Illya
Als Sergio auf die Matte ging, wusste ich, dass er diese Runde gewinnen würde. Der Engel mochte zwar stark sein, aber schon nach den ersten Sekunden wusste ich, dass mein Cousin weitaus kampferfahrener war als er. Somit waren wir beide ernstzunehmende Gegner, denn wir arbeiteten ständig an uns. > Es ist erst ein Monat vorbei, die guten Übungen und Tricks kommen noch, aber das, was Sergio und ich wissen und anwenden, wird hier nicht trainiert. Das haben wir uns außerhalb antrainiert, indem wir eben diese Weltreise gemacht haben, um mehr Schwächen und Stärken zu finden. Jeder Körper hat seine Schwachpunkte und bisher funktionieren diese Griffe bei jedem.< beantwortete ich Enyas Frage, ehe ich zu Sergio sah und ihn schief angrinste. Ich hatte ja mit seinem Sieg gerechnet. Dann aber wandte sich Fiona an mich und ich wusste, dass meine Zeit gekommen war. > Tja, mal sehen, wie wütend sie wirklich auf mich ist. < meinte ich zu Enya schmunzelnd und ging lässig auf die Matte. Fiona funkelte mich herausfordernd an, sie hob stolz das Kinn an und fixierte mich wie eine Beute.
Luana
Hin und wieder hatte ich mich unbewusst angespannt, wenn er einen Treffer kassiert hatte, aber letztendlich gewann er das Ding und ich staunte nicht schlecht. Diese coolen Hiebe, die irgendwas Sensibles trafen, musste ich unbedingt lernen. Das vereinfachte so einiges. Als er zurückkam, damit der Russe seinen Platz einnehmen konnte, hob ich kurz den Daumen. Fremdschämen brauchte ich mich also nicht, was ich sowieso nicht getan hätte.
Dann glitt mein Blick zu dem Riesen und der Hexe, denn ich wollte keine Sekunde verpassen, wenn diese Lehrerin richtig loslegte. Wenn sie schon Befehle bellte, so sollte sie mal selbst zeigen, was sie auf dem Kasten hatte. Kaum gab sie das Startzeichen, legte sie auch schon los und ich musste mehrmals blinzeln, um ihre Bewegungen zu verfolgen. Sie war schnell, verdammt schnell. Ich musste mich regelrecht konzentrieren. Und obwohl der Riese viele Muskeln zu bewegen hatte, kam er mit ihrem Tempo recht gut mit und wehrte alle ihre Angriffe geschickt ab. Er schien zu wissen, dass er sich nicht zurücknehmen durfte, also bekam ich mal einen Vorgeschmack davon, was unsere Träger wirklich draufhatten.
Hieb um Hieb bearbeiteten sie sich gegenseitig, jeder landete Treffer. Die Hexe war echt gut, sie war wild und ließ keinen Moment nach, als ginge es wirklich um Leben und Tod. Dann hob sie blitzschnell das Bein und traf den Riesen direkt in die rechte Gesichtshälfte, wobei ein leises Knacken ertönte. Uh, ich verzog das Gesicht. Das hatte verdammt schmerzhaft ausgesehen. Doch anstatt zu torkeln, wehrte der Russe den nächsten Angriff ab und wieder einmal lieferten sich die beiden einen unerbittlichen Nahkampf, der mich regelrecht in den Bann zog. Die linke Schulter der Hexe schien leicht angeknackst zu sein, was sie noch wütender machte und dann machte sie eine schnelle Handbewegung, die den Riesen unterhalb seines Adamapfels traf, nur um im nächsten Moment durch einen brutalen Tritt in die untere Magengrube zu Fall gebracht zu werden. Ich hatte diesen Kerl noch nie fallen gesehen, wusste nicht, dass das überhaupt möglich war. Er rang nach Luft, was bedeutete, dass sie diese speziellen Tricks angewandt hatte und ein rotes Rinnsal rann aus seinem Mundwinkel
Fertig war die Hexe aber nicht, denn als er sich erhob und sie ihn wieder mit einem Tritt auf den Boden befördern wollte, wich er ihr aus und rollte sich auf sie, sodass sie mit dem Bauch auf die Matte klatschte, ehe er ihre Arme schmerzhaft nach hinten verschränkte. Stille breitete sich aus.