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181

28.11.2020, 22:59

Ryu

Aufeinmal erschien Ilea in den Raum und der Schock stand in ihrem Gesicht geschrieben. Alle Farben waren ihr gewichen und die Augen begannen sich seltsam zu verdrehen, rechtzeitig fing Cael sie auf. Gawain unterdrückte ein Fluch, was ich bei diesem Mann nicht erwartet hätte und ging stark humpelnd zu seiner Tochter hinüber. Sein beeinträchtigtes Bein zitterte sichtbar unter der Anstrengung, dem er ausgesetzt war. Ohne den stützende Stock musste es für ihn Kraftaufwand und vielleicht Schmerzen bedeuten. Gawain legte eine Hand auf ihr Stirn und seufzte erleichtert: "Diesmal kein Fieber." Ich horchte auf und warf Cael einen Blick zu. Anscheinend war dieser Zusammenbruch nichts Neues. "Wir müssen sie ins Bett bringen, sie braucht Ruhe. Ich....kannst du es bitte tun?", er sah Cael an und ich spürte, dass es ihm frustrierte, dass er selber nicht seine Tochter tragen konnte. In seinem Gesicht stand geschrieben, dass er sie vor allem Übel beschützen wollte. "Gehe durch die Nebentür. Vermutlich ist Makoto auch wach und zeigt dir das Zimmer, währenddessen kümmere ich mich um den Verletzten", er wandte zu mir. "Ich kann es auch alleine tun", versicherte ich ihm. Energisch schüttelte er den Kopf: "Auch wenn du dich jetzt stabil fühlst, müssen wir sichergehen, dass in den Waffen des Yokais kein Gift war." Ich verzog die Miene. Das war ein hinterhältiger Trick, aber bislang fühlte ich mich trotz den Wunden relativ gut und ich glaubte mein Körper hätte reagiert, wenn Gift in meinem Blut wäre.

Ilea

Rosafarbene Blüten schwebten wie tanzende Schneeflocken durch die Luft, als ich durch das goldene Weizenfeld lief. Die Luft roch nach Sommer. Mitten in dem Feld stand eine riesige Sakura in voller Blütenpracht. Auf eine herausragende Wurzel saß eine Gestalt und mein Herz begann schneller zu schlagen. Er drehte sich um und ein umwerfendes Lächeln erschien auf seine Lippen: "Hallo, Ilea-chan." "Matwei", ich warf mich in seine Arme und atmete seinen vertrauten Duft ein: "Ich habe dich vermisst." "Ich weiß", er strich mir durch das Haar. "Ich habe was Schlimmes geträumt", ich erschauderte. "Möchtest du mir deinen Traum erzählen?", er zog mich auf seinem Schoß und ich schmiegte mich an seinem Brustkorb: "Ich habe von deinem Tod geträumt." Plötzlich wurden seine Augen traurig: "Ich bin tot, Ilea-chan."


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28.11.2020, 23:13

Cael

Ich nickte bereitwillig. >Natürlich kann ich das tun.< Es war verständlich, dass er seiner Tochter helfen wollte, egal bei was. Das war der väterliche Instinkt in ihm. Eine Mutter hätte nicht anders reagiert. Außerdem beschäftigten mich seine Worte, denn das mit dem Fieber klang nicht normal. Was genau hatte das zu bedeuten? Mit was für einer Art Fieber hatte Ilea zu kämpfen?
So schwer es mir fiel, diese Fragen für mich zu behalten, weil ich merkte, wie ich mehr und mehr eine Bindung zu diesen Leuten aufbaute, verdrängte ich all das und folgte seinen Anweisungen. Gawain würde sich in der Zwischenzeit um meinen besten Freund kümmern. Er schien bis auf die zwei Wunden in bester Ordnung zu sein, trotzdem war Vorsicht besser als Nachsicht.
Mit Ilea im Arm ging ich durch besagte Nebentür in einen anderen Trakt des Hauses, wo eine gebeugte Gestalt bereits auf uns wartete. Es war Makoto. Tiefe Falten zierten ihr Gesicht, sie wirkte wachsam und gleichzeitig erschöpft vom Zwischenfall. >Folge mir.< Ileas Zimmer lag nicht unweit von ihrem entfernt. Ich trat ein und stellte sogleich fest, dass es dem aus meinem Traum verdammt ähnlich aussah. Alles stand an derselben Stelle, nur gab es kein Fenster, durch das sie jemand hätte beobachten können. In diesem Fall sehr beruhigend. Nur ich war der Spanner... Vorsichtig legte ich die junge Miko hin und deckte sie zu. Es bereitete mir Sorge, dass sie einfach umgekippt und nicht nach wenigen Sekunden wieder aufgewacht war.
Mit nur einem Blick forderte ich Ivoli auf bei ihr zu bleiben und über sie zu wachen. >Ich ziehe mich wieder zurück. Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen und im Zimmer bleiben.< sagte ich an Makoto gewandt, die sich neben Ilea gesetzt hatte. Sie würde auf jeden Fall bleiben.
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183

28.11.2020, 23:35

Ryu

Gawain führte mich in den Laden von Ilea und im Kerzenlicht wirkten die sichtbare Gefäße mit ihre Flüssigkeiten geheimnisvoll. Zudem gab es noch andere Produkte wie Salben und es roch hier nach verschiedene Teegewürze. Ich saß auf einem Stuhl, während Gawain nach etwas suchte. Schließlich schien er es gefunden zu haben, wonach er gesucht hatte und inspizierte meine Wunden: "Die Wundränder sind nicht schwarz geworden, also wurdest du zum Glück nicht vergiftet. Nur die Wunde in der Schulter muss vernäht werden." Zuerst säuberte er die Wunden mit einer alkoholische Flüssigkeit und es brannte wie Feuer, aber ich gab von mir keinen Laut. Danach vernähte er die Wunde, und schließlich bekam ich eine Salbe, die angenehm kühl war. Zum Schluss wurde meine Schulter verbunden und an meiner Stirn war nach der Reinigung nur ein oberflächiger Kratzer geblieben. "Das müsste reichen", er richtete sich auf und er wirkte plötzlich alt. "Danke. Es tut mir leid, was passiert ist", sagte ich ehrlich. Er schüttelte den Kopf: "Wie gesagt, ihr könnt nichts dafür. Bei diese Kreaturen ist es wie ein Glücksspiel und heute haben wir die Pechsträhne gezogen. Ich gebe dir ein Schlüssel für ein neues Zimmer und alles Weiteres bereden wir morgen." Es war erschreckend wie "normal" für ihn solche Angriffe war, beziehungsweise für das Volk.

Ilea

"Nein, das kann nicht sein", schüttelte ich den Kopf. Sanft strich er die Haarsträhne hinter meinem Ohr: "Du kennst die Wahrheit. Du weiß, was für ein Ort hier ist. Sieh mich genau an." Ich wollte es nicht tun, denn er hatte Recht. Tief in meinem Inneren kannte ich die entsetzliche Wahrheit. "Sieh mich an, Ilea-chan", wiederholte er sich: "Du weiß, du solltest nicht hier lange bleiben." Ich hob den Kopf und sah wie durchscheinend seine Gestalt wirkte. Das Mahagoniefarbendes Haar glänzte nicht mehr im Sonnenlicht, der lebendige Funke in den zimtbraunen Augen fehlte ihm und seine Haut wirkte unnatürlich hell. Und ich konnte ihn "hören" ohne die Lippen zu lesen und er gebrauchte nicht mal die Sprache der Hände. Meine Lippen bebten und zärtlich strich er über meine Wange: "Jetzt geh, Makoto macht sich schon große Sorgen. Sie wird noch die stinkende Räucherstäbchen holen, wenn du nicht aufwachst."


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28.11.2020, 23:52

Cael

Ungern ließ ich die beiden Frauen allein, darum blieb ich am Türrahmen der Nebentür stehen, bis Gawain auftauchte. Da der Mann des Hauses nun da war, fühlte ich mich wohler dabei zurück in mein Zimmer zu gehen. Morgen würden wir darüber reden. Der Schaden war angerichtet und im Moment nicht zu beheben. Nicht bei dieser Kälte, nicht bei Nacht. Wir mussten zur Ruhe kommen und dann mit Bedacht vorgehen. Auch wenn Gawain meinte, es sei Zufall gewesen. Irgendetwas mussten wir tun können.
>Geht es dir besser?< fragte ich Ryu, als ich ihn im Flur antraf. Gawain hatte gute Arbeit geleistet. Die Verbände hatte er nicht zum ersten Mal angelegt, er schien Erfahrung damit zu haben. Und einen Schlüssel hatte er ihm ebenfalls gegeben. Für ein neues Zimmer. >Du kannst auch bei mir nächtigen, wenn du willst.< zuckte ich mit der Schulter. >Zur Gesellschaft oder so.<

Imesha

Viele Stunden Schlaf hatte ich nicht erwartet, aber ich wachte tatsächlich gut ausgeruht am nächsten Morgen auf. Vögel zwitscherten allerdings keine. Nicht zu dieser Jahreszeit. Selten traf man welche an, die sich auf dem Palastgelände verirrten. Da musste man schon eher hinaus aufs Land, um fündig zu werden. Zum Beispiel dorthin, wo ich gerne Eistanzen war. Ich spielte mit dem Gedanken nochmal den gefrorenen See aufzusuchen, entschied mich aber dagegen, weil ich anderes zu erledigen hatte. Erst wollte ich frühstücken, dann die Schriftrollen zu Ende lesen, um sie anschließend zurück ins Archiv zu bringen.
Gojo-sama, der Archivar, mochte meine neugierige Art nicht, weniger noch mein weibliches Geschlecht, doch einem Elitemitglied konnte er schlecht den Zugang zu Wissen verwehren. Jedes Mal aufs Neue verschaffte es mir also Genugtuung ihn mit meiner Anwesenheit zu stören, in den Regalen zu wühlen und Schriften mitzunehmen. Bislang hatte ich kein einziges Schriftstück beschädigt zurückgebracht, auch wenn er sich das bestimmt wünschte. Dieser widerliche Griesgram. So alt wie er war, hoffte ich, dass er bald ersetzt wurde. Das wäre großartig.
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29.11.2020, 00:06

Ryu

Im Flur traf ich Cael, nachdem Gawain mir den Schlüssel gegeben und mir erholsame Nacht gewünscht hatte. Mein Mundwinkel zuckte leicht: "Ich bin aus dem Alter raus, wo man sich vor den Schatten an den Wände fürchtet. Und ja, es geht mir besser. Diese Salbe scheint sofort zu wirken, jedenfalls spüre ich die Wunde jetzt kaum." Dann sagte ich: "Ich werde bei dir schlafen." Wir gingen in seinem Zimmer und vorher hatte ich schnell die Matte aus dem zerstörten Raum geholt. Dabei fiel mir der Beutel ein, ich glaubte sie wollte damit den verursachende Schaden zahlen. Die Münzen würde ich auf jeden Fall Gawain geben. Diese Jägerin schien eine anständige Person zu sein. Kaum lag ich auf meiner Matte wurde ich schlagartig müde und gähnte herzhaft: "Gute Nacht."

Ilea

Blinzelnd wachte ich auf und spürte meine tränenfeuchte Wangen. Sobo Makoto hatte sich über mich gebeugt und tupfte mit einem feuchtem Tuch mein Gesicht sauber: "Du bist wieder zurück, jetzt kannst du dich ausruhen." Meine Augen fühlten sich schwer an und dann spürte ich etwas Weiches. Es war Ivoli und ich drückte ihn fest an mich, mein Gesicht in sein weiches Fell vergraben. Wieder spürte ich diese Wärme und es linderte den Schmerz in meinem Brustkorb. Erschöpft schlief ich sofort ein. Ich merkte nicht, wie Otōsan mein Zimmer betrat, sich in der Ecke setzte und über meinem Schlaf wachte, während Sobo Makoto sich in ihrem Zimmer zurückzog.


186

29.11.2020, 00:23

Cael

Auch ich wünschte meinem besten Freund eine gute Nacht und hoffte, dass er sich morgen Früh wieder fit fühlte. Es war komisch Ivoli nicht an meiner Seite zu haben, weil wir jede Nacht zusammen verbrachten, doch es beruhigte mich zu wissen, dass er womöglich Ilea einen erholsamen Schlaf ermöglichte. Seit ihrer Ohnmacht ging sie mir erst recht nicht aus dem Kopf, aber ich schaffte es trotzdem zurück ins Land der Träume zu finden. Wenn auch unruhiger als sonst.
Das Licht von draußen war der Grund, warum ich dann letztendlich wach wurde. Ich legte einen Arm quer über meine Augen, um weiter in der gedämpften Dunkelheit zu bleiben, aber der Tag rief nach Tatendrang. Wir konnten das zerstörte Zimmer nicht ewig in diesem Zustand lassen. Andernfalls würde es hineinschneien und das Wasser würde dem Holz nur schaden. Allein deswegen raffte ich mich auf, zog mir frische Kleidung an und machte mich sogleich an die Arbeit. Frühstücken konnte ich später, ich fühlte mich kräftig genug, um die ersten Trümmer beiseite zu schaffen und dem kalten Wind zu trotzen.
Wie auch immer der Kampf stattgefunden hatte, die Shoji hatten darunter sehr gelitten. Zwei von ihnen konnte ich mit Mühe reparieren, die anderen brauchten wahrscheinlich spezielles Werkzeug. Das große Loch an der Wand verdeckte ich derweil mit einer großen Decke, um so wenig Schnee wie möglich ins Zimmer zu lassen. Ryu würde sowieso gleich mithelfen. Wir wachten meist zurselben Zeit auf.

Imesha

Das Frühstück nahm ich wie üblich in meinem Zimmer mit aufgezogenen Shoji und einem Ausblick auf den Innenhof ein. Heute lag eine weitere Schicht Schnee überm Garten und ich fragte mich, wie lange dieses Wetter wohl andauern würde. Bei den Massen an Schnee würde es bald Probleme beim Transport von Gütern geben. Besonders in den ärmeren Vierteln, wo es kaum Leute gab, die sich der Säuberung der Straßen widmeten. Nahrung würde schwerer an die Leute kommen und das stellte ein großes Problem dar. Ich wünschte, ich könnte mehr stehlen, mehr verstecken und dann verteilen, aber ich konnte unmöglich meine geheime Identität auffliegen lassen. Ich hatte Rukos warnende Worte nicht vergessen. Wir mussten vorsichtiger sein.
Darum täte ich gut daran vorerst die brave Elite-Jägerin zu mimen, mich weiterzubilden und Aufträge schnell sowie effizient zu erledigen. Gestern war mir das leider nicht so gut geglückt, aber ich hoffte, dass das Gold ausreichte, um den Leuten im Gasthaus zu helfen. Ich hatte vergessen, wie viele Münzen ich darin verwahrt hatte und ehrlich gesagt, war mir das sowieso egal. Gold spielte keine Rolle für mich. Es war bloß ein Mittel zum Zweck.
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29.11.2020, 00:48

Ryu

Ich wachte auf, als ich das helle Licht auf meinem Gesicht spürte und ich richtete mich durch das Haar fahrend auf. Dann kreiste ich die verletzte Schulter und stellte mit Zufriedenheit fest, dass sie beweglich war und ich kaum noch den Schmerz spürte. Da ich auch Magie im Körper hatte, war der Heilungsprozess schneller als die eines Menschen ohne Magie. Vielleicht würde eine oberflächige Narbe zurückbleiben oder vielleicht auch nicht. Egon wachte ebenfalls auf und schien von dem Schreck erholt zu haben. Dabei fiel mir auf, dass er von Gawain gar nicht bemerkt wurde, was natürlich gut war. Es wäre zu Fragen gekommen. Cael war bereits auf die Beinen und ich musste nicht lange nach ihm suchen. Er hatte schon angefangen ein wenig Ordnung in den zerstörten Raum zu bringen. "Guten Morgen", begrüßte ich mein besten Freund: "Ich werde versuchen, das Blut zu entfernen. Bevor ich es vergesse, die Jägerin hat mir einen Beutel mit Münzen zurückgelassen. Ich glaube sie wollte damit den Schaden bezahlen."

Ilea

Am nächsten Morgen wachte ich mit einem leeren Gefühl auf und starrte trübsinnig vor mich hin. Ich spürte nicht die Kraft mich von der Matte zu erheben. Aus der Ecke regte sich etwas und meine Augen entdeckten Otōsan. Er hatte die ganze Nacht über mich gewacht. Er kam zu mir hinüber und strich sanft über meinem Haar, dann begannen seine Hände zu tanzen: "Ich mache dir eine Reissuppe, sie wird dich kräftigen." Ich hielt in meine Arme immer noch Ivoli und ich wollte ihn nicht loslassen. Wieder vergrub ich meine Nase in sein weiches Fell. Niemals hätte ich geglaubt eine tiefe Bindung zu einem Wesen aus der Geisterwelt zu bauen. Wenn es nach mir ginge, würde ich einfach nur liegen bleiben. Aber ich musste mich zusammenreißen. Meine Familie braucht mich. Also ließ ich Ivoli los und richtete mich schwerfällig auf. Jede Bewegung strengte mich an. Jedes Mal wenn ich Matweis Seele traf, hatte ich das Gefühl immer tiefer in ein dunkles Loch zu fallen. Ich berührte die Armbänder, atmete tief ein und stand schließlich auf. Ich starrte auf meine Kimonos. Ich sollte was Dunkles tragen, so dunkel wie meine Seele und das von einer Miko. "Das ist das deprimierendes Gesicht, was ich je gesehen habe", der Geist war wie aus dem Nichts erschienen. Aus Gewohnheit wollte ich sie ignorieren, doch dann erinnerte ich mich, dass mein Geheimnis gelüftet wurde. Kurz huschte mein Blick zu ihr. "Ich würde diesen Kimono nehmen!", sie deutete auf ein farbenfrohes Kleidungsstück: "Glaub mir, dann bist du weniger deprimiert."


Gehe offline, gute Nacht :)



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29.11.2020, 01:08

Gute Nacht :D

Cael

Wie erwartet, kam Ryu zur Hilfe und erwähnte Gold, das die Jägerin zurückgelassen hatte. Ich sah ihn verdutzt an. >Sie hat einfach Geld bei sich getragen? Wie... ungewöhnlich... Wäre ich Jäger, würde ich sowas nicht bei mir tragen. Aber das macht sie wohl zu einer... netten Jägerin, vermute ich mal.< meinte ich schulterzuckend, während ich mich mit einem Shoji ganz besonders abkämpfte. Das Teil steckte fest. Vielleicht musste es sogar gänzlich entfernt und durch ein neues ersetzt werden, denn das Papier sah nicht mehr reißfest aus. Trotzdem wollte ich nicht gleich aufgeben und das reparieren, was noch eine Chance hätte.
>Mit dem Gold wird Gawain bestimmt neues Material kaufen. Einiges kann mit einfachen Werkzeugen nicht repariert werden.< meinte ich zu Ryu. Es war gut, dass er sich solange um das Blut kümmerte. Hoffentlich ließ es sich entfernen. Wer wollte schon in einem Zimmer mit dämonischem Blut schlafen? Wohl kaum einer.
Mein nächster Gedanke galt wieder Ilea, denn ich hatte sie noch nicht gesehen. Auch nicht Ivoli. Er war noch bei ihr.

Imesha

Nach dem Frühstück meditierte ich, um mich auf einen weiteren öden Tag einzustellen und um die negativen Gedanken fernzuhalten, die mich jederzeit zu überfallen drohten. Ruko würde ich nachher bei den Kampfübungen sehen, aber bis dahin vertrieb ich mir die Zeit mit den noch ungelesenen Schriftrollen. Es handelte sich nach wie vor um das Thema Kolonien bis hin zur Machtübernahme unseres jetzigen Kaisers. Selbstverständlich ging ich nicht davon aus, dass alles stimmte, was hier geschrieben stand, denn fast alles rückte den Kaiser in ein gutes Licht. Er, der das Land vereinte, die Magie verbannte und allen Sicherheit versprach. Pfft... dass ich nicht lachte.
Kopfschüttelnd las ich weiter und filterte nur das heraus, was ich für relevant empfand. Wo die Orte lagen, welche Leute dort gelebt hatten, manchmal war sogar von magischen Wesen die Sprache, die es hier in der Umgebung nicht gab. Es war für alle Wesen am besten, wenn sie einfach fortblieben, weit weg vom Kaiser. Er war ein schrecklicher Mann, wenn es um sie ging und ich würde es nicht ertragen, sollte er welche gefangen halten oder zur Schau stellen. Momentan gab es zum Glück keine Opfer, andernfalls hätte ich alles daran gesetzt, um sie zu befreien.
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29.11.2020, 10:57

Ryu

Ich zuckte ratlos mit der Schulter. Ich hätte auch nicht so viel Geld herumtragen, wenn ich Jagd auf Dämonen machen würde. "Das wird ihm zugutekommen, die Reparatur hätte bestimmt großer Geldverlust bedeutet bei den ganzen unerhörten Preise", stimmte ich ihm zu und musste immer noch an die Jägerin denken. Sie erinnerte mich an eine Geschichte von einer Göttin der Jagd, Beschützerin und des Mondes. Meine Mutter hatte sie uns Kinder manchmal als Gute-Nacht-Geschichte erzählt. Ich ging zurück in den Gang, denn dort hatte ich einen unscheinbaren Kammer entdeckt und da fand ich auch Putzsachen. Normalerweise würde ich nicht einfach an fremde Sachen gehen, aber das hier war eine Ausnahmesituation. Cael und ich wollten die Familie entlasten und ihnen beistehen. Ich fand zum Glück auch ein Stück grobe Seife, die für Putzen ziemlich gut roch. Dann würde der Raum nicht mehr nach altem Dämonenblut riechen, denn es lag ein unangenehmer Duft in der Luft. Kräftig begann ich an den Stellen zu schrubben und zum Glück schien das Blut abzugehen.

Ilea

Nach ich mich kurz gewaschen und angekleidet hatte, begab ich in die kleine Küche unsere Wohntraktes. Ivoli saß auf meiner Schulter und seine Nähe war beruhigend. Der Geist schwebte ebenfalls uns hinterher und seufzte darüber, dass sie es vermissen würde nicht essen zu können. Sie war sich nämlich sicher, dass sie eine große Genießerin gewesen war. Ich entdeckte Otōsan an der Kochstelle und setzte mich auf dem Sitzkissen an dem kleinen Tisch. Sobo Makoto war nicht anwesend, bestimmt erholte sie sich noch von der aufwühlende Nacht. Sie mochte für ihr hohes Alter robust sein, aber manchmal erschöpfte sie sich sehr, wenn zu viel Aufregung gab. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich wusste wie sehr sie sich um mich gesorgt hatte, wie Otōsan. Er drehte sich zu mir um und stellte mir eine Schüssel dampfende Reissuppe auf dem Tisch, dann setzte er sich mir gegenüber hin. Ich begann zu essen und merkte wie hungrig ich war. Als die Schüssel geleert war, brach ich hervor: "Cael-sama ist ein Miko, wie ich! Nicht nur das, er ist auch noch ein Magi." Otōsan sah mich überrascht an und ich sah in seinem Blick, dass ihm bislang keine männliche Miko begegnet war und auch noch das Blut eines Magi besaß. "Das die Beiden ein Magi sind, wissen wir. Aber ich hätte niemals vermutet, dass Cael ein Miko sein könnte. Das ist eine überraschende Wende", antwortete er. "Da ist noch etwas. Sobo Makoto hat von einer Vorsehung von Mutter gesprochen und sie glaubt, dass die beiden Männer mein Schicksal sind", diesmal ließ ich meine Hände sprechen, um mich besser ausdrücken zu können, was mich bewegte. Langsam nickte Otōsan und ließ auch seine Finger in der Luft tanzen: "Ich weiß. Ich habe gewartet bis du bereit bist mit mir darüber zu sprechen." "Hast du deswegen ihre Hilfe angenommen und sie zum gemeinsame Abendmahlzeit eingeladen?", fragte ich ihn, das würde Einiges erklären. Schlicht nickte er: "Deine Mutter war eine beeindruckende Miko in unsere Zeit gewesen und es hatte nie einen Grund gegeben an ihre Träume zu zweifeln." "Ich habe Angst", gestand ich ihm. Aus meine Lippen hätten diese Worte mich nicht verlassen. Sein Blick wurde weich und ich sah die Liebe in seine Augen: "Ich weiß, chīsana Hana. Wir haben viel durchleben müssen und das hinterlässt seine tiefe Spuren. Egal wofür du dich entscheidest, Sobo Makoto und ich werden dir immer zur Seite stehen." Einen Moment ruhte meine Hände auf dem Tisch und dann begannen sie sich langsam zu bewegen: "Du hast mich gelehrt mich selbst zu schützen und meinen eigenen Weg zu gehen. Aber dann..... habe ich mich selbst verloren. Ich dachte es wäre der beste Weg mich ganz von der Geisterwelt und von der Magie abzuwenden, um euch und mich zu beschützen. Aber ich kann nicht verleugnen, was ich bin und heute Nacht habe ich erkannt, dass selbst wenn ich mich verstecke, dass trotzdem etwas Furchtbares geschehen kann. Ich hatte mich so machtlos gefühlt." Ich spürte wie meine Kehle eng wurde, aber meine Augen blieben trocken. "Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich brauche deinen Rat", bat ich Otōsan und spürte die Verzweiflung in mir aufsteigen. Seine warme Hände griffen nach Meinen und diesmal bewegten sich seine Lippen: "Ich konnte dir nicht viel Wissen über die Geisterwelt vermitteln. Es ist wichtig sich selbst zu kennen. Cael könnte deine Chance sein mehr von deiner Welt zu verstehen. Du kannst danach dich immer noch entscheiden, welchen Weg du einschlagen möchtest."


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29.11.2020, 12:02

Cael

An die horrenden Preise wollte ich erst gar nicht denken. Mir tat es leid, dass es hierzu gekommen war und dass die Familie nun auf den Kosten saß, aber immerhin hatte diese Jägerin Gold bei sich getragen und einiges gespendet. Die Arbeit blieb dennoch an uns allen hängen. Ryu schaffte es das Blut loszuwerden und ich kümmerte mich um den vierten Shoji. Wäre Magie erlaubt, hätte ich das alles hier mit einem Fingerschnipsen erledigt. Stattdessen kämpfte ich mich mit den Schiebetüren ab und lernte das ein oder andere dazu. Architektur hatte mich nie groß interessiert, aber wenn man seit einer Stunde solche Dinge reparierte, fielen einem bestimmte Muster auf.
Bislang war kein anderer ins Zimmer gekommen und trotzdem kamen Ryu und ich gut voran. Der Boden war sauber, die blutbespritzten Wände bald auch. Nur das große Loch würden wir nicht so schnell schließen können. Dafür benötigten wir erst einmal gutes Holz. Ich hatte keine Ahnung, wo man das besorgte, aber da würde ich sowieso Gawain fragen. Hoffentlich hatte sich die Familie inzwischen vom großen Schrecken erholt. Besonders Ilea. Ob sie schon wach war? Ich spürte, dass Ivoli sich in Bewegung gesetzt hatte und vermutete ihn in der Küche. Langsam bekam ich selbst etwas Hunger von der körperlichen Arbeit. Mein Magen knurrte leise.

Imesha

Ich rollte das letzte Schriftstück zusammen und klemmte es mir mit den anderen unterm Arm. Anschließend brach ich zum Archiv auf, welches sich im linken Nebengebäude des Haupthauses befand. Nahe genug an den privaten Gemächern des Kaisers und seiner wichtigen Gäste. Meistens lief ich keinem von ihnen über den Weg, aber heute begegnete ich zwei älteren Männern in eintönigen Uniformen, die auf eine andere Stadt schließen ließen. Sie waren wohl zu Besuch da. Neue Gesichter. Frische Neugier, als ich für sie stehenblieb und mich tief verbeugte, weil auf sie zu spucken mir sonst Probleme bereitet hätte. Ich spürte ihre interessierten Blicke an meinem Körper entlanggleiten, obwohl ich mich gut verpackt hatte. Vor solchen Männern war man als Frau in diesem Palast nie sicher. Ich dachte nur an Sumire und spürte Gift in mir aufsteigen.
Zum Glück ließen mich die Gäste in Ruhe und behielten ihre dreckigen Hände bei sich. Ich mochte in vielerlei Hinsicht geduldig sein, aber es gab Grenzen. Des Kaisers Gäste durften mich nicht berühren. Das war eine Abmachung, an die er sich hielt, wenn auch zu seinem eigenen Vorteil.
Ich schüttelte die unwillkommenen Erinnerungen ab und ging eiligen Schrittes den langen Flur entlang, bis ich endlich die Doppeltür erreichte, hinter der das Archiv lag. Wachen waren hier keine postiert, denn kaum einer würde es je wagen sich in diesen Bereich des Palastes zu schleichen. Hier war nämlich das Gebiet von uns Jägern.
Ich klopfte zweimal an die Tür und trat ein.
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29.11.2020, 12:56

Ryu

Der Raum roch jetzt frischer und sah einigermaßen ordentlich aus, wie es nur nach eine solche Zerstörung sein konnte. Trotz der Decke am Loch drang die Kälte hinein und dieses Loch musste unbedingt verschlossen werden, bevor irgendwann auch die Nässe hineingelangen konnte. Aber es würde bestimmt eine Weile dauern alle Materialien beisammen zu haben. "Weiß du was mich beschäftigt? Ich hatte gestern mich zwischendurch beobachtet gefühlt. Denn ich hatte nichts erkennen können, was dieses Gefühl ausgelöst hatte und ich hatte auch keine unbemitteltere Gefahr gespürt. Der Dämon hätte mich nicht überraschen sollen. Ich frage mich ob unsere Magie keine dämonische Auren in dieser Welt spüren kann oder wir erst es erlernen müssen. Außerdem beschäftigt es mich, dass Gawain es sofort wusste, dass es ein Dämonenangriff stattgefunden hatte. In seinem Blick war....was Kriegerisches gewesen", erzählte ich Cael nachdenklich und kraulte Egons Kopf, als er wieder auf meiner Schulter geklettert war.

Ilea

Ich dachte eine Weile nach, dann atmete ich tief ein und nickte: "Ich werde deinen Rat annehmen." Ich sah ein stolzes Funkeln in seine Augen und noch einmal drückte er meine Hände, ehe er aufstand: "Nun muss ich in die andere Küche gehen. Es wird niemals der Tag kommen, an dem meine Gäste verhungern müssen." "Ich werde sie vorher aufsuchen", ich sollte mir nicht damit Zeit lassen, denn ich könnte schwanken und den Mut verlieren. "Endlich geht es vorwärts", rief der Geist, als wollte er den Himmel anpriesen. Ich machte einen Zwischenstopp in meinem Laden und mit einem kleinen Korb ging ich die Treppe hinauf. Meine Schritte wurden auf den Stufen immer langsamer. "Jetzt bloß nicht kneifen, ansonsten werde ich dich Rest deines Lebens nerven!", beschwor mich der Geist. Es war Ivoli, der mich durch das sanfte Kneifen in meinem Ohr mich zum Weiterbewegen brachte. Die Magis fand ich in den zerstörten Raum und es sah am hellen Tag weniger bedrohlich aus. Sie schienen weitgehend das grauenvolle Chaos in Ordnung gebracht zu haben. Ich verneigte mich vor ihnen: "Ohayō gozaimasu (Guten Morgen) Cael-sama, Ryu-sama." Als ich mich aufrichtet, fiel mein Blick zuerst auf Ryu-sama: "Ich möchte mir Ihre Verletzung anschauen, um sichergehen, dass sie sich nicht entzündet habt." "Es geht mir besser und ich möchte nicht, dass Sie sich unwohl fühlen", lächelte er. Streng sah ich ihn an und antwortete energisch: "Mir wird beim Anblick von Wunden nicht unwohl. Lassen Sie es mich sehen, ansonsten kann ich Sie nicht mit gutem Gewissen aus dem Haus lassen." Er hob beruhigend die Hände hoch: "Eine Frau sollte man nicht widersprechen." Überrascht blinzelte ich, dann trat ich zu ihm und sah ihn auffordernd an: "Sie müssten Ihr Oberteil ausziehen, damit ich die Verletzung begutachten kann."


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29.11.2020, 13:31

Cael

Ich spürte sie, bevor ich sie hörte. Ilea kam in Begleitung meines Gefährten und des weiblichen Geistes. Da war wieder natürliche Farbe in ihrem Gesicht und in ihrer Hand trug sie einen Korb. Ich wünschte ihr ebenfalls einen guten Morgen, während ich mir mit dem Unterarm über die schweißnasse Stirn wischte. Daraufhin kam Ivoli zu mir geflogen, den ich direkt knuddelte, indem ich mein Gesicht in seine Seite presste und er mir ins Haar pickte. Als ich noch ein Kind war, hatte das sicherlich nicht so komisch ausgesehen wie jetzt.
Ich grinste meinen geflügelten Kumpel an und dankte ihm in Gedanken, dass er sich um Ilea gekümmert hatte. Die Frau, die gleich meinen besten Freund oberkörperfrei sehen würde. Ich hatte absolut nichts dagegen, wenn Ryu und ich obenrum nackt herumliefen und uns viele junge Frauen hinterher schmachteten, aber das hier... das hier störte mich tatsächlich. Diese Welt war schlichtweg ungerecht. Da entwickelte man eine bedeutende Anziehung zu einer jungen, wunderschönen Frau und was passierte? Sie bat den falschen Mann darum sein Oberteil vor ihr auszuziehen, damit sie ihn begutachten konnte. Vielleicht hätte ich mir den Schädel an einen dieser Holzbalken verletzen sollen, um dieselbe Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich merkte, wie unfassbar unreif meine Gedanken waren, trotzdem ließ ich sie zu und wandte den Blick ab, bevor man mir den Frust deutlich ablesen konnte. Etwas kräftiger als geplant rammte ich einen Shoji in die dafür vorgesehene Halterung und schob ihn zur Prüfung einmal nach rechts, dann nach links. Na immerhin eine Sache, die funktionierte.
Ivoli lachte mich derweil trällernd aus und führte Lufttricks wie in einem Zirkus aus. Wie nett von ihm, sich auf meine Kosten zu amüsieren. >Ich hab Hunger, ich gehe essen.< sagte ich trocken und verließ das Zimmer. Dann könnte ich gleich Gawain von dem Gold erzählen und wo wir für ihn das Holz besorgen könnten.

Imesha

Das Archiv ähnelte sehr stark einer historischen Bibliothek. Alte Holzregale, die bis zur Decke reichten, Leitern, die dagegenlehnten und schmale Fenster, durch die genügend Licht in den großen Saal fiel, dass man sich orientieren konnte. In den kunstvollen Laternen brannte zudem kein echtes, sondern magisches Feuer. Noch ein Grund, warum nur die wichtigsten Leute diesen Raum betreten durften. Magie sollte eigentlich verboten sein, aber zum Schutz der Schriften verzichtete man auf echtes Feuer und ging auf Nummer sicher. Dadurch roch man statt verbranntem Öl altes Papier, Staub und Kräuter-Duftstäbchen. Gerade letzteres verursachte mir meistens Bauchschmerzen, weil der Geruch ganz schön penetrant wurde, wenn man sich der Theke näherte, hinter der der dickliche Griesgram mit runder Brille in einem Wälzer blätterte und mich keineswegs beachtete. Wie üblich provozierte ich ihn allein mit meiner Anwesenheit. Die machte ich ihm unmissverständlich klar, indem ich mich so weit über die Theke lehnte, dass er einen perfekten Einblick in mein Dekolleté hatte. Zugegeben, im Vergleich zu anderen Frauen hatte ich nicht die größte Oberweite, aber der Fantasie des Mannes waren sowieso keine Grenzen gesetzt. Dieser hier war allerdings innerlich verstaubt, denn er rümpfte bloß die Nase, schüttelte langsam den Kopf und nahm mir die Schriften fast schon mit grober Gewalt aus der Hand. Mistkerl.
>Geh mir aus den Augen, orokana koto (dummes Ding)!< murrte er und sah mich dabei kein einziges Mal an. Frauenfeindliches Schwein... Er hätte es wohl gern, dass ich gleich verschwand, aber ich würde hierbleiben und mir bei der Auswahl der nächsten Lektüre Zeit lassen. Vielleicht löste das endlich eine Herzattacke bei ihm aus.
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29.11.2020, 13:55

Ryu

Das war eine unangenehme Situation. Mich hatte es nie gestört, wenn andere Menschen mich oberkörperfrei sahen oder dass Frauen mich berührt hatten. Es sei denn ich sagte ausdrücklich, dass ich es nicht wollte. Aber das hier fühlte sich irgendwie falsch an, auch wenn Ilea sich nur um meine Verletzung kümmern wollte. Es lag an meinem besten Freund. Es lag daran, dass er sich zu dieser Frau hingezogen fühlte und in ihr einen Gleichgesinnten gefunden hatte. Es fühlte sich an, als hätte ich ihm jetzt etwas hinterhältig weggenommen, wo er als Erster darauf ein Recht hatte. Auch wenn er versuchte es zu verstecken, sah ich ihm an wie ihm es missfiel. Leise seufzte ich, als er das Zimmer verließ. Das war wirklich eine blöde Situation. Ilea schien von alldem nichts zu bemerken, sondern sah mich weiter streng an. Ich ergab mich meinem Schicksal und zog mein Oberteil aus. Sie nahm mir das Verband ab und studierte genau die Wunde wie eine Wissenschaftlerin. Dann holte sie etwas aus dem Korb, salbte die frische Narbe neu ein und machte mir einen neuen Verband. "Was ist das?", fragte sie plötzlich und umrundete mich. Ich spürte eine Berührung auf meinem Rücken. Das war jetzt wirklich unangenehm. Immerhin war ich dort nicht verletzt.

Ilea

Auf seinem Rücken war ein Gemälde von einem Drachen, dessen Flügeln aus Federn bestand und die Vorderkrallen einem Raubvogel ähnelte. Es war mehr eine unbewusste Handlung als ich meine Hand darauf legte. Ich spürte Hitze, sah wie sich ein Drachen aus einem Meer von flüssigem Feuer erhob und sein glühender Blick auf mich richtete. Keuchend wich ich ein paar Schritte nach hinten und zog meine Hand rasch zurück, als hätte ich mich an dem Tattoo verbrannt. Eindeutiger konnte nicht der Beweis sein. In Ryu-sama wohnte ein Drachengeist. Er drehte sein Kopf um, sah mich fragend an und ich konnte ihn nur anstarren. Wie konnte es sein? Wie konnte er so ein mächtiges Wesen, das höchstens nur dem Kaiser gebührte, in sich tragen? "Wer bist du?", fragte ich ihn. Besaß er vielleicht das Blut aus der kaiserliche Familie und war aus irgendeinem Grund nicht ein Mitglied? Aber Kaiser Oda war doch der Letzte aus dem großen Baumstamm der kaiserliche Familie. Ich glaubte es gab nicht mal mehr kleine Verzweigungen. Ryu-sama zog sich wieder an und antwortete: "Ich bin Ryu, ein Magi." Er sprach offen aus, was er war, aber nicht wer er war. Stumm nickte ich und bemerkte, dass Cael-sama nicht mehr im Raum war. "Wo ist Cael-sama?", ich hatte ihn nach der Versorgung sprechen wollen. Irritiert sah mich Ryu-sama an: "Er hat Bescheid gesagt, dass er in den Speisesaal geht." Ich fühlte mich ertappt, äußerlich aber zeigte ich es nicht: "Ah, stimmt. Lass uns hinuntergehen."


194

29.11.2020, 14:09

Cael

Unten erwartete mich ein kochender Gawain. Der Mann machte wohl nie eine Pause und erinnerte mich damit an meine eigenen Eltern. Oder an Ryus. Sie hatten immer viel zu tun, entweder fürs Geschäft oder um uns Kinder zu versorgen. Ich wünschte ihm einen guten Morgen und erinnerte mich an das, was mir mein bester Freund vor Ileas Auftauchen erzählt hatte. Von dem Gefühl beobachtet zu werden, aber nichts Konkretes wahrgenommen zu haben. Damit, dass Gawain sofort von dem Dämon gewusst hatte. Warum war uns das hingegen entgangen? Warum war mir nichts Seltsames aufgefallen? Lag es wirklich an unserer Magie, die sich erst mit dieser Welt "vereinen" musste?
>Bevor ich es vergesse... Ryu hat mir erzählt, dass die Jägerin einen Beutel voll Gold zurückgelassen hat. Wahrscheinlich für den Schaden. Da das Loch im Zimmer nicht mit einfachen Mitteln repariert werden kann, wollte ich wissen, ob es in der Nähe ein Geschäft gibt, wo Ryu und ich neues Holz besorgen können? Mit handwerklichen Arbeiten kennen wir uns recht gut aus.<
>Sie hat Gold zurückgelassen?< Er runzelte verwirrt die Stirn. >Das ist... ungewöhnlich. Besonders für eine Jägerin.< Was das betraf, waren wir uns einer Meinung. Selten erlebte man jemanden, der zuerst einen Dämon erledigte und dann etwas so... Großzügiges tat. Sie hätte auch einfach verschwinden können. Was interessierte sie schon das Schicksal dieser Familie? Hatte Taro selbst nicht gesagt, dass man sich vor der Elite des Kaisers hüten sollte? Irgendetwas passte da nicht so ganz ins Bild.
Gawain schüttelte kurz den Kopf und sprach weiter: >Es gibt einen Handwerksladen im Armenviertel, allerdings lässt da die Qualität zu wünschen übrig. Mit fünf Goldstücken könnt ihr aber ins Geschäft im östlichen Teil des Reichenviertels gehen und dort stabiles, gutes Holz holen. Ich schreibe euch gleich den Namen auf, dann ist es leichter zu finden.<

Imesha

Hin und wieder spähte ich über die Schulter zu Gojo-sama, aber er würdigte mich nach wie vor keines Blickes. Schade. Ich würde unheimlich gern die roten Flecken an seinem Hals sehen, wenn ihm langsam der Kragen platzte. Er wusste sehr gut, dass ich seinetwegen noch hier war. Ich war niemand, der Stunden benötigte, um sich das nächste Thema rauszusuchen und zu verschwinden. O nein. Nur ihm zuliebe blieb ich hier, wanderte von Regal zu Regal, berührte mit den Fingern die Enden der Schriftrollen, zog vielleicht das ein oder andere Schriftstück heraus, rollte es auseinander, las die Überschrift, rollte es zusammen und legte es zurück ins Fach. Dieses Spielchen kannten wir beide zu gut.
Schließlich erreichte ich mein Ziel und er schlug den Wälzer vor sich zu. Sein strafender Blick traf mich wie ein Blitz. Es fühlte sich aber nicht danach an, denn an mir prallte sein Gehabe sowieso ab. >Beschmutz diesen heiligen Ort nicht weiter mit deiner Anwesenheit, geh einfach!< zischte er mir giftig zu. Dabei fiel ihm auf, dass ich zwei Schriftrollen in den Händen hielt. Wäre er ein Magi, wäre ich wohl jetzt in Flammen aufgegangen. Mein Mundwinkel zuckte. An schlechten Tagen kam ich gern hierher. Dieser Mistkerl ließ mich den öden, trostlosen Alltag vergessen. Deshalb vergiftete ich auch nicht sein Essen. Ich könnte... tat es aber nicht.
Als ich auf ihn zuging, nutzte ich mehr Schwung in meine Hüften, sodass es aussah, als würde ich ihn verführen wollen. Mein Einsatz zahlte sich aus. Ich sah die roten Flecken, bevor er verärgert zischte: >Bis nächste Woche sind die Schriften zurück an ihrem Platz, sonst bekommst du einen Monat Archivverbot.< Ach ja, jedes Mal dieselbe leere Drohung. Wir wussten beide ganz genau, dass ich meine Sachen immer pünktlich zurückbrachte. Ich schenkte ihm ein liebreizendes Lächeln, drehte mich um und horchte auf, als er zu sich selbst murmelte: >Wird Zeit für einen Gehilfen, der sich mit dieser unverschämten Göre auseinandersetzt...<
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195

29.11.2020, 14:29

Ryu

Schweigsam gingen wir hinunter, während ich mir den Kopf zerbrach. Ich hatte nicht zu viel von mir verraten, denn sie wusste bereits was Cael und ich waren. Aber danach hatte sie nicht gefragt. Sie hatte gespürt, dass hinter unsere oberflächige Geschichte viel mehr steckte. Ich wusste nicht wie weit wir sie in Vertrauen ziehen konnten und ob wir es überhaupt tun sollten, denn ich wollte möglichst Unbeteiligte aus der Schusslinie haben. Unten angekommen, setzte ich mich zu Cael und grüßte Gawain freundlich. "Danke, dass ihr euch um den Raum kümmert", wandte er sich an uns Beiden, dann sah er kurz seine Tochter mit einem seltsamen Blick an und verschwand in der Küche, nur um uns ein reichliches Frühstück zu bringen. Gawain gehörte definitiv zu einer der besten Köche, die ich kannte. Wie bei den letzten Mahlzeiten war auch dieser Frühstück frisch zubereitet. Ich sah Cael an, fragend. Ich wollte stumm wissen, ob zwischen uns alles in Ordnung war.

Ilea

Über die Sache mit Ryu-sama würde ich später weiter nachdenken, denn zuerst musste ich mich um eine wichtige Angelegenheit kümmern. Es durfte keinen weiteren Aufschub mehr geben, ich spürte schon wie ich anfing zu zögern. Ich trat zu Cael-sama und eigentlich war es unhöflich den Gäste beim Essen zu stören, doch ausnahmsweise verletzte ich diese Etikette. "Cael-sama, ich habe ein Anliegen", verneigte ich mich tief und hatte dabei die Hände aneinander gelegt wie bei einem Gebet: "Bitte werden Sie mein Sensei." Rasch holte ich aus meinem Korb, den ich mitgenommen hatte, eine kleine Flasche Körperöl heraus und reichte es ihm, dabei blieb mein Kopf gesenkt: "Bitte nehmen sie dieses Geschenk als meine tiefe Dankbarkeit an. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich eine strebsame Schülerin werde."


196

29.11.2020, 14:47

Cael

Gawain reichte mir einen Zettel mit dem Namen des Geschäfts und welches Holz wir für das Loch benötigten. Ich schob es in meine Brusttasche und sah auf, als Ryu und Ilea auftauchten. Ich bemerkte seinen fragenden Blick und hätte mir denken können, dass er meinen Abgang richtig gedeutet hatte. Vor ihm konnte ich schlecht schauspielen. Er sah durch meine Fassade hindurch. Beste Freunde eben. Deshalb stieß ich meine Schulter spielerisch gegen seine. Alles gut. Ich hatte keinen Grund sauer auf ihn zu sein. Für meine Situation konnte er nichts.
Dann bat plötzlich Ilea um meine Aufmerksamkeit und ich sah sie kurz perplex an. Sich vor mir zu verbeugen, gehörte nicht zu den Dingen, die ich von ihr erwartet hatte. Es waren eher die Worte, die folgten. Ihre Entscheidung den für sie richtigen Weg zu gehen. Mit mir als ihren Lehrer. Einem Teil von mir war wirklich nicht zu helfen, denn es spielten sich Szenarien in meinem Kopf ab, die wenig mit Lehre zu tun hatten. Hastig verbarrikadierte ich diese unpassenden Gedanken in die hinterste Ecke meines Bewusstseins. Stattdessen setzte ich ein erfreutes Lächeln auf und nahm ihr Geschenk an. >Natürlich helfe ich dir, es wäre mir eine Ehre dein Sensei zu sein.<

Imesha

Sollte sich Gojo-sama einen Gehilfen holen, hoffte ich, dass er einen weniger frauenfeindlichen Ersatz fand, auch wenn ich unsere spannungsgeladenen Spielchen vermissen würde. Zur Abwechslung fände ich es nämlich sehr nett das Archiv zu betreten und wie eine Gleichgesinnte anerkannt zu werden, anstatt nach meinem Geschlecht und meiner Hautfarbe beurteilt zu werden. Das war ebenfalls ein Problem, das dieser alte Griesgram mit mir hatte. Dass ich nicht wie alle anderen aussah, sondern völlig aus der Reihe tanzte. Würde es nach ihm gehen, hätte er mich längst aus dem Palast geschmissen und mir vielleicht etwas angehängt, um mich endgültig loszuwerden. Keine Ahnung, was genau sein Problem war, aber er war weder der erste noch der letzte Mensch, der so dachte. Es gab sogar Frauen, die ähnlich dachten. Ob man es glaubte oder nicht. In den höheren Rängen spielten sich unmenschliche Dinge ab, über die ich ungern nachdachte. Es reichte mir daran erinnert zu werden, warum Sumire und Motaro nicht mehr unter den Lebenden weilten.
Das Bild der zwei Grabsteine drängte sich in meine Gedanken und mit aller Macht schob ich es zurück in die Dunkelheit meines Geistes. Ich wollte mich damit nicht befassen. Lieber konzentrierte ich mich auf die Schriftrollen.
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197

29.11.2020, 15:00

Ryu

Ich grinste ihn schief an, als er mir spielerisch mit der Schulter stieß. Zwischen uns war alles in Ordnung und mehr brauchte ich nicht zu wissen. Cael war mehr als nur ein bester Freund, er war auch für mich wie ein Bruder und gehörte fest zu meiner Familie. Durch Silia und Akela waren unsere beide Familien miteinander verbunden. Plötzlich verneigte sich Ilea vor Cael und ihre Bitte überraschte mich. Ich hatte in den letzten zwei Tagen das Gefühl, dass sie uns möglichst vermeiden wollte ohne dabei zu unhöflich zu wirken. Aber anscheinend hatte sich auch bei ihr etwas verändert, als sie herausfand, dass Cael wie sie war. Und natürlich freute sich Dieser über diese Bitte, es hätte mich gewundert, wenn er es abschlagen würde. Vielleicht musste diese Beziehung, wie sie auch immer zu bezeichnen war, sein. Jedenfalls glaubte ich nicht mehr, dass wir nur einfach hier waren und Ilea zufällig eine Miko war.

Ilea

Gestern hatte er mir angeboten mir zu helfen die Geisterwelt zu verstehen, aber ich wusste nicht, ob er seine Meinung über Nacht geändert hatte. Er nahm mein Geschenk an und ich sah konzentriert auf seine Lippen. Er wollte mein Sensei werden und ich spürte eine tiefe Dankbarkeit, auch Erleichterung. Noch einmal verneigte ich mich, um meinen Dank auszudrücken: "Haben Sie vielen Dank, Sensei." Dann richtete ich mich auf und strich eine Haarsträhne hinter dem Ohr: "Würde es Ihnen passen gleich heute Abend mit dem Unterricht zu beginnen? Tagsüber werden wir mit unsere eigene Arbeit beschäftigt sein, um uns unserem Unterricht widmen zu können." Ich wusste von Otōsan, dass die jungen Männer nach einer Arbeit suchen wollten und da wir Menschen tagsüber viel arbeiten musste, um ausreichend Lohn zu erhalten, würde der Unterricht am Besten nach Feierabend passen. Natürlich war die Gefahr, dass man zu müde war. Aber dafür kannte ich eine Teesorte, die den Lebensgeist erwachen ließ.


198

29.11.2020, 15:15

Cael

Sensei... Es war seltsam, dass sie mich so nannte, aber ich ließ es zu, weil es ihr wahrscheinlich wichtig war, diese professionelle Distanz zu wahren. Andernfalls wäre ich wohl weiterhin Cael-sama für sie. Nur meinen Namen allein hatte sie bislang nicht ausgesprochen. Leider. Trotzdem verlor ich nicht die Hoffnung, dass sie sich mir bald erwärmte. Besonders, weil wir fortan zusammenarbeiten würden, damit sie so viel wie möglich über sich selbst und die Zwischenwelt lernte. >Abends hat man tatsächlich einen besseren Zugang zur anderen Welt, also ist das ein guter Vorschlag.< ging ich auf ihr Angebot ein. >Und heute Abend habe ich nichts geplant.< fügte ich lächelnd hinzu. Ryu und ich würden nachher wieder in die Stadt aufbrechen, die Materialien für die Reparatur besorgen und nach einer Arbeit suchen, bei der wir gutes Geld verdienten. Das war sehr wichtig. Für uns beide. Nur so kamen wir voran.

Imesha

Ich öffnete die Shojis in meinem Zimmer, setzte mich im Schneidersitz hin und begann die erste Schriftrolle zu lesen. Diesmal handelte es sich um Aufzeichnungen während mehrerer Kämpfe zwischen Rebellen und den Soldaten des Kaisers. Solche Konfrontationen gingen nie gut aus. Viel Blut. Viele Verluste. Keine Gnade. Die Rebellen forderten die Rückkehr zur alten Ordnung, während Kaiser Oda alles und jeden hinrichten ließ, der sich seiner Regierung widersetzte. Diese schrecklichen Vorkommnisse lagen nicht in der Vergangenheit, es gab sie immer noch. Inzwischen gingen die Rebellen genauso blutrünstig vor wie Oda selbst. Früher hatte ich zu ihnen aufgesehen, mich mit ihnen identifiziert, doch dem war nicht so. Nicht mehr. Es gab andere Wege, um ans Ziel zu kommen, selbst wenn dieser die meiste Geduld forderte.
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199

29.11.2020, 15:23

Ryu

Schlicht nickte Ilea und antwortete Cael: "Gut, dann werde ich euch Beide nicht weiter stören. Guten Appetit und ich wünsche euch Erfolg, dass ihr eine Arbeit findet." Mit diesen Worte verschwand sie in ihrem kleinen Laden. "Na Sensei, wie fühlst du dich jetzt?", grinste ich ihn breit an und achtete darauf, dass Gawain nicht zufällig in der Nähe war. Er mochte uns langsam in Vertrauen schließen, aber es hieß lange nicht, dass er Caels Interesse an seine Tochter für guthieß. Ich langte ordentlich zu, denn es wäre eine Sünde etwas von dem Frühstück zurückzulassen. Außerdem wussten wir nicht wie viel Energie wir für den heutigen Tag brauchten. Unser erstes Ziel würde auf jeden Fall die Vermittlungsstelle sein. "Wollen wir gleich nach dem Frühstück aufbrechen?", fragte ich.

Ilea

Er lächelte sehr oft und ich kannte Niemanden, der in dieser Zeit so oft lächelte und dabei beinahe wie ein offenes Buch. Nein, das stimmte nicht ganz. Ein wenig erinnerte Sensei mich an Jemanden, doch ich wollte nicht an diese Person denken. Es würde mich erneuert in das tiefe Loch stoßen, wo ich gerade mühevoll aus ihm kletterte. Ich betrat mein Laden, legte mir die Schürze um und band mein Haar mit dem bunten Tuch zurück. Jetzt war es höchstes Zeit neue Heilmitteln für die Armen herzustellen, deswegen hatte ich die besonderen Kräuter von der Spende der gütige Frau besorgt. Mit diesen Heilmitteln würde ich auch mit hartnäckige Krankheiten kämpfen können. Plötzlich musste ich an die Gräber aus der Erinnerung der gütige Frau denken. Dieses Bild hatte tief in meinem Inneren gerührt, weil ich den gleichen Schmerz teilte.


200

29.11.2020, 15:36

Cael

Ich schmunzelte, als Ryu mich aufzog. Natürlich hatte er seinen Spaß daran und es sollte mich nicht so freuen mehr Zeit mit Ilea zu verbringen. Es kam mir vor, als würde ich mich auf dünnem Eis bewegen, was sie betraf. Zwar hatte sie einen großen Schritt in meine Richtung gewagt, doch nur, um sich selbst voranzubringen. Nicht, um mich näher kennenzulernen. Diesen Unterschied musste ich mir zu Herzen nehmen, bevor ich zu viel hineininterpretierte.
>Ja, lass uns gleich gehen. Je schneller wir unsere Aufgaben erledigen, desto besser.< sagte ich nach einem Bissen. Das Frühstück schmeckte hervorragend. Wie Ryu langte ich zu und genoss das warme Gefühl in meinem Magen. Es war schön, dass wir uns hier einigermaßen eingelebt hatten. Es hätte uns schlimmer treffen können.

Imesha

Diese Schriften waren sehr interessant. Obwohl ich mir das meiste zusammenreimen konnte, gab es die ein oder andere Information, die mich persönlich interessierte. Sobald das Thema "geheime Stadt" aufgegriffen wurde, spürte ich ein aufgeregtes Kribbeln in meinem Magen. Es gab unzählige Gerüchte darüber. Viele glaubten, es sei bloß ein Märchen, andere jedoch behaupteten diese Stadt existierte wirklich. Ich gehörte zur zweiten Sorte. Ich glaubte fest daran, dass es diesen Ort gab, wo Magie erlaubt und fortgeschrittener war als hier. Dort konnte man wenigstens üben. Sich dem Fluss der Dinge hingeben.
Seit ich das erste Mal davon gehört hatte, zog es mich dorthin. Wie ein unsichtbarer Faden, der um mein Herz gewickelt war und der mich in diese eine Richtung zog. Nur wusste ich nicht wohin. Ich wusste es nicht und versuchte alles, um an mehr Informationen zu gelangen. Allerdings vermutete ich, dass Kaiser Oda alles hatte verbrennen lassen, damit niemand auf dumme Ideen kam.
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