Sie sind nicht angemeldet.

1 861

14.07.2019, 16:35

Ardan

Ihr ging dasselbe durch den Kopf wie mir. Wann war schon der richtige Zeitpunkt? Heute, morgen, in einigen Wochen? Niemand konnte uns das genau sagen. Niemand konnte uns versichern, dass wir es auch bis ans Ende schafften. Einiges war aber todsicher. Ich wollte diese Frau an mich binden so wie sie mich. Sie liebte mich, ich liebte sie. Warum dann länger zögern? Wir würden zudem Zen wiedersehen. Unseren Sohn.
Wärme breitete sich in meiner Brust aus, ich lächelte. >Natürlich will ich dich heiraten, amiya. Mich brauchst du nicht fragen. Wie gesagt, was dich betrifft, bin ich zu allem bereit, das weißt du doch längst.< sagte ich sanft und küsste sie zärtlich auf den Mund. Eine Hochzeit mitten in der Kriegsphase zu feiern, ja, das passte zu uns. Mal sehen, was alle anderen davon halten würden. Sicher, wir würden niemanden zwingen eine Pause einzulegen und sicher, es würde einige Leute geben, die das nicht gutheißen, doch in meinen Augen zählte nur eine Meinung. Die von Jadis. Mehr Bestätigung brauchte ich nicht.

Jenaya

Gerade als ich dabei war einzuschlafen, weil Envar ein äußerst guter Erzähler war, öffnete jemand uneingeladen das Zelt und trat ein. Mir lag eine Bemerkung auf der Zunge, doch als ich sah, um wen es sich handelte, stockte mir der Atem. Kenai!? Was… was machte er denn hier? Erwachsenes Gespräch? War das etwas Gutes oder Schlechtes?
Meine Augen glitten an seiner Erscheinung entlang. Er war derselbe Mann, den ich zutiefst liebte und doch war da mehr. Damit meinte ich nicht den Bart, sondern seine Ausstrahlung. Er wirkte irgendwie nach mehr und das wiederum zog mich an. Jede einzelne Faser meines Körper sehnte sich danach, sich an seine Brust zu schmeißen und nie wieder loszulassen.
Envar räusperte sich hörbar und riss mich damit aus meiner Schwärmerei. Hitze sammelte sich in meine Wangen. >Dann lassen wir euch beide eben alleine.< meinte er mit Nachdruck in der Stimme, um auch Yun aus dem Zelt zu bekommen.
Ich wurde leicht nervös, biss mir in die Unterlippe, weil ich nicht so recht wusste, wie ich mich geben sollte. Kenai vor mir zu haben… wie oft hatte ich mir das hier herbeigesehnt? Wie oft hiervon geträumt?
>Es ist… schön dich zu sehen, Kenai.< sagte ich ehrlich lächelnd und spürte dabei mein Herz wie wild in der Brust schlagen. Ich wusste nicht mehr, wann ich das letzte Mal so nervös gewesen war.

Silia

Akela hatte sich die ganze Zeit über wie eine einzige angespannte Muskelfaser gegeben. Fast trug ich Sorge, ich würde ihn mal wieder falsch lesen, doch der schwere Atem, der mir ins Gesicht blies, bewies, dass ich auf dem richtigen Weg war. Seine Verteidigung brach. Er umarmte mich. Er umarmte mich! Mit allem hatte ich gerechnet, von spöttischen Kommentaren bis hin zu einem abrupten Abschied, doch stattdessen überraschte er mich mit körperlicher Nähe. Nähe, die mich völlig durcheinander brachte. Diese Empfindungen, diese Gefühle… warum ich sie dermaßen intensiv bei ihm erlebte, wunderte mich noch heute. Malevor durchstreifte meine Gedanken ziemlich oft in letzter Zeit, aber sobald ich Akela sah, spielte nichts mehr eine Rolle. Dann wollte ich nur noch Zeit mit ihm verbringen. Wie jetzt gerade. Sollte ich deswegen ein schlechtes Gewissen haben? Was wurde aus dem Schwur, den ich damals geleistet hatte? Was bedeutete das für meine erste, große Liebe?
Unwillkürlich schmiegte ich mich enger an Akela und schlang dabei die Arme um seinen Hals, vergrub die Nase in seiner Beuge. Dort war sein persönlicher Duft am intensivsten. Am reinsten. Ich sog ihn tief ein und spürte daraufhin ein Kribbeln in meinem Bauch. Nicht zuletzt waren es auch seine Worte, die mich ganz schwach machten. Körperlich verletzen? Das traute ich ihm nicht mehr zu. Mir war es wichtig, dass er mich emotional nicht fertigmachte. Das sagte ich allerdings nicht, um den besonderen Moment zu bewahren. Stattdessen genoss ich einfach die Nähe, die er erlaubte und lächelte freudig vor mich hin. >Du musst mir nichts versprechen, Akela. Du musst auch nichts überstürzen. Mir liegt es fern, dein Vertrauen zu erzwingen. In erster Linie geht es mir darum, dass es dir gut geht. Dass du die Anspannung mal kurz ablegen kannst.< murmelte ich an seiner warmen Haut und schloss die Augen. Von meinen Geschwistern war ich diejenige mit dem besten Geruchssinn. In dieser Situation kam er bestens zum Einsatz. Ich badete regelrecht in Akelas Duft und merkte nicht, wie mein Schwanz vor Freude zu wedeln begann.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

1 862

14.07.2019, 19:10

Jadis

Die Unsicherheit wich von mir und meine Augen begannen zu strahlen, in diesem Moment strahlte ich bestimmt heller als die Sonne. Ich schlang meine Arme um seinem Hals und erwiderte inbrünstig den Kuss. In meinem Magen kribbelte es wie verrückt und atemlos sagte ich: „Dann sollten wir unsere Freunde und Familie informieren. Das wird eine tolle Blitzhochzeit werden!“ Leise kicherte ich und stellte mir deren Gesichter vor, wenn wir ihnen die Nachricht übermittelten sofort heiraten zu wollen. „Morgen heiraten wir, denn ein bisschen Vorbereitungen brauchen wir doch“, meine Mundwinkeln hörten nicht auf zu zucken und ich schob Ardan von mir runter: „Na los, wir haben was zu tun.“ Summend suchte ich meine Sachen zusammen und verwandelte mich in meine menschliche Gestalt zurück, als ich mich anzog. In diesen ganzen Elend konnte man doch ein kleines Stück Glück finden und den fand ich in Ardan. Liebevoll schaute ich zu ihm rüber: „Du bist der Beste, weiß du das?“

Kenai

Erst jetzt bemerkte ich die andere Person und es war eine männliche Gestalt mit tierische Züge. Ich versteifte mich und fragte mich, ob Jenaya eine neue Liebe gefunden hatte. Manchmal war es so, dass man eine Weile nach der Liebe suchen musste bis man die richtige Person gefunden hatte. Ich erinnerte mich an die Sache von Jadis mit ihrem Leibwächter und Ardan. Sie hatte herausgefunden, dass Ardan die Liebe war, nach der sie gesucht hatte und nicht ihr Leibwächter. Tief atmete ich ein, als ich nach eine lange Zeit den Klang ihrer Stimme hörte und blieb an der selbe Stelle stehen. In Stehen konnte ich besser reden. „Ja?“, unsicher musterte ich sie und räusperte mich: „Also ich muss jetzt mir dir reden und du wirst mir zuhören. Es geht um das letztes Gespräch, bevor du einfach fortgegangen warst. Du sagst Lügen ist nicht gut, auch wenn man es nicht böse meint. Ich weiß das. Du hast auch gesagt, dass du dann lieber die Wahrheit hören willst, auch wenn sie wehtun kann, deswegen werde ich dich gleich nicht schonen. Bevor ich vor Aufregung vergesse das Wichtigste zu sagen, werde ich das jetzt schon sagen. Ich liebe dich, ich werde dich immer lieben. Du bist die Liebe, die ich gefunden habe und für mich gibt es keine andere Person. Ich werde akzeptieren, wenn ich doch nicht für dich der Richtige sein sollte, wenn ich dir nicht ausreiche. Ich will, dass du glücklich bist, selbst wenn es bedeutet, dass ich nicht der Derjenige bin. Aber ich bitte dich dich beschützen zu dürfen. Ich mag das. Es fühlt sich richtig an, ich glaube meine Aufgabe in dieser Welt ist zu beschützen.Deswegen erlaube es mir dein Wächter sein zu dürfen, auch wenn du stark bist. Denn das bist du, du muss nur an dich selbst glauben.“ Mein Herz klopfte schnell in den Brustkorb und ich musste kurz nach Luft holen, weil ich schnell gesprochen hatte. Nervös trat ich von einem Fuß auf den Anderen und musste mich erstmal sammeln, bevor ich weitersprechen konnte: „Du hast Recht, mir hat deinen Entschluss nicht gepasst. Du hast mir sehr doll wehgetan und ich habe lange gebraucht, um wieder ein Mensch sein zu wollen. Es tut manchmal immer noch weh, aber ich habe gelernt mit diesem Schmerz umzugehen. Akela hat es mir beigebracht, er sagte Schmerzen gehört zum Menschsein dazu. Jetzt verstehe ich, was er meint, denn so weiß man wirklich was Einem wichtig ist und was Einem glücklich macht. Wie es sich anfühlt diese wertvolle Dinge zu verlieren. Man fühlt sich dann nicht mehr ganz und du fehlst mir. Es gibt noch viele Sachen, was ich nicht verstehe, warum du so gehandelt hast. Du hast alleine dich entschieden, dass wir Abstand brauchen und das war nicht richtig. Wenn Entscheidungen getroffen werden, wo mehrere Personen betroffen sind, dann sollte man doch gemeinsam darüber reden und zusammen einen Weg finden. Das hast du einmal gesagt. Aber du hast mir keine Chance gegeben meine Meinung zu sagen und das war nicht gerecht. Ich wusste überhaupt nicht, was gerade passierte. Du hast mich überrumpelt und mich einfach mit dieser Situation alleine gelassen. Wenn du so unglücklich warst, warum hast du das nicht früher gesagt? Ich verstehe das nicht…“, ich stockte und brauchte einen Moment bis die Schmerzwelle in meinem Brustkorb abebbte: „Es tut mir leid, wenn ich dir keinen Halt geben konnte und es macht mich traurig, dass du so lange verschwiegen hast, was wirklich in dir los ist. Wenn ich das nicht weiß, das konnte ich dir ja nicht helfen. Wie soll ich dann verstehen, was du meinst? Du kannst so viel trainieren, wie du willst. Du kannst tagsüber woanders sein. Wenn du deine Freiheit brauchst, um wachsen zu können, akzeptiere ich es. Aber lasse mich nicht auf eine solche Weise zurück, lasse mich an deiner Seite sein. Lass mich dich lieben dürfen. Es reicht mir aus, wenn wir nur uns am Abend sehen. Mir reicht sogar bloß eine Stunde mit dir aus und ich wäre der glücklichste Mann auf der Welt. Ich will nicht, dass du denkst, wir sind in einem Käfig. Ich will nicht, dass unsere Liebe diese blöde Geschichte von dieses unglücklichen Liebespaar ist. Ja, ich bin abhängig von dir, aber nicht so wie der Mann in dieser Geschichte. Ich bin gerne abhängig von dir, mir gefällt es, was ich fühle, wenn du bei mir ist und ich möchte es immer fühlen können. Du bist mein Licht und ohne dich ist die Welt nicht schön. Und es gibt noch was, wenn es dir nicht gefällt von mir abhängig zu sein, dann mache einfach dir weniger Sorgen um mich. Ich weiß ich habe meine Schwierigkeiten, aber ich kann jetzt besser meine Anfälle kontrollieren und ich verstehe die Welt ein bisschen mehr. Ich bin stärker geworden. Du muss dich nicht um mich kümmern, als Erstes muss du dich um dich selbst kümmern. Denn wenn ich weiß, dass es dir gutgeht, dann geht es mir auch gut. Wenn man eine Beziehung führt, muss man gemeinsam seine Lasten tragen. Bitte lasse mich auch deine Last tragen. Und was mein großer Bruder betrifft. Stelle mich niemals wieder vor einer Wahl. Ich werde mich nicht einer von euch entscheiden, entweder ich habe euch Beide in meinem Leben oder ich ziehe mich aus euren Leben zurück. Akela ist mein Bruder, er ist meine Familie und er ist mir wichtig. Wenn du in meiner Situation bist, würdest du es besser verstehen können. Ich weiß er ist nicht einfach und er ist nicht freundlich. Aber Akela ist kein schlechter Mensch, er hat nur viel Schlimmes erlebt und mit seiner Art versucht er die Menschen von sich zu stoßen, um sie zu beschützen. Er ist mir ähnlich, wie ich weiß er nicht mehr, wie es ist ein richtiger Mensch zu sein.Du muss ihn nicht mögen, du muss auch nicht mit ihn reden oder im gleichen Raum sein, aber akzeptiere es, dass er auch in meinem Leben dazugehört. Unsere Herzen haben viel Platz, das hast du mir einmal erzählt, als du mir Freundschaft erklärst hast und ich eifersüchtig auf Ardan gewesen war. Deswegen hat auch Akela in meinem Herz einen Platz, wie du einen Platz hast und unsere Freunde. Und wer in meinem Herz ist, den beschütze ich und die Menschen, die ihnen wichtig sind. Du sagst, du bist mein Zuhause und ich sei immer willkommen, aber du hast mich rausgeworfen und mir keinen Schlüssel gegeben. Wie soll ich dann nach Hause kommen? Ich will zu dir zurück, aber ich weiß nicht wie. Ich habe Angst, dass…..dass du mich nicht mehr willst. Dass du mich wieder verlassen wirst und ein zweites Mal werde ich nicht mehr ertragen können.“

Akela

Leise keuchte ich auf, als ihr warmer Körper sich enger an Meinem schmiegte und ich stellte fest, wie perfekt er zu meinem Körper passte. Es fühlte sich merkwürdig natürlich an. Warmer Atem strich über die Haut meines Halses und ich erschauderte, spürte wie die Nackenhaaren sich aufrichtete. Normalerweise würde ich niemals eine solche Nähe dulden, schon gar nicht im Halsbereich. Das war eine verbotene Zone. Aber als ihre Nase sich in der Beuge vergrub, löste sich der Verbot stumm auf und Silia wurde zu einer Ausnahme. Ich hörte, wie sie tief einatmete, als wollte sie, dass mein Duft ihre Lungen füllte und diese Vorstellung ließ Hitze in mir aufwallen. Beinahe wäre mir ein besitzergreifendes Grollen aus meiner Kehle entronnen, aber ich konnte diesen Laut unterdrücken. Ich grub mein Gesicht tiefer in ihr Haar und mein Kopf fühlte sich irgendwie nebelig an. Vielleicht wirkte ihr Duft wie eine Art Droge. „Hm“, brummte ich nur und war momentan ganz auf das Gefühl in meinem Körper konzentriert. Ich spürte, wie die schrumpelige Rosine anfing schneller zu schlagen und zu wachsen begann. Ich spürte die Hitze durch meine Adern fließen, die sich bis in meine Zehen ausbreitete. Ich spürte das merkwürdige Kribbeln in meinem Magen. Ich spürte die Schaudern, die meinem Rücken entlangliefen. Diese ganze Empfindungen waren mir irgendwie vertraut und fremd zugleich. Und es war merkwürdig keine Schmerzen, Wut oder Hass zu spüren, wie sonst auch. Dieses Gefühl war jetzt völlig Anderes, es fühlte sich gut an. Ich öffnete meine Augen, ich hatte nicht gemerkt, dass sie geschossen waren und durch die Haarsträhnen sah ich, wie ihr Schwanz wedelte. Mein Mundwinkel zuckte.


1 863

15.07.2019, 05:13

Ardan

Mein Grinsen wurde breiter. Sie so zu erleben, war genau das, was ich wollte. Unbeschwert, erfreut, locker. Die Schatten lauerten nicht mehr hinter dem Grün ihrer Augen. Es strahlte. Es strahlte über ihr ganzes Gesicht. >Ja, ich weiß, dass ich der Beste bin. Aber ich höre es immer wieder gern von dir.<
Auch ich schnappte mir meine Sachen, um mich hastig anzuziehen und runzelte die Stirn. >Blitzhochzeit, hm, das passt irgendwie. Wie wäre es mit einem Thema? Blitze gehören zu mir. Der Wind und das Eis zu dir. Eisblitzhochzeit? Blitzwindhochzeit? Was klingt besser?< Ich erinnerte mich sehr gut daran, welche Rituale für sie wichtig waren und dass wir auch das mit der Harpyien Vermählung erledigen mussten, damit auch die Harpyien die Finger von ihr ließen. Ein Tag reichte dafür sicherlich nicht aus. Wenn schon zwei… es sollte ein Erfolg sein, etwas Besonderes, an das man sich noch Jahrzehnte später erinnerte. Dafür benötigten wir etwas mehr Zeit als einen Tag. Wie gut, dass Magie unser engster Freund sein konnte, wenn es um Feste ging. Als Erstes müsste ich demnach Thales anrufen. Und Raja. Und dann den Rest. Es gab viel zu tun. Neue Energie rauschte durch meine Adern. Freudige Erwartung.

Jenaya

Ich war sprachlos. Ich war nicht fähig mich zu bewegen, sondern ließ seine Worte auf mich niederprasseln wie heftiger Regen. Einerseits bekam ich nicht genug von seiner Stimme, die ich so sehr vermisst hatte, andererseits durchbrach er mit dem Gesagten Dämme in mir, die viel zu lange gestanden hatten. Zuerst bemerkte ich das Brennen in meinen Augen, dann der reißende Schmerz in meiner Brust dicht gefolgt von einem gewaltigen Kloß im Hals. Es kam mir vor als hätte ich das Atmen verlernt. Kenai nahm mir die Luft. Nicht unbedingt, weil mich seine Worte verletzten, sondern weil er so viel zu sagen hatte. Er sagte so viel, er sprach wie ein echter Mensch und nahm mir selbst die Sprache. Meine Zunge war wie betäubt. Nur meine Augen reagierten. Sie wurden feucht, seine attraktive Gestalt vor mir verschwamm. Ich wollte mich zusammenreißen, tapfer sein, aber in seiner Nähe schaffte ich es nur schwer die Fassade aufrechtzuerhalten. Das hier, direkt vor mir, das war Kenai. Mein Kenai. Wie sollte ich da stark bleiben? Ich wollte nicht mal stark bleiben. Nicht zuletzt, weil ich sowieso nah am Wasser gebaut war. Besonders in letzter Zeit.
Als er schließlich zu einem abrupten Ende kam, schluchzte ich auf und hatte bereits damit begonnen die vielen Tränen von meinen Wangen zu wischen. Schniefend suchte ich nach irgendeiner Erwiderung, nach irgendwas, aber nichts… es gab nichts, was ich sagen konnte. Es gab keinen Grund mich zu rechtfertigen und Kenai lag nicht mal falsch. Er hatte absolut recht.
>E-es… es…< schluchzend wischte ich mir weiter Tränen von den Augen. >...tut m-m-mir so… so… leid.< Ich vergrub das Gesicht in meine Hände, peinlich berührt, dass ich es nicht hinbekam klare Sätze zu formulieren, die er zu hören verdient hatte. Ich versuchte es. Ich versuchte es wirklich. >Entschuldige… ich… ich…< Der Schluckauf machte es mir jetzt noch schwerer, darum fasste ich einen Entschluss und beugte mich zu meinem Beutel rüber, aus dem ich meinen wertvollsten Besitz hervorzog. Ich streckte ihm das lederne Buch entgegen. >Lies es… lass dir… Zeit… das ist mein… Tagebuch.<
Mit der freien Hand rieb ich mir erneut über die tränenden Augen. >Und ich habe dir… einen Schlüssel gelassen… der Ring, dein Ring… er verbindet uns.<

Silia

Keine Ahnung, wie lange wir so dastanden, eine Ewigkeit oder nicht, ich genoss es. Ich genoss es ihm zu riechen und seine Wärme zu spüren. Damals hatte ich geglaubt nur Kälte an ihm zu spüren, heute nicht mehr. Er war schön warm. Wie ein Lagerfeuer in einer frischen Nacht tief in den Wäldern. Mir gefiel diese Form von Intimität. Umarmungen waren besonders. Je länger man sich im Arm hielt, desto stärker wurde das Band zwischen den Personen. Das hatte ich jedenfalls beobachtet.
Ich blieb noch einige Sekunden lang in seinen starken Armen und erst langsam löste ich meine hinter seinem Nacken verschlungenen Arme, ließ die Hände zu seinen Oberarmen gleiten und lehnte mich dabei leicht zurück, um ihm ins Gesicht zu sehen. Er war wirklich attraktiv. Besonders die markanten, sarkastischen Züge in seinem Gesicht. Wenn man ihn näher kannte, schätzte man diese kleinen Besonderheiten umso mehr. Vor allem sein geschwungener Mund verlockte mich zu schönen Fantasien, doch die bewahrte ich mir auf. Für andere intime Momente.
Lächelnd und mit leicht geröteten Wangen griff ich nach seiner behandschuhten Hand. Das Leder fühlte sich kühl an, aber darunter pulsierte es. Dunkelheit. Finsternis. Es störte mich nicht. Nicht mehr. >Lass uns noch ein wenig länger spazieren. Am besten in Richtung Felsen. Mir ist vorhin etwas aufgefallen, das ich näher erkunden möchte.<
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

1 864

15.07.2019, 09:52

Jadis

Laut lachte ich auf und schüttelte schmunzelnd den Kopf: „Und du bist wieder völlig von dir selbst überzeugt, pass auf, dass dir das nicht zum Kopf steigt.“ Meine Augen begannen noch mehr zu leuchten: „Ein Motto? Das ist eine wundervolle Idee!“ Ich rauschte durch den Raum und als ich Ardan erreichte, küsste ich ihn: „Ich finde Eisblitzhochzeit passt perfekt.“ Dann drehte ich mich schwungvoll um und aufgeregt lief ich zum Ausgang, während ich dabei mein Verlobten hinterher zog: „Lass uns zuerst Jenaya aufsuchen, sie wird sich bestimmt für uns freuen. Aber wir machen wir das mit Kenai? Er ist ja auch unser Freund, aber ich möchte nicht den Beiden Schmerz verursachen, wenn sie noch nicht bereit sind sich zu sehen.“ Besorgt runzelte ich mit der Stirn und hielt überrascht inne: „Ist da nicht hinten Thales? Was macht er hier?“ Unruhe erfasste mich, gab es schlechte Nachrichten? Ging es Silia nicht gut? Sofort steuerte ich auf ihn zu: „Hallo Thales, wir sind überrascht dich hier zu sehen. Ist etwas nicht in Ordnung?“

Akela

Es kam Bewegung in ihr und beinahe hätte ich sie wieder an mich gedrückt, als sie sich langsam von mir löste. Meine Wangen fühlten sich ungewohnt warm an. Ihre Augen streiften mich und wirkten leuchtender, als sonst. War es wegen mir? Hatte ich dieses Leuchten in ihre Augen verursacht? Wie war es möglich? Ich spürte die Berührungen ihrer weiche Hände über meine Arme. Sie lächelte wieder und die größer gewordene Rosine in meinem Brustkorb stolperte unbeholfen. Ich starrte auf unsere Hände, die jetzt miteinander verschränkt waren. Einen Moment spürte ich sowas wie Panik in mir aufwallen, aber dieses Mal floh ich nicht oder sagte etwas Gemeines, um Silia von mir fortzustoßen. Etwas veränderte sich in mir. „Ich folge dir“, es war nicht nur auf das bezogen, was sie gesagt hatte. Ich wollte ihr folgen, wohin sie auch immer gehen würde. Ich tat das, was ich immer vermeiden wollte, weil sowas für mich nie gut geendet hatte. Aber ihr Licht war so lockend, so warm und in ihrer Nähe wurde die Dunkelheit in mir still. Selbst das Schattenauge verhielt sich ungewöhnlich ruhig, obwohl ich jetzt schon eine Weile nicht mehr die Augenklappe trug. Normalerweise aktivierte er sich dann von selbst, doch jetzt gab es keine Einblicke in die Schattenwelt. Es war, als würde ihr Licht mich davor abschirmen. Wie konnte es sein? Was zum Teufel passierte hier?


Kenai

Unsicher sah ich sie an, weil sie nichts sagte und als ihre abendblaue Augen feucht wurden, packte mich Unruhe. Ihre Tränen, die jetzt über das wunderschönes Gesicht floßen, ließen mich einen Moment erstarren. Ich wollte nicht, dass sie weinte. Krampfhaft versuchte ich herauszufinden welche Worte sie zum Weinen gebracht hatte. Hilflos nahm ich das Buch entgegen und wünschte ich dürfte sie jetzt umarmen, damit Jenaya nicht mehr traurig war. Dann schaute ich auf das Buch in meine Hände. Es war ihr Tagebuch. Ich erinnerte mich, dass Tagebücher Bücher waren, wo die Menschen ihre Gedanken, Gefühle und Erlebnisse aufschrieben. Dadrinnen befanden sich also die Worte ihrer Innersten. Ich schaute wieder auf, als Jenaya etwas klarer sprechen konnte. Der Ring. Ich spürte ihn an meinem Finger. Er war die Verbindung? Ich öffnete den Mund, dann schloss ich ihn wieder, weil so viele Worte in meinem Kopf war, sodass ich nicht wusste was ich sagen wollte. „Ich….ich lese es hier, dann ist es so, als würdest du mir es vorlesen“, sagte ich leise und setzte mich hin. Ich achtete auf Abstand, damit sie sich nicht unwohl fühlte. „Ich wollte dich nicht zum weinen bringen“, das musste ich ihr noch sagen und schließlich schlug ich das Tagebuch auf. Diese Schrift gehörte Jenaya. Am Anfang war es schwierig die Buchstaben zu entziffern und sie dann zu einem Wort zu verbinden. Immer wieder verschwammen kurz die Buchstaben und ich musste eine kleine Pause machen. Dabei bewegten sich stumm meine Lippen, als ich die Sätze versuchte zu lesen. Doch irgendwann wurde es einfacher und ich hörte Jenayas Stimme in meinem Kopf:


1 865

15.07.2019, 09:56

Jenayas Tagebuch

Eigentlich ist dieses Buch dazu gedacht, meine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen, um mich besser zu verstehen. Oder um mich daran zu erinnern, was ich wann durchgemacht habe. Im Grunde wird sich daran nichts ändern, aber ich nehme mir vor, an Kenai zu schreiben, an dich...
Die erste Woche war die Hölle für mich. Ich habe zwar nicht den blassesten Schimmer, wie es in der Hölle zugeht, aber so stelle ich mir unendliche Qualen vor. Es ist mit keiner körperlich zugefügten Wunde vergleichbar. Dieser Schmerz, diese Folter... Sie war real. Sie war da. Die ganze Zeit. Egal, was ich tat, egal wie viele Leute um mich herum waren und sich Mühe gaben, mich auf andere Gedanken zu bringen... Ich habe gelitten. Ich habe geblutet. Innerlich, nicht äußerlich. Ich habe mich oftmals gefragt, wie es dir damit geht. Ob du genauso leidest, ob du denselben Schmerz empfindest wie ich. Manchmal wache ich mitten in der Nacht auf, um im Dunkeln nach dir zu tasten, aber du bist nicht da. Die Stelle ist kalt. So wie die folgenden Nächte auch. Heute bin ich aufgewacht und ich habe mir in meinem Kummer dein Gesicht vorgestellt. Wie du die Augen öffnest, wie die goldenen Splitter bei meinem Anblick aufleuchten, wie sich deine geschwungenen Lippen zu einem Lächeln verziehen. Wie ich dieses Lächeln liebe! Ich liebe, liebe es. Ich liebe es, wie sich dein Gesicht verändert, wie lebendig es wird, wenn du glücklich bist und dass ich der Grund dafür bin. Ich liebe die Art, wie du mich dann berührt hast. Als würdest du selbst kaum glauben, dass du in der Lage bist zu fühlen. Dass ich in deinen Armen liege und mich dir hingebe. So wie du mich stets beobachtet hast, habe ich dich genauso intensiv studiert. Selbst in deinen emotionslosesten Momenten konnte ich meistens erahnen, was in dir vorgeht. Was dir für seltsame Fragezeichen durch den Kopf hüpfen. Du hast mich an deinem inneren Chaos teilhaben lassen, weil ich in deinen Augen dein Licht war und bin und bleiben werde. Ich vermisse dich. Ich vermisse dich mit jeder Faser meines Körpers und mit jedem Psios sowie Psion, das in mir steckt. Ich wünschte, du könntest jetzt einfach die Tür auftreten, mit schnellen Schritten das Zimmer durchqueren und mich an deine Brust reißen. Damit ich hören kann, wie dein Herz schlägt. Weil es mich beruhigt, weil es mich vollkommen fühlen lässt. Du bist meine andere Hälfte, Kenai.
Daran wird sich nie etwas ändern.
Ich liebe dich.

Ich trainiere. Jeden Tag. So wie damals, als feststand, dass wir in den Krieg ziehen mussten und wir uns heimlich abends in den Saal geschlichen haben, damit du mir wichtige Techniken beibringst. Du hast mir so unendlich viel beigebracht. Durch dich weiß ich, wie ich mich selbst in den brenzligsten Situationen verhalten muss. Dass es wichtig ist, einen kühlen Kopf zu bewahren. Du warst immerhin eine lebendige Waffe. Du wusstest, wie Kämpfen geht und du hast dein Wissen mit mir geteilt. Auch wenn ich mich jedes Mal dafür bedankt habe, sage ich es dir gern noch einmal: Danke! Ohne dich wäre es so viel schwerer für mich in kurzer Zeit stärker zu werden. Ich fühle mich von Tag zu Tag besser, wendiger, schlauer. Neben Ardan bringen mir auch die anderen sehr viele Tricks bei. Tricks, von denen ich nichts wusste. Sie machen mich stärker. Ich trainiere hart. In der letzten Woche habe ich viele Verletzungen davongetragen. Jetzt weiß ich sogar, wie sich ein satter Knochenbruch anfühlt. Mit dir bin ich nie so weit gegangen wie mit meinen jetzigen Lehrern, was wohl daran liegt, weil unsere Gefühle füreinander im Weg standen. Mittlerweile verstehe ich, dass wir einige Dinge getrennt voneinander erlernen müssen, aber das mildert dennoch nicht den Trennungsschmerz, der mein stetiger Begleiter ist. Ich kämpfe nicht nur für mich selbst, sondern auch für dich. Ich will neben dir bestehen können. Ich will die Frau sein, auf die du dich im Kampf verlassen kannst, ohne gleich das Bedürfnis zu hegen dich vor mich zu schmeißen und jede Kugel abzufangen. Ich will dasselbe für dich tun können. Und ich werde dieses Ziel erreichen. Ich werde weiterhin bluten, ich werde weiterhin körperliche Schmerzen erdulden, fallen und wieder aufstehen, wie ein Wasserfall schwitzen und dann... Dann wird der Moment kommen, wo ich Ardan ganz fest in die Weichteile treten werde, um ihm für das harte Training zu danken. Diese Vorstellung ist ganz witzig, findest du nicht?
Singe für mich, mein Zirkusjunge.
Ich liebe dich.


Ein Monat. Ein Monat ist bereits vergangen und ich habe nicht die leiseste Ahnung, wo du bist und wie es dir geht. Es gibt Tage, da ist der Drang nach dir zu suchen so groß, dass ich das Zeltlager bei Nacht verlasse, durch die Gegend renne, nur um irgendwann innezuhalten, auf den Boden zu sinken und zu weinen. Ja, ich weine hin und wieder. Meine Brüder haben vollkommen recht damit, dass ich immer eine Heulsuse sein werde. Das ist in Ordnung. Lieber weine ich, anstatt nichts zu empfinden. Ich will weiterhin fühlen und nicht in eine Starre verfallen, aus der es kein Entkommen gibt. Ich will trotz allem vor Kummer zerbrechen, weil es mich daran erinnert, wie wichtig du mir bist und wie sehr ich dich vermisse. Jeden Tag, jede Nacht, ein bisschen mehr.Die letzten Tage waren nicht einfach. Wir haben zwar die dunklen Streitkräfte mit vereinigter Macht zurückdrängen können, aber das Übel ist geblieben. Viele Dörfer existieren nicht mehr. Die Menschen, sie stehen neben sich. Sie begreifen nicht, dass sie wieder frei aufatmen können. Sie haben immer noch Angst. Sie leiden unter Verfolgungswahn. Kann man ihnen das verübeln? All das Leid vor Augen zu haben, macht mich unendlich traurig. So viele Menschen haben ihre Liebsten verloren. Sie trauern, sie klagen. Wenigstens weiß ich, dass du irgendwo da draußen bist und deinen eigenen Kampf führst, du lebst, du atmest, dein Herz schlägt... Wäre es anders, hätte ich das sofort gespürt. Du lebst. Andere haben dieses Glück nicht. Ich leide mit ihnen. Ich wünschte, ich könnte ihre Schatten vertreiben, doch der Verlust eines wichtigen Menschen ist nicht heilbar. Alles, was bleibt, ist dabei zuzusehen und ihnen unter die Arme zu greifen. Ich gebe mein Bestes. Jeden Tag. Ich töte, um Liebende zu retten. Ich töte, um Familien wieder zu vereinen. Dabei denke ich stets an dich und deine erschütternde Vergangenheit. Wie du alles verloren hast, was dir je wichtig war. Ich will diese unschuldigen Leute davor bewahren etwas Ähnliches durchzumachen. Ich will sie retten, bevor es zu spät ist. Manchmal ist es zu spät... Dann weine ich im Stillen (mal wieder), wenn die meisten in ihren Zelten schlafen. Ich weine um die gequälten Seelen, die ich bei Nacht sehe und höre. Hier draußen auf dem offenen Kampffeld sind sie lauter als in meinen sicheren vier Wänden in Ocamma. So viel lauter, nicht zu überhören. Zunächst habe ich es nicht ertragen sie in meiner Nähe zu wissen, aber ich habe mich an sie gewöhnt. Ich höre ihnen zu. Ich rede mit ihnen. Ich führe sie in eine bessere Welt und das ist etwas, was ich jahrelang unterdrückt habe. Mein drittes Auge ist kein Fluch, das weiß ich jetzt. Es ist eine Chance zur Besserung. Eine Hoffnung. Silia hat mir erzählt, dass ich morgen ihre Geschwister treffen werde. Sie kann sie spüren. Sie sind auf dem Weg zu uns. Ich bin auf sie sehr gespannt. Besonders auf Envar. Er wird mir mehr über das dritte Auge und meine Vorfahrin erzählen können. Endlich bin ich dem Geheimnis näher, das mich mein Leben lang begleitet hat. In meinem nächsten Beitrag werde ich dir dann alles erzählen, was ich in Erfahrung gebracht habe.
Selbst wenn du in einen bewölkten Nachthimmel schaust, vergiss nicht, dass dein Stern immer da ist, um über dich zu wachen. Ich bin bei dir, Kenai. Ich leuchte dir den Weg.
Ich liebe dich, mein Zirkusjunge.


1 866

15.07.2019, 10:01

Wie versprochen, folgt nun ein Beitrag, der es in sich hat. Silia hat tatsächlich zwei Geschwister. Nicht, dass ich daran gezweifelt habe... Es ist einfach... unfassbar. Sie sind faszinierend, mysteriös und dennoch tragen sie ihr Herz offen mit sich herum. Sie verstecken sich nicht. Sie ziehen sich nicht zurück, wenn man ihnen etwas zu nahekommt. Sie verfügen über ein Verständnis, zu dem ich leider nicht fähig bin. Envar und Alita lauten ihre Namen. Außergewöhnliche, schöne Namen. Envar scheint trotz seiner späteren Geburt der ältere der Geschwister zu sein. Er steht für die Zeit. Zeit ist sein Element. Ich habe noch nie davon gehört, aber es ist wahr. Er ist in der Lage die Zeit zu kontrollieren. Natürlich ist das mit vielen Regeln und Verboten verbunden, jedoch ist die Gabe an sich unbeschreiblich faszinierend. Alita hingegen beherrscht den Raum. Das Konzept ihrer Fähigkeit ist deutlich komplizierter zu verstehen, aber sie ist ein sehr nettes Mädchen. Sie ist das jüngste Mitglied und ebenso wunderschön wie Silia. Alle drei zusammen bilden ein verdammt starkes Team. Durch ihre Hilfe sind wir erst recht in der Lage schnell für Frieden zu sorgen. Es gibt wieder mehr Hoffnung. Die Motivation und der Glaube sind zurück. Ich sehe es deutlich in den Herzen unserer Kämpfer. Das gibt mir ebenfalls mehr Kraft weiterzumachen.
Ich habe mich an einem ruhigen Abend mit Envar zusammengesetzt, weil ich unbedingt mehr über ihn und sein Zusammenleben mit meiner Vorfahrin wissen wollte und er hat mir fast alle Fragen beantworten können. „Fast“ bedeutet hier, dass es einige Dinge gibt, die ich selbst herausfinden muss. Ich kann das echt nicht gebrauchen, aber wir bekommen im Leben nicht alles geschenkt. Davon kannst du ein Liedchen singen, Kenai... Bevor ich gleich zu dir komme, lass mich erst einmal all das zusammenfassen, was er mir erzählt hat.
Nach seiner Geburt war er ganz allein, ein kleiner Animagi, der auf der Suche nach einem warmen Platz war. Eleina, meine Vorfahrin, fand ihn. Sie nahm ihn bei sich auf; in einer kleinen Blockhütte tief in den Bergwäldern. Niemand anderes lebte dort. Nur sie allein. Sie zog ihn auf. Sie war wie eine Mutter für ihn. Anfangs hat er sich nicht gefragt, warum sie allein lebt, aber als er älter wurde, stellte er Fragen. Fragen, die auch ich gestellt hätte.
Das dritte Auge scheint wertvoller zu sein als gedacht. Man hat sie im Großen Krieg von überall her gejagt, um sie dazu zu bringen ihre Macht für egoistische Wünsche zu nutzen. Auch die dunkle Seite suchte nach ihr. Sie war nirgends sicherer als in den Bergen. Dort lebte sie zuletzt mit ihrem Mann. Ein Schattenmann so wie du. Als Envar mir das erzählt hat, sind mir die Tränen gekommen. Ich dachte immer, es wäre Schicksal allein, dass du deine weißhaarige Prinzessin bekommen hast, aber unsere Verbundenheit reicht tiefer. Ich weiß bis jetzt nicht, wie ich damit umgehen soll. Es ist unbegreiflich, wie eng unsere Leben wirklich miteinander verwoben sind. Damit du es besser verstehst: Das dritte Auge funktioniert in der Tat wie ein Ventil zwischen den Welten. Deshalb passiert es, dass ich mich manchmal überladen fühle, denn durch den ständigen Kontakt unserer Realität und der Zwischenwelt wird eine gewaltige Menge an Energie freigesetzt, die ihre Zuflucht sucht. Meistens durch mich. Envar hat es so erklärt, dass ich eine Kristallherz trage, welches das Gleichgewicht zwischen den beiden Realitäten aufrechterhält. Eine schweißtreibende Arbeit, wenn du mich frägst... Die Götter der Zwischenwelt (ich kenne sie nicht mal) sahen ein, dass die auserwählte Person nicht in der Lage ist gleichzeitig diese Verantwortung zu tragen und sich dabei bestmöglich zu schützen, darum erschuf man jemanden, der für ihren Schutz sorgte. Den ersten Schattenmann. Er bildete eine Art Garten um sie herum. Undurchdringlich, ein Platz im Nichts, unerreichbar für andere. Nur er allein war da. Sie beide in ihrer eigenen kleinen Welt. Siehst du? Noch mehr Parallelen... Mein Licht und deine Dunkelheit sind von Natur aus kompatibel.
Zurück zu Eleina: Ihr Mann starb im Großen Krieg. Er fiel, um sie zu retten. Nicht nur sie, sondern das Gleichgewicht selbst. Dabei nahm er ihr das Versprechen ab, weiterhin in Frieden zu leben und verlorenen Seelen den Weg zu weisen. So wie sie es einst für ihn tat. Ab diesem Punkt der Geschichte habe ich dann wirklich zu heulen angefangen. Envar musste mich eine halbe Stunde lang trösten. Er erzählte mir, sie sei dann friedlich im Schlaf und mit einem Lächeln gestorben. Ihre letzten Worte: „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um zu gehen. Die Mohnblumen blühen. Er wartet sicherlich in unserem Garten auf mich. Inmitten unserer Mohnblumen.“ Welch Überraschung... Nach diesen Worten bin ich wieder in Tränen ausgebrochen. Ich bin ganz schön emotional in letzter Zeit, aber was soll’s. Jetzt kenne ich den Hintergrund des dritten Auges und bin froh, dass es nicht durch und durch ein Fluch ist. Envar wird mich in nächster Zeit in dieser Hinsicht trainieren. Ich bin schon ganz gespannt auf die Arbeit, die vor mir liegt. Ich gebe mein Bestes!
Wie geht es dir? Was hast du in letzter Zeit gelernt? Ist Akela für seine Verhältnisse gut zu dir? Hast du etwas... Schlimmes getan? Hast du Angst? Ich wünschte, ich könnte dir eine Truhe voller Himbeerplätzchen backen, damit du nie das gute Gefühl verlierst, wenn du sie isst. Sie sind beruhigend für dich, oder nicht? So wie dein Gesang es für mich ist... Ich vermisse deine Stimme. Ich vermisse ihren vertrauten Klang. Was gäbe ich dafür, meine Augen zu schließen und deinem Gesang zu lauschen...
Alles in Liebe, deine weißhaarige Prinzessin.
Sie liebt dich mehr, als du dir je vorstellen kannst.


Wir haben erneut gesiegt. Es war ein harter Kampf. Blutig. Grauenvoll. Kräftezehrend. Mir tut alles weh. Selbst die Schreibfeder zu halten, tut mir in der Hand weh. Ich habe keine Kraft mehr, ich will schlafen und bis Mittag des nächsten Tages schlafen. Aber ich muss dir schreiben. Ich schreibe dir jeden Tag. Ich habe bislang keinen einzigen Tag ausgelassen. Ich habe es auch nicht vor. Dafür ist es mir zu wichtig. Ich will, dass du das alles liest. Ich will, dass du weißt, wie sehr ich dich vermisst habe und welche Hürden ich überwunden habe. Für mich. Für dich. Für uns beide.Es gab einen Moment, da wäre ich von diesem widerlichen Wesen fast zermalmt worden. Keine Ahnung, was los war, aber ich stand da... Stocksteif, unfähig mich zu bewegen. Ich starrte diese riesige Pranke an. Die Scherenhände kamen näher und näher und näher... Ich erinnere mich nicht mehr daran, was ich sah. Normalerweise zieht an einem das Leben vorbei, aber ich sah etwas völlig anderes. Im Nachhinein glaube ich... es war... eine Art Vision? Ich kann das Bild nicht ganz greifen, doch es erinnert stark an die Zwischenwelt. Ich sah uns beide. Wir hielten uns an den Händen. Licht und Dunkelheit. Du hast mich angelächelt, deine Augen haben dabei geleuchtet. Ich sah ebenfalls sehr glücklich aus. Klingt bisher nicht komisch, oder? Aber, aber... Da war ein komisches Licht, das meine Taille umgab. Wie Psion dicht vermischt mit Psios. Ein Ring aus dunkler und schwarzer Energie. Es hat sehr stark gesummt. Ich hörte das Summen bis in die Realität. Und dann, dann kam endlich Bewegung in meinen Körper und ich habe meinen Schutzschild errichtet. Nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt, ist die Pranke gegen den Schild geknallt. Ich stand unter Schock und doch irgendwie nicht. Ob es an meinem intensiven Training liegt oder nicht, das kann ich nicht genau sagen. Plötzlich fühlte ich mich unfassbar stark. Fast unbesiegbar. Ich habe einen weiteren Schild errichtet, diesmal um das Wesen und dann war da dieses Licht. Mein Licht. Es ist nicht ansatzweise so zerstörerisch wie Silias, aber es war stark genug, um das Monster in Schutt und Asche zu legen. Es hat einfach aufgehört zu existieren. Ich allein habe es geschafft. Also stand ich da... Schwitzend, schweratmend und überall mit dunklem Blut beklebt. Ein Monster, in das ich zwanzigfach hineingepasst hätte, nichts mehr als ein dünner Lufthauch in der modrigen Luft. Und ich allein hatte das Biest erledigt. Ich allein, mit meiner defensiven Magie. Bist du stolz auf mich? Diese Frage stellte ich mir als Erstes. Ich dachte weder an Ardan noch an Silia, nein, ich dachte an dich und was du wohl zu mir gesagt hättest. Hast du das gesehen, Kenai?, hätte ich gerufen. Ich wäre zu dir geeilt und hätte mich dir an die Brust geschmissen. Vielleicht hätte ich sogar dabei gelacht, obwohl um uns herum weiterhin ein wilder Kampf stattfindet. Siehst du? In meinen Fantasien bin ich nie allein. Du bist immer da.
Jetzt kommen mir wieder die Tränen... Ich halte die Trennung allmählich nicht mehr aus. An manchen Tagen ist es erträglich, aber Tage wie diese führen mir vor Augen, wie sehr wir uns ergänzen und wie viel wir erreichen können. Wir sind stark, Kenai. Wir sind so, so stark. Wir wussten nur nicht, wo diese Kraft lag. Hast du sie gefunden? Hast du deinen Weg gefunden, mein Zirkusjunge? Wie geht es dir? Wie menschlich fühlst du dich? Wie ergeht es dir mit deinem Bruder? Kannst du ihn retten? Will er das?
Ich hoffe, du kannst mir bald Antworten auf all diese Fragen geben. Ich vermisse dich mit jedem Herzschlag.
Pass auf dich auf, Kenai! Ich schicke dir in Gedanken mein Licht. Möge es dich weiterhin durch deine Dunkelheit leiten.
Mit viel Liebe,
deine weißhaarige Prinzessin.



1 867

15.07.2019, 10:03

Kenai

Meine Hände zitterten und mein Kopf war voll von ihre Worte. Sie gruben sich tiefer in mir hinein, suchten sich einen Weg zu meinem Herz und als sie den Ort fanden, riss etwas in mir auf. Zuerst fielen kleine Tränentropfen, dann wurden sie immer mehr bis mein ganzer Körper anfing zu beben. Keuchend rang ich nach Luft und stieß dann abgehackt die Luft aus, während die Tränen auf meine Wangen brannten. Mein Blick war vollkommen verschwommen. Ich konnte nicht aufhören, da war so viel in mir und es musste raus. Das Tagebuch fiel mir aus den Hände und ich vergrub mein Gesicht in ihnen. "W-warum....h-hast d-du n-nicht nach mir gerufen, w-wenn du mich brauchst? I-ich w-wäre gekommen!", meine Stimme klang rau und eine neue Zitterwelle erfasste mein Körper. "Jenaya", stieß ich gequält aus: "B-bitte lass mich wieder zu dir zurückkommen. Wir brauchen doch keine Trennung, wenn wir uns lieben. Das ist Unsinn! Es tut dir weh und es tut mir weh. Wir können doch gemeinsam an uns arbeiten. Wenn ich deine Liebe bin und du meine Liebe bist, dann sollten wir doch zusammen sein. Wir finden Wege wie wir stark sein können!"


1 868

15.07.2019, 19:25

Ardan

Ich lachte leise in mich hinein. Jadis' Begeisterung war auch zu süß. Es tat gut sie so zu sehen. Es erwärmte mich. Ließ mich die Schatten des Krieges vergessen. Sie ratterte bereits die ersten Dinge runter, die wir sofort erledigen mussten und als sie auf Kenai zu sprechen kam, stellte sich uns ein "kleines" Problem in den Weg. Da dies aber unsere Hochzeit war, würde ich schon dafür sorgen, dass alles seinen Platz fand. Selbst Jenaya und Kenai.
Draußen trafen wir auf Thales und auch ich reagierte angespannt. Er tauchte nicht einfach so auf, wenn es nicht wirklich dringend war. >Keine Sorge. Bei uns läuft alles bestens, bis auf die Sache, dass der Elfenkönig sich uns angeschlossen hat. Den Kerl kann ich absolut nicht ausstehen.<
Meine Brauen schossen überrascht in die Höhe. Der Orden des Lichts zeigte sich mal? Na welch ein Wunder! Und dann auch noch die Elfen... Den genauen Grund, warum Thales diese Art abwies, kannte ich nicht. Er hatte es mir nie gesagt. Das war auch in Ordnung so. Er wusste auch nicht alles über mich. >Was machst du dann hier?<
Thales richtete seinen Blick auf mich. >Kenai wollte mit Jenaya reden. Scheint ernst zu sein. Hoffe, sie bekommen ihre Problemchen auf die Reihe. Wir haben immerhin Wichtigeres zu tun.<
Oh... Kenai war hier? Wegen Jenaya? Hätte nicht gedacht, dass er so bald die Initiative ergreifen würde, um sie zur Rede zu stellen. Auch ich hoffte, dass ihr Gespräch gut ausging. Jadis und ich sahen ja, was die Trennung mit Jenaya anstellte. Sie wirkte nicht mehr so glücklich wie zuvor. >Hm,... Wichtigeres...< Ich fuhr mir schief grinsend durchs Haar. Thales durchschaute mich sofort. >Oje... was kommt jetzt noch?<
>Sag du es ihm.< zwinkerte ich Jadis zu. Sie war die Braut. Sie sollte die Ehre haben, unsere Eisblitzhochzeit offiziell zu verkünden.

Jenaya

Anfangs bekam ich mein Weinen nicht unter Kontrolle, doch je länger er sich Zeit nahm, mein Tagebuch zu lesen, desto ruhiger wurde ich. Die Worte, die mir nicht über die Lippen kommen wollten, drangen in seinen Kopf ein, weil er sie las. Er las alles, was ich je geschrieben hatte und es fühlte sich intimer an als je zuvor. Ich wurde nervös, dann wieder ruhig, später kam die Anspannung dazu, dann etwas Verlegenheit... Ich konnte wirklich nicht vorhersagen, wie er das alles aufnehmen würde. Seine Worte von vorhin wirbelten immer noch in meinem Kopf herum. Griffen die wunden Stellen in meinem Inneren an. Oftmals hatte ich mich selbst gefragt, nicht doch die falsche Entscheidung getroffen zu haben, doch dann sah ich ihn an. Hier, vor mir. So viel menschlicher, so viel... erfahrener. Es umgab ihn eine ganz andere Aura, dennoch sehr vertraut.
Und dann hob er den Kopf. Mit Tränen in den Augen. Man müsste meinen, das wäre Grund genug für mich wieder mit dem Heulen anzufangen, aber ich tat es nicht. Stattdessen rutschte ich näher zu ihm und schlang schniefend die Arme um seinen Hals. Ich wollte nicht, dass er weinte, so wie er nicht wollte, dass ich weinte. Letzten Endes weinten wir beide. Was für ein wunderbares, tragisches Liebespaar wir doch abgaben, dachte ich mit Schluckauf. >Ich... ich wollte mich nie von dir trennen, Kenai. Ich, ich dachte, der Abstand würde uns beiden dabei helfen zu wachsen. Herauszufinden, wer wir wirklich sind.< murmelte ich an seiner Schulter. Eine Träne tropfte in den dunklen Stoff seines Oberteils.
>Als Akela aufgetaucht ist, hatte ich das Gefühl, dich nicht mehr greifen zu können. Du warst mir irgendwie... fern. Ich habe es nicht mehr ertragen, wie die Situation sich weiter entwickelt hat.< fuhr ich fort und schmiegte mich dabei enger an ihn. Es fühlte sich unfassbar gut an, ihn wieder zu umarmen. Von ihm gehalten zu werden. Hier war mein Platz. Hier war er schon immer gewesen. >Ich dachte... Wenn du mit ihm mitgehst, findest du schon deinen Weg. Er wird dir Dinge zeigen, die ich dir nie zeigen könnte und das hat sich bewahrheitet, das hast du vorhin selbst gesagt. Er hat dir dabei geholfen, selbst mit dem schlimmsten Kummer fertigzuwerden.< Der Schluckauf machte es ernsthaft schwer weiterzusprechen. >Sieh dich nur an... du bist anders... gut anders... du bist mehr Mensch denn je und das macht mich unglaublich stolz. Genug, um fast wieder in Tränen auszubrechen.< lächelte ich mit feuchten Augen, die er aber nicht sehen konnte, weil ich ihn immer noch festhielt. Ich wollte ihn gar nicht mehr loslassen. Ich wollte ihn nie wieder loslassen. >Es lag mir nicht darum, dich für irgendetwas zu bestrafen oder dir eine Lektion zu erteilen... Ich liebe dich. Ich will nur das Beste für dich. Und als ich mich für den Abstand entschied, dann weil ich dich in eine Richtung schubsen wollte, in die du freiwillig nicht gegangen wärst.<
Meine Stimme wurde leiser. >Natürlich gebe ich zu, dass das nicht der beste Weg war. Dass ich nicht das Recht besaß, über deinen Kopf hinweg eine Entscheidung wie diese zu treffen. Mir tut es schrecklich leid, wie sehr dir das wehgetan hat, aber glaube... glaub mir, dass ich jeden Tag gelitten habe. Jeden Tag ein bisschen mehr. Du hast es ja gelesen.<
Meine Augen füllten sich wieder mit Tränen. >Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, Kenai.<

Silia

Er zögerte nicht. Auch nahm er nicht seine Hand aus meiner, obwohl das Nähe bedeuete. Nähe, die er normalerweise nicht zuließ. Warum er plötzlich mit meiner Gesellschaft einverstanden war, verstand ich nicht so recht, aber ich freute mich sehr darüber. Das bedeutete, wir waren auf einem guten Weg. Ein Weg, der wohin auch immer führte. Ich wollte mir darüber keine Gedanken machen, ich wollte bloß den Frieden genießen.
Da ich tatsächlich vor nicht allzu langer Weile etwas im Gebirge bemerkt hatte, steuerte ich direkt darauf zu. Spitze, graue Felsen ragten schräg in die Höhe, bohrten sich in ihre Nachbarn. Selbst die Landschaft hier drückte Brutalität aus. Die Dämonen und das Blut, das hier geflossen war, hatte das alles zustande gebracht. Wenn ich an all die Herzenslichter zurückdachte, die sich in den Schlossmauern versteckt hatten, wurde mir ganz schwer ums Herz und ich hoffte, dass sie schon bald ihre ewige Ruhe fanden. Einige von ihnen waren sogar bei mir geblieben. Sie wärmten mich von innen. Gaben mir Stärke.
Wir erreichten einen eigenartigen, sehr schmalen Spalt in der Felsengruppe, fast kaum zu sehen, aber mit einem scharfen Sehnsinn wie meinem durchaus auffindbar. Ich trat näher und ließ dabei Akelas Hand los, weil ich sonst nicht in diesen Spalt hineinkam. Klar, man musste gerade hier etwas vorsichtiger sein, doch ich spürte keinerlei Gefahr. Es war ruhig. Keine angespannte Stille. >Irgendetwas befindet sich hier drin. Ich spüre es.< murmelte ich in die Dunkelheit hinein, während ich mich durch den Spalt zwängte. Feuchte Luft schlug mir entgegen, es war ein wenig stickig im sehr schmalen Flur. Ich konnte nicht mal meine eigenen Hände sehen, so finster war es hier, doch ich schritt weiter, sandte kleine Lichtfunken aus, die mir den Weg wiesen.
Kurz schaute ich zurück zu Akela. Vor mir Dunkelheit, hinter mir Dunkelheit... und ich verspürte kein bisschen Unbehagen. Eigentlich fühlte ich sogar etwas wie tiefe Ruhe in mir, weil Akela da war und ihm die Finsternis mehr als vertraut war. Ich lächelte ihn an. >Kommst du oder erwartest du eine schriftliche Einladung?< neckte ich ihn.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

1 869

15.07.2019, 20:10

Jadis

Die Elfen von Orden des Licht waren also gekommen, ihr König war auch der oberste Befehlshaber des Ordens und es war eine gute Nachricht, dass sie auch auf das Kampffeld rückten. Wir brauchten jede Unterstützung. Ich merkte, dass Thales sie anscheinend nicht mochte und auch Ardan wirkte nicht begeistert. Ich wusste, dass die Elfen sehr steif und alttraditionell wirkten, aber bislang hatten wir nie Probleme mit ihnen gehabt, trotz verschiedene Ansichten. Dann weiteten sich meine Augen überrascht, als Thales Kenai erwähnte. Er war hier? Und wollte mit Jenaya reden? Ich hoffte für die Beiden, dass dieses Mal das Gespräch gut ausgehen würde. Sie waren schon so lange getrennt gewesen und ich glaubte sie hatten sich sehr vermisst. Jenaya hatte seit der Trennung kaum gelächelt, es fehlte das besondere Strahlen in ihr, dass immer da war, wenn Kenai in ihrer Nähe war. Ardan wechselte das Thema und meine Wangen begannen sich vor Freude zu erröten. Breit grinste ich den besten Freund von Ardan an und in einem feierlichen Ton sagte ich: "Wir werden heiraten, so schnell wie möglich. Schon morgen soll die Vorbereitungen beginnen und wir haben ein Thema: Eisblitzhochzeit." Meine Augen funkelten und ich umarmte überschwänglich Thales: "Du bist herzlich zu unsere Hochzeit eingeladen."

Kenai

Plötzlich umarmte sie mich und ich erstarrte, sodass ich sogar aufhörte zu weinen. Einen Moment überforderte mich diese Nähe, die mir so lange entbehrt gewesen war und nach der ich jeden Tag gesehnt hatte. Lavendel. Sie duftete immer noch nach Lavendeln. Ich schlang meine Arme um Jenaya und vergrub mein Gesicht an ihrem Hals, um den Duft tief einatmen zu können. Meine Arme um sie wurde fester, als sie zu sprechen begann und mein Herz klopfte schneller. "Versprich mir, dass du das nie mehr wieder tust. Schicke mich nicht mehr einfach fort, egal ob du meinst es sei mein Bestes oder nicht. Es ist wie beim Lügen, obwohl ich dich damit beschützen wollte, war es trotzdem nicht richtig dich anzulügen. Lass mich selbst entscheiden, was für mich gut ist, wie du dich entschieden hast lieber eine schmerzhafte Wahrheit hören zu wollen. Wir müssen lernen mehr über unsere Inneren zu reden, wenn wir uns Sorgen um den Anderen machen. Wir müssen lernen uns mehr zuzutrauen und einander zu vertrauen. Ich würde dich doch niemals verlassen, es tut mir leid, wenn du geglaubt hast, dass ich mich von dir entferne. Und ich werde dir verzeihen, weil ich dich liebe."

Akela

Immer wieder blickte ich auf unsere ineinander verschränkte Fingern, während wir zu den Felsen gingen. Vielleicht halluzinierte ich doch oder war in einem komischen Traum gefangen. Misstrauisch beäugte ich den Dampf des Lavaflusses. Nein. Es war keine Einbildung oder ein Traum, das hier war real. Ich wusste es, denn ich kannte mich mit Täuschungen gut aus. Ihre Hand sieht irgendwie in meine behandschuhte Hand winzig aus. Wenn ich zu fest drückte, könnte ich vielleicht die Fingern brechen. Ich musste meine Hand entspannt halten, damit das nicht passierte. Wir erreichten die Stelle, den sie in Visier hatte und ich zog ein Augenbraue hoch, als Silia sich in den Spalt zwängte. Diese Frau hatte anscheinend eine andere Vorstellung von Spaziergang. Ich verdrehte die Augen: "Ich brauche keine Einladung, sowas habe ich nicht nötig." Ich zwängte mich ebenfalls in den Spalt hinein: "Dir ist schon klar, dass bei solche Abenteuern geheime Fallen oder plötzliche Feinde geben kann? So als kleine Vorwarnung." Ich schickte ein paar Schatten los, die den dunklen Gang vor uns auskundschaften sollten.


1 870

15.07.2019, 20:49

Ardan

Thales' Augen wurden groß. Ihn zu überraschen, das war eine wahre Kunst. Diesen Kerl überraschte mich nicht so leicht, darum genoss ich seinen Gesichtsausdruck, als Jadis ihn einfach umarmte. Er blinzelte zu mir, dann in den Himmel. Schien, als würde er gerade ein Stoßgebet in Gedanken aussprechen. >Ihr wollt heiraten? Gerade jetzt? Zu Kriegszeiten? Mannomann, ihr seid verrückter, als mir klar war.< schüttelte er ungläubig den Kopf. Dabei lag ein Schmunzeln auf seinen Lippen. >Würde ich dich nicht so gut kennen, hätte ich dich für vollkommen bescheuert gehalten, aber ihr beide seid verrückt. Verrückt und verrückt ergibt noch verrückter.<
Er löste sich von Jadis und lachte auf. >Von mir aus. Warum nicht? Wenn die Elfen schon aufgetaucht sind, warum sie dann nicht hart schuften lassen, wie wir es bislang getan haben? Die kommen ohne uns klar.< Jetzt grinste er auch wie blöde. Gute Nachrichten wie diese waren scheinbar höchst ansteckend. Zeit, noch mehr Leute einzuweihen. >Ich rufe gleich Azuria an. Ich hoffe, sie schafft es zu kommen. Bei ihr ist einiges los.<

Jenaya

Ich schniefte ein letztes Mal, ehe ich mich dazu überwand, meine Arme von ihm zu lösen. Da war die Angst, all das könnte ein fieser Traum gewesen sein, aber Kenai blieb. Er verpuffte nicht. Er saß noch vor mir. Mit getrockneten Tränen auf den Wangen. Sicherlich gaben wir beide ein sehr mitleiderregendes Bild ab, doch das störte mich nicht im geringsten.
Stattdessen nahm ich mir die Zeit, ihm ins Gesicht zu sehen. Jedes Detail neu zu erkunden. Angefangen bei seiner geraden Nase, den geschwungenen Lippen, den sanften Grübchen bis hin zu seinen besonderen Augen. Wie ich diese Augen vermisst hatte... Das gesplitterte Gold hatte mich mehrmals in vielen Nächten heimgesucht. Ich war nie wirklich davon losgekommen. Augen wie diese vergaß man nicht. Sie blieben im Gedächtnis. Für immer.
Anfangs etwas zögerlich hob ich die Hände, um sie ihm auf die Wangen zu legen. Der Bart war mir neu. Er fühlte sich kratzig an, schabte leicht über die Haut an meinen Fingerspitzen. Ich lächelte. Lächelte, weil ich ihn wieder berühren durfte. Weil das hier die Realität war und kein Traum. >Mich ein zweites Mal von dir zu trennen, würde mir nie in den Sinn kommen. Es würde mich endgültig brechen.< versicherte ich ihm. Dass er mir verzieh, bedeutete mir wahnsinnig viel. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Er war zu mir zurückgekommen. Er war hier bei mir und liebte mich immer noch. Mehr hatte ich mir nie zu träumen gewagt. >Ich liebe dich so, so, so... sooooo sehr.< sagte ich sanft.

Silia

Meine Mundwinkel zuckten. >Ach... Ich dachte, ihr Piraten seid leidenschaftliche Abenteurer oder verbirgt sich hinter der harten Fassade nur ein alter Langweiler?< erwiderte ich in die Stille hinein und musste mir ein leises Lachen verkneifen. Es tat gut unbeschwert mit ihm zu reden. Ohne davon ausgehen zu müssen, dass er mich gleich mit Worten verletzte, um mich auf Abstand zu halten. Wäre es hier nicht so verdammt eng, hätte ich wahrscheinlich wieder mit dem Schwanzwedeln begonnen.
Ich kniff die Augen leicht zusammen, schob mich tiefer in den finsteren Flur und lauschte. Absolute Stille war mir nicht wirklich geheuer, aber ich spürte, dass hier etwas war. Keine Gefahr, sondern mehr als das. Ein Flüstern. Kaum hörbar. Ein Rufen, ein Sehnen, ein Wimmern. Von überall her drangen leise Stimmen an mein Ohr. Nun wusste ich auch, warum. Ich hielt abrupt inne. Atmete tief ein und aus. >Dieser Flur... er... er führt...< Ich ließ den Satz offen in der Luft stehen. Mein Körper bewegte sich weiter, wollte nicht länger auf der Stelle bleiben, sondern den vielen Stimmen folgen. >Wir sind gleich... da.<
Plötzlich öffnete sich der Durchgang und offenbarte eine winzig kleine Höhle, in der gerade mal Platz für Akela und mich war. Zwei Köpfe mehr und wir würden uns den Kopf an der Decke anstoßen. Außerdem... Dunkelheit. Hier herrschte ausschließlich Dunkelheit, aber davon ließ ich mich nicht täuschen. Ich tastete mich an der feuchtkalten Wand entlang, konzentrierte mich, schickte kleine Wellen aus Licht in das schwarzgraue Gestein. Ich irrte mich nie. Nicht, wenn es um Herzenslichter ging.
Dann traf ich die richtige Stelle. Scheinbar den Kern dieses Verstecks, denn mein Licht setzte eine Reaktion frei. Über unseren Köpfen breitete sich ein Himmel aus hellblauen Sternen aus. Ein atemberaubendes Spektakel und gleichzeitig so unfassbar traurig, weil ich wusste, was das zu bedeuten hatte. >Das sind Herzenslichter... Verloren, verwirrt, verängstigt. Sie haben sich hier versteckt.< murmelte ich ergriffen.

Das Leuchten
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

1 871

15.07.2019, 21:34

Jadis

Sein verblüfftes Gesicht ließ mein Grinsen noch größer werden und ich kicherte leise, als er aussah, als würde er einen Stoßgebet in den Himmel schicken. Ich stemmte gut gelaunt die Hände gegen meine Hüfte und meinte gelassen: "Ein bisschen Verrücktheit schadet Niemand, das hält Einem jung und man wird nicht steif. Macht das, wir werden auch gleich weitere Personen die frohe Nachrichten verkündigen." Ich schnappte mir Ardan's Hand: "Ah, da hinten ist Yun. Er wird bestimmt ausflippen, wenn er hört, dass wir heiraten. Er scheint solche Art von Feste sehr gerne zu mögen." Ich erinnerte mich an seinem süßen Einsatz beim Verlobungsfest von Jenaya uns Kenai. Damals als noch Pixie hatte er sich wahnsinnig viel Mühe gemacht, um die Beiden eine Freunde zu bereiten. Er war genauso wie sie aufgeregt gewesen. "Und wir müssen unbedingt unsere Kinder kontaktieren", fügte ich hinzu. Ich stellte mir vor, wie sich unsere Kinder darüber freuen würde und dann würde Zen auch endgültig mein Sohn sein.

Kenai

Mein Blick wurde unsicher, als sie mich zu mustern begann und dann atmete ich tief ein, als ihre weiche Hände sich auf meinem Gesicht legten. In meinem Magen begann es zu kribbeln und mein Herz hörte nicht auf schneller zu schlagen. Jenaya berührte mich und dieses Gefühl berauschte mich. Besonders ihr Lächeln. Ich hatte es vermisst. Zaghaft berührte meine Fingern auch ihr Gesicht, sie war so wunderschön. "Gut", antwortete ich zufrieden, als Jenaya mir sagte, dass sie mich nicht wieder verlassen würde. Ich durfte doch an ihrer Seite bleiben, ich war für sie die richtige Person. Ich war das, was sie wollte. Mehr brauchte ich nicht, um mich glücklich zu fühlen. Mehr hatte ich mir auch nicht gewünscht. Jenaya blieb mein einziger Traum. Ihre Liebesworte ließ meine Augen aufleuchten und ich spürte, dass die Herzwunde sich langsam verheilte. Ich beugte mich zu ihr hinunter und küsste sie stürmisch. Dieser blumiger Geschmack, diese weiche Lippen und die Wärme in meinem Brustkorb, die sich weiter in meinem Bauch ausbreitete. Ich hatte sie so sehr vermisst. Und jetzt konnte ich wieder glücklich werden.

Akela

Ich schnaubte augenverdrehend und ärgerte sie: "Abenteuer ist mein zweiter Name. Ich wollte dich bloß gelegentlich darauf hinweisen, nicht, dass du naher plötzlich Pippi in der Hose machst. Diese Peinlichkeit wollte ich dir großzügig ersparen. Solche Art von Abenteuern sind nur für Leute mit einem wildem Geist geeignet. Nichts für brave Mädchen." Die Schatten kehrten zurück und ich konnte die Bilder vor meine innere Augen sehen. Keine Gefahren lauerten, dennoch war etwas in diesem Ort. Ich quetschte mich weiter durch den engen Gang und manchmal streifte ihr buschiger Schwanz mich. Ich spürte das komische Bedürfnis ihren Schwanz anfassen zu wollen und die Fuchsohren. Aber ich unterdrückte dieses Bedürfnis, sie war kein Haustier. Plötzlich hielt sie inne und beinahe wäre ich in sie hineingelaufen. Wir befanden uns in eine kleine Höhle und ich kniff meine Augen leicht zusammen, als ich die leuchtende Punkte an der Decke wahrnahm. "So sehen die Herzenslichter ohne Körper aus?", runzelte ich mit der Stirn. Das hieß in mir existierte auch so ein leuchtendes Punkt? Die Seelen, die ich kannte, waren schattenhafte Gestalten ohne wirkliche Form. Doch es waren Seelen die lange Zeit verloren gewesen waren und nicht zur Ruhe kamen. "Und was willst du jetzt machen?", fragte ich sie.


1 872

15.07.2019, 21:59

Ardan

Ich zwinkerte Thales zu. >Verbreite die Kunde. Und es versteht sich von selbst, dass du bei den Vorbereitungen helfen wirst. Ohne dich wird es nämlich nicht so schnell vorangehen.< Komplimente halfen immer, denn mein bester Freund hob einverstanden den Daumen und trottete davon. Er würde demnach Azuria Bescheid geben. Sehr gut. Jadis hatte derweil ein weiteres Opfer unserer guten Laune entdeckt. Yun. Dass er sich über die Hochzeit freuen würde, stand natürlich fest. Diese geflügelten Wesen waren für jeden Spaß zu haben.
>Dann rufe ich kurz Raja an. Er wird allen in Ignulae die frohe Nachricht verkünden.<

Jenaya

Mein Verstand setzte aus, als Kenai sich plötzlich vorbeugte und seine Lippen auf meine trafen. Nur mein Körper fühlte sich ganz und gar nicht überrumpelt davon. Das Gegenteil war der Fall. Er erinnerte sich an jede Bewegung, an jeden schnellen Herzschlag, an jede Wärmewelle, die Kenai schon damals in mir ausgelöst hatte. Denken war nicht mehr nötig. Nur Fühlen. Und ich fühlte viel, sehr viel. Von Erleichterung bis tiefe Liebe, alles war präsent.
Ich erwiderte den Kuss mit all der Hingabe, die ich für diesen Mann empfand und den ich über alles liebte. Ihn wieder bei mir zu haben, fühlte sich wie das beste Geschenk auf Erden an. Sein Körper an meinem, seine weichen Lippen, die genauso schmeckten wie beim letzten Mal. Selbst sein Duft war derselbe. Ich fühlte mich, als sei ich wieder daheim angekommen. Kenai war mein Zuhause. Nicht nur er hatte den Weg zu uns zurückgefunden. Dasselbe galt für mich auch. Ich klammerte mich an seinen Schultern fest, um der Gewalt der Gefühle Frau zu werden und erschauderte. Mehrmals. Röte stieg in meine Wangen, mein Gesicht glühte. Die Hitze in meinem Magen meldete sich mit einer Wucht zurück, dass ich aufkeuchte und mein Griff etwas fester wurde. Überall... da war nur Kenai.

Silia

Ich blickte mich um, betrachtete jedes einzelne Leuchten und lauschte den flüchtigen Stimmen. >Ja und Nein. Sie sind golden, wenn sie im Körper sind und diesen nach dem Tod verlassen. Oder wenn sie bei mir bleiben, dann behalten sie die goldene Farbe bei.< beantwortete ich Akelas Frage und berührte dabei die leuchtenden Flecken. Bilder huschten an meinem inneren Auge vorbei. Die meisten von ihnen hinterließen einen bitteren Geschmack auf meiner Zunge. >Wenn sie zu lange am Ort ihres Todes verweilen, verlieren sie ihre Wärme. Sie frieren sich selbst ein. Darum auch die bläuliche Farbe.< fuhr ich ruhig fort. Einige Lichter lösten sich zögernd aus dem Felsen und hüpften auf meine Unterarme. Sie spürten, dass in mir ähnliche Lichter hausten. Sie fühlten sich von der Wärme, dem sanften Licht angezogen. Ich beobachtete sie mit einem sanften Lächeln.
>Der Grund, warum sie nicht der Dunkelheit verfallen und zu Schatten werden, ist der, dass sie einen guten letzten Wunsch hegen. Keinen der Rache oder der Eifersucht. Meistens ist ihr letzter Wille für ihre Liebsten da zu sein. Sich ein letztes Mal von ihnen zu verabschieden.< Ein Licht gab sich besonders schüchtern, darum trat ich näher und stupste es vorsichtig an. Es flackerte unsicher. Kummer legte sich auf mein Herz. >Dieses hier... sie ist sehr jung gestorben. Qualvoll. Man hat sie schwer verwundet in dieser Gegend alleine gelassen. Ohne ihre Schwester.< Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. >Zwei Nächte lang hat sie um ihr Leben gekämpft. Ihr Körper hat allerdings den Kampf verloren. Ihr Herzenslicht nicht. Sie möchte nur... nur ein letztes Mal ihre Schwester im Arm halten.<
Als das unsichere Licht doch noch auf meine offene Handfläche hüpfte, bildeten sich Tränen in meinen Augen. >So ein tapferes kleines Licht... Das allein ist der Grund, warum ich immer wieder aufstehe, warum ich trotz allem weiter kämpfe. Ich kämpfe für all diese wunderschönen Lichter. Für Hoffnungen, unerfüllte Wünsche. Sie sind das wahre Licht in den Welten.<
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

1 873

16.07.2019, 18:25

Jadis

"Macht das", zwitscherte ich und wank hektisch zu Yun, damit er mich sah. Er flog direkt zu mir und verstreute dabei sein Glitzer: "Da sieht Jemand glücklich aus. Es ist toll, wenn man sich weiter verwandeln kann, nicht?" Stolz zeigte er auf seine Flügeln und setzte sich schließlich auf meiner Schulter hin: "Wir sind jetzt die Meisterflüglern!" Ich musste schmunzeln und erklärte ihn mein glücklichen Zustand: "Ardan und ich wollen so schnell, wie möglich heiraten und du bist natürlich herzlich auf unsere Hochzeit eingeladen." "Woaaa!", kreischte er begeistert und schoss in die Höhe. Sein goldenes Glitzer kitzelte meine Nase und aufgeregt schwirrte er um meinem Kopf herum, dass mir davon beinahe schwindelig werde: "Da fällt mir tolle Dinge ein, die ich für euch machen kann. Als Fee kann ich jetzt mehr zaubern, weil meine Magie größer geworden ist. Ich könnte ja so ein kleines Feuerwerk aus Glitzerstaub machen oder ich lasse Blumen durch die Luft fliegen, wenn du zum Altar gehst...." "Halt", lachte ich, denn er sprach so schnell, dass man ihn kaum verstehen konnte: "Es wäre schön, wenn du bei den Vorbereitungen mithelfen kannst." Sanft lächelte ich ihn an. Er hob den Daumen an: "Klasse, ich bin nämlich ein Spezialist was an Vorbereitungen für Feste angeht!"

Kenai

Leise keuchte ich auf, als ihre weiche Lippen den Kuss erwiderte und Wärme durchströmte meinem Körper. Meine Hände vergruben sich in ihr seidiges Haar und ich spürte ein Ziehen in meinem Magengegend. Ein Kuss von ihr genügte, dass ich mich nach ihr verzehrte und mich mit ihr fortpflanzen wollte. Alles drehte sich in meinem Kopf und ich spürte viele Gefühle in meinem Körper. Sie kribbelten wie verrückt und ich fühlte mich von diese glückliche Gefühle beinahe überfordert. Es war fast schon zu viel. Unruhig wanderten meine Hände zu ihrem Rücken, damit ich sie enger an mich drücken konnte. Ich spürte den dringender Wunsch alles aufzuholen, was wir verpasst hatten, als wir getrennt gewesen waren. Schweratmend löste ich mich von Jenaya, weil ich merkte, dass ich nicht mehr richtig denken konnte und ich wollte sie nicht überfallen, weil das vielleicht zu früh war. "Ich liebe dich", sagte ich glücklich und meine Augen leuchteten. "Jetzt wird alles gut werden", fügte ich hinzu .

Akela

Ich hatte mich nie mit Herzenslichter beschäftigt, warum sollte ich auch? Jedenfalls schien es da mit den Farben feine Unterschiede zu geben. Blaue Farbe war also schlecht und goldene Farbe bedeutete, dass sie noch den direkten Weg ins Jenseits finden konnten. Dann näherte sich Silia einem flackerndes Licht und erzählte deren Geschichte. Ich wandte mich von ihnen ab, denn ich konnte die vergangene Ich's der Herzenslichter sehen. Mit meinem Schattenauge war ich in der Lage in die Schatten der Vergangenheit blicken zu können, wie ich es bei Kenais Erinnerungen getan hatte. Demnach konnte ich die ehemalige Gestalt des jungen Mädchens schwach sehen, in dessen Brustkorb das Licht flackerte. Ich sah auch die schwere Verletzungen, die ihr zugefügt wurde, als Silia ihr Ende erzählte. "Ich schiebe draußen Wache, während du dich um diese Sache kümmerst", ich hatte nichts hier zu suchen und ging zurück in den Spalt. Außerdem begann das Schattenauge zu pochten und die Schattenwelt wurde präsenter.


1 874

16.07.2019, 19:04

Ardan

Da Jadis unseren kleinen geflügelten Freund auf den neuesten Stand brachte, zog ich den magischen Spiegel hervor, mit dem ich Raja anrief. Es dauerte einige Sekunden, bis er mit einem freundlichen Lächeln erschien. >Du lebst, werter Freund. Hast dich aber lange nicht mehr gemeldet, dachte schon, ich müsste einen Suchtrupp losschicken.<
>Ich bin unbesiegbar, schon vergessen?< grinste ich.
Er rollte die Augen. >Es ist beinahe beruhigend, dass der Krieg dein Ego nicht zerstört hat.< Hinter ihm entdeckte ich Freesia, seine Frau, die gerade die Wäsche faltete. Sie spähte über seine Schulter in meine Richtung. >Schön dich zu sehen, Mahajal. Wie sieht es an der Front aus?<
Obwohl ich ihr mehrmals das Du angeboten hatte, fiel sie in alte Muster zurück und nannte mich bei meinem Titel, weil ich sie damals aus den Fesseln der Dunkelheit befreit hatte. Ich mochte sie. Sie war eine gute Frau und eine noch bessere Ehefrau für Raja. >Es sieht übel aus, aber wir schlagen uns wacker. Wir haben einige Hohedämonen erledigt, das verschafft uns einen klaren Vorteil.<
>Das hört man gerne.<
>Ich rufe allerdings wegen einer anderen Sache an.< wechselte ich sogleich das Thema, denn ich wollte noch Zen Bescheid geben. >Jadis und ich werden eine Eisblitzhochzeit veranstalten. Da es den richtigen Zeitpunkt nicht gibt und niemand garantieren kann, wer am Ende überlebt, wollen wir uns sofort vermählen. Kannst du das bitte verkünden?<
Raja fielen fast die Augen aus dem Kopf. Auch ihn überraschte man nicht so leicht. Als meine rechte Hand hatte er schon einiges erlebt, aber das hier war sehr speziell. Freesia war die erste, die reagierte. >Das sind ja wundervolle Neuigkeiten! Herzlichen Glückwunsch! Wir werden alles tun, um das Fest so spektakulär wie möglich zu gestalten.<
>Danke.< lächelte ich. >Und berichtet von der Rückkehr der Soldaten. Ich schätze, dass jeder hier sich darauf freuen wird, die Familie wiederzusehen.<
Raja nickte. >Das ist wahr. Nun gut... Ich sehe, was sich in kurzer Zeit machen lässt.<

Jenaya

Bei den Vier Wasserfällen... Wie ich das hier vermisst hatte. Diesen Rausch, das nebelige Gefühl in meinem Kopf, mein wild schlagendes Herz. Kenais Nähe machte mich ganz benommen. Wie eine Ertrinkende klammerte ich mich an ihm fest, durstete nach mehr. Zu lange hatte ich auf das hier verzichten müssen. Ich hatte mir das alles zwar selbst eingebrockt, doch hier und jetzt spielte das keine Rolle mehr. Wir waren zusammen. Wir berührten und küssten uns. Und was für Küsse das waren... Sie kribbelten bis in meine Zehenspitzen. Überall bekam ich Gänsehaut, erst recht, als er seine Hände auf meinen Rücken legte und mich näher an sich zog. Wenn ich mich nicht irrte, hatte er an Muskeln zugelegt. Ich spürte harte, feste Haut unter meinen Fingern.
Als er sich von mir löste und mich dann aus leuchtenden Augen ansah, war es um mich geschehen. Mal wieder. Ich verfiel Kenai immer wieder aufs Neue. Dagegen war ich machtlos. >Ich liebe dich auch, mein Zirkusjunge.< strahlte ich ihn an und küsste ihn daraufhin stürmisch weiter. Ich wollte nicht, dass er damit aufhörte. Er sollte mich küssen und berühren, bis mir die Luft wegblieb und ich nach ihm duftete.

Silia

Akela sagte nicht viel dazu. Irgendwie schien er sich hier nicht mehr wohlzufühlen, sonst würde er nicht gleich das Weite suchen. Ich sah ihm kurz nach, ehe ich meine Aufmerksamkeit zurück auf die blauen Lichter lenkte. Sie schlüpften aus ihren Verstecken heraus, näherten sich mir, während ich ihnen die Zeit gab, die sie brauchten. Ich wartete geduldig. Blieb ruhig. Die Herzenslichter in meinem Inneren lockten die verlorenen Wünsche zu mir. Ihre Wärme breitete sich in meinem Körper aus.
Mehr und mehr sammelten sich auf meiner Haut, tauchten sie in ein bläuliches Licht. >Für euch habe ich einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen.< flüsterte ich sanft. Einige Lichter zögerten, aber schließlich überwanden sie sich nach all der einsamen Zeit in dieser Höhle und verschmolzen zu einer Einheit in mir. Neue Energie rauschte durch mich hindurch. Gedanken, Gefühle, ich erhaschte viele Einblicke in die verlorenen Seelen. Dankbar nahm ich sie an. Versicherte ihnen, für sie zu sorgen, bis ihre Zeit gekommen war, in den Lauf des Lebens zurückzukehren. Eine Weile lang stand ich einfach nur da, lauschte dem stetigen Pochen in meiner Brust und verließ dann den nun dunklen Ort. Alles Licht war erloschen.
Ich schob mich wieder durch den engen Spalt nach draußen. Dort, wo Akela auf mich wartete. >So, erledigt. Danke, dass du mich begleitet hast.< Ich rieb meine Hände aneinander und ließ den Blick umherschweifen. Ödes Land weit und breit. >Möchtest du wieder zurück ins Lager?<
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

1 875

16.07.2019, 19:56

Jadis

"Stopp, Envar!", erblickte ich eine vertraute Gestalt aus meinem Augenwinkel und wie eine Katze, die eine Maus erblickt hatte, stürzte ich mich auf ihn: "Ardan und ich werden heiraten, es wird eine Eisblitzhochzeit werden und es würde mich freuen, wenn du mit uns feierst. Immerhin bist du der Bruder von Silia und ihre Familie ist auch unsere Familie, da sie für uns wie eine Tochter ist." Er schien sich über die Einladung aufrichtig zu freuen und beglückwünschte mir. Mit eine zufriedene Miene suchte ich das Zelt von Jenaya auf und ich spürte auch die Neugier, wie die Unterhaltung zwischen Kenai und ihr ausgefallen war. Ich hoffte sehr, dass sie sich jetzt wieder zueinander gefunden hatten. "Hallo? Ist Jemand da?", meldete ich mich, denn ich wollte nicht einfach reinplatzen. Das gehörte sich nicht, einige Höflichkeitsregeln waren wichtig für das Zusammenleben mit andere Menschen.

Kenai

Ich spürte Wärme in meinem Brustkorb und mein Herz dehnte sich ganz weit auf, weil er sich mit ihrer Liebe füllte. Freudig schlang ich die Arme um Jenaya, als sie sich auf mich stürzte und ich erwiderte mit gleicher Leidenschaft den Kuss. Der Kuss wurde inniger und meine Hände wanderten ruhelos über ihrem Rücken. Ich wollte sie berühren. Überall. Ohne diese störende Kleidungsstücke. Meine Atmung wurde schwerer, während das Herz schneller schlug und die Wärme sich in meinem Magen sammelte. Meine Lippen wanderten zu ihrem Hals hinunter und hingebungsvoll begann ich an der weiche Haut zu knabbern, wo sie nach Lavendeln duftete. Ich erschauderte wohlig. Doch dann ertönte draußen eine Stimme und benommen blinzelte ich. "Wir sind nicht da", antwortete ich bestimmend und die Stimme begann zu lachen: "Kommt einfach naher zu uns, wenn ihr mit Knutschen fertig sein. Wir haben tolle Neuigkeiten!" Die Schritte entfernten sich, es hatte sich nach Jadis geklungen. Zufrieden brummte ich und widmete mich wieder der weiche Haut.

Akela

Die Grenzen verschwammen sich und ich sah deutlicher die andere Dimension. Das öde Land war nicht mehr leer, etliche Schatten huschten ruhelos hin und her bis Einige mich bemerkten. Sie schossen auf mich zu, zerrten an meine Kleidungen, flehten mich um Erlösung und kreischten nach Rache. Sie wollten Gerechtigkeit. Es waren leidende und verfluchte Seelen, die nicht ihre Ruhe nach dem Tod finden konnten. "Schert euch weg, ich bin ausgebucht!", knurrte ich und mit einer einzige Bewegung schleuderte ich sie von mir fort. Mein Kopf begann zu schmerzen und ich wollte gerade nach der Augenklappe greifen, als Silia erschien. Die dunkle Schattenwelt verschwand und es wurde stiller in meinem Kopf. "Ja", antwortete ich knapp, während ich versuchte die Bilder der Vergangenheit zu verarbeiten, die immer noch durch meinem Kopf rauschte, als die Schatten mich vorhin berührt hatten. Sie alle waren an einem qualvollen Tod gestorben oder hatten in ihrem Leben was verbrochen. Jede Menge Blut wurde hier vergossen.


1 876

16.07.2019, 20:37

Ardan

Da das Gespräch mit Raja erledigt war, folgte nun der weitaus wichtigere Anruf. Zen. Ich suchte das Feld nach Jadis ab, weil sie auf jeden Fall dabei sein musste und als ich sie fand, eilte ich zu ihr. Dabei verschwamm die Spiegeloberfläche und ein süßer, verschlafener Zen erschien. Er rieb sich die Augen, gähnte leise. >Papa?<
>Jadis!< sagte ich zurselben Zeit, als ich bei ihr ankam. Ich hielt den Spiegel so hin, dass Zen uns beide sehen konnte. Seine Augen wirkten nun wacher. Er lächelte breit. >Mama!< freute er sich.
>Hast du etwa ein Mittagsschläfchen gehalten?< neckte ich ihn, worauf er gespielt beleidigt den Mund verzog. >Ich hab ganz viel zu essen gehabt, da wurde ich müde.< Er rieb sich nochmal die Augen. >Wo seid ihr? Geht es euch gut? Wo ist Silia?<

Jenaya

Langsam blieb mir wirklich die Luft weg. Die Art, wie Kenai mich küsste, brachte mich vollkommen um den Verstand. Ich hatte fast vergessen, wie süchtig seine Lippen machten, wie weich und perfekt sie sich auf meinen bewegten. Sein Geschmack berauschte mich, sein Duft schürte die Hitze in meinem Inneren. Schweratmend begann ich an seiner Kleidung zu zerren, weil ich ihn endlich berühren wollte. Haut auf Haut. Ich sehnte mich so sehr danach, dass mir ein verlangender Laut entwich. Nur am Rande bekam ich mit, dass jemand nach uns rief, doch ich war zu sehr auf Kenai konzentriert, um mich damit zu befassen. Das hier war um einiges wichtiger.
Gierig fuhren meine Hände über seine Brust, als ich es schaffte, ihm das Oberteil auszuziehen. Glatte, feste Haut, perfekt, einfach perfekt. In Gedanken schmachtete ich diesen wunderbaren Mann an, dass ich fast zu sabbern anfing. Zu wissen, dass er zu mir gehörte, machte mich zur glücklichsten Frau der Welt. >Kenai...< hauchte ich betört, während meine Bewegungen auf ihm unruhiger wurden. Ich verglühte innerlich.

Silia

Ich lag mit meiner Vermutung richtig. Irgendetwas stimmte nicht, denn ich erwischte ihn gerade dabei, wie er nach seiner Augenklappe greifen wollte. War in ihm etwas aus dem Gleichgewicht geraten? Auch wenn ich ihn gern danach gefragt hätte, einfach um ihm zu helfen, blieb ich still. Er wollte zurück ins Lager. Zugegeben, ich hätte gern mehr Zeit mit ihm verbracht, aber man durfte sein Glück wohl nicht zu sehr ausreizen.
Wir schritten durch das aschgraue Land, bis die Zelte größer und größer wurden. Ich hielt nach einem Rotschopf Ausschau, aber er war nirgends zu finden. Nur Alita befand sich nach wie vor in meinem Zelt. Ihre Gedanken wehten zu mir hinüber. Envar hat tolle Neuigkeiten, was deine Eltern betrifft. Ich bin mir sicher, sie werden es dir bald selbst sagen, aber ich schätze, du willst es bereits vorher wissen.
Wenn du mich schon so neugierig machst, will ich natürlich wissen, was los ist. Tolle Neuigkeiten. Was bedeutete das? Hatten sie einen schlimmen Feind besiegt? Irgendetwas gefunden, das uns im Kampf half?
Sie wollen heiraten. Sehr bald. Höchstwahrscheinlich schon morgen, oder übermorgen. Die Nachricht macht die Runde.
Meine Augen weiteten sich. Eine Hochzeit? Mama und Papa wollten heiraten? Schon so bald? Ich blieb abrupt stehen und spürte reines Licht aus meinem Herzen meinen Körper fluten. Tiefe Freude erfüllte mich. Eine Hochzeit! Wie schön! Das waren in der Tat herrliche Neuigkeiten. Krieg hin oder her, wenn es um meine Eltern ging, gönnte ich ihnen jeden Wunsch. Ich wirbelte zu Akela herum und drückte ihm überschwänglich einen Kuss auf die Wange. >Wir sehen uns später. Ich muss ganz schnell weg.< sagte ich mit einem Strahlen im Gesicht, ehe ich zu meiner Schwester eilte, die gerade aus dem Zelt trat. Auch sie schien guter Laune zu sein. Eine Hochzeit war immer ein guter Grund, die Sorgen des Lebens zu vergessen. Doch wo steckte Thales? Er musste ebenfalls davon erfahren, immerhin war Vater sein bester Freund.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

1 877

16.07.2019, 21:09

Jadis


Grinsend entfernte ich mich von dem Zelt, denn mit Kenias Antwort bestätigte es sich, dass sie wieder sich zusammengefunden hatte. Obwohl heute ein herber Rückschlag gegeben hatte, schien trotzdem das Glück auf eine andere Weise auf unsere Seite zu stehen. Ich hatte endlich wieder das Gefühl, dass alles gut werden würde, egal wie schwer der Weg vor uns noch sein mochten. Eine vertraute Stimme rief nach meinem Namen und ich erblickte Ardan, der eilig auf mich zulief. Ich wollte gerade ihm die Neuigkeit über die Wiedervereinigung unsere Freunde berichten, als den Spiegel hochhielt und ich einen verschlafener Zen erblickte. Augenblicklich schmolz mein Herz dahin und ich vergaß alles Anderes. Freudig hüpfte mein Herz, als er mich Mama bezeichnete. Ich liebte das. Und ich liebte diesen unglaublich süßen Jungen. "Hallo, mein Mondjunge", ich drückte einen Kuss auf die glatte Oberfläche: "Uns geht es soweit gut und Silia befindet sich zurzeit an einem anderen Ort. Aber ihr geht es auch soweit gut. Wir haben eine tolle Nachricht für dich, wir kommen für ein paar Tage nach Hause und werden heiraten." Dann konnte ich endlich ihn wieder in meine Arme schließen, wir waren schon über einem Monat getrennt, auch wenn wir durch den Spiegel in stetigen Kontakt waren. Dennoch vermisste ich ihn schrecklich.

Kenai


Meine Atmung stockte, als Jenaya an meine Kleidungen zerrte und ich verstand diese Signale ganz klar. Sie wollte sich auch mit mir fortpflanzen. Ich half ihr beim Ausziehen und dann machte ich mich ungeduldig an ihre Kleidungen zu schaffen. "Jenaya", erwiderte ich atemlos, als meine Augen an ihrem Körper entlang wanderten. "Du bist noch schöner geworden", flüsterte ich voller Bewunderung und strich ehrfürchtig über die weiche Haut. Ihre Bewegungen waren unruhig und mir wurde dadurch wärmer. Sanft drückte ich sie in die Matte zurück und begann auf ihrem Körper Küsse zu verteilen, während meine Hände zärtlich über die weiche Haut streichelte. Ihr Duft vernebelte mein Kopf und ich genoss es ihr Körper ausgiebig zu erkundigen. Ich wollte mir Zeit nehmen lassen und neue Geheimnisse entdecken. "Meine weißhaarige Prinzessin", meine Lippen fanden wieder ihre Lippen: "Ich habe dich vermisst." Dann vereinte ich mich endlich mit ihr und meine Augen weiteten sich voller Staunen von dieses Gefühl von inniger Verbundenheit. Noch immer war für mich dieser Akt etwas ganz Besonderes. Unbeschreibliches. Ein Wunder des menschlichen Körpers.

Akela


Wir schwiegen, als wir zum Lager zurückkehrten und ich konnte die Fragen in ihre Augen lesen. Doch dieses Mal bohrte sie nicht nach, wie sonst. Ich wusste nicht, ob mich diese Feststellung störte oder nicht. Immerhin hatte ich es immer wieder betont, dass sie sich nicht einmischen sollte. Ich fuhr mit der Hand durch das Haar. Jetzt war ich sowieso nicht gut auf dieses Thema anzusprechen, ich war meist nach lange Aktvierung des Schattenauges gereizt und ich wollte mit meiner Launenhaftigkeit nichts kaputt machte. Ich band mir die Augenklappe, als die Zelte sichtbar wurden. Ich hatte keine Lust die Schatten der Lebende zu lesen. Sie sollten sich um ihren Dreck selbst kümmern. Ich bemerkte eine veränderte Stimmung in Silia, es war ein leuchtendes Strahlen, was von innen herauskommen schien. Plötzlich blieb sie stehen, wirbelte sich zu mir um, drückte einen Kuss auf meine Wange und verschwand einfach. Währenddessen blieb ich wie ein Blöder stehen und starrte ihr nach. Was was das? Ich legte meine Hand auf die brennende Wange. Ich konnte den Kuss immer noch spüren.


1 878

16.07.2019, 21:33

Ardan

Jadis dabei zuzusehen, wie sie regelrecht in ihrer Mutterrolle aufblühte, führte mir erneut vor Augen, wie sehr ich sie liebte. Und dass ich irgendwann Kinder mit ihr zeugen wollte. Auch wenn mein Vater das schlechteste Beispiel überhaupt war, wie man Kinder auf die Welt setzte, wusste ich, dass ich mit ihrer Hilfe ein gutes Vorbild sein würde. Mit ihr konnte ich alles schaffen, das stand fest.
Voller Wärme richtete ich meinen Blick zurück auf Zen, der uns von seinen letzten Tagen erzählte. Seitdem Akela diesen Hokuspokus an ihm angewandt hatte, schien es Zen mit jedem Tag besser zu gehen. Er wirkte wie ein normaler, menschlicher Junge. Etwas, das ich mir nie zu erträumen gewagt hatte. Da war stets die Sorge gewesen, ihn irgendwann nicht mehr retten zu können. Doch jetzt brauchten wir uns darüber keine Sorgen mehr zu machen. Er lebte. Er vibrierte vor Energie und freute sich wahnsinnig darüber, dass wir zurückkommen und heiraten würden.
>Wo werden wir dann feiern? Hier oder bei Mama?<

Jenaya

Seine Worte waren wie Balsam für die Seele. Ich brauchte das. Ich musste das hören. Ich wollte es. Die Zeit des Kummers war vorüber, jetzt konnten wir nach vorne blicken. Ich würde ihn nicht mehr so schrecklich vermissen müssen. Er war hier, bei mir, wir waren eins. Ein Schauder nach dem anderen durchlief mich. Es fühlte sich überwältigend an wieder mit ihm vereint zu sein. Mein ganzer Körper kribbelte wie verrückt. Immer wieder suchte ich den Kontakt zu seinen Lippen, aber manchmal sehnte ich mich nach der duftenden Haut an seinem Hals. Die Wärme in meinem Unterleib wuchs stetig an und ein vertrautes Ziehen machte sich bemerkbar. Meine Atmung wurde schwerer, abgehackter. Ich grub meine Finger in seine Schulterblätter. Schloss die Augen. Gab mich diesem wunderbaren Mann hin. Erschauderte ein weiteres Mal und ließ mich schließlich von der wilden Flut mitreißen. Nur ein inniger Kuss erstickte die Geräusche in meiner Kehle. In meinem Kopf schwirrte es.

Silia

Ich suchte gemeinsam mit Alita nach Thales, doch der Mann war einfach nicht zu finden. Sollte ich mir Sorgen machen? Meine kleine Schwester runzelte die Stirn, ihre Ohren zuckten in diverse Richtung, bis sie ein stummes A mit den Lippen formte. Er ist im anderen Lager. Der Bruder des Piraten ist auch dort.
Kenai und Thales waren gemeinsam ins andere Lager gegangen? Warum das? Lag es vielleicht an Jenaya? Hatte Kenai zu ihr gehen wollen? Hoffentlich sprachen sie sich aus, wenn das der Grund war. Ich wünschte ihnen ebenfalls nur das Beste.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

1 879

16.07.2019, 21:58

Hey:)

Jadis


Ich sog jedes einzelnes Wort von Zen auf, als er von seine letzten Tagen berichtete und ich konnte spüren wie er förmlich vor Energie sprühte. Seine Augen waren viel klarer geworden, seit dieser Pirat ihn geheilt hatte. Und er freute sich riesig über die Hochzeit. "Wir feiern bei euch", lächelte ich ihn sanft an. Nach dem Tradition von Ingluae brauchten wir bei der Hochzeit den Segen des heiligen Baumes und wenn ich es richtig verstanden hatte, auch die Zustimmung seines Volkes. Der Gedanke daran machte mich nervös. Was, wenn ich nicht akzeptiert wurde? "Wir müssen leider auflegen, damit wir noch mehr Freunde und Familie Bescheid geben können. Wir sehen uns ja bald, ich liebe dich!", küsste ich wieder auf dem Spiegel. Ich hätte gerne noch ein bisschen mit ihn geredet, aber jetzt mussten erstmal die Menschen eingeladen werden, die uns wichtig waren. Ich hoffte ich konnte irgendwie Inej und Jade erreichen, da sie direkt an der Front kämpften.

Kenai


Ihr Haut war so weich, es fühlte sich gut an ihn an mir zu spüren und unsere Körper schienen immer noch zusammenzupassen. Alles wirkte vertraut und zugleich auch neu. Immer wieder atmete ich tief ihren Duft ein, bedeckte den Hals mit leidenschaftliche Küsse und versuchte sie überall zu berühren, wo ich es konnte. Ich erschauderte unter ihre Berührungen, denn auch ihre Hände wanderten über meinem Körper. Meine Haut glühte. Ich keuchte in den Kuss auf, als Jenaya sich in meine Schulterblätter krallte und ich ihre Wonne spüren konnte. Alles in mir zog sich zusammen und dann durchströmte mich dieses berauschendes Gefühl. Meine Fingern vergruben sich tief in ihr seidiges Haar, während mein Körper erbebte und genussvoll schloss ich benommen meine Augen. Enger schmiegte ich an sich, um die Wonne in volle Zügen auszukosten. Mein Herz klopfte wild. Ich küsste Jenaya weiter bis ihre Lippen ganz rot wurde wie eine überreife Beere und blieb auf ihr liegen. Ich wollte mich noch nicht von ihr trennen, ich wollte ihr nahe bleiben. "So schön", murmelte ich rau und begann an ihrem Kinn zu knabbern: "Ich mag es, wie dein Körper sich anfühlt. Ich mag es dir nahe zu sein." Es war leichter geworden Worte zu finden, die Dinge in meinem Inneren ausdrücken zu wollen. Aber nicht immer verstand ich alles, denn das Menschsein und die Welt war komplex.

Akela


Ich ging in das kleine Lager, das abseits vom großen Lager war und Blicke meiner Mannschaft waren neugierig auf mich gerichtet. "Na, Kapitän. Du siehst aus, als hättest du mit einer Braut Spaß gehabt", grinste Talon breit, während Rauch von seinem Rauchblatt stieg und er etwas Pulverartiges in einem Gefäß stopfte. Trocken antwortete ich: "Das geht dich nichts an." "Er riecht auf jeden Fall nach dieser Sonnenfüchsin", mischte sich Cerberus ein und bekam von mir einen grimmigen Blick. "Ich kann nicht glauben, dass er bei einer Frau gewesen ist. Er wird schon verlegen, wenn man das Wort Busen sagt", erwiderte Seruel ruhig, während seine Augen belustigt funkelten und erinnerte mich an die Verwandlung. "Sag mal, seid ihr alle taub?", ich hasste die Hitze in meine Wangen. "Ich dachte er würde auf Männer stehen", musterte mich Basil neugierig, als wäre ich ein Wesen aus einer andere Welt. "Ihr geht mir alle auf die Nerven! Kümmert euch gefälligst um euren Kram, statt sich einen Mist auszudenken!", genervt stampfte ich zu meinem Zelt. "Er ist jedenfalls besser gelaunt, wenn er mit ihr getroffen hat", bemerkte Boyd. "Hm", machte Kaz zustimmend. Demonstrativ riss ich mein Zelt auf und trat ein. "Du warst also mit dieses Miststück unterwegs gewesen?", finster starrte mich Cassandra an, die unerlaubt auf meinem Feldbett saß.


1 880

16.07.2019, 22:27

Halliiigalooooo :D

Ardan

Jadis und ich hatten viel zu planen, denn unsere beiden Königreiche waren mit Traditionen verbunden, die wir erfüllen mussten. Nicht nur meine. Wir konnten bei mir anfangen und das Fest in ihrem Reich ausklingen lassen. Oder hin- und herwechseln. Darüber würden wir noch reden. Erst einmal mussten wir die restlichen wichtigen Leute in unseren Leben auf den neuesten Stand bringen, nur dass es in meinem Fall keine mehr gab. Im Gegensatz zu Jadis hatte ich keine Blutsverwandten mehr, die ich gern einladen würde. Nur Silia. Sie konnten wir als Nächstes anrufen.

Jenaya

Ich benötigte eine Weile, um wieder zu Atem zu kommen und lächelte selig vor mich hin. Kenai blieb auf mir liegen, was ich willkommen hieß, denn ich wollte mich nicht von ihm lösen. Ich wollte das hier. Diese Nähe und Wärme. Mein Herz klopfte immer noch schnell, aber in einem etwas regelmäßigeren Tempo. >Du machst mich glücklich, Kenai. Immer.< murmelte ich liebestrunken. Ich hielt die Augen geschlossen, während ich träge über seinen Rücken streichelte. Endlich war er wieder bei mir. Endlich hatte ich ihm wieder nahe sein können. >Ich habe dich so schrecklich vermisst.< seufzte ich an seiner erhitzten Haut und küsste ihn sanft auf die Schulter. Dass mich dabei sein Bart an der Wange kratzte, störte mich nicht besonders. Mir gefiel auch seine wilde Seite.

Silia

Ich wurde ganz hibbelig, weil ich die frohe Nachricht überall verkünden wollte, jedoch noch auf meine Eltern warten musste. Was brauchten sie so lange? Auch wenn ich ihre große Neuigkeit bereits kannte, wollte ich es von ihnen persönlich hören. Sollte ich vielleicht rüber? Sie überraschen? Alita legte mir eine Hand auf den Unterarm und funkelte mich belustigt an. Du fängst fast zu zittern an vor Freude. Dein Schwanz wedelt so wild, dass du gleich abhebst.
Ertappt zog ich eine Schnute und zuckte mit den Ohren in eine Richtung, aus der ich ein Summen vernahm. Envar erschien. Sofort schlang ich meine Arme um unseren älteren Bruder und drückte ihn fest an mich. Er lachte leise in mein Ohr. >Da hat jemand sehr gute Laune. Woran das wohl liegt?< grinste er und schob mich leicht von sich. Seine türkisfarbenen Augen leuchteten genauso wie meine.
Er schnappte sich eine Kiste in unserer Nähe und stieg auf sie drauf, was mich fragend die Stirn runzeln ließ. Was hatte er vor? >Hört mir alle bitte zu!< rief er laut und mit fester Stimme. Obwohl er meist sanft und warm sprach, konnte er ganz schön autoritär auftreten, wenn er es darauf anlegte. >Ich habe eine sehr gute Nachricht zu verkünden.... König Thyell und die zukünftige Königin Herondale werden heiraten. Ihr seid natürlich alle eingeladen und dürft im Namen von Thales eure Sachen packen. Eure Familien warten sicherlich auf euch. Falls jemand bleiben und kämpfen will, steht euch das frei zu.<
Zunächst passierte nichts, doch als ich auf der Stelle hüpfend und mit einem breiten Grinsen im Gesicht zu klatschen begann, ertönte wilder Applaus. Jubelrufe erfüllten das Lager. Wer freute sich nicht darauf zurück nach Hause zu gehen und für einen langen Moment die Sorgen des Lebens zu vergessen?
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove