Wollen wir vorspulen?


Isabella:

Ich schloss meine Augen und sofort drängelte sich Shawn vor mein geistiges Auge. Mit einem Lächeln spielte ich das Lied, was er im Poolbereich gespielt hatte, als ich ihm heimlich zuhörte. Ich liebte ihn wirklich so sehr und wünschte mir vom ganzen Herzen, dass dieser Test negativ war. Ich wüsste nicht, was ich machen würde, wenn Shawn mein Bruder war.

okay


Isabella:

Diese Noten, die meine Gitarre mir präsentierte, weckte die Sehnsucht nach Shawn in mir. Ich wollte ihn hier bei mir haben, oder wenigstens seine Stimme hören.
Ich legte die Gitarre bei Seite und griff nach dem Telefon, was auf meinem Nachttisch stand. Aus der Gesäßtasche meiner Jeans holte ich den Zettel mit seiner Handynummer raus und wählte sie. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, während ich wartete.

Alles gut bei dir?


Isabella:

Als ich seine Stimme hörte, musste ich lächeln.
"Ja, mir geht es gut. Ich vermisse dich einfach so wahnsinnig." - sagte ich sofort und schloss meinte Augen, wünschte mich in seine Arme. "Wie geht es dir?" - fragte ich dann und ich wollte, dass er nicht mehr aufhörte zu reden.

Das ist doch schon was
Auch ganz gut, das Wetter macht mich fertig


Isabella:

Ich war so froh seine Stimme zu hören, dass es mir egal war, worüber wir sprachen.
"Das ist schön für ihn und Hailey." - sagte ich und lächlte. "Und wie geht es ihr?" - wollte ich dann wissen.
Irgendwie war es so schwer sich am Telefon zu unterhalten. Ich hatte das Gefühl, er wäre tausende Kilometer von mir entfernt und somit unerreichbar.

Es ist so schwül


Isabella:

Ich seufzte, als er das sagte.
"Ich auch nicht." - gestand ich leise und legte meine freie Hand um meine Körpermitte. Ich fühlte mich einsam ohne ihn an meiner Seite. "Ich will bei dir sein." - sagte ich weiter und legte mich auf das Bett.

ja, aber geregnet hat es bis jetzt noch nicht Ich hoffe, wie bekommen auch bald Sonne
Die Kinder leiden auch darunter
Und wie war dein Tag so?


Isabella:

Ich stimmte in sein Lachen mit ein, doch es endete genauso abrupt, wie es anfing. Egal wie sehr er es versuchte mich aufzumuntend, ich war traurig.
"Das wäre doch schön." - stimmte ich ihm zu und seufzte erneut. Ich konnte es einfach nicht lassen und ich mochte mich so traurig einfach nicht. "Aber am Wochenende bin ich wieder bei dir und wir fahren weg." - versicherte ich ihm und auch mir selbst. Es war der besagte Strohhalm, an dem ich mich klammerte.

Das ist sehr lieb
Ich sollte das auch tun Gute Nacht


Isabella:

Erneut brachte er mich zum Lächeln.
"Ich helfe dir beim Zählen." - sagte ich nur. "Ich weiß noch nicht." - ich zuckte mit den Schultern. "Ich werde morgen meinem Vater auf der Farm helfen und etwas Gitarre spielen." - meinte ich.
An meiner Zimmertür wurde geklopft. "Ich muss jetzt Schluss machen." - beeilte ich mich zu sagen. "Wir telefonieren morgen wieder. Ich liebe dich." - verabschiedete ich mich von Shawn und legte auf. "Ja bitte." - rief ich zur Tür.
"Schätzchen, ich habe noch Apfelkuchen da." - sagte meine Mutter, die die Tür nur einen Spalt weit öffnete.
"Klingt super." - bemerkte ich und stand auf.
Apfelkuchen war genau das richtige gegen meinen Kummer.

Isabella:

Auch in den nächsten Tagen rief ich Shawn jeden Tag. Ich wollte einfach seine Stimme hören und mich davon überzeugen, dass es ihn tatsächlich gab und ich mir unsere Beziehung nicht einfach eingebildet hatte. Jedes Mal schien Shawn auf meinen Anruf zu warten, denn er ging sehr schnell an den Hörer. Wir redeten über belangslose Dinge, die nicht mit dem Test zutun hatten. Dieses Thema mieden wir, da es eher schwer war, die Stunden bis zur Wahrheit auszuhalten.
Ansonsten vertrieb ich mir meine Zeit mit der Arbeit am Hof und mit der Gitarre. Ich lag jede Nacht im Silo, da wo Shawn und ich uns zum ersten Mal näher gekommen waren und zupfte an den angespannten Saiten des Instruments.
Heute war Freitag und bereits mit einem schnell schlangenden Herzen schreckte ich aus dem Schlaf. Ich zog mich an und ging zum Frühstück. Meinen Eltern erzählte ich nichts. Das Verhältnis war eher etwas schwierig und das ich möglicherweise eine Liebesbeziehung mit meinem Halbbruder hatte würde alles nur noch verkomplizieren. Nach dem Essen ging ich in den Hühnerstall und fütterte die Vögel. Erst gegen Mittag kam ich wieder ins Haus und griff nach dem Telefon. Die Post war sicherlich schon da.

Isabella:

Und erneut schien er mit dem Anruf gerechnet zu haben.
"Ja. Hallo mein Liebster." - sagte ich zur Begrüßung und konnte die nervösen Noten in meiner Stimme nicht verbergen. Ich presste ein Lächeln auf meine Lippen und schluckte einen dicken Kloß runter. Meine Kehle fühlte sich staubtrocken an. "Wie geht es dir?" - wollte ich wissen und wagte es einfach nicht nach dem Test zu fragen. "Ich vermisse dich so wahnsinnig." - der Griff um den Hörer wurde fester, bis die Knöchel an den Fingern vervortraten.
Oh Gott, so nervös war ich noch nie in meinem Leben.

Holly:

"Oh." - erwiderte ich nur, als Shawn mich wissen ließ, dass die Post bereits da war und schon in wenigen Sekungen über unsere Zukunft entschieden wird. Ich schluckte erneut und setzte mich auf das Bett, während ich die zweite Hand an den Hörer legte, um ihn auch nicht fallen zu lassen.
Als ich Shawns Stimme hörte, die immer nervöser wurde, beschlich mich ein schlechtes Gefühl und im nächsten Augenblick brach die Erde unter mir zusammen und ich fiel in ein bodenloses Loch. Vor den Augen wurde es mir ganz schwarz und obwohl ich bereits auf dem Bett saß, hatte ich das Gefühl, mich dort nicht halten zu können. Meine Hände begannen zu zittern und ich legte einen Arm um meine Bauchmitte, weil mir so kalt wurde. "Oh." - wiederholte ich wispernd und ließ den Hörer fallen.