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12.06.2019, 20:54

Hihi, danke :D Ich steige dann mal jetzt ins Auto und fahre guter Laune los hehehe wünsche dir eine gute Erholung :*

Ardan

Es brach mir das Herz Jadis weinen zu sehen. Auch wenn es Tränen der Erleichterung waren. Ich war froh für sie, dass Feena es überlebt hatte und dankte Jenaya für ihren Einsatz. Sie hatte mir damals auch das Leben gerettet. >Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, ob du schwach bist oder stark. Du rettest Leben und das ist weitaus bedeutender als eine Horde Dämonen zu töten.< In unseren vielen Übungseinheiten hatte sie sich stets bis an ihre Grenzen gebracht, sie war oftmals frustriert gewesen, hatte darauf bestanden, ihre offensive Magie zu verbessern. Das brauchte sie aber nicht. Sie musste nicht andere zum Bluten bringen, um ihre Stärke zu beweisen. Indem sie Jadis großen Kummer erspart hatte, hatte sie eine andere Form von Stärke gezeigt. Das wog mehr.
Sie lächelte leicht verlegen und zuckte mit den Schultern. >Ich fühle mich trotzdem schlecht.<
>Das macht uns menschlich.< erwiderte ich ebenso lächelnd. Dann überblickte ich das Kampffeld und beobachtete die Soldaten dabei, wie sie die Toten sammelten, um sie gemeinsam zu begraben. Wir ließen niemanden einfach so wie Dreck am Boden liegen. Wir kümmerten uns auch um die Toten, die tapfer ihr Leben gelassen hatten.
>Hier draußen sind die Stimmen lauter.< murmelte Jenaya und wirkte wieder bedrückt. Vor langer Zeit hatte sie uns mehr über ihr drittes Auge erzählt. Darum war sie auch in der Lage gewesen meine Schwester zu sehen, die hoffentlich in Frieden ruhte. Manchmal vermisste ich sie ganz stark, an anderen Tagen wurde es erträglicher. Ein ständiger Wechsel.

Silia

Mein rechtes Ohr zuckte. Geräusche. Atmen. Schritte. Es war nicht Thales. Er ging anders. Außerdem hätte er bestimmt etwas Lustiges gesagt, um mir ein Lächeln zu entlocken, noch bevor ich die Augen aufschlug. Nein, die Aura, die ich wahrnahm, gehörte jemand anderem. Vertrauter als sie mir sein sollte. Mit einem leisen Seufzer öffnete ich zuerst ein Auge, dann das andere, während ich den Kopf langsam in die Richtung drehte, aus der die Schritte erklungen waren. Warum Akela ausgerechnet hier stand und mich anstarrte, verwirrte mich. Erst recht, weil er nichts sagte. Töten wollte er mich schon mal nicht, das hätte ich sofort gemerkt, aber was brachte ihn dann zu mir?
Ich musterte ihn stumm. Seine Wunden waren verheilt, doch der Schmutz in seiner Seele blieb. Nach wie vor war mir das ein Dorn im Auge. Trotzdem behielt ich mein Licht bei mir. >Schlafende Füchse soll man nicht wecken. Nicht davon gehört?< Meine Mundwinkel zuckten. Auch wenn ich mich ziemlich lässig und träge vom Halbschlaf gab, arbeitete mein Herz schneller als zuvor. Er war viel zu nah. Das letzte Mal, als er mir nahe gewesen war, hatte er mich geküsst und obwohl ich nicht daran denken wollte, dachte ich jetzt erst recht daran. Meine Lippen prickelten und ich verfluchte mich selbst dafür. Weil ich ein hoffnungsloser Fall blieb. >Geht es dir gut?< erkundigte ich mich mit Blick auf seine Brust, in der sein Herzenslicht ruhig flackerte. Sein goldenes Auge leuchtete zu intensiv, darum war mir das Herzenslicht lieber.
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1 742

12.06.2019, 21:24

hehe :) Danke ^^

Jadis


Langsam löste ich mich von Feena, als meine Tränen versiegten und ich mir wirklich sicher war, dass sie am Leben war. Ihre Augen blinzelten mich warm und voller Treue an. Ich schniefte leise und sagte tadelnd: "Nächstes Mal schmeiß du dich nicht vor mir! Ich will nicht, dass du wegen mir dein Leben aufgibst. Du muss leben!" Sie warf ihr Kopf nach hinten und scharrte mit der Hinterhufe. Ich wusste was sie sagen wollte, dass sie es immer wieder tun würde. "Ach, Feena", mir kamen wieder die Tränen und hastig wischte ich sie weg. Dann drehte ich mich um und riss Jenaya in meine Arme: "Ich bin dir zum tiefsten Dank verpflichtet. Du hast sie gerettet und das werde ich niemals vergessen. Feena bedeutet mir sehr viel." Dann löste ich mich von ihr, um sie nicht zu erdrücken. Schließlich bemerkte ich, dass unsere Leute die Toten beerdigten und in meinem Herz wurde es schwer. In einem Kampf gab es immer Verluste.

Akela


Ein Fuchsohr zuckte und dann regte sich ihr Körper. Warum ich weiterhin hier stand, wusste ich selbst nicht. Ich wollte nichts von ihr. Noch nicht. Die Zeit für unsere Abmachungen waren noch nicht bereit. Kenai fehlte noch die letzten Kernerinnerungen und es war nich der richtiger Moment für meinen Tod. Ich hörte den kleinen Seufzer. Ihre Augen öffneten sich und ein leichter Nebel des Schlafes lag in ihnen. Aber ich glaubte keine einzige Sekunde daran, dass sie jetzt von dem Schlaf benommen war. Unter diesem trägen Gesichtsausdruck verbarg sich eine innere Wachsamkeit. Ihr Blick streifte mich und ich fühlte mich von dem Licht gereizt. Das Dröhnen in meinem Kopf wurde lauter. Ich zog leicht ein Augenbraue hoch, als ob ich mich davor fürchtete einen Raubtier zu wecken. Ich war jede mögliche Gefahr begegnet. Jetzt war ihr Blick auf meinem Brustkorb gerichtet, vermutlich um mein angebliches Herzlicht anzustarren. "Mir geht es blendend. Ich hatte mich gut genährt", antwortete ich emotionslos. Mein Blick fiel auf ihrem Bauch, beziehungsweise was ihre Hände dort festhielten. Scheinbar ein zerknittertes Stück Papier. Spöttisch zuckte mein Mundwinkel: "Ah, anscheinend hast du einen Liebhaber gefunden, der dir schmalzige Liebesgedichte schreibt. Wie rührend." Ein dunkles, zerfressendes Gefühl wallte in mir auf und ich wollte dieses Papier bis in kleinste Stücke zerfetzen. "Ich wollte dich daran erinnern, dass die Sache zwischen Fenrir und dir nicht in meine Angelegenheiten einmischen soll, ansonsten werde ich ungemütlich. Also habt gefälligst deine Dreiecksbeziehung in den Griff. Wobei es jetzt wohl eine Vierecksbeziehung ist", schnaubte ich verächtlich: "Ansonsten suche ich deinen Liebhaber auf und denke mir nette Dinge für ihn aus." Dieser Gedanke gefiel mir. Oh ja, da fiel mir sehr kreative Methoden ein ihn zu brechen. Niemand durfte sie anrühren. Mein Körper versteifte sich schlagartig. Was zur Hölle ging in meinem Kopf ab? Es war mir egal mit wem sie das Bett teilte. Ich drehte mich um und ging Richtung Felsen zurück. Und der Selbsthass grub sich tiefer in meinem Körper.


1 743

13.06.2019, 20:18

Ardan

Es war schön anzusehen, wie sich die beiden Freundinnen fest drückten. Nach allem, was wir gemeinsam durchgemacht hatten, konnte man nur Freunde werden. Auf uns alle war stets Verlass. Ich blickte zurück zu den anderen, die sich um die Verletzten und Toten kümmerten und spürte einen Stich in der Brust. Es tat immer weh Abschied von tollen Menschen zu nehmen. Sie hatten ihr Bestes gegeben und ihre Reise hier beendet. Gezwungenermaßen, weil die Dunkelheit ihnen keine Wahl gelassen hatte. In Momenten wie diesen wünschte ich, ich könnte irgendwie den Schmerz dieser Leute aufnehmen und ihn die Dämonen tausendfach spüren lassen. Sie würden alle daran zerbrechen. Elendig.
Normalerweise war Silia hier, um die Toten zu ehren und ihre Lichter in die andere Welt zu führen, aber nun mussten wir es auf die traditionelle Art tun. Wir würden sie begraben und nach altem Brauch uralte Worte Ignulaes sprechen. Um sie für ihre Weiterreise zu rüsten, damit sie zurück in den Lebenszyklus gelangten. In unserer Heimat glaubte man nämlich an die Wiedergeburt. Hoffentlich wurde meinem Vater diese Ehre nicht zuteil. Er sollte auf ewig brennen.

Silia

Empört öffnete sich mir der Mund. Was fiel diesem Kerl eigentlich ein? Kam extra zu mir, um mich mal wieder mit seiner übellaunigen Art anzugreifen. Hatte er nichts Besseres zu tun? Wieso war er nicht einfach bei seinen Felsen geblieben? Dort, wo es kalt und grau war. Zutiefst genervt steckte ich den Zettel mitsamt Münze zurück in den Ausschnitt und flog ihm hinterher, weil ich das bestimmt nicht auf mir sitzen ließ.
Als ich ihn erreichte, schwebte ich ihm in den Weg und nahm dann einen festen Stand ein. Es kostete mich große Selbstbeherrschung, ihn jetzt nicht anzufassen. Weil ich ihn schütteln wollte. Mehrmals. Kräftig. >Was ist dein verdammtes Problem? Kannst du mir das mal verraten? Bislang war ich stets nett zu dir, immer darauf bedacht, dir und deinem Herzenslicht zu helfen und alles, was ich zurückbekomme, ist das?< Ich breitete demonstrierend die Arme aus. >Du hast keine Ahnung, was ich durchgemacht habe und was ich immer noch durchmache, also spar dir deinen ach so wertvollen Sauerstoff!< Wut tränkte meine Stimme, während mein Brustkorb sich schneller hob und senkte. >Sprich nie wieder über mein Liebesleben, als hättest du irgendeine Ahnung davon, denn nur zu deiner Information, damit du mir nicht noch einmal so altklug daherkommst... Männer von Interesse wollen mich entweder tot sehen oder verlangen von mir, dass ich sie töte.< Letztere Worte kamen mir etwas gebrochen über die Lippen und es frustrierte mich, dass meine Augen brannten. Er war ein Mistkerl. Durch und durch. Was ließ ich mich auch von seinen Worten dermaßen stark aus dem Konzept bringen? Warum nahm ich sie mir überhaupt zu Herzen? Gerade von ihm, der vor seinem eigenen Licht davonrannte.
Damit sich dieser erbärmliche Moment nicht mehr in die Länge zog, winkte ich ab und hielt die Tränen mit aller Macht zurück. >Mach ruhig weiter so...< Hinter mir erschien ein Riss und ich trat mit einem Bein hinein. >...dann wird es mir vielleicht doch leichter fallen, meinen Teil der Abmachung zu erfüllen.< presste ich hervor und verschwand. Der Druck in meiner Brust erreichte seine Grenze. Länger hielt ich es in seiner Nähe einfach nicht aus. Dafür erinnerte er mich zu stark an das, was ich nie finden würde.
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1 744

13.06.2019, 21:31

Jadis


Ich straffte meine Schultern und drängte meine eigene Emotionen zurück, um den Anderen zu helfen die Toten zu beerdigen. Jedes Gesicht, das sein Lebenslicht verloren hatte, brannte in meinem Kopf hinein und würde mich sehr lange folgen. Zu jedem Gesicht konnte ich Namen zuordnen, denn es war mir stets wichtig gewesen die Namen unserer Leute zu wissen, die für eine bessere Welt kämpften. Ich kannte nicht alle ihre Geschichten, doch einige schon und ich wusste, dass sie zuhause eine Familie hatten, die darauf hofften, dass sie zurückkehrten. In meinem Brustkorb wurde es enger. Diesen Teil des Krieges hasste ich am Meisten. Keiner dieser Menschen, die ihr Leben gelassen hatten, verdienten diesen Tod. Ihren Mut und ihre Hoffnung würde niemals in Vergessenheit geraten, dafür sorgte ich. Denn der Wind würde fortan ihre Stimme sein, er würde ihre Geschichten in der Welt flüstern. Die Namen dieser Helden. Denn das waren sie für mich.

Akela


Meine Schritte waren forsch und ich spürte ihre nähernde Präsenz. Grimmig sah ich sie an, während sie wieder von helfen und Nettsein sprach. Verächtlich schnaubte ich und zog ein Augenbraue hoch: "Ach du armes Mädchen, hast so ein schweres Leben. Hast du nicht mal erzählt, dass es erbärmlich ist sich von seinem Schicksal prägen zu lassen? Oder so etwas in der Art, also erspare mir deine Leidensgeschichte oder unglückliche Liebesgeschichte. Denn von mir bekommst du genauso wenig Mitleid." Kühl musterte ich sie, als der Riss erschien und sie langsam in ihm verschwand. "Na endlich kapiert sie es", knurrte ich in der nächtliche Stille und marschierte weiter zum Felsen. Diese Menschen glaubten doch Jeden verändern zu können, aber ich würde mich nicht verändern lassen. Niemals wieder. Außerdem hatte ich nie nach Hilfe oder Nettigkeit verlangt. Solche Zeiten waren längst vorbei, denn durch harte Lektionen wusste ich, dass als dies nur ein scheinheiliger Scheiß war. Menschen waren nicht selbstlos, ihr Handeln waren oft mit selbstsüchtigen Gedanken verbunden. Nichts war umsonst. Ich setzte mich wieder auf den Felsen hin und schaute zu den Sternen hoch. Den Wolf, unter dem ich geboren war, entdeckte ich sofort.


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14.06.2019, 04:46

Ardan

Während Jadis sich zu den Leuten gesellte, die sich um die Toten kümmerte, traf ich mich mit den Generälen, die allesamt den Kampf überlebt hatten. Darüber war ich sehr froh. Soldaten brauchten ihre Führer. Sie brauchten Leute, an die sie fest glauben konnten, denn sollten wir untergehen, würden sie ihre Hoffnung verlieren und das könnte für alle tödlich enden.
Wir besprachen kurz den weiteren Vorgang, genauer gesagt, das nächste Ziel und beschlossen schon bald Rast zu machen. Alle waren nach diesem schweren Kampf sehr ausgelaugt. Neue Kräfte mussten her. Das war verständlich. Auch wenn ich mich stark genug fühlte, mich mit einem weiteren Dämon anzulegen, musste ich auf die Bedürfnisse meiner Leute hören, um keinen Unmut loszutreten. In Zeiten des Krieges waren alle genug angespannt. Jedes Wort könnte den nächsten Streit auslösen. Das wollte ich verhindern.

Jenaya

Ich streifte durch das verwüstete Gebiet und suchte nach irgendwelchen Überlebenden, die vielleicht unter den ganzen Spinnen begraben lagen. Bislang hatte ich niemanden gefunden, auch wenn ich mir Wunder stark herbeiwünschte. Dieser Kampf war äußerst kräftezehrend gewesen, dabei hatte ich mich nicht einmal mit einer echten Hohedämonin angelegt. Nur Jadis und Ardan war es zu verdanken, dass wir nun in Sicherheit waren.
Als ich über den nächsten Haufen übelriechender Spinnenreste stieg, rümpfte ich die Nase. In mir kam das Gefühl auf, mich hier und jetzt zu übergeben, doch ich hielt es zurück. Es war auszuhalten. Auf die Säure in meinem Hals konnte ich getrost verzichten. Da lauschte ich lieber den schmatzenden Geräuschen meiner Schritte. Oder den Stimmen, die sich erhoben. Stimmen der Verlorenen. Seelen, die versuchten zu begreifen, was hier geschehen war. Es bedrückte mich von ihnen Abschied zu nehmen. Nach allem, was wir durchgemacht hatten...
Schwer seufzend ging ich weiter und blieb dann abrupt stehen, denn neben den Stimmen hörte ich etwas anderes. Ein sanftes Summen. Oder ein Flüstern im Wind? Ich blieb stehen, lauschte. Das Geräusch wurde lauter, so als befände es sich in unmittelbarer Nähe zu mir. Gefahr? Wurden wir etwa wieder angegriffen? Mein Herz begann erneut schneller zu schlagen und ich war dabei nach Jadis und Ardan zu rufen, als mich ein Licht in Form eines Risses blendete und ein junger Mann hindurchtrat. Schwarzes, kurzes Haar, türkisfarbene Augen, seltsame Kleidung und... Katzenohren?
>Wie ich sehe, habe ich den richtigen Weg gewählt.< Obwohl der Klang seiner Stimme tief und rau war, lag eine sanfte Wärme in ihr, dass ich mit Gewissheit behaupten konnte, er gehöre zu den Guten. >Ist Sury-, o ich meine... Silia hier? Ich bin ihr Bruder. Envar.<

Envar



Silia

Ich materialisierte mich direkt neben Thales, der zusammenzuckte, als ich so plötzlich auftauchte. Er schüttelte den Kopf. >Daran muss ich mich noch gewöhnen.< murmelte er und zog daraufhin die Brauen zusammen, als er meinen Gesichtsausdruck sah. >Was ist los, Sonnenschein? Ist es wegen der Toten?<
Ich ließ mich neben ihm nieder und bettete meinen Kopf auf seinem Schoß. Ein schwerer Seufzer auf meinen Lippen. Das Brennen meiner Augen hatte nachgelassen, trotzdem blieb das schmerzhafte Pochen in der Brust. Ja, ich litt noch wegen der Toten, aber… >Er frustriert mich.< brummte ich.
Thales blieb kurz still, dann lachte er leise. >Irgendwie habe ich geahnt, dass es darauf hinausläuft. Ich bin nicht dumm, ich sehe, dass du eine Schwäche für ihn entwickelt hast.<
Innerlich verkrampfte ich mich. Es war eine Sache, sich diese Tatsache auszureden und eine andere, wenn jemand anderes sie laut aussprach. Dann wurde sie realer. Man konnte sie nicht rückgängig machen. Ich ballte die Hände zu Fäusten und presste die Lippen fest aufeinander. Das alles war einfach nicht fair. Es war nicht fair, dass ich so empfand, obwohl ich es besser wissen musste.
Mein Freund strich mir kurz durchs Haar, während wir beide ins flackernde Feuer starrten, neben das er ein Lager aufgeschlagen hatte. >Weißt du… ich verstehe, dass du dich dazu verpflichtet fühlst, alle Herzenslichter zu beschützen, aber… du musst niemandem etwas beweisen. Du musst niemanden auf den rechten Weg zwingen. Denn im Endeffekt kannst du es nicht.<
Das waren nicht die Worte, die ich hören wollte, aber ich sagte nichts dazu. Ich ließ ihn reden. Thales hatte bislang bewiesen, dass eine alte Seele in ihm steckte, darum hörte ich ihm aufmerksam zu. >Menschen wie er können sich nur selbst aus dem Abgrund ziehen. Man kann ihnen einen helfende Hand reichen, aber wenn sie sie nicht annehmen, müssen sie eben den beschwerlichen Weg gehen. Den riskanten. Es ist nicht deine Pflicht, sie zu retten. Sie müssen sich selbst retten. Selbst einsehen, was ihnen entgangen ist und wo der Fehler wirklich liegt. Du kannst nicht mit jemandem glücklich sein, der mit sich selbst unglücklich ist. Und wie gesagt… es liegt nicht an dir dies zu ändern.<
Als er begann mir hinter einem Ohr zu kraulen, begann ich wohlig mit dem Schwanz zu wedeln. >Du bist weit und breit das einzig wahre Sonnenlicht, das wir haben. Im Krieg zeigen wir unsere hässlichsten Seiten, verborgene Gefühle kochen hoch… lass dich darum von niemandem in einen Abgrund ziehen, in den du nicht gehörst. Du gehörst da oben hin.< Er zeigte mit der freien Hand in den klaren Nachthimmel. >Frei, unbeschwert, ein Licht der Hoffnung. Auch wenn sich dein Herz nach dieser einen Sache sehnt, gibt es genügend Menschen, die dich auf andere Weise lieben.< Er lächelte auf mich herab und damit kehrte das Brennen in meine Augen zurück. >Warum liebst du bloß eine andere?< flüsterte ich unter Tränen.
Er zuckte mit den Schultern, grinste dabei schief. >Ich weiß, dass ich unwiderstehlich bin. Und ich weiß, dass es zwischen uns sowieso nicht funktionieren würde. Ich mag den Gedanken nicht, dass du mich irgendwann von der Spitze der Schwertkämpfer stoßen könntest. Da steht mein Stolz im Weg.<
Mir entwich ein belustigtes Schnauben. Dieser Kerl hatte wohl für alles eine Antwort. Doch genau das bewunderte ich an ihm. Dass er trotz allem diese Leichtigkeit trug, die mich jetzt deutlich besser fühlen ließ. Ich dankte ihm mit einem offenen Lächeln und schloss dann die Augen. Hier bei ihm fühlte ich mich sicher genug, in einen tieferen Schlaf zu fallen.
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14.06.2019, 21:03

Envar sieht so niedlich aus *__*

Jadis

Schweiß rann meinem Nacken hinab, während ich ein weiteres Grabloch aushob und meine Arme bereits vor Erschöpfung anfingen zu zittern. Ich wusste nicht, wie lange wir die Gräber ausgehoben hatten, um die Toten dadrinnen zu betten. Jedes Mal spürte ich das erdrückende Gefühl, wenn sie von der trockene Erde bedeckt wurden, um ihnen die ewige Ruhe zu geben. Kleine Hügeln durchzogen das flache Land und ich rieb den schmutzigen Staub aus meinem Gesicht. Es war vollbracht. Gleich würden wir uns alle hier versammeln, um die Toten zu ehren und für sie eine Weiterreise beten. Ich hoffte inständig, dass die Seelen ihren Frieden finden können, auch wenn sie einen solchen Tod nicht verdient hatten. Meine Augen suchten Ardan ab, vermutlich befand er sich noch im Gespräch mit den Generäle. Nach der Beerdigung würden wir bestimmt weiterziehen, um einen geeigneten Rastplatz zu finden. Für die Trauer hatten wir nicht viel Platz, denn der Krieg nahm uns diese Zeit. Es war ungerecht, grausam und manchmal wollte ich einfach schreien. Aber ich riss mich für die tapfere Leute zusammen, denn ich war die Windprinzessin von Aradon. Sie brauchten mich als starke Person, die sich nicht von einem Wind umstießen ließ. Ansonsten würde all ihre Hoffnungen und Mut anfangen zu schwanken. Und das konnte tödlich enden. Schwer seufzte ich. Der Ort glich einem Schlachtfeld. Trockenes Blut auf dem Boden. Verstümmelte Gestalten unserer Feinde und die Grabhügeln. Ich fuhr über meinem Gesicht. Ich war so erschöpft.

Akela

„Hast du schon mal einen Mädchen geküsst?“, bei dieser Frage verschluckte ich mich beinahe an den bitteren Tee, den sie scheinbar sehr gerne trank und nur ihr zuliebe trank ich ihn ebenfalls. Ihr kirschroter Mund verzog sich zu einem Lächeln und ihre strahlenblaue Augen sahen mich offen an. Mit diesem Blick hatte sie mich zum Sprechen angeregt. Sie wusste, dass ich aus einem Zirkus kam. Und sie wusste, dass ich ein Schattenmagier war, der Schwierigkeiten mit seiner Magie hatte. Sie wusste auch von meinem Selbstmordversuch. Doch was sie nicht wusste, war Calypso. Denn ich war mir nicht sicher, ob dieses Wesen eine Erscheinung gewesen war oder real.
„Ich…“, verlegen räusperte ich mich und gestand: „Ich hatte beinahe ein Mädchen geküsst. Aber….nein. Ich habe kein Mädchen geküsst.“ „Was ist passiert?“, sie stützte sich auf ihre zarte Hände und sah mich mit jenem offener Blick. Und ich wollte ihr alles erzählen. „Sie wollte in meine Augen sehen. Ohne die Augenklappe. Wir hatten uns beinahe geküsst, aber dann war sie vor Furcht weggelaufen“, meine Stimme wurde leiser. Ich erinnerte mich gut an diesem schmerzhaften Pochen in meinem Brustkorb. Es war einer dieser Momente gewesen, wo ich meine Schattenmagie am Meisten hasste. Die Menschen ertrugen es nicht in mein schwarzgesplittertes Auge zu sehen. Sie ertrugen die Dunkelheit nicht und die Wahrheit über ihre eigene Dunkelheit. Und ich ertrug die Einsamkeit nicht. Eine weiche Hand riss mich aus meine deprimierende Gedanken und ihr mitfühlendes Lächeln traf mitten in mein Herz. „Ich würde niemals vor dir weglaufen“, wisperte Clarissa und schob meine Augenklappe nach oben. Mein Herz begann schneller zu pochen, als sie sich mir näherte. Dann küsste sie mich und ich verlor endgültig mein Herz an sie.

Kenai

Schweißgebadet wachte ich auf und tastete benommen neben mir: „Jenaya.“ Mein Brustkorb hob und senkte sich schwer. Ich hatte schlecht geschlafen, tote Augen hatten mich wieder besucht. Die Dunkelheit in mir pulsierte unruhig und die Schatten in meinem Kopf waren lauter geworden. Die Muskeln in meinem Körper spannten sich an und ich sehnte mich nach ihrem beruhigendes Licht. Aber ich griff nur ins Leere und der Ring wog schwer an meinem Finger. Blinzelnd starrte ich die Decke des kleinen Zeltes an und versuchte mich daran zu erinnern, wie man atmete. Ich konnte mich nicht daran gewöhnen. An diese Leere. An ein Leben ohne sie. Aber ich begann es zu ertragen, auch wenn es bedeutete, dass immer ein Loch in meinem Brustkorb sein würde. Ich hatte eine Aufgabe gefunden und er hielt mich aufrecht. Erinnerte mich daran, dass meine Kraft gebraucht wurde. Aber der Krieg würde nicht für immer sein und wenn er eines Tages vorbei war, dann hatte ich keine Aufgabe mehr. Was würde dann mit mir passieren? Ich konnte mir kein Leben nach dem Krieg vorstellen. Mein Traum war es gewesen ein Leben mit Jenaya zu haben, doch dieser Traum war für immer in Splitter zerbrochen. Schwerfällig richtete ich mich auf und verdrängte diesen Schmerz bis ich ihn brauchte. Draußen war es heller geworden, der Morgen war angebrochen und so würde die Verwüstung des Kampfes deutlicher. Die Mannschaft von Sùl Dubh schienen längst wach zu sein, doch mein großer Bruder war nicht bei ihnen. Ich spürte ein leeres Gefühl in meinem Magen. Im Lager gab es bestimmt etwas zu essen. Ich spürte überall die Blicke, als ich durch das Lager ging. Sie waren wachsam und ich wusste, dass sie mir misstrauten. Ich konnte das leise Geflüster hören, was sie über Sùl Dubh sagten. Was sie über mein großer Bruder sagten. Ich erinnerte mich, dass sie in der letzte Nacht sich nur bei der Sonnenfüchsin bedankt hatten, aber bei uns nicht bis auf diesen König von der heiße Quellen. Ich kam beim Essenstand an und der Koch musterte mich grimmig: „Was willst du?“ „Ich brauche Nahrung“, antwortete ich. „Du bist doch bei diese Súl Dubh. Ich erinnere mich, wie ihr eure Oase unter unsere Nase gerieben habt. Also seid ihr auch in der Lage euch selbst zu versorgen“, seine Stimme bebte. Wütend. Er schien wütend zu sein. Und ich sah etwas in seine Augen. Abneigung. Ich blickte mich umher, wir wurden beobachtet und niemand widersprach diesem Koch. „Verstehe“, murmelte ich und meine Atmung wurde wieder schwerer. In meine Ohren rauschte es und mein Körper zitterte leicht. Ich wurde wütend, meine Stimme erhob sich: „Ihr seid alle blind. Ihr sprecht davon, dass man die Anderen nicht verurteilen soll, wenn man seine Geschichte nicht kennt. Doch ihr beweist mir jetzt das Gegenteil. Ihr verurteilt uns, weil unsere Magie die Dunkelheit ist. Ihr gibt uns gar keine Chance uns zu beweisen, sondern benutzt uns jetzt bloß. Mir wird langsam alles klar, warum mein großer Bruder meint, ihr sollt glauben, dass wir Monstern sind. Weil ihr uns immer als Monstern sehen wird, auch wenn wir was Gutes tun und deswegen hält er dieses Bild aufrecht. Und ihr ergreift bereitwillig diese Lüge. Glaubt an die Geschichten über Sùl Dubh. Vielleicht waren sie vor Sùl Dubh keine gute Menschen oder sie hatten nie die Chance gehabt zu zeigen, dass sie gut sind. Dass sie wegen solche Verurteilungen einen falschen Weg einschlagen mussten, um überleben zu können. Ich weiß es nicht, ich kenne ihre Vergangenheit nicht. Aber was ich weiß, dass diese Menschen jetzt etwas Gutes tun. Dass sie im Schattenreich gekämpft und Portale geschlossen haben, damit keine schlimmere Kreaturen eure Welt befallen und die Seelen gerettet werden können. Dass sie in Wirklichkeit Schmugglerschiffe aufgehalten haben und befreite Sklaven an einem sicheren Ort gebracht haben. Und….“ Ich wurde immer lauter und plötzlich packte Jemand nach meinem Nacken. Es war Akela und seine Augen blitzten, leise knurrte er: „Du kommst sofort mit.“


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14.06.2019, 21:57

Hehe, freut mich zu hören ;) Hab schon ein passendes Bild für die Schwester gefunden, die wirst du noch süßer finden *_*

Ardan

Nachdem wir uns auf einen geeigneten Platz einigten, löste ich mich von der Gruppe und staunte nicht schlecht. Der Großteil der Überlebenden hatte dabei geholfen, die Toten zu begraben und das Ergebnis ließ sich sehen. Nicht im guten Sinne, denn all diese Hügel erweckten ein bedrückendes Gefühl in mir. So viele verlorene Gesichter... Grausam. Unter ihnen entdeckte ich Jadis, die von oben bis unten mit Dreck beschmutzt war. Mein Blick war sanft, als ich auf sie zuging und wortlos begann ihre Flügel von den Spinnweben zu befreien. Nach allem, was sie getan hatte, verdiente sie endlich ein Stück Frieden. >Wie geht es dir, amiya? Wenn du reden willst, weißt du, dass du das jederzeit tun kannst.< erinnerte ich sie. Da ich schon sehr jung in Kämpfen teilgenommen hatte, riss mich dieser Anblick nicht allzu sehr in den Abgrund. Man könnte meinen, ich hätte mich daran gewöhnt, auch wenn das nicht ganz stimmte. Es störte mich. Es brachte mich durcheinander, jedoch in geringerem Maße.

Jenaya

Ich war zu baff, um zu reagieren. Das hier... das war also... Envar? Silias Bruder? Er, er sah so anders aus als ich erwartet hätte. Warum ich mir einen großen, breit gebauten Koloss von Mann vorgestellt hatte, wusste ich nicht, aber mir gegenüber stand das genaue Gegenteil. Ein großgewachsener, schlanker Mann mit schneeweißer Haut und Augen, die mich intensiv musterten. Seine Katzenohren zuckten dabei neugierig. Ich kannte dieses Verhalten, da ich Maris in all den Jahren eingehend studiert hatte. Sie würde sich mit ihm bestimmt sehr gut verstehen. Immerhin könnten sie miteinander verwandt sein, oder nicht?
>Nein... Äh, Silia ist... Sie ist bei den anderen. Wir haben uns aufgeteilt. Sie reist mit einer anderen Gruppe weiter. Hier sind nur ich, Jadis, die Windprinzessin und Ardan, der König von Ignulae.< erklärte ich schnell, weil ich nicht dumm dastehen wollte.
Envar musterte mich noch eine Weile länger, dann leuchteten seine Augen auf. >Aaah, du bist diejenige mit dem dritten Auge! Silia hat mir von dir erzählt. Es freut mich dich kennenzulernen.< Er griff nach meinen Händen und schüttelte sie überschwänglich. Eine Welle von Optimismus schwappte über mich hinweg. Diese Person schien genauso eine Frohnatur zu sein wie seine Schwester. Ob das in der Familie lag? Kein Wunder, dass ich ihn auf Anhieb mochte. Ich lächelte ihn offen an und deutete auf das verwüste Land hinter mir.
>Leider kommst du genau da an, wo wir die Toten ehren. Warte einen Augenblick, dann werde ich dich zu Jadis und Ardan bringen.<
Das Leuchten in seinen Augen wurde etwas trüb, als ich Tote erwähnte. Er nickte verständnisvoll und ließ meine Hände los. Seine Haut hatte sich seltsam kühl angefühlt. So als herrschte Winter in ihm. Ich versuchte mich daran zu erinnern, was Silia mir über ihre Geschwister erzählt hatte, aber um ehrlich zu sein, wusste ich gar nicht viel über sie. Silia hatte ein ganz schön großes Geheimnis um sie gemacht.
Während wir zu den unzähligen Gräbern schauten, schielte ich ab und an zu ihm. Nahm seine Gestalt in all seinen Details auf. Was war das überhaupt für ein Kleidungsstil? Ich hatte sowas noch nie gesehen. Es wirkte äußerst exotisch. Meine Neugier kehrte mit einem Schlag zurück. Beinahe hätte ich dieses Gefühl vermisst.

Silia

Ich wachte ziemlich früh auf. Als Animagi reichten mir wenige Stunden Schlaf und schon konnte ich den neuen Tag mit neuer Energie beginnen. Da aber kaum jemand wach war, verbrachte ich die Stunden allein weit außerhalb des Lagers, um meine Schwertkunst zu verbessern. Ich war immer noch drauf und dran die besondere Attacke von Thales zu erlernen. Elferor. Nur leider klappte es bislang nicht. Wenn mir etwas nicht gelang, konnte es schnell in Frust ausarten, doch ich blieb ruhig und konzentrierte mich auf meine präzisen Schläge. Die höchste Anzahl an Hieben, die ich hinbekam, waren neun Schläge. Fehlten drei weitere und ich beherrschte seine Technik. Dann würde ich mich erneut mit ihm duellieren. Ohne Regeln. Ohne irgendwelchen dummen Schutz. Ich wollte einen ernsten Kampf mit ihm führen.
Als die Sonne bereist das wüste Land begrüßte, tankte ich ihre helle Energie und kehrte ins Lager zurück. Zur rechten Zeit wie es aussah, denn Kenai schien so eine Art Wortausbruch zu haben. So viele Wörter hatte ich noch nie aus seinem Mund purzeln hören. Er nahm Sul Dubh in Schutz. Er erzählte von Dingen, die mir nie zu Ohren gekommen waren. Und niemand schien groß davon beeindruckt zu sein. Akela musste schließlich einschreiten, um Kenai davon abzuhalten noch mehr auszuplaudern. Er schien mit seinem Bruder alles andere als zufrieden zu sein.
Da ich die gestrige Auseinandersetzung nicht vergessen hatte, sah ich ihn nicht direkt an, sondern zog eine Braue in die Höhe, als daraufhin Thales erschien, eine Kiste in den Händen, die er vor sich abstellte und darauf stieg. Die Präsenz, die von ihm ausging, war ganz klar die eines Königs. Was auch immer er zu sagen hatte, jeder sollte ihm zuhören. Er trug nicht mal sein für ihn typisches Schmunzeln im Mundwinkel.
>Hört mir mal ganz genau zu!< rief er in die Menge. >Ich habe euch nicht mitgenommen, weil ihr nur starke Kämpfer seid und es mit dämonischen Bestien aufnehmen könnt. In euren Köpfen steckt zudem Intelligenz und die erwarte ich von euch rund um die Uhr. Ob ihr ein Problem mit jemandem habt oder euch etwas gegen den Strich geht, das ist und bleibt euer eigenes Problem. Wir befinden uns im Krieg, falls das einigen von euch noch nicht aufgefallen ist und da kann es ganz schön hässlich zugehen. Gestern habt ihr Seite an Seite mit Sul Dubh gekämpft und auch wenn sie andere Wege beschreiten, als wir es tun, habt ihr nicht das Recht darüber zu urteilen. Solange wir alle gemeinsam für dieselbe Sache kämpfen, reicht das völlig aus. Ihr braucht nicht Händchen zu halten, ihr müsst euch nicht einander zulächeln und schon gar nicht beste Freunde werden.< Gegen Ende wurde er lauter. >Wir kämpfen, weil hinter den Bergen eine weitaus größere Gefahr auf uns lauert, also reißt euch zusammen und benehmt euch wie Soldaten, weniger wie Kinder. Ungerechtes Verhalten dulde ich nicht, dann könnt ihr nämlich zurück zu eurer Mama und euch bei ihr ausheulen.< Thales so zu erleben, war mir neu, aber er lag im Recht. Streitigkeiten und Unruhe in der Gruppe führten zu nichts Gutem. Wenn er das jetzt aus der Welt schaffte, umso besser.
>Habt ihr mich verstanden?< rief er mit autoritärer Stimme. Überall erklangen zustimmende Rufe, doch ihm schien das nicht genug zu sein. Er wirkte wie ein strenger Vater. >Ich habe euch etwas gefragt... Habt ihr mich verstanden!?< brüllte er diesmal und löste eine Welle aus Zustimmung aus. Das schien ihn weitaus zufriedener zu stellen, denn er stieg von der Kiste und klopfte sich mit der Faust dreimal gegen die linke Brust. Die stolze Geste aus der Insel der heißen Quellen. Ich lächelte still vor mich hin.
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15.06.2019, 19:32

Dann bin ich gespannt auf sie :)

Jadis

Der Wind trug sein vertrauter Duft zu mir hinüber und dann spürte ich seine warme Präsenz. Seine Fingern entfernten behutsam die klebrigen Spinnenfäden von meine Flügeln. In diese Hände barg so viel Kraft, die Einem das Leben nehmen konnte und gleichzeitig konnten diese Hände unendlich sanft sein. Wie in diesem Moment. Als endlich die Fäden weg waren, konnte ich mich in meine menschliche Gestalt zurückverwandeln ohne dass sie dabei Schäden annahmen. Das hätte sonst mich geschmerzt, denn ich war stolz auf meine Flügeln und ich liebte es zu fliegen. Das war meine Freiheit. Ich drehte mich zu Ardan um und suchte in seine Arme Zuflucht: "Ich habe endlich mich gegen einem Dämonen behaupten können und trotzdem fühle ich keinen Sieg. Bei so viel Verluste fühlt es sich an, als hätten wir mehr verloren, als gewonnen. Ich wünschte ich könnte unsere Leute all dieses Leid nehmen. Ich wünschte der Krieg wäre endlich vorbei. Ich....ich hätte beinahe Feena verloren." Ich vergrub mein Gesicht in seinem Brustkorb, es war mir egal wie schmutzig er war, denn ich sah selbst nicht besser aus. Ich brauchte seine Nähe, um neue Kraft tanken zu können.

Akela

"Ich habe eine kleine Überraschung für dich", ertönte ihre singende Stimme und Clarissa kam in die Wohnstube. Sie hielt etwas in ihre Hände, was von einem Seidentuch bedeckt wurde. Wir waren nicht oft in ihrem kleinen Häuschen in den Viertel der Wohlhabende. Als ich zum ersten Mal hier gewesen war, hatte mich all der elegante Luxus daran erinnerte, dass ich ein Niemand ohne Nichts war. Und sie war eine Lady. Ich passte nicht hierher und ich wusste nicht, warum sie ausgerechnet mich ausgewählt hatte. "Clarissa, du brauchst mir nicht andauernd was zu schenken. Ich fühle mich nicht wohl dabei, weil ich dir zurzeit nicht viel geben kann", antwortete ich ihr schuldbewusst und betrachtete die schicke Kleidung an meinem Körper. "Es wird der Tag kommen, wo du mir viel zurückgeben kannst, mein Hübscher", wank sie ab und klimperte verführerisch mit den Augen: "Willst du gar nicht wissen, was sich unter diesem Tuch versteckt?" Ich fühlte mich Hin und Her gerissen, doch bei dieses süßes Lächeln gab ich nach: "Ich möchte es wissen." "Tadaa", Clarissa zog das Tuch weg und stellte die Schüssel aus Porzellan vor mir auf dem Tisch. "Du erzähltest mir mal, dass dies deine liebste Nachspeise ist", grazil setzte sie sich hin. Ich war gerührt von ihrer Aufmerksamkeit. Es war nichts Anderes als Himbeere mit Sahne und Basier. Meine Mutter hatte sie stets gemacht, wenn ihr die Zutaten für die Himbeerkekse gefehlt hatte. Für mich waren die Himbeerkekse ein Gefühl von Zuhause, aber dies Nachspeise hier war purer Genuss. "Ich liebe dich", entschlüpften mir die Worte. Clarissa antwortete nicht, aber sie küsste mich.

"Seit ich dich vor zwei Monaten getroffen habe, ist meine Magie ruhiger geworden. Ich weiß nicht warum, aber die Schatten sind nicht mehr laut und mein Auge pocht weniger", wir saßen auf einer Wiese und ich genoss es, wie sie ihre zarte Finger durch meinem Haar fahren ließ. Mein Kopf lag auf ihrem Schoß. Mittlerweile trank ich diesen bitteren Tee sehr gerne, ich gierte regelrecht danach und dachte ständig an diesen Tee oder an Clarissa. "Ich muss dir was gestehen", sie sah sehr zerknirscht aus und dabei runzelte ihre Nase entzückend. "Was denn?", zog ich ein Augenbraue hoch. "Ich vermute es ist meine Schuld. Ich habe eine Gabe. Die Magie wird in meiner Nähe schläfrig, als wäre ich ein Schlaftrunk. Vielleicht liegt es an meinem Duft oder an meiner Aura", elegant zuckte sie mit der Schulter. Stumm sah ich sie an und mein Herz schlug bis zum Hals. Sie war es. In diesem Augenblick war ich mir noch nie so sicher gewesen. Sie musste meine fehlende Seelenstück sein. Zusammen ergaben wir ein ganzes Bild, weil wir uns ergänzten. Sie war das Licht, wonach ich in den letzten Jahren gesucht hatte. Das Schicksal hatte mich zu ihr geführt. Ich griff nach ihrer Hand und küsste jeden einzelnen Finger: "Wir scheinen füreinander bestimmt zu sein, mein Engel." Dann richtete ich mich auf und legte meine Hand an ihre weiche Wange: "Clarissa, ich weiß ich verlange viel von dir, aber....aber ich bitte dich mit mir zu kommen, um nach meiner Familie zu suchen. Ihr werdet euch ganz bestimmt mögen und ich verspreche dir, ich werde alles tun, damit du glücklich bist. Ich habe jetzt endlich genug Geld beisammen für eine Schiffsreise." Ich vermisste meine Familie. So sehr. Und jetzt gab es endlich Hoffnung, dass ich doch meine Schattenmagie kontrollieren konnte ohne Andere zu verletzen, die mir wichtig waren. "Ich kann nicht", sie schlug ihre Augen nieder und ihre Schultern bebten: "Meine Mutter ist furchtbar krank." Mitfühlend drückte ich sie an mich: "Dann warten wir bis deine Mutter wieder gesund wird."

"Warum?", meine Stimme war heiser und mit einem gebrochener Blick schaute ich zu der Frau, die ich so sehr geliebt hatte. Doch jetzt war nichts mehr Engelhaftes an ihr und ich erkannte sie kaum wieder. Die himmelblaue Augen waren zum Eis geworden und das Lächeln erinnerte mich an die einer Schlange: "Du stehst in meiner Schuld und außerdem bist du ein wahrer Goldgrube. Das Warten hat sich gelohnt." "All diese Geschenke...", ich stockte und begann langsam zu begreifen: "Es war eine Falle gewesen." "Nichts ist umsonst, mein Hübscher. Ich habe nie behauptet es wären Geschenke und du hast mir dein Wort gegeben mir alles zurückzugeben", der singender Klang in ihrer Stimme war verschwunden. "Ich...ich habe dir vertraut, ich habe dir mein Herz geschenkt. Hast du mich jemals geliebt?", die tiefe Verzweiflung erstickte mich und ich zerrte an die Ketten. "Vertraue Niemanden, nur dir selbst. Es war so ein einfaches Spiel gewesen dich um meinem Finger zu wickeln", kicherte Clarissa. Alles war eine Lüge gewesen. Die ganze zwei letzten Monaten und mein Herz brach endgültig. Sie beugte sich grinsend zu mir und ihr Rosenduft umhüllte mich, während die goldene Locken mich beinahe berührten: "Und jetzt bist du mir ausgeliefert, immerhin besitze ich die Droge, nach dem dein Körper sich verzehrt." Der Tee. Sie hatte was in den Tee reingetan und der Gedanke an ihm ließ mich aufstöhnen. Ich wollte diesen Tee oder was auch immer in ihm war. Ich wollte es so sehr, diese Sucht schmerzte beinahe. Ich konnte kaum noch klar denken. "Die Kunden werden sich um dich reißen. Du wirst mein wertvollster Kurtisane werden." In diesem Moment war es mir egal, was sie mit mir machen wollte. In diesem Moment dachte ich nur an die Droge.

Wütend stieß ich Kenai von mich, als wir uns vom Lagerplatz entfernt hatte. Die Sonnenfüchsin hatte ich vollkommen ignoriert. Er stolperte ein paar Schritte nach vorne und fing sich. Dabei hätte ich ihn am Liebsten in den Dreck gestoßen. Die Wut brodelte unter meiner Haut und ich ballte meine Hände zu Fäusten, um nichts Unüberlegtes zu tun. "Was zur Hölle tust du da?", meine Stimme war eisig kalt. "Sie sollen die Wahrheit wissen. Sie reden schlecht über dich, obwohl sie gar nichts über dich wissen. Sie glauben ihr seid böse, dabei tut ihr was Gutes", antwortete er. Mein Kiefer knackte gefährlich und ich musste einmal tief einatmen, denn ich war wirklich kurz davor ihn zu verprügeln. "Hatte ich mich gestern nicht klar ausgedrückt, dass sie uns weiter für Monstern halten sollen? Es geht ihnen nichts an, was unsere Tätigkeiten sind. Ich verzichte auf die Heuchelei dieser Menschen in dieser verfluchte Welt. Und wenn du dich nicht an meine Regeln halten kannst, dann verschwinde gefälligst", ich atmete schwer und die Schatten in meinem Kopf waren lauter als sonst. Es lag an die Erinnerungen, die mich plötzlich heimsuchten. Und an eine vergessene Sucht. Mein Körper schmerzte.


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15.06.2019, 19:45

Armer Akela... einfach hintergangen *schnief*

Ardan

Sie kuschelte sich an mich, was mich zufrieden brummen ließ und ihre Worte sprachen genau das aus, was ich mir bereits gedacht hatte. Ja, wir hatten die Dämonin besiegt, aber dafür hatten wir einen großen Preis gezahlt. Dies zeigte sich in all den kleinen Hügeln. Gute Männer und Frauen, die ihr Leben für eine höhere Sache geopfert hatten. Ein trauriger Umstand.
Ich strich ihr sanft über den Rücken und küsste sie auf den Scheitel. Ihr Duft war mit Schweiß, Blut und etwas Giftigem vermischt, dennoch liebte ich ihren Geruch. Er erdete mich. Er löste Wärme und Vertrauen in mir aus. Freiheit. Plötzlich nahm ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr. Jenaya. Und hinter Jenaya ein... Katzenmann? Ich verspannte mich, nicht wissend, ob das ein Freund oder Feind war. Er schien in guter Absicht zu kommen. Negative Spannungen gab es nicht. Mein innerer Dämon reagierte nämlich nicht auf ihn. >Was zum...?<
>Ich weiß.< lächelte Jenaya leicht verlegen. >Ich war auch ziemlich baff. Das ist Envar. Silias Bruder. Er ist zu uns gekommen, um uns im Kampf zu unterstützen.<
Der junge Mann trat vor. Er trug ein seltsames Gewand. Seine ganze Erscheinung wirkte nicht von dieser Welt. Nicht zuletzt weil er eine natürliche Blässe besaß, die an Schnee erinnerte. Und diese Augen erst. Diese Art Blau hatte ich noch nie in einem Gesicht gesehen. >Freut mich euch kennenzulernen. Silia hat mir einiges über euch erzählt. Ihr seid ihre Familie und das macht euch zu meiner Familie. Ich werde euch begleiten und beschützen.<

Silia

Während alle ihre Sachen zusammenpackten, um sich für die Weiterreise zu rüsten, flog ich einige Runden, um sicherzugehen, dass uns niemand in die Quere kam. Keine Überraschungsbesuche mehr. Gestern war vorerst genug gewesen. Wir mussten schleunigst vorankommen, denn die Zeit war bislang unser größter Feind. Je länger es dauerte, bis wir die Front des Totengebirges durchbrachen, desto mehr Zeit konnte sich der Dunkle Lord für üble Experimente nehmen. Die Warnungen der Dämonen gingen mir nämlich nicht aus dem Kopf. Besonders, was mich selbst betraf. Was genau plante er? Wollte er mich für irgendetwas benutzen? Würde er... Malevor auf andere Weise wecken? Letzterer Gedanke wog schwer in meinem Magen. In nächster Zeit könnte verdammt viel schiefgehen. Beispielsweise-
>Silia!< rief Thales plötzlich und riss mich damit aus den Gedanken. Am Klang seiner Stimme erkannte ich, dass es sich um eine ernste Angelegenheit handelte. Sofort stürzte ich vom Himmel und blieb einige Meter über ihm abrupt stehen. >Was ist los? Gefahr?<
Er deutete vor sich auf den trockenen Boden, wo sich ein feiner, grünlicher Riss bildete, aus denen zwei blassrosa Hasenohren hervorlugten. Seine Brauen wanderten in die Höhe. >Warum wachsen Hasenohren aus dem Boden?<
Meine Augen leuchteten vor Freude auf. >Alita!< rief ich laut aus und landete neben dem Riss, um nach der Gestalt zu packen, die sich wahrscheinlich davor drückte, sich all diesen Leuten zu zeigen. Obwohl sie nur etwas jünger als ich war, legte sie eine Schüchternheit an den Tag, die sie unfassbar niedlich machte. Meine kleine Schwester schnappte nach Luft, weil ich sie sogleich fest an mich drückte und mir ihre Ohren dabei ins Gesicht wedelten. Sie gab erstickte Laute von sich. Ihre Worte hallten in meinem Kopf wieder. Jaja, ich freue mich auch, dich endlich wiederzusehen. Brauchst mich nicht gleich zu zerquetschen, Schwesterherz.
Breit lächelnd schob ich sie sanft von mir und musterte sie von Kopf bis Fuß. Sie hatte sich kaum verändert. Sie war immer noch klein und zierlich gebaut, mit blassrosa Fell und kupferfarbenen Augen, die stets wie poliertes Glas funkelten. Sie trug sogar dieselbe Kleidung wie damals. Ein weißrotes Kleid, das eher einem Umhang ähnelte, welches mit einem roten Band zusammengehalten wurde. Goldene Sterne prangten auf ihrer linken Brust. Genauso in ihrem Haar, das ihr bis zur Brust reichte. Sie trug es länger als sonst.
Thales räusperte sich hinter mir. Ihn hatte ich komplett vergessen. >Oh, darf ich vorstellen? Das ist meine jüngere Schwester, Alita. Sie beherrscht den Raum.<
>Den Raum? Wie darf ich das verstehen?< fragte er ernsthaft neugierig und sah dabei zu meiner Schwester, die ganz verlegen wurde und von einem Fuß auf den anderen trat. Besonders Männern gegenüber wurde sie schüchtern. Ich lächelte sie auffordernd an. >Zeig ihm nur einen kleinen deiner Tricks.<
Sie schob den Mund zur Seite und zuckte zweimal mit den Ohren. Plötzlich standen wir nicht mehr in der trockenen Landschaft, sondern an einem verlassenen Strand. Thales schaute sich um, seine Stirn war gerunzelt. >Teleportationszauber beherrschen wir Magier auch. Ich möchte nicht unhöflich klingen, aber das ist nichts Neues für mich.<
Alita schnaubte. Wenn sie etwas nicht auf sich sitzen ließ, dann, wenn man ihre Fähigkeiten nicht zu schätzen wusste. Sie stapfte durch den Sand zum Wasser und zeigte auf die spiegelnde Oberfläche. Sprechen konnte sie nicht. Sie verständigte sich nur über ihre Gedanken. Thales warf mir einen irritierten Blick zu. Ich gab ihm zu verstehen, dass er vortreten sollte und als er der Bitte nachging, fluchte er laut. >Verdammter... Wie ist das möglich?< Er starrte ins Wasser, beugte sich weiter vor, um sich die Sache besser anzusehen. >Irre ich mich oder befinden wir uns unter der Erde? Direkt unter meinen Soldaten? Ich kann jeden sehen... Ist schon ganz witzig, wie sie sich irritiert anschauen.<
Schmunzelnd verschränkte ich die Arme vor der Brust. >Sie hat einen Ort genommen und ihn einfach unter unsere Füße geheftet. Alles, was man als Raum bezeichnen kann, liegt in ihrem Machtbereich. Sie ist eine Meisterin darin.<
Alita nickte mit erhobenem Kinn. Ihre Augen funkelten voller Stolz auf sich selbst. Ich zwinkerte ihr zu und spürte nicht mal die Veränderung, als wir dann wieder am ursprünglichen Ort standen. Die Leute, die unruhig geworden waren, seufzten erleichtert auf. Scheinbar hatten sie mit dem Schlimmsten gerechnet. >Wo ist Envar?< fragte ich meine kleine Schwester.
Er ist den anderen Weg gegangen. Er dachte, du seist dort, aber ich habe die besseren Sinne. Er kommt bestimmt nach.
>Ehrlich gesagt, kann er vorerst bei meinen Eltern bleiben. Es beruhigt mich zu wissen, dass er dort ist. Er kann auf sie aufpassen.<
>Und dein Bruder ist Meister in der Kunst der...?< Thales ließ die Fragen offen in der Luft schweben, als ich auch schon antwortete: >Zeit. Er kontrolliert die Zeit.<

Alita

Aussehen

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15.06.2019, 22:42

Ja, er hatte kein leichtes Leben gehabt....Sie sieht ja wirklich niedlich aus :)

Jadis

Ardan gab mir Halt und als er über meinem Rücken strich, hatte es etwas Tröstende. An seiner Seite schaffte ich weiterhin stark zu sein und die Verluste zu ertragen. Ich würde weiterkämpfen, ich würde mein Versprechen an meinem Volk und an mich selbst nicht brechen. Ich würde die Welt von dieser Dunkelheit befreien, damit wir in der Zukunft friedlich leben konnten. Aufeinmal nahm ich eine veränderte Luftschwingung wahr, jemand Fremdes kam und ich blickte auf. Jenaya kam auf uns zu und ihr folgte ein ein Mann mit Katzenohren in seltsame Kleidungen. Ein solches Blau in seine Augen hatte ich noch nie bei Niemanden gesehen. Ich löste mich aus der Umarmung und beobachtete aufmerksam die Kommende. Der Fremde wirkte nicht wie eine Bedrohung, die Luftschwingungen fühlten sich positiv an. Meine Augen weiteten sich vor Überraschung. Silias Bruder? Stimmt. Sie hatte von ihre Geschwister ein wenig erzählt, aber nicht alles. Ich trat auf den Mann mit den Katzenohr zu und reichte ihm meine Hand: "Wir können jede Unterstützung gebrauchen und es freut mich dich kennenlernen zu dürfen." Yun erschien und flog über seinem Kopf: "Und ich bin Yun. Silias Freunde oder Familie sind auch meine Freunde."

Akela

Ich ließ Kenai einfach stehen und näherte mich meinem kleinen Lagerplatz. Mein Blick war verschwommen und der Schmerz wurde bei jedem Schritt stärker. Mein Magen brannte, erinnerte sich an das Gift dieser Droge und trotzdem war dieses Verlangen übermächtig. Ich fand Talon, der Alchemist und grob packte ich an seinem Kragen mit einem wildem Blick: "Gib mir Opacus." "Nein, Kapitän", antwortete Dieser gelassen. Ein dunkles Knurren verließ meine Kehle: "Du wirst es mir sofort geben, ansonsten werde ich dich zerfleischen!" Ich brauchte es. Ich brauchte es dringend. Ich brauchte diesen Rausch. Mein Mund wurde trocken und meine Hände begannen zu zittern, als stünden sie aufeinmal unter dem Entzug. "Ich werde unsere Abmachung nicht brechen", antwortete der Blondhaarige und wütend schlug ich in seinem Gesicht bis seine Nase knackste. In nächste Sekunde hatte ich ihn auf dem Boden geworfen und trat auf seiner Hand: "Ich werde dir weitere Knochen brechen, wenn du mir nicht das Zeug holst!" Er verzog nicht die Miene: "Vergiss es." Als ich erneuert zuschlagen wollte, krampfte sich mein Körper zusammen und ich stürzte auf die Knien. Jetzt waren es nicht nur die Hände, die zitterten. Mein ganzer Körper zitterte und Schweiß sammelte sich in meinem Nacken. Gequält stöhnte ich auf: "Bitte, bitte gib es mir." Ich flehte nie. Doch dieses unerträgliches Verlangen zwang mich in die Knien. Mein Blick verschwamm sich immer mehr und dann erschien eine schemenhafte Gestalt: "Na, mein Hübscher."

Kenai

Akela war wütend und ich verstand nicht, warum er so dagegen war, dass die Andere die gute Absichten von ihn erfuhren. Ich wollte ihm erklären, dass nicht Alle schlecht waren und logen. Aber dann wurde sein Gesicht ganz weiß wie bei Jenaya, wenn sie bewusstlos wurde. Seine Pupille in sein goldenes Auge weitete sich so weit, sodass das Auge beinahe schwarz wirkte. Ich konnte hören, wie er schwer atmete und dann taumelte er davon. Ich wurde unruhig, denn in seinem Inneren war es noch dunkler geworden und ich glaubte ich konnte die Schatten in seinem Körper schreien hören. Schnell folgte ich ihm und er schien direkt auf dem Mann mit einem rauchender Blatt in den Mund zuzugehen. Der Rauch roch seltsam süßlich und war bestimmt nicht gut für den Körper. Mein großer Bruder stürzte sich wie ein Wahnsinniger auf ihn und schrie nach Opacus. Ich wusste nicht was es war, aber es schien etwas zu sein, was der blonde Mann ihm nicht geben wollte. Die Anderen von der Mannschaft näherten uns ebenfalls und in diesem Moment schlug Akela auf den blonden Mann ein. Die Schwarzmagierin wollte eingreifen, aber der Mann gab ein Zeichen, dass wir uns nicht einmischen sollten. Plötzlich brach Akela zusammen. "Akela!", ich wollte ihm helfen. Aber er verschwand einfach. "Was zum Teufel ist hier los?!", bellte die Schwarzmagerin: "Und was zur Hölle ist Opacus?" Der Blonde richtete sich auf und wischte das Blut von der Nase: "Der schlimmste Rauschmittel, die auf dem Schwarzmarkt gibt. Unser Kapitän hat einen Rückschlag. Das höllische Zeug kann auch nach Jahren des Entzuges plötzlich nachwirken und die Sucht aktivieren. Die Abhängigkeit ist enorm und eigentlich ist es kaum unmöglich so lange trocken zu sein. Nicht mal ich rühre dieses Zeug an, obwohl ich sehr freizügig mit Rauschmitteln umgehe. Also wenn wir ihn nicht finden und er einen anderen Weg an das Zeug findet, dann haben wir ein dickes Problem."


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15.06.2019, 23:21

Ardan

Envar also. Ich erinnerte mich daran, dass Silia ein wenig über ihn und ihre Schwester erzählt hatte. In meiner Vorstellung hatte er völlig anders ausgesehen, aber im Endeffekt spielte das keine große Rolle. Er war hier, um zu helfen. Mehr mussten wir nicht wissen. Jadis trat vor und schüttelte ihm die Hand, die er mehr als freundlich schüttelte. Sein Lächeln wirkte echt, sehr offenherzig. >Es ist mir wirklich eine große Freude euch persönlich zu treffen. Wir werden uns in nächster Zeit näher kennenlernen, ich bin ein ziemlich offener Kerl.< grinste er breit. Dabei funkelten seine Augen heller als zuvor.
Ich schüttelte ihm ebenfalls die Hand. >Der König von Ignulae und die Windprinzessin. Von euch beiden als Paar hört man sehr viel im Lande. Auch in der anderen Welt.< Ich würde lügen, sollte ich behaupten, das täte meinem Ego nicht gut. Zu wissen, dass wir irgendwie berüchtigt waren, gefiel mir. Das zeigte, dass wir den richtigen Weg gingen.
>Und von dir weiß ich auch viel. Ich werde dir noch mehr über deine Vorfahrin erzählen.< wandte er sich an Jenaya, ehe sein Blick auf Yun fiel. >Du stehst kurz davor in die obersten Ränge aufzusteigen. Nicht schlecht.<

Silia

Thales pfiff beeindruckt. Er nickte anerkennend und musterte meine Schwester ein weiteres Mal, die sich unter seinem Blick peinlich berührt wand. Ich lächelte sie aufmunternd an. >Du kannst ihm blind vertrauen, er ist ein guter König. Und ein noch besserer Mensch.<
Besagter Mann winkte augenrollend ab. Dabei lag ein breites Grinsen auf seinen Lippen. >Genug Lorbeeren für mich. Ich bin wirklich froh, dass wir jetzt Verstärkung haben, auch wenn wir mit unserer Truppe schon klargekommen wären. Spannungen hin oder her.< Hm, ja, die Sache mit Sul Dubh sollte sich demnächst endgültig in Luft auflösen, denn für solche Probleme hatten wir keine Zeit. Es gab Wichtigeres, über das man sich den Kopf zerbrechen musste. Und ich war auch froh, dass Alita da war. Und Envar. Ihn würde ich bei meinem nächsten Besuch bei meinen Eltern wiedersehen. Ich hatte ihn vermisst. Besonders seine lockere, fröhliche Art.
Alita lange Ohren zuckten ein paar Mal, dann kräuselte sie auf süße Weise ihre Nase. >Ist was?< fragte ich sie. Ein Kopfschütteln. Hinter den Bergen passiert gerade sehr viel. Die Dämonen sind in Aufruhr. Dass ihr den Hohedämon besiegt habt, geht ihnen gewaltig gegen den Strich. Sie rüsten auf. Sie sichern ihre Festungen noch stärker als zuvor. Es wird nicht einfach werden, ihre Mauern zu durchbrechen, aber es ist durchaus möglich. Ich finde einen Weg.
>Ja, das wirst du. Mit deinen Fähigkeiten wird es uns deutlich leichter fallen voranzukommen.< stimmte ich ihr zu.
Thales räusperte sich. >Kommuniziert ihr gerade per Gedanken? Denn ich kann leider nichts hören.< Seine roten Augen funkelten belustigt.
>Oh... ja. Sie kann nicht sprechen. Nur über ihre Gedanken. Sie hat mir nur gesagt, dass die Dämonen sich ins Höschen machen, weil wir siegen und ihnen zu nahe kommen.<
>Und das weiß sie, weil...?<
>Sie über einen hervorragenden Gehörsinn verfügt.< lächelte ich stolz und tätschelte den Kopf meiner Schwester, deren Ohren mehrmals zuckten. Sie mochte es gestreichelt zu werden. Es beruhigte sie. So wie ich es mochte, wenn man mir durchs Fell strich. >Außerdem kann sie jeden beliebigen Ort in ihren Gedanken aufrufen und sehen, was sich dort gerade abspielt.<
>Das ist... das ist bemerkenswert.< sprach Thales seine ehrliche Bewunderung aus. Diesmal zeichnete leichte Röte die Wangen von Alita. Sie versteckte sich halb hinter meinem Rücken, während ihre Ohren mehrmals zuckten. Nicht aus Verlegenheit, wie üblich, sondern aus Wachsamkeit. Ich zog eine Braue in die Höhe. >Gibt es ein Problem?<
Diese Piraten... Sie haben ein Problem. Sie streiten sich. Es geht um Rauschmittel. Einer von ihnen braucht Hilfe. Geht uns das etwas an? Ihre Kulleraugen blickten zu mir auf. Meine beiden Brauen wanderten in die Höhe. Rauschmittel? Seit wann waren Rauschmittel ein Thema? Wieder schaute uns Thales erwartungsvoll an. >In Sul Dubh scheint es ein Problem zu geben. Jemand scheint von Rauschmitteln abhängig zu sein.<
>Überrascht mich nicht.<
Auch wenn man uns bestimmt nicht um Hilfe bitten würde, fragte ich mich, ob wir einfach hingehen sollten. Doch dann dachte ich an Akela. Wie er Hilfe ständig abwies. Eher griff er uns an, als zuzugeben, dass es Probleme in seiner Mannschaft gab. Ich war hin- und hergerissen. Ich hatte wirklich keine Lust wieder ins Schusslicht zu geraten. Alita blickte mich weiterhin an. Du weißt, ich kann helfen. Kräuterkunde ist mein zweitstärkstes Gebiet.
>Ich weiß... Aber ich habe es satt eine helfende Hand zu reichen, wenn sie nicht angenommen wird.< meinte ich nüchtern und wandte mich ab. >Wann ziehen wir weiter?< fragte ich anschließend Thales, der mich kurz mit einem merkwürdigen Blick betrachtete, dann aber zurück zum Thema kam.
>In wenigen Minuten.<
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16.06.2019, 09:18

Jadis

Mit seinem Lächeln und den Katzenohren sah er unglaublich niedlich aus, aber das würde ich nicht laut aussprechen. Männliches Ego konnte manchmal empfindlich sein und ich war mir sehr sicher, dass man sich nicht von seinem äußeren Erscheinungsbild täuschen durfte. Immerhin besaß Silia eine immense Kraft und daher vermutete ich stark, dass ihre Geschwister auch unglaubliche Fähigkeiten besaßen. Überrascht sah ich ihn, als er sagte unseren Namen seien überall zu hören. Selbst in der andere Welt. Ich fühlte mich geschmeichelt und hatte das Gefühl, dass ich doch etwas bewirken konnte. Jetzt wandte Envar sich an Jenaya und sprach über ihre Vorfahrin. Ich wurde neugierig, denn es interessierte mich was genau mit den dritten Auge auf sich hatte. Von ihr wusste ich, dass sie die Seelen sehen konnte. Yun errötete sich und grinste breit: "Ich gebe mein Bestes."

Kenai

In meinem Kopf war es durcheinander und ich versuchte die herumwirbelnde Gedanken zu ordnen. Ich hatte so wenig über mein großer Bruder gewusst. Dieser Opcaus klang gefährlich und die Unruhe in meinem Inneren wuchs. „Er ist bestimmt auf dem Schiff“, sagte Cerberus und seine Pupillen bewegten sich nervös. „Kaz, kannst du ihn orten?“, die Schwarzmagerin wandte sich an einem Mann. „Unser Kapitän hat die Gabe nicht gefunden zu werden, wenn er nicht gefunden werden will. Ich spüre nichts von ihm, nicht mal ein Hauch von seiner Magie“, antwortete Dieser: „Er könnte also überall sein.“ „Vielleicht kann Kenai uns zu ihm bringen“, ein anderer Mann sprach. Ich glaubte er hieß Seruel und er sah mich an: „Kannst du wie er Schattenportale öffnen? Und vielleicht kannst du spüren, wo er ist.“ Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte es nicht. „Es könnte sein, dass er doch nicht nach dem Rauschmittel sucht. Dann könnte er nur an drei Orte sein, entweder auf dem Schiff, bei Calypso oder auf unsere Insel“, dachte die Schwarzmagerin laut nach: „Immerhin ist er Kontrollsüchtig und dieser Kontrollverlust geht ihm vermutlich ziemlich gegen den Strich.“ Sie hatten eine Insel? „Es gibt ein Ritual Teleportation-Portale zu erschaffen. Bei Calypso wird er vermutlich nicht funktionieren. Beim Schiff wird es vermutlich knifflig. Wie dem auch sei, Talon und Basil gehen auf dem Schiff. Cerberus und Seruel sind für die Insel zuständig. Ich weiß nicht wie lange die Portale sich halten und wie viel Energie es verlangen wird, also macht es schnell“, sagte die Schwarzmagerin mürrisch: „Nimm die Himmelseisenketten mit.“


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16.06.2019, 09:21

Akela

In meiner Kajüte krachte ich auf dem Boden und klammerte mich an diesen kleinen Stück meines Verstandes, den ich zurückerlangt hatte. Keuchend zog ich mich am Tisch hoch, jede einzelne Muskel zitterte und trocken würgte ich. Meine Beine gaben nach, fest biss ich auf meine Lippe und mit aller Kraft zog ich mich erneut hoch. Der Blick begann sich wieder zu verschwimmen und mein Verstand wankte. Eine Welle des zerstörerisches Verlangens überrollte mich und mein Herz pochte schnell. Zu schnell. Ich taumelte um den Tisch herum und meine Hand zitterte so stark, dass ich nicht nach der Schublade greifen konnte. Warum jetzt? Eine blasse Hand legte sich auf meiner und hielt mich auf: „Ich habe was Besseres für dich, mein Hübscher.“ Benommen blickte ich zu der Erscheinung auf und sie schwenkte eine kleine Phiole vor meiner Nase. In ihr schwappte eine schwarze Flüssigkeit. Opacus. „Gib es mir!“, meine Stimme war rau und sein Anblick ließ mein Körper vor Schmerz verkrampfen. „Erst wenn du deine Aufgabe erledigst. Ich habe einen Kunden für dich, behandle ihn gut. Er wird großzügig sein“, sie ging zur Seite und eine weitere Gestalt erschien. „Nein….“, flüsterte ich als ich den Mann in der Kapuze sah. Ich stolperte nach hinten und fiel über den Stuhl. Ich spürte nicht den Aufprall, ich fiel in der endlose Schwärze meines Abgrundes.

Ausdruckslos stand ich an der Wand, während ich willenlos in diesem Nebel gefangen war und kaum noch ein klares Gedanken fassen konnte. Kaum erschien ein Funken des Verstandes, verschwand er sogleich und ich vergaß es. Lange spürte ich nicht mehr den Halsreif, der zu eng lag oder die Armreife. Sie unterdrückten meine Magie und sie zeigten was ich war. Ein Kurtisane, ein Sklave des Vergnügen der Anderen. Ich war bloß eine Ware. Ein helles Lachen. Clarissa. Ich fühlte nichts. Ich war so müde. Unendlich müde. Und durstig. So durstig nach Opacus. Sie war nicht alleine, ein Mann begleitete sie und hinter ihnen folgte eine verhüllte Gestalt. „Darf ich dir meine neueste Ware zeigen? Aurelio, schon in kürzer Zeit hat er das Geld vermehrt. Die Kundinnen begehren ihn“, Clarissa blieb mit den Mann vor mir stehen. Er kam mir irgendwoher bekannt vor. Und ich wusste instinktiv, dass er gefährlich war. Extrem gefährlich. Aber dann würde ich zu müde mich zu fragen, woher ich ihn kannte. Er musterte mich wie man ein Tier auf einem Markt musterte und er lächelte. Ein spöttisches, kaltes Lächeln. „Lass uns in deinem Arbeitszimmer gehen“, sagte er. „Natürlich“, antwortete sie und schaute zu den Mann mit der Kapuze: „Derweilen gehört Aurelio dir, das geht auf das Haus. Du wärest dann sein erster Mann.“ NEIN!

Ich hatte sie getötet. Was hatte ich getan? Da war überall Blut gewesen. An meine Hände waren Blut. Blind stolperte ich durch die Gassen, mein Herz raste und ich stützte mich an einer Wand ab, um mich zu übergeben. Blut. Das war bestimmt kein gutes Zeichen. Etwas stach in meiner Rippe. Ich glaubte ich hatte sie mir beim Sturz gebrochen und vielleicht stach sie in meiner Lunge. Mein Körper zitterte, kalter Schweiß klebte in meinem Nacken und schweratmend sank ich auf die Knien. In meinem Kopf rauschte es, ich konnte kaum klar denken. Opacus. Ich brauchte Opacus. Nein. Ich musste weglaufen. Ich hatte sie getötet. Opacus. Schritte. Hinter mir waren Schritte. Ich drehte mich um und erstarrte, als ich den Mann in der Kapuze erblickte. Er hatte mich gefunden. Der Auftragsmörder von der Unterweltkönig.

Da war so viel Blut. Mein Blut. Ich spürte nichts. Vielleicht war ich schon tot. Er zog die Klinge aus meinem Körper. In aller Ruhe säuberte er seine Klingen und musterte mich aus seine dunkle Augen. Vielleicht war ich einfach nur zu müde mehr spüren zu müssen. Noch mehr Leid ertragen zu müssen. Ich wollte einfach meine Augen schließen und nie mehr aufwachen. Niemand würde mich vermissen. Niemand würde mich hören. Ich hatte lange aufgegeben. Den Götter den Rücken gekehrt. Ich wünschte ich hätte…..ich hätte noch ein letztes Mal meine Familie sehen können. Ich wünschte ich wäre bei den Klippen gestorben. Aber vielleicht verdiente ich das hier. Vielleicht hatte ich all das hier verdient. Als Bestrafung für meine Existenz. Als ich ein letztes mal zur Besinnung kam, waren wir mitten in der Nacht am Hafen und dann wurde ich ins Wasser geschmissen. Hier endete das Leben von Aurelio.

Die Scherben knirschten unter meine Füße, als ich durch die endlose Dunkelheit ging und überall säumten sich zerbrochene oder rissige Spiegeln. In ihnen tanzten Schatten. Schatten meiner Vergangenheit. Es begann zu regnen. Blutrote Tränen. Sie rannen über meinem Gesicht. Ich ging weiter und blieb stehen, als ich den Podest erblickte. Dort war ich in Ketten gefesselt. „Warum hört mich keiner? Bitte, hilf mir! Oh hilf mir doch! Ich kann nicht mehr….bitte“, mein Ich schluchzte und zerrte verzweifelt an den Ketten. Die blutrote Tränen benetzen seinen nackten Oberkörper und die Wunden erschienen. Die schattenhaften Gestalten mit Masken um das Podest herum schwiegen. „Niemand wird dir helfen. Niemand wird dich hören. Du bist es nicht wert gerettet zu werden“, in meiner Hand erschien ein Bogen und ich spannte ihn an: „Du hättest niemals Vertrauen schenken dürfen.“ Der Pfeil war auf ihn gerichtet. Es war Zeit auch den letzten Rest meiner Seele zu töten.


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16.06.2019, 11:18

Ardan

Aufmerksam musterte ich weiterhin den jungen Mann und schätzte ihn rein vom Äußeren jünger als mich ein. Natürlich war mir klar, dass er wesentlich älter sein musste, da Silia selbst viele Jahre hinter sich hatte. Wer von ihnen war wohl das älteste Geschwisterchen? Gab es überhaupt eine Reihenfolge oder waren sie gleichzeitig geschlüpft? Ich wusste wirklich nicht viel über diese Spezies und irgendwie gefiel es mir nicht im Dunklen zu tappen.
>Wie ich sehe, habt ihr einen weiteren Hohedämon erledigt. Werdet ihr weiterziehen oder Rast machen. Ich spüre schwere Trauer in der Luft.< bemerkte er. Er lag nicht falsch. Viele der Soldaten wirkten erschöpft und mental ausgelaugt. Zu viele Tote. Zu viel Grabarbeit.
Ich drückte Jadis wieder an meine Seite und nickte langsam. >Wir machen Rast. In ein paar Stunden geht es dann weiter. Willst du uns dann gleich mehr über dich erzählen und wie genau du uns helfen möchtest?<
Er nickte höflich und behielt sein freundliches Lächeln bei. >Sehr gerne. Ihr könnt mich ausfragen.< willigte er ein. Er schien wirklich sehr kooperativ zu sein. Gut so.

Silia

Ich stapfte in Richtung Zentrum das Lagers, als Alita mich aufholte und nach meinem Handgelenk griff. Ihre Energie summte im Einklang zu meiner. Ich sah das Glänzen in ihren Augen, so als wäre sie gerade ganz weit weg. Was auch der Fall war. Ich kannte diesen Blick.
Du hast ein Herzenslicht nie im Stich gelassen. Damals auch das nicht von Fen und Mal. Ich glaube wirklich, dass einer dieser Piraten dringend Hilfe braucht. Willst du wirklich wegsehen? Sie klang weder vorwurfsvoll noch drängend. Wozu auch immer ich mich entschied, sie würde es akzeptieren und vergessen war die Sache. Doch ihre Worte rührten den Teil in mir an, der nie aufgab, der trotz allem für das Gute kämpfte, selbst wenn es aussichtslos aussah. Hatte meine Beziehung zu Malevor nicht genau damit angefangen? Mit einer aussichtslosen Zukunft?
>Ich kann es gar nicht leiden, wenn du mir ins Gewissen redest…< grummelte ich und schaute über die Schulter zu Thales, der anhand meiner Worte verstanden hatte, dass ich wieder nachgeben würde. Wohl wissend, dass ich für meine nächste Tat wieder angegriffen werde, weil ich einfach nicht loslassen konnte.
Ich rieb mir die Schläfen und seufzte schwer. >Was hast du gesehen?< fragte ich Alita. Ihre Nähe zum Raum sowie ihr hervorragender Gehörsinn waren nicht zu unterschätzen. Sie wusste bestimmt, wie die aktuelle Lage aussah.
Der Mann mit der Augenklappe ist plötzlich verschwunden. Seine Leute sind in Aufruhr. Sie fürchten, er könnte in Gefahr sein. Er ist derjenige mit der Abhängigkeit zum Rauschmittel. Sie nennen es Opacus. Ich kenne das Heilmittel. Ich kann helfen.
Warum auch immer… als ich mir Akela vorstellte, wie er nach diesem Gift lechzte, lief es mir kalt den Rücken runter. Langsam fragte ich mich wirklich, was er alles durchgemacht hatte, um wie aus dem Nichts die Kontrolle zu verlieren. Wie so oft seine Nerven und seine Geduld. Besonders mit mir. War ich wirklich die Lösung für sein Problem? Ich bezweifelte es… er hatte mich dermaßen oft von sich gestoßen, dass ich allmählich glaubte, er hätte mich geküsst, um mir eins auszuwischen. Leise vor mich hinfluchend fuhr ich mir durchs Haar und nickte Alita zu. >Kannst du ihn ausfindig machen?<
Es ist nicht leicht. Er kann seine Spur bemerkenswert gut verstecken, aber ein Raum bleibt ein Raum und zurzeit befindet er sich… Sie drückte meine Hand, zuckte zweimal mit den Ohren und schon verschwanden wir aus der trockenen Wüste. Ich hielt die Luft an, instinktiv, denn dort, wo wir landeten, wog die Dunkelheit sehr schwer. Sie war erdrückend. Und sie kam von einer einzigen Quelle. Akela. Wie es aussah, hatte er sich auf sein Schiff zurückgezogen. Unter normalen Umständen hätte ich mich entsprechend neugierig umgesehen, doch sein Zustand schockierte mich.
Alles, was ich sah, war ein Licht, das dabei war endgültig zu erlöschen. Er wirkte völlig neben der Spur. Apathisch. Sein goldenes Auge wirkte glasig, so wie Alita, wenn sie sich geistig in den Räumen bewegte. Wieder fiel mein Blick auf das Herzenslicht und als ich klar und deutlich seinen Hilferuf hörte, ging ein Ruck durch meinen Körper. >Nicht!< schrie ich. Meine Hand schnellte nach vorne und drückte sich in sein Brustbein. Durch den Kontakt passierten dabei viele Dinge gleichzeitig. Reines, weißgoldenes Licht strömte aus meiner Hand direkt in ihn hinein, einzig und allein, um das Licht vor seinem Untergang zu bewahren. Währenddessen empfing ich Stimmen, Gefühle und verschwommene Bilder von ihm, die mich innerlich zerrissen. Für diesen Moment schien es, als würde ich sein Leid empfinden. Sein Leid war mein Leid. Ich schnappte erstickt nach Luft, spürte, wie meine Augen heftig zu brennen begannen und kurz darauf Tränen meine Sicht auf ihn nahmen. Funkelnd rannen sie meine Wangen hinab. Schluchzer bebten in meiner Brust. So viel Schmerz. Kummer. Verrat. Verzweiflung. Selbsthass. Es war schwer erträglich.
Ich fiel mit ihm in die Knie, wimmerte und gab kummervolle Geräusche von mir. Alita trat neben mich und drückte mir eine Phiole in die freie Hand. Das Heilmittel. Der schnellste Weg ist es ihm einzuflößen. Die Wirkung wird sich dann sofort entfalten und seinen Körper sowie Geist entgiften.
Ich dachte nicht lange nach. Hier zählten Sekunden. Akela beging sowas wie Seelenselbstmord und das konnte und würde ich nicht zulassen. Sollte er mich dann eben hassen, mich anfauchen, die Hand über mich erheben, mir egal. Was ich gerade gesehen hatte… davor rannte ich nicht weg. Nicht, wenn sein Licht so gequält nach Hilfe gerufen hatte. Ich konnte nicht weghören. Ich musste handeln.
Ohne mit der Wimper zu zucken, trank ich die bittere Flüssigkeit, behielt sie im Mund und umfasste sein Kinn mit der freien Hand, um es näher an meines zu ziehen. Ein letzter entschlossener Blick in sein goldenes Auge und schon presste ich meine Lippen auf seine, öffnete den Mund und ließ das Mittel in seinen fließen, damit er nicht auf die dumme Idee kam es einfach auszuspucken. Meine Zunge fühlte sich seltsam taub an, aber das kam sicherlich von dem Mittel. Als ich mich von ihm löste, prickelten meine Lippen und ich legte ihm eine Hand auf die kühle Wange. Ein weiterer Schluchzer entfuhr mir.
>Sieh mich an Akela! Sieh mich an!< forderte ich von ihm. >Ich werde nicht gehen. Ich werde dich nicht im Stich lassen. Tritt wild um dich und wirf mir die schlimmsten Dinge vor, ich habe dich gehört, und ich werde dich nicht allein lassen.< Weitere Tränen lösten sich aus meinen Augen, während mein Licht weiterhin das seine wärmte. >Mir hat mal jemand gesagt, dass wenn einem die Welt auf den Kopf fällt, man weiteratmen muss. Einfach atmen.<
Und dann sang ich. Ich sang einfach für ihn. Denn wenn meine Worte ihn nicht erreichten, dann die Musik. Sie war eine ganz besondere Art von Magie und im Moment schwang in jedem Wort eine Melodie mit, die mein Herz in aller Güte sprach. Diesen Kampf führte ich jedoch nicht für mich, ich führte ihn allein für ihn. Für sein Herzenslicht. Für den echten Akela.

Lied

Dieses Lied ist eines meiner Lieblinge, rettet einem den Tag
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1 755

16.06.2019, 14:02

Das Lied ist toll :)

Jadis

Er schien ein feines Gespür zu haben und einen Moment huschte ein Schatten über meinem Gesicht, als er die Trauer in der Luft ansprach. Ich erinnerte mich wieder an die Toten, die ich beerdigt hatte. Ardan zog mich an seine Seite und seine Nähe gab den Halt, den ich innerlich brauchte. Rast. Wir machten gleich Rast. Ich brauchte dringend Pause, doch unsere Leute brauchte sie dringender. Envar schien wirklich ein offenes Wesen zu sein und hatte keine Probleme mehr Informationen über sich zu geben. Das erleichterte die Zusammenarbeit ungemein. "Vorher wollen wir noch die Toten ihre letzten Ehren erweisen", murmelte ich leise. Die Seelen warteten bestimmt auf die Gebete, damit sie weiterreisen konnten.

Akela

Als ich den Pfeil loslassen wollte, wurde es plötzlich gleißend hell und ich fiel schreiend auf die Knien. Aufeinmal war ich auf diesem Podest, wir waren wieder miteinander verschmolzen. „Nein, Nein, Nein!“, ich bäumte mich gegen die Ketten auf und sah überall diese Masken, die die Schattengestalten trugen. Ich war wieder ein Gefangener. Ich würde immer ein Sklave sein bis der Tod mich von dieses verfluchtes Leben befreite. Er bedeutete die einzige Freiheit. Und vielleicht konnte ich meine Familie wiedersehen, dann konnte ich sie um Vergebung bitten. Ich keuchte und blutrote Tränen rannen über meine Wangen. Dann gab ich diesen Kampf auf, denn am Ende würde ich immer in dieser Dunkelheit alleine sein. Das war mein Schicksal. Wieder erschien ein gleißendes Licht, es blendete mich und ich zuckte zusammen als ich die Wärme spürte. Mir war nicht bewusst gewesen, wie kalt mir war. Ich hatte die Wärme vergessen. Diese Wärme….Das Licht kam näher und ich wich vor ihr aus soweit ich es konnte. „Geh weg!“, brüllte ich es an. Ich wollte nicht noch mehr Schmerzen haben. Ich hatte genug. Aber das Licht drängte sich weiter zu mir und hüllte mich ein. Ich erwartete, dass ich jetzt elendig verbrennen würde. Dass ich wahnsinnig wurde. Dass ich wie ein erschossenes Tier brüllen würde. Aber da waren keine Schmerzen. Da war nur…Wärme. Und….Stille. Diese Stille. Keine kreischende Schatten mehr. Glied für Glied zersprangen die schwere Ketten und meine Wunden wurden geschlossen. Die Tränen wurden von meine Wangen fortgewischt. Das Licht fühlte sich wie zarte Berührungen an. Ich erinnerte mich nicht, wann ich zuletzt auf diese Weise berührt wurde. Leise keuchte ich auf und mein Körper begann zu beben. Oh Götter, das fühlte sich so gut an. So unglaublich gut an. „Bitte hör nicht auf“, es war mir egal wie flehentlich meine Stimme klang. Es war mir sogar egal, dass ich vielleicht wieder in eine Falle geraten war. Ich war einfach erbärmlich und trotzdem reckte ich mich dieses Licht entgegen. Ich war lange in dieser Dunkelheit gewesen, es hatte ewig hier kein Licht gegeben. Etwas Weiches streifte meine Lippen und mich durchströmte ein prickelndes Gefühl. Ich werde nicht gehen. Ich werde dich nicht im Stich lassen. Ich habe dich gehört und ich werde dich nicht allein lassen. Mir hat mal jemand gesagt, dass wenn einem die Welt auf den Kopf fällt, man weiter atmen muss. Einfach atmen. Diese klangvolle Stimme….sie kam mir irgendwoher bekannt vor. Dann begann diese Stimme zu singen und jede einzelne Note drang in mich hinein. Alte Sehnsüchte und Träume, die ich mir nicht mehr erlaubt hatte, wurden geweckt. Ich spürte Nässe auf meine Wangen. Tränen. Echte Tränen. Das Licht entfernte sich vor mir. „Nein, geh nicht!“, ich begann ihm hinterher zu laufen. Die Musik wurde immer lauter und plötzlich blieb das Licht stehen. Es begann sich zu strecken und zu verformen. Es wurde zu einer Leiter, die weiter in die Höhe stieg. Und da ganz oben erblickte ich ein noch viel strahlendes Licht. Ich stieg auf die erste Sprosse und dann kletterte ich immer weiter höher. Ich verließ den tiefen, dunklen Abgrund.
Schweratmend riss ich meine Augen weit auf, als ich in die Wirklichkeit zurückkehrte.


1 756

16.06.2019, 18:16

Ardan

Envar nickte verständnisvoll, als Jadis die Gebete ansprach. Wir begaben uns näher zu den Gräbern und zu den Menschen, die sich auf die letzte Ehre ihrer Kameraden vorbereiteten. Jeder nahm daran teil. Es war eine Tradition für uns alle. Unsere Gefallenen mussten geehrt werden, denn sie hatten sich das verdient. Mit ihrem eigenen Blut und Leben.
Ich atmete den dumpfen Schmerz in der Brust weg und schloss für einen kleinen Moment die Augen. Sprach die Gebete aus, die ich in meinem Leben zu oft mit den Lippen geformt hatte. Wann hörte das bloß auf? Wann konnte ein Jahr vergehen, ohne dass ich von irgendjemandem Abschied nehmen musste? Nachdem ich die letzten Worte aussprach, öffnete ich die Augen wieder und straffte die Schultern. Mein Arm, der um Jadis' Taille lag, drückte sie etwas fester an mich, dann ließ ich erneut locker. >Bereit für die Weiterreise?<
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Jenaya leise schniefte und mehrmals blinzelte. Envar strich ihr beruhigend über den Rücken. Er wollte sie trösten. Schon eigenartig, dass wir ihn vor wenigen Augenblicken aufgenommen hatte und er sich wie selbstverständlich in die Gruppe eingegliedert hatte. Lag es vielleicht an seiner Animagi-Aura? Dass man ihnen gleich vertraute?

Silia

Als mein Lied zu Ende kam, versiegten meine Tränen, denn ich beobachtete gespannt, wie sich das Herzenslicht in seiner Brust veränderte. Es flackerte stärker als zuvor. Sein Rufen verklang. Stattdessen folgte es meiner Wärme und wurde größer und größer. Seine Ketten zersprangen. Eine Welle der Erleichterung durchflutete mich und ich spürte neue Tränen aufkommen. Ich hatte es geschafft. Ich hatte es tatsächlich geschafft zu ihm durchzudringen und ihn vor seinem Seelenselbstmord abzuhalten. Die Freude darüber war so groß, dass ich ihn in meine Arme riss und fest drückte. Nur ein paar Sekunden. Ich wollte ihn nicht zu sehr mit meiner Nähe überfordern und auf die Nerven gehen. Dieser Moment reichte mir. Die Erleichterung, die Hoffnung, die mit einem Schlag zurückkehrte.
Schniefend brachte ich meinen leicht bebenden Körper zur Ruhe und löste mich wieder von Akela. Dabei wischte ich mir über die feuchten Augen und die nassen Spuren auf den Wangen. Ein offenherziges Lächeln lag auf meinen Lippen. >Hast du mir einen Schrecken eingejagt. Ich dachte schon, ich komme zu spät.<
Bevor mich wieder die Emotionen packten, richtete ich mich auf und reichte ihm die Hand. >Weißt du... Du warst die letzten Jahre gar nicht wirklich allein. Die Leute, die du rekrutiert hast, sie... sie machen sich Sorgen um dich. Und du hast einen Bruder zurück in deinem Leben. Das sind wertvolle Verbindungen, findest du nicht?<
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1 757

16.06.2019, 21:24

Jadis


Tief atmete ich ein, als ich die Grabhügeln erblickte und alle versammelten sich um sie herum. Stimmmurmeln erfüllte die Luft, Gebete an die Seelen. Auch ich schloss meine Augen und verschränkte meine Hände ineinander, während ich leise meine Gebete für sie aussprach. Als die Gebete verebbte, herrschte einen Moment ein andächtige Schweigeminute. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht zu weinen. Später würden ich mir die Tränen gestatten, doch jetzt musste ich für unsere Leute da sein. Ardan umfasste mich fester, wieder atmete ich tief ein und nickte entschlossen: "Ja." Wir mussten weiter, uns war es nicht vergönnt angemessen trauern zu dürfen.

Akela


Ich fühlte mich benommen und fand noch nicht ganz die Orientierung. Plötzlich wurde ich von zwei Arme umarmt und mein Körper versteifte sich abwehrend. Der Körper hatte nie vergessen wie gefährlich Nähe sein konnte. Der Duft nach Orangenblüten wehte mir entgegen und der Körper entkrampfte sich ein wenig. Dann erkannte ich die Sonnenfüchsin vor mir. Sie schniefte und hatte Tränen auf ihrem Gesicht. Diese Stimme....es war ihre Stimme gewesen. Sie war das Licht gewesen. Meine Miene verschloss sich und ich stand alleine auf, ich nahm die Hand nicht an. Ich war jetzt wachsam geworden. "Sie kommen ohne mich klar", antwortete ich schroff und kniff mein goldenes Auge leicht zusammen: "Warum hast du es getan? Willst du etwas von mir?" Ich hatte durch eine harte Lektion gelernt, dass in dieser Welt nichts umsonst war und man sich besonders vor "nette" Personen hüten musste, weil die einen am Schlimmsten hintergehen konnten. Ich runzelte die Stirn. Ihr Licht war jetzt anders. Ich fühlte nicht mehr das Verlangen es ersticken oder verschlingen zu wollen. Diese Wärme....unbewusst kam ich einen Schritt auf sie zu und streckte meine Hand nach ihr aus. Als mir diese Bewegung bewusst wurde, hielt ich inne und ließ die Hand rasch sinken. Meine Hand ballte sich zu einer Faust. Ich war ein Monster und ein Lichtgestalt wie sie wollte garantiert nicht von einem Monster berührt werden. Trotzdem spürte ich dieses Ziehen in meinem Brustkorb und wollte, dass dieses Licht mich wieder berührte. Was für ein unmöglicher Wunsch. Dann entdeckte ich das Mädchen mit den Hasenohren. "Wer ist das?"


1 758

16.06.2019, 22:09

Ardan

Nachdem alle sich für die Weiterreise gerüstet hatten, stieg ich auf Cain auf, der zu mir getrottet kam und brav wartete, bis auch ich bereit war. Ich sammelte mich innerlich, rief mir in Erinnerung, warum wir hier waren und warum wir all den Ballast auf uns luden. Dann wusste ich es wieder und der autoritäre Ausdruck kehrte in mein Gesicht zurück.
Ich erhob meine Stimme und gab den Soldaten den Befehl weiterzugehen. Anfangs zögerlich, dann mit festen Schritten setzten wir uns in Bewegung. Wir würden nur für eine Stunde reisen, mehr nicht. In der Nähe gab es einen weitaus ruhigen Platz, an dem wir Rast machen konnten. Über das Nachher würde ich mir auf dem Weg den Kopf zerbrechen. Zwölf Hohedämonen und zwei waren besiegt. Das machte zehn. Diese Tatsache sollte mich beruhigen, tat es allerdings nicht. Ich wusste, dass es weitaus schlimmere Dämonen gab, für die wir mehr brauchten, als das was wir hier zu bieten hatten. Hoffentlich erwiesen wir uns als stark genug, das Territorium des Dunklen Lords ein für alle Mal zu durchbrechen.

Silia

Was hatte ich auch anderes erwartet? Dass er sich bei mir bedankte? Wohl kaum. Er nahm Abstand zu mir und stellte mir wieder diese absurden Fragen. Als glaubte er wirklich, ich hätte irgendwelche Hintergedanken bei der Sache. Allein den blassen Bildern und seiner inneren Stimme war es zu verdanken, dass ich nicht erneut aus der Haut fuhr, weil er mich in diese eine Schublade steckte, aus der ich wohl nie herauskam. Ich atmete leise aus und behielt mein leichtes Lächeln bei. >Glaub, was du willst. Ich helfe denen, die meine Hilfe benötigen und verlange nichts dafür.<
Er überraschte mich, als er vortrat und seine Hand nach mir ausstreckte, sie jedoch rasch sinken ließ, als ihm bewusst wurde, was er tat. Wieder diese Distanz. Er tat etwas und nahm es gleich zurück. So wie nach dem Kuss. Ich wünschte, ich müsste nicht ständig daran denken und ich wünschte, sein Verhalten mir gegenüber würde mich nicht annähernd so verletzen wie es der Fall war. Aber Thales hatte recht. Ich musste niemandem meine guten Absichten beweisen. Ich musste niemandem hinterherrennen, der freiwillig ging. Meine Aufgabe bestand darin, meinem Herzen zu folgen und das, was ich hier für ihn getan hatte, entsprach meinem eigenen Wunsch.
Alita schmiegte sich an meine Seite und klammerte sich mit ihren zierlichen Händen an meinen Rock. Er hatte sie bemerkt. Ihre Ohren zuckten nervös. Wieder ein Mann, dem sie gegenüberstehen musste. Ein finsterer noch dazu. Damals hatte sie Monate gebraucht, um sich an Fen und Mal zu gewöhnen. >Das ist meine kleine Schwester. Alita. Sie ist eine Animagi wie ich, ein Waldhase. Sie hat mitgekriegt, dass in eurer Gruppe etwas nicht stimmt und mich hierhergebracht. Sie ist es, die das Gegenmittel für Opacus zubereitet hat. Nachwirkungen gibt es keine. Du bist nun frei von diesem Rauschmittel.< erklärte ich in knappen Sätzen und schaute mich um. Die Dunkelheit war erträglicher geworden, dennoch war das kein Ort, an dem ich lange bleiben wollte.
>Bring uns zurück, bitte.< sagte ich an Alita gewandt, deren Ohren wieder zweimal zuckten. Einmal blinzeln und schon standen wir inmitten des Lagers. Ich spürte Aufbruchsstimmung und weiter hinten Unruhe in Sul Dubs Platz. Mein Blick schweifte zurück zu Akela. Ich hatte nichts mehr zu sagen. Er hatte sich ja nicht mal bei mir bedankt, aber um ehrlich zu sein, erwartete ich das nicht mehr. Was ich vorhin zu ihm gesagt hatte... dass ich ihn nicht im Stich lassen würde. Das war ernst gemeint. Ich hatte tatsächlich eine Schwäche für ihn entwickelt. Doch das blieb mein Geheimnis. Meines allein.
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1 759

17.06.2019, 21:21

Jadis


Ich stieg auf Feena und ritt neben Ardan her, der Hippogreif konnte sich auf dem Boden fast genauso gut bewegen wie in der Luft. Meine Schultern strafften sich und ich hob leicht den Kopf an, um Entschlossenheit auszudrücken. Unsere Leute durften nicht an uns zweifeln, denn wenn sie das taten würden sie mutloser werden. Daher besiegte ich meine Erschöpfung und hielt durch bis wir nach einer Stunde endlich einen Rastplatz fanden. Einige seufzten leise erleichtert auf. Wir waren alle müde und mussten unsere Kraft neu schöpfen. Rasch wurden die Zelte aufgebaut und kaum lag ich auf meiner Matte, war ich sofort samt schmutzige Kleidungen eingeschlafen. Ich hatte einfach nicht mehr die Energie gehabt mich auch zu waschen. Das machte ich am nächsten Morgen.

Akela


Ich konnte nicht glauben, dass sie es aus reiner Güte getan hatte. Es gab immer Erwartungen oder Forderungen. Und ich war definitiv kein Mann, der mit Glück gesegnet war. Das hasenartige Wesen drückte sich an die Sonnenfüchsin und für einen Moment wallte in mir ein zerfressendes Gefühl auf. Ich schob es beiseite. Alita. In mir begann sich Fenrir zu regen und seine Dunkelheit schlug in Wellen, schwappte gegen die Oberfläche. Sie tabu für dich, ansonsten wirst du mit mir zu tun haben. Leicht zog ich ein Augenbraue hoch. Er schien dieses Häschen beschützen zu wollen, aber die Sonnenfüchsin wiederum wollte er umbringen. Ich merkte mir diese neue Information. Dann musterte ich das Häschen eingehender, während die Sonnenfüchsin erzählte, dass dieses Häschen das Gegenmittel kannte. Ich bemerkte noch das Ohrenzucken und plötzlich waren wir wieder am Lagerplatz. Es herrschte anscheinend Betrieb. Ich ging an der Sonnenfüchsin vorbei und hielt bei ihrer Höhe inne. Ich packte nach ihrer Hand, drückte ihn und ging rasch weiter. Ich konnte nicht mehr mit Worte umgehen, nicht mit nette Worte. In meiner Welt existierte nur die harte Sprache. Dieses Händedrücken, es sollte sagen, naja....sowas wie....Danke. Das war überhaupt nicht typisch von mir und ich wusste nicht ob mir diese neue Entwicklung gefiel.


1 760

18.06.2019, 03:25

Jenaya

Kaum erreichten wir alle den nächsten Rastplatz, wünschte ich Jadis und Ardan eine gute Erholung und breitete eine Decke auf dem Boden aus, um mich endlich auszuruhen. Envar blieb überraschenderweise in meiner Nähe, was mir zusätzliche Geborgenheit gab.
Ich legte mich mit einem schweren Seufzen hin und schloss die Augen. Die Aussicht auf neue Freunde stimmte mich froh, genauso wie Yuns Anwesenheit, dennoch blieb diese Leere in meiner Brust zurück, die nur eine Person füllen konnte. Heute schien ein schlechter Tag zu sein. Einer, an dem mir das Atmen nicht so leicht fiel wie sonst. Mir fehlte mein Partner. Mein Schatten. Mein Zirkusjunge. Obwohl ich noch viel zu lernen hatte, um stärker zu werden, wünschte ich, ich hätte Kenai nie weggeschickt und dann wünschte ich es mir doch nicht. Meine Entscheidung spaltete mich Tag für Tag. Wurde ich vielleicht verrückt? Hatte ich einen Fehler begangen? Die schlimmste Frage, die ich mir allerdings stellte, war die, dass er mich womöglich nicht mehr liebte. Vielleicht hasste er mich jetzt, weil ich ihn weggeschickt hatte. Vielleicht würde er nie verstehen, warum ich das getan hatte. Vielleicht, vielleicht... Mehrmals blinzelnd, weil mir wieder zum Heulen zumute war, atmete ich zittrig aus und versuchte mich zu entspannen. Ich musste mich ausruhen, neue Kräfte sammeln. Morgen stand ein langer Tag bevor.

>Kenai, w-was machst du hier?< fragte ich mit schlaftrunkener und zugleich hoher Stimme. Meine Hände tasteten sofort nach der Decke, um meine Blöße zu bedecken, denn in meinem Nachtkleid bot ich viel zu viel freigelegte Haut an. >Es tut mir leid!<, rief Yun mit hoher Stimme: >Er ist verrückt geworden! Rast einfach aus seinem Zimmer und hat verwirrende Gedanken. Vielleicht ist das eine Nebenwirkung von der Dunkelheit oder so. Kenai, macht die Augen zu! Die Prinzessin ist fast nackig! Ahh, los, raus mit dir, Trampeltier.< Er zerrte an seinem Umhang. Erfolglos. Kenai schritt auf mein Bett zu und mit einem ausdruckslosen Gesicht hielt er mir seinen Armgürtel entgegen.
>Oh, jetzt verstehe ich es!<, rief Yun und klatschte mit der Hand gegen die Stirn: >Aber dafür hättest du dir einen besseren Zeitpunkt aussuchen zu können, statt Morgen früh in das Zimmer der Prinzessin zu stürmen und sie aus dem Schlaf zu schrecken. Du hast kein Taktgefühl.< Überall glitzerte roter Staub und auch sein Gesicht war rot, als er sich zu mir umdrehte. Er räusperte sich: >Das ist ein Geschenk für dich.<
Ich ließ die Decke sinken und spürte ein Lächeln auf meinen Lippen. Meine Augen funkelten erfreut. >Warum bekomme ich ein Geschenk?< fragte ich Yun, während ich nach dem Armgürtel griff und es kurz an die Brust drückte. Ein Geschenk von Kenai. Mir ging das Herz auf.


Silia

Überrascht blickte auch meine Hand hinab. Sie prickelte. Hatte Akela mich tatsächlich freiwillig berührt? Um was zu tun? War das seine Art Danke zu sagen? Oder interpretierte ich zu viel hinein? Mit mehr Verwirrung als Überraschung schaute ich ihm kurz hinterher und schüttelte langsam den Kopf. Reines Wunschdenken. Nichts würde sich ändern. Die Geschichte wiederholte sich und ich hatte es satt, dieselben Fehler zu begehen.
Alita drückte meine andere Hand, verlangte nach Aufmerksamkeit. Als ich sie ansah, leuchteten ihre Augen. Irre ich mich oder habe ich Stücke von Fenrir in diesem Mann gespürt? Wie ist das passiert? Ich dachte, Fenrir existiere nicht mehr in dieser Welt.
Berechtigte Fragen. Ich verstand selbst immer noch nicht, wie Fenrir es geschafft hatte ein Stück seines Selbst zu bewahren, um auf den richtigen Wirt zu warten. Akela hatte ihn gefunden und seitdem teilten sie sich den menschlichen Körper. Ich seufzte leise. >Ja, Fenrir steckt in ihm. Sie sind beide von Dunkelheit getriebene Wesen. Passt hervorragend zusammen. Und ja, Fen will mich immer noch tot sehen. Daran hat sich nichts geändert.<
Meiner Schwester entging der bittere Tonfall nicht. Sie sah mich nun deutlich mitfühlend an. Es tut mir leid. Hätte ich damals etwas tun können, hätte ich es getan. Das weißt du. Wie alles auseinandergefallen ist, das verfolgt mich auch noch bis heute. Aber wir sind jetzt hier. In einer neuen Zeit, an einem neuen Ort. Wir können es besser machen. Wir müssen es.
>Ich weiß... ich versuche es.< murmelte ich gedankenverloren.
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