Irene
Ich lasse Charlie einfach weinen, tröste sie mit Nichtigkeiten, weil ich nicht weiß, was ich sonst sagen soll. In meinem Kopf herrscht ebenfalls Chaos. Auch wenn ich Junior tatsächlich ein wenig verstehen kann. Immerhin steckte ich in seiner Position und wenn man niemanden mehr hat, übersieht man auch gerne ein paar oder auch ein paar mehr Fehler einer Person, wenn diese einem dafür das bietet was man so dringend braucht. Einen Platz in der Welt. Eine Chance das zu bekommen was man will. Eine Aufgabe und vor allem Macht. Und so wie die Dinge in der letzten Zeit gelaufen sind, muss Junior das Gefühl des absoluten Kontrollverlustes erlebt haben.
Ich hasse ihn dafür, dass er so leicht wieder in die Fänge meines Vaters geht, hasse ihn dafür, dass er den leichten Weg wählt, anstatt sich seinen eigenen Ängsten zu stellen, aber ich kann es verstehen. Und so lasse ich Charlie ziehen, als sie sich auf den Weg in ihr Zimmer macht. Ich höre wie sie anfängt Dinge kurz und klein zu schlagen, doch ich halte sie nicht auf. Sie braucht das jetzt. Und cih brauche jetzt erstmal Alkohol.


Oscar
Ich beobachte die Szene von Charlies Zimmerfenster aus, ein kleines Lächeln auf den Lippen. Keine Ahnung was da gerade passiert ist, aber so wie Charlie reagiert, muss es etwas schlimmes gewesen sein. Ich muss auch nicht lange warten, da kommt sie schon die Treppe raufgestürmt und beginnt irgendwelche Dinge gegen die Wand zu schmeißen. Offensichtlich ist sie so in ihrer Verzweiflung gefangen, dass sie mich gar nicht sieht. Ich habe mein zufriedenes Grinsen natürlich gegen ein sehr besorgtes Gesicht eingetauscht und als ein Buch direkt auf mich zufliegt und ich es im letzten Moment mit meiner Hand abwehren kann, ehe es mein Gesicht trifft, scheint sie mich auch endlich zu sehen. Ich stehe auf und gehe vorsichtig auf sie zu. "Charlie? Was ist passiert?" frage ich.

Oscar
Ich setze mich neben Charlie und sehe zu ihr rüber, wie sie verzweifelt die Worte "Junior.. er ist ein Hunter." stammelt. "Oh." sage ich und füge dann noch vorsichtig hinzu. "Aber... war er das nicht schon immer?"

Irene
Ich sehe Mason gar nicht, der an der Bar sitzt und an seinem Handy herumspielt. Ich laufe direkt zum Alkoholschrank und schnappe mir eine Flasche Whiskey. Ich nehme einen großen Schluck, als seine Stimme hinter mir ertönt und ich zusammenzucke. Ich sehe ihn an und weiß einen Moment nicht wie ich formulieren soll was ich soeben von Charlie erfahren habe. "Junior.... Charlie war bei Junior... Er ist wieder im Clubhaus... Bei meinem Dad..." ich schlucke ehe die Worte aus mir heraussprudeln. "Er ist ihr neuer VP, Mason! Mein Vater hat ihn komplett auf seine Seite gezogen! Er wollte niemals NIEMALS etwas mit dem Club zu tun haben... Er dreht vollkommen durch..."

Oscar
Ich merke, wie unruhig sie ist, wie sehr sie das mitnimmt und es fällt mir unglaublich schwer nicht in Lachen auszubrechen. Genau das wollte ich und jetzt tritt es genauso ein wie ich es geplant habe. Besser sogar noch. "Charlie, atme erstmal tief durch, okay? Das ist nicht deine Schuld. ER war derjenige der sich von dir abgewendet hat, er hat dich unter Druck gesetzt und war paranoid und ist ausgeflippt. Du kannst überhaupt nichts für seine jetzige Lage."

Irene
"Ja, Fuck." stimme ich Mason zu und lasse mich neben ihn an die Bar fallen. Eine Weile trinken wir schweigend unseren Whiskey nebeneinander. Keine Ahnung was ich jetzt tun soll. Ich sollte zu ihm fahren, ihm eine Ohrfeige geben in der Hoffnung, dass er dann endlich wieder wach wird, sich seinem Fehler bewusst wird und es rückgängig machen kann. Aber ich will nicht dorthin zurück. Ich weiß nicht mal, ob ich es kann. Immerhin lebe ich hier mit den Erzfeinden und bin praktisch eine Verräterin.
"Lass uns schlafen gehen." sage ich abrupt und stelle die Flasche auf den Tresen. "Morgen wird ein verdammt anstrengender Tag und im Moment können wir eh nichts tun um Junior zu helfen und Charlie ist bei Oscar in guten Händen."

Oscar
Ich stehe vom Bett auf und hebe beide Arme. "Hey, Charlie." meine Stimme ist ruhig, so als würde ich mit einem aufgebrachten, panischen Tier sprechen. "Ich bin hier nicht der Feind. Ich weiß, dass das hier gerade alles unglaublich schwer für dich ist, und dass du jemanden brauchst der Schuld hat. Aber der einzige Schuldige hier ist Junior. Ich habe niemals etwas getan um ihn zu verscheuchen. Er war paranoid und eifersüchtig, weil ich dir das Leben gerettet habe und nicht er. Mir tut es wirklich leid, wie das abgelaufen ist, glaub mir, das war das letzte was ich wollte. Aber ich schwöre dir Charlie, ich war immer absolut ehrlich zu dir."

Irene
Ich kann gar nicht sagen wie gut mir diese Umarmung tut und wie sehr ich sie gebraucht habe. Ich kuschle mich an ihn, vergrabe meinen Kopf in seinem Hemd und genieße einfach einen Moment in dem jemand anderes für mich da ist, für mich stark ist. Als wir uns schließlich lösen lächle ich Mason etwas traurig an. "Unsere Leben sind so abartig verkorkst." dann, nach einem kurzen Moment füge ich noch etwas leiser hinzu "Ich bin froh, dass ich dich hab, Mason. Danke." und ich küsse ihn, einfach weil ich seine Nähe jetzt gerade brauche.

Oscar
Ich sehe Charlie nach, verdrehe innerlich die Augen und schnaube frustriert. Nur einen kurzen Moment mit diesem Versager Junior und schon beginnt Charlie damit mich zu verdächtigen. Mein Plan muss so bald wie möglich in Phase II übergehen. Sonst verspiele ich alles.
Ich zücke mein Handy und überprüfe meine Nachrichten, ehe ich auf Kontakte gehe und IHN anrufe.


Irene
Ich bin so in dem Moment mit Mason gefangen, dass ich einen Moment brauche um zu realisieren was passiert ist, nachdem Charlie in uns reingerannt ist. "Oh." sehe ich Mason etwas überrascht an und seufze schwer. "Sie hat heute echt einen Scheiß-Tag. Meinst du wir sollten ihr nach?"

Irene
Ich und Mason bleiben die halbe Nacht wach, in der Hoffnung, dass Charlie irgendwann wieder nach Hause kommt. Ich zu Mason rüber, als er um 1 Uhr das besorgte Schweigen bricht, dass zwischen uns herrscht. Ich nicke. "Ja, ich meine, keine Ahnung. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr was mein Bruder alles tun würde. Aber... wenn er noch der ist den ich kenne, würde er alles tun um Charlie in Sicherheit zu wissen. Ruf ihn an. Ich... Ich will ihn im Moment nicht sprechen.."

Junior
Ich bin gerade dabei meinen neuen Job als VP mit einer der vielen Clubmädels zu feiern, ganz zu schweigen davon, Charlie aus meinem Kopf zu verbannen, als mein Handy klingelt. Ein Blick aufs Display verrät mir, dass es sich um Mason handelt. Ich schüttle frustriert den Kopf und schnaube. Können die mich nicht einfach alle in Ruhe lassen?
Ich zögere einen Moment, ehe ich das Handy schließlich doch in die Hand nehme und Amber oder wie sie auch immer heißt von mir schiebe. "Ja?" "Wer ist es Baby?" schnurrt mir Amber ins Ohr, doch Masons nächste Worte ziehen meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich. "Shh." zische ich Amber zu und halte mir mein anderes Ohr zu um Mason besser zu verstehen. Charlie ist verschwunden? Ich fluche. Wieso kann ich das jetzt nicht einfach ignorieren? Wieso ist sie noch so präsent in mir, dass ich sofort vom Bett aufspringe und mit einer Hand beginne in meine Klamotten zu schlüpfen, während ich mit der anderen das Handy halte. "Wann ist sie verschwunden? Was ist passiert?" frage ich.

Junior
Das mit Oscar lässt mich aufhorchen. Doch eigentlich ist das jetzt nicht wichtig. Charlie ist verschwunden und in dieser Stadt könnte sie in weiß Gott was für einer Gefahr stecken. "Ich mache mich sofort auf den Weg." damit lege ich auf und verlasse ohne auf die Proteste von Amber zu hören mein Zimmer und anschließend das Clubhaus. Draußen schwinge ich mich auf meine Maschine und rase mit quietschenden Reifen vom Hof. Es gibt eigentlich nur einen Ort wo sie jetzt sein könnte. Das Lagerhaus.
Es dauert nicht lange, bis ich dort ankomme. Ich stelle das Motorrad ab und mache mich schnellen Schrittes auf den Weg ins Innere. "Charlie?"

Junior
Ich sehe sofort dass sie geweint hat. Ich kenne sie lange genug um zu wissen wie sie aussieht, wenn sie traurig ist. Ich spüre einen Stich in der Magengegend. Schuld. Ich fühle mich schuldig. Was ich gesagt und getan habe.... ich wusste, dass ich ihr damit wehtun würde.
Ich stehe einen Moment etwas unschlüssig in der Türe, mir sehr wohl bewusst, dass ich in der Hektik einfach wieder die Klamotten angezogen habe, die ich davor anhatte... Also auch die Kutte...
Doch dann gehe ich direkt auf sie zu.
Es ist mir egal was gerade vorhin passiert ist, dass sie mit Oscar zusammen ist und dass wir uns nicht mehr nahe stehen. Ich vermisse sie so sehr, dass es weh tut. Und in diesem Moment ist es mir egal. Ich ziehe sie einfach auf die Beine, in meine Arme und küsse sie.

Junior
Sie jetzt endlich wieder küssen zu können, sie in meinen Armen halten zu können... Es ist unbeschreiblich.
Als wir schließlich nebeneinander liegen, schwer atmen und an die Decke starren, scheint die Realität langsam aber sicher wieder angeschlichen zu kommen.
Ich drehe ihr meinen Kopf zu und zucke leicht mit den Schultern. "Das hier ist unser Ort. Und Mason hat mich angerufen und gesagt du hattest einen Streit mit... Oscar..."