist du Onkel Dominic?" es ist die kleine, die noch vor ein paar Sekunden bei meinem Vater war. Eben dieser mustert uns jetzt argwöhnisch, ebenso wie Tomas. "Ja." sage ich und sehe zu ihr hinab. "Und wer bist du?" "Ich bin Sammy." Doch weiter kommt sie nicht, denn schon ertönt Toms Stimme durch den Raum hinweg. "Sammy. Komm doch mal her, ich brauche deine Hilfe." seine Stimme klingt versucht ruhig und freundlich, doch ich kann ihm deutlich ansehen, dass er nicht will, dass ich mit ihr spreche. Da begreife ich. Sie ist seine Tochter. Ich sehe von ihm zu der kleinen, die mich noch an jemanden erinnert und dann wieder zu ihm. "Bis später Dominic." grinst sie und rennt dann zu Tom. Ich bleibe einen Moment perplex stehen und sehe ihr nach. Tom hat eine Tochter? Wer ist die Mutter?
Und plötzlich fügt sich alles zu einem kompletten Bild zusammen. Beth wie sie bei ihm stand, die kleine an der Hand, schützend vor ihr stehend. Beth wie sie leise zu ihm gesprochen hat und seine Hand gedrückt hat, bevor sie in die Küche verschwand. Beth ist die Mutter. Beth ist mit meinem Bruder zusammen.
Ich stehe im Türrahmen, erschlagen von der Erkenntnis und starre Tom mit weit aufgerissenen Augen an, während die schreckliche Wahrheit durch mich durchsickert wie Gift. Beth ist mit Tom zusammen. Meine Beth ist mit meinem Bruder zusammen.
Tom wirft mir einen kurzen Blick zu und ich erkenne vielleicht sowas wie Entschuldigung in seinem Blick, dann dreht er sich um und geht mit Sammy durch die Küchentüre. Mit dem leisen Klack der Küchentüre, werde ich aus meinen Gedanken gerissen und leben kehrt langsam in mich zurück. "Buddie!" rufe ich und sofort kommt er zu mir. "Nic? Ist alles in Ordnung?" die Stimme meiner Schwester dringt wie durch Watte zu mir durch und ich drehe ihr den Kopf zu. "Du siehst aus als hättest du ein Gespenst gesehen. Was ist denn los?" Ich sehe sie kalt an. "Hast du davon gewusst?" "Was? Wovon, Nic? Was soll ich gewusst haben." "Ihr macht mir Vorwürfe, dabei seit ihr allesamt doch genauso verlogen." ich schüttle den Kopf und verziehe das Gesicht wütend. "Buddie." sage ich ohne den Blick von ihr abzuwenden. "Wir schlafen im Motel." damit drehe ich mich um und verlasse das Wohnzimmer, Buddie im Schlepptau.
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!

13

06.11.2015, 21:43

Beth:

Der Atem fällt mir schwer und ich versuche die Tränen, die verräterisch in meinen Augen brennen, nicht zuzulassen. Ich bin bestützt über meine eigene Reaktion.
Er hat mich verlassen, mich veraten. Ihm war es auch egal gewesen, dass ich mutterseelenalleine hier zurückgeblieben bin. Doch alle diese Erkenntnis nützen nichts und ich sehe nur sein Gesicht vor mir. Das Gesicht, in das ich seit 10 Jahren in meinen Träumen blickte.
"Scheiße." - flüsstere ich und die Tränen überkommen mich. "Verflucht." - mit einer Faust haue ich auf die Küchenplatte und ich versuche an den Schmerz in meiner pochenden Hand zu denken.
"Beth?" - Toms Stimme ertönt in meinem Rücken und ich beile mich, die Tränen fortzuwischen. Natürlich wird er denken, dass ich wegen seiner Mutter trauerte. "Ist alles in Ordnung?" - fragt er mich besorgt und ich fühle seine Hände auf meinen Schultern. Doch diese Geste verursacht in mir nicht wie immer Sicherheit und Geborgenheit, im Moment fühlt es sich nicht gut und falsch an.
"Ja, es ist nur ..." - versuche ich zu erklären, doch weiß nicht, was ich sagen soll. Dann spüre ich, wie zwei kleine Arme meine Mitte umschlingen.
Ich drehe mich um, dabei entfliehe ich aus Toms Armen und nehme Sammy auf den Arm.
"Es ist alles in Ordnung, ich bin nur traurig, weil Oma nicht mehr das ist." - erkläre ich ihr und stupse meine Nase gegen ihre. Ich lächele sie kurz an. Tom umarmt uns, doch erneut fühle ich keine Freude in seiner Berührung, nur ein starkes Verlangen mich zu duschen.
"Lass uns wieder zu den anderen gehen." - schlage ich dann vor und lasse Sammy wieder auf den Boden, wobei ich ihre Hand in meine nehme.
***Urlaub**** 8)

14

06.11.2015, 21:56

Dominic
"Nic. NIC!" ertönt die Stimme meiner Schwester noch hinter mir, doch ich ignoriere sie und gehe durch den Gang auf die Haustüre zu, welche ich aufmache. Ich trete ins Sonnenlicht ohne einen Blick zurück zu werfen und bleibe dann einen Moment unschlüssig stehen. Mein Blick schweift zu meinem Pick-up der nach wie vor in der Einfahrt steht. Ich will nicht zurück in die Stadt fahren, da kennt mich jeder. Ich kann nicht noch mehr Vorwurfsvolle Blicke ertragen. Ich sehe zu Buddie und atme ein paar mal tief durch. Dann sinke ich auf die Treppen nieder und sehe über die Felder die unser Haus umgeben.
Buddie rennt ein paar Runden, ehe er hechelnd zu mir zurückkommt und sich neben mich auf die Veranda legt. Ich kraule ihm Gedankenverloren hinterm Ohr und sehe dabei einem Traktor zu, wie er über die Felder fährt.
Beth ist mir nichts schuldig, ebenso wenig wie mein Bruder. Wieso bin ich dann so wütend? Wieso fühle ich mich von den beiden verraten? Beth war meine erste und einzige große Liebe. Natürlich hatte ich Frauen seit dem, aber keine von ihnen konnte Beth das Wasser reichen. Keine. Und sie ist sogar noch schöner geworden seit damals. Ihre strahlend blauen Augen, die mich damals dazu gebracht haben mich in sie zu verlieben. Ihre weichen, zarten Lippen. Ihre seidigen Haare. Ihre weiche Haut. Ihr lachen, ihre Fröhliche Art. Ich vermisse sie jetzt mehr denn je, obwohl sie nur durch drei Räume von mir getrennt ist. Doch ist sie noch unerreichbarer als jemals zuvor. Sie hat ein Kind mit einem anderen Mann. Und nach dem Alter der kleinen zu schließen, war es nicht lange nach meinem Verschwinden. Die kleine ist vielleicht 7. Ich balle die Hände zu Fäusten und spüre die Wut, die ich früher nie kannte, die ich aber seit dem Krieg immer bei mir trage in mir aufkochen. Buddie spürt sofort, dass etwas nicht mit mir stimmt, denn er stupst mich mit der Schnauze an und bellt leise. "Alles gut, Buddie. Alles gut." ich wuschle ihm durchs Fell und sehe dann wieder über die Felder.
Ich habe sie damals verlassen ohne darüber nachzudenken. Ich war jung und dumm. Ich war egoistisch. Ich bereue es jetzt in diesem Moment wie noch nie zuvor. Es ist meine Schuld dass sie jetzt in Tomas Armen liegt anstatt in meinen.
Und obwohl ich das weiß, ist da immer noch dieses schneidende Gefühl des Verrates tief in mir drin. Musste es von allen Männern ausgerechnet mein Bruder sein?
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!

15

06.11.2015, 22:18

Beth:

Auch Tom greift nach Sammys Hand und als eine glückliche Familie kehren wir ins Wohnzimmer zurück. Ich sehe mich sofort nach Dominic um, doch er ist nicht mehr da. Ich bin erleichtert und fühle, wie mir ein großer Stein vom Herzen fällt.
Mir kommt der Gedanke, dass ich Dominic und meine mit ihm verbundenen Gefühle nur ein paar Tage aushalten muss, dann verschwindet er genauso, wie er jetzt gekommen war und ich kehre zu meinem Leben zurück und er wird wieder nur zu einem Teil meiner Vergangenheit sein, an das ich manchmal sehnsüchtig zurückdenke. Diese Erkenntnis beruhigt mich etwas.
"Er will im Hotel bleiben." - vernehme ich Momos leise Stimme, die zu Tom spricht.
"Es ist besser so." - sagt er zu seiner Schwester und sieht zu mir rüber. Ich kann seinen Blick nicht deuten. Ich sehe Angst und Zweifel darin. Hat er vielleicht doch mitbekommen, dass mein Verhalten weniger mit dem Tod seiner Mutter, als mit seinem Bruder zusammen hängt? Ich bin nervös deswegen und versuche mich abzulenken, in dem ich mich auf ein Gespräch mit Toms Tante Gladys einlasse.
Es war sehr schwer für mich gewesen, von seiner Familie akzeptiert zu werden. Immerhin war ich zuerst mit Dominic zusammen und alle nahmen an, dass wir beide irgendwann mal heiraten und eine Familie gründen würden. Als er dann ging und ich mich mit Tom verlobte, nur vier Monate danach, musste ich mit Vorwürfen und Argwohn kämpfen. Als Sammy dann nach nur vier weitern Monaten zur Welt kam, warf es Fragen auf und viele in der Stadt spekulieren, wer der Vater des Kindes war. Allerdings hatte Tom an seiner Vaterschaft nie anzweifeln lassen und so wurde es immer ruhiger um uns und irgendwann schienen alle akzeptiert zu haben, dass ich zu Toms Frau wurde. Nur Dominics Mutter nicht. Öfters prahlten wir aneinander und sie warf mir vor, eine Schlampe zu sein, weil ich es nicht mal in Erwähgung zog, auf Dominic zu warten und stattdessen mich sofort auf seinen Bruder einließ. Es tat weh, doch ich wusste auch, warum ich das alles über mich ergehen ließ, ohne nur ein Widerwort zu leisten.
In unserer kleinen Stadt kennt jeder jeden und die Kirche wird groß geschrieben. Wenn ich damals nicht Toms Vorschlag angenommen hätte, seine Frau zu werden, würde ich als minderjährige alleinerziehende Mutter da stehen und kein Mensch würde mich akzeptieren und Sammy noch weniger.
Ich sehe meine Tochter an und ihr Lächeln entlockt mir ein Lächeln. Ich habe alles richtig gemacht. Nicht für mich, aber für sie.
"Beth, ist der Kuchen im Kühlschrank?" - fragt mich Tom und ich sehe ihn fragend an. "Wir wollen jetzt einen Kaffee trinken." - bemerkt er und ich komme wieder zu mir.
"Ähm ... im Kühlschrank bei uns Zuhause." - bemerke ich mit einem schuldigen Lächeln. "Ich hole ihn." - sage ich und eile zur Tür. Als diese hinter mir ins Schloss fällt, sehe ich Dominic auf der Treppe sitzen und bleibe wie angewurzelt stehen.
***Urlaub**** 8)

16

06.11.2015, 22:33

Dominic
So in Gedanken versunken, sitze ich eine Weile auf der Treppe. Als ich dann die Türe hinter mir auf und zugehen höre, drehe ich meinen Kopf herum, um zu sehen, wer es ist, der meine kleine Ruhe stört. Als ich erkenne, dass es Beth ist, stehe ich sofort auf und drehe mich zu ihr um. Ich sehe sie direkt an, mein Mund halb offen, als würde ich ihr etwas ohne Worte sagen wollen, mein Blick nervös. Mein Herz klopft schmerzhaft gegen meine Brust und ich habe das Gefühl nicht genügen Luft zu bekommen. Ich hätte niemals hierher zurück kommen sollen. Niemals. Meine Mutter ist tot. Es bringt ihr nichts mehr, wenn ich hier bin. Und ich will mich dem nicht stellen. Dazu bin ich nicht bereit. Ich will mich Beth nicht stellen. Nicht nach allem was ich eben erfahren habe. Sie vor mir stehen zu sehen, die schönste junge Frau die ich jemals kennengelernt habe, schnürt mir die Kehle ab und führt mir vor Augen was ich verloren habe. Nichts bereitet mich auf den plötzlichen Schmerz vor, der mich durchzuckt. Sie ist nicht mehr meine Beth. Sie ist jetzt Toms. Ich schlucke und wende meinen Blick ab, weil ich es nicht länger ertrage sie anzusehen. "Du.." meine Stimme klingt schwach. Ich räuspere mich einmal. "Du siehst umwerfend aus, Elisabeth." ich spüre wie meine Fäuste sich wieder ballen und wie die Wut in mir zu brodeln beginnt. Ich beiße mir auf die Lippe, um mich davon abzulenken. Der Krieg hinterlässt nun mal seine Spuren. Nicht nur die, die man sehen kann, auch die die tief in einem drin sind. Und die bleiben für immer. "Du... du hast einen neuen Freund, wie ich gesehen habe. Und... eine Tochter." ich zwinge mich sie wieder anzusehen und quäle mich zu einem Lächeln. "Sie ist liebreizend."
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!

17

06.11.2015, 22:46

Beth:

Meine Augen suchen nervös nach einem Ausweg aus dieser Situation, doch diesen gibt es nicht. Im Rücken spüre ich die Tür, hinter der Tom und seine ganze Verwandschaft auf den Kuchen warten und vor mir ist Dominic, der zwar nicht fragt, aber sicherlich auf Antworten wartet.
Während er spricht, mustere ich sein Gesicht und es scheint, als wäre die Zeit stehen geblieben, als wären wir nie getrennt gewesen. Erneut spüre ich seine Lippen auf meinen und seinen nackten Oberkörper an meinen gedrückt. Diese Gedanken beschleunigen meinen Atem und bringen mein Herz zum Überschlag.
Ich schlucke als er mich bei vollem Namen anspricht. Es ist nichts besonderes und trotzdem verschafft er damit einen gewissen Abstand zwischen uns. Also hatte er mit uns abgeschlossen. Anscheinend hatte er keine einzigen Gedanken an mich verschwenden, ganz im Gegensatz zu mir. Diese Erkenntnis schmerzt mir, obwohl ich mir das selbst nicht eingestehen will.
"Tom ist mein Ehemann." - berichtige ich ihn leise. "Und danke." - sage ich, als er von Sammy spricht. Ich verdränge meine Angst und strafe meine Schultern. Ich bin nicht mehr das unsichere 15-jährige Mädchen, was er zurückgelassen hat. Ich bin erwachsen und ich empfinde nichts für ihn. Das versuche ich mir zumindest einzureden, obwohl mein Herz sich zusammenzieht und seine unsichtbaren Arme sehnsüchtig nach ihm ausstreckt.
"Und du ..." - ich sehe ihn an. "Du sieht auch gut aus." - bemerke ich.
Ich habe es nie für möglich gehalten, dass mir mal das Gespräch mit Dominic jemals so schwer fallen würde, wie jetzt.
***Urlaub**** 8)

18

06.11.2015, 22:57

Dominic
"Oh." sage ich nur, als sie erwähnt, dass Tom und sie verheiratet sind. "Wie schön für euch." ich versuche den beißenden Unterton aus meiner Stimme zu lassen, doch es fällt mir schwer freundlich zu bleiben. Der Schmerz drückt mir meine Luft ab und zerrt an meiner Wut. Ich spüre die altbekannte Vene an meinem Schädel pochen. Und schlucke erneut um nicht etwas zu sagen, was ich bereuen würde. "Bullshit." sage ich leise zu ihrer Aussagen über mein Aussehen. "Wir beide wissen, dass das nicht stimmt." ich versuche gleichmäßig zu atmen, doch es mag mir nicht gelingen. "Es freut mich zu sehen, dass du so glücklich bist mit meinem Bruder. Ihr seit wirklich... ein überaus entzückendes Pärchen." ich stoppe mich selbst und mahne mich zur Ruhe und Vernunft. Ich habe absolut kein Recht so mit ihr zu sprechen. Ich schließe die Augen und atme ein paar mal tief durch ehe ich sie wieder öffne und sage: "Es tut mir leid, dass ich mich nie bei dir gemeldet habe. Das war nicht richtig von mir."
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!

19

06.11.2015, 23:04

Beth:

Jedes seiner Wörter hört sich verlogen an und ist es sicherlich auch. An seinem Gesichtsausdruck kann ich erkennen, dass er schwer mit sich zu kämpfen hat und verspüre in mir ein gewissen Gefühl der Schadenfreude. Ich mustere ihn und gewinne an Selbstsicherheit.
"Ja, wir sind sehr glüchlich." - sage ich schon etwas lauter und bestimmter. Eigentlich bin ich kein Mensch, der sich an dem Leiden anderer ergötzt, aber im Moment möchte ich Dominic leiden sehen. Die ganzen Tränen und die ganze Enttäuschung über sein Verhalten kommt hoch und eine ungeheuerliche Wut packt mich. Am liebsten hätte ich ihn eine verpasst, doch ich halte mich zurück und bemühe mich um ein gleichgültiges Lächeln. "Du hattest sicherlich deine Gründe, dich nicht zu melden." - bemerke ich mit einem Schulterzucken und jetzt bin ich es, die kein Wort ernst meint.
***Urlaub**** 8)

20

06.11.2015, 23:12

Dominic
Ich starre sie einen Moment an und es fühlt sich so an als hätte sie mich geschlagen. Dann verziehe ich mein Gesicht zu einer Grimasse der Wut, die ich mit einem Lächeln zu Kaschieren versuche. "Gut. Freut mich." sage ich erneut und die Vene an meinem Schädel pocht heftiger denn je. "Das ist wirklich... unglaublich schön für euch." ich spüre die Wut immer weiter hochkochen und balle die Hände so fest zu Fäusten, dass die Nägel sich in meine Handinnenflächen bohren. Der Schmerz hilft mir die Wut ein wenig zu lindern und so schaffe ich noch zu sagen: "Ja, die hatte ich. Keine Sorge. Ihr zwei braucht mich nicht lange zu ertragen. In ein paar Tagen, wenn diese ganze Heuchelei hier wieder vorbei ist, bin ich weg. Und diesmal seht ihr mich sicherlich nicht wieder. Schönen Tag noch." damit drehe ich mich um, pfeife Buddie einmal kurz und gehe mit möglichst gefassten Schritten auf meinen Pick-up zu. Ich mache Buddie die Türe auf, gehe um das Auto herum, steige selbst ein und fahre mit quietschenden Reifen vom Hof, sodass nur noch eine Staubwolke von mir zurückbleibt.
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!