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07.09.2019, 10:27

Jadis

Als Silia sich hinsetzte, nahm ich neben Ardan Platz und bemerkte, wie geknickt unsere Tochter wirkte. Dieser Anblick zerriss beinahe mein Mutterherz und ich spürte den Drang ihr sagen zu wollen, dass alles gut werden würde und wir sie immer lieben würde, egal welche Entscheidungen sie traf. Sie begann Zeichen in den Boden zu malen, die mir nichts sagten und schließlich begann sie von der Beziehung mit diesem Piraten zu erzählen. Es gab viele Höhen und Tiefen, bei einige Geschichten bekam ich bereits Kopfschmerzen und wollte am Liebsten diesen Piraten durchschütteln, weil er meiner Tochter so durcheinander brachte. Und dennoch hatten sie geschafft sich zueinander zu finden und ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie der düstere Pirat in ihrer Nähe weich wurde. Ich musste es mit eigene Augen sehen, ich musste von ihm wissen, ob er sie wirklich liebte und sie nicht für seine Intrigen ausnutzte. Ich traute ihm alles zu, bislang hatte er nie etwas gezeigt, was meine Meinung über ihm ändern könnte. Doch gleichzeitig entdeckte ich leichte Parallelen zu der Beziehung von Ardan und mir. Auch wir hatten viele Höhen und Tiefen erlebt und später hatte Ardan eine Weile seinen Weg verloren. Ach Herrje, hatte sie an unsere Beziehung einen Beispiel genommen? Leise seufzte ich, denn ich konnte an meiner Tochter sehen, dass sie ihn wirklich sehr mochte. Dann stellte Ardan die entscheidende Frage, warum sie uns das nicht früher erzählt hatte und ich gestand mir ein, dass es mich ebenfalls verletzte. Es fühlte sich an, als würde sie uns nicht genügend vertrauen. Als würden wir sie verurteilen, weil sie ihn liebte. Sanft legte ich eine Hand auf ihrem Kopf, als sie schniefend sich an ihrem Vater drückte: "Du kannst uns immer erzählen, was dein Herz bewegt. Ganz gleich, ob es uns gefällt oder nicht. Wir sind eine Familie. Ja, wir misstrauen ihn, denn er hatte sich bislang nie bewiesen, dass in ihm ein....guter Kern stecken kann. Bis jetzt scheint nur Kenai und du diesen Kern entdeckt haben, den er scheinbar versteckt hält. Wie du ihn beschrieben hast, scheint ihm wirklich schwerzufallen sich gegenüber Anderen zu öffnen und es ist nicht leicht eine gewohnte Rolle abzulegen, die man jahrelang ausgeübt hat, besonders wenn dunkle Gefühle mit im Spiel ist. Silia, wenn ihr euch wirklich sehr liebt, dann gibt es Wege, die ihr gemeinsam finden könnt. Aber solltest du glauben, dass eure Liebe nicht mehr wachsen kann, dann solltest du dir überlegen ob du die Liebe loslassen solltest. Du muss nicht jetzt oder morgen entscheiden, ich weiß wie du dich fühlen muss. Dein Vater und ich hatten lange gebraucht bis wir wieder zueinander gefunden haben, bis wir einen gemeinsamen Weg gefunden haben und damals hatte ich noch eine andere Beziehung geführt. Ich hatte gemerkt, dass ich deinen Vater nicht aufgeben möchte und dass er mein Seelengefährte ist, meine andere Beziehung konnte nicht mehr wachsen und ich war lange nicht mehr glücklich gewesen. Ich hatte diesen Mann auch geliebt, aber nicht so sehr wie dein Vater. Tja und dann war da noch mein Vater, er war Anfangs gegen unsere Verlobung, doch Ardan hatte ihm bewiesen, dass er nicht mehr der Mann von damals war und mich liebt. Silia, ich werde ihm eine Chance geben, wie ich deinem Vater eine Chance gegeben hatte. Weil du ihn liebst und für dich wünsche ich mir, dass er mich überzeugen kann, dich ebenfalls zu lieben."

Akela

Die Prinzesschen kam auf mich zu und ich spürte das Bedürfnis schnell zu verschwinden. Ich hatte keine Lust mich mit ihr zu beschäftigen. Sie hatte meinem Bruder das Herz gebrochen und somit wurde sie zu einem Dorn in mein Auge, davor hatte sie mich nicht einfach interessiert. Mein Blick wurde kühl und die Miene verschlossen, während ich die Arme vor dem Brustkorb verschränkte. "Tja, das glaube ich dir tatsächlich nicht", entgegnete ich ihr schroff und hatte schon eine weitere böse Bemerkung auf meiner Zunge. Doch ich zog bloß ein Augenbraue hoch, als sie weitersprach: "Keine Sorge ich werde mich nicht in eure Sache einmischen. Eurer Kind wird nichts mit mir zu tun haben, also könnt ihr mich als Onkel durchstreichen. Deine große Rede kannst du für jemand Anderen einstecken. Wie dem auch sei, ich habe noch was zu erledigen." Ich drehte mich um und Kenai packte nach meinem Arm.

Kenai

"Du bleibst hier", verlangte ich von Akela. Er funkelte mich wild an, doch dieser Blick hatte mich nie eingeschüchtert: "Lass mich los!" "Nein", meinte ich entschlossen und zerrte ihn zurück zu Jenaya. Er fluchte laut und ich sagte: "Du darfst jetzt nicht mehr in ihrer Nähe fluchen, unser Sohn kann uns hören. Solche Wörter soll er nicht lernen." "Sieh hin. Ich weiß, du kannst ihn spüren und sehen. Du wirst sein Onkel", ich deutete auf Jenayas Bauch: "Ich kenne dich, großer Bruder. Du tust, als ob dir das hier alles egal ist und hörst nur auf dein Verstand, der dir falsche Sachen sagt. Aber dein Herz fühlt auch, doch ihn ignorierst du. Früher hast du immer auf uns alle Kinder vom Zirkus aufgepasst, wenn unsere Eltern in der Vorstellung waren oder arbeiten mussten. Du hast uns viele Dinge beigebracht, wie Papier fliegen kann oder wie man aus Stöcke ein kleines Schiff baut. Dir ist Familie wichtig, wir sind Reavstone. Wir leben für die Familie. Du hast jetzt nur Angst davor, weil du denkst, du machst alles kaputt. Aber das stimmt nicht, du bist nicht Schuld daran, was damals passiert ist. Du konntest es nicht wissen, was nach einem Jahr nach deinem....Unfall passieren wird. Du hattest dich immer verantwortlich für alles gefühlt, du glaubst du seist nicht genug für diese Welt. Ich kenne diese Gefühle, ich hatte das manchmal auch gefühlt. Aber das ist Unsinn. Wir sind genug und wir werden so geliebt, wie wir sind. Unser Sohn wird dich auch lieben, das weiß ich. Und ich bitte dich Jenaya eine Chance zu geben, sie ist keine schlechte Frau. Sie ist unsere Mutter ähnlich mit viel Güte im Herzen. Ja, sie hatte mein Herz wehgetan, aber das war nicht aus Boshaftigkeit. Sie hatte nur gedacht, das sei der richtige Weg, damit wir uns weiterentwickeln können und uns wieder zueinander finden können. Und ich bitte dich, lass Jenaya dich sehen, wie ich dich sehe. Zeige ihr, dass du nicht dieser Pirat bist, wofür dich alle halten. Lass sie an deinem Geheimnis teilnehmen, sie wird es genauso gut hüten, wie ich es tue."


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07.09.2019, 12:02

Ardan

Als Silia sich mit Tränen in den Augen in meine Arme flüchtete, wäre ich am liebsten aufgestanden, zu Akela gegangen und hätte ihn windelweich geschlagen. Was fiel diesem Kerl ein es meiner Tochter so schwer zu machen? Sie verdiente die Welt. Alles. Er sollte ihr verdammt nochmal die Sterne vom Himmel holen und nicht versuchen ihren Vater umzubringen. Klar, der Rache zu folgen, konnte ganz schön verlockend sein, aber das hier… das hier war nicht in Ordnung. Es störte mich gewaltig, dass sie sich innerlich zerrissen fühlte. In diesen schweren Zeiten sich noch mit persönlichen Problemen herumzuschlagen, das war zu viel. Silia trug auch so schon genügend Ballast mit sich herum. Als Sonnenfüchsin hatte man es bestimmt nicht leicht. Sie litt genauso wie wir.
Wie immer fand Jadis die richtigen Worte und auch wenn ich nicht die Güte aufbringen konnte wie sie, widersprach ich nicht. Wenn es Silia emotional entlastete, würde ich diesem Kerl eine Chance geben sich zu beweisen. Sich von seiner guten Seite zu zeigen, die scheinbar in ihm steckte, er aber zu feige war, um sie aus den Schatten zu locken. Nichts im Leben war einfach. Ganz besonders nicht aus der Dunkelheit ins Licht zu treten. Man stellte Vieles infrage, aber wenn man jemanden liebte… dann folgte man dieser Person überallhin. So wie ich es bei Jadis getan hatte. Trotz unserer Schwierigkeiten war ich stets zur Stelle gewesen, um sie vor alles und jeden zu beschützen. Sollte also die Liebe zwischen den beiden unserer ähnlich sein, konnte das Ganze durchaus gut enden. >Wir sind für dich da, Silia. Auch wenn ich es nicht in Ordnung finde, dass du diese Dinge mit dir selbst ausmachst, anstatt zu uns zu kommen, sind wir da. Immer. Das tun Eltern für ihre Kinder. Wenn sie sich verlaufen, geraten wie in Panik, irren schreiend umher und wenn die Kinder gefunden sind, sind alle erleichtert und froh.<

Silia

Mir wurde mal wieder bewusst, was für großartige Eltern ich hatte und wie groß mein Fehler gewesen war ihnen nichts von Akela und mir zu erzählen. Schon vor geraumer Zeit hatte ich mich selbst dazu ermahnt meine Familie und meine Freunde über allem zu stellen und dann war Akela aufgetaucht… wie ein Wirbelwind hatte er mich unter Wasser gezogen, mich in seine Blase gebracht und dort schöne Monate mit mir verbracht. Diese Blase war aber jetzt geplatzt. Der schöne Traum war vorbei. Realität flutete meine Gedanken und ich sog jedes Wort meiner Mutter in mich auf. Wenn eine Liebe nicht mehr wachsen konnte, ließ man sie los. Woher sollte ich wissen, wo was wuchs? Ob überhaupt etwas wachsen würde? Akela hatte die Angewohnheit sofort abzublocken, wenn etwas nicht nach Plan lief oder es ihm einfach gegen den Strich ging. So wie vorhin, als ich ihm deutlich gemacht hatte, dass es mich verletzte, wie er einfach seine Tat hinnahm und nicht einmal die Größe fand sich dafür zu entschuldigen. Ich verstand ihn manchmal nicht. Verstand nicht, wieso er manchmal bewusst den Blick vom Licht abwandte und stattdessen stur seinen dunklen Weg ging. So oft und lange hatte ich dafür gekämpft das Licht in ihm zu stärken und jetzt… ja… jetzt was?
Die Worte meines Vaters rissen mich aus meinen Gedanken, die mir langsam Kopfschmerzen bereiteten. Ich lachte leise in mich hinein und schüttelte langsam den Kopf. >Es tut mir leid. Ich werde nicht mehr den Fehler begehen und euch ausschließen. Im Gegenteil… ich… ich möchte erstmal hier bleiben. Bei euch.<
Das würde ich nachher Akela mitteilen, wohl wissend, dass er es nicht sehr gut aufnehmen würde und doch war das die einzig richtige Entscheidung für mich. Ich konnte nicht einfach zurück und so tun, als wäre nichts Besonderes vorgefallen. Ich konnte ihn nicht küssen und ihn umarmen wie zuvor. Nicht, wenn diese Sache zwischen uns stand und wir sie nicht aus der Welt schafften. >Ihr seid erschöpft. Soll ich euch mein Licht geben?< fiel mir ein, als ich mich aus den Armen meines Vaters löste und mir schniefend über die Augen wischte. Mir ging es schon besser. Ein bisschen.

Jenaya

Akela reagierte genauso wie ich es erwartet hatte, doch diesmal ließ Kenai ihn nicht so leicht davonkommen. Er zog ihn zu mir zurück. Fest entschlossen und wieder mal mit den richtigen Worten auf der Zunge. Niemand würde je auf die Idee kommen, er wäre einst ein seelenloser Leibwächter gewesen. Wie er sprach, was er sagte… er war weiser als viele Menschen, die bereits doppelt so alt wie er waren. Das liebte ich an ihm. Diese Offenheit für alles. Wie er die Welt sah. Diese Reinheit. Mochte die Dunkelheit sein Element sein, er sprach in der Sprache des Lichts und handelte demgemäß.
Als er dann mich erwähnte und meinte, ich wäre seiner Mutter ähnlich, spürte ich wieder Tränen aufsteigen. Eine Schwangerschaft konnte wirklich sehr anstrengend sein, gerade was Gefühle betraf. Ich behielt meine Hände auf dem Bauch, streichelte darüber und musterte Akela mit einem durchdringenden Blick. >Wenn du möchtest, darfst du deine Hand auf meinen Bauch legen. Vorhin hat er sich ziemlich viel bewegt, vielleicht bemerkt er dich und reagiert auf die Berührung.< Wieder ein Friedensangebot von mir. Kenai zuliebe. Weil er an seinen Bruder glaubte und ich ihm sowieso blind vertraute. >Es öffnet einem die Augen, wenn man sich bewusst wird, wie Leben eigentlich entsteht. Wie hilflos wir alle am Anfang sind und wie schön es ist zu wissen, dass es Leute gibt, die sich auf deine Geburt freuen. Es gibt dir Hoffnung auf ein besseres Morgen.<
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08.09.2019, 00:46

Jadis

Mein Blick wurde sanft und ich nickte: "Natürlich kannst du bei uns bleiben und einen klaren Kopf bekommen. Manchmal bekommt man neue Sichtweisen, wenn man erstmal auf Abstand geht." Ich schüttelte den Kopf und küsste auf ihrem Kopf: "Nein, wir können uns selbst erholen. Du solltest dich selbst erholen und deine Energien für nötige Zeiten verbrauchen." Ich wollte nicht, dass sie sich jetzt übernahm. Sie war schon emotional durch den Wind und hatte einen harten Kampf hinter sich gehabt. Sie sollte sich nicht auslaugen, ihre Kräfte würde sie später brauchen. Und solange die Sonne nicht aus ihrem Versteck kam, fehlte ihr auch die größte Energiequelle. Schwerfällig richtete ich mich auf: "Wir sollten jetzt den Anderen sagen, dass wir zurück ins Lager gehen und morgen unsere Toten beerdigen werden."

Akela

"Ich grabsche keine fremde Frauen an", meinte ich steif und suchte hinter ihre Worte eine versteckte Falle. Kenai seufzte neben mir schwer und stieß mich weiter zu Jenaya: "Du wirst nicht gebissen." "Ich habe vergessen, wie nervig kleine Brüder sein können", bemerkte ich schnaubend und berührte schließlich den Bauch mit meine nicht verfluchte Hand. Etwas stieß gegen meine Hand, das Baby in dem Bauch hatte sich bewegt und ich zog meine Hand wieder zurück. Aus dem Nichts zauberte ich eine Münze hervor und reichte sie der Prinzessin: "Damit landet ihr direkt in meinem Haus. Ihr könnt jederzeit dort sein, wenn ihr die Nase voll habt von der Welt. Aber wehe du verrätst Jemanden von der Insel, die Leute dort wollen ihre Ruhe haben." Bevor diese ganze Situation zu gefühlsduselig wurde, sagte ich schließlich: "Ich muss jetzt gehen, ich habe noch was zu erledigen." Mit diese Worte drehte ich mich um und ging auf die Suche nach Silia. Ich brauchte sie nicht lange zu suchen, denn ich entdeckte sie schnell bei ihre Eltern und in eine große Entfernung blieb ich stehen. Es würde nicht lange dauern bis sie mich bemerkte.

Kenai

Ich sah auf die Münze in Jenayas Hand, als Akela wieder ging und dieses Mal ließ ich ihn auch gehen. Ich hatte gespürt, dass ihm nicht gleichgültig gewesen war, als er die Bewegung des Baby wahrgenommen hatte. Die Münze in ihrer Hand war der Beweis. "Jetzt kann ich dir von dem Ort erzählen", trotz der Trauer um Yun, fühlte ich jetzt in diesem Moment ein bisschen Glück und ich fragte mich, ob das in Ordnung war. "Die Insel liegt gut versteckt und du wirst diesen Ort mögen, wenn wir sie mal besuchen. Diese Münze ist eine große Gestik von Akela. Er ist nicht gut in Worte, er zeigt es auf seine Art. Und das hier bedeutet, dass er dich jetzt akzeptiert und dass unser Sohn ihm nicht egal ist. Es macht mich glücklich, dass wir vielleicht alle doch eine Familie werden können", ich zog Jenaya in meine Arme und küsste auf ihrem Kopf: "Danke, dass du versuchst ihm eine Chance zu geben."

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Feder« (08.09.2019, 00:53)


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08.09.2019, 06:53

Ardan

Obwohl Silia selbst sehr erschöpft von all dem Drama war, sorgte sie sich um uns und bewies wieder einmal ihr großes Herz. Ich fand es gut, dass sie bei uns bleiben wollte. Ich vermisste sie. Ich wollte sie in meiner Nähe haben. Sichergehen, dass ein bestimmter Jemand ihr keinen Kummer bereitete. Bei uns würde es ihr im Handumdrehen besser gehen. Das wusste ich mit absoluter Gewissheit.
Sie lächelte uns an, als Jadis aufstand und beschloss, dass wir uns langsam zurückziehen und unsere Wunden lecken sollten. Das klang nach einer guten Idee. Zwar wollte ich nicht wissen, wie es unseren Truppen ging, aber das gehörte leider zum Krieg dazu. >Du kannst dein Zelt später neben unseres aufbauen, wenn du möchtest.< schlug ich unserer Tochter vor. Oder sie würde sich eines mit Envar teilen. Immerhin war er ihr Bruder. >Klingt gut. Ich komme nach.< sagte sie nochmal mit einem offenen Lächeln und ging.

Silia

Ich spürte, dass er in der Nähe war. Seine Präsenz war mir dermaßen vertraut, dass ich ihn sogar in tiefster Finsternis finden würde. Trotzdem… ich fühlte mich unwohl dabei jetzt mit ihm zu sprechen. Bestimmt würde er sich wieder verschließen, mit der Schulter zucken und gehen. Ich wollte das nicht, aber ich brauchte Abstand. Abstand, um Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Wer weiß, wie lange ich noch hier war... Außerdem würde mir das vielleicht auch die Klarheit geben, wie Mama es mir geraten hatte. Klarheit war das, was ich nämlich brauchte. Oder, und darauf hoffte ich am meisten, Akela überraschte mich und redete mit mir. Zeigte Verständnis und Einsicht.
Ich ging direkt auf ihn zu, Blick auf sein Gesicht gerichtet, das ich selbst auswendig zeichnen könnte, wenn ich so begabt wäre wie er. Aus einer Gewohnheit heraus schlang ich die Arme um seine Mitte und drückte meine Nase in seine Halsbeuge. Atmete tief den vertrauten Duft ein. Dann hauchte ich ihm einen Kuss auf die Wange und trat wieder einen Schritt zurück. Seufzte schwer. >Ich bleibe bei meiner Familie. Ich weiß nicht, wie lange, aber ich möchte mehr Zeit mit ihnen verbringen. Du-< Ich wusste nicht, welche Worte die richtigen waren, damit er nichts in den falschen Hals bekam. >Du scheinst kein Interesse daran zu haben, meine Familie näher kennenzulernen und mir bleibt nichts anderes übrig als das zu akzeptieren. Ich möchte dich zu nichts zwingen, das weißt du, aber ich kann nicht länger zwischen den Stühlen sitzen und dabei ständig meine Familie in den Hintergrund schieben. Es war ein Fehler ihnen nicht von Anfang an von uns beiden zu erzählen, und vielleicht bedeutet es dir nichts, aber sie wären bereit dir eine Chance zu geben. Dich zu sehen, wie ich dich sehe. Denk bitte drüber nach… mir zuliebe.< Ich lächelte leicht und schaute hinter ihm zu ein paar Soldaten, die Verletzte transportierten. >Wie geht es deinem Bruder? Jenaya? Yun?<

Jenaya

Akela war definitiv ein schwerer Charakter, aber selbst mir entging nicht, was die Bewegung in meinem Bauch in ihm auslöste. Er reichte mir eine Münze. Ich wusste, was das zu bedeuten hatte und behielt die Münze in meiner Hand. Klein, aber sehr bedeutend. Ich hatte nicht gewusst, dass Akela sowas wie eine eigene Insel besaß und dort sogar Leute lebten, aber damit bewies er, dass mehr in ihm steckte als erwartet. Und ich verstand natürlich, warum Kenai mir nicht davon erzählt hatte. Es war ein wichtiges Geheimnis. Ein Geheimnis, das ich nun auch kannte.
Als sein Bruder ging und er mich in seine Arme schloss, entspannte ich mich augenblicklich. Lächelte mit Trauer in den Augen. Weil Yuns Verlust immer noch sehr präsent war. >Familie ist wichtig. Dieses Kind ist unser Neuanfang. Für alle, die Teil unseres Lebens sind. Ich meinte es ernst, als ich sagte, dass dieses Kind in einem sicheren, geliebten Umfeld aufwachsen soll.< sagte ich sanft. >Und wenn Akela wirklich vorhat sich von einer besseren Seite zu zeigen, akzeptiere ich das. Aber sollte er in alte Muster zurückfinden, haben wir ein Problem. Dann darf er diesem Kind nicht näherkommen.< Als Mutter war es meine Aufgabe es zu beschützen. Vor jedem negativen Einfluss.
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08.09.2019, 16:44

Jadis


Besorgt blickte ich unsere Tochter nach, die auf den Piraten zuging. Mir war nicht entgangen, dass er gekommen war und einen riesigen Abstand von uns hielt. In dieser Umgebung wirkte seine Erscheinung noch düsterer und es fiel mir wirklich schwer mir vorzustellen er könnte auch vollkommen anders sein. Aber ich hatte es ernst gemeint, was ich zu Silia gesagt hatte. Immerhin hatte ich es selbst erlebt, wie es sich anfühlte, wenn der eigene Vater erstmal nicht den Partner akzeptieren wollte, den man liebte und ihn verurteilend behandelte. Dennoch war ich mir nicht sicher, ob das hier glücklich enden würde, wie bei uns. Natürlich wünschte ich es für Silia, aber da waren viele Dinge vorgefallen und ich konnte nicht vergessen, dass der Pirat meinen Mann töten wollte. Schwer seufzte ich und ging mit Ardan zu unsere Leute. "Wir kehren in unserem Lager zurück, morgen werden wir reden", blickte ich in die erschöpfte und trauernde Gesichter. Mein Herz zog sich zusammen, aber jetzt musste ich mich zusammenreißen und ihnen die Stabilität geben, die sie brauchten.

Kenai


"Er wird unserem Kind nichts antun und wir arbeiten an seine Sprache. Das Fluchen ist bestimmt nicht geeignet für das Kind", versicherte ich es ihr: "Er ist ein mürrischer Mann mit einem verletzten Herz, aber er wird wieder heil werden und gut zu unserem Kind sein. Seit er Silia kennt, lächelt er sogar. Und die Menschen auf der Insel sind keine Piraten, sie wurden gerettet und sie sehen glücklich aus. Also behandelt er sie gut. Die Orte auf der Insel wird nach seine Familie benannt und ein Ort wird auch den Namen unsere Kindes tragen, das bin ich mir sicher. Er ist wirklich nicht schlecht, er ist nur etwas verloren, so wie ich damals. Und du weiß am Besten, dass ich meine Zeit gebraucht hatte bis ich ich wurde." Ich würde immer meinen Bruder verteidigen, wenn an ihm gezweifelt wurde, da er selbst sich nie verteidigte, wenn Andere über ihm schlecht redete. Aber das bedeutete nicht, dass ich alles in Ordnung fand, was er tat oder wie er Jenaya behandelte. Ich hatte meine Grenzen. Aber ich würde ihn nicht einfach in Stich lassen, sondern versuchen mit ihm zu reden. Ich hatte gelernt, dass es manchmal viel half, wenn man über seinem Inneren redete. Wenn man offen zueinander war.

Akela


Als Silia mich umarmte und ihre Nase in meine Halsbeuge vergrub, schlug mein Herz schnell und ich spürte sowas wie eine Erleichterung. Ich wollte nicht, dass wir auf Abstand gingen. Dieses Gefasel von mir war von meiner Impulsivität gesprochen worden. Sie hauchte einen Kuss auf meine Wange, wodurch der Druck in meinem Brustkorb noch weniger wurde und gerade wollte ich sie fest an mich drücken, als sie sich aufeinmal von mir löste. Mit der nächstfolgende Worte trat sie direkt auf mein Herz. Die Hoffnung hatte mich betrogen und mein ganzer Körper spannte sich an. "Ich habe niemals von dir verlangt unsere Beziehung zu verschweigen, es war deine Sache ob du es ihnen erzählen wolltest oder nicht. Außerdem hättest du jederzeit sie immer besuchen können, so wie Kenai es mit seiner Prinzessin tut. Ich habe dich nicht an die Ketten gelegt! Du warst immer frei", jetzt wich ich auch ein paar Schritte von ihr. Mein Brustkorb hob und senkte sich schwer: "Oh, ich muss mich wieder für irgendwas beweisen. Es reicht ja nicht, dass ich für dich die Sterne von Himmel holen würde, dass ich für dich durch die Hölle gehen würde und dass ich für dich sterben würde! Dass ich dich liebe! Ich würde für dich vieles tun, aber es gibt Dinge, die ich nicht für dich tun kann und genauso ist es auch umgekehrt. Ich werde nicht nach all den Jahren plötzlich deinen Vater sympathisieren. Keine Sorge ich gebe dir mein Versprechen, dass ich deiner Familie nicht das Haar krümmen werde. Mehr kannst du zurzeit nicht von mir verlangen." Fahrig fuhr ich mit der Hand durch das Haar und stechende Kopfschmerzen meldeten sich. "Warum hast du eben mich überhaupt umarmt, wenn du eigentlich weg von mir sein willst? Genau aus diesem Grund habe ich dir diese Geschichte nicht erzählt."


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08.09.2019, 19:09

Ardan

Natürlich entging mir nicht, dass sie sich schnurstracks auf den Weg zu diesem Kerl machte. Er wartete auf sie. Die Finsternis in Person. Wieder einmal fragte ich mich, wie sie es geschafft hatte, sich in ihn zu verlieben und dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte? Mir wollte das schlichtweg in den Kopf. Ja, ich war auch nicht immer ein toller Kerl gewesen, aber ich besaß deutlich mehr Wärme und Empathie als er. Sonst hätte mich Jadis bestimmt nicht zurück in ihr Leben gelassen. Aber vielleicht hatte sie nicht Unrecht damit, dass die beiden etwas verband, das mit reiner Logik nicht erfasst werden konnte.
Ich hoffte, dass Silia nicht mit einem gebrochenen Herzen endete, deshalb beruhigte es mich zu wissen, dass sie vorerst bei uns bleiben wollte. Mit Thales würde ich nachher noch reden. Dieser rothaarige Verräter schuldete mir eine Erklärung. Immerhin hatte er zugelassen, dass sie sich mit dem Piraten abgab. Er musste die ganze Geschichte kennen... Als Jadis vor versammelter Mannschaft verkündete, dass wir uns zurückziehen würden, ereilte mich die nächste harte Realität. Der Tod vieler guter Soldaten und die tiefe Erschöpfung des Krieges. Kein einziges Gesicht strahlte vor Motivation. Sie alle sahen wie lebendige Leichen aus. Dieser Anblick war... schrecklich.

Jenaya

Kenai bestätigte mir, dass Silia tatsächlich zu Akelas Licht geworden war. Ehrlich gesagt, konnte ich mir das schwer vorstellen, da sie nicht unterschiedlicher sein könnten, aber wenn diese Beziehung ihn sogar zum Lächeln brachte, musste sie richtig für ihn sein. Ich hoffte, dass sie aneinander halten würden. Licht und Dunkelheit gehörte zusammen, man musste nur die Verbindung sehen können. So wie es bei mir und Kenai der Fall war. Ich war sein Licht und er meine warme Dunkelheit.
>Hätte nicht gedacht, dass das in ihm steckt. Eine Insel, die er mit Namen eurer Familie bestückt, ist eine ganz süße Geste. Ich schätze, es würde mir definitiv gefallen, wenn unser Kind ebenfalls einen Ort zugeordnet bekommt.< erwiderte ich in Gedanken und lächelte leicht. Dann fiel mir etwas anderes ein. >Wenn wir schon von unserem Kind sprechen... Ich wüsste schon gern, warum es Schatten verschlingt, als wären sie köstliche Nachspeisen. Müssen wir uns Sorgen machen?< Mit meinen Händen streichelte ich behutsam über meinen Bauch und spürte wieder eine Bewegung darin. So lebhaft. Stark. Was für ein Kind würde wohl auf die Welt kommen?

Silia

Ich senkte die Ohren und schüttelte langsam den Kopf. >Ist es denn falsch, dass ich mir wünsche, mein Freund und meine Familie würden sich gut verstehen? Dass sie dich akzeptieren und du das auch möchtest? Ich bin jemand, der viele Leute um sich herum braucht. Mit Harmonie und allem. So ist mein Wesen. Darum lasse ich dich auch wissen, dass ich deine Distanz zu ihnen akzeptieren werde, weil ich dein Wesen kenne. Ich habe mit keinem Wort erwähnt, dass es deine Absicht war mich in Ketten zu legen...< Schon allein bei der Formulierung sträubte sich mir das Fell. Niemand legte mich in Ketten. >Das habe ich mir selbst eingebrockt, weil ich den Frieden wahren wollte. Keine Diskussion wie diese hier, wo ich mich scheinbar für meine Wünsche rechtfertigen muss. Oder, wo ich meine Eltern davon überzeugen muss, dass du in dieser Beziehung kein schlechter Kerl bist. Ich möchte meine Zeit hier auf dieser Welt genießen und mich nicht mit solchen Themen herumschlagen müssen. Doch das ist nun mal der Fall.< fuhr ich ruhig fort und sah ihn an. Mir entging die Spannung in seinem Körper nicht. Hauptsache, er blockte nicht ab, sondern redete weiterhin mit mir, aber als er meinte, ich würde Abstand wollen, trat ich auf ihn zu und nahm seine verfluchte Hand in meine. >Ich will nur mehr Zeit mit meiner Familie verbringen, nichts weiter. Red dir nicht selbst ein, dass ich dich jetzt weniger liebe, so funktioniert das nämlich nicht. Ich liebe dich. Aber es verletzt mich zu wissen, dass du Dinge für dich behalten hast, während ich selbst nicht in der Lage bin dich anzulügen. Das ist nicht fair...< Ich senkte meinen Blick auf seine Hand und musterte die Schwärze, die unter seinem Ärmel verschwand. Irgendwie war die Haut dunkler als sonst. Noch finsterer. Hm. >Ich hasse Geheimnisse.< sagte ich dann geradeheraus und schaute ihm dabei fest in die Augen. >Geheimnisse schwächen die Beziehung. Sie machen dich schwach und angreifbar. Ich will das nicht. Ich will absolutes Vertrauen. Ist das etwa auch zu viel verlangt?<
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08.09.2019, 20:25

Jadis


In einem langsamen Marsch kehrten wir zurück in das Lager und meine Augen suchten nach unsere engsten Freunde ab. Noch konnte ich nicht Jenaya, Kenai oder Yun ausmachen bis ich das Paar entdeckte. Selbst von der Ferne sah ich, dass viele Emotionen in ihrem Gesicht spiegelte. "Lass uns bitte zu ihnen", ich griff nach Ardans Hand und wir gingen zu unsere Freunde. Yun konnte ich jedoch nirgends entdecken, bestimmt schwirrte er hier irgendwo und wollte helfen. Noch immer bewunderte ich für seinen Mut, denn es musste ihm viel Kraft gekostet haben gegen die Dunkelfeen zu kämpfen und gleichzeitig die Schmerzen ihres Verlustes ertragen zu müssen. Der Arme war bestimmt fix und fertig. Wir erreichten die Beiden und ich umarmte sie: "Ich bin froh euch gesund zu sehen." Besorgt musterte ich Kenai: "Wie geht es dir?" Es musste schrecklich gewesen sein von einem dunklen Gott besessen zu sein.

Kenai


Ich spürte Wärme in meinem Brustkorb, als Jenaya positiv überrascht wirkte und das bedeutete, dass wir vielleicht alle gemeinsam auf dem richtigen Weg waren. Ich wünschte mir, dass wir alle eine Familie sein konnten. Stirnrunzelnd schaute ich zu ihrem Bauch: "Ich weiß es nicht. Aber Akela könnte etwas darüber wissen, vielleicht hatte unser Vater etwas über die Geburten von Schattenmagiern erzählt. als Akela dafür alt genug war." Ich bemerkte, dass die Menschen langsam zum Lager zurückkehrten und ich legte einen Arm um Jenaya. "Lass uns auch zurückkehren. Wir müssen uns ausruhen", das schwere Gefühl kehrte zurück und ich musste an Yun denken. Jadis und Ardan erschienen. Plötzlich erinnerte ich mich, was zwischen Akela und ihm vorgefallen war. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass Ardan Mitschuld an den Tod unserer Familie war. Er war damals selbst ein Kind gewesen. Vor ein paar Monaten hätte ich ihm vielleicht beschuldigt, wie ich es bei Jenayas Familie getan hatte. Doch da ich jetzt mich selber besser verstand und gelernt hatte, dass nicht alles so war wie es scheint, wusste ich, dass Ardan unschuldig war. Es war sein Vater gewesen und es bedeutete nicht, dass Ardan wie er war. "Es tut mir leid", sagte ich zu ihm: "Ich konnte nicht....der dunkle Gott war zu stark gewesen." Dann schluckte ich hart und flüsterte: "Und deswegen ist Yun gestorben, um mich zu retten."

Akela


Nein, es war nicht falsch. Irgendwie verstand ich sie, doch alles war verflucht kompliziert. Und in solche Sachen war ich nun mal nicht gut, ich war kein kontaktfreudiger Mensch und selbst mein früheres Ich war zum Thema Menschen zurückhaltend gewesen, nur war es viel....höflicher gewesen. Und es hätte die richtige Worte gefunden, um meine Gedanken und Gefühle auszudrücken. Und da war eben die Sache mit Thyell, ich hatte diesen Mann so lange gehasst und wollte mich für meine Familie rächen, dieser dunkler Teil war zu Meins geworden. Jetzt war Silia da und das machte alles kompliziert. Meine Hand begann zu zittern, als sie nach ihm griff. Leise stieß ich die Luft aus, sie dachte also nicht darüber nach das Ganze zu beenden. "Es wäre besser für dich nicht alles von mir zu wissen. Ich will nicht, dass du eines Tages aufwacht und feststellst, dass ich ein Monster bin", entgegnete ich ernst und strich mit der andere Hand eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht: "Ich will....dass du immer mich so ansiehst, wie du es jetzt tust. Ich....es würde mich brechen, wenn ich in deine Augen Ablehnung sehen würde." Eine Wahrheit, die mir schwerfiel zu offenbaren.


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08.09.2019, 20:52

Ardan

Jadis hatte recht. Wir sollten nach den anderen schauen, auch wenn ich mich irgendwie unwohl fühlte Kenai unter die Augen zu treten. Natürlich war es nicht meine Schuld, was damals seiner Familie widerfahren war, aber trotzdem fühlte ich mich schlecht deswegen. Weil mein Vater ein wahres Monster gewesen war und ich leider sein Sohn war. Doch wie es aussah, sah Kenai mich weder komisch an noch strafte er mich mit Blicken. Vielleicht sah er die Sache anders als sein Bruder, der mich hatte töten wollen. Größer hätte die Erleichterung nicht ausfallen können. Aber dann erwähnte er im selben Atemzug den Tod von Yun und das traf mich härter als erwartet. Der kleine Mann war tot? Einfach so? >Tut mir leid, wenn ich das jetzt fragen muss, aber... aber wie... wie ist er gestorben?< Meine Stimme klang ungläubig. Yun? Tot?

Jenaya

Hm, möglicherweise hatte Akela wirklich eine Ahnung davon. Ich hoffte es jedenfalls. Als Schattenmagier müsste er doch etwas wissen, oder nicht? Etwas Klarheit darüber würde mich jedenfalls beruhigen. Und ich musste noch meiner Familie schreiben, dass wir bald Zuwachs bekommen würden. Das durfte ich nicht vergessen.
Als wir uns gerade auf den Weg ins Lager machen wollten, kamen uns Ardan sowie Jadis entgegen. Kenai enthüllte das schreckliche Ende von Yun und wieder stiegen Tränen in mir auf. >Er hat sein Licht aufgegeben, um Kenai zu retten. Er hat sich für ihn geopfert und damit Chaos aus seinem Körper vertrieben.<
>Ein heldenhafter Tod.< murmelte Ardan, der nun ebenfalls geknickt aussah. Ich fasste mir aus Gewohnheit an den Bauch und setzte ein aufmunterndes Lächeln auf. >Aber... es gibt auch gute Nachrichten. Kenai und ich erwarten nämlich ein Kind. Sehr wahrscheinlich wird es ein Junge.<
>Oh... das überrascht mich nicht. Ich habe mich schon gefragt, wann ihr diese frohe Botschaft verkündet und wann du beschließt das Kampffeld zu verlassen.< antwortete Ardan mit einem offenen Lächeln und sah dabei mich an. >Dir ist doch bewusst, dass die Kämpfe fortan schlimmer werden...<

Silia

Da war es wieder. Das lästige Thema Monster. Ich zog ihn an der Hand näher zu mir und presste meine Lippen auf seinen Mund. Spürte das Herzflattern, das sofort einsetzte. Genau das löste er in mir aus und das war nicht falsch. Ganz und gar nicht. Es war richtig. Ich löste mich wieder von ihm und kniff ihm in die Wange. >Wie kannst du glauben, ich würde je ein Monster in dir sehen? Hör auf mich auszuschließen, nur weil du glaubst, es wäre besser für uns beide. Diese Beziehung führst du nicht allein. Ich habe auch ein Mitspracherecht.< sagte ich eindringlich. Meine Hand legte sich auf seine Brust. Dort, wo sein Herz schlug. >Nach allem, was man dir angetan hat... Es ist unmöglich dich als Monster zu sehen. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du in meinen Augen ein Überlebender bist. Du überlebst und das ist schön.< Mir war schon klar, dass es Zeit brauchte, um sich jemandem vollkommen zu öffnen, aber wir beide... wir hatten ziemlich viel gemeinsam erlebt und das verband. Die Verbindung reichte dann sehr tief. Das fühlte ich.
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08.09.2019, 21:15

Jadis


Geschockt schlug ich mir die Hand auf dem Mund und starrte die Beiden fassungslos an. Yun war tot? Nein. Das durfte nicht sein und doch sah ich die harte Wahrheit in ihre Gesichter. Sofort traten mir die Tränen in die Augen und ich spürte den tiefen Schmerz dieses Verlustes. Yun war immer an unsere Seite gewesen, er gehörte zu einem festen Bestandteil unserer Gruppe und mit seiner Art hatte er immer es geschafft uns ein Lächeln zu zaubern. Wie oft hatte er uns angefeuert und war im festem Glauben, dass wir diesen Krieg gewinnen könnten. Seine selbstlose Opferbereitschaft könnte nicht größer sein. Er war als Held gestorben, als er seinem Freund zur Hilfe eilen wollte. Einen größeren Beweis für seine Loyalität und Freundschaft gab es nicht. Und es war ungerecht, dass er sterben musste. Dieser Krieg war einfach zu grausam, nahm selbst dem hellsten Licht das Leben. Meine Augen brannten und ich versuchte mich zusammenzureißen. Doch dann gab es trotz der unglaublich traurige Nachricht eine sehr schöne Nachricht. Etwas was ich geahnt hatte und nun sich bestätigte. Jenaya war schwanger. Sanft umarmte ich sie: "Ich freue mich für dich." Trauer und Freude standen in diese schwere Zeiten oft dicht beinander, wie Liebe und Hass.

Kenai


Ich musste ein paar Mal tief durchatmen, um nicht wieder die Fassung zu verlieren. Der Schmerz wallte in meinem Brustkorb wieder heftig auf, als mir bewusst wurde, dass wir Yun's plappernde Stimme niemals wieder hören würde. Er würde jetzt einen ganzen Schwall von Wörter loswerden, als Jenaya von ihrer Schwangerschaft erzählte. "Sie wird nicht mehr kämpfen", sagte ich entschlossen und drückte sie beschützend an mich. Als sie noch nicht schwanger gewesen war, hatte ich ihre Entscheidung kämpfen zu wollen respektiert. Aber jetzt wo unser Kind in ihrem Bauch heranwuchs, konnte ich nicht zulassen, dass sie weiterkämpfte. Das war zu gefährlich und ein schlechter Ort für die Schwangerschaft. Ich mochte nicht viel darüber wissen, doch das hier wusste ich. Denn es war für uns schon eine große Last und demnach musste für eine Schwangere es kaum ertragbar sein.

Akela


Jetzt legte ich meine Arme um sie, als sie mich küsste und ich erwiderte beinahe verzweifelt den Kuss. Wer wusste schon, wann ich nächstes Mal sie wieder küssen konnte? Schließlich kniff Silia in meine Wange und ich spürte ihre Hand auf meinem Brustkorb. "Ich arbeite daran. Aber ich schaffe nicht alles aufeinmal und es gibt Sachen in mir, mit denen ich mich erstmal selbst auseinandersetzen muss", ich war ruhiger geworden und das Pochen in meinem Kopf hatte nachgelassen. Ich konnte wieder klarer denken. Ich küsste sie wieder, dieses Mal zärtlicher. "Und du bist schön. Schick mir Nachrichten, damit ich weiß, dass du in Ordnung bist", langsam löste ich mich von ihre weiche Lippen. Sie würde mich nicht verlassen. Sie wollte einfach nur bei ihrer Familie sein. Damit konnte ich leben, solange sie wieder zu mir zurückkehrte. Dann erinnerte ich mich, was sie noch gefragt hatte. Ich zog sie fest in meine Arme, um ihr gleich den Halt zu geben und sagte: "Kenai und seine Prinzessin sind soweit in Ordnung. Aber dieser Fee ist tot."


2 190

09.09.2019, 10:00

Ardan

Von mir erhielten die beiden natürlich die besten Glückwünsche, doch es war schwer sich über etwas zu freuen und gleichzeitig trauern zu wollen. Das Thema mit der Schwangerschaft konnten wir auch morgen anschneiden, aber im Moment wäre es vielleicht angebracht irgendetwas für Yun zu tun. Oder nicht? Wenigstens im kleinen Kreis. Die Soldaten litten genug wegen den vielen Verlusten, nur gehörte Hin zu unseren engsten Freunden.
>Gibt es irgendwas, was wir für ihn tun könnten? Als Erinnerung daran, was er heute für uns alle geopfert hat?< Durch ihn war es überhaupt möglich gewesen Kenai aus seinem Gefängnis zu befreien und damit Chaos aus seinem Körper auszutreiben. Das war eine große Sache. Irgendwie mussten wir das in die Welt tragen. Der kleine Mann hatte das definitiv verdient… dass man sich Geschichten über ihn erzählte.

Jenaya

Ich lächelte Jadis an, als sie mich daraufhin in die Arme zog und wusste, dass das Thema Krieg gleich darauf fallen würde. Mir selbst gingen viele Gedanken durch den Kopf, was diese Schwangerschaft betraf, aber keiner von ihnen spürte das, was ich spürte. Mochte das Kampffeld noch so grausam sein, war mein Platz hier. Ich wollte helfen. Ich wollte mit allen den Frieden zurückholen und dieses Kind hatte bislang mit mir gekämpft. Unentwegt. Es hatte mich durch all die Hürden gebracht. Ein tapferes Kind.
Allerdings hatte Ardan recht. Es gab ein weitaus wichtigeres Thema, dem wir uns widmen mussten, selbst wenn mir beim bloßen Gedanken daran die Tränen kamen. Der Verlust saß tief. Sehr tief. Mir blutete das Herz und unser Baby spürte das. Es bewegte sich unruhiger als sonst. Ich stieß Luft aus und versuchte ruhig zu bleiben. Bloß keine Aufregung. Zu viel davon war nicht gut, das wusste ich. >Sein Volk hat uns einen kleinen Besuch abgestattet. Sie haben in seinem Namen für uns gesungen. Seine Tat ist nicht unbemerkt geblieben und zum Glück lebt ein Teil von ihm in Kenai weiter.<

Silia

Von seinen Küssen würde ich nie genug bekommen. Besonders die sanften, die mich direkt im Herzen trafen. Ich entspannte mich noch mehr und fand, dass das Gespräch besser verlaufen war als erwartet. Ich war trotz allem positiv überrascht und war mir sicher, dass ich nach meiner Zeit mit meiner Familie geerdeter sein würde. Keine Dramen mehr. Nicht in absehbarer Zeit hoffte ich. Als er mich in seine Arme zog, bettete ich wie immer mein Gesicht an seine Brust, lauschte seinem Herzen und gefror in der nächsten Sekunde. Yun... Yun war gestorben? Das, das konnte unmöglich der Fall sein. Das war nicht wahr. Akela machte bestimmt… nein, solche Späße machte er nicht und das zerriss mich umso mehr. Das machte seine Worte umso echter. Ein tonnenschweres Gewicht legte sich auf mein Herz, drückte es erbarmungslos nieder, während ich weiterhin stocksteif dastand. Wenn ich mich bewegte, würde ich bestimmt etwas Dummes tun. Oder mich von meinen Gefühlen überwältigen lassen. Das durfte ich nicht zulassen. Ich musste ruhig bleiben. Die Fassung bewahren, auch wenn das kaum möglich war, weil erste Tränen über meine Wangen rollten. Ich schmiegte mich enger an Akela, versteckte mich in seiner Umarmung und schniefte leise. Yun war ein kostbarer Freund gewesen. Ein tapferer Kerl, der für die richtigen Ideale gekämpft hatte. Wieso war er fort? Wieso war er hier und jetzt gestorben? Ich konnte mich nicht einmal richtig von ihm verabschieden, denn wenn Feen starben, kehrten sie zu ihrem Baum zurück. Dann wurden sie wieder zu Licht und dieses Licht gebar neues Leben.
Meine Schultern bebten. >Ich wünschte, ich hätte das verhindert. Yun, er… er ist viel zu früh von uns gegangen. Das ist nicht richtig.< flüsterte ich mit belegter Stimme.
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2 191

09.09.2019, 18:55

Jadis

Es rührte mich, dass sein Volk erschienen war, um Yun zu ehren und ein Teil von ihm schien jetzt in Kenai zu leben. "Lass uns heute Abend gemeinsam an ihm denken. Wir können zum Abschied Glitzer in den Wind wehen lassen und so ihm eine gute Reise in die andere Welt wünschen", schlug ich vor und spürte wieder die Schwere der Trauer auf meinem Herz. Ich würde diesen kleinen Mann sehr vermissen und er würde definitiv nicht von uns vergessen werden. Ich würde viele Geschichten über ihm erzählen, denn das hatte Yun verdient. Er war der Beweis, dass man nur an sich selbst glauben musste, um eines Tages seine Träume zu erreichen. Doch es machte mich besonders traurig, dass er seinen Traum nicht lange ausleben konnte. Er hatte sich so lange gewünscht eine Fee zu sein und jetzt hatte er endlich seine wahre Gabe gefunden, nur um das wieder zu verlieren. Schwer seufzte ich und rieb über meinem Gesicht.

Kenai

Als Jadis ihre Vorschlag hervorbrachte, meinte ich mit belegte Stimme: "Es würde ihm gefallen, wenn wir für ihn feiern. Ich glaube, er möchte uns lieber lächeln sehen, wenn wir uns an sie Geschichten von ihm erinnern und ich glaube es würde ihm gefallen mit den Glitzer." Es würde mir fehlen nicht mehr von dem Glitzer voll besudelt zu werden. Es hatte zu Yun gehört. Gemeinsam kehrten wir zum Lager zurück, wo unsere Zelte noch unversehrt standen. So weit waren unsere Feinde nicht gekommen. Stattdessen hatten sie versucht uns in das gefährlichere Gebiet zu locken.

Akela

Ihr Körper spannte sich an und ich spürte die warme Tränen in meinem Hemd. Ich drückte sie fester an mich, als ich Silia schniefen hörte. "Du hättest nichts dagegen tun können. Yun hatte sich entschieden sein Leben für Kenai zu opfern. Durch die Selbstlosigkeit konnte Yun ihm den lebenswichtigen Astrastein geben und das hatte Kenai gerettet. Gegen solche Art von Magie ist selbst ein dunkler Gott nicht immun. Feen mögen klein sein, aber manchmal ist ihre Magie umso größer", antwortete ich ihr.


2 192

09.09.2019, 19:12

Ardan

Das klang nach einer guten Idee. Auch eine kleine Geste reichte aus, um Yuns Opfer zu ehren und ihn in Erinnerung zu behalten. Der kleine Kerl hatte den Tag gerettet, dafür würden wir ihm immer dankbar sein. Als ich sah, wie schwer es Jadis mitnahm, schlang ich einen Arm um ihre Taille und drückte sie an meine Seite. >Dann lasst uns erstmal eine Kleinigkeit essen. Nach diesem Kampf haben wir uns Stärkung verdient.< Mein Magen war ein einziges Loch. Ich hatte sehr viel Magie genutzt, darum musste ich wieder die Reserven auffüllen. Wir hatten uns mit einem Mitglied des Schwarzen Sterns gemessen. Da war es nicht verwunderlich, dass man nach dem Kampf am Ende war.

Jenaya

Ich schaute mich um, als wir das Lager erreichten und fühlte all die toten Seelen, die hier ihr Ende gefunden hatten. Einige irrten noch umher, andere wiederum waren erleichtert darüber, sich nicht mehr mit dem Tod von Kameraden auseinandersetzen zu müssen. Jeder hier begrub Freunde, Familie. Wir waren nicht die einzigen, die heute wegen eines Verlustes litten. Es schmerzte mich, dass der Krieg so viele Opfer forderte und ich fragte mich, ob sich am Ende all die Opfer lohnen würden. Zu viel Blut war vergossen worden. Würde dieser Schmerz je verebben oder selbst Jahrhunderte überstehen?
Ich schmiegte mich enger an Kenai und klammerte mich an das Gefühl von Geborgenheit fest, um die dunklen Empfindungen zu vertreiben. >Essen klingt gut.<

Silia

Er hatte sein Leben für Kenai geopfert. Warum überraschte mich das nicht? Yun war ein loyaler Freund. Natürlich hatte er sich selbst aufgegeben, um das Leben seines Freundes zu retten. Das tat man füreinander. Trotzdem schmerzte es mich, dass er auf diese Weise von uns gegangen war. Das war ihm gegenüber einfach nicht fair. Ich wünschte, ich hätte die Chance gehabt sein Herzenslicht zu sehen, aber leider bildeten Feen eine besondere Ausnahme. Sie besaßen keine Herzenslichter, weil sie bereits aus Licht bestanden.
Schniefend und mir über die tränennassen Wangen wischend löste ich mich aus Akelas Umarmung und atmete tief durch. Ich fragte mich, was ich tun würde, sollte mir jemand Akela nehmen. Für immer. Würde ich das ertragen? Noch einmal? Diese Vorstellung erschreckte mich bis in die Knochen. >Pass auf Thales und Alita auf, solange ich nicht da bin, in Ordnung?< Auch wenn die beiden mehr als fähig waren, sich selbst zu beschützen, wollte ich, dass jemand ein Auge auf sie behielt. Ich vertraute Akela und auch wenn er nicht auf Freundschaften hinaus war, würde er mir diesen Gefallen tun. Weil er wusste, dass mir die beiden ebenso viel bedeuteten.
Ich schniefte ein letztes Mal und drückte ihm daraufhin einen warmen Kuss auf die weichen Lippen. >Gleich morgen schicke ich dir eine Nachricht, wie es hier aussieht und was als Nächstes ansteht.<
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2 193

09.09.2019, 20:14

Jadis


Müde nickte ich und bemerkte wie leer sich mein Magen anfühlte. So leer, dass es bereits anfing zu schmerzen. Wir hatten uns alle verausgabt, körperlich und emotional. Trotz der tiefe Trauer würde ich in der Lage sein etwas zu mir nehmen zu können. Denn der Körper musste etwas zu sich nehmen, um für die nächste Kämpfe gewappnet zu sein. Stumm folgte ich Ardan, heute war einer der wirklich schlimmen Tage. Und ich wünschte mir so sehnlich, dass das Ganze hier bald sein Ende haben würde. Dass wir bald den wahr gewordener Albtraum für alle Mal beenden konnten. Wir erreichten die Essenstelle und wortlos wurde unsere Portionen gegeben. Niemand wollte reden, Trauer und Erschöpfung schwebte schwer in der Luft. Die Atmosphäre war sehr erdrückend und viele wirkten mutlos. Nachdem wir einen Platz gefunden hatten, verschlang ich meine Portion ohne zu schmecken.

Kenai


Wir gingen zu der Essenstelle und ich nahm die erdrückende Stimmung wahr. Auch die Anderen hatten einen Freund oder Familienmitglied verloren. Doch diese Mutlosigkeit war bislang noch nicht so vorherrschend wie heute. Diese Schlacht besaß keinen Gewinner oder Verlierer, auch wenn wir augenscheinlich für diesen Moment gewonnen hatten. Aber es fühlte sich nicht danach an. Wir nahmen Platz und ich setzte mich dicht neben Jenaya. Ich brauchte ihre Nähe, den Körperkontakt. Ich blickte auf mein Essen und verspürte keinen Hunger. Dennoch würde ich etwas essen, weil ich wusste, dass Jenaya sich ansonsten Sorgen um mich machen würde und das wollte nicht. Viele Sorgen waren bestimmt nicht gut für unser Baby. Gedankenverloren begann ich schweigsam zu essen, während der Schmerz immer noch in meinem Brustkorb pochte. Yun hätte sich jetzt auf ein Stück Brot gestürzt. Er hatte das menschliche Essen sehr gemocht.

Akela


Ihre Haut schimmerte feucht von den Tränen und die Augen wirkten glasig von der Trauer des Verlustes. Dann bat sie mich auf diesen Kerl aufzupassen und auf das Häschen. "Ich bin kein Babyhüter", verdrehte ich die Augen und drückte dennoch einen Kuss der Zustimmung auf ihr Stirn. Was ich alles für diese Frau tat. Dann küsste sie mich und ich erwiderte sofort den Kuss. Allein der Gedanke sie eine Weile nicht zu küssen, weckte in mir tiefe Sehnsucht nach ihr. Langsam löste ich mich von Silia, ich war kein Freund von lange Abschiede. "Ich muss jetzt zu meiner Mannschaft, sie kann man nicht lange aus den Augen lassen. Bestimmt hat Irgendwer einen dämlichen Unsinn angestellt", behauptete ich und erschuf das Schattenportal. Ehe ich es betrat, schaute ich noch einmal über die Schulter und musterte Silia. "Kannst....kannst du die drei Worte noch einmal sagen?"


2 194

09.09.2019, 20:37

Ardan

Auch wenn die Stimmung nicht gerade den Appetit anregte, schob ich diese Gefühle beiseite und konzentrierte mich ausschließlich auf meine Energiezufuhr. Langsam füllte sich mein Magen, aber der Antrieb blieb aus. Geistig war ich nämlich noch mehr erschöpft. Ich schaute mich um, betrachtete die eingefallenen Gesichter, die in die Ferne blickenden Augen... Es setzte mir zu, dass es unseren Soldaten dermaßen schlecht ging. Wie würde wohl das nächste Mal aussehen? Wie viele würden fallen? Würden die Soldaten dann überhaupt weiterkämpfen wollen? Wann hörte das Ganze endlich auf?

Jenaya

Ich war hungrig und doch irgendwie nicht. Mit Trauer im Magen war es schwer den Hunger zu wecken und genug zu essen, um wieder bei Kräften zu sein. Trotzdem machte ich es wie viele andere. Ich zwang jeden Bissen hinunter, während ich darauf achtete ausgeglichen zu denken. Ich wollte dem Kind nicht noch mehr emotionalen Ballast spüren lassen.
Kurz darauf erschien Silia und sie bedachte Kenai und mich mit einem warmen, mitfühlenden Blick. Sie wusste Bescheid. Sie sagte nichts dazu, sondern nickte leicht, um ihre Anteilnahme zu zeigen. Ich schenkte ihr ein dankbares Lächeln und war froh zu sehen, dass es ihr gut ging. Sie hatte gemeinsam mit Akela den dunklen Gott besiegt. Indirekt hatten sie sich also für den Tod an Yun gerächt. Das dämpfte den Schmerz allerdings nicht. Leider.

Silia

Es beruhigte mich zu wissen, dass er den "Babyhüter" spielen würde und mir ging das Herz auf, als er über die Schulter zu mir blickte und diesen süßen Wunsch aussprach. Er sehnte sich nach Liebe. Das hatte er schon immer. Und es freute mich, dass er offen danach fragte. >Ich liebe dich, Akela Reavstone.< sagte ich sanft. Mir wurde ganz warm in der Brust. Er verschwand durch das Schattenportal und eine Weile lang stand ich einfach nur da und starrte die leere Stelle. Keine Frage, ich liebte ihn wirklich. Jeden Tag ein wenig mehr. Manchmal verglich ich meine Liebe zu ihm mit der Liebe zu Mal und obwohl ich das eigentlich nicht tun sollte, tat ich es doch. Mir war nicht zu helfen. Ich wollte wissen, warum sich die Beziehung mit Akela so anders anfühlte. Sie war nicht mit Worten zu beschreiben. Mal hingegen... er war ganz anders gewesen. Nicht mit Akela vergleichbar, obwohl beide der Dunkelheit angehörten.
In Gedanken versunken machte ich auf dem Absatz kehrt und begab mich ins Lager, wo die erdrückende Stimmung mich wie ein Schlag in die Magengrube traf. All diese Menschen... so viele Verluste.
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2 195

10.09.2019, 20:19

Jadis

Silia kam zu uns gestoßen und mein Blick wanderte sofort prüfend über ihrem Gesicht. Ihr schien es nicht schlechter zu gehen, es gab also keinen Streit oder der Pirat hatte sich daneben verhalten. Noch immer konnte ich mir nicht vorstellen, dass er ganz anders sein konnte, aber ich wollte die Worte meiner Tochter glauben. Vielleicht überraschte er uns noch. Sie setzte sich zu uns und sanft legte ich einen Arm um ihre Schulter. Nach ihrem Gesicht zu urteilen, hatte sie bereits von Yun's Tod erfahren. "Isst bitte was", bat ich sie und reichte ihr einen Teller. Wir hatten für sie eine Portion mitgebracht und wie wir brauchte sie neue Energie, die der Nahrung uns teilweise geben konnte.

Kenai

Silia erschien und schenkte uns einen mitfühlender Blick. Mittlerweile konnte ich die Emotionen viel besser von den Gesichter der Anderen ablesen und sie benennen. Ohne Yun hätte ich es nie schaffen können und wieder spürte ich die Schwere in meinem Brustkorb. Viele Dinge erinnerten mich jetzt an Yun und ich glaubte ich hatte diese Dinge zu seine Lebzeiten nicht ausreichend wertgeschätzt. Das bedrückte mich besonders. Nach dem Essen schaute ich auf: "Lass uns ein kleines Lagerfeuer machen und dann ehren wir ihm." Ich musste mich räuspern, als meine Stimme beinahe abbrach. Gleich würden wir uns endgültig von ihm verabschieden und gleichzeitig würde er in unsere Erinnerungen lebendig bleiben. Ich rieb über meinem Brustkorb, ein Teil von ihm war in mir. Ich konnte immer noch die neue schützende Mauer spüren.

Akela

Ein wohliger Schauder rann meinem Rücken hinab und ich schenkte Silia einer von meinen seltenes Lächeln. Ich liebe dich, Akela Reavstone. Die Worte hallten schmerzhaft süß in meinem Kopf wider und Wärme breitete sich in meinem Brustkorb aus. Ich wollte es wieder hören, immer wieder. Ich trat durch das Schattenportal und wenig später erreichte ich die andere Seite. Meine Schatten prüften die Luft, doch hier schien nichts Gravierendes passiert zu sein. Kein neuer Kampf hatte stattgefunden. Ich fühlte mich zwar dazu nicht verpflichtet, aber ich glaubte Silia hätte es gefallen, wenn ich jetzt zu diesem Quellenkönig ging und ihm Bericht erstattete. Einen Moment verzog ich meinen Moment und raffte meine Schultern, als ich über das Lagerplatz ging. Er war wie immer auf dem provisorischen Trainingsplatz, wenn er nicht gerade über Pläne brütete oder in seinem Zelt schlief.


2 196

11.09.2019, 17:49

Wenn du möchtest, könnten wir einen kleinen Zeitsprung hier machen;)

Ardan

Silia gesellte sich zu uns und ihr war kein Kummer anzusehen. Sehr gut. Dann müsste das Gespräch zwischen ihr und Akela gut verlaufen sein. Das beruhigte mich, auch wenn ich immer noch nicht ganz begreifen konnte, wie es zwischen den beiden funktionierte. Eigentlich wollte ich nicht einmal daran denken, wie er meine Tochter berührte. Mein kleines Mädchen war viel zu schnell groß geworden. Viel zu erwachsen und alles drumrum... Ich schüttelte den Gedanken ab und stimmte Kenais Vorschlag zu. Ja, wir sollten unseren verlorenen Freund jetzt ehren. Er verdiente einen ordentlichen Abschied.
Mit einem schweren Seufzen eröffnete ich ein kleines Feuer, das sich nicht ausbreiten würde und ließ einige Flammen bunt flackern. Normalerweise führte ich solche Tricks Kindern vor, aber heute... heute war das hier für einen Freund.

Jenaya

Ich spürte Kenais Trauer, denn mir erging es genauso. Abschied zu nehmen von Yun... das war viel zu viel. Ich wollte es nicht wahrhaben und doch waren die Feen sowie die Feenkönigin selbst zu uns gekommen, um sich zu verabschieden. Mir brannte das Herz, als Ardan mit seiner Magie ein Feuer erschuf, doch die Wärme vertrieb zumindest die Kälte in der Luft. Es war sehr viel kälter geworden. Oder das war nur meine eigene Vorstellung. Weil es nach wie vor von verwirrten Seelen nur so wimmelte. Hoffentlich fanden sie ihren Frieden.
Ich blickte ins flackernde Feuer und stellte mir unseren geflügelten Freund vor und was er wohl jetzt gesagt hätte. Sein Glitzer... Er fehlte mir. Tränen traten in meine Augen. Ich schniefte leise. Silia beugte sich vor, öffnete ihre Hand und zauberte Licht herbei, das wie kleine Funken aussah. >Für Yun.< sagte sie mit einem warmen Lächeln.
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2 197

12.09.2019, 18:23

Ein Monat später….

Jadis

Ich blinzelte zu dem kleinen Riss des verdunkelten Himmel hinauf und die ersten schwere Regentopfen fielen auf meinem Gesicht. Wir hatte geschafft das gefährliche Gebiet in der Gebirge umzugehen, aber dafür mussten wir durch diese endlose lange Schlucht wandern. Die Veränderung kam langsam, es begann mit abfallende Temperatur und der Boden wurde moderiger. Bald würden wir in das Reich von den dunklen Lord eingedrungen sein und an der Front würden wir mit all unseren Verbündeten treffen zum finalen Schlag, hoffentlich. Ich wischte mir die feuchte Haarsträhnen aus dem Gesicht. Seit Yuns Tod hatte es nur kleine Kämpfe gegeben, wo wir weniger Verluste erlitten. Doch aus Erfahrung wussten wir, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm war. Früher oder Später würden wir uns wieder in einem heftigen Kampf wiederfinden. Auch in unsere Leute war eine Veränderung seit dem letzten großen Schlachtfeld durchgegangen, Ardan und ich hatten Tage gebraucht, um ihren Kampfwillen zurückzuholen. Sie zu überzeugen, dass wir noch nicht verloren hatten. Ihre Mutlosigkeit war erschreckend gewesen und ich wusste, dass, wenn wir den Krieg gewannen, die Albträume sie lange verfolgen würde. So wie sie es bei mir tun würde. Die Seelen bekamen immer mehr Narben und ich wusste, dass sie nur bis zu einem gewissen Grad etwas aushielt bis sie dann zerbrach. Tief atmete ich die Luft ein. Sie war schwer, feucht und schmeckte leicht moderig. Ich klopfte auf dem Hals von Feena und leise schnaubte sie, dann kehrte ich in die Höhle zurück. Ardan und Silia saßen am Feuer und schienen in einem Gespräch vertieftet zu sein. Seit einem Monat war unsere Tochter bei uns und mir wurde jedes Mal bei ihrem Anblick mein Herz warm. Und gleichzeitig vermisste ich umso mehr Zen. Ohne ihn waren wir nicht vollständig. Ich setzte mich dazu: „Draußen ist alles zurzeit ruhig. Ich spüre nichts Verdächtiges.“ Dennoch bedeutete es gar nichts, nicht, wenn mit starken Gegnern zu tun haben. Sie wussten wie Auren verschleiert werden können, aber wir wussten es auch und nutzen diese Technik. Mein Blick fiel auf Silia. Bislang war sie nicht bei dem Piraten gewesen, doch sie schien ihm Nachrichten zu schicken. Ich fragte mich, wofür sie sich entscheiden würde. Sie hatte immer wieder von den positiven Seiten des Piraten erwähnt, doch es fiel mir nach wie zuvor schwer ihn als einen „netten“ Mann vorzustellen. Aber ich blieb bei meinem Wort, dass ich ihm eine Chance geben würde. Doch er schien sich nicht zeigen zu wollen. Aber ich würde mich nicht in die Beziehung einmischen, solange Silia nicht in Gefahr schwebte. Sie war erwachsen und für meinem Geschmack war sie viel zu schnell erwachsen geworden. Und sie hatte sich enorm weiterentwickelt. Wenn Ardan nicht mit ihr trainierte, dann trainierte ich mit ihr und ich hatte schnell festgestellt, dass ihr Können sehr hoch gestiegen war. Es gab nichts mehr, was ich ihr in Schwertkampf beibringen konnte. Thales war ihr ein guter Lehrer gewesen. Stattdessen lernte ich viel von ihr, doch das störte mich nicht. Wir hatten auch mit unsere Magie geübt und Dinge ausprobiert. Zum Beispiel konnte ich einer Lichtkugel eine äußere Eisschicht geben und wenn die gefrorene Kugel irgendwo geworfen wurde, zersplitterte das Eis und es entstand eine Lichtexplosion. Eine sehr effektive Methode, um die Feinde für einen Moment zu blenden und dann diesen Schwachpunkt auszunutzen. „Wir sollten morgen weiterziehen. Wir haben die Hälfte der Schlucht geschafft und vielleicht schaffen wir es morgen das Ende zu erreichen. Mir gefällt es nicht, dass wir in einer Schlucht gefangen sind, wo wenig Ausweichmöglichkeiten gibt“, meinte ich besorgt. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass wir in einer Schlucht gewesen waren und dabei kämpfen mussten. Es war ziemlich schwierig gewesen. Jetzt war das Problem, dass wir immer stärkere Gegnern bekamen, je tiefer wir in ihrem Reich eindrangen. An der Front wurde es auch langsam wackelig und wir mussten bald ihnen zur Stütze eilen. Es konnte Wochen dauern bis wir unseren Ziel erreichten.

Kenai

Es war einen Monat vergangen seit dem Tod von Yun und dennoch fühlte es sich immer noch Präsenz an. Vor meine innere Augen war das Bild immer noch ganz klar, wie er in meiner Hand zu glitzernde Staub wurde, als ich von den dunklen Gott besessen war. Ich sah jeden Tag den Abschied der Feen, die erschienen waren, um ihn zu ehren. Und ich erinnerte mich an unseren eigener Abschied von ihm. Ardan hatte ein Feuer aus bunten Flammen erschaffen, Silia ließ Lichtfunken tanzen und Jadis ließ das Glitzer, die wir auf magische Weise produziert hatten, in der Luft fliegen. Jenaya erzählte die Geschichten über Yun und ich ließ diese Geschichten durch das Schattenspiel lebendig werden. Obwohl der Abschied mich innerlich zerriss von dem Schmerz, hatte er was Tröstliches und Wärmendes gehabt. Yun würde niemals vergessen werden. Er würde immer ein Teil von uns sein und ohne ihn war unsere Gruppe nicht mehr vollständig. Ich rieb über meinem Brustkorb. In den letzten Kämpfe hatte ich gemerkt, dass Yuns Geschenk sich wie eine Rüstung um meine Seele gelegt hatte. Jeder geistiger Angriff wurde von der Rüstung abgeblockt und dann konnte ich die sanfte Wärme spüren, die Yun in sich getragen hatte. Ich schaute zu Jenaya hinüber, ihr Bauch zeichnete sich nun deutlicher ab. Nach jenem Tag hatte ich mich entschieden in dieser Gruppe zu kämpfen, um bei Jenaya und bei unserem Kind zu bleiben. Ich wollte sichergehen, dass ihnen nichts geschah. Diese Feinde hatten mir schon vieles genommen. Meine Familie. Mein Leben. Mein bester Freund. Sie durften mir nicht noch mehr wegnehmen. Es missfiel mir, dass Jenaya sich entschieden hatte, trotz alldem was geschehen war weiterzukämpfen. Sie hatte mir versucht zu erklären, dass zwischen ihr und unserem Kind eine besondere Magie gab, die sie viel stärker machte. Nur widerwillig hatte ich nachgegeben. Doch sollte sie und unseren Kind in Gefahr sein, würde ich sie von hier fortbringen. Ich stellte den leeren Teller beiseite, wir hatten gerade gegessen. Meine Hand legte sich auf dem rundlichen Bauch und ich spürte einen Tritt. Wärme durchflutete meinem Herz und ich fühlte mich in diesem Moment glücklich. Sanft begann ich den Bauch zu streicheln und leise sang ich das Lied Million Dreams.
Die Tritte wurde stärker, als würde unser Kind sich darüber freuen. Als ich das Lied endete, blickte ich auf und bemerkte: „Wir haben noch keinen Namen für unseren Sohn. Ich möchte ihn mit einem Namen ansprechen. Er kann doch nicht ohne einen Namen auf die Welt kommen. Und mir ist aufgefallen es gibt viele Namen. Ich weiß nicht, woher wir wissen welcher Name richtig ist. Meine Eltern haben uns nach den Tiersternen benannt, eher gesagt nach ihre Legenden. Ich bin unter einem Bären geboren, mir wurde der Name Kenai gegeben aus der Legende des Schwarzbären Kenai. Aber…..dann muss man wissen unter welchem Tierstern das Kind geboren wird.“


2 198

12.09.2019, 18:23

Akela

Einen Monat. Es waren genau 30 Tagen seit ich Silia nicht mehr gesehen hatte und wir uns nur über Nachrichten verkehrten. 30 Tage ohne sie waren verfluchte Tage. Die Nächte verwandelten sich in rastlosen Stunden und die kalte Stelle neben mir im Bett wurde immer kälter. Selbst ihr Duft verblasste in den Kissen und in der Decke. Ich verzehrte mich nach ihr, jeden Tag ein bisschen mehr. Die Mannschaft wich mir mittlerweile aus, wenn ich durch das Lager ging und meine miese Laune verbreitete wie die Pest. Und wenn ich nicht gerade durch mein Lager ging, um meine Leute anzufahren, malte ich wie ein Besessener im Zelt oder kritzelte einen Liedtext. Und dann dieses Art Versprechen auf zwei Personen aufzupassen, während sie weg war. Gleich am ersten Tag hatte ich das Häschen befohlen ihr Zelt abzubauen und es neben mir aufzustellen. Statt meinem Befehl nachzugehen, hatte sie bloß mich aus ihre erschreckte Augen angesehen und wäre beinahe zu den Quellenkönig gelaufen. Das hatte mich irgendwie gereizt, sodass ich einfach selbst ihr Zelt abbaute und ihn demonstrativ neben Meines aufbaute. Schließlich hatte ich sie angefaucht sich nicht anzustellen und dass ihre Schwester meinen Kopf kürzer machen würde, wenn ich sie nicht im Blick behalten würde. Nach einer Woche hatte ich ihr grimmig einen Bild in ihrer Hand gedrückt. Es war eine Zeichnung von ihr und im Hintergrund lag ein schwarzer Wolf, der sie aufmerksam musterte, als würde er über sie wachen. Seitdem wirkten ihre Augen nicht mehr riesig vor Schreck. Noch weniger Lust hatte ich auf den Quellenkönig aufzupassen. Er kam schon alleine zurecht, doch dann hörte ich Silias Stimme in meinem Kopf und somit hatte ich eines Tages den Quellenkönig so lange provoziert bis er mich zu einem Kampf aufforderte. Seitdem trainierten wir regelmäßig oder sowas in der Art. Ich blieb in meiner unbeliebter Art, jedoch schien ihm das nicht mehr zu stören und stattdessen war seine Zunge ebenfalls eine scharfe Klinge. Ich würde niemals offen zugeben, dass die Schwertkämpfe oder die Magieduelle mit den ganzen Wortgefechten zwischen uns mir irgendwie gefiel. Eher würde ich mir die Zunge abschneiden, als das ihm direkt in seinem Gesicht zu sagen. Ich musste doch meinen dunklen Ruf wahren. Ich rieb mit der Hand über das Haar und tastete nach der leere Stelle neben mir. In meinem Brustkorb zog es sich zusammen. Mit den Schatten unter den Augen richtete mich auf und fuhr mit der Hand durch das zerzaustes Haar. Seit ein paar Nächte suchte mich wirre Träume heim, wenn ich nach langem Hin und her endlich einschlief. Ich träumte vom Blut. Von dunklem Hunger. Und von einem schwarzen Wolf. Manchmal wachte ich schweißgebadet und zitternd auf, während ich die Präsenz von Fenrir wahrnahm. Einmal hatte ich fremdes Blut an meine Hände, aber Niemand schien in unserem Lager getötete oder angegriffen zu sein. Ich erzählte davon Silia nichts, denn sie sollte sich nicht verpflichtet fühlen herzukommen. Sie sollte sich entscheiden, wann sie selbst wiederkommen wollte. Ich lauschte nach draußen. Seit ein paar Wochen war es wieder ruhiger geworden und die Kämpfe weniger. Dennoch wusste ich, dass diese „Ruhe“ nur Schein war.


2 199

13.09.2019, 05:40

Ardan

Man könnte meinen, dass es nach einem weiteren Monat endlich Zeit war zurück nach Hause zu gehen, doch die Elite wollte sich nach wie vor nicht zeigen. Ich befürchtete das Schlimmste. Auch wenn Jadis und ich den Willen in unseren Soldaten wiedererweckt hatten, blieb die Erschöpfung und der Unmut über die Situation bestehen. Um ehrlich zu sein, ging es mir nicht besser damit. Ich verfluchte jeden Tag, den wir hier verbringen mussten. Mehr Verluste, mehr Drama. Wann nahm das ein Ende? Silias sonnige Ausstrahlung half mir zumindest in Balance zu bleiben, während Jadis nach wie vor ihren starken Willen im Herzen trug. Sie kämpfte wie eine Königin es eben tat und ich liebte sie umso mehr dafür. Was die Liebe zwischen unserer Tochter und den Piraten betraf... keine Ahnung. Er ließ sich nicht blicken. Sie kommunizierten nur über Nachrichten, was mir absolut recht war. Es war schön die Familie bei sich zu haben. Silia war eine großartige Unterstützung und schon bald würden wir alle Energie benötigen, um die wahren Feinde auszulöschen.
Ich sah auf, als Jadis zurückkam und lächelte sie an. Trotz des ernsten Themas. >Ja, je schneller wir diesen Ort verlassen, desto besser. Mag sein, dass wir uns hier am besten verstecken können, doch der Schein trügt. Cain nimmt komische Spannungen wahr.<
>Das ist die starke Präsenz der Dämonen. Wir kommen ihnen näher.< sagte Silia konzentriert dreinblickend, ehe sie sich aufrichtete und sich mit den Fingern kurz durchs Haar fuhr. >Ich komme nachher wieder, aber ich möchte jetzt zu Akela. Ein Monat war lange genug.<
Wenn sie ihn so sehr liebte wie ich Jadis, müsste jede einzelne ihrer Zellen vor Sehnsucht brennen. Ich hatte keinen Einwand, zumal sie wieder zurückkommen wollte und man ihr wirklich ansah, wie sehr sie sich nach ihm sehnte. >Lass dir Zeit. Wir brechen erst in einigen Stunden auf.<

Jenaya

Ich sah auf meinen stark gewölbten Bauch herab und lächelte. Trotz des wertvollen Verlustes und meiner Schwangerschaft war ich dennoch hier und kämpfte weiter. Nicht wirklich mit dem Schwert, sondern eher zur Unterstützung. Mein Schutzschild war nämlich undurchdringlich. Nichts und niemand schaffte es die Barriere zu durchbrechen, nicht einmal Silia. Sie hatte es probiert, mehrmals und das vergebens. Ihrer Meinung nach lag das wirklich am Kind, denn in ihm lebten sowohl die Schatten als auch das Licht. Envar meinte sogar, dass es ein Kind wie dieses noch nie gegeben hatte. Das war etwas Besonderes. Kenai und ich waren dabei ein einmaliges Kind auf die Welt zu bringen. Mich überraschte das nicht bei unserer tiefen Liebe. Seit einem Monat war er an meiner Seite und hielt mir den Rücken frei. Kämpfte in meiner Nähe. Beschützte uns.
Ich schmiegte mich an seine Seite und spürte unglaubliche Wärme in meinem Herzen. Wie ich es liebte, wenn er sang. Seine Stimme... ich schmolz jedes Mal dahin. >Hm... in der alten Schriftsprache bedeutet Cael Himmel. Wenn wir schon von Sternen sprechen, könnte er den Himmel selbst darstellen. Er hält alles zusammen. Oder Alain, für Frieden.< schlug ich vor. >Wir müssen uns nicht jetzt festlegen. Meine Mutter hat mir meinen Namen gegeben, als sie mich zum ersten Mal in ihren Armen hielt. Also direkt nach meiner Geburt.< Selbstverständlich hatte ich meiner Familie die frohe Nachricht überbracht und ganz viele Glückwünsche sowieso Sorgen erhalten. Besonders die Männer der Familie wollten mich am liebsten im Keller einsperren, damit mir ja nichts passiert. Mutter glaubte an mich und meine Intuition. Sie hatte meine Geburt bereits als besonders empfunden, darum verstand sie meine Entscheidung hier bei allem anderen zu bleiben und meine Bestimmung zu erfüllen.
Ich küsste Kenai auf die Wange und streichelte mir über den Bauch. Schon sehr bald standen uns sehr schreckliche Zeiten bevor. Wie weit würde ich noch gehen können?

Silia

Nachdem ich meinen Eltern Bescheid gegeben hatte, dass ich zu Akela gehen würde, verließ ich unsere Runde und traf sogleich auf Envar, der seine Runden drehte. Seine türkisen Augen trafen wissend auf meine. >Hast du es also nicht länger ausgehalten? Dachte wirklich, du gibst früher auf. Aber du zitterst fast vor Sehnsucht, da möchte ich dich nicht unnötig länger aufhalten.< Letzteres sagte er mit einem frechen Zwinkern. Er wusste, wie sehr ich nach der zweiten Woche damit gerungen hatte wieder zu Akela zu gehen, doch dann hatten wieder diese nervigen Kämpfe angefangen und ich wollte meiner Familie beistehen. Die Motivation der Leute ließ nach. Bei Thales schien die Lage noch in Ordnung zu sein, darum hatte ich es besser gefunden mein Licht in diesem Lager zu verteilen. Nun aber wollte ich Akela wieder bei mir haben. Ihn fest drücken, ihn endlos küssen, an ihm schnuppern, mit ihm im Bett kuscheln, ja sogar nochmals nackt von ihm gezeichnet zu werden.
Ich kniff meinem Bruder kurz in die Wange und öffnete daraufhin ein Portal, das mich direkt vor Akelas Zelt brachte. Alita hatte mir mitgeteilt, dass er sie mehr oder weniger dazu gezwungen hatte neben ihr zu campieren, was ich unheimlich süß von ihm fand. Er nahm sein Versprechen ernst und das bedeutete mir sehr viel. Umso größer war das Bedürfnis ihn wiederzusehen.
Niemand sah mich, als ich plötzlich vor seinem Zeit erschien. Akela selbst nahm jede kleinste Veränderung in seiner Umgebung wahr, darum würde er sofort wissen, dass ihm keine Gefahr drohte. Ganz im Gegenteil. Ich trat durch den Eingang und erblickte den attraktivsten Mann überhaupt. Zwar mit deutlich mehr Schatten im Gesicht, doch darüber wollte ich mir im Moment keine Gedanken machen. Mein Hirn setzte aus. Mit einem strahlenden Lächeln überbrückte ich die letzten Meter und warf mich ihm gegen die Brust. Seufzte erfreut auf. >Ich habe dich so schrecklich vermisst, Akela.< murmelte ich voller Gefühl.
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13.09.2019, 21:52

Jadis

Cain besaß einen sehr feinen Spürsinn und wenn er Spannungen wahrnahm, die wir noch nicht erfassen konnten, hatte es immer nie was Gutes bedeutet. Wir mussten also weiterziehen, ich wollte nicht, dass wir in unnötige Kämpfe verstrickt werden, wo wir unserem Ziel näher kamen. Wir brauchten unsere Energie. Auch Silia besaß einen feinen Gespür und ich runzelte mit der Stirn. Wieder ein Dämon. Nach jede Begegnung mochte ich sie weniger. Für mich bedeuteten sie Unheil. Unsere Tochter richtete sich auf und wollte den Piraten suchen. Kaum hatte Ardan die letzte Worte gesprochen, war sie auch schon verschwunden. Das zeigte mir, dass sie ihn vermisste. Nachdenklich blickte ich auf die Stelle, wo Silia verschwunden war. "Wir sollten ihn zum Essen einladen, bevor wir aufbrechen. Ich will wissen, wer er ist, wenn unsere Tochter bei ihm ist und ob er wirklich sie liebt, wie sie es bei ihm tut", wandte ich mich an meinem Ehemann: "Ich möchte nicht, dass uns eine Art Chance für einen möglichen Waffenstillstand genommen wird, wenn wir in Kämpfe verwickeln sind, deren wir Ausgänge wir nicht kennen. Es wäre für uns alle gut endlich Klarheiten zu haben und vielleicht können wir einige Dinge aufklären."

Kenai

Ich dachte über die Namen nach, es waren gute Namen und ich antwortete: "Mir gefällt Cael, ich mag die Bedeutung. Er hält wirklich alles zusammen, denn du bist wie die Sterne und ich bin wie die Nacht. Er ist unser Sternhimmel, er verbindet uns. Aber gut, wir warten bis er geboren wird." Ich schob den Oberteil hoch und küsste sanft auf dem warmen Bauch: "Ihr seid das Wichtigste in meinem Leben. Ihr seid mein Stern und mein Himmel. Ich liebe euch." Ich hob den Kopf an und küsste Jenaya voller Inbrunst. Ich hatte keine Angst mehr Vater zu werden, auch wenn es alles für mich neu sein würde und ich wahrscheinlich viel lernen musste. Aber Jenaya hatte Recht gehabt, dass ich unser Kind lieben würde. In ein paar Monate würde ich ihn in meinem Arm halten und allein der Gedanke daran ließ mein Herz aufgeregt schneller schlagen. Zum Glück war alles in Ordnung mit ihm, denn ich hatte vor einiger Zeit eine Nachricht an meinem großen Bruder geschickt, ob es normal war, dass unser Sohn Schatten verschlungen hatte. Akelas Antwort war beruhigend gewesen. Er meinte, dass die Schattenmagie sich bereits im Mutterleib entwickelte und wenn er Schatten ohne Probleme verschlang, bedeutete es, dass seine Schattenmagie stabil war und sich mit der Magie von Jenaya harmonierte. Sie harmonierten sich so gut, dass er wahrscheinlich ein sehr starker, fähiger Junge werden würde. Wahrscheinlich würde er sogar auch komplett die Magie von Jenaya übernehmen, anders als bei mir, wo ich nur einen kleinen Teil von der Musikmagie meiner Mutter geerbt hatte.

Akela

Mein Körper spannte sich augenblicklich vor Erwartung an, als ich eine vertraute Aura vor meinem Zelt wahrnahm, die noch vor wenige Sekunden zuvor nicht da gewesen war. Ich kam nicht mal dazu das Bett zu verlassen, da stürmte Silia bereits herein und warf sich gegen meinem Brustkorb. Als ihr Duft meine Nase traf, fühlte es sich wie einen gewaltigen Schlag an und schlang meine Arme fest um ihrem Körper. Auf perfekte Weise schmiegte er sich an Meinem und es fühlte sich unfassbar gut an sie endlich in der Wirklichkeit wieder halten zu können. Wie oft hatte ich von diesem Moment seit einem Monat geträumt. So oft, dass es mich manchmal wahnsinnig machte. Ich vergrub meine Nase in ihr seidiges Haar und drückte Silia noch fester an mich. Ich würde sie nie mehr loslassen. Ein Monat konnte verflucht lang sein. "Silia", murmelte ich mit eine raue Stimme vor Empfindungen, die in mir wild tobten: "Du bist hier."