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901

30.05.2020, 19:43

Malevor

Mit einem kehligen Laut drückte ich mein Becken fester gegen ihres und legte den Kopf in den Nacken, während mein Körper vor Wonne erbebte. Auch sie erschauderte mehrmals unter mir. Ein berauschender Anblick, als ich den Kopf wieder senkte und ihr einen feuchtwarmen Kuss gab. Sie duftete herrlich nach Rosenholz und... Farben. Wenn Farben einen Geruch hätten... Immer noch schwer atmend lehnte ich meine Stirn gegen ihre und sah sie an. In ihren sturmgrauen Augen lag ein schönes Funkeln und ihre Wangen waren sichtlich gerötet. Ihr musste nun warm in diesem Kleid sein, so wie mir in dem Oberteil, in das sie ihre Finger gekrallt hatte. Ein letztes Mal küsste ich sie innig, bevor ich mich von ihr abrollte und es zurselben Zeit an der Tür klopfte. Mein Instinkt hatte mich nicht getäuscht. Fenrir und Hanabi waren bereit für die Stadt. Bereit für den Auftrag, den Taiga erledigen wollte.
Ich zog die Hose hoch, strich meine Kleidung glatt und schenkte Taiga ein kleines Lächeln. Da hatten wir uns beide wohl von der schnell aufflammenden Leidenschaft mitreißen lassen. Es gefiel, dass wir beide uns fallen lassen konnte. Ohne viel Gerede, ohne bohrende Fragen. So war mir das recht. So blieben meine Gedanken stumm.

Hanabi

Das Brennen in meinen Augen ließ nach und stattdessen senkte sich Wärme auf meine Brust. Wenn er mir zuliebe mehr lächeln wollte, würde mich das sehr freuen. Ihm stand dieses freie, glückliche Lächeln. Und ich war froh ihm meine Liebe gestanden zu haben. Es war die Aufregung wert gewesen. >Ich liebe dich.< sagte ich noch einmal, als er aufstand und meine Hand ergriff. Jetzt, da ich es offen aussprechen konnte, wollte ich, dass er es hörte. Immer und immer wieder.
Dann verließen wir das Zimmer, das ich mir nicht einmal genau angeschaut hatte und wir begaben uns zu Taigas und Malevors Raum. Es hatte mich ein wenig überrascht, dass die beiden ein Bett teilen wollten. Nun ja, Taiga hätte es natürlich gewollt, aber dieser Wunsch war von Malevor ausgegangen. Und als er die Tür öffnete und sein Oberteil sowie seine Haare etwas zerzaust aussahen, wusste ich wieso. Hatten sie gerade eben...!? Bei den Sternen... man könnte meinen, sie wären die Hasen in dieser Gruppe. >Möchtest du spazieren gehen, solange die beiden weg sind?< fragte er mich. Seine Stimme klang tiefer als sonst. Genau wie Fenrirs, wenn er... oje... bloß keine Scham.
Ich räusperte mich und zuckte mit der Schulter. >Ja, das klingt gut.<
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902

30.05.2020, 20:41

Taiga

Unser warmer Atem vermischten sich, wie unsere Düfte es getan hatten und ich erwiderten offen seinen Blick. Leise seufzte ich in den Kuss hinein und als er von mir rollte, klopfte es in den gleichen Moment. Noch etwas benommen von unserer Leidenschaft richtete ich mich auf und zupfte mein Kleid zurecht, in den mir jetzt warm geworden war. Meine Beine fühlten sich noch weich an, als ich ebenfalls zur Tür ging. "Jetzt gibst du plötzlich Tempo, was Bruder?", schüttelte Fenrir den Kopf und sah mich an: "Na los, erledigen wir deine Sache oder bist du jetzt zu schlapp?" "Nein, wir können los", antwortete ich ihm mit warmen Wangen. Ich drehte mich zu Malevor und Hanabi um, dabei tippte ich gegen meine Nase: "Wenn ich fertig bin, stoßen wir einfach auf euch zu. Viel Spaß und bis naher!" "Das kann ja lustig werden", brummte Fenrir und folgte mir, nachdem er sich von seiner Gefährtin verabschiedet hatte.

Fenrir

Oman, mein Bruder war ja noch triebgesteuerter als ich und das hieß schon viel. Das konnte nicht nur körperliche Anziehungskraft sein, aber ich würde nichts dazu äußern, es sei denn er kam selbst auf mich zu. Ich war einfach zu gut dadrinnen einen falschen Fass zu öffnen. Bevor ich mit Taiga loszog, zog ich Hanabi in meine Arme und küsste sie innig: "Ich beeile mich, mein Häschen." Dann sah ich mein Bruder warnend an: "Wehe sie hat einen einzigen Kratzer oder ihr fehlt eine Haarsträhne, dann bete zum Mond!" Mit diese Worte verließ ich mit Taiga das Gasthaus. Sie blieb einen Moment stehen und schloss dabei die Augen. Ich vermutete, dass sie jetzt versuchte ihre Auserwählten aufzuspüren. Ich musste sagen, dass mein Bruder da ziemlich entspannt war. Wäre Hanabi an ihrer Stelle, dann wäre ich wahnsinnig vor Eifersucht geworden, egal ob es einfach nur einen Auftrag ohne Bedeutung war. Aber vielleicht war es anders, wenn es keine Gefährtin war oder er war eben einfach entspannter drauf, als ich.


903

31.05.2020, 00:29

Malevor

Ich zog bloß eine Braue in die Höhe, als mein Bruder meinte, ich würde ihn einholen wollen oder dergleichen. Im Gegensatz zu ihm führte ich eine andere Beziehung zu Taiga. Keine Verpflichtung und keine Erwartung zu haben, gab mir die nötige Freiheit einfach das zu tun, wonach ich verlangte und wenn Taiga dasselbe wollte, hatten wir beide wohl großes Glück. Fenrir wusste nicht alles über meine Vergangenheit, bevor er erschaffen wurde. Sonst wüsste er, dass ich auch vor Männern nicht Halt gemacht hatte, aber auch nur, um zu experimentieren. Heute bevorzugte ich natürlich Frauen. Nur Taiga wusste das. Mit ihr konnte ich... irgendwie darüber reden. Es war ungezwungen mit ihr. Das mochte und genoss ich.
Als sie mit Fenrir ging und er mir noch eine Warnung zuwarf, rollte ich wirklich mit den Augen. Er musste das nicht extra erwähnen. Mir war klar, dass Hanabis Sicherheit oberste Priorität hatte. Dasselbe galt für ihn. Aber er würde schon auf Taiga aufpassen, das bezweifelte ich nicht.
Hanabi seufzte leise neben mir und ich sah sie fragend an. >Ich habe ihm vorhin gesagt, dass ich ihn liebe. Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht und Gefühle sich entwickeln.<
Man überraschte mich selten und das war einer dieser seltenen Momente. >Was hat er gesagt?<
>Er ist in die Knie gegangen und hat mich wie ein Wunder angesehen.< Die Worte hatte er demnach nicht erwidert, aber dass er vor ihr, einem Hasen, einem Wesen, das in der Nahrungskette ziemlich weit unten stand, in die Knie gegangen war... Na, wenn das kein Beweis seiner Hingabe war. Und des Respekts. Er liebte sie wirklich. Stark genug, dass sie ihn in der Hand hatte. Er würde alles für sie tun. So wie ich damals für Sury. Auch heute wäre ich zu vielem bereit, aber das Alles verblasste allmählich. Vielleicht würde ich es doch schaffen über sie hinwegzukommen. Aber wie sollte das möglich sein, wenn die Sonne jeden verdammten Tag den Himmel erstrahlen ließ?
>Das Leben und seine Geheimnisse... Wer weiß... Fenrir und du scheint füreinander bestimmt zu sein.< Wir setzten uns in Bewegung und verließen daraufhin das Gasthaus. Weiter hinten, dort, wo die Stadt begann, konnten wir noch die Umrisse von zwei vertrauten Gestalten ausmachen. Sie waren ziemlich schnell unterwegs. Sicherlich wegen Fenrir, weil er wieder bei seiner Hanabi sein wollte. Sie hingegen wirkte völlig entspannt. Anders als ein Wolf musste sie niemanden als ihren Besitz markieren, auch wenn sie ihn biss. Das Mal an seinem Hals präsentierte er nach wie vor mit Stolz, obwohl es eigentlich verheilen sollte.
>Ich weiß, dass es mich nichts angeht, aber... wieso hast du ausgerechnet Taiga nach einer offenen Beziehung gefragt?<

Hanabi

Etwas unsicher sah ich zu Malevor hoch, während wir einem schmalen Pfad Richtung Wald folgten. Ein Schmetterling huschte an uns vorbei und er sah dem kleinen Wesen nachdenklich hinterher. >Nun ja... viel Auswahl habe ich ja nicht. Oder bist du enttäuscht, dass ich dich nicht gefragt habe?< Das neckische Lächeln traf mich unvorbereitet. Er wirkte tatsächlich anders seit er mit Taiga diese seltsame Beziehung führte. Viel entspannter. Trotzdem musste ich leicht erröten. Vor Verlegenheit. Und meiner unstillbaren Neugier.
>Ich verstehe schon, aber... ihre Gefühle für dich... und deine Gefühle für... ach, wir müssen nicht darüber reden. Es ist kompliziert.<
>Das ist die treffendste Beschreibung.< lachte er leise. Auch das hatte er selten getan. >Ich kann es mir auch nicht richtig erklären. Es funktioniert. Wir beide genießen die Gesellschaft des anderen. Sie womöglich mehr als ich, aber es genügt. Es... Es tut mir gut.<
>Dann freut es mich, dass ihr euch inzwischen so gut versteht.< sagte ich ehrlich und betrachtete die einladende Umgebung mit den blumigen Feldern, dem Surren von kleinen Insekten und den kräftigen Bäumen, die den Wald bildeten. Rechts von uns, weiter oben, thronte der bekannte weiße Berg.
>Glaubst du, wir schaffen es die Königin persönlich zu treffen?<
>Wir können es versuchen. Allerdings ist es schwer einzuschätzen, was sie von meinem Bruder und mir halten wird...<
Stimmt. Das war wieder ihre Vergangenheit, die die beiden verfolgte und jetzt waren Taiga und ich in Gefahr. Aber dass die Helden von damals immer noch feindlich gesinnt waren, das bezweifelte ich. Kenai und Jenaya hatten uns auch herzlich bei sich aufgenommen. >Falls wir sie treffen, wird es bestimmt gut laufen.< sagte ich voller Zuversicht.
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904

31.05.2020, 09:26

Taiga

Wie letzte Mal tastete mein Geist nach der Aura des Samens bis ich den Duft wahrnahm und ging voller Tatendrang los. Unser Weg führte in die Stadt zurück und während ich die Fährte folgte, plapperte ich fröhlich vor mich hin. Fenrir blieb hingegen schweigsam, er schien nur in Hanabis Nähe gesprächiger zu sein. Aber das störte mich nicht, ich konnte auch für zwei reden. Ich sprach über die Häuser, wie ihr Stil mir sehr gefiel und dass ich auf jeden Fall die Stadt von oben zeichnen wollte mit den fliegende Schiffe. Ich blieb an einige Schaufenster stehen, weil sie meine Aufmerksamkeit erregten. Aber da drängte mich Fenrir jedes Mal weiterzugehen, damit ich meinen Auftrag erfüllte. Ich redete auch darüber, dass ich für Hanabi ein paar Entwürfe zeichnen wollte, weil sie sich neue Kleider wünschte. Sein einziger Kommentar war, dass sie nicht zu kurz sein sollten, ansonsten würde er sie nicht rauslassen. Ich erzählte ihm auch von den Partnerentwurf und das schien einen Moment seine Interesse zu wecken. Hanabi hatte Recht, diese Idee gefiel ihm, auch wenn er es nicht offen zeigte. Daher fragte ich Fenrir neugierig nach seiner Lieblingsfarbe, woraufhin er antwortete er besäße keine Lieblingsfarbe und bevorzugte nur rot, weil man dann nicht das Blut auf die Kleider sehen konnte, wenn man in einem Kampf verwickelt war. So würde Feinde nicht sehen können, ob sie ihn getroffen hatten oder nicht. Eine solche Antwort hatte ich nicht erwartet und ich dachte einige Metern schweigsam darüber nach bis ich zum Entschluss kam, dass der Partnerentwurf eine andere Farbe haben würde. Ich wollte, dass Fenrir die Farben aus eine schönere Sicht sah. Sie sollten ihn nicht an blutige Kämpfe seiner Vergangenheit erinnern. Sie sollten seine Welt einen Stück heller machen. Plötzlich blieb ich stehen und schaute zu einem kleinen Haus hinüber, wo direkt daneben eine geöffnete Werkstatt war. „Sie ist dort“, ich zeigte auf die Werkstatt, wo man metallene Geräusche hörte. „Dann warte ich hier“, Fenrir lehnte sich an einer Hauswand ab und ich nickte. Meine Schultern strafften sich und obwohl ich neutraler an den Auftrag ging, spürte ich trotzdem einen Anflug von Aufregung. Entschlossen ging ich zu der Werkstatt, um meinen Auftrag zu erfüllen.

Fenrir

Wie hielt Malevor das aus? Taiga redete wie ein unermüdliches Wasserfall und mir klingelten bereits die Ohren. Als ob das nicht schon ausreichte, sprang sie von einem Thema zum Anderen, die überhaupt nichts miteinander zu tun hatten und es war schwer ihr mitzuverfolgen. Wobei das Meiste interessierte mich auch nicht. Aber das schien sie überhaupt nicht zu stören, sie plapperte einfach weiter. Zum Glück hielt sie mit ihrer Neigung Umarmungen zu verteilen zurück, ansonsten wäre das eine große Geduldsprobe gewesen. Beim nächsten Mal sollte Malevor gefälligst sie begleiten, mir egal ob er sie nervös machte. Es war ihr Problem damit klarzukommen. Dann blieb sie auch noch bei jeden Schaufenster stehen, an denen wir vorbeigingen und ich musste sie an ihren Auftrag erinnern. Aber das war das kleinste Problem. Seit einiger Zeit wurden wir verfolgt. Der Verschleierungszauber unserer Verfolgers war schwach, jedenfalls für ein Dunkelgeborener wie mich und er gehörte nicht zu den Bastarde von meinem Schöpfer. Er war ein Mensch mit schattenerfüllten Herz. Aber ich tat so, als würde ich ihn nicht spüren können. Ich wollte wissen, was er vorhatte. Als wir an unserem Ziel kamen, behauptete ich Taiga ich würde an der Hauswand warten. Kaum war sie in die Werkstatt gegangen, ging ich lässig in eine schmale, menschenleere Gasse hinein. Dort verschmolz ich mich mit den Schatten und meine Aura wurde unsichtbar. Ich hatte immer noch einen guten Blick auf die Werkstatt und wartete geduldig. Der Verfolger würde ohne zu ahnen in seine eigene Falle gehen und Taiga spielte dabei unbewusst den Lockvogel. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie seine Beute war. Seine Aura kam mir bekannt vor und da fiel mir nur der düstere Künstler ein, denn er war bis jetzt der einzige Mensch mit Schatten in der Seele, den wir begegnet waren. Natürlich konnte ich mich irren, aber ich irrte mich so gut wie nie. Auf meine Instinkte konnte ich mich immer verlassen.


905

31.05.2020, 10:57

Hanabi

Mit großen Augen sah ich mich um und ließ die Umgebung auf mich wirken. Anders als in den Wäldern von Ocamma war es hier ruhiger und eine andere Art von Magie floss unter der Erde. Sie summte stärker. Pulsierte wie ein Herz. Ich zog meine flachen Schuhe aus, nur um das Gras und diese Magie deutlicher zu spüren. Zufrieden seufzte ich. Perfekt. Hier gefiel es mir. In der Natur fand ich immer meinen inneren Frieden und gleichzeitig meinen Hunger. >Ich werde kurz grasen, wenn es dich nicht stört.< wandte ich mich an Malevor, der bloß mit der Schulter zuckte und zu einem Baum ging, um sich dagegen zu lehnen.
Daraufhin nahm ich meine tierische Gestalt an und zuckte mit den Ohren. Mehr Geräusche drangen in mein Gehör ein. Hier war es doch nicht so ruhig wie ich angenommen hatte. Mir kam es vor, als würde der Wind flüstern. Er brachte die Blätter zum Rascheln und fegte Pollen über die Gräser hinweg. Völlig entspannt begann ich zu essen und suchte mir die saftigsten Flächen. Nach zwei langen Tagen hatte ich mir diesen Genuss verdient. Gleichzeitig blieb ich wachsam, eine natürliche Reaktion meiner tierischen Instinkte. Denn wenn ich graste, war ich angreifbar. Nur Malevors Anwesenheit sorgte dafür, dass ich weniger angespannt war wie sonst. Es brachte wirklich Vorteile mit sich mit einem Dunkelgeborenen wie ihm befreundet zu sein. Oder die Gefährtin eines gefürchteten Wolfs. Ob Fenrir mich bereits vermisste? Hatten Taiga und er die nächste Auserwählte gefunden? Ich wollte unbedingt mit ihm durch dieses Waldstück reiten. Bestimmt wäre der Wind dann lauter in meinen Ohren und diese wilde Energie von ihm würde mich berauschen. Wie beim letzten Mal.

Malevor

Hanabi ließ sich Zeit mit dem Grasen und erinnerte mich damit an meinen eigenen Hunger, der in meinem Magen brodelte. Von Taiga zu trinken, hatte das Gefühl für eine gewisse Zeit betäubt, aber der Zeitpunkt war gekommen, dass ich eine richtige Mahlzeit benötigte. Eine erfolgreiche Jagd. Reine Energie. Frisches Fleisch und Blut. In Gedanken daran leckte ich mir über die Lippen und behielt die Umgebung im Auge. Bislang war mir kein Wesen begegnet, das ich verspeisen wollte. Nur kleine Tierchen huschten herum und suchten sogleich das Weite, wenn sie mich nur annähernd wahrnahmen. Raubtiere gab es ebenfalls keine. Hanabi wäre in dieser Gestalt die ideale Beute, aber zum Glück drohte ihr keine Gefahr. So gern ich mich im Namen meines Bruders um sie kümmerte, hatte ich keine Lust auf Stress. Im Moment fühlte ich mich entspannt und so sollte es bleiben.
Allerdings schien immer dann etwas zu passieren, wenn ich es am wenigsten gebrauchen konnte. Schneller als der Wind drückte ich mich vom Stamm ab und packte nach Hanabi, die erschrocken einen spitzen Schrei von sich gab. Ich drückte sie mit einer Hand gegen meine Brust und sprang auf den nächsten Baum, schwang mich einhändig höher zur Krone und setzte sie auf einen Ast, der breit genug für sie war. Eindringlich sah ich Hanabi an. Ihr kleines Herz pochte schneller denn je. Angst spiegelte sich in ihren Augen. Ich hüllte sie in Stille ein, dass niemand außer mir sie wahrnehmen konnte. >Bleib hier, beweg dich nicht. Ich kümmere mich darum.< Mit "darum" meinte ich den Feind, den ich nun spürte, wenn ich meine Sinne erweiterte. Anfangs war mir die noch schwache Energie nicht aufgefallen, aber sie hatte sich vermehrt. Wer auch immer auf dem Weg hierher war, kam nicht allein.
Mit einem letzten Blick auf Hanabis zitternde Gestalt sprang ich aus der Höhe zu Boden und richtete mich zu voller Größe auf. Dunkle Macht wallte in mir auf. Hoffentlich waren diese Gegner verdaulich für mich. Dann hätte sich der Hunger erledigt.
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906

31.05.2020, 12:47

Taiga

In der Werkstatt entdeckte ich eine junge Frau, die gerade auf etwas Glühendes hämmerte. Sie schien alleine zu sein und ich sollte diesen Moment ausnutzen, denn sie war die Auserwählte. Meine Magie begann sich zu regen, wollte sich entfalten. „Guten Morgen“, rief ich fröhlich und näherte mich ihr. Ihr gelocktes Haar war Sonnengold und zu einem unordentlichen Knoten gebunden, damit es bestimmt bei ihrer Arbeit nicht störte. Als sie sich umdrehte, blickte ich direkt in das klare Himmelblau. „Hallo, kann ich Ihnen helfen?“, lächelte sie freundlich und dabei schienen die Sommersprossen beinahe auf ihrem Gesicht fröhlich zu tanzen. Sie war sehr hübsch und strahlte eine vollkommene Natürlichkeit aus. Sie war mit sich selbst im Einklang. „Ich kann eher dir helfen“, antwortete ich lächelnd und beugte mich zu ihr. Ihre Augen weiteten sich überrascht und dann verschleierte sich der Blick, als unsere Lippen sich berührten. Die Magie rausche durch meinem Körper, floß in den Kuss hinein und pflanzte den Samen einer großen Idee in ihrem Geist. Einen Moment beflügelte mich die Farben und der Geschmack ihrer Kreativität. Doch als die Magie in mir abebbte, spürte ich nichts mehr und es war wie bei dem ersten Auserwählten. Doch dieses Mal war ich nicht enttäuscht, weil ich gewusst hatte was mich erwartete. Lächelnd löste ich mich von ihr und ehe sie wieder zu sich kam, war ich bereits aus der Werkstatt verschwunden wie ein Geist. Sie würde etwas Großartiges vollbringen und ich freute mich schon auf den Tag, wo ihre Erfindung die Welt ein Stück verändern würde, so wie bei den ersten Auserwählten. „Jetzt sind es nur noch zwei“, meinte ich munter und hüpfte auf der Straße zu der Stelle, wo Fenrir eigentlich auf mich warten wollte. Aber er war nicht da. Verwirrt runzelte ich die Stirn und schaute mich umher. Unbekannte Gesichter liefen herum, aber ich sah nirgendwo Fenrir. Das war komisch, auch wenn er manchmal übermütig war wie ich, nahm er jedoch die Beschützeraufgabe ziemlich ernst. „Vielleicht muss er mal“, murmelte ich nachdenklich und beschloss auf ihn zu warten. Ich verschränkte die Arme hinter meinem Rücken, wippte summend auf meine Füße und schenkte jeden vorbeigehender Spaziergänger ein strahlendes Lächeln. Plötzlich machte sich ein Stechen in meinem Kopf bemerkbar und mein Nackenhaaren stellten sich auf. Mein Summen verstummte, als ich einen Sog spürte, der sich anfühlte als würde er alle Farben verschlingen wollen. Dieses eigenartiges Gefühl hatte ich schon einmal erlebt….Ich drehte mich um und mein Körper versteifte sich, als ich den Künstler vom Schiff entdeckte. „Hallo! was für ein Zufall, dass wir uns hier wiedersehen“, ich zwang mich zu einem fröhlichen Lächeln und versuchte unter seinem hasserfüllten Blick nicht zu erschaudern. Dennoch spürte ich Hoffnung in mir aufkeimen, vielleicht wollte er doch meine Hilfe haben. Vielleicht hatte sich Malevor geirrt und es war für ihn nicht zu spät. Und ich verscheuchte die Warnung aus meinem Kopf, die er damals ausgesprochen hatte. Ich unterdrückte die aufwallende Magie in mir und ging auf ihn zu: „Brauchst du etwas? Kann ich dir helfen?“ „Ich habe Hunger“, antwortete er mit eine tonlose Stimme. „Dann suchen wir nach Essen“, mein Herz begann aufeinmal schneller zu pochen. Ich spürte deutlich seine Welt ohne Farben. „Komm“, ich packte nach seiner Hand und als wir an einer Gasse vorbeiging, zerrte er mich plötzlich dort hinein. Ehe ich mich versah, hatte er mich gegen eine Wand gepresst und sein kaltes Lächeln ließ mich erstarren. „Ich habe Hunger nach dem, was in dir ist. Ich kann nicht mehr schlafen und denken, seit ich dich gesehen habe “, die Gier in seine Augen machte mir Angst: „Ich weiß, dass du eine Muse bist und du hast was, was ich haben will. Und wenn ich es mir mit Gewalt holen muss!“

Fenrir

Taiga war mit ihrem Auftrag schnell fertig und hätte sie nicht auf dem Weg hierher getrödelt, wären wir vielleicht längst auf dem Rückweg, wenn nicht da der Verfolger wäre. Ich blieb in meinem Versteck und meine Vermutung bestätigte sich, als der Künstler seinen Zauber aufhob. Er hatte auf Taiga abgesehen und ich unterdrückte ein genervtes Knurren, als sie mit ihm loszog. Nach alldem was wir schon erlebt hatten, war sie immer noch gutgläubig und tapste einfach in eine offensichtliche Falle hinein. Dieser Kerl konnte nicht gerettet werden, weil er nicht gerettet werden wollte. Er war wegen etwas Anderen da und ich erkannte einen Jäger, der seinen dunklen Hunger stillen wollte. Seine Seele war längst von den Schatten zerfressen und diese Dunkelheit war für ihn das Einzige, was von seinem elendigen Leben übrig geblieben war. Lautlos folgte ich ihnen und Niemand bemerkte mich. Denn auch ich war ein Jäger und meiner Beute hinterher. Ein wölfisches Lächeln erschien in meinem Gesicht, als der Kerl den Fehler machte Taiga in seine Gasse zu zerren. Jetzt konnte ich mit ihm alles machen, was ich wollte ohne das Versprechen zu verstoßen. Denn es war meine Aufgabe Taiga zu beschützen. Er bemerkte mich erst, als ich direkt hinter ihm stand und ihn tiefer in die Gasse warf. Taiga war ziemlich blass im Gesicht geworden, aber ich sah keine äußerliche Verletzungen. „Schau weg“, meine Stimme hatte ihre Menschlichkeit verloren. Gemächlich ging ich auf den Künstler zu, der sich stöhnend aufrichtete. Als er mich erblickte weiteten sich seine Augen und ich konnte seine stechende Angst riechen. Meine Nasenflügeln blähten sich auf und der dunkle Hunger wallte in mir auf. Ich packte nach ihm und mit dunkle Augen musterte ich den schwachen Menschen. „Hast du wirklich geglaubt du könntest dich einfach an die Geliebte meines Bruders vergreifen?“, ich flüsterte beinahe in einem sanften Ton. „Ich….ich habe nichts getan!“, stammelte er. Auch noch ein schlechter Lügner. Ich seufzte leise, als wäre ich maßlos enttäuscht von ihm: „Du wirst nicht mal lecker schmecken, schwacher Mensch.“ Ich stieß meine Zähne in seinem Hals und erstickte gleichzeitig seine Schreie, während ich sein verdorbenes Blut trank. Aber seine dunkle Energie nährte mich. Ich nahm alles von ihm und erst als sein Herz kurz davor war mit dem Schlagen aufzuhören, ließ ich ihn auf dem Boden fallen. Ich leckte mir über die Lippen: „Das ist meine Gnade, sei froh mich in diesem Leben getroffen zu haben, Mensch.“ Ich drehte mich um und ging zu Taiga zurück. Der Kerl würde sich nicht mehr an diesem Vorfall erinnern oder sie belästigen, er war jetzt komplett zerstört. Wahrscheinlich war er nicht mehr fähig ein klares Gedanke zu fassen. Nun, vielleicht war es doch kein Akt der Gnade gewesen. Aber ich hatte doch nicht getötet, das war immerhin was.


907

31.05.2020, 14:13

Hanabi

Alles ging viel zu schnell. Plötzlich graste ich nicht mehr friedlich, sondern saß auf einem Ast hoch oben auf einem Baum, während Malevor hinuntersprang, um sich um etwas zu kümmern. Ich befürchtete, dass wieder ein Angriff stattfinden würde. Ein Angriff, der uns beide galt, aber da ich keinerlei Kampferfahrung besaß, war ich nun hier und hatte schreckliche Angst. War der Schöpfer der beiden Brüder so stark darauf versessen ihnen und uns Frauen das Leben zu vermiesen? Wollte er unser aller Tod, nur um seinen Zorn zu befriedigen? Wieso... wieso musste diese Finsternis bestehen? Malevor und Fenrir wollten frei sein. Sie wollten ein besseres Leben führen, doch ihre Vergangenheit ließ sie einfach nicht los. Das tat mir in der Seele weh und gleichzeitig fühlte ich mich so unglaublich hilflos.
Wie aus dem Nichts erschien die erste Gefahr. Ein Mann in blutroter Kampfkleidung. Diesmal also keine Wölfe. Warum? Mir fiel auf, dass ein spitzes Horn aus seiner Stirn herausragte. Wie geschliffener Stein. Demnach war er weder Mensch noch Animagi... aber was war er dann? Er führte sein Schwert mit tödlicher Präzision, aber Malevor schien keinerlei Probleme zu haben den Hieben auszuweichen. Dann sah ich den nächsten Gegner und fast hätte ich einen Laut von mir gegeben, weil Malevor mit dem Rücken zu ihm stand. Eine riesige Keule aus Holz wurde geschwungen. Rechtzeitig wich er der Waffe aus, wirbelte herum und streckte seine Hand aus. Zwei Sekunden später fiel der große, breite Mann in Blau grunzend zu Boden. Als hätten ihn jegliche Lebensgeister verlassen. Was hatte Malevor getan? Mir blieb nicht genug Zeit mir den Kopf darüber zu zerbrechen, da erschien eine Frau mit einer seltsamen violetten Haut. Auch sie trug dieses Horn, nur besaß es eine hellere Farbe. In ihren Händen lag ein dicker Stab, an dessen Ende eine Kugel mit tödlichen Stacheln prangte. Geschickt schwang sie die Waffe über ihren Kopf und griff Malevor mit Kampfgebrüll an. Er duckte sich darunter hinweg, glitt fast schon elegant zur Seite und streckte wieder seine Hand aus. Wie eine Marionette, deren Fäden man zerschnitten hatte, klappte sie zusammen und fiel zu Boden. Zwei Gegner waren somit ausgeschaltet. Die Angst in meinem Herzen ließ ein wenig nach. Wem machte ich schon was vor? Mein Freund hatte alles im Griff. Er reagierte so schnell, als könnte er die Bewegungen der anderen vorausahnen. Der in Rot gekleidete Mann ließ keine einzige Sekunde von ihm ab, sondern griff ihn mehrmals hintereinander an, egal wie oft Malevor auswich. Keine Ahnung, worauf er wartete. Warum er nicht mit ihm dasselbe tat wie mit den anderen beiden. Dann schoss der nächste Feind aus dem Dickicht heraus. Das Schwert aufblitzend, wie ein Speer in der Hand, bereit sich in Fleisch zu bohren. Ich zuckte zusammen, als er sein Ziel erreichte, jedoch in seine Einzelteile zerbrach.
Das war das erste Mal, dass ich sah, wie Malevor eine Verwandlung zuließ. Weißschwarzes Fell überzog seinen gesamten Unterarm, der nun etwas dicker war als der Rest des Arms. Die Hand einer Bestie. Mit schwarzen, tödlichen Krallen versehen. Genau an diesem Körperteil war das Schwert zerbrochen. Ich erinnerte mich an Fenrirs Worte. Daran, dass sein Bruder eine Mischung mehrerer Wesen war und man ihn als ein Monster bezeichnet hatte. Weil man ihn keiner Art zuordnen kannte. Ehrlich gesagt, wusste ich jetzt auch nicht, wie ich das beschreiben sollte, was ich sah. Dabei war es nur ein halber Arm.
Ein Arm, der plötzlich von ihm abfiel und dunkles Blut zu Boden spritzte. Vor Schreck weiteten sich meine Augen, mir blieb das Herz stehen und instinktiv musste ich an Fenrir denken. Ich wünschte ihn mir sehnlichst herbei. Ich wollte, dass dieser Kampf schnellstmöglich ein Ende fand.

Malevor

Indras. Mit diesen Wesen hatte ich nicht gerechnet, zumal sie Hana'yei normalerweise nie verließen. Sie waren treue Nachfolger meines ach so verehrten Schöpfers. Dabei sahen sie nicht ein, dass sie Missbildungen seiner finsteren Machenschaften waren. Sie trugen dieselben Male unter den Augen wie ich. Nur in unterschiedlichen Farben passend zu ihrer verfärbten Haut. Dass sie nun hier waren und mich offen angriffen, bedeutete nur eines: ein offizieller Befehl wurde ausgesprochen, meinen Bruder und mich zu jagen und zu erlegen. Wie schwache Beute. Es beleidigte mich, dass er mir diese Zeitverschwendung von Kriegern an den Hals hetzte. Gerade dann, wenn Fenrir nicht da war, um bei Hanabi zu bleiben. Sie war bestimmt außer sich vor Angst, aber zumindest in Sicherheit. Niemand würde sie finden.
Mit einem dunklen Knurren fasste ich an die offene Wunde, nachdem mir einer dieser Mistkerle den Unterarm abgeschlagen hatte. Dunkelschattenstahl war sehr wirksam gegen die gestärkte Haut eines Dunkelgeborenen. Dass dieser kleine Kerl in weißem Umhang es aber gewagt hatte, mich aus dem Hinterhalt anzugreifen und dabei eine Schattentechnik anzuwenden, um ihn nicht rechtzeitig zu bemerken... für einen Indra sehr beeindruckend. Gleichzeitig hatte er damit sein tödliches Urteil unterschrieben. Drei schliefen tief und fest, um sie nachher besser zu verspeisen. Fehlten nur noch die beiden. Eigentlich widerstrebte es mir sie zu töten, zumal sie an ihrer recht sinnlosen Existenz nichts ändern konnten. Befehl war Befehl. Sie durften sich nicht weigern, sonst erwartete sie der sofortige Tod.
>Es gibt viele glorreiche Geschichten über dich und deinen Bruder. Viele Dunkelgeborene sehen zu euch auf, aber sieh, was aus euch geworden ist.< fuhr mich der rothaarige Indra an. Er hielt sein Schwert fest in beiden Händen. Die Magie in ihm brodelte wie ein fast ausbrechender Vulkan. >Dass ein einfacher Indra in der Lage ist, dem bekannten Malevor den Arm abzuschlagen... das ist ein Zeichen der Schwäche. Ein Verrat an unseren Schöpfer, der euch mit so viel Macht gesegnet hat.<
Meine mit Blut besudelte Hand zuckte. Schwäche? Verrat? Mit Macht gesegnet? Ohne ihn und seinen Kollegen aus den Augen zu lassen, beugte ich mich vor, griff nach meinem monströsen Arm und drückte ihn gegen die offene Wunde. Keine paar Sekunden später schmolzen Knochen und Fleisch zusammen. Ich bewegte ihn wieder, spürte die Energie zurück in meine Finger fließen. >Wenn ihr beide jetzt verschwindet, verschone ich euch. Die drei anderen bleiben allerdings hier.< sagte ich finster.
>Ich denke nicht daran den Schwanz einzuziehen und davonzulaufen.< fauchte der Indra in roter Rüstung, als er daraufhin seiner überschüssigen Magie freien Lauf ließ. Ich realisierte sofort, wo seine spezielle Fähigkeit lag und zuckte nicht mal mit der Wimper, als um mich herum rötliches Feuer in die Höhe schoss und mich wie ein zischender Wirbelsturm einschloss. Glühende Hitze leckte über meine Haut. Durch die Flammen hindurch beobachtete ich die beiden Männer, die wahrscheinlich dachten, dass dieses Feuer ausreichte, um mich lebendig zu grillen. Mit dieser Aktion hatten sie jedoch nichts weiter erreicht, als mich extrem zu verärgern. Ganz besonders wegen der Kleidung, die dem Feuer nicht wie meine Haut standhalten konnte. Der kostbare Stoff schmolz an einigen Stellen. >Wisst ihr was? Ich habe es mir anders überlegt.< Eisige Kälte sprach aus mir, während ich durch das Feuer schritt und die magische Barriere ohne Mühe durchbrach. >Ich zeige euch, zu was ein Verräter wirklich fähig ist.< Dann kam der dichte Nebel und damit auch die allesverschlingende Stille.
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908

31.05.2020, 15:36

Taiga

In meinem Körper kam Bewegung und ich wollte mich schon gegen ihn wehren, als er plötzlich von mir verschwand. Fenrir war wie aus dem Nichts aufgetaucht, ich hatte nicht mal sein Kommen gespürt. In seinem Gesicht lag nichts mehr Menschliches, er wurde zu dem gefürchteten Wolf, die man aus Legenden kannte. Ich konnte nicht wegschauen und mit geweiteten Augen sah ich, wie er seine lang wachsende Zähne in die Kehle des Künstlers stieß. Er schrie kurz auf, doch es war das Verstummen, was mich zutiefst erschütterte. Sein Mund war immer noch zu einem Schrei aufgerissen und selbst die Augen waren weit vor purem Entsetzen. Ich wollte Fenrir sagen, dass er aufhören sollte. Dass er ihn nicht wehtun sollte, auch wenn er es bei mir tun wollte. Aber die Worte verließen meine Lippen nicht. Ich konnte mich nicht rühren. „Du hast also doch zugeschaut“, plötzlich stand Fenrir vor mir und ich blinzelte benommen, es fühlte sich an als wäre für mich für einen Moment die Zeit stehengeblieben. Er wischte gerade Blut von seinem Kinn und mir wurde mulmig im Bauch. Ich warf einen Blick auf den Künstler, der regungslos auf dem Boden lag. „Ist….ist er tot?“, stammelte ich. „Nein. Dabei wäre er als toter Mann wahrscheinlich lebendiger als jetzt. Wir Dunkelgeborene können keine Seelen heilen und als ich seine Dunkelheit verschlungen hatte, hatte ich sein Geist zerstört. Er kann froh sein, wenn er sich noch an seinem Namen erinnert. Los, wir gehen“, antwortete Fenrir grimmig und packte nach meinem Arm. „Wir…wir können ihn doch nicht einfach da liegen lassen, wir sollten ihm helfen“, widersprach ich ihm und mein Körper begann zu zittern. „Früher oder später wird er gefunden und es ist besser, wenn man seinen Geisteszustand für krank hält. Wir würden sofort verdächtigt werden, wenn wir mit ihm entdeckt werden und Niemand wird die wahre Geschichte glauben, wenn sie herausfinden was ich bin. Dann hätte ich mir keine Mühe machen müssen, meine Spuren zu beseitigen“, seine Antwort klang beinahe gleichgültig, als würde ihn die Sache mit den Künstler nicht berühren und entschlossen zog er mich aus der Gasse. Ich stolperte ihm hinterher und meine Gedanken hörten nicht auf zu rasen. Ich konnte die Bilder nicht abschütteln, wie Fenrir sein Blut getrunken hatte und wie der Künstler vor purem Entsetzen lautlos schrie.

Fenrir

Egal wie gut der Morgen angefangen hatte, der Tag schien heute nicht auf meiner Seite zu sein. Ich hätte meine Zeit mit etwas Besseren vertrieben und nicht die Dunkelheit einer schwache Seele verschlungen. Seine Magie war nicht der Rede wert und ich fühlte mich hungriger als davor. Gereizt zog ich Taiga durch die Straßen und zum Glück schenkten die schwer beschäftigten Menschen ihr keine Beachtung, da sie immer noch blass aussah. „Irgendwann schaufelst du dir mit deiner Gutgläubigkeit dein eigenes Grab!“, fuhr ich sie während unsere Weges an: „Wenn es um die Wölfe geht, bist du fähig deine Krallen auszufahren. Aber bei einem Menschen tust du nichts, dabei war sein Inneres längst nicht mehr menschlich. Ich wette mein Bruder hatte dir schon versucht einzubläuen, dass man nicht jede verlorene Seele retten kann. Aber nein, ihr Lichtgeborene bleibt naiv und glaubt Jeder kann gerettet werden. Dass ihr dabei in Gefahr gerät, ist wohl nebensächlich. Manchmal kann ich euch Lichtgeborene echt nicht verstehen, irgendwo musst doch eure Selbstlosigkeit eine Grenze haben!“ Kopfschüttelnd verließ ich mit ihr die Stadt und Taiga stolperte mir hinterher. Aber ich konnte mein Tempo nicht drosseln. „Ich….ich dachte er wollte mich um Hilfe bitten“, sagte sie leise. Ich verdrehte die Augen und atmete tief ein, um meine Wut zu zügeln: „Du dachtest, er wollte dich um Hilfe bitten? Dümmer kann man gar nicht sein. Hat er etwa dir in irgendeiner Weise vertrauenserweckend gewirkt? Wenn dein Instinkt sagt: Lauf. Dann LAUF auch gefälligst und folge ihm nicht in eine Gasse! So bist du sonst für Jeden eine leichte Beute! Manchmal kannst du echt bescheuert sein.“ Wir erreichten die Felder, die zum Gasthaus gehörten und ich stieß Taiga unsanft nach vorne. Blöderweise stolperte sie diesmal so ungeschickt, dass sie hinfiel. In den Stoß war mehr Kraft gewesen, als gedacht. Mein Bruder würde vielleicht mir den Hals umdrehen, wobei das wäre eher mein Part. Er würde mir stattdessen einen Vortrag halten. „Steh auf!“, knurrte ich sie ungeduldig an, meine Gedanken waren jetzt bereits bei Hanabi. Aber sie blieb auf allen vieren auf dem Boden und begann jetzt zu weinen. Möglicherweise drehte mein Bruder mir doch den Hals um.


909

31.05.2020, 16:43

Malevor

Der dichte Nebel sorgte dafür, dass sie mich nicht kommen sahen. Gleichzeitig war Hanabi nicht mehr in der Lage dabei zuzusehen, was ich mit den Indras vorhatte. Lieber ersparte ich ihr die Details des Kampfes. Wobei... ein richtiger Kampf wurde anders geführt. Obwohl sie in der Überzahl waren, hätten sie zusammen nicht schwächer sein können. Eine Lachnummer. Eine Vorspeise für meinen dunklen Hunger. Lautlos, vollständig in Stille eingehüllt, knöpfte ich mir den ersten Indra vor. Den Mann im weißen Umhang, der mir den Arm abgeschlagen hatte. Da ich keine Waffe bei mir trug, nutzte ich die Kraft meiner Hände. Damit konnte ich genauso gut Gliedmaßen vom Rest des Körpers trennen. Es stimmte, dass Seelen besser schmeckten, wenn der Schmerz nicht ihren Geist bitter werden ließ, aber diese Indras hatten es nicht anders verdient. Es verschaffte mir Genugtuung, ihr Blut zu trinken, sie in Stücke zu reißen und ihre Schreie in der Stille des Nebels verklingen zu lassen. In dieser Welt, die ich mit meiner Magie aufgebaut hatte, blieb ich der einzige Zeuge. Niemand anderes. Jeder einzelne von ihnen erlag meinem glühenden Ärger, bis nichts mehr übrig war. Bis der Nebel sich wieder zurückzog und nur mich freilegte.
Seufzend sah ich an mir hinab und stellte fest, dass meine Kleidung ein einziges Desaster war. Einen Tag... nur einen Tag lang hatte ich die neuen Klamotten getragen. Taiga hatte sich viel Mühe gegeben... für nichts. Das ärgerte mich am meisten an der ganzen Sache. Die Indras hatten nicht genug für diese Schandtat bezahlt. Ich sah meine blutigen Hände an und lauschte in den Wald hinein. Hier musste es doch eine Wasserquelle geben. >Du kannst wieder runterkommen, Hanabi!< rief ich zurselben Zeit.

Hanabi

Plötzlich war da dieser dichte Nebel und dann... nichts. Weder sah noch hörte ich etwas. Als hätte diese Nebel alles und jeden verschluckt. War das Malevors Werk? War das die Stille, für die er gefürchtet wurde? Zugegeben, ich erschauderte am ganzen Körper, wenn ich mir nur vorstellte, was sich dort unten gerade abspielte. Und als der Nebel sich dann lichtete, wurde ich auch nicht schlauer. Von den Angreifern fehlte jede Spur. Nur Malevor stand inmitten eines verbrannten Flecks. Dort, wo das Feuer ihn hätte verbrennen müssen. Ich hatte nicht gewusst, dass Feuer ihm nichts anhaben konnte. Oder dass er abgetrennte Arme wieder an den Körper anbringen konnte, als wäre nichts passiert. Bei der Erinnerung daran drehte sich mir den Magen um.
Ich zuckte zusammen, als er schließlich nach mir rief. Die Gefahr war offenbar vorüber. Obwohl in mir ein heilloses Durcheinander war, weil ich die Situation kaum greifen konnte, konzentrierte ich mich auf den Flug nach unten, bis ich in der Nähe von Malevor landete. Dann verwandelte ich mich zurück in meine menschliche Gestalt. Sein Anblick war fürchterlich. Die Kleidung war an vielen Stellen unwiderruflich verbrannt und besonders an seinem Oberteil klebte viel Blut. Auch an seinen Händen und teils in seinem Gesicht. Grimmig zog er sich das verbrannte Oberteil über den Kopf, wischte sich daran die Hände sauber und starrte es verärgert an. >Ich bekomme selten Geschenke. Und dass ich das nur einen Tag getragen habe... das macht mich echt wütend.< knurrte er verstimmt. Dann fiel sein Blick auf mich. Wäre ich nicht mit einem Wolf wie Fenrir zusammen, hätte mich die Kälte in seinen Augen verschreckt. Jetzt verstand ich besser, was es mit der Stille auf sich hatte. In dem sonst warmen Braun seiner Augen fehlte der Glanz. Als wäre in ihm alles verstummt. Irgendwie... gruselig.
Er schien mein Unwohlsein zu bemerken, denn er entspannte die Haltung und sah wieder auf den zerknüllten Stoff in seinen Händen. >So kann ich mich außerhalb des Waldes nicht blicken lassen. Ich brauche eine Wasserquelle.< Sofort zuckten meine Hasenohren. Eine Quelle finden, ja, das konnte ich. In dieser Hinsicht war ich nützlich. >Tiefer in den Wald hinein und dann rechts, da müsste eine kleine Quelle sein.<
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910

31.05.2020, 17:35

Taiga

„Na los, steh wieder auf“, Fenrir half mir aufzustehen und ich wischte schniefend die Tränen von meine Wangen. „Das mit bescheuert habe ich nicht so gemeint“, er tätschelte in eine hilflose Gestik meine Schulter. Doch dann begann er laut zu schnüffeln und seine Augen verengten sich. Knurrend packte er nach meiner Hand und lief mit mir los in den Wald hinein. Rechtzeitig sprang ich über eine dicke Wurzel und in der Nähe hörte ich eine Quelle plätschern. Ich wollte Fenrir fragen was los war, doch bei seinem finsteren Gesichtsausdruck schwieg ich lieber. Wir kämmten durch ein paar Büsche und dann ließ Fenrir mich los. „Hanabi!“, er rannte sofort auf eine vertraute Gestalt und riss sie in seine Arme: „Geht es dir gut? Was ist passiert?“ Etwas verloren blieb ich stehen und entdeckte an der Quelle Malevor. Er war halbnackt und wusch sich gerade. Als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass die rote Farbe Blut war. „Malevor!“, ich eilte zu ihm und voller Sorge sah ich ihn an: „Bist du verletzt?“ Neben ihm lag das Oberteil, das sehr mitgenommen aussah. Nach dem Aussehen zu urteilen, musste ein Kampf stattgefunden hatte. Nervös schaute ich mich umher. Waren die Wölfe wieder da gewesen?

Fenrir

Ich hielt fest Hanabi in meine Arme und dann fuhren meine Hände über ihrem Körper, während ich sie eingehend musterte. Sie sah äußerlich nicht verletzt aus und wirkte nur blass um die Nase. Ich hatte eben das schwache Geruch von Blut und Indras wahrgenommen. Auch den Duft von Hanabi und Malevor. Es hatte einen Kampf stattgefunden, aber mein Bruder hatte ihn gewonnen und Hanabi aus dieser Sache heraushalten können. Unser Schöpfer schien jetzt nicht nur Wölfe nach uns zu schicken. Er meinte es bitterernst mit uns und langsam ging mir seine rachsüchtige Fehde auf die Nerven. Irgendwann würde uns auch noch andere Dunkelgeborene jagen, die einigermaßen mit uns messen konnten. Mein Blut rauschte noch wilder durch meine Ader, da ich schon durch die kleine Auseinandersetzung mit den Künstler aufgeputscht war. Ich hätte jetzt zu gerne die Indras auseinandergenommen, allein schon weil sie es gewagt hatten meine Gefährtin zu bedrohen und ihre Luft mit ihrer Anwesenheit verpestet hatten.


911

31.05.2020, 18:22

Hanabi

Dank meines Gehörs erreichten wir die Quelle recht schnell. Auf dem Weg dorthin sagte keiner ein Wort. Das war mir ganz recht, denn ich konnte mir nicht erklären, wieso ich die Gefahr dieses Mal nicht rechtzeitig wahrgenommen hatte. Dieser Gedanke wurmte mich, während Malevor sich gründlich säuberte. Bis mir einfiel, dass ich mich noch gar nicht bedankt hatte. >Danke, du... hast mir das Leben gerettet.< Wäre ich nämlich im Kampf verwickelt gewesen, wäre es bestimmt nicht gut ausgegangen. Er seufzte leise und fuhr sich mit den nassen Fingern durchs Haar, sodass sie ihm wirr vom Kopf abstanden. Irgendwie sah das witzig aus. Besser als ein unnahbarer, kalter Malevor.
Er kam nicht zu Wort, denn plötzlich ertönte eine vertraute Stimme und ich wurde wenig später in starke Arme gerissen. Überrascht weiteten sich meine Augen. Fenrir war hier. Er war wieder da! Instinktiv hielt ich mich an ihm fest und sog seinen vertrauten Duft ein. Sicherheit. Geborgenheit. Die schönen Gefühle kehrten mit einem Schlag zurück. Die Bilder des Kampfes rückten ein wenig mehr in die Entfernung. >Mir geht es gut. Dein Bruder hat sie kommen gespürt und mich auf einem Baum in Sicherheit gebracht. Keine Ahnung, was das für menschenähnliche Wesen waren...< erzählte ich ihm die Zusammenfassung der Ereignisse. Ich hatte zwar viele Fragen zu Malevors Fähigkeiten, aber im Moment war ich nur froh Fenrir bei mir zu haben. >Ihr wurdet aber nicht angegriffen, oder?<

Malevor

Das Fortwaschen des Blutes beruhigte mich allmählich, auch wenn es mich weiterhin nervte, in welch einem Zustand meine Kleidung nun war. Natürlich war der Angriff allein nervenaufreibend genug, aber dass ich nicht einmal in Ruhe spazieren gehen konnte, ohne mich gleich verteidigen zu müssen... das ging zu weit. Erst die Wölfe, nun Indras. Was kam als Nächstes? Animagi? Dunkelgeborene, die unser Schöpfer erfolgreich manipuliert hatte und sie in dem Glauben ließ, dass Fenrir und ich der wahre Feind waren? Dass ich nicht lache...
Hanabis freundliches Danke riss mich aus meinen Gedanken und ich wollte etwas erwidern, da bemerkte ich die Präsenz meines Bruders. Wie erwartet, stürzte er sich regelrecht auf seine Gefährtin. Dicht hinter ihm tauchte Taiga auf, die zuerst etwas verloren wirkte, doch dann erblickte sie mich und kam schnell zu mir. >Tut mir leid...< überging ich einfach ihre Frage zu meinem Wohlbefinden. Zerknirscht sah ich den zerknüllten Haufen Stoff neben mir an. >... du hast dir so viel Mühe gegeben...< Grimmig hob ich den Blick wieder und runzelte verwirrt die Stirn. >Hast du geweint?< Ihre Augen waren seltsam gerötet.
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912

31.05.2020, 19:05

Taiga

Mit halbem Ohr hörte ich, was Hanabi Fenrir erzählte und ein kalter Schauder rann meinem Rücken hinab. Sie wurden angegriffen und diesmal schien es schlimmere Wesen als die Wölfe zu sein. Ich strich eine nasse Haarsträhne aus Malevors Stirn und antwortete ihm: "Das Wichtigste ist, dass du unverletzt bist. Ich kann jederzeit dir einen neuen gleichen Oberteil schneidern, aber ich kann dich nicht neu schneidern." Ich ließ meine Hand sinken und bei seiner Frage huschte mein Blick nur kurz zu Fenrir, ehe ich leicht verlegen meine Augen niederschlug. "Es geht mir gut", antwortete ich ihm. Fenrir hatte sich bei mir entschuldigt und vielleicht hatten seine Worte mich nur so verletzt, weil ich noch von dem Erlebnis erschüttert gewesen war. Aber vielleicht hatte Fenrir Recht gehabt, dass ich manchmal bescheuert sein konnte.

Fenrir

Mein Blick wurde grimmig, als Hanabi meine Vermutung bestätigte: "Das waren Indras gewesen." Ich entspannte mich nur ein wenig, als ich sah, dass es ihr wirklich soweit gut ging und sie wirkte auch viel gefasster, als letztes Mal. Es gefiel mir nicht, wenn sie sich an solche Art von Überfalle gewöhnte und sich dabei abstumpfen könnte. Erneuert spürte ich das große Bedürfnis die Viecher auseinander reißen zu wollen. "Es war nur ein irrer Künstler hinter Taiga her, aber ich konnte mich um das kleine Problem kümmern", antwortete ich Hanabi trocken und küsste auf ihr Kopf: "Nächstes mal werde ich nicht mit meinem Bruder tauschen, egal was er dazu sagt." Dann wurde Taiga eben bei ihrem nächsten Auftrag nervös, beim Musenkuss konnte es kaum viel schiefgehen.


913

31.05.2020, 19:22

Hanabi

Ein irrer Künstler? Er hatte sich um das kleine Problem gekümmert? Irgendwie klang das nicht sehr beruhigend und ich war mir nicht sicher, ob ich ihn fragen sollte, was er mit dem Mann gemacht hatte. Kurz schaute ich zu meiner Freundin rüber, aber da sie mit dem Rücken zu mir saß, konnte ich leider ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen. Hoffentlich ging es ihr gut. Egal, von wem wir verfolgt wurden, es war schwer zu verdauen. Mir war es bloß wichtig, dass es uns allen gut ging und dass Fenrir bei mir war. >Wir brauchen nichts überstürzen.< besänftigte ich meinen Gefährten, als er meinte, er würde nicht mehr tauschen wollen. Dieser Zwischenfall durfte uns nicht so stark mitnehmen, sonst kamen wir nicht weiter. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das der richtige Weg war. Trotz der Angst in mir, die ich aber unter Verschluss hielt.
Ich schlang meine Arme um Fenrirs Taille und schloss für einen Moment die Augen. >Möchtest du vielleicht jetzt deine Energie loswerden? Das bringt uns beide bestimmt auf andere Gedanken.< schlug ich vor. In der Zwischenzeit könnten sich Malevor und Taiga umeinander kümmern.

Malevor

Ihre Worte erinnerten mich an das, was ich einst zu dem kleinen Mädchen gesagt hatte, als sie ihren Hut verlor. Kleidung und Gegenstände konnte man ersetzen, ein Leben allerdings nicht. Dass sie mir nun dieselbe Weisheit vors Gesicht hielt, brachte mich leicht zum Schmunzeln. Was für ein beschissener Start in diesem fremden Land. Alles hatte so gut angefangen... jetzt das. >Körperlich scheinst du wohlauf zu sein, aber emotional wirkst du etwas instabil auf mich. Mir kannst du nichts vormachen, Taiga.< sagte ich ernst und legte ihr eine Hand auf die Wange. Mit dem Daumen wischte ich über die getrockneten Spuren von vergangenen Tränen. Wäre sie wie ich verflucht, hätte sich ein Mal auf ihrer weichen Haut gebildet. Gut zu wissen, dass dem nicht so war. Lichtgeborene hatten es wirklich nicht verdient, auf diese Weise fürs Leben gezeichnet zu werden. Sie litten auf andere Art. In ihrem Herzen. In ihrem sonst unbändigen Willen. Ihrer war ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten. Ich hatte Fenrirs Worte gehört und ahnte, was passiert sein könnte. Aber ich sprach die Sache nicht an. So wie sie mich zu nichts drängte, wollte ich keine weiteren Fragen stellen. Ich ließ die Hand wieder sinken und wusch noch den letzten Rest Blut von meinem Oberarm ab. Noch war die Narbe vom Schnitt zu sehen, aber auch sie würde demnächst endgültig verschwinden.
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914

31.05.2020, 19:38

Taiga

Meine Wangen wurden warm, als er mich durchschaute. Er kannte mich anscheinend zu gut, aber ich wollte ihm keine Sorgen bereiten, nicht wo er gerade eben selbst angegriffen wurde. Seine zarte Berührung auf meiner Wange tat mir gut und ich schmiegte meine Wange leicht an seine Hand. Dann wusch Malevor sich weiter und ich entdeckte eine Narbe, die nicht vorher da gewesen war. Er wurde doch verletzt und ich kniete mich neben ihm hin. "Der Auftrag lief gut. Sie hatte gerade in einer Werkstatt gearbeitet und zum Glück war nur sie alleine, sodass ich es schnell erledigen konnte.", erzählte ich ihm: " Es hat sich wie letztes Mal angefühlt, aber es war weniger enttäuschend gewesen, weil ich dieses Mal wusste, was mich erwartete."


Fenrir

"Hm", brummte ich und ich wusste, dass ich trotzdem beim nächstes Mal darauf beharren würde. Ich strich über ihrem Rücken und löste mich etwas von ihr. Wieder musterte ich eingehend ihr Gesicht und dann nickte ich schließlich: "Ich könnte einen Auslauf gut gebrauchen, ansonsten springe ich noch an die Decke." Jetzt entfernte ich mich ganz von Hanabi, um mich in den Wolf zu verwandeln. Ich spürte wie sich meine Knochen veränderten und sich zu etwas Neuem formten. Als die Verwandlung durchzogen war, spürte ich die Erde unter meine vier Pfoten und ich schüttelte mein Fell. Das fühlte sich gut an. Ich legte mich hin, damit Hanabi auf mich steigen konnte.


915

31.05.2020, 19:50

Wünsche dir noch einen schönen Abend :*

Hanabi

Dass er den Auslauf brauchte, stand fest. Ich irgendwie auch. Immer wieder tauchten diese Bilder vor meinem inneren Auge auf, wo Malevor nur seine Hand ausstreckte und Leute leblos zu Boden fielen. Oder dass er seinen Arm verloren und ihn wieder hatte festwachsen lassen. Taiga und ich wären letztes Mal wegen unserer Wunden fast gestorben. Malevor und Fenrir hingegen schienen ganz anders zu heilen. Sie waren wesentlich stärker. Ich konnte mir schwer ausmalen, wie stark sie wirklich waren.
Als mein Gefährte sich verwandelte, machte ich große Augen, denn das war das erste Mal, dass ich ihn in seiner erwachsenen Gestalt sah. Ehrfürchtig kletterte ich auf seinen Rücken, was gar nicht so einfach war, denn seine Größe war sehr beeindruckend. Sein Fell umso seidiger und weicher. Sofort kuschelte ich mich dicht an ihn heran, presste meine Schenkel gegen seinen Körper und krallte die Finger in das dichte Fell. Hoffentlich fiel ich nicht von ihm runter. >Übertreibe es aber bitte nicht. Letztes Mal war schnell genug.< teilte ich ihm noch mit, bevor es dann losging.

Malevor

Sie erzählte mir von ihrem Auftrag und von dem Musenkuss, der offenbar genauso unspektakulär gewesen war wie der erste. Mein Mundwinkel zuckte. >Du hast aber auch eine bessere Alternative zum Musenkuss gefunden.< merkte ich mit einem kleinen Lächeln an und beugte mich zu ihr vor, um einen unschuldigen Kuss auf ihren Mund zu drücken. Allein der Kontakt unserer Lippen ließ die restliche Wut verfliegen. Sie würde mir neue Kleidung schneidern. Diesmal feuerfest. Und ich würde sie länger als nur einen Tag tragen, damit sich ihre Mühe auch lohnte.
Ich lehnte mich wieder zurück und setzte mich im Schneidersitz hin. Hanabi und Fenrir waren längst verschwunden, weshalb wir nun für uns allein waren. Direkt vor einer sprudelnden, kleinen Wasserquelle. >Wie war es eigentlich für dich eine Frau zu küssen? Hast du einen Unterschied bemerkt?< fiel mir dann ein. Aufmerksam sah ich sie an.
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916

31.05.2020, 20:13

Taiga

Wieder wurden meine Wangen warm und leise seufzte ich, als er mich küsste. Es war ein warmer, sanfter Kuss und er beruhigte mein Herz. Ich änderte meine Sitzposition, sodass ich auch im Schneidersitz saß. Das war viel gemütlicher, als auf den Knien zu hocken. Ich strich eine Haarsträhne hinter dem Ohr und dachte über seine Frage nach. "Da es sich wie beim ersten Auftrag angefühlt hatte, hatte ich keinen Unterschied gemerkt. Vielleicht muss ich eine Frau küssen, die kein Auftrag ist und die ich mag, damit es persönlicher ist. Aber ich glaube nicht, dass mir ein anderen Kuss so gefallen könnte, wie deiner", antwortete ich ihm schließlich und sah Malevor an: "Und ich denke, dass ich mich wahrscheinlich viel mehr zu den Männer hingezogen fühle. Das liegt nicht nur an dir, zum Beispiel waren alle meine bisherige Tanzpartner männlich gewesen. Das sagt doch etwas aus, oder? Ich hätte ja auch mit einer Frau tanzen können."

Fenrir

Zufrieden brummte ich, als sie auf mir stieg und ihre Finger in mein Fell krallte. Dabei presste sie ihre Schenkel gegen meinem Körper und als ich mich erhob, spürte ich kaum ihr Gewicht. Ich übertreibe doch nie, wölfisch begann ich zu grinsen, aber ich würde ihren Wunsch respektieren. Ansonsten würde sie vielleicht nie wieder auf mir reiten wollen. Meine Pfoten stießen sich vom Boden ab und lautlos verschwand ich zwischen den Bäume. Ich wurde immer schneller bis ich das Tempo vom letzten Mal erreichte, dabei könnte ich jetzt noch schneller werden. Das obwohl bereits die Umgebung sich schon verschwamm und meine Pfoten kaum den Boden berührten. Ich genoss es den Wind wieder in meiner Nase und in meinem Fell zu spüren. Wie meine Muskeln sich bei jede Bewegung dehnten und sich wieder zusammenzogen. Mein Herz schlug kräftiger und die Energie rauschte durch meinem Körper. Ich fühlte mich frei und dachte an nichts mehr.


Wünsche ich dir auch :)


917

01.06.2020, 01:31

Hanabi

Er wurde schneller und schneller. Schnell genug, dass meine Sicht verschwamm und mir der Wind regelrecht ins Gesicht peitschte. Kein einziges Mal lockerte ich meinen Griff. Ich fürchtete, dass ich meinen Halt verlieren würde, sobald ich nur daran dachte eine Hand zu heben. Außerdem fühlte ich mich so wohler. Dicht an sein weiches Fell gedrückt. Der Geruch von Wolf und Wald in meiner Nase.
Das berauschende Gefühl raste durch meine Adern und belebte mich. Ich hatte mich nie für so abenteuerlustig gehalten, aber mit Fenrir an meiner Seite entdeckte ich stets Neues an mir. Ob es ihm genauso erging, seit er mit mir zusammen war? Lächelnd presste ich meine Wange gegen die Weichheit seines Körpers und gab mich dem Rausch hin.

Malevor

Ich wollte mich nicht geschmeichelt fühlen, aber es gefiel mir, dass sie nur meine Küsse am besten fand. Dieser Gedanke war aber nicht fair, weil sie kaum Erfahrung mit anderen Leuten gesammelt hatte. Nicht wie ich. Trotzdem war sie hier. Trotzdem öffnete sie sich für mich. Ob ich ein schlechtes Gewissen hatte? Ja, teilweise. Wollte ich mehr von ihr? Ja. Deshalb genoss ich ihre Gesellschaft so sehr.
>Ja, Männer scheinst du zu bevorzugen. Das stimmt.< erwiderte ich leicht lächelnd und schaute ins klare Wasser der Quelle. >Weißt du schon, wer die oder der nächste Auserwählte ist?< hakte ich interessiert nach.
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918

01.06.2020, 08:55

Taiga

Ich erwiderte sein Lächeln, das mein Herz wärmte und mich den kleinen Schreck mit den Künstler einen Moment vergessen ließ. Bei Malevor hatte ich bis jetzt immer meinen Halt gefunden und bei ihm fühlte ich mich am Sichersten. Ich griff nach dem Oberteil und begutachtete es. Es hatte viele Brandlöcher, an einige Stellen war es gerissen und ein Ärmel fehlte. Aber damit konnte ich arbeiten. Ich holte meine magische Feder und verwandelte sie in das benötigte Werkzeug. "Der nächste Auserwählte ist wieder ein Mann, er lebt in Ingluae und....", ich runzelte kurz die Stirn und biss konzentriert auf meine Unterlippe, als ich versuchte einen Brandloch mit meiner Magie zu schließen: "Seine Idee hat irgendwas mit Feuermagie zu tun. Jedenfalls fühlt sich sein Samen so an, sie ist ziemlich warm und sieht feurig aus. Und der letzte Auserwählte ist wieder eine Frau, sie finden wir in der Unterwasserwelt. Und sie ist eine Sirene. Ich bin noch nie einer Sirene begegnet, das wird bestimmt spannend werden. Aber ich glaube die Unterwasserwelt wird Fenrir gar nicht gefallen." Schmunzelnd blickte ich kurz auf und hatte erfolgreich die Brandlöcher verschwinden lassen. Jetzt kamen die Risse. Wieder runzelte ich die Stirn, als mir etwas einfiel: "Ingluae wird euch beiden wahrscheinlich nicht gefallen. Es ist eine Vulkaninsel und es soll dort sehr warm sein." Zufrieden betrachtete ich das Oberteil, die Risse waren ebenfalls verschwunden und jetzt fehlte nur noch der Ärmel, den ich wieder annähen musste. Dann würde das Oberteil Dank meiner Magie wie neu aussehen, wenn das Blut ausgewaschen wurde.

Fenrir

Ich spürte wie Hanabi sich dichter an meinem Körper schmiegte, um nicht den Halt zu verlieren und ich merkte, wie es ihr gefiel. Ich konnte das Adrenalin in ihrem Körper riechen und es war kein Ausstoß der Angst, sondern pure Abenteuerlust. Meine Augen funkelten und wilde Begeisterung jagte durch meinem Körper. Die Bäume begannen sich zu lichten und ich sah den Abgrund vor uns. Aber ich hielt nicht an, sondern raste direkt darauf zu und stieß mit den Hinterbeine kräftig an der Kante ab. Einen Moment flogen wir über die Schlucht, der Fluss unter uns war nur eine schmale Linie und ich genoss das Gefühl der Schwerelosigkeit. Dann landeten meine Pfoten weich auf der andere Seite und bog in einem scharfen Bogen in eine andere Richtung. Der Weg wurde steiler und steiniger, dennoch drosselte ich nicht das Tempo. Solche Hindernisse konnten mich nicht aufhalten und kam ein Hindernis, wo der Weg plötzlich endete, sprang ich einfach auf den nächsten Vorsprung des Berges. Den Wald hatten wir immer mehr hinter uns gelassen, je höher wir kamen. Der Wind wurde stärker und verstrubbelte mein Fell. Aber ich konnte seine Kälte nicht spüren, mein Wolfskörper war noch wärmer, als mein halbmenschlicher Körper und deswegen würde auch Hanabi nicht frieren. Über uns sah ich schon die platte Bergspitze, dort war mein Ziel.


919

01.06.2020, 09:54

Hanabi

Mir blieb das Herz stehen, als Fenrir an einem Punkt in die Höhe sprang und wir für einen kurzen Moment über eine Schlucht hinweg flogen. Meine Augen weiteten sich vor Schreck und Begeisterung. Er war doch verrückt! Er kannte kein Hindernis und raste weiter durch den Wald, höher den Berg hinauf, wo es stetig kälter wurde. Wäre er nicht so kuschelig warm, hätte ich bereits gefroren. Aber sein Körper sandte eine vertraute, angenehme Hitze aus. Wohlig seufzend blieb ich dicht an ihn geschmiegt und betrachtete die Umgebung, die sich mehr und mehr veränderte. Mittlerweile befanden wir uns in schwindelerregender Höhe. Von hier aus konnte ich fast die gesamte Stadt sehen. Das Gasthaus mit den Pegasus wirkte unfassbar klein. Wir erreichten die Spitze des Berges, wo ich endlich tief durchatmen und mit wackeligen Beinen von seinem Rücken absteigen konnte. >Wunderschön.< murmelte ich verzaubert vom Anblick dieses Reichs.

Malevor

Ein Mann und eine Frau. Ein ausgewogenes Verhältnis. Die Orte hingegen gaben mir Bedenken, denn es stimmte, dass Fenrir und mir die Vulkaninsel nicht gefallen würde. Dass eine Unterwasserwelt auf uns zukam, war auch nicht gerade prickelnd. >Sirenen habe ich bislang nicht angetroffen. Man erzählt sich sehr viel über sie. Gute und schlechte Dinge.< erwiderte ich in Gedanken, während ich ihre geschickten Hände beobachtete, wie sie wieder das Oberteil in Ordnung brachten. Diese magische Feder war ein faszinierendes Werkzeug. Sie konnte fast alles damit bearbeiten. >Außer einem Ritt auf einem Pegasus... was möchtest du hier in Nordun gerne unternehmen?< Trotz des unschönen Zwischenfalls wollte ich mir nicht endgültig die Stimmung vermiesen lassen. Wir waren hier, um einen neuen Ort zu erkunden. Dabei sollte es so bleiben.
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920

01.06.2020, 11:02

Taiga

„Ja, es gibt viele Sagen über sie“, stimmte ich ihm zu und zufrieden musterte ich den Ärmel. Das Oberteil sah jetzt so aus, als wäre nichts geschehen. Nur die Blutflecken wiesen darauf hin, dass es vorhin ein Kampf stattgefunden hatte. Ich legte das Oberteil auf dem Boden und fuhr mit meine Hände darüber. Mehr Glitzer tanzten über meine Finger und sickerten in den Stoff hinein, damit es reiß- und feuerfester wurde. „Hmm“, grübelte ich und tauchte nun das Oberteil in das Wasser hinein: „Es gibt so viele Sachen, da kann man sich kaum entscheiden. Ich würde gerne das Himmelsschloss besuchen, es ist bestimmt auch so überwältigend wie das Schloss in Ocamma. Vor allem muss die Aussicht atemberaubend sein. Dann soll es ein wunderschönes Tempel in der Stadt geben, wo das Volk der Luftbändiger Kontakt zu ihre Windgötter suchen. Aber ich würde auch gerne die handförmige Aussichtsplatte besuchen, dort werden die Windreiter ausgebildet und es ist bestimmt aufregend die Hippogreife aus Nähe zu sehen. Aber man kann leider nicht auf sie reiten, nur wenn man von ihnen zum Reiter auserwählt wird. Sie sind sehr stolze Wesen.“ Ich holte das Oberteil wieder aus dem Wasser, nachdem ich gründlich das Blut von dem Stoff abgewaschen hatte. „So, jetzt muss es nur trocken und dann ist es wie neu“, lächelte ich Malevor an und fragte ihn neugierig: „Und was möchtest du in Nordun entdecken?“

Fenrir

Als wir die Bergspitze erreicht hatte, stieg Hanabi von mir runter und ich blieb neben ihr sitzen. Ich sah kurz Hanabi an und blickte wieder nach vorne. Ich hatte gewusst, dass es ihr gefallen würde. Aradon schien nur aus Gebirge und Wälder zu bestehen, nur in der Stadtnähe wurden Felder, wo breite Ebene gab, geschaffen. Die Stadt selbst befand sich mitten zwei Gebirge, die miteinander verbunden war und genau auf diese Verbindung wurde sie errichtet. Dahinter glitzerte der See, eingekesselt von weitere Gebirge. Zudem gab es eine regenbogenfarbene Brücke, die zu einem Berg führte, wo ein steiniger Weg nach unten führte. Es war wahrscheinlich der einzige Weg, wo man zu Fuß die Stadt erreichen konnte. Dann gab es noch den weißlichen Berg, der beinahe zum Himmel reichte und dort oben entdeckte ich zwischen den Wolken eine turmartige Gebäude mit Brücken, das wahrscheinlich ein ganzes Dorf unterbringen konnte. Das musste das Schloss dieses Reiches sein. Aber ansonsten waren nur diese bergige Wälder und ließ die Stadt beinahe einsam wirken, was genau nach meinem Geschmack war. Und die Luft hier war viel klarer, sodass einem nicht zu warm wurde.