Jadis
"Hast du was Feines finden können?", murmelte ich in einem liebevollen Ton und kraulte ihre Lieblingsstelle direkt unter ihrem Ohr. Feena gluckste wohlig und schloss halb die bernsteinfarbene Augen. Aufeinmal spürte ich die veränderte Luftschwingungen und blickte zur Treppe hin, die nach unten führte. Verschwommene Bilder tauchten vor meine inneren Augen auf, ich sah den Leibwächter wie er Jenaya fest umschlang und es schien ihm nicht gut zu gehen. Und ich sah Ardan. Die Bilder verschwanden wieder und benommen blinzelte ich. Was war das gewesen? Ich ließ mich von meinem Tiergefährtin ab und ging zu Inej: "Was ich dich fragen wollte, wie geht es meine Eltern und wie geht es vor allem Jade?" "Deine Eltern machen sich wie immer Sorgen um dich und jetzt sind sie noch besorgter, weil du deine wahre Gestalt offenbart hast. Besonders deine Mutter wirkte darüber erschrocken. Aber ich denke, sie werden das akzeptieren und merken, dass ein neues Zeitalter anbrechen wird. Du wirst es schaffen die alten Vorurteile beiseite zu räumen. Übrigens habe ich nichts von der Sache mit Gilbert erzählt, ich habe gedacht, du willst es selber sagen. Und Jade geht es prächtig", antwortete sie und das Letzteres sagte sie mit einem Grinsen. Ich war ihr dankbar, dass sie es meinem Eltern noch nichts erzählt hatte, was mit Gilbert war. Es war besser, wenn ich es selbst sagte. "Prächtig? Also hat er keine große Probleme mit der Lunge?", erkundigte ich mich. "Sie ist wie vorher, bevor das Dämonengift in seine Lunge eingedrungen ist. Jedenfalls kann er wieder in sein altes Gemach schlafen und er ist wieder soweit fit, sodass er sogar sich im Bett verausgaben kann", ihre Augen funkelten. "Das ist gut....WAS?", ich starrte meine beste Freundin an, als ich verstand, was sie meinte. Inej zwinkerte mir zu: "Ich versuche jetzt monogam zu sein und werde dein Bruder gut behandeln, solange er keinen Blödsinn angerichtet." "Oh Himmel, das will ich nicht hören!", ich hielt meine Ohren zu, als sie wieder zweideutig wurde. "Manchmal bist du prüde", schüttelte Inej schmunzelnd den Kopf.
Kenai
Tief sog ich den Duft nach Lavendel ein und das Atmen wurde etwas leichter. Ihre Hände legten sich auf meine Ohren und die laute Stimmen wurden gedämpft. Meine Arme hielten weiter Prinzessin fest, während mein Körper vor Anspannung zitterte. Endloch spürte ich das Licht, als Prinzessin ihre Energie freisetzte. Langsam erhellte es mein schwarzes Inneren und vertrieb die fremde Schatten. Doch dann spürte ich hinter mir dunkle Energie summen. Meine Augen verfärbten sich zu schwarze Splittern, als ich mein Kopf zu der andere Gestalt umdrehte. Ein dunkles Verlangen ließ ein animalisches Grollen in meiner Kehle aufsteigen. "Pixiestaub!", jemand warf glitzernde Staub in meine Augen und ich zuckte zurück, als die Augen anfing zu brennen. Die goldene Splittern kehrten zurück und ich vergrub mein Gesicht wieder in den Bauch der Prinzessin. "Tut mir leid, das musste sein. Er hätte ansonsten die Kontrolle über seine Schattenmagie verloren und ihn angegriffen", hörte ich aus der Ferne Yun sagen. Die flüsternde Schattenstimmen wurden immer leiser und ich nahm die Wärme des Lichts in mich auf. Das starke Pulsieren meiner Magiequelle wurde weniger und mein Körper begann sich zu lockern. Das Brennen meiner Augen ließ nach.
Ich atmete schnell, meine Hände zitterten und mein Herz klopfte laut in den Brustkorb. „Geh weg!“, krächzte ich und wich vor den den Schatten aus, die mir näher kamen. „Geh weg!“, ich stolperte und landete auf meinem Hinterteil. „Lass mich in Ruhe. Ich will euch nicht! Geht alle weg!“, ich hatte Angst. In der Ferne hörte ich den Applaus. Papa würde mich nicht hören, das Hauptzelt war noch zu weit weg. Ich rutschte weiter weg vor den kriechende Schatten bis mein Rücken gegen einem Baum stieß. Mein ganzer Körper bebte. Ich konnte sie nicht kontrollieren. Und ich war alleine. Alleine in der Dunkelheit. Alle waren bei der Vorstellung. „Verschwindet!“, befahl eine Stimme und die Schatten zogen sich zurück. „Es ist alles gut, kleiner Bruder. Du brauchst keine Angst mehr haben“, Akela kniete sich vor mich hin und öffnete seine Arme. Er trug seine Augenklappe nicht. Das linke Augen funkelte schwarz wie die Nacht und war genauso gesplittert wie das goldene Auge. Ich rannte in seine Arme. „Ich will das nicht. Ich will die Schattenmagie nicht. Ich mag die Dunkelheit nicht“, ich presste mein Gesicht in seinem Hals: „Sie machen mir Angst.“ „Ich weiß. Früher haben sie mir auch Angst gemacht“, antwortete er ruhig. „Wirklich? Und warum hast du keine Angst mehr?“, fragte ich. „Weil sie ein Teil von uns ist. Die Dunkelheit gehört genauso dazu, wie Licht. Wenn du deine Angst überwindest, wirst du merken, dass die Dunkelheit nicht immer unheimlich ist, sie kann sogar schön sein. Schau nach oben. Der Himmel ist schwarz, aber wenn du genauer hinsiehst, kannst du die Sterne sehen.“
Prinzessin war mein einziges Licht. Sie war der Stern in der Dunkelheit.