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16.01.2021, 00:02

Ryu

Nach eine Weile löste sich Cael von mir und wirkte fertig mit der Welt. Hatte ich damals auch so ausgesehen? Besorgt sah ich zu, wie er sich hinlegte und nicht mal seiner heiß geliebte Gitarre einen Blick zuwarf. Er brauchte Zeit, um es zu verdauen. Etwas Kleines kroch zu uns, es war Egon. Er gurrte leise, dann schlich er zu Cael und rollte sich neben ihm ein. Ich verspürte ebenfalls kein Appetit, wir hatten heute Morgen uns ordentlich reingehauen. Seufzend legte ich mich hin und dachte erst jetzt daran, dass ich morgen wieder arbeiten musste. Ich hatte keinen Plan zurechtgelegt, aber ich würde den ahnungslosen Archivengehilfen spielen und vielleicht war es in diesem Fall "gut" gewesen, dass Imesha und ich seit über eine Woche nicht mehr miteinander gesprochen hatten. Auch davor waren wir noch nicht freundschaftlich geworden. Daher würde Niemand mich mit ihr verbinden. Ich fragte mich, ob ihr "Tod" bereits im Umlauf war.

Ilea

Ich trat ein und stellte den Tablett auf dem Tisch ab. Imesha bot mir an ihr Gesellschaft zu leisten und da es von ihr ausging, nahm ich das Angebot an. Ich setzte mich gegenüber ihr hin mit ausreichend Abstand, damit sie sich nicht eingeengt fühlte. "Es sind die Reste von dem reichhaltigen Frühstück. Ich hoffe es ist in Ordnung", erklärte ich es ihr und versuchte den Kummer zu vergessen. Imesha sollte meine volle Aufmerksamkeit erhalten, denn ihr Wohl war mir wichtiger, als mein eigenes.


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16.01.2021, 00:16

Cael

In Gedanken fluchte ich, denn als ich mich ins Bett legte, stieg Ileas Duft in meine Nase und erinnerte mich mit einem höhnischen Lachen daran, dass sie die Nacht zuvor genau hier verbracht hatte. Mir hatte die Vorstellung gefallen. Wie sie hier lag, eingekuschelt in meine Decke, und wie sie dabei an mich dachte. Wie in ihr vielleicht der Wunsch aufkeimte, ich wäre ebenfalls an ihrer Seite. Meine Arme um ihren Körper geschlungen. Warum ich mir das unbedingt bildlich vorstellen musste, bewies, dass ich mir gern selbst Schmerzen zufügte. Kein Wunder, dass ich mich in sie verliebt hatte. Von allen Frauen in dieser Stadt hatte ich mir natürlich genau diejenige ausgesucht, die nicht unerreichbarer sein könnte. Was war ich doch nur für ein hirnloser Idiot.
Ich ahnte jetzt schon, dass ich die Nacht lang kein bisschen schlafen würde, aber was blieb mir für eine Wahl? Wie ich kommenden Tag überstehen sollte, glich einer unlösbaren Aufgabe. Trotzdem schlug ich mir selbst zwei Möglichkeiten vor: Entweder ich blieb den ganzen Tag in meinem Zimmer, so wie Ilea es getan hatte, als es ihr nicht gut ergangen war oder ich wachte früh auf, verließ das Gasthaus und kam erst zurück, wenn alle schon zu Bett gegangen waren. Irgendeine Beschäftigung würde ich schon finden. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr gefiel mir die zweite Option.

Imesha

Ich nickte, denn warum sollte ich so arrogant sein und frisches Essen fordern? Es war nett genug, dass sie sich überhaupt um mein Wohlergehen sorgte und mir das Essen sogar ins Zimmer brachte. Währenddessen saß ich hier fest und konnte absolut nichts tun. Mir gefiel es nicht von anderen abhängig zu sein, denn auch wenn sie mich in Ruhe ließen und oftmals beteuerten, dass ich keine Gefangene war, durfte ich trotzdem nicht das Zimmer verlassen. Nur hier war ich in Sicherheit. Vorerst.
Kauend sah ich Ilea an und bemerkte den Schatten, der ihr übers Gesicht huschte. Machte sie sich Gedanken wegen der aktuellen Situation? Weil ich hier war? Vielleicht hatte sie doch Angst und wollte wegen mir nicht ihr Leben riskieren. Ich würde es ihr jedenfalls nicht übelnehmen.
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743

16.01.2021, 00:26

Ryu

Meine Gedanken wurden langsamer und ich merkte, dass meine Augen schwerer wurden. Ich rollte mich auf die Seite und schob ein Arm unter meinem Kopf. Mein Körper verlangte nach Ruhe und die sollte ich ihm geben, damit ich für den morgigen Tag bereit war. Daher schloss ich meine Augen und glitt langsam in die Dunkelheit des Schlafs...

Ilea

Sie schien sich daran nicht zu stören und darüber war ich froh. Wir hätten ihr natürlich was Anderes zubereitet, wenn sie es sich gewünscht hätte. Aber anscheinend hatte ihr das Frühstück von heute Morgen geschmeckt. Wir unterhielten uns nicht, ich glaubte sie war vor den jenem Vorfall keine gesprächige Person gewesen. Wenn ich daran dachte, was sie alles ertragen musste, war es nicht wunderlich. Vor allem wenn sie aufgrund ihrer Berufung zur Verschwiegenheit gezwungen wurde. Jedenfalls erleichterte es mich zu sehen, dass sie Nahrung zu sich nahm. Das war ein kleiner Fortschritt. "Wenn du Lust hast, können wir morgen ein Brettspiel spielen", schlug ich ihr vor: "Oder wir basteln etwas zusammen." Es war ein Angebot, den sie nicht annehmen musste. Ich wollte ihr nur Möglichkeiten zeigen.


Gehe offline, gute Nacht :)


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16.01.2021, 01:27

Gute Nacht *_*

Anderthalb Wochen später...

Cael

Ich nahm einen großzügigen Schluck vom Pflaumenwein und stellte ihn auf dem Hocker neben mir ab. Die Gitarre baumelte vor meiner Brust, während ich mir all der Blicke im Raum bewusst war. Sie wollten mich singen hören. Deswegen waren sie hier. Meine Musik ließ sie fühlen und vergessen. Ich spielte Musik, um Gefühle loszuwerden. Um die Schatten zu vertreiben, die mich seit einigen Nächten in meinen Träumen verfolgten. Entweder es waren Vorboten eines schlimmen Ereignisses, das mir bevorstand oder sie spürten meine Schwäche und wollten sich das zunutze machen. So machten das Schatten eben. Sie kümmerten sich nur um sich selbst. Genau wie ich das die ganze Woche lang getan hatte. Früh aufstehen, frühstücken, das Haus verlassen, auf offener Straße spielen, am Abend in eine andere Gaststätte hineingehen, den Besitzer von meinem Talent überzeugen, singen, bis mein Herz aufhörte zu bluten, kostenlos essen und dann zurück ins Gasthaus gehen, um mich schlafen zu legen. Ryu sah ich nur morgens und abends. Gawain, Makoto und Imesha meistens morgens. Ilea nie. Sie musste sich erst gar nicht die Mühe machen, mir aus dem Weg zu gehen. Ich machte es für uns beide einfacher, indem ich ihr aus dem Weg ging, sodass wir uns nicht einmal zufällig begegneten. Immerhin war es ihr Zuhause. Da war es nur logisch und richtig, dass sie sich dort frei bewegen konnte ohne zu befürchten mich anzutreffen. Denn seien wir mal ehrlich... Bislang hatte sie sich immer zurückgezogen, wenn es zu kompliziert wurde und da mir das Herz endgültig gebrochen worden war, schaffte ich es nicht wieder die Brücke zu sein, die uns miteinander verband. Ich schaffte es nicht in ihre Augen zu sehen und nichts dabei zu empfinden. Ich hatte wirklich gehofft, nach dem ersten oder gar zweiten Tag mich wieder einigermaßen normal zu fühlen, aber sobald ich nur ihren Duft im Flur erhaschte, riss die Wunde in meiner Brust neu auf und blutete den ganzen Tag. Ryu wusste immer noch nicht genau, was zwischen uns beiden vorgefallen war. Nur, dass ich einen Schritt nach vorne gewagt hatte und in eine endlose Tiefe gefallen war. Mehr gab es dazu nicht zu sagen.
Jetzt stand ich hier. Vor ahnungslosen Menschen. Sie hatten keine Ahnung, wie hässlich es inzwischen in mir aussah und trotzdem produzierte ich solch leidenschaftliche Musik, dass es sie jedes Mal aufs Neue vom Hocker riss. Manchmal glaubte ich sogar bessere Lieder zu schreiben, weil ich dermaßen viel Emotion einbaute, dass einige Leute mitweinten. Versteckt hinter ihren Fächern. Oder wenn sie mehrmals blinzelten. Mir war es recht, solange ich ein Dach überm Kopf und warmes Essen im Magen hatte, das allerdings nicht annähernd so gut schmeckte wie das von Gawain. Naja... ein relativ kleiner Preis, den ich zu zahlen hatte, um mich einen ganzen Tag lang zu beschäftigen. Außerdem unterstützte ich ihn nach wie vor mit meinem Gewinn, obwohl er darauf bestand, dass ich es behalten sollte. Weil es mein hart erarbeitetes Geld war, nicht seines. Trotzdem schob ich es jedes Mal ihm zu. Ob er es wollte oder nicht. Nur weil ich seiner Tochter aus dem Weg ging, bedeutete es lange nicht, dass sie mir alle plötzlich egal geworden waren. Ich sorgte mich immer noch um sie. Das war eben das Komplizierte an Gefühlen. Sie existierten weiter. In irgendeiner geheimen Ecke lauerten sie und warteten nur auf ihren Einsatz. Würde irgendjemand es wagen Ilea oder ihrer Familie etwas anzutun, ich würde kein bisschen zögern und wäre zu einem Mord bereit. Diese Menschen waren mir wichtig, daran würde sich auf lange Sicht nichts ändern. Ich hoffte nur, dass ich es bald endlich schaffte die Tür zu meiner ersten unerwiderten großen Liebe zu schließen, um mein Leben in den Griff zu kriegen. Die Mission ließ sich nicht von selbst erledigen. In letzter Zeit hatte ich mir mehr und mehr Gedanken darüber gemacht, war öfters in die Geisterwelt gereist, um vielleicht dort Hinweise zu finden. Manchmal glaubte ich eine Spur gefunden zu haben, aber wie in meinen Träumen zuvor riss mich eine unsichtbare Macht zurück, bevor ich nach etwas greifen konnte. Keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, aber je schneller Ryu und ich den Fall Valaris lösten, desto eher kam ich zurück nach Hause. Ich vermisste mein unbeschwertes Leben dort. Ich vermisste meine Familie von Tag zu Tag mehr. Und all diese Gedanken und Gefühle flossen in meine Finger, die an den Saiten zu zupfen begannen und absolute Ruhe im Raum auslösten. Man hörte mir zu und ich ließ einfach los.

Lied

Imesha

Ich sah aus dem Fenster, mittlerweile eine neue Gewohnheit von mir, und betrachtete den schief geratenen Pandabären aus Schnee im Garten. Vor einigen Tagen hatte Cael mir einen Zettel gereicht und mich darum gebeten eine Liste mit Dingen zu erstellen, die ich gern tun würde. Es lag an mir zu entscheiden, ob ich sie allein erledigen wollte oder in Gesellschaft anderer. Anfangs hatte ich das für eine sinnlose, dumme Idee gehalten, denn was sollte mir das schon bringen, wenn ich in einem Zimmer eingesperrt war? Aber dann hatte er mir gestanden, dass er ebenfalls ein Miko war und dass es Geisterkinder gewesen waren, die sie alle zu mir geführt hatten. Demnach wussten sie von meinem Selbstmordversuch und das hatte mich ganz schön tief getroffen. Nicht wegen der Rettung, sondern wegen der Kinder, die sich nach ihrem Tod um mich gesorgt hatten. Da war mir erst so richtig bewusst geworden, welche Auswirkungen meine abendlichen Ausflüge gehabt hatten und dass es nicht Mitleid war, das mir entgegengebracht wurde, sondern Mitgefühl. Auch das hatte Cael mir eindringlich erklärt. Mir war aufgefallen, dass er wie Ilea sehr betrübt wirkte, obwohl beide stets freundlich lächelten. Anfangs hatte ich gedacht, sie seien ein Liebespaar, aber schon seit einer Woche hatte ich sie kein einziges Mal zusammen gesehen. Den Pandabären aus Schnee hatten Ryu und Ilea für mich gemacht, nachdem ich beschlossen hatte Caels Vorschlag anzunehmen. Seither sah ich ihn nur morgens, wenn er kurz bei mir vorbeischaute und fragte, welchen Punkt auf der Liste ich als Nächstes in Angriff nehmen wollte. Er war zugegebenermaßen ein netter Mann. Zuvorkommend wie Ruko. Ryu hingegen... Aus ihm war ich immer noch nicht schlau geworden. Keine Ahnung, was genau mein Problem mit ihm war, denn die Sache mit dem "Streit" gehörte längst der Vergangenheit an. Ich wollte nicht länger darauf herumkauen. Das kostete mich nur unnötig viel Energie. Aus diesem Grund hatte ich vor kurzem damit angefangen ihn ebenfalls einzubeziehen und nicht alle Punkte nur mit Ilea abzuhaken. Mit ihr verstand ich mich natürlich am besten. Sie war eine sehr angenehme, sanftmütige Person und ich ertappte mich immer öfters dabei wie ich den Mund aufmachen und sprechen wollte. Nur schaffte ich es letztendlich nicht. Nach wie vor hing die Dunkelheit über meinem Kopf, jederzeit bereit einzubrechen. Ich befürchtete im nächsten Moment entdeckt und gewaltsam aus diesem sicheren Zimmer gezerrt zu werden. Das... wollte ich nicht. Nicht mehr. Ich fühlte mich hier einigermaßen wohl.
Jetzt zum Beispiel wartete ich auf Ilea, damit wir unser Pai Sho Spiel fortsetzen konnten, welches ich ihr vor ein paar Tagen beigebracht hatte. Es war ein Spiel, das ich durch Ruko kannte und welches in höheren Kreisen gespielt wurde, weil es Geschick, Strategie und Glück benötigte. Außerdem diente es dazu Informationen an sein Gegenüber zu vermitteln. Eine Art Geheimsprache. Aufgrund dessen hatten wir das Brett zunächst selbst basteln müssen und dabei hatte uns Ryu geholfen, der sich jedes Mal die Zeit nahm, wenn Ilea ihn in meinem Namen darum bat. In dieser Hinsicht war wirklich Verlass auf ihn und vielleicht überwand ich mich und brachte ihm ebenfalls bei, wie man Pai Sho spielte. Ich vermutete, dass in ihm ein ehrwürdiger Gegner steckte.
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16.01.2021, 17:55

Ryu

Jeden Tag war ich kurz davor meine Arbeit im Archiv einfach an die Wand zu nageln, aber dann riss ich mich jedes Mal zusammen. Zu Einem brauchten wir Geld und zum Anderen konnte ich mich hier weiter unauffällig umhören, besonders was Imesha betraf. Caels und mein Plan schien weitgehend aufgegangen zu sein. Offiziell wurde Imesha auf dem Eis angegriffen, als sie alleine eine Runde auf dem Eis drehen wollte und anhand der wenige gefundene Beweise hielt man sie für tot. Dadurch standen noch mehr Kaiserwachen auf dem Palasthof und sogar im Archiv, sodass ich nicht mal heimlich in den Nebenraum gehen konnte. Wir alle waren unter ständige Beobachtung. Und gleichzeitig wurde über Imesha das Maul zerrissen, besonders weil die Palastarbeiter noch härter arbeiten mussten und sie gaben ihr die Schuld, da der Kaiser angeblich schlecht gelaunt war seinen „Lieblingsspielzeug“ verloren zu haben. Es war eine große Versuchungen in einige Gesichter schlagen zu wollen, wenn sie widerliche Lügen über Imesha erzählten. Und es war auch eine große Versuchung nicht im Palastinneren zu stürmen. Ich durfte meine Deckung nicht auffliegen, dadurch würde ich uns alle in Gefahr bringen und darunter auch Imesha. Der Gedanke, dass sie jetzt manchmal meine Nähe zuließ gab mir die Kraft mich zusammenzureißen. Cael hatte ihr geraten eine Liste zu machen, was sie gerne tun wollte. Und jedes Mal wenn sie mich daran teilnehmen ließ, fühlte es sich wie ein kleiner Sieg an. Letzend hatten Ilea und ich für sie Schneepandabären gebaut. Ich hatte sie gerne fragen wollen, was für eine Bedeutung sie für sie hatten, doch mit persönliche Fragen hielt ich mich noch zurück. Imesha sollte alleine das Tempo bestimmen wie weit sie mich in ihre Welt lassen wollte. Jedenfalls schien sie langsam mit Ilea eine Art Freundschaft zu schließen, was ich als ein positives Zeichen sah. Hingegen war die Freundschaft zwischen Cael und ihr gebrochen. Cael war genauso wie ich außer Haus und sorgte seit einer Woche dafür, dass sie nicht über seinem Weg lief. Er litt und einen solchen tiefen Qual hatte ich nicht mal bei meinem ersten Liebeskummer gespürt. Ich machte mir Sorgen um ihn und wusste ehrlich gesagt nicht wie ich ihn aus diesem Loch rausziehen konnte. Auch Ilea wirkte manchmal niedergeschlagen. Seufzend beugte ich mich über dem Schreibtisch und setzte meine Arbeit fort. Wenn ich weiter so langsam schrieb, würde ich noch nachts daran sitzen. Naja, naher war auch noch der Besuch bei den Hofdamen. Eine von ihnen wurde langsam aufdringlich, ich befürchtete, sie hatte sich in mich verguckt und das konnte zu einem großen Problem werden. Aber mit kluge Schritte würde ich es schaffen aus diesem Dilemma heil rauszukommen. Shin hingegen bereitete mir ein wenig Kopfzerbrechen, denn er schien sich auch verguckt zu haben und zwar in einer der Hofdamen. Und ein jünger Mann, der erst gerade erwachsen wurde, konnte dann dumme Dinge tun, wenn die Gefühle Einem ganz durcheinander machten. Und in dieser Welt war es gefährlich dumme Dinge zu tun. Ich musste endlich mit ihm ein Gespräch führen, denn mittlerweile fühlte ich mich für den Jungen verantwortlich, der besonders von Meister Li als Fußabtreter benutzt wurde. Shin hatte mir vor ein paar Tagen ein Geheimnis anvertraut, nämlich dass er ein "Bastard" einer hochrangigen Person war und seine verstorbene Mutter eine Kitsune. Wer der Vater war, wollte er mir nicht sagen. Es war ihm verboten. Man hatte ihm dafür hier eine Arbeit gegeben, also vermutete ich, dass der Vater hier irgendwo zugegen war. Ich hätte ihm zu gerne die Leviten gelesen. Wie konnte man sein eigenes Kind derart verleugnen und es als Bastard beschimpfen?

Ilea

Die Frau im Spiegel wurde mir jeden Tag fremder und begann zunehmend zu verblassen. Was würde mit ihr geschehen, wenn sie gänzlich verschwand? Ich beugte mich näher zum Spiegel und begann langsam Farben in meinem Gesicht zu tupfen, um die Blässe zu verbergen und gleichzeitig achtete ich darauf, dass die Schminke unauffällig blieb. Niemand sollte es bemerken. Ich hatte genug Anderen Sorgen bereitet, jetzt musste ich es alleine schaffen. Ich richtete mich auf und nahm vorsichtig das Verband um meine Taille ab. Ich sollte Angst bei dem Anblick verspüren, doch ungerührt musterte ich das schwarzes Mal, das über Nacht wieder ein Stück gewachsen war. Es war vor drei Tage erschienen und keiner meiner Salben zeigte Wirkung. „He, Ilea. Wollen wir heute es wieder….“, Roselyn erschien in dem Baderaum und entsetzt starrte sie auf das Mal: „Hast du doch ein Shinki?“ „Nein“, ich legte mir einen frischen Verband um. „Das ist aber das Zeichen einer Verunreinigung. Du du solltest schnell dagegen was unternehmen! Hör zu, ich weiß ihr hatte wohl irgendeinen Streit oder so, aber du solltest Cael davon erzählen“, eindringlich sah sie mich an. „Du wirst Niemand davon erzählen. Ich kümmere mich alleine darum“, ich zog mir den Kimono an. „Aber…“, wollte sie protestieren, doch dann verstummte sie als sie in meinem Gesicht sah und nickte schließlich. Ich verließ den Baderaum. Jeder Schritt war ein Schritt zu viel, mein erschöpfter Körper wollte sich einfach nur hinlegen. Doch ich zwang ihn sich weiterzubewegen. Ich wusste nicht was für eine Krankheit mich heimsuchte, es war als würde etwas meine Energie jeden Tag mehr rauben. Im Haupthaus angekommen begrüßte ich in der Küche lächelnd Otōsan. Ich hatte nie gewusst wie sehr ein Lächeln wehtun konnte, aber ich zeigte es nicht, denn das Recht dazu hatte ich nicht. Ich musste akzeptieren, dass Cael und Mattwei sich von mir abgewandt hatten. Ich hatte sie Beide verletzt. Schaudernd dachte ich an den Wutausbruch von Mattwei, als ich ihm es erzählt hatte und dann wurde ich aus dem Traumwelt verbannt. Seit jene Nacht war eine unüberwindbare Mauer zu der Traumwelt erschienen und auch Cael schien verschwunden zu sein. Hätte ich hin und wieder nicht Ryu gesehen, hätte ich geglaubt, dass sie einfach ohne Abschied abgereist waren. Und es tat so unendlich weh, dass sie mir den Rücken gekehrt hatten. Manchmal wusste ich nicht mehr wie man ohne Schmerz atmete. Nur kleinen Augenblicke wie die gemeinsame Stunden mit Imesha und manchmal auch mit Ryu ließen mich kurz die tiefe Leere in meinem Herz vergessen. Ich griff nach dem Tablett mit dem Tee und Gebäck, dann ging ich die Treppe hoch. Und die Augenblicke ohne ihnen versuchte ich mit der Arbeit im Laden zu füllen oder mit Training im Garten. Ich hatte wieder angefangen die Grundlagen der Selbstverteidigung zu üben, ich muss lernen mich selbst beschützen zu können. Ich durfte keine Last mehr sein. Otōsan unterrichtete mich dabei und brachte mich auf meinem Wunsch dem Kendō ( Schwertkunst ) näher. Hier ging es nicht nur um die Technik und Taktiken des Schwertkampfs, sondern auch um geistige Stärkung. In den letzten Tagen hatte ich auch versucht Roselyn weiterzuhelfen, indem ich nach weitere Erinnerungen von ihr suchte. Aber es kam jedes Mal die Szene im Wald und dann stieß mich die unsichtbare Macht aus der Erinnerung. Es war frustrierend. Ich erreichte das Zimmer von Imesha, wir wollten unseren Pai Sho Spiel fortsetzen. Es war ein faszinierendes Spiel, das viel Geschick verlangte und mein Verstand wurde mal auf eine andere Art beansprucht. Ich verdrängte die dunkle Gefühle und konzentrierte mich auf Imesha. Ich wollte mein Bestes geben, damit es ihr gut ging. „Hallo Imesha, hier ist Ilea. Ich trete ein“, mit einem Lächeln kam ich ins Zimmer: „Ich habe für uns Gebäck mitgebracht. Sobo Makoto hat wieder was Feines gezaubert.“ Ich stellte das Tablett ab: „Und ich habe eine neue Teesorte gewagt. Ich hoffe es ist in Ordnung, dass du die erste Person sein wirst ihn zu kosten. Die Besonderheit in diesem grünen Tee ist die zarte pfeffrige Note gemischt mit blumige Süße. Normalerweise fügt man Pfeffer eher in würzigen Tee hinzu.“


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16.01.2021, 21:07

Cael

Mir war unglaublich warm vom vielen Gesang, der ausgelassenen Stimmung und der stickigen Luft in der Gaststätte. Es stimmte mich zwar zufrieden, wie viel Lob und Anerkennung ich für meine Auftritte bekam, aber jedes Mal suchte ich unbewusst nach einem blonden Schopf in der Menge, nur um bitter enttäuscht zu werden, weil ich mir den ganzen Schlamassel selbst eingebrockt hatte. Egal, wie viel ich sang, wie viel Herzblut ich in meine Musik steckte, es vertrieb den Kummer für ein paar Augenblicke, ehe alles wieder von vorne begann. Hatte ich anfangs Abstand gesucht, um meine Wunden zu lecken, war es nun das schlechte Gewissen, das mich quälte. Nie zuvor war ich ein solch schlechter Freund gewesen. Ich wusste, dass Ilea mehr verdiente als das, was zwischen uns stand und trotzdem... Ich schaffte es einfach nicht. Ich schaffte es nicht ihr in die Augen zu sehen und das frustrierte mich bis in die Knochen. Wieso konnte ich mich nicht entlieben? Dann wären alle Probleme gelöst. Ich hätte sie nie geküsst, ihre Abweisung hätte mir nie das Herz gebrochen und jetzt wäre ich nicht hier, sondern dort. Im Gasthaus. Mit allen anderen. Stattdessen trieb ich mich in fremden Gegenden herum und fühlte mich nach jedem Abend... leer. Nicht einmal der Pflaumenwein half mir, mich besser zu fühlen. Ich trank ihn nur, weil er umsonst war und weil das Brennen in meiner Kehle irgendwie angenehm war. Als würde es für einen kurzen Moment das schmerzhafte Pochen in meiner Brust übertrumpfen. Bloß war das eine Lüge. Alles blieb... hässlich.

Imesha

Als Ilea das Zimmer betrat, erwiderte ich ihren Gruß mit einem freundlichen Lächeln und betrachtete die leckeren Speisen, die sie mitgebracht hatte. Hier wurde ich Tag für Tag mit dem besten Essen verwöhnt. Ihr Vater und ihre Großmutter waren unfassbar talentiert. Mir schmeckte alles, was sie mir vor die Nase stellten und auch der Tee schmeckte mir außerordentlich gut. Ilea wusste, was sie tat. Nur beschäftigte es mich seit einiger Zeit, dass ihre Magie sich zum Schlechten änderte. Einige ihrer hübschen Fäden hatten sich teils dunkler verfärbt. Wie Gift, das sich langsam ausbreitete. Das bereitete mir Sorgen. Obwohl ich mit meinem eigenen Leben hatte brechen wollen, kümmerte ich mich immer noch um das Wohl anderer. Besonders für diejenigen, die mir Gutes taten und das beinhaltete vor allem Ilea. Ich wusste nicht, ob ich sie danach fragen sollte. Jeden Tag trug sie diese Maske der Unbeschwertheit, die ich allzu gut kannte. Unter dieser Maske verbarg sich nämlich großer Schmerz. Manchmal wurde er so groß, dass man daran endgültig zebrach. Dieses Schicksal wollte ich ihr ersparen. Aus eigener Erfahrung wusste ich, dass das nicht der richtige Weg war. Inzwischen war ich zu diesem Schluss gekommen, deshalb würde ich auch Caels Angebot annehmen und den Fluch in Angriff nehmen. Komme, was wolle.
Neugierig griff ich nach der Teetasse, inhalierte den ungewöhnlichen Duft und probierte einen Schluck. Es war tatsächlich neu für mich... diese Kombination, aber es... es schmeckte mir. Ich lächelte zum Zeichen, dass mir diese Sorte gefiel.
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16.01.2021, 21:26

Ryu

"Das ist nicht ordentlich!", schrie mich Gojo-sama mit einem hochrotem Kopf an und wedelte die Schriftolle vor meiner Nase. Da die Tinte noch frisch war, verschmierte sie unter seine Finger. Zurzeit schrie er mich andauernd an und irgendwann würde ich noch einen Hörsturz erleiden. Dann hätte ich zwar für einen Moment Ruhe, aber für immer gehörlos wollte ich doch nicht sein. Augenblicklich musste ich dabei an Ilea denken, denn sie hatte vor Kurzem mir ein anderes "Geheimnis" anvertraut. Ich hätte niemals gedacht, dass sie gehörlos war. Aber das klärte einige Dinge rückblickend, wie zum Beispiel warum sie eher auf die Lippen schaute als in die Augen oder in manche Momente gar nicht reagierte. Dass sie dabei gut sprechen konnte mit klare Stimmklänge lag daran, dass sie erst mit 12 Jahren ihr Gehör verlor. Ich konnte mir nicht vorstellen wie es war in eine Welt voller Stille zu leben. "Hörst du mir überhaupt zu?!", ein paar Speicheltropfen trafen meine Wangen und ich verzog keine einzige Miene, obwohl ich mich innerlich ekelte. "Ich höre Ihnen zu, Gojo-sama. Verzeihen mir meine Nachlässigkeit, ich werde sofort eine neue Schriftrolle anfertigen", verneigte ich mich leicht und mittlerweile widerstrebte es mich immer mehr mich so demütigend verhalten zu müssen. "Und was ist mit dieser Schriftrolle? Meinst du etwa ich scheiße Geld?!", sein Kopf wurde noch dunkler. Beinahe hätte ich gelacht als er ein ordinäres Wort verwendete. "Sie können es von meinem Lohn entziehen. Ich entschädige es natürlich", lächelte ich und innerlich dachte ich grimmig, dass dieser Mann kein armes Schwein war. Sein Kopf bekam wieder normale Farbe, er warf mir noch einen finsteren Blick zu und verschwand Türknallend im Nebenraum.

Ilea

Ihr Lächeln war einer der kleinen Freuden, die ich trotz meines blutendes Herz empfinden konnte. "Das freut mich sehr. Wenn es dir schmeckt, könnte es vielleicht andere Kunden oder Gäste auch schmecken", ich goss mir selber Tee ein und wollte gerade nach der Teeschale greifen, als ein plötzlicher Schwindel ergriff. Meine Hand schwankte unkontrolliert und dabei stieß ich die Teeschale um. "Oh nein!", hastig drückte ich einfach meine Ärmeln auf die Pfütze, damit es nicht sich weiter verbreiten konnte. "Es tut mir leid", entschuldigte ich mich für mein Ungeschick und spürte wie der Stoff sich voll sog. Meine Wangen wurden warm vor Verlegenheit und langsam ließ der Schwindel nach. Mittlerweile kamen sie regelmäßig, sodass ich mich langsam an solche Momente gewöhnte. Ich fiel wenigsten nicht in Ohnmacht.


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16.01.2021, 21:42

Cael

Nachdem ich meinen Magen gestärkt und jegliche Annäherungsversuche der anwesenden Frauen abgewiesen hatte, weil ich keine von ihnen ertrug, verließ ich die Gaststätte und atmete die kalte Luft tief ein. Für so viele Stunden in einem warmen, stickigen Raum eingesperrt zu sein, erschienen mir die Wintertemperaturen genau das Richtige zu sein, um bei Sinnen zu bleiben. Inzwischen kannte ich mich in der großen Stadt ziemlich gut aus, denn meine Füße trugen mich an den unterschiedlichsten Plätzen vorbei, in denen mal mehr oder mal weniger los war. Da gerade später Nachmittag herrschte, waren immer noch einige Leute unterwegs und mir fiel zum wiederholten Male auf, dass mehr Wachen patrouillierten. Offenbar hing das mit Imeshas Tod zusammen. Ryu hatte mir erzählt, wie man sich im Palast das Maul um sie zerriss. Angeblich war es ihre Schuld, dass der Kaiser seit ihrem Tod schlechte Laune hatte und dadurch alle härter schuften mussten. Wie konnten Menschen bloß so eiskalt sein? Mich wunderte es wirklich kein bisschen, wie viele Schatten sich in Valaris herumtrieben. Schatten, die immer verlockender auf mich wirkten. Wenn ich mich richtig mies fühlte, passierte das. Ich geriet aus dem Gleichgewicht, das Licht in mir ließ nach und die dunkle Seite meines Schattenmagier-Gens wurde wach. Ähnlich wie bei Ryu, sollte die dämonische Energie in ihm so stark hochkochen, dass er komplett den Verstand verlor. Den Vier Wasserfällen sei Dank war es nie dazu gekommen. Was mich betraf, bereitete es mir Sorgen, wie mein Widerstand nach und nach schwächer wurde. Ich sollte nicht hinhören. Schatten hatten nichts Schönes zu sagen. Sie suchten sich genau die Schwachpunkte aus, die am meisten schmerzten und lockten einen zu sich. Sie versprachen ein Leben ohne Schmerz und manchmal ertappte ich mich dabei, wie ich mir genau das wünschte. Allerdings würde ich damit gegen all die Werte verstoßen, die man mir anerzogen hatte und keine Frau der Welt sollte mich je in diese Lage versetzen, wo ich das wirklich in Betracht zog. Darum tat ich mein Bestes und ignorierte bestmöglich das dunkle Flüstern.

Imesha

Ich reagierte zu spät. Sie hatte die Teeschale umgestoßen und versuchte nun den Schaden zu reduzieren. Hastig stellte ich meine Tasse ab, um ihr dabei zu helfen und da fiel mir erneut auf, wie blass sie eigentlich war und dass sie irgendwie... schwächer wirkte. Kraftlos. So musste ich ausgesehen haben, als ich nach meinem Selbstmordversuch aufgewacht war. Völlig fehl am Platz. Mit den Gedanken ganz wo anders. Entkräftet und müde. Wenigstens wurde sie vor Verlegenheit noch leicht rot, aber das bereinigte nicht meine Sorge. Manchmal kam ich mir vor, als wäre ich Ruko und sie... ich. Ich wollte ihr helfen, wusste aber nicht wie. Ich konnte mir ja nicht einmal selbst helfen, wieso sollte es bei anderen möglich sein? Trotzdem wagte ich einen Schritt nach vorne, indem ich nach meinem Schreibblock griff, der mit allerlei Sätzen vollgeschrieben war und beschrieb die nächste leere Seite. Dann drehte ich den Block herum und sah sie völlig neutral an.
Es tut mir leid, dass ich das so offen sage, aber... Du machst etwas Schlimmes durch und das sehe ich. Ich bin bestimmt nicht die Einzige, die das sieht. Du musst mir nicht sagen, was los ist, aber du solltest mit jemandem darüber reden. Ohne euch wäre ich nicht hier, ich würde mich nicht wieder einigermaßen normal fühlen. Wenn es dir nicht mehr gut geht, dann solltest du etwas dagegen tun. Geh nicht den selbstzerstörerischen, einsamen Weg wie ich. Er ist es nicht wert.
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749

16.01.2021, 22:05

Ryu

Endlich kam Shin und noch nie kam mir der Besuch bei den Hofdamen verlockend vor. Lieber ertrug ich ihr sinnloses Gegacker und die parfümierte Luft, als den überlaunigen Gojo-sama. Niemals hätte ich gedacht, dass ich lieber in einem Saal voller künstliche Frauen sein wollte. Shin erzählte mir von seinem Tag und es gab keinen Moment, wo ich ihn wegen seiner Verliebtheit ansprechen konnte, denn überall waren die Wachposten. Wenn sie mit einem falschen Fuß aufgestanden waren und hörten, was ich zu dem Jungen sagte, würden sie ihn vielleicht vor die Tür setzen oder Schlimmeres. "Du solltest einmal beim Gasthaus vorbeikommen", kam mir die Idee: "Dann lade ich dich zu dem besten Ramen der Welt ein." Shin sah mich erfreut an und bedankte sich bei mir den ganzen restlichen Weg. Dieser Junge bekam zu wenig Zuwendung. Nach dem Umziehen betraten wir den Saal und schon verlangten die Hofdamen nach unsere Aufmerksamkeit. Shin sollte wie immer sein Instrument spielen, während ich meine Geschichten zum Besten gab.

Ilea

Imesha schrieb etwas auf dem Block und als ich die Worte las, zuckte ich ertappt zusammen. "Macht dir keine Sorgen", beeilte ich mich es zu sagen: "Ich komme schon zurecht." Sie sollte sich nicht für mich verantwortlich fühlen, immerhin musste sie sich selbst erholen und das ging nicht, wenn sie sich Sorgen um Andere machte. Dann legte ich beruhigend eine Hand auf ihrem Arm: "Danke für deine Fürsorge, mir wird bestimmt bald wieder besser gehen. Ich brauche einfach nur Zeit." Nein, es war nicht die Zeit, das ich brauchte. In den gleichen Moment hatte ich die Lüge erkannt und es fühlte sich nicht gut an. Es war nicht meine Art zu lügen. Es stimmte, dass ich manchmal Dinge verschwieg, um Andere zu beschützen oder ihnen keine Last zu sein. Dass ich sagte mir ginge es gut, obwohl es eigentlich anders in mir aussah. "In den letzten Monaten ist Einiges geschehen, die unter Anderen mich betrafen und ich möchte nicht wieder der Grund für Sorgen und Kummer sein. Ich möchte keine Last werden. Otōsan und Sobo Makoto haben meinetwegen schon viel durchmachen müssen. Deswegen versuche ich alleine in meinem Durcheinander zurechtzukommen", gestand ich ihr und senkte den Blick: "Ich muss doch in der Lage sein mich selbst beschützen zu können."


750

16.01.2021, 22:25

Cael

Ich stapfte durch den hohen Schnee Richtung Brunnenplatz. So nannte ich den Ort im Armenviertel, wo Ilea und ich vor einer gefühlten Ewigkeit eine Orange geteilt und gegessen hatten. Eigentlich sollte ich Orte meiden, die mich an sie erinnerten, aber es war unmöglich. Selbst wenn ich in einer völlig fremden Umgebung landete, würde ich etwas finden und sofort an sie denken. Es war, als hätte ich mir meinen eigenen Fluch erschaffen. Er verfolgte mich überallhin. Bis in meine Träume hinein. In den letzten anderthalb Wochen hatte ich nur einmal diesen merkwürdigen Traum erlebt, wo ich vor verschlossener Hütte stand, hineinspähte und Ilea darin schlafend vorfand. Nur diesmal war das Bett leer gewesen und das hatte mich dermaßen traurig gemacht, dass mein Unterbewusstsein wohl beschlossen hatte nie wieder hinzugehen. Was mir natürlich recht war. Trotzdem beschäftigte es mich manchmal.
Mit einem schweren Seufzen setzte ich mich auf den steinernen Rand des Brunnens, nachdem ich den Großteil des Schnees mit bloßer Hand weggewischt hatte. Das änderte zwar nichts daran, dass mein Hintern prompt gefror, aber mir war das egal. Ich kam nur aus einem Grund hierher: um weiterzusingen. Diesmal nicht für die Menschen, auch wenn einige von ihnen von meiner Musik angelockt wurden, sondern es ging mir um die Geister, die ich noch retten konnte. Mittels meiner Musik war es mir möglich ihre Kernerinnerungen zu wecken. Meistens handelte es sich dabei um den Verlust einer wichtigen Person. Oder um Dinge, die sie bereuten getan zu haben. Sie lauschten dann meinem Gesang, näherten sich mir meistens etwas zögerlich, aber mit der Hilfe von Ivoli gelang es mir ein paar der verlorenen Seelen auf den rechten Weg zu schicken. Ich musste nicht immer in die Geisterwelt reisen, um ihnen zu helfen. Manchmal reichte allein die Musik, weil sie über alle Grenzen hinweg jeden erreichte. Das hatte ich vor einiger Zeit Ilea beibringen wollen, aber das... das konnte ich nicht mehr tun.

Imesha

Uns beiden wurde ihre Lüge bewusst. Nicht nur ihr selbst. Sie sagte genau das, was ich mir selbst vor einiger Zeit gesagt hatte. Dass es mir schon bald besser gehen würde. Dass ich schon Schlimmeres überlebt hatte. Dass ich stärker als die Gerüchte war. Dass ich auf eigenen Beinen stehen konnte und keine Hilfe benötigte. Alles Lügen. Wunschdenken. Ich konnte natürlich verstehen, dass sie niemandem zur Last fallen wollte, aber man konnte sich nicht vor alles und jedem beschützen. Dass ich überhaupt hier war, wunderte mich immer noch jeden Tag. Manchmal glaubte ich, dass ich mir das alles bloß vorstellte. Dass das ein zufälliger Ort im Nachleben war. Nur fühlte sich alles viel zu real an. Wie der Schreibblock in meinen Händen, als ich ihn erneut dazu benutzte, um mit ihr zu kommunizieren.
Diesmal lächelte ich traurig. Im Armenviertel habe ich gesehen, wie stark der Zusammenhalt in Familien ist. Ohne die Zuwendung würden viele aufgeben. Man beschützt sich gegenseitig. Man wärmt sich in den kältesten Winternächten. Du hast Familie, du hast Freunde. Damit besitzt du mehr als viele andere. Nutze das. Warum allein kämpfen, wenn es Hände gibt, die nach dir greifen möchten, um zu helfen? Warum sonst bin ich hier? Nicht weil ich es aus eigener Kraft geschafft habe, sondern weil man mir geholfen hat. Und ehrlich gesagt... verspüre ich von Tag zu Tag mehr Dankbarkeit.
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16.01.2021, 22:43

Ryu

Endlich hatte ich Feierabend, die Tage hier auf dem Palasthof waren länger geworden. Als Spion hatte ich mich bislang nicht gut gemacht, all die Informationen, die ich gesammelt hatte, hatte Cael und mir nur einen Überblick verschaffen. Aber es gab uns keine Lösungen. Der Kaiser blieb unnahbar und über ihn wird kaum gesprochen, als könnte jedes falsches Wort sofort den Tod bedeuten. Ich verabschiedete mich von Shin und ließ den Palast hinter mir. An einem Geschäft im wohlerhabenes Viertel blieb ich stehen. Ich hatte eine Tonfigur in Form eines Riesensalamanders entdeckt und musste sofort an das Gespräch mit Imesha denken, als wir uns über diese Tierart unterhalten hatten. Spontan trat ich ein und kaufte es. Dann machte ich mich auf dem Heimweg.

Ilea

Tief in mir drinnen wusste ich, dass sie Recht hatte. Ich hätte Jemanden genau die gleiche Worte gesagt, wäre Dieser in meine Lage gewesen. Doch fühlte man selbst diese Dinge, war es schwer sich zu öffnen ohne sich gleich schwach vorzukommen. Bei dem Wort Freunde spürte ich wie mein Hals enger wurde, denn ich musste sofort an Cael denken und da war er wieder. Dieser Schmerz, der mir das Atem nahm. "Wir sind uns wirklich ähnlich", meine Stimmbänder zitterten. Tief atmete ich ein und richtete mich ein wenig auf. "Imesha, es wäre schön, wenn wir eines Tages Freunde werden", sagte ich ehrlich und deutete auf ihr Block: "Es gibt eine weitere Gemeinsamkeit. Du benutzt deine Stimme nicht und ich benutze meine Ohren nicht. Ich kann nicht hören. Aber wir Beide haben einen Weg gefunden zu kommunizieren."


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16.01.2021, 23:04

Cael

Erschöpft und mit starren Fingern ließ ich die Gitarre sinken. Die Kälte machte es mir beinahe unmöglich ein ganzes Lied durchzuspielen. Ich musste mich wirklich anstrengen, um meine Hände warm zu halten, aber letztendlich gab ich es auf und schob sie in meine Manteltaschen. Es wäre nicht hilfreich meine Finger wegen Frostbeulen zu verlieren. Irgendwie war es in den letzten Tagen noch kälter geworden und das fand ich ziemlich ironisch, weil es perfekt zu meiner Stimmung passte. Gleichzeitig zwang mich das Wetter dazu früher ins Gasthaus zurückzukehren, weil ich mich natürlich lieber im Warmen aufhielt. Einerseits hoffte ich, dass ich dadurch Ilea nicht über den Weg lief, andererseits wollte ich genau das tun. Der Teil in mir, der sich wohl gerne selbst Schmerzen zufügte, wollte sie sehen und in die Arme schließen. Sie um Verzeihung bitten, weil ich kein guter Freund war und es mir leid tat, dass meine Gefühle für sie dieses Chaos angerichtet hatten. Würde das aber irgendetwas ändern?

Imesha

Sie erkannte dasselbe wie ich und obwohl sie innerlich litt und ich mich immer noch zerrissen fühlte, musste ich leicht lächeln. In dunklen Zeiten jemanden zu finden, der einen verstand, war sehr kostbar. So war es mir damals mit Sumire und Motaro ergangen. Ruko natürlich auch, immerhin hatte er mich quasi aufwachsen sehen, aber ich dachte ungern an ihn, weil ich mir dann immer vorstellen musste, wie er wohl mein Verschwinden verarbeitete. Ich wollte nicht wissen, wie viel Kummer gerade in seinem Herzen wohnte. Das bereute ich am meisten an meiner Entscheidung. Dass ich ihn alleingelassen hatte.
Als Ilea das Thema Freundschaft erwähnte, senkte ich den Blick, denn trotz allem war ich mir in diesem Gebiet sehr unsicher. Ich wollte nicht verletzt werden. Mich nicht auf jemanden einlassen, der mir dann gewaltsam entrissen wurde. Nur musste ich diese Hürde irgendwie überwinden und das tat ich mit folgenden geschriebenen Worten: Das stimmt nicht ganz. Ich kann sprechen, aber ich tue es nicht. Meine Worte haben nie etwas bewirkt, also habe ich aufgehört an die Kraft meiner Stimme zu glauben. Selten überkommt es mich zu reden, aber ich habe beschlossen den Fluch zu brechen, um mich dadurch hoffentlich... zu befreien. Wirst du mir dabei helfen? Ich weiß, dass Cael derjenige ist, der sich mit Flüchen auskennt, aber es würde mir helfen dich ebenfalls an meiner Seite zu haben.
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16.01.2021, 23:18

Ryu

Kaum kam das Gastaus in Sichtfeld, beeilte ich mich in das warmen Inneren zu gelangen. In den letzten Tagen war es besonders kalt geworden, dass selbst die Nasen zu Eiszapfen gefrieren konnten. "Hallo, Gawain", rief ich und wechselte die Schuhen. Mittlerweile hatte ich mich an die Hausschuhen gewöhnt und fand es nicht mehr seltsam. "Hallo Ryu", rief Gawain zurück und ich musste lächeln. "Ah, da ist der erste Bursche", Makoto kam aus der Küche mit einem Kochlöffel: "Los, probier mal. Ich dachte ich mache eine neue Füllung für die Mochis. Die mag dein Freund doch gerne und er wirkt, als bräuchte er ein wenig Trost." Gehorsam beugte ich mich zu dem Löffel und kostete von der neue Füllung. Sie war süß, ein wenig fruchtig und auch würzig. Sie schmeckte mir persönlich besser als diese süße Bohnenfüllung. "Das wird ihm schmecken", versicherte ich ihr. Anscheinend war ihnen nicht entgangen, dass Cael nicht auf dem Höhepunkt war. Wobei das war auch schwer zu übersehen. "Und für dich gibt es Dampfbrötchen", zwinkerte sie mir zu. "Du bist die Beste. Ich würde dich am Liebsten heiraten", grinste ich schief. Makoto errötete sich und klopfte mir auf die Schulter: "Du bist ein Charmeur. Aber tändle nicht mit einer alte Dame, suche dir ein hübsche Mädchen in voller Blüte aus."

Ilea

Das war der Grund warum sie aufgehört hatte zu sprechen. Dass sie sprechen konnte, wusste ich, denn sie hatte letztes mal in einem schlechten Zustand ein paar Worte gesagt. Wobei es hätte auch lautlose Worte sein können. Bei Caels Namen zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Ich wusste nicht, ob ich stark genug war in seiner Nähe zu sein, wo er mir fern geworden war. Ich hatte ein paar Mal vor seinem Zimmer gestanden bis ich begriff, dass er einen Weg gefunden hatte mir auszuweichen. Seit jenem Abend waren wir uns nicht mehr begegnet und ich wusste nicht was passieren würde, wenn wir uns wieder sahen. Aber Imesha wollte den Fluch brechen und das war ein großer Fortschritt. Ich konnte ihr nicht die Bitte abschlagen, das würde mich zu eine schlechte Freundin machen. "Ich werde an deiner Seite sein", versicherte ich es ihr.


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16.01.2021, 23:36

Cael

Je näher ich dem Gasthaus kam, desto enger zog sich mein Herz zusammen. Ich hatte wirklich geglaubt, es würde irgendwann aufhören empfindsam zu sein, aber da hatte ich mich gewaltig geirrt. Niedergeschlagen drückte ich die Tür auf und entkrampfte erstmal meine Schultern, die vom vielen Spielen auf meiner Gitarre ganz verspannt waren. Die Kälte trug auch ihren Teil dazu bei, deshalb beschloss ich gleich ein warmes Bad zu nehmen. Hunger hatte ich keinen, da ich bereits etwas zu mir genommen hatte. Nach dem Bad würde ich sowieso direkt in mein Zimmer gehen und mich weiter selbst bemitleiden. Egal wie oft ich versuchte meinen Hintern aus dem Dreck zu ziehen, ich fiel direkt wieder hinein, tiefer als zuvor und bekam es schlichtweg nicht hin aus eigener Kraft aufzustehen.
Als ich den Speisesaal betrat, hörte ich Stimmen hinter der Theke und entdeckte Ryu mit Makoto. Ilea war nicht zu sehen. Gut. Schlecht... verdammt. >Guten Abend, euch beiden. Falls mich jemand sucht, ich bin im Baderaum.< teilte ich ihnen mit, während ich schon die Treppenstufen nach oben nahm.

Imesha

Wieder sah ich den Schmerz über ihr Gesicht huschen und ich ahnte, dass es mit Cael zusammenhing. Sobald sie über den Namen stolperte, veränderte sich ihr ganzes Wesen und das warf die Frage auf, was zwischen ihnen vorgefallen war, dass sie sich voneinander distanziert hatten. Es war schade, wie Menschen sich ihr Leben verkomplizierten, bis sie sich so weit aus den Augen verloren, dass es kein Zurück mehr gab. Ich wünschte, ich könnte Ruko wissen lassen, dass ich noch am Leben war und dass ich einen weiteren Versuch wagen würde, um dieses Mal zu überleben, anstatt einfach aufzugeben. Er hatte mir oft genug angeboten mit ihm gemeinsam das Weite zu suchen und ich hatte ihn im Stich gelassen. Im Nachhinein wurde einem erst richtig bewusst, wie klein und unbedeutend die eigenen Probleme waren, wenn man dadurch die Menschen zurückließ, die immer für einen da waren. Da ich aber ihre Gründe nicht kannte, mischte ich mich nicht ein. Ich wollte nur nicht allein sein, wenn es ernst wurde.
Danke. Das weiß ich sehr zu schätzen! Wenn du möchtest, können wir unser Spiel fortsetzen und dann würde ich dich bitten Cael zu mir zu schicken. Ich habe noch ein paar Fragen an ihn, bevor ich mich gänzlich darauf einlasse.
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16.01.2021, 23:49

Ryu

Ein kalter Luftzug wehte herein und ich hörte das Glöckchen bimmeln. Ich drehte mich um und entdeckte meinen beste Freund. Er sah wieder hundsmiserabel aus und ich würde ihm noch diese Woche geben, dann war es Zeit ihn aus dem Schlammloch zu ziehen, so wie meine Familie und Freunde es auch getan hatten. "Es gibt naher für dich Mochis", rief Makoto ihm nach und sah mich kopfschüttelnd an: "Ihr jungen Menschen macht euch viel zu viele Probleme und erkennt das Offensichtliche nicht." Sie ließ mich stehen und fragend sah ich ihr nach, weil ich diese Botschaft nicht verstanden hatte. Seufzend ging ich nach oben ins Zimmer: "Egon, bist du hier?" Ich nahm ein gurrendes Geräusch aus meinem Kopfkissen und er kroch hervor. "Du verwandelst dich in einem Faulpelz", stellte ich schmunzelnd fest. Dabei sparte er einfach nur seine Energie, es war immerhin tiefsten Winter und er war ansonsten nur an Hitze gewöhnt.

Ilea

In meinem Herz wurde es noch schwerer, als sie mich darum bat Cael zu informieren. Ob Ryu schon da war? Ich könnte dann ihm diese Bitte vortragen und er könnte sie weiter an Cael reichen. Denn ich glaubte nicht, dass ich genug Kraft hatte ihn alleine anzutreffen. Verständnisvoll nickte ich und antwortete mit einem leichten Lächeln: "Dann lass uns spielen." Wir setzten uns an dem Tisch und ich wusste, dass ich wieder das Spiel verlieren würde. Doch das störte mich nicht, denn ich lernte viel von diesem Spiel. Zum Beispiel brachte das Spiel mich dazu anders zu denken, neue Lösungen zu finden und aus Fehlern zu lernen, die mich ins Aus geführt hatten. Ich nahm dieses Wissen mit, da es mir im echten Leben bestimmt weiterhelfen konnte.


756

17.01.2021, 00:03

Cael

Das lauwarme Wasser tat echt gut. Mir war nicht mehr so kalt und meine Muskeln konnten sich endlich entspannen. Ich stieß ein tiefes Seufzen aus, legte den Kopf zurück und schloss die Augen. Versuchte an nichts zu denken. Stattdessen lauschte ich nur dem leisen Plätschern des Wassers und wünschte, hier gäbe es einen Wasserfall in der Nähe. Aufgewachsen an einem Ort, wo es viele von ihnen gab, vermisste ich das laute Rauschen. Die Wildheit des Wassers. Es hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Es erinnerte mich an mein Zuhause. Ein Stich durchfuhr mein Herz, als die Gesichter meiner Familie vor meinem geistigen Auge aufblitzten. Wie sie lachten, wie wir Zeit miteinander verbrachten. Ich rieb mir mit der Hand über die Brust, als könnte ich dadurch den Schmerz lindern. Leider ohne Erfolg.

Imesha

Obwohl Ilea bisher kein einziges Mal gewonnen hatte, konnte ich gut mit ihr spielen, denn sie war keine schlechte Verliererin. Sie lernte ziemlich schnell dazu, versuchte neue Strategien aus. Das wiederum forderte mich heraus und es bereitete mir Vergnügen ihr Neues beizubringen. Außerdem verging die Zeit sehr schnell. Sie zog sich nicht in die Länge, wie wenn ich mit meinen Gedanken allein war.
Schließlich gewann ich auch diese Runde und mit einem Lächeln hielt ich den Block hoch. Du wirst immer besser! Nur weiter so! Nächstes Mal zeige ich dir ein paar andere Strategien, die du anwenden kannst, um dich aus einer Zwickmühle zu befreien.
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17.01.2021, 00:16

Ryu

Ich kraulte mit einem Finger sein Bauch, was er gerne mochte. Manchmal wirkte er wie ein Hund, der in einem falschen Körper geboren war. Seine Artgenossen waren da weniger speziell. Aber das machte Egon nur noch besonders. Schließlich zog ich mich um und verließ das Zimmer wieder. Ich hatte Appetit auf Dampfbrötchen bekommen. Kurz wanderten meine Augen zur Imeshas Tür, ich würde sie naher vor der geschlossene Tür Gute Nacht wünschen, wie ich es seit ein paar Tage tat. Unten waren nur Gawain und Makoto. Cael schien immer noch im Baderaum zu sein und wo Ilea war, wusste ich nicht. Makoto stellte mir eine Schüssel mit Ramen und eine weitere Schüssel mit den Dampfbrötchen. "Das sieht wie immer himmlisch aus", lächelte ich.

Ilea

Verlegen lächelte ich bei ihrem Lob und strich eine Haarsträhne hinter meinem Ohr: "Danke, aber ohne deine Anleitung hätte ich niemals solche Fortschritte gemacht. Du bist ein wundervoller Sensei und ich freue mich schon auf das nächstes Spiel." Das tat ich wirklich, dieses Spiel gehörte zu den wenigen Augenblicke, wo ich Freude empfand und einen Moment meinen Kummer vergessen konnte. "Ich gehe jetzt Cael holen", mein Herz begann schneller zu schlagen und zog sich gleichzeitig zusammen: "Bis gleich." Ich erhob mich und mit jedem Schritt wurde ich langsamer je näher ich dem Zimmer der Männer kam. Ryu müsste jetzt schon da sein und vermutlich war Cael noch immer außer Haus. Er kam immer erst, wenn ich Abends im Wohntrakt war. Vor dem Shoji blieb ich stehen: "Ryu bist du da?" Und stockend fügte ich hinzu: "...oder bist du da....Cael?"


758

17.01.2021, 00:32

Cael

Irgendwann wurde ich träge genug, dass ich beinahe einschlief. Da dies aber kein guter Ort war, um das zu tun, stieg ich aus dem Wasser und trocknete mich gründlich ab, nur um dann festzustellen, dass ich meine Wechselkleidung vergessen hatte. In letzter Zeit vergaß ich oft Kleinigkeiten, darum überraschte mich das nicht. Der Baderaum war von meinem Zimmer nicht weit entfernt. Ein Katzensprung. Ich band bloß das Handtuch um meine Hüfte, warf mir die Kleidung von heute über die Schulter und verließ daraufhin den Raum. Ivoli flog schon mal voraus, aber er warnte mich nicht vor, als ich völlig unerwartet Ilea im Flur antraf. Sie stand vor der Tür. Suchte sie Ryu? Oder mich? Ehrlich gesagt, wollte ich das gar nicht wissen. Was sie betraf, war ich extrem vorsichtig geworden.
Trotzdem traf mich ihre Erscheinung wie ein Schlag. Zum einen, weil ich sie immer noch unglaublich schön fand, zum anderen, weil mein Herz unbeholfen stolperte, hinfiel und sich neue Wunden zulegte. Wie ein Kind, das nicht mehr richtig laufen konnte. Ich schluckte den plötzlichen Kloß in meinem Hals hinunter und fasste mir an den Nacken. >Brauchst du Hilfe?< Etwas Anderes fiel mir wirklich nicht ein.

Imesha

Ich nickte zum Abschied und hoffte, dass Cael schon im Haus war. In letzter Zeit kam er ziemlich spät zurück, aber vielleicht hatte ich Glück und er fand kurz Zeit für mich, damit wir über den Fluch "sprechen" konnten. Es gab einige Dinge, die ich ihm noch sagen wollte, bevor wir loslegten und von denen nur Ilea Bescheid wusste. Weder ihm noch Ryu hatte ich gesagt, dass ich eine Jägerin war. Ich vermutete zwar, dass das keine große Rolle für sie spielte, dennoch war ich besonders Ryu oftmals als Jägerin begegnet und ich wusste nicht, wie er das aufnehmen würde. Würde es ihn stören? Unsere erste Begegnung hätte dann nicht im Palast stattgefunden, sondern hier in diesem Haus. In seinem Zimmer. Schon faszinierend, wie das Leben so spielte. Hier war ich auf diese Menschen zum ersten Mal gestoßen und dann hatten sie mich vor dem sicheren Tod bewahrt.
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759

17.01.2021, 00:49

Ryu

Immer wieder linste ich zu der Treppe in der Hoffnung mein bester Freund würde bald herunterkommen. Er ließ öfters die Abendmahlzeit aus und auf die Dauer war es für den Körper nicht gut. Wenn er nicht mehr runterkam, würde ich ihm Essen hochbringen und ihn dazu zwingen zu essen. Ich aß den köstlichen Ramen schnell auf, nur um endlich nach den Dampfbrötchen zu greifen. Währenddessen unterhielt ich mich gemütlich mit Makoto. Sie erzählte mir etwas aus ihrem Leben. Wo die Familie früher gelebt hatten und wie die Zeit ohne die Herrschaft des Kaisers ausgesehen hatte. Für sie musste es besonders schrecklich gewesen sein zuzusehen wie Valaris sich veränderte.

Ilea

Plötzlich erschien Ivoli und mein Herz setzte einen Moment aus. Langsam drehte ich mich um, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Es war Cael. Meine Augen weiteten sich als ich ihn halbnackt dastehen sah und errötend senkte ich leicht den Kopf. Mein Herz schlug schnell und gleichzeitig tat es dort weh. Ich hatte das Gefühl nicht mehr atmen zu können und meine Kehle wurde eng. "I-imesha s-sucht dich", es fiel mir unglaublich schwer die Worte zu formen und nervös verschränkte ich meine Hände ineinander. "Sie....sie ist bereit, aber....möchte vorher mit dir reden", presste ich die nächsten Worte hervor. Selbst meine Kehle schmerzte. Dann verneigte ich mich rasch vor ihm: "Tut mir leid, dass ich dich gestört habe." Meine Nase begann verdächtigt zu kribbeln und ich blinzelte, um das Brennen meiner Augen zu unterdrücken. Ich hielt den Blick gesenkt, als ich mit hängende Schultern an ihm vorbeiging. Zu Einem weil es mich schmerzte ihn zu sehen und zum Anderen weil er spärlich bekleidet war. Das machte mich ganz befangen.


Gehe offline, gute Nacht :)


760

17.01.2021, 01:12

Cael

Zuerst dachte ich, sie würde ihren Kopf senken, um mich nicht ansehen zu müssen, doch dann registrierte ich mein eigenes Auftreten und verstand. Es gehörte sich nicht halbnackt vor ihr zu stehen, wenn wir kein Paar waren. Nur waren wir eben versehentlich in dieser Situation gelandet, da konnte ich auch nichts daran ändern. Sie erzählte mir, dass Imesha bereit sei und ein Gespräch mit mir führen wolle, bevor es richtig losging. Damit hatte ich schon gerechnet. Auch ich war bereit für diesen wichtigen Schritt. Mir waren viele Dinge eingefallen, die mir Onkel Akela beigebracht hatte, also wollte ich sie zum Besten nutzen.
Das Einzige, was mich an dieser sehr kurzen Unterhaltung störte, war, dass sie annahm, sie würde mich stören. Da ging ich ihr dauernd aus dem Weg und das war das Resultat. Aus einem Impuls heraus wollte meine Hand nach ihr greifen, als sie an mir vorbeiging, doch ich ließ sie mitten in der Luft hängen und ballte sie zur Faust. Wenn ich sie aufgehalten hätte, was dann? Hätte ich etwas gesagt? Wohl kaum. Es war besser, wenn ich mich auf jemanden konzentrierte, bei dem mir nicht ständig das Herz entzwei brach. Imesha wollte den Fluch brechen? Gut. Das würde ich als Nächstes in Angriff nehmen.

Imesha

Es waren noch einige Köstlichkeiten übrig, die ich genussvoll verspeiste, ehe ich dann das Pai Sho Brett wegräumte. Anschließend trat ich ans Fenster und obwohl schon später Abend herrschte, konnte ich dennoch die Konturen des Schneepandas erkennen. Der Schnee glänzte leicht. Ich stellte mir vor, wie Sumire sich ihn anschaute. Wie sie ihn umrundete, lachte und mir mehr Fragen zu ihm stellte. Neugierig wie immer. Leider verblasste das Bild sehr schnell und statt ihrem Gesicht sah ich das meine in der Reflexion des Fensters.
Seufzend wandte ich mich ab und wollte mich auf die Schlafmatte setzen, als Caels Stimme erklang. Ich öffnete ihm den Shoji und bemerkte die Feuchtigkeit in seinem Haar. Er hatte sich wohl frischgemacht und doch wirkte er alles andere als erfrischt. Ihn umgab dieselbe Schwere wie es bei Ilea der Fall war, nur waren seine Fäden nicht vergiftet. >Wenn ich es richtig verstanden habe, bist du bereit den Fluch zu brechen.< sagte er ernst, während ich den Shoji hinter ihm schloss. Er nahm auf dem Boden vor dem Tisch Platz und faltete die Hände im Schoß zusammen. Ich tat es ihm gleich. Dann nickte ich.
Ich möchte mehr darüber erfahren, wie du diesen Fluch brechen willst. Wie läuft das ab? Muss ich etwas tun? Was könnte im schlimmsten Fall passieren?

Gute Nacht *_*
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