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02.01.2020, 17:49

Jadis

Meine Nase kribbelte unter seinem Kuss und ich spürte die Röte über meine Wangen kriechen. Solche Reaktionen konnte nur Ardan in mir hervorrufen. Ich fühlte mich immer noch so frisch verliebt wie am ersten Tag und gleichzeitig war unsere Liebe in die Tiefe gewachsen. Sie konnte man nicht einfach zerstören, wir hatten gemeinsam viel durchgemacht und das hatte uns stärker gemacht. Er schaffte mir ein Lachen zu entlocken und gleichzeitig dachte ich wehmütig an unseren Sohn. Ich vermisste ihn schrecklich und wünschte ich könnte ihn bald in meine Arme halten. Meine ernste Miene kehrte sofort zurück. Der schwarze Stern wurde besiegt, aber nicht ihr König. Auch ich hatte ein zwiespältiges Gefühl wie Ardan. Einerseits verhieß dieses Grün Hoffnung und gleichzeitig schwebte über uns noch das dunkle Unheil. Ich stand ebenfalls auf und bemerkte erst jetzt die Stille. „Die Ruhe vor dem Sturm“, bestätigte ich und das obwohl wir bereits viele Stürme hatten. Doch der nahende Sturm würde nicht mit den Anderen zu vergleichen sein. Ich schaute zum Gebirge und musste feststellen, dass von der Gebirge nichts viel übrig geblieben war. Stattdessen schien sie ein Krater geworden zu sein und die Steine waren seltsam geformt als hätte man sie geschmolzen. In unserem eigener Kampf hatte ich überhaupt nicht gemerkt, was für ein Kampf draußen geherrscht hatte. „Lass uns nach Silia suchen!“, Sorge übermannte mich. Denn es war genau die Gebirge, wo dieser Malevor erweckt wurde. Und ich könnte mir nicht verzeihen, wenn unserer Tochter was geschehen war. Außerdem spürte ich plötzlich eine dunkle Aura, die mir eine Gänsehaut bereitete. Sie war viel finsterer als die von den Hohedämonen und ich wollte dieses schauderndes Gefühl von mir waschen. Es ließ mich schmutzig fühlen. Der dunkle Lord war auf dem Weg.

Fenrir

Wild funkelte ich Malevor an und knurrte: „Du verstehst gar nichts! Du bist bloß nur eine Marionette, die sich unterwürfig von einer dreckige Ratte befehligen lässt. Du bist nicht der Malevor, den ich kenne und ich habe umsonst meinen Hintern für dich aufgerissen. Komm bloß nicht in meine Nähe, dein schwacher Wille stinkt schlimmer als die Hölle.“ Mit verengten Augen musterte ich Silia und meine Stimme blieb hart: „Das ist der letzte Kampf mit euch gemeinsam, danach sind wir geschiedene Leute.“ Dann zeigte ich mit meinem Finger nochmals auf Malevor und zischte ihn an: „Wage es ja nicht zu verrecken oder dich erneuert verbannen zu lassen.“ Mit diese Worte sprang ich von der Kante und landete leichtfüßig auf dem Boden. In meine Augen lag die wilde Entschlossenheit, als ich zum Schlachtfeld sah. Dort fanden immer noch Kämpfe statt und weiter hinten hatten sich Kreaturen gesammelt, wie eine Mauer. Dahinter spürte ich die Präsenz des dunklen Lord und endlich setzte er seinen faulen Hinterteil in Bewegung. Mein Blut pochte heiß in den Adern und die Energie rauschte gezähmt durch meinem Körper, ich war bereit zu kämpfen. Ich wollte sein verdorbenes Blut fließen sehen. Und ihn schließlich in die Dimension des Nichts schicken. Es wäre mein größtes Vergnügen diesen dunklen Lord zu brechen.

Kenai

Die Umgebung hatte sich in eine gespenstische Stille verwandelt und um uns herum begann sich Nebel zu verdichten, das vermutlich mit diesem Ritual zu tun hatte. Meine Hand brannte und fast schon schmerzhaft wurde meine Energie aus meinem Körper gezogen. Akelas Stimme ließ die Luft dicker werden, er klang weit weg und gleichzeitig nah. Die mythische Worte ließ mein Herz kräftig pochen und ich spürte die zunehmende Spannung in der Luft. Die große Schattenflammen flackerten, obwohl kein Wind wehte und ich glaubte Flüstern aus einer andere Welt wahrzunehmen. Ich glaubte eine solche Kulisse würde man als unheimlich beschreiben, wenn man kein furchtloser Mensch war. Angespannt musterte ich mein Bruder. Sein Schattenauge hatte sich verändert, sie war silbern geworden und sein goldenes Auge wirkte verschleiert. Er schien nicht da zu sein und gleichzeitig doch. Jetzt hinterfragte ich meine Idee, was wenn es eine falsche Entscheidung gewesen war? „Kenai, spricht mir die Worte nach“, wandte sich mein Bruder an mich: „Clúdaigh an ghealach.“ Ich sprach ihm nach wie befohlen und im Gleichklang begannen wir die Worte immer wieder zu wiederholen. Die Schattenflammen begannen stärker zu flackern und aus dem Augenwinkel sah ich wie plötzlich Linien auf dem Boden erschienen, die bis zu unsere Füße reichten. Schatten drangen in meinem Körper hinein, füllte meine Quelle aus und in diesem Moment spürte ich einen heftigen Sog. Beinahe hätte ich gekeucht, doch mit zusammengebissene Worte sprach ich weiter diese Worte wie ein Mantra. Unter uns wurde der Blutmond schwarz und plötzlich stieß mich Akela aus dem Kreis. Benommen taumelte ich, um Gleichgewicht zu finden. Ich sah noch, wie Akela sich hinkniete und genau in die Mitte eine Rune zeichnete. Dann mit einem schmerzverzerrten schrie er ein weiteres Wort und gleißendes Licht brach aus der Kreislinie heraus, sodass sie zu einer Art Mauer wurde. Beinahe blendete es mich und atemlos keuchte ich: „Akela!“ Erst dann bemerkte ich, wie die Umgebung sich verdunkelt hatte und ich schaute nach oben. Meine Augen weiteten sich, ein Schatten hatte sich vor dem Mond geschoben.


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02.01.2020, 20:10

Ardan

O ja, das war ganz klar die Ruhe vor dem Sturm. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, welches Ausmaß die Macht des Dunklen Lords auf unsere Welt hatte. Niemand wusste viel über ihn. Nicht einmal in den Büchern stand etwas über ihn geschrieben. Als gäbe es ihn nicht wirklich und doch trieb er in dieser Welt sein Unwesen. Zusammen mit anderen Hohedämonen, die er angeblich erschaffen hatte. Was für eine Art Wesen war dazu fähig? Ein Gott, nicht wahr?
Plötzlich brach finstere Dunkelheit über uns herein und lenkte mich damit von meinen kreisenden Gedanken ab. Der Blutmond, er... er war weg. Es sah aus, als hätte sich eine Scheibe aus Schatten vor den Mond geschoben. Meine Augen weiteten sich bei dem Anblick. So etwas sah man nicht alle Tage, beziehungsweise Nächte. Ich wusste sofort, dass das dem Zauber zu verdanken war, den Akela und Kenai ausgeführt hatten. Aber zu welchem Preis? Solch eine Macht hätte ich den beiden nicht zugetraut, doch das Ergebnis ließ sich sehen. Dadurch, dass der Blutmond keine Magie mehr ausübte, verloren die Bestien ihre wilde Energie. Ich spürte das am eigenen Leib. Mein innerer Dämon war lange nicht mehr so laut wie zuvor. Ob diese Finsternis auch eine Auswirkung auf den Dunklen Lord hatte?
Gemeinsam mit Jadis rasten wir schneller über die zerstörte Fläche, bis wir eine Gruppe aus Animagi erreichten. Ich erfasste schnell die Lage. Fenrir drehte ausnahmsweise nicht durch. Silia war unversehrt. Envar genauso. Der fremde Animagi musste Malevor sein und Alita... wo steckte Alita?

Silia

Malevor zuckte kaum merklich zusammen, als sein Bruder ihn so schroff anfuhr. Seine Worte verletzten ihn, aber er widersprach nicht. Er fühlte sich schuldig. Das war ihm deutlich anzusehen. >Eines muss ich wissen... wie haben sie es geschafft dich zu unterwerfen?< Einen Animagi wie ihn hätten sie eigentlich nicht unterdrücken können. Wir waren freie Geister. Wir waren sehr stark, besonders unser Wille, aber ich vermutete, dass Malevor einiges durchgemacht hatte, um sich völlig zu verlieren. Anders konnte ich mir das Ganze nicht erklären. Außerdem wollte ich ihn nicht für das hassen, was er Alita angetan hatte. Ich musste so etwas wie Mitgefühl für ihn finden, um ihren Verlust besser zu ertragen. Nur ihr zuliebe versuchte ich gütiger zu sein. Sie hatte es sich ausdrücklich gewünscht. Das war das Mindeste, was ich für sie tun konnte.
Mal verzog das Gesicht, als würde ihn die Erinnerung allein zutiefst schmerzen. >Sie haben meinen Geist gebrochen. Sie haben mir meine Fähigkeit genommen und sie über Jahrzehnte hinweg an mir getestet. Sie haben mir alles genommen und doch... nur durch Glück, anders verstehe ich es selbst nicht... ist ein kleiner Teil meines Ichs am Leben geblieben.<
Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Die Grausamkeit der Dämonen kannte keine Grenzen. Sie hatten ihn in seiner Einsamkeit Tag für Tag angegriffen und ihm seinen Willen genommen. Ihn stückchenweise gebrochen. Es war tatsächlich ein Wunder, dass er sich überhaupt an sich selbst und an uns alle erinnerte. Dass er normal sprechen konnte. Deshalb hatte sich Alita für ihn eingesetzt. Sie hatte durch den direkten Kontakt mit ihm einen Blick in seinen Geist geworfen. Die klaffende Wunde in meiner Brust wurde schlagartig größer. >Es tut mir leid, dass dir das widerfahren ist, Mal.< murmelte ich bedrückt.
>Und mir tut es leid, dass ich dich töten wollte und nun Alita dafür den Preis gezahlt hat.<
Envar seufzte tief und schloss für einen kurzen Moment die Augen. >Nicht mehr reden. Mehr handeln.<
Gerade dann tauchten meine Eltern auf, die beide unversehrt waren und sich wahrscheinlich wunderten, was hier passiert war. Leider gab es keine Zeit für ausführliche Berichte. Ich war einfach nur froh, dass es ihnen gut ging. Mit brennenden Augen warf ich mich gegen sie und schniefte leise. Ich fühlte mich nicht wohl dabei sie im Kampf gegen den Dunklen Lord an meiner Seite zu haben, denn ich fürchtete, dass dieses Wesen zu stark für sie war. Immerhin wusste niemand so genau, mit welcher Macht wir es zu tun hatten. Nur die düstere Spannung in der Luft verriet, dass mit dem Dunklen Lord nicht zu spaßen war.
>Er ist kein Mensch, auch kein Dämon.< sagte Malevor ernst. >Er ist auch kein Gott, das hätte ich gespürt. Er ist... anders. Nicht wirklich greifbar. Er ist auch kein er, er ist mehr ein Es.< fügte er hinzu und schaute dabei in die Richtung, aus der dieses Es kam. Durch meine Weitsicht konnte ich allmählich mehr erkennen und was ich sah, erschreckte mich.

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05.01.2020, 14:53

Jadis

Kaum erreichten wir den Krater, wo am Meistens das Grün zu wachsen schien, lief Silia geradewegs in unsere Arme und instinktiv schloss ich meinen Arm um sie. Ich spürte, dass etwas nicht in Ordnung war und ihr Schniefen sagte mir genug, dass hier etwas Fruchtbares passiert war. Mit der andere Hand strich ich sanft über das weiche Haar und war unglaublich froh, dass sie selbst unversehrt war. Mit einem prüfender Blick schaute ich zu den Anderen hinüber und meine Augenbrauen zogen sich zusammen, als ich Fenrir und den fremden Animagi entdeckte. Er war vermutlich Malevor. Was mich irritierte ist, dass Alita fehlte. Für Erklärungen blieben uns keine Zeit und es war Malevor, der sprach. Misstrauisch beäugte ich ihn, hatte Silia ihn zur Vernunft bringen können? Und Fenrir schien ebenfalls nicht mehr aus zu sein uns schaden zu wollen. Wieder tauchten die Fragen in mir auf, was Ardan und ich verpasst hatten. Dieser dunkle Lord war ein Es? Mein Nacken begann zu kribbeln und ich spürte die düstere Spannung in der Luft. Eine drohende Gefahr näherte sich uns. Ich schaute über die Kante des Kraters und mit meinem „Luftblick“ lokalisierte ich die Gefahr. Entsetzt keuchte ich auf, als ein Bild in meinem Kopf auftauchte. „Was ist das?“, hauchte ich mit geweitete Augen und ein kalter Schauder rann meinem Rücken hinab. Mein Herz pochte schnell und ich hatte das Gefühl er stünde direkt hinter mir. Diese Augen würden mich nächtelang verfolgen. Doch was mich am Meisten entsetzt hatte, war was ich bei ihm gespürt hatte. „Es ist das pure Böse“, flüsterte ich die Antwort.

Fenrir

Meine Ohren zuckten und ich hörte die Gespräche hinter mir, jedoch reagierte ich nicht darauf. Ich war immer noch verdammt wütend und zwar auf alle. Diese Wut würde ich naher im Kampf in Energie umwandeln, auf diese Weise war ich am Gefährlichsten. Die Windprinzessin und der Drachendämon erschienen, anscheinend hatten sie den anderen Zwillingsdämon erledigen können. Eine Arbeit weniger. Dann bemerkte ich die Mondfinsternis, sieh Einer an, der Bastard entdeckte allmählich den Kern seiner wahrer Kraft. Auch ohne Blutmondmagie war ich ein mächtiges Wesen, denn das Nichts war allgegenwärtig. Ich packte nach meinem Vernichter und schlug ihn provozierend in den Boden ein. Donnernd spaltete sich die Erde bis zur der dunkle Mauer aus Kreaturen und als diese in die Tiefe fielen, sah ich den dunklen Lord. Meine Augen verdunkelten sich und ich bleckte die Zähne. Es war mir egal, was er war, ich würde ihn töten. Es gab nichts mehr was mich aufhalten könnte. Mein Blut pulsierte in den Adern und meine Nasenflügeln weiteten sich. Er roch nach purer Dunkelheit, was ich bis hierher riechen konnte. Dennoch spürte ich keine Furcht, ich war schon zu oft an dunkle Abgründe gewesen, um wie Furcht spüren zu können. Die Finsternis war ein Teil von mir.

Kenai

Wir hatten es geschafft. Akela hatte es geschafft. Ich spürte sofort, wie die Blutmondmagie nachließ und meine Schattenmagie nicht mehr in Aufruhr war. Vielleicht lag es auch daran, dass dieses Ritual mir scheinbar viel Energie entzogen hatte, was ich gar nicht gespürt hatte bis auf diesen ziehender Schmerz. Doch an diesem Ort gab es genug Schatten, auch wenn es mir widerstrebte ihre verdorbene Dunkelheit in mir aufzunehmen. Doch ich brauchte wieder Kraft und es war meine Aufgabe diese Schatten von ihrem Elend zu erlösen. Sie würden nur noch mehr Chaos anrichten. „Los!“, bellte Akela und sah mich aus seine glühende Augen an. Auf seiner Stirn leuchtete ein seltsames Mal und seine Aura schien silbrig zu schimmern. Direkt hinter ihm war eine gastierhafte Gestalt in Form eines weißen Wolfes mit golden und silber gesplitterte Augen. Auf seiner Stirn prangte ein leuchtender Halbmond und seine ausgebreitete Flügeln waren in Farben des Nachthimmels eingetaucht. Ehrfurcht regte sich in mir, denn seine Aura fühlte sich beinahe göttlich an. Es kostete mich aller Kraft mich von diesem überwältigender Anblick abzuwenden und tief in mir drinnen spürte ich, dass ich gerade etwas Einmaliges erlebte. Dieses Wesen würde mein Bruder nicht schaden, viel mehr wirkte es, als wäre es ein Schutzgeist. Entschlossen schickte ich die Schattenfänger über das Schlachtfeld und ich rannte los in Richtung Krater. Dort konnte ich sie alle spüren. Auch dieser Fenrir und eine andere Präsenz, die ihm ein wenig ähnelte.

Akela

Die Energie floss unaufhörlich aus meinem Körper heraus, als würde ich verbluten und schweratmend blieb ich gekniet auf dem Boden, wo unter meiner Hand sich die entscheidende Rune abgezeichnet hatte. Jetzt galt es mir diese Rune aufrecht zu halten, um uns mehr Zeit zu verschaffen. Ohne die Blutmondmagie würden unsere Feinde schwächer werden und natürlich hoffte ich darauf, dass es auch auf den dunklen Lord auswirkte. Aber mein Instinkt sagte mir, dass es nicht so sein würde. Wer eine solche Heer aus finstere Kreaturen erschaffen und kontrollieren konnte, würde sich nicht von fehlender Blutmondmagie aufhalten lassen. Wieder keuchte ich auf, als der nächste Sog eine weitere Schmerzwelle in mir auflöste. „Mondgöttin Luna stehe mir bei“, zischte ich zwischen den zusammengepresste Zähne und in diesem Moment spürte ich ein seltsames Kribbeln in meinem Nacken. Eine übernatürliche Präsenz, die nicht von dieser Welt war. Ich bin Sirius, Gefährten von meiner Herrin, die Mondgöttin. Deine Zeit ist gekommen das Werk von Tyr zu beenden, Auserwählter. Du wirst den Blutmondfluch brechen, flüsterte eine Stimme in meinem Kopf. Es klang alt und gleichzeitig jung, nicht von dieser Zeit. „Na toll, noch ein Problem. Ist ja nicht so, als hätten wir davon genug“, spottete ich schweratmend.


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07.01.2020, 20:42

Ardan

Wir alle richteten unseren Fokus auf die finsterste Präsenz auf dieser Welt. Nicht einmal Fenrir oder Silias Ex verströmten dieses pure Böse, wie Jadis es treffend beschrieben hatte. Ich selbst fand keine Worte dafür. Es war einfach ein Urinstinkt, dass da etwas auf uns lauerte, dem man nicht entkommen konnte, wenn es im Jagdmodus war. Und dieses Es kam bestimmt nicht nur zum Plaudern. Wir hatten alle seine Schachfiguren erledigt. Der König kam nun allein zum Vorschein. Er verköperte das gesamte Böse, das diese Welt befallen hatte. Wenn er fiel, fiel die Dunkelheit mit ihm. So viel stand fest.
Sicherheitshalber begann ich im Geiste diverse Zaubersprüche zu aktivieren, die uns im Kampf helfen könnten. Es schadete nicht sich vorzubereiten. Wer wusste schon, ob uns überhaupt genug Zeit blieb, um größere Attacken vorzubereiten. Obwohl ich wusste, dass ich ziemlich stark war, ging ich kein Risiko ein. Nicht bei dem Gegner. Darum sammelte ich jedes Fünkchen Energie, das ich noch in mir finden konnte und hoffte, dass ich damit einiges erreichen würde.
Silia drehte plötzlich ihren Kopf zu uns herum und legte sowohl mir als auch Jadis eine Hand auf die Brust. Sie lächelte. >Ihr habt viel Energie verloren. Eigentlich wäre es mir lieber, ihr würdet das den Animagi überlassen, aber die Sturheit habe ich von euch, deshalb...< Ihr Lächeln verwandelte sich in ein schwaches Grinsen. Daraufhin spürte ich einen herrlichen Schub an reiner Energie, die mich vollständig durchflutete. Sie heilte nicht nur meine Wunden, sondern füllte zudem mein Psios auf, bis es fast überquoll. Mir entwich ein zufriedener Seufzer. Das tat gut. Wirklich gut. So fühlte ich mich deutlich besser. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine sich uns nähernde Person und als ich Kenai erkannte, fiel mir sogleich ein Stein vom Herzen. Ihm ging es gut. Nachdem ich diesen Wahnsinnszauber mit dem Blutmond gesehen hatte, hatte ich mir Sorgen um sein Wohlergehen gemacht. Und was Akela betraf...
>Kenai, geht es Akela gut? Wo ist er?< übernahm Silia sofort das Fragen und wirkte sehr besorgt. Sie ließ von Jadis und mir ab. >Soll ich dich auch gleich stärken?<

Silia

Um mich vom wahren und letzten Feind kurz abzulenken, sorgte ich dafür, dass es meinen Eltern besser ging und entdeckte Kenai, der leider ohne Akela aufkreuzte. Natürlich setzte mein Herz eine kleine Ewigkeit lang aus. Ich rechnete mit dem Schlimmsten. Wäre Akela allerdings schwer verwundet oder sogar tot, hätte Kenai uns das sicherlich gleich gesagt. Und er würde nicht so gefasst sein wie jetzt. Trotzdem... wo blieb Akela? Ich machte mir Sorgen. Auch wenn der Dunkle Lord ein furchteinflößender Feind war und ich diese Menschen lieber ganz weit weg bringen wollte, musste ich mich ihrem freien Willen beugen und akzeptieren, dass sie mitkämpfen wollten. Akela würde mich nie allein lassen. So viel stand fest. Also musste er gerade etwas aushecken. Meistens hielt er sich versteckt, wenn er etwas Wichtiges zu erledigen hatte. Und wenn das getan war, würde er kommen. Daran zweifelte ich nicht. Ich hoffte nur, dass diese wichtige Sache ihm nicht schwer schaden würde. Was Risiken betraf, grenzte er an lebensmüdes Verhalten.
Ich seufzte leise und erschauderte, als eine dunkle Welle über den Boden fegte wie eiskalter Wind. Eine Vibration nach der anderen. Wie ein Puls. Das musste die Energie des Dunklen Lords sein. Wenn das kein Er war, wieso nannten ihn dann alle überhaupt Lord? Irgendwie war das sehr missverständlich, doch das spielte letztendlich keine Rolle. Feind blieb Feind. Mein Blick glitt zurück zu Kenai. Er hatte sich energietechnisch ziemlich verausgabt. Seinem Herzenslicht ging es zum Glück sehr gut. Auch er war mir sehr wichtig, zumal er gesund und munter zu seiner Familie zurückkehren musste, sobald es zu brenzlig wurde. Jenaya war es sicherlich schwergefallen, ihn in diesen Kampf ziehen zu lassen. Ich hoffte, dass es auch ihr an nichts fehlte. Diese Schwangerschaft... ein Kind wie dieses hatte es bislang nicht gegeben. Umso besser war es, dass sie nicht hier, sondern in Sicherheit war. Ich wollte nicht wissen, was der Dunkle Lord sonst getan hätte.

Jenaya

Mein Drittes Auge schloss sich. Für den Moment hatte ich genug gesehen. Zu viel auf einmal. Mir tat das Herz unheimlich weh. Zu erleben wie jemand Sanftmütiges wie Alita starb, um einen alten Bruch zu heilen, das hatte... das hatte mich tief berührt. So auch die Sache mit Fenrir. Wer hätte gedacht, dass in einem finsteren Wolf wie ihm wahre, warme Gefühle versteckt gewesen waren? Er hätte diese Welt ins Nichts gestürzt, wäre Alita in ihrer Kerngestalt nicht nochmal zu ihm gegangen, um seine zerschundene Seele zu besänftigen. Ich wünschte mir ein gutes Ende für die beiden. Irgendwie mussten sie erneut zueinanderfinden. So wie Königin Azuria und der verstorbene König Thales. Auch ihre Liebe hatte in einer Tragödie geendet. Da wurde mir abermals bewusst, welch ein Glück ich hatte, dass es Kenai gut ging und wir bald eine Familie wurden. Er hatte zwar mit seinem Bruder einen ganz gefährlichen Zauber ausgeführt, allerdings schien Akela den meisten Schaden abbekommen zu haben. Auch in ihm steckte mehr Mitgefühl, als man ihm je am Anfang zugetraut hätte. Silia hatte dazu viel beigetragen, das konnte man nicht leugnen.
Leicht erschöpft streichelte ich mir über den Bauch und lauschte der ruhigen Energie darin. Dieses Kind war so stark... ich spürte es von Tag zu Tag mehr und mehr. Im Moment kam es mir vor, als hätte unser Sohn mein Drittes Auge geweckt, aber vielleicht irrte ich mich da auch. >Alles wird gut. Wir werden den Kampf gewinnen.< murmelte ich mit sanfter Stimme und schloss die Augen. An Schlaf war nicht zu denken, aber das Rauschen der Wasserfälle beruhigte mich sehr. Maris war schon längst eingeschlafen, doch ich wusste, dass sie bei der kleinsten Gefahr wieder aufwachen würde. Sie hatte mich nie im Stich gelassen.
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09.01.2020, 17:30

Jadis

Energie rauschte durch meine Adern, als Silia uns welche gab und ich fühlte mich wieder hergestellt. Bereit für den nächsten Kampf und sie hatte mit ihrer Vermutung Recht. Wir würden den Kampf mit den dunklen Lord nicht weichen, ganz gleich welche Gefahr er darstellte. Wir hatten es soweit geschafft und würden es zu Ende bringen. Wenn wir ihn besiegten, dann hatten wir diesen Krieg gewonnen und würden endlich der Welt den Frieden schenken. Kurz drückte ich dankbar die Hand meiner Tochter und nickte leicht. Zudem würden wir nicht zulassen sie alleine gegen dieses Wesen zu kämpfen. Wir brauchten alle Kräfte um Es besiegen zu können. Ich machte mir keine Illusion, dass es leicht sein würde und war auf alles gewappnet. Kenai stieß auf uns zu und sofort erkundigte sich Silia nach Akela. Trotz des Wiedertreffens mit Malevor schien ihre Liebe zu diesem Piraten nicht verblasst zu sein. Diese Liebe war stark und im Kampf hatte sich der Pirat in meine Augen bewährt. Er hatte bewiesen, dass er bereit war sein Leben aufzugeben, um Derjenigen zu beschützen, die ihm wichtig waren. Wenn wir alle diesen verfluchten Krieg überstanden hatten, würden wir hoffentlich einen gemeinsamen Weg als Familie finden können. Es gab noch viel Unausgesprochenes zwischen uns, aber ich hoffte wir konnten alles klären und gemeinsam in die Zukunft schauen.

Kenai

Mir fiel als Erstes das Fehlen von Alita auf und dann, dass hier das Zentrum des Grüns sein musste. Denn auf dem Weg hatte ich überall die sprießende Pflanzen bemerkt, die zuvor noch nicht da gewesen. In der Erde hatte doch noch Leben existiert. Ich hatte eine Vorahnung, was es bedeuten konnte, doch ich wollte es nicht zu einem festen Bild werden lassen. Vielleicht irrte ich mich und Alita war irgendwo. Ich sah Silia an. Normalerweise hatte Jenaya mir immer ihre Energie gegeben und ihr sanftes Licht hatte mir stets ein warmes Gefühl bereitet. Es fühlte sich nicht richtig an von Silia Energie anzunehmen und ich wusste auch nicht, ob es mir überhaupt gefiel, weil mir ihr Licht zu stark war. „Ich nehme die Dunkelheit als eine Energiequelle“, antwortete ich ihr und deutete zum Mond, der noch immer in Schatten eingehüllt war: „Wir haben ein Ritual durchgeführt und die Mondfinsternis herbeigerufen, um die Blutmondmagie zu unterbrechen. Akela geht es soweit gut, auch wenn er etwas Kraft verloren hat. Aber ein Geisterwesen ist bei ihm, ich habe das Gefühl er wird auf ihn aufpassen. Ich glaube es wird etwas Bedeutungsvolles passieren, solche Wesen mit eine starke Präsenz erscheinen nicht ohne Grund.“

Fenrir

„Seid ihr endlich fertig mit eurem Geschwätz oder wollt ihr den dunklen Lord noch zu einem Kaffeekränzchen einladen?“, blaffte ich die Gruppe an, die sich nun an ihrer Größe vermehrt hatte. Der Bruder meines ehemaligen Wirts war ebenfalls anwesend. Meine Ohren zuckten und ich grummelte: „Bestimmt ist es Sirius, der muss sich mal wieder wichtig machen. Ich kann sein verfluchtes Sternstaub bis hierher riechen.“ Vor Jahrhunderten von Jahren hatte ich eine Begegnung mit ihm gehabt, bevor er seinen Körper verlor und die Mondgöttin seine Seele an einem Stern gebunden hatte, damit er weiter ihr treu dienen konnte. Ich hatte diesen Wolf noch nie leiden können.


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09.01.2020, 19:53

Ardan

Kenai brachte Licht in die Sache. Wie vermutet, hatten die beiden tatsächlich die Mondfinsternis herbeigerufen, aber Akelas Arbeit war damit nicht getan. Der Besuch eines Geisterwesens, verbunden mit der Mondgöttin, bedeutete wirklich etwas Großes. Solche Dinge passierten nicht aus einer Laune heraus. Scheinbar war heute ein ganz besonderer Tag. Ich hoffte, dass alles zu unseren Gunsten klappte. Vieles stand auf dem Spiel. Allen voran unser Leben.
Ich schaute zurück zum Dunklen Lord, der keine Anstalten machte, sich zu beeilen. Stattdessen näherte er sich uns im gemächlichen Tempo, als hätte er alle Zeit der Welt. So fühlte man sich bestimmt als finsterste Kreatur, die noch am Leben war. >Mir wäre wohler dabei zu wissen, welche Fähigkeiten er besitzt. Ich hasse Überraschungen.< grummelte ich. Eine Überraschung wie die Kopierfähigkeit der Zwillinge hatte uns genügend aus dem Konzept gebracht. Sowas konnte ich nicht gebrauchen.
>Keine Sorge, Papa. Wir kriegen das schon hin. Egal wie mächtig man ist, es gibt immer eine Macht, die einem ebenbürtig ist. So ist das Gesetz der Natur. So wird das Gleichgewicht bewahrt.< sprach Silia motiviert und blickte hinter Kenai zu der Stelle, wo sie wahrscheinlich Akela vermutete.

Silia

>Ihm wird nichts passieren, wenn ein Geisterwesen wie Sirius bei ihm ist.< beruhigte ich mich selbst. Dass Akela etwas Bedeutungsvolles zu erledigen hatte, machte mich stolz. Er hatte in den letzten Monaten immens an Stärke gewonnen und trotz seines schweren Lebens viele gute Dinge getan. Mein Herz an ihn verloren zu haben, bereute ich keinesfalls. Auch nicht in Anwesenheit von Malevor, der ganz genau wusste, dass sich die Dinge geändert hatten. Wenn der Kampf erstmal vorbei war, würden wir in Ruhe darüber reden. Es gab viel zu besprechen. Und ich hoffte, dass wir auch die Chance erhielten mit Fenrir zu reden. Ohne Drama. Ohne Geschrei. Ohne Hass. Ich wollte ihm helfen Alita zu finden. Ihm Frieden zu schenken, wie sie es sich für ihn gewünscht hatte. Ihr Wunsch war meiner.
Dafür lohnte es sich zu kämpfen, dachte ich mit eisernem Willen und zog mein Schwert, das in seinem starken weißgoldenen Licht erstrahlte. Meine Maske war durch die Verwandlung zerbrochen, doch die gewaltige Energie steckte weiterhin in mir fest. Ich hatte vollen Zugriff darauf. In mir pulsierte der Kern der Sonne. Meine wahre Energiequelle. Ich war auf nichts und niemanden angewiesen.
Malevor löste sich von Envar, der ihn ein Weilchen gestützt hatte und griff zu seiner Waffe. Er atmete tief durch. >Falls der Dunkle Lord es schafft wieder in meinen Geist einzudringen und mich zu manipulieren, tötet mich. Zögert nicht. Lieber werde ich wiedergeboren, anstatt irgendjemanden von euch nochmal schwer zu verletzen. Im schlimmsten Fall zu töten.<
Wie immer hielt ich nichts davon jemandem das Leben zu nehmen, der es freiwillig hergab. Ich war nicht hergekommen, um Mals Leben zu beenden. Ich hatte von Anfang an einen Weg gesucht, uns beide zu retten. Ohne Blut zu vergießen. Nun forderte er genau das, zu dem ich mich nicht bereit fühlte. Besonders nach Alitas tragischem Tod. Mehr Verluste ertrug ich einfach nicht.
Envar sah die Sache anders. >Du hast mein Wort, Mal.< sagte er ernst und Malevor nickte ihm dankbar zu. Wenn mein Bruder sein Wort gab, dann hielt er sich daran, obwohl er nicht an ein Versprechen gebunden war wie ich. Darum sagte ich nichts, sondern widmete mich dem nähernden Feind. Die Luft wurde geschwängert von Finsternis. Ich hörte ein seltsames Flüstern im sanften Wind. Klagelaute. Verwünschungen. Derbe Worte. Wieder erschauderte ich. Diesmal von der Kälte. Es war keine Kälte wie das Eis, das meine Mutter herbeizaubern konnte. Nein... diese Kälte griff direkt den Geist an.
Der Himmel über dem Dunklen Lord färbte sich pechschwarz. Meter für Meter verschwand der hübsche Nachthimmel und verschluckte jegliches Licht. Nur ein geschultes Auge konnte jetzt noch Umrisse erkennen. Meinem tierischen Wesen sei Dank passierte das instinktiv. Ich verlor den Feind nicht aus den Augen. Das war auch ziemlich schwer, da er gleißend helle Löcher als Augen hatte. Düsteres, kaltes Licht, welches aus seinem Inneren zu strahlen schien. Sein Körper setzte sich aus schmierig schwarzen Totenköpfen zusammen. Sie bewegten sich mit ihm. Öffneten ihre Mäuler, atmeten, zischten, klagten, fluchten... Die Geräusche lösten Unbehagen in mir aus. Das, was von ihm ausging, war schlimmer als in einem See aus verfluchten Seelen zu schwimmen. Nicht, dass ich das je getan hätte, aber ich stellte mir das sehr schrecklich vor.
>Was ist dieses Ding bloß...< knurrte mein Vater und wirkte angespannter als zuvor.
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12.01.2020, 11:46

Akela

Um einen Fluch brechen zu können, musste man ihn erstmal verstehen und die Ursache dieses Fluches finden. Ich hatte mich schon gefragt, warum die Blutmondmagie eher eine düstere Natur besaß, wo die Mondgöttin Luna als Heilige galt. Sie brachte Licht in die Dunkelheit, wenn die Nacht kam. Dieser Blutmond widersprach ihr und umso weniger überraschte es mich, dass es sich hierbei um einen Fluch handelte. Einen Fluch, den die Mondgöttin anscheinend nicht selbst brechen konnte. Manche Mächte sind selbst den Götter überlegen, auch für sie existierten Regeln und Grenzen. Ohne die Ordnung würde überall Chaos herrschen, selbst in den Ort, wo die Götter lebten. Ich sah auf meine Hand herab, Adern stachen dick aus meine Unterarme heraus und pulsierten, während die Energie aus ihm herausfloß, um die Mondfinsternis zu halten. „Lass mich deine Geschichte sehen“, flüsterte ich und das silberne Auge begann zu funkeln. Silbriges Licht umgab mich und vor mir formten sich die Schatten, um mir die Geschichte des Blutmonds zu erzählen. „So ist das also“, murmelte ich. Vor langer Zeit gab es einmal einen großen Krieg, der bis in die Welt der Götter reichte und es wurde böses Blut auf dem Mond vergossen, das hatte diesen Fluch ausgelöst. Ich konnte den Nachall des tiefen Schmerzes und der Verzweiflung der Mondgöttin Luna spüren, denn sie wurde von ihrer eigene eifersüchtigen Halbschwester verraten. Diese trachtete nach der Macht der Mondgöttin und wollte sie von ihrem Thron stoßen. Ein erbitterter Kampf entfach und versank die Welt in eine mondlose Dunkelheit. Als die Halbschwester starb, verfluchte sie den Mond und tränkte ihn in ihrem Blut. Ein letzter dunkler Akt. Die Mondgöttin Luna schaffte es nur den Fluch so zu verändern, sodass der Blutmond nur alle paar Jahrhundert erschien, denn auch sie hatte der Fluch getroffen. Sie selbst konnte ihn nicht brechen und wenn der Blutmond kam, war sie an Ketten gebunden. Ich tauchte tiefer in die Geschichte hinein, suchte nach den Kern des Fluchs und stieß auf ihn. Vor meine innere Augen wirbelten die fremdartigen Runen herum, reihten sich ein und ergaben ein ganzes Bild. Ich musste nur danach greifen. Plötzlich wurde ich aus meiner Trance gerissen, Sirius hatte mein Geist zurückgerissen und verwirrt blinzelte ich. Die Portale, warnte er mich. Reflexartig schloss ich die Portale und ließ die Zacken sprengen, bevor die Schattenwesen herauskriechen konnte. Ohne sie als Kraftquelle wurde der Sog heftiger und ich schnappte laut nach Luft. Warmes Blut floß aus meiner Nase und in meinem Kopf begann es laut zu pochen, als würde er in jeden Moment platzen. Immer mehr zehrte der Zauber an meiner Kraft und ich spürte wie meine Energie zuneige ging. Aufeinmal rauschte durch meinem Körper fremde Energie, sie war rein und doch anders, als die ich von Silia kannte. Lasse mich in dich hinein, flüsterte Sirius und ich öffnete für ihn mein Geist. Etwas Anderes blieb mir wohl kaum übrig, wenn ich das hier durchziehen wollte. Ich riss meine Augen weit auf, als der nächste Energieschub kam und ich den Mondwolf in mir spüren konnte. Seine Macht fühlte sich frei an wie die unendliche Weite der Nacht, so klar wie wolkenlose Sternenhimmel und leuchtend wie der Mond. Es war ganz anders als den finsteren Fluch von Fenrir, dessen dunkle Macht mich in tiefe Abgründe gestoßen hatte. Der silberne Schein um mich herum wurde stärker und plötzlich tanzten Flammen um meine Hand herum, die wie Mondlicht aussahen. Erneuert tauchte ich in den Fluch hinein, wagte mich hervor und versuchte seine Bedeutung zu verstehen. Noch mehr Bilder erschienen vor meine innere Augen, alte Erinnerungen von Tyr. Ich öffnete meine Augen, nun wusste ich, was ich zu tun hatte. Tyr hatte es fast geschafft und ich musste den Rest erledigen. Durch mein breites Wissen um verschiedene Zauberformeln und die Fähigkeit neue Formeln zu kreieren, würde ich diesen Fluch brechen können. Wie in einem Trance begann ich die Worte zu murmeln, die nicht von dieser Welt schienen und der Boden begann zu beben. Mit den Pfeil der Mondgöttin stieß ich genau in die Mitte, als ich die letzte Worte aussprach und der Schatten im Spiegelmond bekam Risse. Der Zirkel verwandelte sich in gleißendes Licht und schoss bis zum Himmel. Ich legte den Kopf in den Nacken und sah wie die Mondfinsternis verschwand. Doch statt ein roter Mond erschien ein blauschimmernder Mond. Der Blaumond war eine Segnung der Mondgöttin an die Mondgeborene, bevor Dieser verflucht wurde. Der Fluch war gebrochen. Als Sirius aus meinem Körper glitt, sank ich kraftlos zum Boden und starrte den blauen Mond an. Mein Blick begann sich zu verschwimmen und ich spürte wie mein Herz immer langsamer schlug. Ich sehnte mich nach dem Schlaf, doch wenn ich mich ihm hingab, würde ich vielleicht nie mehr meine Augen öffnen. Ich blinzelte. Ein Stern neben dem Mond funkelte besonders hell. Und dann übermannte mich die Schwere des Schlafs.

Wach auf, mein tapferer Mondkrieger, erklang eine melodiöse Stimme und ich öffnete meine Augen. Alles um mich herum schien in weißem Licht eingetaucht zu sein und ich konnte keine klare Umrisse erkennen. „Bin ich tot?“, fragte ich als Erstes und richtete mich auf. Zumindest glaubte ich es, dass ich es tat. „Nein, dein Körper ist scheintot. Du hast deine ganze Energie verbraucht und bist in einem tiefen Koma gefallen, alle deine lebenswichtige Organe arbeiten bloß langsamer, um die restliche Energie aufrecht zu halten“, erklang wieder diese Stimme und vor mir erschien nebelartige Gestalt. Als ich genauer hinschaute bekam ihre Gestalt eine festere Form und hätte ich ihre Präsenz nicht schon erkannt, dann hätte mir ihr Aussehen klar gemacht, wer vor mir war. „Bin ich in deinem Reich, Mondgöttin Luna?“, fragte ich sie und war etwas enttäuscht über diese Umgebung. Das Leben auf dem Mond sah ziemlich fad aus. „Das hier ist der Kontaktknoten zwischen einem Gott und einer Seele. In meinem Reich wärest du versucht gewesen zu bleiben“, antwortete sie mir lächelnd und dabei begannen ihre goldene Sommersprossen zu funkeln wie die Sterne. Solche Sommersprossen hatte ich noch nie gesehen und ich hätte auch niemals erwartet, dass ein göttliches Wesen ein solches Merkmal besitzen würde. „Ich danke dir, dass du den Blutmondfluch gebrochen hast. Schon seit deiner Geburt unter Sirius Stern wusste ich, dass du die Wiedergeburt meines Mondkriegers bist“, ihre Augen, die mich an einem klaren Nachthimmel mir Farben erinnerte, schimmerten feucht vor tiefer Dankbarkeit und ihre Wärme durchströmte mich. „Mondkrieger….also bin ich jetzt kein Schattenmagier mehr?“, runzelte ich mit der Stirn. In was war ich schon wieder hineingeraten? „Doch, natürlich. Niemand kann seine Geburt verleugnen. Du bist Beides“, ihre weiche Hände umfasste mein Gesicht. Die kleinen Sommersprossen hatten tatsächlich sternartigen Formen. „Du bist ein Mondschattenmagier. Dein zweites Auge, den ihr auf der Erde als Schattenauge bezeichnet, verrät es“, ihr Blick wurde traurig: „Doch leider wurden die wenige Mondschattenmagier getötet und das wahre Wissen um das Schattenauge verschwand, sowie um die Mondschattenmagier. Es waren viele Jahren vergangen als du als der nächste Mondschattenmagier geboren warst und da wurde das Schattenauge als ein Art Fluch angesehen. Das hat dir viel Kummer bereitet, weil du den wahren Kern nicht kanntest. Doch jetzt hat dein Geist den Kern gefunden, auch wenn dein Verstand es noch nicht danach gegriffen hat. Es liegt in deiner Macht, wie du deine Gabe benutzen willst. Es war niemals ein Fluch gewesen und der Blaumond wird dir das Wissen schenken, das du brauchst. Das ist mein Geschenk an dich, mein tapferer Mondkrieger“, weiche Lippen küssten mein Stirn und eine berauschende Energiewelle umspülte mich. Sie roch nach den blauschimmernde Mondblumen, die nur im Mondlicht erblühten. Sie löste sich von mir, das weißschimmernde Haar, was beinahe durchsichtig aussah, tanzte um ihr Gesicht und entblößte die spitz zulaufende Ohren. Ich musste an Boyd, dem Mondelf denken. Er war ein Mondgeborener. Auf ihr Stirn leuchtete der Mond, ein Spiegelbild des echten Mondes. Ich spürte einen Stoß und die seltsame Umgebung verschwand.


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12.01.2020, 11:47

Laut keuchend riss ich meine Augen auf und richtete mich ruckartig auf. Mein Körper summte vor Energie, jede kleinste Pore schien davon gefüllt zu sein. Ich fühlte in meinem Inneren eine neue Kraft, nein, diese Kraft war schon immer tief in mir verborgen. Nur hatte ich es nie verstanden. Ich war nicht verflucht gewesen. Das Schattenauge wurde nur sowas wie ein Fluch, weil es so behandelt wurde. Statt es als meinen Teil von mir zu akzeptieren, hatte ich das Schattenauge von mir fortstoßen wollen und es später nur für meine dunkle Zwecke benutzt. Jetzt wusste ich endlich, warum es ihn gab und dass es eine Gabe war, wenn man es richtig anwandte. Mein Silberauge funkelten in tausende Splittern, die Schatten kehrten in ihm nicht zurück. Diese Mondfinsternis ließ ich hinter mir zurück. Es war Zeit mich endlich selbst zu akzeptieren, auch die dunklen Schatten von mir. Ich selbst war der größte Feind gewesen und hatte mir am Meisten Leid vor tiefer Selbsthass zugefügt. Erst als Silia in meinem Leben auftauchte, konnte ich das Licht sehen und fand stückweise mein Weg zurück. Doch den letzten Stück musste ich jetzt alleine gehen, indem ich mir selbst vergab. Ich schaute zum blauen Mond hinauf, spürte wie meine Energie stärker anfing zu kribbeln und nickte dem Mond zu. Ich war ein Mondschattenmagier, der auserwählter Mondkrieger der Mondgöttin Luna. Die letzte Kette in meiner Seele zersprang. Als eine unnatürliche Dunkelheit den Himmel verdunkelte und selbst den Mond verschwinden ließ, kam aus meinem Körper das schimmernde Mondlicht und erhellte einige Metern um mich herum die Umgebung. Ich ging los und hörte die Geräusche der Kreaturen hinter dem Licht. Sie zischten, waren wütend, dass ich ihnen die Energiequelle genommen hatte und doch wichen sie meinem Licht aus. Wie die Sonne besaß auch der Mond eine reine Kraft. Ich konnte die flüsternde Schatten hören, ihren Schmerz und Hass spüren, die Verzweiflung schmecken. Ich hielt kurz inne und weiße, geisterhafte Wölfe erschienen vor mir, die ich erschuf. Sie schwebten in die Luft und wie Irrlichter wanderten sie durch die Dunkelheit. Doch sie sollten Anderen nicht in die Irre führen, sie sollten den Schatten einen Weg zeigen. Der letzte Weg aus der tiefste Dunkelheit, die die Sonne nicht mehr erreichen konnte, aber der Mond. Ein letzter Funken Hoffnung sich aus der eigene Verdammnis zu befreien. Und die anderen erschaffene Schatten würden zerrissen werden, bevor sie in den Herzen der Lebende einnisteten. In den nächsten Moment erreichte ich durch den Schattensprung das Gebirge, wo die Anderen waren.


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12.01.2020, 11:48

Jadis

Faszinierend was die beiden Schattenmagier konnten, denn eine Mondfinsternis herbeizurufen erzeugte von großer Kraft und anscheinend war die Arbeit von den Piraten noch nicht fertig. Er erhielt gar ein Besuch von einem Geisterwesen, das mit der Mondgöttin verbunden war. Es gab viele Legende um Sirius, der Tiergefährte von der Mondgöttin Luna. In einer Legende bat er sie seine Seele an einem Stern zu binden, damit er ihr weiter treu dienen konnte, als sein Körper im Sterben lag. Seitdem wachte er als Stern über den Mond und als hellster Stern leitete er auch die Menschen, die ihren Weg verloren hatten. So viele Dinge geschahen heute, furchtbare und unglaubliche Dinge. Jetzt kam was Fruchtbares, denn der dunkle Lord schien jedes Licht in der Umgebung ersticken zu wollen und seine Gelassenheit brachte mich beinahe aus dem Konzept. Er schien nicht in Eile zu sein, es schien ihn nicht mal zu kümmern, dass wir den schwarzen Stern zerstört hatten. Der dunkle Lord sah nicht aus, als würde er jetzt wanken, weil ihm seine großen Unterstützter fehlten. Stumm pflichtete ich Ardan bei, ich hatte genug von Überraschungen. Ich wollte, dass dieser Krieg endlich sein Ende fand. Ich sah zu meiner Tochter hinüber und ihre Worte stärkte meine Überzeugung, dass wir immer noch diesen Krieg gewinnen konnten. Ganz gleich wie mächtig der dunkle Lord auch sein mochte. Silia hatte Recht, es gab immer eine ebenbürtige Macht, die sich mit der Andere messen konnte. Das Gegenstück. So war es auch bei Ardan und mir, doch statt Feinde zu sein, hatten wir durch unsere Liebe unsere Kräfte vereinen können. Aber wir konnten jederzeit die Kraft des Anderen Einhalt gebieten, sollte Jemand die Kontrolle verlieren. Plötzlich vernahm ich hinter uns eine andere Präsenz, teilweise kam mir es bekannt vor und teilweise war es mir fremd. Alarmiert drehte ich mich sofort um bereit Diesen niederzustrecken, wenn es sich als Feind herausstellen sollte. „Akela, du hast es geschafft!“, rief Kenai und ich starrte verblüfft den Mann an. Ja, er war dieser Pirat und doch irgendwie anders. Sein Schattenauge schien verschwunden zu sein, stattdessen funkelten die Splitter silbern. Und ihn umgab ein Art Licht, was aber nicht wie die von Silia oder Jenaya war. Dennoch fühlte sich dieses Licht rein an und das bei einem finsteren Piraten. Wobei finster wirkte er nicht mehr, es war als wäre er mit sich in Reinen. Anders konnte ich die neue Ausstrahlung nicht erklären. „Natürlich habe ich es geschafft“, verdrehte er die Augen und sah schließlich Silia an: „Immerhin habe ich ein Versprechen einzuhalten möglichst nicht zu verrecken.“ Dann entdeckte er Malevor und seine Lippen wurden zu einer schmale Linie. Ich spannte mich an, wir konnten jetzt keine Komplikationen gebrauchen. Hinter uns kam der Feind immer näher. „Ich sehe definitiv besser aus“, sagte der Pirat nur und ging zielstrebig auf Silia zu. Besitzergreifend zog er Silia in den Arm und ich erwartete schon, dass er jetzt vor Malevor sie küssen würde, um ihn zu provozieren. Aber stattdessen hörte ich ihn sagen: „Lass uns die Welt retten.“ In diesem Moment sah ich, wie plötzlich Fenrir direkt auf den dunklen Lord zulief.

Fenrir

Wütend funkelte ich Malevor an, als er das sagte und knurrte mit fletschende Zähne: „Hör auf den Schwächling zu spielen und fange endlich an dagegen zu kämpfen. Oder ist dir etwa so egal, dass ein Teil von mir all die Jahren für dich als Fluch gelebt hat, um dich zu befreien? Wenn du mir angeblich helfen willst, dann fange gefälligst an zu überleben und vernichte dein Feind.“ Ich ballte meine Hände zu Fäuste und bitter sagte ich: „Jetzt begreife ich, dass die Sonnenfüchsin in einem Punkt doch Recht haben muss, doch ich wollte diese Wahrheit nicht sehen. Es hätte bedeutet, dass du mich aus deinem Leben ausgeschlossen hast und du dir den einfachen Weg gewählt hast. Aber diese Worte hattest du schon einmal ausgesprochen, du hattest ihr dieses Versprechen genommen und sie ist verpflichtet ihr Versprechen einzuhalten, solange es nicht aufgelöst wird. Du hast mich genauso verraten und verlassen, wie die Anderen. Du willst gar nicht meinetwegen helfen, sondern weil du ein schlechtes Gewissen hast ein reines Wesen getötet zu haben. Ich wette du hättest gar nicht gemerkt, wenn man geschafft hätte mich komplett zu verbannen oder es hätte dich gar nicht gejuckt, weil dich nur deine Rache interessiert hat. Du wärest nicht zu mir gekommen, um mich zu befreien. Du hättest das getan, was dein Meister von dir verlangt. In diesem Kampf war ich bloß nur ein Werkzeug für dich. Ich habe dich schon viel früher verloren, bevor du von Silia vernichtet wurdest. Deswegen hast du nicht das Recht mich jetzt aufzuhalten, ganz gleich ob es mein Tod bedeuten könnte. Aber dann könnt ihr herausfinden, welche Kräfte der dunkle Lord hat.“ In mir tobte die Wut, Schmerz und Verrat. Ich sprang hinunter auf das Kampffeld und furchtlos rannte ich auf den dunklen Lord zu. Schwamm durch seinem Meer aus tiefster Dunkelheit. Doch das Nichts konnte ebenfalls finster sein, denn dort existierte ebenso wenig Licht wie hier. Ich verwandelte mich in den großen Wolf und öffnete über den dunklen Lord das Nichts. Zeig, was du drauf hast, du schmieriger Parasit. Egal wie der Kampf enden würde, ich würde einen Weg zu Alita finden und dort meinen Frieden. Doch zuerst würde ich alles geben, um das zu beschützen, was sie erhalten wollte. Selbst wenn es mein Tod bedeuten sollte, aber so schnell ließ ich mich nicht schlagen.


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13.01.2020, 20:01

Uiii schön viel Text und ne coole Aktion *_*

Silia

Zur selben Zeit, in der Fenrir sich den ganzen Frust von der Seele sprach und Malevor damit zeigte, wie tief seine Wunden wirklich reichten, bemerkte ich eine andere Präsenz, die sich uns näherte. Kenais Ausruf und das plötzlich grelle Licht des Mondes kündigten eine ganz besondere Person an. Meine Augen weiteten sich, als ich einen veränderten Akela erblickte. Seine Aura, sie war... hell. Rein wie die des Mondes. Sein sonst schwarzes Auge glänzte silbern. Viele kleine Splitter schwammen darin. Mir fehlten die Worte, auch dann, als er zu mir kam und mich besitzergreifend an sich drückte. Ich wusste es zu schätzen, dass er mir nicht noch einen Kuss auf die Lippen drückte. Jetzt den Alpha zu markieren, nur weil Malevor anwesend war, war falsch. Ironischerweise musste ich selbst das Bedürfnis unterdrücken, Akela offensichtlich anzuschmachten, denn ich hätte nie gedacht, dass er noch attraktiver auf mich wirken könnte. Tat er aber. Mit jeder Faser seines Körpers.
Ich schenkte ihm ein warmes Lächeln und erwiderte seine halbe Umarmung. >Schätze, ich muss mir einen neuen Kosenamen für dich ausdenken. Du wirkst nicht mehr wie ein Schattenwolf.<
Für einen kurzen Moment versank ich in seinen Augen, doch die Realität holte mich schnell ein. Fenrir riss aus. Er plante offenbar einen Solo-Angriff. Nach seinen harschen Worten hatte er tatsächlich vor den Dunklen Lord im Alleingang anzugreifen, nur damit wir herausfanden, zu was dieses Es fähig war. Das konnte er vergessen. Wir kämpften im Team. Nicht mehr allein. >Dann eben mal anders. Jetzt greifen wir zuerst an.< seufzte ich und rannte los. Fenrir hinterher. Dieser nahm bereits seine Wolfsgestalt an, während er über unserem Feind das Nichts öffnete. Die Energie um uns herum kribbelte auf der Haut. Hier spielten Mächte mit, die alle zusammen das Gefüge beeinflussten. Was sich hier abspielte, würde die Landschaft und die Magie an diesem Ort stark verändern. Ein Ort der Geschichte. Ich könnte ebenfalls meine wahre Gestalt annehmen, doch dann würde ich meine eigenen Leute in Gefahr bringen, weil die Hitze zu großen Schaden anrichtete. Unsere gemeinsamen Attacken mussten auch so genügen. Nur Vertrauen. An ein gutes Ende glauben. Für Alitas Vermächtnis kämpfen.
Das Schwert in meiner Hand begann stärker zu summen. Sonniges Licht floss die Klinge entlang, formte sie, machte sie länger, schärfer und durchsichtiger. Eine Waffe des Lichts. Das Licht ging zudem von mir selbst aus. Meine Haut verlor ihre Farbe. Weißgoldenes Licht tanzte auf mir wie Wellen des Ozeans, die gegen eine Brandung schlugen. Ich wurde schneller, wendiger. Dunkelheit rauschte an mir vorbei, zischte und zuckte zurück vor dem Licht, das ich verströmte. Mit einem kräftigen Satz sprang ich in die Höhe, flog hoch hinaus, aber in einem gesunden Abstand zum Nichts, während ich den ersten Angriff ausführte. Ich umfasste den Schwertgriff mit beiden Händen, holte aus und entlud einen gleißenden Sonnenstrahl direkt auf den Dunklen Lord. Zeitgleich grollte es im Himmel. Die Schwärze, das Werk des größten Feindes, wurde von Hunderten von Blitzen binnen weniger Sekunden erhellt. Ein Immerblitz nach dem anderen schoss in den Boden. Näher und näher zu diesem finsteren Wesen. Auch die anderen griffen an. Niemand zögerte. Wir brachten die Erde zum Beben.

Ardan

Kaum zu fassen, welche Veränderungen ein Krieg wie dieser mit sich brachte. Wieder einmal wurde ich überrascht. Akela stieß endlich zu uns, sodass niemand sich zu fragen brauchte, ob er nicht doch sein Leben aufs Spiel setzte. Sein Werk war vollbracht. Den Beweis fanden wir am Himmel. Wunderschön und kraftvoll schien der Mond auf uns herab und nahm jedem Biest die Macht des Blutmondes. Vorbei war es mit dem Fluch. Selbst ich bemerkte den Unterschied. Der Dämon in mir wirkte gebändigter als zuvor. Ein ausgesprochen gutes Gefühl.
Lange blieben wir allerdings nicht am selben Fleck. Dafür fehlte uns die Zeit. Fenrir stürmte nämlich voraus. Warten war keine Option mehr. Und als dann auch noch unsere Tochter hinterhereilte, blieb uns keine Wahl mehr. Ich überlegte nicht lange und folgte den beiden Animagi. Dabei führte ich im Geiste den Zauber zu Ende, den ich für diesen Moment vorbereitet hatte. Ich ließ den Himmel blitzen, als gäbe es kein Morgen mehr. Ein Blitz nach dem anderen zuckte in die Tiefe, lechzte nach Zerstörung. Es war, als hätte man einen wilden Sturm freigelassen. Mit Jadis würde das Ganze sehr viel gewaltiger ausarten. Das war auch der Plan.
Der Dunkle Lord sollte sich bloß nicht zu sicher in seiner widerlichen Haut fühlen. Was auch immer er plante, wir würden mit aller Macht dagegenhalten. Zuerst anzugreifen, war mal eine willkommene Abwechslung, auch wenn ein Teil von mir stets wachsam blieb. Diesem Es traute ich kein bisschen. Er könnte zu allem fähig sein. Diese Vermutung bestätigte sich, denn obwohl wir alle zusammen angriffen und sich die Energien zu einer unbezwingbaren Macht vereinigten, brauchte der Dunkle Lord nur mit den grusligen Augen aufzuleuchten und die Welt stolperte in den absoluten Stillstand. Selten bekam ich Gänsehaut. Dies war ein Moment, wo mir genau das widerfuhr. In der einen Sekunde fragte ich mich, was passiert war und in der nächsten befand ich mich an derselben Stelle und doch irgendwie nicht. Warum ich das dachte? Es fühlte sich an, als hätte man um uns herum eine Blase errichtet, in der es totenstill war. Selbst das seltsame Flüstern sowie Kreischen war verstummt. Ich packte die Sense fester. Schaute mich alarmiert um.
Das Nichts am Himmel war genauso verschwunden wie meine herrlichen Blitze. Silia schwebte nach wie vor in der Luft, doch auch sie führte keinen weiteren Angriff aus. Envar schloss nach wenigen eiligen Schritten zu mir auf. Er wirkte sehr alarmiert. >Man könnte meinen, er hätte die Zeit angehalten, aber das hat er nicht. Trotzdem hat er irgendwas getan, dass ich jegliches Zeitgefühl verloren habe. Das ist... das sollte nicht möglich sein. Ich weiß nicht, was das ist.<
Na das klang doch sehr beruhigend. Jede Faser in meinem Körper war zum Zerreißen angespannt. Nicht zu wissen, in was wir hineingeraten waren, fühlte sich scheiße an. Ich sah zu Jadis rüber, presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Mir gefiel die Situation ganz und gar nicht. Dieses Es bewegte sich nicht mehr, sondern stand mindestens zweihundert Meter von Fenrir entfernt. Da wir alle nach ihm losgerannt waren, bestand eine größere Distanz zum Dunklen Lord und trotzdem war seine Präsenz erdrückend. Als würde er direkt neben einem stehen und in den Nacken hauchen. Schlimmer wurde es, als eine verzerrte Stimme in meinen Gedanken ertönte. Ich musste den Ursprung nicht erraten.
Wohin geht das Verlorene? Wohin verschwinden Ängste? Schmerz, Wut, Verzweiflung oder Hass... Wo schläft das Unerwünschte, wenn nicht hier? Ist diese Finsternis mein Werk... oder eures?
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
#spreadthelove

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14.01.2020, 18:53

Hehe, habe auch lange daran getüftelt :D

Jadis

Als Silia Fenrir nachlief, zögerte ich keinen Moment und lief ihr ebenfalls nach, wie Ardan. Wir würden unsere Tochter nicht in diesem Kampf in Stich lassen und sie fast alleine gegenüber den größten Feind treten lassen. Die Dunkelheit war erdrückend und ich zwang mich weiterzulaufen, ganz egal ob ich am ganzen Körper Gänsehaut hatte. Ich ließ gewaltige Windklingen auf ihn jagen, die tiefe Furchen im Boden hinterlassen und auch die Anderen hielten sich nicht zurück. Diese Attacken konnte er unmöglich standhalten und doch verschwanden sie einfach. Plötzliche Stille umgab uns und ein eisiger Schauder rann meinem Rücken hinab. Es wurde noch erdrückender und lag so schwer auf meinem Brustkorb, sodass ich kaum atmen konnte. Unruhig fing ich den Blick von Ardan auf und versuchte mich nicht aus der Fassung bringen zu lassen, als Envar uns mitteilte, dass seine Magie nicht funktionierte. Das war nicht gut. Eine verzerrte Stimme drang in meinem Kopf hinein und all meine Instinkte schrieen mich laut an ganz weit weg vor dieses Wesen zu fliehen. Doch ich blieb am Ort und Stelle. Ich würde nicht aufgeben, ich würde alles tun um diese Welt zu retten. Ich würde nicht zulassen, dass die Hoffnungen der Menschen vernichtet wird. Ich ballte meine Hände zu Fäuste und meine Lippen wurde zu eine schmale Linie. Wir würden einen Weg finden ihn zu besiegen. Es musste einen Weg finden. So durfte es nicht enden.

Kenai

Ich dachte nicht lange nach, als alle anfingen Fenrir zu folgen und lief ihnen ebenfalls hinterher. Ich rammte mein Schattenschwert in den Boden und die Schattenblitze zuckten zischend wie Schlangen über dem Boden direkt zu unserem Feind. Zeitgleich trafen die anderen Attacken ihren Zielobjekt ein und bei dieser Gewalt müsste auch ein Wesen wie dieses Es schwächen. Doch es geschah nichts, unsere Attacken verschwanden und uns hüllte eine unnatürliche Stille ein. Nicht mal die Dunkelheit flüsterte in meinem Ohr, es schien, als würden die Schatten selbst vor dieses Wesen weichen. Etwas stimmte hier nicht und selbst Envar konnte seine Magie nicht anwenden, was ein schlechtes Zeichen war. Immerhin war Zeitmagie eine große Macht. Wachsam versuchte ich die Situation zu analysieren und suchte nach einer schnelle Lösung wie wir uns an dieses Wesen nähern konnten. Dann erklang seine verzerrte Stimme in meinem Kopf und augenblicklich pochte es dort schmerzhaft, als versuchte mein Kopf einen Fremdkörper aus mir zu stoßen. Dieses Es war auch ein Fremdkörper, es gehörte nicht in dieser Welt und war eine Bedrohung.

Fenrir

Das Nichts verschwand einfach und das konnte nicht sein. Normalerweise gab es nichts, was meine Attacke einfach so verschwinden lassen konnte. Denn ich war Derjenige der sowas konnte. Seine erdrückende Dunkelheit versuchte mich in die Knien zu zwingen, doch ich kämpfte innerlich dagegen an und meine Augen begannen zu glühen. Niemals würde ich mich ihm unterwerfen. Egal was jetzt zwischen Malevor und mir war, dieser dreckiger Wurm hatte es gewagt ihn zu brechen und das war unverzeihlich. Zudem war seinetwegen Alita tot. Ein dunkles Grollen vibrierte in meiner Kehle und mein Fell sträubte sich, als seine Stimme wagte in meinem Kopf einzudringen. Mit aller Kraft setzte ich eine Pfote nach vorne und dann noch einen Schritt. Wenn meine Magie nicht funktionierte, würde ich eben ihm den Kopf abreißen. Vermutlich würde er widerlich schmecken, aber solange er danach tot war, war es mir gleichgültig. Ich fletschte bedrohlich die Zähne, ich lechzte mich nach seinem Tod. Ich würde nicht aufgeben, solange ich noch atmete.

Akela

Zugegeben es kostete mich die Selbstbeherrschung Silia nicht vor Malevors Augen zu küssen, um ihn klar zu stellen, dass sie meine Frau war. Aber für Silia riss ich mich zusammen und anscheinend schien er momentan auf unsere Seite stehen, also sollte ich ihn erstmal nicht provozieren. Bei diesem Feind brauchten wir jede Kraft. „Bleib bei dem Schattenwolf“, erwiderte ich und grinste schief, weil mir ihr schmachtender Blick gefiel. In diesem Moment drehte Fenrir durch und rannte in seiner Wolfsgestalt direkt auf den dunklen Lord zu. Silia folgte ihm sogleich, so war sie eben. Sie versuchte Jeden zu helfen, selbst Derjenigen, die es eigentlich nicht verdient hatten. Ihr Herz war viel zu gut für diese Welt und es war genau ihr Herz gewesen, das mich zurück zu meinem Licht geführt hatte. Auch die Anderen folgten ihr und nur ich blieb ein wenig zurück. Ich wollte wissen, wie der dunkle Lord auf die eindrucksvolle Attacken reagieren würde. Alle Attacken zusammen ergab ein unvergessliches Schauspiel und zeigte deutlich welche Mächte in ihnen schlummerten. Jedoch erreichten sie ihr Ziel nicht, sondern schienen einfach zu verschwinden und ich bemerkte die Unruhe in ihnen. Ich veränderte meinen Blickwinkel und sah sowas wie ein unsichtbarer Kuppel. Es erinnerte mich an einem schmierigen Fenster. Aber man konnte nichts spüren, dieses Wesen wusste wie man die eigene Kräfte verbarg. Ich setzte mich in Bewegung und blieb genau vor der Grenze stehen, um nicht in seinem Kraftfeld zu gelangen. In diesem Moment erreichte auch mich seine verzerrte Stimme. Ich ließ es nicht zu, dass seine Dunkelheit mich erdrückte und blieb aufrecht stehen. Ich schaute geradewegs in die gleißende Augen ohne den Mundwinkel zu zucken. Ich hatte jegliche Art von Dunkelheit durchlebt, war an finstersten Orte gewesen und war gar vom Tod zurückgekehrt. Auch das hier würde ich aushalten.„Jeder besitzt seine eigene Finsternis, aber auch in jede Seele gibt es Licht, ganz gleich wie klein es sein mag. Früher oder später wird dieses Licht die eigene Finsternis besiegen“, die rechte Hand begann silbrig zu schimmern: „Dieses Finsternis ist dein eigenes Werk, erschaffen von deiner seelenlose Hand. Du bist das Wurzel von all den Übeln.“ Die andere Hand wurde von Schattenflammen umgeben: „Ich lasse es nicht zu, dass du diese Welt zerstörst. Du bist wie eine hartnäckige Krankheit, man muss nur die richtige Heilmethode herausfinden und dann kann man dich besiegen.“ Meine Augen begannen intensiver zu funkeln und ich legte Beide Hände auf die Grenze. Ich hoffte, dass mein Plan aufging. Dass das Mondlicht reinigend wirkte, während die Schattenflammen die Überreste zerstörten. Falls ich es schaffte diesen unsichtbaren Kraftfeld zu zerstören, hätten vielleicht die Anderen die Chancen ihn nochmals zu attackieren und dieses Mal mit Erfolg.


2 432

14.01.2020, 21:19

Ardan

In meinem Schädel pochte es wie verrückt. Diese Stimme... sie gehörte nicht in meinem Kopf hinein. Es war, als hätte sich ein Parasit darin eingenistet oder ein Gift, das langsam seine tödliche Wirkung entfaltete. Ich kniff die Augen leicht zusammen in der Hoffnung, dass dadurch der Schmerz geringer wurde. Doch nichts half. Stattdessen sprach die verzerrte, finstere Kreatur weiter.
O ja... das ist eure Dunkelheit. Euer Vergehen. Eure verlorenen und präsenten Ängste. Verluste. Tragisch. Schmerzhaft. Offene Wunden. Offene Fragen. Kummer... o so schwerer Kummer. Letztere Worte lösten ebendiese Schwere in meiner Brust aus. Als hätte er direkt hineingegriffen, nach meinem Herzen getastet und es sofort in seine kalte Hand genommen. Zunächst ein leichter Druck, dann wurde es außerordentlich unangenehm. Unwillkürlich griff ich mir an die Brust, als könnte ich diese unsichtbare Hand von mir lösen. Aber auch das war nicht möglich. In diesem Moment hörte ich nämlich eine Stimme, mit der ich am wenigsten gerechnet hatte. Mir stockte sprichwörtlich der Atem. Eine weiterer Schauder rollte mir den Rücken hinab. Ich wagte es nicht mich umzudrehen. Ich wollte es und wiederum nicht. Zu groß war die Angst, was ich dort sehen könnte.
Dreh dich um, Bruderherz. Sieh mich an. Ich weiß, dass du mich spüren kannst. Wie brennende Pfeile schossen ihre Worte in mein Herz. Es kostete mich meine gesamte Willenskraft nichts zu tun. Absolut reglos zu bleiben. Den Fokus auf das Es haltend. Dieser regte sich nicht. Eine unnatürliche Ruhe ging von ihm aus. Nur keine Scheu. Ihr seid hier, um eure Welt zu retten? Dann stellt euch euren eigenen Schatten. Stellt euch dem Übel, das euch ein Leben lang begleitet hat und euch weiterhin begleiten wird. Wieder diese beklemmende Stimme. Die Stimme des wahren Übels.
Obwohl man den Worten des Bösen kein Gehör schenken durfte, gab es einen Teil in mir, der sich jahrelang nach einer weiteren Begegnung gesehnt hatte. Es lagen viele schlaflose Nächte hinter mir, in denen ich mich gefragt hatte, was wohl diese besondere Person von mir dachte. Was sie mir sagen würde. Was ich ihr sagen würde... Mich erfasste ein Zittern, das tief aus meinem Inneren kam. Ich kämpfte gegen mich selbst. Verstand gegen Herz. In einem Kampf wie diesem wäre es klüger auf die weise Vernunft zu hören, aber das Herz... ach ja, das Herz hatte seinen eigenen Kopf. Ehe ich mich versah, drehte ich mich um und erstarrte.
Da stand sie. In all ihrer Schönheit und Vertrautheit. Meine wundervolle, große Schwester. >Leo...ra.< flüsterte ich benommen. Sengender Schmerz durchfuhr mich, nahm mir ein weiteres Mal den Atem. Meine Augen brannten. Sie wirkte so unfassbar real. Als müsste ich nur drei Schritte auf sie zugehen, um sie fest in den Arm zu nehmen. Vielleicht, vielleicht konnte ich das ja auch. Vielleicht war das hier realer, als ich glaubte. Ich machte einen Schritt auf sie zu, doch sie schüttelte ernst dreinblickend den Kopf. In ihren Augen glühte dasselbe Feuer wie in meinen. Nicht. Komm nicht näher, so sehr du es auch möchtest. Ich bin tot. Das weißt du. Und das wird sich nicht ändern. Ich bleibe tot.
Nur du musst noch sterben, dann schließt sich der Kreis, ertönte plötzlich eine weitere Stimme. Neben Leora formten sich nebelhafte Schatten zu einer Gestalt, die mir selbst in ihrem Tod zuwider war. Am liebsten hätte ich die Sense geschwungen, um ihr den Kopf abzuschlagen. >Zaneri.< knurrte ich sie an.
Da hat mich jemand offenbar vermisst, grinste sie selbstgefällig und warf ihr langes Haar zurück. Nichts ließ darauf schließen, als würde es sie stören tot zu sein. Ganz im Gegenteil, sie schien das alles hier regelrecht zu genießen. In ihren Augen funkelte die List. Dunkles Vergnügen. Vermisst du nicht noch eine weitere Person?
Ich runzelte verwirrt die Stirn. Wen sollte ich in diesem merkwürdigen Szenario denn noch vermissen? Das alles hier war schon eigenartig genug, da brauchte ich keine-
Wie ich sehe, ist aus dir genau das geworden, was ich seit deiner Geburt prophezeit habe. Ein Krieger. Ein König. Hoffentlich bald schon ein Kaiser. Diesmal war der kalte Schauder schlimmer als alle anderen zuvor. Ich wagte es nicht mich umzudrehen. Auf keinen Fall wollte ich dieser Person je wieder ins Gesicht blicken. Nie wieder. Nein. Und doch schritt er an mir vorbei, hoch erhobenen Kopfes und mit einer einnehmenden Autorität, die er selbst als Geist ausstrahlte. Eine Autorität, die mich damals als Kind sehr stark eingeschüchtert hatte, bis ich anfing ihn aus tiefstem Herzen zu hassen. Mir lag das Wort "Vater" auf der Zunge, doch ich schluckte es hinunter. Diese Bezeichnung verdiente er nicht. Dass er mein Erzeuger war, war Schande genug. Er reihte sich zwischen den beiden jungen Frauen ein und musterte mich aus neutraler Miene. Sein Standard-Gesichtsausdruck.
Aus Wut wirbelte ich herum. >Was soll der Scheiß? Was-< ich verstummte. Da war niemand mehr. Bis auf den Dunklen Lord, der weiter hinten in aller Ruhe stand und mich mit seinen gleißend hellen Augen beobachtete. Unruhe wallte in mir auf. Hektisch schaute ich mich um. Von den anderen fehlte jede Spur. Wo waren sie hin? Oder war ich etwa verschwunden? Was war das für eine verquere Welt? Ich drehte mich ein weiteres Mal um die eigene Achse und blickte schließlich zurück zu meinen Verwandten. Nur Leora sah ich als Familie an. >Was wird das hier? Wo bin ich?<
Während meine Schwester traurig den Blick abwandte, straffte das ältere Abbild von mir die Schultern und zeigte mit dem Finger hinter sich. Du bist in deiner eigenen Welt, mein Sohn. All das hier hast du selbst erschaffen. Hinter uns warten all die Menschen, die du auf dem Gewissen hast. Sie warten auf dich. Sie alle wollen mit dir sprechen.
Die Stimmung kippte. Aus der Unruhe wurde betäubende Kälte, die meine Glieder hinaufkroch. Menschen, die ich auf dem Gewissen hatte? Alles, aber bitte das nicht...

Silia

Hier ging etwas gewaltig schief. Binnen weniger Sekunden verschluckte diese Kreatur all unsere Attacken und übernahm die volle Kontrolle über das Geschehen. Dass weder das Nichts von Fenrir noch die Zeit meines Bruders hier funktionierten, war höchst alarmierend. Nichts und Zeit, beides war überall präsent. Man konnte es nicht einfach verschwinden lassen? Oder? Dass der Dunkle Lord irgendwie dazu fähig war, bewies das Gegenteil. Dass es eben möglich war. Oder war das alles hier bloß eine Täuschung? Ein Spiel?
Während wir alle etwas dumm dastanden und ich weiterhin in der Luft blieb, suchte ich nach Akela, der komischerweise nicht bei uns war. Erst da fiel mir auf, dass er komplett fehlte. Ich sah ihn nicht mehr. Da war nur ein blasses Schimmern Hunderte Meter von uns entfernt. Bildete ich mir das ein? Ich legte den Kopf in den Nacken und wunderte mich, ob der Himmel noch derselbe war. Ich musste dem auf den Grund gehen. Musste verstehen, mit was ich es zu tun hatte. Darum flog ich weiter in die Höhe, weiter und weiter, bis ich gegen die Schwärze prallte. Ich sah hinunter und meine Leute wirkten nicht so winzig, wie sie es hätten tun sollen. Also stand hier eine Art Barriere, die der Dunkle Lord erschaffen hatte. Anders konnte ich mir die Sache nicht erklären. Vorsichtig drückte ich mit der Spitze der Klinge gegen die Finsternis, die sich wie klebrige Haut nach hinten wölbte. Ich zog das Schwert schnell wieder zurück. Was auch immer das war, es gefiel mir nicht. Mein Blick schoss zum Feind zurück und zu meiner Überraschung schaute er zurück. Dieses Licht... es war schwer zu beschreiben. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Ein Licht in einem finsteren Wesen. Was hatte das zu bedeuten?
Du bist anders als die anderen. Obwohl du ebenfalls fürchtest, verzweifelst, vor Trauer weinst und unbändigen Kummer erleidest, sehe ich das viele Licht in dir. Fremdes Licht. Es hat sich in dir eingenistet. Es ist rein. Ohne Angst. Ohne Hass. Ohne Trauer. Das ist... interessant.
Plötzlich fühlte ich mich nackt und das war kein gutes Gefühl. Ich musste dem Drang widerstehen, die Arme vor der Brust zu überkreuzen und damit die Herzenslichter in mir vor seinem durchdringenden Blick zu beschützen. Er konnte sie sehen und das allein sollte nicht möglich sein. Niemand außer mir und meiner Mutter konnte sie in ihrer reinsten Form erkennen. >Wer bist du?< wollte ich direkt wissen. Man nannte ihn zwar den Dunklen Lord, aber wie hatte das alles überhaupt begonnen? Woher kam er? Wer hatte ihn zum Lord ernannt? Und warum? So viele Fragen, so wenige Antworten.
Ich bin all das, was ihr verloren habt. Was ihr fürchtet. Was euch tiefen Kummer bereitet. Was euch zur Verzweiflung treibt. Ich bin hier, um euch all das zurückzugeben. Ich will es nicht mehr. Ihr könnt es haben... Macht mich das böse oder gut? Oder beides?
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19.01.2020, 12:45

Jadis

Was geschah hier? Warum hatte ich das Gefühl kurz davor zu sein meinen Verstand zu verlieren? Eine Schwere legte sich auf meinem Brustkorb und ich glaubte beinahe daran zu ersticken. Benommen blinzelte ich, versuchte dieses erdrückendes Gefühl von mir zu schütteln und mich auf unseren Feind zu konzentrieren. Es war sein Werk, was es auch immer war. Ich durfte unseren Ziel nicht aus den Augen verlieren, ich durfte nicht zulassen, dass er meinen Willen brach. Ich wollte nach Ardan rufen, ich sehnte mich so sehr nach seine Nähe, die mich stets Sicherheit versprochen hatte. Aber er war nicht da. Niemand war da. Ich war....alleine. "Ardan? Silia? Kenai? Evan? Wo seid ihr alle?", es kribbelte unangenehm in meinem Nacken und das Gefühl zu ersticken wurde immer stärker. Wo war ich? Weiter hinten entdeckte ich den dunklen Lord. "Was hast du getan, du Widerling!", meine Stimme zitterte und mein Herz schlug wild. Ich hatte Angst. Doch er sah mich nur aus diese Augen an, die mich bis in die tiefste Albträume verfolgen würden. "Ardan!", ich wollte laufen und nach ihm suchen, doch meine Beine gehorchten mir nicht. "Warum hast du es mir angetan?!", schrie Jemand hinter mir und ich wirbelte um mich herum. "Jade!", keuchte ich und spürte tiefe Erleichterung ein vertrautes Gesicht zu sehen. Doch dann weiteten sich meine Augen geschockt, als ich sah in welchem Zustand er war: "Was ist mit dir passiert?" Er begann heftig zu husten und sah mich mit einem Blick an, mit dem er mich noch nie zuvor angesehen hatte: "Das ist deine Schuld!" "A-aber du bist doch wieder gesund", stotterte ich und schmerzhaft erinnerte ich mich an jenem unglücklichen Tag. In meine Augen begann es zu brennen: "Ich wollte es nicht, dass es passierte." "Du bist ein Monster!", knurrte eine weitere Person. "Gilbert?", ich blinzelte und taumelte nach hinten. "Du hast auf mein Herz getreten und mich für deine Spiele benutzt. Du bist ein herzloses Monster!", warf er mir vor. "Jadis....warum....warum hast du es getan?", mit blassem Gesicht starrte ich auf Ardan, der auf dem Boden lag und sich die blutende Wunde hielt. In meiner Hand hielt ich das Schwert und keuchend ließ ich es los. "Du hast ihn wie ein Schwein abgeschlachtet!", kicherte eine Stimme. "Nein, nein, nein", meine Beine gaben nach und verzweifelt vergrub ich mein Gesicht in die Hände. Ich bekam keine Luft. Ich erstickte an meine eigene Schuldgefühle. Ich hatte so viele Menschen verletzt, die ich liebte.

Kenai

Das war sie. Meine Mutter. Aber es konnte nicht sein, es musste das Werk von diesem Es sein. Ich brachte keinen einzigen Ton hervor, ein unbändiger Schmerz wallte in mir hoch und ich sehnte mich danach mich in ihre Arme zu werfen. Neben ihr erschien mein Vater, meine Geschwister und die anderen Leute von Zirkus, die den Überfall nicht erlebt hatten. Meine Familie und ich sah hinter ihnen die Dämonen. Ich wollte schreien, sie warnen. Sie beschützen. Aber ich war in diesem Glaskasten gefangen. Ich konnte nichts tun. Ich war schwach, wie damals. Ich konnte Niemanden beschützen. Yun war meinetwegen gestorben und ich hatte Jenaya mehrmals in Gefahr gebracht. Selbst meinem großen Bruder hatte ich nicht helfen können, als er mich am Meisten gebraucht hatte. Ich sank auf die Knien und um mich herum wurde es dunkel. Wo ich war, dort war auch der Tod. Wie hätte ich jemals glauben können, ich könnte Jenaya und unser Baby beschützen? Ich hätte in dieser Welt nicht mehr existieren dürfen und vielleicht war das der Grund, warum mich der Tod verfolgte und Derjenigen nahm, die mir wichtig waren. Mir wurde kalt, obwohl ich nie fror. Diese Kälte kam von meinem Herzen. Wenn ich weiter bei Jenaya und unseren Baby war, würde ich sie eines Tages auch verlieren, weil ich bei ihnen war und das könnte ich mir niemals verzeihen. Ich starrte auf meine Hände, diese Hände konnten nur den Tod bringen. Etwas Goldenes schimmerte und ich bemerkte, dass es aus meinem Brustkorb kam. Ich spürte dort Wärme und legte meine Hand darauf.

Fenrir

Du hast deine Aufgabe nicht erfüllt! Ich hatte dich gewarnt, Fenrir. Grimmig starrte ich mein Schöpfer an und unterdrückte ein tiefes Knurren. Du wirst nicht mehr benötigt, du warst schon immer ein Nichts gewesen. Wie du weiß, hatte ich dich bloß für Malevor erschaffen. Aber sobald er die Wahrheit erfährt, wird er sich endgültig von dir abwenden. Euch verbindet nichts. Er wird niemals dein Bruder sein, egal wie sehr du die Wahrheit versteckst. Der Schöpfer wandte sich von mir ab, ich hätte dich niemals erschaffen sollen. Das Nichts sollte Nichts bleiben. Du hast niemals irgendwo gehört. Mein Körper begann zu zittern vor brodelnde Wut und gleichzeitig spürte ich diese Ohnmacht in mir, die ich seit Langem nicht gespürt hatte. Ich hasste dieses Gefühl. Ich hasste es mich verloren zu fühlen. Fen, diese Stimme....ein Beben ging durch meinem Körper und mein Herz brach, als ich Alitas geisterhafte Gestalt sah. Der Schmerz des Verlustes war noch jung und die tiefe Wunde riss sich erneuert auf. Ich lief auf sie zu, aber sie entfernte sich und ich konnte sie nicht erreichen, egal wie schnell ich war. "ALITA!", schrie ich verzweifelt: "MALEVOR!" Sie war nicht mehr alleine, sondern ging mit meinem Bruder fort. "Lass mich nicht alleine!", doch sie wurde von der Dunkelheit verschluckt.

Akela


Die Barriere war stark und dieses Mal konnte ich die dunkle Wellen spüren, die von ihr ausging. Anscheinend reagierte sie auf meine Magie, jedoch war es nicht genug. Die Barriere blieb standhaft und gab einfach nicht nach. Mein Blick huschte zu meinem Bruder, er schien nur körperlich da zu sein, doch sein Geist war ganz woanders. Mir gefiel das leere Gesichtsausdruck nicht und auch die Anderen machten den gleichen Eindruck, selbst Fenrir. Ich unterdrückte ein Fluch. Ich musste einen Weg finden sie von diesem Zauber zu befreien. Ich ließ mich von der Barriere und trat ein paar Schritte nach hinten. Ich hatte ganz genau die Worte des dunklen Lords gehört. Wenn er es nicht wollte, warum hatte er erst an sich genommen? Es entschuldigte sich gar nichts, was er getan hatte und immer noch tat. "Du kannst doch deine eigene Finsternis selbst nicht entkommen", erwiderte ich und schloss einen Moment konzentriert die Augen. Es gab einen Weg. Dann öffnete ich die Augen wieder und ich suchte nach Silia ab. Licht. Wir brauchten jede Menge Licht, das die Herzen unserer Leute erreichen konnten. Wir mussten ihnen helfen ihre eigene Finsternis zu überwinden und erst dann konnten wir dieses Wesen besiegen.


2 434

22.01.2020, 16:03

Silia

Diese Worte klangen verwirrend und verständlich zugleich. Es überraschte mich, dass dieses Wesen fast schon menschlich wirkte, weil es all diese Gefühle kannte und richtig deutete. Wäre es irgendeine andere Kreatur wären ihr meine Lichter gar nicht erst aufgefallen. Und wofür sie standen. >Ich frage dich noch einmal und diesmal möchte ich keine rätselhafte Antwort... Wer bist du und woher kommst du?< forderte ich etwas ungeduldig, während ich weiterhin Ausschau nach den anderen hielt. Wo steckten sie bloß? Wohin hatte dieses Es sie hingebracht? Waren sie hier oder ganz weit weg? Ich wurde das Gefühl nicht los, dass alles um mich herum eine Illusion war. Irgendeine Welt, die der Dunkle Lord erschaffen hatte und in der nach seinen Regeln gespielt wurde. Fand ich heraus, wie die Regeln lauteten, hatte ich eine gute Chance dieses wirre Spiel zu beenden.
Wie ich bereits sagte... Ich bin die Dunkelheit in euch allen. Ihr seid euer eigenes Verderben. Es gibt kein Zurück mehr. Trockener hätte die Antwort in meinem Kopf nicht widerhallen können. Gleich darauf veränderten sich die Schwingungen in der Luft. Die Barriere hinter mir summte stärker als zuvor und nur vage nahm ich wahr, wie sie sich ausdehnte. Wie sie alles um sich herum verschluckte und in diese eigenartige Welt zog. Das war kein gutes Zeichen. Jeder Feind, selbst das seltsame Es, hatte doch nur eines im Sinn. Die gesamte Welt unter Kontrolle zu bringen. Mit Chaos. Mit verheerender Macht. Meistens mit blutiger Gewalt. In diesem Fall ging der Dunkle Lord subtiler vor. Die Ausdehnung seiner Macht fühlte sich wie ein schleichender Nebel an, der beinahe harmlos erschien. Ich fragte mich, wie das von außen aussehen mochte und spürte einen Stich der Angst meine Brust durchbohren. Akela stand noch draußen. Er durfte bloß nicht in dieses Chaos geraten. Und dann war da noch Alitas erblühte Landschaft. Was würde passieren, wenn das Grün mit der Barriere in Kontakt kam? Sich für immer auflösen? Das durfte nicht passieren. Unter keinen Umständen. All die Leben, all die tapferen Soldaten... sie durften ihrer eigenen Dunkelheit nicht zum Opfer fallen. Nicht nach allem, was wir gemeinsam durchgestanden hatten.
Ich atmete tief durch, packte den Schwertgriff fester und fasste einen Entschluss. Wenn mein Licht so interessant war, würde ich diesem Es eine Kostprobe liefern. Einen Versuch war es wert. Vielleicht schaffte ich es damit seine wachsende Macht zu unterbinden. Jede Sekunde zählte. Darum flog ich wieder hinunter, kämpfte mich durch die drückenden Schwingungen, die von ihm ausgingen und presste das Licht aus mir heraus, bis es mich gänzlich umhüllte. Der Dunkle Lord reagierte natürlich darauf.
Er blickte mich aus diesen Höhlen aus Licht an und hob seine knorrige Hand. Die verzerrten Gesichter auf seiner Brust öffneten ihre schiefen Mäuler, krächzten, jammerten und einige fingen zu schreien an. Markerschütternde Schreie. Echte Schreie aus anderen Leben. Die Herzenslichter in mir tobten wie wild durcheinander, drängten sich weiter an die Oberfläche. Ich hielt sie nicht zurück, sondern gab ihnen die Freiheit, nach der sie baten. Zeitgleich lösten sich zahlreiche Stränge aus dickflüssiger Dunkelheit aus den Fingern meines Feindes. Sie schossen allesamt auf mich zu. Die Barriere aus Licht fing sie alle ab, doch zu meiner Überraschung verbrannten sie nicht. Sie prallten bloß ab und versuchten erneut in meine Sicherheit einzudringen. Solch ein Schauspiel sah ich zum ersten Mal.

Jenaya

Wieder durchfuhr mich ein eigenartiges Gefühl, das mich aus meinem leichten Schlaf riss. Keine Ahnung, wie viel Zeit bereits vergangen war, doch der Morgen ließ noch auf sich warten. Es war merklich kälter geworden, weil meine Nase leicht fror, doch der Rest meines Körpers war in warme Decken gehüllt, zusätzlich gewärmt durch Maris, die seelenruhig schlief. Ich wünschte, ich könnte genauso sorglos ruhen. Dieses komische Gefühl... es... es kam von wo anders. Nicht von mir selbst. Der Ursprung... Schwer seufzend schloss ich die Augen, wohl wissend, was als Nächstes kam. Das Gleichgewicht der Welten hatte sich wieder verschoben und leider nicht zu unseren Gunsten. Auch ohne mein Drittes Auge bemerkte ich die Veränderungen in meiner unmittelbaren Umgebung. Da war dieses seltsame Surren, als würde jemand ein Loch in etwas bohren. Ich erschauderte, wickelte mich enger in die kuschligen Decken. Meine Gedanken schossen sofort zu Kenai und was er wohl gerade tat. Kämpfte er? Blutete er? Steckte er in Schwierigkeiten? Obwohl ich unfassbar stolz auf ihn war und dass er für eine bessere Zukunft kämpfte, in der wir alle friedlich leben konnten, machte ich mir große Sorgen um ihn. Meine Intuition verriet mir, dass im Moment etwas gewaltig schiefging. Und ich saß hier und konnte nicht viel tun. Frust gesellte sich zur Sorge. Was blieb mir für eine Wahl?
Ich legte beide Hände auf meinen Bauch und atmete tief durch. Dem Baby ging es soweit gut. Es bekam nichts von dem Chaos da draußen mit. Unser Sohn schlief genauso entspannt wie Maris. Was mich betraf, würde ich für eine längere Zeit nicht mehr ruhen können. Nicht zuletzt, weil mich plötzliche Kopfschmerzen sowie eine beißende Kälte im Nacken erfassten, die mir allzu vertraut waren. Eine weitere Reise stand bevor.

Ardan

Ich war kein Mann, der davonrannte. Nie. Lieber starb ich kämpfend im Angesicht des Feindes. Aber das hier... diese Konfrontation mit all den Leuten, die ich auf dem Gewissen hatte, das war... das war viel zu viel. Obwohl ich es verdient hatte meinen Schandtaten ins Gesicht zu blicken, so wuchs die Panik, dass das hier das Ende sein könnte. Dazu war ich einfach noch nicht bereit. Ich war nicht bereit, mich dieser Finsternis hinzugeben. Meine Frau wartete auf mich. Mein Sohn. Meine Tochter. Unsere Familie. Meine Freunde. Mein Volk. Kämpfen war für mich stets die logische Schlussfolgerung, wenn man sich einer Gefahr gegenüberstellte, aber hier und jetzt... ja, verdammt... ich eilte davon. Ich ließ sogar meine geliebte Schwester zurück, weil sie nichts anderes tat, als mich aus diesen warmen, mitfühlenden Augen anzusehen. Mehr war nicht drin. Außerdem ertrug ich es nicht länger in der Nähe meines Erzeugers zu sein. Oder Zaneri, dieser Bestie. Ich wollte weg von hier. Weg von den Menschen, die ihre Arme nach mir ausstreckten und nach mir riefen. Sie verlangten nach Vergeltung. Nach einer Erklärung, warum ich ihr Leben beendet hatte. Warum sie tot waren und nicht ich. Ich wünschte, ich könnte meine Hände auf die Ohren pressen, um ihre Klagelaute zu ersticken, aber eine Hand hielt weiterhin meine Sense fest, während die andere für spontane Gegenangriffe zuständig war, sollte dies nötig sein.
Ich rannte und rannte, wusste nicht genau wohin, aber bestimmt nicht in die Richtung des Dunklen Lords, der seltsamerweise etwas abgelenkt wirkte. Darum nutzte ich meine Chance und rief unentwegt nach Jadis. Sie musste hier irgendwo in der Nähe sein. Wenn mein Herz schlug, dann auch ihres und umgekehrt.
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23.01.2020, 17:56

Jadis

Die tiefe Schuld wurde auf meine Schultern schwerer und schien mich ertränken zu wollen. Verzweifelt schnappte ich nach Luft, doch mein Hals war wie zugeschnürt und bedeckte mein Gesicht immer noch mit den Händen, weil ich den Anblick der Menschen, die ich verletzt hatten, nicht ertrug. Die enttäuschte Blicke waren wie messerscharfe Klingen, besonders die Blicke, die mir sagten, wie verraten sich meine geliebte Menschen von mir fühlten. Hinter mir hörte ich ein lautes Rauschen und gehetzt blickte ich über meine Schulter. Augenblicklich wurde mein Gesicht bleich, als ich die drohende Welle erblickte. In der Welle entdeckte ich ein Eisriesen und er schien nach mir greifen zu wollen. Und dieses Mal würde ich wirklich ertränken, sollte mich diese furchterregende Welle erwischen. Ein Zittern durchlief meinem Körper, ich stand hastig auf und rannte blind los. Mein Herz raste und die kalte Angst klammerte sich fest an mir. In diesem Moment hatte ich vergessen, dass ich diese Angst überwunden hatte. Plötzlich schnitt eine eisgefrorene Gestalt mir den Weg und entsetzt sah ich, dass diese Gestalt ich es selbst war. Hinter mir näherte sich die drohende Welle, gleichzeitig kam von allen Seiten die tiefe Schuld angekrochen und vor mir jagte mein eigenes Selbst das ewige Eis auf mich. Ich war eingekesselt, es gab keine Flucht mehr. Ich konnte nicht mehr von mir fliehen, nicht vor meiner eigene Finsternis. „Ich halte das nicht aus!“, schrie ich und wünschte dieser Albtraum würde endlich enden. „Mama?“, flüsterte eine gebrochene Stimme und mein Herz erstarrte. Nein. Zen durfte nicht hier sein. Wenn er hier war, bedeutete es….Ich schwankte benommen, alles drehte sich und jegliche Kraft verließ mein Körper. Erneuert sank ich auf die Knien, der Boden war getränkt vom Blut. Ich hatte unsere Welt nicht retten können. Es würde niemals Frieden geben. Und in jeden Moment würde das hier mich ebenfalls in den Tod reißen. Ich würde mich selbst besiegt haben. „Es tut mir leid“, flüsterte ich erstickt.

Kenai

Es fühlte sich an, als wäre Yun bei mir und würde mir sagen, dass ich mit meine Gedanken falsch lag. Meine Hand krallte sich in den Stoff und blinzelte in der Dunkelheit, die mich gefangen hielt. Erinnerungen flackerten schwach auf und ich musste an das Versprechen denken, dem ich Jenaya gegeben hatte, als ich gegangen war. Ich würde immer zu ihr und zu unseren Baby zurückkehren. Die Wärme in meinem Brustkorb wurde stärker und das schimmerndes Licht fühlte sich tröstlich an. Ich war nicht alleine. Ich würde niemals an diesem Ort zurückkehren, wo meine Seele gefangen genommen wurde, damit es nicht ins Jenseits kam und für dunkle Zwecke genutzt werden konnte. Ich sah auf meine Hand und erblickte den Ring, den mir Jenaya geschenkt hatte. Sie hatte mir ihr Wort gegeben, dass ich niemals alleine sein würde. Jenaya. Wie sehr wünschte ich mir sie wäre bei mir und ihr Licht würde mir den Weg aus dieser Dunkelheit weisen. Sie hatte immer an mich geglaubt, selbst in den Zeiten, wo ich kaum menschlich gewesen war oder regelmäßig meine Anfälle bekam. Sie hatte sich nie vor mir gefürchtet und egal wie ich oft ich an meinem Beschützerqualität gezweifelt hatte, blieb ihr Vertrauen in mir. Bis heute sah sie mich an, als wäre ich ihr Held. Ihr Beschützer. Sie war sich sicher, dass ich auch ein guter Vater werden konnte und mich gut um unseren Kind kümmern würde. Langsam stand ich auf und atmete tief ein. Laut sprach ich die neue Gedanken aus: „Ich begreife, dass ich nicht immer Jeden beschützen kann, der mir nahesteht. Manchmal kann das Schicksal grausam sein und ist stärker, egal wie sehr es man versucht. Es wird immer wieder Situationen geben, wo ich machtlos sein werde und Derjenige nicht beschützen kann, der mir was bedeutet. Es sind viele gute Menschen gestorben und ich konnte ihnen nicht helfen. Ich muss lernen damit zu leben und darf mich nicht selbst aufgeben. Auf mich warten Menschen, die mich brauchen und ich werde immer mein Bestes tun, sie zu beschützen. Selbst wenn es aussichtslos ist, ich werde es weiter versuchen. Ein Held zu sein, bedeutet auch weitermachen zu können, egal wie oft man scheitert und man muss sich seine eigene Ängste stellen können. Ja, ich habe Angst. Ich habe Angst noch mehr Menschen, die ich liebe zu verlieren und zu versagen. Aber ich werde niemals bereuen sie in mein Herz gelassen zu haben und daher akzeptiere ich, dass diese Angst immer ein Teil von mir bleiben wird. Sie gehört dazu.“

Fenrir

Ich war jetzt alleine und starrte auf die Stelle, wo Alita verschwunden war. Immer wieder donnerten die Worte meines Schöpfers in meinem Kopf und ich hatte bereits das Gefühl selbst in mein eigenes Nichts gefangen zu sein. Bald würde ich wieder einen Teil von ihm sein und ich würde vergessen werden. Ich schüttelte mein Kopf, versuchte wieder zur Besinnung zu kommen. Dieser elendiger Parasit versuchte genau mit den wunden Punkten Derjenigen zu treffen. Meine Augen formten sich zu Schlitzen und ich verwandelte mich in meine menschliche Gestalt zurück. „Glaubst du dieser billiger Trick wird mich zum Fallen bringen?“, knurrte ich und bezwang die innere Ohnmacht. Finster starrte ich in die Dunkelheit und bleckte die Zähne. Ich hatte schon immer gewusst, wie finster meine Seele aussah. Es war nichts Neues, ich konnte damit leben. Tief atmete ich ein und schritt weiter in die Dunkelheit. Mit Alita konnte er mich nicht mehr brechen. Ihr Verlust tat immer noch weh, aber es gab Hoffnung. Sie selbst hatte mir diese Hoffnung geschenkt, dass wir uns eines Tages wiedersehen würden und das konnte der Parasit mir nicht nehmen, weil er es nicht verstand, was es bedeutete. Meine Seele gehörte ganz und gar Alita. Und mein wundervolles, süßes Häschen würde auf mich warten. Sie liebte mich, trotz meiner finstere Seite und dieses Mal würde ich nicht so blöd sein, um die neue Chance nicht zu ergreifen. Mein Bruder hatte ich schon lange verloren, also konnte es nicht schlimmer werden. Er würde die Wahrheit erfahren und ich würde zulassen, dass unsere Verbindung sich komplett auflöste. Bruder. Bedeutete es wirklich so sehr, dass wir von gleicher Magielinie abstammen mussten? Unser Schöpfer war der Gleiche, warum sollte diese Abweichung einen großen Unterschied bedeuten? Ich blieb stehen und starrte auf meine nackte Füße. „Malevor“, murmelte ich und ballte meine Hände zu Fäuste. Ich spürte wie mich die Dunkelheit erdrückte und plötzlich war ich nicht mehr fähig zu gehen. Nein. Es war eine Lüge. Ich würde damit nicht leben können, wenn unsere Verbindung endgültig vorbei war.

Akela

Ich blickte nach oben und trotz des verdunkelten Himmels konnte ich immer noch die die Magie des Blaumondes spüren. Ich spürte ein sanftes Summen in meinem Körper, als hätte man zart an ein paar Saiten einer Harfe gezupft. Ich konnte nicht von außen die Barriere bekämpfen, ich musste an das Kern herankommen, damit Diese brach. Doch um an diesen Kern zu kommen, musste ich die Anderen von seine giftige Fängen befreien. Ich stieß mich in die Luft und eine Scheibe aus Schatten trug mich nach oben bis ich über der Barriere war. Ich nahm den Bogen der Mondgöttin, aber nicht die dazugehörige Pfeile. Ich würde neue Pfeile erschaffen. Aus reinstem Mondlicht und Diese schließlich auf die Herzen der Anderen zielen. Ich würde ihnen das Licht in ihre tiefste Dunkelheit bringen. Manchmal war Sonne nicht genug, manchmal musste der Mond kommen. In meiner Hand begann es zu kribbeln und mein silbernes Auge funkelte heller, als meine Gestalt zu schimmern begann. Der erste Pfeil aus silbrigen Mondlicht mit tanzende, bläulichen Glitzer erschien in meiner Hand und meine Energie begann in meinem Körper lauter zu summen. Ich legte den Bogen an, die Pfeilspitze bestand aus konzentrieren Schattenflammen. Immerhin musste der Pfeil durch die Barriere gelangen, ehe er sein Ziel erreichte. Doch mit diesem Bogen musste es möglich sein und an etwas Anderes wollte ich nicht denken. Ich ließ den ersten Pfeil los und blitzschnell folgten die andere Pfeile. In mir rauschte die Energie wilder von meine feste Entschlossenheit.


2 436

25.01.2020, 17:45

Ardan

Jadis war nirgends zu finden. Es kam mir vor, als würde ich ewig im Kreis rennen. Wenigstens lief ich nicht den Untoten in die Arme, die mich weiterhin verfolgten und mit ihrer bloßen Anwesenheit quälten. Das schlechte Gewissen, all die Sünden, sie lagen verdammt schwer auf mir. Tag und Nacht hatte ich damit leben müssen und obwohl ich geglaubt hatte, mir ginge es mittlerweile besser, lag ich falsch. Sowas von falsch. Was sollte ich tun? Mich ihnen stellen? Ganz bestimmt nicht. Sie würden mich überfallen, mich unter sich begraben und mich wahnsinnig machen. Gespräche mit rachsüchtigen Seelen funktionierte nie.
Aus diesem Grund rannte ich lieber weiter und suchte nach meiner Frau. Ich machte mir Sorgen um sie. Wenn ich nämlich gerade mit meinen dunkelsten Stunden konfrontiert wurde, dann sie auch. Das musste das Werk des Dunklen Lords sein. Er machte das mit Absicht, um uns zu brechen. Wenn das so weiter ging, schaffte er das vielleicht auch, aber noch war ich relativ klar im Kopf - bis etwas sanft Brennendes in meine Brust schoss. Es fühlte sich an, als hätte man mich mit einem Pfeil durchbohrt, Schmerz setzte allerdings nicht ein. Stattdessen breitete sich eine ungewohnte Wärme in mir aus. Ich geriet ins Stolpern. Was war das gewesen? Hinter mir wurde es augenblicklich still und als ich einen Blick über die Schulter wagte, sah ich, dass mich niemand mehr verfolgte. Absolute Stille hüllte mich ein. Die sanfte Wärme blieb. Und dann klärte sich das Gebiet um mich herum und ich entdeckte Jadis zusammengekauert auf dem Boden. Eine seltsame Energie umgab sie. Sie schien meine Frau zu erdrücken, gar regelrecht zu foltern wie mich zuvor mit meinen Sünden. Sofort eilte ich zu ihr. >Jadis!< rief ich.
Mit rasendem Herzen packte ich sie an den Schultern und drückte ihren kalten Körper an meinen. Dann umfasste ich ihr Gesicht, um in ihre leeren Augen zu blicken. Ein Schleier lag auf ihnen. >Amiya, es ist alles gut. Komm zu dir! Das ist alles nur ein Spiel. Gib dich diesem Wahnsinn nicht hin.< redete ich auf sie ein. Im selben Moment explodierte etwas in der Ferne und ein Schauer aus Lichtfunken regnete herab. Silia. Es roch nach ihrer Magie. Sie schien den Dunklen Lord direkt zu bekämpfen.

Silia

Der Schild hielt weiter an, doch es war aussichtslos, mich ständig zu wehren und dabei keinen Treffer zu landen. Ich musste forscher werden. Ich musste zu meinem Feind vordringen, ihn irgendwie aus der Bahn werfen. Mehr Licht strömte aus mich hinaus und formte den Stahl meines Schwertes. Die Waffe wurde länger, glänzender und runder. Sie nahm die Form eines Speeres an. Malevor hatte eine Attacke wie diese zuvor gegen mich selbst angewandt und nun schaute ich mir das ab. Vielleicht erreichte ich mehr damit. Allerdings fügte ich einen Zauber hinzu, der meiner Waffe ein einziges Ziel gab. Das Es zu durchbohren. Egal, ob es den Speer abwehrte, meine Waffe würde wieder zurückschießen. Unendlich viele Male. Einen Zauber wie diesen hatte mir Thales beigebracht. Gesegnet sei sein unfassbares Wissen. Selbst in einer Situation wie dieser half er mir aus und ich würde mein Bestes geben. Wie immer.
Ich spannte meinen rechten Arm an, holte aus und schickte den Speer mit aller Macht los. Ähnlich wie ein Pfeil zischte er durch die Luft, bohrte sich seinen Weg durch die zahllosen Stränge und blieb schließlich mitten in der Luft schweben. Zwei Meter vor dem Dunklen Lord. Seine Augen leuchteten nun heller auf. Er wirkte kurz abgelenkt, schaute in eine andere Richtung. Es regnete weitere Pfeile aus dem Himmel und ich musste nicht raten, woher sie plötzlich kamen. Das war Akelas Werk. Er unterstützte uns von außen. Mit einer einzigen Bewegung schickte das Es seine Armee aus schwarzen Strängen los und schaffte es, drei der Pfeile in der Luft zu zerstören. Gleichzeitig widmete er sich wieder mir, denn mich erfasste eine heftige Energiewelle, die aus dem Nichts kam. Sie beförderte mich direkt gegen die Barriere, die leicht nachgab, aber mich dennoch nicht sanft auffing. Ihre düstere Energie brannte wie Feuer auf meiner Haut. Ein mir unbekanntes Gefühl, wenn man pures Licht beherrschte und somit nicht verbrannt werden konnte. Ich zischte leise auf und wechselte schnell in den Angriffsmodus. Die dunklen Stränge versuchten mich zu fassen zu bekommen, aber ich wehrte sie mit explosiven Lichtbällen ab. Dabei flog ich einen großen Bogen, um eventuell einen besseren Ausgangspunkt zu finden. Manchmal lag es an der Perspektive allein, ob man in einem Kampf richtig vorging oder nicht.
In den nächsten Sekunden passierte erneut etwas Unerwartetes, denn Malevor tauchte auf. Ich konnte ihn sehen, während die anderen weiterhin verschwunden blieben. Obwohl... nein, mein Vater... er kniete auf dem Boden und hielt meine Mutter im Arm. Verdammt. Hoffentlich ging es beiden gut. Mein Fokus wechselte wieder zu Malevor, dessen Gesicht eine einzige steinerne Maske war. Er bemerkte mich, nickte langsam und rannte daraufhin los. Direkt auf den Dunklen Lord zu. Dabei zauberte er seine formbare Waffe herbei und verwandelte sie in eine spiegelglatte Scheibe. Mit schnell ausgeführten Handbewegungen lenkte er sie durch das Meer aus Strängen, während er selbst in dieses Meer eintauchte. Seine Gestalt wurde komplett verschluckt.
Du Narr, was fällt dir ein? Glaubst du wirklich, du kannst dich mir entgegensetzen, wenn ich dir deinen Willen genommen habe?, ertönte die verzerrte Stimme, die irgendwie dunkler als sonst klang. Von Malevor empfing ich keine Antwort. Seine Antwort zeigte sich im scharfen Aufblitzen seiner schneidenden Scheibe. Ich zögerte nicht länger und beschloss Mal zu helfen.

Jenaya

Ich reiste zurück zu der Stelle, wo das viele Chaos stattgefunden hatte. Von meinen Freunden sowie Kenai fehlte jede Spur. Stattdessen fand ich das erblühte Grün, das an diesem Ort völlig fehl am Platz wirkte und doch irgendwie Hoffnung verströmte. Besonders eine Stelle erregte meine Aufmerksamkeit. Aus ihr nahm ich eine wunderbare Energie wahr. Ein Spross. Eine süße, wunderschöne Pflanze, die gerade erblühte. Rosafarbene Blüten ergossen sich über den kleinen Hügel wie ein Bach, der sich einen Weg durch das wilde Grün bahnte. Kleine grüne Funken tanzten hier herum. Sie wirbelten durcheinander, als spürten sie die Gefahr. In der Ferne entdeckte ich eine gewaltige Barriere, erschaffen aus der Finsternis, die diese Welt bedrohte. Es war dieselbe Macht, die das Gleichgewicht störte. Und sie kam geradewegs auf uns alle zu. Sie breitete sich aus, verschluckte alles, was sich ihr in den Weg stellte. Der Anblick schüchterte mich ein. Wie eine riesige Welle des Ozeans stand ich da und wusste nicht, was das hier für unser aller Leben zu bedeuten hatte. Unseren unwiderruflichen Tod? Ließ sich das noch aufhalten? Wo waren die anderen? Wo steckte Kenai?
Neben mir regte sich das kleine Pflänzchen. Es schüttelte sich und der Boden unter meinen Füßen begann zu vibrieren. Ein sanftes Beben, das zunehmend stärker wurde. Mehr Funken tauchten auf, sie entstiegen den unzähligen Blumen, die hier erblüht waren und folgten einem unsichtbaren Sog direkt in den Sprössling hinein. Das konnte nur eines bedeuten. Voller Ehrfurcht trat ich mehrere Schritte nach hinten, als das nächste Wunder geschah. Das kleine Leben nahm Gestalt an.
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2 437

26.01.2020, 17:23

Jadis

Plötzlich spürte ich ein Brennen in meinem Brustkorb, als hätte mich ein Pfeil getroffen. Doch statt den erwarteten Schmerz spürte ich Wärme und ich wurde aus meinem Albtraum gerissen. Laut schnappte ich nach Luft, starrte tränenverschleiert Ardan an und meine Lippen begannen zu zittern. Ich hörte eine Explosion und Lichtfunken regnete herab. Mehrmals blinzelte ich, stellte fest, dass ich wieder zurück auf dem Schlachtfeld war. Ich konnte Ardan nicht erzählen, was ich erlebt hatte, denn ich fand dafür keine Worte. Mein Kopf sank gegen seine Schulter und ich klammerte mich an ihn, als wäre er das Einzige, was mir den Halt geben könnte. Ardan hatte mich nie dafür verurteilt, was damals geschehen war und die Schuld seiner bösartige Schwester gegeben. Dennoch schien ich immer noch nicht von dieses Schuldgefühl losgeworden zu sein. Tief in meinem Inneren hatte ich mir nicht selbst vergeben können, denn hätte ich nicht wenigsten irgendwie Widerstand leisten müssen, als sie meinen Geist unter Kontrolle hatte? Es wird dauern bis ich mir selbst vergeben konnte. Ich spürte immer noch die ungewohnte Wärme in meinem Brustkorb, es hatte was Tröstliches. Es fühlte sich an, als würde meine Last ein weniger wiegen. Ich konnte wieder atmen. Langsam löste ich mich von Ardan und legte die Hand auf seine Wange: „Der Kampf ist noch nicht vorbei. Wir müssen ihn jetzt beenden.“ Ich durfte mich nicht dem Gefühl der Hoffnungslosigkeit hingeben. Viele Menschen zählten auf uns und ich konnte sie nicht im Stich lassen. Ich musste ein letztes Mal kämpfen. Ich musste die Schmerzen aushalten, die sowohl seelisch und körperlich waren. Langsam erhob ich mich. Der dunkle Lord hatte es geschafft mich in die Knien zu zwingen, doch ich konnte wieder aufstehen. Meine Hand umschloss mein Speer fester. Solange ich noch atmete, war der Kampf noch nicht entschieden. „Lass uns ihn seine eigene Finsternis aufzwingen, wie er es bei uns getan hat. Auch ein Wesen wie er muss vor sich etwas fürchten, was stärker ist. Was ihn besiegen kann.“ Ich hatte vorhin verloren, doch dieses Mal würde ich mir den Sieg holen.

Kenai

Ich fing los und stieß auf ein Widerstand, das von meinem unsichtbaren Gefängnis abstammte. Doch ich ging weiter und es gab nach. Die Wärme breitete sich in meinem Inneren aus und erleuchtete die Umgebung. Sie begann sich zu lichten und ich kehrte in die wahre Wirklichkeit zurück. Ich legte eine Hand auf meinem Brustkorb. Selbst nach dem Tod blieb Yun mir ein treuer Freund und half mir, wenn ich in Schwierigkeiten war. Sein Erben beschützte mich. „Ich vermisse dich, flüsterte ich und dann verschaffte ich mir den Überblick über die Lage. Der dunkle Lord hatte es geschafft unsere eigene Schatten als Waffen zu nutzen. Die Seele war ein empfindliches Gebiet und man konnte große Schaden anrichten, wenn man die Seele direkt angriff. Lichtfunken regnete herab, schwarze Stränge sammelte sich an einer Stelle und silbrig leuchtende Pfeile surrten durch die Luft. Ich entdeckte Ardan und Jadis, in ihrer Nähe waren noch Envar und ein Stück weiter Fenrir. Silia leuchtendes Gestalt war in den schwarzen Stränge, wo auch dieser Malevor verschwunden war und dort befand sich der dunkle Lord. Akela war woanders, diese Pfeile mussten von ihm kommen. Er schien von außen zu kämpfen, als wären wir in etwas gefangen.

Fenrir

Etwas Scharfes machte sich in meinem Brustkorb bemerkbar und dann folgte unvertraute Wärme. Wärme hatte ich zuletzt in Alitas Anwesenheit gespürt, ansonsten war ich kalt gewesen. Die Umgebung verschwand und ich fand mich wieder auf dem Schlachtfeld wieder vor. Mir genügte einen einzigen Blick, um zu wissen was vor sich ging. Heiße Wut brodelte durch meine Adern und pulsierte stark in meinem Brustkorb. Meine Eckzähne wurden länger und ich schnappte nach meinem Vernichter. Ich ging direkt auf die dunkle Stränge zu, dieses Es würde gleich bereuen mit mir gespielt zu haben. Sein Tod würde nicht sanft sein. Oh nein. Mit mir anzulegen bedeutete gleich den Tod herauszufordern. Einen schmerzvollen Tod, das selbst Wesen wie er um Erbarmen betteln würden. Geschickt wich ich den Stränge aus, entdeckte mein Bruder und sah an seiner Seite Silia kämpfen. Da waren wir also wieder. Wie gesagt dies würde unser letzter gemeinsamer Kampf werden. In wenige Sekunden war ich an Malevors Seite, mein Blick streifte kurz über sein steinernes Gesicht. Diesen Ausdruck kannte ich. „Lass uns wie in den alten Zeiten kämpfen“, knurrte ich und meine verengte Augen richteten sich auf unseren Gegner. Alles Anderes drängte sich in den Hintergrund. Denn egal was immer zwischen Malevor und mir stand, am Ende würde ich dennoch an seiner Seite kämpfen.

Akela

Mein Mundwinkel zuckte, als der dunkle Lord ein paar meiner Pfeile zerstörte. Sie waren also für ihn eine Art Bedrohung und nicht mehr harmlos wie mein erster Versuch. Sofort erschienen neue Pfeile in meiner Hand, um die Restlichen aus ihrer Finsternis zu befreien. Ich hatte noch genug Energie, meine Quelle übersprudelte geradezu. Ich bemerkte, dass die Barriere sich weiter ausdehnte und Stück für Stück das Land einverleibte. Auf diese Weise wollte der dunkle Lord anscheinend die Welt in die Finsternis stürzen. Ich warf einen schnellen Blick nach unten, sie würden jetzt zurecht kommen. Er würde sie nicht so schnell ein zweites Mal in ihrer Finsternis schicken können, dafür hatte ich gesorgt. Ich sprang auf dem Boden und stellte mich vor der Barriere. Ich musste sie aufhalten, weiter hinten waren die anderen Menschen, die kämpften und es durfte sie nicht erreichen. Erneuert blitzte mein silbernes Auge auf und ich legte meine Hände auf die Barriere. Konzentriert schloss ich meine Augen, wild rauschte die Energie durch meinem Körper und gleichzeitig zapfte ich an die Magie des Blaumondes. Ich brauchte jede Menge Mondlicht, um diese Kuppel einzukapseln, damit sie sich nicht weiter ausdehnen konnte. Meine Hände begannen zu schimmern und das Schimmern breitete sich über die Barriere aus. Ich spürte einen Widerstand, wie etwas meine mentale Mauer einreißen wollte. Ich stemmte mich dagegen und ließ noch mehr die Energie aus mir fließen. Die Adern auf meine Hände traten deutlich hervor.


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28.01.2020, 20:58

Silia

Es dauerte nicht lange, da gesellte sich Fenrir zu uns. Scheinbar würden wir doch wie in alten Zeiten gegen das Übel der Welt kämpfen. Unter anderen Umständen hätte mich das zum Lächeln gebracht, aber im Moment wollte ich nichts anderes, als dieses Etwas auf ewig zu verbannen. Es war mir nicht geheuer. Es war anders als alles, was ich bisher kannte und bei meiner langen Lebensspanne war das schon verwunderlich.
Malevor nickte seinem Bruder zu, sein Mundwinkel zuckte kaum merklich. Dann kämpfte er sich weiter durch das schwarze Dickicht, während ich mein Licht dazu einsetzte die Finsternis zu verbrennen. Anders als bei den anderen konnte mir dieses seltsame Geflüster nichts anhaben. All die Herzenslichter in mir schützten mich davor, mich meiner eigenen Dunkelheit hinzugeben. Sie machten mich stark. Sie trieben mich voran. Ganz besonders ein Herzenslicht. Thales. Wie immer kämpfte er an vorderster Front. Er gab nie auf. Er wusste, was auf dem Spiel stand. Gemeinsam trieben wir die Schwärze zurück, auch wenn sie sich sekundenschnell regenerierte und erneut angriff. Diese Fähigkeit war durchaus bemerkenswert. Es war, als hätte der Dunkle Lord eine unerschöpfliche Energiequelle, die er sich zunutze machte. Er wurde einfach nicht müde. Außerdem gingen mir seine vorherigen Worte nicht aus dem Kopf. Die Worte, die an Malevor gerichtet gewesen waren. Obwohl man ihm den Willen gebrochen hatte, kämpfte er an unserer Seite und schien noch klar bei Verstand zu sein. Er hatte uns davor gewarnt, er könne sich in Anwesenheit des Feindes wieder verlieren und uns schaden, aber im Moment sah es nicht danach aus. Er hatte sich ganz gut im Griff. Ein Krieger durch und durch. Nichts und niemand konnte ihn aufhalten, wenn er sich erst einmal etwas fest in den Kopf gesetzt hatte. Das hatte ich damals schon an ihm gemocht - diese Disziplin.
Fort mit deinem Licht, du bist mir viel zu nah, zischte es plötzlich in meinem Kopf, als im selben Moment eine riesige Welle aus dickflüssiger Schwärze über mich hereinbrach. Ich schaffte es rechtzeitig eine schützende Blase um mich herum zu errichten, doch die Wucht des direkten Angriffs beförderte mich einige Meter nach hinten. Fort von den Brüdern. Sie wurden von der Dunkelheit komplett verschluckt, während ich fortgespült wurde. Hinter mir hörte ich bereits meinen Vater nach mir rufen. Ihm und meiner Mutter schien es soweit gut zu gehen. Mein Bruder und Kenai... sie waren ebenfalls bei bester Gesundheit. Envar blickte nach oben, sein Gesicht ernst und besorgt zugleich.
>Seine Energie... sie breitet sich aus. Sie setzt sogar die Zeit außer Kraft. So etwas habe ich bislang noch nie erlebt und sollte nicht einmal möglich sein. Ich habe wirklich keine Ahnung, was dieses Etwas ist und woher es kommt. Darauf wurden wir nicht vorbereitet.<

Ardan

Jadis fand wie sonst auch schnell zu ihrem inneren Feuer zurück. Das hatte ich von Anfang an geliebt. Ihren unbezwingbaren Willen. Egal wie oft sie fiel, sie stand wieder auf. In Momenten wie diesen wurde mir bewusst, was für ein Glück ich hatte von ihr auserwählt worden zu sein. Und so gern ich ihr meine Zuneigung jetzt zeigen wollte, hatten wir Wichtigeres zu tun. Wir zögerten nicht länger, sondern stürmten direkt auf das Chaos zu. Dort, wo die Animagi kämpften.
Silia tauchte keine Sekunde später auf, eingehüllt in ihre Barriere aus Licht. Der Dunkle Lord hatte sie offenbar von sich gestoßen. Ich vermutete, dass es an ihrem grellen Licht lag. An der Wärme, die sie ausstrahlte. Sie stand im starken Kontrast zu der Finsternis, die hier ihr Unwesen trieb. Weiter hinten entdeckte ich Kenai, dem es zum Glück gut ging und dann erschien auch Envar, dessen Worte mir keinen positiven Schub gaben. Man hörte Nachrichten wie diese nicht gerne. Nicht, wenn das Wohl der Welt auf dem Spiel stand. Trotzdem hatte ich nicht vor das Feld kampflos zu verlassen. Wir waren in dieser Barriere gefangen, während außerhalb eine andere Art von Chaos ausbrach. Nur hier drin hatten wir die reelle Chance den Spieß umzudrehen. Welch Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Fenrir sowie sein Bruder gerade dem Bösen ins Auge blickten und für das Gute kämpften. Ausgerechnet die beiden entsprangen einer dunklen Natur und siehe da... sie wehrten sich dagegen.
>Nur durch die wenigen Male, in denen ich mit diesem Etwas in Kontakt stand, vermute ich, dass wir eine ganz andere Herangehensweise brauchen. Wir greifen mit körperlicher Gewalt an. Mit offensichtlichen Attacken...< begann Silia ernst. >Es spricht ständig davon unseren dunkelsten Gefühlen zu entspringen. All das Übel dieser Welt fließt in diesem Wesen. Es vereint sich in dessen Körper und es gibt uns all das Übel wieder zurück.<
>Ich kann dir nicht ganz folgen, Schwesterherz.<
In Silias Augen erwachte das Licht der Sonne. >Wenn der Dunkle Lord all das Übel verkörpert, benötigen wir das absolute Gegenteil. Und das ist das Gute auf der Welt. Es ist kein Kampf mehr, der nur uns betrifft. Alle, einfach alle, müssen das Licht in sich hervorrufen und es erstrahlen lassen.<
Ich zog eine Braue nach oben. >Wieso klingt das nach einem Märchen?<
>Weil wir eines schreiben werden.< antwortete sie so entschlossen wie nie.

Jenaya

Der Boden unter meinen Füßen pulsierte voller Leben. Ich musste weitere Schritte nach hinten machen, um von der Gewalt der Natur nicht erfasst zu werden. Das kleine Pflänzchen existierte nicht mehr. Es hatte sich in einen wunderschönen, gewaltigen Baum verwandelt. Sein prächtiger Stamm schlängelte sich mehrere Hundert Meter in den Himmel, wie ein Fluss, der sich in den Himmel ergießen wollte. Hier und da reckten sich dicke Äste in verschiedene Richtungen, dicht bewachsen mit tiefgrünen Büschen. Die Krone war ein einziges Meer aus grünen Farben und durch die Zwischenräume schien das bläuliche Mondlicht direkt auf den nun moosbedeckten Boden. Mir fehlten schlichtweg die Worte bei diesem fantastischen Anblick.
Mich hatte damals schon die schnelle Verwandlung von Silia überrascht, aber das hier übertraf alles. Wie war es möglich, dass innerhalb weniger Sekunden ein Baum aus der Erde wuchs und sich gen Himmel streckte? Wie ein Lebewesen, dass sich nach den Sternen sehnte. Voller Ehrfurcht trat ich wieder näher und legte eine Hand auf die raue Rinde. Die darin pulsierende Energie traf mich wie ein Schock. Als wäre ich von einem sanften Blitz durchströmt worden. Es erinnerte mich an den Baum auf der fliegenden Insel. Dort hatte mir der Baumgeist den richtigen Weg gewiesen? War das hier vielleicht etwas Ähnliches? Ein Geist, der zum Leben erwacht war? Ich lehnte meine Stirn dagegen, schloss die Augen, lauschte geduldig. Da war wieder das kräftige Schlagen wie das eines Herzens. Der Duft nach Frühling kroch in meine Nase. Magie prickelte in der Luft. Die Blätter raschelten leise in der sanften Brise der Nacht. Obwohl nicht weit entfernt das Chaos wütete, empfand ich eine tiefe Ruhe an diesem Fleckchen. Hier fühlte man sich seltsamerweise sicher. Ein Raum der Geborgenheit.
Als ich mich langsam vom Baum löste und mich umdrehte, bildete ich mir ein, ein geflügeltes Häschen gesehen zu haben. Nur für ein paar Sekunden. Mehr nicht. Alita... Jetzt verstand ich.
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30.01.2020, 18:08

Jadis

Wir stürmten auf das Chaos zu, was aus tiefe Schwärze von bewegende Stränge zu bestehen schien. Auch mir kam der reflexartiger Ruf nach unsere Tochter, als eine angesammelte Schwärze auf sie hereinbrach und sie schließlich von sich stoß. Durch ihre Barriere hatte sie sich noch schützen können. Das zeigte deutlich, dass der dunkle Lord ihr Licht nicht mochte und das könnte vielleicht ein Schwachpunkt sein. Als Envar sagte, dass immer noch seine Zeitmagie außer Kraft war, regte kurze Sorge in mir. Das war nicht gut, aber wir würden verdammt nochmals einen Weg finden können unseren Feind zu besiegen. Kenai stand weiter hinten und schien zum Glück auch soweit wohlauf zu sein. Ich hätte mir nicht verzeihen können, wenn wir Jenaya eine schlechte Nachricht überbringen müssten. Durch einem kurzen Blick bemerkte ich, dass wir anscheinend in einer Art Barriere gefangen waren, die wir zuvor nicht gesehen hatte. Selbst jetzt spürte man nichts von ihrem Kraftfeld und das war beunruhigend. Doch dann bemerkte ich, dass die unheimliche Barriere von einem silbrigen Licht eingeschlossen wurde. War das Werk von den Piraten? Versuchte er auf diese Weise die Barriere aufzuhalten? Jedenfalls konnte ich ihn nirgendwo sehen, also musste er weiter hinten sein. Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf meine Tochter und meine Miene wurde ernst. Wir mussten alle also unser Licht erstrahlen lassen. „Dann tuen wir es. Weise uns den Weg“, forderte ich Silia auf: „Du bist unsere Sonne und wir werden deine Strahlen sein.“

Kenai

Ich lief zu den Anderen hinüber und in diesem Moment wurde Silia aus der Schwärze gestoßen. Aufmerksam hörte ich sie zu, was sie zu sagen hatte und langsam nickte ich. Das klang logisch. Schwachpunkte waren meist immer das, was das Gegenteil seiner Eigenschaft war. Zum Beispiel Feuer. Das Wasser war sein Schwachpunkt, weil es das Feuer löschen konnte. Dann gab es Dinge, die die Eigenschaft begünstigen konnte. Zum Beispiel konnte der Wind dem Feuer mehr Kraft geben. In diesem Fall würden unsere derzeitige Attacken unseren Feind nur begünstigen können, aber wenn wir das Übel abwandte durch das Gute, also das Gegenteilige, war ein Sieg realistisch. „Das Licht ist eine Kraft, die nicht zu unterschätzen ist. Sie ist das Symbol für Hoffnung und für das Gute. Für Wärme und Liebe. Sie führt uns aus der Dunkelheit. Ich weiß es am Besten und daher denke ich, dass auch die Anderen sich nach diesem Licht sehnen und ihr eigenes Herz zum leuchten bringen wollen. Wir werden die Welt erstrahlen lassen“, sagte ich voller Entschlossenheit. Für mich war es kein Märchen, denn es war was Wahres dran.

Fenrir

Mit verbissene Miene kämpfte ich mich durch die Schwärze und zerschnitt die Stränge, die mir zu nahe kommen wollten. Es störte mich, dass ich immer noch nicht auf meine Macht zurückgreifen konnte. Und Wut hatte mich in den Kämpfe immer befeuern konnte. Davon hatte ich jetzt jede Menge in meinem Körper. Silia wurde mittlerweile aus der „Kampfarena“ rausgeworfen und es schien um uns herum finsterer zu werden. Mal und ich waren in ständiger Bewegung, wir mussten schnell sein und jedes Mal versperrte eine Stränge uns den Weg zum dunklen Lord. Es war lange her, dass für mich ein Kampf herausfordernd war und in eine andere Situation hätte ich vermutlich daran meinen Spaß gefunden. Aber das hier war die Welt, die Alita bewahren wollte und für die sie sich geopfert hatte. Deswegen war dieser Kampf todernst. Ich würde nich zulassen, dass ihr Opfer umsonst gewesen sein sollte. Ich würde das beschützen, was sie selbst beschützen wollte. Ihre Ehre durfte ich nicht besudeln. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie eine Stränge sich blitzschnell auf Mal zubewegte, der bereits von viele Angriffe ausgesetzt war und dieser womöglich nicht rechtzeitig ausweichen könnte. In wenige Sekunde war ich bei ihm und fing den hinterhältigen Angriff auf. Die Wucht ließ mich Blut spucken und keuchend sank ich auf die Knien, als ich einen starken Sog spürte. Als würde dieser Strang meine Finsternis in sich aufsaugen wollen, nur um es vervielfacht zurückzugeben. Knurrend packte ich nach der Stränge, das sich in meinem Bauch gebohrt hatte und mit meiner Waffe trennte ich es von mir.

Akela

Für ein paar Sekunden dehnte sich die Barriere weiter aus und dann stoppte sie. Schweißperlen rannen meiner Schläfe hinab, während mein Mund für einen Moment triumphierend zuckte. Ich pumpte noch mehr meine neue Kraft in meinem „Kokon“, damit die andere Barriere die Mauer nicht durchbrechen konnte. Die Ader pulsierte stark in meinem Hals und meine Arme begannen vor Anstrengung zu zittern. Ich mochte die Kraft des Blaumonds nutzen zu können, aber mein Körper war noch nicht auf meine neue Macht auf eine längere Dauer eingestellt. Ich war an einem Punkt angelangt, wo ich mich selbst herausforderte. Dennoch hörte ich nicht auf und kämpfte verbissen weiter gegen die Barriere, die sich mir natürlich widersetzen wollte. Aber ich ließ es nicht zu, dass sie sich weiter bewegen konnte. Nicht mal einen Millimeter. Lichtpunkte flirrten vor meine innere Augen und ich spürte die Wärme des Bluts an meiner Nase.


2 440

02.02.2020, 18:28

Silia

Ich sah alle an und nickte langsam. Dieser Plan musste funktionieren, denn etwas anderes fiel mir beim besten Willen nicht ein. Der Dunkle Lord... auf ein Wesen wie das war ich einfach nicht vorbereitet. So wie es bei uns allen der Fall war. Und solange Mal und Fen dieses Es bekämpften, hatten wir genug Zeit den großen Gegenschlag vorzubereiten und auszuführen. >Gut, wir müssen schnell handeln. Wer weiß, wie lange der Dunkle Lord mit den beiden beschäftigt sein wird. Er ist zu allem fähig.<
Mein Blick glitt kurz zu meiner Mutter, die nach oben schaute. Mir war nicht entgangen, dass die Barriere sich nicht weiter ausbreitete. Ein silbriger Schein schimmerte ganz schwach hindurch und ich wusste, dass Akela ebenfalls sein Bestes tat, um diese Welt zu beschützen. Er hatte sich in den letzten Monaten stark verändert und ich war unfassbar stolz auf ihn. Ihn an meiner Seite zu wissen, gab mir sehr viel Kraft. Ich spürte das viele Licht in mir, spürte die Entschlossenheit der Herzenslichter, die in mir wohnten. Sie alle wollten helfen. Sie wollten der Dunkelheit ein Ende setzen. Ich steckte mein Schwert weg, da ich es nicht mehr brauchte und flog sogleich in die Höhe. Hoch hinaus, bis ich die summende Barriere erreichte. Mein Herz schlug schnell, als ich zu der Stelle flog, wo Akela stand. Dort war der Machtaustausch am größten und genau dort würde ich einen Kontakt zur Außenwelt herstellen. Akela würde meine Brücke zur anderen Seite sein.
Ich sah ihn etwas verschwommen durch die Barriere, die sich mit aller Macht gegen die seine drückte. Der Kampf der beiden Energien ließ mich erschaudern. Wie auch immer Akela zu seiner wahren Bestimmung gefunden hatte, sie hatte ihn mächtiger denn je gemacht. Das erklärte nun auch, wieso ich mich von Anfang an zu seinem Herzenslicht hingezogen gefühlt hatte. Sein Licht.... es war... so schön.
Leicht lächelnd legte ich eine Hand auf die finstere Barriere und nahm die andere hinzu. Beide direkt unter Akelas Händen. Reine Energie pulsierte dort. Ich zapfte sie an, suchte nach der Verbindung zum Mondlicht und atmete dabei ruhig ein und aus. Mich durfte nichts aus der Konzentration bringen. Die nächsten Schritte erforderten meinen gesamten Fokus. >Halte noch etwas durch, Akela... wir schaffen das. Zusammen.< flüsterte ich. Ich wusste nicht, ob ihn meine Worte erreichten, aber die Verbindung unserer Lichter sagte genug. Sonne und Mond. Unter anderen Umständen hätte ich diesen besonderen Moment in vollen Zügen genossen. Leider konnte ich das nicht. Stattdessen öffnete ich die Tore in meinem Herzen und ließ all die vielen Lichter durch unsere Verbindung nach draußen gelangen. Wie ein goldener Regen, der gen Himmel fiel. >Geht, meine Lieben... geht und findet so viel Licht in der Welt wie nur möglich. Erleuchtet die Nacht.<

Ardan

Warum mich der Anblick meiner Tochter, die wie eine sanfte Sonne in die Höhe flog, sentimental machte, wusste ich nicht. Da war bloß dieses Brennen hinter meinen Augen. Diese Wärme in meinem Herzen. Silia war wie aus dem Nichts in unser alle Leben getreten und nun tat sie alles, um eine Welt zu beschützen, die nicht mal die ihre war. Und das galt für alle anwesenden Animagi. Wir Menschen sowie alle Bewohner dieser Welt konnten uns glücklich schätzen, dermaßen gesegnet zu sein. Vielleicht hatte Sakrazhue all die vielen Jahre die Gebete meines Volkes erhört und ebenfalls seinen Teil zu diesem Wunder beigetragen. Kurz dachte ich an meine Schwester, an ihren Geist und an ihre vertrauten Augen, dann erlosch das Bild wieder und ich kehrte in die Realität zurück.
Envar sah ernst in die Runde. >Die nächsten Minuten sind ausschlaggebend. Während meine Schwester dort oben ist, ist sie verletztlich. Das Beste, was wir tun können, ist die Schwärze von ihr fernzuhalten. Egal, was kommt, sie darf nicht abgelenkt werden.<

Jenaya

Als ein sanfter Wind aufkam, lösten sich noch mehr Funken vom Baum und wirbelten durcheinander. Friedliche Energie breitete sich in melodischen Wellen aus und brachte den Boden zum Singen. Dort, wo weiterhin ein blutiger Kampf stattfand, erwachte der Grund zum Leben. Die Landschaft veränderte sich. Sie nahm Gestalt an. Sie vertrieb den Tod aus der Erde und erweckte frisches, junges Leben. Leichen verschwanden, rotes Blut wurde durch reinigendes Grün ersetzt. Bestien brüllten wütend, doch die neue Umgebung brachte sie gleichzeitig aus dem Konzept. Die reine Energie, sie wirkte wie Gift auf sie. Soldaten hingegen schöpften neue Hoffnung, sie fanden zurück zu ihrem Mut, zu ihrem Kampfeswillen und schwangen voller Kraft ihre Waffen. Über unseren Köpfen flogen Harpyien, Greifvögel und Miramis. Seit Stunden kämpften sie und doch gaben sie sich der Erschöpfung nicht hin. Vor allem jetzt nicht, wo es wieder Hoffnung gab.
Ich brachte meinen Geist dazu in die Höhe zu schweben und verschaffte mir ein besseres Bild von der Situation in der Barriere. Es war zwar nicht viel zu erkennen, aber ich entdeckte Akela, der dafür sorgte, dass sich das Übel nicht ausbreitete. Es schien, als gebe ihm der Mond Kraft. Ihn umhüllte dieselbe Energie, die der bläuliche Mond ausstrahlte. Und dann geschah etwas ganz Wunderbares. An seiner Stelle sammelten sich plötzlich weitere Funken. Weißgoldenes Licht. Mehr und mehr schwebten umher, als wären sie auf der Suche nach etwas. Da reagierte der Baum mit seinen eigenen Funken, die sich sogleich unter das Gold mischten. Ströme aus Licht flossen in diverse Richtungen, breiteten sich aus wie Wurzeln, die sich über den gesamten Nachthimmel erstreckten. Mir fehlten die Worte.
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