Hihi *_*
Chastity Ruth
Je mehr Zeit verstrich, desto unruhiger wurde ich. Ich musste völlig überreagieren. Aber dieses mulmige Gefühl ließ mich nicht los. Ich wartete darauf, dass Mrs Growline Christopher mit ihrem Kochlöffel verjagte oder er mir sagte, dass ich nichts vom Schokokuchen abbekommen würde oder aber auch Musik aus seinem Musikzimmer ertönte. Mein Handy lag neben mir auf dem Bett und ich stützte mich mit den Händen ab, um sitzen zu bleiben. Es war schwer, nicht aus reinem Impuls heraus zu handeln, doch wenn ich es tat, würde ich nur hilfebittend durch das Schloss rennen und das würde Christopher nicht helfen, wenn er jetzt in Gefahr war. Ich wusste nicht wo er war und in was für einer Situation er steckte. Ich verließ dennoch das Zimmer, um auch Mr Greward mal zu fragen, ob er Christopher gesehen hatte. Doch da selbst Erik mich nach ihm gefragt hatte, hatte ich wenig Hoffnung. Es polterte, kratzte und bröckelte. Ich rannte in das Wohnzimmer, so auch Trevor-Brian und Elvea, welche in diesem Moment das Schloss betreten hatte. Annette war vor uns da und stand erschrocken neben Mom, welche sie sofort in die Arme genommen hatte. Ich las die Worte - und erstarrte. Evokation. Es musste Christopher gewesen sein. Das Einzige, was ich wusste, war, dass jemand mit der Fähigkeit der Evokation so etwas machen konnte. Mr Jacks hatte mir das einmal erzählt.
Hayden hatte es tatsächlich getan, er hatte Christopher angegriffen! Mir war mit einem Mal so kalt, dass ich zitterte. Wäre es nicht etwas Ernstes, hätte Christopher nicht um Hilfe gebeten. "Mom, Dad... Christopher ist mit seinem Motorrad gefahren!" "Wir müssen ihn finden!", sagte Trevor-Brian sofort und Elvea schmiss ihre Tasche auf den Boden, bevor sie sagte: "Welche Strecke ist er gefahren?" Würde ich jetzt sagen, dass er von Mrs Featherstones Haus hierhin hatte fahren wollen, dann würde sie sie finden und Christophers und mein Geheimnis würden alle erfahren. Ich hatte ihm versprochen, niemandem etwas zu sagen, außer, er war in Lebensgefahr. "Ruth, welche Strecke ist er gefahren?", fragte meine ältere Schwester nun drängender. "Mr Jacks wird uns helfen!", rief plötzlich Annette, ehe ich etwas sagen konnte und alle sahen zu ihr. "Er kann Personen ausfindig machen, indem er etwas berührt, was sie berührt haben. Aber es muss möglichst aktuell sein, die Wand zum Beispiel!" Dad nickte und eilte los, während ich erleichtert die Augen schloss und Luft holte, da es eine Möglichkeit gab, ihn schnell zu finden. Mr Jacks kam in das Zimmer und ich wollte einen Schritt vortreten, um zu hören, was er sagte. Jedoch schloss sich eine Hand um meinen Arm und ich blieb perplex stehen. Es war Elvea. "Was verheimlicht du uns?", fragte sie leise. Ich biss mir auf die Lippe. "Nichts, Elvea, ich möchte hören, was Mr Jacks sagt." Sie schüttelte den Kopf. "Du lügst!" Ich löste meinen Arm von ihrer Hand und sah, dass in ihren Augen die Enttäuschung zu sehen war. "Es fällt mir schwerer, dir zu vertrauen. Aber ich tue es", flüsterte sie und wandte sich ab. Ich blinzelte und war sprachlos. "Er liegt in diesem Waldgebiet!", Mr Jacks zeigte auf eine Stelle des Handydisplays und Mom küsste Dad auf die Wange, bevor dieser das Wohnzimmer verließ. Trevor-Brian folgte ihm und auch Elvea stürmte heraus. Ich folgte ihnen und lief die Treppen herunter. "Elvea, Ruth, Trevor... ihr bleibt hier!" Wir begannen zu protestieren und schließlich gab es Dad auf. Er wusste nicht, dass es mehr als nur ein 'Unfall' gewesen war, genauso wie die anderen. Wir fuhren mit drei Wagen, da noch ein paar andere Wachen des Schlosses, die ich fast nie sah, mitkamen, um bei der Suche zu helfen. Raven und Drake blieben als Hauptwachen bei dem Schloss, um weiterhin aufzupassen. Als wir ankamen, teilte Dad uns ein und ich ging mit einer weiteren Wache auf die Suche. Mein Herz klopfte immer schneller und die Sorgen wurden größer, bis ich ein bedrückendes Gefühl auf der Brust hatte. Wir liefen lange durch den Wald und ich hörte auch die Schritte der anderen, bis es ruhiger wurde und um mich herum nur noch die Geräusche des Waldes waren. Moment, war die Wache nicht mehr da? Ich blieb zwischen den Bäumen stehen und sah mich um. Niemand. Ich unterdrückte die Panik und öffnete den Mund, um zu rufen, dass er verschwunden war, als ich plötzlich eine Gestalt, die auf dem Boden lag, erblickte. "Christopher!", sagte ich und große Erleichterung erfüllte mich, während sich gleichzeitig mein Herz in der Brust zusammenzog. "Christopher!", rief ich entsetzt und rannte zu ihm, fiel neben ihm auf die Knie und erblickte seinen trüben Blick. "Oh nein!", ich schlug die Hand vor den Mund, als ich das ganze Blut sah. "Du musst wach bleiben, bitte!" Ich legte meine Hand auf seine Wange und sah nach, ob er noch andere Wunden hatte. "Bitte, bleibe wach!", sagte ich erneut und rief so laut ich konnte nach Hilfe. Etwas zog mich hoch und hielt mich an den Armen fest. "Du!", sagte ich zornig und sorgeerfüllt, "Du hast ihm das angetan!" Ich versuchte mich vom dem Griff zu lösen, doch er sah mich nur kalt und ernst an. Plötzlich lächelte er dieses seltsame, schiefe Lächeln. "Ich wusste es." Was? Bevor ich reagieren konnte, spürte ich einen heftigen Stoß und stieß gegen einen anderen Baumstamm. Die Schmerzen im Rücken waren im Vergleich zu denen auf dem Parkplatz der Disko nichts. Ich keuchte auf und vor meinen Augen tanzten helle Pünktchen. Ehe ich auf den Boden sank, hielt mich Hayden an den Schultern fest und zog etwas aus seiner Hosentasche. Eine winzige Flasche. Ich wehrte mich, doch er schaffte es, dass ich bittere Flüssigkeit schluckte. "Diese Menge an Gift wird dich nicht umbringen, aber quälen... Aber das wissen die anderen nicht", sagte er leise. Meine Augen weiteten sich, ich kämpfte eine Weile gegen seinen Griff, bis er mich losließ und einen Schritt zurücktrat. Ein Schmerz fuhr durch meinen Bauch. Ich verkrampfte mich und sank auf den Boden, Tränen schossen hoch und ich unterdrückte nur mühsam einen Schrei. Meine Hände ruhten fest auf meinem Bauch. Er sah zu Christopher und dann wieder zu mir. "Ich an deiner Stelle würde schreien, 'Chassy'. Oder wie ich es bevorzuge: Chassy Ruthy." Ich konnte nicht anders, ich musste schreien. Nur vage bekam ich mit, wie er zwischen den Bäumen verschwand und die anderen uns fanden. Sie brachten uns zurück in das Schloss. Als der Arzt Anstalten machte, mich zu behandeln, hob ich die Hand und hielt kurz inne, als eine erneute Schmerzwelle mich traf. "Christopher braucht Hilfe! Er... er hat viel Blut verloren!" Der Arzt stürmte aus dem Zimmer.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Eisvogel« (23.07.2015, 21:30)