Holly:

Während Evan das Geschirr und auch das Besteck vom Tisch in die Küche brachte, entsorgte ich die Rest und verstaute alles in der Spülmaschine.
"Ja, ich werde schon mal nachsehen, ob ich etwas zu knabbern da habe." - sagte ich dann und wir verabschiedeten uns von meinen Eltern. Diese hatten angeboten mich in meine Wohnung zu begleiten, damit ich mich nicht alleine fühlte, doch ich lehnte ab. Ich wollte meine Wohnung unter die Lupe nehmen und hoffte darauf, etwas zu finden, was mir dabei helfen könnte, mich wieder zu erinnern.
"Dann bis später." - verabschiedete ich mich auch von Evan und ging dann wieder hoch zu meiner Wohnung. Noch immer kam mir alles fremd vor. Wie eine Fremde streifte ich durch die Zimmer und öffnete die Schränke. In dem Wandschrank fand ich dann einen Schuhkarton und zog ihn raus. Ich setzte mich auf das Bett und öffnete den Deckel.

Gute Nacht


Holly:

In dem Inneren sah ich zahlreiche Fotos. Ich erkannte mich darauf, mit wilden rötlichen Locken und ich erkannte auch Evan mit Brille. Fast auf allen Fotos sah er etwas verschämt in die Kamera, während ich an seinem Arm hängend, breit in die Kamera grinste. Mit einem Lächeln holte ich ein Foto raus, das mein Herz schneller schlagen ließ.
Wir beide waren darauf abgebildet, wir saßen unter einem großen Baum im Gras und ich hatte meinen Kopf gegen seinen Oberarm gelehnt. Evan sah mich an und ich sah so viel Zärtlichkeit in diesem Blick, dass ich die Wärme in mir spürte.

Holly:

Ich verbrachte einige Minuten dabei, mir die Fotos aus dem Schuhkarton anzusehen, so kam es mir ebenfalls vor. Als ich jedoch einen Blick auf die Uhr warf, wurden meine Augen ganz groß. Es war kurz nach 16 Uhr und ich wollte doch noch Knabberzeug und Getränke besorgen. Mit einem Fluch auf den Lippen erhob ich mich und räumte den Karton wieder zurück in meinen Schrank. Leider hatte die Durchsicht der alten Fotos nicht den gewünschten Erfolg und mein Kopf gab nichts her.
Ich zog mir meine Schuhe an und nahm auch die Tasche, die ich als die erkannte, die ich heute mit nach Hause gebracht hatte. Darin fand ich auch einen Geldbeutel mit meinem Ausweis und auch etwas Geld. Ich nahm mir eine Jacke und wollte gerade die Wohnung verlassen, als es an der Tür klingelte.
War es schon Evan? Voller Vorfreude öffnete ich die Tür unten und wartete in dem Türrahmen, doch dann sah ich Ethan und das strahlende Lächeln wich von meinem Gesicht. Er war der letzte Mensch, den ich sehen wollte.
"Hey." - begrüßte ich ihn jedoch. "Was machst du hier?"
"Hallo." - sagte er und lächelte mich an. "Wir haben heute ein Probeessen und ich wollte dich abholen." - fügte er hinzu und beinah hätte ich vor Machtlosigkeit aufgeheult. Der Typ schien mir wirklich nicht zuzuhören.
"Wir werden die Hochzeit verschieben." - teilte ich ihm mit.
"Aber ..." - er sah mich mit großen Augen an.
"Ich habe mit meinen Eltern gesprochen und sie haben kein Problem damit." - wezählte ich ihm.
"Aber ich habe ein Problem damit." - sagte er dann. "Ich möchte dich in einem Monat heiraten."
"Ich dich aber nicht." - meinte Stimme wurde ungehaltener. "Ethan, ich kann mich an fast gar nichts erinnern und ich kann dich in diesem Zustand nicht heiraten." - fügte ich hinzu und hoffte nur, dass ich laut genug war, damit er mich auch hörte.
"Überlege es dir, Holly." - sagte er und nahm meine Hände in seine, doch ich entzog sie ihm sofort. "Ich liebe dich."
"Ich ... du sollst gehen."

Holly:

Er sah mich an und sein Blick schien zu fragen, ob ich es tatsächlich ernst meinte. Das tat ich wirklich. Ethan setzte mich enorm unter Druck mit der Hochzeit und den Vorbereitungen.
"Wie du möchtest." - sagte er dann nur und drehte sich zum Gehen um. "Aber viele der geladenen Gäste werden es nicht verstehen." - fügte er noch hinzu und ließ die Treppe runter. Ich seufzte nur. Gott, den wollte ich tatsächlich heiraten? War ich auf Droge oder nur sehr bedürftig?
Ich schloss die Tür hinter mir und brauchte einige Minuten Verschnaufpause, um dieses Gespräch zu verdauen.

Holly:

Ich lehnte meinen Rücken an die Tür und schloss kurz die Augen, atmete tief durch, um das unangenehme Gefühl in meinem Bauch zu vertreiben. Als die Türklingel ertönte, erschrak ich und öffnte die Tür.
"Ich habe dir alles gesagt, also verschwinde." - meinte ich, weil ich annahm, dass gleich wieder Ethan mit noch mehr Druck und Vorwürfen vor mir stehen würde. Doch als ich Evan erblickte, seufzte ich. "Tut mir leid, ich dacht, du wärst ..." - ich brach an und wank ab. "Nicht wichtig." - fügte ich hinzu und lächelte ihn an.

Gehe off, gute Nacht


Holly:

Mein Lächeln wurde breiter.
"Sorry, Ethan war hier und er ist so schlimm." - ich verdrehte die Augen. "Aber zuvor müssen wir noch Chips und Cola holen." - sagte ich und nahm seine Hand, um ihn wieder aus der Wohnung zu ziehen. "Und vielleicht noch andere essbaren Sachen." - fügte ich noch hinzu und schloss die Tür hinter mir.

Holly:

Dass er meine Hand nicht sofort abschüttelte, ließ ein warmes Gefühl in mir aufsteigen und mein Magen spielte ganz verrückt. Es ließ mich die unerfreuliche Begegnung mit meinem Verlobten schnell vergessen und erfüllte mich auch mit Hoffnung. Vielleicht waren wir mehr als nur Freunde? Zumindest ließen es meine Gefühle mich denken. In Evans Nähe war ich immer beinahe schwerelos und meine Knie waren ganz wackelig.

Holly:

Als er meine Hand dann doch los lassen musste, hätte ich beinahe aufgesäufzt. Auf seine Bemerkung hin musste ich kichern.
"Nichts wie hin." - sagte ich und hackte mich bei ihm unter.

Holly:

Meine Augen huschten zwischen den bunten Verpackungen und ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Vor allem, weil ich nicht wusste, was mich eigentlich mochte.
"Ich werde es probieren." - willigte ich ein und holte noch eine Packung Chips mit Paprika, dann entschied ich mich noch für zwei Überraschungseier. "Schokolade geht immer." - sagte ich dazu und legte sie in den Korb.

Holly:

Ich musste zwei Schritte zur Seite taumeln, als er mich mit der Hüfte stieß.
"Perfekt." - stimmte ich ihm zu und folgte ihm zum Getränkeregal. Nachdem auch 4 Dosen Cola in dem Korb gelandet waren, gingen wir zu Kasse. Evan bezahlte und mit einer Plastiktüte verließen wir den Laden.