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27.06.2018, 15:07

Hannah
In der Sekunde in der der Sarg langsam und unter leiser aber passender Musik aus der Kirche getragen wird, blicke ich erst zu Nic's Vater der mir Claire so schnell in die Hand drückt, dass sie mich für einen Moment ansieht wie ein Auto.
Mit einem traurigem aber sanftem Lächeln sehe ich zu ihr runter und küsse ihren Kopf bevor mich Nic aus meinen Gedanken holt und ich zu ihm rübersehe.
"Bitte. Bleib bei mir. Ich glaub nicht, dass ich das ohne dich schaffe.", flüstert er und ich nicke sanft bevor ich aufstehe und Claire auf meiner Hüfte platziere und meine Hand für Nic ausstrecke.
Es dauert eine Sekunde bevor er sie annimmt und wir gemeinsam als letztes die Kirche verlassen und in Richtung Ausgang gehen.
Schweigend laufen wir einen Moment nebeneinander her bevor Clair sich zu Nic umdreht und die Arme nach ihm ausstreckt.
Vielleicht ist es eine versteckte Botschaft aber es scheint genau das zu sein, was Nic gerade braucht und so nimmt er sie vorsichtig aus meinen Armen um mit ihr zusammen weiterzlaufen.
The purpose of life is to be happy.

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10.03.2019, 18:33

Nic
Wir drei laufen am Schluss der Gefolgschaft, verlassen als letzte die Kirche und treten in helles Sonnenlicht. Immerhin ist der Tag schön, auch wenn Regen und Sturm angebrachter gewesen wäre, weil die beste Mutter, die liebste Frau die jemals auf dieser Erde gelebt hat, eben diese verlassen hat.
Hannahs Hand in meiner gibt mir Stabilität, doch was mich letztendlich wirklich etwas runterfahren lässt ist, als Claire ihre kleinen Hände nach mir ausstreckt. Ohne groß darüber nachzudenken, nehme ich sie in meine Arme und es fühlt sich so natürlich an, dass es mir einen leichten Stich versetzt. Gestern noch dachte ich sie wäre meine. Und obwohl ich nicht genug Zeit gehabt habe um auch nur im Ansatz zu verarbeiten ein eventueller Vater zu sein, so tut es dennoch weh zu wissen, dass sie es definitiv nicht ist.
Der Sarg wird in das frisch ausgehobene Grab gelassen, der Pastor spricht noch ein paar Gebete, dann treten die Menschen einzeln oder in kleinen Gruppen vor um sich von Helen zu verabschieden. Manche werfen Rosen oder andere Blumen ins offene Grab auf ihren Sarg, andere nicken nur stumm oder weinen.
Ich schlucke hart als meine Schwester mit einem Taschentuch in ihrer linken Hand - die Hand mit den vielen Narben ... - stumm weinend vortritt und nach kurzer Zeit von meinem Bruder im Arm weggeführt wird, weil Schluchzer sie schütteln. Mein Vater dagegen verzieht keine Miene. Ich weiß, dass er auch trauert, auf seine Art. Aber den Teufel wird er tun und das irgendwem zeigen.
Die Reihen lichten sich langsam, mein Bruder steht am Ausgang des Freidhofs und erinnert alle Gäste daran, dass noch zum Leichenschmaus in unserem Haus geladen wird.
Schließlich stehen nur noch ich und Hannah da, mit Claire auf dem Arm. Ich weiß nicht was ich sagen soll, oder wie ich mich von meiner Mutter verabschieden soll, wenn ich doch so lange nicht für sie da war. Wenn ich sie so enttäuscht habe. Ich kann nichts davon mehr richten. Es ist zu spät. Sie ist weg, für immer.
Stumm lasse ich Hannahs Hand los, überreiche Claire wieder an Hannah und trete direkt vors Grab. "Es tut mir leid , Mum." flüstere ich und meine Stimme bricht beim letzten Wort. Tränen laufen jetzt ungebremst über mein Gesicht und ich lasse sie laufen. Ich balle die Hände zu Fäusten, weil es sich anfühlt als würde ich keine Luft mehr bekommen. Die Schuld und die Trauer sind Zentner schwer.
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!

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10.03.2019, 21:50

Die Beerdigung ist wunderschön und nachdem sich nach und nach die Reihen gelichtet haben, bleiben schließlich nur Nic und ich zurück. Und Claire, auch wenn man die nicht als einen ganzen Menschen zählen kann.
Es dauert eien gefühlte Ewigkeit bis Nic mir unsere Tochter überreicht und ich sie in ihre Karre setze. Freudestrahlend schnappt sie sich ihr Kuscheltier und ich gebe ihr einen viel zu langen Kuss auf die Stirn der nur durch das Schluchzen von Nic unterbrochen wird.
Er weint. Nic weint. Ich hätte niemals gedacht dass diese Gefühle aus ihm heraus brechen würden doch er weint und ich kann nichts dagegen tun.
Dicke Tränen laufen ihm über sein Gesicht und ich brauche einen Moment bevor ich ihn in die Arme schließe und einfach halte, während er seinen Gefühlen freien Lauf lässt.
Ich habe keine AHnung wie lange wir so gestanden haben, aber als wir voneinander los lassen ist es bereits dunkel und ich sehe mit schwerem Herzen zu ihm hoch.
„Du solltest heute Nacht nicht alleine sein. Hol Buddy aus dem Motel und komm mit zur mir. Deine T- Nichte würde sich freuen.“, lächele ich ihn aufmunternd an, in der Hoffnunf dass er nicht mitbekommen hat wie ich mich beinahe versprochen hätte. Diese Information würde er heute nicht verkraften. Das würde ihn umbringen.
The purpose of life is to be happy.

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11.03.2019, 16:53

Nic
Ich bin Hannah mehr als dankbar, dass sie einfach stumm für mich da ist und mich hält, während ich versuche mit dieser tiefen Trauern klar zu kommen. Schließlich schaffe ich es doch mich soweit zu beruhigen, dass die Tränen versiegen und ich normal und tief Luft holen kann.
Wir lösen uns voneinander und ich wische die Überreste der Tränen von meinem Gesicht. Buddy sitzt ruhig neben Claires Kinderwagen und die Beiden sehen uns aus ihren unschuldigen Augen an, die nur Tiere und Kinder noch wirklich besitzen.
Überrascht über Hannahs Angebot bei ihr zu schlafen, denke ich einen Moment nach. Mein Kopf schwirrt noch von all den Ereignissen der letzten beiden Tage und ich weiß nicht wie ich das Chaos jemals sortieren kann. Aber die Vorstellung alleine im Motel zu schlafen ist nicht gerade angenehm. Ich will heute wirklich nicht alleine sein, ich KANN heute nicht alleine sein.
Also nicke ich langsam. "Das klingt gut. Danke Hannah." ich lächle leicht. "Aber wir sollten zumindest noch beim Leichenschmaus vorbei schauen..." auch wenn ich mir nichts schrecklicheres im Moment vorstellen könnte... Meine ganze Verwandtschaft, alle Leute die mich verachten an einem Ort. Aber es würde sich verkehrt anfühlen nicht zumindest vorbei zu schauen.
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!

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22.03.2019, 21:43

Hannah
"Wozu? Dass all die Leute sobald das Essen auf dem Tisch steht so tun, als wäre alles wieder in bester Ordnung? Dass all die traurigen Gesichter nur gespielt waren und sie wahrscheinlich jetzt schon drüber hinweg sind?", schüttele ich den Kopf und streiche sanft über Clair's Haare.
Ich will nicht dorthin, ich weiß wie mich alle ansehen wenn ich mit Nic aufschlage. Natürlich wissen sie, wer wirlich Claire's Vater ist. Aber Nic muss das nicht wissen.
"Nic du hast nichts zu verlieren. Lass uns einfach gehen.", flüstere ich und wische mir eine letzte Strähne weg bevor ich noch einmal zu Helens's Grab sehe und schwer schlucke.
Sie ist wirllich weg. Für immer.
Aber Nic ist wieder da....und vielleicht sit das auf irgendeine verkorkste Art und Weise ein Zeichen.
Ein Zeichen, dass endlich alles gut wird.
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25.03.2019, 10:58

Nic
"Ich weiß was du meinst." murmle ich und ringe einen Moment mit mir, aber dann sehe ich meine kleine Schwester vor Augen, wie sie mich hasserfüllt ansieht und ich weiß, dass ich mich vor dieser Verpflichtung nicht drücken kann. "Aber ich bin es Mum schuldig. Und Becks auch."
Ich sehe Hannah an und lächle traurig. "Du musst aber nicht mit. Ich... ich schau nur eben vorbei und wenn ich eh nicht sofort rausgeworfen werde, werde ich nicht lange bleiben. Aber ich weiß, dass es Mum wichtig gewesen wäre, dass an dem Tag ihrer Beerdigung die ganze Familie da ist."
Ich schlucke und streiche gedankenverloren über Buddys Fell. Er ist ausnahmsweise mal komplett ruhig, so als würde er spüren, dass ich jetzt meinen besten Kumpel brauche.
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!

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25.03.2019, 12:53

Hanna
Ich sehe Nic an und ich weiß, dass er Recht hat mit dem was er sagt. Er ist es Becks schuldig, zumindest einmal kurz beim Leichenschmaus vorbeizuschauen.
Mit einem sanftem Lächeln nicke ich und beginne den Kinderwagen wieder zu schieben, Claire ist mittlerweile tief und fest eingeschlafen.
„Komm anschließend rum. Ich habe einen extra Schlüssel unter dem Blumenkasten.“, berühre ich seinen Oberarm für einen Moment bevor ich beginne mit CLaire in die entgegen gesetzte Richtung zu gehen.
The purpose of life is to be happy.

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03.04.2019, 13:18

Nic
Ich sehe Hannah nach, als sie mit Claire in die entgegengesetzte Richtung geht und bleibe so einen Moment stehen. In mir drin herrscht das reinste Chaos und ich hab keine Ahnung wie sich alles innerhalb so kurzer Zeit komplett auf den Kopf stellen konnte.
Langsam laufe ich mit Buddy an meiner Seite die Straße entlang in Richtung meines alten Zuhauses, das sich nie als solches angefühlt hat. Und jetzt da Mum weg ist, kommt es mir kalt und leblos vor.
Ich sehe sie vor meinem Inneren Auge, wie sie in der Küche stand und Rhabarberkuchen gebacken und dabei mit dem Radio mitgesummt hat oder wie sie in ihrem LIeblingsschaukelstuhl auf der Veranda gesessen und uns Kindern beim Spielen zugesehen hat.
Ich schlucke hart und schüttle den Kopf um die Bilder loszuwerden. Es tut weh an diese Zeiten zu denken. Und ich muss mich jetzt sammeln, wenn ich den Leichenschmaus überstehen will.
Also atme ich an der Haustüre angekommen ein paar mal tief durch ehe ich anklopfe. Diesmal ist es Onkel John der die Türe öffnet. Er ist der Bruder meines Vaters und der einzige Mensch in der Familie, mit dem ich über die Jahre noch Kontakt hatte. Er ist auch in der Army und er hat öfters nach mir gesehen. Dafür bin ich ihm mehr als dankbar. "Dominic." nickt er mir zu und klopft mir auf die Schulter. "Schön, dass du noch vorbei kommst. Ich weiß, Helen hätte es sehr zu schätzen gewusst." Ich nicke nur und begebe mich dann in die Höhle des Löwen.
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15.04.2019, 15:37

Hannah
Auf halbem Weg besiegt mich allerdings mein schlechtes Gewissen und ich seufze laut bevor ich umdrehe und mit Claire gemeinsam zum Leichenschmaus gehe.
Um ehrlich zu sein ist der einzige Grund Nic, aber das muss er ja nicht wissen.
Schon vor der Tür ist alles mit Helen‘s Lieblingsblumen geschmückt und ich nehme Claire aud den Arm um in die Höhle des Löwen zu gehen.
Meine Beine sind schwer wie Blei und jeder Schritt fühlt sich an wie ein Kampf aber als ich schließlich NIc und John zusammen sehen, merke ich wie mir eine schwere Last von den Schultern fällt.
Mit einem höflichen Lächeln auf den Lippen setze ich mich zu Becky und Kyle, während Claire schon wie selbstverständlich auf seinen Schoß klettert um mit seiner Krawatte zu spielen.
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23.04.2019, 11:07

Nic
Ich folge John ins den Salon des Hauses, wo ein großes Büffet aufgestellt ist, beladen mit allerlei leckeren Sachen. Doch ich habe das Gefühl nicht einen Bisschen runterkriegen zu können und so schenke ich mir und John lediglich ein Glas Whiskey ein und verziehe mich ein wenig an den Rand. John macht eine Runde durch den Raum, spricht mit ein paar Leuten, kommt dann aber zu mir und prostet mir zu. Stumm trinken wir einen Moment unsere Drinks, ehe die Türe aufgeht und Hannah hereinkommt. Ich bin einen Moment überrascht. Sie wollte doch nicht kommen? Aber als sie dann neben meinen Geschwistern Platz nimmt und Claire auf den Schoß meines Bruders klettert, fällt mir die schreckliche Wahrheit wieder ein, die ich einen Moment lang komplett verdrängt hatte. Mein Bruder und Hannah haben ein Kind zusammen. Der Stich den es mir versetzt die Beiden zusammen zu sehen, als kleine Familie bringt mich dazu mein Glas in einem Zug zu leeren. John folgt meinem Blick und sagt. "Die Kleine ist wirklich ein Segen, nicht wahr?" Ich wende meinen Blick nicht von den dreien ab, während ich sage. "Mein Bruder war mir immer schon einen Schritt voraus. Scheint so als hätte sich wenigstens das nicht geändert. Entschuldige mich." damit gehe ich zurück zur Bar, schenke mir nochmal ordentlich nach, ehe ich mich umdrehe und erstarre. Mein Dad steht direkt vor mir und sieht mich aus seinen boshaften Augen an. "Wie kannst du es wagen meinen Whiskey zu trinken, Dominic? Du hast kein Recht darauf. Du hast kein Recht hier zu sein!" einige Gäste im Umkreis drehen sich zu uns um, beobachten uns. Ich spüre die altbekannte Wut, die Machtlosigkeit gegenüber meinem Vater aufkochen, doch ehe einer von uns Beiden noch etwas anderes sagen kann, ist auf einmal John an Vaters Seite. "George, die Goldsteins haben nach dir gefragt, sie wollten dir ein Geschenk überreichen, für Helens Grab." und er führt ihn bestimmt von mir weg, jedoch wirft mir mein Vater noch einen letzten Hasserfüllten Blick zu. Ich sehe den Beiden nach und würde am liebsten einfach nur hier raus. Hier will mich eh niemand haben. Aber irgendwas hindert mich daran einfach Buddy zu nehmen, in meinen Wagen zu steigen und weit weg zu fahren.
Stattdessen mache ich mich auf den Weg durch den Raum, ernte einige feindselige Blicke, halbherzige Beileidsbekundungen voller stummer Vorwürfe und Fragen wie "Wo warst du all die Jahre?" "Wie lange bleibst du diesmal hier?" und "Deine Mutter hat immer nach dir gefragt, weißt du das?". Der Whiskey hilft dabei das alles nicht zu nah an mich heran zu lassen, vor allem weil die meisten Gäste mir sehr verhasst sind und mir deren Meinung sowieso egal sein kann.
Doch was auch nach dem dritten Glas noch genauso wehtut wie zuvor ist Claire und Hannah mit Kyle zu sehen.
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!

71

22.06.2019, 21:22

Der Abend zieht sich ekelhaft lange in die Länge und jedes Mal wenn ich Nic ansehe, ist sein Glas erneut voll.
Als er schließlich beim 3. Glas angekommen ist kann ich nicht weiter zusehen und stehe auf um an die Bar zu gehen und mir ebenfalls einen Whiskey zu bestellen.
Ich leere das Glas in einem Zug und merke, wie ekelhaft sich die Bernsteinfarbene Flüssigkeit in einem Has verteilt.
Aber das brauche ich jetzt, denn nicht nur ist es Helens Beerdigung es ist auch Nic.
Nic ist hier. Nach allem was er mir angetan hat, ist er wieder hier.
Und er hat eine Tochter von der er nichts weiß.
UNd ich habe absolut keine Ahnung wie ich ihm das jemals anständig erklären soll.
„Das mit deinem Dad tut mir Leid. Ihn hat der Tod deiner Mutter sehr mitgenommen und er weiß nicht, wohin mit seinen Agressionen.“, sehe ich Nic and und fahren mit meiner Hand über eine Narbe an meinem Bein, welche von einer FLasche stammt die er nach mir geworfen hat.
The purpose of life is to be happy.

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22.06.2019, 21:56

Nic
Der Abend vergeht, ohne dass mein Vater nochmal mit mir spricht. Im Gegenteil. Er sieht mich nicht mal mit dem Arsch an und ebenso wenig meine Schwester. Nachdem ich meine obligatorische Runde durch den Raum vollendet habe und mir von allen Verwandten und Freunden und Bekannten anhören musste, was für ein miserabler Sohn ich sei, stehe ich mit meinem dritten Glas an der Bar und frage mich, wieso ich eigentlich noch hier bin.
"Das mit deinem Dad tut mir leid. Ihn hat der Tod deiner Mutter sehr mitgenommen und er weiß nicht, wohin mit deinen Agressionen." steht auf einmal Hannah neben mir und nippt an einem Glas Whiskey. Ich mustere sie ein paar Augenblicke lang. "Seid wann trinkst du Whiskey?" nicke ich auf ihr Glas und leere mein eigenes in einem Zug. Ich warte ihre Antwort gar nicht erst ab, werfe stattdessen meinem Dad einen Blick zu und schnaube verächtlich. "Und was für eine Ausrede hatte er jeden verdammten Tag meiner Kindheit?"
Ich folge ihrer Bewegung mit meinem Blick und runzle die Stirn, als ich ihre Narbe sehe. "Was ist passiert?"
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22.06.2019, 22:01

„Ich trinke keinen Whiskey. Aber jetzt gerade hatte ich das Verlangen.“, sehe ich Nic mit einem leichten Lächeln an und ziehe sofort meine Hand von meinem Bein, als ich seinen Blick darauf spüre.
Er muss nicht wissen das sein Vater an dem Abend, an dem ich erfahren habe dass ich schwanger bin, volltrunken randaliert hat und ich in seine Schusbahn geraten bin.
Er muss nicht wissen, dass Kyle mir das Leben gerettet hat.
„Huh? Oh gar nichts, ich bin Kurz nach deinem.....verschwinden....an einem Ast hängen geblieben als ich mich in euer Haus geschlichen habe.“, grinse ich leicht und trinke erneut ein Glas von diesem ekelhaftem Whiskey.
„Also, wie lange hast du vor tatsächlich zu bleiben ?“
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22.06.2019, 22:18

Nic
Ich mustere sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich konnte schon immer erkennen, wenn sie log. Damals wie heute hat sich nichts daran geändert. Allerdings beschließe ich nicht nach zu bohren, zumindest nicht jetzt.
Stattdessen lehne ich mich gegen die Bar und sehe zu ihr rüber. "Ich weiß es nicht." gebe ich ehrlich zu. Ich merke, dass der Whiskey schon seine Wirkung zeigt, denn in nüchternem Zustand würde ich folgendes sicherlich nicht sagen. "Ich wollte nur kommen um Mum die letzte Ehre zu erweisen. Danach wollte ich sofort wieder verschwinden. Aber da wusste ich noch nicht, dass du noch hier bist. Und jetzt... jetzt weiß ich nicht was ich tun soll. Du.. du hast ein Kind mit meinem BRUDER." ich schüttle den Kopf, merke wie sich schon wieder ein Knoten in meinem Hals bildet und räuspere mich. "Wie auch immer. Ich glaube ich bleibe heute Nacht doch lieber im Motel."
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24.06.2019, 15:40

Und da ist es. Der Moment vor dem ich mich gefürchtet habe, seit mir die Lüge über die Lippen gegangen ist. Natürlich kann ich es Nic nicht verübeln, dass er sauer ist, aber wenn er die Wahrheit wüsste wäre er nur noch wütender und ich weiß, wie schlimm das Enden kann.
„Nic..“, setze ich an und will nach seiner Hand greifen, ziehe sie aber im nächsten AUgenblick zurück denn ihn so zu sehen, versetzt mir einen so schlimmen Stich im Herzen, dass ich bei einer Berührug wahrscheinlich anfangen würde zu weinen.
„Das mit deinem Bruder...wir....ich...das war eine einmalige Sache. Es ist einfach passiert aber es sollte nicht dein Verhältnis zu ihm trüben. Er ist immer noch dein Bruder und das wiegt mehr als irgendeine Frau...“, seufze ich und trinke ebenfalls ein drittes Glas Whiskey in einem Zug aus.
„Und ich freue mich dass du hier bist. Wirklich.“
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76

24.06.2019, 15:51

Nic
Ihre Worte lindern den Schmerz kaum, der mir erneut den Hals zuschnürt. Verdammt, ich würde so gerne die Zeit zurückdrehen um zu verhindern, dass das jemals passiert. Ich würde alles darum geben, an diesen einen Abend vor all den Jahren zurück zu reisen um es anders zu machen. Zu bleiben oder Hannah mit mir mitzunehmen. Denn ich habe sie damals geliebt, das habe ich wirklich. Aber mir war nicht bewusst wie sehr. Erst als ich sie wirklich verloren hatte, wurde mir klar, dass sie die eine ist. Dass ich niemals wieder jemanden finden würde so wie sie.
Und dann war es schon zu spät. Selbst wenn ich zurück gegangen wäre... sie hätte schon mit meinem Bruder...
Ich balle die Hände zu Fäusten und sehe zu ihr rüber. "Du bist nicht irgendeine Frau." sage ich leise, den Schmerz hört man mir deutlich an der Stimme an. Damit gehe ich an ihr vorbei zur Haustüre, bleibe nur kurz stehen um nach Buddy zu rufen, der auch sogleich an meine Seite geeilt kommt und verlasse dann das Haus meiner Kindheit mit dem festen Plan nie wieder hie her zu kommen.
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77

24.06.2019, 15:57

Die nächsten Tage vergehen wie im Flug und ich habe Nic kaum noch gesehen.
Sein Truck stand weiterhin vor dem Motel aber ich weiß, dass er beinahe jede Nacht in der örtlichen Bar verbracht hat.
Er hat sich schon immer den Schmerz und die Wut wegtrunken anstatt darüber zu reden und um ehrlich zu sein, kann ich es ihm nicht einmal übel nehmen.
Wie gerne hätte ich dies damals auch getan.
Es ist Donnerstag Abend als ich von meiner Schicht aus dem Diner komme und an Nics Haus vorbei gehe, dass ich wildes Geschrei höre.
Nic, gemischt mit den Worten von Kyle und Becca.
„Du wusstest genau wie viel sie mir bedeutet.“
„Nic. Ich..“
„Nici hör auf, bitte.“, schreit Becca mit tränenerstickter Stimme und ich laufe die Veranda Stufen hoch ins Haus, gerade als Nic eine Flasche nimmt und wütend gegen die Wand neben mir schmeißt.
Ich zucke kaum merklich zusammen und habe keine Zeit zu reagieren als Nic plötzlich Kyle schnappt und auf ihn einschlagen will.
„NIC HÖR AUF ER IST NICHT DER VATER.“, schreie ich erschrocken und schlage mir eine Hand vor den Mund während ich ihn ansehe.
The purpose of life is to be happy.

78

24.06.2019, 16:19

Nic
Die nächsten Tage vergehen zäh und ich verbringe die meiste Zeit betrunken oder am Schlafen. Eigentlich wollte ich schon wieder abreisen, aber ich kann nicht weg. Ich weiß, dass ich das hier nicht einfach abschütteln kann. Wenn ich jetzt wieder gehe und nichts kläre, dann wird mich das für immer verfolgen. Und ich hab schon genug Dämonen in mir, die mich Nachts nicht schlafen lassen, ohne dass ich neue dazu zählen muss.
Allerdings fehlt mir der Mut zu tun was ich eigentlich tun will. Und so hänge ich einfach jeden Abend in der Bar, betrinke mich und versuche mir einzureden, dass der nächste Tag der Tag sein wird an dem ich Kyle konfrontiere, meine Schwester konfrontiere, meinem Dad sage ich was ich ihm schon immer sagen wollte... Natürlich taucht auch Hannah in meinen Gedanken auf. Um ehrlich zu sein, verlässt sie sie nur selten. Nicht einmal wenn ich schlafe, kann ich sie aus meinem Kopf verbannen. Ich träume von damals, träume davon was sein könnte, wie glücklich wir jetzt wären, wenn Claire nur nicht wäre....
Der Donnerstag fängt an wie jeder andere Tag auch. Ich stehe auf, gehe joggen um wenigstens etwas zu tun zu haben, denn diese unterschwellige Wut in meinem Bauch verschwindet nie wirklich. Und so versuche ich sie mit Sport zu killen. Danach springe ich unter die Dusche und mache mich auf den Weg in die Bar, wo Mitchel mich mitleidig und auch leicht abwertend mustert und mir wortlos ein Bier nach dem anderen hinstellt.
Und so vergeht der Tag, bis es draußen kühler wird, die Bar immer voller und mein Kopf immer unruhiger. Und ich weiß nicht was mich letztendlich dazu bringt, doch nach dem gefühlt 12. Bier knalle ich das Geld auf den Tresen, drehe mich entschlossen um und mache mich auf den Weg zu meinem alten Nachhause.
Wut gepaart mit Alkohol und diesem tiefen Schmerz bringt mich dazu meinen Plan ruhig mit Kyle zu sprechen komplett über den Haufen zu werfen, als dieser mir die Türe öffnet. Was danach geschieht, passiert so schnell, dass ich hinterher nicht mal mehr sagen könnte wer angefangen hat. Mein großer Bruder - der schon immer in allem besser war als ich - und ich, wir stehen im Flur und brüllen uns gegenseitig an. "Du wusstest genau wie viel sie mir bedeutet!" schleudere ich ihm entgegen, mal wieder so nahe an den Tränen.
"Nici, hör auf, bitte!" schreit mich Becca an, doch ich nehme sie kaum wahr. Ich sehe nur eines. Meinen Bruder und Hannah. Und die Flasche die ich in der Hand halte, fliegt gegen die Wand, zerschellt und spritzt Bier überall hin. Ich krieg gar nicht mit, dass auf einmal noch jemand neben uns steht. Ich sehe nur meinen Bruder und will mich gerade auf ihn stürzen als ihre Stimme ertönt. "NIC HÖR AUF ER IST NICHT DER VATER." ich halte in meiner Bewegung inne, brauche ein paar Augenblicke um zu realisieren wer das gesagt hat, drehe mich halb zu ihr um und starre sie an. Ihre Worte dringen wie durch Watte zu mir durch. Ich versuche zu begreifen was sie gerade gesagt hat, doch der Alkohol benebelt mein Gehirn. "Was?" bringe ich schließlich hervor, meine Stimme jetzt leiser.
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24.06.2019, 16:26

Und auf einmal ist da einen toten Stille. Keiner sagt mehr etwas und man könnte eine Stecknadel fallen hören, während wir einfach nur erschrocken dastehen.
Becca ist die Erste, die sich bewegt und Kyle wieder auf die Beine Hilfe bevor sie die Kratzer in seinem Gesicht begutachtet, er sie aber einfach nur liebevoll zur Seite schiebt.
Aber das Ganze sehe ich nur doch einen Tränen verhangenen Schleier vor meinen Augen während mein Blick noch immer auf Nic haftet und er mit der sanftesten Stimme die ich jemals gehört habe ein leises „Was?“, hervorbringt.
Verzweifelt fahre ich mir durch die Haare und schüttele den Kopf bevor ich ein paar Tränen wegwische.
„Kyle ist nicht Claires Vater, ich habe dich angelogen weil ich Angst hatte dir die Wahrheit zu sagen.“, flüstere ich und gehe vorsichtig einen Schritt auf Nic zu.
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80

24.06.2019, 16:32

Nic
Ihre Worte beginnen langsam Sinn zu machen in meinem Kopf, während sie einen Schritt auf mich zugeht. Kyle ist nicht Claires Vater... Hannah und mein Bruder... das war eine Lüge. Hannah hat niemals mit Kyle geschlafen... Aber dann...
"Hannah..." sage ich leise und spüre mal wieder Tränen in meinen Augen brennen, tue diesmal aber nichts dagegen sondern starre sie einfach nur an, versuche die Wahrheit in ihrem Gesicht zu lesen. Die Antwort auf die Frage, die jetzt so laut ist in meinem Kopf, dass sie alles andere ausblendet. "Angst vor welcher Wahrheit?" frage ich und habe gleichzeitig verdammte Angst vor ihrer Antwort.
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!