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41

09.11.2020, 15:32

Ryu

Ihre Wärme tat gut, mir war nicht bewusst gewesen, dass mir kalt war. Egon schmiegte sich an meine Wange, als wollte er mir auch Trost spenden. "Es ist auch spät geworden und es war ein langer Tag gewesen, ihr müsst euch ausruhen. Deine Eltern erwarten schon euch", meine Mutter richtete sich wieder auf: "Ardan und ich werden abwechselnd die Totenwache halten." "Wir....wir möchten ihn einäschern, um seine Asche nach Hause zu bringen", meine Stimme klang immer noch belegt. "Dann wird er zum Morgengrauen verbrannt, der Morgen wird für neues Leben stehen. Er verdient einen solchen ehrenvollen Abschied." Ich schenkte ihr einen dankbaren Blick und ging mit Cael aus dem Raum aus, wo der Tod sich noch zu präsent anfühlte. "Ich begleitet euch zum Portal", sagte ich zu Cael und kreiste die angespannte Schultern, um die Muskeln zu lockern. Draußen sah ich, dass es tatsächlich spät geworden war. Wir sprachen nicht viel und Jeder hing seine Gedanken nach, während wir nach den Zwillingsmädchen suchten. Sie wurden schnell gefunden und wir gingen hinaus zum Hof, wo sich einer der Portale befand. Auf diese Weise hatten meine Eltern auch ihre Reiche vereint und so konnten sie auch ihre wichtige Aufgaben nachgehen.


42

09.11.2020, 15:52

Cael

Meine Schwestern zu sehen, half mir etwas Leichtigkeit zurückzugewinnen. Sie mussten nicht fragen, um zu wissen, dass ich mitgenommen war und der Fremde damit zu tun hatte. In einer Familie waren Worte manchmal überflüssig. So ging es mir auch mit Ryu. Nach außen hin waren wir beste Freunde, aber ich hielt ihn für einen Bruder, den ich respektierte. Und nun würden wir gemeinsam eine Reise antreten, auf die uns niemand vorbereitet hatte. Noch nicht jedenfalls.
Der Abschied fand im Hof statt. Hier kamen wir ein und aus. Ich umarmte meinen besten Freund, drückte kurz seine Schulter und dann trat ich zusammen mit meinen Schwestern durch das magische Portal. Als Erstes nahm ich wie üblich das Rauschen gewaltiger Wasserfälle wahr, dicht gefolgt vom Gesang heimischer Vögel. Angenehm frische Luft umgab uns, anders als die glühende Hitze von Ignulae. Volana hakte sich bei mir unter, während Ahari voraustänzelte und uns zum Haus führte, in dem wir aufgewachsen waren. Es hatte sich kaum etwas geändert. Nur die Blumen wechselten sich Jahreszeit für Jahreszeit ab.
>Wie geht es dir?< fragte mich Lana. Ich nannte sie meistens bei diesem Spitznamen. Ahari sprach ich mit Ari an. Je nach Laune. Große Brüder mussten mal nervig sein. Heute fühlte ich mich jedenfalls nicht danach.
Ich seufzte gedehnt. >Durcheinander. Da sind plötzlich so viele Erwartungen an mich selbst, dass ich erstmal damit fertig werden muss. Man erlebt nicht alle Tage einen Fremden, der dich darum bittet seine Welt zu retten. Ich verstehe nicht, warum ausgerechnet Ryu und ich das tun sollen... Zwar wollte ich schon immer ein Held wie in den Geschichten unserer Eltern sein, aber... es ist ganz schön beängstigend.< Das gab ich ungern zu. Immerhin war ich ein sehr starker Magier und der Einzige, der Kontakt zur Zwischenwelt hatte. Ich konnte gut auf mich aufpassen. Auf meine Kräfte war Verlass. Trotzdem... eine völlig neue Welt mit einem Tyrannen als Kaiser, der Magie hasste... das hörte sich schlimm an.
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43

09.11.2020, 17:04

Ryu

Nach dem Abschied von Cael und seine Schwestern, war ich sofort in mein Zimmer gegangen. Nachdem ich mich entkleidet hatte, warf ich mich erschöpft auf das Bett. Hunger verspürte ich nicht und waschen würde ich mich morgen früh, auch wenn der Sand von vormittags ein wenig auf meiner Haut juckte. Ich legte den Arm über meinem Gesicht und seufzte schwer. Was für ein aufreibender Tag und der Tod von Taro nagte immer noch an mir. Tief in mir drinnen wusste ich, dass das erst der Anfang sein würde. Valaris würde kein Spaziergang werden, nicht unter der Herrschaft des Kaisers und seine fragwürdigen Methoden. Alleine die Vorstellung, dass Menschen hingerichtet wurden, nur weil sie Magie wirken konnten, bereitete mir Übelkeit. Ich konnte mir nicht ausmalen in welche Furcht das Volk leben musste. Caels und meine Entscheidung war richtig gewesen. Wir mussten diese Menschen helfen, selbst wenn danach unser Weltbild anders sein würde, als die Jetzige. Meine Augen wurden schwerer und ich ließ es zu, dass der Schlaf mich zu sich nahm. Ich brauchte neue Energie, um mich auf die Reise in die unbekannte Welt zu vorbereiten.


44

09.11.2020, 18:02

2 Wochen später

Cael

Schwitzend und völlig außer Atem lehnte ich mich gegen den nächsten Baumstamm und griff nach der Flasche Wasser zu meinen Füßen, um sie in ein paar Zügen bis zur Hälfte zu leeren. Ein amüsiertes Schnauben drang an meine Ohren. Es war Onkel Malevor, der im Gegensatz zu mir ganz entspannt dastand und die Arme vor der glatten, nackten Brust verschränkte. Pah... Angeber... Das tat er bloß, um seiner Gefährtin Taiga zu imponieren, die einigen meiner Trainingseinheiten beiwohnte, weil es ihr offenbar Inspiration schenkte. Für einen neuen Familienkalender...
Würden mir nicht sämtliche Körperstellen wehtun, hätte ich das als liebenswert empfunden, aber dieser blauhaarige Animagi machte mich schon seit Tagen fertig. Gleich nach meiner Ankunft in Ocamma hatte ich mich mit meiner Familie zusammengesetzt, über alles geredet, über die verschiedensten Szenarien diskutiert, zwei Nächte darüber geschlafen, noch mehr geplant, gequatscht und mir den Kopf über alles Mögliche zerbrochen. Schließlich kamen wir alle zu dem Schluss, dass ich auf jeden Fall härter trainiert werden musste. Jetzt, in diesem Moment, bereute ich diese Entscheidung. Onkel Mal sowie sein Bruder Fenrir waren die strengsten Lehrer, die die Welt je gesehen hatte. Manchmal durfte ich stundenlang nichts trinken, selbst nachdem ich Wasserfälle schwitzte und dauernd in Bewegung war. Nie in meinem Leben zuvor war ich dermaßen oft der Ohnmacht nahe gekommen. Gehungert hatte ich auch viel zu häufig. Außerdem vermisste ich mein Bett. Meine weiche Matratze. Sie ließen mich die Nächte in kalten Höhlen schlafen. Nur mit meiner Kleidung am Leib. Als ich mich einmal wie ein bockiger Junge dagegen ausgesprochen hatte, hatten sie mich sogar nackt da drin schlafen lassen. Im Nachhinein waren sie aber diejenigen gewesen, die von ihren Frauen bestraft worden waren. Sie mochten noch so zierlich und im Vergleich zu den Männern klein sein, aber sie trugen ganz klar die Hosen in der Beziehung.
>Wie lange willst du noch Pause machen? Bis übermorgen? Los! Beweg dich! Dämonen oder was auch immer dich dort drüben erwartet, werden dir wohl kaum den Respekt erweisen und dich entspannen lassen.< rief Onkel Mal mit fester Stimme. Sein Alpha-Getue ging mir in letzter Zeit mächtig auf die Nerven. Das lag bestimmt am Wassermangel. Und weil ich Hunger hatte. Und mein Bett vermisste. Warum verdammt nochmal tat ich mir das an?
Gerade als ich meine handlichen Doppelklingen herbeizaubern wollte, stand der Animagi plötzlich vor mir und verpasste mir einen meisterhaften Kinnhaken, bei dem ich mit einem trockenen Uff zu Boden ging. >Zu langsam. Das hätte auch ein tödlicher Treffer sein können. Aufstehen, weitermachen!<
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45

09.11.2020, 18:39

Ryu

Finster starrte ich Fenrir an und verspürte wie so oft in letzter Zeit den starken Wunsch seinen Hals umdrehen zu wollen. Vor zwei Wochen hatte ich mich der Bedingung meines Vaters gefügt und ausgerechnet Fenrir und Malevor wurden als Lehrern auerkorken. Sie trainierten Cael und mich getrennt, denn nach ihrer Meinung waren wir noch nicht lange bereit als eine Einheit gemeinsam zu kämpfen. Zuerst mussten wir einzeln gestählt werden. Ich konnte mich nicht mehr erinnern wie es war ohne schmerzende Muskeln aufzuwachen. Die Dunkelgeborene waren gnadenlos, sie hielten sich mit nichts zurück und entwickelten die wildesten Methoden zur Abhärtung. Manchmal machten die beiden Brüder mich fertig, wenn sie vorher mit Cael fertig gewesen war oder machten es erst danach. Und manchmal trennten die Brüder sich, um uns beide zeitgleich trainieren zu können, damit wir möglichst wenig Zeit verloren. "Was ist, Flämmchen?", grinste mich der Dunkelgeborene wölfisch an. Ein Muskeln zuckte in meinem Gesicht. Mittlerweile verabscheute ich diesen "Namen" in voller Inbrunst. Ich hätte viel lieber mit Silia trainiert, was nicht hieß, dass sie weniger streng war. Aber weil sie meine Schwester war und weil die Brüder wussten wie die dunkle Seite tickte, musste ich mich mit ihnen abplagen. Ich mochte sie viel lieber, als sie noch keine Lehrern waren. "Ich muss gleich aufbrechen und mich um das Reiseschiff kümmern, es ist heute fertig geworden", sagte ich. Wir trainierten schon seit in der Morgengrauen und jetzt war es mittlerweile Mittag geworden. Mein Magen hatte sich bereits vor Hunger zusammengezogen, aber das interessierte Fenrir nicht. Ich war nicht mal dazu gekommen mein Frühstück einzunehmen. Er war einfach aufgetaucht, hatte mich am Schopf gepackt und mich hierher gezerrt. "Das ist mir verdammt egal. Ich sage, wann das Training zu Ende ist und solange du keinen vernünftigen Treffer machst, gehst du nirgendwohin Flämmchen!", ehe ich mich versah, landete ich im Dreck. "Tze, schwach", kommentierte Fenrir.


46

09.11.2020, 18:56

Cael

Ich spuckte zur Seite. Blut. Nicht viel, doch der Anblick könnte nicht besser beschreiben, wie es in mir aussah. Obwohl Malevor eigentlich ein ruhiger, nachdenklicher Typ war, der selten zu Gewalt griff, trug er eine äußerst biestige Seite in sich. Als Kind und Jugendlicher hatte ich diese Seite nie gesehen. Klar, sie hatte stets in ihm geschlummert und ich hatte ihre Anwesenheit gespürt, aber gegen ihn zu kämpfen, richtig zu kämpfen, das war eine ganz andere Nummer. So verhielt es sich auch mit seinem Bruder Fenrir. Einer schlimmer als der andere. Ryu und ich hätten lieber mit Silia trainiert oder mit meinem Onkel Akela. Er war auch ein strenger Lehrer... Allerdings waren beide eher damit beschäftigt, uns andere Dinge mit auf den Weg zu geben. Magisches Wissen und hilfreiche Artefakte. Das brauchten wir zwar wirklich, aber warum konnten sie nicht einfach alles übernehmen? Das wäre so viel besser als diese Schmerzen. Bei den Geistern... Manchmal glaubte ich, die Animagi-Brüder wollten uns zum Spaß foltern. Gleich zu Anfang hatten sie uns nämlich gesagt: >Macht euch keine Sorgen, wenn ihr mal so schwer verletzt seid, dass ihr kaum atmen könnt. Im schlimmsten Fall holen wir einfach Silia. Sie flickt euch wieder zusammen.< Onkel Malevor mit neutraler Miene, Fenrir mit einem selbstgefälligen Grinsen. Dieses Bild wurde ich in meinen Träumen nicht los. Genauso wenig wie die anderen Bilder, die ich im Schlaf empfing und die überhaupt keinen Sinn ergaben. Es tauchten Gesichter auf, die ich nie zuvor gesehen hatte. Ich hörte Stimmen, die mir fremd waren und deren Sprache ich nicht verstand. Bisher hatte ich nur mit meiner Mutter darüber gesprochen. Vielleicht hing es mit der Zwischenwelt zusammen. Letztendlich waren wir zu keinem Ergebnis gekommen und so plagten mich nicht nur seltsame Träume, sondern auch körperliche Schmerzen.
>Als letzte Übung für heute möchte ich, dass du in diesen See steigst und für drei Stunden dort bleibst. Deine Füße dürfen den Boden kein einziges Mal berühren. Sollte ich dich beim Schummeln erwischen, binde ich sie dir zusammen, also halte dich lieber an die Vorgaben.< Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf. DREI Stunden? Da konnte er mich gleich schön verpacken und wie einen Sack Kartoffeln ins Wasser schmeißen. Für mich bedeutete Wasser Entspannung und nicht... das! Fast, aber nur fast widersprach ich seiner Forderung, tat wie geheißen und ersparte mir damit ein schlimmeres Schicksal. Ich trat grimmig dreinblickend ans Ufer, betrachtete das klare Wasser und tauchte nackt hinein. Drei Stunden. Das bekam ich hin. Was sollte schon passieren...
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47

09.11.2020, 19:13

Ryu

Meine Faust ging in die Leere, stattdessen hatte er blitzschnell nach ihr gepackt und wirbelte mich in der Luft herum. Erneuert machte ich eine schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Boden. Heute war ein Training ohne die Waffen und Magie, heute war nur der Körper die Waffe. Und Fenrir schien dadrinnen regelrecht aufzublühen. Wäre er ein Mensch, würde er nicht blöd grinsen und selbst am Boden liegen. Keuchend erhob ich mich, sah eine Bewegung aus dem Nichts und konnte rechtzeitig mit den Arm mein Gesicht beschützen. Das Knacken klang unheilvoll. "Zu langsam", er packte nach meinem Bein, während der Schmerz in meinem Arm beinahe meine Sinnen betäubte. Ich biss meine Zähne fest zusammen, stieß mich nach vorne und knickte dabei das Bein ein, den er festhielt. Erneuert schoss meine Faust auf ihn zu, geschickt blockte er und hatte dabei mein Bein losgelassen. Das Knie zog ich in die Höhe mit den Ziel seine Weichteile zu treffen. Aber Fenrir reagierte wie immer unmenschlich schnell und stieß mein Bein zur Seite. Aber ich gab nicht so schnell auf. Verbissen setzte ich jetzt mein Ellbogen ein und wich rechtzeitig Einem Angriff seinerseits aus. Schweiß klebte an meiner Haut, während die Hitze auf meinem Körper brannte. Einen Treffer. Nur einen einzigen Treffer. Als er mein Bauch mit voller Wucht traf, überkam mich eine Welle der Übelkeit und ich musste ein Würgen unterdrücken. Alles in mir schrie danach einfach aufzuhören und mich auf dem Boden hinzulegen, um nie wieder sich zu regen. Aber ich richtete mich wieder in volle Größe auf, schob die Schmerzen beiseite und in einem frustrierten Schrei preschte wieder voran.


48

09.11.2020, 19:29

Cael

Was sollte schon passieren? Dass ich nicht lache... Natürlich ging es bei dieser Aufgabe nicht nur um Ausdauer. Um Kondition. O nein. Onkel Malevor hatte völlig den Verstand verloren, denn er hatte mich geradewegs in einen See geschickt, in dem es von giftigen Kreaturen nur so wimmelte. Kein einziges durfte mich streifen. Es würde zwar nicht meinen unmittelbaren Tod bedeuten, aber... und ich zitiere: >Es ist extrem schmerzhaft. So als würde man dir Organ für Organ aus dem Körper reißen, während der Rest in in Flammen stand.< Also ja, ich achtete peinlichst darauf von keinem Schatten berührt zu werden und erwischte mich manchmal selbst dabei, wie ich vor meinem eigenen Schatten flüchtete. Ich wurde schon paranoid. Benutzte meinen magischen Schild wie einen Rettungsring. Wahrscheinlich war es genau das, was Malevor testen wollte. Nicht nur meine körperliche, sondern meine geistige sowie magische Grenze. Nie zuvor hatte ich einen Schutzschild für ganze drei Stunden aufrechterhalten. Lieber ertrug ich die Übelkeit, anstatt das durchzumachen, wenn mich eines dieser fischartigen Kreaturen berührte.
>Gut gemacht, Himmelsjunge. Du kannst wieder raus und dich abtrocknen. Ende der Woche erwartet dich dann die letzte Prüfung. Dann dürfen du und Ryu aufbrechen, wenn wir uns einigermaßen sicher sind, dass ihr nicht in der anderen Welt zugrundegeht.<
>Einigermaßen?< würgte ich hervor, als ich endlich Land erreichte und mich wie ein nasser Sack ins Gras fallen ließ. Mir war es scheißegal, dass ich dabei komplett nackt war. Ich war so unfassbar müde und ausgelaugt. Mir schwirrte der Kopf. Alles tat weh.
Ich hörte Schritte, Malevors Schritte. Er blieb einen Meter vor mir stehen. Sagte eine Weile lang nichts und dann mit völlig heiterer Stimme: >Übrigens sind die Fische gar nicht giftig. Ich habe mir das nur ausgedacht. Drei Stunden und die Panik in deinem Gesicht... Selten habe ich mich so gut amüsiert.< Er wagte es tatsächlich leise zu lachen, während seine Worte Frust und Wut in mir auslösten, dass ich am liebsten aufgesprungen und ihm ins Gesicht gesprungen wäre. Problem? Ich konnte nicht einmal meinen kleinen Finger bewegen. >Soll dich der Schlag treffen... Onkel.< knurrte ich.
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49

09.11.2020, 19:40

Ryu

Ich hatte ihn getroffen. Eher gestreift, aber das zählte hoffentlich. Mittlerweile konnte ich kaum sehen, weil mein Gesicht von seine Fäuste geschwollen war. Ich war zu einem lebendiger Schmerz geworden. "Ich bin heute mal gönnerhaft und entlasse dich", Fenrir ließ sich auf dem Boden nieder und streckte genüsslich die Arme in die Höhe: "Das war eine gute Aufwärmeübung für mich. Vielleicht sollte ich naher Silia oder mein Bruder herausfordern, damit ich richtig ausgetobt bin." Ich ging auf ihn Schritt zu, weil ich das übermächtige Bedürfnis verspürte ihm einen Kopfnuss verpassen zu wollen, aber dann gab mein Körper auf und brach vor Erschöpfung auf dem Boden zusammen. "An deinem Ausdauer könntest du weiter feilen, wenn du dort drüben überleben willst. Ich hatte mal einen ganzen Monat ohne Pause durchgehend gekämpft", meinte er überheblich. Von mir kam nur ein knurrendes Geräusch. "Jedenfalls steht dir die neue Farben, Grünblau scheint genau dein Stil zu sein", fuhr er fort. Dann richtete sich der Wolf-Animagi plötzlich kerzengerade auf und wie ein Hund, der sich auf ein Knochen freute, begann sein Schwanz zu wedeln. In diesem Fall war es kein Knochen, sondern seine Gefährtin Hanabi. Sie kam genau zur rechten Zeit. Nur sie alleine konnte mich von ihrem Gefährten lösen, der es nie müde wurde auch Einem verbal fertig zu machen.


50

09.11.2020, 20:00

Cael

Ich war eingeschlafen. Ziemlich sicher, dass das der Fall war, denn als ich wieder die Augen öffnete, lag ich nicht mehr am Ufer, sondern in einem gemütlichen Nest aus flauschigem Moos und Blättern, die mich wärmten. Langsam öffnete ich die Augen, blinzelte, versuchte mich zu orientieren und entdeckte sogleich ein vertrautes Gesicht. Erleichterung durchflutete mich. Es war Silia. Den Geistern sei Dank! Sie musste mich wohl geheilt haben, denn ich fühlte mich deutlich besser als zuvor.
Ein mitfühlendes Lächeln lag auf ihren Lippen. >Er hat dich ganz schön hart rangenommen. Die beiden sind wirklich nicht zimperlich, wenn es ums Trainieren geht.< sagte sie mit dieser für sie typischen warmen, sonnigen Stimme. Fast wäre ich auf der Stelle wieder eingeschlafen. Dieses Nest fühlte sich beinahe wie mein gemütliches Bett an. Besser als kalter, feuchter Höhlenboden. Ich wollte bleiben. Für den Rest der Woche nichts anderes tun als hier zu schlafen. O ja, das klang wundervoll.
Silia tätschelte meinen Kopf. >Ryu und du habt in dieser Zeit viel gelernt. Mag sein, dass ihr nur den Schmerz und die Erschöpfung fühlt, aber ihr könnt euch darauf verlassen, dass das, was euch die beiden beibringen, euch eines Tages das Leben retten wird. In der Zwischenzeit kümmere ich mich um eure Wunden. Ryu braucht auch etwas Zuwendung.< Eine andere Präsenz gesellte sich zu uns. Ebenfalls die des Lichts. Rosen. Ich roch Rosen. Tante Taiga war also auch hier. Herrlich. Zwei Frauen, bei denen ich gut aufgehoben war. Jetzt wollte ich erst recht wieder einschlafen. >Ich habe Anu'u gesagt, dass ihr zumindest einen Tag Ruhe benötigt, bevor ihr euer Training fortsetzt. Die beiden genießen das viel zu sehr. Außerdem wollen Hanabi und ich im Rudel einen Tagesausflug machen. Die Zeit könnt ihr gut nutzen, um euch anderweitig auf die Reise vorzubereiten. Ihr müsst mir dann berichten, wie es dort war. Ich werde auf jeden Fall alles zeichnen. Ein neues Buch mit eurem Abenteuer gestalten.< Sie plapperte drauf los, Wort für Wort und genau das lockte mich zurück in den Schlaf.
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51

09.11.2020, 20:18

Ryu

Es war Hanabis Überzeugungskraft zu verdanken, dass Fenrir mich zu meiner Schwester geschleppt hatte und auf dem Weg dorthin hatte er mich natürlich weiter getriezt. Ansonsten wäre er nicht Fenrir, aber Hanabi hatte ihn zum Glück zurückgepfiffen. Obwohl sie klein war und nicht mal einer Fliege was antun konnte, hatte sie den mächtigen Dunkelgeborene ordentlich im Griff. Ich seufzte erleichtert als ich im Nest aus weichem Moos lag und endlich von Silia versorgt wurde. Cael war auch da und schien ebenfalls ordentlich durchgenommen geworden zu sein. Und Taiga kam mit einer überaus gute Nachricht. Wir bekamen einen Tag Pause von den Brüder. "Den Himmel sei Dank, gibt es euch Frauen", stieß ich erleichtert aus und schloss träge meine Augen. "Machen wir", murmelte ich noch, dann war ich auch eingenickt. Das Schiff konnte noch ein wenig warten.


52

09.11.2020, 20:26

Cael

Ich war wieder an diesem leeren Ort. Hell und dunkel zugleich. Die Lichtverhältnisse änderten sich ständig. Manchmal, wenn ich blinzelte oder wenn ich mich nur einen Hauch bewegte. Es war, als würde der Raum mit mir atmen, sich mir anpassen. Gleichzeitig fühlte ich mich hier fremd. Als wäre das ein Ort, an dem ich nicht sein sollte. Ich kannte die Zwischenwelt ziemlich gut. Fast besser als die reale Welt. Kein Raum blieb mir verborgen und wenn doch, dann hatte ich wenigstens etwas darüber gehört. Von den Geisterwesen. Von Ivoli. Gerade in solchen Träumen gehörte er dazu, aber er fehlte. Was hatte das zu bedeuten? Warum war ich hier? Wo war ich überhaupt?
Wie in den Nächten zuvor rief ich in die Leere: >Hallo? Ist hier jemand?< Bislang ohne Antwort. Nichts regte sich. Die Energien bewegten sich wie Wellen im Meer. Nebel breitete sich über dem Boden aus, umhüllte meine Füße. Es war weder kalt noch warm. Trotzdem ging ich dem Nebel aus dem Weg. Ich ging in die Richtung, in die es mich hinzog. Ein Gefühl, das ich nicht klar greifen konnte. Obwohl es mir vorkam, als würde ich mich auf der Stelle bewegen, kam ich doch irgendwie weiter, denn die... Energie... sie veränderte sich. Sie summte eine andere Melodie. Vibrierte tiefer als sonst. Wie Spannung, die sich auflud. Wieder rief ich: >Kann mich jemand hören?<
Plötzlich erfasste mich ein Schauder. Ich wurde beobachtet! Schnell drehte ich mich um, bereit demjenigen ins Gesicht zu blicken, doch stattdessen starrte ich durch ein Fenster in einen Raum hinein, in dem eine einzige Kerze brannte. Warm und einladend. Sie flackerte leicht im imaginären Wind, warf seltsame Schatten an die Wand. Eine Wand aus... dickem Papier? Und Holz? Ich beugte mich weiter vor, erlaubte mir tiefer in das Zimmer zu blicken und riss überrascht die Augen auf, als ich eine Gestalt am Boden entdeckte. Mit dem Rücken zu mir und in eine Decke gehüllt, lag sie da. Langes Haar, eine Mischung aus Honig und flüssigem Gold, ausgebreitet wie ein Fächer auf dem Kissen. Eine Frau... das musste eine Frau sein. Kannte ich sie? Sollte ich sie kennen? Warum sah ich sie in meinem Traum?
Ich hob die Hand, um ans Fenster zu klopfen, aber bereits nach dem zweiten Klopfen zerrte mich eine unsichtbare Macht mit voller Wucht zurück und das Fenster verschwand im Nebel.
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53

10.11.2020, 17:13

Ryu

Ich erwachte aus einem tiefen Schlaf und blinzelte verwirrt die Höhlendecke an bis mir wieder einfiel, wo ich war. Leise stöhnend richtete ich mich auf, denn meine Muskeln taten von all den Trainings immer noch weh. Aber die Verletzungen waren Dank meiner ältere Schwester verschwunden, sodass ich wieder sehen konnte. Sofort fiel mein Blick auf die Sonnenfüchsin: "Habe ich lange geschlafen?" "Ein paar Stunden. Geht es dir besser?", erkundigte sich Silia sogleich. "Ja", nickte ich und schaute zur Seite, wo Cael noch in einem tiefen Schlaf gefangen war. "Ich muss jetzt unser Schiff begutachten und daher nach Aradon. Sagst du ihm das Bescheid, wenn er aufwacht?", bat ich sie. Die Lichtgeborene lächelte: "Natürlich. Akela wartet schon ungeduldig draußen auf dich." Schmunzelnd stand ich auf und entdeckte mein Schwager. Als ehemaliger berüchtigter Piratenfürst, der die sieben Meere und das Schattenreich beherrscht hatte, wusste was für ein widerstandsfähiger Schiff wir brauchten. Frieden in unsere Welt bedeutete nicht gleich, dass sich die gefährliche Kreaturen, die schon seit Anbeginn der Welt existierten, verschwanden. Sie waren ein fester Teil von dieser Welt. "Da ist ja das Dornröschen. Na los, ich habe nicht ewig Zeit für dich", ein goldenes und ein silbernes Auge, die wie Glassplittern aussahen, funkelten mich an. Hin und wieder mal wurde das silbernes Auge schwarz, wenn er schlecht gelaunt war. "Ich habe zwar gesagt, dass wir es eilig haben. Aber es heißt nicht, dass man mich so abhetzen muss", bemerkte ich. "Jammere nicht rum, ansonsten denke ich wirklich, dass du ein verwöhnter Prinzchen bist", zog mich mein Schwager auf. Vor mich hin brummelnd, brachen wir nach Aradon auf.
Es war ein kleines, schnittiges Reiseschiff mit einer Kajüte und reichte vollkommen für zwei Personen aus. "Ich finde das sieht gut aus", befand ich. Aber Akela studierte genau das Schiff, überprüfte sogar das Steuerrad. "Sie haben sich genau an deine Vorlagen gehalten", fügte ich hinzu. "Kontrolle ist besser, man weiß ja nie, was den verrückten Erfinder noch einfallen", meinte Akela: "Es reicht schon, dass es eine Flugfunktion besitzt." Ich erinnerte mich, wie wir lange darüber diskutiert hatten. Für Akela musste ein "echtes" Schiff auf dem Meer sein und gehörte nicht in der Luft. Aber ich fand eine Flugfunktion praktisch, weil man so schwierige Hindernisse überwinden konnte und zudem war mein zeitlich schneller unterwegs. Das Schiff besaß sogar den längsten Flugdauer, was natürlich ein wenig kostspielig war. Aber mit seiner kleine Größe, war es dadurch möglich eine längere Reisestrecke fliegen zu können. "Sieht soweit ordentlich aus", sprach mein Schwager sein Urteil aus: "Aber kein Schiff kann Black Pearl das Wasser reichen." Mein Mundwinkel zuckte. Black Pearl war sein stolzes Besitz aus seiner Piratenschiff, es war das legendäre schwarzes Schiff. Einmal in meinem Leben durfte ich es sehen. Das war an meinem 10 Geburtstag gewesen.


54

10.11.2020, 18:04

Cael

Ich wachte mit üblen Kopfschmerzen auf. Entweder wegen des Traums oder wegen hohen Alkoholkonsums, was aber unmöglich war, weil ich keinen einzigen Tropfen getrunken hatte. Obwohl ich es verdiente. Nach all den Trainingseinheiten müsste ich in Wein schwimmen, um all die Schmerzen zu vergessen, aber der Schlaf hatte zugegebenermaßen gut geholfen. Und Silias Heilkräfte natürlich. In dieser Hinsicht war sie die beste Schlafmedizin überhaupt. Trotzdem plagte mich starkes Kopfweh, weshalb ich vorerst liegenblieb und an die Baumkrone über mir starrte. Am Stand der Sonne erkannte ich, dass es jetzt später Nachmittag sein musste. Normalerweise machte ich um die Uhrzeit nie ein Nickerchen. Für Nickerchen war ich noch zu jung und energiegeladen.
Nach zwei Wochen mit den Animagi-Brüdern fühlte ich mich allerdings so alt wie mein Vater. Und selbst er hielt sich noch fit auf den Beinen. Wenn ich so alt wurde wie er, hoffte ich genau dieselbe Energie beizubehalten. Gene und so. >Du hast länger geschlafen als Ryu. Hattest du schöne Träume?< Es war Silia. Ihr Gesicht schob sich in mein Blickfeld. Ich zuckte mit der Schulter, seufzte leise. >Eher einen seltsamen Traum. Kopfschmerzen habe ich auch, aber das geht bestimmt weg. Ich muss sowieso zurück zu meinen Eltern, wir müssen ein paar Dinge wegen des Theaters klären.< Es fiel mir schwer meine Theater-Familie zurückzulassen, weil sie mir alle extrem wichtig waren und wir viele aufregende Geschichten zu erzählen hatten. Besonders mit meiner musikalischen Unterstützung. Jetzt mussten sie alles ohne mich tun und ein großer Teil von mir fühlte sich deswegen schuldig. Selbst wenn alle Verständnis zeigten und es sogar feierten, dass ein großes Abenteuer bevorstanden, worüber ich dann viel zu berichten hätte. Naja... sie würden es ohne mich packen.
>Vielleicht kann ich dein Kopfweh lindern.< meinte Silia mitfühlend, als sie auch schon ihre angenehm warme Hand auf meine Stirn legte. >Willst du mir von deinem Traum erzählen? Vielleicht ergibt er dann mehr Sinn.<
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55

10.11.2020, 18:55

Ryu

Nachdem ich den Segen von meinem Schwager erhalten hatte, wechselte ich mit den Schiffsbauer ein paar Worte. Wenn es soweit war, würden wir in Aradon aufbrechen. Das war einfacher, weil man ansonsten das Schiff entweder zum Hafen von Ingluae oder von Ocamma fahren müsste. Das hätte uns wertvolle Zeit gekostet, da man nicht mit einem Schiff durch einem Portal fahren konnte. Ich holte meine Liste aus der Tasche und strich diese Sache durch. "Du hast wirklich eine Liste für eure Vorbereitung erstellt?", beugte sich Akela zu meinem Notiz und ich entdeckte das amüsierte Funkeln in seine Augen. "Eine gute Vorbereitung ist der halbe Preis", entgegnete ich und faltete mein Blatt Papier wieder zusammen, um es wegzustecken. Ich war sorgfältig in den Dingen, die ich tat und hatte auch gerne alles im Überblick. Außerdem hatten sich meine Listen in den letzten Jahren bewährt, denn man arbeitete dadurch viel effizienter. "Hör mir zu, Junge", plötzlich wurde mein Schwager ernst: "Ihr müsst auf euch aufpassen." "Das tun wir", versicherte ich ihm und hatte mittlerweile aufgehört zu zählen, wie oft ich es meiner Familie und Freunden gesagt hatte. "Ich meine nicht nur die körperliche Unversehrtheit. Ich meine, dass ihr auch auf eurer Herz aufpassen müsst. In solche großen Abenteuergeschichten steckt dahinter immer eine Herzenssache. Das scheint ein unausgesprochenes Gesetz zu sein. Jedenfalls wisst ihr nur ansatzweise was drüben los ist und ihr kennt die Menschen dort nicht. Manchmal kann eine Herzenssache ziemlich übel ausgehen, wenn man zu großes Vertrauen Jemanden entgegenbringt und dann bekommt man hinterhältig den Dolch im Rücken. Also überlegt es euch gut, wie weit ihr euch Jemanden öffnen wollt. Die Welt dort drüben wird anders sein als hier und Menschen können verdammt gut lügen", meinte Akela und klopfte mir kurz auf die Schulter. Ich kannte nur in Bruchstücke seine Geschichte. Das galt auch für Cael und unsere Geschwister. Vielleicht, weil er uns nicht erschrecken wollte, was er für ein Mann er in der Piratenzeit gewesen war oder er wollte selbst nicht zurückblicken, sondern nach vorne. Außerdem schien er einiges in seinem Leben durchgemacht zu haben und hatte vage erwähnt viele falsche Entscheidungen getroffen zu haben. Noch heute war er manchmal gegenüber fremde Gesichter misstrauisch und wortkarg. Aber unter Familie und Freunde war er ein offener Mensch, da konnte er richtig entspannt sein. Aber egal wie er war, für mich war er der beste Schwager und solange er meine Schwester auf seine Händen trug, konnte er von mir aus auch drei Arme besitzen.


56

10.11.2020, 19:17

Cael

Wenn ich bloß so heilen könnte wie Silia, dann würden mich überhaupt keine Schmerzen plagen. Wahrscheinlich würde ich sogar mehr gewillt sein mich mit den Animagi-Brüdern zu messen, wobei... nein... diese Genugtuung in ihren Gesichtern wollte ich mir wirklich nicht antun. Sie hatten eine seltsame Art zu zeigen, dass sie Ryu und mich mochten. Eigentlich hielten sie ihr Rudel klein, nur die beiden und ihre Gefährtinnen, doch sie hatten relativ früh angefangen Interesse für uns zu entwickeln. Weil Ryu und ich in ihren Augen besondere Fälle waren, die sie näher erkunden mussten. Nur von ihren Gefährtinnen wusste ich, dass sie inzwischen eine "kleine" Schwäche für uns hegten. Immerhin hatten sie uns aufwachsen sehen und uns in schlimmen Zeiten, wenn Kräfte außer Kontrolle geraten waren, geholfen. Ein Außenstehender hätte das nie geglaubt und eher gelacht. Manchmal glaubte ich es selbst nicht. Die beiden konnten ziemlich launisch sein.
Silia hingegen war eine wunderbare Animagi. Genau wie Taiga und Hanabi. Sanftmütige Frauen wie meine Mutter. Vielleicht mochte ich sie genau deswegen. >Danke, mir geht es schon viel besser.< sagte ich erleichtert und richtete mich auf. Ja... die Kopfschmerzen waren weg. Silia sei Dank. Selbst meine Muskeln fühlten sich wesentlich weicher an. Nicht so verkrampft und angespannt wie in den letzten zwei Wochen. >Ich schätze, wir sehen uns übermorgen wieder. Dann geht das Training weiter.<
>Ihr kriegt das schon hin. Wie gesagt, ihr seid binnen kürzester Zeit stärker geworden. Für euer Abenteuer braucht ihr nämlich genau den eisernen Willen, den ihr auch Malevor und Fenrir gegenüber beweist. Nicht aufgeben, immer weitermachen.< Das hörte ich nicht zum ersten Mal und bestimmt nicht zum letzten. Sie hatte ja auch recht damit. Aufzugeben lag mir nicht im Blut, also kam das sowieso nicht infrage. >Ruh dich gut aus, meditiere viel und wenn die Zeit der Prüfung gekommen ist... lass los.<
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57

10.11.2020, 19:40

Ryu

Unsere Wege trennten sich, denn ich wollte nach Ingluae und Akela wollte wieder zu seiner Ehefrau. Man sah die Beiden selten getrennt und sie schienen erst in der Nähe des Anderen richtig aufzublühen. So war es auch bei meine Eltern. Obwohl sie schon lange zusammen waren, wirkten sie wie frisch verliebt und gleichzeitig spürte man die tiefe Verbundenheit zwischen den Beiden, die in den Jahren gewachsen war. Eine solche starke, unzertrennbare Liebe imponierte mich. Meine Gedanken wanderten zu Kida, an sie hatte ich lange nicht mehr gedacht. Sie war bislang meine erste und einzige Beziehung gewesen. Als ich mich Hals über den Kopf in sie verliebte, war ich noch ziemlich grün hinter den Ohren. Kida stammte von den sagenumwobene Sternvolk, deren fliegende Insel im Verborgene blieb. Dort hatte Tante Inej auch das heilige Himmelsschwert her, mit der sie jeden Dämon in der damaligen Schlacht besiegen konnte. Damals war ich mit meiner Familie in diesen Ort gereist und plötzlich stand die Häuptlingstochter vor mir. Aber dann nach einem Jahr beendete Kida unsere Beziehung, die Entfernung war zu weit und unser Leben zu verschieden. Es hatte lange gedauert bis ich den Verlust um sie überwunden hatte. Ich hatte sie damals wirklich sehr gerne gemocht, aber ich hatte ihre Entscheidung akzeptiert. Nach ihr hatte ich nur ein paar entspannte Liebschaften erlebt, denn bis jetzt hatte ich bei keiner Frau dieses Gefühl von Verbundenheit gespürt, wie es bei Kida gewesen war.


58

10.11.2020, 19:55

Einige Tage später...

Cael

Ich hüpfte locker auf der Stelle, ließ Schultern und Nacken kreisen, während die Energie in mir wild zu summen begann. Mein Geist sowie mein Körper machten sich auf die bevorstehende "Prüfung" bereit. Alle nannten es Prüfung, ich nannte es Mutprobe. Malevor und Fenrir hatten mich bis zum Äußersten trainiert, aber zu wissen, dass sie sich heute mit mir messen würde, also richtig kämpfen, machte mich zugegebenermaßen nervös. Onkel Mal hatte mich bereits davor gewarnt mich ernsthaft zu verletzen, sollte mein Wille zwischendrin versagen. Von Anfang bis Ende musste ich kämpfen als hinge mein Leben davon ab. Mein Problem damit war, dass ich keine Ahnung hatte, wie sich das anfühlte. Diese Not zu überleben. Jemanden zu bekämpfen, der dich töten wollte. Es würde schwer sein, mir selbst vorzuspielen, dass Malevor jemand war, den ich nicht kannte und der mir ernsthaft schaden wollte. Ryu müsste es nicht anders ergehen. Er hatte ebenfalls hart dafür trainiert, um wie ich hier zu stehen.
Meine gesamte Familie, auch Freunde aus dem Theater, wollten mir heute zusehen, doch das wäre eine zu große Ablenkung für mich. Deshalb mussten sie daheim bleiben. Außerdem wollte ich ihnen den Anblick ersparen, sollte ich übel zugerichtet werden, was im Bereich des Möglichen war. Nur weil ich zu den stärksten Magiern dieser Welt gehörte, bedeutete es lange nicht, dass ich arrogant und selbstüberhöht in einen Kampf einstieg. O nein, diese Blamage tat ich mir ungern vor familiären Augen an. Mir reichte es, wenn die Animagi-Frauen Zuschauer spielten.
Ich sah meinen besten Freund an, der neben mir stand und legte ihm brüderlich eine Hand auf die Schulter. >Geben wir unser Bestes! Valaris wartet auf uns.<
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10.11.2020, 20:06

Ryu

Seit der Sache mit dem Schiff hatte ich bis gestern alles von der Liste abhaken können, was für unsere Vorbereitung wichtig war und das trotz der kraftzehrende Trainingseinheiten der Brüder. Theoretisch könnten Cael und ich jederzeit los starten, aber praktisch bestand uns eine herausfordernde Prüfung bevor. Sie war entscheidend, ob wir demnächst auf unser Reise begeben konnten. Meine Muskeln spannten sich unwillkürlich an, Fenrir und Malevor waren von Anfang nicht mit uns zimperlich umgegangen, doch heute machten sie es ernst. Sie würden heute unsere Gegnern sein, nicht Lehrern oder Onkels. Ich spürte die Hand von Cael und nickte ihm zu: "Wir werden ihnen zeigen, dass wir keine Schüler mehr sind." Mein Blick richtete sich konzentriert auf Malevor und Fenrir. Zum ersten Mal seit unseren Training würden Cael und ich gemeinsam gegen sie antreten und sie wiederum würden gemeinsam gegen uns kämpfen. Es war als befänden wir uns auf einem kleinen Schlachtfeld und ich spürte wie noch mehr Spannung in mir stieg. Ich musste es schaffen. Wir mussten es schaffen.


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10.11.2020, 20:21

Cael

>Seid ihr bereit?<
Ich begegnete Malevors neutralem Blick und registrierte den glühend roten Speer in seiner rechten Hand, der wie ein lebendiges Wesen pulsierte. Ein zweites schlagendes Herz. Er musste einen großen Teil seiner Energie, seines eigenen Willens, darin versiegelt haben. Wie es bei vielen magischen Waffen der Fall war. Ich selbst rief zwei silberne Kurzschwerter mit schlichtem Griff in meine Hände. Vollständig hergestellt aus Zwischenwelt-Magie. Davon trug ich reichlich mit mir herum. Immer auf Abruf bereit. Deshalb pflegte ich keine enge Beziehung zu meinen Waffen, sondern eher zu meiner Energiequelle selbst. Mir gingen nie die Möglichkeiten aus neue Waffen zu materialisieren. Am häufigsten nutzte ich diese Kurzschwerter oder Pfeil und Bogen. Gerade letzteres, das Bogenschießen, hatte mir Silia beigebracht. Mir gefiel diese besondere Ruhe vor dem perfekten Schuss. Praktisch für lange Distanzen, allerdings von Nachteil, wenn man im Nahkampf vorankommen wollte. Aus diesem Grund wechselte ich gerne zwischen Kurzschwertern und Bogen.
Tief atmete ich ein, weckte die Geistermagie in mir und griff gleichzeitig nach meiner zweiten Quelle: der Schattenmagie. Mein Vater und sein Bruder hatten mich in dieser Technik lange Zeit unterrichtet. Eine Kunst, die unberechenbar war. Man glaubte sie unter Kontrolle zu haben, bis man realisierte, dass man von seiner eigenen Magie benutzt wurde. Deshalb hatte ich früh lernen müssen damit umzugehen. Wie es bei meinem Dritten Auge der Fall war. Beide Energiequellen miteinander kombiniert eröffneten sich mir sehr viele Möglichkeiten starke Zauber auszuführen. Zauber, die kein anderer ausführen konnte. >Bereit.< antwortete ich hochkonzentriert.
Ohne in den Spiegel zu schauen, wusste ich, dass mein sonst blondes Haar im selben Weiß schimmerte wie das meiner Mutter und dass der goldene Ring um meine Iriden sich vollständig ausgeweitet hatte. Das Gold repräsentierte nämlich meine Schattenmagie. Zwei besondere Blutslinien in einem Körper vereint.
Ich lächelte knapp.
Dann... dem Rat von Silia folgend... ließ ich los.

Die Prüfung
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